Berliner Kurier 13.09.2019
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*<br />
BERLIN<br />
Unfall-Prozess<br />
Der Rätsel-Tod<br />
einer Studentin<br />
SEITE 13<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Michael<br />
Pinetzki (40)<br />
putzt mit<br />
seinen<br />
Nachbarn<br />
den Kiez.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: zvg<br />
Sie sorgen dafür, dass ihr<br />
Kiez wieder sauberer<br />
wird. Michael Pinetzki (40)<br />
und seine Nachbarn befreien<br />
die Straßen, Gehwege<br />
und Parks vor ihrer Haustür<br />
in Reinickendorf vom<br />
Müll. Etwa 25 Helfer engagieren<br />
sich im Rahmen des<br />
Aktionsprogrammes des<br />
<strong>Berliner</strong> Senats „Sauberes<br />
Berlin: Für eine attraktive,<br />
saubere und lebenswerte<br />
Hauptstadt“. „Reinickendorf<br />
möchte das Bewusstsein<br />
schärfen, den öffentlichen<br />
Raum sauber zu halten“,<br />
sagt Bezirksamtssprecher<br />
Hielscher. Dazu werde<br />
in einer Allianz aus Behörden,<br />
Geschäften und Bürgern<br />
der Schwerpunkt auf<br />
die Kiezarbeit gelegt. Sogar<br />
Kinder aus der Nachbarschaft<br />
und der Kita „Kinderwelt“<br />
waren schon mit<br />
Müllgabeln und Eimern unterwegs,<br />
um den Unrat aufzusammeln.<br />
Die nächsten<br />
Müllsammelaktionen stehen<br />
am 18. September, 15<br />
bis 17 Uhr, im Rosengarten,<br />
General-Barby-Straße 28,<br />
und am 28. September, 11<br />
bis 13 Uhr, in der Quäkersiedlung,<br />
Quäkerstraße 2,<br />
auf dem Programm. Nach<br />
dem Putzen gibt es mit allen<br />
Helfern noch ein geselliges<br />
Beisammensein. KH<br />
Weitere Informationen bei<br />
Organisator Michael Pinetzki:<br />
info@sauberes-reinickendorf.de<br />
Immer wieder<br />
musste die<br />
Feuerwehr in<br />
diesem Jahr<br />
wegen brennender<br />
Autos ausrücken.<br />
Bis Juli standen<br />
schon 280 Autos in<br />
Flammen.<br />
Geschnappt:<br />
Der hirnverbrannte<br />
Pyromane<br />
Berlin – Der verhaftete<br />
Mann, der in Berlin zahlreiche<br />
Autos angezündet<br />
haben soll, ist ein alter Bekannter<br />
der Polizei. Schon<br />
2012 und 2016 saß er wegen<br />
Brandstiftung in Haft. Dies<br />
ist seine irre Geschichte:<br />
Die Polizei glaubt, dass Marcel<br />
G. (30) in diesem Jahr in<br />
Berlin schon31Mal Autos angezündet<br />
hat. Bereits am 6.<br />
August wurde er gefasst (der<br />
KURIER berichtete). Ein <strong>Berliner</strong><br />
Richter steckte ihn in<br />
Untersuchungshaft.<br />
Den Ermittlungsakten zufolge<br />
saß der in Gießen geborene<br />
Marcel G. davor schon<br />
zweiMal in Haft: nach Serienbrandstiftungen<br />
inHamburg<br />
2012 und nach Brandstiftungen<br />
an Autos in Berlin 2016.<br />
Ende vergangenen Jahres<br />
kameraus demKnast.<br />
Im Juli 2016 hatten Fahnder<br />
der Polizei ihn dabei erwischt,<br />
wie er in Lichtenbergandrei<br />
Autos Feuerlegte. Es wardie<br />
Zeit, in der in der Gegend unweit<br />
des linksautonomen<br />
Wohnprojektes in der Rigaer<br />
Straße in Friedrichshain fast<br />
jede Nacht Autos in Flammen<br />
aufgingen und sich Linke<br />
Scharmützel mit der Polizei<br />
lieferten. Derdamalige Innensenator<br />
Frank Henkel (CDU)<br />
feierte den vermeintlichen<br />
Ermittlungserfolg.<br />
Doch dann der Verdacht:<br />
Hat die Polizei ihren eigenen<br />
Informanten festgenommen?<br />
Laut der linken Internetseite<br />
Indymedia war Marcel G. damals<br />
längst ausder linken Szene<br />
rausgeflogen. Zudem wurde<br />
dort verbreitet,dass er Zuträger<br />
für Polizeiund Verfassungsschutz<br />
gewesen sei.<br />
Unbekannte hatten bereits<br />
2015 ein Vernehmungsprotokoll<br />
ins Internet gestellt.<br />
Darin plauderte G.inseinem<br />
Hamburger Verfahren nach<br />
2012 bereitwillig überdie linke<br />
Szene inBerlin und über<br />
das Zentrum der Linksautonomen<br />
in der Rigaer Straße 94<br />
–allerdings redete er wirres<br />
Zeug. Er hoffte wohl, dafür eine<br />
milde Strafe zu erhalten.<br />
Die Polizei dementierte später:„Er<br />
wurde und wirdnicht<br />
als Informant oder V-Person<br />
der Polizei Berlin geführt.“<br />
Wegen der Brandstiftungen<br />
an den Autos in Hamburg saß<br />
er bis November 2015 in der<br />
HansestadtinHaft. Nachseiner<br />
Entlassung kehrteernach<br />
Berlin zurück und versuchte<br />
Anschluss an die linke Szene<br />
zu finden –bis diese ein 26-<br />
seitiges Schriftstück mit dem<br />
Vernehmungsprotokoll veröffentlichte<br />
und ihn der V-<br />
Er war Chaot bei den Linken und<br />
bei den Rechten und fackelte<br />
mehr als 30 Luxus-Karossen ab<br />
Marcel G. musste sich im Januar<br />
vordem Landgericht wegen<br />
Brandstiftung verantworten.<br />
Mann-Tätigkeitbezichtigte.<br />
Wohl enttäuscht über die<br />
Ablehnung, bezeichnete sich<br />
Marcel G. fortan als Aussteiger<br />
aus der linken Szene und<br />
schmiss sich an die rechte<br />
Szene ran. Erlief dann bei<br />
Bärgida-Demonstrationen<br />
mit und hieltdort Reden.<br />
Mit den Brandstiftungen<br />
2016 habe er sich beider linksautonomen<br />
SzeneinBerlin rächen<br />
wollen, sagte er vor Gericht.Man<br />
wisse ja,dass diese<br />
Leute für Brandstiftungen<br />
verantwortlichseien.Erhabe<br />
mit seiner Tat den Verdacht<br />
auf seine einstigen Mitstreiter<br />
richten wollen.<br />
Nach seiner jüngsten Haftentlassung<br />
warnte die linke<br />
Szene im Februar dieses Jahres<br />
erneut öffentlich vor Marcel<br />
G. Er versuche erneut,<br />
Kontakte in die linke Szene<br />
Berlinszuknüpfen. „Er machte<br />
umfassende Aussagen beim<br />
Staatsschutz und belastete<br />
Personen und Strukturen.“<br />
Unmittelbare Folgen seiner<br />
Aussagen seien Hausdurchsuchungen<br />
und gewalttätige<br />
Übergriffe durch die Polizei<br />
gegen die „Rigaer94“ gewesen.Die<br />
Linken haltenihn auf<br />
Grund seiner „Unzurechenbarkeit“<br />
und seines psychischen<br />
Zustandes für ein<br />
Werkzeug des Staatsschutzes.<br />
Inzwischen brannten in<br />
Berlin wieder mehrAutos als<br />
in den Vorjahren. Wegen der<br />
vielen Brände gründete die<br />
Polizei im Juli eine Ermittlungsgruppe„Nachtwache“.<br />
Bis dahin waren bereits<br />
rund280 Autos durch Brandanschläge<br />
beschädigt oder<br />
zerstört worden. Davon war<br />
etwas mehr als die Hälfte gezielt<br />
angezündet worden. So<br />
viel hatte die Polizei im gesamtenJahr2018<br />
gezählt.<br />
Marcel G. soll unter anderem<br />
im Juli Autos in Tiergartenangezündethaben.Dawar<br />
ihm die „EG Nachtwache“ bereits<br />
auf der Spur.Das merkte<br />
er und setzte sichnach Hamburg<br />
ab. Als er dort erneut ein<br />
Auto anzündete, klickten die<br />
Handschellen. KOP