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2019/28 - unternehmen - Ausgabe 68

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VERANTWORTEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Im Rollstuhl<br />

zum Arbeitsplatz<br />

Integration Viele Arbeitgeber trauen Menschen mit Behinderungen<br />

nicht zu, genug Leistung zu bringen. Jessica Linzmeier beweist, dass<br />

dieses Vorurteil falsch ist.<br />

Bei der Stadt Biberach<br />

hat die Bürokauffrau<br />

Jessica Linzmeier einen<br />

unbefristeten Vertrag.<br />

Jessica Linzmeier sieht<br />

nicht aus, als würde sie<br />

Auto fahren können. Sie<br />

sieht nicht aus, als habe<br />

sie einen gesunden fünfjährigen<br />

Sohn. Für viele sieht sie auch<br />

nicht aus, als lebe sie in einer<br />

Partnerschaft, als habe sie eine<br />

Ausbildung zur Bürokauffrau<br />

abgeschlossen und als habe sie<br />

einen Halbtagsjob als Verwaltungsangestellte.<br />

Aber all dies<br />

trifft auf die 32-Jährige zu. Es<br />

sind Vorurteile wie diese, mit<br />

denen die junge Frau immer<br />

wieder zu kämpfen hat. Jessica<br />

Linzmeier ist zu hundert Prozent<br />

schwerbehindert und sitzt<br />

im Rollstuhl.<br />

Wenn Jessica Linzmeiers Arbeitstag<br />

im Biberacher Rathaus<br />

zu Ende ist, fährt sie im Rollstuhl<br />

zu ihrem Auto. „Das ist einer<br />

der großen Vorteile“, sagt<br />

sie und schmunzelt dabei. „Ich<br />

habe immer super Parkplätze.“<br />

Sie öffnet die Tür des Wagens,<br />

hüpft aus dem Rollstuhl und<br />

setzt sich auf ein kleines Brett<br />

unterhalb des Autositzes. Den<br />

Rollstuhl klappt sie zusammen.<br />

Er wird mit einer automatischen<br />

Hebevorrichtung durch die seitlich<br />

geöffnete Schiebetür des<br />

Autos gezogen. „Wenn ich meinen<br />

Sohn vom Kindergarten abhole,<br />

ist unser Auto immer ein<br />

Highlight für die anderen Kinder“,<br />

erzählt sie, während sie<br />

sich auf den erhöhten Fahrersitz<br />

hebt.<br />

Für Außenstehende sieht es<br />

ganz einfach aus. Die Pedale<br />

wurden verlängert, damit Jessica<br />

Linzmeier sie problemlos erreichen<br />

kann. Türe zu und los<br />

geht’s. Rund 25 000 Euro hat der<br />

Umbau des Autos gekostet – bezahlt<br />

von der Agentur für Arbeit.<br />

Voraussetzung war ein unbefristeter<br />

Arbeitsvertrag. Zuvor<br />

war Jessica Linzmeier jeden<br />

Tag mit dem Taxi von ihrem 30<br />

Kilometer entfernten Wohnort<br />

abgeholt und wieder zurückgebracht<br />

worden. Öffentliche Verkehrsmittel<br />

können aufgrund ihrer<br />

Erkrankung problematisch<br />

sein. Sie hat Glasknochen.<br />

Schon ein kleiner Sturz kann fatale<br />

Folgen haben.<br />

Für die Stadt Biberach war<br />

ihre Behinderung nie ein Problem.<br />

„Frau Linzmeier hat uns

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