Berliner Kurier 11.06.2019
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BERLIN<br />
Akrobat schön<br />
Die Abschlussklasse<br />
der Artistenschule<br />
SEITE 10<br />
BERLINER KURIER, Dienstag, 11. Juni 2019<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Christophe<br />
Knoch,<br />
51 Jahrealt,<br />
ist ein Türöffner<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: Illy<br />
Christophe Knoch will<br />
einen stillen Ort für die<br />
<strong>Berliner</strong> öffnen. Es geht um<br />
das Flughafengebäude von<br />
Tempelhof, das größte Baudenkmal<br />
Europas. „Alle reden<br />
über das Tempelhofer<br />
Feld, aber das Flughafengebäude<br />
schottet sich ab“,<br />
sagt Christophe Knoch. Er<br />
ist Sprecher einer Initiaitive<br />
von jungen Bürgern und<br />
Anwohnern, die eine gemeinnützige<br />
Nutzung von<br />
Teilen des riesigen Gebäudekomplexes<br />
fordern:<br />
Kunst und Handwerk sollen<br />
dort Platz haben, Nachbarschaftstreffen<br />
sollen<br />
möglich sein, selbst Raum<br />
für Freizeitsportler soll es<br />
dort geben. Tatsächlich stehen<br />
heute ungefähr 70 Prozent<br />
der Nutzfläche leer,<br />
größter Mieter ist die<br />
Polizei. Die Initiative ist<br />
jetzt zunächst einmal in das<br />
Torhaus des Komplexes am<br />
Columbiadamm gezogen,<br />
entwickelt dort Zukunftspläne<br />
für das Flughafengebäude.<br />
Knoch trägt die<br />
Initiative mit seinem<br />
Verein Micamoca. Der<br />
Jurist und Künstler kennt<br />
Herausforderungen: Als<br />
letzter Assistent des Theaterregisseurs<br />
Christoph<br />
Schlingensief (+49) wurde<br />
ihm nach dessen Tod 2010<br />
zunächst die Aufgabe übertragen,<br />
ein Operndorf im<br />
afrikanischen Burkina Faso<br />
zu bauen.<br />
MAK<br />
Der Verband Haus &<br />
Grund rät Vermietern,<br />
bis zum 17.Juni<br />
die Miete anzuheben<br />
–umden Mietendeckel<br />
auszutricksen.<br />
Und zählt<br />
die Zeit,die bleibt.<br />
Der Countdown für<br />
den Mietenschock<br />
Eigentümerverband ruft zu schnellen Erhöhungen auf<br />
Von<br />
ULRICH PAUL<br />
Berlin – In der Debatte um<br />
den Mietendeckel greift der<br />
Eigentümerverband Haus &<br />
Grund zu einer drastischen<br />
Maßnahme. Er ruft die Vermieter<br />
der Stadt dazu auf,<br />
noch kurz vor dem 18. Juni<br />
die Miete anzuheben. Denn<br />
an dem Tag will der Senat<br />
den Deckel beschließen.<br />
„Erhöhen Sie unbedingt bis<br />
zum 17. Juni die Miete!“,<br />
schreibt Haus &Grund Berlin<br />
auf seiner Internetseite –und<br />
führt die Tage, Stunden, Minuten<br />
und Sekunden, die den Vermietern<br />
dafür noch verbleiben,<br />
in einem Countdown auf. Nach<br />
dem 17. Juni werde die Miete<br />
in Berlin womöglich „für lange<br />
Zeit“ nicht mehr angehoben<br />
werden können.<br />
Der Anlass: Mit dem Mietendeckel<br />
will der rot-rot-grüne<br />
Senat die Mieten für fünf Jahre<br />
einfrieren. Die neue Regelung<br />
soll zwar erst Anfang 2020 in<br />
Kraft treten, doch rechnet<br />
Haus &Grund damit, dass die<br />
Landesregierung mit einer<br />
Stichtagsregelung Anhebungen<br />
bereits vom Tag des Senatsbeschlusses<br />
an untersagen<br />
könnte. „Das geht“, sagt der<br />
Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />
Mietervereins, Reiner Wild.<br />
Die letzte Möglichkeit für die<br />
Vermieter wäre dann, die Miete<br />
bis zum 17. Juni zu erhöhen.<br />
„Haus & Grund hält eine<br />
Mieterhöhung für erforder-<br />
lich, damit deutlich wird, dass<br />
die Eigentümer auf die Mieteinnahmen<br />
angewiesen sind,<br />
um die Immobilie ordnungsgemäß<br />
zu bewirtschaften“, sagt<br />
Carsten Brückner, Chef von<br />
Haus &Grund Berlin. Der Tagesspiegel<br />
hatte zuerst darüber<br />
berichtet.<br />
Die rot-rote-grüne Koalition<br />
geht auf Distanz zum Aufruf<br />
von Haus &Grund. „Ich bin sicher,<br />
dass diese Äußerung<br />
nicht im Interesse aller Vermieter<br />
ist“, sagt der Regierende<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
(SPD). „Genau diese Haltung<br />
führt ja zu der Konfrontation,<br />
die wir gerade erleben“, so<br />
Müller. „Um gemeinsam nach<br />
Lösungen zu suchen, brauchen<br />
wir auch das Engagement der<br />
Privaten“, betont der Regierungschef.<br />
Es gehe nur miteinander.<br />
„Aber so wie die meisten<br />
Vermieter verantwortungsbewusst<br />
handeln, muss auch der<br />
Senat darauf reagieren, dass<br />
viele <strong>Berliner</strong> mit einem normalen<br />
Einkommen ihre Miete<br />
kaum noch bezahlen können.“<br />
Schärfere Töne schlägt die<br />
Linken-Abgeordnete Gaby<br />
Gottwald an: „Mit dem Countdown<br />
für die letzte Mieterhöhung<br />
demaskiert sich Haus<br />
und Grund selbst“, sagt sie.<br />
„Ziel des Eigentümerverbandes<br />
ist ganz offensichtlich, aus<br />
Mietwohnungen die maximale<br />
Rendite heraus zu quetschen.“<br />
Angesichts des völlig überhitzten<br />
Wohnungsmarktes einen<br />
Run auf Mieterhöhung zu organisieren,<br />
sei „völlig unverantwortlich“.