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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Tim<br />
Szent-Ivanyi<br />
Datenschutz nur<br />
für Gesunde?<br />
Gesundheitsminister Jens<br />
Spahn meint, Datenschutz<br />
sei nur etwas fürGesunde.<br />
So hateres2016 in<br />
einem Buch geschrieben.<br />
Der aufgedeckteFall von<br />
Millionen frei zugänglicher<br />
Patienteninformationen über<br />
Röntgen- und MRT-Aufnahmenzeigt,<br />
wie falsch dieser<br />
Ansatz ist. Fluch undSegen<br />
liegen oftnahe beieinander.<br />
Nicht anders ist es bei der<br />
Digitalisierung. So groß die<br />
Vorteile vonKlinikdatenbanken,elektronischen<br />
Patientenakten,<br />
Onlinerezepten<br />
oder Fitnesstrackernsein<br />
mögen,darfeines nicht vergessen<br />
werden: Es gibtkaum<br />
sensiblere Daten als die über<br />
den eigenen Gesundheitszustand.<br />
Sie sollten nichtindie<br />
falschen Hände geraten.<br />
Gerade für Gesundheitsinformationenmüssen<br />
höchste Standards gelten.<br />
Hier gibteserhebliche Lücken.<br />
Dasist schon deshalb<br />
fatal, weil die Kassen ab 2021<br />
jedem Versicherten eine<br />
elektronischePatientenakte<br />
anbieten müssen, gefüllt mit<br />
hochsensiblenDaten.Spahn<br />
muss praktikable Lösungen<br />
liefern, wie Digitalisierung<br />
undDatenschutz im Gesundheitswesen<br />
besser miteinander<br />
vereint werden<br />
können.<br />
MANN DESTAGES<br />
Manfred Weber<br />
Der CSU-Europapolitiker<br />
Manfred Weber hat den umstrittenen<br />
Titel des designierten<br />
Vizepräsidenten der<br />
EU-Kommission<br />
zum<br />
„Schutz der<br />
europäischen<br />
Lebensweise“<br />
verteidigt.<br />
Die Kritik<br />
an der Idee,<br />
dass die Lebensart<br />
als<br />
Europäer<br />
verteidigt werde in einer globalisierten<br />
Welt, könne er<br />
nicht nachvollziehen: „Zu<br />
meiner Definition von ,European<br />
way of life’ gehört, dass<br />
wir Migranten im Mittelmeer<br />
retten“, so Weber.<br />
Foto: Jean-Francois Badias/AP<br />
Frauen sehenbei der<br />
Rente alt aus<br />
Berlin – Im Berufsleben haben<br />
Frauen mit gravierenden<br />
Nachteilen zu kämpfen –und<br />
auch bei der Alterssicherung<br />
stehen sie deutlich schlechter<br />
da. Laut einer Studie erhalten<br />
sie im Schnitt 26 Prozent weniger<br />
Rente als Männer.<br />
Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin<br />
der Universität Mannheim,<br />
erklärt: „Grund für die<br />
Rentenlücke ist noch immer die<br />
dominierende Rolle der Frauen<br />
bei der Kinderbetreuung.“ Sie<br />
hat die Studie auf Basis von Zahlen<br />
des Instituts für Arbeitsmarkt<br />
und Berufsforschung<br />
(IAB) erstellt. „Im Schnitt hätte<br />
eine Frau, die mit 67 in den Ruhestand<br />
geht, nach heutigerBerechnung<br />
monatlich 140 Euro<br />
weniger gesetzliche Rente als<br />
ein Mann“, sagte sie der „Süddeutschen<br />
Zeitung“. Beziehe<br />
diese Frau 15 Jahre Rente, fehlten<br />
ihr rund 25000 Euro. Heutige<br />
Rentnerinnen erhalten nur 50<br />
Prozent der Altersbezüge von<br />
Männern.Das ist der größte AbstandinganzEuropa.<br />
Interessant: Mit 35 gibt es<br />
kaum Unterschiede zwischen<br />
den Rentenansprüchen der Geschlechter.<br />
Doch ab dann öffnet<br />
sich die Schere. Wenn Paare Familien<br />
gründen, reduzieren in<br />
der Regel die Frauen ihre<br />
Arbeitszeit. „Wenn man sich die<br />
aktuellen Scheidungsraten ansieht,<br />
sind viele Frauen nicht<br />
mehr über ihre Männer abgesichert“,<br />
so Niessen-Ruenzi.<br />
Grafiken: A-Digit/iStock, ./iStock<br />
Laut dem Statistischen<br />
Bundesamt lag die<br />
Scheidungsrate 2018 bei 32,9<br />
Prozent.<br />
Ralf Kapschack, rentenpolitischer<br />
Sprecher der SPD, sagte<br />
dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland (RND): „Frauen<br />
übernehmen auch heute noch<br />
den größten Teil der Familienarbeit,<br />
ohne dafür –trotz Mütterrente<br />
etc. – imAlter ausreichend<br />
honoriert zu werden. Gerade<br />
die Diskussion über ein<br />
grundsätzliches, ausnahmsloses<br />
Rentensplitting zwischen Ehepartnern<br />
und die bessere Berücksichtigung<br />
der Pflege von<br />
Angehörigen muss schnell auf<br />
den Tisch. Das sind Ansatzpunkte<br />
für dringend notwendige<br />
Verbesserungen. Die müssen<br />
Erwartete monatliche Rentenansprüche<br />
In Euro je Altersgruppe<br />
1500 €<br />
1200 €<br />
900 €<br />
600 €<br />
300 €<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Alter<br />
20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 67<br />
RND-Grafik; Quelle: Niessen-Ruenzi/Schneider (2019)<br />
1419 €<br />
1008 €<br />
in der gesetzlichen Rente organisiert<br />
werden, denn es sind gesellschaftliche<br />
Aufgaben.“ Rentenpolitiker<br />
Peter Weiß (CDU)<br />
sieht die Ergebnisse der Studie<br />
eher kritisch:„Die Unterschiede<br />
bei den Renten von Frauen und<br />
Männern sind keine Folge des<br />
Systems der gesetzlichen Rentenversicherung.“<br />
Sie entstünden<br />
vor allem durch geringere<br />
Erwerbstätigkeit von Frauen,<br />
sobald Kinder geboren werden.<br />
Die Möglichkeit des Rentensplittings,<br />
also eines hälftig geteilten<br />
Rentenanspruchs, sei geeignet,<br />
einen guten partnerschaftlichen<br />
Ausgleich zu finden,<br />
so Weiß.<br />
„Das Studienergebnis ist auch<br />
Ausdruck der schwächeren<br />
Stellung von Frauen am Arbeitsmarkt“,<br />
sagte hingegen Markus<br />
Kurth, Rentenexperte der Grünen,<br />
dem RND. „Die Lage der<br />
Frauen hat sich zwar zuletzt<br />
verbessert. Geht es allerdings in<br />
dem Schneckentempo weiter,<br />
braucht es bis zur Gleichstellung<br />
der Geschlechter in der<br />
Rente noch Jahrzehnte.“ Es liege<br />
nicht zuletzt an den Arbeitgebern<br />
und der Regierung, den<br />
Weg für eine gerechte Arbeitsteilung<br />
freizumachen. Kurth<br />
fordert dafür unter anderem<br />
eine bessere Infrastruktur für<br />
die Pflege von Angehörigen und<br />
eine schärfere Durchsetzung<br />
des Prinzips:„Gleicher Lohn für<br />
gleiche Arbeit.“ Im Schnitt verdienen<br />
Frauen für die gleiche<br />
Arbeit momentan 21 Prozent<br />
weniger als Männer.<br />
Streit über Rüstungsexporte<br />
Unionspolitikerwill WaffenanSaudi-Arabienliefern,Merkelwiderspricht: „Keineveränderte Haltung“<br />
Berlin –Braucht Saudi-Arabien<br />
nach den Angriffen auf seine Ölanlagen<br />
mehr deutsche Waffen?<br />
Jürgen Hardt(CDU), außenpolitischer<br />
Sprecher der Union, hat<br />
das befürwortet. Esfolgten empörte<br />
Proteste des Koalitionspartners<br />
–und ein Machtwort<br />
der Kanzlerin.<br />
Hardt hatte gegenüber dem<br />
RedaktionsNetzwerk Deutschland<br />
(RND) argumentiert, die<br />
Anschläge zeigten, dass der<br />
Selbstschutz Saudi-Arabiens im<br />
Stabilitätsinteresse Deutschlands<br />
liege. Offiziell gilt fürdie islamistische<br />
Diktatur noch ein<br />
Waffenexportverbot bis Ende<br />
September. Seit März ist die Zulieferung<br />
für Gemeinschaftsprojekte<br />
mit Bündnispartnern wieder<br />
erlaubt. SPD-Fraktionsvize<br />
Sören Bartol hatte die Hardt-<br />
Forderung zurückgewiesen.<br />
„Der Unionscheintgerade etwas<br />
der außenpolitische Kompass<br />
abhandenzukommen. Es hat sich<br />
seit der Entscheidung des Bun-<br />
Studie:Bezüge<br />
26 Prozentgeringer<br />
als bei Männern<br />
dessicherheitsrats Ende März<br />
nichtsander Situation in Saudi-<br />
Arabien verbessert“, sagte er<br />
dem RND. „Wo Krieg geführt<br />
wird, gehören keine deutschen<br />
Waffen hin.“ Die Grünen lehnten<br />
Hardts Forderung ebenfalls<br />
strikt ab: „Esist aberwitzig, angesichts<br />
der EskalationimGolf die<br />
Risiken dort mit weiteren Rüstungsexportennoch<br />
mehr zu erhöhen“,<br />
erklärte die Grünen-<br />
Verteidigungspolitikerin Agnieszka<br />
Brugger.<br />
Auch die Kanzlerin schloss<br />
sich dieserSichtweise am Dienstag<br />
überraschend an. „Ich sehe<br />
im Augenblick keine VoraussetzungfüreineveränderteHaltung<br />
der Bundesregierung“, sagte sie<br />
vor Journalisten. Damit scheint<br />
die Entscheidung für eine Verlängerung<br />
des Exportstopps gefallen.<br />
Dieser galt zunächst nur<br />
bis Ende September. Nun wird<br />
erwartet, dass das zuständige Sicherheitskabinett<br />
ihn für weitere<br />
sechsMonate verlängert.