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architektur Fachmagazin Ausgabe 5 2019

gruene Architektur - Architektur Fachmagazin - Architekten - 2019 - Projekte - gruener Leben - Naturmaterialien - Planer - Ingenieure - Lesen - Zeitschrift - Bau - Interior Design - Sanitär - Baustoffe - Licht

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FACHMAGAZIN<br />

WISSEN, BILDUNG, INFORMATION FÜR DIE BAUWIRTSCHAFT<br />

Erscheinungsort Perchtoldsdorf, Verlagspostamt 2380 Perchtoldsdorf. P.b.b. 02Z033056; ISSN: 1606-4550<br />

05<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Grüne Architektur<br />

<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

05 <strong>2019</strong><br />

Juni/Juli <strong>2019</strong><br />

Grüne<br />

Architektur<br />

© Adobe Stock/Reicher


duscholux.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

3<br />

Editorial<br />

Genügt grüne Architektur?<br />

Grün oder blau, das ist die Frage. Vom Weltraum aus, von der ISS Raumstation,<br />

sieht unser Planet Erde – wegen der großen Wasserflächen<br />

– blau aus. Wir auf der Erde bezeichnen ihn als grünen Planeten. Grün<br />

ist für uns die Lebensgrundlage, ohne grüne Pflanzen entsteht kein<br />

Sauerstoff und das Leben auf der Erde würde versiegen.<br />

Was tun wir, was tut die Architektur, damit<br />

die Erde grün bleibt? Genügt es „grüne Architektur“<br />

(mit all ihren Ausprägungen) zu<br />

entwerfen, zu errichten? Oder müssen wir<br />

unseren Lebensstil grundlegend ändern,<br />

damit wir weiterhin grün sehen können?<br />

Wenn wir wie bisher die Ozeane mit Plastik<br />

zumüllen, wird der Planet bald nicht<br />

einmal mehr von oben blau aussehen. Urbane<br />

Agglomerationen kämpfen zurzeit mit<br />

den Hitzeinseln und im Moment scheint die<br />

Ampel für die Vorwärtsbewegung unserer<br />

Zivilisation bereits auf Orange zu stehen,<br />

der „point of no return“ ist nahe. Warten wir<br />

nicht, bis sie auf Rot umschaltet!<br />

Viele Beispiele von Architektur und Innovation<br />

zu diesem Thema enthält diese<br />

<strong>Ausgabe</strong> des <strong>Fachmagazin</strong> <strong>architektur</strong><br />

– alle versuchen einen kleinen Beitrag<br />

zur Verbesserung und zum Erhalt unserer<br />

(noch) grünen oder blauen Erde zu leisten.<br />

Ob durch das Aufgreifen und Aufwerten<br />

bereits vorhandener Bausubstanz, durch<br />

begrünte Fassaden und Architektur, durch<br />

Vermeidung von unnötigen Klimatisierungen,<br />

durch passiven Energietransfer, durch<br />

Bildung, durch Dachgärten, Pocket-Parks,<br />

Parklets, Urban Gardening oder die (fast)<br />

ausschließliche Verwendung von Holz oder<br />

Lehm als ressourcenschonender Baustoff<br />

– alle Wege führen nach Rom, wie man so<br />

schön sagt. Die Palette der Möglichkeiten in<br />

der Architektur, einen Beitrag zur Nachhaltigkeit<br />

zu leisten, ist groß und wird ständig<br />

breiter. Im Großen und Ganzen gilt aber:<br />

Weniger und bescheidener ist manchmal<br />

mehr und auch besser!<br />

Neben den diesmal – aufgrund der gerade<br />

erwähnten Beispiele und auch Fragen<br />

– sehr aktuellen und auch vielfältigen Projektberichten<br />

erwarten Sie in dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

auch ein gut bestücktes Potpurrie an<br />

internationalen Beispielen im Magazinbereich,<br />

interessante Fachberichte zum Thema<br />

Brandschutz und Lehmbau sowie die<br />

gewohnten Kolumnen.<br />

Viel Spaß beim Lesen und eine angenehme<br />

Sommerpause im hoffentlich noch nicht zu<br />

heißen Sommer wünscht Ihnen<br />

Peter Reischer<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

Editorial 03<br />

Start 06<br />

Die Zukunft einer grünen Architektur<br />

Magazin 10<br />

Die flexible Wohnkapsel 46<br />

die Architektur der Zukunft?<br />

Architekturszene 52<br />

Bau & Recht 54<br />

Pocket-Parks 56<br />

Grüne Stadtoasen<br />

Grüne Architektur 60<br />

Ein biomimetischer Wald 64<br />

Palingenesis / Paris /<br />

Vincent Callebaut Architectures<br />

Grüner Flughafen 70<br />

Oslo International Airport /<br />

Gardermoen / Nordic –<br />

Office of Architecture<br />

Die Verlassenheit von Weihai 76<br />

Rocknave Teahouse / Weihai,<br />

Shandong / Trace Architecture Office<br />

(TAO)<br />

Ein Baumhaus als 80<br />

urbaner Wohnraum<br />

25 Verde / Turin, Italien / Luciano Pia<br />

Zurück zur Natur 86<br />

Alnatura Arbeitswelt / Darmstadt /<br />

haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Geformt aus Erde 94<br />

Lehm als Baustoff<br />

Licht 96<br />

Produkt News 98<br />

edv 130<br />

AVA-Textdatenbanken<br />

4<br />

64 70<br />

80<br />

76<br />

86<br />

Inhalt<br />

MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Laser Verlag GmbH; Hochstraße 103, A-2380 Perchtoldsdorf, Österreich<br />

CHEFREDAKTION Ing. Walter Laser (walter.laser@laserverlag.at) n REDAKTIONSLEITUNG mag. arch. Peter Reischer (rp)<br />

MITARBEITER Linda Pezzei, Dolores Stuttner, Mag. Heidrun Schwinger, DI Marian Behaneck, Mag. Matthias Nödl, Julia Mörzinger, Edina Obermoser<br />

GESCHÄFTSLEITUNG Silvia Laser (silvia.laser@laserverlag.at) n LTG. PRODUKTREDAKTION Nicolas Paga (nicolas.paga@laserverlag.at) Tel.: +43-1-869 5829-14<br />

MEDIASERVICE RETAILARCHITEKTUR Marion Allinger (marion.allinger@laserverlag.at)<br />

GRAFISCHE GESTALTUNG Andreas Laser n WEB Michaela Strutzenberger n LEKTORAT Helena Prinz n DRUCK Bauer Medien & Handels GmbH<br />

ABONNEMENTS Abonnement (jeweils 8 <strong>Ausgabe</strong>n/Jahr): € 86,- / Ausland: € 106,-, bei Vorauszahlung direkt ab Verlag n Studentenabonnement (geg. Vorlage einer gültigen Inskriptionsbestätigung):<br />

€ 56,- / Ausland: € 83,- (Das Abonnement verlängert sich automatisch, sofern nicht mind. 6 Wochen vor Erscheinen der letzten <strong>Ausgabe</strong> eine schriftliche Kündigung bei uns einlangt.)<br />

EINZELHEFTPREIS € 12,- / Ausland € 13,50<br />

BANKVERBINDUNG BAWAG Mödling, Konto Nr. 22610710917, BLZ 14000, IBAN AT 87 1400022610710917, BIC BAWAATWW n Bank Austria, Konto Nr. 51524477801, BLZ 12000<br />

IBAN AT 231200051524477801, BIC BKAUTWW; UID-Nr. ATU52668304; DVR 0947 270; FN 199813 v; n ISSN: 1606-4550<br />

Mit ++ gekennzeichnete Beiträge und Fotos sind entgeltliche Einschaltungen. Die Redaktion haftet nicht für unaufgefordert eingesandte Manuskripte und Fotos. Berichte, die nicht von einem Mitglied<br />

der Redaktion gekennzeichnet sind, geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

DRUCKAUFLAGE 12.000 n ÖAK GEPRÜFTE VERBREITETE AUFLAGE 11.155 (Jahresschnitt 2018) n Österreichs meist verbreitete Architektur-Fachzeitschrift


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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

6<br />

Start<br />

Die Zukunft einer<br />

grünen Architektur<br />

Ständig wird (oder soll) Architektur effektiver, nachhaltiger werden, ständig<br />

entwickeln Wissenschaftler neue Konzepte zur Bekämpfung des Klimawandels:<br />

Spiegel im Weltraum halten die Sonnenstrahlung von der Erde fern, eine künstlich<br />

erzeugte Algenblüte frisst CO 2 auf – so klingen Geoengineering- oder Climateengineering-Pläne,<br />

mittels derer die Erderwärmung und damit der Klimawandel<br />

durch eine künstliche Manipulation aufgehalten werden soll. Die Auswirkungen<br />

solcher Eingriffe sind bisher zumeist nur theoretisch oder unzureichend erforscht.<br />

Text: Peter Reischer Illustrationen: Nicholas Stathopoulos<br />

Tatsache ist aber, dass der Mensch immer noch versucht,<br />

die Natur und die Architektur, die Schöpfung an sich anzupassen,<br />

statt sich endlich der Realität anzupassen. Diese<br />

Unbelehrbarkeit hat Nicholas Stathopoulos zum Anlass<br />

genommen, ein dystopisches Märchen über eine mögliche,<br />

immer wahrscheinlicher werdende Zukunft der Architektur<br />

zu entwerfen. Die Erzählung spielt in 100 Jahren.<br />

Früher Morgen 07.15 – Eine starke Windböe trifft<br />

Vater und Sohn, als das Frachtschiff v34 über<br />

ihre Köpfe hinweg fliegt und etwas, das wie ein<br />

künstlicher Wald aussieht, zu einem in der Nähe<br />

gelegenen Museum bringt.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

7<br />

Start<br />

Ein neuer Werkstoff für alle Oberflächen<br />

www.pandomo.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

8<br />

Start<br />

„Vor langer Zeit“, erzählt ein Mann seinem<br />

Sohn, während beide mit schweren Atemschutzgeräten<br />

und Schutzanzügen auf<br />

einer Hafenmauer sitzen, „war der Planet<br />

Erde von vielen Hügeln und großen Wäldern<br />

bedeckt. Sie existierten damals noch außerhalb<br />

unserer Museen. Wir kletterten auf<br />

diese Berge und konnten auch die Sonnenuntergänge<br />

sehen.“<br />

In dieser Geschichte sind die Wälder verschwunden<br />

und die Berge von Abgasen,<br />

Staub und Rauch verhüllt. Die Natur hat aufgehört<br />

zu existieren und eine Welt ähnlicher<br />

einer Marslandschaft zurückgelassen. Eltern<br />

erzählen ihren Kindern nur noch die Geschichten<br />

von Wäldern, Wiesen und Bergen,<br />

wie sie einst waren. Die Kinder staunen und<br />

können sich das nicht mehr vorstellen. Hunderte<br />

Jahre hat man die Natur und Mutter<br />

Erde als gegeben und selbstverständlich erachtet.<br />

Sie wurde sehenden Auges zerstört,<br />

Hektar Waldflächen verdorrten und wurden<br />

von Käfern gefressen, Städte expandierten<br />

und verbrauchten die natürlichen Ressourcen.<br />

Die Menschheit ignorierte die Zeichen<br />

des Klimawandels und als es ernst wurde –<br />

war es zu spät. Das Grün verschwand und<br />

Staubwolken hüllten alles ein.<br />

In dieser Welt werden von Menschen künstlich<br />

erzeugte „Naturstücke“ produziert, in<br />

Museen gebracht und können so besichtigt<br />

werden. Diese Superstrukturen beinhalten<br />

die Schätze einer Vergangenheit und sollen<br />

die Schönheit der Erde, wie man sie früher<br />

als selbstverständlich ansah, repräsentieren.<br />

In dieser zukünftigen Welt reisen nun<br />

Tausende herum, um diese architektonischen<br />

Megastrukturen und mit ihnen das,<br />

was einmal Natur gewesen war, zu bestaunen:<br />

Denkmäler einer Vergangenheit.<br />

Mittag 12.00 – Vater und Sohn nähern sich einem Denkmal, das an die grünen Berge<br />

und die verschwundenen Gletscher erinnern soll.<br />

Nachmittag 14.00 – Ein Museum von Hügeln, Tälern und landwirtschaftlichen Flächen,<br />

eingebettet in Aussichtsterrassen und Warnschilder.<br />

Abenddämmerung – Kann das eine Pflanze sein?<br />

Nicholas Stathopoulos ist ein Konzeptkünstler.<br />

Der aus Griechenland stammende,<br />

in Australien, Melbourne lebende<br />

Architekt, Designer und Illustrator hat<br />

seine Architekturausbildung an der Architecture<br />

RMIT University absolviert.<br />

Seine Arbeiten befassen sich intensiv<br />

und immer wieder mit den Problemen<br />

des Klimawandels und wollen zum Nachdenken<br />

anregen. Mit flauen Tönen und<br />

einer pastellähnlichen Farbpalette gestaltet<br />

er nostalgische Bilder einer immer<br />

möglicher scheinenden Zukunft. Der<br />

Mensch spielt in ihnen nur noch eine unbedeutende,<br />

winzige Rolle.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

10<br />

Magazin<br />

Die 13. Auflage<br />

Im Mai fand zum 13. Mal das „Architektenkochen“ als „Brückenschlag zwischen<br />

Architektur, Kulinarik und geselligem Beisammensein unter Kollegen“<br />

im Miele Experience Center in Wien statt.<br />

Fotos: Andreas Laser<br />

Was vor Jahren als spontane Idee begann, ist mittlerweile<br />

zweimal im Jahr zum Fixpunkt geworden: Das<br />

Architektenkochen, organisiert vom Laser Verlag<br />

und Miele, bei dem jedes Mal von einer handverlesenen<br />

Gruppe von kochwilligen Leserinnen und Lesern<br />

des <strong>Fachmagazin</strong>s <strong>architektur</strong> – unter der Anleitung<br />

von Profikoch Roman Rosmanith – ein 5 Gänge Menü<br />

gekocht wird.<br />

Ausgangsbasis für das Werken in der voll ausgestatteten<br />

Praxisküche in der Miele Galerie in Wien 23<br />

waren wie immer für jede Speise ein entsprechendes<br />

Rezept und die dafür erforderlichen Zutaten in handelsüblichem<br />

Zustand. Darauf basierend wurden die<br />

einzelnen Gänge in kleinen Gruppen in kulinarische<br />

Köstlichkeiten umgesetzt.<br />

Den Abschluss der geselligen Küchenarbeit bildete<br />

wie gewohnt das gemeinsame Essen, wo die einzelnen<br />

Kochgruppen regen Zuspruch und viel Beifall erhielten.<br />

So wie bei allen bisherigen Veranstaltungen<br />

kam auch das Netzwerken nicht zu kurz – die Gespräche<br />

unter Kolleginnen und Kollegen fanden erst lange<br />

nach dem letzten Gang ihren Ausklang.<br />

Gemeinsames Kochen, Essen und Trinken verbindet<br />

– im Herbst <strong>2019</strong> ist ein weiterer „Brückenschlag<br />

zwischen Architektur, Kulinarik und geselligem Beisammensein<br />

unter Kollegen“ geplant. Interessenten<br />

mit und ohne Kocherfahrung – aber Begeisterung<br />

am Kochen, Essen, Trinken und Netzwerken – können<br />

sich unter folgenden Kontaktdaten informieren<br />

und anmelden: silvia.laser@laserverlag.at oder unter<br />

T +43 (0)1 869 58 29 16. Die Teilnahme ist selbstverständlich<br />

kostenfrei.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

GEBERIT ONE<br />

11<br />

Magazin<br />

DAS BESTE<br />

AUS ZWEI WELTEN<br />

WIRD EINS<br />

Geberit entwickelt sich stetig und mit Erfolg weiter. Nun machen<br />

wir den nächsten Schritt und vereinen Know-how hinter der Wand<br />

mit Designkompetenz vor der Wand. So schaffen wir mit Geberit<br />

ONE voll integrierte, technisch wie ästhetisch clevere Lösungen.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

12<br />

Magazin<br />

Erinnerungen und kulturelle Identität<br />

Warum entscheiden sich Designer oder<br />

Kunsthandwerker bei ihren Projekten<br />

für bestimmte Materialen oder Verarbeitungstechniken?<br />

Ob naturnahe Verfahren<br />

oder ungewöhnlich zusammengesetzte<br />

Baukörper – unterschiedliche<br />

Ansätze drücken individuelle Werte<br />

aus, wecken Erinnerungen an vergangene<br />

Zeiten oder spiegeln kulturelle<br />

Identität wider.<br />

Wie ausdrucksstarke Konzepte und detailverliebte<br />

Umsetzung Hand in Hand gehen,<br />

zeigten 25 Nachwuchskünstler im Förderareal<br />

Talents sowie die Gewinner des renommierten<br />

Design-Wettbewerbes FORM vom<br />

29. Juni bis 1. Juli <strong>2019</strong> auf der Tendence.<br />

Fotos: Messe Frankfurt Exhibition GmbH / Pietro Sutera<br />

Mit dem Förderprogramm Talents gab die<br />

Messe Künstlern aus den Bereichen Design,<br />

Kunsthandwerk und Schmuck eine Bühne.<br />

An allen drei Messetagen konnten sie ihre<br />

Unikate und Produktserien kostenfrei ausstellen<br />

und sich dabei mit wichtigen Entscheidern<br />

der internationalen Design- und<br />

Konsumgüterbranche vernetzen. Die ausgewählten<br />

Talente präsentierten sich im direkten<br />

Umfeld der Ausstellung FORM <strong>2019</strong>,<br />

die prämierte zeitgenössische Produkte im<br />

Spannungsfeld zwischen Kunsthandwerk<br />

und Design zeigte. Insgesamt 25 nationale<br />

und internationale Talente stellten im Förderareal<br />

Modern Craft in diesem Jahr aus<br />

und erzählten mit ihren Werken Geschichten,<br />

riefen vergessene Zeiten ins Gedächtnis<br />

oder drückten Einstellungen und Identitäten<br />

aus.<br />

www.messefrankfurt.com<br />

www.tendence.messefrankfurt.com<br />

Die Trends der Outdoor-Saison<br />

Vom 1. bis zum 3. September <strong>2019</strong> präsentiert<br />

die spoga+gafa, die weltweit<br />

größte Gartenmesse, wieder aktuelle<br />

Trends und Themenwelten der grünen<br />

Branche. Die Angebotsvielfalt reicht<br />

dabei von trendigen Outdoor-Möbeln<br />

und Design für die Gartenausstattung<br />

über smarte Gartengeräte, Hightech-Grills<br />

und Outdoor-Küchen bis<br />

hin zu dekorativen Accessoires für das<br />

Leben im Freien.<br />

Als übergreifenden Trend greift die Messe in<br />

diesem Jahr das zukunftsweisende Thema<br />

„City Gardening“ auf und setzt damit neue<br />

Akzente bei der Gestaltung und Ausstattung<br />

des grünen Wohnzimmers. Mehr und mehr<br />

Menschen zieht es in die Stadt und dort wollen<br />

sie auf ihr eigenes Grün und Entspannung<br />

unter freiem Himmel nicht verzichten. Denn<br />

für Stadtbewohner werden begrünte Orte<br />

als Rückzugsort im hektischen Alltag immer<br />

wichtiger. Der Garten gibt den Menschen<br />

ein Gefühl von Sicherheit und Zuhause und<br />

bekommt so eine ganz neue Bedeutung. Es<br />

blüht und gedeiht in kleinen Gärten und auf<br />

immer mehr Balkonen und Dachterrassen.<br />

Zahlreiche Aussteller zeigen auf der diesjährigen<br />

Messe ihre Neuheiten für die Nutzung<br />

dieser urbanen Freiräume.<br />

www.koelnmesse.de<br />

spoga+gafa vom 1. bis zum 3. September<br />

<strong>2019</strong> in Köln<br />

Fotos: Koelnmesse


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

200 Jahre<br />

Wienerberger<br />

Was 1819 als kleine Ziegelmanufaktur<br />

im Süden Wiens begann, ist mittlerweile<br />

zum Weltmarktführer und<br />

internationalen Baustoff-Konzern<br />

herangewachsen.<br />

13<br />

Wienerberger AG-Vorstand Heimo Scheuch<br />

Anlässlich dieses 200-jährigen Jubiläums<br />

luden die Wienerberger AG-Vorstände Heimo<br />

Scheuch, Willy van Riet und Solveig<br />

Menard-Galli sowie Wienerberger Österreich-Geschäftsführer<br />

Mike Bucher und Pipelife<br />

Austria-Geschäftsführer Franz Grabner<br />

Geschäftspartner, prominente Gäste<br />

und Mitarbeiter in die Wiener St. Marx-Halle<br />

zur großen Gala-Feier.<br />

Burgschauspieler Peter Matić führte die<br />

rund 2.000 Anwesenden im Rahmen eines<br />

Rückblickes durch die Geschichte des weltweit<br />

erfolgreichen Konzerns: Von den Anfängen<br />

bis in die Gegenwart – Wienerberger<br />

ist mittlerweile der größte Ziegelproduzent<br />

(Porotherm, Terca) weltweit und Marktführer<br />

bei Tondachziegeln (Koramic, Tondach)<br />

in Europa sowie bei Betonflächenbefestigungen<br />

(Semmelrock) in Zentral-Osteuropa.<br />

Bei Rohrsystemen (Steinzeugrohre der Marke<br />

Steinzeug-Keramo und Kunststoffrohre<br />

Magazin<br />

Fotos: Wienerberger AG<br />

der Marke Pipelife) zählt das Unternehmen<br />

zu den führenden Anbietern in Europa. Mit<br />

gruppenweit 195 Produktions standorten<br />

erwirtschaftete Wienerberger im Jahr 2018<br />

einen Umsatz von 3,3 Mrd. Euro.<br />

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schafft, mit maximaler Transparenz mehr Helligkeit und Komfort bietet und mit maximaler<br />

Nachhaltigkeit zum Klimaschutz beiträgt – das ist ein Fenster für die Stadt der Zukunft.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

14<br />

Magazin<br />

Der Hybrid-Geschossbau<br />

Holzkonstruktionen kombiniert mit Deckensystemen aus Beton bilden beim Bau<br />

mehrstöckiger Gebäude eine Erfolg versprechende Kombination. Die als Hybridbauweise<br />

bezeichnete Art ermöglicht Geschosshöhen, an die beim Bauen mit Holz<br />

vorher nicht zu denken war.<br />

Fotos: Dennert<br />

Im Heilbronner Stadtteil Neckarbogen steht das<br />

derzeit höchste aus Holz gebaute Haus Deutschlands.<br />

Mit seinen 34 Metern und zehn Stockwerken<br />

ragt „Skaio“, Deutschlands momentan höchstes<br />

Holzhochhaus, in den Himmel und beweist, welche<br />

Möglichkeiten die Hybridbauweise eröffnet. Mit Holz<br />

alleine wären Gebäude dieser Größe schon aus Gründen<br />

des Brandschutzes nicht zu verwirklichen. Doch<br />

in Kombination mit Beton kommen die spezifischen<br />

Vorteile beider Materialien zum Tragen.<br />

Grundlage bildet der Holzskelett- und Rahmenbau.<br />

In der Kombination von Raumdecken aus Beton mit<br />

Holz als vertikale Elemente profitieren Holzhäuser<br />

von den besseren Schall- und Brandschutz-Eigenschaften<br />

des Materials Beton. Trittschall ist dann<br />

kein Thema mehr, die Gebäude gewinnen an Stabilität,<br />

da die Betondecke nicht schwingt – selbst dann<br />

nicht, wenn sie punktuell stark belastet wird.<br />

Ein Betonfertigteil-Spezialist aus Deutschland hat<br />

nun für den Hybridbau eine bereits im Massivbau<br />

bestens bewährte Raumklima-Decke weiterentwickelt.<br />

Sie ist in den Brandschutzklassen REI 30, REI<br />

60 und REI 90 erhältlich und verfügt über erstklassige<br />

Schalldämmeigenschaften. Mit diesen Betondecken<br />

lassen sich Spannweiten von bis zu sieben Me-<br />

tern überbrücken. Sie haben – je nach Ausführung<br />

– eine Stärke von nur 20 oder 24 Zentimetern. Unterm<br />

Strich wiegen sie weniger als Varianten aus Holz,<br />

die eine vergleichbare Schalldämmung und Brandschutzklasse<br />

aufweisen. Mit einem entsprechenden<br />

Rohrsystem ausgestattet, können sie Wohnungen<br />

heizen, kühlen und lüften. Raumklima-Decken mit ihrem<br />

hohen Anteil an Strahlungswärme sorgen dabei<br />

für einen schnelleren Baufortschritt und später für<br />

ein Plus an Wohnqualität. Es ist eine behagliche Wärme<br />

mit einem hohen Anteil an Wärmestrahlung. An<br />

heißen Sommertagen fungieren die Leitungen, mit<br />

kaltem Wasser gefüllt, als Kühlung.<br />

Jedes Element wird individuell nach Plan vorgefertigt.<br />

Die Hohlräume können für Versorgungs- und<br />

Kabelkanäle genutzt werden. Ausgestattet mit Ringankern,<br />

werden die Elemente montagefertig angeliefert<br />

und per Vergussverfahren – oder idealerweise<br />

mithilfe eines patentierten Verschluss-Systems – trocken<br />

verbaut. Die Decken sind sofort begeh- und belastbar,<br />

müssen weder verkleidet noch verputzt werden.<br />

Vor Ort benötigt man für die Montage von 100<br />

Quadratmetern etwa drei Stunden. Und der Wohnkomfort,<br />

der so entsteht, ist weder mit Holz noch mit<br />

Beton allein zu erzielen.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

15<br />

Magazin


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

16<br />

Magazin<br />

© www.schreinerkastler.at<br />

Vorzeigeprojekt<br />

In der Marktgemeinde Theresienfeld in Niederösterreich feierte man am 22.<br />

Mai <strong>2019</strong> die Grundsteinlegung zu einem Wohnbauvorhaben, bei dem Ökologie<br />

großgeschrieben wird. Zu den Besonderheiten dieser Wohnhausanlage zählt die<br />

innovative Gebäudetechnik mit thermischer Bauteilaktivierung. Beim Projekt Tonpfeifengasse<br />

handelt es sich um ein Vorzeigeprojekt vom Wohnkonzept über die<br />

Heizungsanlage bis hin zur Gestaltung der Freiräume und Parkplätze.<br />

Zu den Besonderheiten zählt unter anderem das<br />

Heizsystem, das mittels einer hocheffektiven Luftwasserwärmepumpe<br />

auf dem Dach der Gebäude<br />

über die bauteilaktivierten Betondecken die Räume<br />

im Winter wärmt bzw. im Sommer auch kühlt. Außerdem<br />

kommen noch eine Fotovoltaikanlage und Mikrowärmepumpen<br />

zur Warmwassererzeugung zum<br />

Einsatz. Der benötigte Strom wird über die Fotovoltaikanlage<br />

sowie durch die Nutzung von Ökostrom<br />

geliefert. Zusammengenommen ergeben alle diese<br />

Maßnahmen wesentlich geringere Energiekosten für<br />

die künftigen Mieter. Als zusätzliches Angebot wird<br />

es ein eCar-Sharing geben. Ein flexibles Wohnkonzept<br />

soll eine Trennung der Etagen ermöglichen. Mit<br />

ganz geringem Aufwand können aus einer großen<br />

Wohnung zwei kleine gemacht werden.<br />

Der Start für dieses attraktive geförderte Wohnbauvorhaben<br />

in Theresienfeld wurde mit der Grundsteinlegung<br />

im Mai <strong>2019</strong> gesetzt. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft<br />

Arthur Krupp Ges.m.b.H. errichtet<br />

die moderne Wohnhausanlage in Form von vier jeweils<br />

3-geschossigen Wohngebäuden mit insgesamt<br />

28 Wohnungen. Geboten werden 3-Zimmer-Wohnungen<br />

mit rund 70 m² Nutzfläche, Gartenanteil, Terrassen<br />

bzw. Balkonen, 5-Zimmer-Maisonette-Wohnungen<br />

mit ca. 100 m² Nutzfläche und Garten oder<br />

auch zwei Dachgeschosswohnungen mit großen Terrassenflächen.<br />

Hinzu kommen noch Einlagerungsräume<br />

im Erdgeschoss der Häuser, ein Fahrrad- und<br />

Kinderwagenabstellraum und ein zentraler Müllraum<br />

sowie ein Kinderspielplatz und 59 Autoabstellplätze<br />

im Freien. Die Gesamtkosten des Projekts betragen<br />

4,5 Mio. Euro.<br />

VÖZ Vereinigung der Österr. Zementindustrie<br />

T +43 (0)1 714 66 85-23<br />

www.zement.at


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Magazin<br />

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nur durch Größe und Stabilität, sondern auch durch hohe<br />

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brandschutz@peneder.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

18<br />

Magazin<br />

Pflegeleichte<br />

Fassadenbegrünung<br />

Die Sommer werden immer heißer. Dicht verbaute, urbane Gebiete haben daher<br />

mit dem Entstehen von Hitzeinseln zu kämpfen. Durch die Implementierung<br />

von Grünflächen im Stadtraum lässt sich eine Überhitzung der Gebäude und<br />

Straßen verhindern.<br />

Fotos: Dolores Stuttner<br />

Ein vielversprechender Ansatz ist die Fassadenund<br />

Dachbegrünung von Wohnhäusern. Doch ist<br />

die Begrünung von Hausfassaden entlang von Straßenzügen<br />

heute aufwendig und mit hohen Kosten<br />

verbunden. Auch die Abwicklungs- und Genehmigungsprozesse<br />

sind in Städten wie Wien komplex.<br />

Das Projekt „50 grüne Häuser“ will das ändern. Gemeinsam<br />

mit der Stadt Wien entwickelte das interdisziplinäre<br />

Team von tatwort zum ersten Mal eine<br />

Kombi-Lösung für Hausfassaden. Erprobt wird sie<br />

jetzt in Innerfavoriten. Das Ziel der Kampagne ist die<br />

Begrünung von mindestens 50 grünen Häusern im<br />

10. Wiener Gemeindebezirk.<br />

Mit dem Grünfassadenmodul BeRTA – der Name<br />

steht für die Komponenten Begrünung, Rankhilfe,<br />

Trog – soll eine rasche Begrünung kostengünstig<br />

möglich sein. BeRTA ist modular aufgebaut. Dabei<br />

sind die einzelnen Komponenten aufeinander abgestimmt.<br />

Die Basis der Konstruktion bildet ein stabiler<br />

Trog. Nach außen hin ist er robust und widerstandsfähig,<br />

während er den Pflanzen innen Raum zum<br />

Wachstum bietet. Daneben ist das Material leicht zu<br />

reinigen, frostsicher und hält Witterungseinflüssen<br />

stand. Für den Einsatz im öffentlichen Raum und auf<br />

Gehsteigen bringt der Trog also ideale Bedingungen<br />

mit. Je nach Pflanzenart lohnt es sich, eine Rankhilfe<br />

zu installieren. Planern stehen dabei flexible und<br />

starre Konstruktionen zur Verfügung. Gewächse haben<br />

so die Möglichkeit, in die Höhe zu wachsen.<br />

Die Bestandteile der Fassadenbegrünung lassen sich<br />

dem Standort und Gebäude anpassen. Auch sind sie<br />

beliebig erweiterbar. So gibt es Lösungen mit Sitzgelegenheiten,<br />

Vandalismus-Schutz und einer Überwuchsleiste,<br />

die individuelle Bedürfnisse abdecken.<br />

Durch den modularen Aufbau lassen sich verschiedene<br />

Kletterpflanzen einsetzen. Auf dem Konstrukt<br />

kommen lediglich winterharte und langlebige Gewächse<br />

zur Anwendung. Das Team von „50 grüne<br />

Häuser“ wählt die Pflanzen für jedes Objekt individuell<br />

aus und berücksichtigt dabei Beschattung und Himmelsrichtung.<br />

Eine nachhaltige Fassadenbegrünung<br />

ist das Ergebnis. Als Prototyp wurde die Fassadenbegrünung<br />

bereits an einem Wohnhaus in Favoriten installiert.<br />

Bewährt es sich, wird BeRTA wahrscheinlich<br />

ab September käuflich zu erwerben sein.


VORDERSEITE<br />

VELUX Tageslicht-Lösungen<br />

für Schulen und Kindergärten<br />

Helle Räume – helle Köpfe: mehr Konzentration mit Tageslicht<br />

VELUX bringt mit großflächigen Tageslicht-Lösungen eine positive, motivierende Stimmung in Schulen<br />

und Kindergärten. Mit dem flexiblen Oberlichtband VELUX Modular Skylights dringt das natürliche Licht<br />

von oben tief in die Räume der Volksschule Bütze in Vorarlberg: Die Kinder genießen eine völlig neue<br />

Lernatmosphäre mit Wohlfühlcharakter.<br />

Projekt-<br />

Doku<br />

ansehen<br />

commercial.velux.at/<br />

buetze


RÜCKSEITE<br />

Planen Sie<br />

Ihr Projekt<br />

mit uns<br />

Werkshalle GST: Mit der Kraft der Sonne<br />

Energieeffizienz und natürliche Belichtung über das Dach.<br />

Energieeffizienz und beste Tageslichtnutzung waren Prämissen für<br />

das Hallenprojekt des führenden Maschinenbauunternehmens GST.<br />

In der Fertigungshalle sorgt VELUX Modular Skylights als Lichtband<br />

für optimalen Tageslichteinfall von Norden. Die Südseite des Daches<br />

wird mit Photovoltaikmodulen zur Energiegewinnung genutzt. In den<br />

Aufenthaltsräumen gewährleisten VELUX Flachdach-Fenster mit ihrer<br />

großen Tageslichtzufuhr einen hohen Wohlfühlfaktor. Für Architekten<br />

und Bauherren waren die überzeugenden Oberlicht-Lösungen und die<br />

rasche Montage ausschlaggebend für die Umsetzung mit VELUX: So<br />

einfach war Oberlicht noch nie.<br />

VELUX Modular Skylights:<br />

die Oberlicht-Revolution<br />

• Modulares System für große Hallen und<br />

Flachdachflächen im Gewerbe- und Wohnbau<br />

• Mit PV-Modulen kombinierbar<br />

• Einfache Planung (CAD/BIM-Daten als Download)<br />

• 100 % vorgefertigt, einfach schnell montiert<br />

• Geprüftes System, 10 Jahre Garantie<br />

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VELUX Flachdach-Fenster:<br />

die High-End-Lösungen<br />

• Optional mit innovativem Konvex Glas-Design<br />

(mehrfach ausgezeichnet)<br />

• Hervorragende Wärme- und Schalldämmung<br />

• Kombinierbar mit Hitze- und Sonnenschutz<br />

• Ideal für sichtbare Installation im Dach<br />

• Durchsturzsicherheit durch Verbundsicherheitsglas<br />

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Planen Sie unkompliziert mit mehr Tageslicht und frischer Luft. Gerne informieren wir Sie persönlich.<br />

Mehr Information und Ihre Ansprechpartner auf: www.velux.at/gst


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21<br />

Magazin<br />

Dämmung<br />

aus Abfall<br />

Jute ist ein Fasergewächs und eine alte Kulturpflanze. Sie wird biologisch nachhaltig<br />

und sozial ausgewogen auf Schwemmlandböden angebaut. Neben der<br />

Verwendung in der Autoindustrie und im Handwerk wird sie zu hochwertigen<br />

Transportsäcken für Kakaobohnen und andere sensible Lebensmittel verarbeitet.<br />

Jute wächst einjährig und bindet große Mengen an CO 2 .<br />

Fotos: Thermo Natur<br />

So weit, so gut, dachte sich ein Schokoladenhersteller,<br />

der seine Kakaobohnen in<br />

großen Mengen in solchen Jutesäcken geliefert<br />

bekam. Die Säcke wurden üblicherweise<br />

weggeschmissen, verbrannt oder<br />

entsorgt – warum sie nicht weiterverwenden<br />

und ein 100%iges Upcyclingprodukt daraus<br />

erzeugen? Also startete er das Unternehmen<br />

THERMO NATUR zur Erzeugung eines<br />

Hochleistungsdämmstoffes. Die Kakaosäcke<br />

werden zerfasert und die so gewonnenen<br />

Jutefasern unter Zugabe von Soda und einer<br />

langlebigen Stützfaser zu hochwertigen<br />

Matten und Vliesen verarbeitet. Heraus<br />

kommen Produkte, die absolut einzigartig<br />

auf dem Dämmstoffmarkt sind: hygienisch<br />

einwandfrei, schimmelresistent und stark<br />

im sommerlichen Hitzeschutz. Jute ist aufgrund<br />

ihrer robusten Struktur sehr langlebig.<br />

Ihre pflanzliche Kapillarfunktion bei Feuchtigkeit<br />

bewahrt sie auch als Dämmstoff. Das<br />

schafft ein gesundes Raumklima und beugt<br />

auch den Folgen (Schimmel, Sondermüll) eines<br />

industriegesteuerten Dämmwahns vor.<br />

Der Naturdämmstoff erreicht einer Untersuchung<br />

der Materialprüfanstalt Leipzig<br />

zufolge mit 2.350 J/(kgK) die derzeit beste<br />

spezifische Wärmekapazität bei allen auf<br />

dem Markt befindlichen Dämmstoffen. Dies<br />

macht sich vor allem beim sommerlichen<br />

Hitzeschutz deutlich bemerkbar. Mit einem<br />

gemessenen Lambdawert von 0,0356<br />

W/(mK) erreicht die Jutedämmung zudem<br />

sehr gute Dämmwerte, ist wohngesund und<br />

erfüllt alle Anforderungen an den baulichen<br />

Brandschutz. Der konstruktive Aufwand<br />

ist vergleichbar mit einer klassischen Zwischensparrendämmung.<br />

Das Produkt ist<br />

als Platten- und Rollenware erhältlich und<br />

daher sehr flexibel in seiner Handhabung<br />

– bestens geeignet für die Dachdämmung.<br />

Aber auch bei Holzbalkendecken sowie<br />

Außen- und Innenwänden in Holzbauweise<br />

kann dieser hochwertige Dämmstoff eingesetzt<br />

werden.<br />

Neben der hohen Dämmwirkung und dem<br />

wohngesunden Raumklima überzeugen<br />

zahlreiche ökologische Vorteile. Sollte das<br />

Material irgendwann einmal entsorgt werden<br />

müssen, ist das problemlos möglich,<br />

bei der Variante „Plus“ sogar durch Kompostierung.<br />

Da bereits die Herstellung<br />

energetisch wenig aufwendig ist, fällt die<br />

Ökobilanz ausgesprochen positiv aus. Der<br />

Naturdämmstoff ist schnell nachwachsend,<br />

das Vorkommen bei einer Weltproduktion<br />

an Jutefasern von zwei bis drei Millionen<br />

Tonnen pro Jahr schier unbegrenzt.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

22<br />

Magazin<br />

© DOMICO<br />

© pierer.net<br />

Ein inspirierender<br />

Arbeitsplatz<br />

In den letzten 40 Jahren hat sich das Familienunternehmen DOMICO als Spezialist<br />

mit Schwerpunkt Metall etabliert, insbesondere bei Großprojekten mit einem<br />

hohen Anspruch an Design, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.<br />

Fotos: DOMICO<br />

Das spiegelt sich auch in der neuen Firmenzentrale<br />

in Vöcklamarkt wider. Gemeinsam mit Architekt<br />

DI Volkmar Burgstaller wurde auf einem unbebaubar<br />

erscheinenden Gelände neben der Bundesstraße ein<br />

siebengeschossiges Kunden- und Kompetenzzentrum<br />

errichtet.<br />

40 Jahre und € 9 Mio. Investment für Innovation und<br />

Partnerschaft wurden gebührend mit einer Abendgala<br />

am 17. Mai und einem Mitarbeiterfest am 19. Mai<br />

für insgesamt mehr als 700 Gäste gefeiert. Neben einem<br />

Abendprogramm der Spitzenklasse, garniert mit<br />

künstlerischen und artistischen Highlights, gab es<br />

nicht nur Glückwünsche, sondern eine ganz besondere<br />

Ehrung für Firmengründer und Seniorchef Josef<br />

Hummer mit der Auszeichnung „Wirtschaftsmedaille<br />

in Silber“.<br />

Für Mitarbeiter und Kunden schafft die neue Firmenzentrale<br />

ein funktionelles Wohlfühlambiente, das die<br />

Grundwerte des Unternehmens mit offenen, aber flexiblen<br />

Arbeitsbereichen und mit Begegnungszonen<br />

wie Teeküche, Bibliothek und Cafeteria auch architektonisch<br />

umsetzt. Die Arbeitswege sind kurz, auch<br />

Geschoss übergreifend. Der Informationsfluss im Unternehmen<br />

soll smart erfolgen, das Ambiente für Inspiration<br />

und positive Stimmung sorgen.<br />

Das Design des Kommunikationszentrums ist insgesamt<br />

offen und transparent. Durch die 18 m freie<br />

Auskragung des 1. und 2. Stockwerks entsteht eine<br />

ganz besondere Leichtigkeit, welche durch die Edelstahluntersicht<br />

ein edles Finish erhielt. Ein weiteres<br />

Highlight ist die gläserne Treppe, welche die Arbeitsbereiche<br />

transparent vertikal verbindet.<br />

Eine zusätzliche Schulungshalle „Home of Innovation<br />

for Metal Buildings“ ergänzt das neue Kunden- und<br />

Kompetenzzentrum. Auf 800 m 2 gibt es Ausstellungsflächen<br />

sowie Raum, um Praxisschulungen für Metallverarbeiter,<br />

aber auch für Architekten, Studenten und<br />

Schüler anzubieten.<br />

DOMICO Dach-, Wandund<br />

Fassadensysteme KG<br />

T +43 (0)7682 2671-0<br />

office@domico.at<br />

www.domico.at<br />

© Mathias Lauringer


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23<br />

Magazin<br />

Recycling am Times Square<br />

Fotos: FMS Presents<br />

Fernando Mastrangelo scheut nicht die<br />

Öffentlichkeit. Der in Brooklyn wohnende<br />

Künstler hat aus Plastik, Sand<br />

und zerkleinertem Altglas ein kleines<br />

Häuschen entworfen und am Times<br />

Square in NY während des Events „NYC<br />

x Design <strong>2019</strong>“ aufgebaut.<br />

Das Projekt zeigt, wie die Architektur dazu<br />

beitragen kann, den Lebenszyklus von bereits<br />

verbrauchtem Material zu verlängern.<br />

Auf nur 16 Quadratmetern – mit einem kleinen<br />

vorgelagerten Garten – eröffnet sich<br />

ein höhlenartiger Raum, ein Mausoleum und<br />

zeigt, dass die Grenzen von Architekten<br />

und Designern nicht mehr allein physisch<br />

determiniert sind. Recyceltes Plastik diente<br />

dem Künstler für den schillernden Effekt der<br />

dunklen Außenfassade, im Inneren sind die<br />

Wände aus geschrottetem Glas. Ganz hinten,<br />

in blaues Licht getaucht, ergibt sich ein<br />

weiterer Ausblick in einen Garten, der das<br />

Gesamtprojekt zu einer Oase in der Stadt<br />

werden lässt.<br />

Führend in Lüftungs- und Brandschutzsystemen<br />

Eine Symbiose von höchster Lebensqualität bei lebendiger Architektur<br />

THE ICON Vienna beim Wiener Hauptbahnhof<br />

gute Raumluftqualität mit den<br />

X-CUBE Lüftungsgeräten<br />

www.trox.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

24<br />

Magazin<br />

Lehmfeinputz<br />

zum Leben<br />

Lehm wird seit Jahrtausenden zum Bau von Häusern verwendet: Schon Jericho,<br />

eine der ältesten Städte der Menschheit, wurde mit Lehm gebaut, genauso wie<br />

mittelalterliche Fachwerkhäuser hierzulande. Im Zuge der aktuellen Klima- und<br />

Umweltschutz-Debatten bekommen die Vorzüge dieses uralten Materials eine<br />

neue Aktualität. Denn Lehm erweist sich nicht nur bei Produktion und Entsorgung<br />

als völlig bedenkenlos für die Umwelt, der Baustoff sorgt auch in Wohnräumen für<br />

ein gutes Klima.<br />

Fotos: Haga<br />

Je höher beim Lehmputz der Anteil an Ton<br />

ist, desto besser. Denn Ton kann Feuchtigkeit<br />

aufnehmen, speichern und wieder<br />

abgeben – neunmal so viel wie Gips. Dadurch<br />

weisen Innenräume mit Lehmfeinputz<br />

eine konstante Luftfeuchtigkeit auf,<br />

die zwischen 45 und 60 Prozent liegt. Das<br />

sorgt bei Menschen für ein Wohlfühlklima,<br />

verhindert Schimmelbildung und bekommt<br />

auch Holzmöbeln und Treppen aus Holz<br />

gut. Ein weiterer Vorteil des atmungsaktiven<br />

Materials: Es kann Schadstoffe und<br />

Gerüche aus der Raumluft aufnehmen und<br />

binden. Da Ton elektrostatisch neutral ist,<br />

wird in Wohnungen mit Lehmfeinputz weniger<br />

Staub aufgewirbelt. Auch im Hinblick<br />

auf Schall- und Brandschutz weist das rein<br />

mineralische Material gute Werte auf.<br />

Je höher der Tonanteil, desto besser die<br />

Regulierung der Luftfeuchtigkeit und die<br />

Luftreinigung. Wohngesunder Lehmputz<br />

ist außerdem völlig frei von organischen<br />

Zuschlagstoffen oder anderen chemischen<br />

Bestandteilen. Mancher Lehmfeinputz<br />

weist einen besonders hohen Anteil an Ton<br />

auf. Der Grund dafür ist die Herstellung aus<br />

reinem Kaolin (Ton). Er kann im Neubau und<br />

für Renovierungen verwendet werden und<br />

fungiert als Farbe und Putz in einem. Angereichert<br />

mit natürlichen Pigmenten wie<br />

Glimmer, Erd- und Eisenoxiden oder farbigen<br />

Sanden steht eine Palette von vielen<br />

Farbtönen zur Wahl. Gestalterisch lassen<br />

sich mit glatten oder rauen Oberflächenstrukturen<br />

zusätzlich Akzente setzen. Der<br />

ökologische Fußabdruck von Lehmfeinputz<br />

kann sich ebenfalls sehen lassen: Für die<br />

Verarbeitung ist nur wenig Primärenergie<br />

nötig, das Material voll kompostierbar.<br />

Aufgrund der Reinheit des Lehmfeinputzes<br />

und des stark erhöhten Tonanteils ist das<br />

eine interessante Alternative für die natürliche<br />

und wohngesunde Wandgestaltung.<br />

Lehmfeinputz wird in zwei Arbeitsgängen in<br />

einer Gesamtschichtstärke von 2,5 bis drei<br />

Millimetern aufgetragen. Für eine Schicht<br />

von zwei Millimetern sind pro Quadratmeter<br />

ca. 2,4 Kilogramm Lehmfeinputz (Trockenmasse)<br />

nötig. Mindestens zwölf Stunden<br />

vor dem Verputzen muss die Wand mit einer<br />

Mineralputzgrundierung vorgestrichen<br />

werden.


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Mobiler Klimaraum<br />

für die Stadt<br />

Als Weiterentwicklung von „breathe.austria“, dem<br />

österreichischen EXPO Pavillon 2015, schuf das interdisziplinäre<br />

Designteam Breathe Earth Collective<br />

gemeinsam mit der Österreich Werbung die hybride<br />

Waldoase Airship.01. Nach Stationen in Italien, in<br />

Frankreich und auf der „Green Art Tulln“ ist die Installation<br />

noch bis Mitte September im Haupthof des<br />

MuseumsQuartier Wien frei für Besucher zugänglich.<br />

Zwei für Österreich typische Waldökotypen erzeugen in<br />

dem mobilen Stadtmöbel ein atmosphärisches Raumerlebnis.<br />

Die Synergie aus einer Leichtbaukonstruktion, modularer<br />

Verschattung, Ventilatoren und Sprühnebelsystemen<br />

unterstützt die Pflanzen bei der Evapotranspiration und<br />

kühlt somit die Luft um bis zu 6°C – ganz ohne Klimaanlage.<br />

Damit leistet „Airship.01 – Kulturwald“ auch einen Beitrag<br />

zur Reduktion des Urban Heat Island Effekts. Mittlerweile<br />

gibt es bereits drei Airship-Varianten, die sich mit unterschiedlicher<br />

Architektur und Vegetation mit den Themen<br />

Klima, Raum und Luftverschmutzung auseinandersetzen.<br />

www.mqw.at<br />

25<br />

Magazin<br />

Silica ®<br />

Das flexible Linearsystem für dezentes Lichtdesign<br />

in der Office-Beleuchtung.<br />

www.siteco.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

26<br />

Magazin<br />

Der Stadtelefant<br />

Ein 08/15-Bürobau kam für die Wiener Architekten Franz&Sue (auch für den Eigenbedarf)<br />

nicht infrage. Sie entwarfen ihre eigenen Arbeitsbereiche als flexibles<br />

Raumkonzept, das den Zusammenhalt innerhalb des gesamten Gebäudes stärkt<br />

und auf zukünftige Veränderungen problemlos reagieren kann. Den Beinamen<br />

Stadtelefant verdient sich der Bau über seine mächtige Kubatur und die graue<br />

Farbgebung – im Inneren erscheint er aber alles andere als träge, sondern viel<br />

mehr lebendig und voller Energie.<br />

Fotos: Franz&Sue, Andreas Buchberger, Abdul Fattah<br />

Mit dem Projekt im Wiener Sonnwendviertel, einem<br />

Wohnquartier in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs,<br />

beweisen die Planer, dass grüne Architektur<br />

weit mehr als nur ein intelligentes Energiekonzept<br />

bedeuten kann. Hinter der Lochfassade aus Beton<br />

verbergen sich, inspiriert von Wiener Gründerzeitbauten,<br />

wandlungsfähige Grundrisse, die sich in<br />

Clustern organisieren. Über sechs Stockwerke und<br />

ein Dachgeschoss verteilt, ziehen hier offene Arbeitswelten<br />

für die Architekten selbst und ihre Partnerfirmen,<br />

Wohnungen und Gemeinschaftsflächen in<br />

den Multifunktionsbau ein.


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Freie Grundrisse, die bei zukünftigen Umnutzungen<br />

jederzeit flexibel angepasst werden können, verdeutlichen<br />

den Nachhaltigkeitsaspekt des Stadtelefanten.<br />

Franz&Sue verzichten zur Gänze auf tragende<br />

Zwischenwände und Erschließungsbereiche. Die<br />

einzelnen Niveaus werden nur vom Treppenhaus und<br />

den Nasszellen zoniert. Im Parterre befindet sich ein<br />

Lokal, das von den Angestellten als Kantine genutzt<br />

wird und außerdem die Bewohner der Umgebung in<br />

den Bau einlädt und diesen somit belebt und mit der<br />

urbanen Struktur verwebt.<br />

27<br />

Magazin<br />

Neben dem Miteinander und der räumlichen Flexibilität<br />

widmen sich die Architekten dem Thema<br />

Nachhaltigkeit auch über bautechnische Feinheiten.<br />

Sie verzichten auf Hightech und setzen stattdessen<br />

auf intelligente Materialien. Dank dieser kann<br />

die Haustechnik auf ein Minimum reduziert werden.<br />

Die Fertigteilfassade besteht aus zwischengedämmten<br />

Betonelementen. Diese wirken gleichzeitig als<br />

Speichermasse für thermische Energie und sorgen<br />

gemeinsam mit geringer zusätzlicher Kühlung und<br />

Lüftung über die STB-Decken für ein angenehmes<br />

Raumklima. Viele Oberflächen, wie zum Beispiel die<br />

sandgestrahlte Fassade, bleiben unverkleidet, sparen<br />

Zeit und Kosten und machen den Stadtelefanten zu<br />

einem grünen oder viel mehr bunten und zukunftsweisenden<br />

Anlaufpunkt in Wien.<br />

Energiespeicher Beton<br />

Innovativ, zukunftssicher und nachhaltig.<br />

In der Decke integrierte Rohrleitungen speisen den Betonspeicher<br />

und sorgen für eine effiziente Raumtemperierung.<br />

Beton ist ein hervorragender Wärmespeicher<br />

und ein sehr guter Wärmeleiter. Eine thermisch<br />

aktivierte Geschoßdecke aus Beton sorgt für<br />

wohlige Wärme im Winter und angenehme<br />

Frische im Sommer.<br />

Infos unter:<br />

www.betonmarketing.at/<br />

Energiespeicher-Beton


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

28<br />

Magazin<br />

Wegweiser<br />

in die Zukunft<br />

Im Auftrag der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH realisierte das Berliner Architekturbüro<br />

Kaden+Lager einen Neubau zur Stadtausstellung im Rahmen der Bundesgartenschau<br />

Heilbronn <strong>2019</strong>. Dieses „Stadtquartier Neckarbogen“ kann Zug um Zug<br />

weiterentwickelt werden und einmal bis zu 3.500 Bewohnern ein Zuhause geben.<br />

Fotos: Bernd Borchardt<br />

Für eine grüne Umgebung sorgen die Daueranlagen<br />

der BUGA mit der Seenlandschaft, dem Neckaruferpark,<br />

dem Hafenberg mit Himmelspfad und der urbanen<br />

Aue. Mit 34 Metern wird die Architektur mit der<br />

Bezeichnung SKAIO das aktuell höchste Holzhaus<br />

in Deutschland. Am Eingang des Bundesgartenschau-Geländes<br />

empfängt der Neubau den Besucher<br />

als Wegweiser in die Zukunft und zeigt die erfolgreiche<br />

Kombination von nachhaltiger Bauweise und anspruchsvoller<br />

Gestaltung.


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29<br />

Magazin<br />

Das Hochhaus wurde in einer Holz-Hybrid-Bauweise<br />

errichtet: Wände und Decken sind aus Holz und<br />

machen den überwiegenden Teil der Konstruktion<br />

aus. Nach der Vorfertigung erfolgte die Montage vor<br />

Ort. Ein Stockwerk pro Woche ist ein beachtlicher<br />

Baufortschritt. Die Stützen des Neubaus bestehen<br />

aus Brettschichtholz. Sockelgeschoss und Treppenhaus<br />

bestehen jeweils aus Stahlbeton und wurden<br />

zuerst errichtet. Für die Holzwände und -decken hat<br />

man ausschließlich Fichtenholz mit PEFC-Zertifikat<br />

verwendet. Über dem verglasten Sockelbereich mit<br />

sichtbarem Erschließungskern aus Beton setzen sich<br />

die Obergeschosse mit einer hochwertigen Aluminiumlochfassade<br />

ab. Auf den zweiten Blick lassen die<br />

Holz-Unterseiten der Loggien auch von außen erkennen,<br />

dass der Bau ein Holzgebäude ist.<br />

Die Decken bestehen aus Brettsperrholz, die Stützen<br />

aus Brettschichtholz. Die gesamten Horizontallasten<br />

der Aussteifung werden von dem Stahlbetonkern,<br />

der auch als notwendiger Fluchtweg dient,<br />

abgetragen. Die sichtbar eingebauten, 240 mm starken<br />

Brettsperrholzdecken spannen von innen (dem<br />

Stahlbetonkern) in Richtung der Außenwände. Aufgrund<br />

der großen Öffnungen in den Außenwänden<br />

und auch um Setzungen vorzubeugen, liegen die Decken<br />

dort auf Stahlunterzügen auf. Diese wiederum<br />

tragen ihre Vertikallast über blockverleimtes Brettschichtholz,<br />

das ebenfalls später sichtbar bleibt, in<br />

die Gründung ab. Für die nicht tragenden Außenwände<br />

wird Brettsperrholz gewählt, das außenseitig noch<br />

eine Dämmung und eine Gipsfaser-Platte erhält.<br />

Die im Standard offen und hell gestalteten 1- bis<br />

2-Zimmer-Mietwohnungseinheiten (60 Stück) werden<br />

über einen Erschließungskern mit Aufzügen und<br />

Sicherheitstreppenhaus barrierefrei erreicht, sind<br />

zwischen 40 und 90 m² groß und können aufgrund<br />

des Gebäudekonzeptes zusammengeschaltet werden.<br />

Die Wohnungen sind mit Fußbodenheizung und<br />

Einbauküche ausgestattet und haben öffenbare, bodentiefe<br />

Fenster. Nahezu alle Wohnungen verfügen<br />

zudem über eine Loggia. Das Dach ist teilweise als<br />

extensives Gründach geplant. Als weitere Attraktionen<br />

sind für die Bewohner zwei möblierte gemeinschaftliche<br />

Dachterrassen inklusive bewirtschaftbaren<br />

Gemüsegärten vorgesehen. Den Bewohnern<br />

präsentiert sich in über 30 m Höhe ein spektakulärer<br />

Ausblick über die Stadt Heilbronn und den Neckar.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

30<br />

Magazin<br />

Berlins neue<br />

Oberschicht<br />

Wenn Berlin im Jahr 2030 die prognostizierte Einwohnerzahl von vier Millionen<br />

knackt, sind das zwar rund 500.000 Einwohner mehr als heute, aber immer noch<br />

knapp 500.000 weniger als vor dem Zweiten Weltkrieg. Während die Infrastruktur<br />

mit Kanalisation und U-Bahn-Netz durchaus noch nicht an ihre Grenzen stößt,<br />

herrscht auf dem Wohnungsmarkt akute Not. Wie kommt das?<br />

Fotos: Sigurd Larsen<br />

Beim Wiederaufbau Berlins nach 1945 stand trotz erheblichem<br />

Bevölkerungsrückgang an erster Bedarfsstelle<br />

Wohnraum. Dieser wurde auch geschaffen,<br />

allerdings in viel komprimierterer Form als zuvor. Seitdem<br />

erstrecken sich entlang der breiten Boulevards<br />

Berlins gefühlte, endlos lange Plattenbauten, Stockwerk<br />

über Stockwerk, noch dazu mit viel geringeren<br />

Raumhöhen als bis dato in den Altbauten üblich.<br />

Insgesamt führte das zu einer weniger verdichteten<br />

Bebauung und als Nebeneffekt zu den vielen Brachoder<br />

Freiflächen, die dem heutigen Berlin (auch dank<br />

kreativer Zwischennutzungen) dessen besonderen<br />

Charme verleihen. Die deutsche Hauptstadt lebt von<br />

den aus der Geschichte resultierenden kontrastreichen<br />

Nachbarschaftsgefügen, den sogenannten<br />

Kiezen. Doch trotz ständiger Nachverdichtung kann<br />

die Stadt mit der stetig wachsenden Nachfrage nach<br />

(bezahlbarem) Wohnraum nicht Schritt halten.<br />

Zeit für neue Ideen und innovative Konzepte – so wie<br />

den „Dachkiez“ des dänischen Architekten Sigurd<br />

Larsen. Auf der letztjährigen Biennale in Venedig<br />

präsentierte der Wahl-Berliner in einer Ausstellung<br />

seinen Lösungsansatz für eine sozialverträgliche und<br />

ökologisch nachhaltige Nachverdichtung bestehender<br />

Substanzen. Das Studienobjekt: ein massiver und<br />

lückenloser Betonblock, an attraktiver Stelle zwischen<br />

den Stadtteilen Kreuzberg und Mitte gelegen.<br />

Die Idee: Ein neuer, grüner Kiez auf dem Dach des<br />

Plattenbaus, bunt durchmischt und zugänglich für<br />

alle Schichten.


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31<br />

Magazin<br />

Dabei wird der Plattenbau nicht separiert betrachtet.<br />

Vielmehr gewinnen die langjährigen Bewohner eine<br />

neue Nachbarschaft und zugleich Zugang zu einer<br />

komplexen Infrastruktur. Diese erstreckt sich sowohl<br />

auf horizontaler, als auch auf vertikaler Ebene und umfasst<br />

Grünflächen, malerische Aussichtspunkte und<br />

Treffpunkte für alle Kiezbürger von Jung bis Alt. Die<br />

„neue Oberschicht“ legt sich als grünes Band mit tief<br />

wurzelnden Bäumen, Wiesen und Hügeln auf das bestehende<br />

Betondach. An dessen Rändern reihen sich<br />

in leichter Holzbauweise Wohnungen wie an einer Perlenkette<br />

zu einem lang gezogenen Dorf aneinander.<br />

Die einzelnen Module basieren auf einem flexiblen<br />

Baukastensystem, das sich individuell an die Bedürfnisse<br />

der Bewohner anpassen lässt. Das Basis-Modul<br />

kann von einem Single oder Paar bewohnt werden.<br />

Ein zusätzliches Plug-in-Modul mit Schlafzimmer<br />

schafft entweder Raum für ein Kind oder für einen<br />

zusätzlichen Bewohner in der WG. Eine dritte Einheit<br />

ergänzt ein weiteres Schlafzimmer und wertet das<br />

Badezimmer für größere Familien auf. Wohnraum für<br />

jedermann und beste Aussichten für die neue Oberschicht<br />

Berlins.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

32<br />

Magazin<br />

Architektur mit<br />

minimalsten Mitteln<br />

Nicht nur der diesjährige Pritzker Preisträger Arata Isozaki arbeitet mit der Leere,<br />

mit dem Zwischenraum, auch die Chinesen können das. Und zwar, fast ohne Architektur<br />

zu machen!<br />

Fotos: Zhu Enlong<br />

Das ursprüngliche Projekt bestand aus einer Anhäufung<br />

von zehn Containern, in drei Ebenen übereinander<br />

geschlichtet und mit ein paar Stiegen verbunden,<br />

in einige waren Fenster- und Türflächen eingeschnitten.<br />

Die Umgestaltung zu einem kleinen Zentrum für<br />

Arbeit, Kommunikation und Freizeit bedeutete eine<br />

gewisse Herausforderung für das Team von Yiduan<br />

Shanghai Interior Design aus China. Einerseits stand<br />

das Ensemble ziemlich isoliert auf einem weiten Grasgebiet<br />

in Orenda auf der Insel Chongming in der Nähe<br />

von Shanghai, andererseits brachten die engen Innenräume<br />

der Container große Einschränkungen mit sich.<br />

Statt nun dem gewöhnlichen Container einfach einen<br />

ungewöhnlichen Anstrich zu verpassen, um so<br />

das Projekt aufzuwerten, erweiterten die Planer die<br />

Innenräume durch die Schaffung von angeschlossenen<br />

Leerräumen nach außen. Diese Volumina werden<br />

durch Gitter, Lamellenwände und -decken gefasst,<br />

spürbar gemacht und erweitern so den nutzbaren<br />

Raum. Sie erfüllen auch funktionelle Bedürfnisse und<br />

bilden einen Kontrast mit der Masse und dem Körper<br />

der Container. Das durch die Gitterflächen eintretende<br />

Tageslicht generiert fast poetische Licht- und<br />

Schattenspiele. Die Container und die neuen „Körper“,<br />

die aus ihnen so entstanden sind, stellen nun<br />

eine überlappende und gestapelte architektonische<br />

Form dar – sie wirkt fast futuristisch, auf jeden Fall<br />

interessant und modern.


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33<br />

Magazin<br />

Der Gesamteindruck dieser, im Mai 2018<br />

fertiggestellten Architektur spiegelt sich in<br />

einer wohl abgestimmten Palette von Weißund<br />

hellen Holztönen wider. Sie erzeugen<br />

einen sauberen, einfachen visuellen Eindruck.<br />

Außerdem fügen sich die Gebäude<br />

so recht harmonisch in die Weite der umgebenden<br />

Wiesenflächen ein. Ein mäandernder<br />

Flusslauf schlängelt sich in der Mitte<br />

der Gebäude durch, er symbolisiert Veränderung<br />

und Leben.<br />

Auf den drei Ebenen befinden sich im Erdgeschoss<br />

der Empfang und eine Ausstellungsfläche,<br />

in der mittleren erhält man<br />

einfache Speisen, Kaffee und Tee und oben<br />

ist der Bereich für Arbeit, Treffen und geschäftliche<br />

Dinge. Die Wegführung durch<br />

die Räume nimmt Rücksicht auf die Umgebung,<br />

jeder Punkt bietet unterschiedliche<br />

Ausblicke und die verwendeten Zen-Elemente<br />

passen sich gut an den modernen<br />

und minimalistischen Designstil an. Innenund<br />

Außenräume fließen ineinander, bilden<br />

ein Ganzes – immer mit kleinen Aufenthaltsbereichen<br />

und Unterbrechungen, die<br />

der Architektur eine Seele verleihen. Ein<br />

gutes Beispiel, wie sich ohne viel neu zuzubauen,<br />

eine vorhandene Substanz mit einfachsten<br />

Mitteln und nachhaltig zu einer interessanten,<br />

funktionalen Architektur (um)<br />

gestalten lässt. Man kann davon lernen!


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

34<br />

Magazin<br />

Leistbares<br />

Wohnen aus Holz<br />

Schon seit einigen Jahren arbeiten holzaffine Personen in Österreich an Konzepten,<br />

Holzbauten in Modulform zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Architekt<br />

Lukas Lang und Stefan Schrenk, Sohn des Waldviertler Tischlers Franz Schrenk,<br />

zählen zu diesem Kreis und nun haben sie sich mit der Firma Appel aus dem<br />

Waldviertel zusammengetan und „ZiKK 2.0 – Das Plug-In Haus“ aus der Taufe<br />

gehoben. Der Name ZiKK steht für Zimmer, Kuchl, Kabinett im 21. Jahrhundert.<br />

Fotos: Julian Haghofer<br />

Das Haus, das in vier Modellen angeboten<br />

wird, besticht durch seine herausragenden<br />

ökologischen Eigenschaften<br />

samt technischem High-End. Drei Jahre<br />

lang hat man an der Entwicklung des<br />

Hauses getüftelt. Das Plug-In-Haus basiert<br />

auf einem Baukastensystem der Lukas<br />

Lang Building Technologies GmbH<br />

und der vorproduzierten Technikbox von<br />

Appel mit der gesamten Haustechnik. So<br />

kann jedes der Haus-Modelle zwischen<br />

47 und 101 Quadratmetern in fünf bis<br />

zehn Tagen Bauzeit schlüsselfertig an<br />

seine Besitzer übergeben werden.


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35<br />

Magazin<br />

ZiKK 2.0 benötigt kein Fundament, sondern<br />

steht auf Stelzen, dadurch wird<br />

kein Boden versiegelt. Das Dach ist begrünt<br />

und überschüssiges Regenwasser<br />

wird in den Boden abgeleitet. Wenn<br />

man woanders wohnen will, nimmt man<br />

sein Haus einfach mit und gibt den Boden<br />

wieder frei für die Natur. Außerdem<br />

wurde bei der Bauweise auf alle Verbundwerkstoffe<br />

verzichtet und durch<br />

die komplette Zerlegbarkeit des Hauses,<br />

wird jeder Sondermüll vermieden. Alle<br />

Komponenten können im Bedarfsfall<br />

getrennt wiederverwertet oder entsorgt<br />

werden, es entstehen keine Altlasten.<br />

Das eben eröffnete Musterhaus in Vitis<br />

ist eine von vier möglichen Varianten<br />

mit 77 m², einer großzügigen Wohnküche,<br />

zwei Schafzimmern und Terrasse.<br />

Je nach Größe liegen die Preise für die<br />

schlüsselfertige Errichtung zwischen<br />

189.000, - und 297.000, - EUR. Das Niedrigenergie-Smart-Home<br />

kombiniert High<br />

Tech mit dem unvergleichlichen Duft<br />

und dem heimeligen Gefühl von Holz und<br />

ist sozusagen die Summe aller intelligenten<br />

Erfindungen, bewehrten Prüfungen<br />

und Weiterentwicklungen der letzten<br />

20 Jahre in der Baubranche. Über eine<br />

intelligente App lassen sich Funktionen<br />

wie Beschattung, Licht, Heizung u. a. bequem<br />

vom Smartphone aus steuern. Der<br />

Energiebedarf für das Heizen ist beim<br />

Modell „Basis“ (76 m² Wohnnutzfläche)<br />

mit etwa 5.000 kWh pro Jahr angegeben,<br />

somit beläuft sich der Tagesbedarf<br />

auf ca. 13,7 kWh.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

36<br />

Magazin<br />

Monomaterielle<br />

Bauweise aus Holz<br />

Das IBA Timber Prototype House verkörpert einen neuartigen Ansatz zur Mikro-Architektur:<br />

Es funktioniert im Prinzip wie ein auf die Seite gedrehtes<br />

Blockhaus für das 21. Jahrhundert und kombiniert so die Vorteile traditioneller,<br />

kostengünstiger Blockbauweisen mit den Möglichkeiten digitaler Planungs- und<br />

Fertigungsverfahren. Das Projekt untersucht ein neuartiges Holzbausystem für<br />

zugleich umweltfreundliche, wirtschaftliche und architektonisch ausdrucksstarke,<br />

mono-materielle Gebäudehüllen.<br />

Fotos: ICD Universität Stuttgart, Thomas Mueller<br />

Im Gegensatz zu der horizontalen Stapelung typischer<br />

Blockbauweisen sind hier Kantvollhölzer<br />

stehend aufgereiht. So stimmt die Ausrichtung der<br />

Wandbauteile mit der Haupttragrichtung des Holzes<br />

überein. Zugleich ermöglicht es ohne Beeinträchtigung<br />

der Tragfähigkeit das Einbringen von Schlitzen.<br />

Diese dienen zugleich als Entlastungsschnitte, die<br />

ein Reißen des Vollholzes verhindern. So kann die<br />

Formstabilität und Dichtigkeit gewährleisten werden.<br />

Gleichzeitig werden die Schlitzungen als Luftkammern<br />

genutzt, was die Wärmeleitfähigkeit reduziert<br />

und die Isolationswerte des Materials erhöht. Die<br />

digitale Fertigung ermöglicht dabei die Ausbildung<br />

hochpräziser, luftdichter und sortenreiner Verbindungen<br />

der Holzelemente, ohne jegliche zusätzlichen<br />

Metallbauteile oder Klebstoffe. Das so entstandene,<br />

nachhaltige Mono-Material-Bausystem ist Tragwerk,<br />

Hülle und Dämmung in einem. Es werden selbst die<br />

strengen deutschen Energiesparstandards mit einem<br />

U-Wert von 0,20 W/(m 2 K) erfüllt.


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37<br />

Magazin<br />

Die neuartige Blockbauweise ermöglicht es, die<br />

schachtelartige Ausprägung der meisten Mikro-Architekturen<br />

zu überwinden. Der integrative, computerbasierte<br />

Planungs- und Fertigungsansatz lässt<br />

es zu, Wände und Decken sanft zu verdrehen. Dies<br />

bietet nicht nur die Möglichkeit, das Verhältnis von<br />

Raum und Hüllfläche zu maximieren. Es intensiviert<br />

auch den architektonischen Ausdruck dieses einzigartigen<br />

Mikro-Gebäudes und demonstriert die<br />

Möglichkeiten einer innovativen Baukultur, die auf<br />

regionalem Material und tradiertem Wissen basiert.<br />

Simulationen zeigen, dass der Bau durch seine energieeffiziente<br />

Bauweise alle Merkmale eines Passivhauses<br />

erfüllt.<br />

Herkömmliche Gebäude setzen sich aus einer Vielzahl<br />

verschiedener Materialien zusammen, die mit<br />

hohen Energiekosten und aufwendigen Recyclingmaßnahmen<br />

verbunden sind. Durch den Forschungsansatz,<br />

der auf traditionellen Holzverbindungen<br />

basiert, wurde für das Timber Prototype House ein<br />

System entwickelt, bei dem die strukturellen Fügeund<br />

Verbindungslösungen sowie die luftdichte Hülle<br />

ausschließlich auf der Materialität des Holzes beruhen.<br />

Dadurch konnten die Anzahl der Schichten des<br />

Bausystems erheblich minimiert werden und nach<br />

Ende der Nutzungsdauer ist eine einfache Demontage<br />

für die stoffliche Verwertung gewährleistet. Darüber<br />

hinaus konnten durch die Verwendung des ausschließlich<br />

regionalen Rohstoffes die Energiekosten<br />

für den Materialtransport gering gehalten werden.<br />

Das Timber Prototype House wurde im März <strong>2019</strong><br />

eröffnet. Es ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung<br />

(IBA) Thüringen und kann zur Zwischenpräsentation<br />

der IBA vom 24. Mai bis 29. September<br />

<strong>2019</strong> vor dem Eiermannbau in Apolda, Thüringen, besichtigt<br />

werden. Ein kleines, frei stehendes, vollständig<br />

geschlossenes Mikro-Haus. Die geschwungenen<br />

Wände und die Decke sind sowohl von innen als auch<br />

von außen erlebbar. Die Gebäudeenden finden ihren<br />

Abschluss in übergroßen Fensteröffnungen, die den<br />

Blick auf den Eiermannbau und das angrenzende<br />

Grundstück ermöglichen. Konzipiert als komplett<br />

möbliertes Mikro-Haus, kann das Timber Prototype<br />

House mit allen notwendigen Funktionen für ein angenehmes,<br />

kompaktes Wohnen ausgestattet werden.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

38<br />

Magazin<br />

Perspektive<br />

für die Zukunft<br />

Architektur kann, bzw. soll auch einen pädagogischen Aspekt haben und auch sensitiv<br />

etwas in der Rezeption der Nutzer ändern. Das Internat für die Landwirtschaftsschule<br />

in Bella Vista auf einem Agronomie-Campus im andinen Cochabamba, Bolivien<br />

ist ein gutes Beispiel dafür. Das Ausbildungszentrum mit dem neuen Internatsgebäude<br />

bietet Jugendlichen aus extrem armen Familienverhältnissen eine Perspektive, die<br />

über die in Bolivien übliche Subsistenzlandwirtschaft weit hinausreicht.<br />

Fotos: Cristóbal Palma<br />

Das Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion von<br />

Prof. Ralf Pasel, CODE widmet sich mit dem interdisziplinären<br />

und langfristig angelegten Projekt für das<br />

andine Dorf Bella Vista in Bolivien lokal wirksamen<br />

Lösungsvorschlägen zur Armutsbekämpfung, aber<br />

auch globalen Themen zur wachsenden Urbanisierung<br />

und der Landflucht. Darüber hinaus findet ein<br />

Wissenstransfer über mögliche Baukonstruktionen<br />

zwischen der TU Berlin und der Universidad Major de<br />

San Simon in Cochabamba, Bolivien sowie zwischen<br />

den Studenten und den lokalen Kooperativen, die<br />

handwerklich am Projekt ausgebildet werden, statt.


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39<br />

Magazin<br />

Das Internatsgebäude weist eine klare Gliederung<br />

zwischen Sockel, Wand und Dach auf. Diesen drei<br />

Schichten sind spezifische Materialien und die damit<br />

verbundenen Konstruktionsmethoden, mit welchen<br />

sich die Studierenden auseinandergesetzt haben, zugeordnet:<br />

Beton, Mauerwerk und Holz. Im Gespräch<br />

mit den Einheimischen und unter Verwendung ortsüblicher<br />

Materialien wurden innovative Lösungen auf<br />

Anforderungen der Statik und somit der Sicherheit,<br />

der Gebäudehülle und somit des Komforts und der<br />

Gebäudetechnik entwickelt. Das neue Gebäude ergänzt<br />

funktional die bereits in Betrieb genommene<br />

Schule u. a. mit einer Schlafstätte für die Schüler,<br />

einem Dozentenraum, einer Küche, Ess-, Lern- und<br />

Aufenthaltsbereichen sowie eigenständigen Nassbereichen.<br />

Es ermöglicht in seinem Grundriss Orte<br />

der Begegnung und der Ruhe. Ein privater Patio als<br />

kontemplativer Freiraum und ein kollektiv nutzbarer<br />

Hof erweitern zudem das Angebot von unterschiedlich<br />

qualitativen Außen- und Freiräumen auf dem<br />

Campus. Das bestehende Schulgebäude und der<br />

Neubau des Internats teilen sich die neu erstellte<br />

Pflanzenkläranlage und Frischwasseraufbereitung<br />

für die Felder, die Stromerzeugung durch eine Fotovoltaikanlage<br />

und die Warmwasserzubereitung durch<br />

die im Dachgefälle des Internats integrierte Thermosiphonanlage.<br />

Aufgrund der Materialisierung weist<br />

das Gebäude für die Nutzer einen hohen Wiedererkennungswert<br />

auf und setzt architektonische Standards,<br />

die in Selbstbauweise von den Bewohnern auf<br />

andere Projekte übertragen werden können. Das Gebäude<br />

wird somit zum Lehrmodell selbst.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

40<br />

Magazin<br />

Selbstformende Fertigung<br />

Der Urbach Turm stellt eine einzigartige Holzstruktur dar. Der Entwurf des Turms<br />

verwendet einen neuartigen Selbstformungsprozess für gebogene Holzkomponenten.<br />

Diese Formänderung wird allein durch das Schwinden des Holzes bei<br />

abnehmendem Feuchtegehalt erreicht.<br />

Fotos: IBA Thueringen, Thomas Mueller<br />

Die Technologie der selbstformenden Fertigung von<br />

Massivholzplatten eröffnet mit ihrer einfachen Anpassung<br />

an unterschiedliche Krümmungsradien neue<br />

und unerwartete architektonische Möglichkeiten für<br />

die Verwendung des nachhaltigen, erneuerbaren und<br />

regional verfügbaren Baumaterials Holz.<br />

Die bahnbrechende Entwicklung der großflächigen<br />

Selbstformung stellt einen Paradigmenwechsel im<br />

Holzbau dar. Statt aufwendiger und energieintensiver<br />

mechanischer Umformprozesse, die schwere Maschinen<br />

erfordern, verformt sich der Werkstoff hier ganz<br />

von selbst. Die gebogenen Komponenten der Turmstruktur<br />

aus Brettsperrholz (BSPH / CLT) werden<br />

als flache Paneele geplant und hergestellt, die sich<br />

während des Trocknens autonom in vorausberechnete,<br />

gekrümmte Formen biegen. Die 5,0 m x 1,2 m<br />

großen Bilayer aus Fichtenholz werden mit hoher<br />

Holzfeuchte und spezifischem Schichtaufbau hergestellt<br />

und in einem industriell standardisierten Trock-<br />

nungsverfahren getrocknet. Beim Herausnehmen<br />

aus der Trockenkammer sind die Elemente präzise<br />

gekrümmt. Diese werden anschließend miteinander<br />

überlappend laminiert, um die Geometrie zu fixieren,<br />

und bilden so größere, formstabile, gekrümmte<br />

Brettsperrholz-Komponenten.<br />

Die selbstformenden Komponenten bestehen vollständig<br />

aus regional bezogenen Fichtenholzbrettern<br />

aus der Schweiz. Die einzelnen Bauteile weisen eine<br />

Länge von bis zu 15 m auf, mit einem Radius von<br />

2,40 m und einer Bauteildicke von nur 90 mm. Die<br />

Komponenten sind aus Halbzylinderrohlingen 5-achsig<br />

CNC-gefräst und zu Baugruppen aus drei Komponenten<br />

einschließlich Wassersperre und externer<br />

Holzverkleidung für den Transport vormontiert. Mit<br />

präziser, vorausberechneter Krümmung und optimaler<br />

Faserausrichtung aus dem Herstellungsprozess<br />

wird jede Komponente in nur 90 Minuten Maschinenzeit<br />

geschnitten und bearbeitet.


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41<br />

Magazin<br />

Auf der Außenseite wird eine maßgefertigte Fassade<br />

aus geschnittenen Brettschichtholzträgern aus Lärche<br />

aufgebracht. Dies umfasst ebenfalls die Anwendung<br />

einer transparenten, dauerhaften anorganischen<br />

Beschichtung, die das Holz vor UV-Strahlung und<br />

Pilzbefall schützt. Anstatt zu reißen und unter Witterungseinflüssen<br />

silbergrau zu werden, erhält das Lärchenholz<br />

mit der Zeit eine gleichmäßige weiße Farbe.<br />

Die gesamte Prozesskette, vom Schneiden der regionalen<br />

Stämme im Sägewerk über die Herstellung<br />

der selbstformenden Platten, den Trocknungsprozess<br />

bis hin zur Endbearbeitung und Vormontage,<br />

erfolgt innerhalb derselben Unternehmensgruppe<br />

und am gleichen Standort. Dies ermöglicht nicht nur<br />

eine nachhaltige und innovative Produktion, sondern<br />

zeigt auch, wie sich die selbstformende Fertigung<br />

nahtlos in bestehende industrielle Holzverarbeitungs-<br />

und Fertigungsabläufe integrieren lässt.<br />

Der Urbach Turm besteht aus zwölf gekrümmten<br />

Bauteilen aus Brettsperrholz. Die Tragkonstruktion<br />

des Turms weist eine Dicke von 90 mm auf und ist<br />

über 14 Meter hoch, was zu einem Spannweiten-Dicken-Verhältnis<br />

von ca. 160:1 führt. Die Krümmung<br />

ermöglicht eine sehr schlanke und leichte Turmstruktur<br />

von nur 38 kg pro Quadratmeter Turmoberfläche.<br />

Im montierten Zustand wirkt der Turm durch seine<br />

ausdrucksvolle gekrümmte Geometrie statisch als<br />

flächenaktive Struktur. Die Verbindung der Leichtbauelemente<br />

erfolgt durch kreuzweise angeordnete<br />

Vollgewindeschrauben, deren Anordnung und spezifischer<br />

Winkel im gesamten Bauwerk in Bezug auf<br />

ihre statische Ausnutzung optimiert sind, wobei eine<br />

durchgehende Verbindung entlang der Naht für einen<br />

homogenen Lastabtrag sorgt.<br />

Auf Zuverlässigkeit bauen.<br />

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42<br />

Magazin<br />

Eine Hommage<br />

an den Bambus<br />

Anmutig winden sich zahllose Bambusstangen spiralförmig in den Himmel, verdichten<br />

sich hier und da zu einem höhlenartigen Gewölbe, lösen sich an anderer<br />

Stelle wieder komplett auf. Gerade dieser Wechsel zwischen durchscheinenden<br />

und geschlossenen Strukturen, Geborgenheit und Offenheit, verleiht dem Nocenco<br />

Café hoch über den Dächern der Stadt Vinh in Vietnam seinen besonderen Charme.<br />

Fotos: Trieu Chien<br />

Die vom Vietnamkrieg gebeutelte Regionalmetropole<br />

orientierte sich beim Wiederaufbau städtebaulich an<br />

europäischen Vorbildern und überrascht neben einigen<br />

Plattenbauten im DDR-Stil auch mit zahllosen<br />

Fassaden kolonialistischer Façon. So auch das zentral<br />

gelegene siebenstöckige Bestandsgebäude, auf dessen<br />

oberstem Geschoss sich seit Mai 2018 ein Loungecafé<br />

mit darüberliegendem Club befindet. Trotz umfassender<br />

Renovierungsarbeiten sollten die Fassade<br />

und tragende Strukturen unangetastet bleiben.


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43<br />

Magazin<br />

Eine interessante Herausforderung für das<br />

erprobte Team der VTN Architekten, welche<br />

den gesamten Entwurfsprozess unter das<br />

Motto “Leichtigkeit” stellten. Planern und<br />

Bauherren war es außerdem ein Anliegen, die<br />

Bauzeit kurz und das Budget knapp zu halten.<br />

So fiel die Wahl des Baustoffes schnell<br />

auf den von den Architekten favorisierten<br />

Bambus. Dieser grüne Stahl der Zukunft ist<br />

nicht nur leicht, robust, schnell nachwachsend<br />

und in unmittelbarer Nähe zur Genüge<br />

verfügbar, sondern verkörpert im asiatischen<br />

Raum auch Tradition und Demut.<br />

In der Industriestadt Vinh wirkt der Einsatz,<br />

des in der Region sonst so allgegenwärtigen<br />

Tausendsassa Bambus, geradezu innovativ<br />

und revolutionär. Aus der Ferne präsentiert<br />

sich der kuppelartige Aufbau als neue Ikone<br />

der Nachbarschaft. Bei näherer Betrachtung<br />

weckt die schon von der Straße aus<br />

erkennbare kunstvolle Konstruktion der<br />

selbsttragenden Bambusröhren die Neugier<br />

des Betrachters. Im Inneren schließlich<br />

eröffnet sich eine mäandernde Raumfolge,<br />

deren Struktur sich in alle vier Himmelsrichtungen<br />

sowie nach oben öffnet, um den<br />

Blick auf die umliegenden Flachbauten und<br />

historischen Gebäude, den Fluss, die Waldlandschaft<br />

und den Himmel freizugeben.<br />

Im Inneren verdecken zehn Bambussäulen<br />

die bestehende tragende Konstruktion, vier<br />

weitere fungieren als raumbildende Strukturen,<br />

welche die Fläche zonieren und die<br />

Blicke elegant nach außen lenken. Der neue<br />

Dachaufbau wirkt von außen respektvoll,<br />

mutet sogar etwas archaisch an. Im Inneren<br />

sorgen grüne Pflanzen, transparente<br />

Glaskugelleuchten und leichte Holzmöbel<br />

für moderne Leichtigkeit und eine loungige<br />

Atmosphäre.<br />

Das Nocenco Café ist sicherlich ein gelungenes<br />

Beispiel für eine moderne und verspielte<br />

Interpretation eines altgedienten und bewährten<br />

Baustoffes, der auch in Zukunft andere<br />

Baumaterialien ersetzen könnte, wenn<br />

mehr Architekten lernten, seine Stärke und<br />

Vielseitigkeit kreativ zu nutzen.


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44<br />

Magazin<br />

Abfallstoff als<br />

„Liquid Gold“<br />

Das WC ist (laut Kreativitätsforscher und Psychologe Mihály Csíkszentmihályi) als<br />

Ort der Kreativität bekannt, als Ort von sogenannten entfunktionalisierten Phasen im<br />

Tagesverlauf. Dass es auch ein Ort von ausgesprochener Nachhaltigkeit sein kann,<br />

beweist die Entwicklung von Save! Die erste Separations-Toilette der Welt, die Urin<br />

vom Rest trennt und ein neues Kapitel des nachhaltigen Urban-Wastewater-Managements<br />

darstellt.<br />

che Verwendung von Düngemitteln werden<br />

von der Wissenschaft bereits als genauso<br />

gefährlich eingestuft wie zu hohe CO 2 -Werte<br />

und der Klimawandel.<br />

Die Schlüsselinnovation von Save! ist ein von<br />

EOOS entwickeltes Rohrsystem, das Urin<br />

unter Ausnutzung der Oberflächenspannung<br />

in einen getrennten Ablauf ableitet<br />

und so vom Rest separiert. Mittels kompakter,<br />

hocheffizienter dezentraler Bio-Reaktoren<br />

werden die Nährstoffe aus dem Urin<br />

extrahiert, Medikamenten-Rückstände und<br />

Hormone neutralisiert und bis zu 80 Prozent<br />

des im Abwasser enthaltenen Stickstoffs<br />

entfernt. Der im Urin vorkommende<br />

Stoff kann nun dort verwendet werden, wo<br />

er als wertvolle Ressource Nutzen bringt,<br />

zum Beispiel als Dünger auf Feldern.<br />

Man hat diese Technologie, die modernsten<br />

Industrie-Standards entspricht, auf das<br />

Wand-WC angewandt und mit innovativer<br />

Wasser- und Urinführung neu gestaltet, um<br />

die Leistung zu optimieren. Durch die perfekte<br />

Integration der neuen Technik ist das<br />

WC optisch nicht von anderen spülrandlosen<br />

Design-WCs im High-End-Bereich zu<br />

unterscheiden. Produziert wird die Innovation,<br />

die serienreif ist und in Neubauprojekte<br />

installiert werden kann, im Werk im niederösterreichischen<br />

Wilhelmsburg.<br />

Die Zukunfts-Toilette ist das perfekte Beispiel<br />

dafür, was alles erreicht werden kann,<br />

wenn die Disziplinen Social Design, Industrie<br />

und Forschung kooperieren. Nämlich die<br />

Lösung eines Umweltproblems, das besonders<br />

in urbanen Zentren immer gravierender<br />

wird und durch die Rückführung von<br />

Nährstoffen in die Landwirtschaft gelöst<br />

werden kann.<br />

Save! ist Teil des „Reinvent the Toilet Challenge“<br />

Programms der Bill & Melinda Gates<br />

Foundation.<br />

Bei konventionellen Toiletten gelangt der<br />

Urin über das Abwasser in Flüsse und Meere.<br />

Der darin enthaltene Stickstoff unterstützt<br />

hier das Wachstum von Algen. Jene<br />

Mikroben, die diese zersetzen, verbrauchen<br />

dabei fast den gesamten Sauerstoff. Viele<br />

Flussmündungen werden so zu „Dead<br />

Zones“ – fast 60 davon gibt es bereits an<br />

europäischen Küsten. Deshalb haben LAU-<br />

FEN und EOOS Design gemeinsam mit der<br />

Eawag (Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung,<br />

Abwasserreinigung & Gewässerschutz)<br />

Save! entwickelt. Das Produkt<br />

wurde bei den Architekturtagen <strong>2019</strong> erstmals<br />

in Österreichpräsentiert.<br />

Wie Abwässer derzeit entsorgt werden,<br />

trägt maßgeblich zu einem der dringlichsten<br />

Umweltprobleme der Erde bei. Übermäßige<br />

Stickstoffwerte, verursacht durch<br />

menschlichen Urin und die landwirtschaftli-


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45<br />

Magazin<br />

Gernot Bohmann,<br />

Harald Gründl<br />

& Martin Bergmann<br />

© Elfi Semotan<br />

Der lange Weg in eine<br />

bessere Zukunft<br />

Selten hört man von Erfindungen – die noch<br />

dazu bereits von der Industrie produziert<br />

werden können – die ein Wesentliches zur<br />

Verbesserung der Umweltsituation auf unserem<br />

Planeten beitragen. Die Präsentation von<br />

Save! war Grund genug für <strong>architektur</strong>, sich<br />

mit einem der Entwickler, mit Harald Gründl<br />

vom Designbüro EOOS zu unterhalten.<br />

Welche Beweggründe hat ein Designer, sich<br />

mit der Rettung der Welt zu beschäftigen?<br />

Dieses Produkt, diese Entwicklung, stellt einen<br />

Paradigmenwechsel in der Sanitärindustrie<br />

dar. 2008 haben wir von EOOS beschlossen,<br />

unsere Kräfte systemischer und nachhaltiger<br />

einzusetzen. Denn Designer werden meist nur<br />

nach einem Produkt gefragt, zum Beispiel einer<br />

Badewanne. Aber kein Mensch überlegt<br />

sich, wie wird das Wasser erwärmt und was<br />

passiert mit dem Abwasser.<br />

Ist das so eine Art Tunnelblick des Designs,<br />

nicht im Kontext zu arbeiten?<br />

Das sind nicht nur die Designer, sondern<br />

auch die Industrien, die nicht vernetzt funktionieren<br />

oder denken.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

Wir haben damals beschlossen, zwar auch<br />

weiterhin isoliert über Dinge nachzudenken<br />

– aber nicht mehr ausschließlich. Ich bin<br />

dann in die Schweiz gefahren, auf die ETH<br />

Zürich zur Eawag und habe dort die führende<br />

Abwasserwissenschaftlerin gefragt: „Ich<br />

bin Designer, könnt ihr uns für irgendetwas<br />

gebrauchen?“ „Ja“, hat sie gesagt, „entwirf<br />

ein Urinseparationsklo und schau, dass es<br />

jemand herstellt.“<br />

Ich habe fast zehn Jahre gebraucht, um dieses<br />

Versprechen einzulösen – aber ich habe<br />

es geschafft!<br />

Glauben Sie, dass die Probleme bezüglich<br />

Ressourcen, Klima etc, die wir haben, nicht<br />

genügend kommuniziert werden?<br />

Nein, am Wissen über die Probleme liegt es<br />

nicht. Das Stickstoffproblem der Erde ist allerdings<br />

vielleicht nicht wirklich genug bekannt,<br />

schließlich ist es noch alarmierender<br />

als der Klimawandel.<br />

Wieso handeln die Menschen dann nicht<br />

entsprechend? Sind wir zu dumm?<br />

Eine starke Verhaltensänderung benötigt<br />

sicherlich Courage. Niemand zerstört absichtlich<br />

die Welt, aber unser Konsumverhalten<br />

ist dann doch ein großes Problem. Es<br />

braucht ein Zusammenwirken von Politik,<br />

Industrie und natürlich Design und Architektur.<br />

Ein nachhaltiges Abwassersystem<br />

ist eine Infrastrukturentscheidung, keine<br />

individuelle Konsumentscheidung. Unsere<br />

Toilette Save! ist eine Systemkomponente<br />

die eine nachhaltige Abwasserlösung<br />

ermöglicht. Statt Algenteppichen im Küstenbereich<br />

können wir mit den Nährstoffen<br />

besser die Felder düngen! Ja, vielleicht sind<br />

wir wirklich zu dumm, wenn wir das nicht<br />

schnell umsetzen.<br />

Ist dieses Gebiet der Produktentwicklung<br />

für eine „grüne“ Zukunft, nicht auch ein riesiges<br />

Geschäftsfeld?<br />

Natürlich, aber Pioniere müssen auf die Ernte<br />

manchmal länger warten. Aufgrund der<br />

Dringlichkeit des Systemwandels sollte es<br />

jetzt aber schneller gehen. Es gibt viel zu<br />

tun für das Design.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

46<br />

Wohnkapseln<br />

© Luca Rotondo<br />

Die flexible Wohnkapsel –<br />

die Architektur der Zukunft?<br />

Der sparsame Umgang mit dem Raum ist ein neuer, wichtiger Trend in der Architektur.<br />

Viele Planer sehen es als ihre Aufgabe an, nachhaltige und vor allem platzsparende<br />

Lösungen für das Koexistieren des Menschen mit seiner Umwelt zu finden.<br />

Auch steht die Architektur heute vor der Herausforderung, Bauten zu entwerfen, die<br />

sich wechselnden Temperaturen und Witterungsbedingungen anpassen. Nicht nur<br />

hierzulande sorgt der Klimawandel für unvorhersehbare Wetterphänomene. Folgende<br />

Beispiele zeigen, wie sich kompakte Wohnformen auf knappem Raum realisieren<br />

lassen und dabei trotzdem Lebensqualität bieten.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Das Haus aus dem Drucker<br />

Mit einem tragbaren Roboter schafften es<br />

die Planer von Arup und CLS Architetti, ein<br />

Haus im 3D-Druckverfahren in weniger als<br />

einer Woche herzustellen. Präsentiert wurde<br />

das 3D Housing 05 auf der Milan Design<br />

Week <strong>2019</strong>.<br />

Es steht auf dem Piazza Cesare Beccaria in<br />

Mailand mit einer Wohnfläche von 100 m 2<br />

und setzt sich aus 35 Modulen zusammen.<br />

Geschwungene Wände umschließen ein<br />

Wohnzimmer, eine Küche, ein Schlaf- und<br />

ein Badezimmer. Der Bau selbst besteht aus<br />

einer Mischung aus Beton mit speziellen<br />

Zusätzen. Ein Stapel aus sauber verarbei-<br />

teten Schichten bildet das Mauerwerk. Die<br />

Wände wurden vom Roboter wie Zahnpasta<br />

aus der Maschine gedrückt. Das Ergebnis<br />

kann sich aber sehen lassen – die daraus<br />

entstandene Struktur ist formgebend und<br />

verleiht dem Haus Individualität. Nur 48<br />

Stunden dauerte der Aufbau des Gebäudes,<br />

wobei die Konstruktion eines Mauersegments<br />

nur eine Stunde in Anspruch<br />

nahm. Nicht im Druckverfahren hergestellt<br />

wurden Bestandteile wie Fenster und Türen.<br />

Der Innenraum ist eine Mischung aus Moderne<br />

und Minimalismus. Vergoldete und<br />

glänzende Oberflächen samt glatten Stein-<br />

möbeln bilden einen ansehnlichen Kontrast<br />

zu den mattweißen, rauen Wänden. Diese<br />

umschließen die Räume kreisförmig und<br />

bilden dadurch eine heimelige, schützende<br />

Hülle. Derzeit ist das Mailänder Haus aus<br />

dem 3D-Druck noch ein Prototyp. Die Architekten<br />

wollen die Technik derart weiterentwickeln,<br />

dass das Konzept bald in Serie<br />

geht. Mit ihrem Konstrukt zeigen die Planer<br />

eine Alternative zum traditionellen Bau auf.<br />

Auch die Herstellung von Möbeln ist mit<br />

dieser Methode möglich.


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47<br />

Wohnkapseln<br />

© Janez Martincic<br />

Ein Pavillon für jede Klimazone<br />

Den Prototyp für ein modulares Haus, das<br />

sich für eine Vielzahl an Standorten und<br />

Klimazonen eignet, entwarf die slowenische<br />

Firma OFIS Arhitekti. Der Bau besteht<br />

aus mehreren Modulen, die sich variabel<br />

zusammensetzen lassen. Sie können beispielsweise<br />

vertikal übereinander oder horizontal<br />

angeordnet werden – damit passt<br />

sich der Wohnbau dem Terrain und den<br />

Witterungsbedingungen an. Das Gebäude<br />

kann unter anderem als permanenter oder<br />

auch als temporärer Wohn- und Aufenthaltsraum<br />

genutzt werden. Die Basis-Einheit<br />

ist 2,5 Meter breit, 4,5 Meter lang und<br />

2,7 Meter hoch. Sie bietet ausreichend Platz<br />

für ein Bett, eine Küche und ein Bad. Beim<br />

Prototyp verfügt die Einheit über einen hölzernen<br />

Rahmen, wobei das Material je nach<br />

Einsatzgebiet austauschbar ist. Auch das<br />

Innere der Module besteht fast vollständig<br />

aus Holz. Die Einrichtung ist funktional und<br />

bietet ausreichend Möglichkeiten zur Personalisierung.<br />

Doch auch in Bezug auf die<br />

Bausubstanz sind Erweiterungen und Anpassungen<br />

möglich.<br />

© Janez Martincic<br />

Die Module fallen auf. Verantwortlich dafür<br />

ist nicht zuletzt der satte Schwarzton mit<br />

der konischen Struktur. Diese Mischung<br />

macht es zu einer Landmarke – ganz gleich,<br />

ob es sich im urbanen oder ländlichen Raum<br />

befindet. Quadratische Fenster an beiden<br />

Seiten gewähren Blicke auf die Umgebung.<br />

Die Basis ist mit dem flächenmäßig größten<br />

Fenster versehen, welches die Vorderseite<br />

fast zur Gänze ausfüllt. Ansonsten sind sie<br />

bewusst klein gehalten, um eine Überhitzung<br />

der Module zu verhindern. In seiner<br />

horizontalen Ausrichtung ist das modulare<br />

Haus platzsparend. Der sparsame Umgang<br />

mit dem Raum trifft den Zahn der Zeit. Die<br />

Module, die allesamt aus erneuerbaren<br />

Rohstoffen bestehen, fügen sich nahtlos<br />

in ihre Umgebung ein und bieten trotzdem<br />

Lebensqualität. In Ljubljana ist „The Cabin“<br />

derzeit als temporäre Bibliothek im Einsatz.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

48<br />

Wohnkapseln<br />

© oxygen<br />

Im Einklang mit der Natur<br />

Ein Rückzugsort inmitten der Natur ist die kompakte<br />

Hütte Lumipod der Entwickler Lumicene. Die Bewohner<br />

haben in ihr die Gelegenheit, Komfort auf kompaktem<br />

Raum zu genießen. Eine große Glasfront mit<br />

fünf Metern Durchmesser bildet das Herzstück der<br />

Hütte. Der Bereich lässt sich öffnen und sorgt für das<br />

Verschwimmen von Innen- und Außenbereich – die<br />

Natur wird damit zum Wohnzimmer. Ist Privatsphäre<br />

gewünscht, können die Bewohner die Fenster auch<br />

ganz verschließen und sich von der Außenwelt abschirmen.<br />

Der Grundriss der Hütte ist ein simpler Kreis mit einem<br />

Durchmesser von nur 5,45 Meter. Auf einer Fläche<br />

von 17 m² mit einer Höhe von 3,25 Meter wird den<br />

Bewohnern alles zur Verfügung gestellt, was sie für<br />

einen kurzen, komfortablen Aufenthalt brauchen. In<br />

der Kapsel befinden sich Schlafzimmer, Toilette und<br />

Dusche. Da die Unterseite des Gebäudes den Untergrund<br />

nur punktuell (vier Sockel) belastet, wird dieser<br />

nicht beeinträchtigt und die Wiese bleibt fast frei<br />

von Druckstellen.<br />

Außenwände aus dezent gefärbtem Holz verleihen<br />

der Hütte ein natürliches Aussehen. Beim Innenraum<br />

beschränkten sich die Designer ebenfalls auf<br />

das Wesentliche. Jeder Bereich hat eine Funktion,<br />

wobei Komfort trotzdem nicht zu kurz kommt. Minimalistisch<br />

ist auch die Beleuchtung. Glühbirnen und<br />

Leuchtdioden erhellen Wohnzimmer und Sanitärbereich.<br />

Das Design fällt abgesehen davon, hell und<br />

schlicht aus. Gerade Linien und rechte Winkel stehen<br />

im Gegensatz zum kreisrunden Fundament. Die Konstruktion<br />

lässt sich innerhalb von zwei Tagen zusammenbauen<br />

und wird innerhalb von sechs Monaten an<br />

den gewünschten Ort geliefert. Die Designer streben<br />

derzeit eine auf Energieautarkie ausgelegte Weiterentwicklung<br />

der Kapsel an.<br />

© oxygen


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49<br />

Wohnkapseln<br />

© Rana Rmeily<br />

Nur ein Raum<br />

Abseits der Öffentlichkeit liefert der Pavillon von<br />

TheLoveTriangle einen Raum für experimentelle<br />

Kunst und Ausstellungen. Die Planer machten aus<br />

der abgeschiedenen Lage des Objekts eine Tugend.<br />

So ist seine Zurückgezogenheit im libanesischen Baabdat<br />

für den Bau identitätsstiftend. Fast unscheinbar,<br />

aber keinesfalls unbedeutend integriert er sich<br />

in die natürliche Umgebung. Das Design ist einfach<br />

und das Ergebnis ein Rechteck mit 96 m² Fläche. Das<br />

Rechteck schafft eine neutrale Grundlage für vielseitige<br />

Nutzungen.<br />

Pinienbäume umgeben den Bau und werden für ihn<br />

durch die großen Fenster zu einer wichtigen Kulisse.<br />

Die Umgebung präsentiert sich als neutraler Hintergrund<br />

und wirkt – genauso wie der Pavillon – wie<br />

ein unbeschriebenes Blatt Papier. Dabei reguliert<br />

die Natur mit dem dichten Baumwuchs das Klima im<br />

Gebäude. Sie schirmt den nach Nord-Süd ausgerichteten<br />

Pavillon im Sommer vor intensiver Sonneneinstrahlung<br />

ab. Im Winter trifft ihn die Sonne ungehindert<br />

und erwärmt die Südseite. Zurückhaltung ist<br />

auch im Innenraum Programm. Sowohl der Boden als<br />

auch die Raumdecke wird von hellem Beton gebildet.<br />

Dreidimensionale Strukturen an der Oberseite der<br />

Raumdecke sorgen mit einem Wechselspiel aus Licht<br />

und Schatten für Abwechslung.<br />

Der Pavillon kommt ohne elektrischen Anschluss<br />

und ohne Heizung und Warmwasser aus. Das Ziel der<br />

Planer war es, ein Gebilde zu schaffen, dessen Bedürfnisse<br />

die Natur erfüllt. Trotzdem wurden Grundlagen<br />

für elektrische Installationen geschaffen. Ein<br />

Stromaggregat müssen die Aussteller oder Künstler<br />

selbst organisieren. Es ist für eine Vielzahl an Nutzungen<br />

geeignet und liefert Raum für Experimente<br />

der Kunst und Nachhaltigkeit.<br />

© Rana Rmeily


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

50<br />

Wohnkapseln<br />

© Agnès Clotis<br />

© Agnès Clotis<br />

Flexibler Minimalismus in roher Hülle<br />

Eine Mischung aus modernem Komfort und traditionellen<br />

Materialien ist die vorgefertigte Hütte h-eva im Südwesten<br />

Frankreichs. Die Architekten von Studio A6A bedienten sich<br />

beim Bau nur einheimischer Holzarten. Um die Hölzer vor Insekten<br />

und Witterungseinflüssen zu schützen, wurden sie im<br />

Vorfeld mit Feuer versiegelt. Eine robuste und dunkle, beinahe<br />

rohe Außenhaut ist das Ergebnis.<br />

Auf 20 m² brachten die Planer die gesamte Ausstattung unter.<br />

Sie setzt sich aus einem Ess- und Wohnzimmer, einer Küche,<br />

einem Badezimmer und zwei Betten zusammen. Der Raum<br />

wurde so gestaltet, dass er das tägliche Leben mit dem Außenbereich<br />

verknüpft. Der Pavillon berührt die Erde nur leicht<br />

und belastet den Boden möglichst wenig. Nach seiner Entfernung<br />

lässt sich das Land schnell wieder seiner ursprünglichen<br />

Nutzung zuführen.<br />

Mit einem Kran lässt er sich schnell und leicht aufbauen. Der<br />

rechteckige Grundriss nimmt wenig Platz ein und lässt sich<br />

selbst auf knapp bemessenen Grundstücken aufstellen. Zwei<br />

Personen haben in der Hütte Platz – er lässt sich damit sowohl<br />

als minimalistischer Wohnraum als auch als Ferienhaus<br />

einsetzen. Wände, Decken, Fußböden und Möbel bestehen<br />

allesamt aus hellem Holz – sie tauchen die Räume in ein angenehmes<br />

Licht. Man verzichtete bewusst auf aufwendige<br />

Verzierungen und beschränkte sich beim Entwurf auf das<br />

Wesentliche – ohne Farben und übertriebene Formensprache.<br />

Für die Beleuchtung sorgen neben geschickt angebrachten<br />

Lampen im Ess- und Wohnbereich, die großen, leinwandähnlichen<br />

Fenster. Je nach Ausrichtung der mobilen Hütte dienen<br />

sie entweder als Kulisse oder als natürliche Lichtquelle. Durch<br />

die breite Fensterfront, die sich vollständig öffnen lässt, verwischen<br />

sich Innen- und Außenbereich.


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51<br />

Wohnkapseln<br />

© Nice Architects<br />

Energieautarkes Ei<br />

Smartes Design auf kompaktem Raum – mit diesen<br />

Eigenschaften könnte das innovative Projekt eines<br />

slowakischen Designbüros zum Vorreiter unter mobilen<br />

Wohnlösungen werden. Denn das Objekt funktioniert<br />

unabhängig von existierender Infrastruktur<br />

– damit ermöglicht es auch an abgelegenen Orten<br />

einen angenehmen Aufenthalt.<br />

Einen Lebensraum für zwei Erwachsene bietet die<br />

eiförmige Kapsel von nice&wise design. Das kompakte<br />

Objekt namens „Ecocapsule“ ist dabei nicht nur<br />

energieeffizient, sondern bietet auch Lebensqualität.<br />

Es enthält zwei Betten, ein Bad mit Warmwasser,<br />

eine kleine Kücheneinheit, eine trockene Toilette und<br />

großzügigen Stauraum. Dabei verbraucht die Einheit<br />

nur wenig Energie – den benötigten Strom bezieht<br />

sie aus Solar-Paneelen mit 880 Watt auf dem Dach<br />

und einem Windrad mit bis zu 750 Watt. Über die<br />

Oberfläche wird Regenwasser gesammelt und in einem<br />

Wassertank gespeichert. Dort steht es bei Bedarf<br />

gefiltert zur Verfügung.<br />

Durch ihr kompaktes Design eignet sich die Kapsel<br />

für den mobilen Einsatz. So kann sie mitunter als Unterkunft<br />

für Sportler sowie für Forscher dienen. Sie<br />

lässt sich in unterschiedlichen Klimazonen aufstellen,<br />

schützt die Bewohner vor Witterungseinflüssen<br />

und kann leicht transportiert werden. Vier kurze Beine<br />

verleihen ihr Standfestigkeit und verringern den<br />

Eco-Footprint.<br />

Die weißen Flächen bieten eine neutrale Kulisse für<br />

die Bewohner. Dem Inneren der Kapsel verleihen sie<br />

eine freundliche, helle Atmosphäre. Die Leuchtmittel<br />

sind versteckt und offenbaren sich erst nach Einschalten<br />

des Lichts. Dank der rechteckigen Fenster,<br />

die sich an beiden Seiten des Objekts befinden, wird<br />

der Innenraum untertags durch Tageslicht erhellt. Die<br />

mobile Lösung bietet Bewohnern den Luxus eines Hotelzimmers,<br />

wobei sie trotzdem Unabhängigkeit von<br />

existierender Infrastruktur gewährt. Da das Objekt im<br />

Hinblick auf Praktikabilität und Energieeffizienz entworfen<br />

wurde, ist es zu 100 Prozent energieautark.<br />

© Nice Architects


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

52<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Hans Hollein<br />

Architekt, Designer und Künstler<br />

„Alles ist Architektur“ ist der Slogan, mit dem Hans Hollein in die Geschichte einging.<br />

Tatsächlich war der Wiener nicht nur Architekt. Er wurde auch als Designer,<br />

Aussteller und Raumkünstler angesehen. Vielseitigkeit war bei Hollein Programm.<br />

Experimente gehörten zu seinem Tagesgeschäft. Damit schaffte er es, auch in<br />

Bezug auf Nachhaltigkeit Akzente zu setzen. Herausragend ist dabei vor allem die<br />

Zusammenarbeit mit Walter Pichler. Mit ihm schuf er immer wieder Situationen, die<br />

mit der Wirkung des Raums spielten. Enge und Breite sowie Weite und Höhe machte<br />

sich dieser Doyen der Architektur zunutze.<br />

Text: Dolores Stuttner<br />

Hans Hollein wurde in Wien geboren und<br />

war in der Hauptstadt Österreichs auch zu<br />

Hause. Da verwundert es nicht, dass viele<br />

seiner Bauten hier zu finden sind. In Wien<br />

gehört das 1990 eröffnete Haas Haus im<br />

1. Wiener Gemeindebezirk wohl zu den bekanntesten<br />

Bauten Holleins. Mit seinem<br />

einzigartigen Stil eckte der modernistische<br />

Bau durchaus an und sorgt noch heute für<br />

Diskussionen. Nicht umsonst wurde das<br />

Haas Haus als „Eckhaus der Nation“ bezeichnet.<br />

Mittlerweile ist es mit seiner unverkennbaren<br />

Fassade ein angesehener<br />

Klassiker postmoderner Architektur. Seit<br />

2012 steht das ursprünglich als Bausünde<br />

verschriene Gebäude unter Denkmalschutz.<br />

Bekannt war der Architekt nicht<br />

nur in Wien. Er machte sich vor allem international<br />

einen Namen. So entwarf er unter<br />

anderem die amerikanische Botschaft in<br />

Moskau, das Nationalmuseum Ägyptischer<br />

Zivilisation in Kairo und das Museum für<br />

Glas und Keramik in Teheran. Mit seinen<br />

Projekten schaffte er es, die Baubranche<br />

wieder mit Sinnlichkeit und Emotionalität<br />

zu verknüpfen.<br />

Geordneter Stilbruch<br />

Drastische Effekte scheute Hans Hollein<br />

nicht – Individualität und der Wiedererkennungswert<br />

standen bei seinen Projekten<br />

stets im Vordergrund. Sein Anliegen bestand<br />

auch darin, die Bauwerke der Umgebung<br />

anzupassen. Der Architekt und<br />

Stadtplaner arbeitete gerne mit Bezügen<br />

und betrachtete seine Bauwerke stets im<br />

Kontext des bebauten Raums. Er brachte<br />

mit seinem Spiel der Elemente Harmonie in<br />

den Raum.<br />

Hans Hollein, Haas-Haus, Wien, AT, 1985-1990, Baustelle 1989<br />

Architekturzentrum Wien, Sammlung<br />

Foto: Margherita Spiluttini<br />

Hans Hollein plante gerne fernab der Konventionen.<br />

Jenseits geltender Regeln wollte<br />

er der Architektur zu neuer Blüte verhelfen.<br />

Dafür bediente er sich schon mal gewagter<br />

Visionen – so plante er, die Stadt Wien mit<br />

Felsformationen zu überbauen. Letzten Endes<br />

beschränkte sich sein Schaffen in der<br />

Hauptstadt aber auf einzelne Gebäude –<br />

mit seinen Maßnahmen prägte er das Ortsbild<br />

Wiens trotzdem maßgeblich. Hollein<br />

verewigte sich unter anderem an der Albertina.<br />

Nach der Renovierung der grafischen<br />

Sammlung im Jahr 2001 schrieb die Stadt<br />

Wien einen Wettbewerb aus. Das Gebäude<br />

© Margherita Spillutini<br />

sollte ein neues Wahrzeichen bekommen.<br />

Hollein hob sich mit seinem Entwurf eines<br />

Flugdachs von seiner Konkurrenz ab. Auch<br />

hier bediente er sich einer modernen – und<br />

dabei nicht minder kritisierten – Form und<br />

kreierte inmitten historischer Bauten einen<br />

Stilbruch. Die Rampe zerteilt mit einer<br />

Länge von 53 Metern und einer Breite von<br />

12 Metern den Abschnitt vor dem Museum<br />

und ragt ins Stadtgebiet hinein. Als Symbol<br />

für Geschwindigkeit und Zukunft fungiert<br />

das Dach nunmehr als neues Wahrzeichen<br />

der Sammlung.


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53<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Das Bauwerk als Stadt im Kleinen<br />

„Architektur ist kultisch, sie ist Mal, Symbol,<br />

Zeichen, Expression. Architektur ist die<br />

Kontrolle der Körperwärme – schützende<br />

Behausung.“ Hans Hollein, 1967.<br />

Gebäude waren für ihn nicht nur Lebensund<br />

Arbeitsstätten. Er sah sie vielmehr als<br />

Miniaturstädte – also als Stadt in der Stadt<br />

– an. Daher zeichnen sich viele seiner Bauwerke<br />

durch eine vielseitige Handschrift<br />

sowie wechselnde Materialien auf engem<br />

Raum aus. Zu erwähnen ist hier wiederum<br />

das Haas Haus, an dem sich dieses Stilmittel<br />

deutlich erkennen lässt. Aus einem Mantel<br />

aus Quarzit und Gneis schälte Hollein<br />

hier einen Glaskörper aus. Darüber befindet<br />

sich eine pavillonartige Struktur. In der<br />

glänzenden Oberfläche des Haas Hauses<br />

spiegelt sich der Stephansdom, weshalb<br />

sich das Konstrukt trotz seiner neumodischen<br />

Erscheinung gut in die Wiener Innenstadt<br />

mit ihren Altbauten integriert. Und<br />

gerade wegen dem, auf den ersten Blick so<br />

unterschiedlichen, Baustil sticht das Gebäude<br />

aus seiner Umgebung heraus und ist<br />

für die Altstadt damit identitätsstiftend.<br />

Dass Hollein die Architektur als Kommunikationsmittel<br />

ansah, zeigte er durch die<br />

Realisierung von Leitsystemen. Finesse<br />

bewies er mit seinem 1972 realisierten Orientierungssystem<br />

im Olympiadorf in München.<br />

Schon damals galt sein Konstrukt<br />

aus Röhren als kommunikatives Ideal. Verschiedene<br />

Farben, Beleuchtungen, Dia-Projektoren<br />

und Fernsehschirme dienten der<br />

Orientierungshilfe. Fußboden- und Infrarot-Heizung<br />

samt Wassersprenklern erweiterten<br />

den Komfort. Damit bewies er, dass<br />

– zumindest für ihn selbst – Architektur<br />

tatsächlich alles ist.<br />

© Peter Reischer<br />

Planungsphase noch beim Bau überließ<br />

er etwas dem Zufall. Sogar über die Farbe<br />

des Bauzauns und über Schriftzüge machte<br />

er sich Gedanken. Aufschluss über den<br />

aufwendigen Arbeitsprozess geben seine<br />

detaillierten Studien. Sein Können als Designer<br />

machte sich der Architekt dabei zunutze,<br />

denn neben Häusern entwarf er auch<br />

Details wie Türklinken und Möbel.<br />

Nachhaltige Projekte entstanden aber auch<br />

in der Zusammenarbeit mit Walter Pichler.<br />

Letzterer war für seine bescheidene Lebens-<br />

und Arbeitsweise bekannt. Die Behausungen<br />

für seine Skulpturen schuf er<br />

stets selbst. Dies galt auch für seine erste<br />

Präsentationsmodell Bearbeitungsstand Frühjahr 1987<br />

Archiv Hans Hollein, Az W und MAK, Wien<br />

Foto: Elmar Bertsch<br />

Ausstellung, die er 1963 mit Hollein auf die<br />

Beine stellte. Dabei widmeten sich beide<br />

Visionäre utopischen Architekturmodellen.<br />

Damit waren sie auch erfolgreich – denn<br />

einige Entwürfe wurden 1967 sogar im Museum<br />

of Modern Art in New York gezeigt.<br />

Die Designs bezogen sich auch hier auf die<br />

sparsame Nutzung des Raums.<br />

Über Hans Hollein und eines seiner bedeutendsten<br />

Werke – das Haas Haus – informiert<br />

das Architekturzentrum Wien seine<br />

Besucher seit 13. Juni bis 19. August <strong>2019</strong><br />

im Rahmen der Ausstellung „Hans Hollein<br />

ausgepackt: Das Haas Haus“.<br />

Erste Schritte in<br />

Richtung Nachhaltigkeit<br />

Weitaus weniger bekannt sind die „nachhaltigen“<br />

Projekte des Planers – Begriffe<br />

wie Aktiv- oder Passivhaus sowie Ökologie<br />

standen für ihn nicht im Vordergrund, und<br />

doch gibt es sie. Während er zwar nicht<br />

klassisches „Green Building“ betrieb, verstand<br />

er es trotzdem, die Ressourcen und<br />

den Raum bewusst und sparsam zu nutzen.<br />

Zeugnis dafür ist unter anderem der<br />

erste Großbau des Architekten. Das 1982<br />

errichtete Museum in Mönchengladbach<br />

wurde regelrecht in einen Berg hinein komponiert<br />

und ist ein Musterbeispiel für den<br />

sparsamen Umgang mit Raum. Auch studierte<br />

Hollein vor der Realisierung eines<br />

Projekts stets die Umgebung. Weder in der


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

54<br />

Bau & Recht<br />

Naturalteilung durch Begründung<br />

von Wohnungseigentum<br />

Steht eine Liegenschaft im Eigentum mehrerer schlichter Miteigentümer, kommt<br />

allen Miteigentümern der Besitz der gemeinschaftlichen Sache insgesamt zu. Diese<br />

Rechtslage birgt erhebliches Konfliktpotenzial in sich, insbesondere wenn sich die<br />

Miteigentümer nicht auf eine alle zufriedenstellende Benützungsregelung einigen<br />

können. Eine Möglichkeit, einen solchen Konflikt zu lösen, besteht in der Begründung<br />

von Wohnungseigentum, wodurch jedem Miteigentümer das exklusive Recht<br />

zur Nutzung und Verfügung über ein bestimmtes Wohnungseigentumsobjekt der<br />

Liegenschaft eingeräumt wird.<br />

Text: Mag. Matthias Nödl, Ing. Mag. Julia Mörzinger<br />

Die Begründung von Wohnungseigentum<br />

erfolgt üblicherweise durch den Abschluss<br />

eines Wohnungseigentumsvertrages zwischen<br />

den Miteigentümern und bewirkt die<br />

Aufteilung der Nutzungs- und Verfügungsrechte<br />

an allen wohnungseigentumstauglichen<br />

Objekten der Liegenschaft, sohin<br />

an Wohnungen, sonstigen selbstständigen<br />

Räumlichkeiten (Geschäftsräumlichkeiten,<br />

Lager, etc.) und an Kfz-Stellplätzen. Die<br />

zentralen Bestimmungen des Wohnungseigentumsvertrages<br />

sind im Wohnungseigentumsgesetz<br />

(WEG) geregelt.<br />

Jedoch kann ein einzelner Miteigentümer<br />

den Abschluss eines Wohnungseigentumsvertrages<br />

verhindern, indem er seine<br />

Zustimmung hierzu verweigert. Dies wird<br />

insbesondere dann der Fall sein, wenn der<br />

jeweilige Miteigentümer andere Interessen<br />

als die Begründung von Wohnungseigentum<br />

verfolgt, z. B. die Liegenschaft veräußern<br />

möchte, um daraus einen Erlös zu lukrieren.<br />

In einem solchen Fall kann für jene<br />

Miteigentümer, welche die Begründung<br />

von Wohnungseigentum wünschen, unter<br />

Umständen die gerichtliche Teilung der<br />

Liegenschaft durch Begründung von Wohnungseigentum<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Die Teilung einer Liegenschaft durch Begründung<br />

von Wohnungseigentum ist eine<br />

Sonderform der Naturalteilung (physische<br />

Aufteilung der Liegenschaft), welcher nach<br />

herrschender Rechtsprechung gegenüber<br />

der Zivilteilung (durch Veräußerung der<br />

Liegenschaft und Aufteilung des Erlöses)<br />

der Vorzug zu geben ist. Voraussetzung für<br />

eine solche Naturalteilung ist zunächst die<br />

formelle Aufhebung der Miteigentümerge-<br />

meinschaft, die mittels Klage geltend gemacht<br />

werden kann.<br />

Die Miteigentümergemeinschaft wird dadurch<br />

in eine Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

umgewandelt, wenn die Begründung<br />

von Wohnungseigentum an der jeweiligen<br />

Liegenschaft faktisch möglich und tunlich<br />

ist. Die Naturalteilung durch Begründung<br />

von Wohnungseigentum ist faktisch möglich<br />

und tunlich, wenn eine ausreichende<br />

Anzahl von Wohnungseigentumsobjekten<br />

vorhanden ist und durch die Begründung<br />

von Wohnungseigentum keine Wertminderung<br />

der Liegenschaft eintritt.<br />

In der Regel wird die Anzahl der Wohnungseigentumsobjekte<br />

von der Rechtsprechung<br />

als ausreichend angesehen, wenn<br />

jeder Miteigentümer Wohnungseigentum<br />

an einem Wohnungseigentumsobjekt erhält,<br />

dessen Nutzwert- bzw. Mindestanteil<br />

seinem bisherigen Miteigentumsanteil<br />

entspricht. Wenn mehr Miteigentümer als<br />

Wohnungseigentumsobjekte vorhanden<br />

sind, können einzelne Miteigentümer auch<br />

auf Liegenschaftsanteile verzichten oder<br />

Eigentümerpartnerschaften mit anderen<br />

Miteigentümern bilden, um die Begründung<br />

von Wohnungseigentum zu ermöglichen.<br />

Die Miteigentümer der jeweiligen Liegenschaft<br />

können im Rahmen des Verfahrens<br />

auch Teilungsvorschläge unterbreiten.<br />

Die Zulässigkeit (Tunlichkeit) der Teilung<br />

durch die Begründung von Wohnungseigentum<br />

ist nicht davon abhängig, ob die<br />

Miteigentümer über die zukünftige Gestaltung<br />

eines oder mehrerer Wohnungseigentumsobjekte<br />

Einigung erzielen. Vielmehr ist<br />

die Zulässigkeit der Begründung von Wohnungseigentum<br />

anhand des „Ist-Zustandes“<br />

und der tatsächlichen Nutzungsverhältnisse<br />

der Liegenschaft zu beurteilen. Eine<br />

Wertsteigerung, die sich allenfalls künftig<br />

realisieren lässt (z. B. durch einen Dachgeschossausbau,<br />

Zu- oder Anbau), ist für diese<br />

Beurteilung nicht ausschlaggebend. Das<br />

Gericht ist bei seiner Entscheidung auch<br />

nicht an etwaige Teilungsvorschläge der<br />

Miteigentümer gebunden.<br />

Für den Fall, dass die Nutzwert- bzw. Mindestanteile<br />

von den bisherigen Miteigentumsanteilen<br />

abweichen, lässt die Rechtsprechung<br />

zu, dass solche Abweichungen<br />

durch Zahlungen ausgeglichen werden.<br />

Sind für diesen Wertausgleich jedoch unverhältnismäßig<br />

hohe Zahlungen erforderlich,<br />

wird die Teilung der Liegenschaft<br />

durch Begründung von Wohnungseigentum<br />

von der Rechtsprechung wiederum als<br />

unzulässig erachtet. Gleiches gilt für den<br />

Fall, dass die Realteilung unverhältnismäßig<br />

hohe Umbau- oder Teilungskosten voraussetzt.<br />

Der Oberste Gerichtshof hat etwa<br />

schon eine erforderliche Ausgleichszahlung<br />

in Höhe von 9,55 % des Verkehrswertes der<br />

Liegenschaft als unverhältnismäßig hoch<br />

angesehen und daher die Teilung durch<br />

Wohnungseigentumsbegründung abgelehnt.<br />

Eine erforderliche Ausgleichszahlung<br />

hindert die Wohnungseigentumsbegründung<br />

jedoch nicht, wenn der von der Anteilsminderung<br />

betroffene Miteigentümer<br />

auf die Ausgleichszahlung verzichtet und<br />

mit der Verminderung seines Anteils einverstanden<br />

ist.


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| BA12-16G |<br />

Bau & Recht<br />

Facility Manager.<br />

Eine Steuerung für alle Gewerke:<br />

Gebäudeautomation von Beckhoff.<br />

Die Frage der Tunlichkeit der Begründung von Wohnungseigentum<br />

ist durch einen Vergleich des Verkehrswertes<br />

der Liegenschaft vor der Begründung<br />

von Wohnungseigentum mit jenem nach der Begründung<br />

von Wohnungseigentum zu beantworten. Auch<br />

bei daraus resultierenden Wertschwankungen lässt<br />

die Rechtsprechung im Interesse der Begründung<br />

von Wohnungseigentum einen Wertausgleich in Geld<br />

zu, wiederum vorausgesetzt, dass es sich dabei nicht<br />

um unverhältnismäßig hohe Zahlungen handelt.<br />

Voraussetzung für die Begründung von Wohnungseigentum<br />

ist unter anderem ein Nutzwertgutachten<br />

und ein Gutachten über den Bestand an wohnungseigentumstauglichen<br />

Objekten. Die Nutzwertermittlung<br />

sowie die Erstellung der Gutachten erfolgt<br />

durch einen für den Hochbau zuständigen Ziviltechniker<br />

oder einen allgemein beeideten und gerichtlich<br />

zertifizierten Sachverständigen für das Hochbauoder<br />

Immobilienwesen. Das Gericht hat im Falle einer<br />

auf Wohnungseigentumsbegründung ausgerichteten<br />

Teilungsklage – aufgrund meist fehlender eigener<br />

Fachkenntnis – einen Sachverständigen aus dem<br />

Bereich Hochbau und/oder Immobilienwesen oder<br />

einen Ziviltechniker mit der Nutzwertermittlung und<br />

der Beurteilung der faktischen Möglichkeit und Tunlichkeit<br />

der Begründung von Wohnungseigentum zu<br />

beauftragen.<br />

Es liegt daher vielfach am Fingerspitzengefühl des<br />

involvierten Sachverständigen oder Ziviltechnikers,<br />

im Rahmen der technischen Schwankungsbreiten<br />

bei der Ermittlung der Nutzwerte und Verkehrswerte<br />

einer Liegenschaft ein für alle Miteigentümer möglichst<br />

ausgewogenes Ergebnis zu erzielen, wobei<br />

insbesondere der sich ständig weiter entwickelnden<br />

Rechtsprechung Rechnung zu tragen ist.<br />

Auch wenn die Teilung durch Begründung von Wohnungseigentum<br />

ein durchaus probates Mittel zur<br />

Verhinderung einer Zivilteilung und damit verbundenen<br />

Liegenschaftsveräußerung darstellen kann, ist<br />

zu beachten, dass sich ein Rechtsstreit über die Teilung<br />

einer Liegenschaft durch Begründung von Wohnungseigentum<br />

daher als ein riskanter – auch für<br />

den jeweiligen Sachverständigen bzw. Ziviltechniker<br />

haftungsträchtiger – Ritt auf der Rasierklinge erweisen<br />

kann, wenn die Aufteilung der Liegenschaft bzw.<br />

der einzelnen Wohnungseigentumsobjekte nicht einwandfrei<br />

und nicht ohne Wertverlust möglich ist.<br />

www.beckhoff.at/building<br />

Das ganze Gebäude zukunftssicher im Griff: Mit der integralen<br />

Gebäudeautomation von Beckhoff implementieren Sie eine PC-basierte<br />

Steuerungslösung, mit der Sie heute schon an den nachhaltigen<br />

Betrieb von morgen denken. Alle Gewerke der TGA werden von einer<br />

einheitlichen Hard- und Softwareplattform gesteuert: Ganz gleich, ob<br />

es um die nutzungsgerechte Beleuchtung, die komfortable Raumautomation<br />

oder die hocheffiziente HLK-Regelung geht. Die Steuerungslösung<br />

besteht aus leistungsstarken Industrie-PCs, Busklemmen zur<br />

Anbindung aller Datenpunkte und Subsysteme sowie der Automatisierungssoftware<br />

TwinCAT. Für alle Gewerke stehen vordefinierte Softwarebausteine<br />

zur Verfügung, die das Engineering enorm vereinfachen.<br />

Funktionserweiterungen oder -änderungen sind jederzeit möglich. Die<br />

Systemintegration erfolgt über die gängigen Kommunikationsstandards<br />

Ethernet, BACnet/IP, OPC UA oder Modbus TCP.<br />

Skalierbare Steuerungstechnik –<br />

von der ARM-CPU bis zur<br />

x86-CPU mit 2,3 GHz auf 4 Cores<br />

Embedded-PCs<br />

(ARM)<br />

Embedded-PCs<br />

(x86)<br />

Industrie-PCs<br />

(x86)


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

56<br />

Pocket-Parks<br />

Grüne Stadtoasen<br />

Das Sprießen der Pocket-Parks<br />

Brachflächen verwandeln sich in üppige Gemüsegärten, verlassene Hinterhöfe werden<br />

zu grünen Oasen, Parkbuchten laden zum Verweilen auf buntem Stadtmobiliar<br />

ein und aus jeder noch so kleinen nicht asphaltierten Stelle am Gehwegrand sprießen<br />

Blumen und Kräuter. Die Sehnsucht nach dem eigenen Fleckchen Erde ist bei<br />

den Städtern so groß wie nie. Dabei muss es nicht immer der Schrebergarten sein,<br />

unzählige Initiativen bieten den interessierten Bürgern mittlerweile die Beteiligung<br />

an gemeinnützigen grünen Projekten. Und wer nur zwischen den Beeten flanieren<br />

oder bei einem gemütlichen Bier Lärm und Hektik der Stadt entfliehen möchte, auch<br />

der ist herzlich willkommen.<br />

Text: Linda Pezzei<br />

Ob Wien, Berlin, Prag, London, Melbourne<br />

oder New York, egal in welche Metropole<br />

man dieser Tage blickt: Es grünt so grün.<br />

Das liegt zum einen an dem kommunalen<br />

Engagement der Städte- und Landschaftsplaner,<br />

zum anderen an einer Vielzahl gemeinnütziger<br />

Initiativen der Stadtbewohner<br />

selbst. Neben offiziellen Park- und Grünflächen<br />

werden immer mehr Brach- und<br />

Freiflächen zur (zwischengenutzten) Spielwiese<br />

der ambitionierten Freizeitgärtner.<br />

Solche ehemals „toten“ Räume werden als<br />

Pocket-Parks, also Westentaschen-Parks,<br />

bezeichnet. Je nach Flächenangebot und<br />

Umgebung variiert auch die Nutzung. Ob<br />

Spielfläche, Aufenthaltsraum, Nutz- oder<br />

Ziergarten – die liebevoll gestalteten Grünflächen<br />

werten unsere Stadtbilder zum<br />

Wohle aller nachhaltig auf.<br />

Im Zuge der stetigen Verdichtung in den<br />

städtischen Bereichen wird der Wert von<br />

Raum an sich immer mehr anerkannt. Aber<br />

auch die Nutzung des vorhandenen Raums<br />

zum Wohle aller spielt eine immer größere<br />

Rolle. Denn Freiräume bauen Barrieren<br />

ab, vernetzen Menschen unabhängig von<br />

gesellschaftlichen Schichten, werten die<br />

Nachbarschaft auf, bieten aber auch Raum<br />

zur persönlichen Entfaltung und Erholung.<br />

Was einst als Guerilla Gardening bezeichnet<br />

wurde, macht heute auch bei den Überlegungen<br />

von Städteplanern und Investoren<br />

Schule. Denn schon mit geringem finanziellen<br />

Aufwand lassen sich beträchtliche Ergebnisse<br />

erzielen.<br />

Gemeinschaftlicher Selbstbau der sogenannten Laube in den Prinzessinnengärten<br />

in Berlin. Dort finden Workshops und Events statt.<br />

© Marco Clausen


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57<br />

Pocket-Parks<br />

Ein bekanntes und etabliertes Projekt<br />

stellen die Prinzessinnengärten in Berlin-Kreuzberg<br />

dar. 2009, lange bevor die<br />

Gegend um den Moritzplatz zu boomen begann,<br />

verwandelte das Kollektiv Nomadisch<br />

Grün gemeinsam mit Freunden, Aktivisten<br />

und Nachbarn eine bis dahin über ein halbes<br />

Jahrhundert lang verwilderte 6.000 m 2<br />

große Brachfläche in eine für alle offene<br />

Stadtoase. Seitdem sprießen biologisch<br />

angebaute Kräuter und Gemüse in den<br />

selbst gebauten Beeten, Bänke laden zum<br />

Verweilen ein und man verkauft Getränke<br />

und kleine Gerichte aus Zutaten, die der<br />

Garten bietet. Mit der „Laube“ setzten die<br />

Macher zudem ein architektonisches Statement.<br />

In dem Selbstbau finden Workshops,<br />

Versammlungen oder spontane Aktionen<br />

statt. „Bio ist in Deutschland immer noch<br />

ein Thema bessergestellter bürgerlicher<br />

Milieus und immer noch mit teurerem Essen<br />

konnotiert. Wir versuchen zu zeigen,<br />

dass sich das Soziale und das Ökologische<br />

nicht auseinanderdividieren lassen, dass<br />

unsere Lebensverhältnisse auch von unserem<br />

Verhältnis zur Natur abhängen,“ bringt<br />

Marco Clausen, einer der Initiatoren, die<br />

Wichtigkeit solcher Projekte auf den Punkt.<br />

Mittlerweile gibt es allein in Berlin mehr als<br />

113 dieser Gemeinschaftsgärten.<br />

Prinzessinnengärten in Berlin<br />

© Marco Clausen<br />

Prinzessinnengärten in Berlin<br />

© Christian Burkhard<br />

An der Entstehung des Gemeinschaftsgartens Prazelenina in Prag wirkten<br />

gerade die Nachbarn und zukünftigen Nutzer tatkräftig und maßgeblich mit.<br />

© Ondřej Štindl, Prazelenina<br />

Ein ähnliches Projekt ist der Prazelenina<br />

Gemeinschaftsgarten im hippen Prager<br />

Stadtteil Holešovice. Seit 2012 treffen sich<br />

auf der ehemaligen Gewerbefläche Bürger<br />

aller Schichten zum gemeinsamen Gärtnern.<br />

„Lasst uns, anstatt passive Kritik zu üben an<br />

der großen weiten Welt, aktiv in den Ereignissen<br />

um uns herum sein“ – lautet das Credo<br />

der Gründer. Auch bei diesem Leuchtturmprojekt<br />

geht es um das Verständnis für<br />

eine regionale und nachhaltige Anbauweise,<br />

um soziokulturelle Interaktionen und um einen<br />

besseren Klimaschutz durch die Reduktion<br />

von CO 2 . Neben dem Gartenbaukonzept<br />

versteht sich der Prazelenina aber auch als<br />

Treffpunkt der Nachbarschaft, was sich in<br />

dem bunten Veranstaltungsprogramm widerspiegelt,<br />

das Konzerte, Filmvorführungen<br />

unter freiem Himmel, Events für Kinder<br />

und Flohmärkte umfasst.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

58<br />

Pocket-Parks<br />

Die Grätzloase PartyZipation lädt Jung und Alt unter dem Motto “Nimm Platz & erlebe<br />

deine Stadt” zum gemeinsamen Nutzen und Erleben des öffentlichen Raumes ein.<br />

© Daniel Auer<br />

Auch in Wien tut sich in diesem Bereich<br />

eine ganze Menge. Hier sorgen sogenannte<br />

Parklets für gute Laune. Ehemalige Parkflächen<br />

werden in diesem Zusammenhang<br />

durch temporäre Stadtmöbel zu Aufenthaltsorten<br />

für Anwohner und Passanten.<br />

Die Parkbank mit Mehrwert könnte man sagen.<br />

Die einzelnen Installationen umfassen<br />

Sitzgelegenheiten, Pflanzen, Beleuchtung,<br />

Regenschutz oder Fahrradabstellmöglichkeiten.<br />

Die Initiative CityMaking!Wien zeigt<br />

interessierten Bürgern auf einer Onlinekarte,<br />

wo potenzielle Parklets entstehen könnten<br />

und animiert zur Einreichung eigener<br />

Ideen. „Wir würden gerne neue Dynamiken<br />

in der Stadt auslösen, indem die Bürger<br />

einfach und kurzfristig öffentliche Räume<br />

„buchen“ können. Das würde eine dynamische<br />

Mitgestaltung der Stadt ermöglichen,<br />

die sich stark von den modernen Top-down<br />

Planungsmethoden unterscheidet,“ ist sich<br />

der Projektgründer Juan Carlos Carvajal<br />

Bermúdez sicher.<br />

Seit 2015 unterstützen die Stadt Wien und<br />

der Verein Lokale Agenda 21 Wien das Aktionsprogramm<br />

Grätzloase, das Gruppen,<br />

Vereine, Schulen, lokale Unternehmen oder<br />

Einzelpersonen dazu auffordert, Ideen zur<br />

Belebung des öffentlichen Freiraums einzureichen.<br />

In den vergangenen vier Jahren<br />

konnten so bereits 215 Aktionen (davon<br />

89 Parklets) umgesetzt werden. Das Aktionsprogramm<br />

unterstützt in diesem Zusammenhang<br />

bei der Organisation der Bewilligungen,<br />

bietet fachliche Beratung und<br />

gewisse Finanzierungen.<br />

„Viele Wienerinnen und Wiener haben ganz<br />

konkrete Ideen, wie ihr Grätzl schöner und<br />

belebter werden kann. Dieses enorme kreative<br />

Potential wird mit der Aktion Grätzloase<br />

unterstützt. Interessierte in ganz Wien werden<br />

selbst aktiv und setzen ihre Ideen im<br />

öffentlichen Raum um. Dabei werden BürgerInnen<br />

zu Machern und Macherinnen und<br />

bereichern das Leben in ihrer unmittelbaren<br />

Nachbarschaft,“ bringt Maria Vassilakou,<br />

Vizebürgermeisterin der Stadt Wien, den<br />

Grundgedanken der Initiative auf den Punkt.<br />

© Juan Carlos Carvajal Bermúdez © Juan Carlos Carvajal Bermúdez


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59<br />

Pocket-Parks<br />

Die Vielzahl an bereits realisierten Projekten<br />

zeigt ganz deutlich, dass die Bürger<br />

durchaus interessiert sind an der Mitgestaltung<br />

der Architektur ihrer Umwelt und sich<br />

mit vielen kreativen Ideen ehrenamtlich in<br />

einen aktiven Gestaltungsprozess mit einbringen<br />

möchten.<br />

Um es mit den Worten von Marco Clausen<br />

auf den Punkt zu bringen: „Wir können die<br />

Welt mit diesen kleinen Eingriffen nicht ändern,<br />

aber wir können die Perspektive der<br />

Menschen verschieben, indem sie am eigenen<br />

Leib erfahren, dass es Orte gibt, die<br />

anders sind und trotzdem funktionieren.<br />

Die Kraft dieser Orte besteht darin, infrage<br />

zu stellen, was uns beständig als alternativlos<br />

präsentiert wird. Sobald die Menschen<br />

erfahren, dass es auch anders geht, ändert<br />

sich ihr Blick auf das Mögliche.“<br />

© Daniel Auer<br />

© Juan Carlos Carvajal Bermúdez<br />

© Christian Fürthner/MA 21<br />

© Ines Ingerle/Radlobby<br />

© Stadtfein<br />

© Tehilla Gitterle<br />

© Juan Carlos Carvajal Bermúdez


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

60<br />

Grüne Architektur<br />

Grüne<br />

Architektur<br />

Veranstaltungen wie „Houston, we have a problem. Ökologie und Verantwortung“<br />

im DAZ letzten Jahres, oder „Anthropozänkitsch: Architektur als Ersatzhandlung“<br />

in der Gesprächsreihe „Wir müssen reden!“ zeigen, dass Handlungsbedarf besteht.<br />

Selbst wenn noch ein unbelehrbarer, westlicher Präsident den Klimawandel leugnet.<br />

Doch wir sollten mehr tun als nur reden!<br />

Text: Peter Reischer<br />

Nachhaltiges Bauen ist mehr als ein kurzfristiger<br />

Trend: Das Berücksichtigen von<br />

ökologischen, ökonomischen und sozialen<br />

Faktoren beeinflusst heute maßgeblich<br />

die Form und Funktion von Gebäuden. Die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien, die Verwendung<br />

regenerativer und nachhaltiger<br />

Materialien oder flächensparendes Bauen<br />

sind Planungsansätze für eine zeitgemäße,<br />

nachhaltige Architektur. Grüne Architektur<br />

hat aber viele Gesichter – nicht nur<br />

die einer architektonisch gebauten Substanz<br />

– und „Green Building“ ist, durch die<br />

sich immer deutlicher abzeichnenden Auswirkungen<br />

des Klimawandels, unter Architekten,<br />

Projektentwicklern und Investoren<br />

zum geflügelten Wort geworden. Alles was<br />

nachhaltig, ökologisch oder energiesparend<br />

aussieht und den allgemeingültigen<br />

Standards für umweltfreundliche Architektur<br />

entspricht, wird unter dem Oberbegriff<br />

der „grünen Architektur“ zusammengefasst<br />

und vermarktet. Damit stellt sich auch die<br />

Frage, ob das ein neues Geschäftsmodell<br />

darstellt und ob das (moralisch) gut ist. Offenbar<br />

kann mit der Rettung unserer Umwelt<br />

Profit gemacht werden, eine wahrlich<br />

schizophrene Haltung, wenn gleichzeitig<br />

immer lamentiert wird, dass die Reduktion<br />

des CO 2 -Ausstoßes, die nachhaltige Sanierung<br />

von Gebäuden, die Verwendung<br />

schadstofffreier und „fairer“ Materialien zu<br />

viele Milliarden koste. Scheitert die Rettung<br />

unseres Planeten am Geldmangel?<br />

Auch die EU hat den Begriff „Grüne Architektur“<br />

in ihrem Programm, dabei handelt es<br />

sich allerdings um rein landwirtschaftsbezogene<br />

Agenden der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

(GAP). Jedoch gehen EU-weit wöchent-<br />

lich am Freitag (Fridays for Future) Schüler<br />

mittlerweile auf die Straße und demonstrieren<br />

für den Klimaschutz. Die Initiatorin dieser<br />

Proteste, die 16-jährige Greta Thunberg<br />

war auch schon in Wien und hat zusammen<br />

mit Terminator Arnold Schwarzenegger<br />

auf dem R20 Austrian World Summit gesprochen.<br />

Aber was werden die Politiker,<br />

Behörden und Wirtschaftstreibenden unternehmen,<br />

wann werden sie reagieren? Wie<br />

weit werden oder sollen sie die Architektur,<br />

die ja einen großen Anteil am weltweiten<br />

CO 2 -Ausstoß hat, in die Pflicht nehmen?<br />

Genügt es denn, Bauordnungen, Standards<br />

und Normen zu erfüllen und nach Zertifikaten<br />

zu streben und wie sieht eine Architektur<br />

aus, die ein Wohnen, ein Benutzen<br />

im Gleichgewicht mit der Umwelt zulässt?<br />

Initiativen wie Pocket-Parks, Parklets, Urban<br />

Gardening, Vertical Farming und viele<br />

andere auch, zählen eindeutig zur „Grünen<br />

Architektur“, vor allem mit ihrem Anspruch,<br />

die Welt ein Stückchen besser zu gestalten<br />

und die Umwelt zu schonen (siehe auch andere<br />

Berichte in dieser <strong>Ausgabe</strong>).<br />

Den Trend zur Grünen Architektur versinnbildlichte<br />

in Europa lange Zeit vor allem das<br />

Projekt Bosco Verticale vom Architekturbüro<br />

Boeri Studio und dem Bauherrn Manfredi<br />

Catella. Auf zwei Hochhäusern wachsen<br />

dort ebenso viele Bäume wie auf einer<br />

Waldfläche von 10.000 Quadratmetern –<br />

800 Stück sind es. Jedoch bereits zwei<br />

Jahre früher, 2012 wurde mit dem Projekt<br />

„25 Verde“ eine Zukunftsvision von grüner<br />

Architektur Wirklichkeit. Entworfen wurde<br />

Caixa Forum Madrid<br />

© Cillas


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61<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Casa Ojalá<br />

© Architect Beatrice bonzanigo, IB Studio<br />

sie vom italienischen Architekten Luciano<br />

Pia und dieses Projekt stellen wir in einem<br />

eigenen Bericht (Seite 80) vor.<br />

Grüne Architektur meint sicher nicht nur<br />

begrünte Architektur (obwohl natürlich<br />

auch diese), auch nicht nur sogenannte<br />

nachhaltige oder (energie)effiziente Architektur.<br />

Vielmehr soll damit die Frage diskutiert<br />

werden, ob und wie weit Architektur<br />

zur Rettung der (noch) grünen Umwelt, Natur<br />

und unseres ganzen Planeten beitragen<br />

kann. Denn nicht alles, was vielleicht danach<br />

aussieht, ist wirklich gut für Mensch<br />

und Umwelt. So haben sich schon manche<br />

hoch zertifizierte Projekte als Etikettenschwindel<br />

herausgestellt, während umgekehrt<br />

Gebäude, die recht konventionell wirken<br />

(Alnatura Arbeitswelt Seite 86), höchst<br />

effizient im Ressourcenverbrauch sind und<br />

obendrein von einer hohen Lebensqualität<br />

und nachhaltiger Bauweise zeugen.<br />

Es gibt mittlerweile jede Menge von innovativen<br />

und wirklich guten Ideen für umweltverträgliche<br />

Architekturen. Viele davon<br />

sind zwar als Einzelideen gut, aber in der<br />

Masse – also bei Einbeziehung der demografischen<br />

Veränderung und dem Wachsen<br />

der Städte zum Beispiel – nicht durchdacht.<br />

Daran kann man erkennen, dass das<br />

Bewusstsein für die Notwendigkeit eines<br />

sofortigen Handelns auch im Bereich der<br />

Architektur, noch nicht in die Köpfe der<br />

Menschen eingedrungen ist. Psychologen<br />

erklären das mit dem Mechanismus, zu bedrohliche<br />

Szenarien auszublenden und zu<br />

verdrängen. Aber auch mit dem Gefühl der<br />

Ohnmacht des Einzelnen.<br />

Naturnah zeigt sich etwa die mobile Mini<strong>architektur</strong><br />

„Casa Ojalá“ der italienischen<br />

Architektin Beatrice Bonzanigo vom Mailänder<br />

IB Studio. Ihre Idee wurde auf der<br />

Milan Design Week <strong>2019</strong> als 1:10-Modell<br />

präsentiert. Auf 27 Quadratmetern hat sie<br />

alles, was für eine moderne Herberge benötigt<br />

wird, untergebracht. Der Bau enthält<br />

verschiedenste Variationsmöglichkeiten<br />

zur individuellen Auswahl. Sein runder<br />

Grundriss fasst zwei Schlafzimmer, eines<br />

mit Doppelbett, eines mit Einzelbett, ein Badezimmer,<br />

eine Terrasse, eine Küchenzeile<br />

und ein Wohnzimmer. Ermöglicht wird diese<br />

Grundrissflexibilität durch ein manuell zu<br />

bedienendes System aus Seilen, Rollen und<br />

Kurbeln, mittels derer man das Haus den<br />

gewünschten Bedingungen anpassen kann.<br />

Schiebewände aus zwei verschiedenen Materialien<br />

– zum einen aus Stoff, zum anderen<br />

aus Holz – unterteilen den Raum dieser<br />

off-the-grid-Wohnmöglichkeit variabel.<br />

Ausgangspunkt der Idee war auch, wie man<br />

mit größtmöglicher Mobilität leben und in<br />

Architektur wohnen kann. Durch die freie<br />

Wahl des Aufstellungsortes (totale Unabhängigkeit)<br />

ist diese Mobilität natürlich<br />

gegeben – aber auch ein typisches Beispiel<br />

einer neoliberalen Geisteshaltung. Müssen<br />

wir 100% mobil sein, was bedeutet das an<br />

Energie, wer kann sich das leisten? Als Tourismuskonzept<br />

für Luxusherbergen sicherlich<br />

geeignet, jedoch zur Lösung unserer<br />

Probleme trägt diese Idee nichts bei. Und<br />

ob das der richtige Weg ist, mit Ressourcen<br />

wie Landschaft, Architektur und Gemeinwohl<br />

umzugehen, ist eine andere Frage. u<br />

Casa Ojalá<br />

© Architect Beatrice bonzanigo, IB Studio


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

62<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

Gardens by the Bay von Grant Associates in Singapur<br />

Überall planen Architekten grüne Gebäude,<br />

vor allem in den urbanen Ballungszentren.<br />

Mit Pflanzen an Fassaden, auf Terrassen,<br />

Balkonen und Dächern. Denn eine begrünte<br />

Fassade reduziert die Hitze, wirkt auch<br />

gegen städtische Hitzeinseln. Pflanzen sind<br />

der natürlichste Schutz vor Sonneneinstrahlung<br />

und außerdem produzieren sie<br />

Sauerstoff.<br />

Singapur versteht sich als „Stadt in einem<br />

Garten“ und aus diesem Grund haben Architekturbüros<br />

schon vor vielen Jahren<br />

– als man in Europa noch kaum daran gedacht<br />

hat – begonnen, die Stadt grün zu gestalten.<br />

Pflanzen sollten möglichst in jedes<br />

Gebäude integriert werden. Mit dem Bauen<br />

in die Höhe wächst auch das Grün mit in die<br />

Höhe. Neun Prozent der Landfläche Singapurs<br />

wurden für Parks und Naturreservate<br />

frei gehalten. Nach und nach werden diese<br />

Gebiete miteinander verbunden, damit die<br />

Leute überall in der Stadt im Grünen spazieren<br />

gehen, joggen und Fahrrad fahren<br />

können. Singapur ist die grünste Stadt Asiens<br />

– und hat das ehrgeizige Ziel, die grünste<br />

Stadt der Welt zu werden.<br />

In Singapur findet man auch ungewöhnlich<br />

viele, wie mit einer zotteligen Perücke überzogene<br />

Bauten – sie stammen meist vom<br />

Architekturbüro WOHA (Wong Mun Summ<br />

und Richard Hassell). Diese Architekten<br />

setzen neben auskragenden Fassadenelementen<br />

vor allem Pflanzen ein. Dabei geht<br />

es ihnen nicht um Dachgärten, die wie ein<br />

grüner Deckel dekorativ obenauf sitzen,<br />

sondern um kühlende Begrünungen und<br />

Berankungen, die Teil der Gebäudestruktur<br />

und -technik sind. Diese WOHA-Bauten lösen<br />

sich nicht nur nach außen hin auf. Sie<br />

sind auch im Inneren porös. Offene, luftige<br />

Strukturen aus vielen schmalen Türmen,<br />

offene Gänge, brücken- und balkonartige<br />

Terrassen und in luftiger Höhe eingezogene,<br />

sogenannte Sky Gardens machen aus<br />

massiven Blöcken locker verhäkelte, winddurchlässige<br />

und weitgehend natürlich gekühlte<br />

Komplexe. So sind sie ganz anders<br />

als der sonst in Südostasien dominierende<br />

Wohnblocktyp, der undurchlässig gegenüber<br />

Wind und Wetter ist und künstlich klimatisiert<br />

werden muss.<br />

Die „School of the Arts“ zum Beispiel, ist<br />

eine Windmaschine, ebenfalls entworfen von<br />

WOHA. Sie ist derart gestaltet, dass die leichten<br />

Brisen, welche die Stadt durchziehen, in<br />

der Architektur kanalisiert und intensiviert<br />

werden. Die Luftdurchzugskorridore in ihrem<br />

Inneren bieten eine angenehme, komfortable<br />

Atmosphäre und auch Interaktionsraum<br />

für die Nutzer. Das Design zur Windführung<br />

und -leitung hat sich als sehr wirkungsvoll<br />

erwiesen und sorgt für eine ständige Kühlung<br />

im tropischen Klima der Stadt mit ihrer,<br />

fast immer 100%igen Luftfeuchtigkeit<br />

im Außenraum. Die Dachfläche ist als ein<br />

großer Erholungspark gestaltet und enthält<br />

auch eine 400 Meter lange Laufstrecke. Der<br />

Bau wurde bereits 2007 begonnen und 2010<br />

größtenteils fertiggestellt.<br />

Der spezifisch tropische Hochhausbau des<br />

Singapurer Büros orientiert sich an traditionellen<br />

Wohnformen Südostasiens: An den<br />

Kampongs genannten Dörfern, in denen<br />

Bäume und große Dächer pavillonartigen<br />

Bauten Schatten spenden, während Wände<br />

aus mobilen, durchlässigen Paneelen und<br />

spezielle Korridore jeden leichten Luftzug<br />

weiterleiten und intensivieren. Einige dieser,<br />

sogenannten passiven Ansätze für grüne<br />

Architektur sind so alt wie die Geschichte<br />

der Architektur selbst, andere basieren<br />

auf allerneuesten „grünen“ Technologien.<br />

Der amerikanische Architekturkenner Philip<br />

Jodidio beschreibt in dem Doppelband<br />

„100 Contemporary Green Buildings“ viele<br />

visionäre, aber auch gebaute Entwürfe, die<br />

sich des Einsatzes „grüner“ Technologie<br />

bedienen. Er merkt aber auch nachdenklich<br />

an, dass die Nebenwirkungen dieser<br />

neuen Technologie und der eingesetzten<br />

Produkte nicht endgültig geklärt sind und<br />

aufgrund erheblicher Profite vielleicht nie<br />

geklärt werden können/sollen. Es ist eine<br />

Tatsache, dass Solarzellen Schwermetalle<br />

enthalten und auch die Herstellung von<br />

Biozement enorme Ressourcen verschlingt.<br />

Ebenso meint er, dass es schon bemerkenswert<br />

sei, dass heute wieder Architekten historische<br />

Rückbezüge wagen und manchmal<br />

in die Vergangenheit blicken. Wenn Gropius<br />

von der Tabula rasa sprach, ist diese<br />

Einstellung heute eindeutig überholt. Dass<br />

die Baukunst heute wieder auf Jahrtausende<br />

alte Weisheiten zurückgreift, ist ein Befreiungsschlag<br />

vom Diktat der Technik und<br />

wird dem Begriff und der Verbreitung der<br />

Nachhaltigkeit und einer „Grünen Architektur“<br />

sicherlich förderlich sein.


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63<br />

<strong>architektur</strong>szene<br />

School of the Arts


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

64<br />

Grüne Architektur<br />

Einen Vorschlag zum Neuaufbau<br />

des durch ein Feuer zerstörten<br />

Daches der Notre-Dame, der<br />

gleichzeitig eine nachahmende<br />

oder museumsähnliche Architektur<br />

vermeiden soll, hat Vincent<br />

Callebaut entwickelt. Er birgt<br />

neben ästhetischer Architektur<br />

auch einen Weg zur Erhaltung<br />

von Biodiversität, Urban Farming,<br />

Nachhaltigkeit, Soziales und eine<br />

spirituelle Komponente.


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65<br />

Vincent Callebaut Architectures<br />

Ein<br />

biomimetischer<br />

Wald<br />

Palingenesis / Paris / Vincent Callebaut Architectures<br />

Renderings: Vincent Callebaut Architectures


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

66<br />

Grüne Architektur<br />

Am 15. April <strong>2019</strong> erlebten die Pariser Bürger eine<br />

Katastrophe und die Kathedrale Notre-Dame, die seit<br />

Jahrhunderten über die christliche und westliche<br />

Kultur gewacht hatte, beinahe ihr Ende. Ein Feuer<br />

zerstörte das Dach über dem Hauptschiff, ein Teil der<br />

Gewölbe stürzte sogar ein. Das Feuer war noch kaum<br />

gelöscht, begannen schon einige Architekten und<br />

Büros mit der medialen Publikation von Vorschlägen<br />

für den Wiederaufbau.<br />

Die verschiedensten Visionen tauchten auf, von einem<br />

Penthouse für Quasimodo, einem mehrgeschossigen<br />

Parkhaus, einer McDonald´s Filiale bis zum<br />

Schwimmbecken auf dem Dach der ehrwürdigen<br />

Dame reichten sie. Stahl und Glas waren die bevorzugten<br />

Baumaterialien der eingereichten Entwürfe.<br />

Der französische Senat allerdings ließ verlauten,<br />

dass die Notre-Dame in ihrem „zuletzt bekannten<br />

Zustand wieder aufgebaut werden müsse“. Man wird<br />

also sehen, ob sich Denkmalschützer, Konservative<br />

und Utopisten auf einen Nenner einigen können.<br />

Ein Vorschlag kam auch von dem – für seine utopischen<br />

und grünen Visionen bekannten – Architekten<br />

Vincent Callebaut. Seine Vision liegt auf jeden Fall<br />

im Trend: Der Projektname „Palingenesis“ steht in<br />

diesem Zusammenhang für Wiedergeburt, Wiedererschaffung<br />

nach einer Katastrophe und würde es also<br />

den Bewahrern recht machen. Seine Idee, das Dach<br />

der Kathedrale mit einem naturähnlichen Wald zu<br />

bepflanzen entspricht den derzeitigen Bemühungen<br />

um „grüne Architektur“. Die momentane Identifikationskrise<br />

der Kirche und die Klimakrise verlangen beide<br />

nach Reaktionen, die in diesem Fall eine direkte<br />

Folge der derzeitigen Herausforderungen sein können.<br />

Die Kirche muss sich genauso wie die Architektur<br />

neu positionieren, es kann nicht so weiter gehen<br />

wie gehabt.<br />

Callebaut trachtet nun in seinem Vorschlag der Rekonstruktion<br />

der Notre-Dame sowohl Fragen der<br />

menschlichen Intelligenz, der zeitgenössischen<br />

Geschichte aber auch die der Wissenschaft, Kunst,<br />

Transzendenz und Spiritualität zu vereinen. Sein Projekt<br />

vertritt die Symbolik einer Resilienz und einer<br />

ökologischen Zukunft in der Stadt. Er verordnet Paris<br />

sozusagen einen Cocktail aus Biomimetik und Biomimicry,<br />

der sich hier als allgemeine Ethik für eine faire,<br />

symbiotische Beziehung zwischen Mensch, Stadt<br />

und Natur offenbart.<br />

Ein aus Ökoressourcen entstehender neuer Turm, als<br />

Beispiel einer spirituellen Anbetung, versucht sich<br />

mit dem ehrwürdigen, steinernen Kirchenschiff zu<br />

verbinden, sich mit ihm wie ein vegetativer Baumsteckling<br />

zu verschmelzen. Eine einzige gebogene<br />

Kurve soll alles zu einer Einheit zusammenfassen –<br />

Dach und Turm. Von den vier Giebelwänden ausgehend<br />

gleicht sich die Konstruktion an die ehemalige<br />

Höhe an und steigt gegen den Vierungspunkt dann<br />

in einem 55-Grad-Winkel an, um den zentralen Turm<br />

zu bilden. Auf diese Weise werden die vorgegebenen<br />

Prinzipien der Lastabtragung des Bauwerks auf die<br />

Strebebögen und die innen liegenden Pfeiler eingehalten<br />

und die vier Dachlinien der Firste vereinen<br />

sich in einem eleganten, parametrischen, gegen den<br />

Himmel ragenden Turm in einer leichten Geometrie.<br />

Die Konstruktion soll aus kreuzweise verleimten<br />

Holzbalken, die mittels Glasfaserstäben vorgespannt<br />

sind, errichtet werden. Das neue Rahmenwerk aus Eiche<br />

versucht, mit einem minimalen Materialaufwand<br />

auszukommen, um den ökologischen Fußabdruck so<br />

gering wie möglich zu halten und gleichzeitig eine<br />

größtmögliche Transparenz für die Kathedrale zu<br />

generieren. Diese Durchlässigkeit, das Teilen und die<br />

Öffnung zur Gesellschaft sind die grundlegenden Entwurfskriterien<br />

für diesen diaphanen Wald auf der Notre-Dame<br />

– sie sollen auch das neue Erscheinungsbild<br />

der Kirche im 21. Jahrhundert ausmachen. u<br />

Ulf Mejergren Arkitekter<br />

Swimmingpool auf der Notre-Dame<br />

whocaresdesign<br />

Penthouse für Quasimodo


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67<br />

Vincent Callebaut Architectures<br />

David Deroo<br />

Parametrischer Wiederaufbau<br />

Studio NAB<br />

Bienenstöcke im Turm<br />

© www.bnutsvisual.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

68<br />

Grüne Architektur<br />

Die ephemere Konstruktion und die im Geviert<br />

eingesetzten Glasplatten schaffen zusätzliches<br />

Naturlicht in dem Innenraum der Kathedrale.


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69<br />

Vincent Callebaut Architectures<br />

Natürlich beinhaltet die Idee von Architekt Callebaut<br />

auch jede Menge Effizientes zum Thema Energie.<br />

Der Sprössling auf dem Dach soll dazu beitragen, die<br />

Notre-Dame in ein Gebäude zu verwandeln, das mehr<br />

Energie liefert, als sie selbst verbraucht. Durch eine<br />

energietechnische Verbindung mit dem historischen<br />

Körper der Architektur soll der dreidimensionale<br />

Glaskörper die gesamte Elektrizität, Wärme und passive<br />

Ventilation produzieren, die die Kathedrale für<br />

den Betrieb benötigt. Und zwar sowohl mittels passiver<br />

Systeme, wie auch durch die Benutzung erneuerbarer<br />

Energiequellen. Die Holzkonstruktion ist mit<br />

einer dreidimensionalen Glashülle versehen, diese<br />

teilt sich in diamantförmige Elemente. Diese Kristalle<br />

bestehen aus einer organisch aktiven Schicht aus<br />

Kohlenstoff, Hydrogen, Wasserstoff und Sauerstoff –<br />

sie absorbiert Licht und wandelt es in Energie um.<br />

Diese Energie soll in Wasserstoffzellen gespeichert<br />

und direkt an die Architektur zur Nutzung abgegeben<br />

werden.<br />

Um einen Glashauseffekt zu vermeiden sind diese<br />

kristallinen Einheiten (Trägerhüllen) am Boden entlang<br />

der Akroterien des Längs- und des Querschiffes<br />

offen – so erzeugen sie einen natürlichen Luftstrom in<br />

Richtung Turmspitze wie bei einem Windkamin. Diese<br />

natürliche Ventilation - sie funktioniert ähnlich, wie in<br />

einem Termitenbau - sorgt für eine exzellente Luftqualität<br />

im Inneren. Weiters stellt der Turm der Kathedrale<br />

in den Winterzeiten einen thermischen Pufferspeicher<br />

für die warme, aufsteigende Luft dar. Im Sommer dient<br />

er als Generator für frische und kühle Luft durch die<br />

Verdunstungsoberflächen der Pflanzen. So würde der<br />

Bau ein Musterbeispiel einer Öko-Ingenieurskunst und<br />

die Kirche gleichzeitig ein echter Pionier für eine umweltbezogene<br />

Resilienz werden.<br />

In seinem Zentrum stellt das Palingenesis-Projekt einen<br />

Garten, welcher der Kontemplation und Meditation<br />

gewidmet ist, dar. Der Garten hat aber nicht nur<br />

ästhetische, sondern auch ganz praktische Aspekte:<br />

Er soll von Freiwilligen und karitativen Organisationen<br />

betreut werden und den Obdachlosen und ärmsten<br />

Bevölkerungsschichten der Stadt Nahrung zur Verfügung<br />

stellen. Aquaponik und Permakulturen können<br />

bis zu 25 Kilo Früchte pro m 2 produzieren. Also wäre<br />

eine Ernte von bis zu 21 Tonnen Gemüse und Früchte<br />

pro Jahr auf dieser Fläche möglich. Ein Wochenmarkt<br />

könnte im Vorhof der Notre-Dame stattfinden und für<br />

die direkte Verteilung sorgen. Diese urbane Farm liegt<br />

über dem Kreuzungspunkt der Kirchenschiffe. Der<br />

geometrische Garten „à la française“ lässt Grünpflanzen<br />

entlang der Ost-West-Richtung wachsen und<br />

nord-süd-gerichtet sind die Fischteiche angeordnet.<br />

In deren Wasserfläche würden sich auch die Rosettenfenster<br />

der beiden Stirnseiten spiegeln.<br />

Die Öffnung in der Mitte des Gewölbes, die durch den<br />

teilweisen Einsturz während des Feuers entstand, will<br />

der Architekt mit Glas verschließen und so zusätzliches<br />

natürliches Licht in die Mystik des gotischen<br />

Innenraumes leiten. So soll eine Erinnerung an das<br />

schreckliche Feuer und gleichzeitig eine neue „göttliche“<br />

Atmosphäre entstehen.<br />

(rp)


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

70<br />

Grüne Architektur<br />

Grüner Flughafen<br />

Oxymoron oder Schritt in die richtige Richtung<br />

Oslo International Airport / Gardermoen / Nordic – Office of Architecture<br />

Fotos: Ivan Brodey, Dag Spant, Knut Ramstad


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71<br />

Nordic – Office of Architecture<br />

Das Architekturbüro Nordic –<br />

Office of Architecture machte<br />

aus dem Lufthavn Oslo-Gardermoen<br />

in Norwegen im Zuge einer<br />

Sanierung und Erweiterung den<br />

grünsten Flughafen der Welt,<br />

ausgezeichnet mit dem BREEAM<br />

Nachhaltigkeitszertifikat. Sie renovierten<br />

den Bestandsbau effizient,<br />

hielten die Distanzen trotz<br />

Verdopplung der Nutzfläche<br />

minimal und halbierten gleichzeitig<br />

den Energieverbrauch.<br />

Es scheint wie ein Oxymoron, den Dreh- und Angelpunkt<br />

eines per se alles anderen als grünen Industriesektors,<br />

als grün zu bezeichnen. Die Rahmenbedingungen<br />

waren dem Architekturbüro aus Oslo bereits<br />

bestens bekannt, da sie doch schon den Wettbewerb<br />

zum Bau des Flughafens in den 1990er-Jahren gewonnen<br />

hatten. Nun konnten sie auch den aktuellen<br />

Wettbewerb zur Sanierung für sich entscheiden. Sie<br />

widmen sich dem kontroversen Thema mit einem<br />

Vorschlag, der behutsam an den Bestand anknüpft,<br />

dessen Design zeitgemäß interpretiert und auf innovative,<br />

nachhaltige Art und Weise weiterführt. Die<br />

Sanierung und Erweiterung umfasst 52.000 m 2 , der<br />

neue Trakt 63.000 m 2 . Damit steigert der Entwurf von<br />

Nordic – Office of Architecture die Passagierzahl von<br />

19 auf 30 Mio. jährlich und lässt Raum nach oben für<br />

zukünftiges Wachstum.<br />

Der Osloer Flughafen zeichnete sich bis dato vor<br />

allem durch sein kompaktes Layout aus. Diese Qualität<br />

sollte auch nach dem Umbau erhalten bleiben.<br />

Der rechteckige Grundriss des bestehenden Traktes<br />

erstreckt sich von Ost nach West. Während seine<br />

südliche Längsseite zur erschließenden Straße hin<br />

orientiert ist, reihen sich entlang der Nordfassade<br />

die Gates aneinander. Das Hauptgebäude wurde im<br />

Zuge der Erweiterung nach außen hin verlängert,<br />

verändert sich in seiner ursprünglichen Form sonst<br />

aber nicht. Den neuen Terminal dockten die Architekten<br />

direkt an den Bestand an. So gelingt es, die<br />

Wege, welche die Passagiere zurücklegen müssen,<br />

trotz doppelter Nutzfläche auf maximal 500 m zu begrenzen.<br />

Der neue, fingerförmige Trakt ist zentral an<br />

der Nordfront positioniert und scheint seine Fühler<br />

nach Norden auszustrecken. Er bietet auf drei Geschossen<br />

reichlich Platz für nationale und internationale<br />

Gates sowie die Gepäckausgabe. Das konische<br />

Volumen weitet sich im Bereich der Schnittstelle zum<br />

Hauptgebäude zu einer großen Ankunftshalle, in der<br />

sich die Bahnstation befindet.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

72<br />

Grüne Architektur<br />

Durch Stapelung der<br />

Funktionen wird der Platz<br />

im 300 m langen Terminal<br />

optimal genutzt. Großflächige<br />

Verglasungen bringen<br />

viel Licht ins Innere<br />

und geben den Blick auf<br />

den Flugverkehr frei.<br />

In seiner architektonischen Sprache orientiert sich<br />

der neue Teil am Haupttrakt. Die Konstruktion beruht<br />

auf mächtigen Leimbindern, ergänzt durch Stahlbetonelemente.<br />

Diese tragen das gekrümmte Dach, das<br />

den 300 m langen Terminal überspannt, sowie das<br />

der mächtigen Ankunftshalle. In Letzterer bleibt die<br />

Holzstruktur von unten frei einsehbar. Großflächige<br />

Verglasungen formen die seitlichen Abschlüsse und<br />

das nördliche Ende der Röhre. Sie bringen viel Tageslicht<br />

nach innen und geben den Blick auf die ankommenden<br />

und abfliegenden Flugzeuge vor der Kulisse<br />

der rauen, norwegischen Landschaft frei.<br />

Auch im Inneren folgt der Trakt der Hierarchie des<br />

Bestands. Seine simple Form wirkt selbsterklärend<br />

und erleichtert Lesbarkeit und Orientierung. Die Intention<br />

der Architekten war es, die Wegführungen<br />

für die Passagiere auch ohne exzessive Beschilderung<br />

zu erschließen. Die Gestaltung der Innenräume<br />

ist geprägt von lokalen Materialien. Holzoberflächen<br />

und Marmorböden ergänzen grün bepflanzte Wände,<br />

Wasser und Steinelemente sorgen für einen Naturund<br />

Ortsbezug.<br />

Seine Kompaktheit macht den Lufthavn Oslo-Gardermoen<br />

um ein Vielfaches kosteneffizienter als<br />

vergleichbare Projekte. Bereits im Bau reduziert die<br />

Materialwahl den CO 2 -Verbrauch um 34%. Neben<br />

skandinavischer Eiche kommen norwegischer Marmor,<br />

recycelter Stahl und Vulkanasche als Betonzuschlag<br />

zum Einsatz. Dank eines optimierten Energiekonzepts<br />

auf Passivhausniveau ist der Flughafen<br />

auch im Betrieb deutlich nachhaltiger.


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73<br />

Nordic – Office of Architecture<br />

Dank ganzheitlicher, auf Nachhaltigkeit bedachte<br />

Planung, bringen die Architekten Nordic – Office of<br />

Architecture den Flughafen auf Passivhausniveau<br />

und senken damit auch die laufenden Betriebskosten.<br />

Die gekrümmte Geometrie des neuen Nordterminals<br />

umschließt bei minimaler Außenhülle den<br />

größtmöglichen Innenraum und bietet damit die geringste<br />

Angriffsfläche für eisige Winde im Winter und<br />

Hitze im Sommer. Ergänzend sind die Fassaden und<br />

Dachflächen hoch isoliert und sämtliche Glasflächen<br />

in 3-fach Verglasung ausgeführt.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

74<br />

Grüne Architektur<br />

Die Farbe Grün hält nicht<br />

nur in Form von nachhaltiger<br />

Energieplanung<br />

Einzug im Flughafen,<br />

sondern schmückt auch<br />

als Bepflanzung die<br />

Wände und sorgt für ein<br />

angenehmes Ambiente.<br />

Diverse passive Erträge machen den Bau über weite<br />

Strecken energieautark. Die Sonnenenergie wird<br />

zum einen über Solarpaneele auf dem Dach, zum<br />

anderen als natürliche Lichtquelle maximal genutzt.<br />

Die verminderte künstliche Beleuchtung wirkt sich<br />

zudem positiv auf die Atmosphäre der Innenräume<br />

aus. Geheizt wird mittels Wärmerückgewinnung aus<br />

dem Abwasser der Nachbargemeinde. Außerdem<br />

gelingt es, die thermische Energie aus Mechanik und<br />

Lüftung zu 83 % wieder in Wärme umzuwandeln und<br />

somit den Primärenergiebedarf deutlich zu senken.<br />

Zum Herzstück der ökonomischen Planung wird ein<br />

riesiges Schneedepot. In diesem wird der in den Wintermonaten<br />

anfallende Schnee der Start- und Landebahnen<br />

gelagert und damit die Kühlung des Flughafens<br />

– laut Architekten – bis in den August hinein<br />

natürlich gespeist.<br />

BREEAM, das britische Zertifizierungssystem für<br />

nachhaltiges Bauen, prämiert den Lufthavn Oslo-Gardermoen<br />

mit dem Gütesiegel „Excellent“ und<br />

macht ihn damit zum grünsten Flughafen der Welt.<br />

Überzeugen konnte das Projekt vor allem durch<br />

sein ganzheitliches Konzept. Das effiziente Zusammenspiel<br />

der einzelnen Komponenten der Energieplanung<br />

ergänzt das Design und die Materialwahl<br />

stimmig und sorgt somit für eine ökonomische Gesamtperformance.<br />

Nordic – Office of Architecture erweiterten den Lufthavn<br />

Oslo-Gardermoen zu einem überzeugenden Ensemble<br />

aus Alt und Neu, das sich den Titel „grünster<br />

Flughafen“ mittels intelligenter, an den Ort angepasster<br />

Planung aus bautechnischer Sicht redlich verdient.<br />

Über die typologische Komponente und die Industrie,<br />

die sich hinter und vor den grünen Fassaden des Baus<br />

abspielen, kann man natürlich diskutieren. (eo)


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75<br />

Nordic – Office of Architecture<br />

New areas<br />

Neue New areas Bereiche<br />

Domestic<br />

Domestic Inland<br />

International<br />

International<br />

Non-Schengen<br />

International<br />

International<br />

Non-Schengen<br />

Int. Non-Schengen<br />

Snow Schneedepot<br />

Sunlight provides<br />

natural light as well as heat<br />

Sonnenlicht als Natürliche Licht- und Wärmequelle<br />

Fernheizwerk<br />

District heating plant<br />

Recovered heat from<br />

waste water<br />

Abwasser Wärmerückgewinnung<br />

Ground source<br />

heat<br />

Erdwärme<br />

technology<br />

Heat Wärmerückgewinnung<br />

recovery<br />

Oslo International Airport<br />

Oslo-Gardermoen, Norwegen<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Avinor Oslo Lufthavn<br />

Nordic — Office of Architecture, NSW Architects<br />

Gudmund Stokke, Erik Urheim (PGL), Roald Sand,<br />

Christian Henriksen, Geoffrey Clark, Ole Tørklep,<br />

John Arne Bjerknes, Bjørn Olav Susæg,Ingrid Motzfeld,<br />

Ivar Ivarsøy<br />

Bebaute Fläche: 115.000 m 2<br />

Planungsbeginn: 2009<br />

Fertigstellung: 2017<br />

Baukosten: 1,4 Milliarden €


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76<br />

Grüne Architektur<br />

Die Verlassenheit<br />

von Weihai<br />

Rocknave Teahouse / Weihai, Shandong / Trace Architecture Office (TAO)<br />

Fotos: Hua Li<br />

Das Rocknave Teahouse<br />

lädt Besucher des in der<br />

chinesischen Provinz<br />

Shandong gelegenen Tashan<br />

Parks zum Verweilen<br />

ein. In einem ehemaligen<br />

Steinbruch schufen TAO<br />

(trace architecture office)<br />

ein zurückhaltendes Bauwerk,<br />

das nicht nur den<br />

Stein aus der unmittelbaren<br />

Umgebung als authentisches<br />

Gestaltungsmittel<br />

in Szene setzt, sondern<br />

auch in seinen Raumstrukturen<br />

auf die Naturlandschaft<br />

reagiert.<br />

Für einen Moment scheint die Zeit im Tashan Park<br />

stillzustehen. Die endlosen Betonblöcke der nahe gelegenen<br />

Stadt Weihai rücken in die Ferne, der Fokus<br />

richtet sich ganz auf die nahezu unberührt scheinende<br />

Naturlandschaft im Hier und Jetzt. Die fruchtbare<br />

Erde leuchtet in der warmen Sommersonne in den<br />

verschiedensten Rottönen und bildet zu dem satten<br />

Grün der Baumwipfel einen herrlichen Kontrast.<br />

Erst bei näherem Hinsehen nimmt die Mischung aus<br />

Farben und Texturen eine erkennbare Gestalt an<br />

und vor der Kulisse einer mächtigen Steinwand lädt<br />

eine Plattform aus rostrotem Cortenstahl zum unbeschwerten<br />

Verweilen ein.<br />

Das eigentliche Funktionsgebäude liegt sozusagen<br />

eine Etage tiefer. Das in Peking ansässige Architekturbüro<br />

Trace Architecture Office (TAO) steht für die<br />

Architektursprache eines sich entwickelnden Organismus,<br />

der nicht nur ein formales Objekt, sondern ein<br />

untrennbares Ganzes mit seiner Umwelt darstellt. Folgerichtig<br />

haben die Architekten ihre Interpretation eines<br />

Teehauses bewusst an die bestehende Topografie<br />

angepasst. Während die Aussichtsplattform vom Weg<br />

aus ebenerdig über einen Steg erschlossen wird, führen<br />

mehrere natürliche Steintreppenstufen hinab ins<br />

Innere des Pavillons. Teehaus, WC-Anlage und Lounge<br />

sind für die Besucher des im Nordosten Chinas gelegenen<br />

Naturlandschaftsparks öffentlich zugänglich.<br />

Die besondere Kulisse des Bauplatzes rührt von einem<br />

ehemaligen Steinbruch aus den 1970er und 80er<br />

Jahren her. Die Gegend wird in China als „Shiwozi“<br />

bezeichnet und die lokale Regierung der Provinz<br />

Shandong machte es sich zur Aufgabe, derartige<br />

verlassene Felsformationen zu Parks und Naherholungsgebieten<br />

für die Bevölkerung umzugestalten.<br />

Die Planer von TAO erkannten von Anfang an die<br />

einmaligen Möglichkeiten, an dieser Stelle mit der<br />

Naturlandschaft und den vorhandenen Materialien<br />

zu interagieren. Es ging den Architekten vielmehr


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77<br />

Trace Architecture Office (TAO)<br />

darum einen Ort zu bewahren, als ein Gebäude zu<br />

errichten. Einen Ort der „Verlassenheit“, den sich die<br />

Natur vom Menschen langsam wieder zurückerobert<br />

hat. „Verlassen zu sein ist in der Tat ein primitiver und<br />

künstlerischer Zustand, der von der Natur geprägt<br />

ist und nicht durch künstliche Werke ersetzt werden<br />

kann”, beschreiben die Architekten das Wesen ihres<br />

Entwurfsgedankens.<br />

Baulich spiegelt sich das in der Positionierung des<br />

Gebäudes wider: Das relativ flache Gelände in der<br />

südwestlichen Ecke der ausgewiesenen Baufläche<br />

schien den Architekten bestens geeignet, um größere<br />

Eingriffe in die Landschaft zu vermeiden. Die Raumfolge<br />

hingegen ergab sich aus der Horizontalen, entwickelt<br />

ganz natürlich aus den bestehenden Felsen<br />

und dem Baumbestand, der unbedingt erhalten werden<br />

sollte. In der Vertikalen hatte die Topo grafie des<br />

Geländes ein optisches Absenken des Teehauses zur<br />

Folge, das nun verborgen zwischen rauen Felswänden<br />

liegt und dessen Dach als Aussichtsdeck dient,<br />

welches direkt vom Spazierweg begehbar ist.<br />

Aufgrund der Anforderungen einer minimalinvasiven<br />

Bauweise wurde die Konstruktion als leichter Stahlbau<br />

aus vorgefertigten Elementen errichtet. Alle tragenden<br />

Strukturen sind in sechs soliden Baukörpern<br />

verborgen, sie bergen alle Funktionsbereiche wie<br />

WC-Anlagen, Technik, Ruheraum. So gibt es keine<br />

sichtbaren Stützen, was wiederum die Wand zum bestimmenden<br />

Element im Raum erklärt. Als Referenz<br />

an die Umgebung, die Geschichte und aus Respekt<br />

für Ressourcen wurde für die Gestaltung der Wände<br />

und Böden der Stein verwendet, der direkt aus<br />

dem hiesigen Steinbruch stammt. Sämtliche Fenster<br />

und Türen lassen sich in Form von Schiebeelementen<br />

unsichtbar in den Boxen versenken. So entsteht<br />

eine offene und durchlässige Raumfolge, welche die<br />

Grenzen zwischen Innen und Außen, Natur und Gebautem,<br />

verschwimmen lässt. Die schützenden, rauen<br />

Steinwände scheinen auch vom Innenraum zum<br />

Greifen nah und vermitteln einen höhlenartigen, fast<br />

archetypischen Charakter.<br />

u


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

78<br />

Grüne Architektur<br />

Zwei Innenhöfe zum Schutz bestehender Bäume verstärken<br />

dieses Gefühl des Eins-Seins mit der Natur<br />

noch. Gewohnte Denkmuster werden durchbrochen,<br />

der Rhythmus des Wechsels von Innen- und Außenräumen<br />

konzentriert. In seiner Reduktion steht das<br />

Teehaus von TAO für eine moderne chinesische Architektursprache.<br />

Die Kultur des Teehauses an sich kann im asiatischen<br />

Raum auf eine lange historische Tradition zurückblicken.<br />

In China im 20. Jahrhundert aus politischen<br />

Gründen ausgebremst, erwacht dieses kulturelle<br />

Erbe langsam wieder zu neuem Leben. Das Rocknave<br />

Teahouse stellt in seiner Formensprache eine Besonderheit<br />

der Teehaus<strong>architektur</strong> dar, die in China<br />

– im Gegensatz zu Japan – zumeist üppig verziert<br />

zu finden ist. TAO hingegen konzentrieren sich ganz<br />

auf die Natur, auf die Geschichte, eben jene Verlassenheit<br />

des Ortes und verstärken diese Wirkung<br />

noch durch den reduzierten Einsatz von Oberflächen<br />

(Cortenstahl, Stein und Holz) und Strukturen. Im gleichen<br />

Maße stellt die Materialwahl eine direkte und<br />

greifbare Beziehung zur Umgebung dar, die Grenzen<br />

zwischen Gebautem und Landschaft verschwimmen:<br />

Das verrostete Stahldach fügt sich mit seinen schimmernden<br />

Rottönen nahtlos in die leuchtende Erdlandschaft<br />

ein, das Holz der Fensterrahmen nimmt<br />

Bezug auf die umgebende Bewaldung und der Stein<br />

könnte an eben jenen Stellen schon immer genau so<br />

als trutzige Felswand gestanden haben.<br />

Während im Inneren des Teehauses geborgene<br />

Rückzugsräume gerahmt von massiven Steinwänden<br />

und eindrucksvollen Blickwinkeln in den archaischen<br />

Steinbruch Schwere und Erdung suggerieren,<br />

vermittelt der Anblick aus der Ferne eine gewisse<br />

Leichtigkeit. Die klaren horizontalen Linien des Daches<br />

verweben sich mit den grazilen Vertikalen des<br />

Waldes. Der massive tragende Sockel tritt aufgrund<br />

seiner topografischen Lage optisch zurück, das Dach<br />

hingegen erscheint nahezu schwebend, wie eine an<br />

Fäden aufgehängte Plattform inmitten des Waldes.<br />

Das an sich schwere Material Stahl wird so zu einem<br />

gewissen Grad entmaterialisiert und das Gebäude<br />

erhält eine Leichtigkeit. Dieser Eindruck verstärkt<br />

sich noch beim Betreten der Plattform. Wie auf einem<br />

fliegenden Deck eröffnet sich urplötzlich ein<br />

atemberaubender Blick auf die menschengemachte<br />

massive Felswand inmitten der Waldlandschaft des<br />

Tashan Parks. Für die nötige Bodenhaftung bei einem<br />

solchen Anblick sorgen die Baumwipfel, die durch die<br />

Innenhöfe grazil nach oben wachsen und das Aussichtsdeck<br />

in Balance halten.<br />

Ein Ort der Verlassenheit ist auch immer ein Ort der<br />

Zeitreise. Schließlich bedeutet verlassen zu sein, dass<br />

einmal etwas da war. Mit diesem Gedanken im Kopf<br />

erscheint der rostrot verwitterte Cortenstahl plötzlich<br />

nicht mehr nur als Reminiszenz an die natürliche Umgebung,<br />

sondern auch an die Vergänglichkeit oder die<br />

Veränderung unserer Umgebung. Genauso wie sich<br />

die Palisaden vor Ort nach jahrelanger Winderosion<br />

braunrot verfärbt haben, so hat sich die Oberfläche<br />

des Decks im Laufe der Zeit verändert. Aber nicht<br />

nur die äußeren Schichten durchleben im Laufe der<br />

Jahre und Jahrzehnte einen Wandel, auch Orte selbst<br />

verändern und entwickeln sich. Und das nicht unbedingt<br />

gegen, sondern vielmehr im Einklang mit der<br />

Natur. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür stellt<br />

das Teehaus in Weihai dar, in seiner ganzen Schlichtheit<br />

und dabei umso größeren Ausdrucksstärke. TAO<br />

geht es eben immer um die Essenz des Ortes, welche<br />

die Architektur unter Berücksichtigung der örtlichen<br />

Gegebenheiten tief in ihrem kulturellen und ökologischen<br />

Kontext verankern soll.<br />

(lp)


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79<br />

Trace Architecture Office (TAO)<br />

Rocknave Teahouse<br />

Weihai, Shandong, China<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Weihai Bureau of Landscape and Forestry<br />

Trace Architecture Office (TAO)<br />

Hua Li, Jiang Nan, Liang Wenyu, Lai Erxun<br />

Grundstücksfläche: 202 m 2<br />

Bebaute Fläche: 141 m 2<br />

Planungsbeginn: 2012 - 2013<br />

Bauzeit: 2014 - 2015<br />

Fertigstellung: 2015


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

80<br />

Grüne Architektur<br />

Ein Baumhaus<br />

als urbaner Wohnraum<br />

25 Verde / Turin, Italien / Luciano Pia<br />

Fotos: Beppe Giardino


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81<br />

Luciano Pia<br />

Das Projekt „25 Verde“<br />

von Luciano Pia in Turin<br />

schafft es, die Vorteile<br />

von Stadt und Land zu<br />

verbinden. Als urbane<br />

Wohnform wertet es mit<br />

seiner Fassaden- und<br />

Dachbegrünung das<br />

ehemalige Industrieviertel<br />

auf. Gleichzeitig<br />

verbessern die bis zu acht<br />

Meter hohen Bäume das<br />

Mikroklima im Gebäude<br />

und im Stadtteil.<br />

Nicht immer muss ein Baumhaus im Wald stehen. Architekt<br />

Luciano Pia zeigt mit seinem 2012/2013 realisierten<br />

Projekt „25 Verde“, dass es auch als urbane<br />

Wohnform infrage kommt. Das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen. Ein gekonntes Zusammenspiel aus hölzernem<br />

Fundament und Bäumen bietet den Bewohnern<br />

hier eine hohe Lebensqualität.<br />

Auf den ersten Blick wirkt das Objekt, das mitten im<br />

Industrieviertel von Turin steht, experimentell. Denn<br />

das moderne Wohnhaus mit fünf Stockwerken besteht<br />

fast vollständig aus Holz und beheimatet obendrein<br />

150 Bäume an seiner Fassade. Platziert sind sie<br />

in stabilen, großen Töpfen auf den Balkonen und am<br />

Gerüst des Baus. Damit steht dieser in einem klaren<br />

Kontrast zum Umfeld. Das graue Stadtviertel – früher<br />

die Heimat der Arbeiterschicht Turins – beinhaltet<br />

neben monotonen Wohnblöcken die Fiat-Werke<br />

und verlassene Fabrikshallen. Aus der fantasielosen<br />

Ansammlung von Industriehäusern sticht das Baumhaus<br />

hervor. Architekt Pia sah es vor diesem Hintergrund<br />

als eine Herausforderung an, ein Wohnhaus zu<br />

errichten, in dem sich die Bewohner, abgesehen von<br />

dessen Standort, wohlfühlen.<br />

Mit einem richtigen Baumhaus hat das Projekt tatsächlich<br />

wenig gemeinsam – dafür ist es zu raffiniert.<br />

Denn der Planer berücksichtigte beim Entwurf<br />

nicht nur umwelttechnische Aspekte. Das Haus wurde<br />

auch im Hinblick auf die Lebensqualität und ein<br />

harmonisches Zusammenspiel mit dem bebauten<br />

Umfeld entworfen. Mit seinem fantasievollen Design<br />

sticht es zwar aus der Masse hervor, wirkt aber keinesfalls<br />

fehl am Platz.<br />

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<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

82<br />

Grüne Architektur<br />

Ein lebendiger Bau<br />

Das Gebäude setzt sich aus 63 Wohnungen zusammen.<br />

Alle Wohneinheiten sind entweder mit einem<br />

großen Balkon oder einer Dachterrasse ausgestattet.<br />

Bei einer Brutto-Grundfläche von 7.500 Quadratmetern<br />

verfügt der Bau zusätzlich über einen Innenhof<br />

mit 1.500 Quadratmetern sowie einen Dachgarten<br />

mit 1.200 Quadratmetern. Das Projekt fördert nicht<br />

nur ein gutes Stadtklima, sondern hat auch einen<br />

optischen Nutzen. Mit seinem einzigartigen, harmonischen<br />

Aussehen wertet es das Ortsbild Turins auf<br />

und mit seiner unverkennbaren Fassade ist es für den<br />

Stadtteil identitätsstiftend. Die gesichtslosen Straßen<br />

lockert der Bau mit seinen verspielten Terrassen<br />

auf. Die mit Lärchenholz verkleidete Fassade bildet<br />

einen Kontrast zur umliegenden Bebauung und wirkt<br />

fast wie eine Architektur der Übertreibung. Von Pia<br />

ist dieses Image durchaus gewollt. Als praktisch erweist<br />

sich in diesem Kontext, dass das Gebäude und<br />

dessen Vegetation einem steten Wandel unterworfen<br />

sind. Die Bäume wachsen, verändern sich und lassen<br />

die Bewohner am natürlichen Zyklus der Jahreszeiten<br />

teilhaben. Die Konstante ist hier die Veränderung,<br />

welche den Bau belebt und ihn zu einem bemerkenswerten<br />

Naturschauspiel macht. Damit bereichert das<br />

Baumhaus nicht nur seine Residenten, sondern auch<br />

sein Umfeld.<br />

Das Objekt ist nicht nur schön anzusehen, sondern<br />

auch stabil. Gestützt wird das Konstrukt mit seinen<br />

fünf Stockwerken durch eine Struktur aus Stahl. Um<br />

den natürlichen Eindruck zu verstärken, sind die<br />

Stahlträger in Baum-Optik gehalten. Um mit seinem<br />

Bau einen guten energetischen Wirkungsgrad zu<br />

erreichen, versah der Architekt das Haus mit einer<br />

äußeren Isolationsschicht, belüfteten Wänden und<br />

Heiz- und Kühlsystemen, die mit Grundwasser betrieben<br />

werden. Die Grünanlagen werden durch wiederverwendetes<br />

Regenwasser bewässert. Mit diesen<br />

Maßnahmen erreichte er bei seinem Baumhaus eine<br />

hohe Energieersparnis.<br />

Derzeit gilt das urbane Baumhaus als Luxusimmobilie.<br />

Zu erkennen ist dies vor allem am Preis. Ein Appartement<br />

mit 110 Quadratmetern wird derzeit um<br />

rund 600.000 Euro angeboten. In die Rubrik sozialer<br />

Wohnbau fällt dieses Projekt damit sicherlich nicht.<br />

Dafür sind auch die Erhaltungskosten zu hoch. Trotzdem<br />

ist es ein wichtiges Beispiel für grüne Architektur<br />

im urbanen Raum. Es zeigt auf, wie sich nachhaltiges<br />

Bauen auch in dicht besiedelten Gebieten<br />

realisieren lässt.<br />

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83<br />

Luciano Pia


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

84<br />

Grüne Architektur<br />

Die Bäume im Innenhof<br />

des Baus wirken wie eine<br />

natürliche Klimaanlage<br />

und kühlen den Wohnbau<br />

an heißen Tagen.<br />

Mitten in der Stadt – mitten in der Natur<br />

„25 Verde“ schafft es, eine natürliche Brücke zwischen<br />

Mensch, Stadt und Natur zu schlagen. Das<br />

Zukunftsmodell des nachhaltigen Wohnens vereint<br />

gekonnt die Vorteile des urbanen und des ländlichen<br />

Umfelds. Die Vegetation an der Fassade nimmt in<br />

der Stunde fast 200.000 Liter Kohlendioxid auf und<br />

verbessert dadurch das Klima. Schädliche Giftstoffe,<br />

die durch Autos in die Luft gelangen, werden durch<br />

die Bäume absorbiert. Sie regulieren auch die Temperatur<br />

in den Wohnräumen. Im Innenhof des Baus<br />

wurden ebenfalls 50 Bäume gepflanzt. Dort fungieren<br />

Sie als Klimaanlage und schaffen ein gesundes<br />

Mikroklima. Die Bepflanzung erreicht eine Höhe zwischen<br />

2,5 und 8 Metern. Die Auswahl der Pflanzenarten<br />

erfolgte bewusst – der Planer setzte auf eine<br />

ausgewogene Mischung aus verschiedenen Farben,<br />

Blüten und Blättern. Und das Potpourri ist geglückt.<br />

Das Bauwerk strahlt eine natürliche Atmosphäre aus<br />

und wirkt spannend.<br />

Durch die dicht begrünte Fassade sind die Wohnungen<br />

vor dem Außenlärm geschützt. Die Bepflanzung<br />

wirkt zwischen den Wohnräumen und der Straße wie<br />

ein Puffer und sichert dadurch die Lebensqualität<br />

der Bewohner. Auch schirmt sie intensive Sonneneinstrahlung<br />

ab. Verlieren die Bäume im Winter ihre<br />

Blätter, wird der natürliche Sonnenschutz lichtdurchlässig,<br />

sodass in der kalten Jahreszeit Licht in die<br />

Wohnungen fällt.<br />

Die echte Wildnis können Projekte wie „25 Verde“<br />

natürlich niemals ersetzen. Das wollen sie auch gar<br />

nicht – begrünte Bauten können aber durchaus die<br />

Grenze des vorherrschenden Stadtbilds versetzen<br />

und ein neues Bild des urbanen Raums vermitteln.<br />

Bisher wurden Wildnis und Zivilisation als Gegensätze<br />

angesehen – also zwei Faktoren, die sich gegenseitig<br />

ausschließen. Diese Definition gilt es, neu<br />

zu überdenken. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass<br />

Stadt ohne Natur nicht funktioniert. Ohne intakte<br />

Ökosysteme gibt es weder saubere Luft noch frisches<br />

Wasser. Die heutige Avantgarde der Baukunst<br />

nähert Mensch und Natur einander an.<br />

Architektur führt Mensch und Natur zusammen<br />

Auch „25 Verde“ ist ein Beispiel für eine ausgewogene<br />

Mischung aus Natur und Urbanität. Die Menschen<br />

haben die Natur damit vor ihrer Haustüre und müssen<br />

nicht erst aufs Land flüchten, um sich im Grünen<br />

zu erholen. Das moderne Baumhaus hat damit nicht<br />

nur als Lebens-, sondern auch als Erholungsraum<br />

seinen Reiz. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Wohnform<br />

langfristig durchsetzt. In Turin sorgt sie jedenfalls<br />

für Zufriedenheit.<br />

Italien ist für urbane Experimente offen. 2012 fasste<br />

die grüne Architektur mit Luciano Pias Projekt in<br />

Turin Fuß. Nur zwei Jahre darauf erfolgte in Mailand<br />

die Realisierung des Projekts „Bosco Verticale“. Dass<br />

ein innovatives Projekt nicht nur den Bewohnern der<br />

Immobilie, sondern gleich der ganzen Stadt zugutekommt,<br />

lässt sich an beiden Beispielen beobachten:<br />

Die begrünten Hoch- und Wohnhäuser gelten als<br />

Sensation und locken jedes Jahr viele Touristen an.<br />

(ds)


D<br />

131<br />

5<br />

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3<br />

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SPLIT<br />

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Luciano Pia<br />

3_D5S<br />

IPE1<br />

P209.1<br />

EG OG 3<br />

Condomino 25 Verde<br />

Italien, Turin<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Statik:<br />

GRUPPO CORAZZA, MAINA COSTRUZIONI, DE-GA S.p.A.<br />

Luciano Pia<br />

Giovanni Vercelli<br />

Grundstücksfläche: 9000 m²<br />

Bebaute Fläche: 7500 m²<br />

Planungsbeginn: 2007<br />

Bauzeit:<br />

6 Jahre<br />

Fertigstellung: 2013<br />

Baukosten:<br />

22 Millionen Euro


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86<br />

Grüne Architektur<br />

Zurück zur Natur<br />

Alnatura Arbeitswelt / Darmstadt / haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Fotos: Roland Halbe<br />

Die berühmte Aufforderung „Retour à la nature!“<br />

findet sich bei Jean-Jacques Rousseau zwar nicht<br />

wörtlich, wurde ihm aber fälschlicherweise zugeschrieben.<br />

Der Philosoph, Naturforscher und Pädagoge<br />

Rousseau meinte allerdings, dass, „wenn man<br />

zu früh damit anfängt, die natürlichen Gefühle, Neigungen<br />

und Bedürfnisse mit aufgepfropften Idealen,<br />

anerzogenen Gewohnheiten und unverstandenen<br />

Pflichten zu unterdrücken“ – man einen entzweiten<br />

Menschen schüfe! Sein pädagogischer Ausgangspunkt<br />

lag dabei auf der Bildung der Organe und Sinne<br />

in der Erziehung. Mit dem neuen Alnatura Campus<br />

in Darmstadt, entworfen vom Architekturbüro haascookzemmrich<br />

STUDIO2050 auf dem Gelände der<br />

ehemaligen Kelley-Barracks, ist eine Architektur entstanden,<br />

welche genau diesen Kriterien gerecht wird.<br />

Ein Bau, der alle Sinne anspricht, Nachdenken fordert<br />

und einen neuen Weg in der Planung und Errichtung<br />

von Architektur beschreibt. Und auch vielleicht der<br />

ständigen Diskussion, ob „Abreißen oder Neubauen“<br />

neue Inputs liefert.<br />

u<br />

Es ist kein „wildes“, ins Auge stechendes Projekt, das<br />

die Architekten haascookzemmrich STUDIO2050 in<br />

Darmstadt für Alnatura entworfen haben. Eher unaufgeregt,<br />

aber von einer sehr weitreichenden und verantwortungsvollen<br />

Konzeption geprägt, weist diese Architektur<br />

einen neuen Weg für nachhaltiges, grünes Bauen.


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87<br />

haascookzemmrich STUDIO2050


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88<br />

Grüne Architektur<br />

Ein ressourcenneutraler Neubau<br />

Alnatura entwickelt Bio-Produkte und betreibt<br />

eigene Bio-Supermärkte, liegt also im<br />

Trend. Trendig ist auch die Architektur des<br />

neuen Campus der Firma in Darmstadt, der<br />

eine Arbeitswelt für (fast) alle ist: nicht nur<br />

für Mitarbeiter, sondern auch für Besucher.<br />

Weit weg vom üblichen Image einer grün<br />

angehauchten Architektur. Schon beim<br />

Eingang wird der Besucher verführt, in das<br />

links vom Haupteingang gelegene vegetarische<br />

Restaurant „tibits“ abzuzweigen. Widersteht<br />

man der kulinarischen Verlockung<br />

und geht geradeaus, gleitet der Blick über<br />

die geschwungenen Ebenen nach oben in<br />

ein lichtdurchflutetes Holzdach.<br />

Man wird an einem geschwungenen, hölzernen<br />

Empfangstresen begrüßt und darf es<br />

sich in der Wartelounge bequem machen.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet<br />

sich das Konferenzzentrum mit den dienenden<br />

Funktionen wie den Garderoben und<br />

Schließfächern. Der Übergang zwischen<br />

öffentlichem und internem Bereich ist fließend<br />

und fügt sich in das Gesamtkonzept<br />

ein. Dieses zieht sich als Wegegeflecht<br />

durch den Körper und schafft horizontale<br />

und vertikale Nachbarschaften. Spielerisch<br />

werden so die auf den drei Ebenen liegenden<br />

Bürobereiche miteinander vernetzt. Es<br />

gibt keine Barrieren. Die Arbeitswelt verliert<br />

sich nicht in einzelnen Abteilungen,<br />

abgeschlossenen Räumen und unübersichtlichen<br />

Gängen: Ein großer Raum, der<br />

sich vom Erdgeschoss bis unter das Dach<br />

zwischen den Fassaden – ohne störende<br />

Trennwände – aufspannt, bietet den Mitarbeitern<br />

und dem Unternehmen eine unbegrenzte<br />

Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und bricht mit dem Dogma starrer<br />

Bürostrukturen. Auf allen Ebenen befinden<br />

sich daher offene Teeküchen, die auch als<br />

Besprechungsorte genutzt werden.<br />

Der Begriff Teeküche beschreibt allerdings<br />

diese Meeting-Points nur unzureichend. Die<br />

Arrangements von Küchen, Holztischen,<br />

Sesseln und Sofas wirken entspannt und<br />

einladend und bilden eine Plattform für anregende<br />

Treffpunkte. Hier liegt die Post bereit,<br />

man holt sich einen Kaffee oder macht<br />

eine Kopie. Denn es sind diese spontanen<br />

Begegnungen, die zufälligen Impulse, die<br />

Arbeitswelten attraktiv machen und die<br />

Kreativität der Mitarbeiter fördern können.<br />

Der Arbeitsplatz in der neuen Arbeitswelt<br />

ist – überall. Vom Lümmelbrett entlang<br />

der Galeriebrüstung, der Sitznische in den<br />

Lehmwandfenstern, bis zum Holzdeck am<br />

Seerosenteich gehören das Gebäude und<br />

der Campus den Mitarbeitern. Diese flachen<br />

Hierarchien spiegeln sich in der offenen<br />

Struktur des neuen Hauses wieder. Ob<br />

Restaurant, Meeting Point, Konferenzräume<br />

oder die Bürolandschaft – es existiert<br />

eine Vielfalt an Räumen, die eine lebendige<br />

und flexible Arbeitsatmosphäre ermöglicht.<br />

Konzentrierte, „private“ Arbeitsbereiche<br />

wie die Alkoven, stehen „öffentlichen“ Flächen<br />

gegenüber. Es gibt keine trennenden<br />

Türen. Mit akustisch wirksamen Vorhängen<br />

können Besprechungsbereiche bei Bedarf<br />

abgetrennt werden. Jeder Arbeitsplatz bietet<br />

einen besonderen Ausblick und alle Mitarbeiter<br />

können durch das Atrium und die<br />

Schaufassade im Westen auf den Freiraum<br />

mit seiner vielfältigen Naturwelt blicken.<br />

Das ganze Erdgeschoss funktioniert als<br />

Treffpunkt, als Raum für Kommunikation,<br />

der die unkomplizierte Begegnung von Besuchern<br />

und Mitarbeitern ermöglicht. Wer<br />

in das Atrium der neuen Arbeitswelt tritt,<br />

fühlt sich beinahe wie unter freiem Himmel.<br />

Das Dach und die transparenten Stirnfassaden<br />

lassen so viel Sonnenlicht hereinströmen,<br />

dass der gesamte Innenraum taghell<br />

erleuchtet wird. Und die Materialien Holz,<br />

Lehm und der unbehandelte Beton geben<br />

dem Gebäude eine natürliche, unprätentiöse,<br />

frische und freundliche Anmutung.<br />

Das Atrium ist ein Ort, der atmen und damit<br />

eine besondere Anziehungskraft auf alle,<br />

die sich im Gebäude aufhalten, ausüben<br />

soll. Es teilt den längs gerichteten Baukörper<br />

in zwei Hälften, reicht bis zum Dach, wo<br />

die 91,4 Meter langen Haushälften durch ein<br />

Glasband wieder verbunden sind. Verschiedenste<br />

Stege, geschwungene Rampen,<br />

Treppen und Verbindungen schaffen die<br />

kommunikative und logistische Verbindung<br />

der beiden Bürohälften in den Geschossen.<br />

Ganz gleich, auf welcher Ebene man sich<br />

befindet, der Blick ist von allen Standpunkten<br />

spannend und abwechslungsreich.<br />

Das Tragwerk für die Holzsatteldachkonstruktion<br />

bilden markante Brettschichtholzträger<br />

mit einer Gesamtlänge von 22 m.<br />

Die Trägerhöhe von 2,3 m über der Stütze<br />

ist auf die weite Auskragung von 11,6 m zurückzuführen.<br />

Das großzügige Raumgefühl<br />

wird auf diese Weise unterstrichen. Aufgrund<br />

des Standorts des Gebäudes in einer<br />

Erdbebenzone lag besonderes Augenmerk<br />

auf der Planung der Verbindungsdetails.<br />

Insbesondere die Anschlussbereiche von<br />

Oberlicht und Fassade an das Tragwerk<br />

müssen im Erdbebenfall auftretende Differenzverformungen<br />

aufnehmen können.<br />

Schlichter Körper<br />

Der äußere Eindruck ist eher seriell, eben<br />

büro- oder verwaltungsmäßig – umso mehr<br />

wird man im Inneren von den bewegten, geschwungenen<br />

und ineinander verwobenen<br />

Ebenen überrascht. Auch die Dachschrägen<br />

bewirken nicht den üblichen begrenzenden<br />

Eindruck, das mag an der Wärme, die das<br />

verwendete Holz ausstrahlt, liegen, oder<br />

auch an der Großzügigkeit der Raumgefüge.<br />

Die Lage und die Ausrichtung des Gebäudes<br />

sind nach mikroklimatischen Gesichtspunkten<br />

festgelegt. Um bestmögliche<br />

Tageslichtbedingungen im Inneren der Arbeitswelt<br />

zu bieten, ist der Baukörper mit<br />

seinen Längsseiten Nord/Süd orientiert.<br />

Damit wird sichergestellt, dass durch das<br />

Oberlichtband des Atriums reines Nordlicht<br />

ins Gebäude geleitet wird. Ungewollte solare<br />

Wärmeeinträge können so vermieden<br />

werden. Um das Atrium herum gruppieren<br />

sich auf drei Geschossen ca. 10.000 m 2<br />

Bürofläche für bis zu 500 Mitarbeiter. Die<br />

Geschosshöhe von 4 m im Erdgeschoss<br />

und 3,5 m im Obergeschoss ermöglicht eine<br />

durchgehende Tageslichtnutzung, auch in<br />

den tiefer liegenden Bürobereichen. Helle<br />

Oberflächen und ein heller Bodenbelag<br />

unterstützen die tageslichtfreundliche Arbeitsatmosphäre.<br />

Alle Fenster sind mit einem Blend- und<br />

Sonnenschutz ausgestattet, der individuell<br />

gesteuert werden kann. Auf der sonnenbeschienenen<br />

Südseite des Gebäudes befindet<br />

sich mit dem Teich ein natürlicher Klimapuffer,<br />

der das Mikroklima des Standortes<br />

im Sommer positiv beeinflusst. Die schönen<br />

hohen Bestandskiefern auf der Südseite<br />

des Gebäudes liefern im Sommer die gewünschte<br />

Verschattung. Und natürlich wird<br />

das Sonnenlicht über eine 480 m 2 große<br />

Fotovoltaikanlage auf dem Dach auch zur<br />

Energiegewinnung genutzt. An der kühleren<br />

Nordseite befinden sich mit dem Konferenzbereich<br />

im Erdgeschoss hingegen Räume,<br />

welche hohe Luftwechselraten benötigen<br />

und von der kühleren Umgebung profitieren.<br />

Die West- und Ostseite der Arbeitswelt sind<br />

transparent gestaltet. Ein Ausblick in beide<br />

Welten, welche der Campus so gut miteinander<br />

verbindet: im Westen, der Wald und die<br />

naturnahe Umgebung, im Osten die gebaute<br />

Umwelt und die Stadt.<br />

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89<br />

haascookzemmrich STUDIO2050


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

90<br />

Grüne Architektur


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91<br />

haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Frischluft aus dem Wald<br />

Es war von Anfang an ein Planungsziel, das Gebäude<br />

ganzjährig natürlich zu belüften und auf Ressourcen<br />

verbrauchende und wartungsintensive Klima- und<br />

Lüftungsgeräte zu verzichten. Der westlich gelegene<br />

Wald bietet hierfür optimale Voraussetzungen. Im<br />

Sommer entsteht über die Verdunstung an den Blattoberflächen<br />

ein natürlicher Klimatisierungseffekt. Die<br />

Frischluft für die Arbeitswelt wird daher über zwei<br />

Ansaugtürme am Waldrand in einen Erdkanal geleitet<br />

und von dort ins Gebäude geführt. Das Erdreich<br />

bietet eine stabile Durchschnittstemperatur, dadurch<br />

wird die ins Gebäude strömende Luft auf natürlichem<br />

Wege vorkonditioniert – im Winter erwärmt und im<br />

Hochsommer gekühlt. Die frische Luft wird im Gebäude<br />

an den Kernen in die Geschosse geleitet. Für<br />

den Antrieb dieses Luftstroms sorgt der Kamineffekt<br />

des Atriums, eine Thermik, die sich unter dem Oberlichtband<br />

einstellt. Bei besonderen Wetterereignissen,<br />

Inversionswetterlagen und Gewittern können Ventilatoren<br />

im Inneren des Kanals zugeschaltet werden.<br />

Darüber hinaus können die Mitarbeiter aus Komfortgründen<br />

die Fenster der Fassade individuell öffnen.<br />

Erdwärme<br />

Durch die vorkonditionierte Zuluft des Erdkanals ist<br />

der zusätzliche Heiz- und Kühlbedarf des Gebäudes<br />

sehr gering. Die Speichermasse der Lehmwände und<br />

der Betondecke sorgen für ein stabiles, ausgeglichenes<br />

Temperaturniveau. An heißen Sommertagen helfen<br />

die extra hohen Räume und die Verdunstungskühlung<br />

des Lehms, Wärmeinseln im Arbeitsbereich zu<br />

vermeiden. So kommt die Architektur mit den 69 cm<br />

dicken Lehmwänden sehr gut ohne mechanische<br />

Kühlgeräte durch den Sommer. Im Winter braucht<br />

es allerdings zusätzliche Wärme. Die effizienteste<br />

Art Räume zu beheizen ist, über Strahlung Wärme<br />

zu verbreiten. Daher sind in die Lehmwände des Gebäudes<br />

Heizschlangen eingestampft, die mit Warmwasser<br />

aus regenerativen Quellen wie den Geothermiesonden<br />

und aus der Abwärmerückgewinnung der<br />

Küchentechnik gespeist werden.<br />

u<br />

Helle freundliche Räume,<br />

Holz, Lehm und viel<br />

Naturlicht prägen diese<br />

Architektur.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

92<br />

Grüne Architektur<br />

Die Wassernutzung<br />

Der Wechsel zwischen lang anhaltenden<br />

Trockenphasen und plötzlichen Starkregenereignissen<br />

ist ein weiterer Hinweis auf die<br />

Auswirkungen des Klimawandels. Auf dem<br />

Campus wird mit Regen und Wasser daher<br />

sehr bewusst gewirtschaftet. Die Modellierung<br />

des Geländes führt das Wasser gezielt<br />

über Bachläufe und Aufkantungen weg vom<br />

Gebäude in eine über 1000 m 3 große unterirdische<br />

Zisterne. Auch die Dachentwässerung<br />

mündet hier, um dann für die Bewirtschaftung<br />

der Partner- und Schulgärten<br />

sowie als Grauwasser gezielt genutzt zu<br />

werden.<br />

Die Akustik<br />

In der Planung wurde von Anfang an ein<br />

besonderes Augenmerk auf die Bedämpfung<br />

unangenehm empfundener Geräuschquellen<br />

gelegt. Um die thermische Speicherfähigkeit<br />

der Decken und Wände nicht<br />

zu beeinträchtigen, war der Einsatz von<br />

Vorsatzschalen und abgehängten Decken<br />

ausgeschlossen. Eine besondere Lösung<br />

stellt daher der Einsatz der Absorberstreifen<br />

in der Betondecke dar. Die geschäumte<br />

Betonstruktur der in den Rohbau eingelegten<br />

Fertigteile sorgt für eine wirksame Brechung<br />

der Schallwellen und trägt wesentlich<br />

zur Bedämpfung der Arbeitswelt bei.<br />

Neben dieser Neuentwicklung des Fraunhofer<br />

Instituts ist das Holzdach mit der<br />

schallwirksamen Holzlammellendecke ein<br />

weiterer wichtiger Baustein. Auch die hölzerne<br />

Fensterrahmung und die Mikroperforierung<br />

der Kernwandverkleidung wirken<br />

dämpfend auf den Raum. Darüber hinaus<br />

trägt die offenporige Struktur der Stampflehmwand<br />

zu der guten Geräuschkulisse<br />

des Hauses bei.<br />

Renaturierung<br />

Bei der Umgestaltung des ehemaligen Kasernenareals<br />

wurden versiegelte Flächen,<br />

wo immer möglich, rückgebaut und renaturiert.<br />

Die alten Fahrbahnplatten wurden<br />

vor Ort gebrochen und als Sitzstufen und<br />

Bachlaufkanten oder als Füllkies direkt wiederverwertet.<br />

Lediglich für die baurechtlich<br />

notwendigen Stellplätze blieben die alten<br />

Betonplatten wie vorgefunden liegen. Eingebettet<br />

in die Dünenlandschaft, mit dem<br />

für die Region typischen Magerrasen, befinden<br />

sich ein Fahrradhaus aus Holz, ein<br />

KinderNaturGarten, eine Streuobstwiese,<br />

öffentliche Bio-Pachtgärten auf 5.000 m 2 ,<br />

ein Schulgarten der Montessori-Schule<br />

Darmstadt, Hochbeete, ein Naturteich,<br />

Kräutersinnesgärten sowie ein kleines<br />

Amphitheater aus Betonbruchstücken des<br />

ehemaligen Panzerübungsplatzes.<br />

Die Stampflehmfassade<br />

In Zusammenarbeit mit Martin Rauch und<br />

Transsolar ist eine innovative Stampflehmwand<br />

entstanden. Die einzelnen Stampflehmblöcke<br />

(3,5 m x 1,0 m) wurden an der<br />

Nord- und Südfassade zu 16 je 12 m hohen<br />

Wandscheiben geschichtet. Weltweit zum<br />

ersten Mal wurde die Stampflehmwand<br />

dabei mit einer geothermischen Wandheizung<br />

belegt. Eine weitere Besonderheit ist<br />

die Kerndämmung der direkt neben der<br />

Baustelle vorgefertigten Stampflehm-Fertigteile:<br />

Die 17 cm starke Dämmung besteht<br />

aus Schaumglasschotter, einem Recyclingmaterial.<br />

Die äußere Stampflehmschicht<br />

ist 38 cm, die innere 14 cm dick. Insgesamt<br />

hat der Aufbau eine Dicke von 69 cm und<br />

erreicht einen guten U-Wert von 0,35W/<br />

(m 2·K). Die 12 m hohen Stampflehmscheiben<br />

sind selbsttragend und lediglich mit<br />

Ankern an den Geschossdecken fixiert. Die<br />

Wände enthalten nicht nur Lehm aus dem<br />

Westerwald und Lavaschotter aus der Eifel,<br />

sondern auch recyceltes Material aus dem<br />

Tunnelaushub von Stuttgart 21.<br />

Gestampfter Lehm ist sehr massiv, seine<br />

Dichte ist mit Beton vergleichbar. Stampflehm<br />

wirkt somit hervorragend als Speichermasse<br />

und reguliert auf natürliche Art<br />

und Weise die Raumluftfeuchte. Um der<br />

Oberflächenerosion von Stampflehm entgegenzuwirken,<br />

sind horizontale Erosionsbremsen<br />

aus Ton und Trasskalk in einem<br />

Abstand von 30 bis 60 cm eingebracht. Wie<br />

eine Flussverbauung bremsen sie die Kraft<br />

des Wassers und minimieren so die Erosion.<br />

Die graue Energie bei der Herstellung, Verarbeitung<br />

und dem möglichen Rückbau von<br />

Lehm ist praktisch null. Es zeigt sich, dass<br />

Lehm hier noch weit vor bekannten Naturprodukten<br />

wie Holz oder Tonziegeln liegt.<br />

Durch die Langlebigkeit des Materials, wie<br />

auch durch die hervorragende Luftfeuchteregulation<br />

und Wärmespeicherfähigkeit<br />

des Lehms, entsteht ein Bau von hoher<br />

Wertstabilität. Die Oberfläche bleibt frei von<br />

Algen- oder Moosbildung, der Reinigungsoder<br />

Pflegeaufwand der Fassade entfällt. Im<br />

Inneren verbessert die poröse Oberfläche<br />

neben dem Raumklima auch wesentlich die<br />

Akustik der angrenzenden Bürofläche.<br />

Klimaneutrales Gebäude<br />

Neben den genannten Maßnahmen, beispielsweise<br />

der Verwendung nachwachsender<br />

und natürlicher Baustoffe wie Holz und<br />

Lehm sowie dem Einsatz wiederverwerteter<br />

und wiederverwendbarer Materialien, sind<br />

es auch die vielen kleinen, kaum sichtbaren<br />

Entscheidungen, die dazu beigetragen haben,<br />

aus dieser Arbeitswelt ein klimaneutrales<br />

Gebäude zu machen. (so wurde z. B.<br />

die Dämmung des Kellers aus recyceltem<br />

Schaumglas hergestellt).<br />

(rp)


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93<br />

haascookzemmrich STUD102050<br />

OG2<br />

Alnatura Arbeitswelt - Grundriss OG2 1:200<br />

Alnatura Arbeitswelt - Grundriss EG 1:200<br />

EG<br />

Alnatura Arbeitswelt<br />

Darmstadt, Deutschland<br />

Bauherr:<br />

Planung:<br />

Mitarbeiter:<br />

Statik:<br />

Campus 360 GmbH<br />

haascookzemmrich STUDIO2050<br />

Martin Haas (verantw. Partner), Sinan Tiryaki (Projektleiter)<br />

Knippers Helbig, Stuttgart<br />

Grundstücksfläche: 55.000 m 2<br />

Bebaute Fläche: 4.000 m 2<br />

Nutzfläche: 10.000 m 2<br />

Planungsbeginn: 2014<br />

Bauzeit:<br />

2,5 Jahre<br />

Fertigstellung: 01/<strong>2019</strong><br />

Baukosten:<br />

24,3 Mio. Euro


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94<br />

Lehm als Baustoff<br />

Geformt aus Erde<br />

Als nachhaltiger und wohnbehaglicher Baustoff ist Lehm trotz eines erkennbaren<br />

Booms seit den 80er Jahren in der Architektur noch immer weit unterschätzt.<br />

Dabei handelt es sich bei der reichlich vorhandenen Mischung aus Sand, Schluff<br />

und Ton um einen der ältesten Baustoffe, den die Menschheit kennt. In unseren<br />

Breiten stammen die Lehmvorkommen zumeist aus der Eiszeit. Gestein, von Gletschern<br />

zu Löss und Sand zerrieben, wurde durch Flüsse verfrachtet und vom Wind<br />

zu Ablagerungen verweht.<br />

Text: Linda Pezzei Fotos: Emanuel Dorsaz, Laura Egger<br />

Um Lehm am Bau sinnvoll einsetzen zu<br />

können, gilt es, dessen bauphysikalische<br />

Eigenschaften und baubiologisches Verhalten<br />

zu verstehen. Im feuchten Zustand<br />

quillt Lehm und ist formbar, beim Trocknen<br />

schwindet er und wird fest. Lehm wirkt im<br />

Raum Luftfeuchte regulierend und konservierend<br />

auf angrenzende Holzbauteile<br />

(Stichwort Fachwerkbau). Kombiniert mit<br />

der Fähigkeit Wärme zu speichern, aber<br />

auch Gerüche und Schadstoffe zu binden,<br />

rangiert Lehm zurecht seit mehr als 9.000<br />

Jahren ganz oben in der Liste der beliebtesten<br />

Baustoffe. De facto lebt auch heute<br />

noch rund ein Drittel der Weltbevölkerung<br />

in Lehmhäusern.<br />

Als „gesunder” und ökologischer Baustoff<br />

passt Lehm nebenbei perfekt in den Geist<br />

unserer Zeit. Weiterer großer Pluspunkt:<br />

seine Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit.<br />

Gebrannt kommt Lehm in Form von<br />

Ziegeln auf der Baustelle zum Einsatz. Ob<br />

als Putz, Estrich oder Farbe, im Innen- oder<br />

Außenraum, als technisches oder gestalterisches<br />

Element – Lehm ist auch ohne<br />

Brennvorgang beinahe ein Alleskönner.<br />

Bei Gestaltern steht der Lehm in Form von<br />

gestampften Schichten seit geraumer Zeit<br />

hoch im Kurs. Gestampfter Lehm ist aber<br />

nicht nur aus optischer Sicht ein echter<br />

Hingucker, es sind allen voran die positiven<br />

Eigenschaften im Bezug auf das Raumklima,<br />

die überzeugen. Im Außenbereich besticht<br />

Lehm durch seine Licht- und Farbechtheit,<br />

die sich mit dem Alterungsprozess sogar<br />

in ihrer Leuchtkraft noch verstärkt. Ein<br />

Vermoosen oder Pilzbefall sind dann ausgeschlossen,<br />

wenn die Stampflehmwände<br />

konstruktiv witterungsgeschützt sind.<br />

Die Lehmbauteile können bei Verwendung<br />

des Aushubmaterials „direkt aus der Erde”<br />

geformt werden. Erfordert eine knappe<br />

Bauzeit den Einsatz von Fertigteilelementen,<br />

wird Stampflehm modulweise und<br />

vorgetrocknet in Form von individuellen<br />

Teilelementen – auch als dünnere Stampflehmschale<br />

– auf die Baustelle geliefert und<br />

direkt verbaut.<br />

Ein weiteres interessantes Anwendungsgebiet<br />

sind Stampflehmböden. Mit ihrer<br />

heterogenen Oberflächenerscheinung<br />

und den vielen feinen Mikrorissen wirken<br />

die Böden trotz ihrer extremen Härte und<br />

Strapazierfähigkeit eher weich und lebendig.<br />

Wird der fertige Boden mit einem<br />

Diamantflächenschleifer leicht abgeschliffen,<br />

entsteht ein terrazzoähnlicher Effekt.<br />

Eine Imprägnierung mit Kasein und Wachs<br />

macht den Boden zu einem pflegeleichten<br />

Belag für den Wohnraum. Die Herstellung<br />

allerdings erfordert langjährige Erfahrung,<br />

eine Reihe an Arbeitsschritten und mehrere<br />

Wochen Zeit.


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95<br />

Lehm als Baustoff<br />

Abgesehen von der baulichen Seite, bietet<br />

der Lehm auch eine Vielzahl an Möglichkeiten,<br />

Wohnräume behaglich und mit einem<br />

gesundheitlich unbedenklichen Material zu<br />

gestalten. So lassen sich bestehende Räume<br />

durch das nachträgliche Auftragen von<br />

Lehmputzen einfach und kostengünstig<br />

aufwerten: Eine verbesserte Luftfeuchteregulierung,<br />

angenehmere Akustik und weniger<br />

Staub sind nur einige der positiven Effekte.<br />

Besondere Behaglichkeit bieten auch<br />

Öfen aus Lehm. Ob als Fertigelement oder<br />

individuell gestaltet – Lehmöfen speichern<br />

die Wärme hervorragend und sorgen so bei<br />

geringer Heizlast für angenehm temperierte<br />

Wohnräume.<br />

Zu guter Letzt lassen sich aus Lehm auch<br />

Fliesen oder Wohngegenstände wie Waschbecken<br />

fertigen. Verschiedene Brenntechniken<br />

ergeben nicht nur optisch variierende<br />

Ergebnisse, sondern machen jedes Stück<br />

zum individuellen Objekt mit ganz eigenem<br />

Charakter. Gerade in dieser Lebendigkeit<br />

liegt die große Stärke des Baustoffes Lehm,<br />

der im wahrsten Sinne des Wortes mit den<br />

Händen greifbar ist. Erde zu Erde, wenn<br />

man so will.


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96<br />

Licht<br />

Der Stephansdom<br />

im neuen Licht<br />

Für die Lichtplanung „Der Stephansdom zeigt sich im neuen Licht“ wurde<br />

podpod design im Mai <strong>2019</strong> vom Deutschen Lichtdesignpreis der Sonderpreis<br />

der Jury verliehen.<br />

Text und Fotos: podpod design – Iris und Michael Podgorschek<br />

Der Wiener Stephansdom hat zum ersten<br />

Mal in seiner Geschichte mit dem von<br />

podpod design ausgearbeiteten Lichtkonzept<br />

eine flexible und hochwertige, multifunktionale<br />

Beleuchtung im gesamten<br />

Innenraum erhalten. Diese Planung und<br />

Umsetzung wurde erst durch innovative<br />

LED-Technologie ermöglicht. Mit dem Einsatz<br />

präziser Optiken bei guter Blendungsbegrenzung<br />

und programmierbarer Lichtszenen<br />

kann mit geringem Energieeinsatz<br />

von ca. 3W/m² das gewaltige Raumvolumen<br />

energieeffizient bespielt werden.<br />

Licht ist Berührung<br />

Die Planung der neuen Beleuchtung für den<br />

Wiener Stephansdom ist sicherlich eine der<br />

herausforderndsten Aufgaben, die sich ein<br />

Lichtplaner wünschen kann. Im ehrwürdigen<br />

gotischen Gemäuer mit seiner jahrhun-


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97<br />

Licht<br />

dertealten Geschichte fand man eine Beleuchtung<br />

vor, die zweckmäßig gewachsen,<br />

aber dennoch ein fremdes Element im Raum<br />

war. Der Vision der Planer folgend, hat man<br />

alle störenden Lichtquellen entfernt und<br />

Leuchten entwickelt, die dezent in den Hintergrund<br />

treten, um nur mit ihrer Lichtwirkung<br />

den Dom selbst in seiner Würde erlebbar<br />

zu machen. Das präzise gelenkte Licht<br />

berührt die Figuren und Altäre und zeigt<br />

die gotischen Säulen erstmals in ihrer ganzen<br />

Höhe. Es moduliert das Raumvolumen<br />

durch die Deckenaufhellung und ermöglicht<br />

auch funktionales Direktlicht nach unten.<br />

Der Dom wurde ursprünglich nur durch<br />

das, durch polychrome Glasfenster einfallende,<br />

veränderliche Tageslicht und Kerzen<br />

beleuchtet. So zeigte er seine mystische<br />

Seite. Im Barock hat man ihn mit Maria-Theresien-Lustern<br />

ausgestattet – diese waren<br />

ursprünglich noch mit Kerzen bestückt und<br />

wurden im Zuge der Elektrifizierung mit<br />

Glühbirnen ausgestattet. Als Finalisierung<br />

der neuen Beleuchtung hat man sie in diesem<br />

Sommer gänzlich auf ästhetisch anspruchsvolle<br />

LED-Kerzen umgerüstet.<br />

Das Lichtkonzept<br />

Die große Bandbreite der Nutzung (Messen,<br />

Abendandachten, Konzerte, Führungen<br />

oder Kunstinstallationen) erforderte<br />

eine hohe Flexibilität. Sämtliche Leuchten<br />

sind in LED-Technik ausgeführt und in ein<br />

technisch komplexes, jedoch auch von Laien<br />

leicht zu bedienendes, Lichtsteuerungssystem<br />

eingebunden. Das Lichtkonzept<br />

setzt sich daher aus mehreren funktionalen<br />

Ebenen zusammen, die im Zusammenspiel<br />

die jeweiligen Lichtszenen ergeben:<br />

Licht zum Sehen – Grundlicht<br />

Das Grundlicht bildet die Basis für die funktionale<br />

Nutzung des Doms. Es dient der Orientierung<br />

und der sicheren Bewegung im<br />

Kirchenraum und ermöglicht die liturgische<br />

Nutzung durch ein ausreichendes Lichtniveau<br />

in den Bankreihen.<br />

Licht für den Raum I – Deckenaufhellung<br />

Die Deckenaufhellung schafft einen Ausgleich<br />

der starken Kontraste während der<br />

Tagesstunden, lenkt die Aufmerksamkeit<br />

auf sehr subtile Weise und erlaubt die Veränderung<br />

der Gewichtung des wahrgenommenen<br />

Raumvolumens.<br />

Licht für den Raum II – Säulenaufhellung<br />

Die Säulenaufhellung verbindet in ihrer<br />

Vertikalität Boden und Decke, erzeugt eine<br />

räumliche Tiefe und schafft ein sehr ausgewogenes<br />

Erscheinungsbild im gesamten<br />

Innenraum.<br />

Objektlicht – Akzentuierung<br />

der Altäre und Figuren<br />

Die Akzentuierung der Altäre und Figuren<br />

zeigt erst die Vielzahl der im Kontext des<br />

Doms bedeutenden Persönlichkeiten. Sie<br />

ermöglicht auch die selektive Betonung von<br />

Elementen und Themen, je nach Situation<br />

und Zeitpunkt. Durch Licht lassen sich Altäre<br />

für Messen aktivieren, oder in der Osterzeit<br />

die Kreuzwegstationen sichtbar machen.<br />

Mystisches Licht – Kerzenlicht<br />

auf Lustern und Altären<br />

Die Kerzenluster sind nicht nur Teil der festlich-prunkvollen<br />

Beleuchtung, sie können<br />

auch im Zusammenspiel mit den Altarkerzen<br />

sehr intime, meditative und mystische<br />

Lichtstimmungen erzeugen, die den Raum<br />

mehr spürbar als sichtbar erscheinen lassen.


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98<br />

Produkt News<br />

Licht, das Welten verbindet<br />

In einem der Altstadthäuser in Freiburg, zwischen denkmalgeschützten Wandfresken<br />

und bemalten Holzdecken, bietet das traditionsbewusste Schuhhaus<br />

Lüke heute seine exquisiten Schuhmoden in einem historischen Ambiente an. Für<br />

dieses Kleinod unter den Ladenlokalen schuf Ansorg ein einzigartiges Beleuchtungskonzept.<br />

Es besteht nicht nur aus Licht, Leuchten und Technik, sondern<br />

auch aus Design, Stil und Einfühlungsvermögen und weist auf die ursprüngliche<br />

Funktion des Raums als Rittersaal hin. Bei den farblich gefassten Holzdecken<br />

durfte es nur zu minimalen Eingriffen an der historischen Bausubstanz kommen.<br />

Die niedrigen Rundbogen-Schaufenster erstrahlen<br />

heute im Licht kompakt designter Leuchten. Speziell<br />

für solche Raumsituationen hat man die Leuchte<br />

Coray CXS entwickelt. Unter den Decken sorgen frei<br />

dreh- und schwenkbare Leuchten für viel Flexibilität<br />

und ein stets einheitliches Erscheinungsbild. Es<br />

bleibt in jeder Beleuchtungssituation zurückhaltend<br />

homogen, da für die unterschiedlichen Aufgaben lediglich<br />

der innenliegende Reflektor angepasst werden<br />

muss. Das Licht aus den stilvollen Deckenleuchten<br />

lässt die Farben der Wandfresken dynamisch<br />

erstrahlen und sorgt für blendfreie Glanzpunkte auf<br />

dem präsentierten Schuhwerk. Sie hängen an filigranen<br />

schwarzen Stromschienen, die sich wie dünne<br />

Schnürsenkel über die Decke ziehen. Diese sind nur<br />

dort, wo es die Stabilität unbedingt erfordert, in der<br />

Holzdecke verankert, und tragen gleichzeitig die Deckenbeleuchtung.<br />

Für den Besucher unsichtbar, verlaufen<br />

auf ihrer Oberseite speziell an dieses Ladenlokal<br />

angepasste LED-Streifen. Die unterschiedlichen<br />

Farben und Muster der Decke kommen in schonendem<br />

Licht kontrastreich zur Geltung.<br />

Ansorg GmbH<br />

T +49 (0)208 4846-0<br />

info@ansorg.com<br />

www.ansorg.com


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99<br />

Produkt News<br />

Universalgenie unter<br />

den Polstermöbeln<br />

Mit ray soft bietet Selmer einen universell einsetzbaren Polstersessel für Restaurants,<br />

Konferenzräume, Cafeterien und Büros. Ideal für alle, die auf ein starkes<br />

Designstatement setzen und auf höchsten Sitzkomfort Wert legen.<br />

Das Design von ray soft stammt aus der Feder des<br />

legendären Designerduos jehs+laub und zeichnet<br />

sich durch schlichte Eleganz und moderne Formgebung<br />

aus. Dank seiner großen Vielfalt an exklusiven<br />

Materialien lässt sich der Polstersessel individuell an<br />

die jeweilige Architektur anpassen, ohne dabei seine<br />

eigenständige Formensprache zu verlieren. Ziernähte<br />

und eine umlaufende, optional auch farblich<br />

abgesetzte, Kedernaht unterstreichen das exklusive<br />

Understatement.<br />

Sitzmöbel gestalten Räume entsprechend der jeweiligen<br />

Anforderungen und unterstreichen dabei<br />

auch die Architektur. Mit dem modularen Aufbau<br />

der Polsterstühle ray soft ist ein harmonisches Gesamtkonzept<br />

auch dann einfach umsetzbar, wenn<br />

an die Sitzgelegenheiten innerhalb eines Raumes<br />

unterschiedliche Anforderungen gestellt werden.<br />

Drei verschieden hohe Sitzschalen können mit vier<br />

unterschiedlichen Gestelltypen kombiniert werden.<br />

Ob ein Vierfußgestell aus Eichenmassivholz, ein<br />

Kufengestell aus Vollstahl oder ein Fußkreuz aus<br />

Aluminium-Druckguss bevorzugt wird, mit ray soft<br />

lassen sich Raumkonzepte und auch Stilrichtungen<br />

perfekt unterstreichen.<br />

Die schlanke Vollpolsterschale des ray soft trägt wesentlich<br />

zur einnehmenden Optik der Stühle bei. Die<br />

integrierten Armlehnen und die hochwertige Polsterung<br />

sorgen aber auch für höchsten Sitzkomfort.<br />

Deshalb ist der universal einsetzbare Polstersessel<br />

von Selmer nicht nur in Büros und Konferenzräumen<br />

ein beliebtes Sitzmöbel, sondern auch eine ideale<br />

Lösung für Cafeterien und Restaurants. ray soft findet<br />

überall seinen Platz – und lädt selbst ein, einfach<br />

Platz zu nehmen.<br />

Selmer GmbH<br />

T +43 (0)6216 20210<br />

info@selmer.at<br />

www.selmer.at


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100<br />

Produkt News<br />

Luxuriös und charakterstark<br />

Schwarze Akzente in der Badgestaltung sind modern und wirken luxuriös. Sie<br />

verleihen dem Bad einen designstarken Charakter. KEUCO bietet für die Badmöbel<br />

der EDITION 11 eine neue Oberfläche in Schwarz gebürstet an, mit der besonders<br />

schön die Armaturen und Accessoires in Schwarzchrom harmonieren.<br />

Neben Waschtischunterschänken sind<br />

Side boards, Hochschränke und Unterbauschränke<br />

in der besonderen Oberfläche<br />

erhältlich. Der edle, mattschwarze Look<br />

strahlt eine geheimnisvolle Extravaganz<br />

aus und gibt dem Bad gleichzeitig eine behagliche<br />

Atmosphäre. Die haptisch ausgesprochen<br />

angenehme, samtmatte Qualität<br />

zeichnet sich durch besondere Unempfindlichkeit<br />

und Pflegeleichtigkeit aus.<br />

Die samtmatte Lackoberfläche der Möbel<br />

mit einem leichten Metallic-Schimmer<br />

passt perfekt zu den exklusiven IXMO-<br />

Dusch armaturen sowie EDITION 400 und<br />

EDITION 11 Armaturen und Accessoires<br />

in Schwarzchrom gebürstet. Die Waschtisch-Armaturen<br />

erhalten auf den weißen<br />

Keramik-Waschtischen der Serie maximale<br />

Aufmerksamkeit. Zudem bilden sie einen<br />

eleganten Kontrast. Für ein stimmiges Bild<br />

setzt der ROYAL LUMOS Lichtspiegel, mit<br />

umlaufendem Rahmen in schwarz eloxiert,<br />

ein leuchtendes Highlight. Die zwei LED-Beleuchtungs-Quellen<br />

– Hauptbeleuchtung<br />

und Waschtischbeleuchtung – lassen sich<br />

über das intuitive Bedienpaneel dimmen<br />

und in der Lichtfarbe stufenlos einstellen.<br />

Optional ist der Spiegel mit praktischer<br />

Spiegelheizung erhältlich. Für den letzten<br />

Schliff der dunkel akzentuierten Badgestaltung<br />

sorgt der iLook_move Kosmetikspiegel<br />

ebenfalls mit schwarz gebürsteter<br />

PVD-Oberfläche.<br />

Abgestimmt im Design und mit durchgängig<br />

schwarzmatten Oberflächen in metallischer<br />

Optik entsteht eine luxuriöse<br />

Badausstattung in der gehobenen Innen<strong>architektur</strong>.<br />

KEUCO GmbH<br />

T +43 (0)662 45 40 56-0<br />

office@keuco.at<br />

www.keuco.com<br />

www.ixmo.de


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101<br />

Produkt News<br />

Das Komplettbad<br />

Der europäische Marktführer für Sanitärprodukte bietet – neben den bewährten<br />

Systemlösungen hinter der Wand – zeitgemäßes Design vor der Wand, insbesondere<br />

in Form von durchdachten Komplettbädern mit hohem Qualitätsanspruch.<br />

Die neu gestaltete Badserie Geberit Smyle etwa präsentiert sich in schlanker,<br />

eleganter, top-moderner Anmutung.<br />

Dank einer Vielfalt an soft-organischen und soft-geometrischen<br />

Waschtischen, WCs und Bidets sowie frei<br />

kombinierbaren Wandablagen, Seiten-, Mittelhochund<br />

Waschtischunterschränken kann die Komplettbad-Serie<br />

auf eine attraktive Sortimentsbreite verweisen.<br />

Auch farblich gibt es viel Spielraum: „Weiß<br />

hochglänzend“, „Lava matt“, „Sandgrau hochglänzend“<br />

und „Nussbaum hickory“ heißt hier die Qual<br />

der Wahl. Da auch die Griffleisten die Farben der Möbelfronten<br />

aufgreifen, ergibt sich ein bestechend elegantes<br />

Badambiente. Keramik und Möbel sind dabei<br />

so optimal aufeinander abgestimmt, dass die individuelle<br />

Kombination spielend gelingt.<br />

Die Smyle WCs und Bidets lehnen sich in ihrer Formensprache<br />

jeweils an die Waschtische an. Neu im<br />

Sortiment sind ein Wand-WC und Bidet mit geometrisch-geradlinigem<br />

Design. Sie haben eine komplett<br />

geschlossene Außenform und sind daher besonders<br />

reinigungsfreundlich. Hygienisch und leicht sauber<br />

zu halten ist auch das spülrandlose Innenbecken. Der<br />

WC-Sitz ist in zwei schlanken Design-Varianten erhältlich,<br />

wahlweise als Modell mit Absenkautomatik<br />

oder zusätzlich mit Quick-Release-Funktion, die ein<br />

einfaches Abnehmen ermöglicht. Mit diesen Features<br />

stellt der Hersteller sein Markenversprechen „Design<br />

Meets Function“ einmal mehr eindrücklich unter Beweis<br />

und überzeugt in puncto Qualität und Optik.<br />

Geberit Vertriebs GmbH<br />

& Co KG<br />

T +43 (0)2742 401 0<br />

sales.at@geberit.com<br />

www.geberit.at


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102<br />

Produkt News<br />

Ein redesignter Longseller<br />

Mit power #5 bringt Conform Badmöbel einen redesignten Longseller auf den Markt,<br />

der mit einem vollkommen neuen, progressiven modularen Konzept den modernen<br />

ästhetischen Ansprüchen und technischen Möglichkeiten angepasst wurde. Zu<br />

erwarten ist ein eigenständiges, äußerst vielseitiges Planungsprogramm mit neuen<br />

architektonischen Formen und praktischer Funktionalität im unteren bis mittleren<br />

Preissegment, mit klarer Linienführung – präzise, funktionell und ausdrucksstark.<br />

Stilprägend sind die neuen Keramik-Waschtische sowie<br />

ein variantenreiches Allover-Spiel mit offenen und<br />

geschlossenen Flächen. Die Waschtische bilden eine<br />

prägnante Beckenkumme, die durch einen ultradünnen<br />

Rand gefasst ist und sind in Einzel- und Doppelausführung,<br />

jeweils mit durchgängigem Becken sowie<br />

symmetrischen und asymmetrischen Formen mit<br />

großzügigen Seiten- und Mittelablagen erhältlich. Die<br />

charakteristische Formensprache von power #5 zeigt<br />

sich in variantenreichen Schrankmöbeln mit offenen<br />

Seiten- und Frontregalen, die ein Maximum an Stauraum<br />

und Präsentationsfläche bieten. Dass die serientypischen<br />

Eigenschaften von Leichtigkeit, Eleganz<br />

und Variabilität auch die weitere Waschplatzausstattung<br />

kennzeichnen, zeigt sich beispielsweise an den<br />

Spiegelschränken: 15 verschiedene Lösungen, symmetrische<br />

und asymmetrische Formen, klassischer Spiegelschrank<br />

oder dreidimensionaler Leuchtspiegel, mit<br />

oder ohne Regale und ein smartes Beleuchtungskonzept,<br />

das sowohl Raum als auch Regale spannungsreich<br />

illuminiert.<br />

Das umfangreiche Neuheiten-Programm wurde erstmalig<br />

heuer auf der Energiesparmesse Wels vorgestellt.<br />

Auf einem großen Gemeinschaftsstand mit den<br />

Traditionsunternehmen Hansgrohe und Artweger<br />

zeigte der Produzent in zehn attraktiven Kojen einen<br />

repräsentativen Querschnitt aus der Kollektion <strong>2019</strong>.<br />

Messe-Highlights waren neben der programmatischen<br />

Serie power #5 auch die mehrfach prämierten<br />

Designserien Foqus, Xanadu und TiAmo sowie die<br />

Kollektion Riva_Hotel, die nun authentische Formen<br />

mit innovativen, natürlichen Oberflächen aus Heu und<br />

Heublumen verbindet. Mit einem neuen Messekonzept,<br />

das neben dem Fachpublikum auch verstärkt<br />

den privaten Besucher einbezieht, hat man vielfältige<br />

Anstrengungen unternommen, um die bisher bereits<br />

äußerst erfolgreichen Auftritte auf Österreichs wichtigster<br />

SHK Messe zu toppen.<br />

CONform Badmöbel GmbH<br />

T +43 (0)5412 63493<br />

office@conformbad.at<br />

www.conformbad.at<br />

www.conform-partnersystem.com


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103<br />

Produkt News<br />

Spektakulär in Form und Format<br />

Ohne Anfang und Ende, ohne Ecken und Kanten: Der Kreis ist die vollkommenste<br />

und ausgewogenste Figur in der Geometrie. Bei den neuen Badewannen<br />

BettePond und BettePond Silhouette kombiniert Bette diese perfekte, puristische<br />

Form mit dem perfekten Material im Bad – dem glasierten Titan-Stahl.<br />

Entworfen wurde die kreisrunde Badewanne von<br />

Dominik Tesseraux (Tesseraux + Partner, Potsdam)<br />

als Reminiszenz an die Ursprungsform des Wannenbades,<br />

den Badezuber. Mit einem Durchmesser von<br />

großzügigen 150 Zentimetern, die sich bequem in<br />

jede Richtung nutzen lassen, ist die runde Badewanne<br />

der ideale Ort für Muße und Entschleunigung im<br />

Alltag – und ein echter Ruhepol im Bad. Der Kreis ist<br />

ein Ursymbol der Menschheit und steht für Harmonie,<br />

Unendlichkeit und Eins-Sein und das beschreibt<br />

das Erlebnis beim Baden sehr treffend: Denn beim<br />

Entspannen im warmen Wasser bleibt die Zeit beinahe<br />

stehen und wir finden zu uns selbst.<br />

Je nach Raum<strong>architektur</strong> und Platz kann die Wanne<br />

entweder frei stehend oder als Einbauversion zum<br />

Einsatz kommen. Die frei stehende Version trägt den<br />

Namenszusatz Silhouette und bietet sich als ein bewusst<br />

eingesetztes Stilmittel in der Bad<strong>architektur</strong><br />

an, deren Wirkung sie unterstützen oder zu der sie<br />

einen Kontrapunkt setzen kann. Allein schon durch<br />

ihre schiere Präsenz, die sich aus dem Volumen des<br />

zylindrischen Körpers, dem edlen Material und der<br />

makellosen, brillanten Oberfläche speist, zieht sie<br />

bewundernde Blicke auf sich und lenkt die Blickrichtung<br />

im Bad – das Wannenbad wird zur Bühne.<br />

Um das einladende Rund aus glasiertem Titan-Stahl<br />

zu realisieren, war Meisterschaft in der Produktion<br />

gefordert. In seiner Reduktion wirkt der Kreis als<br />

Form zwar simpel, die Herstellung einer Badewanne<br />

aus dem robusten Werkstoff fordert jedoch profundes<br />

Material- und Fertigungs-Know-how. Eine runde<br />

Form mit einem Durchmesser von 150 Zentimetern<br />

und die fugenlose Verbindung von innerer und äußerer<br />

Form erfordert ein hohes Maß an Kunstfertigkeit<br />

in der Verarbeitung von glasiertem Titan-Stahl. Das<br />

absolut hygienische Material ist nicht nur äußerst<br />

langlebig, sondern zeichnet sich durch seine hautsympathischen<br />

Eigenschaften, dauerhafte Farbbeständigkeit<br />

und Unempfindlichkeit gegenüber Kosmetika<br />

und Badezusätzen aus.<br />

Bette GmbH & Co. KG<br />

T +49 (0)5250 511-0<br />

<strong>architektur</strong>@bette.de<br />

www.bette.de


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104<br />

Produkt News<br />

Matte Optik, natürliche Haptik<br />

Mit dem innovativen Material DUSCHOLUX Bestone erfüllt die neue Rechteckwanne<br />

Formia höchste Ansprüche an geradliniges Design und Komfort. Ob als<br />

frei stehende Variante oder mit Wandanschluss – sie überzeugt mit matter Optik,<br />

natürlicher Haptik und einem mittigen, bündig abgedeckten Ablauf.<br />

Dieses Material sorgt auch bei den analog entwickelten<br />

Duschböden Savona für ein angenehmes<br />

Gefühl und einen sicheren Stand. Der flache Duschboden<br />

besitzt eine Ablaufabdeckung in Wannenfarbe<br />

und wird in vielen gängigen Größen in den<br />

Farbnuancen Weiß und Zement Grau gefertigt.<br />

Die glatte, antibakterielle Oberfläche ist einfach zu<br />

reinigen und die Rutschsicherheit nach DIN 51097,<br />

Klasse C ist auch gewährleistet. Ebenso ist das Produkt<br />

chemikalienresistent nach DIN EN 14527 und<br />

temperaturschockresistent nach DIN EN 14527.<br />

Die rahmenlose und mehrfach ausgezeichnete Duschwand<br />

Colletion 3 wird neu in der Variante Collection<br />

3C angeboten. Mit DUSCHOLUX CareTec<br />

Pro veredelt und innenbündige geschraubte Scharniere<br />

sind besonders reinigungsfreundlich und<br />

bieten Einstellmöglichkeiten, zusätzliche Verbauvarianten<br />

auch mit Spiegelglas. Standard-Glashöhe<br />

2000 mm bis 2200 ist auch in Kombination mit<br />

Unterputz-Profilen möglich. Durch das neue Glas-<br />

Glas-Scharnier sind Sondergrößen und zusätzliche<br />

Verbauvarianten möglich.<br />

Duscholux GmbH & Co. KG<br />

T +43 7221 708 0<br />

duscholux@duscholux.at<br />

www.duscholux.at


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105<br />

Produkt News<br />

TECTUS® Glas<br />

Ganzheitliches<br />

Beschlagsystem für<br />

Ganzglastüren<br />

Dampfbad mit System<br />

Den individuellen Dampfbadbau mit System revolutioniert Repabad und<br />

bietet ohne vorheriges Aufmaß individuelle maßgefertigte Dampfbäder<br />

an. Tonangebend sind die Dampfpaneele Atlanta, Malta, Ventura und<br />

Malmö. Sie bringen gewohnt starke Dampfbadleistung und Qualität ins<br />

Bad. Egal ob Ecke oder Nische von 90 x 90 cm bis zu 150 x 150 cm lassen<br />

sich die Dampfbad Systeme ohne vorheriges Aufmaß einfach einbauen.<br />

Wandanschlussprofile ermöglichen einen Toleranzausgleich von bis<br />

zu +/- 8 mm, sollten nach Verlegen des Wandbelags Korrekturen nötig<br />

sein. Die Dampfbadhöhe ist fest vorgegeben. Bei der Generatorleistung<br />

kann zwischen 3,2 kW, 4 kW und 6 kW gewählt werden. Bei Atlanta, Malta<br />

und Malmö werden die Armaturen bauseits gestellt. Ventura wird als<br />

Komplettpaket inklusive Armatur geliefert. Alle Dampfbadoptionen wie<br />

Infrarot, Sole, Farblicht- oder Aromatherapie sowie Nebeldüsen sind<br />

möglich und über die integrierten Bedienfelder intuitiv steuerbar. Ein ans<br />

Abwasser angeschlossenes integriertes Entkalkungssystem ist bei allen<br />

Dampfbädern Standard. Die Glasfront der Dampfbadpaneele ist in den<br />

Farben Dark Black, Obscure, Snow, Pearl, Coffee sowie auf Wunsch in allen<br />

RAL Tönen lieferbar. Beim Dampfbad Malmö wird die Dampfbadtechnik<br />

außerhalb der Dampfdusche platziert und der Generator vormontiert<br />

inklusive Abdeckhaube geliefert.<br />

repaBAD GmbH<br />

T +43 (0)800 29 35 18<br />

info@repabad.com<br />

www.repabad.com<br />

Ihr Kontakt<br />

Alexander Moser<br />

+43 664 / 167 2514<br />

www.tectus-glas.de


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106<br />

Produkt News<br />

Hotelumbau<br />

und Brandschutz<br />

Auf über 1.700 Metern Seehöhe, mitten im Skigebiet am Arlberg, befindet sich<br />

das Vier Sterne Superior Hotel Goldener Berg. Das Stammhaus wurde 1930 am<br />

Standort eines mittelalterlichen Bergbauernhofes errichtet und seitdem mehrfach<br />

umgebaut. 2018 standen das Interiordesign von zwölf Zimmern und Suiten<br />

inklusive der Erschließungswege sowie die Neugestaltung der Baukörper mit<br />

ihren Fassaden auf dem Programm. Wesentliche Aufgabe waren dabei auch die<br />

thermische Sanierung des gesamten Hauses und die Umsetzung eines zeitgemäßen<br />

Brandschutzkonzepts. Wir sprachen mit Architekt Christian Prasser von cp<br />

<strong>architektur</strong> über aktuelle Anforderungen, Planungstipps und konkrete Maßnahmen<br />

zum Brandschutz im Hotel Goldener Berg.<br />

Wann haben Sie mit der Planung des<br />

Umbaus begonnen?<br />

Der jüngste Relaunch in Kooperation mit<br />

cp <strong>architektur</strong> erfolgte in zwei Phasen. Die<br />

erste Bauphase erstreckte sich vom Planungsbeginn<br />

im Jänner 2013 bis zur Fertigstellung<br />

im Juni 2014. Die zweite Bauphase<br />

rund um Brandschutz und thermische Sanierung<br />

begann mit der Planung ab Juni<br />

2017 und wurde Anfang <strong>2019</strong> fertiggestellt.<br />

Inwieweit wurde die Historie des Hauses<br />

berücksichtigt?<br />

Bewusst werden die Gestaltungselemente<br />

der verschiedenen Bauphasen des Goldenen<br />

Bergs zitiert und wieder aufgenommen.<br />

Bilder an die 30er- und 60er-Jahre werden<br />

geweckt, als der Goldene Berg in Oberlech<br />

zu den Pionieren der alpinen Hotel<strong>architektur</strong><br />

gehörte. Als Elemente der traditionellen<br />

Alpin<strong>architektur</strong> werden auch die weit<br />

vorkragenden Dachflächen durch vertikale<br />

Schrägbalken gestützt.<br />

Wie hat sich das Design des Hauses<br />

im Innenbereich verändert?<br />

Im Inneren wurde der Bestand saniert und<br />

bekam durch neue Gestaltungselemente ein<br />

zeitgemäßes Erscheinungsbild. Entlang der<br />

Gänge erstreckt sich zum Beispiel als hochgezogene<br />

Sockelleiste das abstrahierte Lecher<br />

Bergpanorama.<br />

Ergaben sich dabei auch Synergien in<br />

Bezug auf den Brandschutz?<br />

Ja, zum Beispiel bei der Neugestaltung der<br />

Erschließungswege. Die neue indirekte Be-<br />

leuchtung in den Gängen ermöglichte etwa<br />

die Installierung einer Kabeltrasse, in der die<br />

Brandmeldeanlage aller Bestandszimmer<br />

geführt wird.<br />

Inwieweit spielt der Brandschutz bei<br />

Umbauten eine Rolle?<br />

Es ist ganz klar, dass in den Brandschutz<br />

laufend nachinvestiert werden soll, bzw.<br />

Gebäude bewusst überprüft werden sollten,<br />

damit die Sicherheit für Gäste und MitarbeiterInnen<br />

bestmöglich gewahrt bleibt.<br />

Gerade im Bestand wird zumeist in der Hotellerie<br />

themenbezogen saniert, zum Beispiel der<br />

Zimmertrakt, der Gastronomiebereich oder<br />

der Wellnessbereich. Sinnvoll ist dabei abschnittweise<br />

– entsprechend einzelner Brandabschnitte<br />

– den Brandschutz zu überprüfen<br />

und auf den Stand der Technik zu bringen.<br />

Was hat sich in Bezug auf Brandschutz in<br />

den letzten Jahren wesentlich verändert?<br />

Aufgrund der Normen bezüglich Gebäudedämmung<br />

ist der Brandschutz um einiges<br />

komplexer geworden, da Brandüberschläge<br />

mit den Dämmmaterialien abgestimmt werden<br />

müssen bzw. der jeweiligen Brandlast<br />

standhalten müssen, was auch in einer geschlossenen<br />

Verbauung gebäudeübergreifend<br />

zu bedenken ist.<br />

Weiters nimmt der Grad an Gebäudetechnik<br />

insbesondere bei Sanierungen enorm zu,<br />

wodurch auch hier Brandabschottung im<br />

Gebäude zu einem komplexeren Planungsaufwand<br />

wird.<br />

Läuft man ohne Investition Gefahr, Vorschriften<br />

zu verletzen und Strafen zahlen zu<br />

müssen?<br />

Baurechtlich ist ein Gebäude nach Stand<br />

der Technik zum Zeitpunkt der Baugenehmigung<br />

bzw. der Umsetzung auszuführen.<br />

Wird ein Gebäude nicht saniert und entsprechen<br />

die Grundlagen des Bauwerkes nicht<br />

mehr dem Stand der Technik, kann der Hotelier<br />

zivilrechtlich sehr wohl verklagt bzw.<br />

durch das Arbeitsinspektorat mit Strafen<br />

konfrontiert werden.<br />

Wo kann ich mich informieren und gegebenenfalls<br />

auch Förderungen beantragen?<br />

Die Arbeitsinspektion kontrolliert die Einhaltung<br />

der Vorschriften zum ArbeitnehmerInnenschutz<br />

vor Ort in den Betrieben und auf<br />

Baustellen. In Genehmigungsverfahren z. B.<br />

von gewerblichen Betriebsanlagen ist sie als<br />

Partei beteiligt und achtet auf die Aspekte


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107<br />

Produkt News<br />

der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes<br />

bei der Arbeit. Sie führt aber auch Beratungen<br />

durch.<br />

Förderungen gibt es für die Hotellerie aber<br />

auch in einzelnen Bundesländern. Wichtig<br />

ist, dass diese zumeist vor Projektstart beantragt<br />

werden sollten.<br />

Was empfehlen Sie in Bezug<br />

auf die Planung?<br />

Sinnvoll ist hier, von Anfang an einen Brandschutzbeauftragten<br />

mit in das Planungsteam<br />

zu nehmen und die Absichten bzw.<br />

auch einen Phasenplan mit der Behörde und<br />

dem Arbeitsinspektorat bzw. der Feuerwehr<br />

abzuklären.<br />

Und welche Maßnahmen würden Sie darüber<br />

hinaus dem Hotelier ans Herz legen?<br />

Wichtig ist, dass im Hotel ein Teammitglied<br />

über die Grundlagen des Brandschutzes informiert<br />

ist und hierfür eine laufende Fortbildung<br />

erfährt.<br />

Als sehr positiv erachte ich außerdem eine<br />

simple Einschulung über die Verwendung<br />

von Feuerlöschern und Erstmaßnahmen im<br />

Zuge eines Brandfalles für das ganze Team.<br />

Ein Fluchtwegplan in den Zimmern kann Leben<br />

retten und sollte daher als Gestaltungselement<br />

sichtbar und grafisch ansprechend<br />

montiert werden und eventuell auch in mehreren<br />

Sprachen verfasst sein, abhängig von<br />

der jeweiligen Klientel.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

108<br />

Produkt News<br />

Perfekter Brandschutz<br />

bei Holzkonstruktionen<br />

Neuerungen in der Landesbauordnung Baden-Württemberg hinsichtlich des Brandschutzes<br />

erlauben seit 2015, dass auch im mehrgeschossigen Holzbau Decken,<br />

tragende und aussteifende Wände sowie Stützen aus Holz sichtbar und unverkleidet<br />

bleiben dürfen. Das bedeutet, dass es auch bei Wohngebäuden bis zu 13 Meter<br />

Höhe möglich ist, Brettsperrholzkomponenten mit ihrer besonderen Sichtqualität<br />

und effektiven Akustikprofilen zu verwenden. Laut Brandschutzexperten darf in<br />

Österreich diese Bauweise auch verwendet werden (siehe HOHO mit 83 Meter<br />

Höhe in Wien Aspern), sofern ein geeignetes Brandschutzkonzept vorliegt.<br />

Fotos: Lignotrend, Foto&Design<br />

Die zwei Mehrfamilienwohnhäuser im Riedpark, der<br />

Entwurf stammte von Architekt Jörg Kaiser, beherbergen<br />

sechzehn Wohneinheiten unterschiedlicher<br />

Größe und sind als Zwei- und Dreispänner organisiert.<br />

Für tragende Wände mit einer erforderlichen<br />

Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten kamen<br />

Rippenelemente in hohlraumloser Ausführung zum<br />

Einsatz, deren Zwischenräume mit Glaswolle ausgefacht<br />

sind. Der flächige Feuerwiderstand konnte<br />

über Gipskarton-Feuerschutzplatten hergestellt werden.<br />

Dabei wurde an den Ecken der Plattenstoß der<br />

Brandschutz in doppeltem Versatz ausgebildet. Für<br />

Steckdosen, Lichtschalter und andere Stellen, an denen<br />

die Gipskartonplatte durchdrungen wird, entwickelte<br />

man eine praktikable, im Wandinneren brand-<br />

schutzgerecht abgeschottete Elektroinstallation, in<br />

die einfache Hohlraumdosen eingebaut werden können.<br />

In diesem Bereich ist das tragende Holzbauteil<br />

hinter der Gipskartonplatte durch intumeszierende<br />

(aufschäumende) Materialien in Form von passgenau<br />

vorgestanzten Folien und entsprechend behandelten<br />

Holzklötzen geschützt, damit Feuer nicht über<br />

die Steckdosen ins Wandinnere eindringen kann. Alle<br />

Wohnungstrennwände im Riedpark sind zweischalig<br />

konstruiert. Eine Dichtungsbahn, die geschossweise<br />

unter den Wandschwellen hindurchgeführt ist und im<br />

Fußbodenaufbau zusammengeführt wird, verhindert<br />

den Rauchdurchgang zwischen den Wohnungen – vor<br />

allem an den Knotenpunkten von Decke und Wand.


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109<br />

Produkt News<br />

Die Deckenbauteile sind mit ihren sichtbaren Holzoberflächen<br />

auch bezüglich des Innenausbaus<br />

endfertig. Der Feuerwiderstand ist rein über den<br />

theoretischen Holzabbrand gewährleistet. Die Decken-Elemente<br />

werden mit sogenannten Z-Lagen<br />

für den nötigen Feuerwiderstand konfiguriert und<br />

erhalten nach der Elektroinstallation zwischen ihren<br />

Rippen eine Kalksplittschüttung für den Schallschutz.<br />

Mit dem auch auf die tiefen Frequenzen der Gehgeräusche<br />

abgestimmten Aufbau entsteht ein im Brandschutzsinne<br />

hohlraumfreies Bauteil, das die strengen<br />

bauakustischen Anforderungen an den Schallschutz<br />

in Mehrfamilienhäusern sogar übertrifft.<br />

Die Untersicht der Decken ist je nach Anforderung<br />

gestaltbar – als geschlossene Holzfläche oder mit<br />

verschiedenen Akustikprofilen. Im Riedpark wurden<br />

die Deckenbauteile in den Wohnräumen mit Akustikprofilierung<br />

ausgeführt, in den Schlafzimmern teils<br />

ohne. In den Flurbereichen verbergen abgehängte<br />

Decken die Leitungen für das Lüftungssystem. Diese<br />

Planung ist wohnungsweise konzipiert, um auf wartungsintensive<br />

Brandschutzklappen zwischen den<br />

Wohnungen verzichten zu können: Die Lüftungsleitungen<br />

durchdringen die Brandschutzebenen nicht.<br />

Steigschächte für Wasserleitungen und die elektrische<br />

Leitungsführung hingegen mussten hochfeuerhemmend<br />

abgeschottet werden. Hierfür wurden<br />

verschiedene Brandschottlösungen eingesetzt, die<br />

trocken und damit einfach einzubauen und nachweislich<br />

auch für den Einbau in den verwendeten Rippendecken<br />

geeignet sind. Mit ebenfalls intumeszierendem<br />

Verhalten im Brandfalle sorgen sie dort für eine<br />

brandschutzgerecht perfekt isolierte Leitungsdurchführung.<br />

Ohne Gipsbekleidung kann damit ein Feuerwiderstand<br />

von 90 Minuten erreicht werden.<br />

Sogar die beiden Aufzugstürme und die Treppenhauswände<br />

konnten aus großformatigen Brettsperrholztafeln<br />

konstruiert werden, lediglich für die Treppenläufe<br />

kamen Betonfertigteile zum Einsatz. Damit<br />

der Treppenraum auch nach 60 Minuten als Fluchtweg<br />

genutzt werden kann und für die Feuerwehr als<br />

Rettungsweg bestehen bleibt, bekam auch die treppenhausseitige<br />

Wandschale eine entsprechende Beplankung<br />

mit Gipskarton-Feuerschutzplatten.


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

REI 120 ab jetzt<br />

preisgleich zu R0<br />

Die Anzahl der Brände in Österreich ist in den letzten<br />

Jahren leicht gesunken. Dennoch verursachen Großbrände<br />

nach wie vor vielfachen Millionenschaden<br />

an Sachgütern, und leider sind immer wieder auch<br />

Menschen bedroht. Beim konstruktiven Hochbau<br />

sollte daher auf ein Höchstmaß an Sicherheit Wert<br />

gelegt werden. Um Planende und Ausführende dahingehend<br />

zu unterstützen, ihre Arbeit zu vereinfachen<br />

und zugleich die Sicherheit von Gebäuden zu<br />

erhöhen, bietet Schöck Österreich nun den Isokorb<br />

äquivalent auch in der Brandschutzklasse REI 120 an.<br />

Der Schöck Isokorbwird als gesamtes System inklusive<br />

der angeschlossenen Bauteile geprüft. Bauteilversuche<br />

finden in akkreditierten Zertifizierungsstellen<br />

in Österreich und anderen europäischen Ländern<br />

statt, welche diese gemäß den aktuellen Prüfnormen<br />

für Brandschutz durchführen. Die Brandschutzausführung<br />

besteht aus einem Zweikomponenten-System,<br />

das die bauphysikalischen Funktionen Wärmeschutz<br />

und Brandschutz getrennt ausführt. Der<br />

Wärmeschutz wird über den Dämmkörper gewährleistet,<br />

Brandschutz wird über eine obere und untere<br />

faserzementgebundene Brandschutzplatte mit seitlichen<br />

Quellbändern sichergestellt. Der Dämmkörper<br />

aus Neopor lässt keine Feuchtigkeits- oder Wasserzunahme<br />

zu, er kann also im Außenbereich uneingeschränkt<br />

eingesetzt werden. Bei Hybridsystemen, bei<br />

denen ein Material zwei Funktionen übernimmt, also<br />

110<br />

Wärme- und Brandschutz, kann dies nicht immer sichergestellt<br />

sein, da die äußeren Rahmenbedingungen<br />

einen Einfluss haben können.<br />

Schöck Bauteile Ges.m.b.H.<br />

T +43 (0)1 786 5760<br />

office@schoeck.at<br />

www.schoeck.at<br />

Produkt News<br />

Die Stärken von Steinwolle in Bild und Ton<br />

Steinwolle entsteht aus dem Rohstoff Basalt. Dank<br />

seiner besonderen Eigenschaften und der Verarbeitung<br />

auf modernen Fertigungsanlagen zu unterschiedlichsten<br />

Steinwolle-Dämmungen zeichnet sich<br />

dieses Material durch eine Reihe von Vorteilen aus.<br />

Eine Dämmung aus Steinwolle ist nicht nur eine nachhaltige<br />

Lösung von langer Lebensdauer. Sie bietet<br />

gleichzeitig einen hervorragenden Schall- und Brandschutz<br />

und leistet einen wertvollen Beitrag zur Wohngesundheit<br />

und Energieeffizienz von Gebäuden.<br />

Der Schmelzpunkt dieser Produkte liegt bei über<br />

1000°C und hilft somit, das Ausbreiten von Feuer zu<br />

verhindern. An Hand einer Testserie zu den sieben<br />

Stärken von Steinwolle kann man sich im Internet<br />

auf www.rockwool.at selbst überzeugen. Der erste<br />

Themenschwerpunkt der neuen Videoserie ist das<br />

besondere Plus an Sicherheit – der Brandschutz. Anschauen<br />

lohnt sich!<br />

ROCKWOOL HandelsgmbH<br />

T +43 (0)1 79726-0<br />

info@rockwool.at<br />

www.rockwool.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

111<br />

Produkt News<br />

Sesam öffne dich!<br />

Nicht durch Zauberhand, sondern dank modernster Technik öffnen und schließen<br />

sich die automatischen Schiebetüren EI30 von forster fuego light. Eine sichere<br />

Pforte im Nachtbetrieb sowie eine reibungslose Funktionalität im Tagesbetrieb<br />

werden mit maximaler Transparenz in einem Element vereint. Nachhaltige Sicherheit<br />

wird großgeschrieben, denn die Schiebetüren bieten zuverlässigen Brandschutz<br />

und Rauchschutz und überzeugen durch ihre Robustheit und Langlebigkeit.<br />

Automatische Schiebetüren sind praktisch, weil sie<br />

einen reibungslosen Personenverkehr in Durchgängen<br />

mit hohem Publikumsaufkommen gewährleisten.<br />

Zusätzlich lassen die Schiebekonstruktionen mit<br />

ihren schlanken Profilkonstruktionen aus Stahl und<br />

den großflächigen Gläsern viel Licht in die Räume<br />

fließen und bieten gleichzeitig maximale Transparenz<br />

für einen freien Durchblick. In kritischen Bereichen<br />

von Gebäuden halten die 4-seitig dicht schließenden<br />

Türen im Brandfall Flammen und Rauch<br />

zurück. So schützen sie Leben und Sachwerte, indem<br />

sie sich selbstständig und stromlos schließen. Beim<br />

Schließen der Türen bleibt immer gewährleistet, dass<br />

niemand verletzt oder eingeklemmt wird. Die forster<br />

fuego light Brandschutzschiebetüren mit Rauchschutz<br />

sind als 1- und 2-flügelige Varianten möglich<br />

und lassen sich in Massiv- und Leichtbauwände oder<br />

in Verglasungen einbauen.<br />

Forster Profilsysteme GmbH<br />

T +43 (0)2236 677 293<br />

at@forster.ch<br />

www.forster-profile.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

112<br />

Produkt News<br />

Gebändigter Brandschutz<br />

Maßgefertigte Türen mit Brandschutz sind heute so selbstverständlich wie Wärmedämmung<br />

und LED Beleuchtung. Sturm gehört zu den Initiatoren und Schrittmachern<br />

dieser Entwicklung und stellt Portfolios für Projekte zur Verfügung, die<br />

nach Einsatzbereichen gegliedert sind.<br />

Schon vor 30 Jahren erkannte man: Wer schöner<br />

wohnen, leben und arbeiten möchte, will sich die Sicherheit<br />

des Brandschutzes nicht mehr durch unförmige<br />

Eisentüren erkaufen. Mit der Lust junger Techniker<br />

am Auflösen von Zielkonflikten entstanden so<br />

die ersten Brandschutztüren aus Holz, die letztlich<br />

auch die größten Zweifler in den Testlabors überzeugen<br />

konnten. Seither ist man der Treiber einer Entwicklung,<br />

in der die Abhängigkeit des Tür-Designs<br />

von der Brandschutztechnik immer geringer wurde.<br />

Parallel dazu erhöhte sich die Komplexität: Normen<br />

und Vorschriften wurden verschärft und in den Architekturbüros<br />

entstanden neue Nutzungs- und<br />

Designkonzepte, die zusätzliche Anforderungen an<br />

Funktionselemente stellen.<br />

So hat man die Brandschutztür vollkommen gebändigt,<br />

die wilden grauen Urformen sind zu<br />

High-End-Lösungen geworden, deren Schutzfunktion<br />

der Nutzer nicht mehr wahrnimmt. Sie werden mit<br />

individuellen Maßen, Ausführungen und Oberflächen<br />

gefertigt, die Referenzen reichen vom noblen Palais<br />

Coburg in Wien bis zu den Green Buildings der neuen<br />

BORA-Unternehmenszentrale in Oberösterreich, für<br />

deren Innenraumplanung Simon Gafriller von werkhaus<br />

verantwortlich zeichnet.<br />

Die Komplettlösung von der Beratung und Detailplanung<br />

bis zur Maßfertigung und Montage – das war<br />

von Anfang an die Strategie des Herstellers. In weiterer<br />

Folge ist das Unternehmen dazu übergegangen,<br />

die Vielfalt der verfügbaren Konstruktionen nach<br />

Einsatzbereichen und ihren spezifischen Anforderungen<br />

zu gruppieren. So gibt es heute ein Brandschutztüren-Portfolio<br />

u.a. für Krankenhäuser und für<br />

Schulen, aber auch für Wohnbau, Hotels und Bürogebäude.<br />

In Projekten ist das der kurze Weg zu den<br />

benötigten Türen, denn auch erforderliche Ausführungen<br />

wie abgerundete Kanten oder stoßfeste Beschichtung<br />

sind bereits vorausgewählt. Unabhängig<br />

davon kann jedes Element mit weiteren Funktionen<br />

wie Rauchschutz oder Einbruchhemmung ausgestattet<br />

werden.<br />

STURM GmbH<br />

T +43 (0)6589 4215<br />

office@funktionstueren.eu<br />

www.funktionstueren.eu


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113<br />

Produkt News<br />

Ästhetik, Flexibilität und<br />

minimierte Komplexität<br />

Die Aluminium Brand- und Rauchschutzplattform Schüco FireStop ist eine ästhetische<br />

Lösung für Brandschutztüren mit innovativer Technik. Bereits 2018 wurde das<br />

System mit dem begehrten „Red Dot Award 2018: Product Design“ ausgezeichnet.<br />

Zwei Varianten der Aluminium-Brandschutzkonstruktion sorgen für die Sicherheit.<br />

Schüco FireStop ADS 90 FR 30 erfüllt alle Anforderungen<br />

der Feuerwiderstandsklassen EI30 sowie<br />

EW30. Das System hat eine innovative, falzoffene<br />

3-Kammer-Profilgeometrie mit einer Bautiefe von<br />

90 mm. Das nachträgliche Einbringen von Kabeln<br />

zur Elektrifizierung von Türen oder der Wechsel von<br />

Schlössern, z. B. von Einfachverriegelungen auf Mehrfachverriegelungen,<br />

ist dank der falzoffenen Profile<br />

einfach durchführbar. Ein entscheidender Mehrwert<br />

des neuen Systems ist seine Wirtschaftlichkeit: Die<br />

Türelemente überzeugen durch einen hohen Vorfertigungsgrad<br />

in der Werkstatt und eine rationelle<br />

Montage. Das gewährleistet einen einfachen, schnellen<br />

und sicheren Einbau vor Ort im Objekt.<br />

Schüco FireStop ADS 76.NI SP ist ein innovatives,<br />

falzoffenes 1-Kammer-Profilsystem mit einer Bautiefe<br />

von 76 mm. Das ungedämmte Rauchschutzsystem<br />

bietet speziell für den Innenbereich variable Lösungen<br />

für Wand- und Türkonstruktionen, vor allem für<br />

Multifunktionstüren. Auch bei diesem System ist das<br />

nachträgliche Einbringen von Kabeln zur Elektrifizierung<br />

von Türen oder der Wechsel von Schlössern<br />

möglich. Ebenso wie FireStop ADS 90 FR 30 punktet<br />

dieses ungedämmte Rauchschutzsystem durch einen<br />

hohen Vorfertigungsgrad in der Werkstatt.<br />

Die Besonderheit beider Systeme ist der geprüfte<br />

Einsatz ohne Schlösser. Der Vorteil des Einsatzes<br />

ohne Schloss liegt auf der Hand. Die Türen sind immer<br />

begehbar – ein Komfort, den speziell Nutzer von<br />

stark frequentierten Innentüren zu schätzen wissen.<br />

Auch eine Nutzung in Verbindung mit Drehtürantrieben<br />

ist realisierbar. Der Einsatz von E-Öffnern kann<br />

hierbei unterbleiben.​<br />

ALUKÖNIGSTAHL GmbH<br />

T +43 (0)1 98130-0<br />

office@alukoenigstahl.com<br />

www.alukoenigstahl.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

114<br />

Produkt News<br />

Brand-, Feuer- und Umweltschutz<br />

Der führende österreichische Feuerschutztor- und Feuerschutztürenproduzent<br />

Tortec erweitert seine Produktionsfläche um eine weitere Produktionshalle.<br />

Mehrere Millionen Euro investiert man damit auch 2018 am Standort in Wolfsegg<br />

und baut somit weiter die Produktionskapazitäten aus. Insgesamt sind mehr als<br />

15.000 Quadratmeter Hallenfläche auf dem bereits vorhandenen Betriebsareal<br />

in Wolfsegg seit 2006 zusätzlich entstanden. Es stehen nun gesamt rund 25.000<br />

Quadratmeter Produktionsfläche zur Verfügung, um dem Bedarf an Feuerschutzprodukten<br />

mit hochwertigen architektonischen Lösungen gerecht zu werden.<br />

Die Tortec Brandschutztor GmbH gehört<br />

seit 2006 zur Hörmann Gruppe. Hörmann<br />

ist ein familiengeführtes, expandierendes<br />

Unternehmen der Bauzulieferindustrie mit<br />

internationaler Ausrichtung. In 36 hoch spezialisierten<br />

Werken stellt man Tore, Türen,<br />

Zargen und Antriebe für Europa, Nordamerika<br />

und Asien her. Mit mehr als 6.000 Mitarbeitern<br />

wird ein Umsatz von über einer Milliarde<br />

Euro erwirtschaftet. Ein Netz von über<br />

100 eigenen Vertriebsstandorten in mehr<br />

als 40 Ländern garantiert dem Kunden kurze<br />

Wege. Die Tortec Brandschutztor GmbH<br />

agiert am Standort Wolfsegg als eigenständiges<br />

Werk mit rund 300 Mitarbeitern.<br />

Durch die Vielfalt der Produkte, sowie dem<br />

eigenen österreichischen Vertrieb mit Niederlassungen<br />

in Wien, Graz und Innsbruck<br />

ist man in der Lage, sowohl für Architekten<br />

als auch für Bauträger ein hervorragendes<br />

Gesamtpaket für Feuerschutztore und -türen<br />

anzubieten und stellt somit einen starken,<br />

zukunftsorientierten Partner für den<br />

Objekt- und Industriebau dar.<br />

Der Hersteller hat sich bereits vor Jahren<br />

als einziger österreichischer Hersteller die<br />

Nachhaltigkeit aller Feuerschutztüren und<br />

-tore durch eine Umwelt-Produktdeklaration<br />

(EPD) nach ISO 14025 bestätigen lassen. Die<br />

umweltschonende und nachhaltige Produktion<br />

wurde durch eine Ökobilanz für alle Produkte<br />

bestätigt. Der Großteil der Rohstoffe<br />

wird aus Österreich und Zentraleuropa bezogen.<br />

Tortec hat bereits jetzt große Erfahrung<br />

durch zahlreiche Objekte zum Thema nachhaltiges<br />

Bauen sammeln können.<br />

Tortec Brandschutztor GmbH<br />

T +43 (0)7676 6060<br />

www.tortec.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Zwei Fliegen mit einer<br />

neuen Regel-Klappe<br />

Die Aufgabe, mehr Energie einzusparen, führt oftmals zum<br />

Einbau größerer RLT-Geräte mit geringeren Luftgeschwindigkeiten<br />

in den Luftleitungen. Somit muss sich das Messprinzip<br />

ändern, um auch kleinste Volumenströme noch messen zu<br />

können. Zudem sind die Einbausituationen auf den Baustellen<br />

oft sehr beengt. Die Entwicklung einbausicherer Produkte, die<br />

gleichzeitig gute Messergebnisse erzielen, muss daher stets<br />

ein wichtiges Ziel von Neuentwicklungen sein. Die Verfolgung<br />

dieser beiden Zielsetzungen führte zu der Entwicklung eines<br />

neuen Messprinzips und einer zum Patent angemeldeten Regelklappe,<br />

welche erstmals in der neuen Volumenstrom-Regelgeräteserie<br />

TVE verbaut wird. Das neue Prinzip der TVE-Serie<br />

erlaubt es, den Volumenstrom ohne Messlanzen oder sonstige<br />

Sensorik innerhalb des Kanals direkt über die Regelklappe zu<br />

ermitteln. Der innovative Aufbau führt zu einer kompakten<br />

Bauform und erlaubt – bei dynamischen Transmittern sogar<br />

in beiden Luftrichtungen – höchste Messgüten auch bei ungünstiger<br />

Anströmung.<br />

TROX Austria GmbH<br />

T +43 (0)1 25043-0<br />

trox@trox.at<br />

www.trox.at<br />

sicher geSTAHLtet<br />

Brandschutztüren und -verglasungen EI30 aus Stahl<br />

• schlanke Ansichten für maximale Transparenz<br />

• auch mit Einbruchhemmung und Antipanikfunktion<br />

• barrierefrei und optional mit Fingerschutz<br />

• System: forster fuego light<br />

www.forster-profile.ch


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

116<br />

Produkt News<br />

© Bernadette Grimmenstein<br />

© Bernadette Grimmenstein<br />

© Bernadette Grimmenstein<br />

Bandtechnik für Schwerlasttüren<br />

Das Wälderhaus wurde im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) in<br />

Hamburg als Exzellenzprojekt realisiert und mit dem BDA Hamburg Architektur<br />

Preis ausgezeichnet. Das fünfgeschossige Multifunktionsgebäude gliedert sich in<br />

die Nutzungsbereiche Ausstellung und Hotel.<br />

Die beiden unteren Geschosse in Stahlbetonbauweise<br />

mit einer Fläche von 650 Quadratmetern beherbergen<br />

ein Informationszentrum mit einer Dauerausstellung<br />

zum Thema Wald, einen Gastronomiebereich<br />

sowie Büro-, Seminar- und Veranstaltungsräume und<br />

den Sitz des Landesverbandes der Schutzgemeinschaft<br />

Wald (Bauherrin und Betreiberin). Die oberen<br />

drei Etagen mit dem 3-Sterne Superior Raphael Hotel<br />

Wälderhaus wurden in Massivholzbauweise errichtet<br />

und mit einer Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz<br />

verkleidet. Das Gebäude verjüngt sich nach oben<br />

hin und wirkt durch seine unregelmäßige Holzfassade<br />

und die Dachbegrünung optisch wie ein Baum.<br />

Bei den gefälzten Innentüren entschieden sich die<br />

Architekten des Büros Andreas Heller für die Bandtechnik<br />

von SIMONSWERK aus Rheda-Wiedenbrück.<br />

Um die hohen Gewichte der Türelemente sicher zu<br />

verteilen und eine dauerhafte Funktion zu gewähr-<br />

leisten, kam die Schwerlast Bandtechnik der Marke<br />

VARIANT VX mit einem Belastungswert bis 400 kg<br />

zum Einsatz. Bei dieser Modelausführung wird die<br />

Materialstärke erhöht, die Bandrolle zusätzlich verschweißt<br />

und die Aufnahmeelemente für die Anforderungen<br />

werden verändert. Die Bandtechnik verfügt<br />

über eine komfortable 3D Verstelltechnik und<br />

ermöglicht eine Justierung der Schwerlast-Türen<br />

von jeweils +/- 3,0 mm zur Seite und Höhe sowie die<br />

Veränderung des Andrucks von +/- 1,0 mm. Weitere<br />

Vorzüge sind die wartungsfreie Gleitlagertechnik,<br />

hervorragende Laufeigenschaften und die Klassifizierung<br />

für den Einsatz an Funktionstüren für Schall-,<br />

Feuer- und Rauchschutzbereiche. Alle Bandsysteme<br />

des Herstellers verfügen über eine Umweltproduktdeklaration<br />

(EPD) zur ökologischen Gebäudebewertung,<br />

die CE-Produktzertifizierung und den zertifizierten<br />

Herkunftsnachweis Made in Germany.<br />

SIMONSWERK GmbH<br />

T +49 (0)5242 413-0<br />

info@simonswerk.de<br />

www.simonswerk.com<br />

© Simonswerk


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Produkt News<br />

Moderne trifft Tradition<br />

Das Junghans Terrassenbau Museum in Schramberg zeigt die<br />

Historie der Firma und ihrer berühmten Schwarzwalduhren. Von<br />

1918 bis in die 1970er wurden in dem einzigartigen Industriebau<br />

Millionen von Zeitmessern gefertigt. Nun wurde das Bauwerk<br />

des Industriearchitekten Philipp Jakob Manz zwei Jahre lang<br />

unter Denkmalschutzgesichtspunkten saniert und modernisiert.<br />

Im Eingangsbereich werden Innovationen der Gegenwart<br />

und der Vergangenheit verbunden. Ein besonderer Eyecatcher<br />

ist der bündig ins Rauminterieur installierte Kassenautomat, der<br />

einem überdimensionierten Smartphone gleicht und so die Ästhetik<br />

der Zeit trifft. Hier können Besucher alternativ zur Museumstheke<br />

ihr Ticket erwerben.<br />

Mit diesem geht es dann zu einer Drehsperre als vollautomatische<br />

Zugangskontrolle. Das Hightech-Einlasssystem stammt<br />

vollständig von Wanzl. Um den Zugang zum Museum möglichst<br />

einfach zu gestalten, selbst wenn - etwa während der Betreuung<br />

angemeldeter Gruppen - kein Personal im Eingangsbereich anwesend<br />

ist, muss die Menüführung des Kassenautomaten V21<br />

interaktiv und intuitiv sein. Jeder einzelne Schritt wird leicht<br />

verständlich auf dem übersichtlichen 21‘‘ Touchscreen abgebildet.<br />

Zusätzlich signalisieren LED-Leuchtbänder den Betriebsstatus<br />

der jeweiligen Aktionsfelder im Automatengehäuse. Blinken<br />

diese auf, sind sie betriebsbereit. Bezahlt wird bar oder per<br />

EC-/Kreditkarte.<br />

ARCHITEKT I RENZO PIANO BUILDING WORKSHOP, PARIS<br />

OBJEKT I PARKAPARTMENTS AM BELVEDERE, WIEN<br />

FOTOGRAFIE I MICHEL DENANCÉ, PARIS<br />

Wanzl Metallwarenfabrik GmbH<br />

T +49 (0)8221 729-0<br />

info@wanzl.de<br />

www.wanzl.com<br />

MOEDING KERAMIKFASSADEN<br />

DAS FASSADENSYSTEM DER ZUKUNFT<br />

VORGEHÄNGT I HINTERLÜFTET I WÄRMEGEDÄMMT<br />

WWW.MOEDING.DE


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

118<br />

Produkt News<br />

Lichtdurchflutetes Wohnen<br />

Dieses Haus östlich von München im Landkreis Erding ist im wörtlichen Sinne<br />

ein Familienprojekt. Der junge Architekt David Wolfertstetter hat den Neubau für<br />

seine Eltern geplant - sein erstes eigenes Projekt. Es ist ein ökologisch gebautes<br />

Haus, das auch gestalterisch und energetisch überzeugt. Es ist zudem barrierefrei<br />

und hat extrem viel Tageslicht zu bieten.<br />

Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde das Haus durch<br />

eine Zimmerei erstellt, die spezialisiert ist auf den Bau<br />

von Massivholzhäusern aus Fichte und Lärche und auf<br />

biologische Dämmstoffe. Aus ökologischen Gründen<br />

entschied sich der Architekt für den nachwachsenden<br />

Rohstoff Holz und auch für die Holzfaser-Dämmung<br />

von Fassade, Dach und Bodenplatte. Diesem Konzept<br />

folgen außerdem die Fassadenverkleidung aus unbehandeltem<br />

Lärchenholz und auch die Fenster und die<br />

Haustür sind in der Holzart Lärche gefertigt.<br />

len individuell gefertigt und bietet barrierefreie Übergänge<br />

von innen nach außen. Gleichzeitig trägt die<br />

Pfosten-Riegel-Fassade neben den Glasflächen auch<br />

die Dachflächen, sodass auf zusätzliche Stützen verzichtet<br />

werden konnte.<br />

Hingucker bei diesem Objekt ist eine 60 m² große<br />

Fassadenöffnung, die sich nach Süden orientiert und<br />

die den Wohnraum über große Glasflächen mit viel<br />

Licht und Sonnenwärme versorgt. Licht war einer der<br />

wichtigsten Wünsche, die sich die Bauherren erfüllen<br />

wollten. Die Verglasung eröffnet dabei herrliche Ausblicke<br />

in die umgebende Landschaft und garantiert<br />

lichtdurchflutete Räume. Sie verbindet den offenen<br />

Koch-, Ess- und Wohnbereich mit dem Außenraum.<br />

Die Glasfassade erstreckt sich über die gesamte<br />

Breite des Hauses über zwei Geschosse bis unter die<br />

Dachfläche. Sie ist als Pfosten-Riegel-Verglasung von<br />

Kneer-Südfenster mit 80 mm Aluminium-Holz-Profi-


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

119<br />

Produkt News<br />

Außen schützt die Aluminium-Schale – ein besonders<br />

wichtiger Punkt, da die Fassade ohne Dachüberstand<br />

stark der Witterung ausgesetzt ist. Innen entfalten die<br />

Pfosten und Riegel aus farblos gewachstem Fichtenholz<br />

eine behagliche Raumatmosphäre. Beschattet<br />

wird die Fassade mit einer Raffstoren-Anlage, die zusammen<br />

mit der Verglasung vom Fensterbauunternehmen<br />

realisiert wurde.<br />

Die Öffnungen an der Ost- und Westseite des Hauses<br />

als Einschnitte in der sonst eher geschlossen wirkenden<br />

Holzfassade sind in Nischen zurückgesetzt.<br />

In diese wurden raumhohe Holzfenster nach hinten<br />

versetzt eingebaut. Sie bilden Loggien im Obergeschoss<br />

bzw. einen Eingangsbereich im Erdgeschoss,<br />

die durch anthrazitfarbene Fassadenplatten an den<br />

Laibungen betont werden.<br />

Süd-Fensterwerk GmbH & Co. Betriebs KG<br />

T +49 (0)7950 81 0<br />

info@suedfenster.de<br />

www.kneer-suedfenster.de<br />

STADTKLIMA-RETTER<br />

PLANEN GRÜNDÄCHER<br />

Urbaner Klimaschutz<br />

mit OPTIGRÜN Systemlösungen<br />

Begegnen Sie überhitztem Stadtklima und Starkregenereignissen<br />

mit zukunftsfähigen Gründachlösungen.<br />

Dachbegrünungen kompensieren die Flächenversiegelung,<br />

speichern und verdunsten Niederschlagswasser und entlasten<br />

dadurch die Kanalisation. Gleichzeitig sorgen sie<br />

für ein angenehmeres Stadtklima, mildern den Hitzeinseleffekt<br />

und erhöhen die Biodiversität.<br />

Sprechen Sie uns an: info@optigruen.de<br />

Optigrün international AG | www.optigruen.de


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

120<br />

Produkt News<br />

Konsequente Nachhaltigkeit<br />

der Systemlösungen<br />

Das Ulmer Aluminiumsystemhaus WICONA beweist einmal mehr, dass ökologische<br />

Verantwortung oberste Priorität hat. Bereits Anfang 2017 wurden seine Systeme<br />

mit dem Cradle to Cradle (C2C) Zertifikat in Bronze ausgezeichnet. Nur zwei Jahre<br />

später, zur BAU <strong>2019</strong>, erhielten Fenster-, Tür- und Fassadenlösungen sogar das<br />

C2C-Zertifikat in Silber.<br />

Das C2C-Zertifikat stellt eine Ergänzung<br />

und auch Alternative zu den bekannten Gebäudezertifikaten<br />

(DGNB, LEED, BREEAM,<br />

etc.) dar. Die Kriterien sind dabei direkt auf<br />

das Produkt bezogen, nicht auf das gesamte<br />

Gebäude. Die Verantwortung des Produktherstellers<br />

inklusive seiner kompletten<br />

Vorfertigungs- und Lieferantenkette<br />

tritt in den Fokus. Die fünf C2C-Kategorien<br />

(Materialien, Materialkreislauf, erneuerbare<br />

Energien und Klima, Wasser, soziale Verantwortung)<br />

erlauben es, im Zertifizierungsprozess<br />

alle Aspekte zu den verwendeten<br />

Materialien, dem Herstellungsprozess bis<br />

hin zur sozialen Verantwortung des Unternehmens<br />

und seinen Impact für die Gesellschaft<br />

zu betrachten.<br />

Sehr genau werden beispielsweise der Wasserverbrauch,<br />

eventuelle Produktionsabfälle<br />

und der Umgang damit sowie der Energieaufwand<br />

analysiert. Die Beurteilung der<br />

sozialen Standards reicht bis zu dem, was<br />

das Unternehmen seinem direkten Umfeld<br />

an Mehrwert zurückgibt. Besonders streng<br />

sind die Anforderungen in der C2C-Kategorie<br />

Materialien. Hier dürfen keine Inhaltsstoffe<br />

enthalten sein, die als krebserregend,<br />

mutagen oder reproduktiv giftig eingestuft<br />

sind. Der Hersteller erfüllt dieses Kriterium<br />

vollumfänglich, durch eine sehr enge und<br />

verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit<br />

seinen Lieferanten. Für den Silber-Status<br />

werden 95 % (bei Bronze 75 %) der Massenanteile<br />

eines Produkts analysiert und<br />

bewertet. C2C-Zertifizierungen in Silber<br />

verschaffen der Marke und damit auch den<br />

Marktpartnern eine höhere und qualifiziertere<br />

Aufmerksamkeit im international geprägten<br />

Wettbewerbsumfeld und bei entsprechenden<br />

Ausschreibungen. Die Systemlösungen lassen<br />

sich damit werthaltiger und zukunftsorientierter<br />

positionieren. Architekten und Planer<br />

können mit nahezu allen Systemen des Produzenten<br />

automatisch den C2C-Standard Silber<br />

einsetzen. So bietet man den Geschäftspartnern<br />

die Chance, sich vom Wettbewerb zu unterscheiden<br />

und bei ihren Auftraggebern mit<br />

der Kombination Hightech-Systeme plus Nachhaltigkeit<br />

zu punkten.<br />

Hydro Building Systems Austria GmbH<br />

T +43 (0)6212 20000<br />

info@wicona.at<br />

www.wicona.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

121<br />

Produkt News<br />

Gefälledämmung<br />

in Gold für die Umwelt<br />

Das aktuelle Referenzprojekt des Tiroler Dämmstoff-Spezialisten Steinbacher<br />

erfüllt die strengen Kriterien des klimaaktiv-Gebäudestandards des Bundesministeriums<br />

für Nachhaltigkeit und Tourismus – das europaweit anspruchsvollste<br />

Gütesiegel für nachhaltiges Bauen. Eine hohe Auszeichnung in Sachen Ökologie<br />

und Qualität, die unter anderem durch die effizienten Dämmstoffe und die durchdachte<br />

Gefälledämmplanung erreicht wurde.<br />

Das neue Justizgebäude in Salzburg vereint Sanierung<br />

und Neubau in klimaschonender Weise: Der<br />

denkmalgeschützte Teil des Gebäudes wurde nach<br />

höchsten energetischen und ökologischen Standards<br />

umgebaut und saniert, ein moderner Zubau<br />

verbindet die beiden Gebäudetrakte miteinander. Die<br />

Warmdachaufbauten wurden von den Flachdachspezialisten<br />

der Fa. Karl Mayr aus Saalfelden mustergültig<br />

ausgeführt. Steinbacher hat dafür nicht nur ca.<br />

1.100 m 2 sehr gut dämmende steinopor®-Produkte<br />

geliefert, sondern konnte seine Expertise auch in<br />

die Planung der Gefälledämmung einfließen lassen.<br />

Eine große Herausforderung waren die komplizierten<br />

Dachformen und vielen Flachdächer mit unterschiedlichen<br />

Anforderungen an die Aufbauhöhen<br />

und Dämmstärken. Bereits in der Gefälleplanung<br />

wurden die einzelnen Flächen erfasst und dämmtechnisch<br />

auf die jeweiligen Bedingungen hin optimiert.<br />

Die Gefälledämmplatten wurden schließlich<br />

an die Baustelle entsprechend den Einzelflächen beschriftet<br />

ausgeliefert.<br />

Steinbacher Dämmstoff GmbH<br />

T +43 (0)5352 700-0<br />

office@steinbacher.at<br />

www.steinbacher.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

122<br />

Produkt News<br />

Es wird heiß in unseren Städten<br />

Der Klimawandel ist ein globales Problem, das sich aber vor allem in seinen lokalen<br />

Folgen bemerkbar macht. So verändert sich auch das Klima in unseren Städten: Es<br />

wird extremer. Doch wie genau und wodurch verändert sich das Stadtklima? Und<br />

was können wir dagegen tun?<br />

Mit zunehmenden Niederschlagsstärken (Starkregen)<br />

steigt auch die Belastung der Entwässerungssysteme<br />

und somit deren Überlaufhäufigkeit. Denn<br />

die bestehenden Systeme sind für geringere Regenwasserintensitäten<br />

dimensioniert und müssten, um<br />

anfallendes Regenwasser ohne Rückstau ableiten<br />

und so Schäden vermeiden zu können, deutlich größere<br />

Kapazitäten aufweisen. Um ein sicheres Ableiten<br />

bzw. Speichern des Regenwassers gewährleisten<br />

zu können, müssen Regenwasserrückhalteräume,<br />

geschaffen werden. Einfach verfügbar sind hierbei<br />

vor allem die Dachflächen: Sie stellen einen nennenswerten<br />

Flächenanteil im Stadtbereich dar und<br />

sind zudem oft durch ihre bauliche Beschaffenheit<br />

zur Nutzung als Retentionsfläche prädestiniert. So<br />

wird die Belastung der städtischen Infrastruktur und<br />

damit die Häufigkeit von Überflutungsereignissen<br />

deutlich reduziert. Maßnahmen dieser Art, angewendet<br />

auf ganze Baugebiete, würden die Resilienz des<br />

gesamten urbanen Bereiches gegenüber Starkregenereignissen<br />

deutlich erhöhen.<br />

Neben dem Schutz vor Überflutungen ist die Hitzereduzierung<br />

eine drängende Aufgabe der modernen<br />

Stadtplanung. Die einzige Möglichkeit, um die Temperaturen<br />

aktiv zu vermindern und somit dem Effekt<br />

der Hitzeinseln in Städten und Ballungsräumen entgegenwirken<br />

zu können, ist die Verdunstung. Doch<br />

dafür werden große Mengen an Wasser benötigt.<br />

Wenn wir das Regenwasser – sowohl über die Wintermonate,<br />

als auch die Starkniederschläge in den<br />

Sommermonaten – dezentral zurückhalten, kann genau<br />

dieses Wasser für die Verdunstung verwendet<br />

werden. Gleichzeitig können die Retentionsflächen<br />

auf den Gebäudedächern durch eine Bepflanzung<br />

optisch ansprechend gestaltet werden.<br />

Um das in die Praxis übertragen zu können, müssen<br />

ausreichende Wasserspeicher für die Pflanzen verfügbar<br />

sein. Dafür können Wasserretentionsboxen<br />

z. B. die WRB von Optigrün eingesetzt werden, in denen<br />

wiederum Kapillarsäulen verbaut sind, die das<br />

gespeicherte Regenwasser auf die Oberfläche der<br />

Boxen fördern. Ein kapillarwirksames Vlies, das darüber<br />

verlegt wird, verteilt das Wasser auf der gesamten<br />

Oberfläche der Box. Auf diesem Weg steht den<br />

Pflanzen das ursprünglich in den Wasserretentionsboxen<br />

gesammelte Regenwasser wieder zur Verdunstung<br />

zur Verfügung.<br />

Optigrün<br />

International AG<br />

T +49 (0)7576 772-0<br />

info@optigruen.de<br />

www.optigruen.de


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

123<br />

Produkt News<br />

Drei Arten von Weiß<br />

Höchste Sicherheitsstandards, ohne hermetisch zu wirken, natürlich belichtete Arbeitsplätze<br />

trotz strengster Gebäudeanforderungen und eine ästhetische Ensemblewirkung<br />

ohne Monotonie – das waren die Zielsetzungen, denen sich Jean-Paul<br />

Viguier et Associés Architekten (Paris) für die Um- und Neubauten der französischen<br />

Zentralbank „Banque de France“ stellten.<br />

Der 2018 fertiggestellte Gebäudekomplex<br />

nördlich von Paris umfasst als Herzstück<br />

ein dreiteiliges Tresor-Gebäude, in dem<br />

ein Viertel aller französischen Banknoten<br />

verarbeitet wird. Ein Bestandteil des Komplexes<br />

ist mit einer Fassade aus individuell<br />

gefertigten, glasierten Ziegelplatten von<br />

Moeding gestaltet.<br />

Während die Dienstleistungsbereiche mit<br />

Büros und öffentlichen Empfangsräumen in<br />

die beiden sanierten und um ein verglastes<br />

Betriebsrestaurant erweiterten Altbauten<br />

einzogen, ist das Herzstück des Neubaus<br />

der Tresorkomplex. Er besteht aus drei<br />

unterschiedlich großen Volumen, die über<br />

einen dreieckigen, nur für die Mitarbeiter<br />

zugänglichen Lichthof miteinander verknüpft<br />

sind. Zunächst steht hier das Technikgebäude,<br />

in dem das Geld entladen wird.<br />

Von dort gelangt es automatisch in den<br />

Sortierraum, in dem die Mitarbeiter normalerweise<br />

unter bunkerähnlichen Bedingungen<br />

arbeiten. Die Architekten schlugen hier<br />

jedoch als „leuchtende Doppelhaut“ eine<br />

Verglasung in Richtung des Erschließungsflurs<br />

vor, der sich optisch zum Außenraum<br />

öffnet. Auf der anderen Seite führen Fenster<br />

und Türen zum begrünten, bomben- und<br />

kugelsicher verglasten Innenhof.<br />

Für die Fassade dieses Gebäudes wünschten<br />

sich die Architekten ein besonderes<br />

Material: einfach im Unterhalt, robust und<br />

zugleich ästhetisch attraktiv. Zudem sollte<br />

es einzigartig, nachhaltig und aus natürlichen<br />

Materialien hergestellt sein. Die Lösung<br />

boten weiß glasierte Ziegelplatten.<br />

Die Plattenform wurde in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Architekten und dem<br />

Produzenten erarbeitet. So entspricht der<br />

Horizontalschnitt der Platten dem Logo der<br />

Banque de France. Die Ziegelplatten erzeugen<br />

ein optisches „Vibrieren“ und schaffen<br />

Tiefe in der Fläche sowie ein Spiel verschiedener<br />

Lichttöne aus Orange, Blau und Rosé.<br />

Als moderner Kontrast dazu sind die beiden<br />

– rein technisch genutzten – Gebäude<br />

mit einer Metallfassade bekleidet. Der dritte<br />

und höchste Baukörper, der „Treibhaus“ genannte<br />

Lagerraum, erhielt eine äußere Hülle<br />

aus nach oben hin abnehmend perforierten<br />

Blechen. Sie verleiht dem fensterlosen<br />

Betonvolumen eine optische Unschärfe und<br />

Leichtigkeit. Verbindendes Element der<br />

drei Körper ist die Farbe: Alle drei Bauteile<br />

schimmern in strahlendem Weiß.<br />

Moeding Keramikfassaden GmbH<br />

T +49 (0)8732 2460-0<br />

info@moeding.de<br />

www.moeding.de


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

Die Natur zum Vorbild<br />

Die Trendfarben <strong>2019</strong> strotzen nur so vor Lebendigkeit:<br />

Satte Gelb-Nuancen, Salbeigrün oder lebhafte<br />

Korallentöne – alles signalisiert strahlende Frische.<br />

Die Trendfarben machen Lust auf Sommer, Sonne und<br />

Sonnenschein. Mit StarTop, einer neuen Generation<br />

von Premiumputzen und -farben, bietet Baumit über<br />

100 zusätzliche Farbtöne in Silikonqualität.<br />

124<br />

Der Farbton Koralle wurde nicht ohne Grund gewählt,<br />

denn durch die Klimaerwärmung und Umweltverschmutzung<br />

sterben weltweit Korallen. Mit „Living<br />

Coral“ wird auf das wichtige Thema Umwelt- und Meeresschutz<br />

und das damit einhergehende weltweite Korallensterben<br />

aufmerksam gemacht. Der Putz ist mit<br />

einem neuen Füllstoff ausgestattet, der wie eine Koralle<br />

über eine sehr große Oberfläche und damit Tausende<br />

winzige Hohlräume, Poren und Vertiefungen verfügt.<br />

Genutzt wird das hydrophil-hydrophobe Wirkprinzip<br />

zur Reduktion von Oberflächenverschmutzung. Die<br />

hydrophilen, wasseranziehenden Eigenschaften bewirken<br />

eine schnelle und großzügige Verteilung von<br />

aufliegender Feuchtigkeit. Gleichzeitig sorgt die feine<br />

Mikrostruktur für eine besonders rasche Trocknung.<br />

Die hydrophobe, also Wasser abstoßende Struktur an<br />

der Oberfläche funktioniert wie eine effektive Dränage.<br />

Die Kombination abperlender Regentropfen und<br />

Aufnahme von Feuchtigkeit bei Tau bewirkt eine rasche<br />

Rücktrocknung der Oberfläche, den sogenannten<br />

Drypor-Effekt. Dieser hält Verschmutzungen von<br />

der Fassade fern und bietet einen erhöhten Schutz vor<br />

Algen und Pilzen.<br />

Produkt News<br />

Baumit GmbH<br />

T +43 (0)501 888-0<br />

www.baumit.com<br />

Für alle Flächen geeignet<br />

Die ARDEX Baustoff GmbH bringt ein neues panDOMO-Produkt<br />

auf den Markt. Völlig neue Möglichkeiten eröffnet die Designspachtelmasse<br />

Studio, mit der Wand-, Decken- und Bodenflächen<br />

mit nur einem Material ausgeführt werden können – damit entstehen<br />

Oberflächen in einheitlicher Optik. Vor 20 Jahren hat der<br />

Hersteller die ersten panDOMO-Produkte auf den Markt gebracht<br />

– damals eine „Revolution“. Denn bis 1999 waren Spachtelmassen<br />

normalerweise unsichtbar. Jetzt hat man das Sortiment mit einem<br />

„grenzenlosen“ Produkt erweitert, das komplett einheitliche Flächen<br />

ermöglicht.<br />

Studio lässt Wand-, Decken- und Bodenflächen miteinander verschmelzen<br />

und so zu einem Ganzen werden. Ebenso wichtig wie<br />

die Optik war den Entwicklern auch die Handhabung des neuen<br />

Produkts. Es ist leicht zu verarbeiten, haftet hervorragend und ist<br />

sehr ergiebig. Durch die Wünsche und Vorstellungen von Planern,<br />

Architekten und Auftraggebern kann die Oberflächenstruktur variabel<br />

gestaltet werden – von strukturiert bis homogen. In Zusammenarbeit<br />

mit den Systempartnern des Produzenten entstehen<br />

einzigartige Oberflächen nach dem Wunsch der Kunden.<br />

ARDEX Baustoff GmbH<br />

T +43 (0)2754 7021-0<br />

marketing@ardex.at<br />

www.ardex.at<br />

www.pandomo.at


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Der Schutz gegen Hitze<br />

125<br />

Produkt News<br />

Die Zahl der Jahrhundertsommer war im vergangenen<br />

Jahrzehnt eklatant hoch. Die daraus resultierende Hitze<br />

erhöht bei Hausbenützern den Wunsch nach einem wirkungsvollen<br />

Wärmeschutz beträchtlich. Um amerikanische<br />

Verhältnisse mit energiefressenden Kühlaggregaten<br />

in Büros und Wohnungen zu vermeiden, ist ein intelligentes<br />

Wechselspiel von Temperatur-Vermeidung und -Reduktion<br />

gefragt. Dafür ist die vorgehängte, hinterlüftete<br />

Fassade (VHF) prädestiniert. Sie hilft entscheidend, den<br />

Wärmeeintrag im Inneren eines Gebäudes zu minimieren,<br />

da praktisch die Fassade selbst die dahinterliegende<br />

Wandkonstruktion verschattet. So können Temperaturspitzen<br />

an der Oberflächenverkleidung wesentlich besser<br />

ausgeglichen werden, da die eingetragene Wärme über<br />

den Hinterlüftungsquerschnitt wirkungsvoll abgeführt<br />

wird. Der vorgehängte Fassadenteil wirkt dabei wie eine<br />

natürliche Klimaanlage, während die dahinterliegende<br />

tragende Wand den Temperaturausgleich optimal übernimmt.<br />

Eine weitere Möglichkeit stellen Fassadenbegrünungen<br />

auf VHF dar. So sind Gebäude nicht nur gegen<br />

Überhitzung gewappnet, sondern leisten auch einen<br />

wertvollen Beitrag für das Mikroklima. Pflanzen tragen zur<br />

Kühlung und Reinigung der Luft bei. Das Mikroklima eines<br />

Viertels profitiert von jedem einzelnen begrünten Gebäude.<br />

Vor allem in Ballungszentren werden diese nicht nur<br />

vorgeschrieben, sondern auch gefördert.<br />

Österreichischer Fachverband für hinterlüftete Fassaden (ÖFHF)<br />

T +43 (0)1 890 38 96<br />

info@oefhf.at<br />

www.oefhf.at<br />

+


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

126<br />

Produkt News<br />

MUREXIN GMBH<br />

T +43 (0)2622 27 401-0<br />

info@murexin.com<br />

www.murexin.com<br />

Exklusives Wohnen<br />

und Logieren im Lifestyle-Hotel<br />

Die 342 Parkapartments am Belvedere, auf Pylonen gestelzt, lassen ihre Bewohner<br />

Fernblicke über Wien genießen. Touristen und Geschäftsreisende, die coolen Lifestyle<br />

bevorzugen, werden sich im Hotel ANdAZ Vienna wohlfühlen. Beide Projekte<br />

stammen aus der Feder des italienischen Stararchitekten Renzo Piano. Bauherr des<br />

Komplexes ist SIGNA – beim Hotel im Joint Venture mit der Hyatt Gruppe.<br />

Neben der architektonischen Besonderheit und der in<br />

jedem Detail durchdachten Ausstattung ist es vor allem<br />

die besondere Lage im Quartier Belvedere, welche<br />

diese Location zu einer begehrenswerten Adresse in<br />

Wien macht. Denn einerseits liegen das Wiener Stadtzentrum<br />

und der Hauptbahnhof nur rund zehn Minuten<br />

Gehweite entfernt. Zudem wurden die Grün flächen<br />

des Schweizer Gartens optisch an die Gebäude herangeholt<br />

und zusätzlicher Grünraum geschaffen.<br />

Die umfangreichen Fliesenverlegearbeiten wurden<br />

von der HB Fliesen GmbH mit Produkten von Murexin<br />

ausgeführt. Für den Fachbetrieb war dabei die größte<br />

Herausforderung, neben der immensen Flächenleistung<br />

von insgesamt rund 24.000 Quadratmetern, die<br />

geforderte hohe Qualität der Verfliesung sowohl im<br />

Hotel als auch in den Wohnanlagen. Beispielsweise<br />

wurden Matrix Mosaike und hochwertige Großformatfliesen<br />

verlegt. „Die Logistik, um die Arbeiten in den<br />

fünf Türmen mit bis zu 19 Stockwerken reibungslos<br />

durchführen zu können, war nicht einfach zu bewerkstelligen.<br />

Zu Spitzenzeiten hatten wir bis zu 40 Personen<br />

auf der Baustelle und fünf im Büro für das Projekt<br />

gebunden“, so Projektleiter Hubert Ledersteger.<br />

Bewährt haben sich dabei die rasche Materialbereitstellung<br />

und flexible Lieferungen durch Murexin. „Gerade<br />

bei einem derart umfangreichen Bauvorhaben<br />

müssen sich die Verarbeiter auf das Material verlassen<br />

können, um den Kopf für andere Sachen frei zu haben“,<br />

bestätigt Murexin Vertriebsleiter Peter Reischer.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

Produkt News<br />

Gute Ideen<br />

für Dämmung<br />

Die neue Hotelkollektion<br />

Gerade textile Böden werden bei der Wohnlichkeit oftmals unterschätzt.<br />

Maßgeblich für die Verwendung und den Einsatzort<br />

ist dabei die Struktur des Teppichs: Sie bestimmt letztlich, ob<br />

der textile Boden etwa in Schlaf- und Wohnräumen zum Wohlfühlen<br />

einlädt und Behaglichkeit sowie Gemütlichkeit ausstrahlt.<br />

Oder ob er durch seine Robustheit die nötige Strapazierfähigkeit<br />

für stark frequentierte Bereiche wie Flure, Büros<br />

oder Bars besitzt.<br />

SONNHAUS bietet mit der neuen, vorliegenden Teppichbodenkollektion<br />

Hotel 2.0 #UeberallZuhause eine Vielfalt an Möglichkeiten.<br />

Erstmalig enthält diese Kollektion Fliesen- als auch<br />

Bahnenware, die dank ihrer höhengleichen Rückenausrüstung<br />

individuell mit- und untereinander kombiniert werden können.<br />

Auch sind sämtliche Holzoptiken als Bahnen in 400 cm Breite<br />

verfügbar. Als wahrer Alleskönner bietet Business ein umfassendes<br />

Sortiment hochwertiger Objekt-Teppichböden für unterschiedlichste<br />

Verwendungsmöglichkeiten und vereint diese<br />

mit mehreren, innovativen Eigenschaften in einem einzigen<br />

Konzept. Als Bahnenware oder SL-Fliese (selbst liegend) verfügbar,<br />

eignen sich die Teppiche der Kollektion zum Einsatz im<br />

klassischen Büro-Objekt bis zum Semi-Objektbereich für die<br />

leichtere Beanspruchung in attraktiven Preiseinstiegslagen.<br />

Moderne Druckqualitäten sowie die Möglichkeit, ab ca. 240 m²<br />

individuelle, moderne Designs in drei Qualitätsstufen drucken<br />

zu können, ermöglichen in jedem Objekt einen breiten Gestaltungsspielraum.<br />

Sonnhaus GmbH<br />

T +43 (0)7242 634-100<br />

servicecenterwels@sonnhaus.at<br />

www.sonnhaus.at<br />

Information<br />

jetzt anfordern<br />

Liapor ® Ground<br />

Die Dämmung unter der<br />

Fundamentplatte und seitliche<br />

Arbeitsgraben Verfüllung<br />

Liapor<br />

Naturrein und circa 11,5<br />

Millionen Jahre alt –<br />

Illit-Ton bildet den hochwertigen<br />

Grundstoff für<br />

Liapor. Im Liapor-Werk wird<br />

das natürliche Rohmaterial<br />

gemischt und bei circa<br />

1.200 °C gebrannt.<br />

Dabei verbrennen die organischen<br />

Anteile und der Ton<br />

bläht sich auf. Gewicht,<br />

Größe und Festigkeit des<br />

luftporendurchsetzten<br />

Materials lassen sich im<br />

technisch ausgereiften Produktionsverfahren<br />

exakt<br />

steuern.<br />

So entsteht ein natürlicher<br />

Hochleistungsbaustoff mit<br />

besten Eigenschaften bei<br />

sehr geringem Gewicht.<br />

Liapor Ground eignet sich aufgrund seiner einzigartigen<br />

physikalischen Eigenschaften hervorragend<br />

zur hochbelastbaren Fundamentplattendämmung<br />

und zur seitlichen Arbeitsgrabenverfüllung.<br />

Die luftporen-durchsetzten, keramischen Tonkugeln<br />

vermindern den Erddruck dank seiner geringen<br />

Trockenschüttdichte deutlich. Die Schüttung<br />

ist formstabil und nahezu selbstverdichtend. Der<br />

Eintrag kann auch in schmalste Spalten erfolgen,<br />

zusätzliche Rüttler oder Verdichter sind nicht erforderlich.<br />

Liapor Ground ist nicht brennbar (A1), reduziert<br />

Wärmeverluste, kann gleichzeitig Wärme<br />

speichern und wirkt schalldämmend<br />

Lias Österreich GesmbH. - 8350 Fehring - Fabrikstraße 11<br />

Tel. +43 (0)3155 - 2368 - Email: info@liapor.at


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

128<br />

Heavy Metal in Beton<br />

Produkt News<br />

Schnell, einfach montierbar und eine Top-Performance<br />

mit hohem Leistungsniveau in Beton: Die fischer<br />

Betonschrauben stehen für absolute Verlässlichkeit<br />

und sind die ROCKSTARS – mit Heavy Metal in Beton.<br />

Die Bezeichnung ULTRACUT FBS II ROCKSTARS<br />

bringt die Vorteile des Betonschrauben-Sortiments<br />

schlagfertig auf den Punkt: Die innovative Gewindegeometrie<br />

sorgt für die Aufnahme hoher Zug- und<br />

Querkräfte in Beton. Beim Eindrehen schneiden sich<br />

die Flanken der Betonschrauben tief in den Beton ein.<br />

Durch diesen Formschluss überträgt die Betonschraube<br />

die Kräfte zuverlässig und verankert spreizdruckfrei<br />

im Verankerungsgrund. Mit ihren Montagevorteilen<br />

bieten sie eine einfache und schnelle Installation<br />

vor Ort: Die Betonschraube kann zulassungskonform<br />

bis zu zweimal gelöst, unterfüttert und nachjustiert<br />

werden. Die Unterkopfrippen verhindern ein unabsichtliches<br />

Lösen der Betonschraube. Bei senkrechten<br />

Bohrungen im Boden- und Deckenbereich oder der<br />

Verwendung von Hohlbohrern mit Absaugfunktion ist<br />

keine Bohrlochreinigung nötig.<br />

Fischer Austria GmbH<br />

T +43 (0)2252 53730-0<br />

office@fischer.at<br />

www.fischer.at<br />

EuGH-Urteil zur Zeiterfassung – Pflicht und Kür<br />

Der Europäische Gerichtshof EuGH hat<br />

mit seinem Urteil vom 14. Mai <strong>2019</strong> zum<br />

Schutz der Sicherheit und Gesundheit der<br />

Arbeitnehmer die EU-Mitgliedstaaten dazu<br />

verpflichtet, gesetzliche Regelungen zur<br />

Messung der täglichen Arbeitszeit jedes<br />

Arbeitnehmers zu verabschieden. Arbeitgeber<br />

sollen demnach die Arbeitszeiten ihrer<br />

Arbeitnehmer systematisch und vollständig<br />

erfassen und dadurch alle Überstunden dokumentieren.<br />

Auch wenn die Umsetzung in nationales<br />

Recht noch Monate, wenn nicht Jahre<br />

dauern wird, erhob sich eine kleine Welle<br />

der Aufregung aus besonders betroffenen<br />

Branchen, so auch aus dem Bereich der<br />

Bauplanung. Der zusätzliche bürokratische<br />

Aufwand erschwere es den Planungsbüros,<br />

sich auf ihre eigentlichen, planerischen<br />

Aufgaben zu konzentrieren. Anwender<br />

der Controlling Management Software untermStrich<br />

können sich derweil entspannt<br />

in den Schreibtischsessel sinken lassen und<br />

wichtigeren Themen zuwenden. Denn mit<br />

den Modulen „Stunden“ und „Zeitprotokoll“<br />

haben sie alles Nötige in Sachen Zeiterfassung<br />

längst an Bord. Das browserbasierte<br />

Programm läuft im stationären wie im mobilen<br />

Einsatz auf den verschiedensten Betriebssystem-<br />

und Geräteplattformen, auch<br />

als optimierte Smartphone-Version.<br />

untermStrich software GmbH<br />

T +43 (0)3862 58106-0<br />

office@untermstrich.com<br />

www.untermstrich.com


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

129<br />

Produkt News<br />

Visuell. Effizient. Einfach.<br />

VON BAUEXPERTEN<br />

FÜR BAUEXPERTEN.<br />

Wir entwickeln ganzheitliche<br />

Software-Lösungen, die<br />

intelligentes Arbeiten bei jedem<br />

Planungsschritt ermöglichen –<br />

ob AVA, BIM oder Kalkulation.<br />

Eine integrierte Bausoftware mit<br />

transparenten Kosten und einem<br />

effizienten Bauprozess.<br />

Bald auch für Sie?<br />

Abbildungen: CPU Pride, Moskau<br />

OPEN BIM in der Anwendung<br />

Das Moskauer Architekturbüro CPU Pride<br />

plante im integrierten Planungsprozess<br />

das Zentrum für Rhythmische Sportgymnastik<br />

(ZRG) und wurde im nationalen<br />

BIM-Technologiewettbewerb „BIM 2016“ in<br />

der Kategorie „BIM-Projekt: Sportstätten“<br />

prämiert. Die Architekten setzen in ihrem<br />

Projekt konsequent auf den Open-BIM-<br />

Ansatz und auch auf die BIM-Planungssoftware<br />

ARCHICAD. Das ZRG, das sich<br />

am Moskauer Olympiastützpunkt Luschniki<br />

kurz vor der Fertigstellung befindet,<br />

verfügt über 4 000 Sitzplätze und soll für<br />

Wettbewerbe und Trainingsveranstaltungen<br />

genutzt werden.<br />

Die Arbeit mit der digitalen Planungsmethode<br />

BIM ist eine der Kernkompetenzen<br />

von Pride. Die BIM-Technologie ermöglicht<br />

bei ihrem konsequenten Einsatz einen<br />

großen Mehrwert für alle Beteiligten – und<br />

das über alle Phasen des Lebenszyklus<br />

eines Gebäudes hinweg. Die Planer setzen<br />

bei ihrem Projekt in Moskau auf einen<br />

offenen, herstellerübergreifenden Datenaustausch<br />

(Open BIM) via IFC-Format<br />

und planen im Projekt modellorientiert mit<br />

ARCHICAD und der App BIMx. Im Sinne<br />

des Open-BIM-Ansatzes kamen darüber<br />

hinaus weitere Softwarelösungen von anderen<br />

Planungspartnern zum Einsatz. Mit<br />

dem IFC-BIM-Datenaustausch erreichten<br />

die Fachleute ein höheres Niveau der Zusammenarbeit.<br />

Auf diese Weise wurden<br />

viele Fehler verhindert und die Qualität der<br />

Dokumentation war wesentlich höher.<br />

GRAPHISOFT Deutschland GmbH<br />

Vertrieb Österreich<br />

mail@graphisoft.at<br />

www.archicad.at<br />

www.nevaris.com


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

130<br />

edv<br />

AVA-Textdatenbanken:<br />

Besser ausschreiben<br />

Datensammlungen für LV-Texte und Baupreise machen Ausschreibungen und Kostenkalkulationen<br />

komfortabler und sicherer. Worauf kommt es an, welche Anbieter<br />

gibt es und was bieten sie?<br />

Text: Marian Behaneck<br />

AVA-Software ohne Ausschreibungstexte<br />

ist wie ein Auto ohne Räder. Deshalb werden<br />

herstellerneutrale Texte teilweise mit den<br />

AVA-Programmen mitgeliefert. In der Praxis<br />

werden diese Texte häufig zusammen<br />

mit bürointernen, über viele Jahre gewachsenen<br />

Textsammlungen verwendet. Diese<br />

Mischung aus vorgefertigten und individuell<br />

formulierten Leistungsbeschreibungen<br />

auf aktuellem Stand zu halten, ist allerdings<br />

zeitintensiv. Eine Aktualisierung und Anpassung<br />

an neue Richtlinien unterbleibt<br />

deshalb häufig. Daraus können Probleme<br />

bei der Bewertung von Angeboten und Konflikte<br />

in der Ausführungsphase resultieren.<br />

Unvollständige, nicht mehr normgerechte<br />

oder fehlerhafte Leistungsbeschreibungen<br />

können zu Auftragnehmer-Nachforderungen<br />

und Schadensersatz ansprüchen gegenüber<br />

dem Planer führen. Eine optimale<br />

Leistungsbeschreibung sollte daher vollständig,<br />

eindeutig, stimmig, aktuell und<br />

rechtssicher sein.<br />

Online-Datenbanken für Ausschreibungstexte rationalisieren die Ausschreibung von Bauprojekten,<br />

machen sie komfortabler und sicherer.<br />

© W. Riemenschneider<br />

Was bieten Ausschreibungstext-<br />

Datenbanken?<br />

Ausschreibungstext-Datenbanken unterstützen<br />

Planer mit vorformulierten,<br />

normgerechten Texten bei der Erstellung<br />

eindeutiger, vollständiger, aktueller und<br />

rechtssicherer Leistungsbeschreibungen.<br />

Die Ausschreibungstexte werden dazu regelmäßig<br />

an die allgemein anerkannten<br />

Regeln der Technik, an Richtlinien, Normen<br />

und die Vorgaben der VOB (Vergabe- und<br />

Vertragsordnung für Bauleistungen), respektive<br />

der ÖNORM B 2110 angepasst und<br />

versprechen so mehr Rechtssicherheit.<br />

Einheitspreise und Kalkulationshinweise<br />

vereinfachen Kostenplanungen und Angebote.<br />

Diverse Offline-Datensammlungen<br />

auf CD-ROM oder zum Download sowie<br />

Online-Datenbanken bieten dazu entsprechende<br />

produktspezifische oder produktneutrale,<br />

teilweise richtlinienkonforme Ausschreibungstexte,<br />

als Kurz- oder Langtext,<br />

für international auszuschreibende Projekte<br />

manchmal auch mehrsprachig. Für Kostenkalkulationen<br />

und Angebote sind die<br />

Leistungsbeschreibungen bei einigen Anbietern<br />

auch mit marktorientierten, teilweise<br />

auch nach abgerechneten Bauprojekten<br />

ermittelten Einheitspreisen versehen.<br />

PDF-Anlagen, Richtlinien und Normen, Produktfotos,<br />

Pläne, Zertifikate und zunehmend<br />

auch BIM-Objekte unterstützen Planer<br />

und Bauunternehmer darüber hinaus<br />

bei der Auswahl des passenden Produktes,<br />

der Planung, Konstruktion und Angebotserstellung.<br />

Eine übersichtliche, nach Gewerken,<br />

Herstellern und Begriffen sortierte<br />

oder an der DIN 276, respektive ÖNORM B<br />

1801-1 orientierte Ordnungsstruktur sorgt<br />

ebenso dafür, dass man sich schnell zurechtfindet,<br />

wie eine Volltextsuche in der<br />

kompletten Datenbank oder in ausgewählten<br />

Gewerken. Auch Suchvorschläge oder<br />

eine Ähnlichkeitssuche vereinfachen die<br />

Suche, Ergebnisfilter erleichtern die Auswahl<br />

bei sehr vielen Suchtreffern. Die in der<br />

Textvorschau angezeigte Produkt- oder<br />

Leistungsbeschreibung kann meist einfach<br />

per Drag & Drop in einer Sammelbox<br />

abgelegt und ebenso einfach oder per Datenschnittstellen<br />

wie GAEB 90, GAEB DA<br />

XML, DATANORM, DOC, RT, XLS, teilweise<br />

auch in den ÖNORM-Formaten B2063 und<br />

A2063 in ein AVA-Programm importiert<br />

werden. Manchmal können die Datenbanken<br />

auch direkt aus der jeweiligen Software<br />

aufgerufen und genutzt werden.


www.<strong>architektur</strong>-online.com<br />

131<br />

edv<br />

Worauf sollte man achten?<br />

Das Datenbank-Konzept – offline als CD-<br />

ROM, respektive Download-Link oder online<br />

als Web-Lösung – hat mehrere Auswirkungen.<br />

Unter anderem auf die Aktualität<br />

der Daten und die Art und Weise, wie häufig,<br />

von wem und in welcher Form aktualisiert<br />

wird: beispielsweise jährlich vom Datenbankanbieter<br />

oder mehrmals jährlich als<br />

Download. Bei einer Web-Lösung aktualisieren<br />

die Bauprodukthersteller kontinuierlich<br />

ohne Zutun des Datenbanknutzers.<br />

Auch der Umfang des Angebots spielt eine<br />

wichtige Rolle, denn mit ihm steigt auch die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer genau<br />

die Hersteller, Produkte, Gewerke und Leistungen<br />

findet, die er sucht. Bei öffentlichen<br />

Aufträgen dürfen einzelne Hersteller oder<br />

Produkte nicht bevorzugt werden, was in<br />

der Nennung eines Fabrikat- oder Produktnamens<br />

aber der Fall ist. Ausnahmen sind<br />

zulässig, wenn beispielsweise andernfalls<br />

der Aufwand für die Ersatzteilhaltung,<br />

Mitarbeiterschulung oder Wartung und<br />

Instandhaltung aus technischen oder wirtschaftlichen<br />

Gründen unvertretbar hoch<br />

wäre. Die weitere Frage ist deshalb, ob der<br />

Angebotsschwerpunkt auf produktspezifischen<br />

Angebotstexten liegt (z. B. AUS-<br />

SCHREIBEN.DE) oder ob ausschließlich<br />

produktneutrale Ausschreibungstexte offeriert<br />

werden (z. B. SIRADOS Baudaten).<br />

Gehören öffentliche und international ausgeschriebene<br />

Aufträge zum Tätigkeitsspektrum,<br />

sollte man auch auf Normen-Konformität,<br />

respektive mehrsprachige Texte<br />

achten. Sind zusätzliche Informationen und<br />

Daten enthalten, wie Einheitspreise, technische<br />

Informationen, Planskizzen oder Produktfotos,<br />

lassen sich auch Baukosten oder<br />

Angebote kalkulieren, Detailpläne zeichnen<br />

oder bebilderte und dadurch für Privatkunden<br />

attraktivere, weil anschaulichere Angebote<br />

erstellen. Angaben zu Einheitspreisen<br />

sollten aktuell sein, von Experten anhand<br />

von Marktdaten recherchiert werden oder<br />

aus abgerechneten Projekten stammen.<br />

Das gilt natürlich auch für die vorformulierten<br />

Ausschreibungstexte, die regelmäßig<br />

von Planern, respektive den Bauproduktherstellern<br />

geprüft und an aktuelle Entwicklungen<br />

angepasst werden sollten.<br />

Bei den Angaben zu den Kosten der Datenbank<br />

sollte man darauf achten, ob es sich<br />

um einen Kauf- oder Mietpreis handelt, respektive<br />

welche laufenden Kosten – etwa bei<br />

jeder Aktualisierung – zu berücksichtigen<br />

sind. Bei kostenpflichtigen Web-Lösungen<br />

respektive einer Software-Miete ist die<br />

Laufzeit des Mietvertrags wichtig. Welche<br />

Variante wirtschaftlicher ist, ob online oder<br />

offline, hängt vor allem von der Nutzungsdauer<br />

ab. Bei einer kurzfristigen Nutzung<br />

ist das Abonnement im Allgemeinen günstiger,<br />

eine Nutzung über mehrere Jahre ist<br />

meist als Offline-Variante sinnvoller.<br />

Wer bietet was?<br />

Folgende Datensammlungen für Ausschreibungen,<br />

Kostenkalkulationen und Angebote<br />

werden offeriert (ohne Anspruch auf<br />

Vollständigkeit):<br />

Die frei zugängliche und in viele AVA- und<br />

Handwerkerprogramme integrierte Online-Datenbank<br />

AUSSCHREIBEN.DE von<br />

ORCA Software bietet rund eine Million<br />

Leistungsbeschreibungen von Produktherstellern<br />

aus unterschiedlichen Gewerken<br />

sowie herstellerneutrale und normkonforme<br />

Texte zum kostenlosen Download. Die<br />

Texte werden von den Herstellern gepflegt<br />

und sind so stets aktuell. Suchfunktionen<br />

und eine klare Strukturierung ermöglichen<br />

eine schnelle LV-Zusammenstellung (www.<br />

ausschreiben.de).<br />

Offline- oder Online-Datenbanken bieten<br />

produktspezifische oder produktneutrale<br />

Ausschreibungstexte. © Heinze<br />

Dank zahlreicher Schnittstellen lassen sich die<br />

Daten praktisch in alle AVA- und Handwerkerprogramme<br />

importieren. © Orca Software<br />

BAUDATENBANK.AT von Info-Techno Baudatenbank<br />

ist ein Online-Portal für Baustoffe,<br />

Bau- und Ausstattungsprodukte für<br />

Planung, Kalkulation, Ausschreibung und<br />

Anwendung. Eine Produkt- und Firmendatenbank,<br />

herstellerspezifische CAD-/<br />

BIM-Daten, Preislisten und Normen gehören<br />

ebenso zum Leistungsumfang wie<br />

eine Ausschreibungstext-Datenbank. Diese<br />

bietet eine Vielzahl produktspezifischer<br />

LV-Texte von renommierten Herstellern aus<br />

den Bereichen Hochbau und Haustechnik<br />

nach ÖNORM B2063/A2063 und in anderen<br />

Formaten (www.bdb.at).


<strong>architektur</strong> FACHMAGAZIN<br />

132<br />

edv<br />

Die kostenpflichtige Online-Datenbank BKI<br />

Positionen des Baukosteninformationszentrums<br />

enthält rund 5.600 Leistungspositionen<br />

aus 91 Gewerken mit über 13.000<br />

aktuellen Baupreisen, getrennt für die Bereiche<br />

Neu- und Altbau. Die Ausschreibungstexte<br />

sind von Fachverbänden geprüft und<br />

VOB-konform. Die statistischen Baupreise<br />

werden über die Auswertung abgerechneter<br />

Projekte ermittelt. Die Daten ermöglichen<br />

damit regelkonforme Ausschreibungen, präzise<br />

Kostenermittlungen und eine schnelle<br />

Prüfung von Baupreisen (www.bki.de).<br />

Einen alternativen Ansatz verfolgt Dr. Schiller<br />

& Partner mit DBD-BIM. Qualitäten und<br />

Kosten werden bereits während der BIM-/<br />

CAD-Planung definiert. Die dafür nötigen<br />

Baudaten wie Bauleistungen, Preise, Normen<br />

und Richtlinien stehen mit DBD-BIM<br />

direkt in der CAD-/BIM-Software passend<br />

zum bearbeiteten Bauteil zur Verfügung.<br />

Auch in BIM-fähigen AVA-Programmen lassen<br />

sich IFC-Bauteile bemustern, was eine<br />

durchgängige Datennutzung ermöglicht<br />

(www.dbd-bim.de).<br />

Auch in BIM-fähigen AVA-Programmen<br />

lassen sich IFC-Bauteile bemustern, was<br />

eine durchgängige Datennutzung ermöglicht<br />

(www.dbd-bim.de). Die kostenlose,<br />

nach Herstellern sortierte Online-Datensammlung<br />

Heinze Hersteller-Ausschreibungstexte<br />

von Heinze mit über 350.000<br />

produktspezifischen Leistungsbeschreibungen,<br />

Ausschreibungstexten und Muster-LVs<br />

von 410 Bau- und Ausstattungsprodukte-Herstellern<br />

beschleunigt die<br />

LV-Erstellung und erhöht die Rechtssicherheit.<br />

Einzelne Leistungsbeschreibungen<br />

oder ganze Strukturelemente werden entweder<br />

per GAEB-, Text- oder PDF-Format<br />

oder über eine direkte AVA-Schnittstelle<br />

in das aktuelle LV eingefügt. Mit den produktneutralen<br />

Stammpositionen Heinze<br />

Ausschreibungstexte vom gleichen Hersteller<br />

lassen sich Leistungsverzeichnisse<br />

schnell und präzise erstellen. Die vorformulierten<br />

Texte zu mehr als 40 Gewerken<br />

im Bereich Hochbau werden regelmäßig<br />

von Planern aktualisiert und beschleunigen<br />

die Erstellung rechtssicherer Leistungsverzeichnisse.<br />

Ebenfalls von Experten geprüfte<br />

Orientierungspreise und zugewiesene Kostengruppen<br />

runden die als Online- und Offline-Lösung<br />

erhältliche Datensammlung ab<br />

(www.heinze.de).<br />

LV-Texte – Leistungspositionen mit ZTV<br />

der Verlagsgesellschaft Rudolf-Müller enthalten<br />

über 5.500 Leistungspositionen aus<br />

40 Gewerken für Hoch- und Objektbau. Die<br />

Texte berücksichtigen auch Schnittstellen<br />

zu Vor- und Folgeleistungen. Einheitspreise<br />

und Kalkulationshinweise für die eigene<br />

Preisbildung vereinfachen die LV- und Angebotserstellung.<br />

Zusätzliche technische<br />

Vertragsbedingungen, Ausschreibungshinweise<br />

und eine Zuordnung zu Kostengruppen<br />

ergänzen das Angebot. Ein AVA-Datenimport<br />

ist über GAEB und native Formate<br />

möglich (www.besser-ausschreiben.de).<br />

STLB-Bau Online von DIN Bauportal offeriert<br />

mit mehr als einer Million Ausschreibungstexten<br />

aus 77 Gewerken eine umfangreiche<br />

Online-Sammlung aktueller, neutraler<br />

und VOB-gerechter Ausschreibungstexte.<br />

Die Datensammlung wird zweimal pro Jahr<br />

aktualisiert. Alle Ausschreibungstexte entsprechen<br />

der aktuellen VOB-<strong>Ausgabe</strong>, den<br />

einschlägigen technischen Regelwerken,<br />

den öffentlich rechtlichen Bestimmungen<br />

und den anerkannten Regeln der Technik<br />

(www.stlb-bau-online.de).<br />

Die sirAdos-Baudaten von WEKA Media<br />

werden in mehreren Varianten offeriert.<br />

Das Komplettpaket Architektur Premium<br />

enthält die Bereiche Neubau, Bauen im Bestand,<br />

Tiefbau/GaLa, Heizung, Lüftung, Sanitär,<br />

Elektro, Asbestsanierung, Reinigung/<br />

Wartung und Gebäudeelementen, inklusive<br />

VOB-Vorbemerkungen und Vertragsbedingungen.<br />

Die Daten sind strukturiert und<br />

enthalten marktrecherchierte Baupreise,<br />

Zeitwerte, Skizzen und Kostengruppen. Die<br />

Daten lassen sich per GAEB-, DATANORM-,<br />

ÖNORM-, und weitere Schnittstellen importieren<br />

(www.sirados.de).<br />

Auf der Online-Baudatenbank www.euro-<br />

BAU.com der Inndata Datentechnik präsentieren<br />

rund 120 Anbieter ihre Produkte,<br />

davon 44 inklusive LV-Texten. Die kostenfreien<br />

produktspezifischen LV-Daten lassen<br />

sich per ÖNORM A 2063-Schnittstelle<br />

Weitere Infos und Quellen*<br />

https://besser-ausschreiben.de<br />

https://avanova.de/textsysteme<br />

www.cad.de<br />

Werden Bauteile bereits in der CAD-/BIM-Software<br />

beschrieben, lassen sich daraus VOB-konforme<br />

produktneutrale Leistungsbeschreibungen<br />

und Kosten generieren. © Dr. Schiller & Partner<br />

in AVA- oder Angebotsprogramme importieren.<br />

Integriert ist auch kostenpflichtiger<br />

BIM-Bauteilserver der nach ÖNORM<br />

A 6241-2 konforme Standardkalkulationen<br />

ermöglicht. BIM-Bauteile mit hinterlegten<br />

LV-Positionen sind kostenfrei (www.eurobau.com).<br />

Fazit und Trends<br />

Online-Datenbanken für Ausschreibungstexte<br />

und Preise rationalisieren die LV-Erstellung,<br />

machen sie komfortabler und<br />

sicherer, sofern die Daten regelmäßig aktualisiert<br />

werden. Sobald sich die modellorientierte<br />

Planung mittel- und langfristig<br />

durchsetzt, wird das auch die Bereiche<br />

Ausschreibung, Kostenplanung und Angebotskalkulation<br />

verändern. Ausschreibungstexte<br />

werden dann beispielsweise<br />

nicht mehr manuell zusammengestellt,<br />

sondern aus dem BIM-Modell automatisch<br />

generiert. DBD-BIM gibt hier die Richtung<br />

vor. Damit lassen sich Bauteile bereits in<br />

der CAD- oder BIM-Software beschreiben<br />

und bauteilorientiert verknüpfen. Daraus<br />

können normenkonforme, produktneutrale<br />

Leistungsbeschreibungen und Kosten<br />

generiert werden. Ein weiterer Trend sind<br />

BIM-Objektdatenbanken, die auch Ausschreibungs-<br />

und Kosteninformationen<br />

bieten sowie Ausschreibungstext-Datenbanken,<br />

die zunehmend BIM-Objekte offerieren.<br />

Langfristig wird wohl auch hier zusammenwachsen,<br />

was zusammengehört.<br />

Anbieter mit Ausschreibungstipps<br />

Übersicht LV-Textdatenbanken<br />

Rubrik „Foren AEC“, „AVA Bauwesen“<br />

Rösel, W./Busch, A.: AVA-Handbuch, Ausschreibung - Vergabe - Abrechnung,<br />

9. Auflage, Springer Vieweg, Wiesbaden 2017<br />

* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit


Jeder Einzelne von uns kann die Welt zum Besseren<br />

verändern. Helfen wir den Menschen in Äthiopien<br />

sich selbst zu helfen und die Armut zu besiegen!<br />

MEHR AUF MFM.AT<br />

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IBAN AT28 3200 0000 0022 2000<br />

GEMEINSAM SIND WIR MENSCHEN FÜR MENSCHEN!<br />

Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserats sowie PARTLHEWSON und der Werbeakademie für die Gestaltung.


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crona steel von Archirivolto.<br />

Den können Sie ruhig im Regen stehen lassen. Mit seinen ergonomisch<br />

geformten Flachstahlstreben passt crona steel zu jeder Umgebung<br />

und trotzt jedem Wetter – selbst in der Sitzkissenvariante. Mit den<br />

wasserfesten Polstern in verschiedenen Farben lassen sich auf Terrasse<br />

und Balkon die richtigen Akzente setzen. So sorgen Sie für eine starke<br />

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