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information & kunst<br />
Žarko Aleksić:<br />
Künstlerische Simulation des Denkens<br />
BEWUSSTSEIN ALS KÜNSTLERISCHES MEDIUM<br />
Dipl.-Ing. Alexander Ristic<br />
Kunst & Industrie Journalist<br />
Žarko Aleksić, Kunststudent an der<br />
Akademie der bildenden Künste<br />
in Wien – Meisterklasse bei Professor<br />
Martin Guttmann – ist ein<br />
dynamischer und bereichsübergreifender<br />
Kunstvirtuose.<br />
Im Zeitalter des kognitiven Kapitalismus<br />
und ausgehend von der Idee, dass künstliche<br />
Intelligenz und virtuelle Realität<br />
in unser Leben eingreifen, untersucht<br />
Aleksić Strukturen und Aspekte des<br />
Bewusstseins wie Subjektivität, Realität<br />
und Transformation. Seine, wie er es bezeichnet,<br />
„privilegierte epistemologische<br />
Position“ erlaubt es ihm, sich der Frage<br />
„Wie ist es als Künstler Žarko Aleksić<br />
hier und heute zu sein?“ mittels der<br />
Untersuchung zweier sich gegenseitig<br />
aufhebender, pathologischer Paradoxien<br />
zu widmen.<br />
Glauben als eine Art von Solipsismus<br />
- es ist unmöglich,<br />
Gewissheit über eine Realität<br />
außerhalb des eigenen<br />
Bewusstseins zu erlangen -<br />
und unser Drang anderen<br />
Menschen unsere unterschiedlichen<br />
Denkmuster<br />
aufzuerlegen.<br />
KOGNITIVE KONZEPT-<br />
KUNST<br />
Die Neurowissenschaft, die<br />
Wissenschaft von unserem Gehirn<br />
und seiner Funktionsweise ist<br />
sehr jung. Diese neue Wissenschaft hat<br />
in unserem Jahrzehnt eine unglaubliche<br />
Wichtigkeit erlangt und wir versuchen<br />
durch sie zu verstehen wie wir als Menschen<br />
funktionieren und warum wir uns so<br />
und nicht anders verhalten.<br />
Žarko Aleksić, geboren 1985 in Knjaževac,<br />
Serbien, hat Philosophie in Belgrad absolviert<br />
und beschäftigt sich in Wien mit der<br />
Analyse des menschlichen Gehirns, als einer<br />
wichtigen Schaltzentrale, einer Oberfläche,<br />
auf der immer mehrere Möglichkeiten kognitiv<br />
zusammenkommen und sich vernetzen<br />
und überlagern. Kritische Aspekte zeigt er<br />
in seiner Performance im Wien Museum, die<br />
auf die emanzipatorischen Potenziale der<br />
Neuroplastizität eingeht.<br />
Simulakrum (Abbild, Traumbild, trügerischer<br />
Schein) der Demokratie, Simulakrum der<br />
sozialen Mobilität, Simulakrum eines komfortablen<br />
Lebens, Simulakrum der Gerechtigkeit.<br />
Alles wichtige Begriffe unserer heutigen<br />
Welt.<br />
Žarko Aleksić wirkt wie ein virtueller Schüler<br />
von Marcel Duchamp, einem französischamerikanischen<br />
Maler und Objektkünstler. Er<br />
ist ein genialer Regisseur des Lebens und der<br />
heutigen Denkmuster. Er zeigt uns auf, dass<br />
wir zu einer Gesellschaft für die Reproduktion<br />
der Erscheinung und unserer Gedanken<br />
werden. Er sucht immer nach einem kognitiven<br />
Umsturz – dem modernen Denken.<br />
Eine gelungene Ausstellung seiner neuesten<br />
Arbeiten im Wien Museum. Wir können uns<br />
schon jetzt auf seine nächste Ausstellung<br />
freuen.<br />
Fotos: © DI Ristic<br />
8 | <strong>JUNI</strong> <strong>2019</strong>