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Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 2/2019 - Preview

Zeitschrift für Liebhaber arabischer Pferde

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History and Tradition<br />

Der Marbat<br />

Der Marbat ist der physische Ort, an dem <strong>Pferde</strong><br />

gehalten werden. Das Gebiet, in dem alle<br />

Stuten eines Beduinenzüchters angebunden<br />

sind, wird als Anbindegebiet oder „Marbat“<br />

auf Arabisch bezeichnet, was auf Deutsch einem<br />

Gestüt oder einer <strong>Pferde</strong>farm entspricht.<br />

Der Marbat ist nichts anderes als eine Reihe<br />

von Rasans (eine Reihe von Seilen oder angebundenen<br />

Stuten). Es ist von Bedeutung, wie<br />

die Seile und das Anbinden (oder Hobbeln) in<br />

dieser Terminologie sehr offensichtlich sind.<br />

Hobbeln wird in der westlichen Sichtweise<br />

negativ gesehen, war jedoch in der Wüste<br />

eine Notwendigkeit und schien die mentalen<br />

und charakterlichen Eigenschaften des <strong>Arabische</strong>n<br />

<strong>Pferde</strong>s nicht zu beeinträchtigen.<br />

Die Verwendung von Stämmen in der täglichen<br />

Praxis der Beduinen war üblicherweise<br />

mit dem Namen Marbat verbunden.<br />

Ein Stammesname wird selten verwendet,<br />

ohne zu erwähnen, von welchem Marbat er<br />

stammt, was den Begriff des Unterstammes<br />

bildete. Die beiden Wörter werden nun zu<br />

einer größeren Kennung, die aus zwei Teilen<br />

besteht: Stamm (Rasan) und Unterstamm<br />

(Marbat). Aber wie hat sich der Marbat zu einem<br />

Unterstamm entwickelt?<br />

Stämme sind allgemeiner und universeller<br />

als ihre Züchter. Wenn also zwei Züchter zwei<br />

Stuten desselben Stammes erwerben, wird<br />

es nötig, diese zu unterscheiden. Dies geschieht,<br />

indem man definiert, von welchem<br />

Marbat jede der beiden abstammt. So wird<br />

der Marbat wie ein Teil des Stammes. Aber<br />

nicht jedes Gestüt eines Besitzers wird zu einem<br />

Unterstamm, sondern nur diejenigen,<br />

die vom „Netzwerk“ anerkannt werden. Der<br />

Stamm bleibt immer der erste Identifikator<br />

eines <strong>Pferde</strong>s, egal wie oft es den Besitzer gewechselt<br />

hat, und der Marbat ist der zusätzliche<br />

Sicherheitsschlüssel, um die vertrauenswürdige<br />

Quelle eines Individuums dieses<br />

Stammes zu kennzeichnen!<br />

Der Marbat ist in der Regel nach einer Person<br />

oder Familie benannt, die einen eigenen<br />

Zweig des Stammes hatte. Dieser Zweig war<br />

für seine Qualität und Authentizität bekannt<br />

und wurde daher von den anderen Züchtern<br />

nachgefragt. Beispiele für diesen zusammengesetzten<br />

Rasan-Marbat-Identifikator sind:<br />

Dahman Shahwan, Saqlawi Jadran, Meanqi<br />

Sbeli, Kuheilan Ajuz, Obayyan Geriss usw.<br />

"Dahman" ist der Rasan und "Shawan" ist eine<br />

Person, die einen eigenen Marbat (Gestüt)<br />

von Dahaman-<strong>Pferde</strong>n hatte, dem die Züchtergemeinschaft<br />

genug vertraut hat. Dieses<br />

Rasan-Marbat-Paar bietet eine komprimierte<br />

und verschlüsselte Version für eine große<br />

Menge an Informationen!<br />

nen genetischen Studien, insbesondere im<br />

Zusammenhang mit der mitochondrialen<br />

DNA, Unterstützung findet. Es wurde angenommen,<br />

dass das Verhältnis nahezu 2:1 beträgt.<br />

Im Ergebnis bedeutet dies, daß mehr<br />

Fokus auf die Mutterlinie in jedem Stammbaum<br />

gelegt wird. Denken Sie daran, dass<br />

der Stammbaum der Beduinen sehr abstrakt<br />

und prägnant sein muss, um ihn kurz zu halten.<br />

Bei dieser Art der Abstraktion werden<br />

mehr Informationen in Bezug auf die Mutterseite<br />

in den komprimierten Stammbaum<br />

eingeschlossen. Dies bedeutet nicht weniger<br />

Aufmerksamkeit für die Reinheit des<br />

Vaters. Wenn ein asiler und authentischer<br />

Hengst verwendet wird, wird er an den Namen<br />

der Mutterlinie angehängt und unter<br />

dem Stammnamen zusammengefasst, der<br />

auf die Mutter folgt. Es ist ein intelligenter<br />

Akkumulationsprozess!<br />

Der Stamm repräsentiert die gesamte Geschichte<br />

der Mutterlinie bis in die ferne<br />

Geschichte, da auf diese Weise Stämme definiert<br />

werden. Aber was ist mit der Vaterlinie?<br />

Wir müssen nur den direkten Vater eines<br />

bestimmten Individuums kennen. Aber<br />

woher wissen wir, dass der direkte Vater asil<br />

ist? Der Vater hat auch einen Stamm und einen<br />

direkten asilen Vater, der wiederum einen<br />

Stamm und einen asilen Vater hat, und<br />

so weiter. Es ist eine Art rekursive logische<br />

Schlußfolgerung. Da ein Hengst eine asile<br />

Stute zeugt, wird der Vater in die Mutterlinie<br />

(Stamm) dieser Stute aufgenommen. Wenn<br />

ein neues Stutfohlen entsteht, ist der Vater<br />

bekannt. Wenn dieses Stutfohlen zur Stute<br />

wird und produziert, kennen wir den neuen<br />

Vater. Diese Vaterinformationen werden nur<br />

für eine oder zwei Generationen aufbewahrt<br />

und sind danach irrelevant.<br />

Dieser akkumulative Prozess wird von einem<br />

großen Netzwerk von Beduinen-Scheichs aufrechterhalten,<br />

die die Zucht beobachten und<br />

überprüfen und keinem verdächtigen Individuum<br />

(männlich oder weiblich) einen Stamm<br />

zuweisen (lesen Sie hierzu noch einmal den<br />

Beitrag über die Geschichte der Stämme und<br />

wie sie sich entwickelten, im letzten Heft).<br />

Das Ergebnis der obigen Analyse ist, dass wir<br />

zwei Grundregeln für die Erstellung von Beduinenstammbäumen<br />

haben. Erstens: Der<br />

Stamm ist der wichtigste Identifikator eines<br />

Asil-Arabers. Zweitens: Die Informationen<br />

zum Vater sind zeitlich begrenzt, während<br />

die Informationen zur Mutterlinie dauerhaft<br />

sind und die Informationen zu den Vätern<br />

nach und nach zusammenfassen.<br />

Basierend auf diesen beiden Regeln und<br />

dem Hinzufügen einiger weiterer Details<br />

wie Farbe und Alter können Beduinenstammbäume<br />

wie folgt aussehen:<br />

Pferd, Farbe, Alter, Mutter, Vater, Muttervater,<br />

direkter Züchter.<br />

Beachten Sie, dass Beduinen im Gegensatz<br />

zu modernen Stammbäumen immer mit der<br />

Stute beginnen.<br />

Jedes Pferd wird dabei in einem Rasan-Marbat-Namenspaar<br />

ausgedrückt. Damit benötigt<br />

man nur zehn Informationen, um einen<br />

Mutter gegen Vater<br />

In der Beduinenkultur basiert die <strong>Pferde</strong>familie<br />

auf der Mutterstute. Ein Pferd folgt immer<br />

seiner Mutter und trägt ihren Stammnamen.<br />

Die Beduinen glauben, dass die<br />

Mutter in einem höheren Verhältnis als der<br />

Vater für die Leistung des <strong>Pferde</strong>s verantwortlich<br />

ist. Ein Glaube, der in den modername<br />

of the Marbat. A strain is rarely mentioned<br />

without mentioning which Marbat<br />

it comes from, which formed the notion of<br />

sub-strain. The two words now become like<br />

a bigger identifier that consists of two parts;<br />

Strain (Rasan) and Sub-Strain (Marbat). But<br />

how did Marbat develop into being a substrain?<br />

Strains are more generic and universal than<br />

their breeders, if two breeders acquire two<br />

mares of the same strain they need to by<br />

distinguished by which Marabat each of the<br />

two comes from. So the Marbat becomes<br />

like a section of the strain. But not every owner’s<br />

stud turns into a sub-strain, only those<br />

who receives recognition by the “network”.<br />

The strain always remain as the first identifier<br />

of a horse no matter how many times it<br />

switched hands, and the Marbat is the added<br />

security key to denote the trusted source<br />

of an individual of that strain!<br />

The Marbat is usually named after a person<br />

or a family who had their own branch of<br />

the strain and this branch was famed of its<br />

quality and authenticity so it was sought<br />

after by the other breeders. Examples of this<br />

composite identifier of Rasan-Marbat include:<br />

Dahman Shahwan, Saqlawi Jadran, Meanqi<br />

Sbeli, Kuheilan Ajuz, Obyyan Geriss …<br />

etc. "Dahman" is the Rasan and "Shawan" is<br />

a person who had his own Marbat (stud) of<br />

Dahaman horses that was trusted enough<br />

by the breeding community. This Rasan-Marbat<br />

pair gives a compressed and encrypted<br />

version of a large set of information!<br />

Dam versus Sire<br />

The Bedouin culture builds horse families<br />

around the dam. A horse always follows<br />

his dam and carries her strain name. The<br />

Bedouins believe that dam is responsible<br />

for horse performance in a higher ratio<br />

than sire. A belief that finds support in the<br />

modern genetic studies especially those related<br />

to the Mitochondrial DNA. The ratio<br />

was believed to be nearly 2:1. The result is<br />

more focus on the dam line in any pedigree.<br />

Remember that the Bedouin pedigree needs<br />

to be very abstract and concise to keep it<br />

short. When doing this kind of abstraction<br />

more information related to the dam side<br />

are encapsulated within the condensed pedigree.<br />

This does not mean less attention to<br />

the sire purity. When an Asil and authentic<br />

sire is used it is hooked to the chain of dam<br />

line and subsumed into the strain name<br />

that follows the dam. It is a smart accumulative<br />

process!<br />

The strain represents the full history of the<br />

dam line back to the far history because this<br />

is how strains are defined. But what about<br />

the sire line? We only need to know the direct<br />

sire of a certain individual. But how do<br />

we know the direct sire is Asil? Because the<br />

sire also has a strain and an Asil direct sire,<br />

which in turn has a strain and Asil sire, and<br />

so on. It is a kind of recursive logical inference<br />

process. As sire plays his role of producing an<br />

Asil mare, the sire is then included within the<br />

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© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/<strong>2019</strong>

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