08.07.2019 Aufrufe

2019/28 - unternehmen - Ausgabe 68

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30 SPEZIAL <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Mobile Räume im Eiltempo<br />

Vorgefertigtes Bauen Die Branche erlebt derzeit eine Renaissance, sowohl in Gestalt von<br />

ausgewachsenen Gebäudekomplexen als auch in Form von raffinierten Kleinsthäusern, in<br />

denen die Bewohner die Reduktion aufs Wesentliche zelebrieren können.<br />

Gäbe es einen Preis für den<br />

unbekanntesten Erfinder<br />

einer höchst umwälzenden<br />

Erfindung – so hätte Malcom<br />

McLean alle Chancen ihn (posthum)<br />

verliehen zu bekommen. Er<br />

war ein amerikanischer Spediteur<br />

und ein ziemlich genervter dazu.<br />

Was ihm gegen den Strich ging war<br />

die Menge an Zeit und Geld, die<br />

beim Be- und Entladen von Schiffen<br />

vergeudet wurde. Seine Lösung bestand<br />

darin, die Ladung komplett<br />

mit dem Aufbau des Lasters umzuladen<br />

und zwar in einem Behältnis,<br />

das bei der Ankunft im Hafen von<br />

einem baugleichen Lastwagen dann<br />

an sein endgültiges Ziel gebracht<br />

werden konnte.<br />

Der Gedankenblitz, so hat es der<br />

an der Universität Jena lehrende<br />

Historiker Axel Doßmann herausgefunden,<br />

ereignete sich im Jahre<br />

1937. Bis es zur Umsetzung kam zogen<br />

freilich noch viele Jahre ins<br />

Land. Erst 1956 hat McLeans Reederei<br />

dann tatsächlich mit erfolgreichen<br />

Tests dieser Art des Containertransports<br />

begonnen.<br />

Für den nächsten Schritt war<br />

schließlich die International Organization<br />

für Standardization (kurz<br />

ISO) zuständig. 1964 legte sie die bis<br />

heute verbindlichen Maße für den<br />

genormten Seefrachtcontainer fest.<br />

In den 1970ern wurden schließlich<br />

die ersten dieser metallenen Behältnisse<br />

umgewidmet und an Land als<br />

transportable Wohn- und Bürozellen<br />

verwendet.<br />

Nun verband sich diese Idee mit<br />

einer zweiten, die parallel und ebenfalls<br />

in den USA aufgekommen war:<br />

mit der Idee der Raumzelle. Mit<br />

solch vollständig vorproduzierten<br />

und beweglichen Gebäudeeinheiten<br />

Die<br />

Bauzeit<br />

ist im<br />

Extremfall<br />

um 70<br />

Prozent<br />

kürzer.<br />

Günter Jösch<br />

Bundesverband<br />

Bausysteme<br />

sollten Bauen und Wohnen revolutioniert<br />

werden – vor allem auf dem<br />

Gebiet des Massenwohnungsbaus<br />

oder als „Notfall-Architektur“, wie<br />

sie etwa nach Naturkatastrophen gefragt<br />

ist, fand Dußmann heraus.<br />

Ein dritter Strang hatte im Planwagen<br />

der amerikanischen Siedler<br />

seinen Ursprung. Gedanklich war es<br />

nur ein kleiner Schritt zum „mobile<br />

home“, das – wiederum in den<br />

USA – schon in der Zeit nach der<br />

Großen Depression in den 1930er<br />

Jahren bei großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

planmäßig eingesetzt<br />

wurde. Anfang der 1950er lebten<br />

mehr als zwei Millionen US-Bürger<br />

in solchen transportierbaren<br />

Modulen, die vollständig eingerich-<br />

Mobile Räume gibt es als schlichten<br />

Standard-Bürocontainer, aber<br />

individuell auf Maß gearbeitet. Foto:<br />

ChompooSuppa/Shutterstock.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!