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hinnerk Bremen/Niedersachsen August/September 2019

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darauf also verzichten kann, freuen wir uns<br />

immer. Außerdem hätten Penisse vielleicht<br />

auch zu sehr abgelenkt von der eigentlichen<br />

Schönheit der Geschichte. Sicherlich<br />

werden sich einige „Messer im Herz“ in der<br />

Hoffnung auf heiße Sexszenen anschauen.<br />

Doch ich hoffe, diese Zuschauer sind dann<br />

am Ende nicht enttäuscht, sondern verzaubert<br />

von der Zärtlichkeit und den tiefen<br />

Gefühlen, die sie stattdessen entdecken.<br />

Waren Sie eigentlich ein Fan von dem<br />

platinblonden Seventies-Look, der<br />

Ihnen für den Film verpasst wurde?<br />

Das können Sie laut sagen. Mein Vorbild,<br />

was Haare und Make-up angeht, war<br />

Debbie Harry, die ich immer schon<br />

großartig fand!<br />

Auch musikalisch?<br />

Klar. Überhaupt sind die Siebzigerjahre für<br />

mich das tollste Jahrzehnt, was die Musik<br />

angeht. Zusammen mit den Sechzigern. Ich<br />

liebe auch Jazz, aber was mich selbst als<br />

Sängerin und Musikerin immer schon am<br />

meisten beeinflusst hat, waren die Siebziger.<br />

Auch wenn man das vielleicht nicht<br />

allen meinen Songs auf Anhieb anhört.<br />

Erst vor einem halben Jahr ist Ihr<br />

neustes Album „Les Sources“ erschienen,<br />

nun ist „Messer im Herz“<br />

nach „Das Familienfoto“ bereits Ihr<br />

zweiter Kinofilm in diesem Jahr. Sind<br />

die Schauspielerei und die Musik für<br />

Sie gleichermaßen wichtig?<br />

Hmmm ... Fast gleichermaßen, würde ich<br />

sagen. Musik ist für mich wie die Luft<br />

zum Atmen. Ohne sie könnte ich nicht<br />

leben, glaube ich. Ganz so weit würde ich<br />

bei der Schauspielerei nicht gehen. Was<br />

aber nicht heißt, dass ich freiwillig darauf<br />

verzichten würde.<br />

Vor rund zwei Jahren erschütterte<br />

#MeToo nicht nur, aber vor allem<br />

die Filmbranche, seither scheint<br />

sich einiges zu verändern, wie mit<br />

Themen wie sexuellem Missbrauch<br />

und Belästigung, aber auch allgemein<br />

Gleichberechtigung und Diskriminierung<br />

umgegangen wird. Wie erleben<br />

Sie diese Entwicklung?<br />

All die Dinge, die seit 2017 an die Öffentlichkeit<br />

gekommen sind und zum Thema<br />

wurden, betreffen uns<br />

alle und gehen uns<br />

alle an. Niemand kann<br />

sagen, er habe damit<br />

nichts zu tun. Und ich<br />

finde es gut und wichtig,<br />

dass wir über all<br />

diese Dinge öffentlich<br />

sprechen, denn das<br />

ist bereits der erste<br />

Schritt zur Lösung<br />

eines Problems. Wir<br />

erleben gerade, wie<br />

Frauen mehr denn<br />

je eine Stimme<br />

bekommen und sich<br />

nicht nur unsere<br />

Branche, sondern die<br />

Gesellschaft allgemein<br />

dahingehend verändert, dass wir vielleicht<br />

den Platz bekommen, der uns zusteht. Das<br />

alles geschieht ziemlich langsam, keine Frage,<br />

denn unsere Welt ist ein Dinosaurier, der<br />

sich nicht gerade schnell bewegt. Aber ich<br />

blicke sehr positiv auf alles, was da gerade<br />

passiert.<br />

Haben Sie selbst als Frau an Filmsets<br />

häufig schlechte Erfahrungen<br />

gemacht?<br />

Im Leben allgemein sicherlich, wie wohl jede<br />

Frau. In der Arbeit hatte ich aber eigentlich<br />

FILM<br />

immer viel Glück. Ich war fast immer von<br />

sehr netten Menschen umgeben, die mich<br />

sehr anständig behandelt haben. In der<br />

Musikbranche übrigens genauso.<br />

Ihre Tochter Lily-Rose Depp ist<br />

inzwischen zwanzig Jahre alt und<br />

auch schon als Schauspielerin und<br />

Model erfolgreich. Erkennen Sie, die<br />

auch sehr jung durchstartete, sich<br />

in ihr wieder?<br />

Ich glaube, diese neue<br />

Generation ist ganz anders,<br />

als wir damals waren.<br />

Allein schon durch all die<br />

technischen Möglichkeiten,<br />

mit denen diese Kids<br />

aufwachsen, entwickeln<br />

sie ganz andere Persönlichkeiten<br />

als wir früher.<br />

Außerdem kommt im Fall<br />

meiner Kinder dazu, dass<br />

sie in den USA zur Schule<br />

gegangen sind, und die<br />

Privatschulen dort ermutigen<br />

die Schüler sehr,<br />

eigene starke Persönlichkeiten<br />

zu entwickeln. Das<br />

ist nicht vergleichbar mit<br />

dem rigiden Bildungssystem<br />

in Frankreich. Selbstbewusstsein<br />

wird in Amerika sehr gefördert, das hat mir<br />

immer gut gefallen. Ich selbst brauchte<br />

damals viel länger, um herauszufinden, wer<br />

ich bin und was ich will. Deswegen freue<br />

ich mich umso mehr zu sehen, was für ein<br />

kluges, tolles und starkes Mädchen meine<br />

Tochter ist.<br />

*Interview: Jonathan Fink<br />

„Messer im Herz“,Kinostart: 18. Juli,<br />

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