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Berliner Kurier 26.07.2019

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PANORAMA<br />

SEITE29<br />

BERLINER KURIER, Freitag, 26. Juli 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Neue Allzeit-Hitze<br />

Machen Handys dumm?<br />

Neurobiologe warnt „Wir tun unserem Gehirn keinen Gefallen“<br />

Lingen –Zum ersten Mal<br />

seit Beginn der Wetteraufzeichnungen<br />

wurde gestern<br />

in Deutschland die 42-<br />

Grad-Marke geknackt: Lingen<br />

(F.) in Niedersachsen<br />

meldete 42,6 Grad. Nachdem<br />

in Geilenkirchen<br />

(NRW) am Mittwoch mit<br />

40,5 Grad schon ein neuer<br />

Höchstwert gemessen worden<br />

war, registrierte der<br />

DWD einen Tag später weitere<br />

Rekorde: Zuerst in<br />

Bonn-Roleber 40,7 Grad,<br />

die dann in Lingen übertroffen<br />

wurden.<br />

Becker: Lappen weg<br />

London –Gleich zwei Mal<br />

soll Boris Becker (51) in<br />

London zu schnell gefahren<br />

und erwischt worden sein,<br />

jetzt soll er seinen Führerschein<br />

los sein. Laut „Daily<br />

Mail“ für sechs Monate und<br />

er muss 1900 Euro Bußgeld<br />

zahlen.<br />

Brustimplantat-Rückruf<br />

Washington –Der Brustimplantate-Hersteller<br />

Allergan<br />

hat wegen eines<br />

möglichen Krebsrisikos den<br />

weltweiten Rückruf des<br />

Implantat-Modells „Biocell“<br />

gestartet. Es darf nicht<br />

mehr verkauft werden.<br />

Bismarck-Urenkel tot<br />

Hamburg –Der Urenkel<br />

des Reichskanzlers Fürst<br />

Otto von Bismarck, Ferdinand<br />

von Bismarck, ist<br />

88-jährig gestorben.<br />

KENO-ZAHLEN<br />

2, 7, 8, 12, 16, 18, 27,28, 34, 40,<br />

41, 42, 50, 52, 53, 57,59, 65, 66,<br />

69; plus-5-Gewinnzahl:<br />

88807 (ohne Gewähr)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

6Richtige und<br />

Superzahl: unbesetzt,<br />

6Richtige: 859670,80Euro,<br />

5Richtige und<br />

Superzahl: 10745,80 Euro<br />

5Richtige: 4106,70 Euro<br />

4Richtige und<br />

Superzahl: 219,40 Euro<br />

4Richtige: 48,40 Euro<br />

3Richtige und<br />

Superzahl: 23,80 Euro<br />

3Richtige: 11,40 Euro<br />

2Richtige und<br />

Superzahl: 5,00 Euro (ohne Gewähr)<br />

Foto: dpa<br />

Berlin – Was macht das Internet<br />

eigentlich mit unserem Gehirn?<br />

Machen Handys vielleicht<br />

sogar dumm? Fördert die<br />

Datenflut im Internet Denkblockaden?<br />

Der Braunschweiger<br />

Neurobiologe Martin Korte<br />

warnt vor den Gefahren der digitalen<br />

Welt: „Wir tun unserem<br />

Gehirn keinen Gefallen.“ Er rät,<br />

mehr Wissen im eigenen Gedächtnis<br />

abzuspeichern, statt<br />

sich aufs Internet zu verlassen.<br />

Martin Korte(54) ist Professor in<br />

der Abteilung Zelluläre Neurobiologie<br />

an der TU in Braunschweig.<br />

Er untersucht die zellulären<br />

Grundlagen von Lernen,<br />

Gedächtnis und Vergessen und<br />

berät Schulbehörden zu Fragen<br />

digitaler Medien. Manche meinen,<br />

dass wir eine Revolution des<br />

Gehirns erleben, weil viele Menschen<br />

massiv Smartphones und<br />

digitale Medien nutzen. Doch<br />

der Hirnforscher sieht das nicht<br />

so. „Das Gehirn ist zwar hoch anpassungsfähig<br />

im Laufe unseres<br />

Lebens. Menschen können sehr<br />

viel lernen. Aber die genetische<br />

Grundkonstitution unseres Gehirns<br />

verändert sich in Zeiträumen<br />

von Zehntausenden von<br />

Jahren. Insofern erlebenwir hier<br />

keine Revolution. Was ich eher<br />

glaube ist, dass wir einen Übergangszustand<br />

erleben, in dem<br />

wir lernen müssen, mit einer<br />

neuen Technologie umzugehen“,<br />

sagt er.<br />

Und er warnt: Im Moment sehe<br />

er Belege dafür, dass wir die digitalen<br />

Medien so einsetzen, dass<br />

wir unserem Gehirn keinen Ge-<br />

fallen tun.<br />

Junge Internet-<br />

Nutzerin:<br />

Die ständige<br />

Präsenz des<br />

Digitalen in<br />

unserem Leben<br />

verändert<br />

unser Gehirn.<br />

Doch was läuft da schief? Wir<br />

wollen eine Frage beantworten<br />

und googeln, statt nachzudenken.<br />

Wir fahren mit dem Auto und benutzen<br />

das Navi, statt uns den<br />

Weg selbst einzuprägen. Eine Sache<br />

sei, so der Experte, dass wir<br />

zu viel Wissen auslagern und<br />

nicht mehr selbst versuchen, es<br />

abzuspeichern. Das sei jedoch<br />

wichtig, um über komplexe Probleme<br />

nachdenken zu können und<br />

selber auf neue Lösungen zu kommen.<br />

Was wandelt sich da in der digitalen<br />

Welt noch in den Köpfen?<br />

„Das Zweite, was sich im Gehirn<br />

verändert, ist dass das Arbeitsgedächtnis<br />

kleiner wird: Unser<br />

Konzentrationsvermögen, die<br />

Zeit, wie lange wir uns konzentrieren<br />

können, ohne uns abzulenken,<br />

wird kleiner.“<br />

Es gebe eine große Studie, die<br />

zum Ergebnis kommt, dass wir<br />

dort von 15 auf 11 Sekunden abgefallen<br />

sind. „Wenn man Probanden<br />

bittet, ohne dass sie wissen,<br />

worauf es ankommt, sich einen<br />

Begriff eine bestimmte<br />

Zeit zu<br />

merken, dann<br />

sieht man: Früher<br />

haben sie es<br />

15 Sekunden<br />

geschafft. Jetzt<br />

schaffen die<br />

meisten nur<br />

noch elf Sekunden.<br />

Da sind<br />

wir deutlich abgefallen.“<br />

Das Gehirn<br />

ändere seine<br />

Verarbeitungs-<br />

wege als Reakti-<br />

was von außen rein-<br />

on aufdas,<br />

komme. „Wenn das Gehirn sich<br />

überfordert fühlt von der Infor-<br />

die es verarbeiten<br />

mationsmenge,<br />

soll, dann passiert nicht, dass man<br />

sich hinsetzt und versucht, diffe-<br />

zu denken. Stattdessen<br />

renzierter<br />

schaltet das Gehirn in einen Moundifferenziert<br />

zu denken<br />

dus,<br />

und dieInformationen eher abzu-<br />

Jedoch: Ganz genaue Messun-<br />

wehren.“<br />

gen dazu, wie das Internet das Geverändert,<br />

gebe es nicht, „al-<br />

hirn so keine 100-prozentige Sicherüber<br />

Ursache und Wirkung,<br />

heit weil man nur Korrelationen, also<br />

Beziehungen, herstellt“.<br />

Man könne zum Beispiel<br />

sagen, dass es seit<br />

2007/08 deutlich zugenom-<br />

men<br />

habe, dass sich mehr Menüberfordert<br />

fühlen von In-<br />

schen<br />

formationen. „Dieses Datum ist<br />

nicht zufällig, weil 2007 das<br />

iPhone eingeführt wurde.“<br />

Martin Korte<br />

erforscht das<br />

menschliche<br />

Gehirn.<br />

Fotos: dpa, iStockphoto

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