Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 2/2019 - Preview
Zeitschrift für Liebhaber arabischer Pferde
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<strong>Pferde</strong> im Fokus der Wissenschaft<br />
Wissenschaft<br />
Knochenermüdung bei<br />
Renn- und Distanzpferden<br />
<strong>Pferde</strong>, die sich bei Rennen und auf Distanzritten das Bein brechen<br />
zeigen die möglichen Gefahren dieser Sportarten auf.<br />
Diese Ereignisse sollten jedoch keinesfalls als zufällig oder akzeptabel erachtet werden.<br />
Jüngste Forschungsergebnisse, darunter<br />
die des Equine Limb Injury Prevention<br />
Program (Programm zur Vorbeugung von<br />
Verletzungen an <strong>Pferde</strong>beinen) an der University<br />
of Melbourne, haben unser Verständnis<br />
darüber, wann, wie und welche Art von Verletzungen<br />
im Rennsport auftreten, verbessert.<br />
Es ist jedoch noch viel Arbeit erforderlich, um<br />
herauszufinden, was Trainer tun können, um<br />
Ausfälle und Todesfälle zu reduzieren.<br />
Materialermüdung bei Knochen<br />
Knochen ermüden wie die meisten Materialien,<br />
wenn sie wiederholt hohen Belastungen<br />
ausgesetzt werden. Die meisten Knochenund<br />
Gelenkverletzungen bei Rennpferden<br />
sind auf Ermüdungsschäden zurückzuführen,<br />
was bedeutet, dass sie eher aus einer Knochenermüdung<br />
während des Trainings und des<br />
Rennens hervorgehen, als aus einer einzelnen<br />
zufälligen Verletzung durch einen Sturz oder<br />
durch Stolpern. Die Knochen von Rennpferden<br />
sind bei jedem Galoppsprung wiederholt<br />
extremen Belastungen ausgesetzt, wobei die<br />
höchsten Belastungen in den am häufigsten<br />
verletzten Gelenken auftreten: dem Fesselgelenk<br />
und dem Vorderknie (Karpalgelenk).<br />
Zum Glück kommt es selten zu vollständigen<br />
Knochenbrüchen, aber bei Rennpferden<br />
sind weniger schwere Ermüdungsschäden an<br />
der Gelenkoberfläche häufig. Solche Verletzungen<br />
können zu schwacher Leistung und<br />
Lahmheit führen, sind jedoch nur schwer zu<br />
diagnostizieren, solange nicht hochentwickelte<br />
bildgebende Geräte wie die Szintigraphie<br />
verwendet werden.<br />
Das Wichtigste, was Sie über Knochenermüdung<br />
wissen müssen, ist, dass sie sich im Lauf<br />
der Zeit ansammelt. Aufgrund von Ermüdung<br />
sammeln sich während des Trainings winzige<br />
Risse im Knochen an. Dies bedeutet, dass<br />
nicht das, was das Pferd an dem Tag tat, an<br />
dem eine Verletzung auftrat, von Bedeutung<br />
ist, sondern das, was das Pferd in den Tagen,<br />
Wochen oder Monaten vor der Verletzung<br />
tat. Bei jedem schnellen Galopp oder Rennen<br />
wird ein Teil der Lebensdauer des Knochens<br />
aufgebraucht. Intensives Training und Rennen<br />
kann auf kurze Sicht als eine erfolgreiche<br />
Der Hebelarm am Fesselgelenk erzeugt<br />
große Belastungen in den Sehnen und<br />
Gelenken der unteren Extremität. - The lever-arm<br />
at the fetlock joint creates large loads<br />
in the tendons and joints of the lower limb.<br />
Strategie erscheinen, wenn daraus keine unmittelbaren<br />
Konsequenzen entstehen, aber<br />
wenn die Knochenreserven aufgebraucht<br />
sind, kann dies das Pferd für zukünftige Verletzungen<br />
anfällig machen. Knochenverletzungen<br />
treten am ehesten bei <strong>Pferde</strong>n auf,<br />
die im Laufe ihrer Karriere lange Strecken in<br />
hoher Geschwindigkeit absolvieren, oder bei<br />
<strong>Pferde</strong>n, die in kurzer Zeit sehr viel Arbeit verrichten<br />
Der Knochen ist ein erstaunliches Gewebe. Er<br />
ist nicht träge, sondern hochdynamisch und<br />
kann sich bei richtigem Training anpassen, so<br />
dass er widerstandsfähiger gegenüber Verletzungen<br />
wird. Das Knochengewebe verfügt<br />
außerdem über einen Reparaturmechanismus,<br />
mit dem älteres, ermüdetes Knochengewebe<br />
entfernt und durch frischen neuen<br />
Knochen ersetzt wird. Während des Trainings<br />
passt sich der Knochen des <strong>Pferde</strong>s selbst<br />
bei kurzen Geschwindigkeitsspitzen an, indem<br />
neuer Knochen eingelagert wird, um<br />
die Gesamtknochenmenge zu erhöhen (ein<br />
Prozess, der als Modellieren bezeichnet wird).<br />
Diese Prozesse zu verstehen und zu nutzen,<br />
ist das Geheimnis zur Verhinderung von Verletzungen.<br />
Der Knochen passt sich an<br />
Die meisten Trainer wissen, dass sich das<br />
Skelett eines <strong>Pferde</strong>s an die Arbeit bei hoher<br />
Geschwindigkeit gewöhnen muss, um das<br />
Risiko von Gliedmaßenverletzungen zu verringern.<br />
Aber genaue und ausreichende Informationen,<br />
wie lange es dauert, bis sich die<br />
Knochen an ein gesteigertes Arbeitspensum<br />
innerhalb eines Trainingsprogramms angepasst<br />
haben, sind noch nicht verfügbar.<br />
Neue Forschungsergebnisse des Equine Limb<br />
Injury Prevention Program zeigen, dass jedes<br />
Pferd, das länger als etwa eine Woche nicht<br />
trainiert wurde, riskiert, sich durch Galopparbeit<br />
bei hoher Geschwindigkeit aufgrund des<br />
raschen Knochenschwunds oder des Verlusts<br />
der Anpassung zu verletzen. Dies bedeutet,<br />
dass die Rückkehr zum Hochgeschwindigkeitstraining<br />
nach einer solchen Pause<br />
schrittweise erfolgen sollte.<br />
Da es zeitaufwändig, kostspielig und möglicherweise<br />
unethisch ist, die Auswirkung<br />
unterschiedlicher Trainingsbelastungen auf<br />
die subchondrale Knochenermüdung (subchondraler<br />
Knochen ist die Knochenschicht<br />
direkt unter dem Knorpel in einem Gelenk)<br />
am Rennpferd zu beurteilen, entwickeln wir<br />
mathematische Modelle, um diesen komplexen<br />
Prozess besser zu verstehen.<br />
In einem unserer Modelle haben wir die<br />
Auswirkungen einer allmählichen Erhöhung<br />
oder Verringerung der Trainingsbelastung für<br />
drei Gruppen von Rennpferden untersucht:<br />
untrainierte Zweijährige, trainierte <strong>Pferde</strong>,<br />
die mindestens vier Wochen Pause hatten,<br />
und trainierte <strong>Pferde</strong>, die derzeit seit mehr als<br />
vier Wochen im Training sind.<br />
Das Modell zeigte, dass für ein junges Pferd<br />
mindestens 16 Wochen Training erforderlich<br />
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© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 2/<strong>2019</strong>