architektur Fachmagazin Ausgabe 5 2019
gruene Architektur - Architektur Fachmagazin - Architekten - 2019 - Projekte - gruener Leben - Naturmaterialien - Planer - Ingenieure - Lesen - Zeitschrift - Bau - Interior Design - Sanitär - Baustoffe - Licht
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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />
52<br />
<strong>architektur</strong>szene<br />
Hans Hollein<br />
Architekt, Designer und Künstler<br />
„Alles ist Architektur“ ist der Slogan, mit dem Hans Hollein in die Geschichte einging.<br />
Tatsächlich war der Wiener nicht nur Architekt. Er wurde auch als Designer,<br />
Aussteller und Raumkünstler angesehen. Vielseitigkeit war bei Hollein Programm.<br />
Experimente gehörten zu seinem Tagesgeschäft. Damit schaffte er es, auch in<br />
Bezug auf Nachhaltigkeit Akzente zu setzen. Herausragend ist dabei vor allem die<br />
Zusammenarbeit mit Walter Pichler. Mit ihm schuf er immer wieder Situationen, die<br />
mit der Wirkung des Raums spielten. Enge und Breite sowie Weite und Höhe machte<br />
sich dieser Doyen der Architektur zunutze.<br />
Text: Dolores Stuttner<br />
Hans Hollein wurde in Wien geboren und<br />
war in der Hauptstadt Österreichs auch zu<br />
Hause. Da verwundert es nicht, dass viele<br />
seiner Bauten hier zu finden sind. In Wien<br />
gehört das 1990 eröffnete Haas Haus im<br />
1. Wiener Gemeindebezirk wohl zu den bekanntesten<br />
Bauten Holleins. Mit seinem<br />
einzigartigen Stil eckte der modernistische<br />
Bau durchaus an und sorgt noch heute für<br />
Diskussionen. Nicht umsonst wurde das<br />
Haas Haus als „Eckhaus der Nation“ bezeichnet.<br />
Mittlerweile ist es mit seiner unverkennbaren<br />
Fassade ein angesehener<br />
Klassiker postmoderner Architektur. Seit<br />
2012 steht das ursprünglich als Bausünde<br />
verschriene Gebäude unter Denkmalschutz.<br />
Bekannt war der Architekt nicht<br />
nur in Wien. Er machte sich vor allem international<br />
einen Namen. So entwarf er unter<br />
anderem die amerikanische Botschaft in<br />
Moskau, das Nationalmuseum Ägyptischer<br />
Zivilisation in Kairo und das Museum für<br />
Glas und Keramik in Teheran. Mit seinen<br />
Projekten schaffte er es, die Baubranche<br />
wieder mit Sinnlichkeit und Emotionalität<br />
zu verknüpfen.<br />
Geordneter Stilbruch<br />
Drastische Effekte scheute Hans Hollein<br />
nicht – Individualität und der Wiedererkennungswert<br />
standen bei seinen Projekten<br />
stets im Vordergrund. Sein Anliegen bestand<br />
auch darin, die Bauwerke der Umgebung<br />
anzupassen. Der Architekt und<br />
Stadtplaner arbeitete gerne mit Bezügen<br />
und betrachtete seine Bauwerke stets im<br />
Kontext des bebauten Raums. Er brachte<br />
mit seinem Spiel der Elemente Harmonie in<br />
den Raum.<br />
Hans Hollein, Haas-Haus, Wien, AT, 1985-1990, Baustelle 1989<br />
Architekturzentrum Wien, Sammlung<br />
Foto: Margherita Spiluttini<br />
Hans Hollein plante gerne fernab der Konventionen.<br />
Jenseits geltender Regeln wollte<br />
er der Architektur zu neuer Blüte verhelfen.<br />
Dafür bediente er sich schon mal gewagter<br />
Visionen – so plante er, die Stadt Wien mit<br />
Felsformationen zu überbauen. Letzten Endes<br />
beschränkte sich sein Schaffen in der<br />
Hauptstadt aber auf einzelne Gebäude –<br />
mit seinen Maßnahmen prägte er das Ortsbild<br />
Wiens trotzdem maßgeblich. Hollein<br />
verewigte sich unter anderem an der Albertina.<br />
Nach der Renovierung der grafischen<br />
Sammlung im Jahr 2001 schrieb die Stadt<br />
Wien einen Wettbewerb aus. Das Gebäude<br />
© Margherita Spillutini<br />
sollte ein neues Wahrzeichen bekommen.<br />
Hollein hob sich mit seinem Entwurf eines<br />
Flugdachs von seiner Konkurrenz ab. Auch<br />
hier bediente er sich einer modernen – und<br />
dabei nicht minder kritisierten – Form und<br />
kreierte inmitten historischer Bauten einen<br />
Stilbruch. Die Rampe zerteilt mit einer<br />
Länge von 53 Metern und einer Breite von<br />
12 Metern den Abschnitt vor dem Museum<br />
und ragt ins Stadtgebiet hinein. Als Symbol<br />
für Geschwindigkeit und Zukunft fungiert<br />
das Dach nunmehr als neues Wahrzeichen<br />
der Sammlung.