Berliner Kurier 26.06.2019
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*<br />
PANORAMA 35<br />
auf Kindergartenwiese<br />
Während Bundeswehr-Ermittler nach<br />
der Absturzursache suchen, wird die<br />
Notwendigkeit der Übungen diskutiert<br />
Die Bundeswehr errichtete<br />
„Militärische Sicherheitsbereiche“<br />
um die Absturzstellen.<br />
Laage –Nach dem folgenschweren<br />
Crashzweier Eurofighter<br />
in Mecklenburg-<br />
Vorpommern bei dem einer<br />
der Piloten starb, ist die Region<br />
verunsichert. In mehreren<br />
Gemeinden gingen<br />
Wrackteile nieder, die Bundeswehr<br />
warnt davor, sich<br />
diesen zu nähern. Es ist einem<br />
glücklichen Zufall zu<br />
verdanken, dass niemand<br />
ernsthaft verletzt wurde.<br />
Jetzt mehren sich Stimmen,<br />
die die Notwendigkeit von<br />
Luftkampfmanövern in der<br />
Region infrage stellen.<br />
Eine der lautesten Stimmen<br />
gehört Norbert Möller<br />
(SPD), Bürgermeister von<br />
Waren an der Müritz. Sein<br />
Mitgefühl gelte den Familien<br />
der betroffenen Piloten,<br />
sagte er. Man solle aber prüfen,<br />
ob geradeTiefflügeüber<br />
dem größten deutschen Binnensee,<br />
wo viele Touristen<br />
Urlaub machen, abgehalten<br />
werdenmüssten.<br />
Dochesgeht nicht nur um<br />
Touristen, sondern auchum<br />
Einheimische. Im Ort Nossentiner<br />
Hütte wurde ein<br />
Wrackteil auf der Spielwiese<br />
eines Kindergartens entdeckt<br />
„Wir können von<br />
Glück reden, dasswir so davongekommen<br />
sind“, sagte<br />
die Leiterin der Einrichtung.<br />
Das Teil habe nur 40 Meter<br />
von den Spielgeräten entfernt<br />
gelegen.Einige Kinder<br />
hättenden Absturz einesder<br />
Flugzeuge vom Fenster aus<br />
beobachten können. Auch<br />
auf einem Sportplatz sollen<br />
Wrackteile gelandet sein.<br />
Zudem berichten Bewohner,<br />
dass das brennende<br />
Wrack nur wenige Meter<br />
über die Dächer des Dorfes<br />
geflogen sei. Die Behörden<br />
riefen dazu auf, sich von den<br />
Teilen fernzuhalten. Zwei<br />
Feuerwehrleute, die anden<br />
Löscharbeiten beteiligt waren,<br />
wurden bereits durch<br />
den giftigen Rauch der<br />
Trümmer verletzt.<br />
Bundespolitiker der Grünen<br />
und Linken unterstützen<br />
die Lokalpolitiker. Gegenwind<br />
kommt von CDU<br />
und SPD. Das Gefährlichste<br />
für Piloten sei es, nicht<br />
zu üben, sagte der Wehrbeauftragte<br />
des Bundestages<br />
Hans-Peter Bartels (SPD).<br />
Derweil erholt sich der<br />
überlebende Pilot im Krankenhaus<br />
von dem Unfall.<br />
Laut dem Presseoffizier<br />
des Geschwaders 73 „Steinhoff“<br />
befindet sich der<br />
Mann, der aus einem Baum<br />
geborgen worden war, in<br />
einer gesundheitlich stabilen<br />
Lage. Der Oberstleutnant<br />
hatte sich per Schleudersitz<br />
aus dem Kampfjet<br />
katapultiert. Er soll einer<br />
der erfahrensten Fluglehrer<br />
der deutschen Luftwaffe<br />
sein und bereits mehr als<br />
Zwei Eurofighter<br />
dieses Typs (l.)<br />
stürzten am Montag ab.<br />
Dabei brannten sie (r.).<br />
3500 Flugstunden absolviert<br />
haben.<br />
Der verstorbene Pilot soll<br />
ein jüngerer Oberleutnant<br />
sein, der sich zur „verbandsinternen<br />
Aus- und Weiterbildung“<br />
in Laage befand.<br />
Beide Maschinen gehörten<br />
zum Luftwaffengeschwader<br />
73„Steinhoff“,dessenAufgabe<br />
die Ausbildung der deutschen<br />
Eurofighter-Piloten<br />
ist. Inzwischen hat die Abteilung<br />
General Flugsicherheit<br />
die Ermittlungen übernommen.<br />
Seit Montagabend<br />
haben Soldaten die Absturzstellenabgesperrt.Die<br />
Flugschreiber<br />
beider Maschinen<br />
wurden gestern Nachmittag<br />
gefunden. Sie sollen helfen,<br />
den Unfall aufzuklären.<br />
Bis dahin sollen vorerst<br />
keine Jets mehr aus Laage<br />
starten. Der Flugbetrieb sei<br />
ausgesetzt,sagte ein Presseoffizier.<br />
Auch, damit die<br />
Crews Zeit hätten, um das<br />
Geschehene zu verarbeiten.<br />
Die Flagge beim Luftwaffenstützpunkt<br />
weht auf<br />
Halbmast.<br />
Prinz vonPreußen bekommt<br />
BurgRheinfels nicht zurück<br />
Gericht weist Klage ab, und bezweifelt,dassüberhaupt ein Anspruch besteht<br />
Koblenz – Georg Friedrich<br />
Prinz von Preußen ist der Ururenkel<br />
des letzten deutschen Kaisers.<br />
Nun will er eine Burg, die<br />
die Familie mit dem Ende des<br />
Kaiserreichesverlor, wieder zurückholen.<br />
Dem schob ein Gericht<br />
gestern einenRiegel vor.<br />
Der Chef des Hauses Hohenzollern<br />
hatte per Klage gefordert,<br />
dass die Burg, die hoch<br />
über dem Ort St. Goar am Rhein<br />
liegt, zurück in den Besitz seiner<br />
Familie gelangt. Doch das<br />
Oberlandesgericht in Koblenz<br />
wies dieses Anliegen zurück.<br />
Bereits in der mündlichen Verhandlung<br />
im Mai, bei der der in<br />
Potsdam lebende Preußen-<br />
Prinz nicht anwesend war, bezweifelte<br />
das Landgericht seinen<br />
Besitzanspruch.<br />
Foto: dpa<br />
Diese Burg<br />
hätten die<br />
Hohenzollern<br />
gerne zurück.<br />
Die Burg Rheinfels war seit<br />
dem 19. Jahrhundert im Besitz<br />
des Hauses Hohenzollern. 1924<br />
wurde die Stadt St. Goar Eigentümerin,<br />
mit der Auflage, das<br />
Gemäuer nicht zu verkaufen.<br />
1998 schloss die Stadt mit dem<br />
Hotel neben der Burgruine einen<br />
Erbpachtvertrag für 99 Jahre.<br />
Der Prinz interpretierte das<br />
als Verkauf und verklagte letztlich<br />
erfolglos St. Goar, das Land<br />
Rheinland-Pfalz und das Hotel.<br />
Das Gericht urteilte, dass das<br />
Haus Hohenzollernauch bei einem<br />
Verkauf keinen Anspruch<br />
auf die Burgruine aus dem 13.<br />
Jahrhundert hätte, da das Objekt<br />
nach dem Ende des Kaiserreichs<br />
nicht als Privatvermögen<br />
der Familie an die preußische<br />
Krongutverwaltungen gegangen<br />
sei. Wenn jemand einenAnspruch<br />
auf die Burg hätte, dann<br />
der Rechtsnachfolger des Staates<br />
Preußen – in diesem Fall<br />
Rheinland-Pfalz.