Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 2/2019 - Preview
Zeitschrift für Liebhaber arabischer Pferde
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sind, bevor sich die Knochen vollständig an<br />
die Renngeschwindigkeit angepasst haben<br />
- dies gilt auch für das am schnellsten fortschreitende<br />
Trainingsprogramm. In der Praxis<br />
wird mehr Zeit benötigt, da die Trainingsgeschwindigkeit<br />
langsam erhöht werden muss,<br />
um Verletzungen an einem schlecht angepassten<br />
Skelettapparat zu vermeiden. Es gibt<br />
keine Abkürzungen. Bei Rennpferden, die<br />
zuvor bereits mindestens eine vollständige<br />
Vorbereitung durchlaufen haben, kann die<br />
vollständige Anpassung einige Wochen kürzer<br />
sein.<br />
Auf der anderen Seite kann es sehr schnell<br />
zu Knochenverlust ("De-Adaption") kommen,<br />
wenn das Renntraining unterbrochen wird.<br />
Das Modell zeigt, dass bereits bei kurzen<br />
Ruhezeiten von zehn Tagen bis zu 10 % des<br />
Knochens verloren gehen, was ihn erheblich<br />
schwächer und damit verletzungsanfällig<br />
macht, wenn das Geschwindigkeitstraining<br />
zu schnell wieder eingesetzt wird. Basierend<br />
auf dem Modell würde es 20 Tage dauern,<br />
bis ein solcher Verlust nach der sorgfältigen<br />
Wiederaufnahme des Trainings behoben ist,<br />
und intensive Galopparbeit sollte in diesem<br />
Zeitraum vermieden werden.<br />
Während wir diese Modelle weiterentwickeln,<br />
werden wir Variationen der Trainingsintensität<br />
ausprobieren, um die tatsächlichen Rennpferde-Trainingsprogramme<br />
besser widerzuspiegeln<br />
und so spezifischere Empfehlungen<br />
abgeben zu können. In der Zwischenzeit<br />
müssen die Trainer bei der Wiederaufnahme<br />
des Trainings vorsichtig sein, wenn das Pferd<br />
länger als eine Woche nicht gearbeitet hat.<br />
Die Bedeutung von Ruhezeiten<br />
Rennpferde brauchen "Auszeiten" von den<br />
Anstrengungen des Renntrainings und der<br />
Rennen, um auf ihrem Leistungshöhepunkt<br />
zu bleiben. Auszeiten sind unerlässlich, um<br />
die Gesundheit der Knochen und Gelenke<br />
aufrechtzuerhalten, denn wenn <strong>Pferde</strong> auf<br />
ihrem höchsten Leistungsniveau laufen, wird<br />
die Knochenreparatur gehemmt und es können<br />
sich somit Knochenschäden ansammeln.<br />
In den Ruhephasen werden die Knochenreparaturprozesse<br />
jedoch aktiviert, sodass<br />
beschädigtes Knochenmaterial entfernt und<br />
durch neues Knochengewebe ersetzt werden<br />
kann. Ruhezeiten ohne Training sind daher<br />
unerlässlich, um die Karriere eines Rennpferdes<br />
zu verlängern.<br />
Die offensichtliche Frage ist daher, wieviel<br />
Training ist zu viel und wieviel Ruhe wird<br />
benötigt, um Knochenschäden auf einem<br />
sicheren Niveau zu halten. Wie bei allen biologischen<br />
Fragen ist dies für ein bestimmtes<br />
Pferd aufgrund der großen individuellen<br />
Unterschiede zwischen einzelnen Tieren<br />
schwierig zu beantworten. Aufgrund der hohen<br />
Häufigkeit von Gelenkverletzungen bei<br />
Rennpferden ist jedoch anzunehmen, dass<br />
die meisten <strong>Pferde</strong> nicht genügend Zeit ohne<br />
Training verbringen, um eine angemessene<br />
Knochenreparatur zu ermöglichen.<br />
Obwohl der Rennkalender es schwierig<br />
macht, die Trainingspause zu verlängern,<br />
2/<strong>2019</strong> - www.in-the-focus.com<br />
Der Großteil der Knochenreparatur findet statt, wenn <strong>Pferde</strong> eine Auszeit haben. - The majority<br />
of bone repair occurs when horses are spelling.<br />
all images: Equine Limb Injury Prevention Program, The University of Melbourne<br />
bedeuten diese extra Wochen pro Jahr, in<br />
denen sich das Pferd auf der Weide ausruhen<br />
und erholen kann, letztendlich weniger Verletzungen,<br />
die eine Zwangspause oder sogar<br />
das Ende der Rennkarriere bedeuten können.<br />
Ruhezeiten bei Gelenksverletzungen<br />
Tierärzte empfehlen häufig Ruhezeiten für<br />
<strong>Pferde</strong> mit Verletzungen oder Lahmheitsproblemen.<br />
Dies zu akzeptieren, kann für Besitzer<br />
und Trainer eine Herausforderung darstellen,<br />
aufgrund der Kosten für den Unterhalt<br />
eines <strong>Pferde</strong>s während der Ruhephasen im<br />
Training, und weil es dann auf der Rennbahn<br />
kein Geld verdienen kann. Es ist also wichtig,<br />
den Zweck der Ruhe zu verstehen.<br />
Bei Gelenkverletzungen besteht das Ziel<br />
darin, dass der Knochen, der unter dem Gelenksknorpel<br />
liegt, heilt und die Entzündung<br />
nachlässt. Sofern keine anhaltende Reizung<br />
oder Schädigung vorliegt, verschwindet<br />
die Entzündung des Weichgewebes in etwa<br />
sechs Wochen. Für Knochen basiert die traditionelle<br />
dreimonatige Heilungsperiode auf<br />
Daten von Versuchstieren. In unseren Untersuchungen<br />
am Pferd wurden jedoch nach<br />
drei Monaten nur 16 % des Knochens unter<br />
dem Knorpel ersetzt, was darauf hindeutet,<br />
dass möglicherweise viel längere Ruhezeiten<br />
erforderlich sind. Wir haben auch gesehen,<br />
dass bei ausgedehnten mikroskopischen<br />
Schäden die Heilungszellen keinen Zugang<br />
zum verletzten Bereich erhalten und dies die<br />
Heilungszeit weiter verzögert.<br />
Wenn Sie nicht genügend Zeit für die Reparatur<br />
einer Gelenksverletzung einplanen, wird<br />
die verbleibende gesunde Gelenksoberfläche<br />
stärker beansprucht und das Risiko für<br />
Arthritis und Schmerzen steigt. Die Gelenke<br />
von <strong>Pferde</strong>n sind im Galopp routinemäßig<br />
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extremen Belastungen ausgesetzt, sodass<br />
der unverletzte Teil einer Gelenkoberfläche<br />
kaum größeren Belastungen standhält. Das<br />
ist der Grund, warum <strong>Pferde</strong> mit Gelenkverletzungen<br />
für den Rest ihrer Karriere keine erwartungsgemäße<br />
Leistung mehr erbringen.<br />
Der kurzfristige Vorteil, ein Pferd nach einer<br />
Verletzung möglichst früh wieder ins Rennen<br />
zu schicken, kann durch geringere Leistung<br />
und eine verkürzte Karriere zunichtegemacht<br />
werden.<br />
Zusammenfassung<br />
Zusammenfassend bedeutet die Prävention<br />
von Verletzungen bei Rennpferden:<br />
• Geben Sie dem Skelettapparat des <strong>Pferde</strong>s<br />
Zeit, sich an das Galoppieren anzupassen,<br />
wenn es zum ersten Mal im Training ist oder<br />
wenn es nach einer Ruhephase wieder ins<br />
Training genommen wird.<br />
• Minimierung der Anhäufung von Knochenschäden<br />
durch Vermeidung intensiver<br />
Trainings- und Renneinheiten. Dies kann<br />
erreicht werden, indem die Distanz des Galopptrainings<br />
verkürzt wird und zwischen<br />
den Rennen drei bis vier Wochen Zeit bleibt.<br />
• Planen Sie regelmäßige Trainingspausen<br />
nach intensivem Training ein.<br />
• Wenn es dennoch zu Verletzungen kommt,<br />
befolgen Sie die Empfehlungen Ihres Tierarztes<br />
bezüglich der angemessenen Ruhezeit<br />
(ohne Training) und stellen Sie sicher,<br />
dass die Vorbereitung für die Rückkehr zum<br />
Rennen allmählich erfolgt.<br />
Dr R Chris Whitton,BVSc, PhD, FACVSc<br />
Leiter des Equine Centers, Professor für<br />
Equine Medicine and Surgery, Facharzt<br />
für Equine Surgery, Universität Melbourne,<br />
Australien<br />
Wissenschaft