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antriebstechnik 7/2019

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19174<br />

07 JULI <strong>2019</strong><br />

TITELSTORY<br />

14 I GETRIEBE<br />

Zykloidgetriebe für hohe<br />

Drehmomente und Lasten<br />

22 I LINEARTECHNIK<br />

Elektrische Antriebe für<br />

Energie managementsysteme<br />

34 I SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

Kühle Antwort zur<br />

Wärmegrenzleistung<br />

10 I IDEENSCHMIEDE<br />

70 Jahre Fraunhofer –<br />

70 Jahre Zukunft<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.


Vollständig<br />

überarbeitet!<br />

Die Berechnung und Gestaltung von<br />

Wälzlagern erreicht eine neue Ära<br />

Wälzlagerpraxis<br />

Das Standardwerk für Konstrukteure<br />

und Studenten in der 5. Auflage.<br />

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EDITORIAL<br />

Nutze die<br />

Möglichkeiten<br />

SCHWERSTARBEIT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

im Moment dreht sich vieles um die Digitalisierung, smarte<br />

Produkte, Vernetzung, die Fabrik der Zukunft, usw. Diese<br />

Innovationen und Konzepte sowie ihre Konsequenzen für die<br />

Entwicklung von Maschinen und Anlagen sind natürlich auch<br />

in dieser Ausgabe der <strong>antriebstechnik</strong> ein Thema. Doch<br />

hauptsächlich widmen wir uns auf den vorliegenden knapp<br />

70 Seiten der Schwerstarbeit unter widrigsten Bedingungen<br />

oder extremen Lasten.<br />

Unser Special „Heavy Duty“ nimmt Komponenten unter die<br />

Lupe, die sich vor allem durch ihre Robustheit und/oder<br />

Leistungsstärke auszeichnen. Ob Getriebe (Seite 34), Energieketten<br />

(38), Elektromotoren (42), Zahnkränze (46), Frequenzumrichter<br />

(50) oder Drehgeber (52) – unser Themenschwerpunkt<br />

präsentiert Ihnen eine große Vielfalt an Antriebstechnologie,<br />

die aggressiven Umweltbedingungen wie Staub, Vibrationen,<br />

Kraftstößen, Feuchtigkeit oder Hitze widerstehen kann.<br />

Denn auch wenn die Komplexität in Bezug auf Industrie 4.0<br />

immer weiter steigt – manchmal dürfen Komponenten auch<br />

„einfach Hardware bleiben“, wie sich auch unser Interview-Gast<br />

ab Seite 30 sicher ist. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen<br />

und Informieren.<br />

Systemtechnik<br />

Antriebstechnik<br />

Spindeltechnik<br />

Peter Becker<br />

p.becker@vfmz.de<br />

Servicelösungen<br />

SPS IPC Drives Nürnberg, 26.-28.11.<strong>2019</strong><br />

Halle 3A, Stand 3A-410<br />

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Franz-Kessler-Straße 2, 88422 Bad Buchau<br />

Tel.: +49 7582 809 - 0<br />

info@kessler-group.biz, www.kessler-group.biz


EDITORIAL<br />

03 Schwerstarbeit<br />

SOFTSTARTER<br />

26<br />

06 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />

10 Ideenschmiede: 70 Jahre Fraunhofer – 70 Jahre Zukunft<br />

MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

SPECIAL<br />

Flender GmbH,<br />

Bocholt<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

14 TITEL Präzision in XXL<br />

18 Schnelligkeit zählt: von der Konfiguration bis zum Service<br />

LINEARTECHNIK<br />

22 Elektrische Antriebe für Energiemanagementsysteme<br />

26 Leistungskontrolle ohne Druck<br />

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KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

30 Wer hat’s erfunden? – ein Interview mit Matthias Klos<br />

50<br />

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TITELBILD<br />

Nabtesco Precision Europe<br />

GmbH, Düsseldorf<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

34 Kühle Antwort zur Wärmegrenzleistung<br />

38 Im harten Einsatz<br />

42 Neuer Motor schreddert gut<br />

46 Expertennetzwerk optimiert Kugelmühlen<br />

50 Seilbahn mit hohem Wintervergnügen für Sportler<br />

52 Damit alles glatt läuft<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

56 PEER REVIEWED Simulation schnell drehender<br />

Welle-Lager-Systeme – Teil 2<br />

67 Aktuelles aus der FVA<br />

SERVICE<br />

PENDELROLLENLAGER<br />

FÜR LANGLEBIGKEIT UND PROZESSSICHERHEIT<br />

WORLD'S<br />

FASTEST<br />

Die höchsten Tragzahlen weltweit<br />

Die perfekte Qualität aus dem eigenen Stahlwerk<br />

ist maßgebend für die Temperaturbeständigkeit<br />

bis 200 °C und die lange Lebensdauer<br />

bei hohen Belastungen.<br />

44 Impressum<br />

MEIN TIPP<br />

Antriebe und Antriebselemente für den Schwerlastbereich<br />

müssen ganz besonders widerstandsfähig<br />

sein und extrem rauen Umgebungsbedingungen<br />

wie Feuchte, Staub und immensen<br />

Temperaturen trotzen. Wie dies in der Praxis bspw.<br />

in der Papierindustrie oder in einer Schredderanlage<br />

aussieht, haben wir für Sie in unserem Special<br />

„Heavy Duty“ ab Seite 34 bereitgestellt.<br />

Svenja Stenner, Redakteurin, s.stenner@vfmz.de<br />

Innovationen,<br />

wie die kontrollierte<br />

Verschränkung und verschiedenste<br />

Käfigvarianten ermöglichen vielfältigste<br />

Anwendungen.<br />

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www.nachi.de<br />

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SOFTSTARTER<br />

KRÄFTIGES UMSATZPLUS BEI BOSCH REXROTH<br />

IM JAHR 2018<br />

Wechselkursbereinigt betrug das Wachstum 13 %. Der Auftragseingang<br />

lag Ende 2018 um 3,8 % über dem Vorjahr. In Deutschland<br />

stieg er um knapp 11 %. Rund ein Drittel des Gesamtergebnisses<br />

wurde im Rest Europas erzielt. Besonders stark entwickelten<br />

sich Asien, Pazifik und Afrika. Dort lag der Umsatz knapp ein<br />

Fünftel über dem Vorjahreswert. Wachstumstreiber waren vor<br />

allem Mobilhydraulik und Fabrikautomation. Neben der traditionell<br />

starken Position in der Industrie- und Mobilhydraulik<br />

positioniert sich Bosch Rexroth mehr als Anbieter von Industrie-4.0-<br />

Lösungen mit softwarebasierten, automatisierten und vernetzten<br />

Lösungen. Für das zweite Halbjahr <strong>2019</strong> erwartet das Unternehmen<br />

eine nachlassende konjunkturelle Dynamik, insbesondere<br />

aufgrund der nachlassenden Konsumnachfrage in China.<br />

www.boschrexroth.com<br />

Wir können auch<br />

Kompliziert<br />

HOLGER OBERGFÖLL NEUER GESCHÄFTSLEITER<br />

BEI NEUGART<br />

Neugart hat seine Geschäftsleitung erweitert<br />

mit Holger Obergföll als Geschäftsleiter (COO)<br />

Supply Chain. In dieser neu geschaffenen<br />

Funktion verantwortet er das Management<br />

sämtlicher Lieferketten. Die Stärkung der<br />

Supply Chain durch einen eigenen Verantwortlichen<br />

erfolgte im Zuge einer strategischen<br />

Neuausrichtung des Herstellers von<br />

Planetengetrieben. Denn bei der Realisierung<br />

von funktionierenden Getriebe-Motor-Kombinationen sind in<br />

einem wirtschaftlich immer anspruchsvolleren Umfeld vor allem<br />

Schnelligkeit und Effizienz gefragt. Als Diplomkaufmann und<br />

Master of Management mit Schwerpunkt Unternehmensstrategie<br />

verfügt Obergföll über langjährige Erfahrung im Bereich Antriebstechnik<br />

und Maschinensteuerung sowie im Lean-Management.<br />

Seine Schwerpunkte sind u. a. Supply-Chain-Prozesse in Lager und<br />

Bestand, die Optimierung von Produktionsabläufen mit Water<br />

Spider sowie die Steuerung internationaler Downstream-<br />

Materialflüsse.<br />

www.neugart.com<br />

INHABERWECHSEL BEI RHEIN-GETRIEBE<br />

Die Rhein-Getriebe GmbH, Spezialist für<br />

Sondergetriebe, war seit ihrer Gründung vor<br />

62 Jahren in Familienbesitz. Nun haben die<br />

Gründerfamilien das Unternehmen im<br />

Rahmen eines Management-Buy-Out<br />

verkauft. Hermann Heringer, der bisherige<br />

Geschäftsführer, hat alle Geschäftsanteile<br />

übernommen. Die Produkte des Unternehmens<br />

kommen überwiegend in der Medizinund<br />

Textiltechnik, im Brandschutz und in der Förder- und<br />

Sicherheitstechnik zum Einsatz. Rhein-Getriebe liefert Antriebstechnik<br />

u. a. für MRT- und Röntgengeräte, Textilmaschinen,<br />

Turmdrehkräne sowie Parkschranken und Toranlagen. Das<br />

bestehende Service- und Produktprogramm soll nach Angaben<br />

des Unternehmens weitergeführt und ausgebaut werden.<br />

www.rheingetriebe.com<br />

ABB: CEO SPIESSHOFER ZURÜCKGETRETEN<br />

PAN ® Hochleistungsbronzen<br />

für Gleitlager, Führungen und<br />

Verzahnungen aus speziell verhütteten<br />

PAN ® - Materialien<br />

PAN ® -GF selbstschmierende Gleitlager<br />

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PAN-Metallgesellschaft<br />

Seit 1931<br />

Postfach 102436<br />

D-68024 Mannheim<br />

Tel.: + 49 (0) 621 42 303-0 • Fax: + 49 (0) 621 42 303-33<br />

kontakt@pan-metall.com • www.pan-metall.com<br />

Der Verwaltungsrat von ABB hat sich mit CEO<br />

Ulrich Spiesshofer auf dessen Rücktritt von<br />

der Funktion geeinigt, die er seit 2013<br />

innehatte. Der Präsident des Verwaltungsrates,<br />

Peter Voser (Bild), übernahm die<br />

Position des Interims-CEO. Die Suche nach<br />

einem neuen CEO wurde eingeleitet. Voser<br />

erklärte: „Um unsere Finanzziele zu erreichen,<br />

werden wir den Verkauf des ABB Stromnetze-<br />

Geschäfts wie geplant vorantreiben, die Unternehmensstruktur<br />

des Konzerns vereinfachen und die angekündigten Kosteneinsparungen<br />

erzielen. Unsere vier neuen führenden Geschäftsbereiche<br />

werden sich voll darauf konzentrieren, die Bedürfnisse unserer<br />

Kunden in den Bereichen Digitalisierung, Elektrifizierung,<br />

Automatisierung und Robotik zu erfüllen.“ Voser ist seit April<br />

2015 Verwaltungsratspräsident von ABB. Davor war er zuerst CFO<br />

und dann CEO von Royal Dutch Shell. Von 2002 bis 2004 war er<br />

CFO von ABB.<br />

www.abb.com<br />

6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

PAN.indd 1 19.06.<strong>2019</strong> 09:03:59


SOFTSTARTER<br />

27,1 %<br />

5G in der Industrie wird Realität: SEW-Eurodrive<br />

rüstet erstes mobiles Assistenzsystem um<br />

23,5 %<br />

Kräftiges Umsatzplus bei Bosch Rexroth<br />

DIE TOP<br />

ONLINE-ARTIKEL<br />

UNSERER WEBSITE<br />

An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die fünf<br />

meistgelesenen Artikel des Monats unserer<br />

Internetpräsenz<br />

WWW.ANTRIEBSTECHNIK.DE<br />

Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im Monats-Zeitraum bis<br />

ca. 2–3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />

Berechnungsbasis von 100 % entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />

20,7 %<br />

Superwurm und Igus: Wie man eine Wurmfarm<br />

automatisiert<br />

17,1 %<br />

Rexroth nimmt Anwender mit auf digitale<br />

Reise der Lineartechnik<br />

11,6 %<br />

Diamant aus dem 3D-Drucker – Sensation oder<br />

Fake?<br />

NEUER DIGITAL-MANAGER BEI SMC DEUTSCHLAND<br />

Neue Aufgaben für Christian<br />

Ziegler (Bild r.): Als Manager<br />

Digital Business Development<br />

gestaltet er seit April die digitale<br />

Zukunft von SMC Deutschland.<br />

Seine bisherige Position als<br />

Manager Marketing + Communication<br />

übernimmt Michael<br />

Junkermann (Bild l.). Ziegler,<br />

Energieelektroniker und Wirtschaftsingenieur, war vor seinem<br />

Einstieg bei SMC 2015 u. a. in leitender Position bei Bosch Rexroth.<br />

„Im B2B-Marketing haben sich die Kanäle zum Kunden in den<br />

vergangenen fünf Jahren vervielfacht“, sagt er. „Zudem hat die<br />

Qualität der transportierten Inhalte einen ganz neuen Stellenwert<br />

erhalten. Dem tragen wir mit dem neuen Webauftritt Rechnung, der<br />

in diesem Jahr online geht.“ Junkermann blickt auf 25 Jahre Erfahrung<br />

in Marketing und Kommunikation zurück. Zusätzlich verantwortete er<br />

vor seinem Start bei SMC u. a. Engineering, Tech Support und Produktmanagement,<br />

strategisches Marketing und Operational Excellence in<br />

verschiedenen technischen Unternehmen.<br />

www.smc.de<br />

KOOPERATION OPTIMIERT SERVICE<br />

Die Flender GmbH,<br />

Bocholt, und die Wikov<br />

Industry a.s., Prag, haben<br />

eine Kooperation für<br />

Fremdgetriebe vereinbart.<br />

Im Mittelpunkt<br />

steht der Gedanke, den<br />

Kunden einen weltweit<br />

verfügbaren Service zu<br />

bieten. Beide Firmen streben eine langfristige Partnerschaft<br />

an, um Anlagenbetreibern ihr Serviceangebot auch für<br />

Getriebe anderer Hersteller zu offerieren. Die Anlagenverfügbarkeit<br />

ist in vielen Branchen entscheidend für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg. Häufig werden in den Anwendungen<br />

Komponenten unterschiedlicher Hersteller eingesetzt, was die<br />

Wartung für den Betreiber komplex macht. Durch ihre künftige<br />

Zusammenarbeit bieten die beiden Getriebespezialisten ihren<br />

Kunden die Möglichkeit eines globalen One-Stop-Service. Mit<br />

den gebündelten Ressourcen profitieren Kunden künftig von<br />

einem Netz mit über 50 weltweiten Service-Centern.<br />

www.flender.com<br />

ELEPHANT BRAKES BY RIETSCHOTEN.<br />

Industrie-Scheibenbremsen nachMaß.<br />

So individuell wie Ihr Bedarf.<br />

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Foto: U.I. Lapp GmbH<br />

LIEBHERR-VERZAHNTECHNIK ÜBERNIMMT<br />

WENZEL GEARTEC<br />

OWL.indd 1 04.07.<strong>2019</strong> 09:14:48<br />

MEIN ONLINE-LESETIPP<br />

ZEITREISE:<br />

110 JAHRE ZENTRAL SCHMIERTECHNIK<br />

Vor genau 110 Jahren begann Robert Bosch mit der<br />

Fertigung einer mechanischen Schmierpumpe, die in<br />

Verbrennungsmotoren für die exakte Verteilung und<br />

Dosierung von Schmierstoffen sorgte. Damit legte er den<br />

Grundstein für das weltweit größte Zentral schmiersystem-<br />

Portfolio von SKF. Es bietet eine enorme Bandbreite für<br />

nahezu alle Anwendungsgebiete – von Minimalmengenschmiersystemen<br />

mit wenigen Mikrotropfen bis hin zu<br />

Ölumlaufanlagen mit bis zu 3 000 l/min, von Systemdrücken<br />

in Höhe von max. 400 bar bei Fett und bis 4 000 bar<br />

bei Öl. Welche weiteren Pionierleistungen in der jetzigen<br />

SKF Lubrication Product Division stecken, verdeutlicht ein<br />

Blick in deren Entstehungsgeschichte.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/OL719<br />

Holger Seybold, Redakteur, h.seybold@vfmz.de<br />

Foto: Robert Bosch GmbH<br />

Liebherr-Verzahntechnik erwirbt alle Geschäftsanteile von Wenzel<br />

GearTec, Hersteller von Verzahnungsmessmaschinen aus Karlsruhe.<br />

Zum Portfolio von Wenzel gehört die WGT-Baureihe mit 4-achsigen<br />

Verzahnungsmessgeräten, die u. a. im Automobilbereich, in<br />

der Luftfahrt und im allgemeinen Maschinenbau Anwendung<br />

finden. Zwischen Liebherr und Wenzel besteht seit 2015 eine<br />

Partnerschaft. Die Integration in das Liebherr-Portfolio hat das Ziel,<br />

dem Kunden Closed-Loop-Systemlösungen aus einer Hand<br />

anzubieten. Erste Ansätze hierzu werden auf der EMO <strong>2019</strong> in<br />

Hannover vorgestellt. Wenzel GearTec wird vorerst weiterhin unter<br />

ihrem Namen und als hundertprozentige Tochter der Liebherr-<br />

Verzahntechnik tätig sein. Alle Mitarbeiter werden übernommen.<br />

Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen<br />

vereinbart. Der Kaufvertrag obliegt der Umsetzung gewisser<br />

kaufmännischer Prozesse. Nach deren Umsetzung soll Liebherr als<br />

Gesellschafter von Wenzel agieren.<br />

www.liebherr.com<br />

AXEL KÜPPER VERSTÄRKT DAS MANAGEMENT<br />

BEI LMT TOOLS<br />

Axel Küpper wird zum 1. April 2020 die<br />

Position des Global Head of Product<br />

Lines bei LMT Tools übernehmen. Ab<br />

diesem Tag verstärkt er das globale<br />

Management und verantwortet die<br />

Weiterentwicklung der Produktlinien.<br />

Küpper bringt Erfahrung aus verschiedenen<br />

Management-Positionen sowie<br />

der Werkzeugbranche in das Unternehmen<br />

ein. „Mit Axel Küpper gewinnen wir einen erfahrenen<br />

Manager, um die strategische Entwicklung unseres Werkzeugportfolios<br />

voranzutreiben und den Fokus auf Kundenorientierung<br />

weiter zu schärfen“, sagt Daniel Ehmans, CEO des Präzisionswerkzeugherstellers<br />

LMT Tools. Küpper ergänzt: „Bei LMT Tools ist sehr<br />

viel Expertenwissen und Innovationskraft vorhanden. Dieses<br />

Potenzial begeistert mich und ermöglicht es gleichzeitig, unseren<br />

Kunden zukunftsweisende Werkzeuglösungen anzubieten.“<br />

www.lmt-tools.com<br />

8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Das könnte<br />

Ihnen so passen<br />

Ob Standard, modifiziert oder speziell entwickelt: Je nach<br />

Anforderungsprofil optimieren unsere Edelbaustähle bei unseren<br />

Kunden Produktivität, Produktqualität und Workflow. Auch Ihnen<br />

können unsere Werkstoff-Experten die optimale Lösung anbieten<br />

– auf Ihren Bedarf abgestimmt, präzise nach Spezifikation erzeugt,<br />

in gleichbleibend hoher Qualität und verlässlich geliefert.<br />

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70 JAHRE FRAUNHOFER –<br />

70 JAHRE ZUKUNFT<br />

Am 26. März 1949 wurde die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten<br />

Forschung e. V. in München gegründet, um die hiesige Wirtschaft neu aufzubauen. Sie feiert<br />

nun – wie auch die Bundesrepublik Deutschland und das Grundgesetz – ihr 70-jähriges<br />

Jubiläum. Mit klarer Ausrichtung auf neue Schlüsseltechnologien und Märkte ist die<br />

Fraunhofer-Gesellschaft heute Innovationsmotor der deutschen Wirtschaft und Europas<br />

größte Organisation für angewandte Forschung. Wir zeigen einen Querschnitt durch<br />

wegweisende und aktuelle Forschungsprojekte.<br />

10 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


IDEENSCHMIEDE FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT<br />

Am 26. März 1949 bat Staatssekretär Hugo Geiger<br />

210 Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

in das Bayerische Wirtschaftsministerium. Er<br />

hatte den Wunsch, mit der Gründung der Fraunhofer-<br />

Gesellschaft zum Aufbau der Wirtschaft in Bayern und Deutschland<br />

beizutragen. Während das Wirtschaftswunder noch in weiter<br />

Ferne lag und Kinder in Trümmern spielten, stellte man sich<br />

in einem Münchener Büro mit drei Mitarbeitenden bereits kurze<br />

Zeit darauf der Herausforderung, die angewandte Forschung in<br />

Deutschland voranzubringen. Mit der Wahl von Hermann von<br />

Siemens zum Präsidenten Mitte der 50er-Jahre sowie der Gründung<br />

erster Institute entwickelte sich Fraunhofer immer mehr<br />

zu einer essenziellen Säule der Wissenschaftslandschaft in<br />

Deutschland. Mitte der 60er-Jahre wurde Fraunhofer offiziell<br />

zur Trägerorganisation für angewandte Forschung im deutschen<br />

Innovationssystem. Das Fraunhofer-Modell der erfolgsabhängigen<br />

Grundfinanzierung erzeugte seit den 70ern jene<br />

Dynamik des Erfolgs, die bis heute anhält. Mit der deutschen<br />

Wiedervereinigung eröffneten sich unerwartete Chancen auf<br />

neue Expansion. Die Fraunhofer-Gesellschaft ergriff schneller<br />

und konsequenter als andere Forschungsorganisationen die<br />

Gelegenheit und gründete in den neuen Bundesländern über<br />

20 neue Institute und Einrichtungen.<br />

STRATEGISCHE INITIATIVEN<br />

01<br />

02<br />

01 Ein neues Kühlkonzept für Elektromotoren<br />

ermöglicht den Einsatz von Kunststoffen als<br />

Gehäusematerial zur Gewichtsreduzierung bei<br />

gleichzeitiger Erhöhung der Leistungsdichte<br />

02 EU-Kommissar Günther H. Oettinger (Bild l.)<br />

erhielt das Ehrenzeichen ‚Der Fraunhofer‘ für<br />

seine besonderen Verdienste rund um das<br />

deutsche und europäische Innovationsgeschehen<br />

Das deutsche Wissenschaftssystem findet international Beachtung,<br />

die Leistungen im Industrietransfer, die Netzwerke<br />

zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sind weltweit<br />

beispielhaft. Mit aktuell 72 Instituten und Forschungseinrichtungen,<br />

mehr als 26 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem<br />

jährlichen Forschungsvolumen von mehr als 2,5 Mrd. EUR und<br />

zahlreichen internationalen Kooperationen zählt Fraunhofer zu<br />

den wirkungs stärksten Forschungsorganisationen. Mehr als<br />

zwei Drittel ihres Budgets verdient die Gesellschaft durch Vertragsforschung<br />

selbst, etwa ein Drittel erhält sie als Grundfinanzierung<br />

von Bund und Ländern. Auf dieser Basis und mit der<br />

klaren Ausrichtung auf neue Technologien und Märkte ist die<br />

Fraunhofer-Gesellschaft zum Innovationsmotor der deutschen<br />

Wirtschaft geworden: Vom Airbag bis zur weißen LED, vom<br />

Kautschuk aus Löwenzahn bis zur MP3-Technologie reichen<br />

die Erfindungen und Entwicklungen, die aus ihr hervorgegangen<br />

sind.<br />

Mit der Agenda 2022 hat die Fraunhofer-Gesellschaft eine<br />

Roadmap für ihre Forschungsaktivitäten definiert. Ein wichtiges<br />

Ziel ist die Entwicklung umfassender technologischer<br />

System lösungen für den Standort Deutschland. Dazu wurden<br />

‚Prioritäre Strategische Initiativen‘ zu sieben wichtigen Forschungsthemen<br />

ins Leben gerufen. In den Prioritären Strategischen<br />

Initiativen – kurz PSI – bündelt die Gesellschaft die<br />

Kompetenzen ihrer Institute, um umfassende Systemlösungen<br />

für strategisch wichtige Fragestellungen zu erarbeiten. Alle<br />

Themen haben eine hohe Relevanz für die deutsche und europäische<br />

Wirtschaft und Gesellschaft. Kognitive Systeme, Künstliche<br />

Intelligenz und Datensouveränität, Batteriezellfertigung,<br />

Programmierbare Materialien, Quantentechnologie, Translationale<br />

Medizin, Öffentliche Sicherheit und die Biologische<br />

Transformation bilden das aktuelle Themenfundament.<br />

„Die Zukunft ist seit jeher der Antrieb für die Fraunhofer-Gesellschaft“,<br />

erläutert Präsident Prof. Reimund Neugebauer die<br />

Mission der Fraunhofer-Gesellschaft. „Wie bauen wir intelligente<br />

Maschinen, denen jeder vertraut? Wie lassen sich Medikamente<br />

so her stellen, dass sie schneller und günstiger den Patienten<br />

helfen? Wie sorgen wir verantwortungsvoll dafür, dass<br />

sich jeder sicher fühlt? Als Forschende und Unternehmer beantworten<br />

wir diese Fragen und verstehen uns als verantwortungsvolle<br />

Taktgeber von Wirtschaft und Gesellschaft.“<br />

FORSCHUNG FÜR EUROPA<br />

Den Auftakt zum Jubiläumsjahr bildete am Gründungstag ein<br />

Festakt mit anschließendem Bayerischen Staatsempfang in<br />

München, zu dem hochrangige politische Vertreterinnen und<br />

Vertreter aus München, Berlin und Brüssel ebenso erschienen<br />

sind wie ausgewählte Repräsentanten aus Wirtschaft und Wissenschaft.<br />

Unter dem Thema ‚Forschung für Europa‘ betonte<br />

Prof. Reimund Neugebauer: „Es ist essentiell, Forschung nicht<br />

nur exzellent zu betreiben, sondern neue Themen frühzeitig zu<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 11


IDEENSCHMIEDE FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT<br />

03 Ein neues Machine-Learning-<br />

Tool hilft in der Magnetent wicklung,<br />

um ferromagnetische<br />

Kristalleigenschaften neuer<br />

Materialzusammensetzungen<br />

einfach und schnell<br />

vorherzusagen<br />

W<br />

WER WAR JOSEPH VON FRAUNHOFER?<br />

Joseph Fraunhofer<br />

(* 6.3.1787 – † 7.6.1826), seit<br />

1824 Ritter von Fraunhofer, war<br />

ein deutscher Optiker und<br />

Physiker. Er begründete am<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts den<br />

wissenschaftlichen Fernrohrbau.<br />

Ein farbreiner Objektivtyp, das<br />

Fraunhofer-Objektiv, wurde nach<br />

ihm benannt. Seine hervorragendste<br />

Leistung bestand in<br />

der Ver bindung von exakter wissenschaftlicher Arbeit und<br />

deren praktischer Anwendung für neue innovative Produkte.<br />

Mit dieser Denkweise wurde der Autodidakt Joseph von<br />

Fraunhofer zum Vorbild und Namensgeber der heutigen<br />

Fraunhofer-Gesellschaft. Sehen Sie eine eindrucksvolle<br />

Video-Reportage über das Lebenswerk von Joseph von<br />

Fraunhofer in unserem Digitorial (siehe Kasten rechts).<br />

Quelle: Wikipedia<br />

identifizieren und Zukunftsimpulse zu setzen. So können wir<br />

schneller auf Marktanforderungen reagieren. Unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind dabei die Grundlage unseres Erfolges. Sie<br />

meistern wie unser Namenspatron den Spagat zwischen Forschung<br />

und unternehmerischem Denken, sie übernehmen Verantwortung<br />

für die Zukunft, erarbeiten Lösungen für die Herausforderungen<br />

von morgen und fragen immer wieder aufs Neue: What’s next?“<br />

Notiz am Rande: Unter dem Slogan „What’s next?“ wird das<br />

Jubiläum übrigens von einer Messenger-Kampagne begleitet. Wie<br />

das genau funktioniert, erfahren Sie in unserem Digitorial unter<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/digi_719.<br />

Dr. Reinhard Ploss, CEO der Infineon Technologies AG, erklärte:<br />

„Für die Industrie ist Innovationskraft ein essenzieller Erfolgsfaktor.<br />

Die Fraunhofer-Gesellschaft steht wie keine andere Organisation<br />

für anwendungsorientierte Forschung und den erfolgreichen<br />

Transfer von neuen Erkenntnissen und Technologien in den Markt.<br />

Um im Innovationswettbewerb mit anderen Regionen der Welt<br />

dauerhaft erfolgreich zu sein, müssen Forschungsorganisationen<br />

und Unternehmen in Deutschland und Europa den Wissenstransfer<br />

weiter beschleunigen. Dabei sind die Kombination verschiedener<br />

Wissensbereiche und der Fokus auf Schlüsseltechnologien für<br />

wirtschaftlich und gesellschaftlich bedeutende Anwendungsbereiche,<br />

etwa Energie, Mobilität, industrielle Fertigung und Cybersicherheit,<br />

entscheidend.“<br />

Paul de Krom, CEO der Niederländischen Organisation für Angewandte<br />

Naturwissenschaftliche Forschung (TNO), fügte hinzu:<br />

„Der Ehrgeiz, das zu bewahren was wir haben, ist nicht gut genug.<br />

Unser Ehrgeiz, unsere Mission, muss weit darüber hinausgehen.<br />

Unser Ziel muss es sein, die Besten zu sein. Europa muss weiterhin<br />

an der Spitze darin sein, seine Unternehmen weiterzuentwickeln<br />

und sein Wissen zu vergrößern und in die Anwendung zu überführen.<br />

Nur so können wir uns im internationalen Wettbewerb erfolgreich<br />

und langfristig an der Spitze positionieren.“<br />

VERLEIHUNG DES EHRENZEICHENS<br />

Im Rahmen des anschließenden Bayerischen Staatsempfangs erhielt<br />

Günther H. Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal,<br />

das Ehrenzeichen ‚Der Fraunhofer‘ als höchste Auszeichnung<br />

der Fraunhofer-Gesellschaft für seine besonderen Verdienste rund<br />

um das deutsche und europäische Innovationsgeschehen. Kommissar<br />

Oettinger sagte: „Die Innovationsfähigkeit von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft wird angesichts der durch die Digitalisierung ausgelösten<br />

enormen Beschleunigung des technologischen Fortschritts<br />

zur Schlüsselkompetenz für die Erhaltung unseres gesellschaftlichen<br />

Wohlstands. Die Europäische Union wird ihre Anstrengungen<br />

im Bereich von Forschung und Innovation in ihrem<br />

nächsten Forschungsrahmenprogramm ‚Horizont Europa‘ deshalb<br />

signifikant erhöhen. Damit aber die europäische Forschung auch<br />

zu europäischer Innovation führt, braucht es unbedingt Organisationen<br />

wie Fraunhofer, die helfen, die häufig bestehende Lücke zwischen<br />

reiner Forschung und ihrer wirtschaftlichen Nutzung zu<br />

schließen. Das Konzept der Fraunhofer-Gesellschaft ist ein Erfolgsmodell,<br />

insbesondere, weil es mit seiner dezentralen Struktur<br />

regionale Cluster stärkt.“<br />

12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


70 JAHRE<br />

FRAUNHOFER –<br />

DIE HIGHLIGHTS<br />

ISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN *** WISSEN SCHAFFT IDEEN ***<br />

Erleben Sie die Geschichte der Fraunhofer-Gesellschaft sowie die<br />

Highlights aus 70 Jahren Forschung in unserem Digitorial – also auf<br />

einer Webseite ohne störende Navigation, Banner oder Sidebars.<br />

Scrollen Sie nach Lust und Laune durch Galerien, Videos, Grafiken<br />

und weiterführende Links. Das ist Storytelling in seiner modernsten<br />

Form: interaktiv – kurzweilig – informativ – unterhaltsam.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/digi_719<br />

Scrollen<br />

Sie durch<br />

70 Jahre<br />

Forschung:<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/<br />

digi_719<br />

INSTITUT FÜR KOGNITIVE SYSTEME<br />

Im Rahmen des Festaktes gab es zudem eine gemeinsame<br />

Erklärung der Fraunhofer-Gesellschaft, sowie der beiden<br />

Münchener Universitäten LMU und TUM zum Aufbau<br />

eines Instituts für Kognitive Systeme in Bayern, um<br />

Lösungen für drängende Fragen aus den Bereichen<br />

Künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und<br />

Cybersicherheit zu finden. Die drei Organisationen werden<br />

ihre Expertisen in diesen zukunftsweisenden Themen<br />

künftig bündeln und ergänzen, um so die notwendige<br />

Brücke zwischen der Grundlagen- und der Anwendungsforschung<br />

zu schaffen. In Kooperation mit weiteren<br />

Akteuren wird ausgehend vom Standort München ein<br />

Gesamtkonzept entwickelt, das sich zu einem wesent lichen<br />

Bestandteil der KI-Strategie der Bundesregierung entfalten<br />

soll. Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte<br />

werden resiliente kognitive Systeme und KI sowie KI für<br />

autonome Systeme sein.<br />

KUNDENSPEZIFISCHE<br />

ANTRIEBE FÜR<br />

Maschinenbau<br />

Luftfahrt<br />

Automotive<br />

Erneuerbare Energien<br />

DIGITORIAL MIT SPANNENDEN INHALTEN<br />

Zum Jubiläum widmet die Redaktion <strong>antriebstechnik</strong> der<br />

Fraun hofer-Gesellschaft ein eigenes Digitorial (siehe<br />

Kasten oben). Es erwarten Sie zahlreiche spannende<br />

Projekte, interessante Infor mationen und hilfreiche Links.<br />

Wir entführen Sie in die wunderbare Welt der Fraunhofer-<br />

Gesellschaft unter:<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/digi_719<br />

Fotos: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten<br />

Forschung e. V.<br />

www.fraunhofer.de<br />

Brandenburger Strasse 10 D-88299 Leutkirch im Allgäu<br />

phone +49 7561 98248-0 info@ate-system.de<br />

www.ate-system.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 13<br />

ATE.indd 1 27.05.<strong>2019</strong> 09:30:54


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

TITEL<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

ZYKLOIDGETRIEBE FÜR HOHE DREHMOMENTE UND LASTEN<br />

PRÄZISION IN XXL<br />

Für Heavy-Duty-Anwendungen bietet<br />

Nabtesco ein fein abgestuftes<br />

Produktportfolio an leistungsstarken<br />

Getriebesystemen mit<br />

Nenndrehmomenten bis zu 28 000 Nm.<br />

Die Spezialisten für hohe Drehmomente<br />

und große Traglasten zeichnen sich durch<br />

eine außergewöhnliche Kraft, hohe<br />

Positioniergenauigkeit sowie eine<br />

kompakte Bauform aus – und nehmen es<br />

mühelos mit den größten<br />

Schwergewichten auf.<br />

Marcus Löw ist Geschäftsführer der Nabtesco Precision Europe<br />

GmbH in Düsseldorf<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 15


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

TITEL<br />

Ob große Glasscheiben, Bleche, Maschinenteile oder sogar<br />

ganze Fahrzeuge – wenn es um die Handhabung und<br />

Positionierung schwerer Lasten geht, braucht es<br />

kraft volle und robuste Getriebelösungen. „Überall, wo<br />

größere Bauteile zuverlässig und genau in Position gebracht werden<br />

müssen, sind drehmomentstarke Kraftpakete mit höchster<br />

Präzision gefragt“, so Daniel Obladen, Head of Sales General<br />

Industries bei der Nabtesco Precision Europe GmbH, dem weltweit<br />

größten Hersteller von Zykloidgetrieben.<br />

ZYKLOIDGETRIEBE SIND AUF DEM VORMARSCH<br />

Bisher übernehmen oft noch Hydrauliksysteme oder große Planetengetriebe<br />

diese Aufgabe. „Infolge des steigenden Automatisierungsgrades<br />

lässt sich aber auch hier ein Trend hin zu Zykloidgetrieben<br />

feststellen“, erzählt der Vertriebsleiter. Das verwundert nicht.<br />

Schließlich haben sich die Nabtesco-Getriebe in der Robotik bereits<br />

millionenfach bewährt und gehören längst zur „Grundausstattung“<br />

der meisten Roboter. Diesen Erfolg haben sie ihrer besonderen<br />

Technologie zu verdanken. Aufgrund der zykloiden Bauform erfolgt<br />

eine nahezu spielfreie Kraftübertragung bei höchster Steifigkeit und<br />

Übertragungsgenauigkeit. Das macht die Getriebesysteme außerordentlich<br />

leistungsfähig, sehr präzise und extrem robust – Eigenschaften,<br />

von denen auch Heavy-Duty- Anwendungen profitieren.<br />

„Die hohen Drehmomentleistungen bei minimalem Spiel<br />

erlauben schnelle und präzise Positionierbewegungen mit hohen<br />

Traglasten ohne Nachschwingen“, macht Obladen deutlich. „Dank<br />

der Rollen-Exzenter-Konstruktion verteilt sich die Kraft zudem sehr<br />

gleichmäßig, was für minimalen Hystereseverlust und enorme<br />

Widerstandsfähigkeit gegen Schockbelastungen sorgt.“ In Not-Halt-<br />

Situationen kann das Getriebe so das Fünffache des Nenn drehmoments<br />

aufnehmen. Die rollende Reibung aller an der Kraftübertragung<br />

beteiligten Elemente garantiert außerdem ein sehr geringes<br />

Losbrechmoment. Zudem ist die Spielzunahme auch über einen<br />

langen Zeitraum verschwindend gering – ein großes Plus gegenüber<br />

normalen Planetengetrieben, die im Laufe ihres Lebens häufig<br />

mit zunehmendem Spiel zu kämpfen haben. Darüber hinaus sind<br />

die Getriebe von Nabtesco äußerst wartungsarm, langlebig sowie<br />

kompakt konstruiert.<br />

FEIN ABGESTUFTES PRODUKTPORTFOLIO<br />

„Alles in allem sind Zykloidgetriebe effizienter, energiesparender,<br />

sicherer und umweltfreundlicher als Hydraulikanwendungen“,<br />

betont Obladen und ergänzt: „Außerdem sind sie im Vergleich zu<br />

mehrstufigen Planetengetrieben konstruktionsbedingt deutlich<br />

steifer und dabei kompakter, nämlich circa 50 Prozent kürzer, sowie<br />

leichter und können diese dank ihrer besseren Leistungsdaten in<br />

vielen Applikationen ersetzen.“ Ein Beispiel sind Walzen- und<br />

Trommelantriebe. Obladen: „Die hohe Präzision der Zykloidgetriebe<br />

hat den Nebeneffekt, dass der Übertragungsfehler im Getriebe sehr<br />

gering ist. Dadurch bleibt die Abtriebsdrehzahl sehr konstant. Das<br />

ist u. a. bei der Herstellung von Gummimatten für Autoreifen wichtig.<br />

Zy kloidgetriebe machen Planetengetrieben daher auch in diesem<br />

Bereich verstärkt Konkurrenz.“ Aber auch für schwer gewichtige<br />

Handlingapplikationen ist der Einsatz von Zykloid getrieben in vielen<br />

Branchen ein Gewinn. Speziell für Präzisions anwendungen mit<br />

höheren Lasten bietet Nabtesco daher ein fein abgestuftes Produktportfolio,<br />

das selbst den anspruchsvollsten Aufgaben optimal gerecht<br />

wird – von hochintegrierbaren Einbausätzen und vollständig<br />

geschlossenen Getriebeeinheiten (Getriebeköpfe) mit Voll- oder<br />

Hohlwelle bis hin zu kraftvollen Drehtischen.<br />

DAS GRÖSSTE PRÄZISIONSGETRIEBE DER WELT<br />

Mit einem Nenndrehmoment von 28 000 Nm ist das RV-2800N<br />

derzeit das größte und robusteste Präzisionsgetriebe der Welt. Die<br />

strapazierfähigen Einbausätze mit Vollwelle bieten eine optimale<br />

Kombination aus Leistungsstärke, Torsionssteifigkeit sowie<br />

Kompaktheit und erschließen Robotern so völlig neue Einsatzbereiche,<br />

in denen sich Anwender bisher mit Lösungen wie<br />

Hydraulik oder Spindeln behelfen mussten. Seine kompakte Bau-<br />

01 Die Vollwellengetriebe der RV-N-Serie wurden speziell für die Robotik entwickelt<br />

02 Das RS-900A ist für Traglasten bis zu 9 t ausgelegt<br />

03 Das RV-1200C verfügt über eine großzügig dimensionierte Hohlwelle<br />

01<br />

04 Unkomplizierte Plug-&-Play-Lösung: RHR-1500E mit Drehmomentstütze<br />

05 Dank seiner kompakten Bauform eignet sich das RS-900A ideal für den Einsatz in<br />

Drehtischen und Positionierern<br />

02 03<br />

04<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

form hat der Getriebe-Superlativ dem Hauptlager mit integriertem<br />

Innenring zu verdanken: Die Verstärkung der Exzenterwellenlagerung<br />

bewirkt eine sehr hohe Leistungsdichte. Anwendung findet das<br />

RV-2800N u. a. in der Robotik, im Automobilbau, in der Glasindustrie<br />

sowie im Schiffs- und Bergbau, auf Bohrinseln und in Kränen. „Hier<br />

profitieren die Applikationen auch von den guten Eigenschaften wie<br />

dem geringen Gewicht, der hohen Präzision und der hohen Überlastfähigkeit“,<br />

erklärt Vertriebsleiter Obladen.<br />

Wenn der Bauraum besonders knapp ist, sind Hohlwellengetriebe<br />

wie das RV-1200C (Nenndrehmoment = 12 000 Nm) eine ideale<br />

Wahl. Die hohle Mittelachse erlaubt es, Versorgungsleitungen,<br />

Kabel und Antriebswellen einfach und platzsparend durch das<br />

Zentrum des Zykloidgetriebes hindurchzuführen, und begünstigt<br />

gleichzeitig die Belastbarkeit. Im Getriebe-Inneren sind sie nicht<br />

nur optimal untergebracht, sondern auch bestens vor äußeren Einflüssen<br />

geschützt. Die Hohlwelle bleibt nicht starr, sondern dreht<br />

konstruktionsbedingt mit der Abtriebsdrehzahl mit. Dies hat den<br />

Vorteil, dass über einen Geber an der Hohlwelle die Position der<br />

Antriebswelle direkt ermittelt werden kann. Aufgrund seiner hohen<br />

Leistungsfähigkeit eignet sich das RV-1200C für eine Vielzahl an<br />

Antriebsaufgaben, die hohe Drehmomente und eine kompakte<br />

Bauweise erfordern.<br />

UNKOMPLIZIERTE PLUG-&-PLAY-LÖSUNG<br />

Während die Integration der Einbausätze RV-2800N und RV-1200C<br />

einen gewissen Engineering-Aufwand erfordert und insbesondere<br />

bei großen Stückzahlen das absolute Nonplusultra ist, sind beim<br />

RH-1500E (Nenndrehmoment = 15 000 Nm) Antriebsritzel und<br />

Motorflansch für alle gängigen Motortypen bereits integriert. So<br />

lassen sich die vollständig geschlossenen Getriebeeinheiten schnell<br />

und einfach in den Antriebsstrang integrieren – eine unkomplizierte<br />

Plug-&-Play-Lösung. Die integrierten Schrägkugellager nehmen<br />

axiale und radiale Lasten sowie Biegemomente auf und tragen zur<br />

hohen Widerstandsfähigkeit gegen Stoß- und Überbelastung bei.<br />

Dank seines innovativen Tribologiekonzepts ist das RH-1500E<br />

zudem extrem wartungsarm. Für Applikationen in der Lebensmittel-<br />

und Verpackungsindustrie ist das hygienische Design mit<br />

seinen glatten Oberflächen und optimierten Dichtungen ideal.<br />

„Bei den Schwerlastgetrieben der Serien RV-N, RV-C und RH-E<br />

liegt der Fokus in erster Linie auf hohen Drehmomenten“, erläutert<br />

Obladen. „Im Gegensatz dazu stehen beim RS-900A vorwiegend<br />

große Traglasten im Vordergrund.“ Die robusten Präzisionsgetriebe<br />

mit Hohlwelle sind für Axiallasten bis zu 9 t ausgelegt und eignen<br />

sich optimal für den Einsatz in Drehtischen und Positionierern.<br />

„Herkömmliche Drehtische sind meistens mit Schneckengetrieben<br />

ausgestattet, die naturgemäß nach einer gewissen Zeit Verschleißerscheinungen<br />

aufweisen“, so der Vertriebsleiter. „Die RS-Getriebe<br />

dagegen sind absolut verschleißarm sowie nahezu spielfrei und<br />

stellen eine echte Alternative zu klassischen Lösungen dar.“ Die<br />

gusseiserne Basis lässt sich einfach am Boden montieren und gewährleistet<br />

einen stabilen Stand. Der Motor wird im rechten Winkel<br />

angebaut und ist damit leicht zugänglich. Durch die stabile,<br />

strapazierfähige Konstruktion sowie die hohe Leistungsfähigkeit<br />

sind die RS-Exzentergetriebe herkömmlichen Nockenwellen- und<br />

Schneckengetrieben deutlich überlegen.<br />

GROSS BIS INS KLEINSTE DETAIL<br />

Egal welche Anforderung, Anwendung oder Branche – wo immer<br />

große Lasten punktgenau positioniert werden müssen, machen die<br />

robusten und kompakten Getriebe-Giganten von Nabtesco eine<br />

gute Figur und handhaben Schweres mit Leichtigkeit. Dabei hat<br />

sich der japanische Hersteller mit Europazentrale in Düsseldorf<br />

nicht nur mit seinen bewährten Getriebeserien einen Namen gemacht,<br />

der Zykloidgetriebehersteller gilt auch als ausgewiesener<br />

DIE IDEE<br />

„Die Positionierung und Handhabung<br />

schwerer Lasten und großer Teile<br />

stellt hohe Anforderungen an die<br />

eingesetzten Getriebelösungen.<br />

Speziell für Präzisionsanwendungen<br />

im Heavy-Duty-Bereich bieten wir ein<br />

fein abgestuftes Produktportfolio,<br />

das selbst den anspruchsvollsten<br />

Aufgaben gerecht wird. Unsere<br />

robusten, präzisen und kompakten<br />

Zykloidgetriebe haben sich weltweit<br />

in den unterschiedlichsten Branchen<br />

bewährt und sind eine echte<br />

Alternative zu Hydrauliksystemen<br />

und großen Planetengetrieben.“<br />

Marcus Löw, Geschäftsführer,<br />

Nabtesco Precision Europe GmbH<br />

05<br />

Engineering-Spezialist: In enger Zusammenarbeit mit dem Kunden<br />

entwickelt und fertigt Nabtesco spezielle Antriebskonzepte, die<br />

perfekt an die jeweilige Applikation angepasst sind. Denn auch bei<br />

großen Getrieben zählt das kleinste Detail.<br />

Fotos: Nabtesco Precision Europe GmbH<br />

www.nabtesco.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 17


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

01 V. l.: Bernd Cihlar,<br />

Geschäftsleiter Technik,<br />

Holger Obergföll, Geschäftsleiter<br />

Supply Chain, Bernd Neugart,<br />

Geschäftsführer<br />

GETRIEBE-MOTOR-KOMBINATIONEN<br />

SCHNELLIGKEIT ZÄHLT: VON DER<br />

KONFIGURATION BIS ZUM SERVICE<br />

Jede funktionierende Getriebe-Motor-Kombination ist das Ergebnis eines komplexen<br />

Prozesses – von der Konfiguration bis zum laufenden Betrieb. Gleichzeitig sind bei der<br />

Realisierung Schnelligkeit und Effizienz gefragt. Denn beide stellen in einem wirtschaftlich<br />

immer anspruchsvolleren Umfeld entscheidende Wettbewerbsfaktoren dar. Als Hersteller<br />

von Planetengetrieben reagiert Neugart auf diese spezifische Marktforderung mit einem<br />

umfassenden Gesamtpaket aus Hardware, Tools, Supply Chain und Services.<br />

Bernd Cihlar ist Geschäftsleiter Technik, Holger Obergföll ist Geschäfts leiter<br />

Supply Chain und Sascha Saumer ist Produktmanager Tools & Trainings,<br />

alle bei der Neugart GmbH in Kippenheim<br />

Von A wie Automation bis Z wie Zerspanungstechnik<br />

kommen Getriebe-Motor-Kombinationen in vielen<br />

Branchen und Anwendungen zum Einsatz. Und zwar in<br />

aller Regel störungsfrei und mit dem gewünschten<br />

Ergebnis. Doch damit die Anlagen so problemlos funktionieren,<br />

muss im Vorfeld bereits vieles gelungen sein. Denn jede einzelne<br />

Phase der Prozesskette stellt spezifische Anforderungen – und verlangt<br />

entsprechende Lösungen: Von Planung und Konfiguration über<br />

Herstellung und Lieferung bis hin zum Service im laufenden Betrieb.<br />

ERFOLGSFAKTOREN BEI PLANUNG UND<br />

KONFIGURATION<br />

Am Beginn einer jeden Getriebe-Motor-Kombination steht eine<br />

spezifische Antriebsaufgabe. Je mehr Auswahlmöglichkeiten an<br />

Getrieben und passenden Motoren bestehen, desto besser lässt<br />

sich tatsächlich die optimale Lösung finden. Ein großes Portfolio<br />

auf Seiten des Getriebeherstellers schafft die Voraussetzung dafür –<br />

ebenso wie die Kompatibilität der Getriebe mit möglichst vielen<br />

Motoren. Neugart erfüllt diese Anforderung z. B. mit einem ausgefeilten<br />

Getriebebaukasten, der theoretisch über 2,5 Mio. Kombinationsmöglichkeiten<br />

bereithält.<br />

Angesichts dieser Fülle wird schnell klar, dass sich ein<br />

ziel führender Auswahl- und Konfigurationsprozess nicht mehr<br />

manuell durchführen lässt. Vielmehr ebnen heute intelligente<br />

Algorithmen und smarte Tools den Weg zum optimalen Getriebe.<br />

Ein erfahrener Vertriebstechniker kann so in wenigen Minuten<br />

eine neue Getriebe-Variante erstellen, die dazu notwendige<br />

Dokumentation erzeugen und auch gleich den Betriebsauftrag an<br />

die Produktion weitergeben.<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

SMARTE TOOLS BESCHLEUNIGEN AUSLEGUNG<br />

Noch schneller geht es, wenn der Kunde selbst ein Konfigurationstool<br />

nutzt. Vor diesem Hintergrund hat Neugart sein Angebot an kostenlosen<br />

Auswahl- und Auslegungstools zur Motek 2018 um zwei neue<br />

leistungsstarke und intuitiv bedienbare Softwarelösungen erweitert:<br />

Die Berechnungssoftware Neugart Calculation Program in der<br />

aktuellen Version 4.1 (NCP 4.1) zur Dimensionierung und Überprüfung<br />

der applikationsbedingten Kennwerte. Und den Tec Data<br />

Finder (TDF) zur Überprüfung der geometrischen Vereinbarkeit von<br />

Getriebe und Motor sowie zur Bereitstellung von CAD-Modellen und<br />

Datenblättern.<br />

Kurz gesagt, führt der TDF – auch auf mobilen Endgeräten – sehr<br />

schnell und einfach zur passenden Getriebe-Motor-Kombination,<br />

indem er nur die jeweils passenden Gegenstücke anzeigt. Der<br />

Auswahlprozess kann sowohl vom Motor ausgehen als auch vom<br />

Getriebe. Daten für mehr als 17 000 Motoren aller gängigen Hersteller<br />

sind dafür in der Software hinterlegt. Bis zu fünf verschiedene<br />

Getriebe können dabei miteinander verglichen werden. Unterschiede<br />

innerhalb der technischen Daten werden so markiert, dass sie auf<br />

einen Blick deutlich sichtbar sind. Damit lässt sich schnell erkennen,<br />

welches Getriebe die technischen Anforderungen optimal abdeckt.<br />

Nach der Konfiguration erhält der Anwender bei Neugart auf Anforderung<br />

sofort CAD-Modelle sowie technische Datenblätter. Auf<br />

Wunsch werden zudem entsprechende Angebote erstellt.<br />

Die ebenfalls komfortabel bedienbare Auslegungssoftware NCP<br />

ermöglicht es hingegen, den spezifischen Applikationsfall durchzurechnen<br />

und in sehr kurzer Zeit den passenden Antriebsstrang zu<br />

ermitteln. Die Basis dafür bildet nicht nur die komplexe Motorendatenbank,<br />

sondern auch ein breites Spektrum an vorgegebenen<br />

Applikationen und Lastfällen wie Ritzel-Zahnstange, Spindel,<br />

Riemen, Förderband, Drehtisch, Schubkurbel oder diverse Wickler.<br />

Im Ergebnis erhält der Nutzer Vorschläge zur optimalen Getriebe­<br />

Motor-Kombination für seine Anwendung. Nach Auslegung des<br />

kompletten Antriebsstrangs führt ein Vergleich der unterschiedlichen<br />

Auslegungen zur kosten- und energieeffizientesten Option. Darüber<br />

hinaus liefert die Software eine umfangreiche technische Dokumentation<br />

aller Berechnungsschritte und gewährleistet den direkten<br />

Zugriff auf die Maßblätter und CAD-Dateien der selektierten<br />

Produkte. Für den Konstrukteur bedeutet das einen erheblichen<br />

Mehrwert und deutlichen Zeitgewinn.<br />

HOHER AUTOMATISIERUNGSGRAD OPTIMIERT<br />

FERTIGUNG<br />

Ist die Konfiguration abgeschlossen und die Bestellung beim<br />

Hersteller eingegangen, ist dieser gefordert, das gewünschte Getriebe<br />

möglichst schnell zu produzieren und zum Kunden zu bringen. Eine<br />

direkte Datenübertragung zwischen Konfigurationstool und Produktion<br />

beschleunigt den ersten Schritt und vermeidet Fehler. Dann<br />

liegen die Herausforderungen in der tatsächlichen Fertigung. Und<br />

hier bieten Digitalisierung und neue Methoden zur Steigerung der<br />

Effi zienz Chancen und Möglichkeiten, an die vor einigen Jahren noch<br />

gar nicht zu denken war.<br />

So ist es Neugart durch die zunehmende Automatisierung von<br />

Maschinen und die Digitalisierung von Prozessen gelungen, die<br />

Transparenz stark zu erhöhen und Reibungsverluste zu minimieren.<br />

In einer solchen vernetzten Umgebung ist jederzeit klar, was zu<br />

welchem Zeitpunkt gefertigt werden soll. Ressourcen können<br />

dementsprechend effizient eingesetzt werden.<br />

02<br />

03<br />

04<br />

02 Heute ebnen intelligente Algorithmen und<br />

smarte Tools den Weg zum optimalen Getriebe<br />

03 Automatisierung und Digitalisierung<br />

ermöglichen neue Potenziale in der Fertigung<br />

04 Das große Getriebe-Portfolio ermöglicht es<br />

für jeden Anwendungsfall die passende<br />

Getriebe-Motor-Kombination zu finden<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 19


GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

05 Eine optimierte Supply-Chain mit<br />

Methoden wie U-Shapes, Routenzügen, SMED<br />

und Kanban ist die Basis für eine hohe<br />

Flexibilität und Effizienz in der Produktion<br />

Als weiterer Branchentrend ist Qualität heute weitgehend zum<br />

Standard geworden und wird dementsprechend vorausgesetzt.<br />

Somit geht es darum, eine breite Produktvarianz in kurzen Lieferzeiten<br />

anzubieten – und das im Fall von Neugart für Losgrößen von<br />

2 000 bis hinunter zur Fertigung in Losgröße 1. Die Basis für die<br />

erforderliche Flexibilität und Effizienz in der Produktion schafft<br />

eine interne Supply Chain, die Optimierungspotenziale mit<br />

Methoden wie U-Shapes, Routenzügen, SMED und Kanban<br />

konsequent ausschöpft.<br />

Ein weiterer Erfolgsfaktor sind ausreichende Fertigungskapazitäten.<br />

So ist Neugart mit drei Produktionsstandorten an<br />

strategisch wichtigen Punkten der Welt vertreten, was Transportwege<br />

reduziert. Zudem hat das Unternehmen seine Produktionskapazitäten<br />

in den vergangenen zwölf Monaten um 30 % gesteigert.<br />

Aktuell laufen darüber hinaus Planungen für ein weiteres Montagewerk<br />

mit 10 000 m² Grundfläche am deutschen Headquarter-<br />

Standort in Kippenheim. Und nicht zuletzt sind es gerade auch in<br />

einem hochtechnisierten Produktionsbetrieb die engagierten und<br />

kompetenten Mitarbeiter mit ihren individuellen Stärken, die für<br />

zufriedene Kunden sorgen. Im Zuge eines systematischen Shopfloor-Managements<br />

sind sie so miteinander vernetzt, dass auch<br />

kurzfristige Kundenanfragen eng verzahnt zwischen den unterschiedlichen<br />

Abteilungen abgestimmt werden können.<br />

SUPPLY-CHAIN- UND SERVICE-PROZESSE<br />

GREIFEN INEINANDER<br />

Doch nutzt selbst das beste pünktlich gefertigte Produkt nur etwas,<br />

wenn es zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Deshalb sind exakt<br />

gepflegt Stammdaten zu Kunden, Produkten und der zur Produktion<br />

erforderlichen Lieferanten und Maschinen notwendig. Sie<br />

ermöglichen optimal aufeinander abgestimmte Supply-Chain-<br />

Prozesse, die wie Zahnräder in einem Planetengetriebe ineinandergreifen.<br />

Diese gewährleisten dann bei Neugart nicht nur eine hohe<br />

Lieferpräzision, sondern auch kürzeste Lieferzeiten bis hin zu<br />

24 Stunden.<br />

Ein wirklich umfassendes Gesamtpaket rund um Getriebe-<br />

Motor-Kombinationen endet allerdings nicht damit, dass alle<br />

Komponenten schließlich mit einer Zuverlässigkeitskennzahl<br />

größer als 99,9 % an ihrem endgültigen Einsatzort arbeiten: Denn<br />

auch bei solchen hochverfügbaren Systemen zählt im Fall der Fälle<br />

jede Minute, um Stillstandzeiten zu minimieren. Deshalb wurde<br />

auch die Serviceabteilung im Zuge der aktuellen Optimierungen<br />

weiter ausgebaut. Sie ist rund um die Uhr per Online-Formular,<br />

Telefon oder E-Mail erreichbar. Service-Mitarbeiter, die bis zum<br />

Abschluss einer Anfrage der feste Ansprechpartner für den Kunden<br />

bleiben, führen Funktionsanalysen und Reparaturen durch oder<br />

unter stützen beim Umbau. Auch bei Reklamationen bieten sie<br />

schnelle Hilfestellung, parallel zu einer fundierten Ursachenanalyse.<br />

Und wenn es wirklich schnell gehen muss, können Ersatzteile in 24<br />

bzw. 48 Stunden geliefert werden.<br />

VIELE ERFOLGSFAKTOREN FÜHREN ZUR<br />

OPTIMALEN LÖSUNG<br />

Angesichts von tausenden Motormodellen auf der einen und einer<br />

ebenso großen Auswahl an Getrieben auf der anderen Seite wird<br />

schnell klar, welche komplexen Anforderungen Getriebe-Motor-<br />

Kombinationen stellen. Verschiedene Erfolgsfaktoren sorgen an<br />

jedem Punkt der Prozesskette für Schnelligkeit und Effizienz bei<br />

Planung, Realisierung und Betrieb. Lange Wartezeiten von der<br />

ersten Idee bis zum Einsatz der optimalen Lösung sind damit<br />

Vergangenheit.<br />

Fotos: Neugart GmbH<br />

www.neugart.com<br />

DIE IDEE<br />

„Die systematische Kombination von<br />

Hardware, Tools, Supply Chain und<br />

Services macht den Weg zur optimalen<br />

Getriebe-Motor-Kombination bis<br />

hin zum laufenden Betrieb deutlich<br />

schneller und effizienter. Für Maschinenbauer,<br />

aber auch für Betreiber<br />

entsprechender Anlagen bringt eine<br />

solche Paketlösung signifikante<br />

Wettbewerbsvorteile.“<br />

Bernd Neugart, Geschäftsführer,<br />

Neugart GmbH<br />

20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SEW-EURODRIVE—Driving the world<br />

Generation<br />

X.e<br />

efficient<br />

experienced<br />

excellent<br />

VOM STANDARD ZUR INDIVIDUALISIERUNG – Die Generation X.e setzt neue Maßstäbe und bietet Ihnen<br />

größtmögliche Effizienz, mehr Sicherheit und Langlebigkeit. Und das auch bei schwierigen Einsatzbedingungen.<br />

• ausgeführt als 2- bis 4-stufige Stirn- und Kegelstirnradgetriebe<br />

• Drehmomentbereich von 58 bis 175 kNm (Baureihe X: 6,8 bis 475 kNm)<br />

• passt sich exakt an die Betriebs- und Umweltbedingungen Ihrer Applikation an<br />

• neue Features wie z. B. berührungslose Dichtungssysteme, optimierte<br />

Verzahnungstopologie und Lagervorspannung u. v. m.<br />

Mehr erfahren: www.sew-eurodrive.de


LINEARTECHNIK<br />

PNEUMATISCHE VS. ELEKTRISCHE SYSTEME<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBE FÜR<br />

ENERGIEMANAGEMENTSYSTEME<br />

Gesetzliche Vorgaben verpflichten viele Unternehmen dazu,<br />

den Ist-Zustand ihres Energieverbrauchs zu bewerten und<br />

Verbesserungspotenziale zu ermitteln. Dies kann durch ein<br />

Energieaudit nach DIN EN 16247 erfolgen oder alternativ mit der<br />

Einführung eines Energiemanagementsystems gemäß ISO 50001.<br />

Matthias Utz ist Product Manager Linear Systems<br />

und Harald Müller ist Product and Energy Manager,<br />

beide bei der Dunkermotoren GmbH in Bonndorf<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Aus einem Energiemanagementsystem, wie es viele Unternehmen mittlerweile<br />

eingeführt haben, resultieren gleich mehrere Vorteile. Im<br />

Fokus steht dabei die kontinuierlich verbesserte, energiebezogene<br />

Leistung: Also Optimierung der Energieeffizienz (so etwa weniger<br />

Energie pro gefertigtem Stück), des Energieeinsatzes (wo wird welche Energie<br />

verwendet, etwa für Beleuchtung) und des Energieverbrauchs (z. B. Reduzierung<br />

der Energiemenge). Auch Dunkermotoren hat sich für ein Energiemanagementsystem<br />

gemäß ISO 50001 entschieden, um weiterhin ressourcenschonend<br />

Hightech-Produkte „Made in Germany“ liefern zu können.<br />

VERBESSERUNGEN IDENTIFIZIEREN, UMSETZEN<br />

UND PRÜFEN<br />

Mit einem systematischen Vorgehen lässt sich die Optimierung der energiebezogenen<br />

Leistung erreichen. Zuerst erfolgt eine energetische Bewertung des<br />

Unternehmens. Ermittelt werden Energieverbrauch und -einsatz, sowie die vorrangigen<br />

Einsatzbereiche. Ein Einsatzbereich ist etwa das Erzeugen von Druckluft.<br />

Zudem gilt es hierbei auch Verbesserungsoptionen der energiebezogenen<br />

Leistung zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.<br />

Im nächsten Schritt werden die definierten Maßnahmen umgesetzt und hinsichtlich<br />

ihrer Wirksamkeit in geplanten Zeitabständen überprüft und analysiert.<br />

Treten die erwarteten Verbesserungen nicht ein, so sind die Maßnahmen<br />

entsprechend anzupassen. Meistens ergibt die energetische Bewertung bei produzierenden<br />

Unternehmen ein ähnliches Bild. So kommt dem Erzeugen von<br />

Druckluft ein Anteil bis 25 % des elektrischen Gesamtenergieverbrauchs zu. Laut<br />

diverser Auswertungen bietet der Energieverbrauch für Druckluft häufig das<br />

größte Einsparpotenzial. Ein geschätztes Einsparpotenzial von nahezu 16 % ist<br />

allein durch das Beseitigen von Leckagen im Druckluftsystem und durch das<br />

Verringern des Drucks erzielbar. Das heißt, die Instandhaltung der Rohrleitungen<br />

und eine Absenkung des Betriebsdrucks um 1 bar spart jährliche Energiekosten<br />

von etwa 40 000 EUR ein. Bereits ein kleines Loch von lediglich einem<br />

Millimeter Durchmesser kann ein Luftsystem nachteilig beeinträchtigen. In<br />

Zahlen genannt wären dies bei 6 bar Druck ca. 29 000 m³ verlorene Druckluft pro<br />

Jahr (8 000 Betriebsstunden), was in Summe 725 EUR an Energiekosten bedeutet.<br />

Als Berechnungsgrundlage wurden hierfür 0,025 EUR/m³ für aufbereitete<br />

Druckluft angesetzt. Nicht einmal ein dauerbetriebener Elektromotor mit 300 W<br />

(z. B. BG 75 × 50) kommt auf solch hohe Betriebskosten.<br />

ELEKTRISCHE VS. PNEUMATISCHE LÖSUNGEN<br />

Das Unternehmen Dunkermotoren bietet bessere Lösungen: Seine elektrischen<br />

Systeme können pneumatische Systeme eins zu eins ersetzen und arbeiten zudem<br />

effizienter. Der Einsatz dieser Komponenten reduziert den Druckluftanteil<br />

[<br />

]<br />

... das man kaum sieht<br />

DATENBOX CASM-ZYLINDER<br />

n smarter DC Servomotor mit Schnittstellenanbindung an EtherCAT,<br />

Profinet, Profibus und CANopen<br />

n mechanischer 1:1 Ersatz von Pneumatik-Zylinder gemäß ISO 15552<br />

n hoher Gesamtwirkungsgrad, dadurch niedrige Betriebskosten<br />

n Regelung von Positionen, Kräfte, Beschleunigungs-/Bremsrampen<br />

n Stand-alone-Betrieb möglich<br />

n lange Lebensdauer durch Kugelumlaufspindel<br />

n Kräfte bis 5 400 N und Geschwindigkeiten bis 1 000 mm/s<br />

n Industrie-4.0-fähig


LINEARTECHNIK<br />

02<br />

01<br />

01 Elektrischer Hubzylinder – kompakter<br />

Servomotor BG 45 mit CASM 32 –<br />

Paralleladapterversion<br />

02 Beispielhafte Wirkungsgradbetrachtung<br />

zwischen elektrischer und mechanischer<br />

Leistung<br />

einer Produktionsstätte deutlich. Für einen elektrischen Aktuator<br />

ist eine Effizienz von ca. 80 % durchaus realisierbar, ein pneumatischer<br />

Zylinder hingegen weist eine Effizienz von nur 50 % auf<br />

(ohne Verluste bei der Druckluftgenerierung). Im Gegensatz zum<br />

Pneumatik-Zylinder ist der Energiebedarf der elektrischen Hubzylinder<br />

CASM last- und nicht zylindervolumenabhängig. Wird<br />

das Gesamtsystem betrachtet, ergibt sich sogar eine Effizienz von<br />

70 % vs. 5 %.<br />

Auslegungstools berechnen vorab die Luftverbräuche für pneumatische<br />

Aktuatoren in unterschiedlichen Anwendungen. Diese<br />

Werte bieten eine gute Basis zum direkten Vergleich mit einem<br />

elektrischen System. Ist ein pneumatischer Zylinder dauerhaft<br />

(24/7) im Einsatz, rechnet sich die Umstellung auf einen elektromechanischen<br />

Hubzylinder (CASM-Zylinder) für den Anlagenbetreiber<br />

bereits nach kürzester Zeit. Trotz höherer Installationskosten<br />

des elektrischen Systems gegenüber einer pneumatischen<br />

Lösung – die Unterhaltskosten fallen bis zu 80 % geringer aus. Sofern<br />

sich der Luftverbrauch einer Produktion auf ein Minimum reduzieren<br />

lässt, könnte der Gesamtenergieverbrauch der Drucklufterzeugung<br />

auf einen einstelligen Prozentsatz sinken – im Gegensatz<br />

zu den bisherigen 25 %. Rein am Energieverbrauch gemessen, würde<br />

das eine Einsparung von einigen tausend Kilowattstunden pro Jahr<br />

bedeuten. Das gilt jedoch nur, wenn alle pneumatischen Systeme,<br />

wo irgend möglich, durch elektrische Systeme ersetzt werden.<br />

Elektrische Systeme bieten, im Vergleich zur pneumatischen<br />

Lösung, weitere technische Vorteile, so etwa reduzierte Wartungsintervalle,<br />

ferner Predictive Maintenance, Condition Monitoring,<br />

Positionierung, Strombegrenzung, Busschnittstellen etc. Gleichwohl<br />

werden pneumatische Einheiten für einfache Positionierung<br />

und Kurzzeitbetrieb auch weiterhin ihre Berechtigung in Maschinen<br />

haben. Elektromechanische Einheiten senken aber nicht nur<br />

die Betriebskosten, dank der Flexibilität und Konnektivität eines<br />

bürstenlosen BG-Motors lassen sich die smarten Lineareinheiten<br />

auch zukunftssicher ins Industrie-4.0-Netzwerk einbinden.<br />

Fotos: Aufmacher Stockphoto, 01-02 Dunkermotoren GmbH<br />

www.dunkermotoren.de<br />

DIE IDEE<br />

„Der Einsatz von elektromechanischen<br />

Hubzylindern (CASM) in Kombination<br />

mit Kompaktservoantrieben (BG) mit<br />

integrierten Elektroniken eröffnen<br />

neue Applikationsmöglichkeiten. Per<br />

„Knopfdruck“ lassen sich Maschinen<br />

schneller auf neue Produkte umrüsten<br />

und bieten somit höchste<br />

Flexibilität für den Endkunden.<br />

Neben geringeren Energiekosten<br />

durch den hohen Wirkungsgrad der<br />

Einheiten, im Gegensatz zu pneumatischen<br />

Zylindern, sind die CASM-<br />

Zylinder auch Industrie-4.0-fähig und<br />

helfen unseren Kunden ihre firmeninternen<br />

Energieziele im Zuge der<br />

ISO 50001 zu erreichen.“<br />

Matthias Utz, Product Manager Linear<br />

Systems, Dunkermotoren GmbH<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PRÄZISES SCHMIERSYSTEM FÜR LINEARFÜHRUNGEN<br />

Perma Pro Line/Perma Pro C Line versorgen laufende Anlagen an<br />

bis zu sechs Schmierstellen gleichzeitig und exakt nach Herstellervorgaben<br />

mit Schmierstoff. Die Schmierstellen befinden sich<br />

typischerweise an den einzelnen Führungswagen und am Antrieb<br />

der linearen Führungseinheit. Zur optimalen Verteilung des Schmierstoffs<br />

an den Laufbahnen eines Führungswagens ist es wichtig, einen<br />

vom Hersteller bestimmten Volumenstrom nicht zu unterschreiten.<br />

Der Antrieb, i. d. R. Spindel oder Zahnstange, benötigt häufig eine<br />

größere Schmierstoffmenge als die Führungswagen. Perma Pro Line/<br />

Perma Pro C Line erfüllt diese Aufgabenstellungen, denn Schmierstoffmenge<br />

und Zeitintervalle können für jede Schmierstelle individuell geregelt werden.<br />

Das anpassungsfähige Mehrpunktschmiersystem arbeitet wahlweise autark<br />

als Perma Pro Line mit Batteriebetrieb oder mit externer Spannungsversorgung<br />

als Perma Pro C Line. Die Schmiersysteme, die einen Druck von bis zu<br />

25 bar aufbauen, bestehen aus dem MP-6-Verteiler sowie einem Antrieb, der<br />

mit einer Pro LC (Lubrication Canister) je nach Schmierbedarf mit 250 oder<br />

500 cm 3 Schmierstoff komplettiert wird. Der Antrieb ist mittels Drucktaster<br />

und Display-Anzeige einstellbar. Je nach Anforderung der Schmierstelle kann<br />

für jeden Verteiler-Auslass eine individuelle Einstellung vorgenommen<br />

werden. Zwei LED erlauben eine ständige Funktionskontrolle. Das Display<br />

zeigt die aktuelle Auslassbelegung am Verteiler sowie die Restlaufzeit bis zum<br />

Leerstand der Perma Pro LC an.<br />

Dank der auf jede Anwendung abgestimmte Schmierstoffabgabe werden<br />

Mangelschmierungen genauso vermieden wie Überschmierungen. Das erhöht<br />

die Anlagenverfügbarkeit. Schlauchzuleitungen, die vom MP-6-Verteiler zur<br />

Schmierstelle führen, ermöglichen eine Montage der Schmiersysteme<br />

außerhalb von Gefahrenbereichen. Dadurch werden Aufenthaltszeiten in<br />

Gefahrenbereichen minimiert, was gleichzeitig die Arbeitssicherheit erhöht.<br />

Durch das zuverlässige und präzise Spendeverhalten ist der Perma Pro Line/<br />

Perma Pro C Line in der Automobilindustrie bis hin zur Stahl- und Papierindustrie<br />

einsetzbar. Dabei beschränkt sich das Einsatzspektrum nicht nur auf<br />

Linearführungen. Perma Pro Line wird ebenfalls zur Schmierung an Wälz- und<br />

Gleitlagern, offenen Getrieben oder Spindeln genutzt.<br />

www.perma-tec.com<br />

[UNNACHGIEBIG<br />

KRAFTPAKET ]<br />

BRECOFLEXmove<br />

+ BRECOmove<br />

das man kaum sieht<br />

ETHERNET-HYBRIDLEITUNGEN FÜR SERVOMOTORSYSTEME<br />

Lütze erweitert die Kabelfamilie Superflex um Einkabellösungen<br />

gemäß den neuen Siemens- und Indramat-<br />

Standards. Diese Einkabellösungen mit integriertem<br />

Ethernet-Element eignen sich für Stromversorgung,<br />

Datenübertragung und Steuerung der Bremse bei<br />

Servoantrieben. Mit PUR-Mantel und gleitfähiger Aderisolation sind sie für<br />

anspruchsvolle Schleppketteneinsätze konzipiert. Energieversorgung, Bremse<br />

und digitales Feedback werden via Ethernet in einem Kabel vereint.<br />

www.luetze.de<br />

Beste Zahnriemenqualität aus<br />

Porta Westfalica, verbaut in<br />

Ihrer Anlage.<br />

Das ist Bewegung.


LINEARTECHNIK<br />

ELEKTRISCHE LINEARANTRIEBE<br />

LEISTUNGSKONTROLLE<br />

OHNE DRUCK<br />

Bewegung und Leistung von pneumatischen und hydraulischen Linearantrieben<br />

hängen in erster Linie von Druckkontrolle und -regelung ab. Anders bei<br />

elektrischen Linearaktuatoren: Hier kommt es ausschließlich auf die geeignete<br />

Kraftmessung an, in dem Fall auf Zug-/Druck-Kraftaufnehmer.<br />

Dr.-Ing. Markus Heidl ist Produktmanager Kraft bei<br />

Wika Alexander Wiegand SE & Co. KG in Klingenberg<br />

Linearantriebe halten unzählige Arbeitsprozesse in Bewegung,<br />

vom Teilestanzen bis zum Ausbaggern einer Baugrube. Pneumatische<br />

Systeme spielen vor allem wegen ihrer schnellen<br />

und präzisen Verstellbewegungen in industriellen Verfahren<br />

eine große Rolle. Hydraulikantriebe werden aufgrund ihrer Robustheit<br />

und der hohen Kraftkonzentration bevorzugt in Bau- und<br />

Landmaschinen integriert.<br />

Neben diesen beiden klassischen und bewährten Antriebsarten<br />

hat sich im Laufe der Jahre eine dritte etabliert, der elektrische<br />

Linear aktuator. Die Kombination aus Motor und mechanischem<br />

Schubaggregat findet zunehmend größere Verbreitung, vor allem in<br />

Industrieverfahren als Alternative zu pneumatischen Antrieben.<br />

Anzeichen eines Wandels gibt es ebenfalls bei den typischen Applikationen<br />

für Hydrauliksysteme in der Baumaschinenbranche.<br />

Die Vorteile solcher E-Lösungen liegen auf der Hand: Die Antriebe<br />

sind kompakt und können im Baukastensystem an jede Anwendung<br />

flexibel angepasst werden. Sie setzen die Energie direkt in<br />

Bewegung um und benötigen keine Flüssigkeit bzw. Druckluft als<br />

Zwischenmedium. Demzufolge entfällt das dafür notwendige<br />

Equipment wie Pumpen bzw. Kompressoren samt Leitungen und<br />

Schläuchen, was den Wartungsaufwand reduziert und eine Leckage<br />

als potenzielle Fehlerquelle ausschließt.<br />

KOSTENINTENSIVER DRUCK<br />

Zugleich arbeiten Elektroantriebe sparsam: Sie setzen Energie<br />

lediglich für die eigentliche Bewegung ein, während Pneumatikund<br />

Hydrauliksysteme permanent Druck aufrechterhalten müssen.<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Genau aus diesem Grund hat ein deutscher Autokonzern z. B. die Punktschweißung<br />

in der Karosseriefertigung von Pneumatik auf elektrischen<br />

Antrieb umgerüstet: Die Erzeugung eines konstanten Grunddrucks von<br />

10 bis 12 bar war im Vergleich zu kostenintensiv.<br />

Ohne Druck als zentrale Antriebskomponente konzentriert man sich<br />

bei elektrischen Linearaktuatoren auf die Kraftmessung, um den Bewegungsablauf<br />

zu überwachen und zu regeln. Entsprechend der Applikationsbreite<br />

müssen dabei unterschiedliche Kräfte erfasst werden, z. B.<br />

Fügekräfte bei Roboterarmen, Scherkräfte beim Stanzen, Anpresskräfte<br />

bei der Kennzeichnung von Lieferungen im Versand, Presskräfte beim<br />

Crimpen oder Druckkräfte beim Punktschweißen.<br />

Für diese Aufgaben kommen in erster Linie elektromechanische Zug-/<br />

Druck-Kraftaufnehmer in Frage. Dabei handelt es sich um Deformationskörper,<br />

die sich unter Einwirkung einer Kraft (F) verformen. Aufgebrachte<br />

Dehnungsmessstreifen wandeln diese mechanische, reversible<br />

Verformung in ein proportionales elektrisches Ausgangssignal um.<br />

FEHLERERKENNUNG ALS UNTERSCHIEDSMERKMAL<br />

Zwar könnten Anwender die Endgeräte eines Antriebs, z. B. eine<br />

Schweißzange oder ein Stanzwerkzeug, über Sensoren für die Messgröße<br />

Zeit oder Weg an die gewünschte Position bringen. Doch nur die<br />

Kraftmesstechnik ermöglicht zudem eine umgehende automatische<br />

Fehlererkennung. Ein plötzlicher Kraftanstieg über die definierte Obergrenze<br />

hinaus kann bspw. auf einen Spahn oder eine Verkantung<br />

zurückzuführen sein. Eine Fehlermeldung dieser Art ist vor allem in<br />

automatisierten Prozessen mit Sekundentakten unerlässlich. Ohne ein<br />

solches Signal kann eine unkontrollierte Kraft in kürzester Zeit ganze<br />

Produktchargen zunichtemachen.<br />

Aufgrund ihrer Performance eignen sich besonders Zug-/Druck-Kraftaufnehmer<br />

mit Dünnfilmtechnik für Antriebe in Industriemaschinen.<br />

Deren Sensor wird nacheinander aus mehreren dünnen Schichten aufgebaut<br />

(„gesputtert“). Eine davon enthält vier Dehnungsmessstreifen,<br />

die zu einer Wheatstone-Brücke verschaltet werden. Für Ausführungen<br />

mit Redundanz können auch ohne Weiteres acht Messstreifen aufgebracht<br />

werden. Der fertige Sensor wird anschließend automatisch in den<br />

Kraftflusskanal des Aufnehmer-Grundkörpers geschweißt. Gemeinsam<br />

mit einem Verstärker für das Ausgangssignal wird die Messzelle zu einer<br />

kompakten und temperaturkompensierten Messeinheit kombiniert.<br />

Kraftaufnehmer dieser Kategorie können flexibel eingesetzt werden.<br />

Die Geräte aus der Typenreihe F2 von Wika sind für eine Nennkraft<br />

(Fnom) bis 100 kN ausgelegt. Sie arbeiten mit den gängigen Analogsignalen<br />

4 – 20 mA und 0 – 10 V sowie mit dem Kommunikationsprotokoll<br />

CANopen. Vor allem die Ausführung mit dem digitalen Ausgang eignet<br />

sich für die Integration in automatisierte Prozesse.<br />

BELIEBIG POSITIONIERBAR<br />

Dünnfilm-Kraftaufnehmer können aufgrund des Einschraubgewindes<br />

ohne großen Aufwand in nahezu jeden Linearantrieb eingebaut werden.<br />

Die Position spielt keine Rolle, da die Last innerhalb der Kraftkette eines<br />

Antriebs überall gleich ist. Bei einem großen Teil der Antriebe wird das<br />

Messgerät an der Krafteinleitung, also am Ende des Schubaggregats,<br />

platziert, weil dies dort am einfachsten möglich ist. Dies ist z. B. bei Einpress-<br />

oder Stanzmaschinen der Fall. Bei einer X-Typ-Schweißzange hingegen<br />

kontrolliert der Sensor die Kraft im Motorbereich am Ausgangspunkt<br />

der Scherenbewegung.<br />

Bei aller Freiheit der Positionierung müssen Anwender beim Einbau<br />

des Kraftaufnehmers die Querkraft als potenziellen Störfaktor ins Kalkül<br />

ziehen. Diese darf einen Wert von 5 % der Nennkraft nicht überschreiten,<br />

da sonst Messfehler auftreten können. In solchen Fällen muss für das<br />

Messgerät eine Stelle mit geringerem Ausschlag gewählt oder sein Einsatzort<br />

zusätzlich abgestützt werden.<br />

Rotor-Clip.indd 1 15.04.<strong>2019</strong> 15:22:20


LINEARTECHNIK<br />

Bei elektrischen Linearaktuatoren gilt es sich auf die Kraftmessung zu konzentrieren, um den Bewegungsablauf zu<br />

überwachen und zu regeln. Als Anwendungsbeispiel lässt sich hier das Steuern von Anpresskräften aufführen<br />

ALTERNATIVE BEI NIEDRIGEN NENNKRÄFTEN<br />

Gemessen an Handhabung und Leistung stellen Kraftaufnehmer mit<br />

Dünnfilmsensoren die umfassendste Lösung für elektrische Linearantriebe<br />

in industriellen Anwendungen dar. Gleichwohl sollte man<br />

Kraftaufnehmer auf der Basis aufgeklebter Messstreifen nicht aus dem<br />

Auge verlieren. Sie können bei niedrigen Nennkräften als Alternative in<br />

Betracht kommen. Dünnfilm-Kraftaufnehmer haben eine relativ hohe<br />

Steifigkeit, sodass erst Kräfte ab 1 kN mit der üblichen Fehlertoleranz<br />

gemessen werden können. Aufgeklebte Dehnungsmessstreifen hingegen<br />

können bereits Kräfte ab 1 N detektieren. Sie eignen sich darüber<br />

hinaus für die Realisierung von Miniatursensoren. Zudem kommt dieser<br />

Typ Kraftaufnehmer für eine höhere Genauigkeit in Frage. Bei ihm<br />

lassen sich Werte von 0,01 bis 1 % Fnom erzielen. Dünnfilm-Sensoren<br />

rangieren i. d. R. zwischen 0,1 und 1 % Fnom.<br />

Kraftaufnehmer mit Messstreifen sind allerdings in der Herstellung<br />

deutlich aufwändiger, bedingt durch die notwendigen manuellen<br />

Tätigkeiten wie dem Aufbringen und der Verkabelung jedes einzelnen<br />

Messstreifens, der Temperaturkompensation und der Integration des<br />

Verstärkers für das Ausgangssignal. Miniatursensoren in besonders<br />

engen Einbausituationen können auch mit einem Kabelverstärker ausgestattet<br />

werden, doch erhöht sich durch dessen Distanz zum Sensor<br />

die Störanfälligkeit des Signals.<br />

Unabhängig von der Art, handelt es sich bei einem Zug-/Druck-<br />

Kraftaufnehmer überwiegend um eine individuelle Messlösung. Sie<br />

wird auf der Basis der für die Aufgabe notwendigen Nennkraft zugeschnitten.<br />

Dabei lässt sich der Grundkörper, der die Sensorzelle<br />

aufnimmt, für unterschiedliche Nennlasten verwenden. Gemäß der<br />

Richtlinie VDI/VDE/DKD 2638 müssen alle Kraftaufnehmer so ausgelegt<br />

sein, dass sie kurzfristig einer Überlast vom Anderthalbfachen ihrer<br />

Nennkraft widerstehen. Im Rahmen der definierten Einsatzbedingungen<br />

erweisen sich Kraftaufnehmer als robuste und langlebige Messinstrumente:<br />

Sie verkraften bis zu zehn Millionen Lastwechsel ohne<br />

Messfehler.<br />

Fotos: Aufmacher: iStockphoto; sonst.: bigstock<br />

www.wika.de<br />

DIE IDEE<br />

„Immer in Bewegung! Ob in der<br />

automatisierten Produktion, in der<br />

Logistik, in Flugzeugen oder in der<br />

Medizintechnik – überall werden<br />

Stellteile bewegt, Komponenten<br />

platziert oder Sensoren eingepresst.<br />

Deshalb sind Linearantriebe in<br />

unserer heutigen Welt omnipräsent<br />

und nicht mehr wegzudenken. Wenn<br />

dann kein Druck mehr gemessen<br />

werden kann, weil pneumatische und<br />

hydraulische Antriebe gegen<br />

elektrische Linearaktuatoren ersetzt<br />

werden, ist Kraftmesstechnik die<br />

ideale Lösung!“<br />

Dr.-Ing. Markus Heidl,<br />

Produktmanager Kraft,<br />

Wika Alexander Wiegand SE & Co. KG<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TELESKOPFÜHRUNGEN FÜR BELASTBARE<br />

LADUNGSTRÄGER<br />

Die Teleskopführungen der<br />

Serien Hegra Rail und Light Rail<br />

von Rollon sind für die Konstruktion<br />

von Auszügen an<br />

Ladungsträgern konzipiert. Die<br />

laufruhigen Auszüge sind<br />

präzise, belastbar und besonders<br />

tragfähig. Zudem ermöglichen<br />

sie ein platzsparendes<br />

Design des Ladungsträgers. Die<br />

Produktfamilie Hegra Rail<br />

umfasst Teil-, Voll- und Überauszüge<br />

sowie Führungen für<br />

schwere Lasten. Die Voll- und<br />

Teilauszüge der Light Rail sind<br />

geeignet für Anwendungen, bei denen das Eigengewicht der<br />

Schiene ebenso wichtig ist wie die Durchbiegesteifigkeit des<br />

Auszugs. Optional kann ein Sperrmechanismus für offene oder<br />

geschlossene Positionen integriert werden. Die Führungen<br />

eignen sich zum Bau von Ladungsträgern für Teile aller Art, die<br />

vom Zulieferer im Just-in-Sequence-Verfahren an die Montagelinie<br />

geliefert werden, sowohl zur Be- und Entladung per Hand<br />

als auch per Roboter oder Mehrachsportal. Für besondere<br />

Anforderungen sind Edelstahlvarianten verfügbar.<br />

www.rollon.de<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ BAHNT DEN WEG<br />

ZUM AUTONOMEN GREIFEN<br />

„In den kommenden<br />

Jahren wird die industrielle<br />

Handhabung neu<br />

erfunden“, ist Prof. Dr.<br />

Markus Glück, Geschäftsführer<br />

Forschung &<br />

Entwicklung, CINO bei<br />

Schunk, überzeugt. Wo<br />

früher aufwändig jeder<br />

einzelne Schritt programmiert<br />

wurde, werden Handlinglösungen von morgen selbstständiger<br />

agieren. „Der Markt fordert schon heute Greifsysteme, die sich<br />

zügig und intuitiv in Betrieb nehmen lassen und selbsttätig an<br />

variierende Greifsituationen anpassen. Zusätzlich werden die<br />

Kollaboration von Mensch und Roboter sowie die Kommunikation<br />

zwischen den am Produktionsprozess beteiligten Komponenten<br />

rasant an Bedeutung gewinnen. Intelligenz, Vernetzung und<br />

Kollaboration werden zu Treibern der Produktionsautomatisierung“,<br />

unterstreicht Glück. Dabei wirft Schunk bewährte Technologien<br />

nicht einfach über Bord. Im Gegenteil: Zur Hannover Messe<br />

wurde bspw. das Programm des pneumatischen Greifers PGNplus-P<br />

nochmals erweitert. Zugleich forciert Schunk seine<br />

Aktivitäten im Mechatroniksegment. Die Herausforderung, elektrische<br />

Steuerungssysteme mit Greifwerkzeugen zusammenwachsen<br />

zu lassen, führt unaufhaltsam zur mechatronischen Komponentenvernetzung.<br />

Letztlich geht es darum, die Kraftanforderungen der<br />

Pneumatikwelt bestmöglich mit den Vernetzungsmöglichkeiten<br />

und Steuerungslandschaften einer smarten und kollaborativen<br />

Fabrik zu kombinieren. So präsentierte Schunk erstmals auf der<br />

Hannover Messe einen DGUV-zertifizierten Greifer für kollaborative<br />

Anwendungen, der über eine Greifkraft von 450 N verfügt. Damit<br />

öffnet das Unternehmen den Markt der Kollaboration für<br />

Handlinggewichte jenseits der Kleinteilemontage.<br />

www.schunk.com<br />

Unsere ganze Kompetenz<br />

in einer Systemlösung.<br />

alpha Linear Systems:<br />

Dynamisch. Präzise. Individuell.<br />

Haben Sie an den linearen Antrieb ganz individuelle<br />

Anforderungen in Bezug auf Laufruhe, Positioniergenauigkeit<br />

und Vorschubkraft? Dann haben wir<br />

für Sie die optimal abgestimmte Lösung. Es ist<br />

nicht allein die Kopplung von Getriebe, Ritzel und<br />

Zahnstange, sondern unser Know-how in der<br />

überzeugenden, individuellen Systemlösung.<br />

Wir beraten Sie gerne:<br />

Tel. +49 7931 493-0<br />

WITTENSTEIN alpha – intelligente Antriebssysteme<br />

www.wittenstein-alpha.de


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

INTERVIEW<br />

WER HAT’S ERFUNDEN?<br />

Ob Servolamellenkupplung oder Balgkupplung – dies spielt in den Augen<br />

von Matthias Klos, Geschäftsführer von Miki Pulley Europe, nur noch eine<br />

untergeordnete Rolle für die Hersteller von Maschinen und Anlagen. Wir<br />

sprachen mit ihm über vermeintliche technologische Unterschiede,<br />

Technologieführerschaft und darüber, wie man sich als Newcomer auf<br />

dem deutschen Kupplungsmarkt behaupten kann.<br />

Herr Klos, Sie als (Wahl-)Schweizer können den Werbeslogan<br />

„Wer hat’s erfunden?“ wahrscheinlich schon lange nicht mehr hören.<br />

Dennoch bietet er sich als Einstiegsfrage an, wenn es um Miki Pulley<br />

und die Servolamellenkupplungen geht, richtig?<br />

Richtig getippt, in unserem Falle waren es halt nicht die Schweizer,<br />

sondern die Japaner. Die Servolamellenkupplung Servoflex wurde vor<br />

gut 36 Jahren von Miki Pulley in Japan als erste ihrer Art entwickelt.<br />

Mittlerweile haben wir die vierte Entwicklungsgeneration der<br />

Servoflex erreicht. Mit weltweit rund 715 000 verkauften Stück im Jahr<br />

2018 ist die Servoflex-Familie unser absoluter Topseller und eine der<br />

meistverkauften Kupplungen weltweit. Insgesamt kommen wir im<br />

vergangenen Jahr auf eine be eindruckende Zahl von 1,27 Millionen<br />

verkauften Kupplungen über alle Baureihen hinweg.<br />

Wo sehen Sie die Chancen mit der Servoflex Kupplung gegenüber<br />

den Balgkupplungen im europäischen Markt?<br />

Wir glauben, dass die Servolamellenkupplung nicht schlechter als die<br />

Balgkupplung ist. Sie ist aber auch nicht besser. Jede Kupplungsvariante<br />

hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Dass die Balgkupplung<br />

in Deutschland dominiert, ist der historischen Entwicklung des<br />

Marktes geschuldet. Ebenso, dass im japanischen und asiatischen<br />

Markt die Servolamellenkupplung vorherrschend ist. Miki Pulley hat<br />

diese Technologie in den 1980er-Jahren in Fernost etabliert und<br />

konnte sich dem lokalen Markt entsprechend gestalten.<br />

Wir glauben aber, dass die technologischen Unterschiede immer<br />

weniger entscheidend werden. Denn beide Technologien sind<br />

ausentwickelt, high-end, millionenfach geprüft, verbaut und bewiesen.<br />

Wir glauben, dass der Preis sowie die Liefertreue und -geschwindigkeit<br />

künftig wichtiger sein werden. Und genau auf diesen Feldern stellen<br />

wir uns aktuell mit neuen Produktionsstandorten sehr gut auf.<br />

ZUR PERSON<br />

Matthias Klos ist 37 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Söhne.<br />

Seine Jugend verbrachte er in Deutschland, bevor er mit 21 in die<br />

Schweiz umsiedelte, wo er, schon mit 16 Jahren, seine berufliche<br />

Laufbahn bei Mayr Kupplungen begann. Der studierte Maschinenbauer<br />

und Betriebswirt ist nach weiteren Stationen in der<br />

Maschinenbauindustrie seit 2014 bei der Miki Pulley Europe AG<br />

als Managing Director und Verwaltungsrat beschäftigt.<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

01 Die federbetätigten<br />

Sicherheitsbremsen<br />

werden angesichts<br />

steigender Anforderungen<br />

an die Maschinensicherheit<br />

immer<br />

wichtiger<br />

01 02<br />

02 Mit den Servo ­<br />

lamellenkupplungen will<br />

sich Miki Pulley auf dem<br />

europäischen Markt<br />

etablieren<br />

Ebenso waren diese Faktoren die grundlegenden Treiber hinter<br />

der Entscheidung eine europäische Niederlassung zu gründen,<br />

sowie einen Standort in Deutschland zu akquirieren. Diese Standorte<br />

ermöglichen es uns, die Lieferzeiten zu verkürzen und die<br />

Kundennähe für die lokalen Märkte zu stärken.<br />

Sie sagten, dass die Servoflex aktuell in der vierten Generation<br />

verfügbar ist. Wie kann man eine Servolamellenkupplung<br />

verbessern? Was ändert sich von Generation zu Generation?<br />

Bei Servolamellenkupplungen geht es neben dem Drehmoment<br />

meist darum, die Balance zwischen Torsionssteifigkeit und<br />

Rückstellkräften bestmöglich auszutarieren. Aktuell steht zudem<br />

der Bauraum im Fokus. Die Kupplungen müssen immer kleiner<br />

und gleichzeitig leistungsstärker werden. Miki Pulley entwickelt<br />

das Kupplungssortiment in diese Richtung stetig weiter. Dies wird<br />

durch die Optimierung der verbauten Federpakete sowie der<br />

Klemmnaben erreicht. Mit unserer Expertise von über 35 Jahren<br />

auf diesem Markt und mit diesem Produkt, dürfen wir behaupten,<br />

dass wir ein extrem ausgereiftes Produkt anbieten können.<br />

Was bietet Miki Pulley neben den Servoflex-Kupplungen denn<br />

noch an?<br />

Wir sind hauptsächlich als Wellenkupplungsanbieter bekannt.<br />

Aber unser zweites starkes Standbein sind die federbetätigten<br />

Sicherheitsbremsen, die sich in den letzten zwei Jahrzehnten am<br />

Markt etabliert haben. Wir treten in diesem Bereich vor allem als<br />

Solution Provider auf. Häufig passen wir unsere Produkte den<br />

Kundenwünschen an und verkaufen etwa 70 Prozent unserer<br />

Bremsen als individualisierte Varianten. Miki Pulley hat sich sehr<br />

stark mit den extrem schlanken Baureihen auf die Bereiche<br />

Robotik, Automation und Material Handling spezialisiert. Das<br />

macht das Ganze auch so spannend: Wir können Lösungen<br />

entwickeln und nicht nur Produkte von der Stange anbieten.<br />

Seit einigen Jahren steigt der Bedarf an federbetätigten Sicherheitsbremsen<br />

stark an, dies auch aufgrund der überarbeiteten ISO 13849<br />

(Sicherheit von Maschinen). Einen speziellen Einsatzfall, welchen<br />

wir seit geraumer Zeit des Öfteren antreffen, sind Sicherheitsbremsen<br />

mit Fortschritt garantierten Drehmomentbereichen. hat unser Diese Tempo leisten<br />

eine Zusatzfunktion als Drehmomentbegrenzer und schützen meist<br />

heikle Getriebeeinheiten, welche sich im Antriebsstrang befinden.<br />

In diesem Feld haben wir uns spezialisiert und können durch<br />

kompetente Projektbetreuung unseren Kunden bei der Realisierung<br />

der Antriebseinheiten behilflich sein.<br />

Sie haben das Ohr also immer ganz nah am Kunden. Daraus<br />

ergibt sich doch sicherlich, dass Sie sehr früh die Trends am Markt<br />

identifizieren können. Welche Trends haben Sie im Kupplungsund<br />

Bremsenmarkt erkannt?<br />

Die Trends im Kupplungsmarkt, die wir erkannt haben, sind<br />

weniger technischer Natur, wie bereits angedeutet. Eine Kupplung<br />

wird inzwischen als Commodity-Produkt angesehen, um das sich<br />

der Kunde selten größere Gedanken macht. Der Kunde geht<br />

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KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />

03 Matthias Klos im Gespräch mit<br />

Peter Becker im Verlagshaus der<br />

<strong>antriebstechnik</strong> in Mainz<br />

davon aus, dass diese ihren Dienst verrichtet, wie gewünscht. Viel<br />

entscheidender sind aus unserer Sicht die Kombination aus Preis<br />

und Lieferzeit, an welcher wir stetig arbeiten.<br />

Bei den federbetätigten Sicherheitsbremsen sieht es ein wenig<br />

anders aus. Seit Einführung der ISO 13849 (Sicherheit von<br />

Maschinen) müssen Antriebe besser abgesichert werden. Dies bei<br />

Bestandsmaschinen nachzurüsten, ist häufig sehr schwierig, da<br />

der Bauraum sehr begrenzt ist. Hier können wir mit unseren sehr<br />

schlanken Baureihen BXR und BXR-LE entscheidend helfen. Sie<br />

lassen sich in der Regel selbst unter engsten räumlichen Verhältnissen<br />

problemlos nachrüsten.<br />

Ein globaler Trend im Maschinenbau ist aktuell Industrie 4.0. Ist<br />

dies auch im Kupplungs- und Bremsenmarkt bzw. bei Miki Pulley<br />

von Relevanz?<br />

Industrie 4.0 oder IoT sind seit geraumer Zeit und natürlich auch<br />

bei uns ein Thema. Eines unserer aktuellen Projekte, welches<br />

Ende 2018 in Japan gelauncht wurde, ist eine mit Sensorik ausgestattete<br />

Kupplung, die das anliegende Drehmoment konstant<br />

im Betrieb ausgeben kann. Dieser Prototyp wird in Japan derzeit<br />

in Zusammenarbeit mit mehreren Großkunden verfeinert und<br />

getestet. Für spezielle Applikationen wird dieses Produkt, nach<br />

der Freigabe für den Europäischen Markt, sicherlich eine<br />

attraktive Option sein.<br />

Größere Relevanz in Sachen Digitalisierung sehen wir angesichts<br />

des Safety-Aspekts bei den federbetätigten Sicherheitsbremsen.<br />

Hier geht es darum, den Zustand der Bremse zu überwachen und<br />

diese Daten in die Arbeitsumgebung, sei es stationär oder auf<br />

mobilen Endgeräten, einzubinden.<br />

ZUM UNTERNEHMEN<br />

Miki Pulley ist ein Traditionsunternehmen. In diesem Jahr<br />

feiert der japanische Hersteller von Wellenkupplungen und<br />

federbetätigten Sicherheitsbremsen sein 80-jähriges<br />

Bestehen. Doch erst vor wenigen Jahren entschied sich das<br />

Familienunternehmen zu größerem Engagement im<br />

europäischen Markt. Mit kurzen Lieferzeiten und technisch<br />

ausgereiften Produkten will sich das Unternehmen auch in<br />

Mitteleuropa etablieren.<br />

Was man aber nicht vergessen darf, bei all der Diskussion um die<br />

Digitalisierung: Nicht alles muss in die Cloud oder digital<br />

angebunden werden. Es gibt auch Hardwarekomponenten, die<br />

einfach Hardware bleiben dürfen.<br />

Warum entschied sich Miki Pulley erst so spät, eine Europazentrale<br />

zu etablieren?<br />

Die Geschäftsleitung ist seit einigen Jahren in der Hand der<br />

dritten Generation. Präsident der Miki Pulley Gruppe ist inzwischen<br />

Koji Miki. Und Koji Miki hat erkannt, dass das Potenzial im<br />

japanischen Heimatmarkt inzwischen nahezu vollkommen<br />

ausgeschöpft ist. Im Bereich der Wellenkupplungen haben wir in<br />

Japan einen Marktanteil von um die 80 Prozent. Somit ist dort<br />

kaum noch Wachstum möglich. Man kann also nur noch im<br />

Ausland expandieren. In der Konsequenz gründete und errichtete<br />

man Tochtergesellschaften und Werke in weiteren asiatischen<br />

Ländern, zum Beispiel in Südkorea oder Indien. Und als jüngster<br />

Zuwachs in der Unternehmensgruppe wurde vor fünf Jahren die<br />

Europazentrale gegründet.<br />

Wir sind hier in Europa noch ein Newcomer und verstehen uns<br />

auch ein wenig als Startup. Sich im stark umworbenen europäischen<br />

Umfeld zu etablieren, braucht eine gewisse Zeit. Man muss<br />

den Kunden beweisen, dass man ein verlässlicher Partner ist und<br />

vor allem auch noch übermorgen am Markt aktiv sein wird. Mit<br />

unserer Übernahme der VMA Antriebstechnik in Großostheim,<br />

nahe Aschaffenburg, im Jahr 2016 haben wir unser Commitment<br />

bewiesen und viel Vertrauen gewonnen. Mit Blick auf unsere<br />

aktuelle Geschäftsentwicklung sehen wir, dass wir auf einem sehr<br />

guten Weg sind und gehen davon aus, dass wir unsere Umsätze im<br />

deutschen und europäischen Markt in den kommenden Jahren<br />

vervielfachen werden.<br />

Hinsichtlich der Umsatzverteilung stellen wir fest, dass wir in Europa<br />

einen größeren Marktanteil mit unseren federbetätigten Sicherheitsbremsen<br />

abdecken können. Bei den Wellenkupplungen ist die<br />

Gewinnung von Marktanteilen stärker umkämpft, dies durch die<br />

starke Verbreitung der Balgkupplung, was uns aber natürlich nicht<br />

am stetigen Ausbau der Geschäfte hindert.<br />

Das Interview führte Peter Becker, Redaktion <strong>antriebstechnik</strong><br />

Fotos: Miki Pulley Europe AG<br />

www.mikipulley.de<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

SCHLANKE MOTORANSCHLUSSLEITUNGEN:<br />

AUCH FÜR DEN EXPORT<br />

Mit der Kaweflex Servo 9YSL(ST)CY-Serie bietet TKD besonders<br />

kompakte, schlanke Motoranschlussleitungen für<br />

Servomotoren, die über Frequenzumrichter angesteuert<br />

werden. Die kapazitätsarmen Leitungstypen, die für feste<br />

Verlegung und flexible Anwendungen ausgelegt sind,<br />

verfügen über eine UL/CSA-Zulassung, einem Türöffner für<br />

den Export nach Übersee. Bei dem dabei gewählten UL-Style<br />

für die 1-kV-Zulassung kommt, in Kombination mit dem<br />

flammwidrigen und selbstverlöschenden PVC-Außenmantel,<br />

eine Aderisolation aus Polypropylen zum Einsatz. Die<br />

Motoranschlussleitungen verfügen über eine zulässige<br />

Leitertemperatur von 90 °C und eine erhöhte Strombelastbarkeit.<br />

Ihre kapazitätsarme Auslegung erlaubt zudem<br />

größere Leitungslängen zwischen Motor und Umrichter. Die<br />

doppelte Abschirmung mit einer kaschierten Aluminiumfolie<br />

und einem Schirmgeflecht aus verzinnten Kupferdrähten mit<br />

hohem Bedeckungsgrad sorgt für den störfreien Betrieb von<br />

Frequenzumrichtern.<br />

www.tkd-kabel.de<br />

ERWEITERUNGSMODULE FÜR<br />

PLC NEXT CONTROL<br />

Ab sofort können Anwender weiter individualisierte<br />

Anforderungen mit den PLCnext-<br />

Control-Steuerungen aus der Baureihe<br />

Axiocontrol von Phoenix Contact bedienen.<br />

So lassen sich mit den angebotenen<br />

Erweiterungsmodulen die Schnittstellen von<br />

PLCnext Control anpassen. Diese Erweiterungsmodule<br />

werden an der linken Seite der<br />

Steuerung angesteckt und betrieben. Das<br />

erste Modul stellt eine zusätzliche Ethernet-<br />

Schnittstelle mit einer weiteren MAC-Adresse<br />

zur Verfügung. Die Konfiguration erfolgt<br />

über die Software PLCnext Engineer. Das Ethernet-basierte Portfolio<br />

soll in Zukunft durch neue BUS-spezifische Varianten für Interbus und<br />

Profibus ergänzt werden. Kennzeichnend für beide Varianten wird<br />

eine Masterfunktionalität zur Einbindung vorhandener Interbus- und<br />

Profibus-Teilnehmer sein.<br />

www.phoenixcontact.com<br />

RADIAL-LATERALEN VERSATZ AUSGLEICHEN<br />

Die Lateralbalgkupplung von ÜV Überlastschutz<br />

und Verbindungssysteme sorgt durch ihre<br />

Balgform für den Ausgleich von radial-lateralem<br />

Versatz. Im Vergleich zu Metallbalgkupplungen<br />

bietet die Kunststoffkupplung einen potenzialfreien<br />

Anbau. Sie ist ausgelegt mit einer Ausgleichswelle pro Befestigungsnabe<br />

und so zum Anbau von Drehgebern und Antrieben mit<br />

geringer Leistung gedacht. Ihre Federsteife ist lateral geringer als axial.<br />

www.uev-gmbh.de<br />

KUPPLUNGSREIHE FÜR KURZ UND GUT BEFUNDEN<br />

Mit der Kupplungsreihe KP mit 4-welligem<br />

Balg und zwei radialen Klemmnaben<br />

hat Jakob eine Version mit<br />

kürzerer Baulänge in das Metallbalgkupplungsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Diese eignen sich speziell für Anwendungen mit minimalen<br />

Wellenabständen und begrenzten Einbauverhältnissen. Der<br />

mehrlagige, aus zertifiziertem Edelstahl bestehende Metallbalg<br />

zeichnet sich zum einen durch hohe Verdrehsteifigkeit und zum<br />

anderen durch den Ausgleich von axialen, radialen und lateralen<br />

Wellenversätzen aus. Ein weiterer Vorteil der verkürzten Bauweise<br />

sowie der damit einhergehenden Gewichtsreduktion sind<br />

vergleichsweise niedrigere Massenträgheitsmomente. Eine<br />

einzige, radial leicht zugängliche Schraube pro Nabe sorgt für die<br />

zur Drehmomentübertragung notwendige Vorspannkraft. Die<br />

Balg-Nabe-Verbindung erfolgt über das spielfreie Bördel-Einpressverfahren.<br />

Im Gegensatz zu Klebeverbindungen wird dieses<br />

Fügeverfahren auch bei kritischen Betriebsbedingungen (– 40 bis<br />

+ 200 °C) als sicher eingestuft.<br />

www.jakob<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

AUSGLEICHSKUPPLUNGEN<br />

Ob filigran oder drehmomentstark –<br />

wir haben die passende Verbindung!<br />

Zielsicher zum passenden Produkt<br />

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SPECIAL<br />

HEAVY DUTY<br />

Franz Schmeink ist Senior Key Expert Gear Components und<br />

Guido Josten ist Product Manager, beide bei der Flender GmbH in Bocholt<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

STIRNRAD- UND KEGELSTIRNRADGETRIEBE<br />

KÜHLE ANTWORT<br />

ZUR WÄRME-<br />

GRENZLEISTUNG<br />

Der Transport von Schüttgütern stellt hohe<br />

Anforderungen an die Antriebstechnik, weil<br />

Bänder und Antriebe meist rauen<br />

Umgebungsbedingungen ausgesetzt sind.<br />

Der Getriebehersteller Flender hat für dieses<br />

Branchensegment drei Standard-Baureihen auf<br />

Basis von Stirnrad- und Kegelstirnradgetrieben im<br />

Portfolio, die ihresgleichen suchen. Besonders bei<br />

der immer wichtigeren Wärmegrenzleistung<br />

konnte er nun nochmals um etwa 20 Prozent<br />

draufsatteln.<br />

Die Weltbevölkerung wächst – und mit ihr die Notwendigkeit,<br />

wertvolle Bodenschätze und Ressourcen möglichst<br />

effizient zu fördern. Vor diesem Hintergrund gewinnt die<br />

Schüttgut-Fördertechnik weiter an Bedeutung, sodass<br />

sich der Trend zu höheren Transportleistungen unweigerlich<br />

abzeichnet. Die große Herausforderung ist, dafür wirtschaftliche<br />

Antriebslösungen zu entwickeln. Wer Transportbänder für den<br />

weltweiten Einsatz in teils unwirtlichen Umgebungen baut, kennt<br />

die hohen Anforderungen, die Mutter Natur stellt. Entscheidend<br />

ist neben Leistungsfähigkeit und Qualitätsanspruch die Wärmegrenzleistung.<br />

Flender setzt deshalb sein jahrzehntelanges Knowhow<br />

dafür ein, Getriebelösungen zu entwickeln, die einerseits<br />

eine geringe Verlustleistung aufweisen und andererseits hohe<br />

Leistungen übertragen können. Die B3SE-Getriebe erfüllen diese<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 35


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

Forderung, ohne dass eine externe Kühlung notwendig ist. Es gibt<br />

sie standardmäßig in zehn Baugrößen und sie sind für Antriebsaufgaben<br />

mit sehr großen Leistungsaufnahmen – auch als Mehrfachantriebe<br />

– einsetzbar.<br />

BIS ZU 3 000 KW OHNE EXTERNE KÜHLUNG<br />

Die jüngste Generation dieser Stirnrad- und Kegelstirnradgetriebe,<br />

deren Markteinführung Flender <strong>2019</strong> forciert, beweist, was alles<br />

möglich ist. Bis zum Bereich zwischen 2 500 und 3 000 kW ist,<br />

abhängig von den Umgebungsbedingungen und der Getriebeausführung,<br />

ein Verzicht auf externe Kühlanlagen möglich. Der Grund<br />

für deren außergewöhnlich hohe Wärmegrenzleistung ist eine<br />

weitere Effizienzsteigerung bei Wirkungsgrad und Wärmeableitung.<br />

Allein die Erweiterung der Gehäuseoberfläche in Verbindung<br />

mit der Neugestaltung der Luftleithaube mit drehrichtungsunabhängigem<br />

Lüfter sorgt für etwa 20 % höhere Wärmeabfuhr.<br />

Hinzu kommen Optimierungen in der Getriebegestaltung für<br />

weniger Verlustleistung, sodass sich mit den B3SE standardmäßig<br />

Drehmomente bis 490 000 Nm übertragen lassen. Dadurch gibt es in<br />

der Praxis Situationen, in denen wegen der hohen Wärmegrenzleistung<br />

der neuen Getriebe eine Baugröße kleiner gewählt werden<br />

kann als früher. Sofern die Mechanik es zulässt profitieren Anwender<br />

also von dieser technisch und wirtschaftlich optimierten Lösung.<br />

PRÜFSTAND BESTÄTIGT THEORIE UND PRAXIS<br />

So einfach sich das Resultat anhört, so pragmatisch ist die Entwicklung<br />

der neuen B3SE-Getriebe im Detail. Flender hat dafür in einen<br />

leistungsfähigen Prüfstand investiert, der die eigene Forschungsund<br />

Entwicklungsabteilung intensiv unterstützt. Damit lassen sich<br />

Getriebelösungen bis zu einer mechanischen Nennleistung von bis<br />

zu 2 000 kW unter realen Praxisbedingungen testen. Getriebe<br />

werden darauf thermisch analysiert, was auch im Fall der B3SE-<br />

Getriebe zu den spürbaren Detailverbesserungen geführt hat.<br />

Gleichzeitig liefert ein solcher Prüfstand die Grundlage, um<br />

Berechnungs- und Simulationsprogramme für Getriebe- bzw.<br />

Antriebslösungen auf ihre Konvergenz von Theorie und Praxis zu<br />

überprüfen. Ausgehend vom riesigen Standard-Getriebebaukasten<br />

können die Getriebeexperten so in kürzester Zeit applikations-<br />

spezifische Anpassungen vornehmen, was Anwendern den großen<br />

Vorteil kurzer Lieferzeiten bringt.<br />

EINFACHE GETRIEBEAUSWAHL DURCH<br />

ELEKTRONISCHE UNTERSTÜTZUNG<br />

Ein Beispiel für Zusatznutzen in Verbindung mit Software ist die<br />

Nutzung von Konfiguratoren von Flender, mit dessen Hilfe die<br />

Antriebsstränge konfiguriert werden können. Der Getriebehersteller<br />

unterstreicht damit seine Kernkompetenz als Getriebebauer und<br />

Antriebsspezialist. Elektromotor, Kupplung, Getriebe, Kühleinrichtungen,<br />

Abstützung – alles muss miteinander harmonieren.<br />

Gedanklich ausgehend vom Förderband-Projekt sind die Flender-<br />

Spezialisten mithilfe von Software-Tools in der Lage, aus den unterschiedlichen<br />

Produktbaukästen bzw. dem Standardportfolio von<br />

Flender auszuwählen und so das Know-how des deutschen Getriebeherstellers<br />

auf die Ideen des Kunden anzuwenden. Entscheidender<br />

Vorteil: Antriebstechnische Gesamtlösungen lassen sich schnell<br />

entwickeln und mithilfe von 3D-Daten sowie Maßzeichnungen in<br />

die Konstruktionen der Kunden implementieren.<br />

Dabei bilden die beschriebenen B3SE-Getriebe nur eine von vielen<br />

Lösungen aus dem Flender Repertoire. Grundsätzlich werden drei<br />

Baureihen für die antriebstechnische Ausrüstung von Schüttgut-<br />

Förderbändern unterschieden. Neben den Förderbandantrieben der<br />

E-Reihe, die selbst in besonders widrigen Umweltbedingungen ohne<br />

externe Kühlung auskommen, gibt es die kompakte A-Serie sowie<br />

die Hochleistungsgetriebelösungen der H-Serie mit Drehmomenten<br />

bis 1,4 Mio. Nm und Leistungen bis zu 4 500 kW.<br />

VON KOMPAKTEN PLUG-&-PLAY- BIS ZU<br />

HOCHLEISTUNGSSYSTEMLÖSUNGEN<br />

Immer dann, wenn wenig Platz vorhanden ist, spielt die A-Reihe<br />

ihre vorteilhafte kompakte Gesamtkonstruktion aus. Denn nicht<br />

jede Mine bietet genug Platz für aufwändige Mess-, Ausricht- und<br />

Installationsarbeiten. Diese Getriebelösung, bestehend aus Motor,<br />

Kupplung und Getriebe, wird montagefertig geliefert. Der Grund<br />

für ein solches Plug & Play ist das patentierte Self-Aligning-System,<br />

wodurch das Getriebe sehr einfach in der Handhabung ist. Es muss<br />

lediglich aufgesteckt und anschließend das Drehmoment über eine<br />

01<br />

01 Schüttgut-Förderbandanlagen<br />

unterliegen rauesten<br />

Umgebungsbedingungen. Die<br />

Antriebs- und Getriebetechnik<br />

muss hier höchsten<br />

Anforderungen genügen, die<br />

Flender mit drei Standardbaureihen<br />

erfüllt<br />

02 Die kompakten Getriebe<br />

der A-Serie (Mitte) aus dem<br />

Standardbaukasten sind als<br />

Plug-&-Play-Lösung flexibel<br />

und komfortabel einsetzbar,<br />

während die Standard-<br />

Antriebslösung der H-Serie<br />

(links) für höchste Leistungen<br />

bis 1,4 Mio. Nm bzw.<br />

5 000 kW entwickelt wurde


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

02<br />

Drehmomentstütze abgefangen werden. Kurz gesagt: Flexibilität in puncto Standort,<br />

Montage, Platzverhältnisse und Inbetriebnahme ist der gemeinsame Nenner,<br />

der bei der Entwicklung der A-Serie im Vordergrund stand.<br />

Die H-Getriebereihe für höchste Leistungen und Drehmomente wird im Vergleich<br />

dazu sehr applikationsspezifisch auf Grundlage von Standard-Komponenten<br />

entwickelt. 28 Baugrößen bieten dabei die wirtschaftliche und technische Flexibilität<br />

projektspezifisch das passende Gesamtpaket zusammenzustellen. Auch hierbei<br />

liefert das große Standardprogramm in Verbindung mit der großen Erfahrung von<br />

Flender wertvolle Unterstützung. Neben den Getrieben und Kupplungen baut das<br />

Unternehmen nämlich auch die Kühlanlagen selbst. Für Anwender hat das den<br />

Vorteil, dass bei projektspezifischer Auslegung einer Gesamtlösung nicht nur im<br />

Bereich Getriebe bzw. Verzahnung sowie bei der Drehmomentübertragung weitere<br />

Optimierungen vorgenommen werden können, sondern auch bei der thermischen<br />

Anpassung. Förderbänder arbeiten nicht selten in tropischer Hitze oder in sibirischer<br />

Kälte, weshalb aufeinander abgestimmte Gesamtlösungen eine der wichtigsten<br />

Voraussetzungen für die notwendige hohe Verfügbarkeit von Schüttgut-Förderbändern<br />

ist. Hinzu kommt: Luft- bzw. Wasser-Öl-Kühlsysteme eröffnen die Möglichkeit<br />

einer individuellen Druckschmierung für schnelldrehende Wälzlager oder<br />

hochbelastete Verzahnungen bzw. eines ausgeklügelten Ölmanagements.<br />

Auch bei der H-Serie spielt Plug & Play eine wichtige Rolle, sodass die kompletten<br />

Antriebslösungen auf Grundrahmen montiert, von Flender projektbezogen ausgelegt<br />

und einbaufertig geliefert werden. Das Standard-Portfolio für applikationsspezifische<br />

Antriebslösungen, die Flender weltweit liefern kann, ist umfangreich:<br />

Kühl- bzw. Heizsysteme, aufgesetzte Schwungmassen, Bremssysteme, spezielle<br />

Luftfilter, Hilfsantriebe, Rücklaufsperren, Kupplungen mit und ohne Drehmomentbegrenzung,<br />

spezielle Wellendichtsysteme gegen Abrasionsschäden in staubiger<br />

Umgebung, Messsysteme, Condition Monitoring – und noch Vieles mehr.<br />

FÖRDERANLAGEN PROFITIEREN VON ERFAHRUNG,<br />

QUALITÄTSBEWUSSTSEIN UND FERTIGUNGSTIEFE<br />

Ziel des Getriebeherstellers ist es, seine Erfahrung im Getriebebau mit dem Branchenwissen<br />

von Anwendern in Einklang zu bringen. Ständige Detailverbesserungen<br />

sowie die stetige Optimierung des Standard-Getriebebaukastens bilden den<br />

Rahmen, von dem Anwender weltweit profitieren. Gerade bei Schüttgut-Förderanlagen,<br />

die meist rauen Umgebungsbedingungen ausgesetzt sind, zeigen qualitativ<br />

hochwertige und gut ausgelegte Antriebslösungen positive Auswirkungen in puncto<br />

Leistungsfähigkeit, Verfügbarkeit und Servicefreundlichkeit.<br />

Die E-Serie der Förderbandantriebe mit einem effizienten Kühlsystem und damit<br />

noch besseren thermischen Eigenschaften zeigt ein weiteres Mal, was alles möglich<br />

ist. Ergänzend dazu profitiert die Fördertechnik von den kompakten Standardgetrieben<br />

der A-Serie sowie der H-Serie für höchste Antriebsleistungen bis 4 500 kW.<br />

Das bedeutet in der Praxis: Anwender können aus einem riesigen Sortiment an<br />

Standardlösungen auswählen und damit komfortabel projektieren.<br />

Fotos: Flender GmbH<br />

www.flender.com<br />

DIE IDEE<br />

„Im Einsatz unter rauen Umgebungsbedingungen<br />

ist es unverzichtbar die<br />

Wärmegrenzleistung eines Getriebes<br />

zu beachten. Um die gefordert hohe<br />

Leistung konstant zu übertragen,<br />

ohne dass eine bestimmte Öltemperatur<br />

überschritten wird, sind in der<br />

Regel externe Kühlungen notwendig.<br />

Unser B3SE-Getriebe-Baukasten kann<br />

bis zu einem Leistungsbereich von<br />

2 500 und 3 000 kW auf eine externe<br />

Kühlung verzichten. Mit insgesamt<br />

46 Baugrößen und einer großen<br />

Anzahl standardisierter Bauformvariationen<br />

stellt der Flender<br />

Baukasten ein großes Sortiment an<br />

Förderbandantriebslösungen dar.“<br />

Franz Schmeink, Senior Key Expert<br />

Gear Components, Flender GmbH<br />

Guido Josten, Product Manager,<br />

Flender GmbH<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 37


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

ENERGIEKETTENSYSTEME<br />

IM HARTEN<br />

EINSATZ<br />

Die Energieketten der Serien PowerLine und<br />

HeavyLine bewähren sich im rauen<br />

Arbeitsalltag hinsichtlich Belastbarkeit und<br />

Langlebigkeit. Jede Anwendung hat ihre<br />

spezifischen Anforderungen an Material,<br />

Größe, Ausstattung und Leistungsfähigkeit.<br />

Die Energiekettenvielfalt der Murrplastik<br />

Systemtechnik GmbH umfasst<br />

anwendungsspezifische Systemlösungen.<br />

Oliver Huber ist Leiter Marketing und Evren Turan ist Leiter<br />

Produktlinie Energieketten und Spezialkabel, beide bei der<br />

Murrplastik Systemtechnik GmbH in Oppenweiler<br />

Wie vielfältig Anwendungen mit Energieketten sind, zeigt<br />

deren große Bandbreite: von kleinen, filigranen<br />

Energieketten bis zu großen Schwerlast-Energieketten.<br />

Je nach Anwendungsbereich ist die Ausstattung der<br />

Energieketten individuell anzupassen. Die Murrplastik Systemtechnik<br />

GmbH bietet neben jahrzehntelanger Fachexpertise eine<br />

Vielzahl von Energieketten an. Sie erweitert ihr Produktportfolio<br />

kontinuierlich mit innovativen Einzel- und Komplettlösungen für alle<br />

Einsatzgebiete bis hin zur Konfektionierung. Zum Sortiment gehören<br />

Energieketten, Anschlusselemente, integrierte Zug entlastungen,<br />

flexible Regalsysteme, Rahmenstege, Deckel und Ablegewannen aus<br />

Kunststoff oder Metall sowie Geräuschdämpfungselemente und<br />

lebensdauerverlängernde Gleitschuhe und Gleitplatten.<br />

ROBUST UND STABIL<br />

Für Anwendungen mit enormen Belastungen hat Murrplastik extrem<br />

robuste und stabile Energieketten entwickelt, z. B. für Anwendungen<br />

geprägt durch eine schwere Zuladung oder einer hohen Verfahrdynamik<br />

in Verbindung mit langen Verfahrwegen. Die Serien Power-<br />

Line und HeavyLine sind aufgrund ihrer Konstruktionsmerkmale<br />

zuverlässig und langlebig in rauen Umgebungsbedingungen. Dazu<br />

zählen auch Temperaturhöhe und -schwankungen, UV-Strahlung,<br />

Feuchtigkeit, Chemikalien, Öle sowie die Art der Verschmutzung und<br />

des Verschmutzungsgrads durch Sand, Späne, Metallspritzer/-teile<br />

oder Glassplitter. Ihre Energieketten sind belastbar, robust und im<br />

eigenen Testlabor auf Herz und Nieren geprüft. Damit es nicht zu<br />

kostspieligen Anlagenstillständen kommt, müssen alle Komponenten<br />

der kompletten Energiekette aufeinander abgestimmt sein.<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Typische Industriezweige und Anwendungen für Schwerlast-Energieketten<br />

sind Schiffs- und Tagebau, Kranförderanlagen, Chemie-, Schweiß-, Eisen- und<br />

Stahlwerke sowie Holzbearbeitungs- und Kompostwerke. Das Einsatz spektrum<br />

der Krane und Förderanlagen erstreckt sich von Autoschrott-Verlade anlagen<br />

über Schüttgutumschlagskrane der Kohlebranche bis hin zu vollautomatisch<br />

arbeitenden Stapel- und Umsetzerkranen. Je nachdem, welcher Krantyp für<br />

welche Anwendung zum Einsatz kommt, ist das Anforderungsprofil an die<br />

Energieketten individuell anzupassen. Man unterscheidet z. B. zwischen RTG‘s<br />

(rubber tyred gantry), RMG‘s (rail mounted gantry), Ship-to-Shore-Kranen,<br />

Schüttgutumschlagskranen oder Goliath-Kranen (Schwerlastkrane).<br />

STARK BELASTBAR FÜR DEN EINSATZ IM STAHLWERK<br />

Murrplastik liefert maßgeschneiderte Energiekettensysteme für Kranförderanlagen.<br />

Für einen ihrer Kunden im Kranbau wurde bspw. eine Energiekette<br />

für einen Entlade- und Umschlagportalkran für Altmetall (Schrott) konzipiert,<br />

welcher in einem Stahlwerk zum Einsatz kommt. Für die große Energiekette<br />

mit ca. 1,5 t wurden folgende Grundanforderungen festgelegt:<br />

n hohe Zuladung von 13 kg/m<br />

n langer Verfahrweg von 67 m<br />

n Verfahrgeschwindigkeit von 2 m/s und<br />

n Beschleunigung von 0,3 m/s²<br />

Ausgewählt wurde die Energiekette Typ MP 52.6 aus der PowerLine-Serie. Sie<br />

ist für besonders hohe Zuladungen und sehr lange, gleitende Anwendungen<br />

entwickelt worden und verfügt über einen flexiblen Kettenanschluss. Konfiguriert<br />

und ausgeliefert wurde die Energiekette mit folgender Ausstattung:<br />

n Extra verstärkte Seitenglieder gewährleisten eine zusätzliche Stabilität.<br />

n Einrastbare Trennstege verhindern ein Verrutschen der Leitungen durch die<br />

feste Positionierung und gewähren eine hohe Lebensdauer der Leitungen.<br />

n Die Ablegewanne VAW-Z 170 aus verzinktem Stahl in Kombination mit<br />

Gleitschienenprofilen garantiert ein versatzfreies Gleiten und Führen der<br />

Energiekette über den gesamten Verfahrweg.<br />

n Die bewährte Klick-Verriegelung ermöglicht ein einfaches, nahezu werkzeugloses<br />

Öffnen und Schließen der Energiekette, selbst im eingebauten Zustand.<br />

n Das System ist mit einer geschlossenen Einhausung ausgestattet, um einen<br />

sicheren Schutz gegen das Hineinfallen von Fremdkörpern zu gewährleisten.<br />

n Gleitschuhe vermindern den Verschleiß der Seitenglieder bei gleitender<br />

Anwendung. Sie verlängern die Lebensdauer des Energiekettensystems um<br />

das bis zu Fünffache.<br />

Die Energiekette MP 52.6 wurde komplett mit konfektionierten Leitungen<br />

bestückt und aufgetrommelt, um die Montage vor Ort zu erleichtern. Verpackt<br />

für den Transport wurde sie beim Kunden angeliefert. Die Energiekette konnte<br />

durch die Anlieferform am Bestimmungsort schnell positioniert und<br />

zuver lässig in die Ablegewanne abgetrommelt werden.<br />

ROBUST GEGEN HITZE, FEUCHTIGKEIT UND CHEMIKALIEN<br />

Umwelteinflüsse beeinflussen die Anforderungen an Energieketten erheblich.<br />

In Mälzereien sind Energieketten einer hohen Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Die<br />

Umgebungsbedingungen in Kompostieranlagen sind noch viel extremer und<br />

stellen harte Anforderungen an die Energieketten. Hitze, grober Schmutz,<br />

Grobmaterial und sehr hohe Luftfeuchtigkeit stellen eine große Herausforderung<br />

dar. Besonders Ammoniak, organische Säuren, schleimige Bakterienkulturen<br />

und die Benetzung mit chemischen Mitteln belasten übermäßig jede<br />

einzelne Komponente in der Funktion. Die Konstruktion und das Material<br />

der Energiekette spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Die Kunststoffe<br />

der Murrplastik-Energieketten trotzen den physikalischen, chemischen und<br />

sonstigen Einwirkungen. Sie meistern ausgeprägte Temperatureinwirkungen,<br />

hohe Luftfeuchtigkeit und UV-Strahlung. Diese können Strukturveränderungen,<br />

Spannungen im Kunststoff, Verformungen, Risse und<br />

Material versprödungen bewirken. So kann bspw. die Verschlechterung der<br />

mecha nischen Festigkeit die Seitenglieder ausleiern lassen und damit die<br />

Ausfallzeit erhöhen.<br />

Für die Kompostwerk Kirchheim u. T. GmbH hat Murrplastik die Energiekette<br />

Typ MP 82.2 (HeavyLine) konfiguriert und ausgeliefert. Bei der Mälzerei<br />

Mouterij Albert fiel die Entscheidung auf die Energieketten Typ MP 52.2<br />

(Power Line) und MP 62.2 (HeavyLine).<br />

Von oben<br />

die Trends<br />

erkennen<br />

Im entscheidenden Moment<br />

höchste Leistungskraft entfalten:<br />

Das gelingt Ihren Maschinen<br />

und Produktionsprozessen<br />

mit integrierter Antriebs- oder<br />

Hebetechnik der<br />

Marke Pfaff-silberblau.<br />

Denn Qualität und Präzision sind<br />

unser Beitrag zu Ihrem Erfolg.<br />

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SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

DIE IDEE<br />

02<br />

01 Konfektionierte und aufgetrommelte<br />

Energiekette<br />

02 Heavy-Duty Energiekette nach<br />

zwei Monaten im Einsatz in rauen<br />

Umgebungsbedingungen. Der hohe<br />

Verschmutzungsgrad stellt hohe<br />

Anforderungen an die Qualität der<br />

Energiekette<br />

01<br />

„Die Energiekettenserien PowerLine<br />

und HeavyLine sind speziell für hoch<br />

dynamische Bewegungen, lange<br />

Verfahrwege, schwere Zuladungen<br />

und raueste Umgebungsbedingungen<br />

entwickelt worden. Grober Schmutz,<br />

Sonne, Kälte, Öle, Chemikalien und<br />

hohe Luftfeuchtigkeit sind nur einige<br />

der Umgebungsbedingungen, denen<br />

die langlebigen Energieketten von<br />

Murrplastik im Alltag strotzen.<br />

Aufeinander abgestimmte Einzelkomponenten<br />

und Fachexper tise<br />

vermeiden Stillstände an Anlagen<br />

und Maschinen. “<br />

INTENSIV GETESTET FÜR ROBOTIK UND AUTOMATION<br />

Typische Energieketten-Anwendungen für hohe Zuladungen, lange Verfahrwege und hohe<br />

Dynamik findet man in der Robotik und Automation. Anwendungen bei Portalrobotern sind<br />

z. B. das Verketten von Werkzeugmaschinen und Verfahrachsen bei Robotern mit Handlings-,<br />

Schweiß- und Klebeaufgaben. Für diese herausfordernden Anwendungen sind die<br />

Murrplastik-Energieketten bestens geeignet und haben sich am Markt nachweislich bewährt.<br />

Bevor sie zur Serienfreigabe auf den Markt kommen, wurden sie im hauseigenen Testlabor<br />

umfangreichen und intensiven Tests unterzogen.<br />

Zur Veranschaulichung der Leistungsfähigkeit der Murrplastik Energiekette MP 52.2 (mit<br />

Gleitschuhen und Geräuschdämpfungselementen) hier ein paar Eckdaten aus dem<br />

Test labor: Die MP 52.2 erreicht eine Lebensdauer von 6,5 Millionen Zyklen bei einer<br />

Zuladung von 3,75 kg/m und einem Verfahrweg von 22 m. Die Verfahrgeschwindigkeit<br />

beträgt 5 m/s und die Beschleunigung 5 m/s². Bei dieser enormen Dynamik haben die speziell<br />

entwickelten Dämpfungselemente noch die volle geräuschmindernde Wirkung. Das<br />

Dämpfungs element zeigt nach 286 000 km Laufleistung keinerlei Verschleißerscheinungen.<br />

Durch die Verwendung eines speziellen Elastomers wird eine hohe Langlebigkeit gewährleistet.<br />

Nach vielen Tests hat es Murrplastik geschafft, die Dämpfungselemente so<br />

auszustatten, dass ihren Kunden ein optimales Verhältnis zwischen dämpfender Fläche und<br />

Härte des Elastomers angeboten werden kann.<br />

ALLES AUS EINER HAND<br />

Um hohe Standzeiten bei Maschinen und Anlagen zu gewährleisten, ist die richtige<br />

Konfiguration der Energiekette mit passendem Zubehör elementar wichtig. Mit viel<br />

Erfahrung übernimmt Murrplastik Systemtechnik die Projektierung von kompletten<br />

Energieketten. Diese zeichnen sich durch Belastbarkeit, Montage- und Wartungsfreundlichkeit<br />

sowie durch die optimale Abstimmung auf die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche<br />

aus. Bei extremsten Dauerbelastungen und Umwelteinflüssen stellen ihre<br />

Energiekettensysteme ihre Qualität und Langlebigkeit unter Beweis. Nach dem Motto<br />

„Alles aus einer Hand“ erhält der Anwender geprüfte Komplettlösungen für die unterschiedlichsten<br />

Applikationen.<br />

Fotos: Murrplastik Systemtechnik GmbH<br />

www.murrplastik.de<br />

Oliver Huber, Leiter Marketing,<br />

Murrplastik Systemtechnik GmbH<br />

Evren Turan, Leiter Produktlinie<br />

Energieketten und Spezialkabel,<br />

Murrplastik Systemtechnik GmbH<br />

VIDEO<br />

Neue Herausforderungen mit<br />

Innovationen meistern:<br />

https://youtu.be/rmX2Z93-Ag8<br />

mp-ChainBuilder 3.0: Online-Konfigurator<br />

für Energiekettensysteme:<br />

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40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

MASSGESCHNEIDERTER MATERIALMIX FÜR<br />

LEICHTGEWICHTE<br />

Liebherr setzt<br />

zukünftig verstärkt<br />

auf Verbundwerkstoffe.<br />

Die Palette<br />

an Endprodukten<br />

aus carbonfaserverstärktem<br />

Kunststoff<br />

(CFK) soll dabei<br />

über das reine<br />

Hydraulikzylinderangebot<br />

hinausgehen.<br />

Ziel sind<br />

unter Individualaspekten gefertigte, gewichtsoptimierte Lösungen<br />

auf Basis der Faserverbundtechnologie. Denn die Möglichkeit,<br />

unterschiedliche Ausgangsmaterialien nutzen zu können, sowie<br />

die Orientierung der Verstärkungsfasern machen den Verbundwerkstoff<br />

frei konstruierbar. Infolge können Steifigkeit, Festigkeit<br />

und Dichte des Materials maßgeschneidert auf die spezifische<br />

Applikation ausgelegt werden. Durch diese selektive Substitution<br />

konventioneller Werkstoffe soll neben dem Gewicht auch die<br />

Performance von Bauteilen, Baugruppen und kompletten<br />

Systemen verbessert werden. Die erforderliche Kompetenz über<br />

den gesamten Produktentwicklungs- und Herstellungsprozess<br />

bündelt Liebherr am Standort Kirchdorf an der Iller, wo Roboter<br />

die Produktion von CFK-Produkten unterstützen.<br />

www.liebherr.com<br />

DIREKTER MOTORANSCHLUSS PER<br />

RUNDSTECKVERBINDER<br />

Der Universal-Rundsteckverbinder<br />

X-Tec wurde<br />

konzipiert, um Installationsarbeiten<br />

im Maschinenund<br />

Anlagenbau zu<br />

erleichtern und eignet sich<br />

für alle gängigen Servo-,<br />

Asynchron- und Drehstrommotoren<br />

bis 30 A. Statt<br />

unterschiedlicher Verbindungen<br />

wird nur noch eine<br />

einzige benötigt, um eine<br />

herstellerunabhängige,<br />

durchgängige Lösung von der Steuerung bis zum Motor zu<br />

realisieren. Die Leistungs- und Signalstecker von LQ sind in den<br />

Baugrößen 15, 23 und 32 verfügbar. Mithilfe eines passenden<br />

Hutschienen-Adapters lässt sich der X-Tec-Stecker funktional in<br />

unterschiedlichen Winkeln anbringen. Auf Basis des EnergyLink-<br />

Baukastens können zudem anwendungsbezogen erforderliche<br />

Kabelvarianten zusammengestellt werden. Der Steckzyklus<br />

wurde für hohe Belastungen, etwa bei Service- und Wartungsarbeiten,<br />

ausgelegt. Dank geringer Abnutzung sollen die Stecker<br />

stets wiederverwendbar sein. „Aus Kostensicht ein gutes<br />

Argument“, unterstreicht Bernd Mack, Produktmanager bei<br />

LQ Mechatronik-Systeme.<br />

www.lq-group.com<br />

SAFETY IM SCHLEIFRING MIT ZERTIFIKAT<br />

Einen Safety-Schleifring zur Leistungsübertragung samt Steuerungsdaten an Rundschalttischen hat<br />

Kollmorgen mit Stemmann-Technik entwickelt. Dieser Schleifring mit STO-Funktion ist Tüv-zertifiziert<br />

und verfügt über eine UL-Zulassung. Konstruktiv trennen in dem Schleifring zwei geschirmte<br />

Anschlusskassetten die Leistung von der Ethercat-Kommunikation, über die auch das überlagerte<br />

Safety-Signal übertragen wird. Eine hohe Störsicherheit innerhalb des Schleifrings gewährleistet die<br />

Struktur der Safety-Signale.<br />

www.kollmorgen.com<br />

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SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

MODERNISIERUNG IM METALLRECYCLING<br />

NEUER MOTOR SCHREDDERT GUT<br />

Dipl.-Sozialwirt<br />

Thorsten Sienk,<br />

freier Fachredakteur,<br />

Bodenwerder<br />

Das Metallrecycling zählt in Europa zu den<br />

wichtigsten Rohstoffquellen. Hier sind es vor<br />

allem Schredderanlagen auf Schrottplätzen, die<br />

ganze Autos, weiße Ware oder Metallprofile<br />

zerkleinern und für die weitere Aufarbeitung<br />

vorbereiten. Verfügbarkeit und Leistungen<br />

zählen: Die Decons SA, ein erfolgreiches und<br />

privat geführtes Recyclingunternehmen aus dem<br />

Department Gironde im Südwesten Frankreichs,<br />

hat jetzt gemeinsam mit EMZ aus<br />

Recklinghausen den Antrieb eines bestehenden<br />

Schredders modernisiert.<br />

Die klassischen Schrottplätze von einst sind heute hocheffizienten<br />

Recyclingparks gewichen. Sie produzieren<br />

Metallfraktionen in großen Mengen und mit hoher Reinheit.<br />

Kunden sind vor allem Stahlwerke sowie auf einzelne<br />

Metalle spezialisierte Hütten. Hinter dieser Form des Recyclings<br />

steht die Tatsache, dass sich elementare Metalle und Legierungen<br />

bei ihrer Nutzung nicht verbrauchen. Sie stehen also am Ende eines<br />

Produktlebenszyklus wieder zur Verfügung – sofern sie auf Schrottplätzen<br />

den Weg ins Recycling finden. Typische Verarbeitungsschritte<br />

sind dabei Pressen, Schneiden und das Zerkleinern in<br />

Schredderanlagen mit Anschlussleistungen im Megawattbereich.<br />

„Das Wirkprinzip entspricht einer rotierenden Hammermühle,<br />

auf deren Zylinder bewegliche Hämmer entlang einer Achse<br />

montiert sind“, erklärt Benedikt Mathiaszyk, als Geschäftsführer bei<br />

der Elektro-Maschinen-Zentrale GmbH in Recklinghausen verantwortlich<br />

für Großantriebe und Projekte. Dreht sich der Rotor, fahren<br />

die Hämmer durch die Fliehkraft nach außen und zerschlagen den<br />

von den Vorschubwalzen zugeführten Metallschrott in kleine<br />

Stücke. Die Belastungen sind so hoch, dass die Hämmer – trotz<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

01 Der von EMZ speziell konstruierte Schreddermotor<br />

liefert eine Leistung von knapp 3 000 kW<br />

02 Funktionsaufbau des Schredders<br />

01<br />

Fertigung aus einer Speziallegierung – pro Seite nur Standzeiten von<br />

zwei Tagen erreichen. Nach vier Tagen sind die Hämmer mit einem<br />

Stückgewicht von rund 135 kg also komplett zu tauschen. „Dabei verarbeiten<br />

sie allerdings einige Tausend Tonnen Schrott“, so Mathiaszyk.<br />

BESSERES THERMISCHES VERHALTEN MIT<br />

NEUEM MOTOR<br />

Nach einer umfassenden Modernisierung dieser Anlage wird der<br />

mehr als 40 t schwere Rotor des Schredders heute von einem<br />

z ehnpoligen EMZ Schleifringläufermotor angetrieben. Dieser<br />

liefert am Decons-Recyclingstandort in Le Pian Medoc nahe der<br />

südfranzösischen Stadt Bordeaux eine Nennleistung von 4 000 PS –<br />

also knapp 3 000 kW. Auslöser für den Umbau des Antriebs waren<br />

vor allem gravierende thermische Probleme beim Vorgängermotor.<br />

Der Antrieb war für die Schredderanlage schlicht zu klein dimensioniert,<br />

wurde zu heiß und musste immer wieder aufgrund der<br />

Überlast abkühlen. Die Folge: Drosselung der Produktion.<br />

Der Motor aus der speziell für den Schreddereinsatz entwickelten<br />

EMZ Baureihe ASD liefert heute mit knapp 3 000 kW Nennleistung<br />

mehr Reserven. Nach Einschätzung von Mathiaszyk ließe sich der<br />

Antrieb dank des optimierten Wärmeverhaltens auch mit 3 500 kW<br />

betreiben. Die hohe Drehmoment-Volumen-Dichte hat in Frankreich<br />

den Weg frei gemacht, den stärkeren Motor ohne kostspielige Umbauten<br />

auf dem Fundament des alten Antriebs zu montieren. Ähnlich<br />

einfach gestaltete sich die Kupplungsverbindung zwischen Motor- und<br />

Kardanwelle – zumindest was die vorhandenen Einbaumaße betraf.<br />

Im Gegensatz dazu war die Auslegung der mechanischen Kraftübertragung<br />

durch EMZ deutlich anspruchsvoller. Der Schreddermotor ist<br />

über eine Kardanwelle direkt mit dem Schredderrotor gekuppelt.<br />

Diese Konstruktion ist notwendig, da der komplette Schredder flexibel<br />

auf kräftigen Stahlfedern lagert, während der Schredder motor auf<br />

einem starren und massiven Betonfundament verankert ist. Berechnungen<br />

des Herstellers der Kardanwelle haben im Vorfeld der Umrüstung<br />

Drehmomentstöße bis 500 kNm zu Tage gefördert, die wiederum<br />

axiale Stoßbelastungen von bis zu 60 t verursachen können.<br />

VOLLE LEISTUNG, AUCH WENN’S HART KOMMT<br />

Die schnellen und harten Drehmomentstöße haben Auswirkungen<br />

auf den Hochspannungsmotor. Die gesamte Konstruktion ist rüttelfest<br />

bis zu maximalen Schwingwerten von 28 mm/s ausgelegt. Das Design<br />

des Gehäuses, der Welle, der elektrischen Aktivteile sowie der Kohlebürsten,<br />

Lager und Schleifringe musste EMZ deshalb verstärken und<br />

die gesamte Konstruktion so robust machen, dass der Vergleich mit<br />

einem Rüttelmotor durchaus zutreffend ist. Sämtliche Anpassungen<br />

standen dabei unter der Prämisse, die volle Leistung des Motors ohne<br />

Derating und mit hoher Verfügbarkeit zu liefern. „Alles an diesem<br />

Motor ist besonders“, fasst Mathiaszyk zusammen und spricht von<br />

einer engen Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Kardanwelle. Das<br />

Unternehmen sei nach Auskunft des Geschäftsführers anfangs<br />

genauso von der Höhe der ermittelten Drehmomentwerte überrascht<br />

gewesen, wie der Hersteller des Schredders.<br />

Die Kennzahlen sind letztlich eingegangen in eine optimierte<br />

Wellenkonstruktion mit Ölpressverband statt Passfeder, die gerade<br />

bei den typischen Stoßbelastungen schnell ausschlägt und damit<br />

Spiel erzeugt. Beim Prinzip des Ölpressverbandes wird die<br />

Kupplungshälfte mit einer Presspassung auf dem Wellenende<br />

aufgeschrumpft und geht so eine kraftschlüssige Verbindung ein.<br />

„Dank der starken Haftreibung erhalten wir fast die Festigkeit einer<br />

02<br />

geschweißten Verbindung“, meint der Geschäftsführer. Das Abziehen<br />

der Kupplungshälfte bei Wartungen bzw. Reparaturen erfolgt dann<br />

über das Erzeugen eines Öldrucks durch eine Ölnut in der Welle.<br />

STEUERUNG DES LASTVERHALTENS<br />

Eine weitere Maßnahme, die den Schleifringläufermotor von EMZ<br />

für den Einsatz in Schredderanlagen so richtungsweisend macht,<br />

ist die Steuerung des Lastverhaltens. Der Antrieb in der Anlage des<br />

französischen Recyclingunternehmens arbeitet, da starr am Netz<br />

betrieben, mit einer festen Lastdrehzahl von 595 min -1 bei einer<br />

Spannung von 5 500 V und einer Frequenz von 50 Hz. Angesichts<br />

der hohen Stoßmomente des mehr als 40 t schweren Schredderrotors<br />

und der daraus resultierenden Stromspitzen, stand EMZ vor<br />

der Aufgabe, die Lastströme wirksam zu begrenzen. Hierbei setzt<br />

das Unternehmen aus Recklinghausen auf eine präzise, sichere und<br />

wartungsarme Technik: Den Flüssigkeitsanlasser. Spezialist auf<br />

diesem Gebiet ist MKS. Das Unternehmen aus Jülich war ebenfalls<br />

eng in das Projekt eingebunden – mit dem Ziel, „gemeinsam die<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 43


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

beste technische Lösung für die Aufgabenstellung anzubieten“, blickt EMZ-<br />

Geschäftsführer Stefan Beese zurück.<br />

Der Flüssigkeitsanlasser hat die Aufgabe, bei einem Laststoß die Drehzahl<br />

des Motors zielgerichtet zu reduzieren, wenn es die Hämmer mit härterem<br />

Schrott zu tun bekommen oder Schrottfraktionen mit unterschiedlicher<br />

Dichte ankommen. Steigt hierbei der Strom über einen Grenzwert an,<br />

vergrößert ein Servomotor blitzartig die Kontaktabstände der Elektroden<br />

im Flüssigkeitsanlasser. Die Zunahme des ohmschen Widerstands im<br />

Rotorkreis führt zu einer kontrollierten Drehzahlabnahme des Motors und<br />

Schredderrotors. Dadurch kann die kinetische Energie des rotierenden<br />

Systems zum Ausgleich des Laststoßes genutzt werden.<br />

Dieser Aufbau egalisiert Netzrückwirkungen und harmonisiert die<br />

Stromaufnahme bei wechselnden Lasten. Vor diesem Hintergrund nutzt<br />

EMZ den Flüssigkeitsanlasser von MKS gleich als Steuerung für die<br />

Vorschubwalze. „Wird der Nennstromwert des Motors erreicht, stoppt die<br />

Walze, nimmt er wieder ab, wird wieder Material gefördert“, erklärt<br />

Mathiaszyk das Verfahren.<br />

PRODUKTION UM DIE HÄLFTE GESTEIGERT<br />

Der skizzierte Aufbau funktioniert in der Praxis so gut, dass der Recyclingbetrieb<br />

in Südfrankreich nach der Modernisierung der Schredderanlage<br />

die vor- und nachgelagerten Logistikabläufe anpassen musste. Der Betreiber<br />

spricht in Abhängigkeit der Materialien von Produktivitätssteigerungen<br />

von bis zu 50 %, ohne dass der Motor an seine thermischen Grenzen gerät.<br />

Der höhere Output wirkt sich zudem positiv auf die Qualität des<br />

Schreddermaterials aus.<br />

Fotos: EMZ Elektro-Maschinen-Zentrale GmbH<br />

www.emz.de<br />

DIE IDEE<br />

„Auslöser für den Umbau des Antriebs<br />

waren vor allem gravierende<br />

thermische Probleme beim Vorgängermotor.<br />

Der Antrieb war für<br />

die Schredderanlage schlicht zu klein<br />

dimensioniert und wurde zu heiß.<br />

Der neue Motor aus der speziell für<br />

den Schreddereinsatz entwickelten<br />

EMZ Baureihe ASD liefert heute mit<br />

knapp 3 000 kW Nennleistung mehr<br />

Reserven. Die Wahl eines Flüssigkeitsanlassers<br />

sorgt dafür, dass bei<br />

einem Laststoß die Drehzahl des<br />

Motors zielgerichtet reduziert wird.<br />

Dieser Aufbau egalisiert Netzrückwirkungen<br />

und harmonisiert die<br />

Stromaufnahme bei wechselnden<br />

Lasten. Die Modernisierung führte zu<br />

Produktionssteigerungen bis zu<br />

50 Prozent.“<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2019</strong> im 58. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />

Redaktion<br />

Chefredakteur: Peter Becker B. A.,<br />

Tel.: 06131/992-210, E-Mail: p.becker@vfmz.de<br />

(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />

Redakteure: Holger Seybold, Tel.: 06131/992-254,<br />

E-Mail: h.seybold@vfmz.de<br />

Svenja Stenner, Tel.: 06131/992-302,<br />

E-Mail: s.stenner@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />

Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />

Doris Buchenau, Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

Gestaltung<br />

Anette Fröder, Sonja Daniel, Anna Schätzlein,<br />

Mario Wüst<br />

Chef vom Dienst<br />

Dipl.-Ing. (FH) Winfried Bauer<br />

Anzeigen<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Annemarie Benthin, Anzeigenverwaltung<br />

Tel.: 06131/992-250, E-Mail: a.benthin@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 55: gültig ab 1. Oktober 2018<br />

www.vereinigte-fachverlage.info<br />

Leserservice<br />

vertriebsunion meynen GmbH & Co. KG,<br />

Große Hub 10, 65344 Eltville, Tel.: 06123/9238-266<br />

Bitte teilen Sie uns Anschriften- und sonstige Änderungen<br />

Ihrer Bezugsdaten schriftlich mit<br />

(Fax: 06123/9238-267, E-Mail: vfv@vertriebsunion.de).<br />

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Jahresabonnement: Inland: € 153,- (inkl. Versandkosten)<br />

Ausland: € 168,- (inkl. Versandkosten)<br />

Abonnements verlängern sich automatisch um ein<br />

weiteres Jahr, wenn sie nicht spätestens vier Wochen vor<br />

Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt werden.<br />

Verlag<br />

Vereinigte Fachverlage GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz<br />

Postfach 100465, 55135 Mainz<br />

Tel.: 06131/992-0, Fax: 06131/992-100<br />

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(verantwortlich für den Anzeigenteil)<br />

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etc.) und seiner Veröffentlichung in dieser Zeitschrift geht<br />

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Systemen, zur Veröffentlichung in Datennetzen<br />

sowie Datenträger jedweder Art, wie z. B. die Darstellung<br />

im Rahmen von Internet- und Online-Dienstleistungen,<br />

CD-ROM, CD und DVD und der Datenbanknutzung und das<br />

Recht, die vorgenannten Nutzungsrechte auf Dritte zu<br />

übertragen, d. h. Nachdruckrechte einzuräumen. Eine Haftung<br />

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44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


P 300 – PRÄDESTINIERT FÜR DIE<br />

LEBENSMITTELINDUSTRIE<br />

Mit dem P 300 erweitert der<br />

Dichtungshersteller C. Otto<br />

Gehrckens sein Sortiment um<br />

einen NBR-Werkstoff, der über<br />

Zulassungen für den Einsatz in<br />

der Lebensmittel- und<br />

Getränkeherstellung verfügt.<br />

P 300 ist zertifiziert nach<br />

FDA 21. CFR 177.2600 sowie<br />

3-A Sanitary Standard und<br />

entspricht der VO (EG)<br />

1935/2004. Ohne Verwendung tierischer Bestandteile erfüllt der<br />

COG-Compound darüber hinaus die Anforderungen an ADI-freie<br />

Werkstoffe (Animal Derived Ingredients free) für Dichtungen, die<br />

mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Dank einer hohen<br />

Abrieb- und Standfestigkeit soll sich P 300 insbesondere für den<br />

Einsatz in Anlagenteilen eignen, die einer intensiven Materialbeanspruchung<br />

ausgesetzt sind. Des Weiteren präsentiert sich<br />

die Lösung im Kontakt mit Ölen und Fetten widerstandsfähig<br />

auch gegenüber verdünnten Säuren und Laugen. Der neue<br />

NBR-Werkstoff ist ab sofort verfügbar.<br />

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STW präsentierte auf der Power2Drive-Messe in München eine neue Antriebslösung für<br />

Nutzfahrzeuge. Das Antriebskonzept PowerMela Duo280 besteht aus den zwei Synchronmaschinen<br />

PowerMela C140, die jeweils 80 oder 140 kW leisten, einem Summiergetriebe sowie<br />

einem Steuergerät. Damit verfügt der Antrieb über eine Gesamtleistung von 160 bis 280 kW,<br />

die über das Summiergetriebe in das Standardgetriebe des Nutzfahrzeugs eingeleitet wird.<br />

Dieses Konzept erlaubt die Retrofit-Elektrifizierung, ohne das Gesamtgewicht zu erhöhen. Das<br />

erprobte Antriebskonzept gewährleistet die funktionale Sicherheit bis ASIL B nach ISO 26262. In<br />

München wurde das PowerMela Duo280 live an der vollelektrischen Sattelzugmaschine Elias<br />

demonstriert. Bei dem 44-Tonner handelt es sich um ein Förderprojekt mit dem Bayerischen<br />

Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, bei dem ein Diesel-Lkw von<br />

STW, dem Fahrzeugbauer Toni Maurer sowie der Spedition Ansorge Logistik umgerüstet wurde.<br />

www.stw-mm.com<br />

Halle 6<br />

Stand 6223<br />

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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 45


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

ZAHNKRÄNZE FÜR DIE ZEMENTINDUSTRIE<br />

EXPERTENNETZWERK OPTIMIERT<br />

KUGELMÜHLEN<br />

Kugelmühlen sind die weltweit dominierende<br />

Mahltechnologie in der Zementindustrie. So<br />

auch im tschechischen Prachovice, wo die Firma<br />

Cemex ein integriertes Zementwerk mit einer<br />

Kapazität von 900 000 Tonnen pro Jahr betreibt.<br />

Bei der Modernisierung zweier Kugelmühlen<br />

entschied sich der Betreiber, die<br />

Antriebseinheiten gemeinsam mit<br />

SEW-Eurodrive neu zu dimensionieren.<br />

Mehr als 14 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz und rund<br />

43 000 Mitarbeiter – das sind die beeindruckenden<br />

Zahlen von Cemex, einem der größten Zementhersteller<br />

der Welt. Das Unternehmen mit Hauptsitz<br />

in Mexiko unterhält Präsenzen in über 50 Ländern. In der Tschechischen<br />

Republik betreibt es in Prachovice, etwa 100 km östlich<br />

von Prag, das zweitgrößte Zementwerk des Landes. Hier werden<br />

auf zwei identischen, 15 m langen Kugelmühlen bis zu 5 000 t<br />

Klinker am Tag zu fertigem Portlandzement gemahlen. Jede<br />

Kugelmühle wird von einem Zahnkranz in Bewegung gesetzt. Pro<br />

Mühle übertragen jeweils zwei 2 250-kW-Asynchronmotoren die<br />

Leistung über Getriebe auf zwei separat gelagerte Ritzel. Die Ritzel<br />

sind mit dem Zahnkranz im Eingriff und beaufschlagen diesen<br />

mit dem Drehmoment. Die Verbindung zwischen Zahnkranz und<br />

Mantelfläche der Kugelmühle erfolgt mittels Montageflansch und<br />

Schraubverbindungen.<br />

VERZAHNUNGEN SIND NEURALGISCHE PUNKTE<br />

Bei einer Befundung der Mühlenantriebe im Frühjahr 2017 zeigten<br />

die beiden Zahnkränze wie auch die vier Ritzel bereits erhebliche<br />

Verschleißerscheinungen. Geschwächte Verzahnungen, bei denen<br />

ein fortschreitendes Schadensbild zu beobachten ist, können im<br />

weiteren Betrieb zu einem Ausfall des Antriebs und somit der<br />

gesamten Anlage führen. Rasch ergeben sich so lange Stillstandzeiten,<br />

was wiederum zu Lieferengpässen und hohen Produktionsausfallkosten<br />

führt.<br />

Um die Verfügbarkeit der Zementmühlen auch künftig sicherzustellen,<br />

entschied sich Cemex für den Austausch der beiden<br />

Zahnkränze, der insgesamt vier antreibenden Ritzel sowie der zwei<br />

Hauben des Zahnkranzes. Die Getriebe wurden, ausgehend von<br />

dem noch sehr geringen Verschleißgrad, als unkritisch eingestuft<br />

und daher nicht ausgewechselt.<br />

Von Anfang an stand SEW-Eurodrive bei den damals offenen<br />

Themen dem Zementproduzenten zur Seite. Fragen zur Werkstoffauswahl,<br />

Design/Dimensionierung, Projektierung, Schmierung bis<br />

hin zur Errichtung und Inbetriebnahme wurden gemeinsam<br />

er örtert. Der Antriebspezialist aus Deutschland hat langjährige<br />

Er fahrungen mit dem Einsatz von Zahnkränzen in unterschiedlichsten<br />

Industrien. Zudem deckt SEW-Eurodrive vom Motor über<br />

die Getriebe bis hin zur Antriebselektronik und Steuerung die<br />

gesamte Bandbreite der Antriebstechnik mit seinem eigenen Portfolio<br />

ab. Die umfassende Unterstützung während der gesamten<br />

Konzep tionsphase veranlasste schließlich die Cemex-Instandhaltungs<br />

leitung, den weiteren Weg bei diesem Projekt mit SEW-<br />

Euro drive zu gehen.<br />

Timo Rothardt ist Applikationsingenieur Industriegetriebe und<br />

Christian Rüttling ist Marktmanager Industriegetriebe,<br />

beide bei der SEW-Eurodrive GmbH & Co KG in Bruchsal<br />

MODERNE WERKSTOFFTECHNOLOGIE<br />

Bei den Zahnkränzen verwendet SEW-Eurodrive ausschließlich<br />

hochfestes, bainitisches Gusseisen mit Kugelgraphit (Austempered<br />

Ductile Iron – ADI). Die Eigenschaften dieses Werkstoffes sind<br />

denen klassischer Zahnkranzwerkstoffe wie Stahlguss überlegen –<br />

so hat der von SEW eingesetzte ADI-Guss eine Mindestzugfestigkeit<br />

von 1 000 MPa und eine Mindestdehnung von 5 %. Um die geforderten<br />

mechanischen Eigenschaften zu erreichen, ist eine Wärmebehandlung<br />

erforderlich. Sie führt dazu, dass sich die gewünschte<br />

46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

01 02<br />

Mikrostruktur einstellt und der Werkstoff hohe zulässige<br />

Festigkeitswerte aufweist. Die aus den guten Kaltverfestigungseigenschaften<br />

des Werkstoffes resultierende Kontaktermüdungsfestigkeit<br />

machen die Zahnkränze bei richtiger Dimensionierung,<br />

Belastung und Schmierung sehr widerstandsfähig und praktisch<br />

verschleißfrei. Zudem kann durch den Einsatz von ADI-Guss der<br />

Zahnkranz deutlich kompakter und leichter ausgeführt werden als<br />

bei der klassischen Lösung.<br />

OPTIMALES LAUFVERHALTEN UND HANDLING<br />

DANK MEHRTEILIGKEIT<br />

Ein weiteres Merkmal des SEW-Zahnkranzes ist seine Mehrteiligkeit.<br />

Herkömmliche Zahnkränze bestehen i. d. R. aus zwei bis<br />

vier Segmenten, die zusammenmontiert bearbeitet werden. Bei<br />

der Lösung von SEW-Eurodrive ist der Zahnkranz mehrteilig ausgeführt.<br />

Jedes der Segmente ist, abhängig vom Gesamtdurchmesser<br />

des Zahnkranzes, mit Abmessungen von ein bis zwei<br />

Metern sehr kompakt gestaltet. Die hohe Ausgangsteilungsgenauigkeit<br />

der geteilten Konstruktion nach den Normen ISO 8<br />

bzw. AGMA 9 führen zu einem optimalen Laufverhalten. Abguss,<br />

Bearbeitung, Wärmebehandlung und die Feinbearbeitung finden<br />

01 Weil die Segmente in zwei Zahnkranzhälften vormontiert werden<br />

können, vereinfacht sich die Handhabung am Einsatzort erheblich<br />

02 Prinzipschema der Kugelmühle (ähnlich dem tatsächlichen<br />

Antriebsaufbau): Auf beiden Seiten der Mühle treibt jeweils ein Motor<br />

über ein Getriebe der X-Baureihe von SEW-Eurodrive ein doppelt<br />

gelagertes Ritzel an. Jedes Ritzel überträgt 2 250 kW Antriebsleistung<br />

auf den Zahnkranz<br />

für jedes Zahnkranzsegment einzeln statt. Auf diese Weise wird<br />

sichergestellt, dass die Qualität des Zahnkranzes unabhängig von<br />

Durchmesser immer identisch ist – egal, ob es sich um 4 oder um<br />

16 m handelt.<br />

Die segmentierte Bauart bietet zudem weitere Vorteile in Bezug<br />

auf Handling und Austauschbarkeit. Die Handhabung der<br />

einzelnen Segmente oder Bauteilgruppen vereinfacht sich am<br />

Einsatzort erheblich. So ist es möglich, die Segmente in zwei<br />

Zahnkranzhälften vorzumontieren und in herkömmlicher<br />

Mon tage an der Applikation zu befestigen oder einzeln, Segment<br />

für Segment an der Trommel zu montieren. Die Montage der<br />

Einzelsegmente ist besonders bei beengten Platzverhältnissen<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 47


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

vorteilhaft. Darüber hinaus sind keine speziellen Transportarrangements<br />

mehr notwendig. Mehrteilige Zahnkränze lassen<br />

sich in normalen Containern transportieren. Sollte es einmal zu<br />

einem Schaden an der Verzahnung des Zahnkranzes kommen,<br />

können einzelne Segmente getauscht werden ohne den ganzen<br />

Ring zu demontieren.<br />

INTERNATIONALES EXPERTENNETZWERK<br />

GARANTIERT ERFOLG<br />

Die Arbeiten an der ersten Kugelmühle begannen im Frühjahr<br />

2018. Dem vorausgegangen war eine detaillierte Projektierung und<br />

Auswahl der Antriebskomponenten, an der neben dem Stammhaus<br />

in Bruchsal auch die tschechische Landesgesellschaft SEW­<br />

Eurodrive CZ s. r. o. sowie das SEW-Lieferwerk für Zahnkränze in<br />

Tianjin, China, beteiligt waren. Das SEW-Expertennetzwerk kann<br />

auf zahlreiche Erfahrungen mit realisierten Projekten weltweit<br />

zurückgreifen. Für die Dimensionierung der Verzahnungsgeometrie<br />

wurde neben der Zahnfuß- und Zahnflankenberechnung nach<br />

ISO 6336 auch eine Finite-Elemente-Simulation durchgeführt.<br />

Mit den Montagearbeiten wurde der lokale Dienstleister MZP –<br />

Montáže Přerov a. s. aus dem mährischen Přerov, etwa 80 km<br />

nordöstlich von Brno, beauftragt. Die Montageaufsicht sowie die<br />

Testläufe erfolgten gemeinsam mit den Experten von SEW­<br />

Eurodrive. Heute laufen beide Mühlen störungsfrei und sorgen<br />

dafür, dass die Produktion am Cemex-Standort in Prachovice auch<br />

künftig sichergestellt ist.<br />

Die Zugfestigkeit des bisher für die Zahnkränze und Ritzel<br />

verwendeten Stahlgusses liegt mit ca. 687 bis 785 MPa deutlich<br />

unter der des ADI-Gusses. Die verbesserten Materialeigenschaften<br />

zeigen sich u. a. bei der Gegenüberstellung von altem und neuem<br />

Zahnkranz. Die Breite des Zahnkranzes konnte von 900 auf 300 mm<br />

reduziert werden. Zudem wurde die Zahl der Zähne von zuvor 238<br />

auf 180 gesenkt und das Modul auf 40 erhöht. Hieraus ergibt sich in<br />

Summe ein deutlich geringerer Materialeinsatz, der sich neben<br />

geringeren Investitionskosten auch in niedrigeren Kosten für<br />

Instandhaltung und Schmierung niederschlägt.<br />

Nach der Inbetriebnahme sowie dem radialen und axialen<br />

Einstellen des Zahnkranzes erfolgte u. a. eine Vibrationsmessung<br />

am Antriebsstrang. Die Lagerstellen zeigten einen signifikanten<br />

Rückgang der Schwingungen im gesamten System. Die hohe<br />

Teilungsgenauigkeit der segmentierten Zahnkränze und die fachmännische<br />

Ausrichtung von Montáže Přerov und SEW-Eurodrive<br />

tragen so dazu bei, dass der Zahnkranz und dessen Peripherie einer<br />

geringeren mechanischen Belastung ausgesetzt sind. Die darüber<br />

hinaus durchgeführte thermische Begutachtung, bei der keine<br />

unzulässige Erwärmung gefunden wurde, bestätigte zudem die hohe<br />

Genauigkeit der Gesamtkonstruktion sowie deren Ausrichtung.<br />

ZUVERLÄSSIGER BETRIEB<br />

Mit den geteilten Zahnkränzen von SEW-Eurodrive hat sich Cemex<br />

für eine gleichermaßen wirtschaftliche wie langlebige Technologie<br />

entschieden. Die fachliche Expertise von Montáže Přerov und des<br />

internationalen Expertennetzwerks von SEW gewährleistete dabei<br />

das passende Engineering sowie die fachmännische Installation<br />

und Inbetriebnahme vor Ort. Vor diesem Hintergrund entschied<br />

sich Cemex auch eine weitere Kugelmühle mit einem Zahnkranz<br />

von SEW-Eurodrive auszustatten.<br />

Fotos: Aufmacher: Cemex Zement GmbH; 01 und 02: SEW-Eurodrive GmbH & Co KG<br />

www.sew-eurodrive.de/segmentierter_zahnkranz<br />

DIE IDEE<br />

„Die segmentierte Bauart sowie die<br />

Verwendung von bainitischem<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit sind die<br />

prägenden Merkmale der Zahnkränze<br />

von SEW-Eurodrive. Die Idee war,<br />

durch eine intelligente Kombination<br />

von Konstruktion und Werkstoffauswahl<br />

die Nutzungseigenschaften<br />

für den Anwender zu verbessern. Durch<br />

die damit erzielten, hervorragenden<br />

Materialeigenschaften können die<br />

Zahnkränze nahezu verschleißfrei<br />

betrieben werden.<br />

Timo Rothardt, Applikationsingenieur<br />

Industriegetriebe, SEW-Eurodrive<br />

GmbH & Co KG<br />

DAS PROJEKT IM ÜBERBLICK<br />

n Applikation: Zementmühle<br />

n Größe: 4,4 × 15 m<br />

n Mühlen-Kapazität: 2 568 t pro Tag<br />

n Mühlen-Geschwindigkeit: 15 min -1<br />

n Motorische Leistung pro Mühle: 2 × 2 250 kW<br />

n Lieferumfang: 2 × Zahnkranz mit 12 Segmenten und<br />

Modul 40; 4 × Antriebsritzel; 2 × Schutzhaube für<br />

Zahnkranz<br />

n SEW-Dienstleitung: Projektierung, Engineering; Supervision<br />

Christian Rüttling, Marktmanager<br />

Industriegetriebe, SEW-Eurodrive<br />

GmbH & Co KG<br />

48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

PATENTE LEICHTGEWICHTE FÜR GROSSE AUFGABEN<br />

Rund 35 % kürzer und 80 % leichter als ihre Vorgänger: die neuen mechanischen Ventile<br />

der Serie VM100F von SMC. Ihre Steckverbinder sind bereits im Ventilkörper integriert,<br />

sodass weniger Einbauraum benötigt wird. Nur noch 48,8 statt 74,6 mm, so fällt der<br />

Längenvergleich konkret aus. Ferner sollen durch den Umstieg von Metall auf Kunststoff<br />

die Ventilkörper statt 60 g nur noch 12 g wiegen. Dies ist dann von Vorteil, wenn<br />

wiederholt hohe Beschleunigungskräfte zu überwinden sind. Dazu Olaf Hagelstein,<br />

Product Management bei SMC Deutschland: „Gerade in so dynamischen Anwendungen<br />

wie der Montage auf einem Roboterarm summieren sich die kompakten Abmessungen<br />

und das niedrige Gewicht perfekt: Die Integration ist durch die kompakte Form meist<br />

recht einfach. Dazu werden die Anlagen geschont, die Produktionskosten gesenkt und<br />

die Produktivität erhöht.“ Da sich der Montageabstand und die Höhe der neuen Ventile<br />

nicht verändert haben, ist ein Austausch problemlos möglich.<br />

www.smc.de<br />

MESSSIGNALE<br />

DIREKT ABGREIFEN<br />

Precision<br />

EVOLUTIONär für höchste Präzision<br />

Für die Strommessung in der<br />

E-Mobility bietet Isabellenhütte<br />

den BAC-Shunt an. Das<br />

Besondere an ihm ist die<br />

Einheit aus Shunt und<br />

Platine, durch die ein<br />

direktes Abgreifen der<br />

Messsignale möglich ist. Der<br />

Präzisionswiderstand<br />

besteht aus einer Mini-Platine<br />

und einem Sense-Kontakt für<br />

die Strommessung. Ein<br />

Steckverbinder dient zum<br />

Abgriff der Spannungswerte<br />

in übergeordneten Systemen.<br />

Die Widerstandswerte des<br />

Kupfer-Manganin-Shunts<br />

betragen 0,1 mOhm (320 A).<br />

Eine niederohmigere<br />

Variante ist für Strommessungen<br />

bis 550 A<br />

(0,05 mOhm) ausgelegt. Der<br />

Shunt ist geeignet für<br />

Nennleistungen bis 15 W, es<br />

sind aber auch andere<br />

Widerstandswerte möglich.<br />

Hauptanwendungsgebiete<br />

sind die Strommessung für<br />

elektronische Batterie-<br />

Managementsysteme in<br />

Gabelstaplern, E-Scootern<br />

und anderen Hybrid- und<br />

Elektrofahrzeugen, aber<br />

auch in Schweißgeräten. Da<br />

die Auswertung der Messsignale<br />

nicht auf der Leiterplatte<br />

erfolgt, muss der<br />

Shunt nicht zwingend auf der<br />

Elektronik platziert werden.<br />

www.isabellenhuette.de<br />

Robuste Präzision.<br />

Ungeschlagen in Sachen Präzision in anspruchsvoller Umgebung –<br />

magnetische Absolut-Drehgeber der Serie MAGRES EAM.<br />

Hervorragende Messgenauigkeit und Lebensdauer gewährleisten<br />

höchste Effizienzsteigerung und Prozessqualität.<br />

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SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

Manuel Huck ist Produktmanager Discontinous<br />

Motion bei der Siemens AG in Nürnberg<br />

01<br />

FREQUENZUMRICHTER<br />

SEILBAHN MIT HOHEM<br />

WINTERVERGNÜGEN FÜR SPORTLER<br />

Winterspaß ohne Abstriche hat im Snow Space Salzburg oberste<br />

Priorität. Um Skibegeisterte weiter anzulocken, wurde die „neue“<br />

Sonntagskogelbahn 2 mit hocheffizienter Technik ausgestattet.<br />

Innovative Antriebstechnik der 8er-Sesselbahn bringt mehr Personen<br />

mit noch höherem Komfort sicher zum Gipfel.<br />

„Eine der großen Herausforderungen des Projekts war ein Frequenzumrichter,<br />

der perfekt zu einem neu entwickelten, synchronen Servomotor<br />

passt – dabei die Verfügbarkeit der Seilbahn weiter erhöht und<br />

für größtmögliche Sicherheit der Skifahrer sorgt.“ In einem Satz fasst<br />

Karl Prammer, Geschäftsführender Gesellschafter von Frey Austria in<br />

Innsbruck, das vorrangige Ziel der neuen Sonntagskogelbahn 2 im<br />

Snow Space Salzburg im österreichischen Wagrain zusammen. Seit<br />

der Wintersaison 2018/19 werden in der Hightech-Sesselbahn acht<br />

statt bisher vier Skifahrer pro Hängevorrichtung zum Gipfel befördert.<br />

Das begeistert Liebhaber der weißen Pracht ebenso wie die<br />

Betreiber, die die hier verbaute Technik erstmalig einsetzen.<br />

Der grundlegende Unterschied zwischen Sonntagskogelbahn 2<br />

und anderen Seilbahnen ist einerseits der Verzicht auf ein Getriebe<br />

zwischen Elektromotor und Seilscheibe, andererseits der Komfortgewinn<br />

durch eine feinfühlige Drehzahlregelung mit Geberunterstützung.<br />

Dies spart eine kostenträchtige Getriebewartung und der<br />

Betreiber profitiert von den vielfältigen Regelungsoptionen eines<br />

leistungsfähigen Direktantriebs. Wolfgang Hettegger, Technik-Vorstand<br />

im Snow Space Salzburg, bestätigt: „Die Sonntagskogelbahn 2<br />

ist derzeit die innovativste Sesselbahn, die wir hier betreiben – eine<br />

Achtersesselbahn mit Rücken- und Sitzheizung plus Höhenerkennung<br />

beim Einstieg.“ Das bedeutet, Kinder und Erwachsene kön­<br />

nen in beliebiger Zusammenstellung einsteigen, denn die Sesselbahn<br />

orientiert sich bei der Sitzhöhe an der kleinsten Person und<br />

passt den Förderteppich entsprechend an.<br />

NEUE MOTORMODULE ÜBERZEUGEN IN<br />

JEDER HINSICHT<br />

Die maximale Beförderungsleistung liegt bei knapp 3 600 Personen pro<br />

Stunde. Schon nach kurzer Zeit konnten die Betreiber ein Beförderungsplus<br />

von etwa 25 % gegenüber der Vorgängerbahn feststellen, was<br />

die Verantwortlichen der überzeugenden Technik zuschreiben, die bei<br />

der Sonntagskogelbahn 2 zum Einsatz kommt. Das regelungstechnische<br />

Herz der Bahn bilden zwei redundant aufgebaute Frequenzumrichterschränke<br />

Sinamics S120 Cabinet Modules-2 von Siemens.<br />

Das System besteht aus zwei Sinamics S120 Active-Line-Modulen und<br />

zwei neu entwickelten Sinamics S120 Chassis-2 Motormodulen. Wichtigste<br />

Vorteile dieser neuen Geräte sind die erhebliche Gewichtsreduzierung,<br />

der geringe Platzbedarf, die robuste Gesamtkonstruktion sowie<br />

ein effizienter Betrieb gepaart mit vereinfachtem Service.<br />

Ein Beispiel: Um das maximale Drehmoment von 462 000 Nm des<br />

permanenterregten Synchronmotors mit etwa zwei Metern Durchmesser<br />

und 45 Polpaaren liefern zu können, genügen zwei Sinamics<br />

50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

02 03<br />

S120 Chassis-2 mit einer Nennleistung von 560 kW. Im Vergleich<br />

zur Vorgängervariante, bei der zwei 800-kW-Modelle notwendig gewesen<br />

wären, sparen sich die Betreiber gleichermaßen Investitionskosten,<br />

Platz und Gewicht. Grob formuliert bauen die neuen<br />

Motormodule in diesem Leistungsbereich um die Hälfte kleiner,<br />

wobei der ökologische Footprint bei allen Leistungsklassen gleich<br />

ist, lediglich in der Höhe unterscheiden sich die leistungsmäßig<br />

kleineren von den größeren Geräten. Auch der Gewichtsvergleich<br />

besticht: Das „alte“ Gerät wiegt 450 kg, das hier eingesetzte „neue“<br />

Chassis-2 gerade mal 160 kg.<br />

HÖCHSTMÖGLICHE SICHERHEIT DANK<br />

INNOVATIVER ANTRIEBSSTEUERUNG<br />

In der Sonntagskogelbahn 2 liegen zwei gleichartige Direktmotoren<br />

konzentrisch vertikal übereinander und sind über eine zentrale Welle<br />

mechanisch miteinander verbunden. Zwei Sinamics S120 Einspeisungen<br />

und zwei Sinamics S120 Chassis-2 Motormodule lassen sich<br />

wechselweise miteinander verschalten, sodass nicht nur beim modular<br />

aufgebauten Antrieb, sondern auch bei der Antriebssteuerung<br />

die gewünschte doppelte Redundanz gegeben ist. Das heißt, jedes<br />

System ist mit reduzierter Leistung voll funktionsfähig. Karl Prammer<br />

erklärt die Zielsetzung: „Bei einem Teilausfall sind die Betreiber<br />

dennoch in der Lage, die Anlage zur Sicherheit der Personen im Lift<br />

leer zu fahren.“ Außerdem lässt sich jedes Motormodul über zwei<br />

Schalter vom Netz trennen und so bei Bedarf schnell tauschen.<br />

Für eine Motorbetriebsdrehzahl von 13,2 min -1 bei einem<br />

Nennstrom von 2 × 596 A wird eine Frequenz von etwa 9,9 Hz benötigt.<br />

Und genau hierin liegt die Stärke der neuen Motormodule der<br />

Sinamics S120 Chassis-2. Dank des neuen Umrichterdesigns ließ<br />

sich die Nennpulsfrequenz der Geräte auf 2,5 kHz verdoppeln, sodass<br />

trotz der niedrigen Motordrehzahl bzw. Frequenz ein guter<br />

Rundlauf erreicht wird. Auch die robuste Gesamtkonstruktion der<br />

01 In der Sonntagskogelbahn 2 im österreichischen Snow Space<br />

Salzburg sorgt eine neuartige Antriebstechnik für Transportkomfort<br />

und -sicherheit der Wintersportler<br />

02 Bei der Antriebssteuerung der zwei konzentrischen Direktantriebe<br />

bekamen die neuen Sinamics S120 Chassis-2 Motormodule den Zuschlag<br />

03 Signifikante Vorteile der Sinamics S120 Motormodule: Kompakte<br />

Abmessungen, Verdoppelung der Taktfrequenz und redundanter Aufbau<br />

neuen Frequenzumrichter spielt ihre Vorteile aus: Das Derating<br />

konnte stark reduziert werden, was die Geräte nicht unnötig überdimensioniert.<br />

Zudem fallen die Motorengeräusche beim Betrieb<br />

mit dem Sinamics S120 Chassis-2 spürbar geringer aus.<br />

MODULAR AUSGELEGTER SYSTEMAUFBAU<br />

Karl Prammer fasst zusammen: „Bei der technischen Weiterentwicklung<br />

gilt es in der Seilbahnindustrie zwei Punkte zu beachten: Einerseits<br />

die Kundeneffizienz, sprich das, was der Fahrgast spürt, andererseits<br />

die technische Effizienz für den Betreiber. Bei letzterem geht<br />

es vorrangig um Verfügbarkeit und Energieeffizienz.“ Deswegen setzt<br />

Frey Austria, als Siemens Solution Partner, vorzugsweise aktuelle Innovationen<br />

wie die neuen Motormodule des Sinamics S120 Chassis-2<br />

ein, um aus den Hightech-Servomotoren die beste Bewegung herauszuholen.<br />

Wenn dieses Konzept Schule macht, warten bereits die<br />

nächsten Projekte wie die Sonntagskogelbahn 3 und die Flying<br />

Mozart auf ihre Realisierung. Letztere ist eine Kabinenbahn, bei der<br />

dann vier Direktmotoren statt zwei für den „Bergauftrieb“ sorgen.<br />

Der modulare Systemaufbau von Motor und Frequenzumrichter<br />

könnte auch dort zur einfachen und effizienten Lösung beitragen.<br />

Denn eine prägnante Herausforderung speziell in der Seilbahnbranche<br />

sind die kurzen Durchlauf- und Bauzeiten. Da kommt es<br />

den Planern und Konstrukteuren entgegen, wenn Frequenzumrichterlösungen<br />

als Standard abrufbar bereit stehen, die sich nahtlos<br />

den Antrieben anpassen lassen, wie die neuen Sinamics S120<br />

Chassis-2 Motormodule. Karl Prammer bestätigt: „Die speziellen<br />

Stärken unseres Unternehmens liegen in der kundenspezifischen<br />

Auslegung solcher Projekte.“<br />

Standard-Frequenzumrichter mit den Vorteilen wie der neuen<br />

Sinamics S120 Chassis-2 Motormodule, so etwa kompakte Bauweise,<br />

ausgezeichnetes Regelverhalten und vereinfachtem Service,<br />

überzeugen im Seilbahngeschäft. Der Servicegedanke beinhaltet,<br />

dass sich die neuen Motormodule auch mit älteren Einspeisungen<br />

von Siemens kombinieren lassen. Karl Prammer zeigt sich zufrieden:<br />

„Für das kompromisslose Vergnügen der Fahrgäste ist eine<br />

moderne und effiziente Technik, wie sie unter anderem Siemens<br />

liefert, eine Grundvoraussetzung.“<br />

Fotos: Siemens AG<br />

www.siemens.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 51


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

DREHGEBER FÜR DIE PAPIERINDUSTRIE<br />

DAMIT ALLES GLATT LÄUFT<br />

Die Qualitätsanforderungen an Maschinen und Personal in einer Papierfabrik sind hoch, denn<br />

bereits kleinste Ungenauigkeiten oder Unzuverlässigkeiten können teure Produktionsausfälle<br />

zur Folge haben. Durch den Einsatz der „Heavy Duty“-Drehgeber von Hengstler haben die<br />

Techniker in der Fertigung und Instandhaltung eine Sorge weniger: Dank der hochpräzisen<br />

Encoder greifen alle Fertigungsschritte perfekt überwacht ineinander.<br />

Wie anspruchsvoll die Papier-Herstellung ist, lässt schon die schiere Größe<br />

der Fertigungsanlagen erahnen. Die haushohen Maschinen haben die<br />

Breite einer zweispurigen Landstraße und sind bis zu 200 m lang.<br />

Mindestens ebenso beeindruckend ist der Durchsatz der Maschinen:<br />

Bis zu 120 km Papierbahn laufen pro Stunde durch eine Anlage, die im Schnitt zu<br />

95 % ausgelastet ist. Man kann sich also unschwer vorstellen, welche Konsequenzen<br />

ein Fehler in der Maschine bei diesen riesigen Produktionsmengen hätte.<br />

Leslie Wenzler ist Manager Marketing & Communications<br />

bei der Hengstler GmbH in Aldingen<br />

AUF DIE GESCHWINDIGKEIT KOMMT ES AN<br />

In einer Papiermaschine sind unzählige Antriebssysteme sowie Komponenten<br />

verbaut, darunter um die 50 Walzen. Die Konstruktion dieser Anlagen ist sehr<br />

komplex und sehr anspruchsvoll. Alle Bauteile müssen exakt aufeinander<br />

abgestimmt sein, die Fehlertoleranzen sind minimal. Ein gutes Beispiel dafür sind<br />

die Walzen, die mit einer Genauigkeit von ± 0,3 mm ausgerichtet werden.<br />

52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

Die Komplexität des Fertigungsablaufs<br />

erfordert hochqualifiziertes Bedienpersonal,<br />

das die Anlagen ständig im<br />

Blick hat. Melden die Maschinen<br />

eine Abweichung, bspw. in der<br />

Geschwindigkeit, muss sofort<br />

gehandelt werden, ansonsten<br />

können die Bahnen reißen und<br />

einen kostspieligen Produktionsausfall<br />

verursachen. Damit die Anlage<br />

überhaupt Unregelmäßigkeiten erkennen kann, braucht<br />

es hochpräzise Drehgeber, die die Einhaltung der wichtigen<br />

Parameter überwachen. Dazu gehört eben u. a. die Kontrolle der Geschwindigkeit<br />

jedes einzelnen Walzenantriebs, die mit der Geschwindigkeit<br />

der übrigen Walzenmotoren in Einklang gebracht werden muss.<br />

Ein weiterer wichtiger Wert ist die Papierbahnen-Spannung. Ist sie zu niedrig,<br />

kann es leicht zu Faltenbildung kommen und der gesamte Produktionsprozess<br />

gerät ins Stocken. Ist sie dagegen zu stark, können sich Risse in der Papierbahn<br />

bilden. Aus diesem Grund ist die exakte Steuerung der Drehzahl sehr wichtig,<br />

besonders beim Start der Maschine und bei einer Änderung der Antriebsgeschwindigkeit.<br />

Die Geschwindigkeit der einzelnen Motoren muss sich zudem hinsichtlich<br />

bestimmter Faktoren, wie z. B. der Elastizität des Papiers im laufenden Betrieb,<br />

kompensieren lassen.<br />

Drehgeber bestimmen darüber hinaus auch die Positionen und Durchmesser<br />

der Walzen sowie die Länge der Papierbahnen. Und sie überwachen die Temperatur<br />

im Prozess.<br />

HOHE WIDERSTANDSFÄHIGKEIT, EINFACHES HANDLING<br />

Für den Einsatz an Papiermaschinen eignen sich aufgrund des vielfältigen Anforderungsprofils<br />

spezielle „Heavy Duty“-Drehgeber, wie sie die Firma Hengstler aus dem<br />

baden-württembergischen Aldingen unter dem Produktlabel „NorthStar“ anbietet.<br />

Die Drehgeber arbeiten nicht nur mit sehr hoher Genauigkeit, sondern sind zudem<br />

äußerst robust. Sie verfügen über eine hohe Schock- und Vibrationsfestigkeit und<br />

01<br />

02<br />

01 Der Absolut-Drehgeber Acuro AR62<br />

arbeitet verschleißfrei und verfügt über die<br />

Schutzart IP69K. Er ist in einer Single- und<br />

einer Multiturn-Ausführung erhältlich<br />

02 Der Absolut-Drehgeber Acuro AR63 mit<br />

robustem Edelstahl gehäuse, auch beständig<br />

gegenüber Hochdruckreinigern


SPECIAL: HEAVY DUTY<br />

03 04 05<br />

ermöglichen so maximale Betriebszeiten. Ein weiterer Vorteil ist das<br />

einfache Handling: Sie lassen sich schnell installieren, da sie nicht<br />

aufwändig justiert werden müssen. Das „One size fits all“-Konzept erlaubt<br />

Maschinenbauern darüber hinaus eine deutlich vereinfachte Lagerhaltung<br />

und den Technikern aus der Instandhaltung einen schnellen<br />

Austausch der Drehgeber.<br />

Die Wartung der „Heavy Duty“-Drehgeber von Hengstler ist ebenso<br />

unkompliziert, was nicht nur auf die enorme Robustheit zurückzuführen<br />

ist. Die Überwachung wird auch durch eine LED-Anzeige vereinfacht, die<br />

dem Bedienpersonal auf einen Blick anzeigt, ob der Drehgeber ordnungsgemäß<br />

arbeitet, bzw. ob Zeiten für Instandhaltungsmaß nahmen eingeplant<br />

werden müssen. So lässt sich der Zeitaufwand für das Justieren, Austauschen<br />

oder Reparieren an der Anlage deutlich reduzieren.<br />

DEN ANFORDERUNGEN DER PAPIERINDUSTRIE<br />

GEWACHSEN<br />

Hengstler bietet ein umfangreiches Programm an Heavy Duty- Drehgebern<br />

an, die mit Voll- oder Hohlwelle erhältlich sind und über anpassbare<br />

Montage-Optionen verfügen. Einer dieser Encoder ist der optische Inkremental-Drehgeber<br />

HS35R. Der Drehgeber zeichnet sich durch eine hohe<br />

Auflösung von bis zu 5 000 ppr aus und hält Schocks bis zu einer Stärke von<br />

mindestens 400 g und Vibrationen zu einer Stärke von mindestens 20 g<br />

stand. Die Code-Scheibe besteht aus einer unzerbrechlichen Kunststoff-<br />

Folie und erfüllt – wie auch die übrigen Bestandteile des Drehgebers – die<br />

Anforderungen der Schutzart IP67 (bei Wellen-Geschwindigkeiten bis<br />

5 000 ppr). Das bedeutet, dass auch der bei der Papier-Herstellung<br />

umherfliegende Holzschliff die Funktionsfähigkeit des Drehgebers nicht<br />

beeinträchtigt. Zeitweilige Feuchtigkeit oder gar Nässe kann dem Bauteil<br />

ebenfalls nichts anhaben – eine Eigenschaft, die bei den großen Mengen<br />

an Wasser, die im Produktionsprozess anfallen, mindestens genauso<br />

wichtig ist. Der Drehgeber HS35R eignet sich für Wellendurchmesser von<br />

6 bis 28 mm und ist für eine Wellen-Geschwindigkeit von 6 000 RPM<br />

ausgelegt. Sein phasen gesteuerter Sensor sorgt für eine zuverlässige<br />

Signalüber tragung. All das macht den HS35R zu einem hilfreichen Produkt<br />

in der Technik, das den kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

innerhalb der Produktionspro zesse unterstützt und fördert.<br />

UMFANGREICHER SERVICE<br />

Hersteller von Papiermaschinen profitieren beim Einsatz der „Heavy<br />

Duty“-Drehgeber von Hengstler aber nicht nur von der hochpräzisen<br />

Anlagensteuerung. Sie erhalten zudem umfangreiche Service-Leistungen.<br />

Dazu zählt neben einem kostenlosen Support bei der Installation auch die<br />

Express-Lieferung: Innerhalb von nur 48 Stunden nach der Bestellung<br />

kann der Kunde bereits sein Ersatzteil in Empfang nehmen.<br />

Fotos: Aufmacher: Fotolia; sonst.: Hengstler GmbH<br />

www.hengstler.de<br />

03 Der Heavy Duty-Drehgeber HD25L mit<br />

Atex-Zertifizierung und einer unzerbrechlichen<br />

Code-Scheibe<br />

04 Heavy Duty-Drehgeber der Serie HS56 sind die<br />

robustesten digitalen Drehgeber von Hengstler<br />

05 Der HT85 verfügt über eine große Hohlwelle von<br />

bis zu 115 mm<br />

DIE IDEE<br />

„Bei der Papierherstellung können<br />

kleinste Abweichungen in der Anlage<br />

zu Schäden am Produkt führen. Für<br />

die Kontrolle der wichtigen Para meter<br />

sind deshalb hochpräzise Drehgeber<br />

nötig. Der HS35R aus der Dynapar-<br />

Serie von Hengstler eignet sich ideal<br />

für diese Aufgabe, da er nicht nur<br />

sehr genau arbeitet, sondern auch<br />

äußerst robust ist. Wir haben bei<br />

diesem Drehgeber zudem darauf<br />

geachtet, dass er sich einfach<br />

installieren und warten lässt. So<br />

werden Stillstandzeiten auf ein<br />

Minimum reduziert.“<br />

Peter Elbel, Manager Product<br />

Implementation, Hengstler GmbH<br />

54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PRÄZISE OBERFLÄCHENKONTROLLE IM FOKUS<br />

.<br />

?<br />

Präzision und Sicherheit<br />

mit Bremsenlösungen von Kendrion<br />

Um Inspektionen in anspruchsvollen Fertigungsumgebungen<br />

zu erleichtern, hat Polytec das Portfolio an TopMap 3D-Oberflächenmessgeräten<br />

durch ein Paket „smarter“ Helfer ergänzt.<br />

Der im neuen TopMap QC Package enthaltene QC Verifier<br />

vermeidet Pseudoausschuss in rauer Produktionsumgebung,<br />

kompensiert Umwelteinflüsse und soll somit die Verlässlichkeit<br />

der Messergebnisse garantieren. Der QC Software Customizer<br />

ermöglicht mit anwendungsspezifischen Anpassungen der<br />

Software eine einfache Integration für Inline-Messungen. Mit<br />

dem QC Operator Interface lässt sich die Produktivität mit<br />

Ein-Klick-Lösungen erhöhen, indem Messrezepte Komplexität<br />

und Bedienerfehler reduzieren. Für den weltweiten Vergleich,<br />

die Standardisierung und das Überwachen von Messeinstellungen<br />

wurde der QC Setting Comparator entwickelt. Komplettiert<br />

wird das Package durch QC Protection Housing für physischen<br />

Schutz in rauer Umgebung und den QC Barcode Scanner zum<br />

Aufrufen voreingestellter Messrezepte.<br />

www.polytec.com<br />

Mit Sicherheit die richtige Bremse<br />

Industrieroboter sind so unterschiedlich<br />

wie die Aufgaben, die sie bewältigen.<br />

Kendrion hat Sicherheitsbremsen unterschiedlicher<br />

Funktionsprinzipien im Produktprogramm<br />

und unterstützt bei der<br />

Auswahl, bei technischen Fragen mit<br />

Beratung oder bei speziellen Aufgabenstellungen<br />

mit applikationsspezifischen<br />

Entwicklungen.<br />

Kendrion (Villingen) GmbH<br />

Wilhelm-Binder-Str. 4-6<br />

78048 Villingen-Schwenningen<br />

T +49 7721 877-1417<br />

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ANSCHLUSSFERTIGE ENERGIEFÜHRUNG<br />

ONLINE KONFIGURIEREN<br />

Mit dem Online-<br />

Tool „e-ketten<br />

Experte“ von Igus<br />

können konfektionierte<br />

Energiekettensysteme<br />

mit Garantie<br />

schnell ausgelegt<br />

werden. Dabei<br />

wird die Innenaufteilung<br />

automatisch<br />

vorgenommen<br />

und der Nutzer erhält verlässliche Angaben zur<br />

Haltbarkeit der Energiekette sowie über seine eingesetzten<br />

Leitungen. So kann der Kunde das günstigste System finden,<br />

das in seine Anwendung passt. Ob freitragende, gleitende oder<br />

hängende Anwendung: Der Konfigurator ermittelt die Energiekette,<br />

die sich am besten eignet. Dafür werden zunächst die<br />

unkonfektionierten oder konfektionierten Leitungen ausgesucht<br />

und die Anwendungs- und Umgebungsparameter<br />

eingegeben. Dann wird die passende Energiekette aus einer<br />

Vorauswahl ausgewählt und konfiguriert. Zur Auswahl stehen<br />

über 1 300 hoch flexible Chainflex-Leitungen und über 4 200 konfektionierte<br />

Readycable-Antriebsleitungen. Das Tool kann vom<br />

Smartphone, Tablet oder PC aus bedient werden unter<br />

www.igus.de/e-ketten-experte.<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

SIMULATION SCHNELL DREHENDER<br />

WELLE-LAGER-SYSTEME – TEIL 2<br />

Sowohl zur Simulation schnell drehender, kegelrollengelagerter Welle-Lager-<br />

Systeme als auch zur Auslegung hochdrehzahlgeeigneter Kegelrollenlager oder<br />

deren Nachrechnung ist es notwendig, das Betriebsverhalten – hier insbesondere<br />

die Zusammenhänge zwischen Last, Drehzahl und Verlagerung – rechnerisch<br />

abbilden zu können. Die derzeit verfügbaren Wälzlagerberechnungsprogramme<br />

sind meist herstellerspezifisch oder vernachlässigen wesentliche drehzahlbedingte<br />

Effekte. Die hier vorgestellte Methode ermöglicht die Berechnung von<br />

Kegelrollenlagern mit benutzerdefinierter Geometrie unter Berücksichtigung des<br />

Drehzahleinflusses. Zur Abschätzung der Qualität der Berechnungsergebnisse<br />

erfolgt ein Vergleich mit kommerziellen Programmen.<br />

Hochdrehzahlgeeignete Kegelrollenlager können wegen<br />

ihrer hohen Steifigkeit in bestimmten Fräsmaschinen-<br />

Hauptspindel-Anwendungen theoretisch eine Alternative<br />

zu den üblicherweise eingesetzten Spindellagern in<br />

Radial-Schrägkugellager-Bauweise sein. In der Praxis ist jedoch die<br />

Drehzahleignung von Kegelrollenlagern – von einigen Sonderbauformen<br />

abgesehen – für den Hauptspindeleinsatz zu gering. Um<br />

Kegelrollenlager gezielt für hohe Drehzahlen auslegen zu können<br />

und das Betriebsverhalten – also bspw. die Steifigkeiten und die<br />

Eigenfrequenzen und Eigenformen – der damit ausgestatteten Welle-<br />

Lager-Systeme simulieren zu können, ist es notwendig, das Betriebsverhalten<br />

der einzelnen Lager zu berechnen. Da die heute<br />

verfügbaren Wälzlagerberechnungsprogramme dafür nur sehr eingeschränkt<br />

geeignet sind, soll es die hier vorgestellte Berechnungs­<br />

methode ermöglichen, das Betriebsverhalten einzelner Kegelrollenlager<br />

mit quasi beliebiger Geometrie unter Berücksichtigung<br />

drehzahlbedingter Effekte, wie etwa der Fliehkräfte, zu berechnen.<br />

Das Verfahren soll ein Modul für die in Teil 1 [BREC19] vorgestellte<br />

Berechnungsumgebung sein und die dort eingesetzte iterative<br />

Gleichgewichtsbestimmung nutzen.<br />

Der Schwerpunkt der hier vorgestellten Methode liegt auf der Berücksichtigung<br />

des Drehzahleinflusses, der Verwendung eines anderen<br />

als dem hertzschen Kontaktmodell zur Abbildung beliebiger<br />

Kontaktgeometrien – also auch den in einem Kegelrollenlager auftretenden<br />

gleichsinnig (konvex – konkav) und gegensinnig gekrümmten<br />

(konvex – konvex) gekrümmten Wälzkörper-Lagerring-<br />

Kontakten – und der Bestimmung der Geschwindigkeitsverhältnisse<br />

in den Rolle-Ring-Kontakten.<br />

56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

VERFÜGBARE WÄLZLAGER-<br />

BERECHNUNGSPROGRAMME<br />

Herstellerspezifische Berechnungsprogramme wie etwa Bearinx,<br />

Caba3D und Telos von Schaeffler Technologies [SCHA14] oder<br />

Bearing Beacon, Orpheus und Beast von SKF [SKF09] bieten Funktionsumfänge,<br />

die teilweise weit über die der hier vorgestellten Berechnungen<br />

hinausgehen. Gleichzeitig sind sie jedoch herstellerspezifisch.<br />

Zur freien Nutzung durch Dritte stehen sie nur sehr eingeschränkt<br />

und nicht zur Berechnung beliebiger Lagergeometrien<br />

zur Verfügung. Kommerzielle Berechnungsprogramme von Drittanbietern<br />

decken nicht den gesamten im Folgenden beschriebenen<br />

Funktionsumfang zur Berechnung von Kegelrollenlagern ab. Dies<br />

gilt insbesondere für die Möglichkeiten, Lager mit Bord am Außenring,<br />

die Kontaktbedingungen in nicht hertzschen Kontakten oder<br />

die Effekte hoher Drehzahlen zu berechnen.<br />

Das in Teil 1 [BREC19] vorgestellte Berechnungsprogramm<br />

MTPlus basiert in Teilen auf der wesentlich von Tüllmann [TÜLL99]<br />

für Spindellager entwickelten Berechnungsumgebung WinLager.<br />

MTPlus ist so aufgebaut, dass in eine bestehende Gesamtarchitektur<br />

zur Berechnung von Welle-Lager-Systemen einzelne Module<br />

zur Abbildung unterschiedlicher Wälzlager integriert werden können.<br />

Diese Wälzlagermodule wiederum können auf verschiedene,<br />

von allen Modulen gemeinsam genutzte Methoden, etwa zur Kontaktberechnung,<br />

zurückgreifen.<br />

GÄNGIGE VERFAHREN ZUR KONTAKT-<br />

BERECHNUNG IN WÄLZLAGERN<br />

In Kegelrollenlagern liegen zwischen den Rollen und den Ringen<br />

zwei grundverschiedene Kontaktarten vor: Die Laufbahnkontakte<br />

können in erster Näherung als Linienkontakte betrachtet werden.<br />

Hier ist Rollreibung der dominierende Reibungsanteil und die Kontaktnormalspannungen<br />

können 2 000 MPa und mehr betragen. Der<br />

Kontakt zwischen der großen Wälzkörperstirn und dem Ringbord<br />

hingegen ähnelt einem Punktkontakt. Die Kontaktnormalspannungen<br />

sind hier etwa eine Größenordnung kleiner und es treten nicht<br />

zu vernachlässigende Gleitreibungsanteile auf.<br />

Zur Abbildung linienförmiger Wälzkontakte in Rollenlagern<br />

haben sich sogenannte Scheibenmodelle bewährt. Hierbei werden<br />

die beiden Kontaktpartner in gleichbreite zylindrische Scheiben<br />

zerlegt, womit Profilierungen oder konische Kontaktpartner durch<br />

gestufte Körper angenähert werden. Der gesamte Kontakt kann als<br />

Summe mehrerer einzelner Linienkontakte zylindrischer Körper<br />

betrachtet werden. Durch eine Anpassung der Scheibenbreite und<br />

die Definition von Übergangsbedingungen zwischen den Scheiben<br />

ist es möglich, die Effekte von Profilierungen, Profilunstetigkeiten<br />

oder endlicher Kontaktlängen auf die Normalspannungsverteilung<br />

und mögliche Spannungsüberhöhungen zu berücksichtigen.<br />

[DIN10; TEUT05]<br />

Zur Berechnung der Kontaktbedingungen im Rolle-Bord-Kontakt<br />

wird in den meisten Fällen angenommen, dass es sich dabei um<br />

einen hertzschen Punktkontakt handelt [DALM81; KARN74;<br />

LIU76]. Schon für die in der Praxis weit verbreitete Kontaktpaarung<br />

zwischen einer kugelkappenförmigen Rollenstirn und einem Bord<br />

in Form eines unprofilierten senkrechten Kreiskegels wird die für<br />

01 Koordinaten und Abstände bei der Berührung zweier beliebig<br />

gekrümmter Körper im unbelasteten und belasteten Zustand nach<br />

[HART79]<br />

02 Vernetzung der Berührfläche zweier beliebig gekrümmter<br />

Körper nach [HART79]<br />

die Gültigkeit der hertzschen Theorie zu erfüllende Forderung nach<br />

konstanten Krümmungsradien in den beiden Hauptkrümmungsebenen<br />

[JOHN85] nicht exakt erfüllt. Bei der Untersuchung alternativer<br />

Kontaktgeometrien können die Abweichungen von diesem<br />

Ideal noch größer und das Ergebnis somit ungenauer werden.<br />

Das Verhalten schränkender Wälzkörper – d. h. die Wälzkörperachse<br />

und die Lagerachse liegen nicht in einer Ebene – kann mit<br />

den beiden genannten Kontaktmodellen nur unzureichend abgebildet<br />

werden.<br />

Die Finite-Elemente-Methode (FEM) ermöglicht die Lösung solcher<br />

Kontaktprobleme für quasi beliebige Wälzkörpergeometrien<br />

und Positionen der Wälzkörper zueinander. Sie ist jedoch sehr<br />

rechenaufwändig, macht umfangreiche Vor- und Nachbearbeitung<br />

der Berechnungen notwendig und nutzt in vielen Fällen kommerzielle<br />

Lösungsalgorithmen. Die FEM ist daher für die Anwendung zur<br />

Kontaktberechnung in einer Berechnungsumgebung wie MTPlus<br />

nur sehr eingeschränkt geeignet.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 57


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

BERECHNUNG BELIEBIG GEKRÜMMTER<br />

KONTAKTE<br />

Von Hartnett [HART79; HART80] wird eine vielseitig anwendbare<br />

Methode zur Berechnung quasi beliebig geformter Kontaktpartner<br />

vorgestellt, die auf der Last-Verlagerungsbeziehung für elastische<br />

Halbräume nach Boussinesq [BOUS85; LOVE06] basiert. Von verschiedenen<br />

Autoren [BECK90; MERM16; ZHU12] wird diese Methode<br />

zur Untersuchung von Linienkontakten in Wälzlagern genutzt.<br />

Das im Folgenden beschriebene Vorgehen entspricht in<br />

weiten Teilen dem von Hartnett [HART79; HART80]. Die im Rahmen<br />

der beschriebenen Arbeiten entstandene Umsetzung in Programmcode<br />

erlaubt die Einbindung als eines der austauschbaren<br />

Kontaktmodelle in MTPlus (vgl. [BREC19]).<br />

Ausgehend von zwei beliebig gekrümmten, sich in einem Punkt<br />

berührenden Körpern kann deren Oberflächenabstand senkrecht<br />

zur gemeinsamen Tangentialebene durch die Summe der Abstände<br />

z 1<br />

und z 2<br />

zu dieser Tangentialebene bestimmt werden (Bild 01). Bei<br />

einer gegebenen Starrkörperannäherung δ der beiden Kontaktkörper<br />

gelten für den Zusammenhang zwischen den Abständen<br />

und den Verlagerungen w 1<br />

und w 2<br />

in der unmittelbaren Umgebung<br />

des Berührpunktes die folgenden Zusammenhänge:<br />

Darin fasst k die Materialkonstanten der beiden Kontaktkörper<br />

zusammen:<br />

Nach dem Ansatz von Hartnett [HART79] treten in Gl. (7) drei unbekannte<br />

Größen auf: Die Kontaktfläche A, die Druckverteilung<br />

P(x‘, y‘) und die Starrkörperannäherung δ. Um dieses Problem<br />

numerisch zu lösen, wird die Kontaktfläche in rechteckige Flächenelemente<br />

aufgeteilt (Bild 02). Die diskretisierte Fläche muss dabei<br />

zunächst größer sein als die sich tatsächlich einstellende Kontaktfläche;<br />

ein geeigneter Startwert ist z. B. eine rechteckige Fläche deren<br />

Kantenlängen der Wälzkörpermantellinienlänge und der doppelten<br />

Breite der Kontaktfläche, die sich für einen idealen Kontakt<br />

zweier Zylinder mit den mittleren Abmaßen der Kontaktkörper ergeben<br />

würde. Unter der Annahme, dass der Druck über einem Flächenelement<br />

konstant ist, lässt sich das Integral in Gl. (7) als Summe<br />

schreiben und die Gleichung kann wie folgt dargestellt werden:<br />

Aus der elastischen Verformung der Kontaktkörper ergibt sich aus<br />

jeder Verformung w an einer Stelle (x, y) ein örtlicher Druck P(x‘, y‘).<br />

Aufsummiert über die gesamte Kontaktfläche A muss die Summe<br />

der lokalen Drücke der von außen an den Kontakt angreifenden<br />

Kraft F entsprechen (Gl. (3)). Weiterhin gilt, dass nur innerhalb der<br />

Kontaktfläche Drücke auftreten können (Gl. (4), (5)).<br />

Darin ist r die Anzahl der Flächenelemente, ist der mittlere Druck<br />

über dem Flächenelement j, Z 1i<br />

und Z 2i<br />

sind die Verlagerungen der<br />

beiden Körper 1 und 2 am Mittelpunkt des Flächenelements i.<br />

Durch die Einflusszahl f ij<br />

wird die Verlagerung über dem Flächenelement<br />

j aufgrund des mittleren Drucks über dem Flächenelement<br />

i ausgedrückt. Für rechteckige Flächenelemente mit den Kantenlängen<br />

2a und 2b gilt für f ij<br />

:<br />

Der Ansatz für die Last-Verlagerungs-Beziehung nach Boussinesq<br />

basiert auf der Annahme der Gültigkeit der elastischen Halbraumtheorie,<br />

die u. a. voraussetzt, dass die Ausdehnung der Kontaktfläche<br />

klein ist im Vergleich zu den lokalen Krümmungsradien<br />

[JOHN85]. Der Ansatz berücksichtigt, dass die Verteilung der örtlichen<br />

Belastung über der Kontaktfläche P(x‘, y‘) Auswirkungen auf<br />

die Verlagerung w(x, y) an jeder Stelle innerhalb der Kontaktfläche<br />

hat. Für den Kontaktkörper i gilt somit:<br />

Mit dieser Gleichung lässt sich der Zusammenhang der Starrkörperabstände<br />

und Verlagerungen nach Gl. (1) darstellen als:<br />

Darin sind und die relativen Abstände in x- und y-Richtung<br />

zwischen den Mittelpunkten zweier Flächenelemente i und j. Die so<br />

entstehende Einflusszahlenmatrix wird sehr schnell sehr groß. Bei<br />

einem Netz mit m × n Elementen ergeben sich (m × n)² Einflusszahlen.<br />

Vorteilhaft ist, dass die Einflusszahlen nur von der Geometrie<br />

des Netzes abhängig sind und somit für jedes Netz nur einmal<br />

bestimmt werden müssen. Die Größe der Einflusszahlenmatrix<br />

stellt dennoch eine Grenze für die Auflösung des Netzes dar. Schon<br />

für mäßig feine Netze schlägt Hartnett [HART79] daher wegen der<br />

damals verfügbaren Rechenleistung eine Aufteilung des Netzes in<br />

gleiche, sich wiederholende Streifen vor. Brecher et al. [BREC16]<br />

hingegen nutzen eine Kombination aus einem groben Netz und<br />

einem lokalen feinen Netz, um ganze Zahnflankenoberflächen so<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

fein vernetzen zu können, dass technisch raue Oberflächenstrukturen<br />

abgebildet werden können und sich dennoch annehmbare<br />

Rechenzeiten ergeben.<br />

Für das hier vorliegende Problem haben sich diese Methoden<br />

zur Netzfeinung oder Rechenzeitoptimierung als nicht notwendig<br />

erwiesen.<br />

BERECHNUNG DER WINKELGESCHWINDIGKEITEN<br />

Zur Berechnung der Oberflächengeschwindigkeiten in den Kontakten<br />

müssen zunächst die Winkelgeschwindigkeiten der einzelnen<br />

Elemente des Lagers bestimmt werden. Dazu wird hier davon ausgegangen,<br />

dass der Außenring still steht. Der Innenring rotiert mit<br />

der Winkelgeschwindigkeit ω um die Lagerachse. Ein einzelner<br />

Wälzkörper rotiert mit der Winkelgeschwindigkeit ω K<br />

, mit der der<br />

Käfig und somit der Wälzkörpersatz um die Lagerachse rotiert, um<br />

die Lagerachse. Gleichzeitig rotiert er, angetrieben durch die Abwälzbewegung,<br />

mit der Winkelgeschwindigkeit ω WK<br />

um seine Symmetrieachse.<br />

Nach Harris [HARR07b] gelten für diese Winkelgeschwindigkeiten<br />

im allgemeinen Fall eines Schrägkugellagers<br />

folgende Zusammenhänge:<br />

03 Kontaktpunktfindung für zwei beliebige 2D-Profile<br />

04 Ausrichtung der Lagerbauteile im Raum zur<br />

Kontaktberechnung<br />

Grundsätzlich sind darin die Rollradien und die Druckwinkel<br />

am Innen- und Außenring α i<br />

und α a<br />

sowie der Roll-Wälzwinkel<br />

β und der Gier-Wälzwinkel β‘ unbekannt und müssen iterativ<br />

bestimmt werden [HARR07b]. Die Rollradien und sind die<br />

Abstände zwischen dem Kugelmittelpunkt und der Achse innerhalb<br />

der Kontaktfläche von Kugel und Laufbahn, die durch die<br />

beiden Punkte reinen Rollens – also die Momentanpolachse der<br />

Rollbewegung – läuft. Damit muss die iterative Bestimmung der<br />

Geometriegrößen und Winkelgeschwindigkeiten auch die Deformationen<br />

in den Wälzkontakten und somit die im Lager vorliegende<br />

Belastungssituation berücksichtigen. Eine numerisch exakte Bestimmung<br />

der Winkelgeschwindigkeiten ist also nur mittels einer<br />

gekoppelten Kraft- und Geschwindigkeitsgleichgewichtsberechnung<br />

möglich. Die Übertragbarkeit dieser Formeln von Schrägkugellagern<br />

auf Rollenlager wird von Harris [HARR07b] zwar erwähnt<br />

aber nicht ausgeführt.<br />

BESTIMMUNG DES BERÜHRPUNKTS UND DER<br />

OBERFLÄCHENABSTÄNDE<br />

Die Bestimmung der aus den Positionen der Wälzlagerbauteile<br />

resultierenden Kontaktnormalkräften bildet den Kern der in<br />

[BREC19] ausführlich beschriebenen Gleichgewichtsiteration in<br />

MTPlus.<br />

Bei der von Hartnett [HART79; HART80] vorgestellten Methode<br />

zur Kontaktberechnung wird die von außen auf die Kontaktpartner<br />

einwirkende Kraft als gegeben angenommen und es werden die<br />

Starrkörperannäherung und die Druckverteilung über der Kontaktfläche<br />

gesucht. In der hier beschriebenen Anwendung ist die Situation<br />

umgekehrt: Die Position der Kontaktpartner zueinander und<br />

somit die Starrkörperannäherung sind als Iterationsvariable gegeben.<br />

Zu dieser Starrkörperannäherung muss die resultierende Kontaktnormalkraft<br />

bestimmt werden.<br />

Zur Lösung dieses Problems wird hier keine Deformation im Sinne<br />

einer Abplattung in den Kontakten bestimmt. Aus der relativen Lage<br />

der beiden Kontaktpartner zueinander wird eine Überdeckung der<br />

beiden Kontaktpartner bestimmt. Da sich die realen Bauteile nicht<br />

durchdringen können, müssen sich die Kontaktpartner um den Betrag<br />

der Überdeckung abplatten. Die Summe der maximalen Überdeckung<br />

entspricht also der maximalen Summe der Abplattungen<br />

und somit der Starrkörperannäherung. Eine wesentliche Herausforderung<br />

zur Lösung besteht darin, den theoretischen Kontaktpunkt<br />

der beiden Kontaktpartner im undeformierten Zustand und die<br />

Oberflächenabstände an den Stellen der Mittelpunkte der Flächenelemente,<br />

die sich aus der Diskretisierung der Kontaktfläche ergeben,<br />

zu bestimmen. Da die Beschreibung der Wälzkörper- und<br />

Ringprofilierung im Kegelrollenlagermodul von MTPlus nicht<br />

durch Formeln sondern durch Punktewolken geschieht, um belie­<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 59


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

bige – auch real gemessene – Geometrien berücksichtigen zu können,<br />

können diese Abstände nicht analytisch bestimmt werden.<br />

Allgemein gilt für die Oberflächen zweier Körper, die sich in<br />

einem Punkt berühren, dass sie eine gemeinsame Tangentialebene<br />

besitzen und ihr Abstand dort Null beträgt. Im hier vorliegenden<br />

Fall zweier sich gedanklich überschneidender Profile kann die<br />

zweite Forderung auch so ausgedrückt werden, dass die Gerade<br />

durch die beiden Punkte gleicher Steigung in den beiden Punkten<br />

senkrecht zu jedem der beiden Profile stehen muss. Da ein Schränken<br />

(Gieren) der Wälzkörper zunächst nicht berücksichtigt wird,<br />

kann die Berührpunktfindung in einer zweidimensionalen Betrachtung<br />

erfolgen. Die Bedingungen für die Existenz eines Berührpunkts<br />

K(x k<br />

,y k<br />

) zwischen zwei Profilen P 1<br />

und P 2<br />

lassen sich wie<br />

folgt formulieren (vgl. Bild 03):<br />

Die Profile der beiden Kontaktpartner werden zunächst entsprechend<br />

der durch die Innenring- und Wälzkörperiteration vorgegebenen<br />

Position im Raum verschoben. Daraus ergibt sich die in<br />

Bild 03 dargestellte Lage, in der sich die beiden Profile überschneiden.<br />

Nach Gl. (15) ergeben sich unendlich viele Punktepaare<br />

an denen die Steigung der beiden Profile gleich ist. Die<br />

theoretischen Berührpunkte sind daraus die beiden Punkte mit<br />

minimalem Abstand. Mathematisch kann dieses Problem als Optimierungsproblem<br />

aufgefasst werden. Die zur Lösung eines solchen<br />

einsetzbaren Algorithmen setzen in vielen Fällen eine formelmäßige<br />

Beschreibung der Profile und je nach Verfahren sogar deren Ableitung<br />

voraus. Da die Profile hier nur als Punktewolke – also als<br />

Matrix mit Wertetripeln aus x-, y- und z-Koordinaten vorliegen,<br />

müsste dazu zunächst eine Näherungsfunktion zur Beschreibung<br />

der Profile erstellt werden. Da sich die Lage der Kontaktkörper zwischen<br />

allen Iterationsschritten ändert, müssten diese Näherungsfunktionen<br />

in jedem Schleifendurchlauf neu bestimmt werden.<br />

Darauf wird hier verzichtet. Es wird stattdessen ein einfach zu<br />

programmierender Brute-Force-Ansatz zur Anwendung gebracht.<br />

Ob sich daraus Nachteile im Hinblick auf die Rechenzeit ergeben,<br />

wurde noch nicht untersucht.<br />

Zunächst werden die Steigungen der beiden Profile in allen<br />

Punkten durch die Bildung lokaler Differenzenquotienten zweier<br />

benachbarter Punkte gebildet. In den bisher untersuchten Fällen,<br />

bei denen die Punktewolken aus der numerischen Auswertung<br />

analytischer Funktionen hervorgehen, ist dies ausreichend genau.<br />

Im Falle real gemessener Oberflächen, können hier zusätzliche<br />

Interpolationen oder Mittwertbildungen notwendig werden, um<br />

sinnvolle Ergebnisse zu erzielen.<br />

Anschließend wird für alle Punkte des einen Profils die Steigungsdifferenz<br />

zu allen Punkten des anderen Profils gebildet. In der<br />

so entstehenden Matrix mit Steigungsdifferenzen gehören diejenigen<br />

Einträge mit den betragsmäßig kleinsten Werten zu den Punktepaaren,<br />

die als Berührpunkte in Frage kommen. Konkret werden<br />

die kleinsten 10 % betrachtet; dieser Wert ist willkürlich gewählt. Im<br />

nächsten Schritt wird für diese Punkte der Abstand zwischen den<br />

beiden korrespondierenden Punkten auf den beiden Profilen bestimmt.<br />

Das Punktepaar mit dem kleinsten Abstand wird als das<br />

Paar der Berührpunkte angenommen. Je feiner die Punktewolke<br />

aufgelöst ist, desto genauer ist das Ergebnis.<br />

Die Lage des Punktes im Raum, in dem sich die beiden Profile im<br />

unbelasteten Zustand theoretisch berühren (Punkt K in Bild 03), ist<br />

damit noch nicht bekannt. Der gemeinsame Berührpunkt muss auf<br />

der Geraden g durch das Punktepaar kleinsten Abstands und zwischen<br />

den beiden Profilen liegen. Da seine genaue Lage entlang der<br />

Berührnormalen für die zur Kontaktberechnung notwendigen Abstandsbestimmungen<br />

nicht benötigt wird, wird der Berührpunkt<br />

symmetrisch zwischen die beiden Punkte des bereits genannten<br />

Punktepaares gelegt. Insbesondere bei unterschiedlichen Materialien<br />

der beiden Kontaktpartner ist diese Annahme jedoch nicht korrekt.<br />

Der so bestimmte Berührpunkt liegt im Zentrum des Netzes aus<br />

Flächenelementen, in dem die Elementgröße, die Elementmittelpunktabstände<br />

und die Oberflächenabstände der Kontaktpartner<br />

nach Bild 02 bestimmt werden. Voraussetzung dafür ist jedoch,<br />

dass die Ebene, in der das Netz liegt, senkrecht zur Berührnormalen<br />

liegt und durch den Berührpunkt geht.<br />

Sämtliche Geometrieelemente, mit denen die Ringe und Wälzkörper<br />

beschrieben werden, sind in einem globalen Koordinatensystem<br />

definiert, dessen Ursprung in der Wälzkegelspitze des Lagers<br />

liegt und dessen x-Achse mit der Symmetrieachse des Außenrings<br />

zusammenfällt (Bild 04a). Da der Außenring während der Iteration<br />

seine Position nicht ändert, ist dieses Koordinatensystem ortsfest.<br />

Das Netz wird so in dieses globale Koordinatensystem gelegt, dass<br />

seine x-Achse, die gleichzeitig Symmetrieachse des Netzes ist, mit<br />

der globalen x-Achse zusammenfällt. Die y-Achse des Netzes verläuft<br />

parallel zur globalen y-Achse; ist gegenüber dieser jedoch in<br />

x-Richtung verschoben. Der Betrag der Verschiebung ist so gewählt,<br />

dass eine Kante des vernetzten Bereichs mit der globalen y-Achse<br />

zusammenfällt; sie läuft also durch den Ursprung. Das Netz erstreckt<br />

sich dann in Richtung der negativen x-Achse (Bild 4c).<br />

Zur Bestimmung der Oberflächenabstände an den Elementmittelpunkten<br />

werden die Wertetripel-Matrizen, die die Profilierung<br />

beschreiben, und weitere Geometrieelemente durch Translation<br />

und Rotation so im globalen Koordinatensystem transformiert,<br />

dass die gemeinsame Berührnormale parallel zur z-Achse steht<br />

(vgl. Bilder 04a-b). Der Punkt der Ringlaufbahn, in dem in einem<br />

idealen, unprofilierten Lager der Übergangspunkt von der Mantelzur<br />

großen Stirnfläche des Wälzkörpers liegt, wird als Bezugspunkt<br />

für die Translation gewählt. Er wird in den globalen Koordinatenursprung<br />

gelegt. Die zur Abstandsbestimmung benötigten Punkte<br />

auf den Kontaktpartneroberflächen werden gebildet, in dem die<br />

Punktewolken, die die Profilierung beschreiben, um die Rotationsachse<br />

des jeweiligen Kontaktpartners rotiert werden. Dazu wird ein<br />

aus der Berechnung von Computergrafiken bekanntes Verfahren<br />

zur Rotation eines beliebigen Punktes um eine beliebige Achse in<br />

homogenen Koordinaten genutzt [VORN08]. Da alle Transformationen<br />

in homogenen Koordinaten durchgeführt werden, können<br />

auch Translationen als Matrizenmultiplikation durchgeführt werden.<br />

Die Translation eines Punktes P(x, y, z) um den Translationsvektor<br />

ergibt sich mittels Vektoraddition zu:<br />

Durch Matrizenmultiplikation in homogenen Koordinaten ergibt<br />

sie sich zu [VORN08]:<br />

60 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

Da bei der Erzeugung der Rotationsoberfläche der Rotationswinkel<br />

um die Rotationsachse die Laufvariable ist, liegen die so erzeugten<br />

Punkte noch nicht an den x-y-Koordinaten der Elementmittelpunkte<br />

des Netzes vor. Es wird daher eine Näherungsfunktion gebildet, die<br />

durch die Oberflächenpunkte verläuft. Diese Näherungsfunktion<br />

wird an den x-y-Koordinaten der Elementmittelpunkte ausgewertet.<br />

So ergeben sich die z-Koordinaten der beiden Kontaktpartneroberflächen<br />

an den Elementmittelpunkten. Daraus lassen sich<br />

unmittelbar die zur Lösung des Kontaktproblems nach Gl. (9) benötigten<br />

Oberflächenabstände bestimmen.<br />

BESTIMMUNG DER KONTAKTBELASTUNG UND<br />

DER KONTAKTNORMALKRAFT<br />

In dem Vorgehen nach Hartnett [HART79] lässt sich aus Gl. (9) ein<br />

lineares Gleichungssystem mit r Gleichungen und r + 1 Unbekannten<br />

aufstellen. Dies sind die r unbekannten mittleren Drücke<br />

über den einzelnen Flächenelementen und die Starrkörperannäherung<br />

δ. Als weitere Gleichung wird daher zusätzlich das Kräftegleichgewicht<br />

nach Gl. (3) benötigt. Im hier vorliegenden Fall wird<br />

δ als Iterationsvariable von außen vorgegeben. Dennoch kann das<br />

Problem nicht in einem Schritt gelöst werden. In Matrizenschreibweise<br />

lässt sich Gl. (9) wie folgt darstellen:<br />

05 Radien zur Bestimmung der Winkelgeschwindigkeiten<br />

06 Ermittlung der Summen- und Relativgeschwindigkeit im<br />

Kontakt [DOON95]<br />

Das Gleichungssystem in Gl. (20) lässt sich durch Multiplikation<br />

mit der inversen Einflusszahlenmatrix lösen:<br />

Da das Netz größer angenommen werden muss als die eigentliche<br />

Kontaktfläche, gibt es auch Flächenelemente j, an den kein Kontakt<br />

herrscht. An diesen Stellen ergeben sich nach Gl. (22) negative<br />

Pressungen, welche in Realität nicht auftreten können. Die Gleichung<br />

muss daher mehrfach gelöst werden. Zwischen zwei Lösungen<br />

müssen alle Flächenelemente j* eliminiert werden, an denen<br />

negative Drücke vorliegen. Dazu werden in und die j*-ten Zeilen<br />

gestrichen. In f werden die j*-ten Zeilen und Spalten gestrichen.<br />

Vor der ersten Lösung von Gl. (22) werden zusätzlich alle Zeilen<br />

und Spalten gestrichen, die zu Flächenelementen gehören, an denen<br />

der Oberflächenabstand größer ist als die Starrkörperannäherung.<br />

Diese Flächenelemente können nicht in Kontakt kommen.<br />

Um einen Lösungsvektor für das gesamte Netz angeben zu können,<br />

wird im Ergebnis in an allen Stellen, an denen während der<br />

Lösung eine Zeile gestrichen wurde, der Wert Null gesetzt.<br />

Zur Gleichgewichtsiteration in MTPlus werden zunächst nur die<br />

Kontaktnormalkräfte, die zwischen den Wälzkörpern und den Ringen<br />

wirken, benötigt. Diese werden analog zu Gl. (3) bestimmt,<br />

indem die mittleren lokalen Drücke mit den jeweiligen Elementflächen<br />

multipliziert und über das gesamte Netz aufsummiert werden.<br />

Somit ergibt sich als Betrag der Kontaktnormalkraft:<br />

Multipliziert mit dem Normaleneinheitsvektor der Berührnormalen<br />

kann damit der Vektor der im Berührpunkt am Wälzkörper angreifenden<br />

Kraft gebildet werden. Alle drei an einem Wälzkörper<br />

angreifenden Kontaktnormalkräfte müssen im Gleichgewicht stehen<br />

damit die Wälzkörperiteration abgeschlossen ist und die Kräftesumme<br />

am Innenring gebildet wird. Es gilt dann:<br />

Neben den angreifenden Kräften müssen auch die aus den Kräften<br />

resultierenden Momente im Gleichgewicht stehen. Da nicht alle<br />

Kontaktnormalkraftvektoren durch den Wälzkörperschwerpunkt<br />

laufen und zusätzlich unter Drehzahl ein gyroskopisches Moment<br />

um die y-Achse des Wälzkörpers durch seinen Schwerpunkt auftritt,<br />

kann diese Summe nicht a priori zu Null angenommen werden.<br />

Die aus den im Kontaktkräften resultierenden Momente ergeben<br />

sich, indem zu jedem Elementmittelpunkt der Radiusvektor zum<br />

Wälzkörperschwerpunkt gebildet wird und damit das Kreuzprodukt<br />

mit dem lokalen Kraftnormalenvektor gebildet wird.<br />

Während der Gleichgewichtsiteration wird die Normalspannungsverteilung<br />

über der Kontaktfläche nur zur Bestimmung der<br />

Kontaktnormalkräfte benötigt. Zur Einsparung von Rechenzeit wird<br />

daher zunächst mit groben Netzen gearbeitet bis eine Gleichgewichtsposition<br />

für den Innenring gefunden wurde. Diese Gleich-<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 61


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

gewichtsposition wird als Startwert für einen erneuten<br />

Durchlauf der gesamten Iterationsschleife mit<br />

feiner aufgelösten Netzen verwendet. Für die Kontaktnormalkräfte<br />

und die Verlagerungen ergeben<br />

sich nur geringe Unterschiede zwischen den Lösungen.<br />

Für die Normalspannungsverteilung wird<br />

das Ergebnis jedoch deutlich genauer, was eine genauere<br />

Beurteilung der Kontaktbedingungen nach<br />

Abschluss der Gleichgewichtsiteration ermöglicht.<br />

BESTIMMUNG DER WINKEL- UND<br />

OBERFLÄCHENGESCHWINDIGKEITEN<br />

Die Geschwindigkeiten der Wälzlagerbauteile sind<br />

zur Berechnung und Beurteilung des Betriebszustands<br />

eines Lagers an mehreren Stellen von Bedeutung:<br />

Einerseits ergeben sich aus der Rotation<br />

der Wälzkörper um die Lagerachse Fliehkräfte und<br />

gyroskopische Momente, die bei der Gleichgewichtsiteration<br />

berücksichtigt werden müssen und somit<br />

in die oben beschriebene Bestimmung der Kontaktbelastung<br />

eingehen. Andererseits sind die<br />

Oberflächengeschwindigkeiten in den Kontaktflächen<br />

von wesentlicher Bedeutung für die Bestimmung<br />

der Lagerreibung und die Beurteilung des<br />

Betriebszustands.<br />

Bei der Anwendung der Gl. (12) und (13) nach<br />

Harris [HARR07b] zur Bestimmung der Winkelgeschwindigkeiten<br />

des Wälzkörpers wird vereinfachend<br />

angenommen, dass kein Schränken des<br />

Wälzkörpers auftritt. Somit gilt: β‘ = 0. Weiterhin<br />

wird angenommen, dass die Radien reinen Rollens<br />

und konstant sind und ihre Werte denen im<br />

unbelasteten Zustand entsprechen. Da die Abplattungen<br />

in den Kontakten sehr klein sind, ist der<br />

daraus entstehende Fehler vernachlässigbar. Der<br />

Roll-Wälzwinkel β entspricht in einem idealen<br />

Kegel rollenlager dem Mittelwert von Innen- und<br />

Außenringdruckwinkel α i<br />

und α a<br />

. Bei der hier durchgeführten<br />

Gleichgewichtsiteration muss er bei jedem<br />

Iterationsschritt um den Aufstellwinkel des<br />

Wälzkörpers korrigiert werden. Bei einem Kegelwinkel<br />

γ des Wälzkörpers werden der Innen- und<br />

Außenringdruckwinkel α i<br />

und α a<br />

hier zu α i<br />

= β – 0,5 γ<br />

und α a<br />

= β + 0,5 γ angenommen.<br />

In einem unbelasteten idealen Kegelrollenlager<br />

herrscht in den Rolle-Laufbahn-Kontakten reines<br />

Rollen; die Oberflächengeschwindigkeiten von<br />

Wälzkörper und Ring sind im Kontaktpunkt also<br />

gleich groß. Mit dieser Bedingung und den Gl. (12)<br />

und (13) ergibt sich, dass die bei [HARR07b] für ein<br />

Rollenlager nicht näher spezifizierten Radien und<br />

in einem idealen Kegelrollenlager dem Abstand<br />

eines Punktes auf der Wälzkörperachse von der ge­<br />

07 Vergleich der Berechnungsmodelle BearCal<br />

(MTPlus), Mesys und Bearinx<br />

62 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

meinsamen Wälzkörper-Lagerring-Mantellinie gemessen senkrecht<br />

zu dieser Mantellinie entsprechen (r i<br />

in Bild 05). Zur Berechnung<br />

der Oberflächengeschwindigkeit eines Punktes auf der Wälzkörperoberfläche<br />

muss als Radius der Abstand dieses Punktes<br />

senkrecht zur Rotationsachse angenommen werden ( in Bild 05).<br />

Während der Gleichgewichtsiteration werden in jedem Iterationsschritt<br />

der Roll-Wälzwinkel β und damit die Winkelgeschwindigkeiten<br />

des Wälzkörpers und die geschwindigkeitsbedingten Massenkräfte<br />

neu bestimmt. Nach Abschluss der Iteration werden für den<br />

Gleichgewichtszustand die Oberflächengeschwindigkeiten in den<br />

Kontakten bestimmt. Dazu wird für jeden Elementmittelpunkt der<br />

Kontaktflächennetze der Radiusvektor zur jeweiligen Rotationsachse<br />

gebildet. Als Kreuzprodukt mit der Winkelgeschwindigkeit des jeweiligen<br />

Lagerbauteils ergibt sich die Oberflächengeschwindigkeit<br />

in dem Punkt.<br />

Im einfachen Fall einer gleich gerichteten Bewegung zweier Körper<br />

1 und 2 mit den Oberflächengeschwindigkeiten im Berührpunkt<br />

v 1<br />

und v 2<br />

können zur Beurteilung eines Kontakts zweier<br />

Körper drei Größen herangezogen werden [CZIC10]:<br />

n Die Summengeschwindigkeit nach Gl. (25)<br />

n Die Differenzgeschwindigkeit nach Gl. (26)<br />

n Der Schlupf Gl. (27)<br />

08 Beispielhafte Darstellung der Relativgeschwindigkeit im<br />

Rolle-Bord-Kontakt bei Bord am Außenring und Lage des<br />

Koordinatensystems<br />

Berührebene projiziert werden, woraus sich die projizierten Geschwindigkeiten<br />

und mit ergeben. Die Summenund<br />

die Relativgeschwindigkeit lassen sich dann nach<br />

und<br />

Dabei entspricht ein Schlupfwert von s = 0 reinem Rollen, d. h. die<br />

Kontaktkörper bewegen sich im Berührpunkt gleichgerichtet und<br />

gleich schnell. Ein Wert von s = 2 entspricht dem Zustand einfachen<br />

Gleitens, d. h. ein Kontaktpartner steht, während sich der zweite<br />

bewegt [JACO10]. Bei einem Wert von s = ± ∞ herrscht reines<br />

Gleiten, d. h. die beiden Kontaktpartner bewegen sich mit betragsmäßig<br />

gleicher Geschwindigkeit in entgegengesetzte Richtungen<br />

[JACO10].<br />

In einem lastfreien idealen Kegelrollenlager herrscht in den Rolle-<br />

Laufbahn-Kontakten reines Rollen. Im Rolle-Bord-Kontakt muss<br />

zwischen der Lage des Bords am Innen- und am Außenring unterschieden<br />

werden: In beiden Fällen herrscht am Übergangspunkt<br />

von der großen Rollenstirn zur Rollenmantelfläche reines Rollen<br />

(Bild 05). Bei einem Lager mit Bord am Innenring nehmen die Relativgeschwindigkeit<br />

und somit der Schlupf von diesem Punkt aus<br />

entlang der Bordhöhe linear zu. Im Falle eines Außenringbords<br />

steht der Bord im hier angenommenen Fall eines stehenden Außenrings<br />

still und es herrscht immer einfaches Gleiten mit s = 2.<br />

Die Summengeschwindigkeit ist eine wesentliche Größe zur Bestimmung<br />

der sich theoretisch einstellenden Schmierfilmhöhe<br />

während die Relativgeschwindigkeit die Gleitreibung im Kontakt<br />

beeinflusst [JOHN85].<br />

Die Annahme, dass sich beide Kontaktpartner in die gleiche<br />

Richtung bewegen, gilt für die Elementmittelpunkte der oben beschriebenen<br />

Netze in den Kontaktflächen eines Kegelrollenlagers<br />

nur für die Punkte, die auf der x-Achse liegen. Für alle anderen<br />

Punkte liegt allgemein ein dreidimensionaler Bewegungszustand<br />

vor. Nach Dooner/Seireg [DOON95] können die Gl. (25) bis (27) zur<br />

Beurteilung der Geschwindigkeitsverhältnisse ebenfalls angewandt<br />

werden, wenn die jeweiligen Oberflächengeschwindigkeiten vektoriell<br />

betrachtet werden: Die beiden Oberflächengeschwindigkeiten<br />

und müssen dazu gemäß Bild 06 zunächst in die gemeinsame<br />

bestimmen [DOON95].<br />

Während für die Rolle-Laufbahnkontakte die Geschwindigkeitsanteile<br />

in x- und z-Richtung innerhalb der Kontaktflächen vernachlässigbar<br />

klein sind, trifft dies im Rolle-Bord-Kontakt insbesondere<br />

für die Anteile in x-Richtung nicht zu. Dies führt dazu, dass wie in<br />

Bild 08 beispielhaft dargestellt die Relativgeschwindigkeit und somit<br />

der Schlupf in allen Richtungen mit zunehmendem Abstand<br />

vom Punkt reinen Rollens zunehmen. Weiterhin kann bei nicht<br />

gleich gerichteter Bewegung der beiden Kontaktpartner die Summengeschwindigkeit<br />

nach Gl. (25) nicht mehr als Eintrittsgeschwindigkeit<br />

zur Bestimmung der Schmierfilmhöhe herangezogen werden.<br />

Nach [DOON95] muss für solche Fälle die Eintrittsgeschwindigkeit<br />

unter Berücksichtigung der Größe der Kontaktfläche, der effektiven<br />

Krümmungsradien und der zeitlichen Änderung des Winkels zwischen<br />

den beiden in die gemeinsame Berührebene projizierten<br />

Oberflächengeschwindigkeiten bestimmt werden.<br />

WEITERE BERECHNETE GRÖSSEN UND<br />

MODELLVEREINFACHUNGEN<br />

Die drehzahlbedingten Massenkräfte führen nicht nur zu Fliehkräften<br />

und gyroskopischen Momenten an den Wälzkörpern sondern<br />

auch zu fliehkraftbedingten Aufweitungen, die im Falle des Innenrings<br />

und der Welle nicht vernachlässigt werden können. Eine Aufweitung<br />

des Innenrings hat je nach Anstellung des Lagers eine<br />

Innenringverlagerung oder eine Zunahme der Kontaktbelastungen<br />

im Lager zur Folge. Zur Berechnung der drehzahlbedingten Aufweitung<br />

wird der Innenring vereinfacht als Ring mit mittlerem<br />

Laufbahndurchmesser angenommen und die Aufweitung nach<br />

gängigen Formeln [JACO12] berechnet. Gleiches gilt für die Aufweitung<br />

der Welle und die in beiden Fällen überlagerte Aufweitung<br />

durch die üblicherweise vorliegende Übermaßpassung zwischen<br />

Welle und Innenring.<br />

Thermische Dehnungen der Lagerbauteile können ebenfalls erheblichen<br />

Einfluss auf das Betriebsverhalten – hier insbesondere<br />

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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

auf das Last-Drehzahl-Verlagerungsverhalten – des Lagers haben<br />

und müssen bei der Gleichgewichtsberechnung berücksichtigt<br />

werden. Eine Aufweitung des Außenrings einerseits und Aufweitungen<br />

des Innenrings und der Wälzkörper andererseits haben<br />

dabei stets gegensätzliche Effekte auf die Kontaktbelastung oder die<br />

Innenringverlagerung. Mit der hier beschriebenen Methode können<br />

keine Bauteiltemperaturen für ein Wälzlager berechnet werden.<br />

Die thermisch bedingten Aufweitungen werden daher basierend<br />

auf angenommenen Bauteiltemperaturen bestimmt. Wie<br />

bspw. mittels FEM-Rechnung gezeigt werden kann, ändert ein idealer<br />

Kegel bei gleichmäßiger Erwärmung nicht nur seine Maße sondern<br />

auch seine Form. Diese Effekte sind in einfacher Weise für den<br />

hier vorgestellten Berechnungsansatz nicht abbildbar. Für beide<br />

Lagerringe und die Wälzkörper wird daher eine über die Länge in<br />

jeder Schnittebene senkrecht zur Symmetrieachse konstante Radialdehnung<br />

angenommen. Diese wird jeweils aus dem mittleren Bauteildurchmesser,<br />

der angenommenen Temperatur und dem Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

bestimmt.<br />

Formelzeichen<br />

a mm halbe Kantenlänge eines Flächenelements<br />

der Kontaktflächenvernetzung in<br />

y-Richtung, Länge der großen Halbachse<br />

der Kontaktellipse nach Hertz<br />

A mm² Kontaktfläche<br />

b mm halbe Kantenlänge eines Flächenelements<br />

der Kontaktflächenvernetzung in<br />

x-Richtung, Länge der kleinen Halbachse<br />

der Kontaktellipse nach Hertz<br />

C BP<br />

N/mm Steifigkeit im Betriebspunkt<br />

d BP<br />

, d BP+∆<br />

, d BP-∆<br />

mm Verlagerung im Betriebspunkt, unter<br />

Berücksichtigung einer Zusatzverlagerung<br />

d m<br />

mm Teilkreisdurchmesser eines Wälzlagers<br />

df / dx --- Differentialquotient der Funktion f an der<br />

Stelle x<br />

mm<br />

Matrix der Oberflächenabstände<br />

E 1<br />

, E 2<br />

N/mm² Elastizitätsmodul des Körpers 1, 2<br />

f 1 Einflusszahlenmatrix<br />

f ij<br />

1 Einflusszahl<br />

F N Kraft<br />

F BP<br />

, F BP+∆<br />

, F BP-∆<br />

N Kraft im Betriebspunkt, unter Berücksichtigung<br />

einer Zusatzverlagerung<br />

N<br />

Kontaktnormalkraft am Kontakt zwischen<br />

Wälzkörper und Außenringlaufbahn /<br />

Innenringlaufbahn / Bord<br />

g --- Gerade durch das Punktepaar des<br />

kleinsten Abstands<br />

i 1 Laufvariable<br />

j 1 Laufvariable<br />

k mm²/N Zusammengefasste Materialkonstanten<br />

K(x k<br />

,y k<br />

) [1, 1] Berührpunkt zweier Profile P 1<br />

und P 2<br />

[1, 1] Berührpunkte auf den Profilen P 1<br />

und P 2<br />

K 1<br />

, …, K 4<br />

1 Hilfsgröße zur Berechnung der Einflusszahlenmatrix<br />

m, n 1 Anzahl der Elemente der Kontaktflächenvernetzung<br />

in x- und y-Richtung<br />

P, N/mm² (mittlere) Kontaktnormalspannung<br />

P (x, y, z, 1), P‘ [1, 1, 1,<br />

1]<br />

N/mm²<br />

beliebiger Punkt (vor, nach Transformation)<br />

(4. Dimension bei homogenen<br />

Koordinaten)<br />

Matrix der lokalen Kontaktnormalspannungen<br />

P 1<br />

, P 2<br />

--- Gleichung zur Beschreibung einer<br />

Profilfunktion<br />

P := y = f(x)<br />

P(x‘, y‘) --- Isolinien<br />

r 1 Laufvariable<br />

,<br />

mm<br />

mm<br />

s 1 Schlupf<br />

Rollradien am Außen- und Innenring<br />

Abstand eines Punktes auf der<br />

Wälzkörperober fläche senkrecht zur<br />

Rotationsachse<br />

S 1<br />

, …, S 4<br />

1 Hilfsgrößen zur Bildung der Einflusszahlen<br />

f ij<br />

[1, 1, 1] Translationsvektor<br />

T [1, 1, 1,<br />

1]<br />

Translationsmatrix in homogenen<br />

Koordinaten<br />

v 1<br />

, , v 2<br />

, m/s Oberflächengeschwindigkeit<br />

des Körpers 1, 2<br />

,<br />

m/s<br />

m/s<br />

m/s<br />

m/s<br />

projizierte Geschwindigkeit<br />

des Körpers 1, 2<br />

projizierte Geschwindigkeit<br />

des Körpers 1, 2<br />

Relativgeschwindigkeit<br />

Summengeschwindigkeit<br />

w 1<br />

, w 2<br />

, w mm Verlagerung eines Punktes auf dem Körper<br />

1, 2, allgemein<br />

x, y, z 1 x-, y- und z-Koordinaten eines Punktes<br />

x‘, y‘, z‘ 1 beliebige x-, y- und z-Koordinaten<br />

, mm Abstand zwei Flächenelementmittelpunkt<br />

der Kontaktflächenvernetzung in x- und<br />

y- Richtung<br />

z 1<br />

, z 2<br />

mm z-Koordinate eines Punktes auf dem<br />

Körper 1, 2<br />

α a<br />

, α i<br />

° Druckwinkel am Außen-/Innenring<br />

β ° Roll-Wälzwinkel (Aufstellwinkel)<br />

β‘ ° Gier-Wälzwinkel (Schränkwinkel)<br />

γ ° eingeschlossener Kegelwinkel des<br />

Wälzkörpers<br />

δ mm Starrkörperannäherung<br />

∆ mm Zusatzverlagerung<br />

ν 1 Querkontraktionszahl<br />

π 1 Kreiszahl<br />

ω, ω K<br />

, ω WK<br />

1/s Winkelgeschwindigkeit des Innenrings um<br />

die Lagerachse, eines Wälzkörpers um die<br />

Lagerachse, eines Wälzkörpers um seine<br />

Symmetrieachse<br />

64 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


PEER REVIEWED<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

VALIDIERUNG DES BERECHNUNGSANSATZES<br />

In einfachen Versuchen an realen Lagern lassen sich von den hier<br />

beschriebenen Größen mit dem am Institut vorhandenen Prüfstand<br />

[ROSS14] nur die Axialverlagerung und die Lagerreibung<br />

sinnvoll bestimmen. Zur Validierung des Berechnungsansatzes<br />

dient daher ein Vergleich von Berechnungsergebnissen mit zwei<br />

kommerziellen Berechnungsprogrammen, von denen angenommen<br />

wird, dass sie die Realität ausreichend genau abbilden. Zum<br />

Vergleich werden die Programme Bearinx der Firma Schaeffler<br />

Technologies, Herzogenaurach, und Mesys der Firma Mesys, Zürich,<br />

herangezogen. Als Untersuchungsobjekt wird ein Kegelrollenlager<br />

angenommen, dessen Geometrie näherungsweise einem realen<br />

Kegelrollenlager der Baureihe 32014 X entspricht, das jedoch real<br />

nicht existiert. Für definierte Lastfälle wurden mit der hier vorgestellten<br />

Methode sowie den beiden Referenzberechnungsmodellen<br />

Größen bestimmt, die sich experimentell großteils nicht mit vertretbarem<br />

Aufwand bestimmen lassen.<br />

Zur Kontaktbeschreibung werden die Größen der Halbachsen der<br />

Kontaktflächen und die maximalen Kontaktnormalspannungen verglichen.<br />

Zur Beschreibung des Gesamtzustands des Lagers werden<br />

zusätzlich die Axialsteifigkeit und die Axialverlagerung verglichen.<br />

Da bei den kommerziellen Berechnungsprogrammen zahlreiche Details<br />

zum genauen Vorgehen bei der Berechnung aus Wettbewerbsgründen<br />

unbekannt sind, ist eine ausführliche Diskussion möglicher<br />

Ursachen für beobachtete Unterschiede hier nicht möglich.<br />

Bei den in Bild 07a dargestellten Abmessungen der Kontaktflächen<br />

zeigt sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen dem<br />

Kegelrollenlagermodul von MTPlus und den kommerziellen Programmen.<br />

Die Unterschiede können u. a. auf die Auflösung der<br />

Vernetzung der Kontaktfläche zurückzuführen sein. Die Größe der<br />

Kontaktfläche ergibt sich bei MTPlus als Produkt aus der Größe<br />

eines Netzelements und der Anzahl der belasteten Elemente; darauf<br />

ist auch der abschnittsweise konstante Verlauf der Länge der<br />

kleinen Halbachse zurückzuführen. Sehr gute Übereinstimmungen<br />

ergeben sich auch bei den maximalen Kontaktnormalspannungen<br />

(Bild 07b). Durch die logarithmische Profilierung der Wälzkörper<br />

ist sichergestellt, dass die Maximalwerte in der Mitte der Kontaktfläche<br />

und nicht an deren Rändern auftreten.<br />

Bei den in Bild 07c dargestellten Steifigkeits- und Verlagerungsverläufen<br />

über der Axiallast ergeben sich relativ gesehen etwas<br />

größere aber noch tolerierbare Unterschiede. Diese Unterschiede<br />

können mehrere Ursachen haben: Wenn, wie bei Mesys, zur Berechnung<br />

der Linienkontakte in den Rolle-Laufbahn-Kontakten ein<br />

Scheibenmodell genutzt wird, werden die einzelnen Scheiben als<br />

Linienkontakte nach Hertz betrachtet. In diesen Fällen muss eine<br />

zusätzliche, von Hertz nicht gegebene Last-Verlagerungs-Beziehung<br />

angenommen werden [HARR07a]. Bei dem für MTPlus<br />

verwendeten Ansatz nach Boussinesq [BOUS85] und Hartnett<br />

[HART79] ist die Last-Verlagerungs-Beziehung integraler Bestandteil<br />

des Ansatzes und nicht austauschbar. Durch die Wahl einer<br />

anderen Last-Verlagerungs-Beziehung ergeben sich bei gleicher<br />

Last unterschiedliche Kontaktdeformationen und somit unterschiedliche<br />

Innenringverlagerungen.<br />

Dies hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Berechnung<br />

der Steifigkeit in einem Betriebspunkt: Da sich die Steifigkeit nicht<br />

explizit berechnen lässt, wird in den meisten Ansätzen, so auch bei<br />

Mesys und MTPlus, so vorgegangen, wie u. a. von Tüllmann<br />

[TÜLL99] und Guo/Parker [GUO12] vorgeschlagen. Es werden zunächst<br />

die zu einem Betriebspunkt gehörenden Lasten F BP<br />

und Verlagerungen<br />

d BP<br />

berechnet. Anschließend wird lokal um diesen Betriebspunkt<br />

eine kleine Zusatzverlagerung in beide Richtungen<br />

angenommen. Aus den beiden sich so ergebenden Last-Verlagerungs-Wertepaaren<br />

(F BP+∆<br />

, d BP+∆<br />

) und (F BP-∆<br />

, d BP-∆<br />

) kann die Steifigkeit<br />

c BP<br />

im Betriebspunkt als lokale Sekantensteifigkeit bestimmt werden:<br />

Darüber hinaus wird bei Mesys die Deformation im Rolle-Bord-<br />

Kontakt vernachlässigt, was zu einer leichten Unterschätzung der<br />

Innenringverlagerung und somit einer Überschätzung der Steifigkeit<br />

führt. Unterschiede bei den Kontaktnormalkräften können als<br />

Ursache ausgeschlossen werden. Die im Vergleich zu den beiden<br />

anderen Berechnungsprogrammen etwas zu groß berechneten Verlagerungen<br />

und somit zu klein berechneten Steifigkeiten bei<br />

MTPlus decken sich mit den bei MTPlus im Vergleich zu Bearinx<br />

größer berechneten Starrkörperannäherungen in den Kontakten<br />

(Bild 07d), die unmittelbare Auswirkungen auf die berechneten<br />

Gesamtverlagerungen haben.<br />

Insgesamt ergeben sich für die belastungsbedingten Kenngrößen<br />

sehr gute Übereinstimmungen zwischen dem Kegelrollenlagermodul<br />

von MTPlus und kommerziellen Programmen. Ein Vergleich<br />

von Geschwindigkeitsgrößen erfolgt nicht, da sich die Geschwindigkeiten<br />

aus einfachen geometrischen Betrachtungen ergeben, im<br />

Modell selbst für die Stellen reines Rollens eine erfolgreiche Plausibilitätsprüfung<br />

durchgeführt wurde und beide Referenz-Programme<br />

diese in den hier verfügbaren Versionen nicht berechnen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG UND MÖGLICHE<br />

ANWENDUNGEN<br />

Zur Bewertung des Betriebsverhaltens von Welle-Lager-Systemen<br />

oder zur gezielten Weiterentwicklung von Wälzlagern ist es notwendig,<br />

das Betriebsverhalten berechnen zu können. Bei heute kommerziell<br />

verfügbaren Programmen müssen dabei Einschränkungen<br />

bei der herstellerunabhängigen Nutzung oder der Berücksichtigung<br />

drehzahlbedingter Effekte hingenommen werden. Mit dem<br />

hier beschriebenen Berechnungsmodul für Kegelrollenlager innerhalb<br />

des Welle-Lager-Berechnungsprogramms MTPlus ist es durch<br />

die Nutzung eines alternativen Kontaktmodells und die Berücksichtigung<br />

fliehkraftbedingte Zusatzkräfte möglich, das Betriebsverhalten<br />

von Kegelrollenlagern beliebiger Geometrie unter hohen<br />

Drehzahlen zu berechnen. Dies ermöglicht nicht nur die Abbildung<br />

von Kegelrollenlagern in schnell drehenden Welle-Lager-Systemen,<br />

es erlaubt auch die Betrachtung bisher weitgehend vernachlässigter<br />

Effekte beim Betrieb von Kegelrollenlagern oder die gezielte<br />

Auslegung hochdrehzahlgeeigneter Kegelrollenlager.<br />

Mit der oben beschriebenen ortsaufgelösten Berechnung der<br />

Normalspannungs- und Geschwindigkeitsverteilung über den<br />

Kontaktflächen in einem Kegelrollenlager sind zwei wesentliche<br />

Voraussetzungen zur Reibungs- und Schmierfilmhöhenberechnung<br />

gegeben. Eine wesentliche Größe, die Temperatur im<br />

Schmierspalt, fehlt jedoch. Dennoch können damit wie u. a. bei<br />

Rossaint [ROSS14] aus einer Näherungsfunktion für den Zusammenhang<br />

zwischen Normalkraft, Schlupf und Reibwert für jeden<br />

Elementmittelpunkt die mittlere Reibkraft über dem Netzelement<br />

bestimmt, diese über die gesamte Kontaktfläche aufsummiert und<br />

so die gesamten Reibkräfte pro Kontakt und damit die Lagerreibung<br />

bestimmt werden. Bild 08 zeigt dazu beispeilhaft für ein Kegelrollenlager<br />

mit Bord am Außenring die Relativgeschwindigkeiten<br />

im Rolle-Bord-Kontakt sowie die Kontaktfläche (Isolinien<br />

P(x‘, y‘) = 0), wie sie mit diesem Modell berechnet wurden.<br />

In [BREC17] wird gezeigt, wie insbesondere die erweiterte Kontaktberechnung<br />

und die Möglichkeit, ein Kegelrollenlager mit Bord<br />

am Außenring zu berechnen, genutzt werden können, um ein<br />

Kegelrollenlager gezielt für hohe Drehzahlen auszulegen.<br />

Teil 1 dieser Serie ist in Ausgabe 06/<strong>2019</strong> der <strong>antriebstechnik</strong><br />

erschienen. Über diesen Link kommen Sie zum Artikel:<br />

https://bit.ly/2XgNduD<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 65


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

PEER REVIEWED<br />

Literaturverzeichnis:<br />

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des Arts de Lille (Hrsg.): Mémoires de la Société des Sciences de l‘Agriculture et des<br />

Arts de Lille. Lille: Imprimerie L. Danel, 1885. S. 15–721<br />

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Normal Pressure Distribution of High Resolution and Large Contact Area.<br />

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[BREC19] Brecher, C.; Fey, M.; Falker, J.: Simulation schnell drehender Welle-Lager-<br />

Systeme – Teil 1. In: <strong>antriebstechnik</strong>. 58. Jg., <strong>2019</strong>. Nr. 6, S. 66-72<br />

[BREC17b] Brecher, C.; Fey, M.; Hassis, A.: Simulationsgestützte Auslegung eines<br />

Kegelrollenlagers für hohe Drehzahlen. In: Konstruktion. 68. Jg., 2017, Nr. 7–8. S. 83–90<br />

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Tribomaterialien, Tribotechnik. 3. Aufl. Wiesbaden: Vieweg+Teubner, 2010<br />

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New York et al.: John Wiley & Sons, 1995<br />

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5. Aufl. Boca Raton, Fl, USA: CRC Press, 2007<br />

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Problems. In: ASME Applied Mechanics Division. 39. Jg., 1980, Nr. 1. S. 51–66<br />

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Herzogenrath: Schumacher, 2010<br />

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S. 564–572<br />

[LOVE06] Love, A. E. H.: A Treatise on the Mathematical Theory of Elasticity.<br />

2. Aufl. Cambridge: Cambridge University Press, 1906<br />

[MERM16] Mermoz, E.; Fages, D.; Zamponi, L.; Linares, J.-M.; Sprauel, J.-M.:<br />

New methodology to define roller geometry on power bearings. In: CIRP<br />

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[ROSS14] Rossaint, J.: Steigerung der Leistungsfähigkeit von Spindellagern durch<br />

optimierte Lagergeometrien. Diss. RWTH Aachen, 2014<br />

[SCHA14] Schaeffler Technologies: Bearinx – High-Level Bearing Design.<br />

Herzogenaurach, 2014. Firmenschrift<br />

[SKF09] SKF Gruppe: SKF Spindelsimulator. Göteborg, 2009. Firmenschrift<br />

[TEUT05] Teutsch, R.: Kontaktmodelle und Strategien zur Simulation von<br />

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[TÜLL99] Tüllmann, U.: Das Verhalten axial verspannter, schnelldrehender<br />

Schrägkugellager. Diss. RWTH Aachen, 1999<br />

[VORN08] Vornberger, O.: Computergrafik. Vorlesungsskript. Universität<br />

Osnabrück, Sommersemester 2008<br />

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Lubrication in Finite Roller Contacts Involving Realistic Geometry and Surface<br />

Roughness. In: Journal of Tribology. 134. Jg., 2012, Nr. 1<br />

DIE AUTOREN<br />

Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher,<br />

Inhaber des Lehrstuhls für<br />

Werkzeugmaschinen<br />

Dr.-Ing. Marcel Fey,<br />

Oberingenieur am<br />

Werkzeug maschinenlabor WZL<br />

Andreas Bartelt, M.Sc.,<br />

Mitarbeiter am<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />

DANKSAGUNG<br />

Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

DFG für die finanzielle Förderung dieser Arbeiten zu dem<br />

Thema „Untersuchung und Beschreibung des Betriebsverhaltens<br />

von Kegelrollenlagern unter hohen Drehzahlen“ (Förderkennzeichen<br />

BR 2905/56-1). Die Berechnungssoftware Mesys<br />

wurde für Forschungszwecke an der Hochschule dankenswerterweise<br />

durch die Mesys AG, Zürich (Schweiz) unentgeltlich<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Dr. T. Stahl,<br />

Leiter Produktentwicklung Kegelrollenlager,<br />

Schaeffler Technologies AG & Co. KG<br />

Alexander Hassis, M.Sc.,<br />

Ehemaliger Mitarbeiter am<br />

Werkzeugmaschinenlabor WZL<br />

66 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FVA AKTUELL<br />

FORSCHUNGSVORHABEN FVA 735 II, IGF-NR. 18415 N<br />

SOH-DIAG – DYNAMISCHE DIAGNOSEMETHODEN<br />

ZUR BESTIMMUNG DES GESUNDHEITSZUSTANDES<br />

VON LITHIUM-IONEN-BATTERIEN<br />

Lineare Spannungsantwort Y 1<br />

(1. Harmonisch)<br />

2. Harmonische Spannungsantwort Y 2<br />

Im Projekt „SOH-Diag“ wurde eine neue Diagnosemethodik zur Bestimmung<br />

sowie zur Quantifizierung des Gesundheitszustandes (engl.: State-of-Health –<br />

SOH), von Lithium-Ionen-Batterien (LIB) entwickelt. Weiterhin wurde gezeigt,<br />

dass der Ladezustand (engl.: State-of-Charge – SOC), auf den SOH kalibriert<br />

werden kann.<br />

Die genutzte Diagnosemethodik ist eine dynamische, universell einsetzbare<br />

Messmethodik, die sogenannte Nonlinear Frequency Response Analysis (NFRA).<br />

NFRA ist mit der im Diagnosebereich etblierten Elektrochemischen Impedanzspektroskopie<br />

(EIS) verwandt. Bei der EIS wird ein geringer Wechselstrom auf die<br />

LIB gegeben, um das lineare Systemverhalten zu untersuchen. Bei NFRA hingegen<br />

wird ein hoher Wechselstrom auf die LIB aufgeprägt. Dadurch werden höhere<br />

Harmonische angeregt, die charakteristisch für Zelltyp sowie -spezifikationen sind<br />

und daher universell angewandt werden kann.<br />

Durch NFRA wird das lineare Prozessverständnis um hochinformative Nichtlinearitäten,<br />

wie z. B. die elektrochemischen Reaktionen und gekoppelte Diffusions-<br />

und Reaktionsprozesse erweitert. Weiterhin wurde im Verlauf des Projekts<br />

erkannt, dass Degradationen der LIB, wie z. B. Leistungsverlust, Kapazitäts -<br />

ab nahme sowie auch Alterungssignale durch das sicherheitsgefährdende Lithium-<br />

Plating spezifische Antwortsignale erzeugen. Das Versagen bzw. ein Ausfall<br />

einer LIB, erzeugt ebenfalls spezifische Antwortsignale in einem charakteristischen<br />

Frequenzbereich.<br />

Es ist denkbar, dass die Diagnosemethodik sowohl Automobilherstellern als<br />

auch Unternehmen im Bereich der Kleinelektronik nach Adaption der Messtechnik/Hardware<br />

zahlreiche Wettbewerbsvorteile ermöglichen kann. Die Diagnosemethodik<br />

kann – universell bzw. nach Anpassung an die spezifische Batterie – zur<br />

Qualitätsssicherung nach der Herstellung von LIB und LIB-Systemen, bei der<br />

Schadensdiagnose dieser und bei der Überprüfung ihrer Lebensdauer eingesetzt<br />

werden. Hierfür ist die Entwicklung bzw. Adaption der messtechnischen Hardware<br />

für die Messung der entsprechenden Signale notwendig. Ist dies gewährleistet und<br />

erprobt, ist eine Applikation von NFRA in Werkstätten sowie auch im BMS von<br />

elektrifizierten Fahrzeugen möglich.<br />

Förderung: AiF (IGF)<br />

Autor: Fridolin Röder, TU Braunschweig, INES Institut für Energie- und Systemverfahrenstechnik<br />

Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e. V.<br />

Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt<br />

Tel.: 069 / 6603-1515<br />

E-Mail: info@fva-net.de<br />

Internet: www.fva-net.de<br />

Kontakt: Forschungsvereinigung<br />

Antriebstechnik e. V. (FVA),<br />

Alexander Raßmann,<br />

Tel.: 069/6603-1820<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2019</strong>/07 67


FLUIDTECHNIK

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