architektur Fachmagazin Ausgabe 5 2019
gruene Architektur - Architektur Fachmagazin - Architekten - 2019 - Projekte - gruener Leben - Naturmaterialien - Planer - Ingenieure - Lesen - Zeitschrift - Bau - Interior Design - Sanitär - Baustoffe - Licht
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45<br />
Magazin<br />
Gernot Bohmann,<br />
Harald Gründl<br />
& Martin Bergmann<br />
© Elfi Semotan<br />
Der lange Weg in eine<br />
bessere Zukunft<br />
Selten hört man von Erfindungen – die noch<br />
dazu bereits von der Industrie produziert<br />
werden können – die ein Wesentliches zur<br />
Verbesserung der Umweltsituation auf unserem<br />
Planeten beitragen. Die Präsentation von<br />
Save! war Grund genug für <strong>architektur</strong>, sich<br />
mit einem der Entwickler, mit Harald Gründl<br />
vom Designbüro EOOS zu unterhalten.<br />
Welche Beweggründe hat ein Designer, sich<br />
mit der Rettung der Welt zu beschäftigen?<br />
Dieses Produkt, diese Entwicklung, stellt einen<br />
Paradigmenwechsel in der Sanitärindustrie<br />
dar. 2008 haben wir von EOOS beschlossen,<br />
unsere Kräfte systemischer und nachhaltiger<br />
einzusetzen. Denn Designer werden meist nur<br />
nach einem Produkt gefragt, zum Beispiel einer<br />
Badewanne. Aber kein Mensch überlegt<br />
sich, wie wird das Wasser erwärmt und was<br />
passiert mit dem Abwasser.<br />
Ist das so eine Art Tunnelblick des Designs,<br />
nicht im Kontext zu arbeiten?<br />
Das sind nicht nur die Designer, sondern<br />
auch die Industrien, die nicht vernetzt funktionieren<br />
oder denken.<br />
Wie ging es dann weiter?<br />
Wir haben damals beschlossen, zwar auch<br />
weiterhin isoliert über Dinge nachzudenken<br />
– aber nicht mehr ausschließlich. Ich bin<br />
dann in die Schweiz gefahren, auf die ETH<br />
Zürich zur Eawag und habe dort die führende<br />
Abwasserwissenschaftlerin gefragt: „Ich<br />
bin Designer, könnt ihr uns für irgendetwas<br />
gebrauchen?“ „Ja“, hat sie gesagt, „entwirf<br />
ein Urinseparationsklo und schau, dass es<br />
jemand herstellt.“<br />
Ich habe fast zehn Jahre gebraucht, um dieses<br />
Versprechen einzulösen – aber ich habe<br />
es geschafft!<br />
Glauben Sie, dass die Probleme bezüglich<br />
Ressourcen, Klima etc, die wir haben, nicht<br />
genügend kommuniziert werden?<br />
Nein, am Wissen über die Probleme liegt es<br />
nicht. Das Stickstoffproblem der Erde ist allerdings<br />
vielleicht nicht wirklich genug bekannt,<br />
schließlich ist es noch alarmierender<br />
als der Klimawandel.<br />
Wieso handeln die Menschen dann nicht<br />
entsprechend? Sind wir zu dumm?<br />
Eine starke Verhaltensänderung benötigt<br />
sicherlich Courage. Niemand zerstört absichtlich<br />
die Welt, aber unser Konsumverhalten<br />
ist dann doch ein großes Problem. Es<br />
braucht ein Zusammenwirken von Politik,<br />
Industrie und natürlich Design und Architektur.<br />
Ein nachhaltiges Abwassersystem<br />
ist eine Infrastrukturentscheidung, keine<br />
individuelle Konsumentscheidung. Unsere<br />
Toilette Save! ist eine Systemkomponente<br />
die eine nachhaltige Abwasserlösung<br />
ermöglicht. Statt Algenteppichen im Küstenbereich<br />
können wir mit den Nährstoffen<br />
besser die Felder düngen! Ja, vielleicht sind<br />
wir wirklich zu dumm, wenn wir das nicht<br />
schnell umsetzen.<br />
Ist dieses Gebiet der Produktentwicklung<br />
für eine „grüne“ Zukunft, nicht auch ein riesiges<br />
Geschäftsfeld?<br />
Natürlich, aber Pioniere müssen auf die Ernte<br />
manchmal länger warten. Aufgrund der<br />
Dringlichkeit des Systemwandels sollte es<br />
jetzt aber schneller gehen. Es gibt viel zu<br />
tun für das Design.