gruene Architektur - Architektur Fachmagazin - Architekten - 2019 - Projekte - gruener Leben - Naturmaterialien - Planer - Ingenieure - Lesen - Zeitschrift - Bau - Interior Design - Sanitär - Baustoffe - Licht
FACHMAGAZIN
WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT
Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550
05
www.architektur-online.com
Grüne Architektur
architektur FACHMAGAZIN
05 2019
Juni/Juli 2019
Grüne
Architektur
© Adobe Stock/Reicher
duscholux.at
www.architektur-online.com
3
Editorial
Genügt grüne Architektur?
Grün oder blau, das ist die Frage. Vom Weltraum aus, von der ISS Raumstation,
sieht unser Planet Erde – wegen der großen Wasserflächen
– blau aus. Wir auf der Erde bezeichnen ihn als grünen Planeten. Grün
ist für uns die Lebensgrundlage, ohne grüne Pflanzen entsteht kein
Sauerstoff und das Leben auf der Erde würde versiegen.
Was tun wir, was tut die Architektur, damit
die Erde grün bleibt? Genügt es „grüne Architektur“
(mit all ihren Ausprägungen) zu
entwerfen, zu errichten? Oder müssen wir
unseren Lebensstil grundlegend ändern,
damit wir weiterhin grün sehen können?
Wenn wir wie bisher die Ozeane mit Plastik
zumüllen, wird der Planet bald nicht
einmal mehr von oben blau aussehen. Urbane
Agglomerationen kämpfen zurzeit mit
den Hitzeinseln und im Moment scheint die
Ampel für die Vorwärtsbewegung unserer
Zivilisation bereits auf Orange zu stehen,
der „point of no return“ ist nahe. Warten wir
nicht, bis sie auf Rot umschaltet!
Viele Beispiele von Architektur und Innovation
zu diesem Thema enthält diese
Ausgabe des Fachmagazin architektur
– alle versuchen einen kleinen Beitrag
zur Verbesserung und zum Erhalt unserer
(noch) grünen oder blauen Erde zu leisten.
Ob durch das Aufgreifen und Aufwerten
bereits vorhandener Bausubstanz, durch
begrünte Fassaden und Architektur, durch
Vermeidung von unnötigen Klimatisierungen,
durch passiven Energietransfer, durch
Bildung, durch Dachgärten, Pocket-Parks,
Parklets, Urban Gardening oder die (fast)
ausschließliche Verwendung von Holz oder
Lehm als ressourcenschonender Baustoff
– alle Wege führen nach Rom, wie man so
schön sagt. Die Palette der Möglichkeiten in
der Architektur, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit
zu leisten, ist groß und wird ständig
breiter. Im Großen und Ganzen gilt aber:
Weniger und bescheidener ist manchmal
mehr und auch besser!
Neben den diesmal – aufgrund der gerade
erwähnten Beispiele und auch Fragen
– sehr aktuellen und auch vielfältigen Projektberichten
erwarten Sie in dieser Ausgabe
auch ein gut bestücktes Potpurrie an
internationalen Beispielen im Magazinbereich,
interessante Fachberichte zum Thema
Brandschutz und Lehmbau sowie die
gewohnten Kolumnen.
Viel Spaß beim Lesen und eine angenehme
Sommerpause im hoffentlich noch nicht zu
heißen Sommer wünscht Ihnen
Peter Reischer
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architektur FACHMAGAZIN
Editorial 03
Start 06
Die Zukunft einer grünen Architektur
Magazin 10
Die flexible Wohnkapsel 46
die Architektur der Zukunft?
Architekturszene 52
Bau & Recht 54
Pocket-Parks 56
Grüne Stadtoasen
Grüne Architektur 60
Ein biomimetischer Wald 64
Palingenesis / Paris /
Vincent Callebaut Architectures
Grüner Flughafen 70
Oslo International Airport /
Gardermoen / Nordic –
Office of Architecture
Die Verlassenheit von Weihai 76
Rocknave Teahouse / Weihai,
Shandong / Trace Architecture Office
(TAO)
Ein Baumhaus als 80
urbaner Wohnraum
25 Verde / Turin, Italien / Luciano Pia
Zurück zur Natur 86
Alnatura Arbeitswelt / Darmstadt /
haascookzemmrich STUDIO2050
Geformt aus Erde 94
Lehm als Baustoff
Licht 96
Produkt News 98
edv 130
AVA-Textdatenbanken
4
64 70
80
76
86
Inhalt
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich
CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at) n REDAKTIONSLEITUNG mag. arch. Peter Reischer (rp)
MITARBEITER Linda Pezzei, Dolores Stuttner, Mag. Heidrun Schwinger, DI Marian Behaneck, Mag. Matthias Nödl, Julia Mörzinger, Edina Obermoser
GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14
MEDIASERVICE RETAILARCHITEKTUR Marion Allinger (marion.allinger@laserverlag.at)
GRAFISCHE GESTALTUNG Andreas Laser n WEB Michaela Strutzenberger n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH
ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 Ausgaben/Jahr): € 86,- / Ausland: € 106,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):
€ 56,- / Ausland: € 83,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten Ausgabe eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)
EINZELHEFTPREIS € 12,- / Ausland € 13,50
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Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied
der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.
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architektur FACHMAGAZIN
6
Start
Die Zukunft einer
grünen Architektur
Ständig wird (oder soll) Architektur effektiver, nachhaltiger werden, ständig
entwickeln Wissenschaftler neue Konzepte zur Bekämpfung des Klimawandels:
Spiegel im Weltraum halten die Sonnenstrahlung von der Erde fern, eine künstlich
erzeugte Algenblüte frisst CO 2 auf – so klingen Geoengineering- oder Climateengineering-Pläne,
mittels derer die Erderwärmung und damit der Klimawandel
durch eine künstliche Manipulation aufgehalten werden soll. Die Auswirkungen
solcher Eingriffe sind bisher zumeist nur theoretisch oder unzureichend erforscht.
Text: Peter Reischer Illustrationen: Nicholas Stathopoulos
Tatsache ist aber, dass der Mensch immer noch versucht,
die Natur und die Architektur, die Schöpfung an sich anzupassen,
statt sich endlich der Realität anzupassen. Diese
Unbelehrbarkeit hat Nicholas Stathopoulos zum Anlass
genommen, ein dystopisches Märchen über eine mögliche,
immer wahrscheinlicher werdende Zukunft der Architektur
zu entwerfen. Die Erzählung spielt in 100 Jahren.
Früher Morgen 07.15 – Eine starke Windböe trifft
Vater und Sohn, als das Frachtschiff v34 über
ihre Köpfe hinweg fliegt und etwas, das wie ein
künstlicher Wald aussieht, zu einem in der Nähe
gelegenen Museum bringt.
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7
Start
Ein neuer Werkstoff für alle Oberflächen
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architektur FACHMAGAZIN
8
Start
„Vor langer Zeit“, erzählt ein Mann seinem
Sohn, während beide mit schweren Atemschutzgeräten
und Schutzanzügen auf
einer Hafenmauer sitzen, „war der Planet
Erde von vielen Hügeln und großen Wäldern
bedeckt. Sie existierten damals noch außerhalb
unserer Museen. Wir kletterten auf
diese Berge und konnten auch die Sonnenuntergänge
sehen.“
In dieser Geschichte sind die Wälder verschwunden
und die Berge von Abgasen,
Staub und Rauch verhüllt. Die Natur hat aufgehört
zu existieren und eine Welt ähnlicher
einer Marslandschaft zurückgelassen. Eltern
erzählen ihren Kindern nur noch die Geschichten
von Wäldern, Wiesen und Bergen,
wie sie einst waren. Die Kinder staunen und
können sich das nicht mehr vorstellen. Hunderte
Jahre hat man die Natur und Mutter
Erde als gegeben und selbstverständlich erachtet.
Sie wurde sehenden Auges zerstört,
Hektar Waldflächen verdorrten und wurden
von Käfern gefressen, Städte expandierten
und verbrauchten die natürlichen Ressourcen.
Die Menschheit ignorierte die Zeichen
des Klimawandels und als es ernst wurde –
war es zu spät. Das Grün verschwand und
Staubwolken hüllten alles ein.
In dieser Welt werden von Menschen künstlich
erzeugte „Naturstücke“ produziert, in
Museen gebracht und können so besichtigt
werden. Diese Superstrukturen beinhalten
die Schätze einer Vergangenheit und sollen
die Schönheit der Erde, wie man sie früher
als selbstverständlich ansah, repräsentieren.
In dieser zukünftigen Welt reisen nun
Tausende herum, um diese architektonischen
Megastrukturen und mit ihnen das,
was einmal Natur gewesen war, zu bestaunen:
Denkmäler einer Vergangenheit.
Mittag 12.00 – Vater und Sohn nähern sich einem Denkmal, das an die grünen Berge
und die verschwundenen Gletscher erinnern soll.
Nachmittag 14.00 – Ein Museum von Hügeln, Tälern und landwirtschaftlichen Flächen,
eingebettet in Aussichtsterrassen und Warnschilder.
Abenddämmerung – Kann das eine Pflanze sein?
Nicholas Stathopoulos ist ein Konzeptkünstler.
Der aus Griechenland stammende,
in Australien, Melbourne lebende
Architekt, Designer und Illustrator hat
seine Architekturausbildung an der Architecture
RMIT University absolviert.
Seine Arbeiten befassen sich intensiv
und immer wieder mit den Problemen
des Klimawandels und wollen zum Nachdenken
anregen. Mit flauen Tönen und
einer pastellähnlichen Farbpalette gestaltet
er nostalgische Bilder einer immer
möglicher scheinenden Zukunft. Der
Mensch spielt in ihnen nur noch eine unbedeutende,
winzige Rolle.
architektur FACHMAGAZIN
10
Magazin
Die 13. Auflage
Im Mai fand zum 13. Mal das „Architektenkochen“ als „Brückenschlag zwischen
Architektur, Kulinarik und geselligem Beisammensein unter Kollegen“
im Miele Experience Center in Wien statt.
Fotos: Andreas Laser
Was vor Jahren als spontane Idee begann, ist mittlerweile
zweimal im Jahr zum Fixpunkt geworden: Das
Architektenkochen, organisiert vom Laser Verlag
und Miele, bei dem jedes Mal von einer handverlesenen
Gruppe von kochwilligen Leserinnen und Lesern
des Fachmagazins architektur – unter der Anleitung
von Profikoch Roman Rosmanith – ein 5 Gänge Menü
gekocht wird.
Ausgangsbasis für das Werken in der voll ausgestatteten
Praxisküche in der Miele Galerie in Wien 23
waren wie immer für jede Speise ein entsprechendes
Rezept und die dafür erforderlichen Zutaten in handelsüblichem
Zustand. Darauf basierend wurden die
einzelnen Gänge in kleinen Gruppen in kulinarische
Köstlichkeiten umgesetzt.
Den Abschluss der geselligen Küchenarbeit bildete
wie gewohnt das gemeinsame Essen, wo die einzelnen
Kochgruppen regen Zuspruch und viel Beifall erhielten.
So wie bei allen bisherigen Veranstaltungen
kam auch das Netzwerken nicht zu kurz – die Gespräche
unter Kolleginnen und Kollegen fanden erst lange
nach dem letzten Gang ihren Ausklang.
Gemeinsames Kochen, Essen und Trinken verbindet
– im Herbst 2019 ist ein weiterer „Brückenschlag
zwischen Architektur, Kulinarik und geselligem Beisammensein
unter Kollegen“ geplant. Interessenten
mit und ohne Kocherfahrung – aber Begeisterung
am Kochen, Essen, Trinken und Netzwerken – können
sich unter folgenden Kontaktdaten informieren
und anmelden: silvia.laser@laserverlag.at oder unter
T +43 (0)1 869 58 29 16. Die Teilnahme ist selbstverständlich
kostenfrei.
www.architektur-online.com
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Magazin
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12
Magazin
Erinnerungen und kulturelle Identität
Warum entscheiden sich Designer oder
Kunsthandwerker bei ihren Projekten
für bestimmte Materialen oder Verarbeitungstechniken?
Ob naturnahe Verfahren
oder ungewöhnlich zusammengesetzte
Baukörper – unterschiedliche
Ansätze drücken individuelle Werte
aus, wecken Erinnerungen an vergangene
Zeiten oder spiegeln kulturelle
Identität wider.
Wie ausdrucksstarke Konzepte und detailverliebte
Umsetzung Hand in Hand gehen,
zeigten 25 Nachwuchskünstler im Förderareal
Talents sowie die Gewinner des renommierten
Design-Wettbewerbes FORM vom
29. Juni bis 1. Juli 2019 auf der Tendence.
Fotos: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Pietro Sutera
Mit dem Förderprogramm Talents gab die
Messe Künstlern aus den Bereichen Design,
Kunsthandwerk und Schmuck eine Bühne.
An allen drei Messetagen konnten sie ihre
Unikate und Produktserien kostenfrei ausstellen
und sich dabei mit wichtigen Entscheidern
der internationalen Design- und
Konsumgüterbranche vernetzen. Die ausgewählten
Talente präsentierten sich im direkten
Umfeld der Ausstellung FORM 2019,
die prämierte zeitgenössische Produkte im
Spannungsfeld zwischen Kunsthandwerk
und Design zeigte. Insgesamt 25 nationale
und internationale Talente stellten im Förderareal
Modern Craft in diesem Jahr aus
und erzählten mit ihren Werken Geschichten,
riefen vergessene Zeiten ins Gedächtnis
oder drückten Einstellungen und Identitäten
aus.
www.messefrankfurt.com
www.tendence.messefrankfurt.com
Die Trends der Outdoor-Saison
Vom 1. bis zum 3. September 2019 präsentiert
die spoga+gafa, die weltweit
größte Gartenmesse, wieder aktuelle
Trends und Themenwelten der grünen
Branche. Die Angebotsvielfalt reicht
dabei von trendigen Outdoor-Möbeln
und Design für die Gartenausstattung
über smarte Gartengeräte, Hightech-Grills
und Outdoor-Küchen bis
hin zu dekorativen Accessoires für das
Leben im Freien.
Als übergreifenden Trend greift die Messe in
diesem Jahr das zukunftsweisende Thema
„City Gardening“ auf und setzt damit neue
Akzente bei der Gestaltung und Ausstattung
des grünen Wohnzimmers. Mehr und mehr
Menschen zieht es in die Stadt und dort wollen
sie auf ihr eigenes Grün und Entspannung
unter freiem Himmel nicht verzichten. Denn
für Stadtbewohner werden begrünte Orte
als Rückzugsort im hektischen Alltag immer
wichtiger. Der Garten gibt den Menschen
ein Gefühl von Sicherheit und Zuhause und
bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Es
blüht und gedeiht in kleinen Gärten und auf
immer mehr Balkonen und Dachterrassen.
Zahlreiche Aussteller zeigen auf der diesjährigen
Messe ihre Neuheiten für die Nutzung
dieser urbanen Freiräume.
www.koelnmesse.de
spoga+gafa vom 1. bis zum 3. September
2019 in Köln
Fotos: Koelnmesse
www.architektur-online.com
200 Jahre
Wienerberger
Was 1819 als kleine Ziegelmanufaktur
im Süden Wiens begann, ist mittlerweile
zum Weltmarktführer und
internationalen Baustoff-Konzern
herangewachsen.
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Wienerberger AG-Vorstand Heimo Scheuch
Anlässlich dieses 200-jährigen Jubiläums
luden die Wienerberger AG-Vorstände Heimo
Scheuch, Willy van Riet und Solveig
Menard-Galli sowie Wienerberger Österreich-Geschäftsführer
Mike Bucher und Pipelife
Austria-Geschäftsführer Franz Grabner
Geschäftspartner, prominente Gäste
und Mitarbeiter in die Wiener St. Marx-Halle
zur großen Gala-Feier.
Burgschauspieler Peter Matić führte die
rund 2.000 Anwesenden im Rahmen eines
Rückblickes durch die Geschichte des weltweit
erfolgreichen Konzerns: Von den Anfängen
bis in die Gegenwart – Wienerberger
ist mittlerweile der größte Ziegelproduzent
(Porotherm, Terca) weltweit und Marktführer
bei Tondachziegeln (Koramic, Tondach)
in Europa sowie bei Betonflächenbefestigungen
(Semmelrock) in Zentral-Osteuropa.
Bei Rohrsystemen (Steinzeugrohre der Marke
Steinzeug-Keramo und Kunststoffrohre
Magazin
Fotos: Wienerberger AG
der Marke Pipelife) zählt das Unternehmen
zu den führenden Anbietern in Europa. Mit
gruppenweit 195 Produktions standorten
erwirtschaftete Wienerberger im Jahr 2018
einen Umsatz von 3,3 Mrd. Euro.
WICLINE 75 MAX Fenstersystem
Weniger ist mehr!
Verdeckter Fenstergriff –
ausgezeichnetes Design
Das Fenster für maximale Ansprüche.
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schafft, mit maximaler Transparenz mehr Helligkeit und Komfort bietet und mit maximaler
Nachhaltigkeit zum Klimaschutz beiträgt – das ist ein Fenster für die Stadt der Zukunft.
architektur FACHMAGAZIN
14
Magazin
Der Hybrid-Geschossbau
Holzkonstruktionen kombiniert mit Deckensystemen aus Beton bilden beim Bau
mehrstöckiger Gebäude eine Erfolg versprechende Kombination. Die als Hybridbauweise
bezeichnete Art ermöglicht Geschosshöhen, an die beim Bauen mit Holz
vorher nicht zu denken war.
Fotos: Dennert
Im Heilbronner Stadtteil Neckarbogen steht das
derzeit höchste aus Holz gebaute Haus Deutschlands.
Mit seinen 34 Metern und zehn Stockwerken
ragt „Skaio“, Deutschlands momentan höchstes
Holzhochhaus, in den Himmel und beweist, welche
Möglichkeiten die Hybridbauweise eröffnet. Mit Holz
alleine wären Gebäude dieser Größe schon aus Gründen
des Brandschutzes nicht zu verwirklichen. Doch
in Kombination mit Beton kommen die spezifischen
Vorteile beider Materialien zum Tragen.
Grundlage bildet der Holzskelett- und Rahmenbau.
In der Kombination von Raumdecken aus Beton mit
Holz als vertikale Elemente profitieren Holzhäuser
von den besseren Schall- und Brandschutz-Eigenschaften
des Materials Beton. Trittschall ist dann
kein Thema mehr, die Gebäude gewinnen an Stabilität,
da die Betondecke nicht schwingt – selbst dann
nicht, wenn sie punktuell stark belastet wird.
Ein Betonfertigteil-Spezialist aus Deutschland hat
nun für den Hybridbau eine bereits im Massivbau
bestens bewährte Raumklima-Decke weiterentwickelt.
Sie ist in den Brandschutzklassen REI 30, REI
60 und REI 90 erhältlich und verfügt über erstklassige
Schalldämmeigenschaften. Mit diesen Betondecken
lassen sich Spannweiten von bis zu sieben Me-
tern überbrücken. Sie haben – je nach Ausführung
– eine Stärke von nur 20 oder 24 Zentimetern. Unterm
Strich wiegen sie weniger als Varianten aus Holz,
die eine vergleichbare Schalldämmung und Brandschutzklasse
aufweisen. Mit einem entsprechenden
Rohrsystem ausgestattet, können sie Wohnungen
heizen, kühlen und lüften. Raumklima-Decken mit ihrem
hohen Anteil an Strahlungswärme sorgen dabei
für einen schnelleren Baufortschritt und später für
ein Plus an Wohnqualität. Es ist eine behagliche Wärme
mit einem hohen Anteil an Wärmestrahlung. An
heißen Sommertagen fungieren die Leitungen, mit
kaltem Wasser gefüllt, als Kühlung.
Jedes Element wird individuell nach Plan vorgefertigt.
Die Hohlräume können für Versorgungs- und
Kabelkanäle genutzt werden. Ausgestattet mit Ringankern,
werden die Elemente montagefertig angeliefert
und per Vergussverfahren – oder idealerweise
mithilfe eines patentierten Verschluss-Systems – trocken
verbaut. Die Decken sind sofort begeh- und belastbar,
müssen weder verkleidet noch verputzt werden.
Vor Ort benötigt man für die Montage von 100
Quadratmetern etwa drei Stunden. Und der Wohnkomfort,
der so entsteht, ist weder mit Holz noch mit
Beton allein zu erzielen.
www.architektur-online.com
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Magazin
architektur FACHMAGAZIN
16
Magazin
© www.schreinerkastler.at
Vorzeigeprojekt
In der Marktgemeinde Theresienfeld in Niederösterreich feierte man am 22.
Mai 2019 die Grundsteinlegung zu einem Wohnbauvorhaben, bei dem Ökologie
großgeschrieben wird. Zu den Besonderheiten dieser Wohnhausanlage zählt die
innovative Gebäudetechnik mit thermischer Bauteilaktivierung. Beim Projekt Tonpfeifengasse
handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt vom Wohnkonzept über die
Heizungsanlage bis hin zur Gestaltung der Freiräume und Parkplätze.
Zu den Besonderheiten zählt unter anderem das
Heizsystem, das mittels einer hocheffektiven Luftwasserwärmepumpe
auf dem Dach der Gebäude
über die bauteilaktivierten Betondecken die Räume
im Winter wärmt bzw. im Sommer auch kühlt. Außerdem
kommen noch eine Fotovoltaikanlage und Mikrowärmepumpen
zur Warmwassererzeugung zum
Einsatz. Der benötigte Strom wird über die Fotovoltaikanlage
sowie durch die Nutzung von Ökostrom
geliefert. Zusammengenommen ergeben alle diese
Maßnahmen wesentlich geringere Energiekosten für
die künftigen Mieter. Als zusätzliches Angebot wird
es ein eCar-Sharing geben. Ein flexibles Wohnkonzept
soll eine Trennung der Etagen ermöglichen. Mit
ganz geringem Aufwand können aus einer großen
Wohnung zwei kleine gemacht werden.
Der Start für dieses attraktive geförderte Wohnbauvorhaben
in Theresienfeld wurde mit der Grundsteinlegung
im Mai 2019 gesetzt. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft
Arthur Krupp Ges.m.b.H. errichtet
die moderne Wohnhausanlage in Form von vier jeweils
3-geschossigen Wohngebäuden mit insgesamt
28 Wohnungen. Geboten werden 3-Zimmer-Wohnungen
mit rund 70 m² Nutzfläche, Gartenanteil, Terrassen
bzw. Balkonen, 5-Zimmer-Maisonette-Wohnungen
mit ca. 100 m² Nutzfläche und Garten oder
auch zwei Dachgeschosswohnungen mit großen Terrassenflächen.
Hinzu kommen noch Einlagerungsräume
im Erdgeschoss der Häuser, ein Fahrrad- und
Kinderwagenabstellraum und ein zentraler Müllraum
sowie ein Kinderspielplatz und 59 Autoabstellplätze
im Freien. Die Gesamtkosten des Projekts betragen
4,5 Mio. Euro.
VÖZ Vereinigung der Österr. Zementindustrie
T +43 (0)1 714 66 85-23
www.zement.at
www.architektur-online.com
Magazin
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Die starken Brandschutztüren von Peneder beeindrucken nicht
nur durch Größe und Stabilität, sondern auch durch hohe
Eleganz. Mit dem neuen flächenbündigen Glasausschnitt
wird jede Sicherheitstür ein schönes architektonisches
Designelement. Das ist Brandschutz in elegantester Form.
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architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Pflegeleichte
Fassadenbegrünung
Die Sommer werden immer heißer. Dicht verbaute, urbane Gebiete haben daher
mit dem Entstehen von Hitzeinseln zu kämpfen. Durch die Implementierung
von Grünflächen im Stadtraum lässt sich eine Überhitzung der Gebäude und
Straßen verhindern.
Fotos: Dolores Stuttner
Ein vielversprechender Ansatz ist die Fassadenund
Dachbegrünung von Wohnhäusern. Doch ist
die Begrünung von Hausfassaden entlang von Straßenzügen
heute aufwendig und mit hohen Kosten
verbunden. Auch die Abwicklungs- und Genehmigungsprozesse
sind in Städten wie Wien komplex.
Das Projekt „50 grüne Häuser“ will das ändern. Gemeinsam
mit der Stadt Wien entwickelte das interdisziplinäre
Team von tatwort zum ersten Mal eine
Kombi-Lösung für Hausfassaden. Erprobt wird sie
jetzt in Innerfavoriten. Das Ziel der Kampagne ist die
Begrünung von mindestens 50 grünen Häusern im
10. Wiener Gemeindebezirk.
Mit dem Grünfassadenmodul BeRTA – der Name
steht für die Komponenten Begrünung, Rankhilfe,
Trog – soll eine rasche Begrünung kostengünstig
möglich sein. BeRTA ist modular aufgebaut. Dabei
sind die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt.
Die Basis der Konstruktion bildet ein stabiler
Trog. Nach außen hin ist er robust und widerstandsfähig,
während er den Pflanzen innen Raum zum
Wachstum bietet. Daneben ist das Material leicht zu
reinigen, frostsicher und hält Witterungseinflüssen
stand. Für den Einsatz im öffentlichen Raum und auf
Gehsteigen bringt der Trog also ideale Bedingungen
mit. Je nach Pflanzenart lohnt es sich, eine Rankhilfe
zu installieren. Planern stehen dabei flexible und
starre Konstruktionen zur Verfügung. Gewächse haben
so die Möglichkeit, in die Höhe zu wachsen.
Die Bestandteile der Fassadenbegrünung lassen sich
dem Standort und Gebäude anpassen. Auch sind sie
beliebig erweiterbar. So gibt es Lösungen mit Sitzgelegenheiten,
Vandalismus-Schutz und einer Überwuchsleiste,
die individuelle Bedürfnisse abdecken.
Durch den modularen Aufbau lassen sich verschiedene
Kletterpflanzen einsetzen. Auf dem Konstrukt
kommen lediglich winterharte und langlebige Gewächse
zur Anwendung. Das Team von „50 grüne
Häuser“ wählt die Pflanzen für jedes Objekt individuell
aus und berücksichtigt dabei Beschattung und Himmelsrichtung.
Eine nachhaltige Fassadenbegrünung
ist das Ergebnis. Als Prototyp wurde die Fassadenbegrünung
bereits an einem Wohnhaus in Favoriten installiert.
Bewährt es sich, wird BeRTA wahrscheinlich
ab September käuflich zu erwerben sein.
VORDERSEITE
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Projekt-
Doku
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buetze
RÜCKSEITE
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großen Tageslichtzufuhr einen hohen Wohlfühlfaktor. Für Architekten
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Mehr Information und Ihre Ansprechpartner auf: www.velux.at/gst
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21
Magazin
Dämmung
aus Abfall
Jute ist ein Fasergewächs und eine alte Kulturpflanze. Sie wird biologisch nachhaltig
und sozial ausgewogen auf Schwemmlandböden angebaut. Neben der
Verwendung in der Autoindustrie und im Handwerk wird sie zu hochwertigen
Transportsäcken für Kakaobohnen und andere sensible Lebensmittel verarbeitet.
Jute wächst einjährig und bindet große Mengen an CO 2 .
Fotos: Thermo Natur
So weit, so gut, dachte sich ein Schokoladenhersteller,
der seine Kakaobohnen in
großen Mengen in solchen Jutesäcken geliefert
bekam. Die Säcke wurden üblicherweise
weggeschmissen, verbrannt oder
entsorgt – warum sie nicht weiterverwenden
und ein 100%iges Upcyclingprodukt daraus
erzeugen? Also startete er das Unternehmen
THERMO NATUR zur Erzeugung eines
Hochleistungsdämmstoffes. Die Kakaosäcke
werden zerfasert und die so gewonnenen
Jutefasern unter Zugabe von Soda und einer
langlebigen Stützfaser zu hochwertigen
Matten und Vliesen verarbeitet. Heraus
kommen Produkte, die absolut einzigartig
auf dem Dämmstoffmarkt sind: hygienisch
einwandfrei, schimmelresistent und stark
im sommerlichen Hitzeschutz. Jute ist aufgrund
ihrer robusten Struktur sehr langlebig.
Ihre pflanzliche Kapillarfunktion bei Feuchtigkeit
bewahrt sie auch als Dämmstoff. Das
schafft ein gesundes Raumklima und beugt
auch den Folgen (Schimmel, Sondermüll) eines
industriegesteuerten Dämmwahns vor.
Der Naturdämmstoff erreicht einer Untersuchung
der Materialprüfanstalt Leipzig
zufolge mit 2.350 J/(kgK) die derzeit beste
spezifische Wärmekapazität bei allen auf
dem Markt befindlichen Dämmstoffen. Dies
macht sich vor allem beim sommerlichen
Hitzeschutz deutlich bemerkbar. Mit einem
gemessenen Lambdawert von 0,0356
W/(mK) erreicht die Jutedämmung zudem
sehr gute Dämmwerte, ist wohngesund und
erfüllt alle Anforderungen an den baulichen
Brandschutz. Der konstruktive Aufwand
ist vergleichbar mit einer klassischen Zwischensparrendämmung.
Das Produkt ist
als Platten- und Rollenware erhältlich und
daher sehr flexibel in seiner Handhabung
– bestens geeignet für die Dachdämmung.
Aber auch bei Holzbalkendecken sowie
Außen- und Innenwänden in Holzbauweise
kann dieser hochwertige Dämmstoff eingesetzt
werden.
Neben der hohen Dämmwirkung und dem
wohngesunden Raumklima überzeugen
zahlreiche ökologische Vorteile. Sollte das
Material irgendwann einmal entsorgt werden
müssen, ist das problemlos möglich,
bei der Variante „Plus“ sogar durch Kompostierung.
Da bereits die Herstellung
energetisch wenig aufwendig ist, fällt die
Ökobilanz ausgesprochen positiv aus. Der
Naturdämmstoff ist schnell nachwachsend,
das Vorkommen bei einer Weltproduktion
an Jutefasern von zwei bis drei Millionen
Tonnen pro Jahr schier unbegrenzt.
architektur FACHMAGAZIN
22
Magazin
© DOMICO
© pierer.net
Ein inspirierender
Arbeitsplatz
In den letzten 40 Jahren hat sich das Familienunternehmen DOMICO als Spezialist
mit Schwerpunkt Metall etabliert, insbesondere bei Großprojekten mit einem
hohen Anspruch an Design, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.
Fotos: DOMICO
Das spiegelt sich auch in der neuen Firmenzentrale
in Vöcklamarkt wider. Gemeinsam mit Architekt
DI Volkmar Burgstaller wurde auf einem unbebaubar
erscheinenden Gelände neben der Bundesstraße ein
siebengeschossiges Kunden- und Kompetenzzentrum
errichtet.
40 Jahre und € 9 Mio. Investment für Innovation und
Partnerschaft wurden gebührend mit einer Abendgala
am 17. Mai und einem Mitarbeiterfest am 19. Mai
für insgesamt mehr als 700 Gäste gefeiert. Neben einem
Abendprogramm der Spitzenklasse, garniert mit
künstlerischen und artistischen Highlights, gab es
nicht nur Glückwünsche, sondern eine ganz besondere
Ehrung für Firmengründer und Seniorchef Josef
Hummer mit der Auszeichnung „Wirtschaftsmedaille
in Silber“.
Für Mitarbeiter und Kunden schafft die neue Firmenzentrale
ein funktionelles Wohlfühlambiente, das die
Grundwerte des Unternehmens mit offenen, aber flexiblen
Arbeitsbereichen und mit Begegnungszonen
wie Teeküche, Bibliothek und Cafeteria auch architektonisch
umsetzt. Die Arbeitswege sind kurz, auch
Geschoss übergreifend. Der Informationsfluss im Unternehmen
soll smart erfolgen, das Ambiente für Inspiration
und positive Stimmung sorgen.
Das Design des Kommunikationszentrums ist insgesamt
offen und transparent. Durch die 18 m freie
Auskragung des 1. und 2. Stockwerks entsteht eine
ganz besondere Leichtigkeit, welche durch die Edelstahluntersicht
ein edles Finish erhielt. Ein weiteres
Highlight ist die gläserne Treppe, welche die Arbeitsbereiche
transparent vertikal verbindet.
Eine zusätzliche Schulungshalle „Home of Innovation
for Metal Buildings“ ergänzt das neue Kunden- und
Kompetenzzentrum. Auf 800 m 2 gibt es Ausstellungsflächen
sowie Raum, um Praxisschulungen für Metallverarbeiter,
aber auch für Architekten, Studenten und
Schüler anzubieten.
DOMICO Dach-, Wandund
Fassadensysteme KG
T +43 (0)7682 2671-0
office@domico.at
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© Mathias Lauringer
www.architektur-online.com
23
Magazin
Recycling am Times Square
Fotos: FMS Presents
Fernando Mastrangelo scheut nicht die
Öffentlichkeit. Der in Brooklyn wohnende
Künstler hat aus Plastik, Sand
und zerkleinertem Altglas ein kleines
Häuschen entworfen und am Times
Square in NY während des Events „NYC
x Design 2019“ aufgebaut.
Das Projekt zeigt, wie die Architektur dazu
beitragen kann, den Lebenszyklus von bereits
verbrauchtem Material zu verlängern.
Auf nur 16 Quadratmetern – mit einem kleinen
vorgelagerten Garten – eröffnet sich
ein höhlenartiger Raum, ein Mausoleum und
zeigt, dass die Grenzen von Architekten
und Designern nicht mehr allein physisch
determiniert sind. Recyceltes Plastik diente
dem Künstler für den schillernden Effekt der
dunklen Außenfassade, im Inneren sind die
Wände aus geschrottetem Glas. Ganz hinten,
in blaues Licht getaucht, ergibt sich ein
weiterer Ausblick in einen Garten, der das
Gesamtprojekt zu einer Oase in der Stadt
werden lässt.
Führend in Lüftungs- und Brandschutzsystemen
Eine Symbiose von höchster Lebensqualität bei lebendiger Architektur
THE ICON Vienna beim Wiener Hauptbahnhof
gute Raumluftqualität mit den
X-CUBE Lüftungsgeräten
www.trox.at
architektur FACHMAGAZIN
24
Magazin
Lehmfeinputz
zum Leben
Lehm wird seit Jahrtausenden zum Bau von Häusern verwendet: Schon Jericho,
eine der ältesten Städte der Menschheit, wurde mit Lehm gebaut, genauso wie
mittelalterliche Fachwerkhäuser hierzulande. Im Zuge der aktuellen Klima- und
Umweltschutz-Debatten bekommen die Vorzüge dieses uralten Materials eine
neue Aktualität. Denn Lehm erweist sich nicht nur bei Produktion und Entsorgung
als völlig bedenkenlos für die Umwelt, der Baustoff sorgt auch in Wohnräumen für
ein gutes Klima.
Fotos: Haga
Je höher beim Lehmputz der Anteil an Ton
ist, desto besser. Denn Ton kann Feuchtigkeit
aufnehmen, speichern und wieder
abgeben – neunmal so viel wie Gips. Dadurch
weisen Innenräume mit Lehmfeinputz
eine konstante Luftfeuchtigkeit auf,
die zwischen 45 und 60 Prozent liegt. Das
sorgt bei Menschen für ein Wohlfühlklima,
verhindert Schimmelbildung und bekommt
auch Holzmöbeln und Treppen aus Holz
gut. Ein weiterer Vorteil des atmungsaktiven
Materials: Es kann Schadstoffe und
Gerüche aus der Raumluft aufnehmen und
binden. Da Ton elektrostatisch neutral ist,
wird in Wohnungen mit Lehmfeinputz weniger
Staub aufgewirbelt. Auch im Hinblick
auf Schall- und Brandschutz weist das rein
mineralische Material gute Werte auf.
Je höher der Tonanteil, desto besser die
Regulierung der Luftfeuchtigkeit und die
Luftreinigung. Wohngesunder Lehmputz
ist außerdem völlig frei von organischen
Zuschlagstoffen oder anderen chemischen
Bestandteilen. Mancher Lehmfeinputz
weist einen besonders hohen Anteil an Ton
auf. Der Grund dafür ist die Herstellung aus
reinem Kaolin (Ton). Er kann im Neubau und
für Renovierungen verwendet werden und
fungiert als Farbe und Putz in einem. Angereichert
mit natürlichen Pigmenten wie
Glimmer, Erd- und Eisenoxiden oder farbigen
Sanden steht eine Palette von vielen
Farbtönen zur Wahl. Gestalterisch lassen
sich mit glatten oder rauen Oberflächenstrukturen
zusätzlich Akzente setzen. Der
ökologische Fußabdruck von Lehmfeinputz
kann sich ebenfalls sehen lassen: Für die
Verarbeitung ist nur wenig Primärenergie
nötig, das Material voll kompostierbar.
Aufgrund der Reinheit des Lehmfeinputzes
und des stark erhöhten Tonanteils ist das
eine interessante Alternative für die natürliche
und wohngesunde Wandgestaltung.
Lehmfeinputz wird in zwei Arbeitsgängen in
einer Gesamtschichtstärke von 2,5 bis drei
Millimetern aufgetragen. Für eine Schicht
von zwei Millimetern sind pro Quadratmeter
ca. 2,4 Kilogramm Lehmfeinputz (Trockenmasse)
nötig. Mindestens zwölf Stunden
vor dem Verputzen muss die Wand mit einer
Mineralputzgrundierung vorgestrichen
werden.
www.architektur-online.com
Mobiler Klimaraum
für die Stadt
Als Weiterentwicklung von „breathe.austria“, dem
österreichischen EXPO Pavillon 2015, schuf das interdisziplinäre
Designteam Breathe Earth Collective
gemeinsam mit der Österreich Werbung die hybride
Waldoase Airship.01. Nach Stationen in Italien, in
Frankreich und auf der „Green Art Tulln“ ist die Installation
noch bis Mitte September im Haupthof des
MuseumsQuartier Wien frei für Besucher zugänglich.
Zwei für Österreich typische Waldökotypen erzeugen in
dem mobilen Stadtmöbel ein atmosphärisches Raumerlebnis.
Die Synergie aus einer Leichtbaukonstruktion, modularer
Verschattung, Ventilatoren und Sprühnebelsystemen
unterstützt die Pflanzen bei der Evapotranspiration und
kühlt somit die Luft um bis zu 6°C – ganz ohne Klimaanlage.
Damit leistet „Airship.01 – Kulturwald“ auch einen Beitrag
zur Reduktion des Urban Heat Island Effekts. Mittlerweile
gibt es bereits drei Airship-Varianten, die sich mit unterschiedlicher
Architektur und Vegetation mit den Themen
Klima, Raum und Luftverschmutzung auseinandersetzen.
www.mqw.at
25
Magazin
Silica ®
Das flexible Linearsystem für dezentes Lichtdesign
in der Office-Beleuchtung.
www.siteco.at
architektur FACHMAGAZIN
26
Magazin
Der Stadtelefant
Ein 08/15-Bürobau kam für die Wiener Architekten Franz&Sue (auch für den Eigenbedarf)
nicht infrage. Sie entwarfen ihre eigenen Arbeitsbereiche als flexibles
Raumkonzept, das den Zusammenhalt innerhalb des gesamten Gebäudes stärkt
und auf zukünftige Veränderungen problemlos reagieren kann. Den Beinamen
Stadtelefant verdient sich der Bau über seine mächtige Kubatur und die graue
Farbgebung – im Inneren erscheint er aber alles andere als träge, sondern viel
mehr lebendig und voller Energie.
Fotos: Franz&Sue, Andreas Buchberger, Abdul Fattah
Mit dem Projekt im Wiener Sonnwendviertel, einem
Wohnquartier in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs,
beweisen die Planer, dass grüne Architektur
weit mehr als nur ein intelligentes Energiekonzept
bedeuten kann. Hinter der Lochfassade aus Beton
verbergen sich, inspiriert von Wiener Gründerzeitbauten,
wandlungsfähige Grundrisse, die sich in
Clustern organisieren. Über sechs Stockwerke und
ein Dachgeschoss verteilt, ziehen hier offene Arbeitswelten
für die Architekten selbst und ihre Partnerfirmen,
Wohnungen und Gemeinschaftsflächen in
den Multifunktionsbau ein.
www.architektur-online.com
Freie Grundrisse, die bei zukünftigen Umnutzungen
jederzeit flexibel angepasst werden können, verdeutlichen
den Nachhaltigkeitsaspekt des Stadtelefanten.
Franz&Sue verzichten zur Gänze auf tragende
Zwischenwände und Erschließungsbereiche. Die
einzelnen Niveaus werden nur vom Treppenhaus und
den Nasszellen zoniert. Im Parterre befindet sich ein
Lokal, das von den Angestellten als Kantine genutzt
wird und außerdem die Bewohner der Umgebung in
den Bau einlädt und diesen somit belebt und mit der
urbanen Struktur verwebt.
27
Magazin
Neben dem Miteinander und der räumlichen Flexibilität
widmen sich die Architekten dem Thema
Nachhaltigkeit auch über bautechnische Feinheiten.
Sie verzichten auf Hightech und setzen stattdessen
auf intelligente Materialien. Dank dieser kann
die Haustechnik auf ein Minimum reduziert werden.
Die Fertigteilfassade besteht aus zwischengedämmten
Betonelementen. Diese wirken gleichzeitig als
Speichermasse für thermische Energie und sorgen
gemeinsam mit geringer zusätzlicher Kühlung und
Lüftung über die STB-Decken für ein angenehmes
Raumklima. Viele Oberflächen, wie zum Beispiel die
sandgestrahlte Fassade, bleiben unverkleidet, sparen
Zeit und Kosten und machen den Stadtelefanten zu
einem grünen oder viel mehr bunten und zukunftsweisenden
Anlaufpunkt in Wien.
Energiespeicher Beton
Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.
In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher
und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.
Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher
und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch
aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für
wohlige Wärme im Winter und angenehme
Frische im Sommer.
Infos unter:
www.betonmarketing.at/
Energiespeicher-Beton
architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Wegweiser
in die Zukunft
Im Auftrag der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH realisierte das Berliner Architekturbüro
Kaden+Lager einen Neubau zur Stadtausstellung im Rahmen der Bundesgartenschau
Heilbronn 2019. Dieses „Stadtquartier Neckarbogen“ kann Zug um Zug
weiterentwickelt werden und einmal bis zu 3.500 Bewohnern ein Zuhause geben.
Fotos: Bernd Borchardt
Für eine grüne Umgebung sorgen die Daueranlagen
der BUGA mit der Seenlandschaft, dem Neckaruferpark,
dem Hafenberg mit Himmelspfad und der urbanen
Aue. Mit 34 Metern wird die Architektur mit der
Bezeichnung SKAIO das aktuell höchste Holzhaus
in Deutschland. Am Eingang des Bundesgartenschau-Geländes
empfängt der Neubau den Besucher
als Wegweiser in die Zukunft und zeigt die erfolgreiche
Kombination von nachhaltiger Bauweise und anspruchsvoller
Gestaltung.
www.architektur-online.com
29
Magazin
Das Hochhaus wurde in einer Holz-Hybrid-Bauweise
errichtet: Wände und Decken sind aus Holz und
machen den überwiegenden Teil der Konstruktion
aus. Nach der Vorfertigung erfolgte die Montage vor
Ort. Ein Stockwerk pro Woche ist ein beachtlicher
Baufortschritt. Die Stützen des Neubaus bestehen
aus Brettschichtholz. Sockelgeschoss und Treppenhaus
bestehen jeweils aus Stahlbeton und wurden
zuerst errichtet. Für die Holzwände und -decken hat
man ausschließlich Fichtenholz mit PEFC-Zertifikat
verwendet. Über dem verglasten Sockelbereich mit
sichtbarem Erschließungskern aus Beton setzen sich
die Obergeschosse mit einer hochwertigen Aluminiumlochfassade
ab. Auf den zweiten Blick lassen die
Holz-Unterseiten der Loggien auch von außen erkennen,
dass der Bau ein Holzgebäude ist.
Die Decken bestehen aus Brettsperrholz, die Stützen
aus Brettschichtholz. Die gesamten Horizontallasten
der Aussteifung werden von dem Stahlbetonkern,
der auch als notwendiger Fluchtweg dient,
abgetragen. Die sichtbar eingebauten, 240 mm starken
Brettsperrholzdecken spannen von innen (dem
Stahlbetonkern) in Richtung der Außenwände. Aufgrund
der großen Öffnungen in den Außenwänden
und auch um Setzungen vorzubeugen, liegen die Decken
dort auf Stahlunterzügen auf. Diese wiederum
tragen ihre Vertikallast über blockverleimtes Brettschichtholz,
das ebenfalls später sichtbar bleibt, in
die Gründung ab. Für die nicht tragenden Außenwände
wird Brettsperrholz gewählt, das außenseitig noch
eine Dämmung und eine Gipsfaser-Platte erhält.
Die im Standard offen und hell gestalteten 1- bis
2-Zimmer-Mietwohnungseinheiten (60 Stück) werden
über einen Erschließungskern mit Aufzügen und
Sicherheitstreppenhaus barrierefrei erreicht, sind
zwischen 40 und 90 m² groß und können aufgrund
des Gebäudekonzeptes zusammengeschaltet werden.
Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung und
Einbauküche ausgestattet und haben öffenbare, bodentiefe
Fenster. Nahezu alle Wohnungen verfügen
zudem über eine Loggia. Das Dach ist teilweise als
extensives Gründach geplant. Als weitere Attraktionen
sind für die Bewohner zwei möblierte gemeinschaftliche
Dachterrassen inklusive bewirtschaftbaren
Gemüsegärten vorgesehen. Den Bewohnern
präsentiert sich in über 30 m Höhe ein spektakulärer
Ausblick über die Stadt Heilbronn und den Neckar.
architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Berlins neue
Oberschicht
Wenn Berlin im Jahr 2030 die prognostizierte Einwohnerzahl von vier Millionen
knackt, sind das zwar rund 500.000 Einwohner mehr als heute, aber immer noch
knapp 500.000 weniger als vor dem Zweiten Weltkrieg. Während die Infrastruktur
mit Kanalisation und U-Bahn-Netz durchaus noch nicht an ihre Grenzen stößt,
herrscht auf dem Wohnungsmarkt akute Not. Wie kommt das?
Fotos: Sigurd Larsen
Beim Wiederaufbau Berlins nach 1945 stand trotz erheblichem
Bevölkerungsrückgang an erster Bedarfsstelle
Wohnraum. Dieser wurde auch geschaffen,
allerdings in viel komprimierterer Form als zuvor. Seitdem
erstrecken sich entlang der breiten Boulevards
Berlins gefühlte, endlos lange Plattenbauten, Stockwerk
über Stockwerk, noch dazu mit viel geringeren
Raumhöhen als bis dato in den Altbauten üblich.
Insgesamt führte das zu einer weniger verdichteten
Bebauung und als Nebeneffekt zu den vielen Brachoder
Freiflächen, die dem heutigen Berlin (auch dank
kreativer Zwischennutzungen) dessen besonderen
Charme verleihen. Die deutsche Hauptstadt lebt von
den aus der Geschichte resultierenden kontrastreichen
Nachbarschaftsgefügen, den sogenannten
Kiezen. Doch trotz ständiger Nachverdichtung kann
die Stadt mit der stetig wachsenden Nachfrage nach
(bezahlbarem) Wohnraum nicht Schritt halten.
Zeit für neue Ideen und innovative Konzepte – so wie
den „Dachkiez“ des dänischen Architekten Sigurd
Larsen. Auf der letztjährigen Biennale in Venedig
präsentierte der Wahl-Berliner in einer Ausstellung
seinen Lösungsansatz für eine sozialverträgliche und
ökologisch nachhaltige Nachverdichtung bestehender
Substanzen. Das Studienobjekt: ein massiver und
lückenloser Betonblock, an attraktiver Stelle zwischen
den Stadtteilen Kreuzberg und Mitte gelegen.
Die Idee: Ein neuer, grüner Kiez auf dem Dach des
Plattenbaus, bunt durchmischt und zugänglich für
alle Schichten.
www.architektur-online.com
31
Magazin
Dabei wird der Plattenbau nicht separiert betrachtet.
Vielmehr gewinnen die langjährigen Bewohner eine
neue Nachbarschaft und zugleich Zugang zu einer
komplexen Infrastruktur. Diese erstreckt sich sowohl
auf horizontaler, als auch auf vertikaler Ebene und umfasst
Grünflächen, malerische Aussichtspunkte und
Treffpunkte für alle Kiezbürger von Jung bis Alt. Die
„neue Oberschicht“ legt sich als grünes Band mit tief
wurzelnden Bäumen, Wiesen und Hügeln auf das bestehende
Betondach. An dessen Rändern reihen sich
in leichter Holzbauweise Wohnungen wie an einer Perlenkette
zu einem lang gezogenen Dorf aneinander.
Die einzelnen Module basieren auf einem flexiblen
Baukastensystem, das sich individuell an die Bedürfnisse
der Bewohner anpassen lässt. Das Basis-Modul
kann von einem Single oder Paar bewohnt werden.
Ein zusätzliches Plug-in-Modul mit Schlafzimmer
schafft entweder Raum für ein Kind oder für einen
zusätzlichen Bewohner in der WG. Eine dritte Einheit
ergänzt ein weiteres Schlafzimmer und wertet das
Badezimmer für größere Familien auf. Wohnraum für
jedermann und beste Aussichten für die neue Oberschicht
Berlins.
architektur FACHMAGAZIN
32
Magazin
Architektur mit
minimalsten Mitteln
Nicht nur der diesjährige Pritzker Preisträger Arata Isozaki arbeitet mit der Leere,
mit dem Zwischenraum, auch die Chinesen können das. Und zwar, fast ohne Architektur
zu machen!
Fotos: Zhu Enlong
Das ursprüngliche Projekt bestand aus einer Anhäufung
von zehn Containern, in drei Ebenen übereinander
geschlichtet und mit ein paar Stiegen verbunden,
in einige waren Fenster- und Türflächen eingeschnitten.
Die Umgestaltung zu einem kleinen Zentrum für
Arbeit, Kommunikation und Freizeit bedeutete eine
gewisse Herausforderung für das Team von Yiduan
Shanghai Interior Design aus China. Einerseits stand
das Ensemble ziemlich isoliert auf einem weiten Grasgebiet
in Orenda auf der Insel Chongming in der Nähe
von Shanghai, andererseits brachten die engen Innenräume
der Container große Einschränkungen mit sich.
Statt nun dem gewöhnlichen Container einfach einen
ungewöhnlichen Anstrich zu verpassen, um so
das Projekt aufzuwerten, erweiterten die Planer die
Innenräume durch die Schaffung von angeschlossenen
Leerräumen nach außen. Diese Volumina werden
durch Gitter, Lamellenwände und -decken gefasst,
spürbar gemacht und erweitern so den nutzbaren
Raum. Sie erfüllen auch funktionelle Bedürfnisse und
bilden einen Kontrast mit der Masse und dem Körper
der Container. Das durch die Gitterflächen eintretende
Tageslicht generiert fast poetische Licht- und
Schattenspiele. Die Container und die neuen „Körper“,
die aus ihnen so entstanden sind, stellen nun
eine überlappende und gestapelte architektonische
Form dar – sie wirkt fast futuristisch, auf jeden Fall
interessant und modern.
www.architektur-online.com
33
Magazin
Der Gesamteindruck dieser, im Mai 2018
fertiggestellten Architektur spiegelt sich in
einer wohl abgestimmten Palette von Weißund
hellen Holztönen wider. Sie erzeugen
einen sauberen, einfachen visuellen Eindruck.
Außerdem fügen sich die Gebäude
so recht harmonisch in die Weite der umgebenden
Wiesenflächen ein. Ein mäandernder
Flusslauf schlängelt sich in der Mitte
der Gebäude durch, er symbolisiert Veränderung
und Leben.
Auf den drei Ebenen befinden sich im Erdgeschoss
der Empfang und eine Ausstellungsfläche,
in der mittleren erhält man
einfache Speisen, Kaffee und Tee und oben
ist der Bereich für Arbeit, Treffen und geschäftliche
Dinge. Die Wegführung durch
die Räume nimmt Rücksicht auf die Umgebung,
jeder Punkt bietet unterschiedliche
Ausblicke und die verwendeten Zen-Elemente
passen sich gut an den modernen
und minimalistischen Designstil an. Innenund
Außenräume fließen ineinander, bilden
ein Ganzes – immer mit kleinen Aufenthaltsbereichen
und Unterbrechungen, die
der Architektur eine Seele verleihen. Ein
gutes Beispiel, wie sich ohne viel neu zuzubauen,
eine vorhandene Substanz mit einfachsten
Mitteln und nachhaltig zu einer interessanten,
funktionalen Architektur (um)
gestalten lässt. Man kann davon lernen!
architektur FACHMAGAZIN
34
Magazin
Leistbares
Wohnen aus Holz
Schon seit einigen Jahren arbeiten holzaffine Personen in Österreich an Konzepten,
Holzbauten in Modulform zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Architekt
Lukas Lang und Stefan Schrenk, Sohn des Waldviertler Tischlers Franz Schrenk,
zählen zu diesem Kreis und nun haben sie sich mit der Firma Appel aus dem
Waldviertel zusammengetan und „ZiKK 2.0 – Das Plug-In Haus“ aus der Taufe
gehoben. Der Name ZiKK steht für Zimmer, Kuchl, Kabinett im 21. Jahrhundert.
Fotos: Julian Haghofer
Das Haus, das in vier Modellen angeboten
wird, besticht durch seine herausragenden
ökologischen Eigenschaften
samt technischem High-End. Drei Jahre
lang hat man an der Entwicklung des
Hauses getüftelt. Das Plug-In-Haus basiert
auf einem Baukastensystem der Lukas
Lang Building Technologies GmbH
und der vorproduzierten Technikbox von
Appel mit der gesamten Haustechnik. So
kann jedes der Haus-Modelle zwischen
47 und 101 Quadratmetern in fünf bis
zehn Tagen Bauzeit schlüsselfertig an
seine Besitzer übergeben werden.
www.architektur-online.com
35
Magazin
ZiKK 2.0 benötigt kein Fundament, sondern
steht auf Stelzen, dadurch wird
kein Boden versiegelt. Das Dach ist begrünt
und überschüssiges Regenwasser
wird in den Boden abgeleitet. Wenn
man woanders wohnen will, nimmt man
sein Haus einfach mit und gibt den Boden
wieder frei für die Natur. Außerdem
wurde bei der Bauweise auf alle Verbundwerkstoffe
verzichtet und durch
die komplette Zerlegbarkeit des Hauses,
wird jeder Sondermüll vermieden. Alle
Komponenten können im Bedarfsfall
getrennt wiederverwertet oder entsorgt
werden, es entstehen keine Altlasten.
Das eben eröffnete Musterhaus in Vitis
ist eine von vier möglichen Varianten
mit 77 m², einer großzügigen Wohnküche,
zwei Schafzimmern und Terrasse.
Je nach Größe liegen die Preise für die
schlüsselfertige Errichtung zwischen
189.000, - und 297.000, - EUR. Das Niedrigenergie-Smart-Home
kombiniert High
Tech mit dem unvergleichlichen Duft
und dem heimeligen Gefühl von Holz und
ist sozusagen die Summe aller intelligenten
Erfindungen, bewehrten Prüfungen
und Weiterentwicklungen der letzten
20 Jahre in der Baubranche. Über eine
intelligente App lassen sich Funktionen
wie Beschattung, Licht, Heizung u. a. bequem
vom Smartphone aus steuern. Der
Energiebedarf für das Heizen ist beim
Modell „Basis“ (76 m² Wohnnutzfläche)
mit etwa 5.000 kWh pro Jahr angegeben,
somit beläuft sich der Tagesbedarf
auf ca. 13,7 kWh.
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architektur FACHMAGAZIN
36
Magazin
Monomaterielle
Bauweise aus Holz
Das IBA Timber Prototype House verkörpert einen neuartigen Ansatz zur Mikro-Architektur:
Es funktioniert im Prinzip wie ein auf die Seite gedrehtes
Blockhaus für das 21. Jahrhundert und kombiniert so die Vorteile traditioneller,
kostengünstiger Blockbauweisen mit den Möglichkeiten digitaler Planungs- und
Fertigungsverfahren. Das Projekt untersucht ein neuartiges Holzbausystem für
zugleich umweltfreundliche, wirtschaftliche und architektonisch ausdrucksstarke,
mono-materielle Gebäudehüllen.
Fotos: ICD Universität Stuttgart, Thomas Mueller
Im Gegensatz zu der horizontalen Stapelung typischer
Blockbauweisen sind hier Kantvollhölzer
stehend aufgereiht. So stimmt die Ausrichtung der
Wandbauteile mit der Haupttragrichtung des Holzes
überein. Zugleich ermöglicht es ohne Beeinträchtigung
der Tragfähigkeit das Einbringen von Schlitzen.
Diese dienen zugleich als Entlastungsschnitte, die
ein Reißen des Vollholzes verhindern. So kann die
Formstabilität und Dichtigkeit gewährleisten werden.
Gleichzeitig werden die Schlitzungen als Luftkammern
genutzt, was die Wärmeleitfähigkeit reduziert
und die Isolationswerte des Materials erhöht. Die
digitale Fertigung ermöglicht dabei die Ausbildung
hochpräziser, luftdichter und sortenreiner Verbindungen
der Holzelemente, ohne jegliche zusätzlichen
Metallbauteile oder Klebstoffe. Das so entstandene,
nachhaltige Mono-Material-Bausystem ist Tragwerk,
Hülle und Dämmung in einem. Es werden selbst die
strengen deutschen Energiesparstandards mit einem
U-Wert von 0,20 W/(m 2 K) erfüllt.
www.architektur-online.com
37
Magazin
Die neuartige Blockbauweise ermöglicht es, die
schachtelartige Ausprägung der meisten Mikro-Architekturen
zu überwinden. Der integrative, computerbasierte
Planungs- und Fertigungsansatz lässt
es zu, Wände und Decken sanft zu verdrehen. Dies
bietet nicht nur die Möglichkeit, das Verhältnis von
Raum und Hüllfläche zu maximieren. Es intensiviert
auch den architektonischen Ausdruck dieses einzigartigen
Mikro-Gebäudes und demonstriert die
Möglichkeiten einer innovativen Baukultur, die auf
regionalem Material und tradiertem Wissen basiert.
Simulationen zeigen, dass der Bau durch seine energieeffiziente
Bauweise alle Merkmale eines Passivhauses
erfüllt.
Herkömmliche Gebäude setzen sich aus einer Vielzahl
verschiedener Materialien zusammen, die mit
hohen Energiekosten und aufwendigen Recyclingmaßnahmen
verbunden sind. Durch den Forschungsansatz,
der auf traditionellen Holzverbindungen
basiert, wurde für das Timber Prototype House ein
System entwickelt, bei dem die strukturellen Fügeund
Verbindungslösungen sowie die luftdichte Hülle
ausschließlich auf der Materialität des Holzes beruhen.
Dadurch konnten die Anzahl der Schichten des
Bausystems erheblich minimiert werden und nach
Ende der Nutzungsdauer ist eine einfache Demontage
für die stoffliche Verwertung gewährleistet. Darüber
hinaus konnten durch die Verwendung des ausschließlich
regionalen Rohstoffes die Energiekosten
für den Materialtransport gering gehalten werden.
Das Timber Prototype House wurde im März 2019
eröffnet. Es ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung
(IBA) Thüringen und kann zur Zwischenpräsentation
der IBA vom 24. Mai bis 29. September
2019 vor dem Eiermannbau in Apolda, Thüringen, besichtigt
werden. Ein kleines, frei stehendes, vollständig
geschlossenes Mikro-Haus. Die geschwungenen
Wände und die Decke sind sowohl von innen als auch
von außen erlebbar. Die Gebäudeenden finden ihren
Abschluss in übergroßen Fensteröffnungen, die den
Blick auf den Eiermannbau und das angrenzende
Grundstück ermöglichen. Konzipiert als komplett
möbliertes Mikro-Haus, kann das Timber Prototype
House mit allen notwendigen Funktionen für ein angenehmes,
kompaktes Wohnen ausgestattet werden.
architektur FACHMAGAZIN
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Magazin
Perspektive
für die Zukunft
Architektur kann, bzw. soll auch einen pädagogischen Aspekt haben und auch sensitiv
etwas in der Rezeption der Nutzer ändern. Das Internat für die Landwirtschaftsschule
in Bella Vista auf einem Agronomie-Campus im andinen Cochabamba, Bolivien
ist ein gutes Beispiel dafür. Das Ausbildungszentrum mit dem neuen Internatsgebäude
bietet Jugendlichen aus extrem armen Familienverhältnissen eine Perspektive, die
über die in Bolivien übliche Subsistenzlandwirtschaft weit hinausreicht.
Fotos: Cristóbal Palma
Das Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion von
Prof. Ralf Pasel, CODE widmet sich mit dem interdisziplinären
und langfristig angelegten Projekt für das
andine Dorf Bella Vista in Bolivien lokal wirksamen
Lösungsvorschlägen zur Armutsbekämpfung, aber
auch globalen Themen zur wachsenden Urbanisierung
und der Landflucht. Darüber hinaus findet ein
Wissenstransfer über mögliche Baukonstruktionen
zwischen der TU Berlin und der Universidad Major de
San Simon in Cochabamba, Bolivien sowie zwischen
den Studenten und den lokalen Kooperativen, die
handwerklich am Projekt ausgebildet werden, statt.
www.architektur-online.com
39
Magazin
Das Internatsgebäude weist eine klare Gliederung
zwischen Sockel, Wand und Dach auf. Diesen drei
Schichten sind spezifische Materialien und die damit
verbundenen Konstruktionsmethoden, mit welchen
sich die Studierenden auseinandergesetzt haben, zugeordnet:
Beton, Mauerwerk und Holz. Im Gespräch
mit den Einheimischen und unter Verwendung ortsüblicher
Materialien wurden innovative Lösungen auf
Anforderungen der Statik und somit der Sicherheit,
der Gebäudehülle und somit des Komforts und der
Gebäudetechnik entwickelt. Das neue Gebäude ergänzt
funktional die bereits in Betrieb genommene
Schule u. a. mit einer Schlafstätte für die Schüler,
einem Dozentenraum, einer Küche, Ess-, Lern- und
Aufenthaltsbereichen sowie eigenständigen Nassbereichen.
Es ermöglicht in seinem Grundriss Orte
der Begegnung und der Ruhe. Ein privater Patio als
kontemplativer Freiraum und ein kollektiv nutzbarer
Hof erweitern zudem das Angebot von unterschiedlich
qualitativen Außen- und Freiräumen auf dem
Campus. Das bestehende Schulgebäude und der
Neubau des Internats teilen sich die neu erstellte
Pflanzenkläranlage und Frischwasseraufbereitung
für die Felder, die Stromerzeugung durch eine Fotovoltaikanlage
und die Warmwasserzubereitung durch
die im Dachgefälle des Internats integrierte Thermosiphonanlage.
Aufgrund der Materialisierung weist
das Gebäude für die Nutzer einen hohen Wiedererkennungswert
auf und setzt architektonische Standards,
die in Selbstbauweise von den Bewohnern auf
andere Projekte übertragen werden können. Das Gebäude
wird somit zum Lehrmodell selbst.
architektur FACHMAGAZIN
40
Magazin
Selbstformende Fertigung
Der Urbach Turm stellt eine einzigartige Holzstruktur dar. Der Entwurf des Turms
verwendet einen neuartigen Selbstformungsprozess für gebogene Holzkomponenten.
Diese Formänderung wird allein durch das Schwinden des Holzes bei
abnehmendem Feuchtegehalt erreicht.
Fotos: IBA Thueringen, Thomas Mueller
Die Technologie der selbstformenden Fertigung von
Massivholzplatten eröffnet mit ihrer einfachen Anpassung
an unterschiedliche Krümmungsradien neue
und unerwartete architektonische Möglichkeiten für
die Verwendung des nachhaltigen, erneuerbaren und
regional verfügbaren Baumaterials Holz.
Die bahnbrechende Entwicklung der großflächigen
Selbstformung stellt einen Paradigmenwechsel im
Holzbau dar. Statt aufwendiger und energieintensiver
mechanischer Umformprozesse, die schwere Maschinen
erfordern, verformt sich der Werkstoff hier ganz
von selbst. Die gebogenen Komponenten der Turmstruktur
aus Brettsperrholz (BSPH / CLT) werden
als flache Paneele geplant und hergestellt, die sich
während des Trocknens autonom in vorausberechnete,
gekrümmte Formen biegen. Die 5,0 m x 1,2 m
großen Bilayer aus Fichtenholz werden mit hoher
Holzfeuchte und spezifischem Schichtaufbau hergestellt
und in einem industriell standardisierten Trock-
nungsverfahren getrocknet. Beim Herausnehmen
aus der Trockenkammer sind die Elemente präzise
gekrümmt. Diese werden anschließend miteinander
überlappend laminiert, um die Geometrie zu fixieren,
und bilden so größere, formstabile, gekrümmte
Brettsperrholz-Komponenten.
Die selbstformenden Komponenten bestehen vollständig
aus regional bezogenen Fichtenholzbrettern
aus der Schweiz. Die einzelnen Bauteile weisen eine
Länge von bis zu 15 m auf, mit einem Radius von
2,40 m und einer Bauteildicke von nur 90 mm. Die
Komponenten sind aus Halbzylinderrohlingen 5-achsig
CNC-gefräst und zu Baugruppen aus drei Komponenten
einschließlich Wassersperre und externer
Holzverkleidung für den Transport vormontiert. Mit
präziser, vorausberechneter Krümmung und optimaler
Faserausrichtung aus dem Herstellungsprozess
wird jede Komponente in nur 90 Minuten Maschinenzeit
geschnitten und bearbeitet.
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41
Magazin
Auf der Außenseite wird eine maßgefertigte Fassade
aus geschnittenen Brettschichtholzträgern aus Lärche
aufgebracht. Dies umfasst ebenfalls die Anwendung
einer transparenten, dauerhaften anorganischen
Beschichtung, die das Holz vor UV-Strahlung und
Pilzbefall schützt. Anstatt zu reißen und unter Witterungseinflüssen
silbergrau zu werden, erhält das Lärchenholz
mit der Zeit eine gleichmäßige weiße Farbe.
Die gesamte Prozesskette, vom Schneiden der regionalen
Stämme im Sägewerk über die Herstellung
der selbstformenden Platten, den Trocknungsprozess
bis hin zur Endbearbeitung und Vormontage,
erfolgt innerhalb derselben Unternehmensgruppe
und am gleichen Standort. Dies ermöglicht nicht nur
eine nachhaltige und innovative Produktion, sondern
zeigt auch, wie sich die selbstformende Fertigung
nahtlos in bestehende industrielle Holzverarbeitungs-
und Fertigungsabläufe integrieren lässt.
Der Urbach Turm besteht aus zwölf gekrümmten
Bauteilen aus Brettsperrholz. Die Tragkonstruktion
des Turms weist eine Dicke von 90 mm auf und ist
über 14 Meter hoch, was zu einem Spannweiten-Dicken-Verhältnis
von ca. 160:1 führt. Die Krümmung
ermöglicht eine sehr schlanke und leichte Turmstruktur
von nur 38 kg pro Quadratmeter Turmoberfläche.
Im montierten Zustand wirkt der Turm durch seine
ausdrucksvolle gekrümmte Geometrie statisch als
flächenaktive Struktur. Die Verbindung der Leichtbauelemente
erfolgt durch kreuzweise angeordnete
Vollgewindeschrauben, deren Anordnung und spezifischer
Winkel im gesamten Bauwerk in Bezug auf
ihre statische Ausnutzung optimiert sind, wobei eine
durchgehende Verbindung entlang der Naht für einen
homogenen Lastabtrag sorgt.
Auf Zuverlässigkeit bauen.
Mit dem Schöck Isokorb®.
Ob frei auskragender oder gestützter Balkon, ob Attika oder Brüstung. Der Schöck Isokorb®
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42
Magazin
Eine Hommage
an den Bambus
Anmutig winden sich zahllose Bambusstangen spiralförmig in den Himmel, verdichten
sich hier und da zu einem höhlenartigen Gewölbe, lösen sich an anderer
Stelle wieder komplett auf. Gerade dieser Wechsel zwischen durchscheinenden
und geschlossenen Strukturen, Geborgenheit und Offenheit, verleiht dem Nocenco
Café hoch über den Dächern der Stadt Vinh in Vietnam seinen besonderen Charme.
Fotos: Trieu Chien
Die vom Vietnamkrieg gebeutelte Regionalmetropole
orientierte sich beim Wiederaufbau städtebaulich an
europäischen Vorbildern und überrascht neben einigen
Plattenbauten im DDR-Stil auch mit zahllosen
Fassaden kolonialistischer Façon. So auch das zentral
gelegene siebenstöckige Bestandsgebäude, auf dessen
oberstem Geschoss sich seit Mai 2018 ein Loungecafé
mit darüberliegendem Club befindet. Trotz umfassender
Renovierungsarbeiten sollten die Fassade
und tragende Strukturen unangetastet bleiben.
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43
Magazin
Eine interessante Herausforderung für das
erprobte Team der VTN Architekten, welche
den gesamten Entwurfsprozess unter das
Motto “Leichtigkeit” stellten. Planern und
Bauherren war es außerdem ein Anliegen, die
Bauzeit kurz und das Budget knapp zu halten.
So fiel die Wahl des Baustoffes schnell
auf den von den Architekten favorisierten
Bambus. Dieser grüne Stahl der Zukunft ist
nicht nur leicht, robust, schnell nachwachsend
und in unmittelbarer Nähe zur Genüge
verfügbar, sondern verkörpert im asiatischen
Raum auch Tradition und Demut.
In der Industriestadt Vinh wirkt der Einsatz,
des in der Region sonst so allgegenwärtigen
Tausendsassa Bambus, geradezu innovativ
und revolutionär. Aus der Ferne präsentiert
sich der kuppelartige Aufbau als neue Ikone
der Nachbarschaft. Bei näherer Betrachtung
weckt die schon von der Straße aus
erkennbare kunstvolle Konstruktion der
selbsttragenden Bambusröhren die Neugier
des Betrachters. Im Inneren schließlich
eröffnet sich eine mäandernde Raumfolge,
deren Struktur sich in alle vier Himmelsrichtungen
sowie nach oben öffnet, um den
Blick auf die umliegenden Flachbauten und
historischen Gebäude, den Fluss, die Waldlandschaft
und den Himmel freizugeben.
Im Inneren verdecken zehn Bambussäulen
die bestehende tragende Konstruktion, vier
weitere fungieren als raumbildende Strukturen,
welche die Fläche zonieren und die
Blicke elegant nach außen lenken. Der neue
Dachaufbau wirkt von außen respektvoll,
mutet sogar etwas archaisch an. Im Inneren
sorgen grüne Pflanzen, transparente
Glaskugelleuchten und leichte Holzmöbel
für moderne Leichtigkeit und eine loungige
Atmosphäre.
Das Nocenco Café ist sicherlich ein gelungenes
Beispiel für eine moderne und verspielte
Interpretation eines altgedienten und bewährten
Baustoffes, der auch in Zukunft andere
Baumaterialien ersetzen könnte, wenn
mehr Architekten lernten, seine Stärke und
Vielseitigkeit kreativ zu nutzen.
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44
Magazin
Abfallstoff als
„Liquid Gold“
Das WC ist (laut Kreativitätsforscher und Psychologe Mihály Csíkszentmihályi) als
Ort der Kreativität bekannt, als Ort von sogenannten entfunktionalisierten Phasen im
Tagesverlauf. Dass es auch ein Ort von ausgesprochener Nachhaltigkeit sein kann,
beweist die Entwicklung von Save! Die erste Separations-Toilette der Welt, die Urin
vom Rest trennt und ein neues Kapitel des nachhaltigen Urban-Wastewater-Managements
darstellt.
che Verwendung von Düngemitteln werden
von der Wissenschaft bereits als genauso
gefährlich eingestuft wie zu hohe CO 2 -Werte
und der Klimawandel.
Die Schlüsselinnovation von Save! ist ein von
EOOS entwickeltes Rohrsystem, das Urin
unter Ausnutzung der Oberflächenspannung
in einen getrennten Ablauf ableitet
und so vom Rest separiert. Mittels kompakter,
hocheffizienter dezentraler Bio-Reaktoren
werden die Nährstoffe aus dem Urin
extrahiert, Medikamenten-Rückstände und
Hormone neutralisiert und bis zu 80 Prozent
des im Abwasser enthaltenen Stickstoffs
entfernt. Der im Urin vorkommende
Stoff kann nun dort verwendet werden, wo
er als wertvolle Ressource Nutzen bringt,
zum Beispiel als Dünger auf Feldern.
Man hat diese Technologie, die modernsten
Industrie-Standards entspricht, auf das
Wand-WC angewandt und mit innovativer
Wasser- und Urinführung neu gestaltet, um
die Leistung zu optimieren. Durch die perfekte
Integration der neuen Technik ist das
WC optisch nicht von anderen spülrandlosen
Design-WCs im High-End-Bereich zu
unterscheiden. Produziert wird die Innovation,
die serienreif ist und in Neubauprojekte
installiert werden kann, im Werk im niederösterreichischen
Wilhelmsburg.
Die Zukunfts-Toilette ist das perfekte Beispiel
dafür, was alles erreicht werden kann,
wenn die Disziplinen Social Design, Industrie
und Forschung kooperieren. Nämlich die
Lösung eines Umweltproblems, das besonders
in urbanen Zentren immer gravierender
wird und durch die Rückführung von
Nährstoffen in die Landwirtschaft gelöst
werden kann.
Save! ist Teil des „Reinvent the Toilet Challenge“
Programms der Bill & Melinda Gates
Foundation.
Bei konventionellen Toiletten gelangt der
Urin über das Abwasser in Flüsse und Meere.
Der darin enthaltene Stickstoff unterstützt
hier das Wachstum von Algen. Jene
Mikroben, die diese zersetzen, verbrauchen
dabei fast den gesamten Sauerstoff. Viele
Flussmündungen werden so zu „Dead
Zones“ – fast 60 davon gibt es bereits an
europäischen Küsten. Deshalb haben LAU-
FEN und EOOS Design gemeinsam mit der
Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung,
Abwasserreinigung & Gewässerschutz)
Save! entwickelt. Das Produkt
wurde bei den Architekturtagen 2019 erstmals
in Österreichpräsentiert.
Wie Abwässer derzeit entsorgt werden,
trägt maßgeblich zu einem der dringlichsten
Umweltprobleme der Erde bei. Übermäßige
Stickstoffwerte, verursacht durch
menschlichen Urin und die landwirtschaftli-
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45
Magazin
Gernot Bohmann,
Harald Gründl
& Martin Bergmann
© Elfi Semotan
Der lange Weg in eine
bessere Zukunft
Selten hört man von Erfindungen – die noch
dazu bereits von der Industrie produziert
werden können – die ein Wesentliches zur
Verbesserung der Umweltsituation auf unserem
Planeten beitragen. Die Präsentation von
Save! war Grund genug für architektur, sich
mit einem der Entwickler, mit Harald Gründl
vom Designbüro EOOS zu unterhalten.
Welche Beweggründe hat ein Designer, sich
mit der Rettung der Welt zu beschäftigen?
Dieses Produkt, diese Entwicklung, stellt einen
Paradigmenwechsel in der Sanitärindustrie
dar. 2008 haben wir von EOOS beschlossen,
unsere Kräfte systemischer und nachhaltiger
einzusetzen. Denn Designer werden meist nur
nach einem Produkt gefragt, zum Beispiel einer
Badewanne. Aber kein Mensch überlegt
sich, wie wird das Wasser erwärmt und was
passiert mit dem Abwasser.
Ist das so eine Art Tunnelblick des Designs,
nicht im Kontext zu arbeiten?
Das sind nicht nur die Designer, sondern
auch die Industrien, die nicht vernetzt funktionieren
oder denken.
Wie ging es dann weiter?
Wir haben damals beschlossen, zwar auch
weiterhin isoliert über Dinge nachzudenken
– aber nicht mehr ausschließlich. Ich bin
dann in die Schweiz gefahren, auf die ETH
Zürich zur Eawag und habe dort die führende
Abwasserwissenschaftlerin gefragt: „Ich
bin Designer, könnt ihr uns für irgendetwas
gebrauchen?“ „Ja“, hat sie gesagt, „entwirf
ein Urinseparationsklo und schau, dass es
jemand herstellt.“
Ich habe fast zehn Jahre gebraucht, um dieses
Versprechen einzulösen – aber ich habe
es geschafft!
Glauben Sie, dass die Probleme bezüglich
Ressourcen, Klima etc, die wir haben, nicht
genügend kommuniziert werden?
Nein, am Wissen über die Probleme liegt es
nicht. Das Stickstoffproblem der Erde ist allerdings
vielleicht nicht wirklich genug bekannt,
schließlich ist es noch alarmierender
als der Klimawandel.
Wieso handeln die Menschen dann nicht
entsprechend? Sind wir zu dumm?
Eine starke Verhaltensänderung benötigt
sicherlich Courage. Niemand zerstört absichtlich
die Welt, aber unser Konsumverhalten
ist dann doch ein großes Problem. Es
braucht ein Zusammenwirken von Politik,
Industrie und natürlich Design und Architektur.
Ein nachhaltiges Abwassersystem
ist eine Infrastrukturentscheidung, keine
individuelle Konsumentscheidung. Unsere
Toilette Save! ist eine Systemkomponente
die eine nachhaltige Abwasserlösung
ermöglicht. Statt Algenteppichen im Küstenbereich
können wir mit den Nährstoffen
besser die Felder düngen! Ja, vielleicht sind
wir wirklich zu dumm, wenn wir das nicht
schnell umsetzen.
Ist dieses Gebiet der Produktentwicklung
für eine „grüne“ Zukunft, nicht auch ein riesiges
Geschäftsfeld?
Natürlich, aber Pioniere müssen auf die Ernte
manchmal länger warten. Aufgrund der
Dringlichkeit des Systemwandels sollte es
jetzt aber schneller gehen. Es gibt viel zu
tun für das Design.
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Wohnkapseln
© Luca Rotondo
Die flexible Wohnkapsel –
die Architektur der Zukunft?
Der sparsame Umgang mit dem Raum ist ein neuer, wichtiger Trend in der Architektur.
Viele Planer sehen es als ihre Aufgabe an, nachhaltige und vor allem platzsparende
Lösungen für das Koexistieren des Menschen mit seiner Umwelt zu finden.
Auch steht die Architektur heute vor der Herausforderung, Bauten zu entwerfen, die
sich wechselnden Temperaturen und Witterungsbedingungen anpassen. Nicht nur
hierzulande sorgt der Klimawandel für unvorhersehbare Wetterphänomene. Folgende
Beispiele zeigen, wie sich kompakte Wohnformen auf knappem Raum realisieren
lassen und dabei trotzdem Lebensqualität bieten.
Text: Dolores Stuttner
Das Haus aus dem Drucker
Mit einem tragbaren Roboter schafften es
die Planer von Arup und CLS Architetti, ein
Haus im 3D-Druckverfahren in weniger als
einer Woche herzustellen. Präsentiert wurde
das 3D Housing 05 auf der Milan Design
Week 2019.
Es steht auf dem Piazza Cesare Beccaria in
Mailand mit einer Wohnfläche von 100 m 2
und setzt sich aus 35 Modulen zusammen.
Geschwungene Wände umschließen ein
Wohnzimmer, eine Küche, ein Schlaf- und
ein Badezimmer. Der Bau selbst besteht aus
einer Mischung aus Beton mit speziellen
Zusätzen. Ein Stapel aus sauber verarbei-
teten Schichten bildet das Mauerwerk. Die
Wände wurden vom Roboter wie Zahnpasta
aus der Maschine gedrückt. Das Ergebnis
kann sich aber sehen lassen – die daraus
entstandene Struktur ist formgebend und
verleiht dem Haus Individualität. Nur 48
Stunden dauerte der Aufbau des Gebäudes,
wobei die Konstruktion eines Mauersegments
nur eine Stunde in Anspruch
nahm. Nicht im Druckverfahren hergestellt
wurden Bestandteile wie Fenster und Türen.
Der Innenraum ist eine Mischung aus Moderne
und Minimalismus. Vergoldete und
glänzende Oberflächen samt glatten Stein-
möbeln bilden einen ansehnlichen Kontrast
zu den mattweißen, rauen Wänden. Diese
umschließen die Räume kreisförmig und
bilden dadurch eine heimelige, schützende
Hülle. Derzeit ist das Mailänder Haus aus
dem 3D-Druck noch ein Prototyp. Die Architekten
wollen die Technik derart weiterentwickeln,
dass das Konzept bald in Serie
geht. Mit ihrem Konstrukt zeigen die Planer
eine Alternative zum traditionellen Bau auf.
Auch die Herstellung von Möbeln ist mit
dieser Methode möglich.
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Wohnkapseln
© Janez Martincic
Ein Pavillon für jede Klimazone
Den Prototyp für ein modulares Haus, das
sich für eine Vielzahl an Standorten und
Klimazonen eignet, entwarf die slowenische
Firma OFIS Arhitekti. Der Bau besteht
aus mehreren Modulen, die sich variabel
zusammensetzen lassen. Sie können beispielsweise
vertikal übereinander oder horizontal
angeordnet werden – damit passt
sich der Wohnbau dem Terrain und den
Witterungsbedingungen an. Das Gebäude
kann unter anderem als permanenter oder
auch als temporärer Wohn- und Aufenthaltsraum
genutzt werden. Die Basis-Einheit
ist 2,5 Meter breit, 4,5 Meter lang und
2,7 Meter hoch. Sie bietet ausreichend Platz
für ein Bett, eine Küche und ein Bad. Beim
Prototyp verfügt die Einheit über einen hölzernen
Rahmen, wobei das Material je nach
Einsatzgebiet austauschbar ist. Auch das
Innere der Module besteht fast vollständig
aus Holz. Die Einrichtung ist funktional und
bietet ausreichend Möglichkeiten zur Personalisierung.
Doch auch in Bezug auf die
Bausubstanz sind Erweiterungen und Anpassungen
möglich.
© Janez Martincic
Die Module fallen auf. Verantwortlich dafür
ist nicht zuletzt der satte Schwarzton mit
der konischen Struktur. Diese Mischung
macht es zu einer Landmarke – ganz gleich,
ob es sich im urbanen oder ländlichen Raum
befindet. Quadratische Fenster an beiden
Seiten gewähren Blicke auf die Umgebung.
Die Basis ist mit dem flächenmäßig größten
Fenster versehen, welches die Vorderseite
fast zur Gänze ausfüllt. Ansonsten sind sie
bewusst klein gehalten, um eine Überhitzung
der Module zu verhindern. In seiner
horizontalen Ausrichtung ist das modulare
Haus platzsparend. Der sparsame Umgang
mit dem Raum trifft den Zahn der Zeit. Die
Module, die allesamt aus erneuerbaren
Rohstoffen bestehen, fügen sich nahtlos
in ihre Umgebung ein und bieten trotzdem
Lebensqualität. In Ljubljana ist „The Cabin“
derzeit als temporäre Bibliothek im Einsatz.
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Wohnkapseln
© oxygen
Im Einklang mit der Natur
Ein Rückzugsort inmitten der Natur ist die kompakte
Hütte Lumipod der Entwickler Lumicene. Die Bewohner
haben in ihr die Gelegenheit, Komfort auf kompaktem
Raum zu genießen. Eine große Glasfront mit
fünf Metern Durchmesser bildet das Herzstück der
Hütte. Der Bereich lässt sich öffnen und sorgt für das
Verschwimmen von Innen- und Außenbereich – die
Natur wird damit zum Wohnzimmer. Ist Privatsphäre
gewünscht, können die Bewohner die Fenster auch
ganz verschließen und sich von der Außenwelt abschirmen.
Der Grundriss der Hütte ist ein simpler Kreis mit einem
Durchmesser von nur 5,45 Meter. Auf einer Fläche
von 17 m² mit einer Höhe von 3,25 Meter wird den
Bewohnern alles zur Verfügung gestellt, was sie für
einen kurzen, komfortablen Aufenthalt brauchen. In
der Kapsel befinden sich Schlafzimmer, Toilette und
Dusche. Da die Unterseite des Gebäudes den Untergrund
nur punktuell (vier Sockel) belastet, wird dieser
nicht beeinträchtigt und die Wiese bleibt fast frei
von Druckstellen.
Außenwände aus dezent gefärbtem Holz verleihen
der Hütte ein natürliches Aussehen. Beim Innenraum
beschränkten sich die Designer ebenfalls auf
das Wesentliche. Jeder Bereich hat eine Funktion,
wobei Komfort trotzdem nicht zu kurz kommt. Minimalistisch
ist auch die Beleuchtung. Glühbirnen und
Leuchtdioden erhellen Wohnzimmer und Sanitärbereich.
Das Design fällt abgesehen davon, hell und
schlicht aus. Gerade Linien und rechte Winkel stehen
im Gegensatz zum kreisrunden Fundament. Die Konstruktion
lässt sich innerhalb von zwei Tagen zusammenbauen
und wird innerhalb von sechs Monaten an
den gewünschten Ort geliefert. Die Designer streben
derzeit eine auf Energieautarkie ausgelegte Weiterentwicklung
der Kapsel an.
© oxygen
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Wohnkapseln
© Rana Rmeily
Nur ein Raum
Abseits der Öffentlichkeit liefert der Pavillon von
TheLoveTriangle einen Raum für experimentelle
Kunst und Ausstellungen. Die Planer machten aus
der abgeschiedenen Lage des Objekts eine Tugend.
So ist seine Zurückgezogenheit im libanesischen Baabdat
für den Bau identitätsstiftend. Fast unscheinbar,
aber keinesfalls unbedeutend integriert er sich
in die natürliche Umgebung. Das Design ist einfach
und das Ergebnis ein Rechteck mit 96 m² Fläche. Das
Rechteck schafft eine neutrale Grundlage für vielseitige
Nutzungen.
Pinienbäume umgeben den Bau und werden für ihn
durch die großen Fenster zu einer wichtigen Kulisse.
Die Umgebung präsentiert sich als neutraler Hintergrund
und wirkt – genauso wie der Pavillon – wie
ein unbeschriebenes Blatt Papier. Dabei reguliert
die Natur mit dem dichten Baumwuchs das Klima im
Gebäude. Sie schirmt den nach Nord-Süd ausgerichteten
Pavillon im Sommer vor intensiver Sonneneinstrahlung
ab. Im Winter trifft ihn die Sonne ungehindert
und erwärmt die Südseite. Zurückhaltung ist
auch im Innenraum Programm. Sowohl der Boden als
auch die Raumdecke wird von hellem Beton gebildet.
Dreidimensionale Strukturen an der Oberseite der
Raumdecke sorgen mit einem Wechselspiel aus Licht
und Schatten für Abwechslung.
Der Pavillon kommt ohne elektrischen Anschluss
und ohne Heizung und Warmwasser aus. Das Ziel der
Planer war es, ein Gebilde zu schaffen, dessen Bedürfnisse
die Natur erfüllt. Trotzdem wurden Grundlagen
für elektrische Installationen geschaffen. Ein
Stromaggregat müssen die Aussteller oder Künstler
selbst organisieren. Es ist für eine Vielzahl an Nutzungen
geeignet und liefert Raum für Experimente
der Kunst und Nachhaltigkeit.
© Rana Rmeily
architektur FACHMAGAZIN
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Wohnkapseln
© Agnès Clotis
© Agnès Clotis
Flexibler Minimalismus in roher Hülle
Eine Mischung aus modernem Komfort und traditionellen
Materialien ist die vorgefertigte Hütte h-eva im Südwesten
Frankreichs. Die Architekten von Studio A6A bedienten sich
beim Bau nur einheimischer Holzarten. Um die Hölzer vor Insekten
und Witterungseinflüssen zu schützen, wurden sie im
Vorfeld mit Feuer versiegelt. Eine robuste und dunkle, beinahe
rohe Außenhaut ist das Ergebnis.
Auf 20 m² brachten die Planer die gesamte Ausstattung unter.
Sie setzt sich aus einem Ess- und Wohnzimmer, einer Küche,
einem Badezimmer und zwei Betten zusammen. Der Raum
wurde so gestaltet, dass er das tägliche Leben mit dem Außenbereich
verknüpft. Der Pavillon berührt die Erde nur leicht
und belastet den Boden möglichst wenig. Nach seiner Entfernung
lässt sich das Land schnell wieder seiner ursprünglichen
Nutzung zuführen.
Mit einem Kran lässt er sich schnell und leicht aufbauen. Der
rechteckige Grundriss nimmt wenig Platz ein und lässt sich
selbst auf knapp bemessenen Grundstücken aufstellen. Zwei
Personen haben in der Hütte Platz – er lässt sich damit sowohl
als minimalistischer Wohnraum als auch als Ferienhaus
einsetzen. Wände, Decken, Fußböden und Möbel bestehen
allesamt aus hellem Holz – sie tauchen die Räume in ein angenehmes
Licht. Man verzichtete bewusst auf aufwendige
Verzierungen und beschränkte sich beim Entwurf auf das
Wesentliche – ohne Farben und übertriebene Formensprache.
Für die Beleuchtung sorgen neben geschickt angebrachten
Lampen im Ess- und Wohnbereich, die großen, leinwandähnlichen
Fenster. Je nach Ausrichtung der mobilen Hütte dienen
sie entweder als Kulisse oder als natürliche Lichtquelle. Durch
die breite Fensterfront, die sich vollständig öffnen lässt, verwischen
sich Innen- und Außenbereich.
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Wohnkapseln
© Nice Architects
Energieautarkes Ei
Smartes Design auf kompaktem Raum – mit diesen
Eigenschaften könnte das innovative Projekt eines
slowakischen Designbüros zum Vorreiter unter mobilen
Wohnlösungen werden. Denn das Objekt funktioniert
unabhängig von existierender Infrastruktur
– damit ermöglicht es auch an abgelegenen Orten
einen angenehmen Aufenthalt.
Einen Lebensraum für zwei Erwachsene bietet die
eiförmige Kapsel von nice&wise design. Das kompakte
Objekt namens „Ecocapsule“ ist dabei nicht nur
energieeffizient, sondern bietet auch Lebensqualität.
Es enthält zwei Betten, ein Bad mit Warmwasser,
eine kleine Kücheneinheit, eine trockene Toilette und
großzügigen Stauraum. Dabei verbraucht die Einheit
nur wenig Energie – den benötigten Strom bezieht
sie aus Solar-Paneelen mit 880 Watt auf dem Dach
und einem Windrad mit bis zu 750 Watt. Über die
Oberfläche wird Regenwasser gesammelt und in einem
Wassertank gespeichert. Dort steht es bei Bedarf
gefiltert zur Verfügung.
Durch ihr kompaktes Design eignet sich die Kapsel
für den mobilen Einsatz. So kann sie mitunter als Unterkunft
für Sportler sowie für Forscher dienen. Sie
lässt sich in unterschiedlichen Klimazonen aufstellen,
schützt die Bewohner vor Witterungseinflüssen
und kann leicht transportiert werden. Vier kurze Beine
verleihen ihr Standfestigkeit und verringern den
Eco-Footprint.
Die weißen Flächen bieten eine neutrale Kulisse für
die Bewohner. Dem Inneren der Kapsel verleihen sie
eine freundliche, helle Atmosphäre. Die Leuchtmittel
sind versteckt und offenbaren sich erst nach Einschalten
des Lichts. Dank der rechteckigen Fenster,
die sich an beiden Seiten des Objekts befinden, wird
der Innenraum untertags durch Tageslicht erhellt. Die
mobile Lösung bietet Bewohnern den Luxus eines Hotelzimmers,
wobei sie trotzdem Unabhängigkeit von
existierender Infrastruktur gewährt. Da das Objekt im
Hinblick auf Praktikabilität und Energieeffizienz entworfen
wurde, ist es zu 100 Prozent energieautark.
© Nice Architects
architektur FACHMAGAZIN
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architekturszene
Hans Hollein
Architekt, Designer und Künstler
„Alles ist Architektur“ ist der Slogan, mit dem Hans Hollein in die Geschichte einging.
Tatsächlich war der Wiener nicht nur Architekt. Er wurde auch als Designer,
Aussteller und Raumkünstler angesehen. Vielseitigkeit war bei Hollein Programm.
Experimente gehörten zu seinem Tagesgeschäft. Damit schaffte er es, auch in
Bezug auf Nachhaltigkeit Akzente zu setzen. Herausragend ist dabei vor allem die
Zusammenarbeit mit Walter Pichler. Mit ihm schuf er immer wieder Situationen, die
mit der Wirkung des Raums spielten. Enge und Breite sowie Weite und Höhe machte
sich dieser Doyen der Architektur zunutze.
Text: Dolores Stuttner
Hans Hollein wurde in Wien geboren und
war in der Hauptstadt Österreichs auch zu
Hause. Da verwundert es nicht, dass viele
seiner Bauten hier zu finden sind. In Wien
gehört das 1990 eröffnete Haas Haus im
1. Wiener Gemeindebezirk wohl zu den bekanntesten
Bauten Holleins. Mit seinem
einzigartigen Stil eckte der modernistische
Bau durchaus an und sorgt noch heute für
Diskussionen. Nicht umsonst wurde das
Haas Haus als „Eckhaus der Nation“ bezeichnet.
Mittlerweile ist es mit seiner unverkennbaren
Fassade ein angesehener
Klassiker postmoderner Architektur. Seit
2012 steht das ursprünglich als Bausünde
verschriene Gebäude unter Denkmalschutz.
Bekannt war der Architekt nicht
nur in Wien. Er machte sich vor allem international
einen Namen. So entwarf er unter
anderem die amerikanische Botschaft in
Moskau, das Nationalmuseum Ägyptischer
Zivilisation in Kairo und das Museum für
Glas und Keramik in Teheran. Mit seinen
Projekten schaffte er es, die Baubranche
wieder mit Sinnlichkeit und Emotionalität
zu verknüpfen.
Geordneter Stilbruch
Drastische Effekte scheute Hans Hollein
nicht – Individualität und der Wiedererkennungswert
standen bei seinen Projekten
stets im Vordergrund. Sein Anliegen bestand
auch darin, die Bauwerke der Umgebung
anzupassen. Der Architekt und
Stadtplaner arbeitete gerne mit Bezügen
und betrachtete seine Bauwerke stets im
Kontext des bebauten Raums. Er brachte
mit seinem Spiel der Elemente Harmonie in
den Raum.
Hans Hollein, Haas-Haus, Wien, AT, 1985-1990, Baustelle 1989
Architekturzentrum Wien, Sammlung
Foto: Margherita Spiluttini
Hans Hollein plante gerne fernab der Konventionen.
Jenseits geltender Regeln wollte
er der Architektur zu neuer Blüte verhelfen.
Dafür bediente er sich schon mal gewagter
Visionen – so plante er, die Stadt Wien mit
Felsformationen zu überbauen. Letzten Endes
beschränkte sich sein Schaffen in der
Hauptstadt aber auf einzelne Gebäude –
mit seinen Maßnahmen prägte er das Ortsbild
Wiens trotzdem maßgeblich. Hollein
verewigte sich unter anderem an der Albertina.
Nach der Renovierung der grafischen
Sammlung im Jahr 2001 schrieb die Stadt
Wien einen Wettbewerb aus. Das Gebäude
© Margherita Spillutini
sollte ein neues Wahrzeichen bekommen.
Hollein hob sich mit seinem Entwurf eines
Flugdachs von seiner Konkurrenz ab. Auch
hier bediente er sich einer modernen – und
dabei nicht minder kritisierten – Form und
kreierte inmitten historischer Bauten einen
Stilbruch. Die Rampe zerteilt mit einer
Länge von 53 Metern und einer Breite von
12 Metern den Abschnitt vor dem Museum
und ragt ins Stadtgebiet hinein. Als Symbol
für Geschwindigkeit und Zukunft fungiert
das Dach nunmehr als neues Wahrzeichen
der Sammlung.
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53
architekturszene
Das Bauwerk als Stadt im Kleinen
„Architektur ist kultisch, sie ist Mal, Symbol,
Zeichen, Expression. Architektur ist die
Kontrolle der Körperwärme – schützende
Behausung.“ Hans Hollein, 1967.
Gebäude waren für ihn nicht nur Lebensund
Arbeitsstätten. Er sah sie vielmehr als
Miniaturstädte – also als Stadt in der Stadt
– an. Daher zeichnen sich viele seiner Bauwerke
durch eine vielseitige Handschrift
sowie wechselnde Materialien auf engem
Raum aus. Zu erwähnen ist hier wiederum
das Haas Haus, an dem sich dieses Stilmittel
deutlich erkennen lässt. Aus einem Mantel
aus Quarzit und Gneis schälte Hollein
hier einen Glaskörper aus. Darüber befindet
sich eine pavillonartige Struktur. In der
glänzenden Oberfläche des Haas Hauses
spiegelt sich der Stephansdom, weshalb
sich das Konstrukt trotz seiner neumodischen
Erscheinung gut in die Wiener Innenstadt
mit ihren Altbauten integriert. Und
gerade wegen dem, auf den ersten Blick so
unterschiedlichen, Baustil sticht das Gebäude
aus seiner Umgebung heraus und ist
für die Altstadt damit identitätsstiftend.
Dass Hollein die Architektur als Kommunikationsmittel
ansah, zeigte er durch die
Realisierung von Leitsystemen. Finesse
bewies er mit seinem 1972 realisierten Orientierungssystem
im Olympiadorf in München.
Schon damals galt sein Konstrukt
aus Röhren als kommunikatives Ideal. Verschiedene
Farben, Beleuchtungen, Dia-Projektoren
und Fernsehschirme dienten der
Orientierungshilfe. Fußboden- und Infrarot-Heizung
samt Wassersprenklern erweiterten
den Komfort. Damit bewies er, dass
– zumindest für ihn selbst – Architektur
tatsächlich alles ist.
© Peter Reischer
Planungsphase noch beim Bau überließ
er etwas dem Zufall. Sogar über die Farbe
des Bauzauns und über Schriftzüge machte
er sich Gedanken. Aufschluss über den
aufwendigen Arbeitsprozess geben seine
detaillierten Studien. Sein Können als Designer
machte sich der Architekt dabei zunutze,
denn neben Häusern entwarf er auch
Details wie Türklinken und Möbel.
Nachhaltige Projekte entstanden aber auch
in der Zusammenarbeit mit Walter Pichler.
Letzterer war für seine bescheidene Lebens-
und Arbeitsweise bekannt. Die Behausungen
für seine Skulpturen schuf er
stets selbst. Dies galt auch für seine erste
Präsentationsmodell Bearbeitungsstand Frühjahr 1987
Archiv Hans Hollein, Az W und MAK, Wien
Foto: Elmar Bertsch
Ausstellung, die er 1963 mit Hollein auf die
Beine stellte. Dabei widmeten sich beide
Visionäre utopischen Architekturmodellen.
Damit waren sie auch erfolgreich – denn
einige Entwürfe wurden 1967 sogar im Museum
of Modern Art in New York gezeigt.
Die Designs bezogen sich auch hier auf die
sparsame Nutzung des Raums.
Über Hans Hollein und eines seiner bedeutendsten
Werke – das Haas Haus – informiert
das Architekturzentrum Wien seine
Besucher seit 13. Juni bis 19. August 2019
im Rahmen der Ausstellung „Hans Hollein
ausgepackt: Das Haas Haus“.
Erste Schritte in
Richtung Nachhaltigkeit
Weitaus weniger bekannt sind die „nachhaltigen“
Projekte des Planers – Begriffe
wie Aktiv- oder Passivhaus sowie Ökologie
standen für ihn nicht im Vordergrund, und
doch gibt es sie. Während er zwar nicht
klassisches „Green Building“ betrieb, verstand
er es trotzdem, die Ressourcen und
den Raum bewusst und sparsam zu nutzen.
Zeugnis dafür ist unter anderem der
erste Großbau des Architekten. Das 1982
errichtete Museum in Mönchengladbach
wurde regelrecht in einen Berg hinein komponiert
und ist ein Musterbeispiel für den
sparsamen Umgang mit Raum. Auch studierte
Hollein vor der Realisierung eines
Projekts stets die Umgebung. Weder in der
architektur FACHMAGAZIN
54
Bau & Recht
Naturalteilung durch Begründung
von Wohnungseigentum
Steht eine Liegenschaft im Eigentum mehrerer schlichter Miteigentümer, kommt
allen Miteigentümern der Besitz der gemeinschaftlichen Sache insgesamt zu. Diese
Rechtslage birgt erhebliches Konfliktpotenzial in sich, insbesondere wenn sich die
Miteigentümer nicht auf eine alle zufriedenstellende Benützungsregelung einigen
können. Eine Möglichkeit, einen solchen Konflikt zu lösen, besteht in der Begründung
von Wohnungseigentum, wodurch jedem Miteigentümer das exklusive Recht
zur Nutzung und Verfügung über ein bestimmtes Wohnungseigentumsobjekt der
Liegenschaft eingeräumt wird.
Text: Mag. Matthias Nödl, Ing. Mag. Julia Mörzinger
Die Begründung von Wohnungseigentum
erfolgt üblicherweise durch den Abschluss
eines Wohnungseigentumsvertrages zwischen
den Miteigentümern und bewirkt die
Aufteilung der Nutzungs- und Verfügungsrechte
an allen wohnungseigentumstauglichen
Objekten der Liegenschaft, sohin
an Wohnungen, sonstigen selbstständigen
Räumlichkeiten (Geschäftsräumlichkeiten,
Lager, etc.) und an Kfz-Stellplätzen. Die
zentralen Bestimmungen des Wohnungseigentumsvertrages
sind im Wohnungseigentumsgesetz
(WEG) geregelt.
Jedoch kann ein einzelner Miteigentümer
den Abschluss eines Wohnungseigentumsvertrages
verhindern, indem er seine
Zustimmung hierzu verweigert. Dies wird
insbesondere dann der Fall sein, wenn der
jeweilige Miteigentümer andere Interessen
als die Begründung von Wohnungseigentum
verfolgt, z. B. die Liegenschaft veräußern
möchte, um daraus einen Erlös zu lukrieren.
In einem solchen Fall kann für jene
Miteigentümer, welche die Begründung
von Wohnungseigentum wünschen, unter
Umständen die gerichtliche Teilung der
Liegenschaft durch Begründung von Wohnungseigentum
Abhilfe schaffen.
Die Teilung einer Liegenschaft durch Begründung
von Wohnungseigentum ist eine
Sonderform der Naturalteilung (physische
Aufteilung der Liegenschaft), welcher nach
herrschender Rechtsprechung gegenüber
der Zivilteilung (durch Veräußerung der
Liegenschaft und Aufteilung des Erlöses)
der Vorzug zu geben ist. Voraussetzung für
eine solche Naturalteilung ist zunächst die
formelle Aufhebung der Miteigentümerge-
meinschaft, die mittels Klage geltend gemacht
werden kann.
Die Miteigentümergemeinschaft wird dadurch
in eine Wohnungseigentümergemeinschaft
umgewandelt, wenn die Begründung
von Wohnungseigentum an der jeweiligen
Liegenschaft faktisch möglich und tunlich
ist. Die Naturalteilung durch Begründung
von Wohnungseigentum ist faktisch möglich
und tunlich, wenn eine ausreichende
Anzahl von Wohnungseigentumsobjekten
vorhanden ist und durch die Begründung
von Wohnungseigentum keine Wertminderung
der Liegenschaft eintritt.
In der Regel wird die Anzahl der Wohnungseigentumsobjekte
von der Rechtsprechung
als ausreichend angesehen, wenn
jeder Miteigentümer Wohnungseigentum
an einem Wohnungseigentumsobjekt erhält,
dessen Nutzwert- bzw. Mindestanteil
seinem bisherigen Miteigentumsanteil
entspricht. Wenn mehr Miteigentümer als
Wohnungseigentumsobjekte vorhanden
sind, können einzelne Miteigentümer auch
auf Liegenschaftsanteile verzichten oder
Eigentümerpartnerschaften mit anderen
Miteigentümern bilden, um die Begründung
von Wohnungseigentum zu ermöglichen.
Die Miteigentümer der jeweiligen Liegenschaft
können im Rahmen des Verfahrens
auch Teilungsvorschläge unterbreiten.
Die Zulässigkeit (Tunlichkeit) der Teilung
durch die Begründung von Wohnungseigentum
ist nicht davon abhängig, ob die
Miteigentümer über die zukünftige Gestaltung
eines oder mehrerer Wohnungseigentumsobjekte
Einigung erzielen. Vielmehr ist
die Zulässigkeit der Begründung von Wohnungseigentum
anhand des „Ist-Zustandes“
und der tatsächlichen Nutzungsverhältnisse
der Liegenschaft zu beurteilen. Eine
Wertsteigerung, die sich allenfalls künftig
realisieren lässt (z. B. durch einen Dachgeschossausbau,
Zu- oder Anbau), ist für diese
Beurteilung nicht ausschlaggebend. Das
Gericht ist bei seiner Entscheidung auch
nicht an etwaige Teilungsvorschläge der
Miteigentümer gebunden.
Für den Fall, dass die Nutzwert- bzw. Mindestanteile
von den bisherigen Miteigentumsanteilen
abweichen, lässt die Rechtsprechung
zu, dass solche Abweichungen
durch Zahlungen ausgeglichen werden.
Sind für diesen Wertausgleich jedoch unverhältnismäßig
hohe Zahlungen erforderlich,
wird die Teilung der Liegenschaft
durch Begründung von Wohnungseigentum
von der Rechtsprechung wiederum als
unzulässig erachtet. Gleiches gilt für den
Fall, dass die Realteilung unverhältnismäßig
hohe Umbau- oder Teilungskosten voraussetzt.
Der Oberste Gerichtshof hat etwa
schon eine erforderliche Ausgleichszahlung
in Höhe von 9,55 % des Verkehrswertes der
Liegenschaft als unverhältnismäßig hoch
angesehen und daher die Teilung durch
Wohnungseigentumsbegründung abgelehnt.
Eine erforderliche Ausgleichszahlung
hindert die Wohnungseigentumsbegründung
jedoch nicht, wenn der von der Anteilsminderung
betroffene Miteigentümer
auf die Ausgleichszahlung verzichtet und
mit der Verminderung seines Anteils einverstanden
ist.
www.architektur-online.com
| BA12-16G |
Bau & Recht
Facility Manager.
Eine Steuerung für alle Gewerke:
Gebäudeautomation von Beckhoff.
Die Frage der Tunlichkeit der Begründung von Wohnungseigentum
ist durch einen Vergleich des Verkehrswertes
der Liegenschaft vor der Begründung
von Wohnungseigentum mit jenem nach der Begründung
von Wohnungseigentum zu beantworten. Auch
bei daraus resultierenden Wertschwankungen lässt
die Rechtsprechung im Interesse der Begründung
von Wohnungseigentum einen Wertausgleich in Geld
zu, wiederum vorausgesetzt, dass es sich dabei nicht
um unverhältnismäßig hohe Zahlungen handelt.
Voraussetzung für die Begründung von Wohnungseigentum
ist unter anderem ein Nutzwertgutachten
und ein Gutachten über den Bestand an wohnungseigentumstauglichen
Objekten. Die Nutzwertermittlung
sowie die Erstellung der Gutachten erfolgt
durch einen für den Hochbau zuständigen Ziviltechniker
oder einen allgemein beeideten und gerichtlich
zertifizierten Sachverständigen für das Hochbauoder
Immobilienwesen. Das Gericht hat im Falle einer
auf Wohnungseigentumsbegründung ausgerichteten
Teilungsklage – aufgrund meist fehlender eigener
Fachkenntnis – einen Sachverständigen aus dem
Bereich Hochbau und/oder Immobilienwesen oder
einen Ziviltechniker mit der Nutzwertermittlung und
der Beurteilung der faktischen Möglichkeit und Tunlichkeit
der Begründung von Wohnungseigentum zu
beauftragen.
Es liegt daher vielfach am Fingerspitzengefühl des
involvierten Sachverständigen oder Ziviltechnikers,
im Rahmen der technischen Schwankungsbreiten
bei der Ermittlung der Nutzwerte und Verkehrswerte
einer Liegenschaft ein für alle Miteigentümer möglichst
ausgewogenes Ergebnis zu erzielen, wobei
insbesondere der sich ständig weiter entwickelnden
Rechtsprechung Rechnung zu tragen ist.
Auch wenn die Teilung durch Begründung von Wohnungseigentum
ein durchaus probates Mittel zur
Verhinderung einer Zivilteilung und damit verbundenen
Liegenschaftsveräußerung darstellen kann, ist
zu beachten, dass sich ein Rechtsstreit über die Teilung
einer Liegenschaft durch Begründung von Wohnungseigentum
daher als ein riskanter – auch für
den jeweiligen Sachverständigen bzw. Ziviltechniker
haftungsträchtiger – Ritt auf der Rasierklinge erweisen
kann, wenn die Aufteilung der Liegenschaft bzw.
der einzelnen Wohnungseigentumsobjekte nicht einwandfrei
und nicht ohne Wertverlust möglich ist.
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es um die nutzungsgerechte Beleuchtung, die komfortable Raumautomation
oder die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Die Steuerungslösung
besteht aus leistungsstarken Industrie-PCs, Busklemmen zur
Anbindung aller Datenpunkte und Subsysteme sowie der Automatisierungssoftware
TwinCAT. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine
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Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die
Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards
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architektur FACHMAGAZIN
56
Pocket-Parks
Grüne Stadtoasen
Das Sprießen der Pocket-Parks
Brachflächen verwandeln sich in üppige Gemüsegärten, verlassene Hinterhöfe werden
zu grünen Oasen, Parkbuchten laden zum Verweilen auf buntem Stadtmobiliar
ein und aus jeder noch so kleinen nicht asphaltierten Stelle am Gehwegrand sprießen
Blumen und Kräuter. Die Sehnsucht nach dem eigenen Fleckchen Erde ist bei
den Städtern so groß wie nie. Dabei muss es nicht immer der Schrebergarten sein,
unzählige Initiativen bieten den interessierten Bürgern mittlerweile die Beteiligung
an gemeinnützigen grünen Projekten. Und wer nur zwischen den Beeten flanieren
oder bei einem gemütlichen Bier Lärm und Hektik der Stadt entfliehen möchte, auch
der ist herzlich willkommen.
Text: Linda Pezzei
Ob Wien, Berlin, Prag, London, Melbourne
oder New York, egal in welche Metropole
man dieser Tage blickt: Es grünt so grün.
Das liegt zum einen an dem kommunalen
Engagement der Städte- und Landschaftsplaner,
zum anderen an einer Vielzahl gemeinnütziger
Initiativen der Stadtbewohner
selbst. Neben offiziellen Park- und Grünflächen
werden immer mehr Brach- und
Freiflächen zur (zwischengenutzten) Spielwiese
der ambitionierten Freizeitgärtner.
Solche ehemals „toten“ Räume werden als
Pocket-Parks, also Westentaschen-Parks,
bezeichnet. Je nach Flächenangebot und
Umgebung variiert auch die Nutzung. Ob
Spielfläche, Aufenthaltsraum, Nutz- oder
Ziergarten – die liebevoll gestalteten Grünflächen
werten unsere Stadtbilder zum
Wohle aller nachhaltig auf.
Im Zuge der stetigen Verdichtung in den
städtischen Bereichen wird der Wert von
Raum an sich immer mehr anerkannt. Aber
auch die Nutzung des vorhandenen Raums
zum Wohle aller spielt eine immer größere
Rolle. Denn Freiräume bauen Barrieren
ab, vernetzen Menschen unabhängig von
gesellschaftlichen Schichten, werten die
Nachbarschaft auf, bieten aber auch Raum
zur persönlichen Entfaltung und Erholung.
Was einst als Guerilla Gardening bezeichnet
wurde, macht heute auch bei den Überlegungen
von Städteplanern und Investoren
Schule. Denn schon mit geringem finanziellen
Aufwand lassen sich beträchtliche Ergebnisse
erzielen.
Gemeinschaftlicher Selbstbau der sogenannten Laube in den Prinzessinnengärten
in Berlin. Dort finden Workshops und Events statt.
© Marco Clausen
www.architektur-online.com
57
Pocket-Parks
Ein bekanntes und etabliertes Projekt
stellen die Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg
dar. 2009, lange bevor die
Gegend um den Moritzplatz zu boomen begann,
verwandelte das Kollektiv Nomadisch
Grün gemeinsam mit Freunden, Aktivisten
und Nachbarn eine bis dahin über ein halbes
Jahrhundert lang verwilderte 6.000 m 2
große Brachfläche in eine für alle offene
Stadtoase. Seitdem sprießen biologisch
angebaute Kräuter und Gemüse in den
selbst gebauten Beeten, Bänke laden zum
Verweilen ein und man verkauft Getränke
und kleine Gerichte aus Zutaten, die der
Garten bietet. Mit der „Laube“ setzten die
Macher zudem ein architektonisches Statement.
In dem Selbstbau finden Workshops,
Versammlungen oder spontane Aktionen
statt. „Bio ist in Deutschland immer noch
ein Thema bessergestellter bürgerlicher
Milieus und immer noch mit teurerem Essen
konnotiert. Wir versuchen zu zeigen,
dass sich das Soziale und das Ökologische
nicht auseinanderdividieren lassen, dass
unsere Lebensverhältnisse auch von unserem
Verhältnis zur Natur abhängen,“ bringt
Marco Clausen, einer der Initiatoren, die
Wichtigkeit solcher Projekte auf den Punkt.
Mittlerweile gibt es allein in Berlin mehr als
113 dieser Gemeinschaftsgärten.
Prinzessinnengärten in Berlin
© Marco Clausen
Prinzessinnengärten in Berlin
© Christian Burkhard
An der Entstehung des Gemeinschaftsgartens Prazelenina in Prag wirkten
gerade die Nachbarn und zukünftigen Nutzer tatkräftig und maßgeblich mit.
© Ondřej Štindl, Prazelenina
Ein ähnliches Projekt ist der Prazelenina
Gemeinschaftsgarten im hippen Prager
Stadtteil Holešovice. Seit 2012 treffen sich
auf der ehemaligen Gewerbefläche Bürger
aller Schichten zum gemeinsamen Gärtnern.
„Lasst uns, anstatt passive Kritik zu üben an
der großen weiten Welt, aktiv in den Ereignissen
um uns herum sein“ – lautet das Credo
der Gründer. Auch bei diesem Leuchtturmprojekt
geht es um das Verständnis für
eine regionale und nachhaltige Anbauweise,
um soziokulturelle Interaktionen und um einen
besseren Klimaschutz durch die Reduktion
von CO 2 . Neben dem Gartenbaukonzept
versteht sich der Prazelenina aber auch als
Treffpunkt der Nachbarschaft, was sich in
dem bunten Veranstaltungsprogramm widerspiegelt,
das Konzerte, Filmvorführungen
unter freiem Himmel, Events für Kinder
und Flohmärkte umfasst.
architektur FACHMAGAZIN
58
Pocket-Parks
Die Grätzloase PartyZipation lädt Jung und Alt unter dem Motto “Nimm Platz & erlebe
deine Stadt” zum gemeinsamen Nutzen und Erleben des öffentlichen Raumes ein.
© Daniel Auer
Auch in Wien tut sich in diesem Bereich
eine ganze Menge. Hier sorgen sogenannte
Parklets für gute Laune. Ehemalige Parkflächen
werden in diesem Zusammenhang
durch temporäre Stadtmöbel zu Aufenthaltsorten
für Anwohner und Passanten.
Die Parkbank mit Mehrwert könnte man sagen.
Die einzelnen Installationen umfassen
Sitzgelegenheiten, Pflanzen, Beleuchtung,
Regenschutz oder Fahrradabstellmöglichkeiten.
Die Initiative CityMaking!Wien zeigt
interessierten Bürgern auf einer Onlinekarte,
wo potenzielle Parklets entstehen könnten
und animiert zur Einreichung eigener
Ideen. „Wir würden gerne neue Dynamiken
in der Stadt auslösen, indem die Bürger
einfach und kurzfristig öffentliche Räume
„buchen“ können. Das würde eine dynamische
Mitgestaltung der Stadt ermöglichen,
die sich stark von den modernen Top-down
Planungsmethoden unterscheidet,“ ist sich
der Projektgründer Juan Carlos Carvajal
Bermúdez sicher.
Seit 2015 unterstützen die Stadt Wien und
der Verein Lokale Agenda 21 Wien das Aktionsprogramm
Grätzloase, das Gruppen,
Vereine, Schulen, lokale Unternehmen oder
Einzelpersonen dazu auffordert, Ideen zur
Belebung des öffentlichen Freiraums einzureichen.
In den vergangenen vier Jahren
konnten so bereits 215 Aktionen (davon
89 Parklets) umgesetzt werden. Das Aktionsprogramm
unterstützt in diesem Zusammenhang
bei der Organisation der Bewilligungen,
bietet fachliche Beratung und
gewisse Finanzierungen.
„Viele Wienerinnen und Wiener haben ganz
konkrete Ideen, wie ihr Grätzl schöner und
belebter werden kann. Dieses enorme kreative
Potential wird mit der Aktion Grätzloase
unterstützt. Interessierte in ganz Wien werden
selbst aktiv und setzen ihre Ideen im
öffentlichen Raum um. Dabei werden BürgerInnen
zu Machern und Macherinnen und
bereichern das Leben in ihrer unmittelbaren
Nachbarschaft,“ bringt Maria Vassilakou,
Vizebürgermeisterin der Stadt Wien, den
Grundgedanken der Initiative auf den Punkt.
© Juan Carlos Carvajal Bermúdez © Juan Carlos Carvajal Bermúdez
www.architektur-online.com
59
Pocket-Parks
Die Vielzahl an bereits realisierten Projekten
zeigt ganz deutlich, dass die Bürger
durchaus interessiert sind an der Mitgestaltung
der Architektur ihrer Umwelt und sich
mit vielen kreativen Ideen ehrenamtlich in
einen aktiven Gestaltungsprozess mit einbringen
möchten.
Um es mit den Worten von Marco Clausen
auf den Punkt zu bringen: „Wir können die
Welt mit diesen kleinen Eingriffen nicht ändern,
aber wir können die Perspektive der
Menschen verschieben, indem sie am eigenen
Leib erfahren, dass es Orte gibt, die
anders sind und trotzdem funktionieren.
Die Kraft dieser Orte besteht darin, infrage
zu stellen, was uns beständig als alternativlos
präsentiert wird. Sobald die Menschen
erfahren, dass es auch anders geht, ändert
sich ihr Blick auf das Mögliche.“
© Daniel Auer
© Juan Carlos Carvajal Bermúdez
© Christian Fürthner/MA 21
© Ines Ingerle/Radlobby
© Stadtfein
© Tehilla Gitterle
© Juan Carlos Carvajal Bermúdez
architektur FACHMAGAZIN
60
Grüne Architektur
Grüne
Architektur
Veranstaltungen wie „Houston, we have a problem. Ökologie und Verantwortung“
im DAZ letzten Jahres, oder „Anthropozänkitsch: Architektur als Ersatzhandlung“
in der Gesprächsreihe „Wir müssen reden!“ zeigen, dass Handlungsbedarf besteht.
Selbst wenn noch ein unbelehrbarer, westlicher Präsident den Klimawandel leugnet.
Doch wir sollten mehr tun als nur reden!
Text: Peter Reischer
Nachhaltiges Bauen ist mehr als ein kurzfristiger
Trend: Das Berücksichtigen von
ökologischen, ökonomischen und sozialen
Faktoren beeinflusst heute maßgeblich
die Form und Funktion von Gebäuden. Die
Nutzung erneuerbarer Energien, die Verwendung
regenerativer und nachhaltiger
Materialien oder flächensparendes Bauen
sind Planungsansätze für eine zeitgemäße,
nachhaltige Architektur. Grüne Architektur
hat aber viele Gesichter – nicht nur
die einer architektonisch gebauten Substanz
– und „Green Building“ ist, durch die
sich immer deutlicher abzeichnenden Auswirkungen
des Klimawandels, unter Architekten,
Projektentwicklern und Investoren
zum geflügelten Wort geworden. Alles was
nachhaltig, ökologisch oder energiesparend
aussieht und den allgemeingültigen
Standards für umweltfreundliche Architektur
entspricht, wird unter dem Oberbegriff
der „grünen Architektur“ zusammengefasst
und vermarktet. Damit stellt sich auch die
Frage, ob das ein neues Geschäftsmodell
darstellt und ob das (moralisch) gut ist. Offenbar
kann mit der Rettung unserer Umwelt
Profit gemacht werden, eine wahrlich
schizophrene Haltung, wenn gleichzeitig
immer lamentiert wird, dass die Reduktion
des CO 2 -Ausstoßes, die nachhaltige Sanierung
von Gebäuden, die Verwendung
schadstofffreier und „fairer“ Materialien zu
viele Milliarden koste. Scheitert die Rettung
unseres Planeten am Geldmangel?
Auch die EU hat den Begriff „Grüne Architektur“
in ihrem Programm, dabei handelt es
sich allerdings um rein landwirtschaftsbezogene
Agenden der Gemeinsamen Agrarpolitik
(GAP). Jedoch gehen EU-weit wöchent-
lich am Freitag (Fridays for Future) Schüler
mittlerweile auf die Straße und demonstrieren
für den Klimaschutz. Die Initiatorin dieser
Proteste, die 16-jährige Greta Thunberg
war auch schon in Wien und hat zusammen
mit Terminator Arnold Schwarzenegger
auf dem R20 Austrian World Summit gesprochen.
Aber was werden die Politiker,
Behörden und Wirtschaftstreibenden unternehmen,
wann werden sie reagieren? Wie
weit werden oder sollen sie die Architektur,
die ja einen großen Anteil am weltweiten
CO 2 -Ausstoß hat, in die Pflicht nehmen?
Genügt es denn, Bauordnungen, Standards
und Normen zu erfüllen und nach Zertifikaten
zu streben und wie sieht eine Architektur
aus, die ein Wohnen, ein Benutzen
im Gleichgewicht mit der Umwelt zulässt?
Initiativen wie Pocket-Parks, Parklets, Urban
Gardening, Vertical Farming und viele
andere auch, zählen eindeutig zur „Grünen
Architektur“, vor allem mit ihrem Anspruch,
die Welt ein Stückchen besser zu gestalten
und die Umwelt zu schonen (siehe auch andere
Berichte in dieser Ausgabe).
Den Trend zur Grünen Architektur versinnbildlichte
in Europa lange Zeit vor allem das
Projekt Bosco Verticale vom Architekturbüro
Boeri Studio und dem Bauherrn Manfredi
Catella. Auf zwei Hochhäusern wachsen
dort ebenso viele Bäume wie auf einer
Waldfläche von 10.000 Quadratmetern –
800 Stück sind es. Jedoch bereits zwei
Jahre früher, 2012 wurde mit dem Projekt
„25 Verde“ eine Zukunftsvision von grüner
Architektur Wirklichkeit. Entworfen wurde
Caixa Forum Madrid
© Cillas
www.architektur-online.com
61
architekturszene
Casa Ojalá
© Architect Beatrice bonzanigo, IB Studio
sie vom italienischen Architekten Luciano
Pia und dieses Projekt stellen wir in einem
eigenen Bericht (Seite 80) vor.
Grüne Architektur meint sicher nicht nur
begrünte Architektur (obwohl natürlich
auch diese), auch nicht nur sogenannte
nachhaltige oder (energie)effiziente Architektur.
Vielmehr soll damit die Frage diskutiert
werden, ob und wie weit Architektur
zur Rettung der (noch) grünen Umwelt, Natur
und unseres ganzen Planeten beitragen
kann. Denn nicht alles, was vielleicht danach
aussieht, ist wirklich gut für Mensch
und Umwelt. So haben sich schon manche
hoch zertifizierte Projekte als Etikettenschwindel
herausgestellt, während umgekehrt
Gebäude, die recht konventionell wirken
(Alnatura Arbeitswelt Seite 86), höchst
effizient im Ressourcenverbrauch sind und
obendrein von einer hohen Lebensqualität
und nachhaltiger Bauweise zeugen.
Es gibt mittlerweile jede Menge von innovativen
und wirklich guten Ideen für umweltverträgliche
Architekturen. Viele davon
sind zwar als Einzelideen gut, aber in der
Masse – also bei Einbeziehung der demografischen
Veränderung und dem Wachsen
der Städte zum Beispiel – nicht durchdacht.
Daran kann man erkennen, dass das
Bewusstsein für die Notwendigkeit eines
sofortigen Handelns auch im Bereich der
Architektur, noch nicht in die Köpfe der
Menschen eingedrungen ist. Psychologen
erklären das mit dem Mechanismus, zu bedrohliche
Szenarien auszublenden und zu
verdrängen. Aber auch mit dem Gefühl der
Ohnmacht des Einzelnen.
Naturnah zeigt sich etwa die mobile Miniarchitektur
„Casa Ojalá“ der italienischen
Architektin Beatrice Bonzanigo vom Mailänder
IB Studio. Ihre Idee wurde auf der
Milan Design Week 2019 als 1:10-Modell
präsentiert. Auf 27 Quadratmetern hat sie
alles, was für eine moderne Herberge benötigt
wird, untergebracht. Der Bau enthält
verschiedenste Variationsmöglichkeiten
zur individuellen Auswahl. Sein runder
Grundriss fasst zwei Schlafzimmer, eines
mit Doppelbett, eines mit Einzelbett, ein Badezimmer,
eine Terrasse, eine Küchenzeile
und ein Wohnzimmer. Ermöglicht wird diese
Grundrissflexibilität durch ein manuell zu
bedienendes System aus Seilen, Rollen und
Kurbeln, mittels derer man das Haus den
gewünschten Bedingungen anpassen kann.
Schiebewände aus zwei verschiedenen Materialien
– zum einen aus Stoff, zum anderen
aus Holz – unterteilen den Raum dieser
off-the-grid-Wohnmöglichkeit variabel.
Ausgangspunkt der Idee war auch, wie man
mit größtmöglicher Mobilität leben und in
Architektur wohnen kann. Durch die freie
Wahl des Aufstellungsortes (totale Unabhängigkeit)
ist diese Mobilität natürlich
gegeben – aber auch ein typisches Beispiel
einer neoliberalen Geisteshaltung. Müssen
wir 100% mobil sein, was bedeutet das an
Energie, wer kann sich das leisten? Als Tourismuskonzept
für Luxusherbergen sicherlich
geeignet, jedoch zur Lösung unserer
Probleme trägt diese Idee nichts bei. Und
ob das der richtige Weg ist, mit Ressourcen
wie Landschaft, Architektur und Gemeinwohl
umzugehen, ist eine andere Frage. u
Casa Ojalá
© Architect Beatrice bonzanigo, IB Studio
architektur FACHMAGAZIN
62
architekturszene
Gardens by the Bay von Grant Associates in Singapur
Überall planen Architekten grüne Gebäude,
vor allem in den urbanen Ballungszentren.
Mit Pflanzen an Fassaden, auf Terrassen,
Balkonen und Dächern. Denn eine begrünte
Fassade reduziert die Hitze, wirkt auch
gegen städtische Hitzeinseln. Pflanzen sind
der natürlichste Schutz vor Sonneneinstrahlung
und außerdem produzieren sie
Sauerstoff.
Singapur versteht sich als „Stadt in einem
Garten“ und aus diesem Grund haben Architekturbüros
schon vor vielen Jahren
– als man in Europa noch kaum daran gedacht
hat – begonnen, die Stadt grün zu gestalten.
Pflanzen sollten möglichst in jedes
Gebäude integriert werden. Mit dem Bauen
in die Höhe wächst auch das Grün mit in die
Höhe. Neun Prozent der Landfläche Singapurs
wurden für Parks und Naturreservate
frei gehalten. Nach und nach werden diese
Gebiete miteinander verbunden, damit die
Leute überall in der Stadt im Grünen spazieren
gehen, joggen und Fahrrad fahren
können. Singapur ist die grünste Stadt Asiens
– und hat das ehrgeizige Ziel, die grünste
Stadt der Welt zu werden.
In Singapur findet man auch ungewöhnlich
viele, wie mit einer zotteligen Perücke überzogene
Bauten – sie stammen meist vom
Architekturbüro WOHA (Wong Mun Summ
und Richard Hassell). Diese Architekten
setzen neben auskragenden Fassadenelementen
vor allem Pflanzen ein. Dabei geht
es ihnen nicht um Dachgärten, die wie ein
grüner Deckel dekorativ obenauf sitzen,
sondern um kühlende Begrünungen und
Berankungen, die Teil der Gebäudestruktur
und -technik sind. Diese WOHA-Bauten lösen
sich nicht nur nach außen hin auf. Sie
sind auch im Inneren porös. Offene, luftige
Strukturen aus vielen schmalen Türmen,
offene Gänge, brücken- und balkonartige
Terrassen und in luftiger Höhe eingezogene,
sogenannte Sky Gardens machen aus
massiven Blöcken locker verhäkelte, winddurchlässige
und weitgehend natürlich gekühlte
Komplexe. So sind sie ganz anders
als der sonst in Südostasien dominierende
Wohnblocktyp, der undurchlässig gegenüber
Wind und Wetter ist und künstlich klimatisiert
werden muss.
Die „School of the Arts“ zum Beispiel, ist
eine Windmaschine, ebenfalls entworfen von
WOHA. Sie ist derart gestaltet, dass die leichten
Brisen, welche die Stadt durchziehen, in
der Architektur kanalisiert und intensiviert
werden. Die Luftdurchzugskorridore in ihrem
Inneren bieten eine angenehme, komfortable
Atmosphäre und auch Interaktionsraum
für die Nutzer. Das Design zur Windführung
und -leitung hat sich als sehr wirkungsvoll
erwiesen und sorgt für eine ständige Kühlung
im tropischen Klima der Stadt mit ihrer,
fast immer 100%igen Luftfeuchtigkeit
im Außenraum. Die Dachfläche ist als ein
großer Erholungspark gestaltet und enthält
auch eine 400 Meter lange Laufstrecke. Der
Bau wurde bereits 2007 begonnen und 2010
größtenteils fertiggestellt.
Der spezifisch tropische Hochhausbau des
Singapurer Büros orientiert sich an traditionellen
Wohnformen Südostasiens: An den
Kampongs genannten Dörfern, in denen
Bäume und große Dächer pavillonartigen
Bauten Schatten spenden, während Wände
aus mobilen, durchlässigen Paneelen und
spezielle Korridore jeden leichten Luftzug
weiterleiten und intensivieren. Einige dieser,
sogenannten passiven Ansätze für grüne
Architektur sind so alt wie die Geschichte
der Architektur selbst, andere basieren
auf allerneuesten „grünen“ Technologien.
Der amerikanische Architekturkenner Philip
Jodidio beschreibt in dem Doppelband
„100 Contemporary Green Buildings“ viele
visionäre, aber auch gebaute Entwürfe, die
sich des Einsatzes „grüner“ Technologie
bedienen. Er merkt aber auch nachdenklich
an, dass die Nebenwirkungen dieser
neuen Technologie und der eingesetzten
Produkte nicht endgültig geklärt sind und
aufgrund erheblicher Profite vielleicht nie
geklärt werden können/sollen. Es ist eine
Tatsache, dass Solarzellen Schwermetalle
enthalten und auch die Herstellung von
Biozement enorme Ressourcen verschlingt.
Ebenso meint er, dass es schon bemerkenswert
sei, dass heute wieder Architekten historische
Rückbezüge wagen und manchmal
in die Vergangenheit blicken. Wenn Gropius
von der Tabula rasa sprach, ist diese
Einstellung heute eindeutig überholt. Dass
die Baukunst heute wieder auf Jahrtausende
alte Weisheiten zurückgreift, ist ein Befreiungsschlag
vom Diktat der Technik und
wird dem Begriff und der Verbreitung der
Nachhaltigkeit und einer „Grünen Architektur“
sicherlich förderlich sein.
www.architektur-online.com
63
architekturszene
School of the Arts
architektur FACHMAGAZIN
64
Grüne Architektur
Einen Vorschlag zum Neuaufbau
des durch ein Feuer zerstörten
Daches der Notre-Dame, der
gleichzeitig eine nachahmende
oder museumsähnliche Architektur
vermeiden soll, hat Vincent
Callebaut entwickelt. Er birgt
neben ästhetischer Architektur
auch einen Weg zur Erhaltung
von Biodiversität, Urban Farming,
Nachhaltigkeit, Soziales und eine
spirituelle Komponente.
www.architektur-online.com
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Vincent Callebaut Architectures
Ein
biomimetischer
Wald
Palingenesis / Paris / Vincent Callebaut Architectures
Renderings: Vincent Callebaut Architectures
architektur FACHMAGAZIN
66
Grüne Architektur
Am 15. April 2019 erlebten die Pariser Bürger eine
Katastrophe und die Kathedrale Notre-Dame, die seit
Jahrhunderten über die christliche und westliche
Kultur gewacht hatte, beinahe ihr Ende. Ein Feuer
zerstörte das Dach über dem Hauptschiff, ein Teil der
Gewölbe stürzte sogar ein. Das Feuer war noch kaum
gelöscht, begannen schon einige Architekten und
Büros mit der medialen Publikation von Vorschlägen
für den Wiederaufbau.
Die verschiedensten Visionen tauchten auf, von einem
Penthouse für Quasimodo, einem mehrgeschossigen
Parkhaus, einer McDonald´s Filiale bis zum
Schwimmbecken auf dem Dach der ehrwürdigen
Dame reichten sie. Stahl und Glas waren die bevorzugten
Baumaterialien der eingereichten Entwürfe.
Der französische Senat allerdings ließ verlauten,
dass die Notre-Dame in ihrem „zuletzt bekannten
Zustand wieder aufgebaut werden müsse“. Man wird
also sehen, ob sich Denkmalschützer, Konservative
und Utopisten auf einen Nenner einigen können.
Ein Vorschlag kam auch von dem – für seine utopischen
und grünen Visionen bekannten – Architekten
Vincent Callebaut. Seine Vision liegt auf jeden Fall
im Trend: Der Projektname „Palingenesis“ steht in
diesem Zusammenhang für Wiedergeburt, Wiedererschaffung
nach einer Katastrophe und würde es also
den Bewahrern recht machen. Seine Idee, das Dach
der Kathedrale mit einem naturähnlichen Wald zu
bepflanzen entspricht den derzeitigen Bemühungen
um „grüne Architektur“. Die momentane Identifikationskrise
der Kirche und die Klimakrise verlangen beide
nach Reaktionen, die in diesem Fall eine direkte
Folge der derzeitigen Herausforderungen sein können.
Die Kirche muss sich genauso wie die Architektur
neu positionieren, es kann nicht so weiter gehen
wie gehabt.
Callebaut trachtet nun in seinem Vorschlag der Rekonstruktion
der Notre-Dame sowohl Fragen der
menschlichen Intelligenz, der zeitgenössischen
Geschichte aber auch die der Wissenschaft, Kunst,
Transzendenz und Spiritualität zu vereinen. Sein Projekt
vertritt die Symbolik einer Resilienz und einer
ökologischen Zukunft in der Stadt. Er verordnet Paris
sozusagen einen Cocktail aus Biomimetik und Biomimicry,
der sich hier als allgemeine Ethik für eine faire,
symbiotische Beziehung zwischen Mensch, Stadt
und Natur offenbart.
Ein aus Ökoressourcen entstehender neuer Turm, als
Beispiel einer spirituellen Anbetung, versucht sich
mit dem ehrwürdigen, steinernen Kirchenschiff zu
verbinden, sich mit ihm wie ein vegetativer Baumsteckling
zu verschmelzen. Eine einzige gebogene
Kurve soll alles zu einer Einheit zusammenfassen –
Dach und Turm. Von den vier Giebelwänden ausgehend
gleicht sich die Konstruktion an die ehemalige
Höhe an und steigt gegen den Vierungspunkt dann
in einem 55-Grad-Winkel an, um den zentralen Turm
zu bilden. Auf diese Weise werden die vorgegebenen
Prinzipien der Lastabtragung des Bauwerks auf die
Strebebögen und die innen liegenden Pfeiler eingehalten
und die vier Dachlinien der Firste vereinen
sich in einem eleganten, parametrischen, gegen den
Himmel ragenden Turm in einer leichten Geometrie.
Die Konstruktion soll aus kreuzweise verleimten
Holzbalken, die mittels Glasfaserstäben vorgespannt
sind, errichtet werden. Das neue Rahmenwerk aus Eiche
versucht, mit einem minimalen Materialaufwand
auszukommen, um den ökologischen Fußabdruck so
gering wie möglich zu halten und gleichzeitig eine
größtmögliche Transparenz für die Kathedrale zu
generieren. Diese Durchlässigkeit, das Teilen und die
Öffnung zur Gesellschaft sind die grundlegenden Entwurfskriterien
für diesen diaphanen Wald auf der Notre-Dame
– sie sollen auch das neue Erscheinungsbild
der Kirche im 21. Jahrhundert ausmachen. u
Ulf Mejergren Arkitekter
Swimmingpool auf der Notre-Dame
whocaresdesign
Penthouse für Quasimodo
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67
Vincent Callebaut Architectures
David Deroo
Parametrischer Wiederaufbau
Studio NAB
Bienenstöcke im Turm
© www.bnutsvisual.com
architektur FACHMAGAZIN
68
Grüne Architektur
Die ephemere Konstruktion und die im Geviert
eingesetzten Glasplatten schaffen zusätzliches
Naturlicht in dem Innenraum der Kathedrale.
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69
Vincent Callebaut Architectures
Natürlich beinhaltet die Idee von Architekt Callebaut
auch jede Menge Effizientes zum Thema Energie.
Der Sprössling auf dem Dach soll dazu beitragen, die
Notre-Dame in ein Gebäude zu verwandeln, das mehr
Energie liefert, als sie selbst verbraucht. Durch eine
energietechnische Verbindung mit dem historischen
Körper der Architektur soll der dreidimensionale
Glaskörper die gesamte Elektrizität, Wärme und passive
Ventilation produzieren, die die Kathedrale für
den Betrieb benötigt. Und zwar sowohl mittels passiver
Systeme, wie auch durch die Benutzung erneuerbarer
Energiequellen. Die Holzkonstruktion ist mit
einer dreidimensionalen Glashülle versehen, diese
teilt sich in diamantförmige Elemente. Diese Kristalle
bestehen aus einer organisch aktiven Schicht aus
Kohlenstoff, Hydrogen, Wasserstoff und Sauerstoff –
sie absorbiert Licht und wandelt es in Energie um.
Diese Energie soll in Wasserstoffzellen gespeichert
und direkt an die Architektur zur Nutzung abgegeben
werden.
Um einen Glashauseffekt zu vermeiden sind diese
kristallinen Einheiten (Trägerhüllen) am Boden entlang
der Akroterien des Längs- und des Querschiffes
offen – so erzeugen sie einen natürlichen Luftstrom in
Richtung Turmspitze wie bei einem Windkamin. Diese
natürliche Ventilation - sie funktioniert ähnlich, wie in
einem Termitenbau - sorgt für eine exzellente Luftqualität
im Inneren. Weiters stellt der Turm der Kathedrale
in den Winterzeiten einen thermischen Pufferspeicher
für die warme, aufsteigende Luft dar. Im Sommer dient
er als Generator für frische und kühle Luft durch die
Verdunstungsoberflächen der Pflanzen. So würde der
Bau ein Musterbeispiel einer Öko-Ingenieurskunst und
die Kirche gleichzeitig ein echter Pionier für eine umweltbezogene
Resilienz werden.
In seinem Zentrum stellt das Palingenesis-Projekt einen
Garten, welcher der Kontemplation und Meditation
gewidmet ist, dar. Der Garten hat aber nicht nur
ästhetische, sondern auch ganz praktische Aspekte:
Er soll von Freiwilligen und karitativen Organisationen
betreut werden und den Obdachlosen und ärmsten
Bevölkerungsschichten der Stadt Nahrung zur Verfügung
stellen. Aquaponik und Permakulturen können
bis zu 25 Kilo Früchte pro m 2 produzieren. Also wäre
eine Ernte von bis zu 21 Tonnen Gemüse und Früchte
pro Jahr auf dieser Fläche möglich. Ein Wochenmarkt
könnte im Vorhof der Notre-Dame stattfinden und für
die direkte Verteilung sorgen. Diese urbane Farm liegt
über dem Kreuzungspunkt der Kirchenschiffe. Der
geometrische Garten „à la française“ lässt Grünpflanzen
entlang der Ost-West-Richtung wachsen und
nord-süd-gerichtet sind die Fischteiche angeordnet.
In deren Wasserfläche würden sich auch die Rosettenfenster
der beiden Stirnseiten spiegeln.
Die Öffnung in der Mitte des Gewölbes, die durch den
teilweisen Einsturz während des Feuers entstand, will
der Architekt mit Glas verschließen und so zusätzliches
natürliches Licht in die Mystik des gotischen
Innenraumes leiten. So soll eine Erinnerung an das
schreckliche Feuer und gleichzeitig eine neue „göttliche“
Atmosphäre entstehen.
(rp)
architektur FACHMAGAZIN
70
Grüne Architektur
Grüner Flughafen
Oxymoron oder Schritt in die richtige Richtung
Oslo International Airport / Gardermoen / Nordic – Office of Architecture
Fotos: Ivan Brodey, Dag Spant, Knut Ramstad
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71
Nordic – Office of Architecture
Das Architekturbüro Nordic –
Office of Architecture machte
aus dem Lufthavn Oslo-Gardermoen
in Norwegen im Zuge einer
Sanierung und Erweiterung den
grünsten Flughafen der Welt,
ausgezeichnet mit dem BREEAM
Nachhaltigkeitszertifikat. Sie renovierten
den Bestandsbau effizient,
hielten die Distanzen trotz
Verdopplung der Nutzfläche
minimal und halbierten gleichzeitig
den Energieverbrauch.
Es scheint wie ein Oxymoron, den Dreh- und Angelpunkt
eines per se alles anderen als grünen Industriesektors,
als grün zu bezeichnen. Die Rahmenbedingungen
waren dem Architekturbüro aus Oslo bereits
bestens bekannt, da sie doch schon den Wettbewerb
zum Bau des Flughafens in den 1990er-Jahren gewonnen
hatten. Nun konnten sie auch den aktuellen
Wettbewerb zur Sanierung für sich entscheiden. Sie
widmen sich dem kontroversen Thema mit einem
Vorschlag, der behutsam an den Bestand anknüpft,
dessen Design zeitgemäß interpretiert und auf innovative,
nachhaltige Art und Weise weiterführt. Die
Sanierung und Erweiterung umfasst 52.000 m 2 , der
neue Trakt 63.000 m 2 . Damit steigert der Entwurf von
Nordic – Office of Architecture die Passagierzahl von
19 auf 30 Mio. jährlich und lässt Raum nach oben für
zukünftiges Wachstum.
Der Osloer Flughafen zeichnete sich bis dato vor
allem durch sein kompaktes Layout aus. Diese Qualität
sollte auch nach dem Umbau erhalten bleiben.
Der rechteckige Grundriss des bestehenden Traktes
erstreckt sich von Ost nach West. Während seine
südliche Längsseite zur erschließenden Straße hin
orientiert ist, reihen sich entlang der Nordfassade
die Gates aneinander. Das Hauptgebäude wurde im
Zuge der Erweiterung nach außen hin verlängert,
verändert sich in seiner ursprünglichen Form sonst
aber nicht. Den neuen Terminal dockten die Architekten
direkt an den Bestand an. So gelingt es, die
Wege, welche die Passagiere zurücklegen müssen,
trotz doppelter Nutzfläche auf maximal 500 m zu begrenzen.
Der neue, fingerförmige Trakt ist zentral an
der Nordfront positioniert und scheint seine Fühler
nach Norden auszustrecken. Er bietet auf drei Geschossen
reichlich Platz für nationale und internationale
Gates sowie die Gepäckausgabe. Das konische
Volumen weitet sich im Bereich der Schnittstelle zum
Hauptgebäude zu einer großen Ankunftshalle, in der
sich die Bahnstation befindet.
u
architektur FACHMAGAZIN
72
Grüne Architektur
Durch Stapelung der
Funktionen wird der Platz
im 300 m langen Terminal
optimal genutzt. Großflächige
Verglasungen bringen
viel Licht ins Innere
und geben den Blick auf
den Flugverkehr frei.
In seiner architektonischen Sprache orientiert sich
der neue Teil am Haupttrakt. Die Konstruktion beruht
auf mächtigen Leimbindern, ergänzt durch Stahlbetonelemente.
Diese tragen das gekrümmte Dach, das
den 300 m langen Terminal überspannt, sowie das
der mächtigen Ankunftshalle. In Letzterer bleibt die
Holzstruktur von unten frei einsehbar. Großflächige
Verglasungen formen die seitlichen Abschlüsse und
das nördliche Ende der Röhre. Sie bringen viel Tageslicht
nach innen und geben den Blick auf die ankommenden
und abfliegenden Flugzeuge vor der Kulisse
der rauen, norwegischen Landschaft frei.
Auch im Inneren folgt der Trakt der Hierarchie des
Bestands. Seine simple Form wirkt selbsterklärend
und erleichtert Lesbarkeit und Orientierung. Die Intention
der Architekten war es, die Wegführungen
für die Passagiere auch ohne exzessive Beschilderung
zu erschließen. Die Gestaltung der Innenräume
ist geprägt von lokalen Materialien. Holzoberflächen
und Marmorböden ergänzen grün bepflanzte Wände,
Wasser und Steinelemente sorgen für einen Naturund
Ortsbezug.
Seine Kompaktheit macht den Lufthavn Oslo-Gardermoen
um ein Vielfaches kosteneffizienter als
vergleichbare Projekte. Bereits im Bau reduziert die
Materialwahl den CO 2 -Verbrauch um 34%. Neben
skandinavischer Eiche kommen norwegischer Marmor,
recycelter Stahl und Vulkanasche als Betonzuschlag
zum Einsatz. Dank eines optimierten Energiekonzepts
auf Passivhausniveau ist der Flughafen
auch im Betrieb deutlich nachhaltiger.
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73
Nordic – Office of Architecture
Dank ganzheitlicher, auf Nachhaltigkeit bedachte
Planung, bringen die Architekten Nordic – Office of
Architecture den Flughafen auf Passivhausniveau
und senken damit auch die laufenden Betriebskosten.
Die gekrümmte Geometrie des neuen Nordterminals
umschließt bei minimaler Außenhülle den
größtmöglichen Innenraum und bietet damit die geringste
Angriffsfläche für eisige Winde im Winter und
Hitze im Sommer. Ergänzend sind die Fassaden und
Dachflächen hoch isoliert und sämtliche Glasflächen
in 3-fach Verglasung ausgeführt.
u
architektur FACHMAGAZIN
74
Grüne Architektur
Die Farbe Grün hält nicht
nur in Form von nachhaltiger
Energieplanung
Einzug im Flughafen,
sondern schmückt auch
als Bepflanzung die
Wände und sorgt für ein
angenehmes Ambiente.
Diverse passive Erträge machen den Bau über weite
Strecken energieautark. Die Sonnenenergie wird
zum einen über Solarpaneele auf dem Dach, zum
anderen als natürliche Lichtquelle maximal genutzt.
Die verminderte künstliche Beleuchtung wirkt sich
zudem positiv auf die Atmosphäre der Innenräume
aus. Geheizt wird mittels Wärmerückgewinnung aus
dem Abwasser der Nachbargemeinde. Außerdem
gelingt es, die thermische Energie aus Mechanik und
Lüftung zu 83 % wieder in Wärme umzuwandeln und
somit den Primärenergiebedarf deutlich zu senken.
Zum Herzstück der ökonomischen Planung wird ein
riesiges Schneedepot. In diesem wird der in den Wintermonaten
anfallende Schnee der Start- und Landebahnen
gelagert und damit die Kühlung des Flughafens
– laut Architekten – bis in den August hinein
natürlich gespeist.
BREEAM, das britische Zertifizierungssystem für
nachhaltiges Bauen, prämiert den Lufthavn Oslo-Gardermoen
mit dem Gütesiegel „Excellent“ und
macht ihn damit zum grünsten Flughafen der Welt.
Überzeugen konnte das Projekt vor allem durch
sein ganzheitliches Konzept. Das effiziente Zusammenspiel
der einzelnen Komponenten der Energieplanung
ergänzt das Design und die Materialwahl
stimmig und sorgt somit für eine ökonomische Gesamtperformance.
Nordic – Office of Architecture erweiterten den Lufthavn
Oslo-Gardermoen zu einem überzeugenden Ensemble
aus Alt und Neu, das sich den Titel „grünster
Flughafen“ mittels intelligenter, an den Ort angepasster
Planung aus bautechnischer Sicht redlich verdient.
Über die typologische Komponente und die Industrie,
die sich hinter und vor den grünen Fassaden des Baus
abspielen, kann man natürlich diskutieren. (eo)
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75
Nordic – Office of Architecture
New areas
Neue New areas Bereiche
Domestic
Domestic Inland
International
International
Non-Schengen
International
International
Non-Schengen
Int. Non-Schengen
Snow Schneedepot
Sunlight provides
natural light as well as heat
Sonnenlicht als Natürliche Licht- und Wärmequelle
Fernheizwerk
District heating plant
Recovered heat from
waste water
Abwasser Wärmerückgewinnung
Ground source
heat
Erdwärme
technology
Heat Wärmerückgewinnung
recovery
Oslo International Airport
Oslo-Gardermoen, Norwegen
Bauherr:
Planung:
Mitarbeiter:
Avinor Oslo Lufthavn
Nordic — Office of Architecture, NSW Architects
Gudmund Stokke, Erik Urheim (PGL), Roald Sand,
Christian Henriksen, Geoffrey Clark, Ole Tørklep,
John Arne Bjerknes, Bjørn Olav Susæg,Ingrid Motzfeld,
Ivar Ivarsøy
Bebaute Fläche: 115.000 m 2
Planungsbeginn: 2009
Fertigstellung: 2017
Baukosten: 1,4 Milliarden €
architektur FACHMAGAZIN
76
Grüne Architektur
Die Verlassenheit
von Weihai
Rocknave Teahouse / Weihai, Shandong / Trace Architecture Office (TAO)
Fotos: Hua Li
Das Rocknave Teahouse
lädt Besucher des in der
chinesischen Provinz
Shandong gelegenen Tashan
Parks zum Verweilen
ein. In einem ehemaligen
Steinbruch schufen TAO
(trace architecture office)
ein zurückhaltendes Bauwerk,
das nicht nur den
Stein aus der unmittelbaren
Umgebung als authentisches
Gestaltungsmittel
in Szene setzt, sondern
auch in seinen Raumstrukturen
auf die Naturlandschaft
reagiert.
Für einen Moment scheint die Zeit im Tashan Park
stillzustehen. Die endlosen Betonblöcke der nahe gelegenen
Stadt Weihai rücken in die Ferne, der Fokus
richtet sich ganz auf die nahezu unberührt scheinende
Naturlandschaft im Hier und Jetzt. Die fruchtbare
Erde leuchtet in der warmen Sommersonne in den
verschiedensten Rottönen und bildet zu dem satten
Grün der Baumwipfel einen herrlichen Kontrast.
Erst bei näherem Hinsehen nimmt die Mischung aus
Farben und Texturen eine erkennbare Gestalt an
und vor der Kulisse einer mächtigen Steinwand lädt
eine Plattform aus rostrotem Cortenstahl zum unbeschwerten
Verweilen ein.
Das eigentliche Funktionsgebäude liegt sozusagen
eine Etage tiefer. Das in Peking ansässige Architekturbüro
Trace Architecture Office (TAO) steht für die
Architektursprache eines sich entwickelnden Organismus,
der nicht nur ein formales Objekt, sondern ein
untrennbares Ganzes mit seiner Umwelt darstellt. Folgerichtig
haben die Architekten ihre Interpretation eines
Teehauses bewusst an die bestehende Topografie
angepasst. Während die Aussichtsplattform vom Weg
aus ebenerdig über einen Steg erschlossen wird, führen
mehrere natürliche Steintreppenstufen hinab ins
Innere des Pavillons. Teehaus, WC-Anlage und Lounge
sind für die Besucher des im Nordosten Chinas gelegenen
Naturlandschaftsparks öffentlich zugänglich.
Die besondere Kulisse des Bauplatzes rührt von einem
ehemaligen Steinbruch aus den 1970er und 80er
Jahren her. Die Gegend wird in China als „Shiwozi“
bezeichnet und die lokale Regierung der Provinz
Shandong machte es sich zur Aufgabe, derartige
verlassene Felsformationen zu Parks und Naherholungsgebieten
für die Bevölkerung umzugestalten.
Die Planer von TAO erkannten von Anfang an die
einmaligen Möglichkeiten, an dieser Stelle mit der
Naturlandschaft und den vorhandenen Materialien
zu interagieren. Es ging den Architekten vielmehr
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77
Trace Architecture Office (TAO)
darum einen Ort zu bewahren, als ein Gebäude zu
errichten. Einen Ort der „Verlassenheit“, den sich die
Natur vom Menschen langsam wieder zurückerobert
hat. „Verlassen zu sein ist in der Tat ein primitiver und
künstlerischer Zustand, der von der Natur geprägt
ist und nicht durch künstliche Werke ersetzt werden
kann”, beschreiben die Architekten das Wesen ihres
Entwurfsgedankens.
Baulich spiegelt sich das in der Positionierung des
Gebäudes wider: Das relativ flache Gelände in der
südwestlichen Ecke der ausgewiesenen Baufläche
schien den Architekten bestens geeignet, um größere
Eingriffe in die Landschaft zu vermeiden. Die Raumfolge
hingegen ergab sich aus der Horizontalen, entwickelt
ganz natürlich aus den bestehenden Felsen
und dem Baumbestand, der unbedingt erhalten werden
sollte. In der Vertikalen hatte die Topo grafie des
Geländes ein optisches Absenken des Teehauses zur
Folge, das nun verborgen zwischen rauen Felswänden
liegt und dessen Dach als Aussichtsdeck dient,
welches direkt vom Spazierweg begehbar ist.
Aufgrund der Anforderungen einer minimalinvasiven
Bauweise wurde die Konstruktion als leichter Stahlbau
aus vorgefertigten Elementen errichtet. Alle tragenden
Strukturen sind in sechs soliden Baukörpern
verborgen, sie bergen alle Funktionsbereiche wie
WC-Anlagen, Technik, Ruheraum. So gibt es keine
sichtbaren Stützen, was wiederum die Wand zum bestimmenden
Element im Raum erklärt. Als Referenz
an die Umgebung, die Geschichte und aus Respekt
für Ressourcen wurde für die Gestaltung der Wände
und Böden der Stein verwendet, der direkt aus
dem hiesigen Steinbruch stammt. Sämtliche Fenster
und Türen lassen sich in Form von Schiebeelementen
unsichtbar in den Boxen versenken. So entsteht
eine offene und durchlässige Raumfolge, welche die
Grenzen zwischen Innen und Außen, Natur und Gebautem,
verschwimmen lässt. Die schützenden, rauen
Steinwände scheinen auch vom Innenraum zum
Greifen nah und vermitteln einen höhlenartigen, fast
archetypischen Charakter.
u
architektur FACHMAGAZIN
78
Grüne Architektur
Zwei Innenhöfe zum Schutz bestehender Bäume verstärken
dieses Gefühl des Eins-Seins mit der Natur
noch. Gewohnte Denkmuster werden durchbrochen,
der Rhythmus des Wechsels von Innen- und Außenräumen
konzentriert. In seiner Reduktion steht das
Teehaus von TAO für eine moderne chinesische Architektursprache.
Die Kultur des Teehauses an sich kann im asiatischen
Raum auf eine lange historische Tradition zurückblicken.
In China im 20. Jahrhundert aus politischen
Gründen ausgebremst, erwacht dieses kulturelle
Erbe langsam wieder zu neuem Leben. Das Rocknave
Teahouse stellt in seiner Formensprache eine Besonderheit
der Teehausarchitektur dar, die in China
– im Gegensatz zu Japan – zumeist üppig verziert
zu finden ist. TAO hingegen konzentrieren sich ganz
auf die Natur, auf die Geschichte, eben jene Verlassenheit
des Ortes und verstärken diese Wirkung
noch durch den reduzierten Einsatz von Oberflächen
(Cortenstahl, Stein und Holz) und Strukturen. Im gleichen
Maße stellt die Materialwahl eine direkte und
greifbare Beziehung zur Umgebung dar, die Grenzen
zwischen Gebautem und Landschaft verschwimmen:
Das verrostete Stahldach fügt sich mit seinen schimmernden
Rottönen nahtlos in die leuchtende Erdlandschaft
ein, das Holz der Fensterrahmen nimmt
Bezug auf die umgebende Bewaldung und der Stein
könnte an eben jenen Stellen schon immer genau so
als trutzige Felswand gestanden haben.
Während im Inneren des Teehauses geborgene
Rückzugsräume gerahmt von massiven Steinwänden
und eindrucksvollen Blickwinkeln in den archaischen
Steinbruch Schwere und Erdung suggerieren,
vermittelt der Anblick aus der Ferne eine gewisse
Leichtigkeit. Die klaren horizontalen Linien des Daches
verweben sich mit den grazilen Vertikalen des
Waldes. Der massive tragende Sockel tritt aufgrund
seiner topografischen Lage optisch zurück, das Dach
hingegen erscheint nahezu schwebend, wie eine an
Fäden aufgehängte Plattform inmitten des Waldes.
Das an sich schwere Material Stahl wird so zu einem
gewissen Grad entmaterialisiert und das Gebäude
erhält eine Leichtigkeit. Dieser Eindruck verstärkt
sich noch beim Betreten der Plattform. Wie auf einem
fliegenden Deck eröffnet sich urplötzlich ein
atemberaubender Blick auf die menschengemachte
massive Felswand inmitten der Waldlandschaft des
Tashan Parks. Für die nötige Bodenhaftung bei einem
solchen Anblick sorgen die Baumwipfel, die durch die
Innenhöfe grazil nach oben wachsen und das Aussichtsdeck
in Balance halten.
Ein Ort der Verlassenheit ist auch immer ein Ort der
Zeitreise. Schließlich bedeutet verlassen zu sein, dass
einmal etwas da war. Mit diesem Gedanken im Kopf
erscheint der rostrot verwitterte Cortenstahl plötzlich
nicht mehr nur als Reminiszenz an die natürliche Umgebung,
sondern auch an die Vergänglichkeit oder die
Veränderung unserer Umgebung. Genauso wie sich
die Palisaden vor Ort nach jahrelanger Winderosion
braunrot verfärbt haben, so hat sich die Oberfläche
des Decks im Laufe der Zeit verändert. Aber nicht
nur die äußeren Schichten durchleben im Laufe der
Jahre und Jahrzehnte einen Wandel, auch Orte selbst
verändern und entwickeln sich. Und das nicht unbedingt
gegen, sondern vielmehr im Einklang mit der
Natur. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür stellt
das Teehaus in Weihai dar, in seiner ganzen Schlichtheit
und dabei umso größeren Ausdrucksstärke. TAO
geht es eben immer um die Essenz des Ortes, welche
die Architektur unter Berücksichtigung der örtlichen
Gegebenheiten tief in ihrem kulturellen und ökologischen
Kontext verankern soll.
(lp)
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Trace Architecture Office (TAO)
Rocknave Teahouse
Weihai, Shandong, China
Bauherr:
Planung:
Mitarbeiter:
Weihai Bureau of Landscape and Forestry
Trace Architecture Office (TAO)
Hua Li, Jiang Nan, Liang Wenyu, Lai Erxun
Grundstücksfläche: 202 m 2
Bebaute Fläche: 141 m 2
Planungsbeginn: 2012 - 2013
Bauzeit: 2014 - 2015
Fertigstellung: 2015
architektur FACHMAGAZIN
80
Grüne Architektur
Ein Baumhaus
als urbaner Wohnraum
25 Verde / Turin, Italien / Luciano Pia
Fotos: Beppe Giardino
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81
Luciano Pia
Das Projekt „25 Verde“
von Luciano Pia in Turin
schafft es, die Vorteile
von Stadt und Land zu
verbinden. Als urbane
Wohnform wertet es mit
seiner Fassaden- und
Dachbegrünung das
ehemalige Industrieviertel
auf. Gleichzeitig
verbessern die bis zu acht
Meter hohen Bäume das
Mikroklima im Gebäude
und im Stadtteil.
Nicht immer muss ein Baumhaus im Wald stehen. Architekt
Luciano Pia zeigt mit seinem 2012/2013 realisierten
Projekt „25 Verde“, dass es auch als urbane
Wohnform infrage kommt. Das Ergebnis kann sich
sehen lassen. Ein gekonntes Zusammenspiel aus hölzernem
Fundament und Bäumen bietet den Bewohnern
hier eine hohe Lebensqualität.
Auf den ersten Blick wirkt das Objekt, das mitten im
Industrieviertel von Turin steht, experimentell. Denn
das moderne Wohnhaus mit fünf Stockwerken besteht
fast vollständig aus Holz und beheimatet obendrein
150 Bäume an seiner Fassade. Platziert sind sie
in stabilen, großen Töpfen auf den Balkonen und am
Gerüst des Baus. Damit steht dieser in einem klaren
Kontrast zum Umfeld. Das graue Stadtviertel – früher
die Heimat der Arbeiterschicht Turins – beinhaltet
neben monotonen Wohnblöcken die Fiat-Werke
und verlassene Fabrikshallen. Aus der fantasielosen
Ansammlung von Industriehäusern sticht das Baumhaus
hervor. Architekt Pia sah es vor diesem Hintergrund
als eine Herausforderung an, ein Wohnhaus zu
errichten, in dem sich die Bewohner, abgesehen von
dessen Standort, wohlfühlen.
Mit einem richtigen Baumhaus hat das Projekt tatsächlich
wenig gemeinsam – dafür ist es zu raffiniert.
Denn der Planer berücksichtigte beim Entwurf
nicht nur umwelttechnische Aspekte. Das Haus wurde
auch im Hinblick auf die Lebensqualität und ein
harmonisches Zusammenspiel mit dem bebauten
Umfeld entworfen. Mit seinem fantasievollen Design
sticht es zwar aus der Masse hervor, wirkt aber keinesfalls
fehl am Platz.
u
architektur FACHMAGAZIN
82
Grüne Architektur
Ein lebendiger Bau
Das Gebäude setzt sich aus 63 Wohnungen zusammen.
Alle Wohneinheiten sind entweder mit einem
großen Balkon oder einer Dachterrasse ausgestattet.
Bei einer Brutto-Grundfläche von 7.500 Quadratmetern
verfügt der Bau zusätzlich über einen Innenhof
mit 1.500 Quadratmetern sowie einen Dachgarten
mit 1.200 Quadratmetern. Das Projekt fördert nicht
nur ein gutes Stadtklima, sondern hat auch einen
optischen Nutzen. Mit seinem einzigartigen, harmonischen
Aussehen wertet es das Ortsbild Turins auf
und mit seiner unverkennbaren Fassade ist es für den
Stadtteil identitätsstiftend. Die gesichtslosen Straßen
lockert der Bau mit seinen verspielten Terrassen
auf. Die mit Lärchenholz verkleidete Fassade bildet
einen Kontrast zur umliegenden Bebauung und wirkt
fast wie eine Architektur der Übertreibung. Von Pia
ist dieses Image durchaus gewollt. Als praktisch erweist
sich in diesem Kontext, dass das Gebäude und
dessen Vegetation einem steten Wandel unterworfen
sind. Die Bäume wachsen, verändern sich und lassen
die Bewohner am natürlichen Zyklus der Jahreszeiten
teilhaben. Die Konstante ist hier die Veränderung,
welche den Bau belebt und ihn zu einem bemerkenswerten
Naturschauspiel macht. Damit bereichert das
Baumhaus nicht nur seine Residenten, sondern auch
sein Umfeld.
Das Objekt ist nicht nur schön anzusehen, sondern
auch stabil. Gestützt wird das Konstrukt mit seinen
fünf Stockwerken durch eine Struktur aus Stahl. Um
den natürlichen Eindruck zu verstärken, sind die
Stahlträger in Baum-Optik gehalten. Um mit seinem
Bau einen guten energetischen Wirkungsgrad zu
erreichen, versah der Architekt das Haus mit einer
äußeren Isolationsschicht, belüfteten Wänden und
Heiz- und Kühlsystemen, die mit Grundwasser betrieben
werden. Die Grünanlagen werden durch wiederverwendetes
Regenwasser bewässert. Mit diesen
Maßnahmen erreichte er bei seinem Baumhaus eine
hohe Energieersparnis.
Derzeit gilt das urbane Baumhaus als Luxusimmobilie.
Zu erkennen ist dies vor allem am Preis. Ein Appartement
mit 110 Quadratmetern wird derzeit um
rund 600.000 Euro angeboten. In die Rubrik sozialer
Wohnbau fällt dieses Projekt damit sicherlich nicht.
Dafür sind auch die Erhaltungskosten zu hoch. Trotzdem
ist es ein wichtiges Beispiel für grüne Architektur
im urbanen Raum. Es zeigt auf, wie sich nachhaltiges
Bauen auch in dicht besiedelten Gebieten
realisieren lässt.
u
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83
Luciano Pia
architektur FACHMAGAZIN
84
Grüne Architektur
Die Bäume im Innenhof
des Baus wirken wie eine
natürliche Klimaanlage
und kühlen den Wohnbau
an heißen Tagen.
Mitten in der Stadt – mitten in der Natur
„25 Verde“ schafft es, eine natürliche Brücke zwischen
Mensch, Stadt und Natur zu schlagen. Das
Zukunftsmodell des nachhaltigen Wohnens vereint
gekonnt die Vorteile des urbanen und des ländlichen
Umfelds. Die Vegetation an der Fassade nimmt in
der Stunde fast 200.000 Liter Kohlendioxid auf und
verbessert dadurch das Klima. Schädliche Giftstoffe,
die durch Autos in die Luft gelangen, werden durch
die Bäume absorbiert. Sie regulieren auch die Temperatur
in den Wohnräumen. Im Innenhof des Baus
wurden ebenfalls 50 Bäume gepflanzt. Dort fungieren
Sie als Klimaanlage und schaffen ein gesundes
Mikroklima. Die Bepflanzung erreicht eine Höhe zwischen
2,5 und 8 Metern. Die Auswahl der Pflanzenarten
erfolgte bewusst – der Planer setzte auf eine
ausgewogene Mischung aus verschiedenen Farben,
Blüten und Blättern. Und das Potpourri ist geglückt.
Das Bauwerk strahlt eine natürliche Atmosphäre aus
und wirkt spannend.
Durch die dicht begrünte Fassade sind die Wohnungen
vor dem Außenlärm geschützt. Die Bepflanzung
wirkt zwischen den Wohnräumen und der Straße wie
ein Puffer und sichert dadurch die Lebensqualität
der Bewohner. Auch schirmt sie intensive Sonneneinstrahlung
ab. Verlieren die Bäume im Winter ihre
Blätter, wird der natürliche Sonnenschutz lichtdurchlässig,
sodass in der kalten Jahreszeit Licht in die
Wohnungen fällt.
Die echte Wildnis können Projekte wie „25 Verde“
natürlich niemals ersetzen. Das wollen sie auch gar
nicht – begrünte Bauten können aber durchaus die
Grenze des vorherrschenden Stadtbilds versetzen
und ein neues Bild des urbanen Raums vermitteln.
Bisher wurden Wildnis und Zivilisation als Gegensätze
angesehen – also zwei Faktoren, die sich gegenseitig
ausschließen. Diese Definition gilt es, neu
zu überdenken. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass
Stadt ohne Natur nicht funktioniert. Ohne intakte
Ökosysteme gibt es weder saubere Luft noch frisches
Wasser. Die heutige Avantgarde der Baukunst
nähert Mensch und Natur einander an.
Architektur führt Mensch und Natur zusammen
Auch „25 Verde“ ist ein Beispiel für eine ausgewogene
Mischung aus Natur und Urbanität. Die Menschen
haben die Natur damit vor ihrer Haustüre und müssen
nicht erst aufs Land flüchten, um sich im Grünen
zu erholen. Das moderne Baumhaus hat damit nicht
nur als Lebens-, sondern auch als Erholungsraum
seinen Reiz. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Wohnform
langfristig durchsetzt. In Turin sorgt sie jedenfalls
für Zufriedenheit.
Italien ist für urbane Experimente offen. 2012 fasste
die grüne Architektur mit Luciano Pias Projekt in
Turin Fuß. Nur zwei Jahre darauf erfolgte in Mailand
die Realisierung des Projekts „Bosco Verticale“. Dass
ein innovatives Projekt nicht nur den Bewohnern der
Immobilie, sondern gleich der ganzen Stadt zugutekommt,
lässt sich an beiden Beispielen beobachten:
Die begrünten Hoch- und Wohnhäuser gelten als
Sensation und locken jedes Jahr viele Touristen an.
(ds)
D
131
5
4
3
2
1
1
2
3
4
5
5
4
3
2
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SPLIT
1
2
3
4
5
5
4
3
2
1
5
4
3
2
1
C
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Luciano Pia
3_D5S
IPE1
P209.1
EG OG 3
Condomino 25 Verde
Italien, Turin
Bauherr:
Planung:
Statik:
GRUPPO CORAZZA, MAINA COSTRUZIONI, DE-GA S.p.A.
Luciano Pia
Giovanni Vercelli
Grundstücksfläche: 9000 m²
Bebaute Fläche: 7500 m²
Planungsbeginn: 2007
Bauzeit:
6 Jahre
Fertigstellung: 2013
Baukosten:
22 Millionen Euro
architektur FACHMAGAZIN
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Grüne Architektur
Zurück zur Natur
Alnatura Arbeitswelt / Darmstadt / haascookzemmrich STUDIO2050
Fotos: Roland Halbe
Die berühmte Aufforderung „Retour à la nature!“
findet sich bei Jean-Jacques Rousseau zwar nicht
wörtlich, wurde ihm aber fälschlicherweise zugeschrieben.
Der Philosoph, Naturforscher und Pädagoge
Rousseau meinte allerdings, dass, „wenn man
zu früh damit anfängt, die natürlichen Gefühle, Neigungen
und Bedürfnisse mit aufgepfropften Idealen,
anerzogenen Gewohnheiten und unverstandenen
Pflichten zu unterdrücken“ – man einen entzweiten
Menschen schüfe! Sein pädagogischer Ausgangspunkt
lag dabei auf der Bildung der Organe und Sinne
in der Erziehung. Mit dem neuen Alnatura Campus
in Darmstadt, entworfen vom Architekturbüro haascookzemmrich
STUDIO2050 auf dem Gelände der
ehemaligen Kelley-Barracks, ist eine Architektur entstanden,
welche genau diesen Kriterien gerecht wird.
Ein Bau, der alle Sinne anspricht, Nachdenken fordert
und einen neuen Weg in der Planung und Errichtung
von Architektur beschreibt. Und auch vielleicht der
ständigen Diskussion, ob „Abreißen oder Neubauen“
neue Inputs liefert.
u
Es ist kein „wildes“, ins Auge stechendes Projekt, das
die Architekten haascookzemmrich STUDIO2050 in
Darmstadt für Alnatura entworfen haben. Eher unaufgeregt,
aber von einer sehr weitreichenden und verantwortungsvollen
Konzeption geprägt, weist diese Architektur
einen neuen Weg für nachhaltiges, grünes Bauen.
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haascookzemmrich STUDIO2050
architektur FACHMAGAZIN
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Grüne Architektur
Ein ressourcenneutraler Neubau
Alnatura entwickelt Bio-Produkte und betreibt
eigene Bio-Supermärkte, liegt also im
Trend. Trendig ist auch die Architektur des
neuen Campus der Firma in Darmstadt, der
eine Arbeitswelt für (fast) alle ist: nicht nur
für Mitarbeiter, sondern auch für Besucher.
Weit weg vom üblichen Image einer grün
angehauchten Architektur. Schon beim
Eingang wird der Besucher verführt, in das
links vom Haupteingang gelegene vegetarische
Restaurant „tibits“ abzuzweigen. Widersteht
man der kulinarischen Verlockung
und geht geradeaus, gleitet der Blick über
die geschwungenen Ebenen nach oben in
ein lichtdurchflutetes Holzdach.
Man wird an einem geschwungenen, hölzernen
Empfangstresen begrüßt und darf es
sich in der Wartelounge bequem machen.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet
sich das Konferenzzentrum mit den dienenden
Funktionen wie den Garderoben und
Schließfächern. Der Übergang zwischen
öffentlichem und internem Bereich ist fließend
und fügt sich in das Gesamtkonzept
ein. Dieses zieht sich als Wegegeflecht
durch den Körper und schafft horizontale
und vertikale Nachbarschaften. Spielerisch
werden so die auf den drei Ebenen liegenden
Bürobereiche miteinander vernetzt. Es
gibt keine Barrieren. Die Arbeitswelt verliert
sich nicht in einzelnen Abteilungen,
abgeschlossenen Räumen und unübersichtlichen
Gängen: Ein großer Raum, der
sich vom Erdgeschoss bis unter das Dach
zwischen den Fassaden – ohne störende
Trennwände – aufspannt, bietet den Mitarbeitern
und dem Unternehmen eine unbegrenzte
Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten
und bricht mit dem Dogma starrer
Bürostrukturen. Auf allen Ebenen befinden
sich daher offene Teeküchen, die auch als
Besprechungsorte genutzt werden.
Der Begriff Teeküche beschreibt allerdings
diese Meeting-Points nur unzureichend. Die
Arrangements von Küchen, Holztischen,
Sesseln und Sofas wirken entspannt und
einladend und bilden eine Plattform für anregende
Treffpunkte. Hier liegt die Post bereit,
man holt sich einen Kaffee oder macht
eine Kopie. Denn es sind diese spontanen
Begegnungen, die zufälligen Impulse, die
Arbeitswelten attraktiv machen und die
Kreativität der Mitarbeiter fördern können.
Der Arbeitsplatz in der neuen Arbeitswelt
ist – überall. Vom Lümmelbrett entlang
der Galeriebrüstung, der Sitznische in den
Lehmwandfenstern, bis zum Holzdeck am
Seerosenteich gehören das Gebäude und
der Campus den Mitarbeitern. Diese flachen
Hierarchien spiegeln sich in der offenen
Struktur des neuen Hauses wieder. Ob
Restaurant, Meeting Point, Konferenzräume
oder die Bürolandschaft – es existiert
eine Vielfalt an Räumen, die eine lebendige
und flexible Arbeitsatmosphäre ermöglicht.
Konzentrierte, „private“ Arbeitsbereiche
wie die Alkoven, stehen „öffentlichen“ Flächen
gegenüber. Es gibt keine trennenden
Türen. Mit akustisch wirksamen Vorhängen
können Besprechungsbereiche bei Bedarf
abgetrennt werden. Jeder Arbeitsplatz bietet
einen besonderen Ausblick und alle Mitarbeiter
können durch das Atrium und die
Schaufassade im Westen auf den Freiraum
mit seiner vielfältigen Naturwelt blicken.
Das ganze Erdgeschoss funktioniert als
Treffpunkt, als Raum für Kommunikation,
der die unkomplizierte Begegnung von Besuchern
und Mitarbeitern ermöglicht. Wer
in das Atrium der neuen Arbeitswelt tritt,
fühlt sich beinahe wie unter freiem Himmel.
Das Dach und die transparenten Stirnfassaden
lassen so viel Sonnenlicht hereinströmen,
dass der gesamte Innenraum taghell
erleuchtet wird. Und die Materialien Holz,
Lehm und der unbehandelte Beton geben
dem Gebäude eine natürliche, unprätentiöse,
frische und freundliche Anmutung.
Das Atrium ist ein Ort, der atmen und damit
eine besondere Anziehungskraft auf alle,
die sich im Gebäude aufhalten, ausüben
soll. Es teilt den längs gerichteten Baukörper
in zwei Hälften, reicht bis zum Dach, wo
die 91,4 Meter langen Haushälften durch ein
Glasband wieder verbunden sind. Verschiedenste
Stege, geschwungene Rampen,
Treppen und Verbindungen schaffen die
kommunikative und logistische Verbindung
der beiden Bürohälften in den Geschossen.
Ganz gleich, auf welcher Ebene man sich
befindet, der Blick ist von allen Standpunkten
spannend und abwechslungsreich.
Das Tragwerk für die Holzsatteldachkonstruktion
bilden markante Brettschichtholzträger
mit einer Gesamtlänge von 22 m.
Die Trägerhöhe von 2,3 m über der Stütze
ist auf die weite Auskragung von 11,6 m zurückzuführen.
Das großzügige Raumgefühl
wird auf diese Weise unterstrichen. Aufgrund
des Standorts des Gebäudes in einer
Erdbebenzone lag besonderes Augenmerk
auf der Planung der Verbindungsdetails.
Insbesondere die Anschlussbereiche von
Oberlicht und Fassade an das Tragwerk
müssen im Erdbebenfall auftretende Differenzverformungen
aufnehmen können.
Schlichter Körper
Der äußere Eindruck ist eher seriell, eben
büro- oder verwaltungsmäßig – umso mehr
wird man im Inneren von den bewegten, geschwungenen
und ineinander verwobenen
Ebenen überrascht. Auch die Dachschrägen
bewirken nicht den üblichen begrenzenden
Eindruck, das mag an der Wärme, die das
verwendete Holz ausstrahlt, liegen, oder
auch an der Großzügigkeit der Raumgefüge.
Die Lage und die Ausrichtung des Gebäudes
sind nach mikroklimatischen Gesichtspunkten
festgelegt. Um bestmögliche
Tageslichtbedingungen im Inneren der Arbeitswelt
zu bieten, ist der Baukörper mit
seinen Längsseiten Nord/Süd orientiert.
Damit wird sichergestellt, dass durch das
Oberlichtband des Atriums reines Nordlicht
ins Gebäude geleitet wird. Ungewollte solare
Wärmeeinträge können so vermieden
werden. Um das Atrium herum gruppieren
sich auf drei Geschossen ca. 10.000 m 2
Bürofläche für bis zu 500 Mitarbeiter. Die
Geschosshöhe von 4 m im Erdgeschoss
und 3,5 m im Obergeschoss ermöglicht eine
durchgehende Tageslichtnutzung, auch in
den tiefer liegenden Bürobereichen. Helle
Oberflächen und ein heller Bodenbelag
unterstützen die tageslichtfreundliche Arbeitsatmosphäre.
Alle Fenster sind mit einem Blend- und
Sonnenschutz ausgestattet, der individuell
gesteuert werden kann. Auf der sonnenbeschienenen
Südseite des Gebäudes befindet
sich mit dem Teich ein natürlicher Klimapuffer,
der das Mikroklima des Standortes
im Sommer positiv beeinflusst. Die schönen
hohen Bestandskiefern auf der Südseite
des Gebäudes liefern im Sommer die gewünschte
Verschattung. Und natürlich wird
das Sonnenlicht über eine 480 m 2 große
Fotovoltaikanlage auf dem Dach auch zur
Energiegewinnung genutzt. An der kühleren
Nordseite befinden sich mit dem Konferenzbereich
im Erdgeschoss hingegen Räume,
welche hohe Luftwechselraten benötigen
und von der kühleren Umgebung profitieren.
Die West- und Ostseite der Arbeitswelt sind
transparent gestaltet. Ein Ausblick in beide
Welten, welche der Campus so gut miteinander
verbindet: im Westen, der Wald und die
naturnahe Umgebung, im Osten die gebaute
Umwelt und die Stadt.
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Grüne Architektur
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haascookzemmrich STUDIO2050
Frischluft aus dem Wald
Es war von Anfang an ein Planungsziel, das Gebäude
ganzjährig natürlich zu belüften und auf Ressourcen
verbrauchende und wartungsintensive Klima- und
Lüftungsgeräte zu verzichten. Der westlich gelegene
Wald bietet hierfür optimale Voraussetzungen. Im
Sommer entsteht über die Verdunstung an den Blattoberflächen
ein natürlicher Klimatisierungseffekt. Die
Frischluft für die Arbeitswelt wird daher über zwei
Ansaugtürme am Waldrand in einen Erdkanal geleitet
und von dort ins Gebäude geführt. Das Erdreich
bietet eine stabile Durchschnittstemperatur, dadurch
wird die ins Gebäude strömende Luft auf natürlichem
Wege vorkonditioniert – im Winter erwärmt und im
Hochsommer gekühlt. Die frische Luft wird im Gebäude
an den Kernen in die Geschosse geleitet. Für
den Antrieb dieses Luftstroms sorgt der Kamineffekt
des Atriums, eine Thermik, die sich unter dem Oberlichtband
einstellt. Bei besonderen Wetterereignissen,
Inversionswetterlagen und Gewittern können Ventilatoren
im Inneren des Kanals zugeschaltet werden.
Darüber hinaus können die Mitarbeiter aus Komfortgründen
die Fenster der Fassade individuell öffnen.
Erdwärme
Durch die vorkonditionierte Zuluft des Erdkanals ist
der zusätzliche Heiz- und Kühlbedarf des Gebäudes
sehr gering. Die Speichermasse der Lehmwände und
der Betondecke sorgen für ein stabiles, ausgeglichenes
Temperaturniveau. An heißen Sommertagen helfen
die extra hohen Räume und die Verdunstungskühlung
des Lehms, Wärmeinseln im Arbeitsbereich zu
vermeiden. So kommt die Architektur mit den 69 cm
dicken Lehmwänden sehr gut ohne mechanische
Kühlgeräte durch den Sommer. Im Winter braucht
es allerdings zusätzliche Wärme. Die effizienteste
Art Räume zu beheizen ist, über Strahlung Wärme
zu verbreiten. Daher sind in die Lehmwände des Gebäudes
Heizschlangen eingestampft, die mit Warmwasser
aus regenerativen Quellen wie den Geothermiesonden
und aus der Abwärmerückgewinnung der
Küchentechnik gespeist werden.
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Helle freundliche Räume,
Holz, Lehm und viel
Naturlicht prägen diese
Architektur.
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Grüne Architektur
Die Wassernutzung
Der Wechsel zwischen lang anhaltenden
Trockenphasen und plötzlichen Starkregenereignissen
ist ein weiterer Hinweis auf die
Auswirkungen des Klimawandels. Auf dem
Campus wird mit Regen und Wasser daher
sehr bewusst gewirtschaftet. Die Modellierung
des Geländes führt das Wasser gezielt
über Bachläufe und Aufkantungen weg vom
Gebäude in eine über 1000 m 3 große unterirdische
Zisterne. Auch die Dachentwässerung
mündet hier, um dann für die Bewirtschaftung
der Partner- und Schulgärten
sowie als Grauwasser gezielt genutzt zu
werden.
Die Akustik
In der Planung wurde von Anfang an ein
besonderes Augenmerk auf die Bedämpfung
unangenehm empfundener Geräuschquellen
gelegt. Um die thermische Speicherfähigkeit
der Decken und Wände nicht
zu beeinträchtigen, war der Einsatz von
Vorsatzschalen und abgehängten Decken
ausgeschlossen. Eine besondere Lösung
stellt daher der Einsatz der Absorberstreifen
in der Betondecke dar. Die geschäumte
Betonstruktur der in den Rohbau eingelegten
Fertigteile sorgt für eine wirksame Brechung
der Schallwellen und trägt wesentlich
zur Bedämpfung der Arbeitswelt bei.
Neben dieser Neuentwicklung des Fraunhofer
Instituts ist das Holzdach mit der
schallwirksamen Holzlammellendecke ein
weiterer wichtiger Baustein. Auch die hölzerne
Fensterrahmung und die Mikroperforierung
der Kernwandverkleidung wirken
dämpfend auf den Raum. Darüber hinaus
trägt die offenporige Struktur der Stampflehmwand
zu der guten Geräuschkulisse
des Hauses bei.
Renaturierung
Bei der Umgestaltung des ehemaligen Kasernenareals
wurden versiegelte Flächen,
wo immer möglich, rückgebaut und renaturiert.
Die alten Fahrbahnplatten wurden
vor Ort gebrochen und als Sitzstufen und
Bachlaufkanten oder als Füllkies direkt wiederverwertet.
Lediglich für die baurechtlich
notwendigen Stellplätze blieben die alten
Betonplatten wie vorgefunden liegen. Eingebettet
in die Dünenlandschaft, mit dem
für die Region typischen Magerrasen, befinden
sich ein Fahrradhaus aus Holz, ein
KinderNaturGarten, eine Streuobstwiese,
öffentliche Bio-Pachtgärten auf 5.000 m 2 ,
ein Schulgarten der Montessori-Schule
Darmstadt, Hochbeete, ein Naturteich,
Kräutersinnesgärten sowie ein kleines
Amphitheater aus Betonbruchstücken des
ehemaligen Panzerübungsplatzes.
Die Stampflehmfassade
In Zusammenarbeit mit Martin Rauch und
Transsolar ist eine innovative Stampflehmwand
entstanden. Die einzelnen Stampflehmblöcke
(3,5 m x 1,0 m) wurden an der
Nord- und Südfassade zu 16 je 12 m hohen
Wandscheiben geschichtet. Weltweit zum
ersten Mal wurde die Stampflehmwand
dabei mit einer geothermischen Wandheizung
belegt. Eine weitere Besonderheit ist
die Kerndämmung der direkt neben der
Baustelle vorgefertigten Stampflehm-Fertigteile:
Die 17 cm starke Dämmung besteht
aus Schaumglasschotter, einem Recyclingmaterial.
Die äußere Stampflehmschicht
ist 38 cm, die innere 14 cm dick. Insgesamt
hat der Aufbau eine Dicke von 69 cm und
erreicht einen guten U-Wert von 0,35W/
(m 2·K). Die 12 m hohen Stampflehmscheiben
sind selbsttragend und lediglich mit
Ankern an den Geschossdecken fixiert. Die
Wände enthalten nicht nur Lehm aus dem
Westerwald und Lavaschotter aus der Eifel,
sondern auch recyceltes Material aus dem
Tunnelaushub von Stuttgart 21.
Gestampfter Lehm ist sehr massiv, seine
Dichte ist mit Beton vergleichbar. Stampflehm
wirkt somit hervorragend als Speichermasse
und reguliert auf natürliche Art
und Weise die Raumluftfeuchte. Um der
Oberflächenerosion von Stampflehm entgegenzuwirken,
sind horizontale Erosionsbremsen
aus Ton und Trasskalk in einem
Abstand von 30 bis 60 cm eingebracht. Wie
eine Flussverbauung bremsen sie die Kraft
des Wassers und minimieren so die Erosion.
Die graue Energie bei der Herstellung, Verarbeitung
und dem möglichen Rückbau von
Lehm ist praktisch null. Es zeigt sich, dass
Lehm hier noch weit vor bekannten Naturprodukten
wie Holz oder Tonziegeln liegt.
Durch die Langlebigkeit des Materials, wie
auch durch die hervorragende Luftfeuchteregulation
und Wärmespeicherfähigkeit
des Lehms, entsteht ein Bau von hoher
Wertstabilität. Die Oberfläche bleibt frei von
Algen- oder Moosbildung, der Reinigungsoder
Pflegeaufwand der Fassade entfällt. Im
Inneren verbessert die poröse Oberfläche
neben dem Raumklima auch wesentlich die
Akustik der angrenzenden Bürofläche.
Klimaneutrales Gebäude
Neben den genannten Maßnahmen, beispielsweise
der Verwendung nachwachsender
und natürlicher Baustoffe wie Holz und
Lehm sowie dem Einsatz wiederverwerteter
und wiederverwendbarer Materialien, sind
es auch die vielen kleinen, kaum sichtbaren
Entscheidungen, die dazu beigetragen haben,
aus dieser Arbeitswelt ein klimaneutrales
Gebäude zu machen. (so wurde z. B.
die Dämmung des Kellers aus recyceltem
Schaumglas hergestellt).
(rp)
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haascookzemmrich STUD102050
OG2
Alnatura Arbeitswelt - Grundriss OG2 1:200
Alnatura Arbeitswelt - Grundriss EG 1:200
EG
Alnatura Arbeitswelt
Darmstadt, Deutschland
Bauherr:
Planung:
Mitarbeiter:
Statik:
Campus 360 GmbH
haascookzemmrich STUDIO2050
Martin Haas (verantw. Partner), Sinan Tiryaki (Projektleiter)
Knippers Helbig, Stuttgart
Grundstücksfläche: 55.000 m 2
Bebaute Fläche: 4.000 m 2
Nutzfläche: 10.000 m 2
Planungsbeginn: 2014
Bauzeit:
2,5 Jahre
Fertigstellung: 01/2019
Baukosten:
24,3 Mio. Euro
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Lehm als Baustoff
Geformt aus Erde
Als nachhaltiger und wohnbehaglicher Baustoff ist Lehm trotz eines erkennbaren
Booms seit den 80er Jahren in der Architektur noch immer weit unterschätzt.
Dabei handelt es sich bei der reichlich vorhandenen Mischung aus Sand, Schluff
und Ton um einen der ältesten Baustoffe, den die Menschheit kennt. In unseren
Breiten stammen die Lehmvorkommen zumeist aus der Eiszeit. Gestein, von Gletschern
zu Löss und Sand zerrieben, wurde durch Flüsse verfrachtet und vom Wind
zu Ablagerungen verweht.
Text: Linda Pezzei Fotos: Emanuel Dorsaz, Laura Egger
Um Lehm am Bau sinnvoll einsetzen zu
können, gilt es, dessen bauphysikalische
Eigenschaften und baubiologisches Verhalten
zu verstehen. Im feuchten Zustand
quillt Lehm und ist formbar, beim Trocknen
schwindet er und wird fest. Lehm wirkt im
Raum Luftfeuchte regulierend und konservierend
auf angrenzende Holzbauteile
(Stichwort Fachwerkbau). Kombiniert mit
der Fähigkeit Wärme zu speichern, aber
auch Gerüche und Schadstoffe zu binden,
rangiert Lehm zurecht seit mehr als 9.000
Jahren ganz oben in der Liste der beliebtesten
Baustoffe. De facto lebt auch heute
noch rund ein Drittel der Weltbevölkerung
in Lehmhäusern.
Als „gesunder” und ökologischer Baustoff
passt Lehm nebenbei perfekt in den Geist
unserer Zeit. Weiterer großer Pluspunkt:
seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit.
Gebrannt kommt Lehm in Form von
Ziegeln auf der Baustelle zum Einsatz. Ob
als Putz, Estrich oder Farbe, im Innen- oder
Außenraum, als technisches oder gestalterisches
Element – Lehm ist auch ohne
Brennvorgang beinahe ein Alleskönner.
Bei Gestaltern steht der Lehm in Form von
gestampften Schichten seit geraumer Zeit
hoch im Kurs. Gestampfter Lehm ist aber
nicht nur aus optischer Sicht ein echter
Hingucker, es sind allen voran die positiven
Eigenschaften im Bezug auf das Raumklima,
die überzeugen. Im Außenbereich besticht
Lehm durch seine Licht- und Farbechtheit,
die sich mit dem Alterungsprozess sogar
in ihrer Leuchtkraft noch verstärkt. Ein
Vermoosen oder Pilzbefall sind dann ausgeschlossen,
wenn die Stampflehmwände
konstruktiv witterungsgeschützt sind.
Die Lehmbauteile können bei Verwendung
des Aushubmaterials „direkt aus der Erde”
geformt werden. Erfordert eine knappe
Bauzeit den Einsatz von Fertigteilelementen,
wird Stampflehm modulweise und
vorgetrocknet in Form von individuellen
Teilelementen – auch als dünnere Stampflehmschale
– auf die Baustelle geliefert und
direkt verbaut.
Ein weiteres interessantes Anwendungsgebiet
sind Stampflehmböden. Mit ihrer
heterogenen Oberflächenerscheinung
und den vielen feinen Mikrorissen wirken
die Böden trotz ihrer extremen Härte und
Strapazierfähigkeit eher weich und lebendig.
Wird der fertige Boden mit einem
Diamantflächenschleifer leicht abgeschliffen,
entsteht ein terrazzoähnlicher Effekt.
Eine Imprägnierung mit Kasein und Wachs
macht den Boden zu einem pflegeleichten
Belag für den Wohnraum. Die Herstellung
allerdings erfordert langjährige Erfahrung,
eine Reihe an Arbeitsschritten und mehrere
Wochen Zeit.
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95
Lehm als Baustoff
Abgesehen von der baulichen Seite, bietet
der Lehm auch eine Vielzahl an Möglichkeiten,
Wohnräume behaglich und mit einem
gesundheitlich unbedenklichen Material zu
gestalten. So lassen sich bestehende Räume
durch das nachträgliche Auftragen von
Lehmputzen einfach und kostengünstig
aufwerten: Eine verbesserte Luftfeuchteregulierung,
angenehmere Akustik und weniger
Staub sind nur einige der positiven Effekte.
Besondere Behaglichkeit bieten auch
Öfen aus Lehm. Ob als Fertigelement oder
individuell gestaltet – Lehmöfen speichern
die Wärme hervorragend und sorgen so bei
geringer Heizlast für angenehm temperierte
Wohnräume.
Zu guter Letzt lassen sich aus Lehm auch
Fliesen oder Wohngegenstände wie Waschbecken
fertigen. Verschiedene Brenntechniken
ergeben nicht nur optisch variierende
Ergebnisse, sondern machen jedes Stück
zum individuellen Objekt mit ganz eigenem
Charakter. Gerade in dieser Lebendigkeit
liegt die große Stärke des Baustoffes Lehm,
der im wahrsten Sinne des Wortes mit den
Händen greifbar ist. Erde zu Erde, wenn
man so will.
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Licht
Der Stephansdom
im neuen Licht
Für die Lichtplanung „Der Stephansdom zeigt sich im neuen Licht“ wurde
podpod design im Mai 2019 vom Deutschen Lichtdesignpreis der Sonderpreis
der Jury verliehen.
Text und Fotos: podpod design – Iris und Michael Podgorschek
Der Wiener Stephansdom hat zum ersten
Mal in seiner Geschichte mit dem von
podpod design ausgearbeiteten Lichtkonzept
eine flexible und hochwertige, multifunktionale
Beleuchtung im gesamten
Innenraum erhalten. Diese Planung und
Umsetzung wurde erst durch innovative
LED-Technologie ermöglicht. Mit dem Einsatz
präziser Optiken bei guter Blendungsbegrenzung
und programmierbarer Lichtszenen
kann mit geringem Energieeinsatz
von ca. 3W/m² das gewaltige Raumvolumen
energieeffizient bespielt werden.
Licht ist Berührung
Die Planung der neuen Beleuchtung für den
Wiener Stephansdom ist sicherlich eine der
herausforderndsten Aufgaben, die sich ein
Lichtplaner wünschen kann. Im ehrwürdigen
gotischen Gemäuer mit seiner jahrhun-
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Licht
dertealten Geschichte fand man eine Beleuchtung
vor, die zweckmäßig gewachsen,
aber dennoch ein fremdes Element im Raum
war. Der Vision der Planer folgend, hat man
alle störenden Lichtquellen entfernt und
Leuchten entwickelt, die dezent in den Hintergrund
treten, um nur mit ihrer Lichtwirkung
den Dom selbst in seiner Würde erlebbar
zu machen. Das präzise gelenkte Licht
berührt die Figuren und Altäre und zeigt
die gotischen Säulen erstmals in ihrer ganzen
Höhe. Es moduliert das Raumvolumen
durch die Deckenaufhellung und ermöglicht
auch funktionales Direktlicht nach unten.
Der Dom wurde ursprünglich nur durch
das, durch polychrome Glasfenster einfallende,
veränderliche Tageslicht und Kerzen
beleuchtet. So zeigte er seine mystische
Seite. Im Barock hat man ihn mit Maria-Theresien-Lustern
ausgestattet – diese waren
ursprünglich noch mit Kerzen bestückt und
wurden im Zuge der Elektrifizierung mit
Glühbirnen ausgestattet. Als Finalisierung
der neuen Beleuchtung hat man sie in diesem
Sommer gänzlich auf ästhetisch anspruchsvolle
LED-Kerzen umgerüstet.
Das Lichtkonzept
Die große Bandbreite der Nutzung (Messen,
Abendandachten, Konzerte, Führungen
oder Kunstinstallationen) erforderte
eine hohe Flexibilität. Sämtliche Leuchten
sind in LED-Technik ausgeführt und in ein
technisch komplexes, jedoch auch von Laien
leicht zu bedienendes, Lichtsteuerungssystem
eingebunden. Das Lichtkonzept
setzt sich daher aus mehreren funktionalen
Ebenen zusammen, die im Zusammenspiel
die jeweiligen Lichtszenen ergeben:
Licht zum Sehen – Grundlicht
Das Grundlicht bildet die Basis für die funktionale
Nutzung des Doms. Es dient der Orientierung
und der sicheren Bewegung im
Kirchenraum und ermöglicht die liturgische
Nutzung durch ein ausreichendes Lichtniveau
in den Bankreihen.
Licht für den Raum I – Deckenaufhellung
Die Deckenaufhellung schafft einen Ausgleich
der starken Kontraste während der
Tagesstunden, lenkt die Aufmerksamkeit
auf sehr subtile Weise und erlaubt die Veränderung
der Gewichtung des wahrgenommenen
Raumvolumens.
Licht für den Raum II – Säulenaufhellung
Die Säulenaufhellung verbindet in ihrer
Vertikalität Boden und Decke, erzeugt eine
räumliche Tiefe und schafft ein sehr ausgewogenes
Erscheinungsbild im gesamten
Innenraum.
Objektlicht – Akzentuierung
der Altäre und Figuren
Die Akzentuierung der Altäre und Figuren
zeigt erst die Vielzahl der im Kontext des
Doms bedeutenden Persönlichkeiten. Sie
ermöglicht auch die selektive Betonung von
Elementen und Themen, je nach Situation
und Zeitpunkt. Durch Licht lassen sich Altäre
für Messen aktivieren, oder in der Osterzeit
die Kreuzwegstationen sichtbar machen.
Mystisches Licht – Kerzenlicht
auf Lustern und Altären
Die Kerzenluster sind nicht nur Teil der festlich-prunkvollen
Beleuchtung, sie können
auch im Zusammenspiel mit den Altarkerzen
sehr intime, meditative und mystische
Lichtstimmungen erzeugen, die den Raum
mehr spürbar als sichtbar erscheinen lassen.
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Produkt News
Licht, das Welten verbindet
In einem der Altstadthäuser in Freiburg, zwischen denkmalgeschützten Wandfresken
und bemalten Holzdecken, bietet das traditionsbewusste Schuhhaus
Lüke heute seine exquisiten Schuhmoden in einem historischen Ambiente an. Für
dieses Kleinod unter den Ladenlokalen schuf Ansorg ein einzigartiges Beleuchtungskonzept.
Es besteht nicht nur aus Licht, Leuchten und Technik, sondern
auch aus Design, Stil und Einfühlungsvermögen und weist auf die ursprüngliche
Funktion des Raums als Rittersaal hin. Bei den farblich gefassten Holzdecken
durfte es nur zu minimalen Eingriffen an der historischen Bausubstanz kommen.
Die niedrigen Rundbogen-Schaufenster erstrahlen
heute im Licht kompakt designter Leuchten. Speziell
für solche Raumsituationen hat man die Leuchte
Coray CXS entwickelt. Unter den Decken sorgen frei
dreh- und schwenkbare Leuchten für viel Flexibilität
und ein stets einheitliches Erscheinungsbild. Es
bleibt in jeder Beleuchtungssituation zurückhaltend
homogen, da für die unterschiedlichen Aufgaben lediglich
der innenliegende Reflektor angepasst werden
muss. Das Licht aus den stilvollen Deckenleuchten
lässt die Farben der Wandfresken dynamisch
erstrahlen und sorgt für blendfreie Glanzpunkte auf
dem präsentierten Schuhwerk. Sie hängen an filigranen
schwarzen Stromschienen, die sich wie dünne
Schnürsenkel über die Decke ziehen. Diese sind nur
dort, wo es die Stabilität unbedingt erfordert, in der
Holzdecke verankert, und tragen gleichzeitig die Deckenbeleuchtung.
Für den Besucher unsichtbar, verlaufen
auf ihrer Oberseite speziell an dieses Ladenlokal
angepasste LED-Streifen. Die unterschiedlichen
Farben und Muster der Decke kommen in schonendem
Licht kontrastreich zur Geltung.
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Produkt News
Universalgenie unter
den Polstermöbeln
Mit ray soft bietet Selmer einen universell einsetzbaren Polstersessel für Restaurants,
Konferenzräume, Cafeterien und Büros. Ideal für alle, die auf ein starkes
Designstatement setzen und auf höchsten Sitzkomfort Wert legen.
Das Design von ray soft stammt aus der Feder des
legendären Designerduos jehs+laub und zeichnet
sich durch schlichte Eleganz und moderne Formgebung
aus. Dank seiner großen Vielfalt an exklusiven
Materialien lässt sich der Polstersessel individuell an
die jeweilige Architektur anpassen, ohne dabei seine
eigenständige Formensprache zu verlieren. Ziernähte
und eine umlaufende, optional auch farblich
abgesetzte, Kedernaht unterstreichen das exklusive
Understatement.
Sitzmöbel gestalten Räume entsprechend der jeweiligen
Anforderungen und unterstreichen dabei
auch die Architektur. Mit dem modularen Aufbau
der Polsterstühle ray soft ist ein harmonisches Gesamtkonzept
auch dann einfach umsetzbar, wenn
an die Sitzgelegenheiten innerhalb eines Raumes
unterschiedliche Anforderungen gestellt werden.
Drei verschieden hohe Sitzschalen können mit vier
unterschiedlichen Gestelltypen kombiniert werden.
Ob ein Vierfußgestell aus Eichenmassivholz, ein
Kufengestell aus Vollstahl oder ein Fußkreuz aus
Aluminium-Druckguss bevorzugt wird, mit ray soft
lassen sich Raumkonzepte und auch Stilrichtungen
perfekt unterstreichen.
Die schlanke Vollpolsterschale des ray soft trägt wesentlich
zur einnehmenden Optik der Stühle bei. Die
integrierten Armlehnen und die hochwertige Polsterung
sorgen aber auch für höchsten Sitzkomfort.
Deshalb ist der universal einsetzbare Polstersessel
von Selmer nicht nur in Büros und Konferenzräumen
ein beliebtes Sitzmöbel, sondern auch eine ideale
Lösung für Cafeterien und Restaurants. ray soft findet
überall seinen Platz – und lädt selbst ein, einfach
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Schliff der dunkel akzentuierten Badgestaltung
sorgt der iLook_move Kosmetikspiegel
ebenfalls mit schwarz gebürsteter
PVD-Oberfläche.
Abgestimmt im Design und mit durchgängig
schwarzmatten Oberflächen in metallischer
Optik entsteht eine luxuriöse
Badausstattung in der gehobenen Innenarchitektur.
KEUCO GmbH
T +43 (0)662 45 40 56-0
office@keuco.at
www.keuco.com
www.ixmo.de
www.architektur-online.com
101
Produkt News
Das Komplettbad
Der europäische Marktführer für Sanitärprodukte bietet – neben den bewährten
Systemlösungen hinter der Wand – zeitgemäßes Design vor der Wand, insbesondere
in Form von durchdachten Komplettbädern mit hohem Qualitätsanspruch.
Die neu gestaltete Badserie Geberit Smyle etwa präsentiert sich in schlanker,
eleganter, top-moderner Anmutung.
Dank einer Vielfalt an soft-organischen und soft-geometrischen
Waschtischen, WCs und Bidets sowie frei
kombinierbaren Wandablagen, Seiten-, Mittelhochund
Waschtischunterschränken kann die Komplettbad-Serie
auf eine attraktive Sortimentsbreite verweisen.
Auch farblich gibt es viel Spielraum: „Weiß
hochglänzend“, „Lava matt“, „Sandgrau hochglänzend“
und „Nussbaum hickory“ heißt hier die Qual
der Wahl. Da auch die Griffleisten die Farben der Möbelfronten
aufgreifen, ergibt sich ein bestechend elegantes
Badambiente. Keramik und Möbel sind dabei
so optimal aufeinander abgestimmt, dass die individuelle
Kombination spielend gelingt.
Die Smyle WCs und Bidets lehnen sich in ihrer Formensprache
jeweils an die Waschtische an. Neu im
Sortiment sind ein Wand-WC und Bidet mit geometrisch-geradlinigem
Design. Sie haben eine komplett
geschlossene Außenform und sind daher besonders
reinigungsfreundlich. Hygienisch und leicht sauber
zu halten ist auch das spülrandlose Innenbecken. Der
WC-Sitz ist in zwei schlanken Design-Varianten erhältlich,
wahlweise als Modell mit Absenkautomatik
oder zusätzlich mit Quick-Release-Funktion, die ein
einfaches Abnehmen ermöglicht. Mit diesen Features
stellt der Hersteller sein Markenversprechen „Design
Meets Function“ einmal mehr eindrücklich unter Beweis
und überzeugt in puncto Qualität und Optik.
Geberit Vertriebs GmbH
& Co KG
T +43 (0)2742 401 0
sales.at@geberit.com
www.geberit.at
architektur FACHMAGAZIN
102
Produkt News
Ein redesignter Longseller
Mit power #5 bringt Conform Badmöbel einen redesignten Longseller auf den Markt,
der mit einem vollkommen neuen, progressiven modularen Konzept den modernen
ästhetischen Ansprüchen und technischen Möglichkeiten angepasst wurde. Zu
erwarten ist ein eigenständiges, äußerst vielseitiges Planungsprogramm mit neuen
architektonischen Formen und praktischer Funktionalität im unteren bis mittleren
Preissegment, mit klarer Linienführung – präzise, funktionell und ausdrucksstark.
Stilprägend sind die neuen Keramik-Waschtische sowie
ein variantenreiches Allover-Spiel mit offenen und
geschlossenen Flächen. Die Waschtische bilden eine
prägnante Beckenkumme, die durch einen ultradünnen
Rand gefasst ist und sind in Einzel- und Doppelausführung,
jeweils mit durchgängigem Becken sowie
symmetrischen und asymmetrischen Formen mit
großzügigen Seiten- und Mittelablagen erhältlich. Die
charakteristische Formensprache von power #5 zeigt
sich in variantenreichen Schrankmöbeln mit offenen
Seiten- und Frontregalen, die ein Maximum an Stauraum
und Präsentationsfläche bieten. Dass die serientypischen
Eigenschaften von Leichtigkeit, Eleganz
und Variabilität auch die weitere Waschplatzausstattung
kennzeichnen, zeigt sich beispielsweise an den
Spiegelschränken: 15 verschiedene Lösungen, symmetrische
und asymmetrische Formen, klassischer Spiegelschrank
oder dreidimensionaler Leuchtspiegel, mit
oder ohne Regale und ein smartes Beleuchtungskonzept,
das sowohl Raum als auch Regale spannungsreich
illuminiert.
Das umfangreiche Neuheiten-Programm wurde erstmalig
heuer auf der Energiesparmesse Wels vorgestellt.
Auf einem großen Gemeinschaftsstand mit den
Traditionsunternehmen Hansgrohe und Artweger
zeigte der Produzent in zehn attraktiven Kojen einen
repräsentativen Querschnitt aus der Kollektion 2019.
Messe-Highlights waren neben der programmatischen
Serie power #5 auch die mehrfach prämierten
Designserien Foqus, Xanadu und TiAmo sowie die
Kollektion Riva_Hotel, die nun authentische Formen
mit innovativen, natürlichen Oberflächen aus Heu und
Heublumen verbindet. Mit einem neuen Messekonzept,
das neben dem Fachpublikum auch verstärkt
den privaten Besucher einbezieht, hat man vielfältige
Anstrengungen unternommen, um die bisher bereits
äußerst erfolgreichen Auftritte auf Österreichs wichtigster
SHK Messe zu toppen.
CONform Badmöbel GmbH
T +43 (0)5412 63493
office@conformbad.at
www.conformbad.at
www.conform-partnersystem.com
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103
Produkt News
Spektakulär in Form und Format
Ohne Anfang und Ende, ohne Ecken und Kanten: Der Kreis ist die vollkommenste
und ausgewogenste Figur in der Geometrie. Bei den neuen Badewannen
BettePond und BettePond Silhouette kombiniert Bette diese perfekte, puristische
Form mit dem perfekten Material im Bad – dem glasierten Titan-Stahl.
Entworfen wurde die kreisrunde Badewanne von
Dominik Tesseraux (Tesseraux + Partner, Potsdam)
als Reminiszenz an die Ursprungsform des Wannenbades,
den Badezuber. Mit einem Durchmesser von
großzügigen 150 Zentimetern, die sich bequem in
jede Richtung nutzen lassen, ist die runde Badewanne
der ideale Ort für Muße und Entschleunigung im
Alltag – und ein echter Ruhepol im Bad. Der Kreis ist
ein Ursymbol der Menschheit und steht für Harmonie,
Unendlichkeit und Eins-Sein und das beschreibt
das Erlebnis beim Baden sehr treffend: Denn beim
Entspannen im warmen Wasser bleibt die Zeit beinahe
stehen und wir finden zu uns selbst.
Je nach Raumarchitektur und Platz kann die Wanne
entweder frei stehend oder als Einbauversion zum
Einsatz kommen. Die frei stehende Version trägt den
Namenszusatz Silhouette und bietet sich als ein bewusst
eingesetztes Stilmittel in der Badarchitektur
an, deren Wirkung sie unterstützen oder zu der sie
einen Kontrapunkt setzen kann. Allein schon durch
ihre schiere Präsenz, die sich aus dem Volumen des
zylindrischen Körpers, dem edlen Material und der
makellosen, brillanten Oberfläche speist, zieht sie
bewundernde Blicke auf sich und lenkt die Blickrichtung
im Bad – das Wannenbad wird zur Bühne.
Um das einladende Rund aus glasiertem Titan-Stahl
zu realisieren, war Meisterschaft in der Produktion
gefordert. In seiner Reduktion wirkt der Kreis als
Form zwar simpel, die Herstellung einer Badewanne
aus dem robusten Werkstoff fordert jedoch profundes
Material- und Fertigungs-Know-how. Eine runde
Form mit einem Durchmesser von 150 Zentimetern
und die fugenlose Verbindung von innerer und äußerer
Form erfordert ein hohes Maß an Kunstfertigkeit
in der Verarbeitung von glasiertem Titan-Stahl. Das
absolut hygienische Material ist nicht nur äußerst
langlebig, sondern zeichnet sich durch seine hautsympathischen
Eigenschaften, dauerhafte Farbbeständigkeit
und Unempfindlichkeit gegenüber Kosmetika
und Badezusätzen aus.
Bette GmbH & Co. KG
T +49 (0)5250 511-0
architektur@bette.de
www.bette.de
architektur FACHMAGAZIN
104
Produkt News
Matte Optik, natürliche Haptik
Mit dem innovativen Material DUSCHOLUX Bestone erfüllt die neue Rechteckwanne
Formia höchste Ansprüche an geradliniges Design und Komfort. Ob als
frei stehende Variante oder mit Wandanschluss – sie überzeugt mit matter Optik,
natürlicher Haptik und einem mittigen, bündig abgedeckten Ablauf.
Dieses Material sorgt auch bei den analog entwickelten
Duschböden Savona für ein angenehmes
Gefühl und einen sicheren Stand. Der flache Duschboden
besitzt eine Ablaufabdeckung in Wannenfarbe
und wird in vielen gängigen Größen in den
Farbnuancen Weiß und Zement Grau gefertigt.
Die glatte, antibakterielle Oberfläche ist einfach zu
reinigen und die Rutschsicherheit nach DIN 51097,
Klasse C ist auch gewährleistet. Ebenso ist das Produkt
chemikalienresistent nach DIN EN 14527 und
temperaturschockresistent nach DIN EN 14527.
Die rahmenlose und mehrfach ausgezeichnete Duschwand
Colletion 3 wird neu in der Variante Collection
3C angeboten. Mit DUSCHOLUX CareTec
Pro veredelt und innenbündige geschraubte Scharniere
sind besonders reinigungsfreundlich und
bieten Einstellmöglichkeiten, zusätzliche Verbauvarianten
auch mit Spiegelglas. Standard-Glashöhe
2000 mm bis 2200 ist auch in Kombination mit
Unterputz-Profilen möglich. Durch das neue Glas-
Glas-Scharnier sind Sondergrößen und zusätzliche
Verbauvarianten möglich.
Duscholux GmbH & Co. KG
T +43 7221 708 0
duscholux@duscholux.at
www.duscholux.at
www.architektur-online.com
105
Produkt News
TECTUS® Glas
Ganzheitliches
Beschlagsystem für
Ganzglastüren
Dampfbad mit System
Den individuellen Dampfbadbau mit System revolutioniert Repabad und
bietet ohne vorheriges Aufmaß individuelle maßgefertigte Dampfbäder
an. Tonangebend sind die Dampfpaneele Atlanta, Malta, Ventura und
Malmö. Sie bringen gewohnt starke Dampfbadleistung und Qualität ins
Bad. Egal ob Ecke oder Nische von 90 x 90 cm bis zu 150 x 150 cm lassen
sich die Dampfbad Systeme ohne vorheriges Aufmaß einfach einbauen.
Wandanschlussprofile ermöglichen einen Toleranzausgleich von bis
zu +/- 8 mm, sollten nach Verlegen des Wandbelags Korrekturen nötig
sein. Die Dampfbadhöhe ist fest vorgegeben. Bei der Generatorleistung
kann zwischen 3,2 kW, 4 kW und 6 kW gewählt werden. Bei Atlanta, Malta
und Malmö werden die Armaturen bauseits gestellt. Ventura wird als
Komplettpaket inklusive Armatur geliefert. Alle Dampfbadoptionen wie
Infrarot, Sole, Farblicht- oder Aromatherapie sowie Nebeldüsen sind
möglich und über die integrierten Bedienfelder intuitiv steuerbar. Ein ans
Abwasser angeschlossenes integriertes Entkalkungssystem ist bei allen
Dampfbädern Standard. Die Glasfront der Dampfbadpaneele ist in den
Farben Dark Black, Obscure, Snow, Pearl, Coffee sowie auf Wunsch in allen
RAL Tönen lieferbar. Beim Dampfbad Malmö wird die Dampfbadtechnik
außerhalb der Dampfdusche platziert und der Generator vormontiert
inklusive Abdeckhaube geliefert.
repaBAD GmbH
T +43 (0)800 29 35 18
info@repabad.com
www.repabad.com
Ihr Kontakt
Alexander Moser
+43 664 / 167 2514
www.tectus-glas.de
architektur FACHMAGAZIN
106
Produkt News
Hotelumbau
und Brandschutz
Auf über 1.700 Metern Seehöhe, mitten im Skigebiet am Arlberg, befindet sich
das Vier Sterne Superior Hotel Goldener Berg. Das Stammhaus wurde 1930 am
Standort eines mittelalterlichen Bergbauernhofes errichtet und seitdem mehrfach
umgebaut. 2018 standen das Interiordesign von zwölf Zimmern und Suiten
inklusive der Erschließungswege sowie die Neugestaltung der Baukörper mit
ihren Fassaden auf dem Programm. Wesentliche Aufgabe waren dabei auch die
thermische Sanierung des gesamten Hauses und die Umsetzung eines zeitgemäßen
Brandschutzkonzepts. Wir sprachen mit Architekt Christian Prasser von cp
architektur über aktuelle Anforderungen, Planungstipps und konkrete Maßnahmen
zum Brandschutz im Hotel Goldener Berg.
Wann haben Sie mit der Planung des
Umbaus begonnen?
Der jüngste Relaunch in Kooperation mit
cp architektur erfolgte in zwei Phasen. Die
erste Bauphase erstreckte sich vom Planungsbeginn
im Jänner 2013 bis zur Fertigstellung
im Juni 2014. Die zweite Bauphase
rund um Brandschutz und thermische Sanierung
begann mit der Planung ab Juni
2017 und wurde Anfang 2019 fertiggestellt.
Inwieweit wurde die Historie des Hauses
berücksichtigt?
Bewusst werden die Gestaltungselemente
der verschiedenen Bauphasen des Goldenen
Bergs zitiert und wieder aufgenommen.
Bilder an die 30er- und 60er-Jahre werden
geweckt, als der Goldene Berg in Oberlech
zu den Pionieren der alpinen Hotelarchitektur
gehörte. Als Elemente der traditionellen
Alpinarchitektur werden auch die weit
vorkragenden Dachflächen durch vertikale
Schrägbalken gestützt.
Wie hat sich das Design des Hauses
im Innenbereich verändert?
Im Inneren wurde der Bestand saniert und
bekam durch neue Gestaltungselemente ein
zeitgemäßes Erscheinungsbild. Entlang der
Gänge erstreckt sich zum Beispiel als hochgezogene
Sockelleiste das abstrahierte Lecher
Bergpanorama.
Ergaben sich dabei auch Synergien in
Bezug auf den Brandschutz?
Ja, zum Beispiel bei der Neugestaltung der
Erschließungswege. Die neue indirekte Be-
leuchtung in den Gängen ermöglichte etwa
die Installierung einer Kabeltrasse, in der die
Brandmeldeanlage aller Bestandszimmer
geführt wird.
Inwieweit spielt der Brandschutz bei
Umbauten eine Rolle?
Es ist ganz klar, dass in den Brandschutz
laufend nachinvestiert werden soll, bzw.
Gebäude bewusst überprüft werden sollten,
damit die Sicherheit für Gäste und MitarbeiterInnen
bestmöglich gewahrt bleibt.
Gerade im Bestand wird zumeist in der Hotellerie
themenbezogen saniert, zum Beispiel der
Zimmertrakt, der Gastronomiebereich oder
der Wellnessbereich. Sinnvoll ist dabei abschnittweise
– entsprechend einzelner Brandabschnitte
– den Brandschutz zu überprüfen
und auf den Stand der Technik zu bringen.
Was hat sich in Bezug auf Brandschutz in
den letzten Jahren wesentlich verändert?
Aufgrund der Normen bezüglich Gebäudedämmung
ist der Brandschutz um einiges
komplexer geworden, da Brandüberschläge
mit den Dämmmaterialien abgestimmt werden
müssen bzw. der jeweiligen Brandlast
standhalten müssen, was auch in einer geschlossenen
Verbauung gebäudeübergreifend
zu bedenken ist.
Weiters nimmt der Grad an Gebäudetechnik
insbesondere bei Sanierungen enorm zu,
wodurch auch hier Brandabschottung im
Gebäude zu einem komplexeren Planungsaufwand
wird.
Läuft man ohne Investition Gefahr, Vorschriften
zu verletzen und Strafen zahlen zu
müssen?
Baurechtlich ist ein Gebäude nach Stand
der Technik zum Zeitpunkt der Baugenehmigung
bzw. der Umsetzung auszuführen.
Wird ein Gebäude nicht saniert und entsprechen
die Grundlagen des Bauwerkes nicht
mehr dem Stand der Technik, kann der Hotelier
zivilrechtlich sehr wohl verklagt bzw.
durch das Arbeitsinspektorat mit Strafen
konfrontiert werden.
Wo kann ich mich informieren und gegebenenfalls
auch Förderungen beantragen?
Die Arbeitsinspektion kontrolliert die Einhaltung
der Vorschriften zum ArbeitnehmerInnenschutz
vor Ort in den Betrieben und auf
Baustellen. In Genehmigungsverfahren z. B.
von gewerblichen Betriebsanlagen ist sie als
Partei beteiligt und achtet auf die Aspekte
www.architektur-online.com
107
Produkt News
der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes
bei der Arbeit. Sie führt aber auch Beratungen
durch.
Förderungen gibt es für die Hotellerie aber
auch in einzelnen Bundesländern. Wichtig
ist, dass diese zumeist vor Projektstart beantragt
werden sollten.
Was empfehlen Sie in Bezug
auf die Planung?
Sinnvoll ist hier, von Anfang an einen Brandschutzbeauftragten
mit in das Planungsteam
zu nehmen und die Absichten bzw.
auch einen Phasenplan mit der Behörde und
dem Arbeitsinspektorat bzw. der Feuerwehr
abzuklären.
Und welche Maßnahmen würden Sie darüber
hinaus dem Hotelier ans Herz legen?
Wichtig ist, dass im Hotel ein Teammitglied
über die Grundlagen des Brandschutzes informiert
ist und hierfür eine laufende Fortbildung
erfährt.
Als sehr positiv erachte ich außerdem eine
simple Einschulung über die Verwendung
von Feuerlöschern und Erstmaßnahmen im
Zuge eines Brandfalles für das ganze Team.
Ein Fluchtwegplan in den Zimmern kann Leben
retten und sollte daher als Gestaltungselement
sichtbar und grafisch ansprechend
montiert werden und eventuell auch in mehreren
Sprachen verfasst sein, abhängig von
der jeweiligen Klientel.
architektur FACHMAGAZIN
108
Produkt News
Perfekter Brandschutz
bei Holzkonstruktionen
Neuerungen in der Landesbauordnung Baden-Württemberg hinsichtlich des Brandschutzes
erlauben seit 2015, dass auch im mehrgeschossigen Holzbau Decken,
tragende und aussteifende Wände sowie Stützen aus Holz sichtbar und unverkleidet
bleiben dürfen. Das bedeutet, dass es auch bei Wohngebäuden bis zu 13 Meter
Höhe möglich ist, Brettsperrholzkomponenten mit ihrer besonderen Sichtqualität
und effektiven Akustikprofilen zu verwenden. Laut Brandschutzexperten darf in
Österreich diese Bauweise auch verwendet werden (siehe HOHO mit 83 Meter
Höhe in Wien Aspern), sofern ein geeignetes Brandschutzkonzept vorliegt.
Fotos: Lignotrend, Foto&Design
Die zwei Mehrfamilienwohnhäuser im Riedpark, der
Entwurf stammte von Architekt Jörg Kaiser, beherbergen
sechzehn Wohneinheiten unterschiedlicher
Größe und sind als Zwei- und Dreispänner organisiert.
Für tragende Wände mit einer erforderlichen
Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten kamen
Rippenelemente in hohlraumloser Ausführung zum
Einsatz, deren Zwischenräume mit Glaswolle ausgefacht
sind. Der flächige Feuerwiderstand konnte
über Gipskarton-Feuerschutzplatten hergestellt werden.
Dabei wurde an den Ecken der Plattenstoß der
Brandschutz in doppeltem Versatz ausgebildet. Für
Steckdosen, Lichtschalter und andere Stellen, an denen
die Gipskartonplatte durchdrungen wird, entwickelte
man eine praktikable, im Wandinneren brand-
schutzgerecht abgeschottete Elektroinstallation, in
die einfache Hohlraumdosen eingebaut werden können.
In diesem Bereich ist das tragende Holzbauteil
hinter der Gipskartonplatte durch intumeszierende
(aufschäumende) Materialien in Form von passgenau
vorgestanzten Folien und entsprechend behandelten
Holzklötzen geschützt, damit Feuer nicht über
die Steckdosen ins Wandinnere eindringen kann. Alle
Wohnungstrennwände im Riedpark sind zweischalig
konstruiert. Eine Dichtungsbahn, die geschossweise
unter den Wandschwellen hindurchgeführt ist und im
Fußbodenaufbau zusammengeführt wird, verhindert
den Rauchdurchgang zwischen den Wohnungen – vor
allem an den Knotenpunkten von Decke und Wand.
www.architektur-online.com
109
Produkt News
Die Deckenbauteile sind mit ihren sichtbaren Holzoberflächen
auch bezüglich des Innenausbaus
endfertig. Der Feuerwiderstand ist rein über den
theoretischen Holzabbrand gewährleistet. Die Decken-Elemente
werden mit sogenannten Z-Lagen
für den nötigen Feuerwiderstand konfiguriert und
erhalten nach der Elektroinstallation zwischen ihren
Rippen eine Kalksplittschüttung für den Schallschutz.
Mit dem auch auf die tiefen Frequenzen der Gehgeräusche
abgestimmten Aufbau entsteht ein im Brandschutzsinne
hohlraumfreies Bauteil, das die strengen
bauakustischen Anforderungen an den Schallschutz
in Mehrfamilienhäusern sogar übertrifft.
Die Untersicht der Decken ist je nach Anforderung
gestaltbar – als geschlossene Holzfläche oder mit
verschiedenen Akustikprofilen. Im Riedpark wurden
die Deckenbauteile in den Wohnräumen mit Akustikprofilierung
ausgeführt, in den Schlafzimmern teils
ohne. In den Flurbereichen verbergen abgehängte
Decken die Leitungen für das Lüftungssystem. Diese
Planung ist wohnungsweise konzipiert, um auf wartungsintensive
Brandschutzklappen zwischen den
Wohnungen verzichten zu können: Die Lüftungsleitungen
durchdringen die Brandschutzebenen nicht.
Steigschächte für Wasserleitungen und die elektrische
Leitungsführung hingegen mussten hochfeuerhemmend
abgeschottet werden. Hierfür wurden
verschiedene Brandschottlösungen eingesetzt, die
trocken und damit einfach einzubauen und nachweislich
auch für den Einbau in den verwendeten Rippendecken
geeignet sind. Mit ebenfalls intumeszierendem
Verhalten im Brandfalle sorgen sie dort für eine
brandschutzgerecht perfekt isolierte Leitungsdurchführung.
Ohne Gipsbekleidung kann damit ein Feuerwiderstand
von 90 Minuten erreicht werden.
Sogar die beiden Aufzugstürme und die Treppenhauswände
konnten aus großformatigen Brettsperrholztafeln
konstruiert werden, lediglich für die Treppenläufe
kamen Betonfertigteile zum Einsatz. Damit
der Treppenraum auch nach 60 Minuten als Fluchtweg
genutzt werden kann und für die Feuerwehr als
Rettungsweg bestehen bleibt, bekam auch die treppenhausseitige
Wandschale eine entsprechende Beplankung
mit Gipskarton-Feuerschutzplatten.
architektur FACHMAGAZIN
REI 120 ab jetzt
preisgleich zu R0
Die Anzahl der Brände in Österreich ist in den letzten
Jahren leicht gesunken. Dennoch verursachen Großbrände
nach wie vor vielfachen Millionenschaden
an Sachgütern, und leider sind immer wieder auch
Menschen bedroht. Beim konstruktiven Hochbau
sollte daher auf ein Höchstmaß an Sicherheit Wert
gelegt werden. Um Planende und Ausführende dahingehend
zu unterstützen, ihre Arbeit zu vereinfachen
und zugleich die Sicherheit von Gebäuden zu
erhöhen, bietet Schöck Österreich nun den Isokorb
äquivalent auch in der Brandschutzklasse REI 120 an.
Der Schöck Isokorbwird als gesamtes System inklusive
der angeschlossenen Bauteile geprüft. Bauteilversuche
finden in akkreditierten Zertifizierungsstellen
in Österreich und anderen europäischen Ländern
statt, welche diese gemäß den aktuellen Prüfnormen
für Brandschutz durchführen. Die Brandschutzausführung
besteht aus einem Zweikomponenten-System,
das die bauphysikalischen Funktionen Wärmeschutz
und Brandschutz getrennt ausführt. Der
Wärmeschutz wird über den Dämmkörper gewährleistet,
Brandschutz wird über eine obere und untere
faserzementgebundene Brandschutzplatte mit seitlichen
Quellbändern sichergestellt. Der Dämmkörper
aus Neopor lässt keine Feuchtigkeits- oder Wasserzunahme
zu, er kann also im Außenbereich uneingeschränkt
eingesetzt werden. Bei Hybridsystemen, bei
denen ein Material zwei Funktionen übernimmt, also
110
Wärme- und Brandschutz, kann dies nicht immer sichergestellt
sein, da die äußeren Rahmenbedingungen
einen Einfluss haben können.
Schöck Bauteile Ges.m.b.H.
T +43 (0)1 786 5760
office@schoeck.at
www.schoeck.at
Produkt News
Die Stärken von Steinwolle in Bild und Ton
Steinwolle entsteht aus dem Rohstoff Basalt. Dank
seiner besonderen Eigenschaften und der Verarbeitung
auf modernen Fertigungsanlagen zu unterschiedlichsten
Steinwolle-Dämmungen zeichnet sich
dieses Material durch eine Reihe von Vorteilen aus.
Eine Dämmung aus Steinwolle ist nicht nur eine nachhaltige
Lösung von langer Lebensdauer. Sie bietet
gleichzeitig einen hervorragenden Schall- und Brandschutz
und leistet einen wertvollen Beitrag zur Wohngesundheit
und Energieeffizienz von Gebäuden.
Der Schmelzpunkt dieser Produkte liegt bei über
1000°C und hilft somit, das Ausbreiten von Feuer zu
verhindern. An Hand einer Testserie zu den sieben
Stärken von Steinwolle kann man sich im Internet
auf www.rockwool.at selbst überzeugen. Der erste
Themenschwerpunkt der neuen Videoserie ist das
besondere Plus an Sicherheit – der Brandschutz. Anschauen
lohnt sich!
ROCKWOOL HandelsgmbH
T +43 (0)1 79726-0
info@rockwool.at
www.rockwool.at
www.architektur-online.com
111
Produkt News
Sesam öffne dich!
Nicht durch Zauberhand, sondern dank modernster Technik öffnen und schließen
sich die automatischen Schiebetüren EI30 von forster fuego light. Eine sichere
Pforte im Nachtbetrieb sowie eine reibungslose Funktionalität im Tagesbetrieb
werden mit maximaler Transparenz in einem Element vereint. Nachhaltige Sicherheit
wird großgeschrieben, denn die Schiebetüren bieten zuverlässigen Brandschutz
und Rauchschutz und überzeugen durch ihre Robustheit und Langlebigkeit.
Automatische Schiebetüren sind praktisch, weil sie
einen reibungslosen Personenverkehr in Durchgängen
mit hohem Publikumsaufkommen gewährleisten.
Zusätzlich lassen die Schiebekonstruktionen mit
ihren schlanken Profilkonstruktionen aus Stahl und
den großflächigen Gläsern viel Licht in die Räume
fließen und bieten gleichzeitig maximale Transparenz
für einen freien Durchblick. In kritischen Bereichen
von Gebäuden halten die 4-seitig dicht schließenden
Türen im Brandfall Flammen und Rauch
zurück. So schützen sie Leben und Sachwerte, indem
sie sich selbstständig und stromlos schließen. Beim
Schließen der Türen bleibt immer gewährleistet, dass
niemand verletzt oder eingeklemmt wird. Die forster
fuego light Brandschutzschiebetüren mit Rauchschutz
sind als 1- und 2-flügelige Varianten möglich
und lassen sich in Massiv- und Leichtbauwände oder
in Verglasungen einbauen.
Forster Profilsysteme GmbH
T +43 (0)2236 677 293
at@forster.ch
www.forster-profile.at
architektur FACHMAGAZIN
112
Produkt News
Gebändigter Brandschutz
Maßgefertigte Türen mit Brandschutz sind heute so selbstverständlich wie Wärmedämmung
und LED Beleuchtung. Sturm gehört zu den Initiatoren und Schrittmachern
dieser Entwicklung und stellt Portfolios für Projekte zur Verfügung, die
nach Einsatzbereichen gegliedert sind.
Schon vor 30 Jahren erkannte man: Wer schöner
wohnen, leben und arbeiten möchte, will sich die Sicherheit
des Brandschutzes nicht mehr durch unförmige
Eisentüren erkaufen. Mit der Lust junger Techniker
am Auflösen von Zielkonflikten entstanden so
die ersten Brandschutztüren aus Holz, die letztlich
auch die größten Zweifler in den Testlabors überzeugen
konnten. Seither ist man der Treiber einer Entwicklung,
in der die Abhängigkeit des Tür-Designs
von der Brandschutztechnik immer geringer wurde.
Parallel dazu erhöhte sich die Komplexität: Normen
und Vorschriften wurden verschärft und in den Architekturbüros
entstanden neue Nutzungs- und
Designkonzepte, die zusätzliche Anforderungen an
Funktionselemente stellen.
So hat man die Brandschutztür vollkommen gebändigt,
die wilden grauen Urformen sind zu
High-End-Lösungen geworden, deren Schutzfunktion
der Nutzer nicht mehr wahrnimmt. Sie werden mit
individuellen Maßen, Ausführungen und Oberflächen
gefertigt, die Referenzen reichen vom noblen Palais
Coburg in Wien bis zu den Green Buildings der neuen
BORA-Unternehmenszentrale in Oberösterreich, für
deren Innenraumplanung Simon Gafriller von werkhaus
verantwortlich zeichnet.
Die Komplettlösung von der Beratung und Detailplanung
bis zur Maßfertigung und Montage – das war
von Anfang an die Strategie des Herstellers. In weiterer
Folge ist das Unternehmen dazu übergegangen,
die Vielfalt der verfügbaren Konstruktionen nach
Einsatzbereichen und ihren spezifischen Anforderungen
zu gruppieren. So gibt es heute ein Brandschutztüren-Portfolio
u.a. für Krankenhäuser und für
Schulen, aber auch für Wohnbau, Hotels und Bürogebäude.
In Projekten ist das der kurze Weg zu den
benötigten Türen, denn auch erforderliche Ausführungen
wie abgerundete Kanten oder stoßfeste Beschichtung
sind bereits vorausgewählt. Unabhängig
davon kann jedes Element mit weiteren Funktionen
wie Rauchschutz oder Einbruchhemmung ausgestattet
werden.
STURM GmbH
T +43 (0)6589 4215
office@funktionstueren.eu
www.funktionstueren.eu
www.architektur-online.com
113
Produkt News
Ästhetik, Flexibilität und
minimierte Komplexität
Die Aluminium Brand- und Rauchschutzplattform Schüco FireStop ist eine ästhetische
Lösung für Brandschutztüren mit innovativer Technik. Bereits 2018 wurde das
System mit dem begehrten „Red Dot Award 2018: Product Design“ ausgezeichnet.
Zwei Varianten der Aluminium-Brandschutzkonstruktion sorgen für die Sicherheit.
Schüco FireStop ADS 90 FR 30 erfüllt alle Anforderungen
der Feuerwiderstandsklassen EI30 sowie
EW30. Das System hat eine innovative, falzoffene
3-Kammer-Profilgeometrie mit einer Bautiefe von
90 mm. Das nachträgliche Einbringen von Kabeln
zur Elektrifizierung von Türen oder der Wechsel von
Schlössern, z. B. von Einfachverriegelungen auf Mehrfachverriegelungen,
ist dank der falzoffenen Profile
einfach durchführbar. Ein entscheidender Mehrwert
des neuen Systems ist seine Wirtschaftlichkeit: Die
Türelemente überzeugen durch einen hohen Vorfertigungsgrad
in der Werkstatt und eine rationelle
Montage. Das gewährleistet einen einfachen, schnellen
und sicheren Einbau vor Ort im Objekt.
Schüco FireStop ADS 76.NI SP ist ein innovatives,
falzoffenes 1-Kammer-Profilsystem mit einer Bautiefe
von 76 mm. Das ungedämmte Rauchschutzsystem
bietet speziell für den Innenbereich variable Lösungen
für Wand- und Türkonstruktionen, vor allem für
Multifunktionstüren. Auch bei diesem System ist das
nachträgliche Einbringen von Kabeln zur Elektrifizierung
von Türen oder der Wechsel von Schlössern
möglich. Ebenso wie FireStop ADS 90 FR 30 punktet
dieses ungedämmte Rauchschutzsystem durch einen
hohen Vorfertigungsgrad in der Werkstatt.
Die Besonderheit beider Systeme ist der geprüfte
Einsatz ohne Schlösser. Der Vorteil des Einsatzes
ohne Schloss liegt auf der Hand. Die Türen sind immer
begehbar – ein Komfort, den speziell Nutzer von
stark frequentierten Innentüren zu schätzen wissen.
Auch eine Nutzung in Verbindung mit Drehtürantrieben
ist realisierbar. Der Einsatz von E-Öffnern kann
hierbei unterbleiben.
ALUKÖNIGSTAHL GmbH
T +43 (0)1 98130-0
office@alukoenigstahl.com
www.alukoenigstahl.com
architektur FACHMAGAZIN
114
Produkt News
Brand-, Feuer- und Umweltschutz
Der führende österreichische Feuerschutztor- und Feuerschutztürenproduzent
Tortec erweitert seine Produktionsfläche um eine weitere Produktionshalle.
Mehrere Millionen Euro investiert man damit auch 2018 am Standort in Wolfsegg
und baut somit weiter die Produktionskapazitäten aus. Insgesamt sind mehr als
15.000 Quadratmeter Hallenfläche auf dem bereits vorhandenen Betriebsareal
in Wolfsegg seit 2006 zusätzlich entstanden. Es stehen nun gesamt rund 25.000
Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung, um dem Bedarf an Feuerschutzprodukten
mit hochwertigen architektonischen Lösungen gerecht zu werden.
Die Tortec Brandschutztor GmbH gehört
seit 2006 zur Hörmann Gruppe. Hörmann
ist ein familiengeführtes, expandierendes
Unternehmen der Bauzulieferindustrie mit
internationaler Ausrichtung. In 36 hoch spezialisierten
Werken stellt man Tore, Türen,
Zargen und Antriebe für Europa, Nordamerika
und Asien her. Mit mehr als 6.000 Mitarbeitern
wird ein Umsatz von über einer Milliarde
Euro erwirtschaftet. Ein Netz von über
100 eigenen Vertriebsstandorten in mehr
als 40 Ländern garantiert dem Kunden kurze
Wege. Die Tortec Brandschutztor GmbH
agiert am Standort Wolfsegg als eigenständiges
Werk mit rund 300 Mitarbeitern.
Durch die Vielfalt der Produkte, sowie dem
eigenen österreichischen Vertrieb mit Niederlassungen
in Wien, Graz und Innsbruck
ist man in der Lage, sowohl für Architekten
als auch für Bauträger ein hervorragendes
Gesamtpaket für Feuerschutztore und -türen
anzubieten und stellt somit einen starken,
zukunftsorientierten Partner für den
Objekt- und Industriebau dar.
Der Hersteller hat sich bereits vor Jahren
als einziger österreichischer Hersteller die
Nachhaltigkeit aller Feuerschutztüren und
-tore durch eine Umwelt-Produktdeklaration
(EPD) nach ISO 14025 bestätigen lassen. Die
umweltschonende und nachhaltige Produktion
wurde durch eine Ökobilanz für alle Produkte
bestätigt. Der Großteil der Rohstoffe
wird aus Österreich und Zentraleuropa bezogen.
Tortec hat bereits jetzt große Erfahrung
durch zahlreiche Objekte zum Thema nachhaltiges
Bauen sammeln können.
Tortec Brandschutztor GmbH
T +43 (0)7676 6060
www.tortec.at
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Produkt News
Zwei Fliegen mit einer
neuen Regel-Klappe
Die Aufgabe, mehr Energie einzusparen, führt oftmals zum
Einbau größerer RLT-Geräte mit geringeren Luftgeschwindigkeiten
in den Luftleitungen. Somit muss sich das Messprinzip
ändern, um auch kleinste Volumenströme noch messen zu
können. Zudem sind die Einbausituationen auf den Baustellen
oft sehr beengt. Die Entwicklung einbausicherer Produkte, die
gleichzeitig gute Messergebnisse erzielen, muss daher stets
ein wichtiges Ziel von Neuentwicklungen sein. Die Verfolgung
dieser beiden Zielsetzungen führte zu der Entwicklung eines
neuen Messprinzips und einer zum Patent angemeldeten Regelklappe,
welche erstmals in der neuen Volumenstrom-Regelgeräteserie
TVE verbaut wird. Das neue Prinzip der TVE-Serie
erlaubt es, den Volumenstrom ohne Messlanzen oder sonstige
Sensorik innerhalb des Kanals direkt über die Regelklappe zu
ermitteln. Der innovative Aufbau führt zu einer kompakten
Bauform und erlaubt – bei dynamischen Transmittern sogar
in beiden Luftrichtungen – höchste Messgüten auch bei ungünstiger
Anströmung.
TROX Austria GmbH
T +43 (0)1 25043-0
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• barrierefrei und optional mit Fingerschutz
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architektur FACHMAGAZIN
116
Produkt News
© Bernadette Grimmenstein
© Bernadette Grimmenstein
© Bernadette Grimmenstein
Bandtechnik für Schwerlasttüren
Das Wälderhaus wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in
Hamburg als Exzellenzprojekt realisiert und mit dem BDA Hamburg Architektur
Preis ausgezeichnet. Das fünfgeschossige Multifunktionsgebäude gliedert sich in
die Nutzungsbereiche Ausstellung und Hotel.
Die beiden unteren Geschosse in Stahlbetonbauweise
mit einer Fläche von 650 Quadratmetern beherbergen
ein Informationszentrum mit einer Dauerausstellung
zum Thema Wald, einen Gastronomiebereich
sowie Büro-, Seminar- und Veranstaltungsräume und
den Sitz des Landesverbandes der Schutzgemeinschaft
Wald (Bauherrin und Betreiberin). Die oberen
drei Etagen mit dem 3-Sterne Superior Raphael Hotel
Wälderhaus wurden in Massivholzbauweise errichtet
und mit einer Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz
verkleidet. Das Gebäude verjüngt sich nach oben
hin und wirkt durch seine unregelmäßige Holzfassade
und die Dachbegrünung optisch wie ein Baum.
Bei den gefälzten Innentüren entschieden sich die
Architekten des Büros Andreas Heller für die Bandtechnik
von SIMONSWERK aus Rheda-Wiedenbrück.
Um die hohen Gewichte der Türelemente sicher zu
verteilen und eine dauerhafte Funktion zu gewähr-
leisten, kam die Schwerlast Bandtechnik der Marke
VARIANT VX mit einem Belastungswert bis 400 kg
zum Einsatz. Bei dieser Modelausführung wird die
Materialstärke erhöht, die Bandrolle zusätzlich verschweißt
und die Aufnahmeelemente für die Anforderungen
werden verändert. Die Bandtechnik verfügt
über eine komfortable 3D Verstelltechnik und
ermöglicht eine Justierung der Schwerlast-Türen
von jeweils +/- 3,0 mm zur Seite und Höhe sowie die
Veränderung des Andrucks von +/- 1,0 mm. Weitere
Vorzüge sind die wartungsfreie Gleitlagertechnik,
hervorragende Laufeigenschaften und die Klassifizierung
für den Einsatz an Funktionstüren für Schall-,
Feuer- und Rauchschutzbereiche. Alle Bandsysteme
des Herstellers verfügen über eine Umweltproduktdeklaration
(EPD) zur ökologischen Gebäudebewertung,
die CE-Produktzertifizierung und den zertifizierten
Herkunftsnachweis Made in Germany.
SIMONSWERK GmbH
T +49 (0)5242 413-0
info@simonswerk.de
www.simonswerk.com
© Simonswerk
www.architektur-online.com
Produkt News
Moderne trifft Tradition
Das Junghans Terrassenbau Museum in Schramberg zeigt die
Historie der Firma und ihrer berühmten Schwarzwalduhren. Von
1918 bis in die 1970er wurden in dem einzigartigen Industriebau
Millionen von Zeitmessern gefertigt. Nun wurde das Bauwerk
des Industriearchitekten Philipp Jakob Manz zwei Jahre lang
unter Denkmalschutzgesichtspunkten saniert und modernisiert.
Im Eingangsbereich werden Innovationen der Gegenwart
und der Vergangenheit verbunden. Ein besonderer Eyecatcher
ist der bündig ins Rauminterieur installierte Kassenautomat, der
einem überdimensionierten Smartphone gleicht und so die Ästhetik
der Zeit trifft. Hier können Besucher alternativ zur Museumstheke
ihr Ticket erwerben.
Mit diesem geht es dann zu einer Drehsperre als vollautomatische
Zugangskontrolle. Das Hightech-Einlasssystem stammt
vollständig von Wanzl. Um den Zugang zum Museum möglichst
einfach zu gestalten, selbst wenn - etwa während der Betreuung
angemeldeter Gruppen - kein Personal im Eingangsbereich anwesend
ist, muss die Menüführung des Kassenautomaten V21
interaktiv und intuitiv sein. Jeder einzelne Schritt wird leicht
verständlich auf dem übersichtlichen 21‘‘ Touchscreen abgebildet.
Zusätzlich signalisieren LED-Leuchtbänder den Betriebsstatus
der jeweiligen Aktionsfelder im Automatengehäuse. Blinken
diese auf, sind sie betriebsbereit. Bezahlt wird bar oder per
EC-/Kreditkarte.
ARCHITEKT I RENZO PIANO BUILDING WORKSHOP, PARIS
OBJEKT I PARKAPARTMENTS AM BELVEDERE, WIEN
FOTOGRAFIE I MICHEL DENANCÉ, PARIS
Wanzl Metallwarenfabrik GmbH
T +49 (0)8221 729-0
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MOEDING KERAMIKFASSADEN
DAS FASSADENSYSTEM DER ZUKUNFT
VORGEHÄNGT I HINTERLÜFTET I WÄRMEGEDÄMMT
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architektur FACHMAGAZIN
118
Produkt News
Lichtdurchflutetes Wohnen
Dieses Haus östlich von München im Landkreis Erding ist im wörtlichen Sinne
ein Familienprojekt. Der junge Architekt David Wolfertstetter hat den Neubau für
seine Eltern geplant - sein erstes eigenes Projekt. Es ist ein ökologisch gebautes
Haus, das auch gestalterisch und energetisch überzeugt. Es ist zudem barrierefrei
und hat extrem viel Tageslicht zu bieten.
Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde das Haus durch
eine Zimmerei erstellt, die spezialisiert ist auf den Bau
von Massivholzhäusern aus Fichte und Lärche und auf
biologische Dämmstoffe. Aus ökologischen Gründen
entschied sich der Architekt für den nachwachsenden
Rohstoff Holz und auch für die Holzfaser-Dämmung
von Fassade, Dach und Bodenplatte. Diesem Konzept
folgen außerdem die Fassadenverkleidung aus unbehandeltem
Lärchenholz und auch die Fenster und die
Haustür sind in der Holzart Lärche gefertigt.
len individuell gefertigt und bietet barrierefreie Übergänge
von innen nach außen. Gleichzeitig trägt die
Pfosten-Riegel-Fassade neben den Glasflächen auch
die Dachflächen, sodass auf zusätzliche Stützen verzichtet
werden konnte.
Hingucker bei diesem Objekt ist eine 60 m² große
Fassadenöffnung, die sich nach Süden orientiert und
die den Wohnraum über große Glasflächen mit viel
Licht und Sonnenwärme versorgt. Licht war einer der
wichtigsten Wünsche, die sich die Bauherren erfüllen
wollten. Die Verglasung eröffnet dabei herrliche Ausblicke
in die umgebende Landschaft und garantiert
lichtdurchflutete Räume. Sie verbindet den offenen
Koch-, Ess- und Wohnbereich mit dem Außenraum.
Die Glasfassade erstreckt sich über die gesamte
Breite des Hauses über zwei Geschosse bis unter die
Dachfläche. Sie ist als Pfosten-Riegel-Verglasung von
Kneer-Südfenster mit 80 mm Aluminium-Holz-Profi-
www.architektur-online.com
119
Produkt News
Außen schützt die Aluminium-Schale – ein besonders
wichtiger Punkt, da die Fassade ohne Dachüberstand
stark der Witterung ausgesetzt ist. Innen entfalten die
Pfosten und Riegel aus farblos gewachstem Fichtenholz
eine behagliche Raumatmosphäre. Beschattet
wird die Fassade mit einer Raffstoren-Anlage, die zusammen
mit der Verglasung vom Fensterbauunternehmen
realisiert wurde.
Die Öffnungen an der Ost- und Westseite des Hauses
als Einschnitte in der sonst eher geschlossen wirkenden
Holzfassade sind in Nischen zurückgesetzt.
In diese wurden raumhohe Holzfenster nach hinten
versetzt eingebaut. Sie bilden Loggien im Obergeschoss
bzw. einen Eingangsbereich im Erdgeschoss,
die durch anthrazitfarbene Fassadenplatten an den
Laibungen betont werden.
Süd-Fensterwerk GmbH & Co. Betriebs KG
T +49 (0)7950 81 0
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Begegnen Sie überhitztem Stadtklima und Starkregenereignissen
mit zukunftsfähigen Gründachlösungen.
Dachbegrünungen kompensieren die Flächenversiegelung,
speichern und verdunsten Niederschlagswasser und entlasten
dadurch die Kanalisation. Gleichzeitig sorgen sie
für ein angenehmeres Stadtklima, mildern den Hitzeinseleffekt
und erhöhen die Biodiversität.
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architektur FACHMAGAZIN
120
Produkt News
Konsequente Nachhaltigkeit
der Systemlösungen
Das Ulmer Aluminiumsystemhaus WICONA beweist einmal mehr, dass ökologische
Verantwortung oberste Priorität hat. Bereits Anfang 2017 wurden seine Systeme
mit dem Cradle to Cradle (C2C) Zertifikat in Bronze ausgezeichnet. Nur zwei Jahre
später, zur BAU 2019, erhielten Fenster-, Tür- und Fassadenlösungen sogar das
C2C-Zertifikat in Silber.
Das C2C-Zertifikat stellt eine Ergänzung
und auch Alternative zu den bekannten Gebäudezertifikaten
(DGNB, LEED, BREEAM,
etc.) dar. Die Kriterien sind dabei direkt auf
das Produkt bezogen, nicht auf das gesamte
Gebäude. Die Verantwortung des Produktherstellers
inklusive seiner kompletten
Vorfertigungs- und Lieferantenkette
tritt in den Fokus. Die fünf C2C-Kategorien
(Materialien, Materialkreislauf, erneuerbare
Energien und Klima, Wasser, soziale Verantwortung)
erlauben es, im Zertifizierungsprozess
alle Aspekte zu den verwendeten
Materialien, dem Herstellungsprozess bis
hin zur sozialen Verantwortung des Unternehmens
und seinen Impact für die Gesellschaft
zu betrachten.
Sehr genau werden beispielsweise der Wasserverbrauch,
eventuelle Produktionsabfälle
und der Umgang damit sowie der Energieaufwand
analysiert. Die Beurteilung der
sozialen Standards reicht bis zu dem, was
das Unternehmen seinem direkten Umfeld
an Mehrwert zurückgibt. Besonders streng
sind die Anforderungen in der C2C-Kategorie
Materialien. Hier dürfen keine Inhaltsstoffe
enthalten sein, die als krebserregend,
mutagen oder reproduktiv giftig eingestuft
sind. Der Hersteller erfüllt dieses Kriterium
vollumfänglich, durch eine sehr enge und
verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit
seinen Lieferanten. Für den Silber-Status
werden 95 % (bei Bronze 75 %) der Massenanteile
eines Produkts analysiert und
bewertet. C2C-Zertifizierungen in Silber
verschaffen der Marke und damit auch den
Marktpartnern eine höhere und qualifiziertere
Aufmerksamkeit im international geprägten
Wettbewerbsumfeld und bei entsprechenden
Ausschreibungen. Die Systemlösungen lassen
sich damit werthaltiger und zukunftsorientierter
positionieren. Architekten und Planer
können mit nahezu allen Systemen des Produzenten
automatisch den C2C-Standard Silber
einsetzen. So bietet man den Geschäftspartnern
die Chance, sich vom Wettbewerb zu unterscheiden
und bei ihren Auftraggebern mit
der Kombination Hightech-Systeme plus Nachhaltigkeit
zu punkten.
Hydro Building Systems Austria GmbH
T +43 (0)6212 20000
info@wicona.at
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121
Produkt News
Gefälledämmung
in Gold für die Umwelt
Das aktuelle Referenzprojekt des Tiroler Dämmstoff-Spezialisten Steinbacher
erfüllt die strengen Kriterien des klimaaktiv-Gebäudestandards des Bundesministeriums
für Nachhaltigkeit und Tourismus – das europaweit anspruchsvollste
Gütesiegel für nachhaltiges Bauen. Eine hohe Auszeichnung in Sachen Ökologie
und Qualität, die unter anderem durch die effizienten Dämmstoffe und die durchdachte
Gefälledämmplanung erreicht wurde.
Das neue Justizgebäude in Salzburg vereint Sanierung
und Neubau in klimaschonender Weise: Der
denkmalgeschützte Teil des Gebäudes wurde nach
höchsten energetischen und ökologischen Standards
umgebaut und saniert, ein moderner Zubau
verbindet die beiden Gebäudetrakte miteinander. Die
Warmdachaufbauten wurden von den Flachdachspezialisten
der Fa. Karl Mayr aus Saalfelden mustergültig
ausgeführt. Steinbacher hat dafür nicht nur ca.
1.100 m 2 sehr gut dämmende steinopor®-Produkte
geliefert, sondern konnte seine Expertise auch in
die Planung der Gefälledämmung einfließen lassen.
Eine große Herausforderung waren die komplizierten
Dachformen und vielen Flachdächer mit unterschiedlichen
Anforderungen an die Aufbauhöhen
und Dämmstärken. Bereits in der Gefälleplanung
wurden die einzelnen Flächen erfasst und dämmtechnisch
auf die jeweiligen Bedingungen hin optimiert.
Die Gefälledämmplatten wurden schließlich
an die Baustelle entsprechend den Einzelflächen beschriftet
ausgeliefert.
Steinbacher Dämmstoff GmbH
T +43 (0)5352 700-0
office@steinbacher.at
www.steinbacher.at
architektur FACHMAGAZIN
122
Produkt News
Es wird heiß in unseren Städten
Der Klimawandel ist ein globales Problem, das sich aber vor allem in seinen lokalen
Folgen bemerkbar macht. So verändert sich auch das Klima in unseren Städten: Es
wird extremer. Doch wie genau und wodurch verändert sich das Stadtklima? Und
was können wir dagegen tun?
Mit zunehmenden Niederschlagsstärken (Starkregen)
steigt auch die Belastung der Entwässerungssysteme
und somit deren Überlaufhäufigkeit. Denn
die bestehenden Systeme sind für geringere Regenwasserintensitäten
dimensioniert und müssten, um
anfallendes Regenwasser ohne Rückstau ableiten
und so Schäden vermeiden zu können, deutlich größere
Kapazitäten aufweisen. Um ein sicheres Ableiten
bzw. Speichern des Regenwassers gewährleisten
zu können, müssen Regenwasserrückhalteräume,
geschaffen werden. Einfach verfügbar sind hierbei
vor allem die Dachflächen: Sie stellen einen nennenswerten
Flächenanteil im Stadtbereich dar und
sind zudem oft durch ihre bauliche Beschaffenheit
zur Nutzung als Retentionsfläche prädestiniert. So
wird die Belastung der städtischen Infrastruktur und
damit die Häufigkeit von Überflutungsereignissen
deutlich reduziert. Maßnahmen dieser Art, angewendet
auf ganze Baugebiete, würden die Resilienz des
gesamten urbanen Bereiches gegenüber Starkregenereignissen
deutlich erhöhen.
Neben dem Schutz vor Überflutungen ist die Hitzereduzierung
eine drängende Aufgabe der modernen
Stadtplanung. Die einzige Möglichkeit, um die Temperaturen
aktiv zu vermindern und somit dem Effekt
der Hitzeinseln in Städten und Ballungsräumen entgegenwirken
zu können, ist die Verdunstung. Doch
dafür werden große Mengen an Wasser benötigt.
Wenn wir das Regenwasser – sowohl über die Wintermonate,
als auch die Starkniederschläge in den
Sommermonaten – dezentral zurückhalten, kann genau
dieses Wasser für die Verdunstung verwendet
werden. Gleichzeitig können die Retentionsflächen
auf den Gebäudedächern durch eine Bepflanzung
optisch ansprechend gestaltet werden.
Um das in die Praxis übertragen zu können, müssen
ausreichende Wasserspeicher für die Pflanzen verfügbar
sein. Dafür können Wasserretentionsboxen
z. B. die WRB von Optigrün eingesetzt werden, in denen
wiederum Kapillarsäulen verbaut sind, die das
gespeicherte Regenwasser auf die Oberfläche der
Boxen fördern. Ein kapillarwirksames Vlies, das darüber
verlegt wird, verteilt das Wasser auf der gesamten
Oberfläche der Box. Auf diesem Weg steht den
Pflanzen das ursprünglich in den Wasserretentionsboxen
gesammelte Regenwasser wieder zur Verdunstung
zur Verfügung.
Optigrün
International AG
T +49 (0)7576 772-0
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123
Produkt News
Drei Arten von Weiß
Höchste Sicherheitsstandards, ohne hermetisch zu wirken, natürlich belichtete Arbeitsplätze
trotz strengster Gebäudeanforderungen und eine ästhetische Ensemblewirkung
ohne Monotonie – das waren die Zielsetzungen, denen sich Jean-Paul
Viguier et Associés Architekten (Paris) für die Um- und Neubauten der französischen
Zentralbank „Banque de France“ stellten.
Der 2018 fertiggestellte Gebäudekomplex
nördlich von Paris umfasst als Herzstück
ein dreiteiliges Tresor-Gebäude, in dem
ein Viertel aller französischen Banknoten
verarbeitet wird. Ein Bestandteil des Komplexes
ist mit einer Fassade aus individuell
gefertigten, glasierten Ziegelplatten von
Moeding gestaltet.
Während die Dienstleistungsbereiche mit
Büros und öffentlichen Empfangsräumen in
die beiden sanierten und um ein verglastes
Betriebsrestaurant erweiterten Altbauten
einzogen, ist das Herzstück des Neubaus
der Tresorkomplex. Er besteht aus drei
unterschiedlich großen Volumen, die über
einen dreieckigen, nur für die Mitarbeiter
zugänglichen Lichthof miteinander verknüpft
sind. Zunächst steht hier das Technikgebäude,
in dem das Geld entladen wird.
Von dort gelangt es automatisch in den
Sortierraum, in dem die Mitarbeiter normalerweise
unter bunkerähnlichen Bedingungen
arbeiten. Die Architekten schlugen hier
jedoch als „leuchtende Doppelhaut“ eine
Verglasung in Richtung des Erschließungsflurs
vor, der sich optisch zum Außenraum
öffnet. Auf der anderen Seite führen Fenster
und Türen zum begrünten, bomben- und
kugelsicher verglasten Innenhof.
Für die Fassade dieses Gebäudes wünschten
sich die Architekten ein besonderes
Material: einfach im Unterhalt, robust und
zugleich ästhetisch attraktiv. Zudem sollte
es einzigartig, nachhaltig und aus natürlichen
Materialien hergestellt sein. Die Lösung
boten weiß glasierte Ziegelplatten.
Die Plattenform wurde in enger Zusammenarbeit
zwischen dem Architekten und dem
Produzenten erarbeitet. So entspricht der
Horizontalschnitt der Platten dem Logo der
Banque de France. Die Ziegelplatten erzeugen
ein optisches „Vibrieren“ und schaffen
Tiefe in der Fläche sowie ein Spiel verschiedener
Lichttöne aus Orange, Blau und Rosé.
Als moderner Kontrast dazu sind die beiden
– rein technisch genutzten – Gebäude
mit einer Metallfassade bekleidet. Der dritte
und höchste Baukörper, der „Treibhaus“ genannte
Lagerraum, erhielt eine äußere Hülle
aus nach oben hin abnehmend perforierten
Blechen. Sie verleiht dem fensterlosen
Betonvolumen eine optische Unschärfe und
Leichtigkeit. Verbindendes Element der
drei Körper ist die Farbe: Alle drei Bauteile
schimmern in strahlendem Weiß.
Moeding Keramikfassaden GmbH
T +49 (0)8732 2460-0
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www.moeding.de
architektur FACHMAGAZIN
Die Natur zum Vorbild
Die Trendfarben 2019 strotzen nur so vor Lebendigkeit:
Satte Gelb-Nuancen, Salbeigrün oder lebhafte
Korallentöne – alles signalisiert strahlende Frische.
Die Trendfarben machen Lust auf Sommer, Sonne und
Sonnenschein. Mit StarTop, einer neuen Generation
von Premiumputzen und -farben, bietet Baumit über
100 zusätzliche Farbtöne in Silikonqualität.
124
Der Farbton Koralle wurde nicht ohne Grund gewählt,
denn durch die Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung
sterben weltweit Korallen. Mit „Living
Coral“ wird auf das wichtige Thema Umwelt- und Meeresschutz
und das damit einhergehende weltweite Korallensterben
aufmerksam gemacht. Der Putz ist mit
einem neuen Füllstoff ausgestattet, der wie eine Koralle
über eine sehr große Oberfläche und damit Tausende
winzige Hohlräume, Poren und Vertiefungen verfügt.
Genutzt wird das hydrophil-hydrophobe Wirkprinzip
zur Reduktion von Oberflächenverschmutzung. Die
hydrophilen, wasseranziehenden Eigenschaften bewirken
eine schnelle und großzügige Verteilung von
aufliegender Feuchtigkeit. Gleichzeitig sorgt die feine
Mikrostruktur für eine besonders rasche Trocknung.
Die hydrophobe, also Wasser abstoßende Struktur an
der Oberfläche funktioniert wie eine effektive Dränage.
Die Kombination abperlender Regentropfen und
Aufnahme von Feuchtigkeit bei Tau bewirkt eine rasche
Rücktrocknung der Oberfläche, den sogenannten
Drypor-Effekt. Dieser hält Verschmutzungen von
der Fassade fern und bietet einen erhöhten Schutz vor
Algen und Pilzen.
Produkt News
Baumit GmbH
T +43 (0)501 888-0
www.baumit.com
Für alle Flächen geeignet
Die ARDEX Baustoff GmbH bringt ein neues panDOMO-Produkt
auf den Markt. Völlig neue Möglichkeiten eröffnet die Designspachtelmasse
Studio, mit der Wand-, Decken- und Bodenflächen
mit nur einem Material ausgeführt werden können – damit entstehen
Oberflächen in einheitlicher Optik. Vor 20 Jahren hat der
Hersteller die ersten panDOMO-Produkte auf den Markt gebracht
– damals eine „Revolution“. Denn bis 1999 waren Spachtelmassen
normalerweise unsichtbar. Jetzt hat man das Sortiment mit einem
„grenzenlosen“ Produkt erweitert, das komplett einheitliche Flächen
ermöglicht.
Studio lässt Wand-, Decken- und Bodenflächen miteinander verschmelzen
und so zu einem Ganzen werden. Ebenso wichtig wie
die Optik war den Entwicklern auch die Handhabung des neuen
Produkts. Es ist leicht zu verarbeiten, haftet hervorragend und ist
sehr ergiebig. Durch die Wünsche und Vorstellungen von Planern,
Architekten und Auftraggebern kann die Oberflächenstruktur variabel
gestaltet werden – von strukturiert bis homogen. In Zusammenarbeit
mit den Systempartnern des Produzenten entstehen
einzigartige Oberflächen nach dem Wunsch der Kunden.
ARDEX Baustoff GmbH
T +43 (0)2754 7021-0
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Der Schutz gegen Hitze
125
Produkt News
Die Zahl der Jahrhundertsommer war im vergangenen
Jahrzehnt eklatant hoch. Die daraus resultierende Hitze
erhöht bei Hausbenützern den Wunsch nach einem wirkungsvollen
Wärmeschutz beträchtlich. Um amerikanische
Verhältnisse mit energiefressenden Kühlaggregaten
in Büros und Wohnungen zu vermeiden, ist ein intelligentes
Wechselspiel von Temperatur-Vermeidung und -Reduktion
gefragt. Dafür ist die vorgehängte, hinterlüftete
Fassade (VHF) prädestiniert. Sie hilft entscheidend, den
Wärmeeintrag im Inneren eines Gebäudes zu minimieren,
da praktisch die Fassade selbst die dahinterliegende
Wandkonstruktion verschattet. So können Temperaturspitzen
an der Oberflächenverkleidung wesentlich besser
ausgeglichen werden, da die eingetragene Wärme über
den Hinterlüftungsquerschnitt wirkungsvoll abgeführt
wird. Der vorgehängte Fassadenteil wirkt dabei wie eine
natürliche Klimaanlage, während die dahinterliegende
tragende Wand den Temperaturausgleich optimal übernimmt.
Eine weitere Möglichkeit stellen Fassadenbegrünungen
auf VHF dar. So sind Gebäude nicht nur gegen
Überhitzung gewappnet, sondern leisten auch einen
wertvollen Beitrag für das Mikroklima. Pflanzen tragen zur
Kühlung und Reinigung der Luft bei. Das Mikroklima eines
Viertels profitiert von jedem einzelnen begrünten Gebäude.
Vor allem in Ballungszentren werden diese nicht nur
vorgeschrieben, sondern auch gefördert.
Österreichischer Fachverband für hinterlüftete Fassaden (ÖFHF)
T +43 (0)1 890 38 96
info@oefhf.at
www.oefhf.at
+
architektur FACHMAGAZIN
126
Produkt News
MUREXIN GMBH
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Exklusives Wohnen
und Logieren im Lifestyle-Hotel
Die 342 Parkapartments am Belvedere, auf Pylonen gestelzt, lassen ihre Bewohner
Fernblicke über Wien genießen. Touristen und Geschäftsreisende, die coolen Lifestyle
bevorzugen, werden sich im Hotel ANdAZ Vienna wohlfühlen. Beide Projekte
stammen aus der Feder des italienischen Stararchitekten Renzo Piano. Bauherr des
Komplexes ist SIGNA – beim Hotel im Joint Venture mit der Hyatt Gruppe.
Neben der architektonischen Besonderheit und der in
jedem Detail durchdachten Ausstattung ist es vor allem
die besondere Lage im Quartier Belvedere, welche
diese Location zu einer begehrenswerten Adresse in
Wien macht. Denn einerseits liegen das Wiener Stadtzentrum
und der Hauptbahnhof nur rund zehn Minuten
Gehweite entfernt. Zudem wurden die Grün flächen
des Schweizer Gartens optisch an die Gebäude herangeholt
und zusätzlicher Grünraum geschaffen.
Die umfangreichen Fliesenverlegearbeiten wurden
von der HB Fliesen GmbH mit Produkten von Murexin
ausgeführt. Für den Fachbetrieb war dabei die größte
Herausforderung, neben der immensen Flächenleistung
von insgesamt rund 24.000 Quadratmetern, die
geforderte hohe Qualität der Verfliesung sowohl im
Hotel als auch in den Wohnanlagen. Beispielsweise
wurden Matrix Mosaike und hochwertige Großformatfliesen
verlegt. „Die Logistik, um die Arbeiten in den
fünf Türmen mit bis zu 19 Stockwerken reibungslos
durchführen zu können, war nicht einfach zu bewerkstelligen.
Zu Spitzenzeiten hatten wir bis zu 40 Personen
auf der Baustelle und fünf im Büro für das Projekt
gebunden“, so Projektleiter Hubert Ledersteger.
Bewährt haben sich dabei die rasche Materialbereitstellung
und flexible Lieferungen durch Murexin. „Gerade
bei einem derart umfangreichen Bauvorhaben
müssen sich die Verarbeiter auf das Material verlassen
können, um den Kopf für andere Sachen frei zu haben“,
bestätigt Murexin Vertriebsleiter Peter Reischer.
www.architektur-online.com
Produkt News
Gute Ideen
für Dämmung
Die neue Hotelkollektion
Gerade textile Böden werden bei der Wohnlichkeit oftmals unterschätzt.
Maßgeblich für die Verwendung und den Einsatzort
ist dabei die Struktur des Teppichs: Sie bestimmt letztlich, ob
der textile Boden etwa in Schlaf- und Wohnräumen zum Wohlfühlen
einlädt und Behaglichkeit sowie Gemütlichkeit ausstrahlt.
Oder ob er durch seine Robustheit die nötige Strapazierfähigkeit
für stark frequentierte Bereiche wie Flure, Büros
oder Bars besitzt.
SONNHAUS bietet mit der neuen, vorliegenden Teppichbodenkollektion
Hotel 2.0 #UeberallZuhause eine Vielfalt an Möglichkeiten.
Erstmalig enthält diese Kollektion Fliesen- als auch
Bahnenware, die dank ihrer höhengleichen Rückenausrüstung
individuell mit- und untereinander kombiniert werden können.
Auch sind sämtliche Holzoptiken als Bahnen in 400 cm Breite
verfügbar. Als wahrer Alleskönner bietet Business ein umfassendes
Sortiment hochwertiger Objekt-Teppichböden für unterschiedlichste
Verwendungsmöglichkeiten und vereint diese
mit mehreren, innovativen Eigenschaften in einem einzigen
Konzept. Als Bahnenware oder SL-Fliese (selbst liegend) verfügbar,
eignen sich die Teppiche der Kollektion zum Einsatz im
klassischen Büro-Objekt bis zum Semi-Objektbereich für die
leichtere Beanspruchung in attraktiven Preiseinstiegslagen.
Moderne Druckqualitäten sowie die Möglichkeit, ab ca. 240 m²
individuelle, moderne Designs in drei Qualitätsstufen drucken
zu können, ermöglichen in jedem Objekt einen breiten Gestaltungsspielraum.
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Die Dämmung unter der
Fundamentplatte und seitliche
Arbeitsgraben Verfüllung
Liapor
Naturrein und circa 11,5
Millionen Jahre alt –
Illit-Ton bildet den hochwertigen
Grundstoff für
Liapor. Im Liapor-Werk wird
das natürliche Rohmaterial
gemischt und bei circa
1.200 °C gebrannt.
Dabei verbrennen die organischen
Anteile und der Ton
bläht sich auf. Gewicht,
Größe und Festigkeit des
luftporendurchsetzten
Materials lassen sich im
technisch ausgereiften Produktionsverfahren
exakt
steuern.
So entsteht ein natürlicher
Hochleistungsbaustoff mit
besten Eigenschaften bei
sehr geringem Gewicht.
Liapor Ground eignet sich aufgrund seiner einzigartigen
physikalischen Eigenschaften hervorragend
zur hochbelastbaren Fundamentplattendämmung
und zur seitlichen Arbeitsgrabenverfüllung.
Die luftporen-durchsetzten, keramischen Tonkugeln
vermindern den Erddruck dank seiner geringen
Trockenschüttdichte deutlich. Die Schüttung
ist formstabil und nahezu selbstverdichtend. Der
Eintrag kann auch in schmalste Spalten erfolgen,
zusätzliche Rüttler oder Verdichter sind nicht erforderlich.
Liapor Ground ist nicht brennbar (A1), reduziert
Wärmeverluste, kann gleichzeitig Wärme
speichern und wirkt schalldämmend
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128
Heavy Metal in Beton
Produkt News
Schnell, einfach montierbar und eine Top-Performance
mit hohem Leistungsniveau in Beton: Die fischer
Betonschrauben stehen für absolute Verlässlichkeit
und sind die ROCKSTARS – mit Heavy Metal in Beton.
Die Bezeichnung ULTRACUT FBS II ROCKSTARS
bringt die Vorteile des Betonschrauben-Sortiments
schlagfertig auf den Punkt: Die innovative Gewindegeometrie
sorgt für die Aufnahme hoher Zug- und
Querkräfte in Beton. Beim Eindrehen schneiden sich
die Flanken der Betonschrauben tief in den Beton ein.
Durch diesen Formschluss überträgt die Betonschraube
die Kräfte zuverlässig und verankert spreizdruckfrei
im Verankerungsgrund. Mit ihren Montagevorteilen
bieten sie eine einfache und schnelle Installation
vor Ort: Die Betonschraube kann zulassungskonform
bis zu zweimal gelöst, unterfüttert und nachjustiert
werden. Die Unterkopfrippen verhindern ein unabsichtliches
Lösen der Betonschraube. Bei senkrechten
Bohrungen im Boden- und Deckenbereich oder der
Verwendung von Hohlbohrern mit Absaugfunktion ist
keine Bohrlochreinigung nötig.
Fischer Austria GmbH
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EuGH-Urteil zur Zeiterfassung – Pflicht und Kür
Der Europäische Gerichtshof EuGH hat
mit seinem Urteil vom 14. Mai 2019 zum
Schutz der Sicherheit und Gesundheit der
Arbeitnehmer die EU-Mitgliedstaaten dazu
verpflichtet, gesetzliche Regelungen zur
Messung der täglichen Arbeitszeit jedes
Arbeitnehmers zu verabschieden. Arbeitgeber
sollen demnach die Arbeitszeiten ihrer
Arbeitnehmer systematisch und vollständig
erfassen und dadurch alle Überstunden dokumentieren.
Auch wenn die Umsetzung in nationales
Recht noch Monate, wenn nicht Jahre
dauern wird, erhob sich eine kleine Welle
der Aufregung aus besonders betroffenen
Branchen, so auch aus dem Bereich der
Bauplanung. Der zusätzliche bürokratische
Aufwand erschwere es den Planungsbüros,
sich auf ihre eigentlichen, planerischen
Aufgaben zu konzentrieren. Anwender
der Controlling Management Software untermStrich
können sich derweil entspannt
in den Schreibtischsessel sinken lassen und
wichtigeren Themen zuwenden. Denn mit
den Modulen „Stunden“ und „Zeitprotokoll“
haben sie alles Nötige in Sachen Zeiterfassung
längst an Bord. Das browserbasierte
Programm läuft im stationären wie im mobilen
Einsatz auf den verschiedensten Betriebssystem-
und Geräteplattformen, auch
als optimierte Smartphone-Version.
untermStrich software GmbH
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Produkt News
Visuell. Effizient. Einfach.
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intelligentes Arbeiten bei jedem
Planungsschritt ermöglichen –
ob AVA, BIM oder Kalkulation.
Eine integrierte Bausoftware mit
transparenten Kosten und einem
effizienten Bauprozess.
Bald auch für Sie?
Abbildungen: CPU Pride, Moskau
OPEN BIM in der Anwendung
Das Moskauer Architekturbüro CPU Pride
plante im integrierten Planungsprozess
das Zentrum für Rhythmische Sportgymnastik
(ZRG) und wurde im nationalen
BIM-Technologiewettbewerb „BIM 2016“ in
der Kategorie „BIM-Projekt: Sportstätten“
prämiert. Die Architekten setzen in ihrem
Projekt konsequent auf den Open-BIM-
Ansatz und auch auf die BIM-Planungssoftware
ARCHICAD. Das ZRG, das sich
am Moskauer Olympiastützpunkt Luschniki
kurz vor der Fertigstellung befindet,
verfügt über 4 000 Sitzplätze und soll für
Wettbewerbe und Trainingsveranstaltungen
genutzt werden.
Die Arbeit mit der digitalen Planungsmethode
BIM ist eine der Kernkompetenzen
von Pride. Die BIM-Technologie ermöglicht
bei ihrem konsequenten Einsatz einen
großen Mehrwert für alle Beteiligten – und
das über alle Phasen des Lebenszyklus
eines Gebäudes hinweg. Die Planer setzen
bei ihrem Projekt in Moskau auf einen
offenen, herstellerübergreifenden Datenaustausch
(Open BIM) via IFC-Format
und planen im Projekt modellorientiert mit
ARCHICAD und der App BIMx. Im Sinne
des Open-BIM-Ansatzes kamen darüber
hinaus weitere Softwarelösungen von anderen
Planungspartnern zum Einsatz. Mit
dem IFC-BIM-Datenaustausch erreichten
die Fachleute ein höheres Niveau der Zusammenarbeit.
Auf diese Weise wurden
viele Fehler verhindert und die Qualität der
Dokumentation war wesentlich höher.
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architektur FACHMAGAZIN
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edv
AVA-Textdatenbanken:
Besser ausschreiben
Datensammlungen für LV-Texte und Baupreise machen Ausschreibungen und Kostenkalkulationen
komfortabler und sicherer. Worauf kommt es an, welche Anbieter
gibt es und was bieten sie?
Text: Marian Behaneck
AVA-Software ohne Ausschreibungstexte
ist wie ein Auto ohne Räder. Deshalb werden
herstellerneutrale Texte teilweise mit den
AVA-Programmen mitgeliefert. In der Praxis
werden diese Texte häufig zusammen
mit bürointernen, über viele Jahre gewachsenen
Textsammlungen verwendet. Diese
Mischung aus vorgefertigten und individuell
formulierten Leistungsbeschreibungen
auf aktuellem Stand zu halten, ist allerdings
zeitintensiv. Eine Aktualisierung und Anpassung
an neue Richtlinien unterbleibt
deshalb häufig. Daraus können Probleme
bei der Bewertung von Angeboten und Konflikte
in der Ausführungsphase resultieren.
Unvollständige, nicht mehr normgerechte
oder fehlerhafte Leistungsbeschreibungen
können zu Auftragnehmer-Nachforderungen
und Schadensersatz ansprüchen gegenüber
dem Planer führen. Eine optimale
Leistungsbeschreibung sollte daher vollständig,
eindeutig, stimmig, aktuell und
rechtssicher sein.
Online-Datenbanken für Ausschreibungstexte rationalisieren die Ausschreibung von Bauprojekten,
machen sie komfortabler und sicherer.
© W. Riemenschneider
Was bieten Ausschreibungstext-
Datenbanken?
Ausschreibungstext-Datenbanken unterstützen
Planer mit vorformulierten,
normgerechten Texten bei der Erstellung
eindeutiger, vollständiger, aktueller und
rechtssicherer Leistungsbeschreibungen.
Die Ausschreibungstexte werden dazu regelmäßig
an die allgemein anerkannten
Regeln der Technik, an Richtlinien, Normen
und die Vorgaben der VOB (Vergabe- und
Vertragsordnung für Bauleistungen), respektive
der ÖNORM B 2110 angepasst und
versprechen so mehr Rechtssicherheit.
Einheitspreise und Kalkulationshinweise
vereinfachen Kostenplanungen und Angebote.
Diverse Offline-Datensammlungen
auf CD-ROM oder zum Download sowie
Online-Datenbanken bieten dazu entsprechende
produktspezifische oder produktneutrale,
teilweise richtlinienkonforme Ausschreibungstexte,
als Kurz- oder Langtext,
für international auszuschreibende Projekte
manchmal auch mehrsprachig. Für Kostenkalkulationen
und Angebote sind die
Leistungsbeschreibungen bei einigen Anbietern
auch mit marktorientierten, teilweise
auch nach abgerechneten Bauprojekten
ermittelten Einheitspreisen versehen.
PDF-Anlagen, Richtlinien und Normen, Produktfotos,
Pläne, Zertifikate und zunehmend
auch BIM-Objekte unterstützen Planer
und Bauunternehmer darüber hinaus
bei der Auswahl des passenden Produktes,
der Planung, Konstruktion und Angebotserstellung.
Eine übersichtliche, nach Gewerken,
Herstellern und Begriffen sortierte
oder an der DIN 276, respektive ÖNORM B
1801-1 orientierte Ordnungsstruktur sorgt
ebenso dafür, dass man sich schnell zurechtfindet,
wie eine Volltextsuche in der
kompletten Datenbank oder in ausgewählten
Gewerken. Auch Suchvorschläge oder
eine Ähnlichkeitssuche vereinfachen die
Suche, Ergebnisfilter erleichtern die Auswahl
bei sehr vielen Suchtreffern. Die in der
Textvorschau angezeigte Produkt- oder
Leistungsbeschreibung kann meist einfach
per Drag & Drop in einer Sammelbox
abgelegt und ebenso einfach oder per Datenschnittstellen
wie GAEB 90, GAEB DA
XML, DATANORM, DOC, RT, XLS, teilweise
auch in den ÖNORM-Formaten B2063 und
A2063 in ein AVA-Programm importiert
werden. Manchmal können die Datenbanken
auch direkt aus der jeweiligen Software
aufgerufen und genutzt werden.
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edv
Worauf sollte man achten?
Das Datenbank-Konzept – offline als CD-
ROM, respektive Download-Link oder online
als Web-Lösung – hat mehrere Auswirkungen.
Unter anderem auf die Aktualität
der Daten und die Art und Weise, wie häufig,
von wem und in welcher Form aktualisiert
wird: beispielsweise jährlich vom Datenbankanbieter
oder mehrmals jährlich als
Download. Bei einer Web-Lösung aktualisieren
die Bauprodukthersteller kontinuierlich
ohne Zutun des Datenbanknutzers.
Auch der Umfang des Angebots spielt eine
wichtige Rolle, denn mit ihm steigt auch die
Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer genau
die Hersteller, Produkte, Gewerke und Leistungen
findet, die er sucht. Bei öffentlichen
Aufträgen dürfen einzelne Hersteller oder
Produkte nicht bevorzugt werden, was in
der Nennung eines Fabrikat- oder Produktnamens
aber der Fall ist. Ausnahmen sind
zulässig, wenn beispielsweise andernfalls
der Aufwand für die Ersatzteilhaltung,
Mitarbeiterschulung oder Wartung und
Instandhaltung aus technischen oder wirtschaftlichen
Gründen unvertretbar hoch
wäre. Die weitere Frage ist deshalb, ob der
Angebotsschwerpunkt auf produktspezifischen
Angebotstexten liegt (z. B. AUS-
SCHREIBEN.DE) oder ob ausschließlich
produktneutrale Ausschreibungstexte offeriert
werden (z. B. SIRADOS Baudaten).
Gehören öffentliche und international ausgeschriebene
Aufträge zum Tätigkeitsspektrum,
sollte man auch auf Normen-Konformität,
respektive mehrsprachige Texte
achten. Sind zusätzliche Informationen und
Daten enthalten, wie Einheitspreise, technische
Informationen, Planskizzen oder Produktfotos,
lassen sich auch Baukosten oder
Angebote kalkulieren, Detailpläne zeichnen
oder bebilderte und dadurch für Privatkunden
attraktivere, weil anschaulichere Angebote
erstellen. Angaben zu Einheitspreisen
sollten aktuell sein, von Experten anhand
von Marktdaten recherchiert werden oder
aus abgerechneten Projekten stammen.
Das gilt natürlich auch für die vorformulierten
Ausschreibungstexte, die regelmäßig
von Planern, respektive den Bauproduktherstellern
geprüft und an aktuelle Entwicklungen
angepasst werden sollten.
Bei den Angaben zu den Kosten der Datenbank
sollte man darauf achten, ob es sich
um einen Kauf- oder Mietpreis handelt, respektive
welche laufenden Kosten – etwa bei
jeder Aktualisierung – zu berücksichtigen
sind. Bei kostenpflichtigen Web-Lösungen
respektive einer Software-Miete ist die
Laufzeit des Mietvertrags wichtig. Welche
Variante wirtschaftlicher ist, ob online oder
offline, hängt vor allem von der Nutzungsdauer
ab. Bei einer kurzfristigen Nutzung
ist das Abonnement im Allgemeinen günstiger,
eine Nutzung über mehrere Jahre ist
meist als Offline-Variante sinnvoller.
Wer bietet was?
Folgende Datensammlungen für Ausschreibungen,
Kostenkalkulationen und Angebote
werden offeriert (ohne Anspruch auf
Vollständigkeit):
Die frei zugängliche und in viele AVA- und
Handwerkerprogramme integrierte Online-Datenbank
AUSSCHREIBEN.DE von
ORCA Software bietet rund eine Million
Leistungsbeschreibungen von Produktherstellern
aus unterschiedlichen Gewerken
sowie herstellerneutrale und normkonforme
Texte zum kostenlosen Download. Die
Texte werden von den Herstellern gepflegt
und sind so stets aktuell. Suchfunktionen
und eine klare Strukturierung ermöglichen
eine schnelle LV-Zusammenstellung (www.
ausschreiben.de).
Offline- oder Online-Datenbanken bieten
produktspezifische oder produktneutrale
Ausschreibungstexte. © Heinze
Dank zahlreicher Schnittstellen lassen sich die
Daten praktisch in alle AVA- und Handwerkerprogramme
importieren. © Orca Software
BAUDATENBANK.AT von Info-Techno Baudatenbank
ist ein Online-Portal für Baustoffe,
Bau- und Ausstattungsprodukte für
Planung, Kalkulation, Ausschreibung und
Anwendung. Eine Produkt- und Firmendatenbank,
herstellerspezifische CAD-/
BIM-Daten, Preislisten und Normen gehören
ebenso zum Leistungsumfang wie
eine Ausschreibungstext-Datenbank. Diese
bietet eine Vielzahl produktspezifischer
LV-Texte von renommierten Herstellern aus
den Bereichen Hochbau und Haustechnik
nach ÖNORM B2063/A2063 und in anderen
Formaten (www.bdb.at).
architektur FACHMAGAZIN
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edv
Die kostenpflichtige Online-Datenbank BKI
Positionen des Baukosteninformationszentrums
enthält rund 5.600 Leistungspositionen
aus 91 Gewerken mit über 13.000
aktuellen Baupreisen, getrennt für die Bereiche
Neu- und Altbau. Die Ausschreibungstexte
sind von Fachverbänden geprüft und
VOB-konform. Die statistischen Baupreise
werden über die Auswertung abgerechneter
Projekte ermittelt. Die Daten ermöglichen
damit regelkonforme Ausschreibungen, präzise
Kostenermittlungen und eine schnelle
Prüfung von Baupreisen (www.bki.de).
Einen alternativen Ansatz verfolgt Dr. Schiller
& Partner mit DBD-BIM. Qualitäten und
Kosten werden bereits während der BIM-/
CAD-Planung definiert. Die dafür nötigen
Baudaten wie Bauleistungen, Preise, Normen
und Richtlinien stehen mit DBD-BIM
direkt in der CAD-/BIM-Software passend
zum bearbeiteten Bauteil zur Verfügung.
Auch in BIM-fähigen AVA-Programmen lassen
sich IFC-Bauteile bemustern, was eine
durchgängige Datennutzung ermöglicht
(www.dbd-bim.de).
Auch in BIM-fähigen AVA-Programmen
lassen sich IFC-Bauteile bemustern, was
eine durchgängige Datennutzung ermöglicht
(www.dbd-bim.de). Die kostenlose,
nach Herstellern sortierte Online-Datensammlung
Heinze Hersteller-Ausschreibungstexte
von Heinze mit über 350.000
produktspezifischen Leistungsbeschreibungen,
Ausschreibungstexten und Muster-LVs
von 410 Bau- und Ausstattungsprodukte-Herstellern
beschleunigt die
LV-Erstellung und erhöht die Rechtssicherheit.
Einzelne Leistungsbeschreibungen
oder ganze Strukturelemente werden entweder
per GAEB-, Text- oder PDF-Format
oder über eine direkte AVA-Schnittstelle
in das aktuelle LV eingefügt. Mit den produktneutralen
Stammpositionen Heinze
Ausschreibungstexte vom gleichen Hersteller
lassen sich Leistungsverzeichnisse
schnell und präzise erstellen. Die vorformulierten
Texte zu mehr als 40 Gewerken
im Bereich Hochbau werden regelmäßig
von Planern aktualisiert und beschleunigen
die Erstellung rechtssicherer Leistungsverzeichnisse.
Ebenfalls von Experten geprüfte
Orientierungspreise und zugewiesene Kostengruppen
runden die als Online- und Offline-Lösung
erhältliche Datensammlung ab
(www.heinze.de).
LV-Texte – Leistungspositionen mit ZTV
der Verlagsgesellschaft Rudolf-Müller enthalten
über 5.500 Leistungspositionen aus
40 Gewerken für Hoch- und Objektbau. Die
Texte berücksichtigen auch Schnittstellen
zu Vor- und Folgeleistungen. Einheitspreise
und Kalkulationshinweise für die eigene
Preisbildung vereinfachen die LV- und Angebotserstellung.
Zusätzliche technische
Vertragsbedingungen, Ausschreibungshinweise
und eine Zuordnung zu Kostengruppen
ergänzen das Angebot. Ein AVA-Datenimport
ist über GAEB und native Formate
möglich (www.besser-ausschreiben.de).
STLB-Bau Online von DIN Bauportal offeriert
mit mehr als einer Million Ausschreibungstexten
aus 77 Gewerken eine umfangreiche
Online-Sammlung aktueller, neutraler
und VOB-gerechter Ausschreibungstexte.
Die Datensammlung wird zweimal pro Jahr
aktualisiert. Alle Ausschreibungstexte entsprechen
der aktuellen VOB-Ausgabe, den
einschlägigen technischen Regelwerken,
den öffentlich rechtlichen Bestimmungen
und den anerkannten Regeln der Technik
(www.stlb-bau-online.de).
Die sirAdos-Baudaten von WEKA Media
werden in mehreren Varianten offeriert.
Das Komplettpaket Architektur Premium
enthält die Bereiche Neubau, Bauen im Bestand,
Tiefbau/GaLa, Heizung, Lüftung, Sanitär,
Elektro, Asbestsanierung, Reinigung/
Wartung und Gebäudeelementen, inklusive
VOB-Vorbemerkungen und Vertragsbedingungen.
Die Daten sind strukturiert und
enthalten marktrecherchierte Baupreise,
Zeitwerte, Skizzen und Kostengruppen. Die
Daten lassen sich per GAEB-, DATANORM-,
ÖNORM-, und weitere Schnittstellen importieren
(www.sirados.de).
Auf der Online-Baudatenbank www.euro-
BAU.com der Inndata Datentechnik präsentieren
rund 120 Anbieter ihre Produkte,
davon 44 inklusive LV-Texten. Die kostenfreien
produktspezifischen LV-Daten lassen
sich per ÖNORM A 2063-Schnittstelle
Weitere Infos und Quellen*
https://besser-ausschreiben.de
https://avanova.de/textsysteme
www.cad.de
Werden Bauteile bereits in der CAD-/BIM-Software
beschrieben, lassen sich daraus VOB-konforme
produktneutrale Leistungsbeschreibungen
und Kosten generieren. © Dr. Schiller & Partner
in AVA- oder Angebotsprogramme importieren.
Integriert ist auch kostenpflichtiger
BIM-Bauteilserver der nach ÖNORM
A 6241-2 konforme Standardkalkulationen
ermöglicht. BIM-Bauteile mit hinterlegten
LV-Positionen sind kostenfrei (www.eurobau.com).
Fazit und Trends
Online-Datenbanken für Ausschreibungstexte
und Preise rationalisieren die LV-Erstellung,
machen sie komfortabler und
sicherer, sofern die Daten regelmäßig aktualisiert
werden. Sobald sich die modellorientierte
Planung mittel- und langfristig
durchsetzt, wird das auch die Bereiche
Ausschreibung, Kostenplanung und Angebotskalkulation
verändern. Ausschreibungstexte
werden dann beispielsweise
nicht mehr manuell zusammengestellt,
sondern aus dem BIM-Modell automatisch
generiert. DBD-BIM gibt hier die Richtung
vor. Damit lassen sich Bauteile bereits in
der CAD- oder BIM-Software beschreiben
und bauteilorientiert verknüpfen. Daraus
können normenkonforme, produktneutrale
Leistungsbeschreibungen und Kosten
generiert werden. Ein weiterer Trend sind
BIM-Objektdatenbanken, die auch Ausschreibungs-
und Kosteninformationen
bieten sowie Ausschreibungstext-Datenbanken,
die zunehmend BIM-Objekte offerieren.
Langfristig wird wohl auch hier zusammenwachsen,
was zusammengehört.
Anbieter mit Ausschreibungstipps
Übersicht LV-Textdatenbanken
Rubrik „Foren AEC“, „AVA Bauwesen“
Rösel, W./Busch, A.: AVA-Handbuch, Ausschreibung - Vergabe - Abrechnung,
9. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden 2017
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit
Jeder Einzelne von uns kann die Welt zum Besseren
verändern. Helfen wir den Menschen in Äthiopien
sich selbst zu helfen und die Armut zu besiegen!
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