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Berliner Zeitung 24.09.2019

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Justizsenator Behrendt über Rassismus in <strong>Berliner</strong> Behörden – Berlin Seite 10<br />

Margaret<br />

Atwoods neuer<br />

Roman<br />

Seite 19<br />

13°/18°<br />

Häufig bedeckt<br />

Wetter Seite 26<br />

Auf eine Curry mit Gysi:<br />

Reden wir über Geld<br />

Berlin Seite 12<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Früher war mehr Zukunft:<br />

Sigmund Jähn, der Held<br />

Seite 3<br />

Dienstag,24. September 2019 Nr.222 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Wasist Heimat?<br />

Peter Sloterdijk weiß es<br />

Meinung Seite 8<br />

Verdi<br />

Der ewige Vize<br />

tritt in die erste<br />

Reihe<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Mehr als ein Vierteljahrhundert<br />

ist Frank Werneke bereits als<br />

hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär<br />

tätig, erst bei der IG Druck und<br />

Papier, dann bei der IG Medien, seit<br />

2002 bei Verdi. Der Wechsel, der an<br />

diesem Dienstag beim Kongress in<br />

Leipzig vollzogen wird, bedeutet<br />

dennoch eine Zäsur für Deutschlands<br />

Gewerkschaften. Mit Frank<br />

Bsirske geht ihr<br />

aktuell bekanntesterVertreter<br />

in<br />

Frank Werneke<br />

soll neuer Chef der<br />

Gewerkschaft werden.<br />

den Ruhestand.<br />

Einer,der zuspitzen<br />

und mobilisieren<br />

kann und<br />

in Talkshows besteht.<br />

Nun folgt der<br />

eine Frank dem<br />

anderen. Der 52-<br />

jährige Werneke<br />

war seit 2003 Bsirskes Stellvertreter.<br />

„Sicher stehe ich auch für Kontinuität“,<br />

sagte er kürzlich. „Wir sind aber<br />

auch unterschiedliche Persönlichkeiten,<br />

jeder hat seinen eigenen Stil.“<br />

Verdi zuführen, ist kein leichter<br />

Job. Die Gewerkschaft organisiert<br />

Kita-Erzieherinnen ebenso wie Banker,<br />

Müllmänner und Verwaltungsangestellte.<br />

Esgelte, sagt Werneke,<br />

„Verdi in der Tarifpolitik möglichst<br />

schlagkräftig zu machen“, dazu<br />

müsse man in Betrieben undVerwaltungen<br />

präsenter werden. Was der<br />

designierte Chef als Ziel formuliert,<br />

ist für Verdieine Existenzfrage.<br />

Seit ihrer Gründung hat die Gewerkschaft<br />

etwa ein Drittel ihrer Mitglieder<br />

verloren, liegt inzwischen<br />

unter drei Millionen. Verdi ist zwar<br />

nach der IG Metall immer noch die<br />

zweitgrößte deutsche Gewerkschaft,<br />

schafft es aber nicht, die Verluste<br />

durch Neumitglieder auszugleichen.<br />

Werneke möchte die Zahl der<br />

Fachbereiche verkleinern und die<br />

Kommunikation mit den Mitgliedern<br />

verbessern. Selbst beschreibt er seinen<br />

Führungsstil als moderierend.<br />

Im Gespräch wirkt der Westfale, der<br />

SPD-Mitglied ist, nachdenklich und<br />

sachlich. Doch kann er auf großer<br />

Bühne bestehen? Öffentlich an Profil<br />

zu gewinnen –das ist eine Herausforderung,<br />

die nun vorihm liegt.<br />

Zwei Bewährungsproben kommen<br />

bereits im ersten halben Jahr<br />

auf ihn zu. In der Altenpflege geht es<br />

darum, einen Tarifvertrag zu verhandeln,<br />

der bundesweite Wirkkraft bekommen<br />

könnte. Seit Monaten, so<br />

Werneke, gebe es bereits einen beachtlichen<br />

Mitgliederzulauf bei Altenpflege-Beschäftigten.<br />

Zahlen<br />

dazu nennt er jedoch nicht.<br />

Zweite Herausforderung ist die<br />

Vorbereitung der Tarifrunde für<br />

mehr als zwei Millionen Beschäftigte<br />

im öffentlichen Dienst von Bund<br />

und Kommunen im nächsten Sommer.Werneke<br />

weiß aus Befragungen,<br />

dass kreative Lösungen gefragt sind:<br />

Die Beschäftigten wünschen sich<br />

nicht nur mehr Geld, sondern auch<br />

mehr Freizeit. Werneke selbst hingegen<br />

wirddavon in seiner neuen Rolle<br />

absehbar weniger haben.<br />

VonTim Szent-Ivanyi<br />

Pflegebedürftige müssen für<br />

einen Heimplatz immer<br />

mehr aus der eigenen Tasche<br />

dazuzahlen. Innerhalb<br />

von nur elf Monaten stieg die<br />

Eigenbeteiligung im Bundesdurchschnitt<br />

um mehr als 110 Euro auf<br />

nunmehr fast 1930 Euro im Monat.<br />

DerAnstieg beträgt damit über sechs<br />

Prozent –mehr als viermal so viel wie<br />

der Zuwachs bei den Verbraucherpreisen.<br />

Dasergab eine aktuelle Auswertung<br />

der „Pflegedatenbank“ des<br />

Verbandes der privaten Krankenversicherung<br />

(PKV), die die Informationen<br />

von mehr als 11 000 der etwa<br />

13 000 Pflegeheime in Deutschland<br />

enthält. Sieliegt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland,<br />

RND) vor.<br />

Am stärksten stiegen die Eigenbeteiligungen<br />

in Sachsen-Anhalt,<br />

Sachsen und Thüringen. Hier kletterten<br />

die Beträge, die die Pflegebedürftigen<br />

selbst aufbringen müssen,<br />

um etwa zehn Prozent.<br />

Am tiefsten in die eigene Tasche<br />

greifen müssen derzeit die Pflegebedürftigen<br />

in Nordrhein-Westfalen.<br />

Hier lag der Eigenanteil zum 1. September<br />

diesen Jahres bei 2406 Euro.<br />

Am 1. Oktober 2018 waren es noch<br />

2309 Euro. Esfolgen das Saarland<br />

mit 2301 (2 178) Euro sowie Baden-<br />

Württembergmit 2250 (2 116) Euro.<br />

Im Mittelfeld liegen unter anderem<br />

Berlin mit 1931 (1 856) Euro,Hessen<br />

mit 1936 (1 783) Euro oder Brandenburg<br />

mit 1646 (1 526) Euro. Am<br />

preiswertesten sind Heimplätzederzeit<br />

in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Gestrandet<br />

Der britische Touristikkonzern Thomas Cook ist insolvent, alle Flüge sind<br />

gestrichen. Hunderttausende Urlauber sind betroffen. Tagesthema Seite 2<br />

Der Preis der Pflege<br />

Bedürftige müssen für Heimplätze immer mehr aus der eigenen Tasche zuzahlen<br />

wo 1346 (1 238) Euro bezahlt werden<br />

müssen. Das sind rund 1000<br />

Euro weniger als in Nordrhein-Westfalen.<br />

Anders als früher zahlen die Pflegebedürftigen<br />

seit einer 2017 in Kraft<br />

getretenen Pflegereform für einen<br />

Heimplatz einen Eigenanteil, der<br />

unabhängig von der Schwere der<br />

Pflegebedürftigkeit ist. Es gibt also<br />

für alle Bewohner eines bestimmten<br />

Heimes eine identische Zuzahlung.<br />

DerFachbegriff dafür lautet Einrichtungseinheitlicher<br />

Eigenanteil<br />

(EEE). Er beträgt nunmehr im<br />

Schnitt 744 Euro.Durch den einheitlichen<br />

Betrag soll verhindertwerden,<br />

dass Patienten in einer Pflegeeinrichtung<br />

schlechter gestellt werden,<br />

wenn ihr Pflegegrad steigt. Hinzu<br />

kommen die Kosten für Unterkunft<br />

(im Bundesschnitt nunmehr 443<br />

Euro)undVerpflegung (301 Euro)sowie<br />

die gesondert inRechnung gestellten<br />

Investitionskosten für Erhalt<br />

und Modernisierung der Einrichtung<br />

(440 Euro). Ausder Summe dieser<br />

vier Beträge ergibt sich der insgesamt<br />

von den Pflegebedürftigen zu<br />

zahlende Eigenanteil. Die Leistungen<br />

der sozialen Pflegeversicherung,<br />

die nur eine„Teilkaskoversicherung“<br />

ist, sind dabei schon abgezogen.<br />

Den größten Anteil am Anstieg<br />

der Eigenanteile haben wachsende<br />

Personalkosten. Diese machen gut<br />

80 Prozent der Aufwendungen in einem<br />

Pflegeheim aus. Nach Zahlen<br />

der Bundesagentur für Arbeit steigen<br />

die Einkommen der Fachkräfte in<br />

der Altenpflege derzeit stärker als im<br />

Schnitt aller Branchen. Allerdings ist<br />

„Das Thema Eigenanteile im Pflegeheim<br />

ist ein Riesenthema.“<br />

Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister<br />

das Niveau sehr niedrig. Den größten<br />

Nachholbedarf bei den Löhnen<br />

gibt es in den neuen Ländern, was<br />

das starkeWachstum der Eigenbeteiligung<br />

dorterklärt. Parallel dazu steigen<br />

vielerorts auch die Unterkunftsund<br />

Verpflegungskosten.<br />

Hinzu kommt, dass jedes Bundesland<br />

eigene Vorgaben dafür hat, wie<br />

viel Personal ein Heim haben muss.<br />

Auch damit sind die Unterschiede<br />

zwischen den Ländern zuerklären.<br />

Erwartet wird, dass die Kosten für die<br />

Pflegebedürftigen weiter steigen. So<br />

strebt die große Koalition an, dass<br />

künftig in der Altenpflege bundesweit<br />

Tariflöhne gezahlt werden. Dazu haben<br />

Union und SPD bereits die gesetzlichen<br />

Grundlagen geschaffen.<br />

Nach Schätzungen des Spitzenverbandes<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

könne das dazu führen,<br />

dass die Eigenanteile im Schnitt um<br />

bis zu 350 Euro im Monat auf dann<br />

fast 2300 Euro klettern.<br />

PKV-Verbandsdirektor Florian<br />

Reuther warb angesichts der Entwicklung<br />

für den Abschluss einer<br />

privaten Pflege-Zusatzversicherung.<br />

„Je früher man damit anfängt, desto<br />

günstiger ist es“, sagte er dem RND.<br />

Zudem gebe es bei vielen Zusatzversicherungen<br />

eine staatliche Förderung<br />

vonbis zu 33 Prozent.<br />

SPD,Grüne,Linkspartei, Gewerkschaften<br />

und Sozialverbände verlangen<br />

hingegen eine gesetzliche Deckelung<br />

der Eigenbeteiligung. Die<br />

Krankenkassen fordern einen Steuerzuschuss<br />

an die Pflegeversicherung,<br />

um den Eigenanteil zu begrenzen.<br />

Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn (CDU) hatte in der vergangenen<br />

Woche angekündigt, im<br />

ersten Halbjahr des kommenden<br />

Jahres einen Vorschlag für eine Finanzreform<br />

in der Pflegeversicherung<br />

vorzulegen.<br />

„Das Thema Eigenanteile im Pflegeheim<br />

ist ein Riesenthema“, sagte<br />

der CDU-Politiker. Esgehe umden<br />

richtigen Ausgleich zwischen der<br />

Verantwortung von Familien für die<br />

Pflege und deren Leistungsfähigkeit,<br />

sagte der Minister weiter. „Wir wollen<br />

die Familien nicht allein lassen“,<br />

so Spahn. Wichtig sei aber auch, die<br />

Belastung der Beitragszahler im<br />

Blick zu behalten. „Wir müssen das<br />

austarieren“, so Spahn. Derzeit beträgt<br />

der Satz für die Pflegeversicherung<br />

3,05 Prozent. Kinderlose zahlen<br />

3,3 Prozent.<br />

AFP/FETHI BELAID<br />

Vermieter setzt<br />

Ministerium<br />

unter Druck<br />

Bauverzögerungen<br />

könnten teuer werden<br />

VonUlrich Paul<br />

Der private Vermieter des Hauptsitzes<br />

des Bundesgesundheitsministeriums<br />

in Berlin-Mitte versucht<br />

offenbar, aus Bauverzögerungen<br />

am künftigen Dienstsitz des Gesundheitsressorts<br />

Kapital zu<br />

schlagen. Kurz bevor dem Ministerium<br />

mitgeteilt wurde, dass der für<br />

das vierte Quartal 2020 geplante Einzug<br />

in den neuen Dienstsitz an der<br />

Mauerstraße aufgrund vonVerzögerungen<br />

bei der Sanierung gefährdet<br />

ist, kündigte der private Vermieter<br />

den Mietvertrag für den jetzigen<br />

Hauptsitz des Ministeriums an der<br />

Friedrichstraße 108.<br />

Dasgeht aus einem Schreiben des<br />

Bundesfinanzministeriums an den<br />

Haushaltsausschuss des Bundestags<br />

hervor. Folge der Kündigung: Die<br />

Unterbringung des Gesundheitsministeriums<br />

in Berlin kann ab 2021<br />

„nicht mehr sichergestellt“ werden,<br />

warnt das Finanzministerium.<br />

Um zu verhindern, dass das Gesundheitsministerium<br />

ab 2021 auf<br />

der Straße sitzt, soll kurzfristig ein<br />

neuer Mietvertrag für den bisherigen<br />

Sitz in der Friedrichstraße 108 abgeschlossen<br />

werden. Allerdings zu einer<br />

sehr viel höheren Miete. Und zu<br />

einer Laufzeit, die weit über den eigentlichen<br />

Verlängerungsbedarf wegen<br />

der Bauverzögerung hinausgeht.<br />

Der Eigentümer des Bürohauses<br />

in der Friedrichstraße 108 biete<br />

nur einen neuen Vertrag mit einer<br />

Laufzeit von mindestens 12, 15 oder<br />

20 Jahren an, heißt es im Schreiben<br />

des Finanzministeriums. Die Variante<br />

mit einer 15-jährigen Vertragslaufzeit<br />

sei dabei das wirtschaftlichste<br />

Angebot. Laut Finanzministerium<br />

sollen sich die Mietzahlungen<br />

über 15 Jahreauf insgesamt rund<br />

106,9 Millionen Euro summieren.<br />

Noch istnichts entschieden. „Die<br />

Mietvertragsverhandlungen zum<br />

Standort Friedrichstraße 108 laufen<br />

noch“, teilt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

mit. Sieist für die<br />

vom Bund genutzten Immobilien<br />

zuständig. Das Problem: Eine verbindliche<br />

Aussage, wann die Sanierung<br />

der Räume in der Mauerstraße<br />

abgeschlossen werden kann, ist<br />

nach Angaben der Bundesanstalt für<br />

Immobilienaufgaben derzeit nicht<br />

möglich. Berlin Seite9<br />

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Tagesthema<br />

Reisen<br />

Der Touristikriese Thomas Cook<br />

geht in die Insolvenz.<br />

Hunderttausende Urlauber sitzen fest.<br />

Der<br />

schlimmste<br />

Fall<br />

VonFrank-Thomas Wenzel<br />

Der geschlossene Thomas-Cook-Schalter auf dem Flughafen von Palma de Mallorca.<br />

AP/FRANCISCO UBILLA<br />

Das Auswärtige Amt hat<br />

eine Krisenvorsorgesitzung<br />

einberufen. Botschaften<br />

und Konsulate<br />

in aller Herren Länder sind in Habachtstellung.<br />

DieRegierung will und<br />

sie muss vorbereitet sein: Eine der<br />

größten Reisegesellschaften der Welt<br />

ist pleitegegangen –und wenn alle<br />

Stricke reißen, muss der Staat gestrandete<br />

Deutsche aus dem Urlaub<br />

irgendwie nach Hause kriegen.<br />

„Wir bemühen uns, Lösungen zu<br />

finden“, sagt die Vorsitzende des Verbandes<br />

unabhängiger selbstständiger<br />

Reisebüros, Maija Linnhoff. Aber<br />

sie sagt auch:„Die Leute wissen nicht,<br />

wie sie nach Hause kommen sollen.“<br />

Es geht um deutsche Urlauber,die bei<br />

dem britisch-deutschen Reisekonzern<br />

Thomas Cook einen Urlaub gebucht<br />

haben und nun auf Sizilien<br />

festsitzen. Auf die Insel wurden sie<br />

von einer Airline geflogen, die nicht<br />

zu dem Reisekonzern gehört, der am<br />

Montag seine Insolvenz erklären<br />

musste.Nun weigertsich die Fluggesellschaft,<br />

die Reisenden zurück nach<br />

Deutschland zu bringen. Womöglich<br />

müssen sie den Rückflug zunächst<br />

aus eigener Tasche bezahlen.<br />

Solche und ähnliche Meldungen<br />

kursierten am Montag in großer<br />

Zahl. Die Lage war chaotisch. Die<br />

Reisebranche erlebt gerade den<br />

schlimmstmöglichen Fall: Den ungebremsten<br />

Absturz eines Giganten,<br />

gegen den das Management nach<br />

Einschätzung von Experten nur unzulängliche<br />

Vorkehrungen getroffen<br />

hat.<br />

Zehntausende Kunden erfuhren<br />

erst aus den Nachrichten, dass das<br />

Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit<br />

gerutscht ist und was das für<br />

sie bedeutet. Oder es wurde ihnen<br />

erst kurzvor Abflug klar.<br />

So wurden an deutschen Flughäfen<br />

Passagiere kurzerhand aus der<br />

Warteschlange am Check in gezogen.<br />

Sie wollten gerade mit Condor,<br />

dem hiesigen Ferienflieger vonThomas<br />

Cook, in den Urlaub aufbrechen.<br />

Doch die Airline darfseit Montag<br />

„aus rechtlichen Gründen“, wie<br />

es heißt, keine Passagiere mehr mitnehmen,<br />

die bei einem Veranstalter<br />

des eigenen Konzerns gebucht haben.<br />

Die Pleite des weltweit zweitgrößten<br />

Tourismuskonzerns kam<br />

zwar plötzlich, aber nur für die Reisenden<br />

unerwartet. Seit Monaten<br />

gab es Warnsignale.<br />

Schwaches Wintergeschäft<br />

Am Sonntag hatte Konzernchef Peter<br />

Fankhauser einen letzten Rettungsversuch<br />

unternommen. Doch er<br />

scheiterte.AmMontagfrüh musste die<br />

britische Muttergesellschaft des Unternehmens<br />

Insolvenz erklären. Es<br />

fehlten letztendlich 200 Millionen<br />

Pfund, was etwa 227 Millionen Euro<br />

entspricht. Diese Summe wäre mindestens<br />

nötig gewesen, um über den<br />

Winter mit seinem schwächeren Reisegeschäft<br />

zu kommen. Doch ein Konsortium<br />

aus Gläubigerbanken lehnte<br />

eine weitere Finanzspritze ab. Auch<br />

die britische Regierung war nicht bereit,<br />

kurzfristig Geld zur Verfügung zu<br />

stellen. Das Management hatte um<br />

150 Millionen Pfund gebeten.<br />

Der hiesige Ableger des Reiseveranstalters<br />

erklärte am Montagmittag,<br />

man sehe sich nun gezwungen,<br />

„auf Notgeschäftsführung“ umzustellen.<br />

Es würden „letzte Optionen“<br />

Thomas Cook<br />

Umsatz<br />

in Millionen Pfund<br />

9809 9584<br />

7810<br />

2011<br />

Nettoschulden<br />

in Millionen Pfund<br />

894<br />

2011 ’15 2018<br />

Mitarbeiter<br />

im Durchschnitt<br />

32 250<br />

’15 2018<br />

40<br />

389<br />

21 263<br />

2011 ’15 2018<br />

Gewinn und Verlust<br />

in Millionen Pfund<br />

518<br />

2011 ’15 2018<br />

Währungsgewinne/-verluste,<br />

in Millionen Pfund<br />

113<br />

2<br />

-3<br />

19<br />

1 9<br />

163<br />

–16<br />

–52<br />

2011 15 2018<br />

Aktienkurs<br />

London Stock Exchange, in Pfund<br />

200<br />

150<br />

189,0<br />

*8:30 Uhr<br />

23. Sept.*<br />

3,451<br />

100<br />

50<br />

0<br />

’11 ’13 ’15 ’17 ’19<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: THOMAS COOK, DPA<br />

ausgelotet. Details wurden nicht genannt.<br />

Doch sollten diese scheitern,<br />

müsse man auch für hiesige Gesellschaften<br />

beim Amtsgericht Anträge<br />

auf Einleitung von Insolvenzverfahren<br />

stellen. Gemeint sind neben der<br />

Thomas Cook GmbH selbst auch<br />

Töchter wie Öger Tours oder Bucher<br />

Reisen. Condor indes firmiert als eigenständiges<br />

Unternehmen und<br />

kann deshalb zunächst weiterfliegen<br />

und Reisende befördern, die nur ein<br />

Flugticket und/oder bei einem Reiseveranstalter<br />

gebucht haben, der<br />

nicht zum Konzerngehört.<br />

Vieles hängt von der Bundesregierung<br />

ab; bei der hat der Ferienflieger<br />

einen Überbrückungskredit beantragt.<br />

Dabei soll es sich nach Informationen<br />

aus Branchenkreisen um<br />

200 Millionen Euro handeln. Die<br />

Lage werde aufmerksam verfolgt,<br />

teilte die Bundesregierung mit. Verbunden<br />

mit dem Hinweis: „Reisenden,<br />

die eine Reise erst noch antreten,<br />

wird empfohlen, sich an ihren<br />

Reiseveranstalter zu wenden.“<br />

Schon 2012 in Bedrängnis<br />

Der Niedergang von Thomas Cook<br />

hat eine lange Vorgeschichte. Das<br />

britisch-deutsche Unternehmen,<br />

der älteste Reiseveranstalter der<br />

Welt, war schon 2012 in schwereBedrängnis<br />

geraten. Wertminderungen<br />

auf dasVeranstaltergeschäft in Großbritannien<br />

und die IT-Systeme<br />

brachten es an den Rand des Ruins.<br />

Damals sprangen Banken ein, stellten<br />

beträchtliche Summen zur Verfügung,<br />

was aber die Verschuldung<br />

massiv erhöhte. Zuletzt wurden Verbindlichkeiten<br />

von 1,6 Milliarden<br />

Pfund mit entsprechend hohen<br />

Zinszahlungen genannt. Der Vorstandhat<br />

in den vergangenen Jahren<br />

einen harten Sparkurs gefahren.<br />

„Doch der führte auch dazu, dass<br />

das Tafelsilber verkauft wurde und<br />

die Geschäfte nicht weiterentwickelt<br />

wurden“, sagt ein Insider.<br />

Unter anderem versäumte das<br />

Management, konsequent in das lukrative<br />

Kreuzfahrtgeschäft einzusteigen.<br />

Jüngst führte ein Überangebot<br />

an Betten in Spanien zu einem<br />

heftigen Preiskampf. Hinzu kamen<br />

die Hitzewellen in Europa, die das<br />

Bedürfnis, in warme Länder zu reisen,<br />

massiv dämmten. Vielen Briten<br />

wurde überdies die Reiselust durch<br />

das immer schwächere Pfund und<br />

die Angst vor den Folgen des Brexits<br />

vermiest. Bei den Banken wuchsen<br />

die Befürchtungen über eine heftige<br />

Schieflage. Viele deutsche Reisebürobetreiber<br />

wurden zunehmend zurückhaltender,wenn<br />

es um Buchungen<br />

bei Cook und seinen Töchtern<br />

ging. Auch Verbraucherschützer<br />

warnten. Dassetzte nach Brancheninformationen<br />

einen Teufelskreis in<br />

Gang,der zu immer wenigerGeldin<br />

der Kasse des Konzerns führte. Die<br />

Airlinesparte litt darüber hinaus unter<br />

den Schwankungen des Kerosinpreises<br />

in Kombination mit einem<br />

massiven Konkurrenzkampf. Vonall<br />

diesen Fährnissen sind beinahe alle<br />

Reiseunternehmen betroffen. „Aber<br />

es hat auch einfach an einem tragfähigen<br />

Sanierungsplan für den Konzern<br />

gefehlt“, erläuterte Marianna<br />

Sigola vonder UniAdelaide in einem<br />

Fernsehinterview. Die Tourismusexpertin<br />

befürchtet nun, dass Thomas<br />

Cook eine Reihe weiterer Unternehmen<br />

in die Tiefe reißen könnte.<br />

VonChristian Schlüter<br />

Thomas Cook<br />

Pauschale Abstinenz<br />

Thomas Cook erfand im 19. Jahrhundert<br />

die Pauschalreise.<br />

HULTON ARCHIVE<br />

Die Idee war und ist bestechend,<br />

zumindest für all jene,<br />

die auf festen Glaubensgründen<br />

stehen: „Menschen mit Menschen<br />

und Menschen mit Gott zu verbinden.“<br />

Thomas Cook wusste genau,<br />

was er wollte, als er, ein baptistischer<br />

Geistlicher aus dem britischen<br />

Örtchen Melbourne, im<br />

Jahre 1841 eine fröhliche Landpartie<br />

organisierte. Der Mann wollte<br />

die Menschen weg vom Alkohol<br />

und hin zu einem gottgefälligen<br />

Leben führen. Eben das war die Geburtsstunde<br />

der Pauschalreise:<br />

Cook organisierte für 570 Aktivisten<br />

der Abstinenzbewegung eine<br />

Eisenbahnfahrt von Leicester ins<br />

nahe gelegene Loughborough zum<br />

Sonderpreis von einem Schilling<br />

pro Person, inklusive Hin- und<br />

Rückfahrt, 3. Klasse ohne Sitzgelegenheit<br />

in offenen Waggons, einer<br />

Schinkenstulle und einem Tee.<br />

Der Mann kam als Wanderprediger<br />

viel herum und unterrichtete<br />

auch in Sonntagsschulen. Seine eigentliche<br />

Mission aber bestand in<br />

einem forcierten Antialkoholismus.<br />

Erwar ein überzeugter Abstinenzler,<br />

seitdem er in seiner Jugend<br />

bei seinem Onkel das Tischlerhandwerk<br />

erlernen und dabei<br />

den Verwandten vor allem als wü-<br />

tenden Trunkenbold kennenlernen<br />

musste.Cook wollte das Suchtübel,<br />

mithin also die Verführung durch<br />

das Böse,aus der Welt schaffen und<br />

erfand die Gemeinschaftsreise zur<br />

Stärkung des hierfür unabdingbaren<br />

Gottesglaubens. Daraus erwuchs<br />

ein eigenes Unternehmen.<br />

Es folgten Exkursionen nach Liverpool<br />

(1845), Schottland (1846) und<br />

zur Weltausstellung in London<br />

(1851).<br />

Allen diesen Reisen, die bald aufs<br />

europäische Festland, etwa nach<br />

Paris, oder ins ägyptische Luxor<br />

oder in 222 Tagen um die ganzeWelt<br />

führten – allen diesen Reisen war<br />

gemeinsam, dass sie vom Reiseveranstalter,also<br />

vonThomas Cook, zu<br />

einem festgesetzten Preis vollständig<br />

organisiert und entsprechend<br />

standardisiert wurden. Die religiösabstinenzlerische<br />

Motivation des<br />

Anfangs sollte bei diesem Geschäftsmodell<br />

alsbald verschwinden.<br />

Es bleibt allerdings die Ironie,<br />

dass die Geburt des Massen- und<br />

Pauschaltourismus aus dem Geiste<br />

des Antialkoholismus erfolgte.<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Ratlosigkeit bei Reisenden und<br />

Reisebüros in Berlin und Brandenburg:<br />

Die Pleite von Thomas<br />

Cook lässt Tausende vonUrlaubslustigen<br />

aus der Region, die am Montag<br />

oder Dienstag in die Ferne wollten,<br />

auf gepackten Koffernsitzen. Siehatten<br />

Reisen bei Thomas Cook, Bucher<br />

Reisen, Neckermann und Öger Tours<br />

gebucht und können nicht reisen.<br />

Per SMS erfuhren einige, dass ihr<br />

Trip nicht stattfindet, berichtete die<br />

Mitarbeiterin einer <strong>Berliner</strong> Thomas-Cook-Agentur.<br />

Sie selbst bekomme<br />

von der Deutschland-Zentrale<br />

in Oberursel nichts über das<br />

hinaus mitgeteilt, was im Internet<br />

steht, nämlich dass die Abflüge am<br />

Montag und Dienstag „nicht garantiert“<br />

werden könnten und dass Urlauber<br />

davon absehen mögen, die<br />

Callcenter anzurufen. Telefonisch<br />

sei das Unternehmen auch für das<br />

Reisebüronicht erreichbar.<br />

Werbereits im Urlaub ist und eine<br />

Pauschalreise gebucht hatte, sollte<br />

vor der Abreise einen sogenannten<br />

Berlin<br />

Kein Flug, keine Auskunft<br />

Die Fluggesellschaft Condor hat einen<br />

Überbrückungskredit beantragt. DPA/PLEUL<br />

Sicherungsschein erhalten haben.<br />

Jens Hörnig vom <strong>Berliner</strong> Reisebüro<br />

cube travel erklärt, dass man die Versicherungsgesellschaft<br />

anrufen<br />

muss, die auf dem Schein vermerkt<br />

ist, und den Schaden melden, falls<br />

das Hotel nicht bezahlt war.„DerGe-<br />

samtpreis der Reise ist damit abgesichert“,<br />

sagt Hörnig, „aber nicht<br />

mehr“. Werde die Rückreise gegebenenfalls<br />

teurer, müssten die Reisenden<br />

die Mehrkosten tragen. In jedem<br />

Fall sollte man alle Kosten dokumentieren<br />

und Belege aufbewahren.<br />

Ist die Reise noch nicht angetreten,<br />

hilft bei Pauschalbuchungen der<br />

Sicherungsschein. Schlecht sieht es<br />

aber beispielsweise für Reisende aus,<br />

die Flug undHotel beiunterschiedlichen<br />

Anbieternüber das Internet gebucht<br />

haben. Läuft der Hotelaufenthalt<br />

über Thomas Cook, der Flug jedoch<br />

separat bei einer Gesellschaft,<br />

die nicht zu Thomas Cook gehört,<br />

sind nur die Kosten des Hotels abgesichert,<br />

erläutertHörnig.<br />

Er rät, anhand der Reiseunterlagen<br />

selbst zu forschen, ob Thomas<br />

Cook das Geld an Hotel und Fluggesellschaft<br />

weitergeleitet hat.„Auf den<br />

Internetseiten der Airlines kann man<br />

unter Angabe von Ticketnummer<br />

oder Buchungscodes sowie des<br />

Nachnamens sehen, ob man fliegen<br />

kann.“ Beim jeweiligen Hotel müsse<br />

man gesondertnachfragen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Es gibt ein, zwei untrügliche Zeichen,<br />

die die Herkunft eines Menschen<br />

verraten. Wer in der DDR<br />

groß geworden ist, kann das Lied<br />

„Immer lebe die Sonne“ auf Russisch singen:<br />

„Pust swegda budjet mama, pust swegda<br />

budu ja.“ Und wer in der DDR groß geworden<br />

ist, kennt Sigmund Jähn.<br />

Ich hatte erst am Montagmorgen im Radio<br />

gehört, dass er am Wochenende gestorben<br />

war.Ich war geschockt.<br />

„Der Kosmonaut Sigmund Jähn ist tot“,<br />

sagte ich am Frühstückstisch, der erste Deutsche<br />

im All. Keine Reaktion.<br />

„Erwohnte ganz in der Nähe,inBrandenburg“,<br />

fügte ich hinzu, als wäre das von Bedeutung.<br />

„Neil Armstrong ist tot?“, fragte der Fünfjährige,<br />

jetzt langsam interessiert. Im August<br />

hatte es in seiner Kita eine Projektwoche zum<br />

Thema Kosmos gegeben, Anlass war das fünfzigste<br />

Jubiläum der Mondlandung. Seitdem<br />

kann er fehlerfrei die Namen Neil Armstrong<br />

sowie Buzz Aldrin aussprechen. Underkennt<br />

die Aufnahmen von der Mondlandung. Den<br />

Namen Sigmund Jähn hatte er vergessen,<br />

Jähn war ja auch nicht auf dem Mond.<br />

Mein Mann wusste ein wenig mehr: „Ist<br />

das nicht der, der mit den Russen im All war<br />

und der dann vergessen wurde, weil er auf<br />

der falschen Seite stand?“ Garnicht schlecht<br />

für einen Briten.<br />

Sigmund Jähn startete am 26. August 1978<br />

vom Weltraumbahnhof Baikanur mit dem<br />

sowjetischen Kommandanten Waleri Bykowski<br />

in der Rakete vom Typ Sojus ins All.<br />

Sieverbrachten eine Woche lang an Bord der<br />

Raumstation Saljut 6 und umkreisten die<br />

Erde 125-mal. Jähn machte zur Erderkundung<br />

Fotos mit der damals modernen MultispektralkameraMKF<br />

6und außerdem Experimente<br />

zur Kristallzüchtung.<br />

1978 war die Euphorie der Anfangsjahre<br />

über den Aufbau des Sozialismus vorbei,<br />

zehn Jahre zuvor war der Aufstand in Prag<br />

niedergeschlagen worden, zwei Jahre zuvor<br />

war der Liedermacher Wolfgang Biermann<br />

ausgebürgertworden. Es gab nicht mehr viel,<br />

auf das man in der DDR stolz sein konnte.<br />

Auf Sigmund Jähn konnte man stolz sein,<br />

selbst wenn man mit der DDR nicht viel am<br />

Hut hatte. Womöglich war er der einzige<br />

Held, auf den sich alle einigen konnten. Das<br />

hatte auch etwas mit seinem unprätentiösen<br />

und eher stillen Auftreten zu tun.<br />

Natürlich wurde seine Weltraumfahrt für<br />

die Propaganda genutzt, den Wettkampf der<br />

Systeme. Am27. August 1978 erschien das<br />

Neue Deutschland mit einer in Rotgedruckten<br />

fetten Schlagzeile: „Erster Deutscher im<br />

All ein Bürger der DDR“. Und das, obwohl<br />

das Wort Deutscher sonst nicht benutzt<br />

wurde. „Trittbrettfahrer und Mitesser in der<br />

Russenrakete“, schrieb wiederum die westdeutsche<br />

Presse. Der Osten durfte nicht gewinnen.<br />

Der erste Westdeutsche im All war<br />

Ulf Merbold, er flog 1983 mit einem Space<br />

Shuttle.<br />

DasSandmännchen mit der Rakete<br />

Ich habe keine persönlichen Erinnerungen<br />

an den Sommer 1978. Ich war damals, als<br />

Sigmund Jähn ins All flog, nur ein bisschen<br />

jünger als mein Sohn heute. Aber die Worte<br />

Morgenröthe-Rautenkranz, Weltraumbahnhof<br />

Baikonur,Sternenstädtchen Moskau, die<br />

prägten sich ein. Sie klangen verheißungsvoll,<br />

nach weiter Ferne, abenteuerlich, nach<br />

einer besseren Zukunft. Die DDR war ein<br />

kleines Land, in dem man gut vonder Ferne<br />

träumen konnte.<br />

Im Wohnzimmer lag der Bildband „Weltall<br />

Erde Mensch“, mein Vater guckte „Star<br />

Trek“ mit Captain Kirk und Mister Spock,<br />

und ich sah das Sandmännchen, das mit der<br />

Rakete losfliegt. Später würde ich bei Frau<br />

Schneider in der Schule Astronomie lernen.<br />

Ab der zehnten Klasse war Astronomie in<br />

den DDR-Schulen Pflichtfach, schon seit<br />

1959. Nach der Wiedervereinigung wurde<br />

der Unterricht aber in vielen Schulen abgeschafft<br />

und im Westen nicht übernommen.<br />

In meiner kindlichen Vorstellung vermischte<br />

sich damals alles, Captain Kirk und<br />

Sigmund Jähn hockten einträchtig nebeneinander.<br />

Walentina Tereschkowa, die erste<br />

Frau im All, bewies, dass Mädchen überall<br />

hinkommen können. Captain Kirk,Sigmund<br />

Jähn und Walentina Tereschkowa waren in<br />

meinem Kopf keine Feinde, Repräsentanten<br />

verschiedener Systeme, wie ich erst später<br />

hören würde, sondern zusammen unterwegs,umetwas<br />

Großes zu erreichen.<br />

Es schien, als sei es nur eine Frage der<br />

Zeit, bis alle,sogar wir –Mutti, Papa und ich –<br />

insWeltall reisen würden.Wirwürden Raumschiffe<br />

mit einer Selbstverständlichkeit nutzen,<br />

mit der man damals Zug fuhr. Wen<br />

scherte es, dass man nicht nach West-Berlin<br />

reisen konnte,wenn man ins Weltall kam?<br />

In Morgenröthe-Rautenkranz, einer<br />

Kleinstadt in Sachsen, wurde Sigmund Jähn<br />

am 13. Februar 1937 geboren, sein Vater arbeitete<br />

im Sägewerk, seine Mutter war Haus-<br />

Früher war<br />

mehr Zukunft<br />

Sigmund Jähn in der Schwerelosigkeit an Bord der Raumstation Saljut 6.<br />

Die DDR war ein kleines Land,<br />

in dem man gut von der Ferne träumen konnte.<br />

Und Sigmund Jähn war der einzige Held,<br />

auf den sich alle einigen konnten<br />

Raumschiff<br />

Sojus 31<br />

VonSabine Rennefanz<br />

Raumstation<br />

Saljut 6<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: DPA<br />

Raumschiff<br />

Sojus 29<br />

ULLSTEIN/ADN-BILDARCHIV<br />

frau. Sigmund Jähn gehörte zu der Generation,<br />

die den Sozialismus nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg als eine Erlösung erlebte, als eine<br />

Chance zum Aufstieg.<br />

Er lernte Buchdrucker, ging zur Nationalen<br />

Volksarmee, wurde Jagdflieger, Genosse<br />

der SED. 1976 wurde er als einer von vier<br />

Kandidaten für den Weltraumflug ausgesucht.<br />

Nach seiner Rückkehr aus dem All<br />

wurde er als „Held der DDR“ und als „Held<br />

der Sowjetunion“ ausgezeichnet, Schulen<br />

und Kindergärten erhielten seinen Namen.<br />

Nach der Wende wurde es stiller um ihn,<br />

er bekam mit der Hilfe von Ulf Merbold einen<br />

Jobals Berater des Deutschen Zentrums<br />

für Luft und Raumfahrtund der Esa in Russland.<br />

Seit einigen Jahren lebte er zurückgezogen<br />

in Strausberg.<br />

Dass er der DDR sehr viel zu verdanken<br />

habe,hat er immer wieder gesagt, auch noch<br />

nach dem Untergang des Staates, anden er<br />

geglaubt hatte.Zuletzt wiederholte er das bei<br />

einem Treffen mit der Journalistin Jana Hensel<br />

im vergangenen Jahr. „Im Westen hätte<br />

ich nie Kosmonaut werden können, meine<br />

Elternwaren einfache Leute“, wirderzitiert.<br />

Jana Hensel geht in ihrem Text für Zeit online<br />

der Frage nach, warum Sigmund Jähn<br />

kein gesamtdeutscher Held geworden ist. Wie<br />

so viele Namen und Ereignisse aus der Geschichtsschreibung<br />

nach 1990 verschwunden<br />

und vergessen sind, verschwand auch Jähn.<br />

Als sich im vergangenen Jahr sein Weltraumflug<br />

zum vierzigsten Maljährte,bekam er kein<br />

Glückwunsch-Telegramm der Kanzlerin. Und<br />

auch kein Zeichen der Anerkennung von der<br />

Bundeswehr. Die sah sich nicht zuständig,<br />

hatte nach 1990 nur wenige NVA-Soldaten<br />

übernommen, nicht die oberen Dienstgrade.<br />

Sigmund Jähn selbst bedeuteten diese<br />

Zeichen der Anerkennung offenbar nicht so<br />

viel wie anderen. Er habe einmal in seinem<br />

Leben erlebt, wie die Schilder mit seinem<br />

Namen über Nacht abgehängt wurden, nun<br />

müsse er sich am Ende seines Lebens nicht<br />

noch mal anschauen, wie sie wieder aufgehängt<br />

werden. So zitierte ihn Jana Hensel.<br />

Das klang ziemlich abgeklärt. Als müsse er<br />

sich nichts beweisen. Die Anerkennung von<br />

seinen Kollegen Ulf Merbold und Alexander<br />

Gerst, den beiden anderen Deutschen im All,<br />

schien Jähn wichtiger zu sein.<br />

„Ein echte Pionier der Raumfahrt“<br />

In den Nachrufen, die seit dem Bekanntwerden<br />

seines Todes erschienen sind, ist von<br />

Herablassung oder mangelndem Respektallerdings<br />

nichts zu spüren. Spiegel online<br />

würdigt ihn als ersten Deutschen im All, die<br />

Tagesschau lobt ihn als „Raumfahrt-Pionier“.<br />

Sogar das Auswärtige Amt meldet sich<br />

auf Twitter zu Wort:„Die Nachricht vomTod<br />

Sigmund Jähns versetzt uns in tiefe Trauer.Er<br />

war nicht nur der erste Deutsche im All, sondern<br />

auch ein echter Pionier der Raumfahrt.“<br />

Vielleicht hat sich dreißig Jahre nach<br />

dem Mauerfall doch etwas geändert. Vielleicht<br />

hat sich aber auch der Blick auf die<br />

Raumfahrtgeändert.<br />

Wenn ich heute die Bilder von Sigmund<br />

Jähn im Kosmonauten-Anzug sehe, dann<br />

sehe ich dort nicht den Wettkampf der Systeme.<br />

Ich sehe etwas, was größer ist als Ost<br />

undWest. Sigmund Jähn hat die Erde mit einer<br />

weiteren Perspektivegesehen, vonaußen,<br />

in ihrer ganzen Verletzlichkeit. „Territorium<br />

der DDR war während des Fluges nicht auszumachen“,<br />

schrieb er in dem Bericht, in dem er<br />

alles Erlebte minuziös protokollierte.Das sagt<br />

eigentlich alles. Die DDR, die BRD, was war<br />

das schon? Die Grenzen, das Trennende verschwanden<br />

mit größerem Abstand.<br />

Ich sehe die Bilder und sehe aber auch<br />

eine Zeit, in der die Raumfahrt einen Optimismus<br />

symbolisierte, den ich heute nicht<br />

mehr sehe.Wer will heute noch ins All? Hat<br />

die Raumfahrtnoch diese revolutionierende,<br />

mobilisierende Kraft wie vor40Jahren?<br />

Es war eine Zeit, in der man an den Fortschritt<br />

glaubte, die Macht der Wissenschaft<br />

und die Kraft des Menschen. Es gab weniger<br />

Angst vor der Zukunft, so scheint es mir im<br />

Rückblick. Trotz des Kalten Krieges. Wenn<br />

die Menschen das Weltall erobern können,<br />

so der Gedanke, dann kann es nicht mehr<br />

lange dauern, bis sie auch unten, auf der<br />

Erde,die Probleme lösen, Krieg, Hunger und<br />

Not abschaffen. Vondieser Zukunfts-Zugewandtheit<br />

ist heute wenig zu spüren, daran<br />

erinnert mich der Tod von Sigmund Jähn<br />

auch. Warfrüher die Zukunft besser,ummit<br />

dem klugen Karl Valentin zu sprechen?<br />

Heute glaubt kaum jemand mehr, dass<br />

künftig alles besser wird, man kämpft eher<br />

darum, dass es nicht schlechter wird. Es geht<br />

darum, den Planeten, den Sigmund Jähn von<br />

außen bewundernund umrunden durfte,zu<br />

retten.<br />

Sabine Rennefanz<br />

will demnächst mal wieder ins<br />

Planetarium gehen.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Verfassungsausschuss für<br />

Syrien vereinbart<br />

Nach mehr als acht Jahren Bürgerkrieg<br />

in Syrien soll ein neuer Verfassungsausschuss<br />

den Wegzueiner<br />

politischen Lösung für den Konflikt<br />

bahnen. DieKriegsparteien einigten<br />

sich nach monatelangem Ringen auf<br />

die Einrichtung des Ausschusses,<br />

wie UN-Generalsekretär António<br />

Guterres am Montag in NewYork<br />

mitteilte.Der UN-Syrienvermittler<br />

Geir Pedersen soll das Gremium in<br />

den kommenden Wochen in Genf<br />

erstmals einberufen. DerAusschuss<br />

müsse der Beginn eines „politischen<br />

Weges aus der Tragödie heraus“ sein,<br />

erklärte Guterres weiter. (dpa)<br />

Union will Weiterbildung<br />

steuerlich fördern<br />

DieUnion will die steuerliche Absetzbarkeit<br />

vonWeiterbildungskosten<br />

verbessern. „Für Arbeitnehmer<br />

sollen Weiterbildungskosten noch<br />

stärker als bisher berücksichtigt werden“,<br />

heißt es in einem Positionspapier<br />

aus der Unionsfraktion im Bundestag,<br />

das der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland)<br />

vorliegt.<br />

Demnach soll die<br />

Abzugsfähigkeit bei den Werbungskosten<br />

verstärkt werden: „Des Weiterenwollen<br />

wir über Bildungssparen<br />

die Finanzierbarkeit der Weiterbildung<br />

besser unterstützen.“ (rb.)<br />

Merkel, Johnson und Macron<br />

verurteilen den Iran<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

(CDU), der britische Premierminister<br />

BorisJohnson und Frankreichs<br />

Präsident Emmanuel Macron haben<br />

in einer gemeinsamen Erklärung<br />

den Iran für die Luftangriffe auf Ölanlagen<br />

in Saudi-Arabien verantwortlich<br />

gemacht. Es gebe„keine andereErklärung“<br />

für die Attacken vor<br />

gut einer Woche,erklärten die drei<br />

Politiker am Montag im Vorfeld der<br />

UN-Generaldebatte in NewYork. Sie<br />

warnten Teheran voreiner weiteren<br />

„Provokation“. Zugleich forderten<br />

Merkel, Johnson und Macron eine<br />

diplomatische Lösung der Krise im<br />

Persischen Golf. (AFP)<br />

Iran verkündet Freigabe von<br />

britischem Tanker<br />

Iranische Revolutionsgarden setzten die<br />

„Stena Impero“ Mitte Juli fest.<br />

AP<br />

Derseit Mitte Juli in der Straße von<br />

Hormus beschlagnahmte britische<br />

Öltanker „Stena Impero“ darflaut<br />

iranischem Präsidialamt in Teheran<br />

das Land verlassen. „Wie schon berichtet,<br />

sind die juristischen Untersuchungen<br />

abgeschlossen und die<br />

Verstöße des Schiffes wurden verziehen“,<br />

sagte Regierungssprecher Ali<br />

Rabiei am Montag. (dpa)<br />

Israel droht, Strom im<br />

Westjordanland zu drosseln<br />

Israel will die Stromversorgung des<br />

Westjordanlands einschränken. Das<br />

palästinensische Gebiet solle ab<br />

Montag teilweise keinen Strommehr<br />

bekommen, kündigte der staatliche<br />

EnergiekonzernIEC an. ZurBegründung<br />

verwies er auf ausstehende<br />

Schulden der Palästinenser vonrund<br />

438 Millionen Euro.Die palästinensische<br />

Autonomiebehörde sprach<br />

von„Erpressung“. (AFP)<br />

Ein Hauch von Intrige<br />

Cem Özdemir strebt mit Kirsten Kappert-Gonther den Fraktionsvorsitz an –und stört den Frieden bei den Grünen<br />

VonMarkus Decker<br />

Robert Habeck machte aus<br />

seiner Besorgnis kein<br />

Hehl. Das Flügelschlagen<br />

werdebei den Grünen wieder<br />

stärker, sagte der Parteichef vorige<br />

Woche im öffentlichen Disput<br />

mit dem einstigen Grünen-Star<br />

Joschka Fischer –und das gefalle ihm<br />

nicht. „Flügel dürfen nicht wichtiger<br />

sein als das gemeinsame Projekt.“<br />

Die Worte waren auf die Auseinandersetzung<br />

um den Vorsitz der<br />

Grünen-Bundestagsfraktion gemünzt.<br />

Denn überraschend fordern<br />

der langjährige Parteivorsitzende<br />

Cem Özdemir und die Bremer Newcomerin<br />

Kirsten Kappert-Gonther<br />

die Amtsinhaberin Katrin Göring-<br />

Eckardt und ihren Mitstreiter Anton<br />

Hofreiter heraus. Andiesem Dienstag<br />

kommt es zum Showdown.<br />

Mit Kappert-Gonther hatte niemand<br />

gerechnet. Sie sitzt erst seit<br />

zwei Jahren im Bundestag. Verliert<br />

die Psychiaterin gegen Göring-<br />

Eckardt, womit alle rechnen, dann<br />

hat sie immerhin ihren Bekanntheitsgrad<br />

gesteigert und sonst eh<br />

wenig zu verlieren. Bei Özdemir ist<br />

das anders.Für den 53-Jährigen entscheidet<br />

sich die Karriere.<br />

Noch nicht das Ende der Karriere<br />

Diese Karrierewar stets die eines Underdogs.<br />

Genau so erzählt Özdemir<br />

sie –bis heute.Daist vondem anatolischen<br />

Schwaben die Rede, der auf<br />

die Realschule ging und es doch zu<br />

etwas brachte. So rückte Özdemir<br />

1994 als erster Parlamentarier mit<br />

türkischen Eltern inden Bundestag<br />

ein, zogsich nach der Bonusmeilen-<br />

Affäre2002 zunächst in die USA und<br />

dann ins Europaparlament zurück,<br />

um 2008 als Grünen-Vorsitzender<br />

wieder aufzuerstehen.<br />

Noch vor der Bundestagswahl<br />

2017 kündigte Özdemir an, nicht erneut<br />

kandidieren zu wollen –wohl in<br />

der Erwartung, dass es mit der Regierungsbeteiligung<br />

und dem Ministeramt<br />

schon klappen würde. Erwurde<br />

stattdessen Mitglied im Auswärtigen<br />

Ausschuss und Vorsitzender des Verkehrsausschusses.<br />

Seither sagt sich<br />

Özdemir,der bei Twitter 150 000 Follower<br />

hat: Das kann doch nicht alles<br />

gewesen sein –und stürzt Partei und<br />

Fraktion in Turbulenzen.<br />

DieGrünen hatten sich unter RobertHabeck<br />

und Annalena Baerbock<br />

ein herrliches Selbstbild gezimmert<br />

– ein harmonischer Zusammenschluss<br />

verantwortungsbewusster<br />

Menschen zu sein, dem ein halber<br />

Prozentpunkt bei einer Wahl auch<br />

Cem Özdemir,53und streitbarer anatolischer Schwabe<br />

„Cem kann hervorragende Reden halten und<br />

ist ein starker Wahlkämpfer.“<br />

Katrin Göring-Eckardt, bisher Fraktionschefin, über den Mitbewerber<br />

Auf dem Wegzum sicheren Hafen<br />

DPA<br />

mal „ein bisschen egal“ (Habeck) ist,<br />

wenn sie nur weiter die Welt retten<br />

können. Flügel gab es in dieser schönen<br />

Welt nicht mehr. Jetzt sind die<br />

Flügel mit dem Realo Özdemir und<br />

seinen linken Widersachern wieder<br />

da. Und wozuletzt Anstand war, ist<br />

einHauch Intrige.<br />

Habeck und Baerbock hoffen,<br />

dass nach der Wahl wieder Ruhe ist<br />

im Karton. Özdemir indes fühlt sich<br />

unter Wert verkauft und glaubt, dass<br />

die Vier an der Spitze die Kabinettsposten<br />

2021 (oder eher) unter sich<br />

ausmachen, wenn er nicht dazwischengrätscht.<br />

Dabei ist Özdemir<br />

mit drei Argumenten konfrontiert,<br />

warum seine Kandidatur falsch sein<br />

soll.<br />

Überqualifikation schadet<br />

Es heißt, er sei menschlich schwierig<br />

und zu sehr Realo. Tatsächlich<br />

pflegte Özdemir mit seiner Co-Vorsitzenden<br />

Simone Peter ein Konfliktverhältnis<br />

und eckt rasch an; Habecks<br />

und Baerbocks Ausstrahlung<br />

beruht nicht zuletzt darauf, dass sie<br />

es anders machen. Dass Özdemir<br />

ziemlich Realo ist, lässt sich ebenso<br />

schwer bestreiten. So lud er 2016<br />

Daimler-Chef Dieter Zetsche zum<br />

Parteitag nach Münster ein. Internen<br />

Kritikern riet er seinerzeit zu „etwas<br />

mehr Rückgrat“. Özdemir hat, was<br />

manche Grüne gern von sich behaupten<br />

–eine Haltung. Eine Haltung<br />

freilich, die oft im Streit mit der<br />

Partei kenntlich wird.<br />

Dasdritte Argument gegen Özdemir<br />

ist ungewöhnlich. So sagte eine<br />

Frau vom linken Fraktionsflügel unlängst,<br />

Göring-Eckardt und Hofreiter<br />

sollten bleiben, weil sie Habeck und<br />

Baerbock die Bühne überließen.<br />

Demnach bekäme Özdemir den Job<br />

auch deshalb nicht, weil er als überqualifiziert<br />

gilt. Der Aufstieg in Baden-Württembergwiederum<br />

ist versperrt,weilder<br />

71-jährige Amtsinhaber<br />

Winfried Kretschmann 2021<br />

abermals antreten möchte.<br />

Niemand bestreitet, dass Cem<br />

Özdemir „hervorragende Redenhalten<br />

kann und ein starker Wahlkämpfer<br />

ist“ (Göring-Eckardt). Allerdings<br />

könnte er mit zu viel Eigengewicht<br />

die grüne Statik durcheinanderbringen.<br />

Aus der Grünen-Fraktion verlautet<br />

jedenfalls, dass Hofreiter jetzt<br />

mehr Stimmen bekommen könnte<br />

als beim letzten Mal.<br />

Die EU-Innenminister einigen sich auf Malta darüber,wie Europa künftig mit Bootsflüchtlingen umgeht<br />

VonDamir Fras<br />

Das Fort St. Angelo auf Malta<br />

könnte gut als Sinnbild für die<br />

Festung Europa taugen. Es steht<br />

hoch über dem Hafen vonValletta -<br />

ein wuchtiges Gemäuer, das der<br />

Malteserorden im 16. Jahrhundert<br />

seinem Großmeister als Hauptquartier<br />

gebaut hat. Am Montag platzierte<br />

sich Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU) vor einer Seitenmauer<br />

dieser Festung und sagte:<br />

„Für mich ist dasWichtigste,dass wir<br />

endlich den jahrelangen Kampf um<br />

ein Asylrecht in Europa ein Stück<br />

nach vornebringen.“<br />

In der Tatkönnte der Mini-Migrationsgipfel<br />

von Malta der erste<br />

Schritt dahin gewesen sein.<br />

Deutschland, Frankreich, Italien und<br />

Malta einigten sich auf einen Notfallmechanismus<br />

für die Verteilung von<br />

aus der Seenot geretteten Menschen.<br />

In Trippelschritten geht es bei der<br />

Suche nach einer europäischen Antwortauf<br />

die Migration voran.<br />

So sieht die Einigung von Malta<br />

aus: Flüchtlinge, die auf dem Meer<br />

zwischen Libyenund Italien vonRettungsschiffen<br />

aufgenommen werden,<br />

sollen zunächst in Malta und in<br />

Italien an Land gehen dürfen. Dort<br />

werden sie vondeutschen Polizeibeamten<br />

sogenannten Sicherheitsprüfungen<br />

unterzogen. Diese<br />

sollen nach maximal vier<br />

Wochen abgeschlossen<br />

sein und verhindern, dass<br />

Terroristen nach Europa<br />

gelangen. Nach erfolgreicher<br />

Überprüfung werden<br />

die Migranten nach einem<br />

Verteilungsschlüssel von<br />

Deutschland, Frankreich<br />

und anderen Ländern aufgenommen<br />

oder bleiben<br />

in Italien und Malta. Dabei werde<br />

nicht unterschieden, ob Flüchtlinge<br />

eine Chance haben, Asyl zu bekommen<br />

oder nicht. „Das lässt sich<br />

rechtsstaatlich in vier Wochen gar<br />

nicht prüfen“, sagte Seehofer.<br />

Welches Land wie viele Bootsflüchtlinge<br />

aufnehmen wird, ist<br />

noch unklar.Innenminister Seehofer<br />

hofft darauf, dass sich beim nächsten<br />

EU-Innenministerrat am 8. Ok-<br />

DPA/KAY NIETFELD<br />

tober zahlreiche Staaten finden, die<br />

bei dem Notfallmechanismus mitmachen.<br />

Erst dann könne man sagen,<br />

wie viele Menschen von<br />

Deutschland aufgenommen würden,<br />

sagte Seehofer am Montag. Zuvorhatte<br />

der CSU-Politiker<br />

bereits angekündigt, dass<br />

Deutschland bereit sei, bis<br />

zu einem Viertel der aus<br />

Seenot geretteten Menschen<br />

aufzunehmen. In<br />

den vergangenen zwölf<br />

Monaten waren das nach<br />

Seehofers Worten 225<br />

Horst Seehofer, Menschen.<br />

CSU<br />

Der Mechanismus soll<br />

zunächst für sechs Monate<br />

gelten. Bis zum kommenden Frühjahr<br />

erwarte er von der neuen EU-<br />

Kommission unter Ursula von der<br />

Leyen Vorschläge für ein europäisches<br />

Asylsystem, so der Innenminister.<br />

So sollen Schritt für Schritt<br />

Antworten auf die Migrationsfrage<br />

gefunden werden. Wenn es Europa<br />

nicht gelinge, die Migration zu regeln,<br />

dann sei das „eine Katastrophe“,<br />

erklärte Seehofer.<br />

Markus Decker<br />

glaubt, dass die Herausforderer<br />

verlieren werden.<br />

Zugleich sei vereinbart worden,<br />

dass der Kampf gegen Schlepperbanden<br />

intensiviert werden müsse.<br />

Dahinter steckt die Sorge, dass die<br />

Bereitschaft zur Aufnahme von<br />

Bootsflüchtlingen in Europa die<br />

Menschenschmuggler in Nordafrika<br />

erst recht motivieren könnte, Migranten<br />

über das Mittelmeer zu bringen.<br />

DieEinigung vonMalta war überhaupt<br />

erst möglich geworden, weil<br />

die Rechtspopulisten von der Lega<br />

die italienische Regierung verlassen<br />

haben. Ex-Innenminister Matteo<br />

Salvini hatte Rettungsschiffen die<br />

Einfahrtinitalienische Häfen verboten.<br />

Auch die Regierung des Inselstaats<br />

Malta hielt es so.Zum Teil wochenlange<br />

Irrfahrten der Rettungsschiffe<br />

waren die Folge.<br />

Unklar ist allerdings, was geschieht,<br />

wenn sich im Oktober nicht<br />

genügend Staaten zur Aufnahme<br />

von Flüchtlingen bereit erklären.<br />

Seehofer sagte, errechne mit insgesamt<br />

12 bis 14 EU-Staaten. Werkeine<br />

Flüchtlinge aufnehmen wolle,könne<br />

mit Geld oder Personal helfen.<br />

Der Mann<br />

auf dem<br />

Zaun<br />

Labour-Chef Corbyn findet<br />

keine klare Brexit-Position<br />

VonKatrin Pribyl, Brighton<br />

JeremyCorbyn lässt seine Partei und die<br />

Öffentlichkeit über seinen Kurs rätseln. AP<br />

Esist bei einer dieser Veranstaltungen<br />

am Rande des Labour-<br />

Parteitags,als ein Mann aus dem Publikum<br />

aufsteht und die Abgeordnete<br />

Louise Haigh fast flehend um<br />

eine Antwortbittet. „Wenn ich Wahlkampf<br />

mache, was soll ich den Leuten<br />

sagen, welche Position Labour<br />

beim Thema Brexit vertritt?“ DieParlamentarierin<br />

lächelt gequält und<br />

verweist etwas hilflos auf die nächsten<br />

Tage, indenen die Sozialdemokraten<br />

im KüstenortBrighton um einen<br />

Kurs ringen –und eigentlich zu<br />

einem Ergebnis kommen wollen.<br />

Am Montag wollten die Delegierten<br />

darüber abstimmen, wie die Partei<br />

sich künftig positionieren soll.<br />

DieFrage nach einer Brexit-Strategie<br />

schwebt wie ein Damoklesschwert<br />

über dem Parteitag. Labour ist tief<br />

zerstritten über Europa. Einige fordern<br />

zunächst ein zweites Referendum,<br />

erst danach soll es ihrer Meinung<br />

nach Neuwahlen geben, die<br />

wohl schon im Herbst stattfinden<br />

könnten. Andere, insbesondere der<br />

linke Flügel der Basis,meint, Labour<br />

müsse das Referendumsergebnis respektieren.<br />

Eine Mehrheit möchte<br />

Labour als lautstarken Gegenpol zu<br />

den Tories an der Spitzeder proeuropäischen<br />

Remain-Bewegung sehen.<br />

Und Oppositionschef Jeremy<br />

Corbyn selbst? „Er sitzt auf dem<br />

Zaun“, wie die Briten seine Unentschiedenheit<br />

nennen. Der altlinke<br />

Vorsitzende, selbst lebenslanger Europaskeptiker,<br />

will sich nicht festlegen,<br />

sondern plädiert für Neuwahlen,<br />

nachdem ein ungeordneter AustrittohneDealam31.<br />

Oktober abgewendet<br />

wurde. „Ich will, dass die<br />

Menschen die Möglichkeit haben,<br />

zwischen einem Verbleib in der EU<br />

und einem Austritt mit einem Abkommen<br />

zu wählen, das wir vonLabour<br />

ausgehandelt haben“, erklärte<br />

Corbyn. Labours Auftrag sei es, anschließend<br />

das umzusetzen, wofür<br />

die Leute sich entschieden.„Verbleib<br />

in der EU, vielleicht mit ein paar Reformen,<br />

oder Austritt zu diesen Konditionen“,<br />

das müsse das Angebot<br />

sein, sagt Corbyn.<br />

Der Haken für die Pro-Europäer:<br />

Ob der Oppositionschef für den<br />

selbst ausgehandelten Deal oder für<br />

einen Verbleib werben würde, lässt<br />

Corbyn offen. Er rechne mit einem<br />

Sieg von Labour. Viele Sozialdemokraten<br />

der Basis präsentieren sich<br />

weniger zuversichtlich. „Es herrscht<br />

Frustration“, fasst Denis MacShane,<br />

früher Labour-Abgeordneter und<br />

2002 bis 2005 Staatssekretär im Kabinett<br />

von Ex-Premier Tony Blair, im<br />

die Stimmung in Brighton zusammen.<br />

Man müsse die Taktik ändern.<br />

„Corbyn und sein Team denken, dass<br />

die Leute kein Interesse am Brexit<br />

haben, sondern über Dinge wie Armut,<br />

Sozialwohnungen und Sparpolitik<br />

reden wollen.“<br />

Der moderate Flügel bei Labour<br />

hält das für eine Fehleinschätzung.<br />

„Labour muss interessanter und weniger<br />

defensiv beim Thema Brexit<br />

werden“, sagt MacShane, selbst<br />

überzeugter Gegner des EU-Austritts.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Strafpredigt für die Mächtigen der Welt<br />

Thunberg zürnte, Merkel lavierte, und Trump schaute immerhin kurz mal rein: Wiedie UN ihre Generalversammlung mit einem eintägigen Klimagipfel begannen<br />

VonKarlDoemens, New York<br />

Die Mächtigen sprächen nur vom immerwährenden Wachstum statt zu handeln, empörte sich Greta Thunberg.Hier ist sie im freundlichen Gespräch mit der Kanzlerin. BUNDESREGIERUNG<br />

Als die Frau im blauen Blazer<br />

ans Rednerpult des<br />

großen Saals tritt, richtet<br />

sich ein Mann in der zwölften<br />

Reihe kerzengerade auf. Den<br />

Anfang des Klimagipfels mit einer<br />

Wutrede der Klimaaktivistin Greta<br />

Thunberg hat Donald Trump<br />

verpasst. Erst wenige Minuten vor<br />

dem Auftritt vonKanzlerin Merkel ist<br />

der US-Präsident gemeinsam mit<br />

seinem Stellvertreter Mike Pence in<br />

den UN-Versammlungssaal gekommen.<br />

Ausder Entfernung der Pressetribüne<br />

kann man nur seitlich den eindrucksvollen<br />

Oberkörper und die<br />

blonde Haartracht des mächtigsten<br />

Mannes der Welt sehen. Aber das genügt,<br />

um einen Eindruck von seiner<br />

Begeisterung zu bekommen. Die<br />

hält sich spürbar in Grenzen. Angestrengt<br />

faltet Trump während Merkels<br />

Rede die Hände. Einmal schüttelt<br />

er den Kopf. Ein anderes Mal –<br />

die Kanzlerin hat gerade über Gebäudesanierung<br />

gesprochen –flüsterterseinem<br />

Stellvertreter etwas zu.<br />

Nach der vorangegangenen Rede<br />

des indischen Premierministers Narendra<br />

Modi hat Trump geklatscht.<br />

Als Merkel nach drei Minuten endet,<br />

rührt der Präsident keine Hand. Er<br />

wartet kurzden Beifall ab.Dann verlässt<br />

er die Sitzung.<br />

Die Szene ist symptomatisch für<br />

den Klimagipfel, den UN-Generalsekretär<br />

António Guterres der diesjährigen<br />

Generalversammlung der Weltengemeinschaft<br />

vorgeschaltet hat.<br />

Auf der einen Seite sind die Erwartungen<br />

gewaltig, auf der anderen<br />

Seite das Interesse bei maßgeblichen<br />

Akteuren demonstrativ gering. Der<br />

chinesische Präsident Xi Jinping ist<br />

erst gar nicht angereist, und der US-<br />

Präsident, der aus dem Pariser Klimaschutzabkommen<br />

ausgetreten<br />

ist, eilt mitten in den Beratungen zu<br />

einer von ihm veranstalteten Konkurrenzveranstaltung:<br />

einem Gipfel<br />

zur Religionsfreiheit. Auch die Pressetribüne<br />

im Versammlungssaal ist<br />

nicht ganz gefüllt.<br />

Dabei ist die Veranstaltung eindrucksvoll<br />

inszeniert. Auf die goldenen<br />

Wände der Halle werden Videos<br />

von Bäumen, Bergen und Seen<br />

projiziert. Während der Eröffnungsrede<br />

vonGuterres fühlt man sich bei<br />

abgedunkeltem Licht wie in einem<br />

riesigen Glashaus im Urwald. „Die<br />

Natur ist aufgebracht, und wir können<br />

sie nicht betrügen“, sagt der<br />

UN-Generalsekretär. Der Portugiese<br />

schildert die Zerstörung des Klimawandels<br />

und endet mit einem persönlichen<br />

Appell: „Ich will nicht zusehen<br />

müssen, wenn die Zukunft<br />

meiner Enkel zerstörtwird!“<br />

Möglicherweise hat er da an<br />

Greta Thunberg gedacht. Seit ihrer<br />

Ankunft in NewYork vor knapp vier<br />

Wochen ist die Klimaaktivistin in<br />

den USA vielfach aufgetreten, und<br />

sie hat Ex-Präsident Barack Obama<br />

getroffen.<br />

Wütend ergreift sie das Wort für<br />

eine hochemotionale Anklagerede,<br />

und es wirkt, als müsse sie zeitweise<br />

ihreTränen zurückhalten.<br />

„Wie könnt Ihr eswagen, meine<br />

Träume und meine Kindheit zu stehlen<br />

mit euren leeren Worten?“, greift<br />

die 16-Jährige die Regierungschefs<br />

offen an: „Wir stehen am Anfang eines<br />

Massenaussterbens und alles,<br />

worüber ihr reden könnt, ist Geld<br />

und das Märchen vom immerwährenden<br />

Wachstum.“<br />

Es ist nicht leicht, nach einer so<br />

radikalen Philippika eine realpolitische<br />

Rede zu halten. Insofern hat<br />

Merkel Glück, dass vor ihr die Kollegen<br />

aus Neuseeland und Indien<br />

sprechen. Trotzdem kann man nicht<br />

sagen, dass die Kanzlerin, deren Klimapaket<br />

daheim von vielen Seiten<br />

kritisiert wird, einen befreiten Auftritt<br />

hinlegt. Emotionslos liest sie ihrenVortrag<br />

und die Pläne zur Verringerung<br />

der CO 2 -Emissionen ab. Sie<br />

sagt aber auch, dass die Politik „bei<br />

einem derarttiefgreifenden Wandel“<br />

alle Bürger mitnehmen müsse.<br />

Gerne würde man wissen, ob<br />

Thunberg mit Merkels Rede zufriedener<br />

ist als Trump. Doch das Treffen<br />

zwischen der Kanzlerin und der Klimaaktivistin<br />

findet ohne Presse statt.<br />

Regierungssprecher Steffen Seibert<br />

twittert ein Foto, das beide Frauen<br />

im Foyer des UN-Gebäudes zeigt.<br />

Wortesind nicht überliefert.<br />

KarlDoemens<br />

war überrascht vonTrumps<br />

unangekündigtem Auftritt.<br />

Habeck patzt bei der<br />

Pendlerpauschale<br />

Grünen-Chef übt Kritik –kennt sich aber offenbar nicht aus<br />

VonTim Szent-Ivanyi<br />

Als 1994 der damalige Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl (CDU) in<br />

einer Fernsehsendung gefragt<br />

wurde, entgegnete er, der Straßenbau<br />

sei Ländersache. Eine ähnlich<br />

peinliche Vorstellung lieferte am<br />

Sonntag Grünen-Chef Robert Habeck.<br />

Im Interview mit der ARD zum<br />

Klimapaket der großen Koalition redete<br />

er sich beim Thema Pendlerpauschale<br />

um Kopf und Kragen und<br />

bewies gleich mit mehreren Behauptungen,<br />

dass er von dieser Steuerermäßigung<br />

kaum Ahnung hat.<br />

In dem Interview ging es um das<br />

Vorhaben der Koalition, die Treibstoffpreise<br />

durch eine Belastung der<br />

CO 2 -Emission teurer zu machen, im<br />

Gegenzug aber für Fernpendler die<br />

Entfernungspauschale ab dem 21.<br />

„Natürlich ärger<br />

ich mich tierisch,<br />

dass mir das unterlaufen<br />

ist.“<br />

RobertHabeck am Montag über seine<br />

Äußerungen. Er habe die genauen Regeln<br />

„nicht auf dem Zettel“ gehabt.<br />

Kilometer um 5auf 30 Cent anzuheben.<br />

Daraufhin kritisierte Habeck:<br />

„Wenn man den Benzinpreis um 3<br />

Cent erhöht, die Pendlerpauschale<br />

aber um 5Cent erhöht, dann lohnt es<br />

sich eher mit dem Auto zu fahren als<br />

mit der Bahn.“<br />

Erster Fehler: Die Pendlerpauschale<br />

gilt für die Fahrten zwischen<br />

Wohnung- und Arbeitsstätte, egal<br />

welches Verkehrsmittel benutzt<br />

wird. Die von Union und SPD geplante<br />

Erhöhung der Pauschale<br />

bringt dem Bahn- und Autofahrer<br />

somit eine völlig identische Entlastung.<br />

Maßgeblich für die Höhe der<br />

Pauschale ist die kürzeste Straßen-<br />

entfernung zur Arbeit. Wer für die<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel<br />

Fahrpreise zahlen muss, die die<br />

Pendlerpauschale übersteigen, kann<br />

die höheren Kosten geltend machen.<br />

Zieht man die Entwicklung der<br />

tatsächlichen Fahrpreise in Betracht,<br />

könnten sich bei einer Erhöhung der<br />

Pendlerpauschale unterm Strich<br />

wahrscheinlich sogar die Bahnfahrer<br />

besser stellen. Denn durch die CO 2 -<br />

Bepreisung steigt der Spritpreis an<br />

der Tankstelle. Die Preise für die<br />

Bahn und den öffentlichen Nahverkehr<br />

sollen dagegen stabil bleiben,<br />

wenn nicht gar sinken. Unter diesen<br />

Bedingungen wird der umweltbewusste<br />

Pendler durch die Erhöhung<br />

der Pendlerpauschale weit stärker<br />

entlastet als der Autofahrer.<br />

Zweiter Fehler: Habeck suggeriert,<br />

die Pendler bekämen durch die<br />

Erhöhung der Pauschale tatsächlich<br />

5Cent mehr –sie würden also angesichts<br />

einer Benzinpreiserhöhung<br />

um lediglich drei Cent untermStrich<br />

ein Plus machen. Auch das stimmt<br />

nicht. Bei der Pauschale handelt es<br />

sich nicht um eine Zahlung des Finanzamts,<br />

sondern umden Betrag,<br />

den der Steuerpflichtige vomBruttoeinkommen<br />

abziehen kann. Anders<br />

ausgedrückt: Für diesen Betrag muss<br />

er keine Steuernzahlen. Weretwa an<br />

220 Arbeitstagen 30 Kilometer ins<br />

Büro fährt, kann sein zu versteuerndes<br />

Einkommen im Jahr um 1980<br />

Euro mindern. Durch die geplante<br />

Erhöhung der Pauschale wären es<br />

110 Euro mehr,also 2090 Euro.<br />

Wie stark sich die erhöhte Pauschale<br />

auswirkt, hängt vomGesamteinkommen<br />

ab,weil sich danach der<br />

individuelle Steuersatz bemisst. Die<br />

maximale Steuerentlastung hat ein<br />

Spitzenverdiener, der die Reichensteuer<br />

von 45Prozent zahlt. Bei einem<br />

Bruttoeinkommen von 4 000<br />

Euro und einem Steuersatz von ungefähr<br />

25 Prozent beträgt die Entlastung<br />

im Jahr nur 27 Euro.Das gleicht<br />

bei einem Benziner mit einem Verbrauch<br />

vonsieben Liternje100 Kilometer<br />

in etwa die Benzinpreiserhöhung<br />

vondreiCent/Liter aus.<br />

Fossilfreileben<br />

innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Begleiten Sie uns auf dem Wegdorthin:<br />

vattenfall.de/fossilfrei


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

IG Bau: Trickserei<br />

und Lohndrückerei<br />

Vor den nächsten Tarifverhandlungen<br />

fürrund 650 000 Gebäudereiniger<br />

in Deutschland erhöhtdie<br />

IG Bauden Druck.Bei Reinigungsfirmen,<br />

dieimAuftrag vonKommunen<br />

arbeiteten,sei es jüngst vermehrtzu„Tricksereien<br />

mit Arbeitsverträgen<br />

undLohndrückerei“ gekommen,<br />

kritisierte die Gewerkschaft.Ineinem<br />

Brief an die Bürgermeister<br />

der 200größten Städtehabe<br />

sieauf diePraxis aufmerksamgemacht,die<br />

bisherweitgehendunbemerktgeschehe.Bundesweit<br />

drängtenArbeitgeberimGebäudereiniger-HandwerkBeschäftigte<br />

dazu,<br />

geänderteArbeitsverträgezuunterschreiben.<br />

(dpa)<br />

Vonovia will in<br />

Schweden zukaufen<br />

DerImmobilienkonzernVonovia<br />

will sein Geschäft in Schweden mit<br />

einem Milliardenzukauf ausbauen.<br />

Vonovia werde69,3 Prozent der<br />

Stimmrechte der Hembla AB für<br />

umgerechnet 20,08 Euro je Aktie<br />

vomFinanzinvestor Blackstone erwerben,<br />

teilte der Dax-Konzernam<br />

Montag mit. DerGesamtkaufpreis<br />

für den Stockholmer Wohnimmobilienkonzernmit<br />

seinen 21411 Wohnungen<br />

liege damit bei umgerechnet<br />

1,14 Milliarden Euro.Die Freigabe<br />

durch schwedische Wettbewerbsbehörden<br />

erwartet Vonovia im<br />

Oktober oder November,danach<br />

soll es ein öffentliches Übernahmeangebot<br />

geben. (dpa)<br />

Güterumschlag der<br />

deutschen Seehäfen sinkt<br />

Jade-Weser-PortinWilhelmshaven.<br />

Diedeutschen Seehäfen haben im<br />

vergangenen Jahr knapp 300 Millionen<br />

Tonnen Güter umgeschlagen und<br />

damit 0,7 Prozent weniger als im Jahr<br />

zuvor.Das teilte das Statistische Bundesamt<br />

mit und korrigierte damit eine<br />

frühereMitteilung. Zuvorhatte das<br />

Bundesamt voneiner Steigerung des<br />

Umschlages in 2018 um 1,9 Prozent<br />

berichtet. Grunddes Fehlers waren<br />

Korrekturen vonDaten auseinem<br />

Bundesland. Nach den neuen Angaben<br />

wurden 2018inden Seehäfen insgesamt<br />

296,5 Millionen Tonnen Güter<br />

umgeschlagen. Damit blieb der Güterumschlag<br />

unterhalb des Niveaus<br />

aus der Zeit vorder globalen Finanzkrise:<br />

2008 waren in den deutschen<br />

Seehäfen noch gut 318 Millionen Tonnen<br />

Güter verladen worden. (dpa)<br />

Maschinenbauer<br />

erwarten Schwäche<br />

FOTO: CARMEN JASPERSEN/DPA<br />

Internationale Handelskonflikte belasten<br />

die Geschäfte der Maschinenbauer<br />

nach Einschätzung des Branchenverbands<br />

VDMA auch im kommenden<br />

Jahr.Die exportorientierte<br />

deutsche Schlüsselindustrie rechnet<br />

für 2020 mit einem Rückgang der<br />

Produktion um preisbereinigt 2Prozent,<br />

wie der VDMA am Montag mitteilte.Hinzu<br />

kämen die Unwägbarkeiten<br />

des Brexits und der Strukturwandel<br />

in der Autoindustrie,einem<br />

wichtigen Kunden der Branche.„All<br />

diese Faktoren führen bereits zu<br />

konkreten Belastungen zahlreicher<br />

Abnehmer unserer Maschinen und<br />

Anlagen weltweit“, hieß es. (dpa)<br />

Zum wirksamen Kampf gegenden Klimawandel gehörtauchder Einsatz erneuerbarer Energie.<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Wirksame Schritte im<br />

Kampf gegen den Klimawandel<br />

sind speziell<br />

im globalen Maßstabrar.<br />

DiePlänevonUN-Generalsekretär<br />

António Guterres und einem<br />

Bündnis zwölf großer Kapitalanleger<br />

wie der Allianz haben das Zeug dazu.<br />

Mitgeballter Anlegermacht soll das finanzstarke<br />

Dutzend dafür sorgen,<br />

dass Unternehmen, in die sie investiert<br />

haben, klimaneutral wirtschaften.<br />

Verweigern sie sich, wird das Investment<br />

beendet. Die zwölf Großanleger<br />

verpflichten sich in jedem Fall,<br />

2050 ein klimaneutrales Anlageportfolio<br />

zu haben. Verkündet wurde der<br />

Plan beim UN-Klimagipfel in New<br />

York im Beisein vonAllianz-ChefOliverBäte.„DasBekenntnis<br />

sendet ein<br />

starkes Signal, dass Finanzmärkte<br />

und Investoren auf die Wissenschaft<br />

hören“, sagt der Chef des UN-Umweltprogramms<br />

UNEP, Inger Andersen.<br />

Das glaubt auch Allianz-Vorstand<br />

Günther Thallinger.Ein Jahr lang war<br />

er zuletzt im UN-Auftrag unterwegs,<br />

um große Versicherer und PensionsfondszueinerAllianzimKampfgegen<br />

denKlimawandelzugewinnen.„Esist<br />

ein erfreulich guter Start“, lobt ThallingerdasnunvorweisbareZwischenergebnis.<br />

Insgesamt brächten die<br />

zwölfGroßinvestoreneinAnlageportfolio<br />

von 2,1 Billionen Euro zusammen.<br />

Allein gut ein Drittel davon entfällt<br />

auf die Allianz.<br />

Daimler-Vorstand ruft zu strengem Sparkurs auf<br />

Von Marco Engemann<br />

Der Daimler-Vorstand hat in<br />

einem Brief an die Führungskräfte<br />

des Konzerns zu schnellen Einsparungen<br />

in Milliardenhöhe aufgerufen.<br />

„Wir müssen mindestens die<br />

Sondereinflüsse im zweiten Quartal<br />

inHöhevon4,2MilliardenEurokurzfristig<br />

kompensieren“, zitieren die<br />

„Stuttgarter Nachrichten“ aus dem<br />

Schreiben, das der <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

Ein Daimler-Sprecher wollte sich zu<br />

dem Brief nicht äußern.<br />

Derseit Maiamtierende Daimler-<br />

Chef OlaKällenius will im November<br />

ein detailliertes Sparpaket und seine<br />

Strategie für die kommenden Jahre<br />

vorstellen. Zuletzt hatte er auch die<br />

Belegschaft auf harte Zeiten eingestimmt.<br />

„Wir müssen die Effizienz<br />

Geballte Anlegermacht<br />

Ein Bündnis von Großinvestoren setzt auf klimaneutrales Wirtschaften<br />

Gründungsmitglieder:Regional<br />

sind die Gründungsmitglieder<br />

der Großanleger-<br />

Allianz zum Kampf gegen<br />

den globalen Klimawandel<br />

recht unterschiedlich verteilt.<br />

AusDeutschland ist<br />

bislang nur der Münchner<br />

Versicherungsriese Allianz<br />

mit vonder Partie. Am<br />

stärksten repräsentiertim<br />

Bündnis der Großanleger ist<br />

Skandinavien.<br />

ASIEN IN DER BEOBACHTERROLLE<br />

Schweden bis Schweiz:<br />

Schweden stellt mit den<br />

Pensionsfonds AMF und<br />

Alecta sowie dem Versicherer<br />

Folksam gleich drei Großinvestoren.<br />

AusDänemark<br />

stammt Pension Danmark,<br />

aus Norwegen Storebrand<br />

und aus Finnland Nordea Life.<br />

Zudem sind unter anderem<br />

die Versicherer Swiss<br />

Re und Zurich Teil der Klimainitiative.<br />

Nordamerika: Mit dem<br />

Großanleger CDPQ aus Quebec<br />

sowie mit dem Großinvestor<br />

Calpers aus dem US-<br />

Bundesstaat Kalifornien ist<br />

auch Nordamerika vertreten.<br />

Asiatische Konzerne begnügensichbislang<br />

noch mit<br />

einer Beobachterrolle. Diese<br />

regionale Verteilung spiegelt<br />

auch die politischen sowie<br />

gesellschaftlichen Realitäten<br />

wider.<br />

Für Normalverbraucher ist das<br />

eine schier unfassbareSumme. Wenn<br />

man aber weiß, dass Großinvestoren<br />

wie die Allianz global insgesamt rund<br />

45 Billionen Euro in Anlagen stecken<br />

haben, relativiert sich das. Deshalb<br />

will das Klimabündnis weitere Mitstreiter<br />

gewinnen. Binnen eines Jahressollsich<br />

die repräsentierte Anlagesumme<br />

auf rund 4,5 Billionen Euro<br />

verdoppeln, sagt Thallinger.Langfristiges<br />

Ziel sei es,ein Fünftel aller Anlagegelder<br />

globaler Großinvestoren<br />

unter ein Dach zu bringen. Daswären<br />

dann etwa 9Billionen Euro. „Damit<br />

können wir zu einer treibenden Kraft<br />

werden“, sagt der Assekuranzmanager<br />

über die vereinte Stärke vonGroßanlegern<br />

in einem koordinierten<br />

Kampf gegen den Klimawandel.<br />

Einfach war das Werben um Mitstreiter<br />

nicht, lässt er durchblicken.<br />

NichtimmerseieraufoffeneTürengestoßen.<br />

Skandinavische Finanzkonzerneund<br />

Pensionsfonds waren leicht<br />

zu gewinnen. Die Hälfte der Anleger-<br />

Allianz stammt vondort. Anders sieht<br />

es in Asien und den USA aus. Bislang<br />

hat sich kein asiatischer Großanleger<br />

zum Bündnis bekannt. Aus den USA<br />

konnte der kalifornische Pensionsfonds<br />

Calpers gewonnen werden, worauf<br />

Thallinger besonders stolz ist.<br />

„US-Konzerne können sich nicht<br />

so aus dem Fenster lehnen“, weiß er.<br />

Aufdie Frage,obdas an US-Präsident<br />

Der Stuttgarter Autohersteller will die Effizienz„dramatischerhöhen“<br />

„Wir müssen alles hinterfragen,<br />

über Kosten nachdenken.“<br />

Ola Källenius, Daimler-Chef<br />

dramatisch erhöhen, müssen alles<br />

hinterfragen, über alle Kosten nachdenken“,<br />

hatte Källenius jüngst der<br />

„Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“<br />

gesagt – ohne allerdings<br />

schon Zahlen zu nennen.<br />

Bereits Amtsvorgänger Dieter Zetsche<br />

hatte Anfang des Jahres angesichts<br />

der schwächelnden Branchenlage<br />

auf die Notwendigkeit eines harten<br />

Sparprogrammes hingewiesen.<br />

Daimler hatte im zweiten Quartal<br />

unter anderem wegen Rückstellungen<br />

für Verfahren im Zusammenhang<br />

mit dem Dieselskandal rote<br />

Zahlen geschrieben.<br />

Der Daimler-Vorstand stellte in<br />

dem Schreiben aber klar: Nicht alle<br />

Herausforderungen aus dem ersten<br />

Halbjahr seien auf äußere Einflüsse<br />

FOTO: ARNULF STOFFFEL/DPA<br />

Donald Trump liegt, gibt der Manager<br />

eine diplomatische Antwort. „Unternehmerische<br />

Entscheidungen sind<br />

immer abhängig vonden politischen<br />

Rahmenbedingungen“, sagt er. Asiatische<br />

Konzerne würden dagegen beobachten,<br />

ob aus der Initiative etwas<br />

Großes wird. Auch hier hat Thallinger<br />

die Hoffnung auf Beitrittskandidaten<br />

nicht aufgegeben.<br />

Man verhandle jedenfalls schon<br />

mit weiteren Interessenten, die es<br />

jetzt zum Start beim UN-Klimagipfel<br />

nichtganzgeschaffthaben.KämenalleKandidatenmitinsBoot,seidieAllianz<br />

nicht mehr lange der größte Anleger<br />

im Bündnis, verrät der Manager.<br />

Auch in Deutschland stehe man mit<br />

Großanlegernwie Munich Re im Gespräch.<br />

„Wir wollen überzeugen“, erklärt<br />

Thallinger.Die Großanleger im Bündnis<br />

wollen mit Unternehmen, indie<br />

sie investierthaben, mit einer Stimme<br />

sprechen und sie zu klimaneutralem<br />

Wirtschaften bewegen. Anfangen<br />

wolle man bei Energieversorgern<br />

oder Bergbauunternehmen, die im<br />

großen Stil an der Produktion oder<br />

Verstromung fossiler Energieträger<br />

beteiligt sind. „Da ist der Emissionshebel<br />

am größten“, erklärt der Allianz-Manager.<br />

Verpflichtendes Ziel aller Großanleger<br />

sei es,bis zum Jahr 2050 ein klimaneutrales<br />

Anlageportfolio zu haben.<br />

Entweder dadurch, dass betroffene<br />

Firmen klimaneutral werden<br />

oder dadurch, dass sie aus dem Portfolio<br />

fliegen.<br />

zurückzuführen. „Einige –mit großer<br />

Hebelwirkung –sind hausgemacht.“<br />

Unzufrieden zeigt sich der Vorstand<br />

offenbar vor allem mit der Entwicklung<br />

der Liquidität. „Der Mittelabfluss,den<br />

wir zuletzt verzeichnet haben,<br />

ist nicht akzeptabel“, zitiert<br />

die <strong>Zeitung</strong> aus dem Schreiben. Die<br />

finanzielle Solidität sei die „Lebensader<br />

unseres Unternehmens“.<br />

Daimler hatte im ersten Halbjahr<br />

einen Abfluss von Finanzmitteln in<br />

Höhe von 3,3 Milliarden Euro verzeichnet.<br />

Schon damals hatte Källenius<br />

klargestellt: „Die Zahlen sind alles<br />

andere als zufriedenstellend.“<br />

Insbesondere an der Börse ist die<br />

Kassenlage ein vielbeachteter Indikator,<br />

weil sie Aufschlüsse gibt über<br />

die Möglichkeiten zur Dividendenzahlung<br />

und für Investitionen. (dpa)<br />

Zinstief<br />

setzt deutschen<br />

Banken zu<br />

Müssen die Kunden<br />

jetztmehrbezahlen?<br />

Von Jörn Bender<br />

Immer mehr Geldhäuser schließen<br />

angesichts der Dauerbelastung<br />

durch das Zinstief Minuszinsen für<br />

ihreKunden nicht mehr aus.Mehrals<br />

40 Prozent der kleinen und mittleren<br />

Institute in Deutschland planen<br />

einer Umfrage der Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin)undderBundesbankzufolgemittelfristig<br />

die Weitergabe von negativenZinsen.<br />

Beider letzten Erhebung<br />

vorzweiJahren waren es erst 24 Prozent.<br />

Nach derzeitigen Planungen<br />

würden 9Prozent auch Einlagen von<br />

Privatkunden nicht verschonen.<br />

„Die grundsätzliche Bereitschaft<br />

ist da, und das ist auch nicht verwunderlich“,<br />

sagte Bundesbank-Vorstand<br />

Joachim Wuermeling am Montag.<br />

Noch seien die Ergebnisse der<br />

meisten Institute solide,aber der ungünstige<br />

Mix aus schwächelnder<br />

Konjunktur und anhaltender Niedrigzinsphase<br />

erhöht den Handlungsdruck<br />

für die Branche. „Die Banken<br />

waren Ende 2018 eigentlich der Auffassung,<br />

sie sind durch das Taldurch<br />

und dachten, jetzt wird es wieder<br />

besser“, sagte Wuermeling. Doch die<br />

jüngsten Entscheidungen der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) machten<br />

alle Hoffnung zunichte.<br />

Nurein kleiner Überschuss<br />

Geschäftsbanken müssen nun<br />

0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie<br />

überschüssiges Geld bei der EZB parken.<br />

Obwohl die Notenbank einen<br />

Teil über Freibeträge verschont,<br />

bleibt das eine Milliardenbelastung.<br />

Die Branche spricht von einer „Art<br />

Strafsteuer“. Einzelne Institute geben<br />

die Negativzinsen der EZB bereits<br />

an Unternehmen oder große Investoren<br />

wie Fonds weiter. Inmanchem<br />

Haus werden auch vermögende<br />

Privatkunden zur Kasse gebeten.<br />

Nach Wuermelings Angaben nehmen<br />

die Institute in Deutschland zusammengenommen<br />

unterm Strich<br />

etwas mehr an Negativzinsen von<br />

ihren Kunden ein, als sie Positivzinsen<br />

an ihre Kunden zahlen. „Es wird<br />

ein kleiner Überschuss erwirtschaftet,<br />

aber nicht substanziell.“<br />

Insgesamt sei ein weiterer Rückgang<br />

der Gewinne in den nächsten<br />

Jahren „sehr wahrscheinlich“, stellten<br />

Bafin und Bundesbank fest. Die<br />

Bankenaufseher befragten von April<br />

bis Anfang Juni 1412 Banken und<br />

Sparkassen zu Ertragskraft und Widerstandsfähigkeit<br />

im Niedrigzinsumfeld<br />

–all jene,die direkt vonBafin<br />

und Bundesbank beaufsichtigt werden.<br />

Das sind 89 Prozent der heimischen<br />

Institute und gemessen an der<br />

Bilanzsumme 38 Prozent des deutschen<br />

Markts.<br />

„Bereinigung“ desMarkts<br />

Die Geldhäuser mussten auf Basis<br />

ihrer Zahlen zum Jahresende 2018<br />

beantworten, wie ihre Pläne und<br />

Prognosen auf fünf Zinsszenarien für<br />

den Zeitraum 2019 bis 2023 reagieren<br />

würden.In einemStresstestsimulierten<br />

sie zudem ihre Ertragslage für<br />

2019 bis 2021 –unter anderem im Fall<br />

eines schweren wirtschaftlichen Abschwungs.ImDurchschnitt<br />

seien die<br />

Institute „auch im Stressfall –und das<br />

gilt für die ganz überwiegende Anzahl<br />

der Institute –solide kapitalisiert“,<br />

sagte der oberste Bankenaufseher<br />

der Bafin, Raimund Röseler.Allerdings<br />

konnte eine „mittlere zweistellige<br />

Anzahl vonBanken“ im harten<br />

Stressszenario die Kapitalanforderungen<br />

nicht erfüllen.<br />

„Irgendwann leben die Institute<br />

nur noch von der Substanz, und das<br />

schaffen sie unterschiedlich lange“,<br />

sagte Röseler. Errechne daher mit<br />

einer „Bereinigung“ des Markts und<br />

weiteren Fusionen, insbesondere in<br />

den Verbünden –also bei Sparkassen<br />

und Volksbanken. Eine „Flut von<br />

Bankenpleiten“ in den kommenden<br />

Jahren erwarte er nicht. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Langer<br />

Abschied von<br />

Kaeser<br />

Das Ende der Amtszeit des<br />

Siemens-Chefs ist in Sicht<br />

Von Carsten Hoefer<br />

Siemens-Chef Joe Kaeser ist einer<br />

der bekanntesten deutschen Spitzenmanager–undfolgtbeiseinembevorstehenden<br />

Abschied einem Leitspruch,<br />

dessen Umsetzung wenigen<br />

gelingt:Geh,wennesamschönstenist.<br />

Denn zum nahenden Ende der Ära<br />

Kaeser steht der Münchner Industriekonzernzweifellos<br />

besser da als zu Beginn<br />

2013. Kaesers zwei Amtsvorgänger<br />

Klaus Kleinfeld und Peter Löscher<br />

mussten den Siemens-Chefsessel jeweils<br />

vorzeitig räumen, nun wird es<br />

wieder einen geregelten Wechsel geben.<br />

Der Vertrag des 1957 geborenen<br />

Niederbayern läuft Anfang 2021 aus,<br />

der Siemens-Aufsichtsrat bestellte<br />

Technik-Vorstand Roland Busch vergangeneWochezumstellvertretenden<br />

Vorstandsvorsitzenden. Diese Aufgabe<br />

gab es vorher nicht im Vorstand,<br />

Busch ist damit quasi offiziellerKronprinz.<br />

Vieldeutige Formulierung<br />

DieSiemens-Aufseherhabensichaber<br />

in einer vieldeutigen Formulierung<br />

sämtliche Optionen offen gehalten:<br />

„Über die Nachfolge und den Zeitpunkt<br />

der Nachfolge vonJoe Kaeser als<br />

Vorstandsvorsitzendem der Siemens<br />

AG wird der Aufsichtsrat im Sommer<br />

2020 entscheiden“, hieß es in der Mitteilung.<br />

Das lässt sowohl zeitlich als<br />

auchpersonellSpielrauminjederHinsicht:<br />

Eine Lesart ist, dass Kaeser bereits<br />

vorEnde seines Vertrags den Stab<br />

übergeben soll. Doch ist zumindest<br />

theoretischnichteinmaleineVertragsverlängerung<br />

ausgeschlossen. Und<br />

eine Jobgarantie für Busch bedeutet<br />

die Formulierung ebenfallsnicht.<br />

Eine Art Vermächtnis-Aufsatz hat<br />

Kaeser bereits veröffentlicht: Im „Harvard<br />

Business Manager“ zog erseine<br />

Bilanz der vergangenen 40 Siemens-<br />

Jahre, Überschrift: „Gewinne sind<br />

nicht das einzige Ziel“. Der Manager<br />

macht sichzum Fürsprecher eines inklusivenKapitalismus,der<br />

der Gesellschaft<br />

dienen soll.<br />

Siemens-Beschäftigten, die das<br />

Papier studieren, fällt daran allerdings<br />

etwas auf: Kaeser hat Siemens in den<br />

vergangenen sechs Jahren systematisch<br />

auf höhere Gewinnmargen getrimmt.<br />

Undinder 2018 beschlossenen<br />

„Vision 2020+“ hat sich der Siemens-Vorstand<br />

unter Kaesers Ägide<br />

für die Zukunft dauerhaft hohe Renditeziele<br />

verordnet, die der Konzern in<br />

dieser Form in der Vergangenheit nie<br />

erreichthat.KaeseristgelernterFinanzer,<br />

kein Ingenieur.<br />

Arbeitnehmervertreter billigen<br />

dem rastlosen Kaeser zu,dass er kein<br />

eiskalter Manager, sondern tief überzeugtist,dasBestefürSiemensunddie<br />

Mitarbeiter zu wollen. Anders als andereDax-Konzernchefs<br />

mischt Kaeser<br />

sich in die Tagespolitik ein und bezieht<br />

Stellung gegen Rechtspopulisten, was<br />

ihm sogar Morddrohungen einbrachte.Doch<br />

auch in dieser Hinsicht ist das<br />

Bild ein wenig widersprüchlich: Siemens<br />

macht gute Geschäfte mit Staaten<br />

wie der Volksrepublik China, in<br />

denensichdiepolitischeRepressionin<br />

den vergangenen Jahren massiv verschärft<br />

hat. (dpa)<br />

Joe Kaeser bezieht Stellung gegen<br />

Rechtspopulisten. FOTO: IMAGO IMAGES/PHOTOTHEK<br />

VonJan Petermann<br />

Volkswagen hat mit der<br />

Produktion eigener Batteriezellen<br />

für Elektroautos<br />

begonnen. Am Montag<br />

eröffneteder KonzernimWerkSalzgitter<br />

eine Pilotfertigung für Kleinserien.<br />

Zunächst sollen so weitere<br />

Erfahrungen gewonnen werden –<br />

das Projekt könnte aber auch die Basis<br />

für eine Zellherstellung imgroßen<br />

Rahmen sein. Bis zum Jahreswechsel<br />

2023/24 werden in Salzgitter<br />

mehr als eine Milliarde Euro investiert.<br />

Dann soll auch eine mit<br />

dem schwedischen Partner Northvolt<br />

gebaute Zellfabrik in Betrieb gehen.<br />

Mittelfristig sollen mehr als 1000<br />

Jobs in Salzgitter entstehen–300 im<br />

jetzt eröffneten Entwicklungszentrum,<br />

weitere 700 im Gemeinschaftsunternehmen<br />

mit Northvolt.<br />

Die Zellfabrik wird ab dem kommenden<br />

Jahr errichtet, sie ist auf die<br />

Größenordnung von 16 Gigawattstunden<br />

(GWh)ausgelegt.<br />

„Der Start der<br />

Pilotlinie ist ein<br />

wichtiges Signal für<br />

den weltgrößten<br />

Automobilhersteller.“<br />

Bernd Althusmann, niedersächsischer<br />

Wirtschaftsminister (CDU)<br />

„Durch die Bündelung der Kompetenzen<br />

am Standortstellen wir sicher,dass<br />

wir die Weiterentwicklung<br />

der Batteriezellen als Schlüsselkomponente<br />

der Elektrifizierung selbst<br />

vorantreiben und schnell in die Serienfertigung<br />

überführen können“,<br />

sagte VW-Beschaffungsvorstand<br />

Stefan Sommer. Inder ersten Stufe<br />

handele es sich um eine reine Pilotanlage,<br />

deren Zellen für Prototypen<br />

bestimmt sind. Die Kapazität liege<br />

dabei zunächst unterhalb einer<br />

GWh, langfristig peile man konzernweit<br />

150 GWh an. Eine eigene Zellfertigung<br />

war für die deutschen<br />

Autohersteller bisher zu teuer, sie<br />

kauften die Komponenten von Zulieferernvor<br />

allem aus Asien ein.<br />

In Salzgitter erproben rund 300<br />

Mitarbeiter neue Fertigungsverfahrenfür<br />

Lithium-Ionen-Akkus.Dafür<br />

steckt der Konzern zunächst 100<br />

Millionen Euro in den Standort. Der<br />

Großteil der derzeit 8000 Beschäftigten<br />

im Werk ist in der Produktion<br />

von Verbrennungsmotoren einge-<br />

Volkszellen aus Salzgitter<br />

VW lässt neue Fertigungsverfahren für Lithium-Ionen-Akkus erproben<br />

Daimler: Der Stuttgarter Konzernstellte seinen<br />

Ausflug in die Zellproduktion im sächsischen<br />

Kamenz schon Ende 2015 ein. Sie war<br />

nicht konkurrenzfähig mit den Billigzellen aus<br />

Asien. 2018 schloss Daimler Lieferverträge<br />

im Wert von20Milliarden Euro. Der Autobauer<br />

gibt vor, was die Zellen können sollen,<br />

und baut sie dann in seine Batterien ein. Zu<br />

den Partnernzählt Farasis Energy(China).<br />

WASMACHT DIE KONKURRENZ?<br />

BMW: Die Münchner bauen die Batterien für<br />

ihre Hybrid- und E-Autos selbst, etwa im Werk<br />

Dingolfing.Die Zellen werden externeingekauft.<br />

Das dürfte vorläufig so bleiben. „Es<br />

gibt keine Pläne, selbst in die Produktion einzusteigen“,<br />

so ein Sprecher.EineForschung<br />

zu Batteriezellen und Elektrochemie hat jedoch<br />

auch BMW aufgebaut, um mit Lieferanten<br />

auf Augenhöhe verhandeln zu können.<br />

In der ersten Liga<br />

setzt. Wie viele von ihnen „durch<br />

Hochfahren der Batteriezelle transformiert<br />

werden können“, sei noch<br />

nicht klar, erklärte Sommer. „Wir<br />

werden uns bemühen.“ Ein Drittel<br />

der Mitarbeiter in der Pilotfertigung<br />

stamme heute bereits aus der eigenen<br />

Belegschaft.<br />

Nach Angaben von Betriebsratschef<br />

Bernd Osterloh ist die eigene<br />

Produktion der Zellen schon wettbewerbsfähig.<br />

„Die Preise liegen<br />

teilweise unter dem Niveau des<br />

Marktes.“ Osterloh wies darauf hin,<br />

dass die Pilotfertigung konzernintern<br />

allerdings lange umstritten<br />

war: „Wir dürfen nicht vergessen,<br />

werden Weggeebnet hat.“ Seit 2010<br />

habe die Mitarbeitervertretung eine<br />

eigene Zellfabrik gefordert.<br />

Niedersachsens Wirtschaftsminister<br />

Bernd Althusmann (CDU)<br />

sagte,der Startder Pilotlinie sei „ein<br />

wichtiges Signal für den weltgrößten<br />

Automobilhersteller“. Er machte jedoch<br />

auch klar, die Mitarbeiter von<br />

Volkswagen müssten „mitgenommen<br />

werden“. Weil für die E-Mobilität<br />

insgesamt weniger Arbeitsvolumen<br />

nötig ist als für den Bauvon Verbrennungsmotoren,<br />

dürften viele<br />

klassische Jobs in der Branche wegfallen,<br />

während in neuen Bereichen<br />

Stellen geschaffen werden. Bundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil (SPD)<br />

erklärte: „Mit der Entscheidung für<br />

Salzgitter wird der Grundstein gelegt<br />

für eine moderne Batteriezellproduktion<br />

in unserer Heimatregion.“<br />

In seiner Einheit für konzerninterne<br />

Zulieferungen wie Motoren,<br />

Getriebe oder Lenkungen hat Volkswagen<br />

inzwischen einseparates Geschäftsfeld<br />

für Batteriezellen aufgebaut.<br />

An dem Gemeinschaftsunternehmen<br />

für den geplanten Werksbau<br />

in Salzgitter halten die Wolfsburger<br />

und Northvolt je die Hälfte<br />

der Anteile. Volkswagen investiert<br />

900 Millionen Euro in die Gemeinschaftsfirma<br />

sowie in Northvolt<br />

selbst.<br />

Auch eine Forschungsanlage für<br />

das Batterierecycling ist Teil der Kooperation.<br />

Sie soll 2020 die Arbeit<br />

aufnehmen. (dpa)<br />

Die Aktie des TriebwerksbauersMTU hat einen sagenhaften Aufstieghintersich undnotiert jetztimDax<br />

Von Roland Losch<br />

Der Münchner Triebwerksbauer<br />

MTU spielt seit Montag in der<br />

obersten Börsenliga mit. DiePremiere<br />

wurde allerdings von der Debatte<br />

über die Folgen des Klimas fürs Fliegen<br />

und der Insolvenz des Touristikkonzerns<br />

Thomas Cook überschattet,zudemauchderdeutscheFerienflieger<br />

Condor und andere Airlines<br />

mit rund 100 Flugzeugen gehören.<br />

Die MTU-Aktie gab bei ihrem Dax-<br />

Einstand am Montag zunächst rund<br />

ein Prozent nach, etwas mehr noch<br />

als der Dax.<br />

Die Deutsche Börse hatte MTU<br />

vordreiWochen zum Nachfolger des<br />

Stahlriesen Thyssenkrupp im Deutschen<br />

Aktienindex (Dax) der 30 wichtigsten<br />

Konzerne gekürt. Nun wurde<br />

die Änderung wirksam.<br />

DamitistMTUauchstärkerimFokus<br />

der Anleger, vor allem auch ausländischer<br />

Investoren. Dabei sind<br />

VW-MitarbeiterimReinraum zurZellproduktion in Salzgitter.<br />

Turbinenfertigung bei derMTU Aero Engines AG.<br />

FOTO: JULIAN STRATENSCHULTE/DPA<br />

FOTO: MTU AERO ENGINES/DPA<br />

schon heute die US-Investoren Capital<br />

Group und Blackrock die größten<br />

MTU-Aktionäre.<br />

Das Unternehmen stellt Triebwerke<br />

für Flugzeuge von Airbus und<br />

Boeing her,zusammen mit Partnern<br />

wie Pratt &Whitney.Außerdem baut<br />

es die Antriebe für Militärjets wie den<br />

Eurofighter.Für die Antriebe des modernisierten<br />

Airbus-Mittelstreckenjets<br />

A320neo haben die Münchner<br />

erstmals eine eigene Endfertigungslinie<br />

aufgebaut.<br />

Und MTU baut Triebwerke nicht<br />

nur –einen großen Teil seines Gewinns<br />

erwirtschaftet MTU mit der<br />

Wartung und Reparatur.Ist einFlugzeug<br />

erst mal verkauft, verdient MTU<br />

„Die Preise der Zellen<br />

liegen teilweise unter<br />

dem Niveau des<br />

Marktes.“<br />

Bernd Osterloh, Betriebsratschef<br />

von Volkswagen<br />

daran noch viele Jahre. Bei der Instandhaltung<br />

und Reparatur des<br />

V2500 etwa, dem Antrieb der Airbus-<br />

A320-Familie,ist MTU nach eigenen<br />

Angaben weltweit führend. Für die<br />

Bundeswehr ist MTU Partner bei der<br />

Wartung fast aller Luftfahrtantriebe.<br />

Im laufenden Jahr rechnet Vorstandschef<br />

Reiner Winkler mit einem<br />

Umsatzwachstum auf 4,7 Milliarden<br />

Euro und einem Gewinnanstieg auf<br />

rund 750 Millionen Euro vor Zinsen<br />

und Steuern. Ein günstiger Produktmix<br />

und ein gutes Wartungsgeschäft<br />

in China sorgen für Rückenwind.<br />

In den vergangenen drei Jahren<br />

hat sich der Börsenkurs vonMTU fast<br />

verdreifacht. Inzwischen ist das<br />

Unternehmen, das 10000 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, 12,4 Milliarden Euro<br />

wert.Der Aufstieg in den Daxist aber<br />

längst im Aktienkurs eingepreist.<br />

Schon seit der Entscheidung der<br />

Deutschen Börse hat die Aktie leicht<br />

nachgegeben. (dpa)<br />

DAX-30 in Punkten<br />

24.6.19<br />

24.6.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 12342,33 (–1,01 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

24.6.19<br />

Stand der Daten: 23.09.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

23.9.19<br />

▼ 64,49 (–0,43 %)<br />

23.9.19<br />

▼ 1,0985 (–0,41 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom23.09.zum Vortag<br />

RWESt. 28,57 +1,35 WWW<br />

Rocket Internet 23,34 +1,30 WWW<br />

Lufthansa vNA 14,22 +0,99 WW<br />

Dialog Semic.NA 43,46 +0,95 WW<br />

TAGImmobilien 20,60 +0,49 WW<br />

Carl Zeiss Meditec 103,80<br />

Verlierer<br />

+0,48 WW<br />

23.9.19<br />

ausDAX und MDAXvom 23.09. zumVortag<br />

Commerzbank 5,30 WWWWWWWWWWW –7,46<br />

K+SNA 12,89 WWWWWWWWWW –6,70<br />

SartoriusVz. 168,80 WWWWWWW –4,20<br />

ProSiebenSat.1 12,97 WWWWWW –3,71<br />

Kion Group 46,62 WWWWWW –3,52<br />

DeutscheBank NA 7,05 WWWWWW –3,50<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 23.09. ±% z. 20.09.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,96<br />

3578/2909 3536,97<br />

CAC 40(FR) – 1,05<br />

5696/4556 5630,76<br />

S&P UK(UK) – 0,25<br />

1562/1323 1480,59<br />

RTS (RU) – 0,28<br />

1414/1033 1373,49<br />

IBEX (ES) –0,93<br />

9588/8286 9093,60<br />

Dow Jones (US) +0,18<br />

27399/21713 26982,92<br />

Bovespa (BR) – 0,48<br />

106650/77005 104317,30<br />

Nikkei (JP) +0,16<br />

24448/18949 22079,09*<br />

Hang Seng (HK) – 0,86<br />

30280/24541 26205,09<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,33<br />

1657/1350 1571,68<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,40 0,40<br />

Ikano Bank **<br />

ikanobank.de 0,34 0,34 0,34<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,30 0,30 0,30<br />

ING *<br />

ing.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,16 0,16 0,15<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

UN-Vollversammlung<br />

ZITAT<br />

Trumps entzweite<br />

Nationen<br />

KarlDoemens<br />

sieht die USA außenpolitisch zunehmend<br />

isoliert.<br />

Bei seinem ersten Auftritt an diesem<br />

Ortvor zwei Jahren stellte er die „korrupte<br />

Diktatur“ des Iran auf eine Stufe mit<br />

Nordkorea, dem er mit der totalen Zerstörung<br />

drohte. Zwölf Monate später brüstete<br />

er sich mit der Aufkündigung des<br />

„schändlichen“ Atomabkommens. Wenn<br />

US-Präsident Donald Trump an diesem<br />

Dienstag zum dritten Malvor die Vollversammlung<br />

der Vereinten Nationen tritt,<br />

hat er dem Iran wiederholt mit einem Militärschlag<br />

gedroht und das Land mit<br />

Wirtschaftssanktionen stranguliert. Doch<br />

seinem ursprünglichen Ziel, den Mittleren<br />

Osten sicherer zu machen und Teheran<br />

dauerhaft von der Entwicklung einer<br />

Atombombe abzuhalten, ist er keinen<br />

Schritt näher gekommen.<br />

Im Gegenteil: Nicht nur hat der Iran die<br />

Arbeit an seinem Nuklearprogramm wieder<br />

aufgenommen. Die Mullahs sind mit<br />

Trump in einen wahnwitzigen Wettbewerb<br />

getreten, wer beim Spiel mit dem<br />

Feuer die stärkeren Nerven hat. Mitseiner<br />

„Politik des maximalen Drucks“ hat der<br />

US-Präsident die Region weiter destabilisiert<br />

und sich selbst in eine fatale diplomatische<br />

Sackgasse gesteuert.<br />

Seine sprunghafte Politik muss dieVerbündeten<br />

beunruhigen. Keine Denkfabrik<br />

gibt derzeit die außenpolitische Linie<br />

der USA vor. Der Präsident lässt sich alleine<br />

von seinem Narzissmus, seinem<br />

Bauchgefühl und seiner Sucht nach Fernsehbildernleiten.<br />

Er will„Feuer und Zorn“<br />

versprühen, spürt aber den Widerwillen<br />

seiner Wähler gegen weitere militärische<br />

Abenteuer und versucht sich deshalb als<br />

genialer Dealmaker zu inszenieren, der<br />

im Scheinwerferlicht den Gegner über<br />

den Verhandlungstisch zieht.<br />

Das hat schon mit Nordkorea nicht<br />

funktioniert, wo Machthaber Kim Jong-<br />

Un unter dem Zuckerguss seiner Schmei-<br />

Die Situation<br />

am Golf ist wesentlich<br />

gefährlicher als<br />

zu Zeiten des<br />

von Trump<br />

verteufelten<br />

Atomabkommens.<br />

cheleien weiter Raketen testet. Im Iran<br />

droht es ins Fiasko zu führen. Offenbar<br />

haben die Mullahs in Teheran Trumps innere<br />

Widersprüche längst durchschaut<br />

und als Schwäche ausgelegt. Dass Ruhani<br />

nun zur Vollversammlung eine eigene<br />

„Koalition der Hoffnung“ zur Sicherung<br />

der Schifffahrt ander Straße von Hormus<br />

ankündigt, spricht gleichermaßen für<br />

eine gewaltige Chuzpe wie für taktisches<br />

Geschick.<br />

Trump hingegen hat seine engsten<br />

Verbündeten mit der einseitigen Kündigung<br />

des Atomabkommens vor den Kopf<br />

gestoßen. Wie tief die Entfremdung ist,<br />

zeigt sein Terminplan in der UN-Woche:<br />

Weder ein Gespräch mit der deutschen<br />

Kanzlerin Angela Merkel noch mit dem<br />

französischen Präsidenten Emmanuel<br />

Macron sind geplant. Und während die<br />

Außenminister von Deutschland, Frankreich,<br />

Großbritannien, Russland und<br />

China am Mittwoch mit ihrem iranischen<br />

Kollegen mögliche Auswege aus der Krise<br />

ausloten wollen, wird US-Außenminister<br />

Mike Pompeo für eine weitere Isolierung<br />

der Mullahs trommeln.<br />

Man muss schon sehr optimistisch<br />

sein, um zu glauben, dass diese Kakophonie<br />

zum Erfolg führt. Bislang hat der<br />

ganze Druck der Trump-Regierung die<br />

Mullahs nur noch aggressiver werden lassen.<br />

Die Situation am Golf ist wesentlich<br />

gefährlicher als zu Zeiten des von Trump<br />

verteufelten Atomabkommens. Der US-<br />

Präsident könnte froh sein, wenn er noch<br />

einmal so einen Deal abschließen könnte.<br />

Stattdessen steuert er auf einen Showdown<br />

zu, bei dem keine Seite gewinnen,<br />

aber alle sehr viel verlieren können.<br />

Aus der Not eine Tugend<br />

Die deutsche Sprache hat die sympathische,<br />

doch schwierige Eigentümlichkeit,<br />

dass sie beim Reden<br />

vom Ort der Herkunft das<br />

klangreiche Wort „Heimat“ anbietet –klangreich<br />

deswegen, weil es das Herkommen, Zurückkehrenwollen<br />

und Träumen von einem<br />

vergangenen Zustand in einem Ausdruck zusammenzieht.<br />

Zum Verständnis der Sache<br />

führen andereSprachen weiter.<br />

Im amerikanischen Englisch kann man<br />

ohne Pathos sagen: Home is where westart<br />

from. Das ist ein aufschlussreicher Satz –vor<br />

allem deswegen, weil Amerikaner,die sich zu<br />

ihm bekennen, fürs erste allesamt nicht von<br />

dort kommen, wo sie heute leben. In einem<br />

Einwanderungsland meint die Rede von<br />

being at home per se etwas anderes als in Ländern<br />

mit seit langem „bodenständigen“ Bevölkerungen.<br />

Dennoch ist evident, dass Amerikaner,obschon<br />

sie in ihrer großen Mehrheit<br />

aus Einwanderernund Zuwandernbestehen,<br />

die Erfahrung des Zu-Hause-Seins nicht entbehren<br />

wollen. Das Experiment der Mobilitätsgesellschaft<br />

beweist: Das Zu-Hause-Sein-<br />

Können ist offensichtlich eine Mitgift der beweglich<br />

gewordenen Menschen und nicht ein<br />

Privileg derer,die meinen, die Menschen und<br />

ihreLandschaften seien irreversibel miteinander<br />

verklebt.<br />

Zu den bizarren Erfindungen der Amerikaner<br />

gehören die mobile homes,das heißt jene<br />

vom Boden abhebbaren Einfamilienhäuser,<br />

die man auf Lastwagen in beliebig weit entfernte<br />

Gegenden transportieren kann, um sie<br />

an neuer Stelle abzusetzen. Dasmobile home<br />

bringt eine Tatsache von anthropologischer<br />

Reichweite zum Vorschein: Der Mensch ist<br />

von Grund auf ein Wesen, das aufs Wohnen<br />

hin angelegt ist; seinVerhältnis zur Umgebung<br />

derWohnung jedoch bleibt mobil und reversibel.<br />

Wenn die Amerikaner auch kein Wort haben,<br />

das unser Nationalwort „Heimat“ mit all<br />

seinen Nebentönen wiedergibt, teilen sie mit<br />

uns und allen Menschen in vergleichbaren Situationen<br />

die Erfahrung des Ausgehens und<br />

Erwartungsgemäß hacken viele auf dem<br />

Klimakompromiss der Bundesregierung<br />

herum. Vorneweg behaupten die Sprecher<br />

der Linken, Bernd Riexinger und Dietmar<br />

Bartsch, die Vorschläge der Regierung seien<br />

„unsozial und ineffektiv“ und die vorgesehenen<br />

höheren Kraftstoffpreise Gift, weil sie<br />

„die Geringverdiener besonders hart“ träfen.<br />

Und überhaupt sei gute Klimapolitik nur<br />

dann zu machen, wenn man die „superreichen<br />

Multimillionäre“ kräftig schröpfe. Abgesehen<br />

davon, dass die tatsächlich ineffektive<br />

linke <strong>Berliner</strong> Bausenatorin Katrin<br />

Lompscher einen flächendeckenden „Mietendeckel“<br />

von 6,50 Euro pro Quadratmeter<br />

forderte,der die energetische Sanierung von<br />

Wohngebäuden gewiss nicht voranbringen<br />

wird, habe ich noch diesen Wunsch: Nachdem<br />

es der CDU/CSU gelungen ist, den<br />

schon fast vergessenen Volker Kauder aus<br />

dem Amt und dem Fernsehen zu verbannen,<br />

wäre eszuschön, wenn uns auch Die Linke<br />

mit etwas lebhafteren, sprechblasenarmen,<br />

gar einfallsreichen Sprechernerfreute.<br />

Mitkonsistenten Vorschlägen zum Klimaschutz<br />

hat sich die FDP noch nie abgemüht.<br />

Ihr Vorsitzender Christian Lindner, dem es<br />

politisch schon besser ging, verhöhnt die Regierungsvorschläge<br />

als „hektischen Flickenteppich“.<br />

Selbst wenn das stimmte, wäre ein<br />

solcher Teppich besser als das völlig gleichgültige,<br />

blanke Nichts Lindners. Ähnlich äußertsich<br />

die AfD.Sie spricht verächtlich vom<br />

„Klimaaktionismus“ und sorgt sich gemeinsam<br />

mit der Linken um den pendelnden „är-<br />

Zehn Debatten in zehn Wochen.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,der Tagesspiegel und die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung feiern30Jahre Meinungsfreiheit.<br />

Diese Woche: Wasist Heimat?<br />

Argumente und Ideen bitte an<br />

leser-blz@dumont.de; Stichwort: Meinungsfreiheit<br />

Alle Debatten online unter<br />

berliner-zeitung.de/meinungsfreiheit<br />

Lizenz zum<br />

Aufbruch<br />

PeterSloterdijk<br />

ist Philosoph und Buchautor.Ermeint, dass Treue zu einem<br />

schlechten Platz keine Tugend ist.<br />

KOLUMNE<br />

Das Klimapaket<br />

verdient<br />

Respekt<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Nachhausekommens.Ganzohne das Zurück<br />

geht es nicht. Das home, die Heimat, erklärt<br />

sich als der Ort, wo deine Traumata auf SpeichernuntermDach,<br />

in versiegelten Schubladen,<br />

in vergessenen Kellerregalen wieder<br />

zum Sprechen kommen. In diesem Sinn wärenhome<br />

und Heimat Orte,andenen wir die<br />

Verletzungen, die Konfusionen, die Halbheiten,<br />

von denen wir herkommen, wieder aus<br />

der Nähe studieren können. SiebildenAreale<br />

des Gedächtnisses, indenen die dunkle Materieder<br />

verlorenen Zeit abgelegt ist.<br />

Der zweite Weg, sich aus dem Dunstkreis<br />

des deutschen Heimatbegriffs zu entfernen,<br />

führtwie üblich in den Süden. Es sind die Römer,<br />

denen man den zweiten maßgeblichen<br />

Satz über das Wesenvon In-der-Heimat-Sein<br />

verdankt: ubi bene ibi patria –woesdir gut<br />

geht, dort bist zu zuhause. Sieht man näher<br />

zu, lässt sich in dem schlichten Satz ein reiches<br />

Potenzial an subversiven Bedeutungen entdecken.<br />

Er ruft geradezu nach einer kritischen<br />

Umkehrung: Wo es dir nicht gut geht, da bist<br />

du nicht zuhause –oder besser noch: da musst<br />

du nicht länger bleiben. Treue zu einem<br />

schlechten Platz ist keine Tugend.Wasauf den<br />

ersten Blick das Motto eines robusten Ortspatriotismus<br />

zu sein schien, erweist sich bei näherer<br />

Betrachtung als Lizenz zum Aufbruch.<br />

Damit verändern sich Sinn und Richtung des<br />

patria-Komplexes: Wenn er zunächst und zumeist<br />

das Herkommen bezeichnet, mit seinen<br />

Frachten an hellen und dunklen Erinnerungen,<br />

so kann er in zweiter Lesung auch einen<br />

Ort inder Zukunft bezeichnen, wo wir aufatmend<br />

sagen können: ibi bene,hier lässt es sich<br />

aushalten. Es muss ja nicht jenes Gasthaus<br />

Zum ewigen Frieden sein, an das Immanuel<br />

Kant in seiner gleichnamigen Schrift mit grimmiger<br />

Ironie erinnerte.Aus der Sicht der Gäste<br />

jenes Hauses sind freilich alle Lebenden bloße<br />

Migranten; das Leben selbst ist nichts anderes<br />

als komparative Exilforschung. Was könnte<br />

man denTotenantworten? Außer dass Heimat<br />

eben dies bedeutet: das wie auch immer vorübergehende<br />

Dasein in einem Nicht-Exil.<br />

meren Teil der Bevölkerung“. Die Grünen<br />

wollen im Bundesrat „noch mehr herausholen“.<br />

Dagegen hätte ich nichts, möchte aber<br />

Folgendes fragen: Geht es dem Klima unter einer<br />

grünen Bezirksregierung in Friedrichshain-Kreuzbergbesser<br />

als anderswo?Hat der<br />

grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann<br />

in seiner achtjährigen Amtszeit das<br />

Klima in Baden-Württemberg–gemessen am<br />

CSU-regierten Bayern – nachhaltig verbessert?<br />

Man erinnere sich in diesem Zusammenhang<br />

auch kurzandie rot-grüneBundesregierung<br />

unter Gerhard Schröder und<br />

Joschka Fischer. War damals vom Kohleausstieg<br />

die Rede oder vonbetrügerischen Autokonzernen?<br />

Neben dem „Automann“ Schröder<br />

haftet mir Umweltminister Jürgen Trittin<br />

(Grüne) im Gedächtnis,dem dasDosenpfand<br />

mehr am Herzen lagals CO 2 -Emissionen.<br />

Ichmache daraus niemandem einen Vorwurf.<br />

DieZeiten, dasWissen und die Einsichten<br />

ändernsich. Ichratedringend, die „Eckpunkte<br />

für das Klimaschutzprogramm 2030“<br />

der Bundesregierung zu lesen. Die22eng beschriebenen<br />

Seiten sind im Internet leicht zu<br />

finden. Wohnungs- und Hauseigentümer<br />

können und sollen sich Gedanken machen,<br />

wann sie ihre Heizungsanlagen erneuern.<br />

Leute, die in den nächsten Jahren ein neues<br />

Auto kaufen möchten, können ihre Optionen<br />

überdenken. Die Bahn wird wesentlich<br />

verbessert. Sehr wichtig und für weitereForschungen<br />

maßgeblich: Der bei bestimmten<br />

Wetterlagen überschüssige Wind- und Sonnenstrom<br />

soll in Wasserstoff umgewandelt<br />

und dann als absolut sauberer Treibstoff für<br />

Brennstoffzellen eingesetzt werden.<br />

Die schieren Tatsachen und der öffentliche<br />

Druck einer, wie ich behaupte, gesellschaftlichen<br />

Minderheit haben die Regierung<br />

zum Handeln bewogen. Jetztkommt es<br />

darauf an, die Mehrheit für die gute Sache zu<br />

gewinnen und dann den schwierigen Prozess<br />

der Veränderung umsichtig zu beschleunigen.<br />

„Ich fiebere mit, aber<br />

Mamas und Papas müssen<br />

den Mund halten, das ist<br />

Trainersache. Ich habe<br />

bisher vielleicht zweimal<br />

etwas reingerufen.“<br />

Rafael van der Vaart, ehemaliger niederländischer<br />

Fußball-Nationalspieler und früherer HSV-Profi, hat<br />

einen Tipp für die Eltern von Nachwuchsspielern.<br />

AUSLESE<br />

Weltweiter Kampf<br />

um die Umwelt<br />

Die Klimadebatte wird auf dem Weltklimagipfel<br />

in New York fortgesetzt.<br />

Die linksliberale polnische <strong>Zeitung</strong> Gazeta<br />

Wyborcza ist skeptisch. „Kohle, Erdöl<br />

und Gas haben uns ein bequemes Leben<br />

ermöglicht –Häuser, Autos, Urlaub auf<br />

den Malediven und Mobiltelefone. Kaum<br />

jemand ist bereit, diesen Luxus aufzugeben.<br />

Doch der einzige Wegauf der Falle<br />

der Erderwärmung ist die Umstellung der<br />

Weltwirtschaft auf grüne Energie. Denn<br />

derzeit gewinnen wir 81 Prozent aus fossilen<br />

Brennstoffen“, meint der Kommentator<br />

und fragt skeptisch: „Wird die Versammlung<br />

in NewYork, zu der die Lenker<br />

der Welt mit Flugzeugen und Limousinen<br />

aus Luxushotels anreisen, wirklich einen<br />

Unterschied machen?<br />

Für die liberale schwedische Tageszeitung<br />

Göteborgs-Posten ist der Kampf ums<br />

Klima die neue Genderdebatte. „Klima<br />

und Umwelt rangieren in der Regel ganz<br />

oben bei den wichtigsten Fragen der<br />

Wähler.Das ist gut“, heißt es dort. „Das ist<br />

gut. Aber es besteht das Risiko, dass die<br />

Klimafrage dasselbe Schicksal erleidet wie<br />

die Geschlechterdebatte.Das will heißen:<br />

Dass es den Leuten einfach zu viel wird.“<br />

Auch die Londoner Financial Times sieht<br />

in dem Thema eine Herkulesaufgabe und<br />

rechnet vor, dass die globalen Emissionen<br />

um mindestens drei Prozent proJahr sinken<br />

müssten, damit das Klimaschutzziel<br />

von Paris eingehalten wird. „Im Jahr 2018<br />

stiegen sie jedoch um schätzungsweise<br />

zwei Prozent.“ Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

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Investigativ: Kai Schlieter.<br />

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Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

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Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Seit einem Jahr hilft<br />

das „Silbertelefon“<br />

einsamen Menschen<br />

Seite 11<br />

Feuer in Kabelschächten: Schienenverkehr nach Anschlag gestört Seite 11<br />

Mängel bei Studenten-Apartments: Howoge zeigt Projektentwickler an Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Die Fäden<br />

der Stadt<br />

BarbaraWeitzel<br />

bekommt eine Karte und<br />

glaubt nicht an Zufälle.<br />

Es ist noch nicht lange her, da<br />

kaufte ich in der Berlinischen<br />

Galerie einige Postkarten. Eine<br />

kaufte ich zweimal, das Motiv rührte<br />

mich so an, dass ich sofort wusste:<br />

Eine behalte ich, eine verschicke ich.<br />

An wen, stand noch nicht fest. Ich<br />

würde es, wenn ihr Zeitpunkt gekommen<br />

ist, schon wissen. Dachte<br />

ich, und dachte richtig.<br />

Aufder Karte, eine Fotografie von<br />

Friedrich Seidenstücker, liest eine<br />

junge Frau einen Brief in der Herbstsonne.Inder<br />

einen Hand hält sie den<br />

Brief, in der anderen den Umschlag,<br />

so fest, dass er schon halb zerknüllt<br />

ist. Eine Ecke berührt ihren Mundwinkel,<br />

als würde sie daran knabbern.<br />

Dass Herbst sein muss oder ein<br />

milder Wintertag, erkennt man, obwohl<br />

es ein Schwarz-Weiß-Foto ist<br />

und die Bäume im Hintergrund verschwommen,<br />

an ihrem Mantel und<br />

den Lederhandschuhen. Statt einer<br />

Mütze hat sie aber Sonne auf dem<br />

apartgescheitelten Haar.<br />

Vorvielen Jahren war ich mal mit<br />

einer Bekannten in einer Seidenstücker-Ausstellung.<br />

Das fällt mir ein,<br />

als ich auf dem Nachhauseweg eine<br />

Frau sehe, die ihr von weitem sehr<br />

ähnlich sieht. Eigentlich müsste ich<br />

die Bekannte heute noch zufällig<br />

treffen. Denn so passiertesoft, jeder<br />

weiß das. Man verwechselt Fremde<br />

mit einer vertrauten Person, und<br />

plötzlich steht sie voreinem.<br />

Ich begegne der Freundin nicht,<br />

aber denke wieder an diese wunderbaren<br />

Zufälle, als ich ein paar Tage<br />

später in einer Kirche sitze. Wie aus<br />

dem Nichts geht mir die Liedzeile„Du<br />

kannst nicht tiefer fallen als in Gottes<br />

Hand“ durch den Kopf. Es war das<br />

Lieblingslied meiner Omaund wurde<br />

auf ihrer Beerdigung gesungen.<br />

Warum esmir während dieser Taufe<br />

in den Sinn kommt, weiß ich nicht zu<br />

sagen. Eine halbe Stunde später aber,<br />

der etwa zweijährige Täufling hat<br />

trotz allem Widerstand –„kein Wasser!“<br />

–die Prozedur hinter sich, singt<br />

eine Sopranistin dieses Lied.<br />

Die Karten mit der Brieflesenden<br />

hatte ich da noch in der Tasche.Jetzt<br />

steht eine auf meinem Schreibtisch,<br />

und immer, wenn mein Blick darauf<br />

fällt, denke ich an die vielen unsichtbaren<br />

Fäden, die diese Stadt und die<br />

Menschen, die Zeiten und womöglich<br />

die Welt miteinander verbinden.<br />

Die uns in Richtungen ziehen und<br />

Sachen machen lassen. Manchmal<br />

spät, aber immer noch rechtzeitig.<br />

Undauf keinen Fall zufällig.<br />

Denn die Karte erinnert mich ja<br />

nicht nur an Fäden. Sondern auch<br />

daran, wie schön es ist, Briefe zu lesen<br />

und zu schreiben. Weil man einen<br />

Bildschirmnicht fest in der Hand halten<br />

und aufgeregt anknabbern kann.<br />

Voreiniger Zeit schrieb ich eine Mail<br />

an eine Freundin und schon während<br />

ich schrieb,kam es mir falsch vor. Die<br />

Mail hätte ein Brief sein müssen. Der<br />

Inhalt wog schwer.<br />

Vondieser Freundin kam vor ein<br />

paar Tagen eine Karte. Eine Fotografie<br />

von Friedrich Seidenstücker, die<br />

eine junge Frau beim Lesen eines<br />

Briefes zeigt. Wissend um das Gewebe<br />

der Fäden, sein Ausmaß und<br />

seine Dichte,wurde mir dennoch ein<br />

bisschen schwindlig. Undich wusste<br />

auf einen Schlag, wem ich mein<br />

zweites Exemplar schicken muss.<br />

Steinige Geschichte<br />

Das 100-Millionen-Debakel<br />

Die Sanierung des künftigenSitzesdes Gesundheitsministeriumswird nichtrechtzeitigfertig. Dashat Folgen<br />

VonUlrich Paul<br />

Eigentlich schien alles geregelt.<br />

Im vierten Quartal des<br />

kommenden Jahres sollte<br />

das Bundesgesundheitsministerium<br />

(BMG) sein neues Domizil<br />

in der Mauerstraße in Mitte beziehen.<br />

Zwei bundeseigene Altbauten<br />

werden dort für das Ressort von Minister<br />

Jens Spahn (CDU) saniert.<br />

Doch die Arbeiten verzögern sich –<br />

und der private Vermieter des bisherigen<br />

Hauptsitzes des Ministeriums<br />

versucht, daraus Kapital zu schlagen.<br />

„Eine Bauzeitverzögerung wird<br />

sich aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

trotz intensiver Bemühungen aller<br />

Beteiligten nicht vermeiden lassen“,<br />

räumt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

(BImA) jetzt auf Anfrage<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ein. Die<br />

BImA verwaltet die Immobilien des<br />

Bundes.<br />

Bisheriger Vertraggekündigt<br />

Gründe für die Verzögerungen seien<br />

„in erster Linie die allgemeinen baulichen<br />

Risiken bei der Sanierung der<br />

beiden historischen, denkmalgeschützten<br />

Gebäude,die im Krieg teilweise<br />

zerstörtund danach mehrfach<br />

umgebaut wurden“, so die BImA.<br />

DieGebäude befänden sich in einem<br />

sehr schlechten Zustand. Eine verbindliche<br />

Aussage zu einem neuen<br />

Fertigstellungstermin sei derzeit<br />

noch nicht möglich.<br />

Verschärft wird das Problem dadurch,<br />

dass der privateVermieter des<br />

bisherigen Hauptsitzes des Gesundheitsministeriums<br />

in der Friedrichstraße<br />

108 den Mietvertrag zum Jahresende<br />

2020 gekündigt hat –„unerwartet“,<br />

wie aus einem Schreiben<br />

des Finanzministeriums an den<br />

Haushaltsausschuss des Bundestags<br />

hervorgeht. Die Folgen klingen aus<br />

Sicht des Finanzministeriums alarmierend:<br />

DieUnterbringung des Gesundheitsministeriums<br />

in Berlin<br />

kann ab 2021 „nicht mehr sichergestellt“<br />

werden.<br />

Um zu verhindern,<br />

dass das Gesundheitsministerium<br />

ab 2021 auf<br />

der Straße sitzt, soll<br />

kurzfristig ein<br />

neuer Mietvertrag<br />

für den bisherigen<br />

Sitz in der Friedrichstraße<br />

abgeschlossen<br />

werden.<br />

Allerdings zu einer –<br />

wenig überraschend<br />

– sehr viel<br />

höheren Miete.Und<br />

zu einer Laufzeit,<br />

die weit über den<br />

Vertrag gekündigt: Hauptsitz des<br />

Ministeriums. UHLEMANN (2)<br />

Bau verzögertsich: Der neue Sitz<br />

des Gesundheitsministeriums.<br />

eigentlichen Verlängerungsbedarf<br />

wegen der Bauverzögerung<br />

hinaus<br />

geht.<br />

Der Eigentümer<br />

des Bürohauses<br />

biete nur einen<br />

neuen Vertrag mit<br />

einer Laufzeit von<br />

mindestens 12, 15<br />

oder 20 Jahren an,<br />

heißt es im Schreiben<br />

des Finanzministeriums. Die<br />

Variante mit einer 15-jährigen Vertragslaufzeit<br />

sei dabei das wirtschaftlichste<br />

Angebot. Laut Finanzministerium<br />

sollen sich die Mietzahlungen<br />

über 15 Jahreauf insgesamt rund<br />

106,9 Millionen Euro summieren. In<br />

Parlamentskreisen wird kolportiert,<br />

dass sich die Miete damit im Vergleich<br />

zum gekündigten Vertrag fast<br />

verdoppeln könnte. Eine offizielle<br />

Bestätigung dafür gibt es aber nicht.<br />

„Die Mietvertragsverhandlungen<br />

zum Standort Friedrichstraße 108<br />

laufen noch“, teilt die Bundesanstalt<br />

für Immobilienaufgaben<br />

mit. Die gestiegene<br />

Nachfrage<br />

an Büroflächen, vor<br />

allem im Regierungsviertel,<br />

sei in<br />

den vergangenen<br />

Jahren beim Abschluss<br />

neuer Mietverträge<br />

„mit großen<br />

Mietpreissteigerungen“<br />

einher<br />

gegangen, führt die<br />

BImA an. Der vom<br />

Vermieter der<br />

Friedrichstraße geforderte<br />

Mietpreis<br />

sei „angesichts der<br />

Lage und der Qualität<br />

der Liegenschaft<br />

marktüblich und<br />

angemessen“. Eine<br />

freundliche Umschreibung<br />

des<br />

Umstands, dass der<br />

Vermieter die Bauverzögerungen<br />

ausnutzt,<br />

um den Bund<br />

über weitere<br />

15 Jahre ansich zu<br />

binden.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Bundestagsabgeordnete<br />

Gesine Lötzsch (Linke) kritisiert<br />

das Verhalten der Regierung. „Die<br />

Bundesregierung meint, dass sie die<br />

Kündigung des Mietvertrages zum<br />

Jahresende 2020 nicht vorhersehen<br />

konnte“, sagt sie. Das sei „ausgesprochen<br />

naiv“. Lötzsch: „Wenn ein<br />

kommerziellerVermieter die Chance<br />

DPA/ANNETTE RIEDL<br />

Seit Anfang September legt das Landesdenkmalamt untergegangene<br />

StadtquartiereinMitte am heute verkehrsumtosten Molkenmarkt frei.<br />

Dabei traten auch Bruchstücke des Roten Rathauses zutage, das im<br />

Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde. Von den Grabungen verspricht<br />

sich Landeskonservator Christoph Rauhut „vielfältige Spuren<br />

aus 800 Jahren Stadtgeschichte“. Danach kann zwischen Molkenmarkt<br />

und Klosterkirche der BauneuerWohnviertel beginnen. Dafür muss die<br />

autobahnbreite Grunerstraße verlegt und verschwenkt werden.<br />

hat, seine Mieteinnahmen zu verdoppeln,<br />

dann kündigt er den Vertrag,<br />

um höhere Renditen zu erwirtschaften.“<br />

Gesundheitsminister<br />

Spahn sei „offensichtlich noch nicht<br />

im Kapitalismus angekommen“.<br />

Lötzsch: „Das ist schlecht für die<br />

Steuerzahler.“<br />

Zwei Häuser an der Mauerstraße<br />

Das Gesundheitsministerium hat in<br />

Berlin zurzeit rund 460 Beschäftigte,<br />

die an fünf Standorten untergebracht<br />

sind –die meisten davon an<br />

der Friedrichstraße 108 in Mitte. In<br />

der Mauerstraße 29 sollen im sogenannten<br />

Haus 1zirka 30 700 Quadratmeter<br />

für das Ministerium saniertwerden,<br />

in der Mauerstraße 27,<br />

dem Haus 2, weitere 4000 Quadratmeter<br />

hinzukommen. Nach Abschluss<br />

der Sanierung will das Gesundheitsministerium<br />

an seinen<br />

neuen Standort ziehen. Es wird also<br />

nicht weiter in der Friedrichstraße<br />

bleiben, auch wenn der Mietvertrag<br />

über 15 Jahrelaufen sollte.<br />

Die BImA sieht darin kein Problem.<br />

Unabhängig vomZeitpunkt des<br />

Auszugs des BMG aus der Friedrichstraße<br />

gehe sie „angesichts des weiter<br />

steigenden Bedarfes der Bundesinstitutionen<br />

an Büroraum –insbesondere<br />

im Regierungsviertel von<br />

Berlin –davon aus, eine Anschlussnutzung<br />

sicherstellen zu können“,<br />

teilt die BImA mit. Im Klartext: Konkrete<br />

Nachnutzer gibt es noch nicht.<br />

Im Moment gibt es nur die Erwartung,<br />

welche zu finden.<br />

Ulrich Paul ist entsetzt<br />

darüber,wie sich der Bund<br />

über den Tisch ziehen lässt.<br />

NACHRICHTEN<br />

Flughafen-Finanzchefin<br />

hörtvorzeitig auf<br />

Gutein Jahr vorder geplanten Eröffnung<br />

des BER muss sich die Berlin-<br />

Brandenburger Flughafengesellschaft<br />

eine neue Finanzchefin suchen.<br />

Diezuständige GeschäftsführerinHeike<br />

Fölster habe um die<br />

vorzeitige Auflösung ihres Vertrags<br />

gebeten, teilte das Unternehmen am<br />

Montag in Schönefeld mit und bestätigte<br />

damit einen Bericht des Tagesspiegels.Fölster<br />

wechselt zur<br />

Deutschen Bahn und wirddortFinanzchefin<br />

der Konzerntochter DB<br />

Station &Service. (dpa)<br />

Kondolenzbuch für Jähn<br />

liegt bis Freitag aus<br />

Im Roten Rathaus wirdein Kondolenzbuch<br />

für den am Sonnabend<br />

verstorbenen Kosmonauten Sigmund<br />

Jähn ausgelegt. Dortwirdsich<br />

am Dienstag der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) eintragen,<br />

gefolgt vonweiteren Politikern.<br />

Alle anderen <strong>Berliner</strong> und Berlin-Besucher<br />

können sich danach noch bis<br />

Freitag eintragen. (dpa)<br />

Erneuter Brand in der<br />

Moabiter Vollzugsanstalt<br />

In einer Zelle der Justizvollzugsanstalt<br />

(JVA)inBerlin-Moabit ist am<br />

Montagabend ein Feuer ausgebrochen.<br />

Mitarbeiter konnten den<br />

Brand bereits vorEintreffen der Feuerwehr<br />

löschen, wie ein Sprecher der<br />

Feuerwehr sagte.Verletzt wurde ersten<br />

Angaben zufolge niemand. Einsatzkräfte<br />

waren am Montagabend<br />

noch vorOrt,umLuftwerte zu messen.<br />

Bereits am Sonnabend hatte in<br />

einer Zelle der JVAMoabit eine Matratzegebranntes<br />

gab einen Verletzten.<br />

DieUrsache für den Brand am<br />

Montag war noch unklar. (dpa)<br />

Rapper Fler beschimpft<br />

Polizei bei Festnahme<br />

Der<strong>Berliner</strong> Rapper Fler („Stress<br />

ohne Grund“) wurde vonder Polizei<br />

wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis<br />

und Beleidigung festgenommen.<br />

Eine Polizeistreife hatte den Musiker<br />

am Sonntag am TeltowerDamm in<br />

Zehlendorfangehalten. Doch statt<br />

den Beamten seinen Führerschein<br />

und seine Ausweispapierezuzeigen,<br />

beschimpfte Fler (bürgerlich Patrick<br />

Losensky) die Polizisten. Dies ist auf<br />

zweiVideos zu sehen, die im Internet<br />

kursierten. Einer der Filme wurde offenbar<br />

vomBeifahrersitz der Mercedes-Limousine<br />

des Musikers gedreht.<br />

DiePolizei bestätigte am<br />

Montag den Vorfall und die Festnahme.Diese<br />

sei jedoch nur zur Personalienfeststellung<br />

erfolgt. Nach<br />

der Verkehrskontrolle übernahm<br />

Flers Beifahrerin das Steuer. (mow.)<br />

Rapper Fler hat eine scharfe Zunge, auch<br />

gegenüber der Polizei. DPA/UNIVERSAL MUSIC


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Berlin<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne) will gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung in den Behörden<br />

vorgehen. Als erstes<br />

Parlament soll das Abgeordnetenhaus<br />

ein Landesantidiskriminierungsgesetz<br />

(LADG) beschließen. Dagegen<br />

gibt es Widerstand. Im Interview<br />

erklärt Behrendt, warum Berlin<br />

aus seiner Sicht das Gesetz braucht.<br />

Herr Behrendt, Berlins Behörden arbeiten<br />

bereits diskriminierungsfrei –<br />

oder etwa nicht?<br />

Laut Erhebungen von Antidiskriminierungsverbänden<br />

und der Antidiskriminierungsstelle<br />

des Bundes<br />

erleben Menschen Diskriminierung<br />

wegen Geschlechts- und anderer<br />

Merkmale. Die Betroffenen erleben<br />

auch Diskriminierung durch Verwaltung,<br />

Schule oder Polizei.<br />

Ist das Verbot von Diskriminierung<br />

nicht bereits ausreichend geregelt?<br />

Mit dem Landesantidiskriminierungsgesetz<br />

(LADG) wollen wir die<br />

rechtlichen Möglichkeiten für Betroffene<br />

verbessern und damit europarechtliche<br />

Antidiskriminierungslinien<br />

umsetzen. Das hat die Bundesrepublik<br />

2006 gemacht mit dem Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetz,<br />

dem AGG. Darin geht es um privatrechtliche<br />

Geschäfte und arbeitsrechtliche<br />

Fragestellungen. Damals<br />

wurden ähnliche Debatten geführt,<br />

wie wir sie jetzt auch haben. Vonden<br />

Befürchtungen hat sich nichts erfüllt.<br />

Jetzt füllen wir die Lücke, die der<br />

Bund lassen musste, weil er das AGG<br />

nicht auf die Tätigkeit der Verwaltung<br />

erstrecken konnte.<br />

Waswirdkünftig neu geregelt?<br />

Wenn Sie von Diskriminierung<br />

durch eine öffentliche Stelle betroffen<br />

werden, können Sie Schadenersatz<br />

und Entschädigung verlangen. Außerdem<br />

haben wir dann eine Beweiserleichterung<br />

–keine Umkehr.Und es<br />

gibt die Möglichkeit der Verbandsklage.<br />

Kritiker sagen, dass das Gesetz Misstrauen<br />

gegenüber den Mitarbeitern<br />

des öffentlichen Dienstes ausdrückt.<br />

Wirhaben auch Anti-Korruptionsregelungen.<br />

Niemand würde in Frage<br />

stellen, dass wir diese in Ausnahmefällen<br />

auch brauchen. Es bedrückt<br />

mich, dass Menschen Diskriminierungserfahrungen<br />

machen. Deshalb<br />

hat diese Landesregierung sich darauf<br />

verständigt, dagegen vorzugehen.<br />

Nennen Sieein Beispiel.<br />

Gar nicht so selten kommt es vor,<br />

dass Lehrerinnen und Lehrer einem<br />

Schüler mit Migrationshintergrund<br />

deutlich vermitteln, er bräuchte<br />

keine weiterführende Schule, da er<br />

aus einer Migrantenfamilie komme.<br />

Waswürde das neue Gesetz für diesen<br />

Schüler verbessern?<br />

Wir wollen zu einer Kultur diskriminierungsfreien<br />

Verwaltungshandelns<br />

kommen. Das Gesetz ist ein<br />

wichtiges Signal auch an die <strong>Berliner</strong>innen<br />

und <strong>Berliner</strong>, die stärker diskriminiert<br />

werden als andere. Das<br />

sind Frauen, die das häufig berichten,<br />

aber auch Menschen mit Rassismuserfahrung.<br />

Wir signalisieren ihnen:<br />

DieVerwaltung ist für alle da.<br />

Nehmen wir an, eine Lehrerin gibt einem<br />

arabischstämmigen Schüler<br />

ständig schlechte Noten. Könnte sich<br />

die Familie mit dem Antidiskriminierungsgesetz<br />

Rechtsbeistand holen und<br />

gegen die Noten klagen?<br />

Gegen schlechte Noten kann man<br />

jetzt schon klagen. Ob das wirklich<br />

ein konkreter Fall für Schadenersatz<br />

ist, kommt auf die Umstände an.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie sind Drogenfahnder<br />

im Görlitzer Park. Sie sehen<br />

mutmaßliche Dealer,die sind schwarz<br />

und warten auf Kundschaft. Kontrollieren<br />

Siekünftig lieber die Mutter mit<br />

dem Kinderwagen, um sich nicht dem<br />

Vorwurfdes Rassismus auszusetzen?<br />

Wenn es Anhaltspunkte dafür gibt,<br />

dass sie in dem Kinderwagen Drogen<br />

transportiert, sehr wohl. Wenn ich einen<br />

Menschen im Park beobachte,<br />

der mit Drogen handelt, dann kann<br />

ich ihn auch kontrollieren. Entscheidend<br />

ist, dass Sie mit kriminalistischem<br />

Geschick vorgehen und nicht<br />

mit Ressentiments. Nicht jeder<br />

„Es geht um<br />

die schwarzen<br />

Schafe bei der<br />

Polizei“<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

will der Verwaltung per Gesetz eine<br />

„Kultur des diskriminierungsfreien<br />

Verhaltens“ verordnen.<br />

Personalvertreter sehen darin ein<br />

Grundmisstrauen<br />

Antidiskriminierungs-Senator DirkBehrendt stößt mit seinen Gesetzesplänen auf Widerstand.<br />

Schwarze, der in Berlin herumläuft,<br />

ist ein Dealer. Wir wissen aus den<br />

schmerzhaften NSU-Erfahrungen,<br />

wozu das führen kann, wenn Ermittlungen<br />

von Ressentiments bestimmt<br />

werden. Die Behörden haben mit<br />

Scheuklappen in türkischen und kurdischen<br />

Kreisen ermittelt. Wirwollen<br />

hin zu rein rechtsstaatlichem Polizeihandeln,<br />

das ohne Ansehen der Person,<br />

aber mit kriminalistischem Geschick<br />

arbeitet.<br />

Heißt das im Umkehrschluss, dass wir<br />

keine rechtsstaatlich arbeitende Polizeihaben?<br />

Doch, die haben wir. Aber es mag<br />

ein paar schwarze Schafe geben, wie<br />

überall in so großen Behörden. Um<br />

die geht es.<br />

Muss der Beamte künftig nachweisen,<br />

dass er nicht diskriminierthat?<br />

Wirhaben im Gesetz eine Beweiserleichterung<br />

vorgesehen. Das ist<br />

keine Beweislastumkehr.Insoeinem<br />

Fall müsste der Staat immer den Vorwürfen<br />

entgegentreten. Man muss<br />

Tatsachen vortragen, die eine Diskriminierung<br />

als wahrscheinlich erscheinen<br />

lassen. Dann muss die Gegenseite<br />

beweisen, dass es an einem<br />

anderen Grund gelegen hat. Klassischer<br />

Fall: Fünf Menschen beantragen<br />

ziemlich gleich gelagerte Baugenehmigungen,<br />

vier kriegen sie und<br />

der eine kriegt sie nicht. Der eine ist<br />

schwarz, und alle anderen sind weiß.<br />

„ “<br />

Ist das nicht de facto eine Beweislastumkehr?<br />

Nein. Es geht nicht um einen<br />

Schuldvorwurf. Es geht darum, dass<br />

wir von der Verwaltung verlangen,<br />

dass sie den Bürgerinnen und Bürgernentgegentritt,<br />

ohne nach diesen<br />

Kriterien zu differenzieren, so dass<br />

wir eine Kultur des diskriminierungsfreienVerhaltens<br />

erreichen.<br />

Lassen<br />

Sie uns<br />

über Berlin<br />

reden<br />

Dirk Behrendt (48) ist seit 1994 Mitglied der Grünen. Seit 2016 ist er Senator für Justiz,<br />

Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.Erstudierte Jura und promovierte 2002<br />

an der Freien Universität Berlin. Von2000 bis 2006 war er Richter beim Landgericht Berlin,<br />

danach bei den Amtsgerichten Mitte und Köpenick und zuletzt am Verwaltungsgericht.<br />

Zu seinen Anliegen gehörtes, Diskriminierungen vonBürgernabzustellen. Im Sommer<br />

beschloss der Senat Behrendts Vorlagefür ein Landesdiskriminierungsgesetz (LADG).<br />

Der Entwurf wird jetzt im Abgeordnetenhaus abgestimmt.<br />

In der Stadt gibt es Gebiete, wo arabische<br />

Clankriminalität dominiert. Mitunter<br />

eskalieren schon kleine Polizeieinsätze,<br />

Polizisten werden als Nazis<br />

und Rassisten beschimpft. Geben Sie<br />

mit dem Gesetz diesen Leuten nicht<br />

noch zusätzliche Mittel an die Hand,<br />

dass sie ihrePöbeleien rechtlich abgesichertadressieren<br />

können?<br />

Pöbeleien sind nie in Ordnung.<br />

Aber auch Menschen, die in Neukölln<br />

leben und in der Shisha-Bar sitzen,<br />

haben Rechte wie alle anderen auch.<br />

Hier geht es vor allem darum, dass<br />

nicht Kriterien einer bestimmten<br />

Herkunft oder Aussehens das polizeiliche<br />

Handeln bestimmen. Wenn ich<br />

einen Zeugen habe, der beobachtet<br />

hat, wie einer Frau die Handtasche<br />

gestohlen wurde,und derVerdächtige<br />

hatte schwarze Haare, dann ist es<br />

richtig, dass die Polizei sich auf die<br />

Suche macht nach einem Täter, der<br />

schwarze Haare hat. Niemand wird<br />

verlangen, dass sie jetzt auch die<br />

Blonden kontrolliert.<br />

Möglicherweise wird dann auch ein<br />

Schwarzhaariger kontrolliert, der damit<br />

nichts zu tun hat.<br />

Dasist dann so.Dahabe ich einen<br />

konkreten Anhaltspunkt. Wenn ich<br />

aber sage: Wir gucken uns die üblichen<br />

Verdächtigen an, wie es bei Casablanca<br />

heißt, und das sind dann<br />

immer nur Mohammeds, dann haben<br />

wir ein Problem.<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Viele sprechen derzeit vonClankriminalität…<br />

…ich weiß nicht, ob der Begriff<br />

wirklich hilfreich ist. Wassoll er ausdrücken?Wirhaben<br />

es mit organisierter<br />

Kriminalität zu tun. ZumTeil sind<br />

die Täter aufgrund gemeinsamer<br />

Herkunft verbunden, zum Teil auch<br />

familiär, wie wir es von verschiedenen<br />

Mafia-Organisationen in Italien<br />

kennen. Die Schlussfolgerung, dass<br />

alle, die zu einer Familie gehören,<br />

auch Teil einer kriminellen Organisation<br />

sind, würde zu weit gehen, und<br />

womöglich den Blick auf andere Felder<br />

der organisierten Kriminalität<br />

versperren.<br />

Wenn man Banden verfolgt, die nur<br />

als Albanien kommen –darf man Albaner<br />

dann noch Albaner nennen?<br />

Wollen wir jetzt polemisieren oder<br />

ernsthaft über diese Themen sprechen?<br />

Ermittlern zufolge haben sich algerische<br />

Diebesbanden auf Gäste in Lokalen<br />

spezialisiert, chilenische Täter auf<br />

Hotels und rumänische Banden auf S-<br />

und U-Bahn. Können Sie den Fahndern<br />

die Angst nehmen, dass sie mit<br />

dem neuen Gesetz als rassistisch gelten<br />

oder dürfen sie keine Blicke mehr auf<br />

diese Gruppen werfen?<br />

Doch! Es geht darum, dass man<br />

Vorurteile,die man vielleicht hat und<br />

die dann auch noch durch die eine<br />

oder andere „Erfahrung“ bestärkt<br />

werden, nicht für bareMünzenimmt,<br />

weil das den Blick zu sehr einengt.<br />

Das ist ja das Gefährliche. Dass man<br />

bestimmte Sachen gar nicht mehr<br />

sieht. Ich spreche mit Afro-Deutschen,<br />

und die sagen, dass sie es<br />

schon sehr auffällig finden, wie häufig<br />

sie kontrolliertwerden. Nicht nur am<br />

Görlitzer Park, sondern einfach so in<br />

der S-Bahn und andernorts. Damit<br />

muss man sich ja mal auseinandersetzen.<br />

Befürchten Sieeine Klagewelle bei den<br />

Gerichten?<br />

Nein. Das ist wie beim AGG, wo<br />

vorher gesagt wurde, es würde zu<br />

Massenklagen kommen. Das blieb<br />

damals auch aus. Eswerden sicherlich<br />

einzelne Fälle vor Gericht gebracht<br />

werden. Ein klassisches Beispiel<br />

ist die Diskriminierung von<br />

Frauen in der Bundeswehr, die 50<br />

Jahre lang keine Frauen genommen<br />

hat. Dann haben das Frauen vor Gericht<br />

gebracht, und die Diskriminierung<br />

ist abgestellt worden.<br />

Dass Polizisten und andere Bedienstete<br />

des Rassismus bezichtigt werden,<br />

passiert aber ständig. Wie wollen Sie<br />

wissen, dass es keine Klageflut gibt?<br />

Wir wissen es aus dem AGG-Bereich.<br />

Da war die Diskussion: Wer<br />

kommt in einen Club rein? Da wurden<br />

nicht massenhaft die Clubbetreiber<br />

verklagt, sondernesgab einzelne<br />

Fälle. Esgab auch ein Urteil, wo ein<br />

Vermieter in Kreuzbergden migrantischen<br />

Mieterinnen und Mieterneine<br />

Mieterhöhung geschickt hat. Da hat<br />

das Amtsgericht gesagt: Das ist Diskriminierung.<br />

Das ist aber eben ein<br />

Fall, und dann ist das entschieden. Es<br />

gibt aber Konstellationen, da ist es<br />

hilfreich, das zu klären. Dazu gehören<br />

manche Fälle vonRacial Profiling…<br />

…also ein auf äußeren Merkmalen<br />

basierendes Agieren vonBehörden…<br />

… aber auch die Praxis in den<br />

Schulen, wo Kinder mit Migrationshintergrund<br />

in der einen und in der<br />

anderen Klasse die sogenannten<br />

„bio-deutschen“ Kinder sind.<br />

Alle Polizeivertretungen haben sich<br />

gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen,<br />

weil sie sich wegen solcher Anschuldigungen<br />

Sorgen machen.<br />

Deshalb haben wir sie eingeladen,<br />

sich zu äußern. Die Verbände befürchten<br />

ja auch, dass der einzelne<br />

Beamte in Regress genommen wird.<br />

Da können wir Entwarnung geben.<br />

An den Kriterien der Inregressnahme<br />

ändertsich nichts.Wir haben im Verhältnis<br />

Bürger-Verwaltung eine Beweiserleichterung,<br />

aber nicht im Verhältnis<br />

Dienstherr-Mitarbeiter. Wir<br />

wollen einen rational erklärbaren<br />

Staat. Wenn Polizisten sagen: Das ist<br />

meine Erfahrung, dann kommt man<br />

zumindest in den Graubereich. Dann<br />

muss man hinterfragen: Sind das<br />

wirklich Erfahrungen oder das eine<br />

oder andereRessentiment?<br />

Dassind Lebenserfahrungen vonPolizisten,<br />

die daraus ihreSchlüsse ziehen.<br />

Wenn ich im Berufsalltag den ganzenTag<br />

mit Jugendlichen in Neukölln<br />

zu tun habe, komme ich vielleicht irgendwann<br />

zu der Ansicht, alle Jugendlichen<br />

in Neukölln seien kriminell.<br />

Davormüssen wir unsereMitarbeiter<br />

schützen, weil das einen blind<br />

macht, die Richtigen zu finden.<br />

Darum werden wir auch, wie es die<br />

Gewerkschaften eingefordert haben,<br />

Fortbildungen für alle anbieten.<br />

Den Vorwurf des Grundmisstrauens<br />

gegenüber der Polizei lassen Sie aber<br />

nicht stehen?<br />

Nein! Bei der Polizei sind 25 000<br />

Leute, von denen die allerallermeisten<br />

tolle Arbeit leisten und nach<br />

rechtsstaatlichen Grundsätzen arbeiten.<br />

Dann gibt es ein paar, woich<br />

nicht glauben will, dass sich die Polizeiverbände<br />

als Fürsprecher dieser<br />

wenigen sehen. Bei der Polizei ist die<br />

Vielfalt Berlins übrigens hervorragend<br />

abgebildet, wenn man sich die<br />

jungen Jahrgänge anschaut.<br />

Da haben Sie sich auch persönlich<br />

weiterentwickelt. AlsSie noch Oppositionsabgeordneter<br />

zu Zeiten von Innensenator<br />

Henkel waren, fühlten Sie<br />

sich im Parlament vonden vielen Polizeischülern<br />

im Foyer bedrängt…<br />

…das ist doch Jahre her. Aber ja,<br />

man entwickelt sich weiter.Jeder entwickelt<br />

sich hoffentlich weiter und<br />

verharrt nicht auf hergebrachten<br />

Denkmustern. Dazu lade ich alle ein.<br />

DasInterviewführten<br />

Andreas Kopietz und Elmar Schütze.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 11<br />

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Berlin<br />

Brandanschlag auf S-Bahn<br />

Autonomen-Gruppe veröffentlicht Bekennerschreiben und sieht sich selbst als Teil der „Fridays for Future“-Bewegung. Polizei prüft Echtheit des Schreibens<br />

VonPhilippe Debionne, Kathrin Michulla<br />

und Klaus Oberst<br />

Auf Leitungen und Kabel der<br />

Bahn in Karlshorst sind<br />

zwei Brandanschläge verübt<br />

worden. Der S-Bahnund<br />

Regionalzugverkehr wurde in<br />

der Nacht zu Montag unterbrochen<br />

oder umgeleitet. Am Montagmittag<br />

veröffentlichte eine autonome<br />

Gruppe namens „Vulkangruppe Ok“<br />

ein Bekennerschreiben. DieUrheber<br />

nahmen darin Bezug zur Klima-Bewegung<br />

„Fridays for Future“.<br />

Autonome für Generalstreik<br />

„Aus dem Umfeld der Klimaaktivisten<br />

wurde kürzlich zu einem Generalstreik<br />

aufgerufen“, heißt es in dem<br />

Schreiben. Diesen Generalstreik<br />

würden die Autonomen begrüßen,<br />

weil dieser das Ziel habe, „die wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zum Stillstand<br />

zu bringen“. Die Urheber des<br />

Bekennerschreibens betonen zudem:<br />

„Mit unserem Aktionsbeitrag<br />

wollen wir nicht die ,Fridays for Future’-Bewegung<br />

vereinnahmen –<br />

doch sind wir auch dieser Bewegung<br />

zugehörig“. Und weiter: „Zu einem<br />

richtigen Generalstreik gehören<br />

auch Blockaden und feurige Sabotageaktionen.<br />

Menschen, die nicht<br />

pünktlich zur Arbeit, zur Schule,<br />

zur Universität kommen, verursachen<br />

einen wirtschaftlichen Schaden“.<br />

Man habe „die Reiseverbindung<br />

zwischen Flughafen Schönefeld,<br />

Berlin, Erkner, Cottbus und<br />

Frankfurt (Oder) gekappt. Der<br />

Pendelverkehr der Regionalbahn<br />

von und zum Flughafen ist dadurch<br />

unterbrochen worden.<br />

Flugpersonal und Reisende kamen<br />

zu spät an.“ Allerdings habe man<br />

„eine Gefährdung von Menschenleben<br />

ausgeschlossen“.<br />

Ob es sich bei den Urhebern des<br />

Bekennerschreibens tatsächlich um<br />

die Urheber des Anschlags auf die<br />

Bahn-Infrastruktur oder um Trittbrettfahrer<br />

handelt, wird nun von<br />

der Polizei geprüft. Der Staatsschutz<br />

hatte die Ermittlungen bereits am<br />

Montagmorgen übernommen.<br />

An diesen Bahngleisen in Karlshorst schlugen die Attentäter zu.<br />

OBERST<br />

Das Feuer wurde in der Nacht zu<br />

Montag gegen 3.30 Uhr indem Kabelschacht<br />

an der Zugstrecke zwischen<br />

den Bahnhöfen Karlshorst<br />

undWuhlheide gelegt, wie die Polizei<br />

mitteilte. Ein Zugführer sah demnach<br />

einen Feuerschein in einem<br />

Kabelschacht und löste Alarm aus.<br />

Bundespolizisten und Feuerwehrleute<br />

hätten die Flammen gelöscht.<br />

Dann entdeckten sie ein weiteres<br />

Feuer, einige Dutzend Meter ent-<br />

fernt an der gleichen Strecke. Der<br />

zweite Brand wurde ebenfalls gelöscht.<br />

Ein Bundespolizist erlitt eine<br />

Rauchvergiftung. Das Feuer zerstörte<br />

auch Kabel für die Stromversorgung<br />

der S-Bahn. Diese waren am<br />

Montagnachmittag repariert. Um<br />

16.05 wurde der Betrieb ab Erkner<br />

wieder aufgenommen, teilte ein<br />

S-Bahn-Sprecher mit.<br />

Langwieriger ist die Reparatur der<br />

zerstörten Leitungen, mit denen die<br />

Bahn die Regionalzüge steuert.<br />

„Zahlreiche Signale und Weichen<br />

sind ausgefallen“, sagte ein Bahnsprecher.<br />

„Auch die Kommunikationstechnik<br />

und die Fahrgastinformation<br />

sind betroffen.“ MehrereLeitungen<br />

müssen ersetzt werden. Bis<br />

dahin sollten mehrere Regionalbahnlinien<br />

zum Bahnhof Lichtenbergumgeleitet<br />

werden.<br />

Viele Fahrgäste wurden am Montagmorgen<br />

von den Zugausfällen<br />

überrascht. Die S-Bahn twitterte:<br />

„Leider ist die komplette Fahrgastinformation<br />

auf den Bahnhöfen Wuhlheide,<br />

Köpenick, Hirschgarten,<br />

Friedrichshagen, Rahnsdorf, Wilhelmshagen<br />

und Erkner ausgefallen,<br />

bitte informiert die anderen Fahrgäste<br />

über die aktuelle Situation.“<br />

Immer wieder Anschläge<br />

Die Vorgehensweise der Attentäter<br />

erinnert anBrandanschläge in den<br />

zurückliegenden Jahren. Im März<br />

vergangenen Jahres hatte eine „Vulkangruppe<br />

NetzHerrschaft zerreißen“<br />

Kabel an der Mörschbrücke in<br />

Charlottenburg zerstört. Bereits im<br />

Jahr 2011 kam es zu mehreren, teils<br />

folgenschweren Brandattacken auf<br />

Berlins Nah- und Fernverkehrsnetz.<br />

Unterdessen sieht mancher die<br />

Aktivisten von„Fridays for Future“ in<br />

der Bringschuld. So forderte der<br />

FDP-Innenpolitiker Marcel Luthe<br />

am Montag in einem Gespräch mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, dass sich die<br />

Verantwortlichen von „Fridays for<br />

Future“ von derartigen Aktionen<br />

„deutlich distanzieren“, um nicht<br />

von„offenbar immer radikaler agierenden<br />

Linksextremisten vereinnahmt<br />

zu werden“.<br />

Ein Anschluss unter dieser Nummer<br />

Bei der Hotline „Silbertelefon“ finden Einsame seit einem Jahr Menschen zum Reden. Vorallem Seniorinnen nutzen das Angebot<br />

VonGisela Gross<br />

Die vor einem Jahr gestartete<br />

Telefon-Hotline für einsame<br />

Senioren bekommt viel mehr Anrufe<br />

als die Helfer annehmen können.<br />

„Wir haben vor14Tagen unser<br />

7000. Gespräch gehabt“, sagte<br />

„Silbertelefon“-Initiatorin Elke<br />

Schilling kurz vor dem ersten Geburtstag<br />

des kostenlosen Angebots<br />

an diesem Dienstag. Bisher scheiterten<br />

aber viele Menschen, wenn<br />

alle Mitarbeiter im Gespräch sind:<br />

Rund 30 000 versuchte Anrufe<br />

seien verzeichnet worden, sagte<br />

Schilling.<br />

Das „Silbertelefon“ ist täglich<br />

von 8bis 22 Uhr besetzt, die Rufnummer<br />

lautet 0800/4708090. Gedacht<br />

ist es für einsame Menschen<br />

ab 60 in Berlin, die mit jemandem<br />

reden möchten, aber nicht beim<br />

Krisendienst oder der Telefonseelsorge<br />

anrufen möchten.<br />

Dass ein Teil der Anrufer nicht<br />

durchkommt und sich mit einer<br />

Bandansage begnügen muss, hält<br />

Schilling in der Zielgruppe für problematisch:<br />

„Ältere Menschen sind<br />

ziemlich viel Ablehnung gewöhnt.<br />

Wenn sie zu viel davon bekommen,<br />

dann geben sie auf.“ Mögliche<br />

Kontakte gingen so verloren. Perspektivisch<br />

soll das Team der Hotline<br />

Schilling zufolge von derzeit<br />

15 auf 25 Kräfte anwachsen, die<br />

Nummer könnte dann rund um die<br />

Uhr erreichbar sein. Beim Start<br />

hatte es fünf Mitarbeiter gegeben.<br />

Kein Kontakt zu Kindern mehr<br />

Bisher meldeten sich viel mehr<br />

Frauen als Männer, 80bis 90 Prozent<br />

seien weiblich, sagte Schilling.<br />

Besonders häufig hätten die Anrufer<br />

das Bedürfnis, überhaupt einen<br />

Zuhörer zu haben. Viele ältere<br />

Frauen berichteten vom abgerissenen<br />

Kontakt zu ihren Kindern und<br />

Enkeln. Hinzu kämen bei manchen<br />

gesundheitliche Themen wie Depression<br />

sowie weitere schwierige<br />

Probleme: So habe sich etwa ein älterer<br />

Mensch gemeldet, dem eine<br />

Räumungsklage ins Haus stehe<br />

und der Angst vor dem Verlust der<br />

eigenen vier Wände habe.<br />

Rund 30 000 Anrufversuche registrierte die Hotline in einem Jahr.<br />

DPA/ZB/BRITTA PEDERSEN<br />

Das geschulte Team hört zuund<br />

vermittelt je nach Problem auch zu<br />

Angeboten im Kiez: Einen Witwer,<br />

der nach dem Todseiner Frau sehr<br />

in seiner Trauer gefangen gewesen<br />

sei und viel geweint habe, habe sie<br />

zum Beispiel auf ein Trauercafé in<br />

einer Kirche in seiner Nähe hingewiesen,<br />

erzählt Schilling. „Das<br />

kannte er noch nicht. Er hat mir<br />

versprochen, dass er es versuchen<br />

wird.“<br />

Das Jobcenter zahlt die Gehälter<br />

Auch Telefonfreundschaften mit<br />

Ehrenamtlichen werden auf<br />

Wunsch vermittelt: Bisher gibt es<br />

30 Paarungen aus Freiwilligen und<br />

Senioren, die wöchentlich miteinander<br />

telefonieren. „Beide Seiten<br />

können anonym bleiben“, betont<br />

Schilling.<br />

Unterdessen gibt es Bestrebungen,<br />

die Hotline über Berlin hinaus<br />

auszubauen: Entsprechende Anfragen<br />

lägen ihr aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz vor,<br />

sagte Schilling. „Das können wir als<br />

kleiner Verein nicht allein.“ Ge-<br />

plant sei eine zweitägige Konferenz<br />

im Mai oder Juni 2020, um sich mit<br />

Verbündeten zu vernetzen. Dafür<br />

würden noch Räume gesucht.<br />

Die Finanzierung sieht Schilling<br />

nach anfänglichen Sorgen nun<br />

weitgehend gesichert: DieGehälter<br />

der Hotline-Mitarbeiter übernehmen<br />

Jobcenter – es seien Menschen<br />

zwischen 40 und Mitte 60,<br />

die auf dem freien Arbeitsmarkt<br />

kaum mehr Chancen bekämen,<br />

weil zum Beispiel längere Krankheitszeiten<br />

hinter ihnen lägen. Telefonkosten<br />

würden mit Spenden<br />

finanziert, zudem sei eine Basisfinanzierung<br />

für die Geschäftsstelle<br />

aus Landesmitteln in Aussicht.<br />

Träger ist der 2016 gegründete<br />

Verein Silbernetz in Kooperation<br />

mit dem Humanistischen Verband<br />

Deutschland. Silbernetz geht davon<br />

aus, dass in Deutschland rund<br />

acht Millionen Menschen zwischen<br />

60 und 99 Jahren zumindest<br />

zeitweise von Einsamkeit betroffen<br />

sind. Vorbild der Hotline war das<br />

britische Angebot „The Silver<br />

Line“. (dpa)


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Berlin<br />

Neuer Tunnel<br />

für die<br />

E-Schlagader<br />

Bauarbeiten sollen im<br />

Frühjahr beginnen<br />

Eine Tunnelbohrmaschine arbeitet<br />

sich vomkommenden Jahr an<br />

unter der Innenstadt hindurch. Nach<br />

mehreren Jahren Vorbereitung soll<br />

voraussichtlich im Frühjahr der Bau<br />

der sieben Kilometer langen Röhre<br />

für eine neue Höchstspannungsleitung<br />

beginnen, sagte eine Sprecherin<br />

des Netzbetreibers 50Hertz. Das<br />

Unternehmen spricht von der wesentlichen<br />

„Schlagader“ für die<br />

Stromversorgung. Begonnen wird<br />

der Neubau an der Rudolf-Wisselbrücke<br />

der Stadtautobahn im Norden<br />

Charlottenburgs. Der befahrbare<br />

Tunnel bis zum Umspannwerk<br />

Mitte in der Bissingzeile nahe dem<br />

Potsdamer Platz soll 2028 fertig sein.<br />

Die sogenannte Kabeldiagonale<br />

durchquertBerlin vonSpandau über<br />

Mitte bis Marzahn. Das Erdkabel im<br />

westlichen Abschnitt stammt aus<br />

den 70er-Jahren und ist sanierungsbedürftig.<br />

Die Schweizer Baufirma<br />

Implenia, die vor kurzem den Auftrag<br />

dafür von 50Hertz erhalten hat,<br />

baut auch den neuen Abschnitt der<br />

U-Bahn-Linie U5 Unter den Linden,<br />

dessen Röhren nach demselben<br />

Prinzip gebohrt wurden. Während<br />

sich jedoch für die U-Bahn-Linie<br />

eine Tunnelbohrmaschine mit einem<br />

6,70-Meter-Schneidrad durch<br />

den Untergrund fräste, genügen für<br />

den Stromtunnel etwa 3,60 Meter.<br />

Der Tunnel der Kabeldiagonale<br />

wird innen einen Durchmesser von<br />

drei Metern haben und mit einer<br />

kleinen Gondel für Arbeiten an den<br />

Kabeln befahrbar sein. Gebohrtwird<br />

in 20 bis 30 Metern Tiefe, vier<br />

Schächte sind geplant. (dpa)<br />

Herr Gysi, das <strong>Berliner</strong> Museum der<br />

Moderne soll mal eben doppelt so<br />

teuer werden wie geplant. Solch<br />

eine Preissteigerung kann sich kein<br />

Currywurstverkäufer erlauben, Politiker<br />

schon. Warum eigentlich?<br />

Dass einige öffentliche Großprojekte<br />

ewig nicht fertig und immer<br />

teurer werden, beeinträchtigt<br />

die Glaubwürdigkeit der Politik<br />

massiv. Allerdings darf man Äpfel<br />

nicht mit Birnen verwechseln.<br />

Preissteigerungen bei einer Currywurst<br />

sind etwas anderes als bei<br />

einem Museum oder dem BER.<br />

Leider ist aber die Currywurst in<br />

den letzten zwanzig Jahren auch<br />

teurer geworden. Politische Entscheidungen<br />

über Großprojekte<br />

werden nicht selten nach völlig<br />

anderen Prämissen getroffen.<br />

Wenn es sich um alte Gebäude wie<br />

die Staatsoper handelt, kann man<br />

sich hinsichtlich des Zustandes<br />

des Unterbaus tatsächlich irren.<br />

Anders ist es bei diesem Museum<br />

oder beim BER. Die politischen<br />

Planungsfehler beim BER beginnen<br />

bereits bei der falschen Standortwahl<br />

von Schönefeld statt Sperenberg.<br />

Dabei spielte das Konkurrenzdenken<br />

von München und<br />

Frankfurt/Main eine gewichtige<br />

Rolle.InSperenberghätte man frei<br />

fliegen können, in Schönefeld<br />

muss es Beschränkungen geben.<br />

Sie waren mal Wirtschaftssenator<br />

in Berlin. Fühlt es sich eigentlich<br />

anders an, ob man sein eigenes<br />

Geld ausgibt oder das des Steuerzahlers?<br />

Na klar, aber nicht in dem<br />

Sinne, dass man das Steuergeld<br />

leicht mit vollen Händen ausgibt.<br />

Zum einen reden unheimlich viele<br />

Instanzen mit, den Rahmen bestimmt<br />

das Parlament und zum<br />

anderen gibt es in jedem Bundesland<br />

einen Rechnungshof, der<br />

streng kontrolliert – von der Öffentlichkeit<br />

und den Medien ganz<br />

abgesehen. Auf der einen Seite haben<br />

wir eine überbordende Büro-<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und<br />

Elmar Jehn reden jede Wochemit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />

bewegt. Kurz und klar,ein paar Minutennur,<br />

solange man eben zusammensteht für eine<br />

Curry am Mittag in Berlin.<br />

Unser Thema in dieser Woche:<br />

Geld undGeldverschwendung<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

kratie, auf der anderen Seite verhindert<br />

sie aber nicht Kostenfehleinschätzungen.<br />

Manchmal muss<br />

man auch gegenüber „Experten“<br />

vorsichtig sein. Schön ist aber,<br />

dass letztlich alles rauskommt.<br />

Den Linken sagt man ja nach, sie<br />

könnten nicht mit Geld umgehen.<br />

Woher kommt das?<br />

Tja, wir verteilen lieber etwas,<br />

als dass wir nachrechnen. Trotzdem,<br />

überall, wo die Linke mitregiert,<br />

werden eher Schulden der<br />

Vorgängerregierungen abgebaut,<br />

als neue gemacht und gleichzeitig<br />

wird dennoch mehr investiert und<br />

Soziales bei Kita-Beiträgen und<br />

Schülertickets erreicht. Wahrscheinlich<br />

geht der Ruf noch auf<br />

Karl Marx zurück, der den Kapitalismus<br />

zwar phantastisch analysiert<br />

hat, aber auch folgenden Satz<br />

über sich selbst sagte: „Eines Tages<br />

wird das Geld abgeschafft, ich<br />

kenne jetzt schon einen, der keins<br />

mehr hat.“ Außerdem: In den<br />

staatssozialistischen Ländern gab<br />

es keine frei konvertierbareWährung<br />

und im Vergleich zum Westen erheblich<br />

Produktivitätsrückstände. Aber<br />

es gab auch Menschen, die vonGeld<br />

etwas verstanden, zum Beispiel Edgar<br />

Most, den letzten Vizepräsident<br />

der Staatsbank der DDR.<br />

Waswar das Teuerste, das Sie jegekauft<br />

haben?<br />

Das war zweifellos mein Haus.<br />

Aber ich lebe gerninihm.<br />

Wieviel Geld tragen Siebei sich?<br />

Das ist unterschiedlich. Wenn<br />

meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zum Beispiel Geld brauchen,<br />

um Briefmarken zu kaufen, oder ich<br />

in einem Restaurant essen gehe, in<br />

dem nur Barzahlung erlaubt ist,<br />

dann ist es etwas mehr, wenn ich<br />

länger nicht an einem Geldautomaten<br />

vorbeikomme,ist es deutlich weniger.<br />

Abgesehen von Ausnahmen<br />

reicht es meist aber für eine Currywurst.<br />

MitBrötchen.<br />

Senat streicht<br />

Fahrzeuge für<br />

Hirnpatienten<br />

Geld soll in Rettungswagen<br />

investiert werden<br />

Die Regierung will die drei<br />

Stroke-Mobile-Einsatzfahrzeuge<br />

(STEMO) nicht weiter betreiben.<br />

Siefahren seit 2011 und sind extra<br />

für Schlaganfallpatienten eingerichtet.<br />

Burkard Dregger, innenpolitischer<br />

Sprecher der CDU, kritisierte<br />

die Entscheidung und sagte, dass<br />

Rot-Rot-Grün„leichtfertig das Leben<br />

und die Gesundheit Tausender aufs<br />

Spiel“ setze. Er könne nicht verstehen,<br />

wieso die Gelder gestrichen<br />

würden. „Die rollenden Kleinlabore<br />

haben sich bewährt“, so Dregger.<br />

Martin Pallgen, Sprecher der Innenverwaltung,<br />

warnte davor, Panik<br />

zu verbreiten. Weder seien Gelder<br />

gestrichen worden, noch spiele man<br />

mit dem Leben der Menschen. Die<br />

frei werdenden Mittel vonsechs Millionen<br />

Euro sollten in zusätzliche<br />

Rettungswagen investiert werden.<br />

Die Stemo-Wagen hätte sich nicht<br />

bewährt, widersprach Pallgen.<br />

Auch Wolfgang Albers, Gesundheitspolitiker<br />

der Linken, sagte, die<br />

Aussagen von Dregger seien so nicht<br />

korrekt. „Wir verbessern die Strukturen“,<br />

so Albers.Imungünstigsten Fall<br />

benötigten die Schlaganfall-Wagen<br />

länger zum Krankenhaus als die normalen<br />

Rettungswagen. „Es ist sinnvoller<br />

und besser die Rettungskapazität<br />

auszubauen“, so Albers.<br />

Heinrich Audebertvon der Charité,<br />

der das Stemo-Projekt mit initiierthat,<br />

hält die Entscheidung des Senats für<br />

voreilig und unbegründet. „Die Fahrzeuge<br />

haben sich bewährt. Es gab eine<br />

Zeitlang organisatorische Probleme“,<br />

sagte er. Die Evaluation sei zudem<br />

nicht abgeschlossen. (mre., abg.)<br />

Winterreisen einmal anders!<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

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KENNWORT:<br />

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Mit Volldampf ins neue Jahr<br />

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ins neue Jahr“ lt. Programm<br />

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2020 ist die IBU Weltmeisterschaft<br />

im Biathlon im Antholzer<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Unter Verdacht<br />

Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge hat wegen „erheblicher Baumängel“ ein Unternehmen angezeigt, das Studenten-Apartments errichtet hat<br />

VonUlrich Paul<br />

Die Vorwürfe wiegen<br />

schwer. Wegen angeblich<br />

erheblicher Mängel<br />

bei einem Bauprojekt für<br />

studentisches Wohnen und Betrugsverdachts<br />

hat die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft<br />

Howoge den<br />

Vertragmit dem privaten Projektentwickler<br />

gekündigt –und zugleich ein<br />

Strafverfahren gegen ihn eingeleitet.<br />

Dasteilte die Howoge am Montag in<br />

einer Pressemitteilung mit.<br />

Beidem Vorhaben handelt es sich<br />

um das Projekt EBA Berlin an der<br />

Eichbuschallee in Treptow. Dort sollen<br />

369 vollmöblierte Apartments<br />

entstehen. 109 Wohneinheiten davon,<br />

aus teils echten Schiffscontainern,<br />

waren bei Ankauf des Projektes<br />

2016 bereits fertiggestellt. Sie sind<br />

laut Howoge vermietet. Mitdem Ankauf<br />

verbunden war laut Howoge zudem<br />

ein Development-Vertrag mit<br />

einem vom Voreigentümer beauftragten<br />

Projektentwickler. Danach<br />

sollten 280 Module für 260 weitere<br />

Apartments entstehen. Der Baustart<br />

sei im Dezember 2016 erfolgt. Im Januar<br />

2017 sei die Howoge Eigentümer<br />

der bestehenden Wohnmodule<br />

geworden.<br />

Reibungsloser Start<br />

Die Apartments von EBA Berlin in Treptow.<br />

Nach zunächst reibungslosem Bauverlauf<br />

seien bis April2018 alle 280 in<br />

einer Fabrik gefertigten Module aufgestellt<br />

und vormontiert worden, so<br />

die Howoge. Sie seien technisch voll<br />

ausgerüstet und möbliert gewesen.<br />

Der Fertigstellungstermin sei vom<br />

Projektentwickler seitdem aber<br />

mehrfach verschoben worden. Er<br />

habe dies mit erheblichen Sanierungsarbeiten<br />

in Folge eines Wasserschadens<br />

durch ein Starkregenereignis<br />

begründet. Zu diesem Zeitpunkt<br />

hatte die Howoge nach ihren Angaben<br />

bereits einen Großteil des Kaufpreises<br />

bezahlt. Die fälligen Raten<br />

seien nach „quantitativem Baufortschritt“<br />

gezahlt worden, den ein<br />

beidseitig beauftragter Baucontroller<br />

festgestellt habe.<br />

Der Projektentwickler habe zunächst<br />

glaubhaft versichert, dass er<br />

sowohl technisch als auch finanziell<br />

in der Lage sei, den Schaden an den<br />

Modulen zu beheben und das Pro-<br />

„Die Howoge hält nach wie vor<br />

an der Fertigstellung des Projektes EBA Berlin<br />

und damit der Schaffung<br />

von 260 weiteren Apartments<br />

für studentisches Wohnen fest.“<br />

Aus der Mitteilung<br />

der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft Howoge<br />

ANDREAS SÜSS<br />

jekt –wenn auch verspätet –fertigzustellen,<br />

so die Howoge.<br />

Zweifel an der Glaubwürdigkeit<br />

und der Finanzkraft des Vertragspartners<br />

seien im Frühsommer 2019<br />

durch Informationen über ein eingeleitetes<br />

Gläubigerschutz- und Vergleichsverfahren<br />

gegen den Generalübernehmer,<br />

ein mit dem Vertragspartner<br />

verbundenes Unternehmen,<br />

genährt worden. Wenig später seien<br />

der Howoge Insiderinformationen<br />

über„erhebliche verdeckte Baumängel“<br />

zugetragen worden, so dass die<br />

Howoge „von nun an davon ausgehen<br />

musste, vorsätzlich über Bauqualität<br />

und -ausführung getäuscht<br />

worden zu sein“. Anfang September<br />

habe die Howoge deswegen den Vertrag<br />

mit dem Projektentwickler gekündigt<br />

und am vergangenen Freitag<br />

einen Strafrechtler mit der Einleitung<br />

eines Strafverfahrens wegen<br />

Betrugs beauftragt.<br />

Sonderprüfung veranlasst<br />

Zur internen Aufarbeitung habe die<br />

Geschäftsführung eine Sonderprüfung<br />

gestartet, heißt es in der Mitteilung.<br />

Im Auftrag des Aufsichtsrates<br />

werde zudem eine umfassende externe<br />

Prüfung durch eine auf Immobilienwirtschaft<br />

und Jura spezialisierte<br />

Gesellschaft durchgeführt.<br />

Für zukünftige Ankäufe dieser Art<br />

würden verschärfte Qualitätssicherungsklauseln<br />

in die Verträge eingefügt,<br />

so die Howoge. In laufenden<br />

Vertragsverhandlungen sollen diese<br />

Klauseln noch einbezogen werden.<br />

Angaben zum Projektentwickler<br />

machte die Howoge nicht.<br />

Die Howoge erklärte, sie halte an<br />

dem Projekt fest und werde<br />

schnellstmöglich eine europaweite<br />

Ausschreibung für den Rückbau der<br />

mängelbehafteten Bauteile und den<br />

Wiederaufbau der Module starten.<br />

Ziel sei, das Projekt 2021 fertigzustellen.<br />

Der voraussichtliche Verlust belaufe<br />

sich auf rund zehn Millionen<br />

Euro. Dieser werde die Wirtschaftlichkeit<br />

der Howogeaber nicht maßgeblich<br />

beeinträchtigen.<br />

Ulrich Paul<br />

hält die Reaktion der Howoge<br />

für konsequent.<br />

S-Bahn fährtgegen Baum.<br />

Eine S-Bahn der Linie 7ist am Montagmorgen<br />

auf der Strecke zwischen<br />

Griebnitzsee und Wannsee gegen einen<br />

querliegenden Baum gefahren<br />

und liegengeblieben. Nach Angaben<br />

der Feuerwehr wurde bei dem Unfall<br />

niemand verletzt. Dierund 100 Fahrgäste<br />

seien betreut worden. Etwa<br />

40 Rettungskräfte und ein Notfallmanager<br />

der Deutschen Bahn waren<br />

laut Polizei vorOrt.Die Streckensperrung<br />

im Bereich Griebnitzsee<br />

wurde noch am Morgen aufgehoben.<br />

DieLinie S7 konnte anschließend<br />

wieder durchgehend fahren.<br />

Laubenschuppen in Flammen.<br />

EinBrand in einer Kleingartenanlage<br />

beschäftigte die Feuerwehr in der<br />

Nacht zu Montag in der Nalepastraße<br />

in Oberschöneweide.Dort<br />

brannte ein Lagerschuppen lichterloh.<br />

DieBrandbekämpfer hatten es<br />

schwer den Brand zu löschen, da sie<br />

zunächst offenbar keinen Hydranten<br />

fanden. DerSchuppen brannte<br />

vollständig ab,verletzt wurde niemand.<br />

Frau in Hausflur gewürgt.<br />

Eine 32 Jahrealte Frau ist in der<br />

Nacht zu Montag in einem Hausflur<br />

in Prenzlauer Berg überfallen worden.<br />

Wiedie Polizei mitteilte,war die<br />

Frau gegen 23.50 Uhrinihr Wohnhaus<br />

in der Greifswalder Straße zurückgekehrt.<br />

Im Hausflur trat plötzlich<br />

ein unbekannter Mann vonhinten<br />

an sie heran, würgte sie und hielt<br />

ihr etwas gegen den Kopf. DerMann<br />

forderte sie auf englisch auf, ihr Geld<br />

auszuhändigen. Nachdem die Frau<br />

der Forderung nachgekommen war,<br />

flüchtete der Täter.Die 32-Jährige<br />

wurde leicht verletzt.<br />

Radlerin überfahren.<br />

Eine Fahrradfahrerin ist am Sonntagabend<br />

in Prenzlauer Berg voneinem<br />

Auto erfasst und verletzt worden.<br />

Zeugenaussagen zufolge hatte<br />

POLIZEIREPORT<br />

die Frau gegen 21.10 Uhrbei Rotauf<br />

ihrem unbeleuchteten Fahrrad die<br />

Fußgängerfurtder Wichertstraße<br />

überquert. Ein52-Jähriger,der mit<br />

seinem Ford bei Grün vonder Prenzlauer<br />

Allee in die Wichertstraße abgebogen<br />

war,erfasste die Frau hierbei,<br />

so dass sie stürzte und sich Verletzungen<br />

an Kopf, Nacken und<br />

Knien zuzog.<br />

Auto ausgebrannt.<br />

EinAuto ist in der Nacht zu Montag<br />

in Hellersdorfinder Mittenwalder<br />

Straße in Flammen aufgegangen<br />

und ausgebrannt. DieFeuerwehr<br />

löschte zügig, dennoch brannte das<br />

Auto vollständig aus.Die Polizei ermittelt<br />

nun wegen Brandstiftung,<br />

wie eine Sprecherin sagte.Verletzt<br />

wurde niemand.<br />

Maskierte überfallen Wettbüro.<br />

Zwei maskierte und mit einer<br />

Schusswaffe bewaffnete Männer haben<br />

in der Nacht zu Montag ein<br />

WettbüroinZehlendorfüberfallen.<br />

Laut Polizei betraten die Täter das<br />

Geschäft in der <strong>Berliner</strong> Straße gegen<br />

23 Uhr. Während einer den 37 Jahre<br />

alten Angestellten mit einer Schusswaffe<br />

bedroht haben soll, nahm sein<br />

KomplizeGeld aus der Kasse.Anschließend<br />

flüchteten beide.Der<br />

Überfallene blieb unverletzt.<br />

Kindesentführung verhindert.<br />

Am Bahnhof Südkreuz hat ein<br />

25-jähriger Tunesier am Samstagabend<br />

versucht, sein eigenes Kind zu<br />

entführen. Er habe der leiblichen<br />

Mutter das Kind auf dem Bahnsteig<br />

entrissen und dann versucht zu fliehen,<br />

so die Polizei. DerLebensgefährte<br />

der Kindsmutter sowie eine<br />

Bahnmitarbeiterin stoppten den<br />

Mann schließlich. Beiihm handelt es<br />

sich nach Polizeiangaben um den<br />

leiblichen Vater des Kindes,dem der<br />

Umgang mit dem Kind vomJugendamt<br />

untersagt worden war.Erwurde<br />

angezeigt. (BLZ, dpa)<br />

Die besten Hits aller Zeiten<br />

Berlin 1985: „Daddy Cool“<br />

RADIO<br />

AN!


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Berlin<br />

Alice Brauner dreht einen neuen Film. PAULUS PONIZAK Wolfgang Joop schwärmte am Montagabend in Berlin von Potsdam. CHRISTIAN SCHULZ Oliver Rohrbeck präsentiertein neues Live-Hörspiel. CHRISTIAN SCHULZ<br />

Tante Ullas Käsekuchen und Vaters letzter Film<br />

WOLFGANG JOOP<br />

hat einen autobiographischen Roman<br />

geschrieben. Am Montagabend<br />

wurde im Tipi am Kanzleramt die<br />

Premiere von „Die einzig mögliche<br />

Zeit“ gefeiert. Aufdie Idee zum Buch,<br />

in dem er frühe Erinnerungen festhält,<br />

kam Joop nach der Rückkehr an<br />

den Ort seines ersten Lebensjahrzehnts<br />

im Krongut Bornstedt in<br />

Potsdam. Vondort, wo ihn der Kleiderschrank<br />

von Opa Paul tief beeindruckte<br />

und auf Jahrzehnte beeinflusste,<br />

waren seine Eltern mit ihm<br />

nach Braunschweig gezogen. Joop<br />

lebte später in Hamburg, Berlin, Monaco<br />

und New York. Überall wurde<br />

ihm „nach kurzer oder längerer Zeit<br />

klar, dass ich alles Mögliche fand,<br />

nur nichts, was nach Heimat roch<br />

oder schmeckte“. Die gab es nur<br />

dort, wo Tante Ulla, die Schwester<br />

seiner Mutter,bis 2002 lebte und ihn<br />

mit selbstgebackenem Käsekuchen<br />

bewirtete. Dorthin sehnte er sich.<br />

„Ich habe immer von dieser Heimat<br />

gesprochen als wäre esVineta oder<br />

Atlantis.“ Inzwischen steht für Wolfgang<br />

Joop felsenfest: „Potsdam ist<br />

ohne Vergleich, ich kenne keine<br />

Stadt, die so traumhaft ist.“<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Wolfgang Joop hat einen Roman<br />

geschrieben. Alice Brauner arbeitet<br />

am Vermächtnis Artur Brauners.<br />

ALICE BRAUNER<br />

ist gerade täglich hin und her gerissen.<br />

Der Zuspruch für ihren Film<br />

„Crescendo“ ist überwältigend.<br />

Beim Filmfestival in Ludwigshafen<br />

erhielt er den Publikumspreis, beim<br />

Jüdischen Filmfestival Berlin-Brandenburg<br />

den Preis für den besten<br />

deutschen Film mit jüdischer Thematik.<br />

Und beim Hessischen Filmpreis<br />

ist er in der Kategorie Bester<br />

Film nominiert. „Ich bin wahnsinnig<br />

stolz, dass ,Crescendo’ jetzt so einen<br />

tollen Wegnimmt. Daswar der letzte<br />

Film, den mein Vater gesehen hat. Er<br />

hat dann nur zwei Worte gesagt, die<br />

jeder versteht, der unser lustigesVerhältnis<br />

in Bezug auf leichte Konkurrenzkämpfe<br />

kannte: ,Leider gut!’“<br />

Gerade begannen in Berlin die<br />

Dreharbeiten für die Culture-Clash-<br />

Komödie „Matze, Kebab und Sauerkraut“,<br />

an der Alice Brauner seit zehn<br />

Jahren arbeitet. Siehat den Filmstoff<br />

ohne ihrenVater entwickelt.„ImMoment<br />

arbeite ich gerade am letzten<br />

Film meines Vaters, den er unbedingt<br />

mit mir zusammen machen<br />

wollte: ,Der Mann, der Hitler besiegte’,<br />

eine wahre Geschichte. Das<br />

wird sein Vermächtnis sein. Da wird<br />

er auch als Produzent posthum noch<br />

auftauchen.“<br />

OLIVER ROHRBECK<br />

hat für seine Live-Hörspiel-Premiere<br />

mal wieder eine faszinierende<br />

Hauptpersonaufgetan:Victor Lustig,<br />

ein schillernder Trickbetrüger, wird<br />

am Freitag ab 20 Uhr inder Ufa-Fabrik<br />

im Mittelpunkt stehen. Bekannt<br />

wurde Lustig als„DerMann, der den<br />

Eiffelturmverkaufte“. Undwenn die<br />

Zuschauer zwischendurch die Augen<br />

schließen, werden sie eine Parade<br />

von Hollywoodstars erleben,<br />

denn die deutschen Stimmen von<br />

Ben Stiller (Oliver Rohrbeck), Taylor<br />

Swift (Yvonne Greitzke), Alec Baldwin<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Kein gutes Jahr für Kraniche<br />

Durch die Trockenheit gibt es in diesem Jahr kaum Nachwuchs. Naturschützer befürchten langfristig ein Abwandern der größten europäischen Vogelart<br />

VonJeanette Bederke<br />

Beate Blahy und Eberhard<br />

Henne machen sich Sorgen.<br />

Die beiden Naturschützer<br />

aus der Uckermarksind<br />

bekennende Kranichfans,<br />

engagiert in der Brandenburger<br />

AG Kranichschutz. Die anhaltende<br />

Trockenheit habe der größten europäischen<br />

Vogelart in diesem Jahr<br />

starkzugesetzt, beobachteten beide.<br />

Kraniche bevorzugen Nist- und<br />

Schlafplätze imflachen Wasser, um<br />

sich vor Feinden wie Fuchs, Wildschwein<br />

oder Marderhund zu schützen.<br />

Doch viele der angestammten<br />

Quartieresind ausgetrocknet.<br />

„Die Reproduktion der Tiere<br />

sinkt, weil das Wasser fehlt“, sagt<br />

Henne, der gerade von einer<br />

deutschlandweiten Kranichtagung<br />

zurück gekehrt ist und von einer<br />

ähnlichen Situation in Mecklenburg-Vorpommernberichtet.<br />

Größter Rastplatz im Linumer Bruch<br />

10 000 Kranichpaare nisten jedes Jahr in Deutschland, jedes vierte davon in Brandenburg. ZB/PATRICK PLEUL<br />

Weil die Bedingungen nicht stimmten,<br />

hätten viele Kraniche erst gar<br />

nicht gebrütet. „Auf 100 erwachsene<br />

Kraniche kommen normalerweise<br />

zehn Jungvögel. In diesem Jahr warenesnur<br />

zwei bis drei“, sagt Blahy.<br />

Beide Naturschützer betreuen<br />

seit 2003 ein etwa 25 Quadratkilometer<br />

großes Monitoring-Gebiet in der<br />

Uckermark. Im vergangenen Jahr<br />

hätten dort 28 Kranich-Brutpaare<br />

noch 19 Küken groß gezogen, in diesem<br />

Jahr seien es noch fünf Jungvögel<br />

gewesen.<br />

Sorgen macht sich auch Norbert<br />

Schneeweiss von der Naturschutzstation<br />

Rhinluch (Ostprignitz-Ruppin),<br />

die den größten Brandenburger<br />

Kranichrastplatz im Linumer Bruch<br />

betreut. Auch er bestätigt einen Brutrückgang<br />

bei den Schreitvögeln.<br />

„Überall fehlt das Wasser.Wir haben<br />

keine Reserven, die wir in das Teichland<br />

und vor allem auf die Rastflächen<br />

pumpen könnten“, sagt er.<br />

Halte die Trockenheit als ein Zeichen<br />

des Klimawandels an, so könnte das<br />

beeindruckende Naturschauspiel<br />

vonTausenden rastenden Kranichen<br />

auf ihrem Zwischenstopp in Richtung<br />

Süden im Linumer Bruch bald<br />

der Vergangenheit angehören. „Die<br />

Vögel werden sich sichereRastplätze<br />

an der Ostsee und in Niedersachsen<br />

suchen und damit aus Brandenburg<br />

abwandern“, befürchtet Schneeweiss.<br />

Dieser Ansicht sind auch die<br />

Uckermärker Naturschützer.„Da wo<br />

es sich anbietet, muss das Wasser in<br />

der Landschaft gehalten werden,<br />

sonst sind wir die Vögel in Brandenburg<br />

irgendwann los, sollte sich die<br />

Trockenheit auch in den nächsten<br />

Jahren fortsetzen“, sagt Henne.Daes<br />

an natürlichen Überflutungsflächen<br />

fehle,blieben den Kranichen derzeit<br />

in der Uckermark nur wenige Rastplätze:<br />

Teichlandschaften und andere<br />

Flachwasser-Gewässer wie den<br />

Grimnitzsee, andem es vor Jahren<br />

überhaupt keine Kraniche gab.<br />

„Zahlenmäßig ist eine Verdrängung<br />

noch nicht spürbar. Für den bedeutendsten<br />

Rastplatz im Linumer<br />

Bruch aber habe ich große Bedenken“,<br />

sagt der Kranichexperte. Und<br />

auch der Streit um die wenigen idealen<br />

Brutplätze werde die Population<br />

weiter sinken lassen, befürchtet er.<br />

Weniger dramatisch sieht es derzeit<br />

Dirk Treichel, Leiter der Nationalparkverwaltung<br />

Unteres Odertal<br />

(Uckermark). 50 Brutpaare gebe es<br />

im Nationalparkentlang der unteren<br />

Oder.Allein die acht Paareimzentralen<br />

Bereich haben seinen Angaben<br />

nach in diesem Jahr elf Jungvögel.<br />

Und auch der bedeutendste Rastplatz<br />

der Zugvögel im Norden des<br />

Parks amStaffelder Polders sei mit<br />

2500 Kranichen bereits gut gefüllt.<br />

1000 mehr seien es dort durchschnittlich,<br />

wenn sich die Tiere vor<br />

dem Abflug zum Überwintern in<br />

Spanien dort treffen. „Aber der Vogelzug<br />

hat erst begonnen, hält noch<br />

bis Mitte Oktober an.“ Ab Freitag veranstaltet<br />

die Nationalparkverwaltung<br />

wieder die beliebte Kranichwoche<br />

mit täglichen Führungen zu den<br />

Rastplätzen. „Ich sehe derzeit überhaupt<br />

keine Gefahr, dass unsere<br />

Gäste keine Kraniche zu Gesicht bekommen“,<br />

sagt Treichel. Das Gebiet<br />

des Parksinklusivedes sogenannten<br />

polnischen Zwischenoderlands profitiert<br />

davon, dass trotz niedriger<br />

Wasserstände noch immer Flächen<br />

leicht überflutet sind.<br />

Massiv abhängig vomWasser<br />

Doch auch der Ökologe Treichel<br />

kann die Auswirkungen des Klimawandels<br />

nicht übersehen.„Brandenburg<br />

ist davon deutschlandweit am<br />

stärksten betroffen. Die Landschaft<br />

sowie Flora und Fauna werden sich<br />

in den nächsten Jahren gravierend<br />

verändern, auch im Nationalpark.“<br />

Die Auenlandschaft sei massiv vom<br />

Wasser abhängig, komme mit extremen<br />

Wechseln bisher aber gut klar.<br />

„Viele Arten, auch Kraniche, sind da<br />

sehr anpassungsfähig. Nach zwei<br />

Jahren Trockenheit Alarm zuschlagen,<br />

ist übertrieben“, sagt Treichel.<br />

Wenn die Trockenheit aber in den<br />

nächsten Jahren anhalte, könnte es<br />

problematisch werden. Das muss<br />

auch er zugeben. (dpa)<br />

Neue Regierung bis Mitte Oktober?<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hofft auf zügige Koalitionsverhandlungen<br />

Rund dreiWochen nach der Landtagswahl<br />

haben SPD, CDU und<br />

Grüne in Brandenburgmit Verhandlungen<br />

über eine gemeinsame Regierungskoalition<br />

begonnen. Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (SPD)<br />

zeigte sich am Montag zuversichtlich,<br />

dass die Gespräche zügig verlaufen<br />

können. „Ich hoffe, dass wir<br />

Mitte Oktober durch sein können“,<br />

sagte der SPD-Landesvorsitzende<br />

vorden Gesprächen in Potsdam. „Es<br />

ist gut sondiert worden, und das ist<br />

eine gute Grundlage jetzt auch für<br />

die Verhandlungen.“<br />

Landtag tritt Mittwoch zusammen<br />

Dietmar Woidke(SPD)<br />

DPA/SOEREN STACHE<br />

Die SPD war bei der Landtagswahl<br />

am 1. September trotz Verlusten<br />

stärkste Partei vorder AfD geworden,<br />

die im Vergleich zur Wahl vor fünf<br />

Jahren deutlich hinzugewann. Weil<br />

die rot-rote Koalition keine ausreichende<br />

Mehrheit mehr hat, suchte<br />

die SPD in zweiwöchigen Sondierungsgesprächen<br />

nach zwei Partnern<br />

und entschied sich für CDU<br />

und Grüne und gegen die Linke. Am<br />

vergangenen Donnerstag stimmten<br />

die Landesspitzen von SPD und<br />

CDU den Verhandlungen für Rot-<br />

Schwarz-Grün zu, ein Kleiner Grünen-Parteitag<br />

votierte am Sonnabend<br />

mit 82,5 Prozent dafür.<br />

Woidke sprach von einem klaren<br />

Votum der Grünen. „Dass die Parteien<br />

da mit Optimismus in die Verhandlungen<br />

gehen, das ist ein gutes<br />

Zeichen“, sagte er. Zu Beginn der<br />

Verhandlungen an diesem Montag<br />

sollte es nach seinen Angaben zunächst<br />

um Organisationsfragen und<br />

um den Zeitplan gehen. An diesem<br />

Dienstag sind weitere Verhandlungen<br />

vorgesehen. Einen Tag später,<br />

am Mittwoch, konstituiert sich der<br />

neue Brandenburger Landtag.<br />

Der kommissarische CDU-Landeschef<br />

Michael Stübgen bewertete<br />

die Entscheidung der Grünen ebenfalls<br />

positiv. „Ich finde das ein sehr<br />

überzeugendes Ergebnis“, sagte der<br />

Parlamentarische Agrarstaatssekretär.„Dasist<br />

für uns alle ein gutes Zeichen.“<br />

Grünen-Fraktionschefin Ursula<br />

Nonnemacher machte die Skepsis<br />

ihrer Partei deutlich. „Wir nehmen<br />

mit, dass es bei ganz, ganz<br />

vielen unserer Mitglieder Bauchschmerzen<br />

gibt“, sagte Nonnemacher<br />

dem rbb-Inforadio. „Natürlich<br />

ist uns das ein Auftrag, diesen Bedenken<br />

und diesen großen Bauchschmerzen<br />

auch gerecht zu werden.“<br />

Nach Ansicht von Grünen-<br />

Chefin Annalena Baerbock geht es<br />

nun darum, alle Themen aus der<br />

Sondierung zu konkretisieren. Es<br />

gehe darum, „wie genau man erreichen<br />

will, dass es keine neuen Tagebaue<br />

in Brandenburggibt“, sagte sie.<br />

Ein weiteres Thema sei, „wie genau<br />

man dafür sorgen will, dass in den<br />

Kitas der Betreuungsschlüssel endlich<br />

auf das Niveau angehoben werden<br />

kann, was für gute Kitas notwendig<br />

ist“. (dpa)<br />

25.09.2019<br />

DEN GANZEN TAG<br />

RADIOEINS HÖREN<br />

UND GUTES TUN<br />

Kampf dem Kohlebagger<br />

„Ende Gelände“ will Ende November das Braunkohlerevier in der Lausitz lahmlegen<br />

VonFabian Boerger<br />

Kaum verblassen die Bilder des<br />

Klimastreiks, kündigt die Anti-<br />

Kohlekraft-Bewegung „Ende Gelände“<br />

neue Protestaktionen an.<br />

Ende November will sie im Lausitzer<br />

Kohlerevier die Infrastruktur lahmlegen,<br />

indem Aktivisten Kohlebagger,<br />

Bunker und Zufahrtsstraßen blockieren.<br />

„Wir wollen den Klimastreik<br />

direkt an die Orte der Zerstörung tragen“,<br />

sagte Nike Mahlhaus,Sprecherinvon<br />

„Ende Gelände“, der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland, RND).<br />

Das Aktionsbündnis kritisiert mit<br />

seiner Aktion die Beschlüsse des Klimakabinetts.Ende<br />

vergangener Woche<br />

hat es ein 54 Milliarden Euro<br />

schweres Klimaschutzpaket auf den<br />

Weggebracht. Dassieht unter anderem<br />

vor, dass Bahnfahren billiger<br />

und Fliegen teurer werden soll. Auch<br />

die Benzinpreise sollen steigen. Der<br />

Kohleausstieg ist hingegen erst bis<br />

2038 geplant. „Das ist ein klimapolitischer<br />

Wahnsinn“, sagt Mahlhaus<br />

und sei zugleich ein Schlag ins Gesicht<br />

der 1,4 Millionen Menschen,<br />

die mit Fridays for Future auf die<br />

Straße gingen. Mahlhaus sagte:<br />

„2038 –das ist viel zu spät.“ Deswegen<br />

plane „Ende Gelände“, an den<br />

„Ort der Zerstörung“ zu gehen und<br />

dort zuprotestieren. Neben den Revieren<br />

im Rheinland und in Mitteldeutschland<br />

zählt die Lausitz zu den<br />

großen Braunkohlevorkommen in<br />

Deutschland. Nach Angaben der Organisatoren<br />

sind die Aktionen am<br />

Wochenende vom 29. November bis<br />

1. Dezember geplant. In einer Mitteilung<br />

kündigten sie an, dass sich tausende<br />

Menschen vor Fahrzeuge,<br />

Bunker und Zugangsstraßen stellen<br />

werden, um den Kohlebetrieb vor<br />

Ortzum Erliegen zu bringen.<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Wissenschaft<br />

AmWochenende wurde von<br />

acht Uhr morgens bis Mitternacht<br />

verhandelt, seit<br />

Montag früh gab es gar<br />

keine Pause. Denn irgendwann am<br />

heutigen Dienstag muss er fertig<br />

sein, der Sonderbericht des Weltklimarats<br />

IPCC, der zurzeit bei der 51.<br />

Plenarsitzung des Gremiums in Monaco<br />

erstellt wird. Schließlich ist geplant,<br />

das Werk am Mittwoch der Öffentlichkeit<br />

zu präsentieren. Parallel<br />

zum UN-Klimagipfel in New York,<br />

der am Montag zu Ende ging, diskutierte<br />

man also auch in dem Stadtstaat<br />

am Mittelmeer über die Folgen<br />

der globale Erwärmung.<br />

In dem IPCC-Sonderbericht geht<br />

es um den Ozean und die Kryosphäre<br />

–also den vereisten Teil der Erde –in<br />

einem sich wandelnden Klima. 104<br />

Autoren aus 36 Ländern haben fast<br />

7000 wissenschaftliche Veröffentlichungen<br />

zu dem Thema durchforstet,<br />

um den Sachstand zur Erwärmung<br />

der Ozeane, zum Meeresspiegelanstieg<br />

und zum Abschmelzen des<br />

Eises in Gebirgen und an den Polen<br />

der Erde zusammenzutragen.<br />

Denn dafür ist der IPCC als Institution<br />

der Vereinten Nationen zuständig:<br />

Wissenschaftler tragen für<br />

das Gremium aktuelle Erkenntnisse<br />

der Klimaforschung zusammen und<br />

bewerten sie in Hinblick auf den Klimawandel.<br />

Damit liefertder IPCC, in<br />

dem 195 Länder Mitglied sind, die<br />

Grundlagen für wissenschaftsbasierte<br />

Entscheidungen der Politik.<br />

Dem Kernteam von Forschern, das<br />

den Sonderbericht seit drei Jahren<br />

vorbereitet hat und nun in Monaco<br />

den finalen Entwurf mit den Delegierten<br />

der Länder verhandelt, gehört<br />

ein <strong>Berliner</strong> an: Jochen Hinkel<br />

vom Global Climate Forum, einem<br />

gemeinnützigen Interessenverband<br />

von Forschungsinstituten, Nichtregierungsorganisationen<br />

und Firmen,<br />

die sich mit Klimafragen beschäftigen.<br />

Er hat am Freitag vonMonaco aus<br />

die weltweiten Klimastreiks und die<br />

Vorstellung des Klimaschutzprogramms<br />

der Bundesregierung verfolgt<br />

–und hatte dabei sehr gemischte<br />

Gefühle. Der Wissenschaftler ist begeistert,<br />

dass allein in Berlin rund<br />

270 000 Menschen für mehr Klimaschutz<br />

demonstriert haben. Und er<br />

ist enttäuscht vondem Paket, das das<br />

Klimakabinett geschnürthat.<br />

Deiche aufstocken<br />

„Es ist ein Flickwerkvon kleinen Maßnahmen.<br />

Damit lassen sich die Klimaziele<br />

für 2030 nicht erreichen“,<br />

sagt Hinkel, der sich als Wirtschaftswissenschaftler<br />

seit zwanzig Jahren<br />

mit dem Klimawandel, der Anpassung<br />

daran und dem Risikomanagement<br />

befasst. Wie andere Klimaforscher<br />

findet er,dass die Entscheidungen<br />

vonpolitischer Mutlosigkeit zeugen<br />

und moniertvor allem die viel zu<br />

niedrige Bepreisung vonCO 2 .„Mit10<br />

Euro pro Tonne CO 2 einzusteigen ist<br />

viel zu wenig um die notwendigen<br />

starken Anreizezur Emissionsminderung<br />

zu geben“, sagt Jochen Hinkel.<br />

Allerdings waren seine Erwartungen<br />

an das Klimakabinett auch nicht<br />

besonders hoch. Denn der 49-Jährige<br />

hat im Laufe seiner Tätigkeit<br />

beim World Climate Forum und zuvor<br />

amPotsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

miterlebt, wie Entscheidungsfindungen<br />

in der Politik<br />

Bangen um Eis und Küsten<br />

zustande kommen und ist ernüchtert.<br />

„Der Einfluss von Interessengruppen,<br />

die den Status quo beibehalten<br />

wollen, ist sehr groß. Deshalb<br />

hätte mich ein großerWurf auch sehr<br />

überrascht“, sagt er.<br />

Trotzdem investiert Jochen Hinkel<br />

viel Zeit in die Arbeit für den<br />

IPCC. Denn es ist ihm wichtig, dass<br />

die Grundlagen für wissenschaftsbasierte<br />

Entscheidungen der Politik geschaffen<br />

werden. Hinkel ist beim<br />

Sonderbericht über die Ozeane und<br />

die Kryosphäre thematisch verantwortlich<br />

für das Kapitel über den<br />

Meeresspiegelanstieg und die Folgen<br />

für niedrig gelegene Inseln, Küsten<br />

und Gemeinden. „Darin geht es<br />

sowohl um die physikalischen Erkenntnisse<br />

zum Meeresspiegelanstieg<br />

als auch um die Folgen und die<br />

Möglichkeiten der Anpassung“, sagt<br />

der <strong>Berliner</strong> Forscher.<br />

In dem Kapitel wird also nachzulesen<br />

sein, wo Überschwemmungen<br />

und Sturmfluten zunehmend Probleme<br />

bereiten können, in welchen<br />

Regionen Land verloren zu gehen<br />

droht und wie sich Ökosysteme wie<br />

Marschen und Mangroven verändern.<br />

Doch die Experten zeigen auch<br />

auf, welche Möglichkeiten die Menschen<br />

haben, sich zu wappnen. „Seit<br />

Jahrhunderten schützen sich die<br />

Menschen vor Sturmfluten durch<br />

Deichbau. In den Tropen kommt<br />

aber auch zum Beispiel das Aufforsten<br />

von Mangrovenwäldern infrage,<br />

mit dem sich Überschwemmungen<br />

verhindernlassen“, sagt Hinkel.<br />

Details aus dem Bericht darf der<br />

Forscher vorab nicht verraten. Ohnehin<br />

wird auch Hinkel erst diesen<br />

Dienstag den genauen Wortlaut der<br />

einzelnen Kapitel kennen. Denn der<br />

wird zurzeit verhandelt. Schließlich<br />

wurde der Sonderbericht von den<br />

195 Regierungen der IPCC-Mitgliedsländer<br />

in Auftrag gegeben und<br />

sie alle haben Mitspracherecht.<br />

Dabei stünden nicht die wissenschaftlichen<br />

Fakten zur Debatte,<br />

sondern esgehe um politische Aspekte<br />

bei der Wortwahl und den Formulierungen,<br />

betont Hinkel. „Wenn<br />

im Text zum Beispiel Städte genannt<br />

werden, die mit Blick auf den steigenden<br />

Meeresspiegel besonders<br />

vulnerabel sind, dann kann es vorkommen,<br />

dass kleine Inselstaaten<br />

aus dem Pazifik darauf bestehen,<br />

auch erwähnt zu werden.“<br />

Jedes Land hat die Möglichkeit,<br />

Kommentare und Wünsche einzubringen.<br />

Deshalb dauert die Verhandlung<br />

des Entwurfs auch so<br />

lange.„DasDokument wirdper Beamer<br />

an die Leinwand des Saals projiziert<br />

und dann geht es Satz für Satz.<br />

Wenn ein Land einen Änderungswunsch<br />

hat, beraten sich die Autoren<br />

kurz, machen einen Vorschlag<br />

wie der Satz geändert oder ergänzt<br />

werden könnte und dann muss die<br />

Der Weltklimarat IPCC stellt am Mittwoch seinen<br />

Sonderbericht zu den Folgen des Klimawandels für<br />

Klein und bedroht: Zu den Malediven gehören 1196 Inseln. 220 sind von Einheimischen bewohnt, 144 weitere werden touristisch genutzt.<br />

Polkappen, Gletscher und Ozeane vor<br />

FORSCHUNGS-FAKTEN<br />

Das Gremium: Das Intergovernmental<br />

Panel on Climate Change, kurz IPCC,<br />

wurde 1988 gegründet. Das auch Weltklimarat<br />

genannte Gremium ist eine Institution<br />

der Vereinten Nationen, zurzeit sind<br />

195 Länder beteiligt. Der IPCC erarbeitet<br />

Grundlagen für wissenschaftsbasierte<br />

Entscheidungen der Politik. Er schlägt<br />

aber weder konkrete Lösungswege vor<br />

noch gibt er politische Handlungsempfehlungen.<br />

Die Forscher: Wissenschaftler aus der<br />

ganzen Welt tragen ehrenamtlich zur Arbeit<br />

des IPCC als Autoren und Gutachter<br />

bei. Für jeden Bericht werden neue Autorenteams<br />

zusammengestellt. Sie stellen<br />

für die Berichte den aktuellen Stand der<br />

Klimaforschung zusammen und bewerten<br />

anhand anerkannter Veröffentlichungen<br />

den neuesten Kenntnisstand zum Klimawandel.<br />

Die Berichte: Der Weltklimarat hat bislang<br />

fünf umfangreiche Sachstandsberichte<br />

veröffentlicht, zuletzt 2014/2015.<br />

Am sechsten wird zurzeit gearbeitet. Darüber<br />

hinaus gabeszwölf Sonderberichte,<br />

der aktuelle zu den Ozeanen und der<br />

Kryosphäre ist der 13.<br />

VonAnne Brüning<br />

IMAGO IMAGES<br />

Änderung einstimmig angenommen<br />

werden“, berichtet der Forscher.<br />

Das klingt nach einem Vorhaben,<br />

das sich endlos hinzieht. Aber für gewöhnlich<br />

kommt ein Konsens zustande.<br />

„Die Vertreter der einzelnen<br />

Regierungen sind zumeist sehr erfahrene<br />

Diplomaten –etwa vonUmweltministerien<br />

oder Umweltämtern.<br />

Und esgibt im Vorfeld schon<br />

zwei Runden, in denen Kommentare<br />

abgegeben werden“, sagt Hinkel.<br />

Viel Beachtung wird am Mittwoch<br />

vermutlich der Sachstand zum<br />

Ausmaß des Meeresspiegels finden.<br />

Auch zu diesem Aspekt darf Hinkel<br />

vorab nichts sagen. Aber schon die<br />

Zahlen aus dem 2014/2015 vorgestellten<br />

allgemeinen fünften Sachstandsbericht<br />

des IPCCsind besorgniserregend:<br />

Demnach steigen die<br />

Ozeane derzeit im globalen Mittel<br />

um rund drei Millimeter pro Jahr<br />

und damit 30 Zentimeter in hundert<br />

Jahren. Doch der Anstieg beschleunigt<br />

sich. Das zeichnete sich bereits<br />

im letzten IPCC-Bericht ab. Damals<br />

wurde unter der Annahme, dass die<br />

Menschheit weiter wie bisher viel<br />

CO 2 in die Atmosphäre entlässt, die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass der Meeresspiegel<br />

bis 2100 um 0, 5bis 1Meter<br />

ansteigt, mit 66 Prozent beziffert.<br />

Nunist also die Frage,obsich die<br />

Situation verschärft hat. „Es gibt seit<br />

dem fünften Sachstandsbericht viele<br />

neue Forschungserkenntnisse zur<br />

Antarktis.Dortgibt es instabile Gletscher,<br />

bei denen eine große Unsicherheit<br />

darüber herrschte, unter<br />

welchen Bedingungen sie abtauen“,<br />

erläutert Hinkel. Fest steht, dass die<br />

Antarktis ein wichtiger Faktor ist.<br />

„Wenn dort mehr Eis taut als bisher<br />

angenommen, wird sich der Anstieg<br />

des Meeresspiegels sehr stark beschleunigen“,<br />

sagt Hinkel.<br />

Im Vergleich zur vorindustriellen<br />

Zeit liegt der Level der Ozeane bereits<br />

um 20 Zentimeter höher. „Das<br />

macht sich am meisten dortbemerkbar,woeswenig<br />

Gezeiten gibt –also<br />

in den Tropen“, berichtet Hinkel. Die<br />

Malediven zum Beispiel liegen im<br />

Schnitt 1,5 Meter über Normalnull.<br />

„Dorthat man mit drei bis vier Meter<br />

hohen Wellen zu kämpfen, die auf<br />

die den Inseln vorgelagerten Korallenriffe<br />

prallen“, berichtet Hinkel.<br />

„50 Zentimeter Meeresspiegelanstieg,<br />

zusammen mit dem erwarteten<br />

Absterben von schützenden Korallenriffen<br />

stellen eine existenzielle<br />

Bedrohung für viele Atoll-Inseln dar,<br />

die nicht das Geld haben sich zu<br />

schützen“, ergänzt er.<br />

Selbst bei einem Anstieg von einem<br />

Meter oder mehr bis 2100 seien<br />

die deutschen Küstenlinien weitgehend<br />

zu sichern. „An der Nordsee<br />

gibt es bis zu acht Meter hohe Deiche,die<br />

müssten erhöht werden, was<br />

technische Herausforderungen mit<br />

sich bringt. Aber dann ist man dort<br />

gerüstet für die nächsten hundert<br />

Jahre“, sagt Hinkel. Handlungsbedarf<br />

gebe es auch an der Ostseeküste,<br />

die größtenteils bislang nicht<br />

geschützt ist. „Dort wird man neue<br />

Deiche bauen, vorhandene Deiche<br />

erhöhen und zunehmend in Sandvorspülungen<br />

investieren müssen,<br />

mit denen die Dünen gesichert werden.“<br />

Fraglich sei allerdings, oballe<br />

Agrarflächen in Küstennähe erhalten<br />

bleiben können.<br />

In Deutschland wäre also auch<br />

ein beschleunigter Anstieg des Meeresspiegels<br />

zu managen. „Global<br />

sind die Risiken aber sehr ungleich<br />

verteilt“, sagt Hinkel. Kleine Atoll-Inseln<br />

wie die Malediven zum Beispiel<br />

seien besonders stark inGefahr und<br />

hätten zugleich oft nicht die wirtschaftliche<br />

Kraft, Schutzmaßnahmen<br />

zu ergreifen.<br />

Jakarta sinkt<br />

Auch Metropolen am Meer wie Jakarta,<br />

Manila, Bangkok und Shanghai<br />

seien besonders gefährdet. „Sie<br />

alle sind an Fluss-Deltas gelegen, deren<br />

Sedimente hauptsächlich durch<br />

Förderung von Trinkwasser kompakter<br />

werden. Deshalb sinken sie<br />

derzeit ohnehin unter den Meeresspiegel“,<br />

berichtet der Forscher. Besonders<br />

rasch schreite dieser Prozess<br />

zum Beispiel im indonesischen Jakarta<br />

voran – und die Regierung<br />

habe noch keine Lösung für das<br />

Problem gefunden.<br />

Global gesehen könne es sehr unangenehm<br />

werden, wenn sich die<br />

Erde weiter wie bisher erwärmt,<br />

warnt der <strong>Berliner</strong> Forscher. Essei<br />

nötig, die Treibhausgasemissionen<br />

starkzureduzieren.„Mir ist klar,dass<br />

es schwer ist, ein Energiesystem umzubauen“,<br />

sagt er. Aber es bleibe<br />

nicht mehr viel Zeit. Die soziale Bewegung,<br />

die im vergangenen Jahr<br />

rund um den Klimaschutz entstanden<br />

ist, lässt ihn hoffen, dass wir die<br />

Kurvedoch noch kriegen.<br />

Wieviele Biber hat das Land?<br />

Forscher starten ein umfassendes Projekt zur Verbreitung von 270 Säugetierarten in Europa. Denn nur wenn man weiß, wo bedrohte Arten leben, kann man sie auch schützen<br />

Biber, Wolf und Goldschakal sind<br />

in Europa auf dem Vormarsch.<br />

Auch Elche und Braunbären erobern<br />

regional neue Gebiete. Der Europäische<br />

Nerz dagegen wirdimmer rarer<br />

–und etliche Fledermausarten sind<br />

stark rückläufig. Einen genauen<br />

Überblick gibt es jedoch nicht.<br />

Darum nimmt nun ein Großprojekt<br />

der Stiftung Europäische Säugetiere<br />

die Verbreitung der SäugetiereinEuropa<br />

in den Blick und prüft, wie sich<br />

deren Lebensräume in den vergangenen<br />

25 Jahren verändert haben.<br />

Rund 270 Säugetierarten sollen dabei<br />

erfasst werden.<br />

„Es ist ein Mammutprojekt“, sagt<br />

der Sekretär der Stiftung, Laurent<br />

Schley, in Luxemburg. Die Fläche,<br />

die kartiertwerden soll, umfasse 11,5<br />

Millionen Quadratkilometer in 42<br />

Ländern: „Von Portugal bis zum Ural<br />

und von Griechenland bis Spitzbergen.“<br />

Die Ergebnisse sollen 2024 in<br />

einem rund 600 Seiten dicken Atlas<br />

erscheinen. „Es ist das weltweit<br />

größte Kartierungsprojekt für Säugetiere“,<br />

betont der Biologe.<br />

Das Besondere sei, dass 1999 bereits<br />

eine erste Ausgabe des Atlas erschien<br />

–wenn auch nur für etwa die<br />

Hälfte der Fläche. „Das ermöglicht<br />

uns jetzt einen Langzeitvergleich,<br />

auch im Zuge des Klimawandels“,<br />

sagt Schley.Ersteuertmit neun weiterenWissenschaftlerndas<br />

Projekt, das<br />

73 nationale Koordinatoren einbindet.<br />

Die Informationen zur Verbreitung<br />

seien vor allem wichtig, um die<br />

Arten besser schützen zu können.<br />

Holger Meinig ist einer der beiden<br />

deutschen Koordinatoren. In<br />

Deutschland gebe es derzeit 107<br />

Säugetierarten, sagt er. Darunter etliche,<br />

von denen ein großer Teil der<br />

weltweiten Bestände hierzulande<br />

vorkommen. Als Beispiel nennt er<br />

die Fransenfledermaus, das Graue<br />

Biber:Einst fast ausgerottet, sind sie<br />

heute auch wieder in Berlin heimisch. DPA<br />

Langohr – ebenfalls eine Fledermausart<br />

– und die Schabrackenspitzmaus.<br />

„Für diese Arten hat<br />

Deutschland eine besondereVerantwortlichkeit“,<br />

sagt Meinig, der gerade<br />

die nächste Fassung der deutschen<br />

Roten Liste mit erarbeitet hat.<br />

Der Europäische Nerz sei auch in<br />

Deutschland ausgestorben, sagt er.Es<br />

gebe derzeit zwei Ansiedlungsprojekte:<br />

in Niedersachsen und im Saarland.<br />

Drastisch sei die Lage beim<br />

Feldhamster, der etwa in Nordrhein-<br />

Westfalen ausgestorben sei. Dieses<br />

Jahr seien dort imehemaligen Verbreitungsgebiet<br />

128 Tiere ausgesetzt<br />

worden, um ihn wieder anzusiedeln.<br />

Auch der Gartenschläfer verschwinde<br />

zunehmend. DerLuchs,für den es ein<br />

Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzer<br />

Wald gebe,stagnieremit etwa 80 TiereninDeutschland.<br />

Im Aufwind seien dagegen bundesweit<br />

der Biber,der Fischotter und<br />

der Wolf. VonPolen wanderten wieder<br />

Elche nach Brandenburg und<br />

Mecklenburg-Vorpommern ein: „Es<br />

hat auch schon eine Reproduktion<br />

gegeben.“ Und auch der Goldschakal<br />

ist an verschiedenen Stellen<br />

nachgewiesen worden. „Aber ohne<br />

Reproduktion.“ (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Ein <strong>Berliner</strong><br />

kehrt<br />

zurück<br />

WasBasketballfans vor dem<br />

BBL-Start wissen müssen<br />

VonChristian Kattner<br />

Die Basketballer von Alba Berlin<br />

starten am Sonnabend mit einem<br />

Pokalspiel in die Saison, doch<br />

schon am heutigen Dienstagabend<br />

finden in der Basketball-Bundesliga<br />

(BBL) die ersten drei Partien statt.<br />

Diesmal bleiben die Regeln unverändert.<br />

Es gibt nur einen statt der<br />

üblichen zwei Aufsteiger. Wer ist<br />

neu? Werdarfnicht mitspielen? Und<br />

was ist mit dem Allstar Day? Hier<br />

sind die Antworten.<br />

Premiere in Hamburg<br />

Nach etlichen Jahren ist Hamburg<br />

wieder in der BBL vertreten, durch<br />

die Hamburg Towers. Unerwartet<br />

setzte sich der 2013 gegründete Verein<br />

im Play-off-Halbfinale der Pro A<br />

gegen Chemnitz durch und schaffte<br />

damit die Qualifikation für die BBL.<br />

DerGewinn der Meisterschaft gegen<br />

Nürnberg war die Krönung der Saison.<br />

Bei der Zusammenstellung des<br />

Kaders achteten die Macher um den<br />

ehemaligen Nationalspieler Marvin<br />

Willoughby darauf, dass sie möglichst<br />

unbekannte Spieler verpflichten.<br />

Mit dem gebürtigen <strong>Berliner</strong><br />

Heiko Schaffartzik, 35, allerdings ist<br />

den Towers ein Transfer geglückt, der<br />

auch außerhalb Hamburgs registriert<br />

wurde. Das erste Aufeinandertreffen<br />

mit Alba Berlin wird esinder<br />

BBL am 22. Dezember geben.<br />

Nürnberg darf nicht mitmachen<br />

Auch wenn sie das Finale der Zweiten<br />

Liga gegen Hamburg verloren<br />

haben, war den Nürnberger Falcons<br />

zumindest auf sportlichem Wegdie<br />

Qualifikation für die BBL gelungen.<br />

Anders als den Towers wurde den<br />

Franken aber die Lizenz verweigert.<br />

DerVerein soll wesentliche Anforderungen<br />

nicht erfüllt haben. Konkret<br />

ging es dabei um die fehlende wirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit und<br />

Erst für die BayernimTest, inzwischen ein<br />

Hamburger:HeikoSchaffartzik. IMAGO IMAGES<br />

um eine bundesligataugliche Spielstätte.<br />

Die Nürnberger gaben sich<br />

damit nicht zufrieden, legten mehrfach<br />

Einspruch ein, hatten aber keinen<br />

Erfolg. Dennoch gingen sie aus<br />

diesem Prozess als Gewinner hervor:<br />

Mittlerweile gibt es die feste Zusage<br />

für den Baueiner Halle.Die BBL wird<br />

aber nur mit 17 statt 18 Teams spielen.<br />

Daher hat Alba noch Zeit bis<br />

zum Startindie BBL.<br />

Kein Allstar Day<br />

Bereits in der vergangenen Saison<br />

hatte Alba auf eine Teilnahme am<br />

Allstar Dayverzichtet. DieBelastung<br />

auf europäischer Ebene war zu groß<br />

und hätte zu einer Terminkollision<br />

geführt. Diese war auch in diesem<br />

Jahr zu befürchten und zudem gibt<br />

es im Februar noch ein Nationalmannschaftsfenster.<br />

Die BBL setzt<br />

den Allstar Dayaus,weil auch andere<br />

Klubs unter Terminnot leiden.<br />

International im Einsatz<br />

Gleich mehrere Mannschaften aus<br />

der BBL spielen international: Alba<br />

und die Bayern in der Euroleague,<br />

Oldenburg und Ulm im Eurocup,<br />

Bamberg und Vechta in der Fiba<br />

Champions League, Bayreuth im<br />

Fiba Europe Cup.<br />

Lästig wie ein Wespenstich<br />

Dortmund will die leidige Mentalitätsdebatte nicht führen –trotzdem stellt sich die Frage sehr wohl<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurta.M.<br />

Mal angenommen, die<br />

Deutsche Fußball-<br />

Liga (DFL) hätte es gewagt,<br />

nicht den Europa-League-Teilnehmer<br />

VfL Wolfsburg,<br />

sondernden Europapokalstarter<br />

Eintracht Frankfurt für das erste<br />

Montagsspiel der Saison zu verpflichten:<br />

Das mal wieder sehr unterhaltsame<br />

Aufeinandertreffen mit<br />

Borussia Dortmund (2:2) wäre dann<br />

nicht an einem lauen Spätsommerabend,<br />

sondern aneinem verregneten<br />

Frühherbsttag gespielt und garantiert<br />

von geharnischten Fanprotesten<br />

beider Lager begleitet worden.<br />

Aber auf so eine geballte<br />

Ladung Wuthatte niemand Lust.<br />

Dass sich dann doch vordem Jahreszeitenwechsel<br />

im Frankfurter<br />

Stadtwald eine explosive Mischung<br />

Unmut entlud wie bei einem unvermeidlichen<br />

Sommergewitter, hatte<br />

mit BVB-Kapitän MarcoReus und einem<br />

wiederkehrenden schwarz-gelben<br />

Verhaltensmuster zu tun. Wie<br />

der selbst ernannte Titelfavorit die<br />

Adlerträger in der ersten Halbzeit im<br />

Spiel hielt und letztlich zweimal seinen<br />

durch Axel Witsel (11.) und Jadon<br />

Sancho (66.) herausgespielten<br />

Vorsprung hergab, erinnerte fatal an<br />

die Versäumnisse der Vorsaison.<br />

Mangelnde Konsequenz, fehlender<br />

Killerinstinkt auf Wiedervorlage.<br />

Eine berühmte-berüchtigte Frage<br />

Hat genug gesehen fürsErste: Dortmunds Kapitän Marco Reus.<br />

Angeschlagen: Abwehrspieler<br />

Mats Hummels vomFußball-Bundesligisten<br />

Borussia<br />

Dortmund hofft auf eine<br />

schnelle Rückkehr am kommenden<br />

Wochenende. Dann<br />

spielt der BVB gegenWerder<br />

Bremen.<br />

MATS HUMMELS<br />

Angekündigt: „Ich versuche,<br />

es bis Samstag wieder zu<br />

schaffen, ob es klappt, wird<br />

sich aber erst in ein paar Tagenzeigen“,<br />

twitterte Hummels<br />

am Montag.Eine genauere<br />

Diagnose steht noch<br />

aus.<br />

DPA/THISSEN<br />

Angeknackst: Hummels<br />

musste in Frankfurtaufgrund<br />

einer Rückenverletzung in<br />

der 63. Minute vorzeitig ausgewechselt<br />

werden. Dan-<br />

Axel Zagadou kam für den<br />

30-Jährigen in die Begegnung.<br />

Zeit für einen Appell<br />

Doch Reus schien die erneute<br />

Mentalitätsfrage so lästig wie ein<br />

heimtückischer Wespenstich beim<br />

letzten TagimFreibad. „Das geht mir<br />

so auf die Eier.Das 2:2 war ein Mentalitätsproblem?<br />

Wir haben uns<br />

dumm angestellt beim 2:2, auf jeden<br />

Fall. Aber kommt mir jetzt nicht mit<br />

eurem Mentalitätsscheiß. Jede Woche<br />

immer dieselbe Kacke“ ,giftete<br />

der 31-Jährige, der eigentlich auch<br />

deshalb zu „Deutschland Fußballer<br />

des Jahres“ gekürt wurde, weil bei<br />

ihm ein erstaunlicher Reifeprozess<br />

mit hoher Selbstreflexion zu besichtigen<br />

war. Insofern überraschte die<br />

kurze Zündschnur des Anführers,<br />

der dann auch noch zur Dopingprobe<br />

musste. Immerhin hatte der<br />

erneut recht glücklos agierende Angreifer<br />

eingeräumt, dass sich fehlende<br />

Abgebrühtheit „wie ein roter<br />

Faden“ durch die jüngere Vergangenheit<br />

ziehe.<br />

Derweil legte Sportdirektor Michael<br />

Zorc den Finger in die Wunde.<br />

„Wir sind nicht fokussiertaufs zweite<br />

Tor gegangen, wir haben ein bisschen<br />

rumgedaddelt“, rüffelte Zorc<br />

und schob nach: „Das war leichtfertig.<br />

So spielt keine Spitzenmannschaft.“<br />

Die Mentalitätsfrage umschiffte<br />

der Manager vorsorglich.<br />

„Das könnt ihr euch selbst beantworten“,<br />

sagte der 57-Jährige, um<br />

auf dem Absatz umzudrehen. Verbesserungsbedarf<br />

besteht offenbar<br />

genauso wie Redebedarf.<br />

„Es gibt nie eine Phase im Spiel, in<br />

der wir richtig Kontrolle haben“,<br />

sagte Thomas Delaney, dessen unglückliches<br />

Eigentor am Ende einer<br />

Fehlerkette stand (88.). Vorden Augen<br />

vonBundestrainer Joachim Löw<br />

hatte sich Mats Hummels zu diesem<br />

Zeitpunkt wegen Rückenproblemen<br />

bereits auswechseln lassen müssen,<br />

aber der 30-Jährige wirkte auch<br />

längst nicht so souverän wie zuletzt<br />

in der Champions League. ImGlauben<br />

an die unbestrittene individuelle<br />

Klasse lässt das Team die Zügel<br />

immer wieder schleifen: Schon in<br />

den Auswärtsspielen beim 1. FC<br />

Köln (3:1) und bei Union Berlin (1:3)<br />

war eine unpassende Laissez-faire-<br />

Haltung zu besichtigen.<br />

Gift der Selbstüberschätzung<br />

Das Spiel in Frankfurt erinnerte<br />

fatal an das merkwürdige 2:2 bei<br />

Werder Bremen, als dieWestfalen am<br />

32. Spieltag ihreprächtige Ausgangsposition<br />

im Titelrennen endgültig<br />

aufgaben. Im Sommer wurde der<br />

nächste Anlauf auf die Schale proklamiert,<br />

weil Zugänge wie Hummels,<br />

Julian Brandt, Thorgan Hazard oder<br />

Nico Schulz nicht nur als fußballerische<br />

Bereicherung gelten. Offenbar<br />

ist das schleichende Gift der Selbstüberschätzung<br />

aber nicht besiegt.<br />

Insofern ist es erstaunlich, dass<br />

Cheftrainer Lucien Favre als Gegenrezept<br />

noch mehr Ballkontrolle will.<br />

„Viel Ballverluste für nichts“, lautete<br />

seine Erklärung fürs Systemversagen.<br />

„Wir haben nicht schlecht gespielt,<br />

aber nicht optimal, um einen<br />

Sieg zu erreichen.“ Der Schweizer<br />

wird seinen fachlichen Ansatz kaum<br />

verraten, aber zu einer Anpassung<br />

muss auch der Taktiktüftler bereit<br />

sein, will der 61-Jährige mittelfristig<br />

sein Tunimemotionalen BVB-Konstrukt<br />

nicht gefährden. Der Wetterumschwung<br />

könnte zumindest helfen,<br />

damit sich die erhitzten Gemüter<br />

wieder abkühlen. Um dann allerdings<br />

einen stürmischen Herbst zu<br />

verhindern, braucht es am Samstagabend<br />

im Heimspiel gegen den personell<br />

gebeutelten SV Werder einen<br />

Sieg. Vermutlich wirddafür die Qualität<br />

schon wieder ausreichen.<br />

Union-Keeper Rafal Gikiewicz mahnt seine Mitspielern vor dem Spiel gegen Frankfurt zu einer gesteigerten Konzentration<br />

VonMathias Bunkus<br />

Zweimal hat der 1. FC Union zuletzt<br />

vermeidbare Niederlagen<br />

hinnehmen müssen. Am Freitag<br />

nun empfängt der Fußball-Bundesligist<br />

Eintracht Frankfurt. Im Stadion<br />

An der Alten Försterei wird es<br />

darum gehen, einen Negativtrend<br />

abzuwenden, das weiß auch Rafal<br />

Gikiewicz.<br />

Nach der Niederlage in Leverkusen<br />

war der Torwartdes 1. FC Union<br />

mehr als angefressen. „Wir verlieren<br />

hier 0:2, aber das passiert schon in<br />

den ersten 25 Minuten. Da waren<br />

wir wohl noch in der Kabine“,<br />

schimpfte der 31 Jahre alte Schlussmann.<br />

„Es gab kaum etwas zu halten<br />

für mich, weil wir Leverkusen<br />

keine Chancen erlaubt haben. Aber<br />

trotzdem gehen wir hier mit leeren<br />

Händen weg.“ Er vermisst Aggressivität<br />

im Auftreten seiner Teamkollegen,<br />

und die Partie in Leverkusen<br />

dient ihm als bestes Beispiel: „Wir<br />

machen nur zwei Fouls in der ersten<br />

Halbzeit. Wenn du in der Liga bleiben<br />

willst, geht das so nicht“, kritisierte<br />

Gikiewicz.<br />

DieStatistik zur Niederlage untermauert<br />

seine Einlassung. 115,52 Kilometer<br />

Laufleistung insgesamt<br />

standen bei den UnionernzuBuche,<br />

120,09 bei den Hausherren. 4:20 lautete<br />

das Verhältnis bei den Torschüssen,<br />

95:78 bei den Fehlpässen. Auf<br />

nur 33 Prozent Ballbesitz kamen die<br />

Köpenicker. Zu wenig. Von allem.<br />

Das fand auch Gikiewicz. „Wir gewinnen<br />

keine Zweikämpfe,wir laufen<br />

nur hinterher. Fünf, sechs Minuten,<br />

das kostet Kraft. Langsam wird es<br />

frustrierend“, sagte der Pole, der die<br />

Ursache des Problems klar umreißt:<br />

„Das ist Kopfsache.Wenn wir gespielt<br />

hätten mit der Mentalität wie gegen<br />

Dortmund, dann hätten wir heute<br />

hier nicht verloren. Wenn du nicht<br />

richtig konzentrierst bist, nicht von<br />

der ersten Minuten an auf dem Platz<br />

bist, dann verlierst du solche Spiele.“<br />

Eine unbekannte Schwäche<br />

Fehler unterlaufen in einer Begegnung<br />

allen Mannschaften, auch solchen,<br />

die individuell über mehr Qualität<br />

im Kader verfügen. Doch mit ihren<br />

Fehlern, findet Gikiewicz, machen<br />

es die Unioner dem Gegner<br />

Vollbluttorwart: Gikiewicz.<br />

AFP/ANDERSEN<br />

schlichtweg zu leicht: „Wir bekommen<br />

zu einfache Gegentore. Gegen<br />

Bremen auch nach Standards.“<br />

Es ist eine Schwäche, die bei den<br />

Eisernen in der Vorsaison eher unbekannt<br />

war. Die Abschlusstabelle der<br />

Zweiten Liga verzeichnete 33 Gegentore,<br />

nach fünf Spieltagen nun in Liga<br />

eins sind es bereits zehn. Auch wegen<br />

der Leichtfertigkeit kann sich Gikiewicz<br />

nicht beruhigen. „Wir stehen zu<br />

tief und gehen nicht richtig rauf auf<br />

den Ball, wollen ihn nicht blockieren.<br />

Wirwarten eher ab und dann schießt<br />

der Gegner einfach nur.Dann werden<br />

die Bälle auch noch abgefälscht.“<br />

Aber Gikiewicz wäre nicht Gikiewicz,<br />

wenn er nicht noch einen Appell<br />

an die Kollegen parat hätte.Sein<br />

Stichwort lautet: Frustrationstoleranz.<br />

„Das ist das Lieblingswort des<br />

Freiburger Trainers.“ Christian<br />

Streich als Vorbild? Gikiewicz sagt zu<br />

den Rückschlägen: „Wir müssen das<br />

aushalten und weiter arbeiten. Uns<br />

nicht runterziehen lassen, sondern<br />

die Fehler erkennen und abstellen.“<br />

Am Freitag, sagt er,„müssen wir wieder<br />

kämpfen“. Eintracht Frankfurt<br />

kommt. Aufein Neues.<br />

NACHRICHTEN<br />

Jürgen Klopp zum<br />

Welttrainer gewählt<br />

FUSSBALL. Jürgen Klopp ist nach<br />

Jupp Heynckes 2013 und Joachim<br />

Löw 2014 als dritter Deutscher Welttrainer<br />

des Jahres.Der Teammanager<br />

des FC Liverpool setzte sich bei der<br />

Fifa-Wahl vorPep Guardiola (Manchester<br />

City) und Mauricio Pochettino<br />

(Tottenham) durch. Welttorhüter<br />

wurde Alisson Becker (FC Liverpool)<br />

vorMarc-André ter Stegen,<br />

Weltfußballer zum sechsten Malsein<br />

FC-Barcelona-Kollege Lionel Messi.<br />

Suspendierung bleibt: Kein<br />

russisches Team bei der WM<br />

LEICHTATHLETIK. DerWeltverband<br />

sieht die Bedingungen für eine Wiederzulassung<br />

Russlands nicht erfüllt<br />

und erhält die seit November 2015<br />

bestehende Suspendierung im Zuge<br />

des Dopingskandals aufrecht. Bei<br />

derWM ab Freitag in Katar gibt es somit<br />

kein russisches Team, die 28 nominierten<br />

Athleten starten unter<br />

neutraler Flagge.<br />

Erneutes Erstrunden-Aus<br />

für Angelique Kerber<br />

TENNIS. DieKielerin Angelique Kerber,31,<br />

findet auch unter ihrem Interimscoach<br />

Dirk Dier nicht in die<br />

Spur.Die ehemalige Nummer eins<br />

der Welt unterlag im chinesischen<br />

Wuhan gegen Monica Puig aus Puerto<br />

Rico 6:7 (5:7), 7:5, 1:6 und schied<br />

zum fünften Malinden letzten sechs<br />

Turnieren in der ersten Runde aus.<br />

ZAHLEN<br />

Bundesliga<br />

5. Spieltag<br />

FC Schalke04−Mainz 05 2:1 (1:0)<br />

München−1.FCKöln 4:0 (1:0)<br />

Leverkusen−Union Berlin 2:0 (2:0)<br />

Hertha BSC−SCPaderborn 2:1 (1:0)<br />

SC Freiburg−FCAugsburg 1:1 (1:1)<br />

SV Werder Bremen−RBLeipzig 0:3 (0:2)<br />

M'gladbach−Düsseldorf 2:1 (0:1)<br />

Eintr.Frankfurt−Bor.Dortmund 2:2 (1:1)<br />

VfL Wolfsburg −Hoffenheim 1:1 (1:1)<br />

1RB Leipzig 5 13: 3 13<br />

2München 5 16: 4 11<br />

3 Bor.Dortmund 5 15: 7 10<br />

4 SC Freiburg 5 11: 4 10<br />

5FC Schalke04 5 10: 5 10<br />

6M'gladbach 5 7: 5 10<br />

7 Leverkusen 5 8: 7 10<br />

8 VfL Wolfsburg 5 8: 4 9<br />

9Eintr.Frankfurt 5 7: 7 7<br />

10 SV Werder Bremen 5 8: 12 6<br />

11 Hoffenheim 5 4: 7 5<br />

12 FC Augsburg 5 7: 11 5<br />

13 Düsseldorf 5 7: 9 4<br />

14 Union Berlin 5 5: 10 4<br />

15 Hertha BSC 5 5: 11 4<br />

16 1. FC Köln 5 4: 11 3<br />

17 Mainz 05 5 5: 15 3<br />

18 SC Paderborn 5 6: 14 1<br />

3. Liga<br />

9. Spieltag<br />

Würzb.Kickers −SVMeppen 3:2 (3:1)<br />

Chemnitzer FC−FCCZJena 3:2 (1:1)<br />

Kaiserslautern−Magdeburg 1:1 (0:0)<br />

Duisburg −München 2:1 (1:1)<br />

Unterhaching −Großaspach 2:0 (2:0)<br />

Hallescher FC−Pr. Münster 2:2 (0:0)<br />

Viktoria Köln−Braunschweig 0:0<br />

Hansa Rostock −FSV Zwickau 1:1 (1:0)<br />

B. München II−Ingolstadt 2:1 (1:1)<br />

KFC Uerdingen −Waldhof Mannheim 0:3 (0:0)<br />

1Unterhaching 9 17: 12 20<br />

2 Hallescher FC 9 19: 8 19<br />

3Braunschweig 9 19: 11 19<br />

4 Viktoria Köln 9 20: 13 17<br />

5 Duisburg 8 20: 11 16<br />

6 Waldhof Mannheim 9 17: 9 16<br />

7Ingolstadt 9 16: 13 14<br />

8 Magdeburg 9 14: 10 12<br />

9 Hansa Rostock 9 11: 11 12<br />

10 Würzb.Kickers 9 17: 24 12<br />

11 SV Meppen 8 16: 11 11<br />

12 FSV Zwickau 9 12: 14 11<br />

13 B. München II 9 15: 19 11<br />

14 München 9 11: 15 11<br />

15 Kaiserslautern 9 14: 19 10<br />

16 Pr.Münster 9 13: 15 9<br />

17 KFC Uerdingen 9 10: 16 9<br />

18 Großaspach 9 10: 20 8<br />

19 Chemnitzer FC 9 12: 18 6<br />

20 FC CZ Jena 9 6: 20 1


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 – S eite 18 *<br />

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Sport<br />

Jürgen Klopp<br />

Ansteckend<br />

emotional<br />

Christian Schwager<br />

bescheinigt dem<br />

FC Liverpool Titelreife.<br />

Als alles getan war, als Jürgen<br />

Klopp mit seinem FC Liverpool<br />

den FC Chelsea 2:1 (2:0) besiegt<br />

hatte,sprach aus dem Trainer wieder<br />

einmal der Arbeiter. Der knallharte<br />

Verteidiger, der er als Fußballprofi<br />

Ende der Neunziger beim FSV Mainz<br />

05 einmal gewesen ist. „Wir müssen<br />

weitermachen“, hat Jürgen Klopp<br />

gesagt. UndSätzegeäußertwie: „Wir<br />

müssen um jeden Meter kämpfen.“<br />

Das klang nicht nach den 15 Erfolgen<br />

in Serie, die der FC Liverpool<br />

in der Premier League errungen hat,<br />

nicht nach sechs Siegen in den bisherigen<br />

sechs Saisonspielen. Das<br />

klang nach Jürgen Klopp. Dieser<br />

Trainer glaubt an das Unglaubliche.<br />

Dabei ist seine Emotionalität geradezu<br />

ansteckend. Dashilft bei Rückschlägen<br />

wie jenem, den die Liverpooler<br />

am vergangenen Dienstag in<br />

der Champions League hinnehmen<br />

mussten, als sie 0:2 beim SSC Neapel<br />

verloren. Das hilft, wenn Moral gefragt<br />

ist, Kampf und Einsatz. DerAuftritt<br />

gegen den FC Chelsea sah nicht<br />

so spektakulär aus wie etwa das 8:0<br />

(5:0) des Verfolgers Manchester City<br />

am Vortag gegen Schlusslicht FC<br />

Watford. Es war aber deshalb spektakulär,<br />

weil die Transferbilanz beider<br />

Klubs an der Tabellenspitze kaum<br />

unterschiedlicher sein könnte.<br />

Manchester City hat im vergangenen<br />

Sommer 168 Millionen Euro für<br />

neue Spieler ausgegeben, der FC<br />

Liverpool gerade einmal 1,9 Millionen.<br />

Während Kollege PepGuardiola<br />

noch einmal mit neuem Personal<br />

nachlegte,hat Jürgen Klopp auf Kontinuität,<br />

auf ein funktionierendes<br />

Teamgefüge Wert gelegt und auf<br />

neue,teureStars verzichtet.<br />

Die Saison ist lang. Wenn es wie<br />

zuletzt bis ins Finale der Champions<br />

League gehen und mit dem Titel<br />

klappen sollte, wird sie sehr lang.<br />

Undsie wirdherausfordernd. Zumal<br />

dann, wenn wieder zentrale Spieler<br />

ausfallen wie damals Naby Keita, Roberto<br />

Firmino und Mohamed Salah.<br />

Wohl auch deshalb gibt Klopp<br />

nichts auf Serien, auf 15 Siege in<br />

Folge.Das hat er am Sonntag im englischen<br />

Fernsehen gesagt und laut<br />

Selbstauskunft zuvor auch seinen<br />

Profis auf dem Trainingsplatz: Noch<br />

ist nichts erreicht, aber eines schon<br />

bewiesen: Dieser Trainer Jürgen<br />

Klopp und dieses Team FC Liverpool<br />

beweisen Titelreife.<br />

England Premier League<br />

6. Spieltag<br />

Leicester −Tottenham 2:1 (0:1)<br />

Burnley−Norwich City 2:0 (2:0)<br />

Everton−Sheffield United 0:2 (0:1)<br />

Manchester City−Watford 8:0 (5:0)<br />

Newcastle −Brighton 0:0<br />

Crystal Palace −Wolverhampton 1:1 (0:0)<br />

West Ham −Manchester United 2:0 (1:0)<br />

Arsenal−Aston Villa 3:2 (0:1)<br />

Chelsea−Liverpool 1:2 (0:2)<br />

1 Liverpool 6 17: 5 18<br />

2 Manchester City 6 24: 6 13<br />

3 Leicester 6 8: 5 11<br />

4 Arsenal 6 11: 10 11<br />

5 West Ham 6 8: 7 11<br />

6 Bournemouth 6 11: 10 10<br />

7 Tottenham 6 12: 8 8<br />

8 Manchester United 6 8: 6 8<br />

9 Burnley 6 8: 7 8<br />

10 Sheffield United 6 7: 6 8<br />

11 Chelsea 6 12: 13 8<br />

12 Crystal Palace 6 4: 7 8<br />

13 Southampton 6 6: 9 7<br />

14 Everton 6 5: 9 7<br />

15 Brighton 6 5: 8 6<br />

16 Norwich City 6 9: 14 6<br />

17 Newcastle 6 4: 8 5<br />

18 Aston Villa 6 6: 9 4<br />

19 Wolverhampton 6 7: 11 4<br />

20 Watford 6 4: 18 2<br />

Mit Fahnenträgern vorneweg<br />

sind die sportlichsten<br />

Schüler der 16<br />

deutschen Bundesländer<br />

bei der Jubiläumsfeier von<br />

„Jugend trainiertfür Olympia &Paralympics“<br />

am Montagvormittag im<br />

<strong>Berliner</strong> Olympiastadion über die<br />

blaue Bahn marschiert. Die Sonne<br />

schien über Kapuzenpullis sowie<br />

gelbe und rote Trainingsjacken-<br />

Trupps. Schüler und Zuschauer hatten<br />

sich rund ums Marathontor<br />

gruppiert. Auf der anderen, leeren<br />

Seite der Arena zeigten großflächige<br />

Sponsorenbanner, dass sich namhafte<br />

Unternehmen für den Schulsport-Wettbewerb<br />

engagieren, der<br />

am Montag 50 Jahre alt wurde.<br />

Schwimm-Olympiasiegerin Britta<br />

Steffen entzündete in einer Schale,<br />

zu der sie die Fackel weit über ihren<br />

Kopf strecken musste, das Olympische<br />

Feuer.<br />

Kirsten Bellinger schwenkte die<br />

Fahne von Schleswig-Holstein, die<br />

zwei blaue Löwen und ein silbernes<br />

Nesselblatt in der Mitte zieren.Vor50<br />

Jahren war sie zum ersten Mal im<br />

<strong>Berliner</strong> Olympiastadion. Bei der<br />

ersten Ausgabe von„Jugend trainiert<br />

für Olympia“ am 26. September<br />

1969. Sie trat im Schlagballwerfen<br />

und in der Staffel für das Bremer<br />

Gymnasium am Barkhof an. 15 war<br />

sie damals, und die Fahrt zum Bundesfinale<br />

war ein großes Abenteuer,<br />

„denn man kannte das gar nicht,<br />

dass Jugendliche aus allen Bundesländern<br />

anreisen“, sagt sie. „Henri<br />

Nannen hatte das ins Leben gerufen.<br />

1972 waren ja Olympische Spiele in<br />

Deutschland und man war sich<br />

schon bewusst, dass dieses Schulfinale<br />

eine gezielte Vorbereitung auf<br />

diese Spiele war.“<br />

Modell der Spartakiade<br />

Tatsächlich hatte Willi Daume, damals<br />

Chef des Nationalen Olympischen<br />

Komitees (NOK) der BRD,<br />

nach dem Olympischen Spielen in<br />

Mexiko 1968 gegrummelt: „Unsere<br />

Medaillen haben wir gegen die<br />

Schule gewonnen.“ Der Kalte Krieg<br />

hatte den Sport damals nicht ausgespart.<br />

In Mexiko war die, wie auch<br />

immer zustande gekommene,Überlegenheit<br />

des DDR-Sports gegenüber<br />

dem der BRD am Gesamt-Medaillenspiegel<br />

abzulesen. Rang drei<br />

für den Osten, Rang acht für den<br />

Westen. Was war aus westdeutscher<br />

Sicht zu tun? Sich am Modell der<br />

Spartakiade orientieren, zum Beispiel.<br />

Der Innenausschuss des Bundestages<br />

diskutierte diese Möglichkeit.<br />

Schließlich preschte HenriNannen,<br />

der damalige Chefredakteur des<br />

Magazins Stern, nach vorne: „Können<br />

wir so was nicht auch machen?“<br />

NOK-Chef Daumeund die Konferenz<br />

der Kultusminister hoben den<br />

Daumen. Die Sportfachverbände<br />

planten mit, die CSU in Bayern, die<br />

SPD in Hessen,Experten fürPR. Nannens<br />

Magazin aus dem Gruner&Jahr-<br />

Verlag organisierte den Schulwettkampf<br />

schließlich. Berlins damaliger<br />

Sportsenator Horst Korber bewilligte<br />

250 000 Mark, Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Klaus Schütz übernahm<br />

die Schirmherrschaft.<br />

Im ersten Jahr fand das Schulsportfinale<br />

nur in den Sportarten<br />

Leichtathletik und Schwimmen im<br />

Olympiastadion und der Schöneberger<br />

Schwimmhalle statt, 1970 kamen<br />

Geräteturnen und Volleyball dazu.<br />

„Nur wer einen langen Atem hat,<br />

kann es zu etwas bringen. Im Laufen,<br />

im Schwimmen, auch im Beruf. Unser<br />

Sport braucht eine frische Brise.<br />

Ich wünsche Jugend trainiert für<br />

„Können<br />

wir so was nicht<br />

auch machen?“<br />

Zum Jubiläum von „Jugend trainiert für<br />

Olympia“ appelliert Bundespräsident<br />

Steinmeier an Fairness und sauberen Sport<br />

„Jugend trainiert“ mit Bundespräsident Walter Scheel –inBerlin 1974. ULLSTEIN<br />

„Jugend trainiert“ mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2019. KEUENHOF<br />

Bus: Der Jubiläums-Doppeldecker-Bus,<br />

ein Büssing<br />

D2U,rollt im Rahmen der<br />

Kampagne „50 Jahre –50<br />

Orte“ noch bis Juli 2020<br />

durch die Republik. Innen ist<br />

die Geschichte von„Jugend<br />

trainiert“ dokumentiert.<br />

VonKarin Bühler<br />

50 JAHRE – 50 ORTE<br />

Biss: Thomas Härtel, Vorstandsvorsitzender<br />

der Deutschen<br />

Schulsportstiftung,<br />

die „Jugend trainiert“ veranstaltet,<br />

findet, es ist Zeit, den<br />

Wettbewerb weiterzuentwickeln<br />

und Trendsportarten in<br />

den Blick zu nehmen.<br />

Plus: Paralympics-Sieger<br />

Markus Rehm freut sich über<br />

das gemeinsame Logovon<br />

„Jugend trainiertfür Olympia<br />

und Paralympics“: „Es geht<br />

es eben um gemeinsame Erlebnisse<br />

–und dassollte<br />

überall im Sportsosein.“<br />

Olympia volle Fahrt für den Schulsport“,<br />

sagte HenriNannen.<br />

1600 Schülerinnen und Schüler<br />

aus elf Bundesländern hatten sich<br />

bei der Premiere für Berlin qualifiziert.<br />

Mit Sonderzügen reisten sie<br />

nach Hamburg, Hannoverund München,<br />

von dort inFlugzeugen nach<br />

West-Berlin.<br />

50 Jahre später ist „Jugend trainiert<br />

für Olympia und Paralympics“<br />

der größte Schulsportwettbewerb<br />

der Welt –mit jährlich rund 800 000<br />

Teilnehmern, die in 26 olympischen<br />

und paralympischen Sportarten die<br />

besten Schulteams ermitteln.<br />

Zu Beginn des Herbstfinales sagte<br />

Bundespräsident Frank-Walter<br />

Steinmeier als Schirmherr der Veranstaltung,<br />

die nun von der Deutschen<br />

Schulsportstiftung organisiert<br />

wird, vor dem gemähten Rasen des<br />

Olympiastadions, dass es für ihn als<br />

begeisterten Fußballer für die legendäre<br />

Regenjacke mit dem Logo von<br />

„Jugend trainiert“ leider nie gereicht<br />

habe –und dass er sich mehr Teamgeist<br />

in der Gesellschaft wünscht.<br />

„Was ich aber am allerwichtigsten<br />

finde: Bei ’Jugend trainiert’ lassen<br />

Sportlerinnen und Sportler die<br />

Olympische Idee lebendig werden,<br />

eine Idee,die die Nationalsozialisten<br />

1936 in diesem Stadion so schändlich<br />

missbraucht haben“, sagte<br />

Steinmeier. „Fairness üben, sich an<br />

die Regeln halten, keine faulen Tricks<br />

anwenden und keine verbotenen<br />

Substanzen einnehmen; den Gegner<br />

als Konkurrenten, nicht als Feind sehen,<br />

jeden gleich wertschätzen,<br />

ohne Ansehen von Herkunft, Religion<br />

oder politischer Überzeugung;<br />

dem Sieger gratulieren und dem Verlierer<br />

Respekt zollen – ich finde,<br />

diese Werte müssen wir heute überall<br />

hochhalten und verteidigen.“ Gewinnen,<br />

so Steinmeier, sei eben<br />

nichts alles.Das gelte im Sportwie in<br />

Wirtschaft und Politik.<br />

Siegerehrung mit Wim Thoelke<br />

Fahnenträgerin Kirsten Bellinger erinnert<br />

sich, dass 1969 der Flug nach<br />

West-Berlin ein großes Abenteuer<br />

war. Dass sie in Stockbetten unter<br />

der Tribüne des Olympiastadions in<br />

einer Jugendherberge untergebracht<br />

war. Dass zur gleichen Zeit ein Fußball-Bundesligaspiel<br />

zwischen Hertha<br />

und Köln stattfand und dass sie<br />

während des Spiels über die Tribüne<br />

laufen konnten. „Das Werfen fand<br />

außerhalb des Stadions statt“, sagt<br />

die damalige Teilnehmerin, die später<br />

Sportstudierte und heute als Lehrerin<br />

des Gymnasiums Schwarzenbek<br />

im Kreis Lauenburg inSchleswig-Holstein<br />

mit der Tischtennis-AG<br />

ihrer Schule neunmal im Bundesfinale<br />

von„Jugend trainiert“ stand.<br />

Damals fand sie den Werferplatz<br />

spät, dortwar die Konkurrenz größer<br />

als erwartet. „Bis dahin war ich mit<br />

meiner Freundin im Schlagball unantastbar.Plötzlich<br />

waren andereda.<br />

Die 45Meter, die ich sonst geschafft<br />

hatte, habe ich nicht erreicht. Insgesamt<br />

waresnicht so glorreich“ –aber<br />

wichtig für ihr Leben, ihre Motivation,<br />

Sport zutreiben und zu lehren.<br />

Im <strong>Berliner</strong> Sportpalast wurden die<br />

Sieger geehrt. Es gab ein Quiz samt<br />

Torwandschießen mit ZDF-Moderator<br />

Wim Thoelke. Das Rias-Tanzorchester<br />

spielte. Kirsten Bellinger<br />

sagt, sie wisse noch, dass sie auf der<br />

Abschlussfeier Cancan getanzt hat.<br />

Karin Bühler<br />

hat das Finale mit ihrer<br />

Schule knapp verpasst.<br />

Vom<br />

Weltmeister<br />

weggeblockt<br />

Volleyballer scheitern bei<br />

der EM 0:3 gegen Polen<br />

Die Hoffnungen der deutschen<br />

Volleyballer auf den EM-Medaillenkampf<br />

sind an Polens Weltmeistern<br />

zerschellt. Der Vize-Europameister<br />

von2017 musste sich den<br />

Kraftpaketen des ehemaligen Bundestrainers<br />

Vital Heynen im Viertelfinale<br />

mit 0:3 (19:25, 21:25, 18:25) geschlagen<br />

geben.<br />

Für die Mannschaft vonNationalcoach<br />

Andrea Giani platzte der<br />

Traum von erneutem Edelmetall<br />

zwar. Die leidenschaftliche Vorstellung<br />

vor 6500 vor allem polnischen<br />

Fans im niederländischen Apeldoorn<br />

macht jedoch viel Mut für die<br />

Olympia-Qualifikation im Januar in<br />

Berlin. 18 Punkte des besten deutschen<br />

Angreifers Georg Grozer warenamEnde<br />

trotz einer entschlossenen<br />

und konzentrierten Mannschaftsleistung<br />

zu wenig.<br />

Grozer &Co. benötigten in ihrem<br />

vierten EM-Viertelfinale in Serie nur<br />

eine kurze Anlaufphase,dann waren<br />

sie im Spiel. Wichtig für den Diagonalangreifer<br />

war, dass seine Aufschläge<br />

kamen. Dasgab dem 34-Jährigen<br />

Zuversicht. Mit Flatteraufschlägen<br />

brachte dann Kapitän Lukas<br />

Kampa Polens Topangreifer<br />

Wilfredo Leon in Bedrängnis. Heynen<br />

nahm beim Stand von10:10 eine<br />

Auszeit. „Kommt schon, Jungs, ihr<br />

seid viel besser als sie.Ihr müssteuer<br />

Spiel spielen“, herrschte der Belgier<br />

seine Stars an. Stattdessen bescherte<br />

Grozer jedoch den Deutschen die<br />

erste Führung der Partie (11:10).<br />

Mit den variablen Aufschlägen<br />

von Mateusz Bieniek kamen Gianis<br />

Männer allerdings nicht klar, auf<br />

19:14 zogderWeltmeister davon. Der<br />

eingewechselte Denis Kaliberda<br />

musste dann auch noch wegen einer<br />

Blessur an seinem angeschlagenen<br />

rechtenKnievom Feld.<br />

Die bei eigenem Aufschlag mutigen<br />

Deutschen blieben auf Tuchfühlung,<br />

Polens Block erwies sich jedoch<br />

als zu stark.<br />

„Wir können Polen schlagen,<br />

müssen in unserer Leistung dafür<br />

aber noch insgesamt einen Schritt<br />

nach vornemachen“, hatte Giani mit<br />

Blick auf das 3:1 im Achtelfinale gegen<br />

die Niederlande erklärt. Das taten<br />

seine Spieler auch. Allerdings hat<br />

Polen in Michal Kubiak auch einen<br />

Kapitän, der seiner Mannschaft immer<br />

wieder mit Gewinnschlägen<br />

Luft verschafft. Deutschland musste<br />

nun in diesem hochintensiven<br />

Schlagabtausch einem 9:15 hinterherlaufen.<br />

An Courage mangelte den Deutschen<br />

nicht. Nurzugerne wollten sie<br />

die fünfte EM-Niederlage gegen ein<br />

polnisches Team am Stück verhindern.<br />

Im Blockwaren Gianis Männer<br />

jedoch unterlegen und mussten<br />

auch den zweiten Durchgang abgeben.<br />

Grozerund seine Teamkollegen<br />

wehrten sich weiter und waren im<br />

letzten Satz bis auf 14:15 dran. Die<br />

Power der Polen konnten sie aber<br />

nicht mitgehen. (dpa)<br />

Der <strong>Berliner</strong> Ruben Schott scheitertan<br />

der polnischen Abwehrwand.<br />

DPA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 – S eite 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Feedbacks, Drones<br />

und Americana − der<br />

Blick in die Popwoche<br />

Seiten 23 und 24<br />

„Der Ruf nach künstlerischer Freiheit berührt Grundsätzliches.“<br />

Ralf Schenk berichtet vom Filmfestival im polnischen Gdynia, bei dem das Auswahlkomitee geschlossen zurücktrat. Seite 20<br />

Symphonic Mob<br />

Ticciati mit<br />

Zauberstab<br />

Ingeborg Ruthe erlebte in<br />

der Mall of Berlin 2000 beseelte<br />

Klassik-Zuhörer.<br />

Dass der Dirigentenstab eine Art<br />

Zauberstab sein kann, hat sich<br />

bei Klassik-Konzerten ja schon öfter<br />

erwiesen. Dass aber ein Dirigentenstab<br />

die Leute in einer <strong>Berliner</strong> Shopping-Mall<br />

40 Minuten lang völlig<br />

vom Konsum abhalten und zu andächtigen,<br />

geradezu beseelten Zuhörern<br />

machen kann, das gelingt an<br />

einem Sonnabendnachmittag wohl<br />

nur Robin Ticciati, dem jungen Dirigenten<br />

des Deutschen Symphonie-<br />

Orchesters (DSO).<br />

Der kennt weder Berührungsängste,<br />

mitten in der Zuhörerschaft<br />

zu stehen, noch Scheu vor dem Populären.<br />

Ticciati leitete bereits zum<br />

dritten Mal den vom DSO 2014 ins<br />

Leben gerufenen Symphonic Mob,<br />

bei dem sich bundesweit Profi- und<br />

Hobbymusiker zu Spontankonzerten<br />

im öffentlichen Raum verabreden.<br />

In Berlin und in diesem Jahr kamen<br />

in der Mall of Berlin am Leipziger<br />

Platz insgesamt 1300 Hobbymusizierende<br />

zusammen, die vomDSO<br />

und dem Rundfunkchor Berlin verstärkt<br />

wurden.<br />

Robin Ticciati stieg aufs Podest,<br />

lächelte ermutigend –und riss uns<br />

mit: Klassik für alle, schwellenlos,<br />

umsonst und draußen. Da waren für<br />

einen Augenblick alle Hektik und<br />

ungelösten Fragen, waren die auf der<br />

Straße gereckten Stinkefinger und alles<br />

Geschubse und Gemeckere wie<br />

weggeblasen im reinen Klang. Das<br />

geht also. Und hat, wie es nicht zu<br />

übersehen und am Beifall zu hören<br />

war, alle Beteiligten und die rund<br />

2000 zufälligen Besucher des Einkaufszentrums<br />

glücklich gemacht.<br />

„Wenn die Musik der Liebe Nahrung<br />

ist, spielt weiter!“ heißt es bei<br />

Shakespeare in„Wasihr wollt“. Gewollt<br />

hätten die Zuhörer vielleicht<br />

schon gern, dass Ticciati noch viel<br />

länger den Zauberstab gerührt und<br />

all die jungen und älteren Streicher,<br />

Bläser, die mit den Harfen, Pauken<br />

und Trompeten und auch die Sänger<br />

noch eine Stunde länger beim Spielen<br />

gehalten hätte. Aber auch in der<br />

Dauer sollte der Auftritt ja den Eindruck<br />

des Spontanen behalten.<br />

Gespielt wurde Dvoráks Slawischer<br />

Tanz Nr. 2, Massenets<br />

„Méditation“ aus der Oper „Thaïs“–<br />

da geigte neben dem Dirigenten,<br />

ebenfalls im knallgelben Shirt, der<br />

berühmte Solist Christian Tetzlaff.<br />

Und schließlich erklang der Triumphmarsch<br />

aus Verdis „Aida“. Die<br />

Blechbläser standen auf der Brücke<br />

zwischen dem Galerienumlauf der<br />

Mall, oben, mitten unterm Publikum.<br />

Mehr Berührung mit Musik<br />

kann es kaum geben.<br />

Gab 1300 Musikernden Takt vor:Dirigent<br />

Robin Ticciati im gelben Shirt. DPA<br />

Demonstration für die Legalisierung von Abtreibungen im August 2018 in Buenos Aires −inspiriertvon Margaret Atwoods Dystopie „Handmaid’sTail“.<br />

VomHimmel getroffen<br />

Margaret Atwoods Handmaid-Fortsetzung „Die Zeuginnen“ erzählt den Anfang vom Ende Gileads<br />

VonSylvia Staude<br />

Lauwarm wurde Margaret<br />

Atwoods „The Handmaid’s<br />

Tale“ Mitte der Achtziger<br />

von der Kritik aufgenommen.<br />

Die Autorin Barbara Ehrenreich<br />

entdeckte „feministische Paranoia“<br />

darin, die Schriftstellerin Mary<br />

McCarthy hölzerne Sprache und<br />

langweilte sich. DerNewYorker,Leitstern<br />

amerikanischer Intellektueller,<br />

besprach den Roman gleich gar<br />

nicht. In diesen Tagen aber preschte<br />

die Zeitschrift, sich um eine Harry-<br />

Potter-artige Sperrfrist nicht scherend,<br />

mit einer umfangreichen Würdigung<br />

Atwoods und ihrer dystopischen<br />

Frauenunterdrückungsgeschichte<br />

vor: Aktueller Anlass ist das<br />

Erscheinen einer Handmaid-Fortsetzung<br />

mit dem Titel „The Testaments“,<br />

zeitgleich auf Deutsch herausgekommen<br />

als „Die Zeuginnen“.<br />

Tieferer Anlass ist, dass „Der Report<br />

der Magd“ (dt. 1987) mit dem Amtsantritt<br />

Donald Trumps und seines<br />

bigotten Vizes Mike Pence, mit zahlreichenVersuchen<br />

des Rollback etwa<br />

bei Abtreibungsgesetzen in US-Staaten<br />

und anderswo, erneut und vermehrt<br />

gelesen wird –als hellsichtige<br />

Warnung vor einem plötzlich nicht<br />

mehr ganz unmöglich erscheinenden<br />

Staatsstreich, einem Putsch ultrakonservativer<br />

Misogynisten.<br />

Folter und Hinrichtung<br />

Es fällt in „Die Zeuginnen“ nicht nur<br />

das Wort „Putsch“, es wird diese<br />

Machtergreifung der Männer auch<br />

in ziemlich schrecklichem Detail beschrieben<br />

von der ältesten dreier<br />

Ich-Erzählerinnen: Wie sie an ihrer<br />

Arbeitsstelle, sie ist Familienrichterin,<br />

verhaftet wird; wie alle Frauen<br />

selektioniert, die älteren, gebildeten<br />

dann im Stadion festgehalten werden;<br />

wie in der „Dankfabrik“ unter<br />

Folter Kollaborateurinnen produziert,<br />

weiterhin Widerständige aber<br />

hingerichtet werden.<br />

„Man glaubt nicht“, notiertErzählerin<br />

Nummer eins – „das Hologramm<br />

von Haus Ardua“ – unter<br />

größter Gefahr, „man glaubt nicht,<br />

dass der Himmel einem auf den Kopf<br />

fällt, bis man selbst voneinem großen<br />

Stück getroffen wird.“ Derraffinierten<br />

Margaret Atwood wird klar sein, wie<br />

schwer es ist, dies im Jahr 2019 nicht<br />

auch als Kommentar über unser Klimawandelverhalten<br />

zu lesen.<br />

Im „Reportder Magd“ war Ich-Erzählerin<br />

Offred als Gebärerin bereits<br />

ins System gesperrt, ihr Wissen also<br />

begrenzt. In „Die Zeuginnen“ wechselt<br />

und öffnet Margaret Atwood die<br />

Perspektive, lässt vom„Hologramm“<br />

Lydia, der inzwischen mächtigsten<br />

der„Tanten“, erklären, wie der Putsch<br />

der Männer (und einiger fanatischer<br />

Frauen) gelingen konnte: Indem viele<br />

Frauen erstmal nur überleben wollen,<br />

indem dann sofort die Indoktrination<br />

der Jüngeren beginnt, während<br />

die älteren, die aus dem Stadion,<br />

den Überbau konstruieren. „Woche<br />

fürWoche erfanden wir:Gesetze, Uniformen,<br />

Slogans,Lieder,Namen.“ Sie<br />

machen sich so nützlich, dass die<br />

machthabenden Kommandanten sie<br />

bald nicht mehr entbehren können.<br />

Eine Überlebensstrategie –zulasten<br />

derer, die moralisch nicht so geschmeidig<br />

sind.<br />

Tante Lydia schreibt nun Jahre<br />

später nicht nur, aber doch auch,<br />

um sich zu rechtfertigen, schreibt,<br />

dass sie immerhin „stets das Beste<br />

gewollt“ hat –„oder das Bestmögliche,<br />

was nicht immer dasselbe ist“.<br />

Das „Bestmögliche“ führt sie<br />

schließlich zu einer ausgeklügelten,<br />

freilich späten Rache. Und dieser<br />

DAS BUCH<br />

Margaret Atwood: Die Zeuginnen<br />

Roman. Ausdem Englischen vonMonika Baark. Berlin Verlag 2019. 576 S.,25Euro.<br />

Rache-Plot gibt dem Roman einen<br />

zuletzt rasant an Fahrt gewinnenden<br />

Thriller-Anteil. Atwood ist in<br />

den „Zeuginnen“ nicht die Erzählerin<br />

feinster psychologischer Nuancen,<br />

die sie auch sein kann; sie entscheidet<br />

sich hier für ihrenüchternlakonische,<br />

manchmal sarkastische<br />

Seite, für Geradlinigkeit, recht<br />

knappe Sätzeund klareAnsagen.<br />

Die drei Erzählerinnenstimmen<br />

sind, tadellos sich ergänzend, ineinandergefügt.<br />

Das kann einem am<br />

Ende auch etwas zu passgenau vorkommen,<br />

ein wenig zu sehr geleitet<br />

vom Wunsch, den offenbar bei der<br />

Schriftstellerin zahlreich nachfragenden<br />

Leserinnen und Lesern Erklärungen<br />

zu liefern, die im „Report<br />

der Magd“ verweigertwurden.<br />

Darunter vorallem die Erklärung,<br />

wie die Männerdiktatur Gileads gestürzt<br />

werden konnte. Denn dass sie<br />

es wurde, daran lässt schon im „Report“<br />

der dezent satirische Anhang<br />

über ein Symposium des Jahres 2195<br />

keinen Zweifel. Nun präsentiert Atwood<br />

die Strippenzieherin aus dem<br />

Herzen derMacht –der nicht zu unterschätzenden<br />

Tanten-Macht –<br />

und ihre zwei jungen Werkzeuge,<br />

Zeugin 369A und 369B (erstere aufgewachsen<br />

in einer Kommandantenfamilie<br />

Gileads, letztere im<br />

freien Kanada, beide ausreichend<br />

rebellisch für den intrikaten Plan<br />

Tante Lydias). Nun präsentiert sie<br />

den Anfang vomEnde Gileads.<br />

Tante Lydia muss einem nicht<br />

sympathisch sein, von Fall zu Fall<br />

geht sie über Leichen. Atwood<br />

scheint sie aber auch verteidigen zu<br />

wollen, da offenbar nur erhebliche<br />

Skrupellosigkeit ein so grausames<br />

Regime stürzen kann: indem man,<br />

nein frau, die religiösen Heuchler<br />

um jeden Preis, auch den des Lebens<br />

Unschuldiger, entlarvt. Indem man<br />

Menschen opfert.<br />

Im „Reportder Magd“ sah die Kanadierin<br />

Atwood den konservativen<br />

Backlash voraus,den Susan Faludi einige<br />

Jahrespäter dokumentierte,und<br />

ließ ihn nicht zufällig im Nachbarland<br />

USA spielen. Aber auch dieFriedenspreisträgerin,<br />

politisch sehr auf dem<br />

Quivive, wird überrascht sein, wie<br />

hochaktuell ihr alter Roman sowie<br />

eine 2017 angelaufene TV-Adaption<br />

heute wirken.Überrascht zudem davon,<br />

dass nichtwenige Frauen, die in<br />

den letzten Jahren gegen restriktive<br />

Abtreibungsgesetze zu protestieren<br />

begannen, es symbolhaft in den roten<br />

Umhängen und weißen Hauben der<br />

Mägde tun –zubestellen als Handmaid-Kostüm<br />

im Internet.<br />

Bezug zur Gegenwart<br />

AFP/ALEJANDRO PAGNI<br />

Wenn Atwood die Rolle der Prophetin<br />

je lästig war, sonimmt sie doch die<br />

der Stellung beziehenden Autorin in<br />

ihrem neuen Roman lässig an. Indem<br />

sie zum Beispiel politische Konstellationen<br />

und Kleinmütigkeiten wiedererkennbar<br />

macht: Verzweifelte<br />

Flüchtlinge versuchen es ins liberale<br />

Kanada zu schaffen, dessen Regierung<br />

sich aber nicht mit Gilead anlegen<br />

will. Mutige Kanadier riskieren<br />

ihr Leben und schaffen Untergrund-<br />

Fluchtrouten. Während die Regierung<br />

die Leute von„MigrAsyl“ im Regen<br />

stehen lässt.<br />

„Die Zeuginnen“ erzählt vom<br />

Kreislauf gesellschaftlicher und politischer<br />

Systeme und dem Glück der<br />

Geburt zur rechten Zeit. „Du hättest<br />

solche Dinge nie getan!“, spricht<br />

Tante Lydia die Leserin gegen Ende<br />

des Romans spöttisch an und meint<br />

mit „solche Dinge“ ihre hässlichen,<br />

kompromisslerischen Taten. „Aber<br />

du selbst wirst niemals die Notwendigkeit<br />

dazu gehabt haben.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Christoph Terhechte soll<br />

DOK Leipzig leiten<br />

Christoph Terhechte soll zum 1. Januar<br />

2020 neuer Intendant und Geschäftsführer<br />

des Dok-Filmfestivals<br />

Leipzig werden. Dashabe eine Auswahlkommission<br />

entschieden, teilte<br />

die Stadt am Montag mit. Er wird<br />

Nachfolger vonLeena Pasanen, derenIntendanz<br />

nach fünf Jahren regulär<br />

endet. DerJournalist und Filmkritiker<br />

Terhechte (Jahrgang 1961) ist<br />

derzeit künstlerischer Leiter des Internationalen<br />

Filmfestivals Marrakesch.Von2001<br />

bis 2018 war er Leiter<br />

des Internationalen Forums des Jungen<br />

Films der Berlinale. (dpa)<br />

Werkeaus Gurlitt-Sammlung<br />

werden in Jerusalem gezeigt<br />

Mehr als 80 Werkeaus dem Erbe des<br />

deutschen Kunsthändlers Hildebrand<br />

Gurlitt sind vonDienstag an<br />

im Jerusalemer Israel-Museum zu<br />

sehen. DieAusstellung zeigt Werke<br />

bekannter Künstler,darunter Otto<br />

Dix, MaxErnst, Erich Heckel, George<br />

Grosz, Pierre-Auguste Renoir,<br />

Claude Monet und Emil Nolde.Sie<br />

befasst sich auch mit der komplexen<br />

Figur Gurlitt, der einer der wichtigsten<br />

Kunsthändler der Nationalsozialisten<br />

war.ImBesitz vonGurlitts<br />

Sohn Cornelius waren 2012 rund<br />

1500 Werkeentdeckt worden. Große<br />

Teile der Sammlung standen im Verdacht,<br />

jüdischen Besitzernwährend<br />

der Nazi-Zeit geraubt worden zu<br />

sein. Bisher haben sich sieben der<br />

Kunstwerke eindeutig als NS-Raubkunst<br />

erwiesen. (dpa)<br />

Daniel Barenboim erhält<br />

Adenauer-Preis<br />

DerDirigent und Generalmusikdirektor<br />

der Staatsoper Unter den Linden<br />

Daniel Barenboim (76) wirdin<br />

diesem Jahr mit dem Konrad-Adenauer-Preis<br />

der Stadt Köln geehrt.<br />

Damit werdesein Engagement für<br />

Frieden und Völkerverständigung<br />

gewürdigt, teilte die Stadt am Montag<br />

mit. (dpa)<br />

Tutanchamun-Ausstellung<br />

in Paris bricht Rekorde<br />

DieTutanchamun-Ausstellung in Parisist<br />

am Sonntag mit einem französischen<br />

BesucherrekordzuEnde gegangen.<br />

1,42 Millionen Menschen besuchten<br />

nach Angaben derVeranstalter<br />

die Ausstellung im Kulturzentrum<br />

Grande Halle de LaVillette.Fast alle<br />

der rund 3400 Exponate stammen<br />

aus dem Ägyptischen Museum in<br />

Kairo. Ägypten verleiht sie bis zur Eröffnung<br />

des neuen GroßenÄgyptischen<br />

Museums weltweit. Später sollen<br />

die SchätzeÄgypten nie wieder<br />

verlassen. (AFP)<br />

Gedränge an der Mumie: Besucher in der<br />

Pariser Tutanchamun-Ausstellung IMAGO


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Feuilleton<br />

Patriotisches Historienkino: Reiterszene aus dem Film „Die Legionen“ von Dariusz Gajewski.<br />

VERLEIH<br />

Freche Teufel, stolze Krieger<br />

Das Filmfestival im polnischen Gdynia kämpft angesichts des kulturpolitischen Wandels um seine künstlerische Freiheit<br />

VonRalf Schenk<br />

Hinter dem Rücken der<br />

Erzieher wird geprügelt<br />

und vergewaltigt, das Jugendgefängnis<br />

ist eine<br />

ArtVorhölle.Soscheint es für Daniel,<br />

der wegen Totschlags hier einsitzt,<br />

ein Glück, dass er auf Bewährung<br />

nach draußen geschickt wird, zur Arbeit<br />

in ein polnisches Provinzdorf.<br />

„Corpus Christi“ heißt der Film, der<br />

am Sonnabend in Gdynia mit dem<br />

Regie- und dem Publikumspreis des<br />

nationalen polnischen Filmfestivals<br />

gekürt wurde, doch wer hinter dem<br />

Titel eine religiöse Erbauungsstudie<br />

vermutet, der irrt: Regisseur Jan Komasa,<br />

bei uns bekannt durch seinen<br />

Berlinale-Beitrag „Suicide Room“<br />

(2011), steckt Daniel stattdessen ins<br />

Gewand eines falschen Priesters und<br />

gestattet ihm ein spirituelles Erwachen<br />

jenseits tradierter Rituale.<br />

„Corpus Christi“ ist eine leise, fast<br />

tastende Studie über Zutrauen und<br />

Vergebung, die Rückgewinnung eines<br />

Humanismus, der sich nicht gemein<br />

macht mit Institutionen und<br />

Regeln der Macht.<br />

Für das Festival war dieser Film<br />

ein Glücksfall; nach seiner Premiere<br />

wurde endlich über gutes Kino geredet.<br />

In den Tagen zuvor war es mehr<br />

um eine krisenhafte Kulturpolitik gegangen.<br />

Zum Beispiel gab es heftige<br />

Debatten darüber, dass der Mafia-<br />

Thriller „Solid Gold“ urplötzlich aus<br />

dem Wettbewerb zurückgezogen<br />

wurde: ein Film über Verquickungen<br />

zwischen polnischer Finanzwelt, öffentlicher<br />

Hand und organisiertem<br />

Verbrechen, der auf wahreGeschehnisse<br />

zurückgreift. Das polnische<br />

Staatsfernsehen, das zu einem Drittel<br />

an den Kosten von „Solid Gold“<br />

beteiligt war, hatte sein Veto gegen<br />

eine Aufführung eingelegt: Die<br />

Schnittversion stimme nicht mit der<br />

vom Sender abgenommenen Fassung<br />

überein. Polnische Medien berichteten,<br />

dass das von der streng<br />

konservativen Regierungspartei PiS<br />

abhängige Fernsehen den Film nicht<br />

vor den Parlamentswahlen am 13.<br />

Oktober in die Öffentlichkeit lassen<br />

wolle. Obwohl sich „Solid Gold“ kritisch<br />

mit der alten Regierung, der<br />

heutigen Opposition befasse, zeige<br />

er die politische Klasse insgesamt in<br />

einem schlechten Licht.<br />

Regisseur Jacek Bromski, zugleich<br />

Präsident des Verbandes der polnischen<br />

Filmemacher, gelang es dank<br />

seiner Verbindungen dann doch,<br />

„Solid Gold“ zurück in den Wettbewerb<br />

zu holen. Diehohen Erwartungen<br />

erfüllten sich freilich nicht: Mit<br />

140 Minuten wirkt der Film extrem<br />

unkonzentriert, ohne Rhythmus<br />

und voller kolportagehafter Figurenbeziehungen.<br />

Von schmerzhafter<br />

Gesellschaftsanalyse kann keine<br />

Es begann mit einem Paukenschlag.<br />

Zu Beginn des Festivals trat das<br />

Auswahlkomitee geschlossen zurück.<br />

Mehrere Filme waren von der Leitung des<br />

Festivals erst gestrichen und dann doch<br />

wieder zugelassen worden.<br />

Rede sein, eher von einem schlechten<br />

„Tatort“.<br />

Neben den Querelen um „Solid<br />

Gold“ überraschte auch das Auswahlkomitee<br />

des Festivals mit einem<br />

Paukenschlag: Es trat geschlossen<br />

zurück. Mehrere vom Komitee für<br />

den Wettbewerb nominierte Filme<br />

waren von der Leitung des Festivals<br />

erst gestrichen und dann doch wie-<br />

der zugelassen worden, und zwar<br />

ausgerechnet Arbeiten, die Schlaglichter<br />

auf politisch-moralische Zustände<br />

der Gegenwart warfen. Der<br />

Verband der polnischen Filmemacher<br />

forderte daraufhin die Wiedereinführung<br />

eines künstlerischen Direktors,eine<br />

Funktion, die vorJahren<br />

ersatzlos gestrichen worden war,<br />

und überhaupt eine unabhängige<br />

Filmauswahl. Das Festival in Gdynia<br />

wirdjawesentlich vomKulturministerium<br />

gesponsert, das fest in der<br />

Hand der PiS ist. DerRuf nach künstlerischer<br />

Freiheit, gegen vorauseilenden<br />

Gehorsam, berührt Grundsätzliches.<br />

Zu den anspruchsvollen Filmen<br />

im Wettbewerb zählte zweifellos<br />

„Gespräch der Vögel“, inszeniertvon<br />

Xavery Zulawski nach dem letzten<br />

Drehbuch seines 2016 verstorbenen<br />

Vaters Andrzej. Ganz in der Tradition<br />

seiner klassischen Meisterwerke<br />

ist das ein grelles, surrealistisches<br />

Panoptikum voller literarischer<br />

und kinematografischer Zitate.<br />

Verstörend schon die<br />

Anfangssequenz, in der ein Ethik-<br />

Lehrer vonseinen Schülerntyrannisiertwird,<br />

nur weil er die Auffassung<br />

vertritt, jede Religion sei auch Ideologie.Zum<br />

grotesken Vexierspiel gehören<br />

Szenen von Aufmärschen<br />

polnischer Faschisten in Warschau<br />

und ein Schlusstableau, in dem sich<br />

dieFiguren zum großen Musicalauftritt<br />

vereinen. Das Filmplakat zeigt<br />

den Hauptdarsteller in grellem Rot<br />

und mit weit herausgestreckter<br />

Zunge,ein freches Teufelchen.<br />

Dagegen nahmen sich die monumentalen<br />

propagandistischen Filme<br />

über polnische Geschichte, die aus<br />

einem Fonds zum hundertjährigen<br />

Jubiläum der Staatsgründung gespeist<br />

wurden, intellektuell dürftig<br />

aus: Michal Rosas „Pilsudski“ etwa,<br />

das Porträt des Politikers Jozef Pilsudski,<br />

der nach seinem Machtantritt<br />

1926 ein Regime errichtete,das er als<br />

„moralische Diktatur zur Gesundung<br />

des Staates“ bezeichnete und<br />

in dem er demokratische Strukturen<br />

systematisch aushöhlte: erklärtes<br />

Vorbild für PiS-Chef Jaroslaw Kaszynski.<br />

Der Film behandelt die Jahre<br />

bis 1919 und bietet Raum für pathetische<br />

Manifestationen. Stolz verkündet<br />

Pilsudski, dass er die alten<br />

Symbole tilgen werde: „Das einzige<br />

Symbol ist der weiße Adler.“ Undgegen<br />

den russischen Erbfeind gerichtet:<br />

„Ein Krieg mit Moskau ist etwas<br />

Heiliges für Polen.“<br />

Auch in einem anderen Historienfilm,„Die<br />

Legionen“ vonDariusz<br />

Gajewski, taucht das Motiv des Niederreißens<br />

russischer Grenzpfähle<br />

auf. DieHelden sind Jugendliche,die<br />

im Ersten Weltkrieg innerhalb der<br />

österreichisch-ungarischen Armee<br />

für einen eigenen polnischen Staat<br />

kämpfen. In einer Dreiecksgeschichte<br />

retten sich die Rivalen um<br />

die Gunst eines Mädchens gegenseitig<br />

aus den Schützengräben – mit<br />

schwülstigem Orchestersound überzogen.<br />

Polen entsteht hier aus Blut,<br />

Schweiß und Tränen. Gefeiert werden<br />

vorrangig starke Männer. Das<br />

neue patriotische polnische Kino ist<br />

ein knallhartes Männerkino.<br />

Weinherbst<br />

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6erWeinpaket:<br />

RheinhessicheLegende<br />

2× Rivaner Kabinett trocken, 1<br />

Jg. 2018, Alk. 12 %vol.<br />

Saftige Birnen und weiße Blüten bahnen sich in<br />

Windeseile den Weg in die Nase und beglücken den<br />

Genießer mit ihrer Aromatik. Auch am Gaumen zeigt sich<br />

dieser trockene Rivaner fruchtstark und harmonisch.<br />

2× Silvaner trocken „Hildegard“, 1 Jg. 2018, Alk.13 %vol.<br />

Packender Duft nach Mirabellen und Blüten; voller und saftiger<br />

Geschmack; tolle Balance und Harmonie; stimmiger und langer<br />

Ausklang –eine Meisterleistung.<br />

2× Grauer Burgunder Spätlese trocken, 1<br />

Jg. 2018, Alk.14 %vol.<br />

Eine finessenreiche Nase mit<br />

feinsten Pfirsich- und Birnenaromen.<br />

Am Gaumen mit viel<br />

Schmelz und großem Nuancenreichtum.<br />

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Dieser zu neunzig Prozent aus Sauvignon Blanc erzeugter Wein ist<br />

ausnehmend lebhaft, er duftet hinreißend nach Holunderblüte, Mango,<br />

Stachelbeere und Cassis.<br />

4× Bordeaux Rosé, Château Haut-Terre-Fort, 2<br />

Nouvelle-Aquitaine, Jg. 2018, Alk. 12 %vol.<br />

Verführerischer Duft nach Erdbeere und Himbeere. Am Gaumen entfalten<br />

sich die Fruchtaromen, unterlegt von einer zarten Säurestruktur und<br />

filigraner Mineralik. Ein unglaublich langer, sinnlicher Nachhall.<br />

4× Bordeaux Rouge, Château Haut-Terre-Fort, 2<br />

Nouvelle-Aquitaine,<br />

Jg. 2015, Alk. 12 %vol.<br />

Warmer und würziger Duft, dessen<br />

Fruchtaroma an Brombeere erinnert. Am<br />

Gaumen mit üppigen Noten von Pflaumenkompott,<br />

Vanille und einem Hauch Pfeffer.<br />

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ein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.berliner-zeitung.de/shop.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 21<br />

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Feuilleton<br />

Geht doch<br />

wieder auf der<br />

Insel<br />

Die britische Band Squid<br />

spielte im Internet Explorer<br />

Eine Britin<br />

hält drei<br />

Dankesreden<br />

In Hollywood wurden die<br />

Emmys verliehen<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Wenigstens scheint die politische<br />

Misere ärgerlicher junger<br />

Musik gut zu tun. Schon lange nicht<br />

mehr hat Großbritannien so gute<br />

und junge Bands hervorgebracht wie<br />

in den letzten fünf Jahren. Wirfreuen<br />

uns jetzt schon auf das anstehende<br />

Konzert der Südlondoner Improv-<br />

Metal-Post-Punk-Sensation Black<br />

Midi Anfang Oktober,und am Sonntagabend<br />

konnten wir das Wochenende<br />

wohlwollend kopfnickend im<br />

kleinen Neuköllner Club Internet Explorer<br />

mit der Darbietung des Brightoner<br />

Quintetts Squid ausklingen<br />

lassen, das mit Black Midi und anderen<br />

über die Assoziation mit dem<br />

vom exzentrischen Londoner Produzenten<br />

Dan Carey betriebenen 7-<br />

inch-Single-Labels Speedy Wunderground<br />

verbunden ist.<br />

Wie man sich jetzt überzeugen<br />

konnte, zieht es die seit 2015 aktive<br />

Band stilistisch in alle möglichen<br />

Ecken. Post-Punk-Bands wie die<br />

Stranglers üben scheinbar einen<br />

ebenso starken Sog aus wie Krautrock-Grooves<br />

von Neu! Aber auch<br />

kosmischer Siebziger-Jazz oder monolithischer<br />

Indierock bleiben nicht<br />

unberücksichtigt.<br />

So etwa im toll Ka-wumm machenden<br />

Stück „The Dial“, das<br />

Schlagzeuger und Vokalist Ollie<br />

Judge fachgerecht vorankajolte,oder<br />

auch in der Zugabe, dem auf der Insel<br />

bereits zu einem Mini-Hit avancierten<br />

Mein-Job-macht-mich-suizidal-Urschrei<br />

„Houseplants“, wo<br />

Judges Stimme sich immer frenetischer<br />

überschlug und ein dringliches<br />

Disco-Punk-Muster regelmäßig<br />

von unordentlicher Improvisation<br />

unterbrochen wurde.<br />

Dabei besitzen Squid eine Art<br />

konträre Poesie, sie sind keine Wiedergänger<br />

all jener Enge-Jeans-<br />

Bands der frühen Nullerjahre, welche<br />

ihrerseits die späten Siebziger<br />

brav, aber selten übers reine Zitat<br />

hinauskommend nachspielten.<br />

Squid scheinen der ursprünglichen<br />

Zerissenheit jener Zeit viel näher zu<br />

sein. Die popmusikalischen Zitate,<br />

Kakophonisch: Squid-Gitarrist<br />

Louis Borlase<br />

RICHARD GREY/IMAGO IMAGES<br />

die sie über ihren Auftritt verstreuten,<br />

waren keine abzuhakenden<br />

Coolness-Zertifikate, sondern wurden<br />

als Ausdruck der eigenen Unsicherheit<br />

sowie der Verärgerung darüber<br />

appropriiert. „Cold-blooded<br />

old times“ von Bill Callahan alias<br />

Smog etwa zitierte Gitarrist Louis<br />

Borlase in sein kakophonischen Verzweiflungsgewimmel<br />

hinein, und<br />

die melancholische Klaustrophobie<br />

von Robert Wyatts Spoken-Word-<br />

Stück„Pigs“ über einen viel zu engen<br />

und fensterlosen Schweinestall<br />

wurde durch Judge in die mecklenburgische<br />

Flachheit transportiert,<br />

die Squid am Nachmittag durchreist<br />

hatten.<br />

Gleich zu Beginn musste Judge einen<br />

Bass über seinen Kopf hinweg<br />

weiterreichen, so eng war es auf der<br />

Bühne. Eine schöne Geste des Zusammenhalts<br />

in bedrohlicher Enge,<br />

auf die dann eine rhythmus- und<br />

krachekstatische Katharsis folgte –<br />

eine bessere Metapher für eine gute<br />

Bandkarrierekann es kaum geben.<br />

Der dreizehnjährige Theo (Oakes Fegley, M.) bekommt Zuwendung von seinen Adoptiveltern(Nicole Kidman und JeffreyWright).<br />

Vogel an der Kette<br />

Die Verfilmung von Donna Tartts „Distelfink“ hat starke Momente, klebt aber sehr am Roman<br />

VonMichael Kienzl<br />

Als der 13-jährige Theo<br />

(Oakes Fegley) mit seiner<br />

Mutter das NewYorker Metropolitan<br />

Museum besucht,<br />

explodiert eine Bombe.Wie es<br />

zu dem Anschlag kommt und werdahinter<br />

steckt, bleibt auch nach dem<br />

Ende des Films „Der Distelfink“ ein<br />

Rätsel. Umso wichtiger ist aber, was<br />

dieses Ereignis für den Jungen bedeutet:<br />

Es ist Ursprung und ständiger Bezugspunkt<br />

einer langen und<br />

schmerzhaften Reise,inder es vorallem<br />

darum geht, endlich loszulassen.<br />

Während Theo an diesem Tag<br />

seine Mutter verliert, steckt er heimlich<br />

ein kostbares Gemälde des Rembrandt-Schülers<br />

Carel Fabritius ein.<br />

Das Bild von einem angeketteten<br />

Distelfink wird den Jungen noch bis<br />

ins Erwachsenenalter begleiten. Es<br />

wirdzum Symbol für ein vonVerlust<br />

und Einsamkeit geprägtes Leben<br />

und dafür, dass er sich wie der Vogel<br />

vonseinen Dämonen befreien muss.<br />

In John Crowleys Leinwandadaption<br />

von Donna Tartts Erfolgsroman<br />

wimmelt es zunächst nur so vor<br />

Hochkultur. Sowird Theo bald von<br />

einer wohlhabenden Familie aufgenommen,<br />

in der er sich mit der aufopferungsvollen<br />

Mutter (Nicole Kidman)<br />

über Malerei austauschen<br />

kann. Etwas später wird ein Treffen<br />

mit der gleichaltrigen, ebenfalls bei<br />

der Explosion anwesenden Pippa<br />

(Aimee Lawrence) zur scheuen Annäherung<br />

mithilfe vonGlenn Goulds<br />

Beethoven-Interpretationen. Und<br />

der Antiquitiätenhändler Hobie<br />

(Jeffrey Wright), der später zu einer<br />

Art Ziehvater des Jungen werden<br />

wird, lehrt Theo die Feinheiten des<br />

Kunsthandwerks.<br />

Ab in die Wüste<br />

All diese Formen der Kunst öffnen in<br />

„Der Distelfink“ die Pforte zu einem<br />

Reich, in dem man sich verlieren<br />

kann. Die mehrmals gestellte Frage<br />

nach dem Lieblingsautor oder dem<br />

schönsten Musikstück ist immer<br />

auch eine Aufforderung, etwas preiszugeben<br />

und der Versuch, den anderen<br />

besser zu verstehen. Kultur ist<br />

hier keine autistische Ersatzbefriedigung,<br />

sondern vielmehr etwas, das<br />

die Menschen zusammenbringt.<br />

Kaum hat man sich als Zuschauer<br />

in diesem urbanen bildungsbürgerlichen<br />

Milieu eingelebt, taucht<br />

Theos nichtsnutziger Vater (Luke<br />

Owens) mit seiner schwer aufgebrezelten<br />

Freundin auf, um den Jungen<br />

aus zunächst nicht ganz ersichtlichen<br />

Gründen bei sich aufzunehmen.<br />

Plötzlich findet sich Theo mit<br />

dem White-Trash-Pärchen in einer<br />

Neubau-Geisterstadt mitten in der<br />

texanischen Wüste wieder. Hier gibt<br />

es zwar keine Kultur, geschweige<br />

denn Menschen, mit denen man<br />

sich darüber austauschen kann.<br />

Aber in dem ukrainischen Sonderling<br />

Boris (Finn Wolfhard) findet<br />

Theo doch einen Verbündeten.<br />

Diese zärtliche Freundschaft<br />

zweier Verstoßener wird zum Herzstück<br />

des Films. Dem deprimierenden<br />

Nichts der Wüste begegnen die<br />

beiden mit reichlich Drogen und ihrer<br />

bedingungslosen platonischen<br />

Liebe. „Der Distelfink“ ist immer<br />

dann am besten, wenn der Druck<br />

nachlässt, die Handlung ständig voranzutreiben,<br />

wenn sich Crowley Zeit<br />

nimmt, um seinen Figuren Kontur<br />

und emotionale Tiefe zu verleihen.<br />

Allerdings dauert esnicht lange,<br />

bis wir wieder in der Gegenwartsind,<br />

wo der erwachsene Theo (Ansel Elgort)<br />

auf die Figuren aus seiner Vergangenheit<br />

trifft und der Film seine<br />

verschiedenen Geschichten auf<br />

nicht immer elegante Weise zu einem<br />

Ganzen zu formen versucht.<br />

Vermutlich liegt es am stolzen<br />

Umfang des 1000-Seiten-Romans,<br />

der zu viel Material für einen zweieinhalbstündigen<br />

Film liefert. Motivewie<br />

die sich schon kurznach der<br />

Explosion anbahnende Liebesgeschichte<br />

zwischen Theo und Pippa<br />

Rechthaberin hinter Glas<br />

wirken nicht richtig ausgespielt und<br />

die Wechsel zwischen den unterschiedlichen<br />

Zeitebenen oft zu<br />

sprunghaft.<br />

Der Kardinalfehler von „Der Distelfink“<br />

besteht darin, dass sich das<br />

Drehbuch nicht von der literarischen<br />

Form lösen kann –was eben<br />

auch bedeuten würde,einige Motive<br />

wegzulassen und andere zuzuspitzen.<br />

Alles will man irgendwie unter<br />

einen Hut bekommen, wodurch am<br />

Ende die Geschlossenheit fehlt.<br />

Das ist schade, weil Crowley<br />

starke Momente gelingen und er<br />

über ein glänzendes Ensemble verfügt,<br />

mit dem man leichtes Spiel gehabt<br />

hätte. Besonders die jungen<br />

Schauspieler sind toll; etwa Ryan<br />

Foust als neunmalkluger Supernerd<br />

Andy oder der markante Finn Wolfhard<br />

als mal trampeliger, dann wieder<br />

zerbrechlicher Boris. Man hätte<br />

sie allerdings lieber in einem Film<br />

gesehen, der seine Vorlage auch mal<br />

Vorlage sein lässt und sich dafür stärker<br />

darauf konzentriert, etwas Eigenes<br />

zu schaffen“.<br />

Distelfink(The Goldfinch),USA 2019, Regie:<br />

John Crowley, Drehbuch:PeterStraughannach<br />

dem Romanvon Donna Tartt, Darsteller:Ansel<br />

Elgort, Nicole Kidman, FinnWolfhard, SarahPaulson,LukeWilson,<br />

JeffreyWright, Aneurin Barnard,<br />

150 Min.Farbe, FSK: 12<br />

Deutsches Theater: Philipp Arnold adaptiert Judith Schalanskys Roman „Der Hals der Giraffe“ für die Box<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Denkt man wie Inge Lohmark, ist<br />

das sogar eine richtig optimistiche<br />

Zukunftsvision: Unsere Häuser<br />

wie alle Zeichen der Zivilisation verfallen,<br />

weil es keine Menschen mehr<br />

gibt, die sie pflegen. Dafür überwuchernPflanzen<br />

die Erde: der robuste<br />

Wurmfarn, die genügsame Brennnessel<br />

und die lianenhafte Waldrebe,<br />

Flechten, Moose, Pilze. Die Zukunft<br />

der Erde ist grün und menschenlos.<br />

Wobei man sagen muss, dass die Biologielehrerin<br />

Inge, die so hellsieht<br />

und die Judith Schalansky 2011 als<br />

Protagonistin ihres Anti-Bildungsromans<br />

„Der Hals der Giraffe“ erfand,<br />

sich faktisch noch auf einem eher<br />

vorbewussten Niveau bewegt −was<br />

die Klimaentwicklung betrifft. Heute<br />

würde eine misanthropische Biologin<br />

wie Inge die Zukunft eher staubtrocken<br />

und wüstengelb ausmalen.<br />

Mit diesem Faktenstreit sind wir<br />

aber auch schon mittendrin in der<br />

nur scheinbar wissensfundierten<br />

Weltsicht dieser seltsamen Frau, deren<br />

fanatischer Biologismus –oder<br />

was sie sich damit zusammenreimt –<br />

als Interpretationsschablone für alles<br />

dient. Tatsächlich ist Inge Lohmark<br />

eine tieftraurige, einsame Mitfünfzigerin,<br />

die sich wie viele in ihrer<br />

schrumpfenden vorpommerschen<br />

Kleinstadt wie ein nutzlos gewordenes<br />

Relikt vorkommt, über das die<br />

Menschheitsgeschichte seit 1989<br />

achtlos hinwegrollt. Das Gymnasium<br />

− früher natürlich Erweiterte<br />

Oberschule −, an dem sie seit Jahrzehnten<br />

Biologie und Sport unterrichtet,<br />

wird inKürze geschlossen,<br />

weil es keine Schüler mehr gibt. Und<br />

Inge sowie die ganze enzyklopädische<br />

Fülle ihres Wissens wird weder<br />

Platz noch Bedeutung haben. Glaubt<br />

jedenfalls Inge,weshalb ihreAutorin<br />

Schalansky sie auch wie zum Trotz in<br />

seitenlange evolutionsbiologische<br />

Vorträge verstrickt.<br />

Dass sich nicht nur die Wissenschaft<br />

selbst, sondern auch die pädagogische<br />

Vermittlung über die Jahre<br />

verändern könnte −Systemwechsel<br />

hin oder her −akzeptiert sie keine<br />

Sekunde,und so darfman Inge Lohmark<br />

bei allem Verständnis für ihre<br />

DPA/WARNER BROS./MACALL POLAY<br />

Wutüber den aufgestülpten Niedergang<br />

ihrer Region auch als unverbesserliche<br />

Rechthaberin bezeichnen.<br />

Es soll sicher als kritischer Beitrag<br />

zum bevorstehenden Mauerfalljubiläum<br />

begriffen werden, dass der<br />

junge Regisseur Philipp Arnold mit<br />

den drei hochkarätigen DT-Schauspielern<br />

Judith Hofmann, Bernd<br />

Moss und Linn Reusse diesen ironisch<br />

gemeinten, aber doch vor allem<br />

ein Bild der Erstarrung und Verbitterung<br />

zeichnenden Nachwenderoman<br />

in die Boxbringt.Wirklich kritische<br />

Kraft aber entwickelt er nicht.<br />

Zu vernarrt ins Tierlexikon ist die<br />

Weltsicht dieser Frau. Und zuoberflächlich<br />

und kostümverliebt inszeniert<br />

Arnold das tierisch verkorkste<br />

Denken. Malerisch bewegen sich<br />

seine drei Inges dabei mit weiten Renaissance-Halskrausen,<br />

einer Seekuh-<br />

und einer Fledermausmaske<br />

vor einem hölzernen Straußenverschlag:<br />

Aussterbende ihrer Art. Arnold<br />

baut ihnen eine goldene Artenschutzvitrine<br />

drumrum.<br />

Ab in die Artenschutzvitrine: Linn Reusse, Bernd Moss, Judith Hofmann (v.l.) ARNO DECLAIR<br />

TOP 10<br />

DerHalsder Giraffe 24., 27.9., 20 Uhr im Deutschen<br />

Theater (Box), Tel.:28441221<br />

VonPatrick Heidmann<br />

Bei der Verleihung der Emmy-<br />

Awards in Hollywood in der<br />

Nacht auf Montag wurde, wie nicht<br />

anders zu erwarten, das Fantasy-<br />

Epos„Game of Thrones“ ausgezeichnet,<br />

das im Mai nach acht Staffeln<br />

zum Ende gekommen war.Die HBO-<br />

Produktion hatte schon dreimal in<br />

dieser Kategorie gewonnen − Rekord.<br />

Aber aus einem Durchmarsch<br />

im Abschiedsjahrgang wurde nichts.<br />

Lediglich einen weiteren Emmy erhielt<br />

Peter Dinklage alias Tyrion Lannister<br />

−auch zum vierten Mal.<br />

Im Comedy-Bereich gab es ebenfalls<br />

eine erfolgreiche HBO-Produktion,<br />

die ein letztes Mal groß abräumen<br />

wollte: nach sieben Staffeln war<br />

die bittere Politsatire „Veep“ ebenfalls<br />

im Frühjahr eingestellt worden.<br />

Hauptdarstellerin Julia Louis-Dreyfus,<br />

die zuletzt eine Krebserkrankung<br />

überstanden hatte,war bislang<br />

für jede Staffel als Beste Hauptdarstellerin<br />

ausgezeichnet worden,<br />

doch ausgerechnet beim rekordträchtigen<br />

siebten Mal ging sie nun<br />

leer aus. Stattdessen ging der Preis<br />

an Phoebe Waller-Bridge für die<br />

zweite Staffel von „Fleabag“, einer<br />

schrägen, von der BBC in Kooperation<br />

mit Amazon gestemmten<br />

Quasi-Komödie, die auf ihrem eigenen<br />

Ein-Frau-Stück basiert. Dieumwerfend<br />

komische Britin durfte sogar<br />

gleich drei Dankesreden halten:<br />

auch in der Kategorie Drehbuch/Comedy<br />

gewann sie einen Emmy –und<br />

geradezu sensationell setzte sich<br />

„Fleabag“ außerdem als beste Comedy-Serie<br />

nicht nur gegen „Veep“,<br />

sondernauch gegen „The Marvelous<br />

Mrs.Maisel“ durch.<br />

Echte Glanzmomente<br />

Während in etlichen Kategorien<br />

Wiederholungstäter geehrt wurden,<br />

gab es auch Überraschungen zu verzeichnen.<br />

Und die bescherten der<br />

ansonsten etwas zähen, ohne Moderator<br />

auskommenden Veranstaltung<br />

echte Glanzmomente.<br />

Als beste Hauptdarstellerin/Drama<br />

setzte sich Jodie Comer<br />

als durchgeknallte Auftragsmörderin<br />

in „Killing Eve“ durch und dankte<br />

nicht nur Serien-Partnerin Sandra<br />

Oh, sondern auch der omnipräsenten<br />

Phoebe Waller-Bridge, die den<br />

schwarzhumorigen Spionage-Thriller<br />

zumindest in der ersten Staffel<br />

verantwortet hatte. Unterdessen riss<br />

Michelle Williams, die für<br />

„Fosse/Verdon“ über das gleichnamige<br />

Choreographen-Duo als beste<br />

Hauptdarstellerin in einer Miniserie<br />

oder Fernsehfilm ausgezeichnet<br />

wurde, das Publikum mit einem<br />

flammenden Plädoyer für gleiche<br />

Bezahlung und faire Arbeitsbedingungen<br />

vonden Sitzen.<br />

Stehende Ovationen gab es auch<br />

für den wie immer exzentrisch gekleideten<br />

Billy Porter, der für die<br />

flamboyante Ballroom-Seifenoper<br />

„Pose“ (hierzulande bei Netflix) als<br />

erster homosexueller Schwarzer in<br />

der Kategorie Hauptdarsteller/Drama<br />

gewann.<br />

Sonntag,22. September<br />

1 Tatort ARD 8,53 25 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,31 24 %<br />

3 heute-journal ZDF 3,97 13 %<br />

4 Formel 1, Rennen RTL 3,96 29 %<br />

5 Fluss des Lebens ZDF 3,53 10 %<br />

6 heute ZDF 3,33 14 %<br />

7 Terra X ZDF 3,30 11 %<br />

8 Anne Will ARD 3,12 11 %<br />

9 Formel 1, Zsf. RTL 3,11 23 %<br />

10 Formel 1, Berichte RTL 3,07 23 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Der Lebenslauf des Boxers Samson-Körner<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Der Tatortreiniger<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.00: La forza del destino<br />

20.00 Tischlerei: Wolfsschlucht<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

19.00: Lear<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Kommt ein Pferd in die Bar<br />

20.00 Box: Der Hals der Giraffe<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:prozentuale transformers (Marlene<br />

Naumann &Cathleen Rabe)<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />

20.00: Tanztreffender Jugend: #8 Nahestehen |<br />

Nahegehen (ACADEMY Bühnenkunstschule und<br />

Produktionshaus für Jugendliche)<br />

HfS Ernst Busch (✆ 75 54 17 -0)<br />

20.00 UNTEN: Gespenstersonate<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Hase Hase<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: AWalk on the Dark Side<br />

20.00 Container:Die Verlobung in St. Domingo–Ein<br />

Widerspruch vonNecati Öziri gegenHeinrich vonKleist<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Studio: The Human Condition<br />

20.00 Saal B: Im Herzen der Gewalt<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Adel verpflichtet<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Ruhm<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Wenn Deutsche über Grenzen gehen<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.00: Der Spielekönig (Improtheater Paternoster)<br />

Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: Früher war ichälter (Horst Evers)<br />

QuatschComedyClub (✆ 47 99 74 13)<br />

18.15: Solo-Special (Olaf Schubert)<br />

20.30: Die LiveShow–Die 3. Staffel<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia!<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Musikhysterie &Wlancholie (Piet Klocke)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Werner-Otto-Saal: Pallavi Mahidhara (Klavier),<br />

Building Bridges, Cécile Chaminade: Arabesque<br />

Nr.1g-Moll op. 61, Arabesque Nr.2Des-Dur op.<br />

92; Claude Debussy: „Suite bergamasque“; Clara<br />

Schumann: Variationen über ein Thema vonRobert<br />

Schumann fis-Moll op. 20; Johannes Brahms: Variationen<br />

und Fuge über einThema vonGeorg Friedrich<br />

Händel B-Dur op. 24<br />

Kulturhaus Spandau (✆ 33 34 02 1/ 22)<br />

15.00 Theatersaal: Alenka Genzel &Frank Matthias,<br />

Operette zum Kaffee –Operette quer Beet, Musik aus<br />

Oper,Operette, Musical und Film<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

19.30: Schumann, Wolf, Duparc: Markus Vollberg<br />

(Bariton),Clemens Michael Kraft (Klavier), Ausgewählte<br />

LiederRobertSchumanns nach Texten von<br />

Heinrich Heine, Lord Byron u. a.; HugoWolf: „Abendbilder“,<br />

Mörike- und Goethe-Lieder, Auawahl; Henri<br />

Duparc: Sechs Lieder nach Charles Baudelaires<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab 5J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Hits für Kids mit Zwulf, (ab 3bis 7J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: DASist Anton Daumesdick, Kristiane Balsevicius,<br />

Fingerspiele undFigurentheater (ab 2J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: EinDinosaurier im Kühlschrank, Theater Jaro,<br />

Puppen undSchauspiel (ab3bis 8J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Glückskastanien undEichelwesen<br />

14.00: Wildnis im Glas<br />

RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />

19.30: Der gute Mensch vonDowntown (ab 12 J.)<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

10.00: ¡Ver-rückt! (AT), ForscherTheater-Produktion<br />

der Schaubude mit TUKI Bühne, Objekt- und Materialtheater<br />

mit Soundcollagen (ab4bis7J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Strassilo, die Vogelscheuche, Teatro Baraonda<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

9.00: Bettina bummelt, Martin Clausen und Peter<br />

Trabner,Tanzstück (ab 5bis 10 J.)<br />

11.00: Robinson Crusoe (ab 10 J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />

20.00 Studio: Dead Ladies Show#23, Margaret<br />

Fountaine, Gwendolyn MacEwen, Na Hye-Sok<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: Gedichte aus sechs Jahrzehnten, Alban<br />

Nicolai Herbst<br />

20.30: Jacob Böhme.Auf der Suchenach seiner<br />

Weltformel. Roman, Wolfgang Bauernfeind<br />

Buchlokal (✆ 40 04 73 33)<br />

20.00: Die Entmieteten, SynkeKöhler,Buchpremiere<br />

20.00: Die Entmieteten, SynkeKöhler,Buchpremiere<br />

Fahimi (Skalitzer Str.133)<br />

20.00: Verbrecher Versammlung: „Queen July“, Philipp<br />

Stadelmaier,Buchpremiere<br />

Kulturbrauerei (✆ 44 31 51 00)<br />

19.30 Maschinenhaus: Literatur Live: „Keiths Probleme<br />

im Jenseits“, Linus Reichlin, Buchpremiere<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

19.30: Keiths Probleme im Jenseits, Linus Reichlin<br />

Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />

19.30: Verhext, vergiftet, verflixt und verxxxt, mit<br />

Christian Filips, Iain Galbraith, Christian Hansen, Odile<br />

Kennel, Dagmara Kraus u. a., Ein Gesprächs- und<br />

Leseabend zum Lyrikübersetzen<br />

Lyrik<br />

Zwischen<br />

den<br />

Sprachen<br />

ImAlltag hat man ja längst<br />

aufgegeben, all die Soziolekte,Technolekte<br />

oder Unternehmenskauderwelsche,<br />

die<br />

einen umgeben, in eigene<br />

Sprache übersetzen zu wollen.<br />

Besitzt etwa der „Product Owner“,<br />

der Produktbesitzer, irgendetwas<br />

außer Selbstvertrauen?<br />

Und was genau wäre<br />

überhaupt das fragliche Produkt?<br />

Man lächelt den Kollegen<br />

dieses Titels daher umbestimmt<br />

zu und erfühlt ihre<br />

Funktion mehr so ungefähr.In<br />

der Kunst geht das nicht. Da<br />

muss man exakt und weitgefächert<br />

zugleich sein, da muss<br />

alles reingegeben werden in<br />

die richtige Hinübersetzung<br />

eines Verses in die andere<br />

Sprache.Lyrikübersetzer müssen<br />

selbst Lyriker sein, um Gefühltem<br />

und Gewusstem eine<br />

anderssprachige Form zu geben.<br />

Im LCB sind heute zehn<br />

vonihnen zu Gast und berichten<br />

aus der Praxis. PetraKohse<br />

Verhext, vergiftet, verflixt und verxxxt,<br />

19.30 Uhr,Literarisches Colloquium,<br />

Am Sandwerder 5<br />

Präzision und Wuschigkeit<br />

Im Bauchladen dieser Konzertwoche: Freidrehende<br />

Feedbacks, Drones aus dem Schatzkästlein der frühen<br />

New Yorker Avantgarde und ein bisschen<br />

Americana-Tradition.<br />

Country-Rock aus Kalifornien mit angenehmer Stimme: Jade Jackson.<br />

Kraftvoll schlagen die Trommeln<br />

einen tribalistischen<br />

Marsch, darüber sägt eine<br />

wild verzerrte Gitarre, gut<br />

viereinhalb Minuten lang, mit steigender<br />

Dramatik und Dichte. So<br />

stellt sich das <strong>Berliner</strong> Duo G.A.M.S.<br />

auf einem Stück ihres Debüts die<br />

„Economics“ vor. Und haben sie<br />

nicht recht, mit ihrer Mischung aus<br />

Unerbittlichkeit und Lärm?<br />

Im Ganzen geht es den beiden jedoch,<br />

so einleuchtend die Soundmalerei<br />

klingt, eher nicht um einen<br />

sozioökonomischen Kommentar.<br />

G.A.M.S beschäftigen sich vielmehr<br />

mit der Ökonomie vonKlängen, von<br />

Präzision und Wuschigkeit. Hinter<br />

dem waidmännischen Akronym stehen<br />

Autoloop-König Guido Möbius<br />

und der österreichische Drummer<br />

Andi Stecher,beide <strong>Berliner</strong>,die sich<br />

in diesem Projekt den Freuden des<br />

kontrollierten Kontrollverlusts hingeben.<br />

Stecher trat bisher vor allem<br />

als Sideman in Erscheinung, in Zusammenhängen<br />

wie Mark Ernestus’<br />

Afrodub-Ensemble Ndagga Rhythm<br />

Force, mit dem Echtzeit-Improvisator<br />

Ignaz Schick und im Free-Goth-<br />

Rock Carla Bozulichs. Auf seinem<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt das geräuschigeGitarre-<br />

Drums-Duo G.A.M.S., den Orgelminimalismus<br />

Charlemagne Palestines sowie<br />

Countryrock vonJade Jackson und Goth-<br />

Folk vonMarissa Nadler.<br />

bisher einzigen Soloalbum stellt er<br />

diese Mannigfaltigkeit seiner<br />

Sounds ins Zentrum, wobei die Freiheit<br />

von elektronischen Geräuschen<br />

ähnlich wie die Gitarren im Gämsen-<br />

Projekt von seiner muskulös-repetitiven<br />

Schlagwerk-Straffheit gehalten<br />

wird.<br />

Möbius arbeitet als Solist mit zutraulicheren,<br />

ja poppigeren Strukturen,<br />

oft mit dadaistischen Schlaufen<br />

aus Stimmen und Gitarren, etwa auf<br />

seinem feinen „Spirituals“-Album<br />

von 2012. Bei G.A.M.S lotet er aus,<br />

wie sich Feedbacks in klar ausgelegte,<br />

wenn auch oft komplexe<br />

Rhythmen fügen lassen, wie sie mal<br />

derb und roh, dann wieder zärtlich<br />

fransend die Beats als Ornament<br />

und Leitmotiv begleiten. Entstanden<br />

ist dabei ein anregend hypnotisches<br />

Noise-Unterfangen, für das sich die<br />

beiden Unterstützung von Ex-Napalm<br />

Death-Drummer Mick Harris<br />

und dem Experimental-Sänger Yuko<br />

Matsuyama geholt haben.<br />

G.A.M.S. stellen ihr Debüt im mit<br />

offenem Sinn kuratierten Kiezsalon<br />

vor. Neben den beiden wirdder japanische<br />

Klangkünstler Tasho Ishi zu<br />

hören sein, und der Folkminimalist,<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Diego Maradona<br />

14.20; Once Upon aTime in... Hollywood 17.00,<br />

20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Systemsprenger<br />

14.50,17.40,20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) Downton Abbey<br />

14.40,17.30,20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.00, 17.30, 20.00; Ad Astra – Zu<br />

den Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45; Und wer<br />

nimmt den Hund? 18.20; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 20.30; Frau Stern 15.00, 19.15;<br />

Late Night –Die Show ihres Lebens (OmU) 17.00,<br />

21.30; Ein Licht zwischen den Wolken 13.30,<br />

17.30; Ein Licht zwischen den Wolken (OmU)<br />

15.30, 19.30; Es: Kapitel II –It: Chapter Two (OF)<br />

21.15; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

16.30, 20.00; Synonymes 13.20, 18.40; Ein leichtes<br />

Mädchen –Une fille facile (OmU) 14.15; Synonymes<br />

(OmU) 16.00, 21.20<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Mein Leben mit<br />

Amanda 17.00; Systemsprenger 18.00,20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 15.50; Wer 4sind –Die<br />

Fantastischen Vier 18.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 20.20; Gut gegen Nordwind 15.00,<br />

17.45,20.30;Prelude 14.45;Ein leichtes Mädchen<br />

17.00, 19.00; Petting statt Pershing 21.00; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 15.40; Leid<br />

und Herrlichkeit 17.30, 20.00; Gloria: Das Leben<br />

wartet nicht 15.15, 17.45<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Angry Birds 2:<br />

Der Film 14.30; Jerks: Screening und Lesung: Premiere:<br />

Überraschungsprogramm 19.30; Ad Astra –<br />

Zu den Sternen 14.10, 17.00, 19.50; Es: Kapitel<br />

II 22.45; Downton Abbey 14.30, 17.25, 20.15,<br />

23.00; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.30; Es: Kapitel II 17.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 20.40; Die drei !!! 14.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 17.00; Es: Kapitel II 20.30;<br />

Playmobil: Der Film 14.45; Gut gegen Nordwind<br />

17.15, 20.00; AdAstra –Zuden Sternen 22.50;<br />

Late Night –Die Show ihres Lebens 15.00; Angry<br />

Birds 2:Der Film 17.30; Angel Has Fallen 19.50;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 22.40<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 11.00; Ramen Shop –Ramen<br />

Teh (OmU) 14.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 15.30; Push –Push (OmU) 17.00;<br />

Mein Leben mit Amanda 18.30;<br />

Es: Kapitel II (OF) 20.15; Crawl 23.00; Cleo<br />

(OmenglU) 11.00; Berlin, ILove You (OmU) 12.45;<br />

Free Solo (OmU) 14.45; Idioten der Familie 16.30;<br />

Und der Zukunft zugewandt (DFmenglU) 18.15; Synonymes<br />

(OmU) 20.10;The Dead Don‘t Die (OmU)<br />

22.15; Die Agentin –The Operative (OmU) 11.00;<br />

Leid und Herrlichkeit (OmU) 13.00; Yesterday<br />

(OmU) 15.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 17.00, 19.45; Paranza (OmU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 14.15; Frau Stern<br />

16.00; Und wer nimmt den Hund? 17.45; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OmU) 19.30; Synonymes<br />

(OmU) 22.30; Becoming Animal 14.00; Super<br />

Friede Liebe Love 15.45; Über Grenzen –Der Film<br />

einer langen Reise 17.30; Congo Calling (OmU)<br />

19.45;Thinking Like aMountain (OmU) 21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Playmobil: Der<br />

Film 14.00; Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.15;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 14.00, 17.00, 17.30,<br />

20.00, 20.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

14.10, 16.50, 20.30; Gut gegen Nordwind 14.10,<br />

17.15,20.50;Stuber–5Sterne Undercover14.20;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />

18.15; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

14.45; Es: Kapitel II 14.45, 16.30, 20.15;<br />

Angry Birds 2:Der Film 14.50, 17.20; Good Boys<br />

15.00, 17.10; Fast & Furious: Hobbs & Shaw<br />

15.00;Der König derLöwen 15.00; Good Boys (OF)<br />

15.15; Angel HasFallen 16.50, 19.45; Spider-Man:<br />

FarFrom Home17.40;Rambo 5: Last Blood17.45,<br />

21.00; 3D: Der König der Löwen 17.45, 20.40;Angry<br />

Birds 2: Der Film –The Angry Birds Movie II(OF)<br />

18.30; Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 19.40; One<br />

Piece: Stampede 20.00, 20.30, 21.00; 3D: Angry<br />

Birds 2:Der Film 20.15<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmU) 18.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OmU) 20.15; Berlin Bouncer<br />

(OmU) 23.15; Frau Stern 18.00; Heute oder morgen<br />

19.40; Cleo (OmenglU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) AToy Story: Alles<br />

hört auf kein Kommando 13.30; Playmobil: Der<br />

Film 13.40; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 13.50; Downton Abbey 14.00, 16.20,<br />

19.45; Pets II 14.10; Der König der Löwen 14.10;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.20; Es: Kapitel II 16.00,<br />

19.45; AdAstra –Zuden Sternen 16.30, 19.40;<br />

Gut gegen Nordwind 16.40, 19.30; 3D: Angry Birds<br />

2: Der Film 17.00; Good Boys 17.10; Rambo 5:<br />

Last Blood 17.20, 20.10; One Piece: Stampede<br />

(OmU) 20.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw20.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 13.40; Mein Lotta-Leben 16.35; Leberkäsjunkie<br />

18.20; Und der Zukunftzugewandt 20.10<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Gut gegen<br />

Nordwind 14.15, 16.40, 19.30; Downton Abbey<br />

14.20, 17.10, 20.00; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 14.20; Der König der Löwen<br />

14.30, 17.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 14.30,<br />

20.15; 3D: Der König der Löwen 14.40, 17.30; Ad<br />

Astra –Zuden Sternen 14.50,17.15,20.00;Angry<br />

Birds 2:Der Film 15.00, 17.20; Good Boys 15.10;<br />

Es: Kapitel II 16.50, 19.50; Rambo 5:Last Blood<br />

17.20, 20.10; Und der Zukunft zugewandt 17.40;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 19.45; One Piece:<br />

Stampede 20.00;Angel Has Fallen 20.20<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OmU) 17.00,19.45, 22.30; B Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 16.30,18.45,22.00<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Wajib –Die<br />

Hochzeitseinladung (OmU) 17.45; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 17.45, 20.00; Ein Licht zwischen den<br />

Wolken – Streha mes reve (OmU) 19.45; Heute<br />

oder morgen (OmenglU) 21.30; Synonymes (OmU)<br />

22.15<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Systemsprenger<br />

10.15, 22.30; Benjamin Blümchen 13.00; Mein<br />

Lotta-Leben–Alles Bingomit Flamingo! 15.15; Frau<br />

Stern 17.30; Flowers of Freedom (OmU) 19.30;<br />

Systemsprenger 14.30, 17.15, 20.00; Tel Aviv On<br />

Fire (OmU) 22.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 11.15; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 13.30, 21.00; Prelude 16.45; Ein<br />

Licht zwischen denWolken 19.00<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Idioten der Familie (DFmenglU)<br />

16.30; Submission (OF) 18.15; Paranza:<br />

Der Clan der Kinder –Laparanza dei bambini<br />

(OmU) 20.00; Das Wunder im Meer von Sargasso<br />

–Tothavma tis thalassas ton Sargasson: The Miracle<br />

of the Sargasso Sea (OmU) 22.00; Freudenberg<br />

–Auf der Suche nach dem Sinn 16.30; Mein Leben<br />

mitAmanda(OmU) 17.45;Gloria: Das Leben wartet<br />

nicht –Gloria Bell (OmU) 19.30; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 21.15; Kinobar im Sputnik<br />

Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Systemsprenger 14.30,<br />

17.15, 20.00; New Und der Zukunft zugewandt<br />

16.00; Human Rights Film Festival Berlin: Kraben<br />

rahu –Manta Ray (OmenglU) 18.30; Human Rights<br />

Film Festival Berlin: The Remains –Nach der Odyssee<br />

(OmenglU) 20.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Angry Birds 2<br />

13.30, 15.45; Downton Abbey 14.15, 17.15,<br />

20.00; Playmobil: Der Film 14.30; 3D: Angry Birds<br />

215.00, 18.00; AToy Story 15.00; Es II 16.45,<br />

19.45; DerKönig der Löwen 17.00; Ad Astra 17.15,<br />

20.30; Once Upon aTime in... Hollywood 20.00;<br />

Und der Zukunft zugewandt 20.15<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Union Filmtheater<br />

Und der Zukunft zugewandt 13.00; Downton<br />

Abbey 13.00, 15.30, 18.00, 20.30; Der Junge<br />

muss andie frische Luft 13.00; Playmobil 15.20;<br />

Mein Leben mit Amanda 15.30; Late Night 17.30;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 18.00, 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Es<br />

II 14.00, 16.30, 19.45; Downton Abbey 14.00,<br />

17.00, 20.00; Der König der Löwen 14.00, 16.55;<br />

Ad Astra 14.00, 17.00, 20.00; AToy Story 14.00,<br />

17.15; Playmobil14.30; AngryBirds 214.30; Good<br />

Boys 14.45; 3D: Angry Birds 217.00; Angel Has<br />

Fallen 17.15; Rambo 5: Last Blood 17.45, 20.15;<br />

Anime Night: One Piece: Stampede 20.00, 20.15;<br />

Gut gegen Nordwind 20.00; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 17.00; Ein Licht zwischen den<br />

Wolken 18.45; Leid und Herrlichkeit 20.30; Die untergegangene<br />

Familie –Familia sumergida (OmU)<br />

18.00; Nur eine Frau (OmenglU) 19.45; Das Wunder<br />

imMeer von Sargasso –Tothavma tis thalassas<br />

ton Sargasson: The Miracle of the Sargasso Sea<br />

(OmU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 5969) Jiddische Glikn: Dusollst<br />

nicht lieben: Eyes Wide Open – Einaym pkuhot<br />

(OmU) 17.30; Africa Look: Fatwa (OmU) 18.00;<br />

Jiddische Glikn: Lang ist der Weg (OmenglU) 18.15;<br />

Berlin –Hauptstadt der DDR: Wer fürchtet sich vorm<br />

schwarzen Mann? (m.Gast u.Gespräch) 19.30; Africa<br />

Look: When Arabs Danced (OmenglU) 20.00;<br />

Africa Look: Oufsaiyed Elkhortoum – Khartoum<br />

Offside (OmU) 21.45; Jiddische Glikn: Der Dybbuk<br />

(OmenglU) 21.45<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 10.15; Es:<br />

Kapitel II –It: Chapter Two (OF) 12.15, 20.15; Yesterday<br />

(OmU) 15.30, 17.45; Willkommen bei den<br />

Hartmanns 13.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo<br />

mit Flamingo! 15.15; Die Wurzelndes Glücks–Holy<br />

Lands (OmU) 17.30; Yesterday (OmU) 19.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Pets II<br />

11.00, 13.15; Playmobil 11.10, 13.50; Downton<br />

Abbey 11.10, 14.15, 16.45, 19.45, 23.00; Der<br />

König der Löwen 11.10, 14.30; Mein Lotta-Leben<br />

11.15; AToy Story 11.20, 14.30; Angry Birds 2<br />

11.30, 14.00; Die drei !!! 12.00; Benjamin Blümchen<br />

12.10; Spider-Man 13.40; Good Boys 13.45,<br />

17.40; Once Upon aTime in... Hollywood 14.00,<br />

19.15; EsII15.30, 16.15, 19.00, 20.00, 22.00,<br />

22.50; 3D: Der König der Löwen 16.20; 3D: Angry<br />

Birds 216.30, 19.20; Gut gegen Nordwind 17.10,<br />

20.15; AdAstra 17.15, 20.10, 23.15; Rambo 5:<br />

Last Blood 17.20, 20.10, 22.50; One Piece: Stampede<br />

20.00; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 23.00;<br />

Crawl 23.10; Angel Has Fallen 23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 15.00; Idioten der Familie (DFmenglU)<br />

17.15; Preview: Skin (OmU) 19.30; Ein leichtes<br />

Mädchen (OmU) 14.15; Der Honiggarten (OmU)<br />

16.15; Human Rights Film Festival Berlin: Power<br />

to the Children –Kinder an die Macht (OmenglU)<br />

18.30; Human Rights Film Festival Berlin: Everything<br />

Must Fall (OF) 21.00; Frau Stern (DFmenglU)14.45;<br />

Once UponaTime in...Hollywood (OmU)<br />

16.45, 20.00; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />

(OmU) 14.15; Gloria: Das Leben wartet nicht –Gloria<br />

Bell (OmU) 16.45; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

19.00, 21.30; Und der Zukunft zugewandt 15.00,<br />

19.15; Ein Licht zwischen den Wolken –Streha mes<br />

reve (OmU) 17.15<br />

International (✆ 24 75 60 11) Und der Zukunft<br />

zugewandt 15.00, 17.30; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 20.00<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) The MadWorld of Martial<br />

Arts Cinema:Trailershow (OF) 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Erwerbslose kochen<br />

für Erwerbslose (u. andere Kurzfilme) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06<br />

44) Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00, 14.50; Pets II 14.00; Downton Abbey<br />

14.10,17.00, 19.55; AToy Story:Alles hörtauf kein<br />

Kommando 14.15, 16.50; Angry Birds 2:Der Film<br />

14.20, 16.45; 3D: Angry Birds 2: Der Film 14.20;<br />

Good Boys 14.30, 17.00; AdAstra –Zuden Sternen<br />

14.30, 17.20, 20.10; Der König der Löwen<br />

14.45, 17.30; Es: Kapitel II 16.10, 19.25; Aladdin<br />

16.35; Rambo 5: Last Blood 17.05, 20.15; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood 19.30; Downton Abbey<br />

(OF) 19.30; Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 19.30;<br />

Gut gegen Nordwind 19.50; One Piece: Stampede<br />

20.00<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 10.30; Diego Maradona (OmU)<br />

14.00; Synonymes (OmU) 16.20; Mein Leben mit<br />

Amanda (OmU) 21.40<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Ad Astra –Zuden Sternen<br />

(OF) 16.00, 18.45, 21.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Downton Abbey (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Diego Maradona (OmU)<br />

17.00; Gut gegen Nordwind 19.50; Sneak Preview<br />

22.30; Frau Stern 14.50; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 16.40,20.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OF) 16.40, 20.00; Ad Astra –Zuden<br />

Sternen (OF) 17.45, 20.30, 22.00; Leid und Herrlichkeit<br />

–Dolor ygloria (OmenglU) 16.30, 19.30;<br />

Systemsprenger (OmenglU) 16.45, 19.00; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two (OF) 21.40; Late Night –<br />

Die Show ihres Lebens (OmU) 18.30; Synonymes<br />

(OmenglU) 20.45<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Downton Abbey 14.00, 17.00, 20.10; Der König<br />

der Löwen 14.05, 16.50; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.15; Good Boys 14.20; Es: Kapitel<br />

II 14.40,16.35, 19.55; AngryBirds 2: Der Film<br />

14.55; AdAstra –Zuden Sternen 16.45, 19.50;<br />

3D:Angry Birds 2: Der Film 17.25; Gut gegen Nordwind<br />

19.40; One Piece: Stampede 20.00, 20.15<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang:Heute oder<br />

morgen 11.00; Liberte (OmenglU) 12.10; Wajib –<br />

Die Hochzeitseinladung14.00,21.00; Once Upon a<br />

Time in...Hollywood 14.50; Kiriku und die Zauberin<br />

16.00;Heute oder morgen19.00; Ein leichtes Mädchen<br />

19.10; Synonymes 21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Und der<br />

Zukunft zugewandt 18.00, 20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Ad Astra<br />

–Zuden Sternen (OmU) 15.15, 18.00, 20.45;<br />

Systemsprenger 14.30, 17.15, 20.00; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando 15.40; Diego Maradona<br />

(OmU) 17.45; Und der Zukunft zugewandt<br />

20.30; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

13.50; Gut gegen Nordwind 16.00; Downton<br />

Abbey 15.00, 17.45,20.30<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02<br />

00) Downton Abbey 13.50, 16.40, 19.30; Systemsprenger<br />

14.00, 16.50, 19.45; Mein Leben mit<br />

Amanda (OmU) 14.00; Gut gegen Nordwind 14.00,<br />

16.45, 19.00, 22.30; Mein Lotta-Leben – Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 14.15; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.20, 16.30;


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Sänger und Gitarrist Raoul Vignal<br />

bringt seine an Nick Drake erinnernden<br />

offenen Folksongs mit.<br />

Noch abstrakter als die G.A.M.S-<br />

Geräusche wirdCharlemagne Palestine<br />

in der Zwinglikirche mulmende<br />

Drones und Kleinstmotive spielen.<br />

Als einer der Pionieredes NewYorker<br />

Minimalismus stand er zwar im<br />

Schatten der populäreren Steve<br />

Reich und Terry Riley. Aber ich habe<br />

ihn vorfast zehn Jahren im französischen<br />

Dom an der großen Orgel mit<br />

gleichermaßen viel Vergnügen und<br />

Respekt gehört und gesehen: Der<br />

heute 72-Jährige beschränkt sich<br />

nicht einfach auf die Intensität seiner<br />

Musik; er tritt in auffälligem<br />

Dresscodeauf und pflegt einen lässigen<br />

Old School-Bohème-Habitus.<br />

Damals erschien er in Künstlerschlapphut<br />

und fröhlich gemustertem<br />

Kindergartenhemd und rief das<br />

Volk mit hellen Pfeifdrones auf dem<br />

Weinglaszuden Plätzen. Sodann zog<br />

er nach und nach buchstäblich alle<br />

Register seiner Orgel und anderer<br />

Tasteninstrumente,hielt freihändige<br />

Soundwogen unter ständiger Spannung,<br />

ohne ins Wohlfeile und Plakativewegzukippen.<br />

POP<br />

G.A.M.S. 25.9., 21 Uhr,<br />

Kiezsalon in der Musikbrauerei<br />

Charlemagne Palestine 29.9., 20 Uhr,<br />

Zwinglikirche<br />

Jade Jackson 24.9., 20 Uhr,Privatclub<br />

Marissa Nadler 29.9., 20 Uhr,<br />

Berghain- Kantine<br />

MATT BIZER<br />

Fürs Poptraditionelle sind in dieser<br />

Woche zwei Frauen zuständig.<br />

Jade Jackson ist eine junge Countryrockerin<br />

aus Kalifornien, die gerade<br />

ihr zweites Album veröffentlicht hat.<br />

Produziert vom L.A.-Countrybilly-<br />

Punk Mike Ness von Social Distortion,<br />

spielt sie darauf eine recht gradlinige,<br />

karohemdige Genreversion,<br />

rau hergerichtet, nett komponiert<br />

und mit einer angenehmen Stimme<br />

gesungen. Marissa Nadler hingegen<br />

spielt seit 15 Jahren einen düster verhangenen<br />

Folk. Vonden kargen Stücken<br />

der Anfänge kam sie inzwischen<br />

zu eleganten, farbigeren Arrangements.<br />

Und sie sucht sich Produzenten,<br />

die eher von der<br />

Atmosphäre ihrer Musik kommen,<br />

als vom Genre, indem sie sich bewegt,<br />

Randall Dunn etwa von Sunn<br />

O))) oder zuletzt Justin Raisen, der<br />

mit Sky Ferreiras Debüt bekannt<br />

wurde. Nadlers hauchig umflorter<br />

Gesang hört sich so an, als hätte er<br />

Lana Del Rey die eine oder andere<br />

Idee gegeben. So interessantwie Del<br />

Rey mit ihrem cleveren Retrogirl-<br />

Konzeptund demSinnfür modische<br />

Beats ist sie nicht; aber ich finde, sie<br />

schreibt die besseren Songs.<br />

Diskussion<br />

Zwischen<br />

Fußball und<br />

Kampfsport<br />

Inden 90er-Jahren war man<br />

geneigt, den aus Großbritannien<br />

herüberschwappenden<br />

Hooliganismus als Ausdruck<br />

eines radikalen Lebensstils<br />

aufzufassen, der sich mit<br />

den Mitteln körperlicher Gewalt<br />

in Szene setzte. Befördert<br />

wurde der Eindruck dadurch,<br />

dass bald Reportagen über<br />

junge Menschen kursierten,<br />

die tagsüber in Banken und<br />

Anwaltsbüros Karriere machten<br />

und sich zumWochenende<br />

am Rande der Fußballstadien<br />

exzessiven Schlägereien hingaben.<br />

Das Phänomen einer<br />

vergnügungssüchtigen Gesellschaft.<br />

Seit Jahren ist jedoch<br />

klar, dass der Hooliganismus<br />

ein Rekrutierungsfeld für<br />

rechte Gewalttäter ist. Der<br />

Kampf geht nach dem Spiel<br />

weiter und hat längst paramilitärische<br />

Strukturen hervorgebracht.<br />

Darüber diskutiert<br />

Ronny Blaschke mit kompetenten<br />

Gästen. HarryNutt<br />

ProfessionalisierungrechterGewalt<br />

18 Uhr,Friedrich-Ebert-Stiftung,Hiroshimastraße<br />

17 und 28<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Lebenszeugnisse. Ewig anders, Marvin<br />

Oppong,Buchvorstellung und Gespräch<br />

Martin-Niemöller-Haus (✆ 84 10 99 51)<br />

18.00: Hilfe beim Sprung ins Nichts.Franz Kaufmann<br />

und die Rettung vonJuden und „nichtarischen“ Christen,<br />

Katrin Rudolph, Lesung und Gespräch<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

20.30 Lichtsaal:Grenzwerte, Max Czollek, Buchpräsentation<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.30: Best Of PoetrySlam –Kiezpoeten vs. Edellauchs,<br />

best of poetryslam battle<br />

Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />

20.00: „Was iss’njetzt schon wieder mit dir?!“,<br />

Roman Shamov, –--<br />

FÜHRUNG<br />

Britzer Garten (✆ 700 90 60)<br />

10.30: FürMenschen mit Demenz: Dahlienfeuer,Dr.<br />

Friedrich-KarlSchembecker,Treff: Eingang Sangerhauser<br />

Weg. Anm. erf.<br />

Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />

Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />

Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />

14.00: The Most Famous Historical BuildingsofBerlin:<br />

Architecture Tour to the Prussian kings and their<br />

architects, meeting point: ‚Granitschale’ (big stone<br />

bowl), Lustgarten, Führung in engl. Spr.. Anm. erf.<br />

16.00: The Berlin Wall Tour:Along the most famous<br />

wall monuments, Meeting point: Guard House,<br />

„Checkpoint Charlie“, Friedrichstr., Führung in engl.<br />

Spr.. Anm. erf.<br />

16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer –Ab„Checkpoint<br />

Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />

Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Kriminaltour:Verbrechen, Gerichtsfälle und<br />

Richtstätten im alten Berlin, Treff: Heiliggeistkapelle,<br />

Spandauer Str. 1. Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí–Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum<br />

(✆ 50 58 52 33) 17.00: Öffentlicher Stadtspaziergang:<br />

Wohnen und Mietkämpfe in Friedrichshain-Kreuzberg,Stefan<br />

Zollhauser,Treff: Ecke<br />

Blumenstr./Andreasstr.. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in derKunst, Treff: Foyer<br />

Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />

9.00: HörspaziergangFriedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str.4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durch die<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />

Audioguides. Rosa Parks Café, Soldiner Straße 32,<br />

13359 Berlin<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte–Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

KONZERT<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Daniel Scholz Band, Weather Report–tribute<br />

BadenscherHof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />

20.00: No Borders Orchestra<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

21.00: The Mystery Lights, DYGL<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

20.00: AshleyMcBryde, CheleyTackett<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />

20.00: berge<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

21.00: Hailu Mergia<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Amber Run<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.30: MidCity<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano.Series: Ludwig Hornung<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

19.15: Einführung (Jazz at Berlin Philharmonic)<br />

20.00: Jakob Bro Trio +Flying likeEagles, Jazz at<br />

Berlin Philharmonic<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Jade Jackson, special guest: Roads &Shoes<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: Jambinai<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

20.00: Bitte ohne Gurke!–Erinnerung an Martin<br />

Klenk (1957-2019)<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Samson, Lisa Maria Olszakiewicz, Jesko<br />

Habert, JoPa,Julian Heun, Nick Pötter,Luise Komma<br />

Klar,Noah Klaus, Der Schneekönig,Kiezpoeten vs.<br />

Edellauchs<br />

Urban Spree (Revaler Str.99)<br />

20.30: Cosmic Dead +Izakaya Heartbeat (Space<br />

Rock)<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />

Gincel<br />

CLUB<br />

Bohnengold (Reichenberger Str.153)<br />

18.00: Ping Pong –Music –Drinks (PingPong –<br />

Music –DrinksTT-Schläger können vorOrt geliehen<br />

werden)<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Berlin House Night, RobertMonarch, Leonardo<br />

Guerra<br />

Matrix (✆ 293 69 9- 90)<br />

22.00: Iluv2bang!, San Soel<br />

Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />

19.00: FarOut After Work Party, Tiefton, Guess<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois –MyHouse Is Your House,<br />

Youandme, Marc Schneider,Kenneth Scott, Sofi<br />

Lucius<br />

MUSEEN<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.00, 12.00: Dalí–Die Ausstellung am Potsdamer<br />

Platz, tgl. 12-20 Uhr<br />

Museum The Kennedys (Auguststr.11-13)<br />

10.00: Die Kennedy-Sammlung,Di-Fr 10-18, Sa/<br />

So 11-18 Uhr<br />

KINO<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 14.20;<br />

Der König der Löwen 14.40; Und der Zukunft zugewandt<br />

16.30, 20.50; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

17.00, 19.30; Human Rights Film Festival Berlin:<br />

For Sama (OmenglU) 18.00; Human Rights Film<br />

Festival Berlin: But Now Is Perfect (OmenglU)<br />

18.00; Ein Licht zwischen den Wolken 19.00; Human<br />

Rights Film Festival Berlin: It Will Be Chaos<br />

(OmenglU) 20.00; Human Rights Film Festival Berlin:<br />

Freedom Fields (OmenglU) 20.30; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OmU) 20.45; Es: Kapitel II<br />

–It: ChapterTwo (OF)21.45; Downton Abbey(OmU)<br />

22.20; AdAstra –Zuden Sternen (OmU) 22.40;<br />

Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria (OmU) 22.45;<br />

Der König der Löwen –The Lion King (OmU) 22.45<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Über Grenzen –Der<br />

Film einer langen Reise 17.30; Das innere Leuchten<br />

19.30; Das Wunder im Meer von Sargasso –To<br />

thavma tis thalassas ton Sargasson: The Miracle of<br />

the Sargasso Sea (OmU) 21.15<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Face_It! –Das<br />

Gesicht im Zeitalter des Digitalismus 17.30; Luft<br />

zum Atmen – 40 Jahre Opposition bei Opel in<br />

Bochum 19.00; Shorts Attack –Sundance Shorts<br />

2019 20.30; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Good<br />

Boys 14.15, 17.15, 22.55; Downton Abbey 14.15,<br />

17.00, 20.00, 22.45; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

14.15, 17.05, 20.00, 23.00; Der König der Löwen<br />

14.30, 17.15; Angry Birds 2: Der Film 14.30; Die<br />

drei !!! 14.35;Playmobil: Der Film 14.40; Es: Kapitel<br />

II 14.40,16.35, 19.50, 22.15; AToy Story:Alles<br />

hörtauf kein Kommando 14.50, 17.20; MeinLotta-<br />

Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.55; Gut gegen<br />

Nordwind 17.00, 19.55; Rambo 5:Last Blood<br />

17.10, 19.55, 23.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film<br />

17.10; Late Night –Die Show ihres Lebens 19.30;<br />

3D: Der König der Löwen 19.35; Anime Night: One<br />

Piece: Stampede 20.00; Angel Has Fallen 20.00,<br />

22.55; Once Upon aTime in... Hollywood 20.15,<br />

22.20<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 0200) Gut gegen<br />

Nordwind 13.30, 19.45; Downton Abbey 13.30,<br />

16.30, 19.30; Good Boys 13.40, 16.30; Pets II<br />

13.45; Der König der Löwen 13.50, 16.45; Playmobil:<br />

Der Film 14.10; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando14.30, 17.10;BenjaminBlümchen<br />

14.45; Angry Birds 2: Der Film 14.50; Es: Kapitel<br />

II 16.00, 19.00, 19.50; Fast &Furious: Hobbs &<br />

Shaw 16.10;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 16.50, 20.00; 3D: Angry<br />

Birds 2:Der Film 17.20, 19.40; Rambo 5: Last<br />

Blood 17.30, 20.15; One Piece: Stampede 20.00;<br />

Angel Has Fallen 20.10<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema am Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 30<br />

04) Und der Zukunft zugewandt 14.50; Systemsprenger<br />

17.30, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.00; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Downton Abbey (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Carmine Street Guitars<br />

(OmU) 18.15; Leid und Herrlichkeit –Dolor ygloria<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Der<br />

König der Löwen 10.00, 12.05, 14.40; Benjamin<br />

Blümchen 10.00; Angry Birds 2: Der Film 10.00,<br />

12.15,14.40,17.05; AToy Story: Alles hörtauf kein<br />

Kommando 10.00, 12.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 12.00; 3D: Angry Birds 2: Der<br />

Film 12.25; Downton Abbey 14.30, 17.20, 20.10;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen 14.35, 17.25, 19.50;<br />

Es: Kapitel II 16.45,19.30; Good Boys 17.30; One<br />

Piece: Stampede 20.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood 20.30<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081) Geheimnis<br />

eines Lebens 15.45; Und wer nimmt den<br />

Hund? 18.15; Leid und Herrlichkeit 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Downton Abbey<br />

14.20, 17.10, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Playmobil: Der Film 10.00, 12.10, 14.25; Pets II<br />

10.00, 11.55; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit<br />

Flamingo! 10.00, 12.15; Der König der Löwen<br />

10.00, 12.05, 14.55, 17.30; Benjamin Blümchen<br />

10.00, 12.30; Angry Birds 2: Der Film 10.00,<br />

11.55, 14.25, 16.55; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 10.00, 12.10, 14.35; Good Boys<br />

14.05, 17.45, 23.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film<br />

14.30; AdAstra –Zuden Sternen 14.35, 17.00,<br />

20.00, 22.55; Es: Kapitel II16.25, 19.25, 23.00;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 16.50, 20.20,<br />

22.55; Gut gegen Nordwind 17.10, 20.05; Opera<br />

National de Paris: LaTraviata 19.15; One Piece:<br />

Stampede 20.00; Ad Astra –Zuden Sternen (OF)<br />

20.05; Fast &Furious: Hobbs &Shaw 23.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Der König der<br />

Löwen 15.30; Gut gegen Nordwind 15.45, 20.30;<br />

Downton Abbey 15.45,18.00,20.30; AngryBirds 2<br />

15.45, 18.15; Bohemian Rhapsody 17.45, 20.30;<br />

Rambo 5: Last Blood 18.15, 20.30; Es II 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Frank Borzage: Ich hab<br />

dich immer geliebt (OV; m. Einführung)20.00;Kino-<br />

Polska: Corka trenera (OmU; m. Gast) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69<br />

69) Spider-Man 13.00, 19.00, 22.30; EsII13.00,<br />

15.00, 17.00, 19.00, 20.15, 22.30; Die drei !!!<br />

13.15; 3D: Der König der Löwen 13.15, 16.25,<br />

20.00, 23.00; Ad Astra 13.15, 16.50, 19.50,<br />

23.00; Mein Lotta-Leben 13.20, 14.00; Und der<br />

Zukunft zugewandt 13.30, 17.00; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 13.30, 16.00, 18.00, 19.30,<br />

22.00; Systemsprenger 13.40, 16.50, 19.40;<br />

Rambo 5: Last Blood 13.40,17.00,20.00, 22.45;<br />

Downton Abbey 13.40, 16.50, 20.00, 23.10; Der<br />

König der Löwen 13.40, 16.00; Drei Schritte zuDir<br />

13.50; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

14.00; Pets II 14.15; AngryBirds 2: Der Film 14.30,<br />

19.45; Fast & Furious: Hobbs & Shaw 16.15,<br />

21.00, 22.50; Angel Has Fallen 16.30, 19.30,<br />

22.40; The Kitchen –Queens of Crime 16.40; Gut<br />

gegen Nordwind 16.45, 19.30; Good Boys 16.45,<br />

23.00; 3D: AToy Story: Alles hörtauf kein Kommando<br />

17.00; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20; Yesterday<br />

19.20; One Piece: Stampede 19.45,20.00;<br />

Anime Night: One Piece: Stampede (OmU) 19.45;<br />

Aladdin 19.50; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />

20.00; John Wick: Kapitel III 22.10;Avengers: Endgame<br />

22.10; Crawl 22.30; Die Agentin 22.50; IAm<br />

Mother 23.00; Stuber–5Sterne Undercover23.10;<br />

Annabelle III 23.10<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Good Boys (OF) 13.30; DowntonAbbey(OF) 13.30,<br />

16.30, 19.30, 22.30; Angry Birds 2: Der Film –<br />

The Angry Birds Movie II(OF) 13.30; AToy Story:<br />

Alles hört auf kein Kommando –Toy Story IV(OF)<br />

13.40, 15.20; Late Night –Die Show ihres Lebens<br />

(OF) 13.55; Der König der Löwen –The Lion King<br />

(OF) 14.20; Es: Kapitel II–It: Chapter Two (OF)<br />

15.50, 19.40, 22.40; 3D: Angry Birds 2:Der Film<br />

–The Angry Birds Movie II (OF) 15.55; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood (OF) 16.20, 22.50; Fast &<br />

Furious: Hobbs &Shaw (OF) 16.40; Ad Astra –Zu<br />

den Sternen (OF) 17.15, 20.15, 23.15; Rambo 5:<br />

Last Blood (OF) 18.00, 20.40, 23.15; The Kitchen<br />

–Queens of Crime (OF) 20.00; Sneak Preview (OF)<br />

20.00; Angel Has Fallen (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Pandas<br />

11.45;AdAstra (OF) 13.15,16.15,19.15; Es: Kapitel<br />

II –It: Chapter Two(OF) 22.30<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Congo Calling<br />

(OmU) 18.00; Blinded by the Light (OmU) 19.45;<br />

Frau Stern (OmenglU) 22.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Playmobil: Der Film 14.00;<br />

Pets II 14.00;Angry Birds 2: Der Film 14.00, 16.00,<br />

18.00; Downton Abbey 15.00, 17.30, 20.00,<br />

22.30; AToy Story: Alles hört auf kein Kommando<br />

15.00; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

16.00; Good Boys 16.00; AdAstra –Zuden<br />

Sternen 17.30, 20.00, 22.30; Rambo 5: Last Blood<br />

18.00, 20.15, 22.30; Es: Kapitel II18.00, 20.15,<br />

21.30<br />

Casablanca (✆ 6775752) Leberkäsjunkie16.15;<br />

Winnetou –Der Schatz im Silbersee 18.15; Mein<br />

Leben mit Amanda 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Good Boys 14.00; Downton Abbey 14.00, 16.50,<br />

19.30; Angry Birds 2: Der Film 14.00; Und der Zukunft<br />

zugewandt 14.05; AToy Story: Alles hört auf<br />

kein Kommando 14.15, 16.35; Der König der Löwen14.20,17.00;<br />

Playmobil: Der Film 14.30;Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 14.45;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 15.30, 19.15;<br />

Es: Kapitel II16.15, 19.00, 20.00; 3D: Angry Birds<br />

2: Der Film 16.40; Ad Astra –Zuden Sternen16.50,<br />

19.55; Gut gegen Nordwind 17.10, 19.15; Rambo<br />

5: Last Blood 17.15, 20.10; The Kitchen –Queens<br />

of Crime 19.45; One Piece: Stampede 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Downton<br />

Abbey 14.00, 16.45, 19.45; Der König der<br />

Löwen 14.00, 17.10; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

14.10, 16.50; 3D: Angry Birds 2:Der Film 14.15;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.20,<br />

16.50;Angry Birds 2:Der Film 14.30, 17.10; Good<br />

Boys 14.45; Rambo 5: Last Blood 16.50, 19.40;<br />

Es: Kapitel II 17.00, 20.30; Gut gegen Nordwind<br />

19.30; Ad Astra – Zu den Sternen (OF) 19.50,<br />

20.00; One Piece: Stampede 20.00<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 1976) Frau<br />

Stern 19.00; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 20.45<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 40 01) Wajib –Die Hochzeitseinladung<br />

(OmU) 18.00; Ein Licht zwischen<br />

den Wolken –Streha mes reve (OmU) 20.00; Die<br />

untergegangene Familie (OmU) 21.30<br />

Toni & Tonino (✆ 92 79 12 00)Unseregroßekleine<br />

Farm 10.00; Downton Abbey 12.30, 15.15, 18.00,<br />

20.45; Mein Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.45; Und der Zukunft zugewandt 15.00; Gut<br />

gegen Nordwind 17.30, 20.15<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Mein Leben<br />

mit Amanda16.00; DiegoMaradona18.00; Psyche<br />

und Film: IKilled MyMother –J‘ai tue mamere<br />

(OmU; m.Einführung u. Diskussion) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Gut gegen Nordwind<br />

15.30, 20.15; Und wer nimmt den Hund?<br />

18.00<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Der Fall Collini 18.00; Geheimnis<br />

eines Lebens 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Und der Zukunft zugewandt<br />

15.15,20.30; Systemsprenger 17.45<br />

FREILUFTKINOS<br />

Open-Air-Kino Schlosspark Biesdorf (✆ 998 74<br />

81) Und der Zukunft zugewandt 20.00<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92<br />

98) Yesterday (OmU) 20.00<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Der<br />

Junge muss andie frische Luft 17.00; Traumfabrik<br />

19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Kinder-<br />

WagenKino: Downton Abbey 10.30; Mein Leben<br />

mit Amanda 13.45; Downton Abbey 13.45, 16.00,<br />

20.45; Angry Birds 2: Der Film 14.00, 16.00; Und<br />

wer nimmt den Hund? 14.00; Und der Zukunft zugewandt<br />

16.00, 18.15; Mein Lotta-Leben –Alles<br />

Bingo mit Flamingo! 16.15; Downton Abbey (OmU)<br />

18.00, 20.30; Systemsprenger 18.15, 20.45; Preview:<br />

The Remains –Nach der Odyssee (m. Gästen)<br />

18.30; Idioten der Familie 20.30<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/23370) Mein<br />

Lotta-Leben –Alles Bingo mit Flamingo! 13.45; Der<br />

König der Löwen 13.45, 16.35; Angry Birds 2:Der<br />

Film 13.50; Gut gegen Nordwind 14.00, 17.00,<br />

19.55; DowntonAbbey 14.00,17.00, 20.00; Playmobil:<br />

Der Film 14.05; Good Boys 14.10, 16.50; A<br />

ToyStory:Alles hört auf kein Kommando 14.20; Es:<br />

Kapitel II 16.10, 19.30; 3D: Angry Birds 2: Der Film<br />

16.45; Ad Astra –Zuden Sternen 16.50, 19.50;<br />

Rambo 5:Last Blood 17.00, 19.45; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 19.45; Anime Night: One Piece:<br />

Stampede (OmU) 20.00<br />

UMLAND<br />

ALAFalkensee (✆ 03322/279 88 77) AngryBirds<br />

2: Der Film 14.30, 16.45; Opera National de Paris:<br />

La Traviata 19.15<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97<br />

77) Gloria: Das Leben wartet nicht 17.15; Photograph<br />

–Ein Foto verändert ihr Leben für immer<br />

20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 0200) Mein Lotta-Leben<br />

–Alles Bingo mit Flamingo! 14.20,17.15;<br />

Good Boys 14.20; Es: Kapitel II 14.20, 16.40,<br />

20.00; 3D: Der König der Löwen 14.20, 17.30; A<br />

Toy Story: Alles hört auf kein Kommando 14.30,<br />

17.15;PetsII14.45; AngryBirds2:Der Film 14.45;<br />

Playmobil: Der Film 14.50; Der König der Löwen<br />

14.50; Downton Abbey 15.00,17.10, 19.45; Angel<br />

Has Fallen 17.00, 20.20; Ad Astra–Zu denSternen<br />

17.00, 20.15; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.20,<br />

19.45; Rambo 5: Last Blood 17.50, 20.40; Gut<br />

gegen Nordwind 17.50, 20.15; Once Upon aTime<br />

in...Hollywood 19.45;One Piece: Stampede 20.00;<br />

Fast &Furious: Hobbs &Shaw 20.00<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Downton<br />

Abbey 15.00, 17.45, 20.30; Angry Birds 2: Der<br />

Film 15.00; Der König der Löwen 15.00; Bohemian<br />

Rhapsody 17.30; 3D: Angry Birds 2: Der Film<br />

18.00; Und wer nimmt den Hund? 20.30; Gut gegen<br />

Nordwind 20.30; Es: Kapitel II 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Und der Zukunft zugewandt 14.45; AToy Story:Alles<br />

hört auf kein Kommando 15.00; Der König der<br />

Löwen 15.05; Angry Birds 2: Der Film 15.15; Es:<br />

Kapitel II 17.00, 20.00; Gutgegen Nordwind17.15,<br />

19.45; 3D: Angry Birds 2: Der Film 17.30; Ad Astra<br />

–Zuden Sternen 17.30, 20.15; One Piece: Stampede<br />

(OmU) 20.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

AToy Story:Alles hört auf kein Kommando 17.00;<br />

Es: Kapitel II 19.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Der König<br />

der Löwen 15.00; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 16.00; GoodBoys17.30; Kroos18.15;<br />

Es: Kapitel II 19.45; Und der Zukunft zugewandt<br />

20.45<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />

Der Flohmarkt von Madame Claire 17.00; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood 19.00<br />

Scala Kulturpalast Werder (✆ 033 27/462 31<br />

75)Angry Birds 2:Der Film 15.30; Mirai: Das Mädchen<br />

aus der Zukunft 17.30; Kaviar 19.30<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />

Gut gegen Nordwind 17.15, 20.00; 3D: Angry Birds<br />

2: Der Film 17.15; Es: Kapitel II 19.30


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019<br />

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Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

FERNSEHEN<br />

Ein Navi<br />

für die<br />

Gefühle<br />

VonTorsten Wahl<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Drei TV-Dokus fragen nach, wie digitale<br />

Technik das Gefühlsleben und<br />

die Gesundheit messen kann.<br />

Die Vermessung der Gefühle. Ob das<br />

Lächeln oder die Augenbewegungen,<br />

ob Mimik, Sprache und Gestik<br />

–alles kann digital erfasst werden.<br />

Die Arte-Doku analysiert die<br />

Gefühlslandschaft der digitalen<br />

Welt, Autorin Luise Wagner reist<br />

bis nach Los Angeles und Boston,<br />

um vorzuführen, wie weit Wissenschaftler<br />

schon sind. Nachdem zuerst<br />

die Werbeindustrie aktiv war,<br />

um herauszufinden, wie gut ihre<br />

Botschaften ankommen, gibt es<br />

inzwischen viel weitreichendere<br />

Ansätze für „Gefühls-Navis“. Verständnisvolle<br />

Avatare, die traumatisierte<br />

Ex-Soldaten interviewen,<br />

Apps, die Depressionen erkennen,<br />

bevor sie ausbrechen. Sogar empathische<br />

Roboter als Unterstützung<br />

im Unterricht werden getestet<br />

– eine Lösung für den Lehrermangel?<br />

DieVermessungder Gefühle. noch bis zum<br />

21.10. in der Arte-Mediathek<br />

Falsche Liebe. Viel leichter als im<br />

realen Leben lassen sich Gefühle<br />

im Internet vortäuschen. Das<br />

musste auch eine Frau erfahren,<br />

die ihrem fernen Traum-Mann<br />

135 000 Euro für den Kauf eines<br />

gemeinsamen Hauses überwies<br />

und dann feststellen musste, dass<br />

es diesen Mann gar nicht gab. Die<br />

Arte-Reportage warnt nicht nur<br />

vorden sogenannten „Love-Scammern“,<br />

hinter denen meist Kriminelle<br />

aus Westafrika stecken, sondern<br />

begleitet eine „Scammer-Jägerin“,<br />

die Liebesbetrüger aufspüren<br />

und bloßstellen will. Mehr als<br />

aufklären kann sie kaum – das<br />

Geld ist weg, die Dunkelziffer beträgt<br />

laut FBI über 90 Prozent.<br />

Falsche Liebe. Online-Betrügernauf der Spur:<br />

nochbis 24. 11. in der Arte-Mediathek<br />

So fern, so nah: Digitalisierung der Medizin<br />

wird Thema in der RBB Praxis. RBB<br />

Doktor Computer. Das EKG kommt<br />

aus der Armbanduhr, die Diagnose<br />

vom Handy: Digitale Medizin ist für<br />

viele Patienten längst Alltag. Das<br />

RBB-Gesundheitsmagazin Praxis<br />

führt vor, was Dr. Computer schon<br />

alles kann und wie die Zukunft der<br />

Medizin in wenigen Jahren aussehen<br />

könnte.<br />

RBB Praxis. Digitale Medizin: am Mi, den 25. 9.,<br />

um 20.15 im RBB,danach einJahr lang in der<br />

RBB-Mediathek<br />

Torsten Wahl<br />

hat auch mal seine Augen<br />

messen lassen.<br />

Wunsch<br />

und Wirklichkeit<br />

Nicht mehr nur Science<br />

Fiction: Die Veränderung<br />

unserer Welt durch<br />

Künstliche Intelligenz auf<br />

dem Literaturfestival<br />

Berlin<br />

VonSchayanRiaz<br />

Werdiktiertkünftig?<br />

Künstliche Intelligenz ist ein<br />

fester Bestandteil unseres<br />

Alltags geworden. Es gibt<br />

fast keinen Ort mehr, der<br />

nicht vonihr geprägt wird. Im Supermarkt,<br />

auf der Arbeit, zu Hause: KI<br />

hat im praktischen Sinne unser Leben<br />

vereinfacht. Auch dieser Text<br />

wurde auf einem Smartphone verfasst.<br />

Ohne sein intelligentes Handy<br />

kommt der Autor dieser Zeilen ohnehin<br />

nicht mehr im Leben aus.Wie es<br />

früher einmal war, als es diese<br />

Smartphones noch nicht gab, an<br />

diese Zeit erinnertersich gar nicht.<br />

Künstliche Intelligenz ist das<br />

Thema des Wissenschaftsjahres<br />

2019. Verschiedene Institutionen,<br />

sowohl wissenschaftliche, akademische<br />

als auch kulturelle, gehen wesentlichen<br />

Fragen auf den Grund:<br />

Wie funktioniert KI? Wie schaut die<br />

Zukunft zwischen Mensch und Maschine<br />

aus? Und überhaupt, welche<br />

Auswirkungen hat KI auf uns?<br />

Schriftsteller trifft Wissenschaftler<br />

Die gemeinsame Initiative des Bundesministeriums<br />

für Bildung und<br />

Forschung sowie „Wissenschaft im<br />

Dialog“ fand sich auch im Programm<br />

des Internationalen Literaturfestivals<br />

Berlin wieder. ImRahmen der<br />

Sonderreihe „Automatic Writing 2.0“<br />

verfassten zwölf Autoren Kurzgeschichten<br />

rund um KI, um diese<br />

dann in Paneldiskussionen vorzutragen<br />

und die darin enthaltenen Ideen<br />

zusammen zu besprechen.<br />

Das gut Gelungene an dieser<br />

Reihe war das Zusammenkommen<br />

diverser Menschen, die sich mit KI<br />

auf ihreeigene Artund Weise auseinandersetzen.<br />

Jene Panels,indenen<br />

sowohl Wissenschaftler als auch<br />

Schriftsteller vertreten waren, boten<br />

fesselnde Momente. Man konnte<br />

regelrecht spüren, dass die eine<br />

Gruppe sich mit dem Thema kreativ-literarisch<br />

beschäftigt und dass<br />

sich einiges mit der Forschung der<br />

anderen Gruppe deckt, anderes<br />

wiederum (noch) Wunschvorstellung<br />

ist. Das sollte aber niemanden<br />

wundern, schließlich handelte es<br />

sich hier um ein Literaturfestival<br />

und keine wissenschaftliche Konferenz.<br />

Im Panel „Von redseligen Bots<br />

und KI-Gottheiten“ präsentierte die<br />

indische Science-Fiction-Autorin<br />

Mimi Mondal ihreStory„Neunundzwanzig<br />

Tage vor der Neuerschaffung<br />

der Welt“, in der es um eine futuristische<br />

Zivilisation geht, die einer<br />

KI folgt. Die Französin Catherine<br />

Dulfour las aus ihrem Text<br />

„Babbidi-Bu“ vor, in dem eine KI<br />

namens Symwa mit Ernährungsdaten<br />

gespeist wird, damit die Diabetes<br />

ihres Besitzers kontrolliert werden<br />

kann. Symwas sind besonders<br />

beliebt, weil ihnen Höflichkeitsformeln<br />

eingepflanzt wurden. Es geht<br />

keine Gefahr vonihnen aus.<br />

Dies ist ein grundlegender Punkt<br />

auf mehreren Panels gewesen: Kann<br />

man als Menschen KI trauen? Mal<br />

abgesehen von den vielen Gadgets,<br />

die wir tagtäglich nutzen, hat KI<br />

nicht den besten Ruf inder Gesellschaft.<br />

Unsere Filme oder Bücher<br />

tragen maßgeblich dazu bei. Denkt<br />

man an KI, dann denkt man oft als<br />

erstes an gefährliche Roboter, die<br />

uns zerstören wollen. Den Autorin-<br />

„Es ist nicht die Schuld der<br />

Künstlichen Intelligenz, wenn ein<br />

Algorithmus diskriminiert.“<br />

Mimi Mondal,<br />

indische Science-Fiction-Autorin<br />

nen war es deshalb wichtig, die<br />

Chancen von KIinden Vordergrund<br />

zu stellen. Unddass die dazugehörigen<br />

Probleme eher Menschen zuzuordnen<br />

sind.<br />

Mondal nahm das beliebte Spiel<br />

Pokémon Go als Beispiel: Angeblich<br />

kann man in wohlhabenderen Gegenden<br />

mehr Punkte sammeln als in<br />

ärmeren. DieVerantwortung vonrassistischen<br />

oder sexistischen Datensätzen<br />

liegt also bei Menschen, die<br />

hinter diesen Codes stecken und ihre<br />

eigenen Vorurteile aufdie KI übertragen.<br />

„Es ist nicht die Schuld der KI,<br />

wenn ein Algorithmus diskriminiert“,<br />

so Mondal. Je unberechenbarer die<br />

Daten, desto unberechenbar die KI.<br />

Ähnliche Gedanken wurden auch<br />

in der Session„Virtuelle Gehirne und<br />

Transhumanistische Sehnsüchte“<br />

debattiert. Die britisch-nigerianische<br />

Science-Fiction-Autorin Temi<br />

Oh wunderte sich darüber, wie wir<br />

uns so sicher sein können, dass Maschinen<br />

tief im Inneren „dunkel“<br />

sind und nichts fühlen, auch wenn<br />

Menschen sie mit Formeln füttern.<br />

Petra Ritter, Direktorin der Sektion<br />

Gehirnsimulation an der Charité,<br />

äußerte sich eher skeptisch über den<br />

Gedanken.<br />

DerUpload vonGedanken<br />

Der Ire Mark O’Connell setzte<br />

dann einen drauf: Würde es uns irgendwann<br />

mittels sogenannten<br />

Gedanken-Uploads möglich sein,<br />

den Todzuumgehen und virtuell<br />

weiterzuleben? „Möglicherweise<br />

würde ich selbst gar nicht von so<br />

einer Technologie profitieren,<br />

sondern eher die ganz reichen Investoren,<br />

wie die Elon Musks oder<br />

Peter Thiels der Welt“, befürchtet<br />

O’Connell.<br />

Es sei mal dahingestellt, ob man<br />

sich wirklich eine ich-bewusste KI<br />

oder die Unsterblichkeit wünscht.<br />

Beides sind spannende Punkte, die<br />

zum Denken anregen. Und genau<br />

darum ging es auch in erster Linie<br />

bei allen Veranstaltungen von„Automatic<br />

Writing 2.0“: Die Reihe lebte<br />

von Fragen, die nicht unbedingt beantworten<br />

wurden. Fast schon verwunderlich,<br />

wenn es um Künstliche<br />

Intelligenz geht.<br />

Digitalisierung verändert nahezu jeden Job<br />

SchayanRiaz wartet auf einen<br />

echten Hoverboard wie<br />

in „Zurück in die Zukunft II“.<br />

Konferenz Futurework: Die Arbeit verschwindet nicht, aber Berufsbilder und Anforderungen ändern sich radikal<br />

Mehr als die Hälfte der Unternehmen<br />

schätzen den eigenen<br />

Qualifizierungsgrad im Zuge der Digitalisierung<br />

als gering ein. „Ganz<br />

viele fühlen sich überfordert“, sagte<br />

Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine<br />

Bendiek am Montag in Berlin<br />

zum Auftakt der Konferenz Futurework.<br />

Dabei dürfe die digitale Qualifizierung<br />

der Beschäftigten zunehmend<br />

ein entscheidender Wettbewerbsfaktor<br />

sein. Zu der Konferenz<br />

hatte Microsoft gemeinsam mit der<br />

Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände BDA geladen.<br />

Man wolle ein Bewusstsein für die<br />

ren, wenn die Barcode-Kassen ihren<br />

Beruf ersetzten, sagte Janina Kugel,<br />

Personal-Chefin vonSiemens.<br />

Digitale Transformation werde als<br />

eine große Gefahr gesehen, sagte Kugel.<br />

„Aber sie ist längst auf dem Weg.“<br />

DieManagerin leitet seit Aprilden Digitalrat<br />

des BDA, der Strategien zur<br />

Zukunft der Arbeitswelt erarbeitet.<br />

„Wir wollen Menschen zusammenbringen,<br />

die extrem quer denken“,<br />

sagte Kugel. Laut Arbeitsministerium<br />

werden bis 2025 durch Automatisierung<br />

und Künstliche Intelligenz rund<br />

1,6 Millionen Arbeitsplätze in<br />

Deutschland verschwinden, zugleich<br />

33107386/PAUL FLEET<br />

Problematik schaffen, aber auch Mut<br />

entwickeln, sagte Steffen Kampeter,<br />

Hauptgeschäftsführer des BDA.<br />

DieArbeitswelt steht im Zuge der<br />

Digitalisierung vor dramatischen<br />

Veränderungen. Künstliche Intelligenz<br />

und maschinelles Lernen<br />

werde nahezu jeden Job innächster<br />

Zukunft verändern, sagte Bendiek.<br />

Bislang würden hierzulande jedoch<br />

80 Prozent der Gelder lediglich in die<br />

Ausbildung der Menschen bis 25<br />

Jahren investiert. Es müssten aber<br />

auch Antworten gefunden werden,<br />

wie eine Kassiererin die Mittel und<br />

Zeit finde, sich weiterzuqualifizieaber<br />

rund 2,3 Millionen neue geschaffen.<br />

„Die Arbeit wird nicht verschwinden,<br />

aber es werden sich die<br />

Berufsbilder und Anforderungen radikal<br />

verändern“, so Kugel.<br />

Er sei möglicherweise der erste<br />

Wissensarbeiter gewesen, der gegen<br />

eine Maschine verlor,sagte GarriKasparow.<br />

Der russische Schachweltmeister<br />

hatte 1997 gegen den Computer<br />

Deep Blue von IBM verloren.<br />

„Wenn du sie nicht schlagen kannst,<br />

verbünde dich mit ihnen“, riet Kasparow.<br />

Die entscheidenden Fragen<br />

würden auch künftig Menschen beantworten,<br />

nicht Maschinen. (dpa)<br />

Online-Händler leiden unter<br />

Konkurrenz aus China<br />

UnfaireKonkurrenz aus China<br />

bringt deutsche Onlinehändler nach<br />

Angaben eines Branchenverbands<br />

bei Elektronikartikeln um eine halbe<br />

Milliarde Euro Umsatz im Jahr.„Das<br />

ist eine massiveSchädigung des<br />

deutschen Standorts und kostet Tausende<br />

Arbeitsplätze“, sagte der Präsident<br />

des Verbandes für E-Commerce<br />

und Versandhandel (BEVH),<br />

Gero Furchheim, der Deutschen<br />

Presse-Agentur.„Wirschätzen, dass<br />

allein Elektrogeräte im Wert von<br />

mehr als einer Milliarde Euro im Jahr<br />

direkt aus China an private Haushalte<br />

in Deutschland geliefertwerden.“<br />

Nach Branchenschätzungen<br />

seien im vergangenen Jahr 70 Millionen<br />

solcher Warensendungen aus<br />

China in Deutschland angekommen,<br />

sagte Furchheim. (dpa)<br />

Teamviewerwill an der Börse<br />

2,3 Milliarden Euro erlösen<br />

DasTechnologieunternehmen<br />

Teamviewer aus Göppingen will an<br />

diesem Mittwoch an die Börse gehen.<br />

Für den Hersteller vonSoftware<br />

zur Computer-Fernwartung und Videokonferenzen<br />

sowie dessen Eigentümer,den<br />

Finanzinvestor Permira,<br />

geht es dabei um viel: Sollten<br />

bis zum Dienstagabend alle angebotenen<br />

84 Millionen Aktien zum<br />

Höchstpreis von27,50 Euro angedient<br />

werden, wäreder Börsengang<br />

in FrankfurtamMain 2,3 Milliarden<br />

Euro schwer.Zum Vergleich: Beim<br />

Börsengang des Start-up-Investors<br />

Rocket Internet 2014 betrug das<br />

Emissionsvolumen 1,6 Milliarden<br />

Euro.Dadas Interesse der Investorendem<br />

Vernehmen nach sehr hoch<br />

ist, ist derzeit voneiner Platzierung<br />

eher zum oberen Ende der Preisspanne<br />

zu rechnen. Somit dürfte der<br />

größte Tech-Börsengang seit dem<br />

Frühjahr 2000 anstehen. Damals<br />

hatte der Chiphersteller Infineon<br />

sechs Milliarden Euro erlöst. (dpa)<br />

Spotify wird Nutzer künftig<br />

strenger kontrollieren<br />

108 Millionen Kunden nutzen den Streamingdienst.<br />

IMAGO-IMAGES.DE<br />

Spotify will strenger als bisher auf die<br />

Einhaltung der Nutzungsbedingungen<br />

achten. Biszusechs Personen<br />

können in einem Spotify-Familien-<br />

Account den Musikstreamingdienst<br />

nutzen. Allerdings nur,solange sie<br />

unter einem Dach wohnen, also dieselbe<br />

Adresse haben. Daswill Spotify<br />

künftig strenger kontrollieren, berichtet<br />

das Fachportal Heise.Konten<br />

könnten dann gesperrtoder gar gelöscht<br />

werden. In den USA frage Spotify<br />

inzwischen die GPS-Daten der<br />

Mitglieder ab. (BLZ)<br />

Hyundai entwickelt mit Aptiv<br />

autonome Autos<br />

DerVW-Rivale Hyundai will gemeinsam<br />

mit dem Zulieferer Aptiv die<br />

Technologie für autonome Autos vorantreiben.<br />

DieHyundai-Motor-<br />

Gruppe und Aptiv kündigten am<br />

Montag an, ein 50:50-Joint-Venture<br />

imWert vonvier Milliarden Dollar<br />

(3,64 Milliarden Euro)zugründen.<br />

Ziel seies, vomnächsten Jahr an fahrerlose<br />

Systeme zu testen und ab 2022<br />

eine produktionsfähige Plattformfür<br />

Anbieter vonRobotertaxis,Flottenbetreiber<br />

und Hersteller autonomer<br />

Fahrzeuge bereitzustellen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 25<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) LivenachNeun 9.55 (für<br />

HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG)Meister des<br />

Alltags 11.15 (für HG)Gefragt –Gejagt 12.00 (für<br />

HG) Tagesschau 12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00<br />

(für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für<br />

HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder Liebe<br />

16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt<br />

nach Meer. Die Teeparty vonBoston 17.00 (für<br />

HG) Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 (für HG)Gefragt<br />

–Gejagt 18.50 (für HG)Familie Dr.Kleist.<br />

Verantwortungslos.Arztserie 19.45 (für HG) Wissen<br />

voracht –Natur 19.55 (für HG) Börse voracht<br />

20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

In jeder Sprache. Tierarztserie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Schlangenlinien.Arztserie<br />

21.45 (für HG) FAKT<br />

Das MDR-Magazin<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) NDR Talk Show<br />

Gäste: Michael Mittermeier,Flemming<br />

Pinck, Hamburger Goldkehlchen, Stephanie<br />

zu Guttenberg,Lukas Pohland,<br />

Roland Kaiser,Franziska vanAlmsick,<br />

Anton Dalichau, Felix Neureuther<br />

RTL<br />

5.35 Explosiv –Das Magazin. Moderation: Nazan<br />

Eckes 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten.<br />

Daily Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30<br />

(für HG) Alles was zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report<br />

11.00 Der Blaulicht-Report 12.00<br />

Punkt 12. Moderation: Katja Burkard 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 16.00 Mensch<br />

Papa! Väter allein zu Haus 17.00 Herz über<br />

Kopf. Krimiserie 17.30 Unter uns. Daily Soap<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –<br />

Das Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Zahltag! Ein Koffer voller Chancen<br />

Dokumentationsreihe<br />

Mit Mit Heinz Buschkowsky, Ilka Bessin,<br />

Felix Thönnessen. Familien erhalten mit<br />

einer finanziellen Starthilfe eine<br />

Chance, ihr Leben neu zu orden.<br />

23.00 Vera unterwegs –Zwischen Mut und<br />

Armut<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Die Mollige auf dem Miesmacher<br />

1.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Mobbingopfer Molly? Krimiserie<br />

ZDF<br />

Sat.1<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

MDR WDR Arte<br />

15.15 (für HG)Wer weiß denn sowas? 16.00<br />

(für HG) um vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10<br />

(für HG) Brisant 18.54 (für HG) Sandmann<br />

19.00 MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell<br />

19.50 (für HG) Mach dich ran –Spezial 20.15<br />

(für HG) Umschau 21.00 (für HG) Der Osten –<br />

Entdecke wodulebst 21.45 (für HG) Aktuell<br />

22.05 (für HG) Kriminalfälle der Einheit –Nepper,Blender,Firmenräuber<br />

22.50 (für HG) Polizeiruf<br />

110. Die Abrechnung.TV-Kriminalfilm,<br />

DDR 1977 0.10 (für HG) WaPo Bodensee<br />

1.00 (für HG) FAKT 1.30 (für HG) Umschau<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Tatort. Agmahde Wiesn. TV-Kriminalfilm, D<br />

2007 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Capriccio 22.30 (für HG) Unsere<br />

Tracht und die Macht 23.15 (für HG) Puzzle<br />

23.45 BR-Klassik 0.40 (für HG) Dahoam is<br />

Dahoam 1.10 (für HG) Wir inBayern<br />

Vox<br />

9.45 Verklag mich doch! 10.50 nachrichten<br />

10.55 Mein Kind,dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 11.55 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind –Wie erziehst du denn? 15.00 Shopping<br />

Queen 16.00 Die schönste Braut 17.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />

Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner<br />

20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Die Höhle<br />

der Löwen 22.45 True Story (1) 23.45 nachrichten<br />

0.05 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />

der Gerichtsmedizin. Zahn um Zahn<br />

Super RTL<br />

15.20 Mr.Bean –Die Cartoon-Serie 15.50<br />

ALVINNN!!! und die Chipmunks 16.20 Zig &<br />

Sharko –Meerjungfrauen frisst man nicht!<br />

16.45 Die Nektons –Abenteurer derTiefe<br />

17.10 Angelo! 17.40 Zak Storm –Super Pirat<br />

18.10 Die Tomund Jerry Show 18.45 Woozle<br />

Goozle und die Weltentdecker 19.10 AL-<br />

VINNN!!! und die Chipmunks 19.40 Angelo!<br />

20.15 Snapped –Wenn Frauen töten 21.10<br />

Snapped –Wenn Frauen töten 22.05 Snapped<br />

–Wenn Frauen töten 22.55 Snapped –<br />

Wenn Frauen töten 0.00 Böse Mädchen<br />

Sport1<br />

15.30 Normal. Magazin der Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und Medien 16.00 Storage<br />

Hunters. Blut, Schweiß undTränen 16.30<br />

StorageWars –Geschäfte in Kanada. Irgendwo<br />

im nirgendwo 17.30 Yukon Gold. Letzte Anstrengungen<br />

18.30 Goooal! 19.00 Magenta<br />

Sport: Arena 20.00 Basketball: BBL. 1. Spieltag:<br />

medi Bayreuth –Brose Bamberg 22.00<br />

Fußball: Die MLS-Highlights 22.30 Scooore! –<br />

Internationales Fußball-Magazin 23.15 Sport1<br />

News 0.00 Sport-Clips<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante.<br />

Falsche Töne 11.15 (für HG) SOKO Wismar.<br />

Stromschlag 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute<br />

–inDeutschland 14.15 Die Küchenschlacht<br />

15.00 (für HG) heute Xpress 15.05 (für HG)<br />

Bares für Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa<br />

16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops. Dabei<br />

sein ist alles 17.00 (für HG) heute 17.10 (für<br />

HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />

heute 18.00 (für HG) SOKO Hamburg. Mann<br />

über Bord 19.00 (für HG)heute 19.25 (für HG)<br />

Die Rosenheim-Cops. Zu Tode gekuschelt<br />

20.15 (für HG) Aldi oder Lidl?<br />

Der große Einkaufs-Check mitNelson Müller<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

Fußball unter Anklage -Schiebereien<br />

beim Sommermärchen<br />

21.45 (für HG) heute-journal<br />

22.15 (für HG) Mein dickes Problem<br />

Der harte Kampf gegen die Kilos<br />

22.45 Mann, Sieber!<br />

Mit Tobias Mann,Christoph Sieber<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Neu im Kino „Der Distelfink“<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Moderation: Matthias<br />

Killing,Alina Merkau 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit<br />

Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 Anwälte im<br />

Einsatz 13.00 Anwälte imEinsatz 14.00 Auf<br />

Streife. Reportagereihe 15.00 Auf Streife –Die<br />

Spezialisten. Reportagereihe 16.00 Klinik am<br />

Südring 17.00 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

17.30 Klinik am Südring –Die Familienhelfer<br />

18.00 Die Ruhrpottwache 19.00 Genial<br />

daneben –Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 MacGyver<br />

Grenzerfahrungen. Actionserie<br />

Mit Lucas Till, Tristin Mays, Justin Hires,<br />

Levy Tran, Meredith Eaton u.a.<br />

21.15 MacGyver<br />

Die No-Go-Challenge. Actionserie<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Schwiegermutter zu Besuch. Krimiserie<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Die Prüfung! –Tag der Entscheidung<br />

für Bäcker.Reportagereihe<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

Gast: Christine Urspruch<br />

14.05 (für HG) Papageien, Palmen &Co.<br />

14.30 (für HG) In aller Freundschaft 15.15<br />

(für HG) In aller Freundschaft 16.00 (für HG)<br />

Aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Abenteuer Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45<br />

(für HG) Aktuell 22.10 (für HG) Ich gehöre<br />

ihm. TV-Drama, D2017 23.40 (für HG) Agnes.<br />

Liebesdrama, D2016 1.15 (für HG) Donya –<br />

Unterwegs im Westen 1.45 Erlebnisreisen<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG)<br />

Mein Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,<br />

Seebär &Co. 18.00 Ländermagazine 18.15<br />

(für HG) NaturNah 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Visite 21.15 (für HG) Panorama<br />

3 21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG)<br />

Tatort. Todesspiel. TV-Kriminalfilm, D 2014<br />

23.30 (für HG) Weltbilder 0.00 Safari –Große<br />

Freiheit 1.00 (für HG) Goldene Henne 2019<br />

Kabel eins<br />

5.30 Watch Me –das Kinomagazin 5.55 Without<br />

aTrace 6.40 The Mentalist 7.35 Blue<br />

Bloods –Crime Scene NewYork 8.30 Blue<br />

Bloods –Crime Scene NewYork 9.25 Navy<br />

CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10 Without aTrace<br />

12.05 Numb3rs 13.00 Castle 13.55 The<br />

Mentalist 14.50 Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal – Der Profi<br />

kommt 18.55 Quiz mit Biss 20.15 Timeline.<br />

Sci-Fi-Film, USA 2003 22.35 Transformers.<br />

Actionfilm, USA 2007 1.25 Late News<br />

RTL 2<br />

6.50 Die Straßencops West –Jugend im Visier<br />

7.55 Frauentausch 9.55 Frauentausch 11.55<br />

Extrem sauber –Putzteufel im Messie-Chaos<br />

13.50 Traumfrau gesucht 16.00 Der Trödeltrupp<br />

–Fundstücke 17.00 News 17.05 Krass<br />

Schule –Die jungen Lehrer 18.05 Köln 50667<br />

19.00 Love Island Flash 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Armes Deutschland –Stempeln<br />

oder abrackern? 22.15 Love Island –Heiße<br />

Flirts und wahre Liebe 23.45 Reality Alarm!<br />

0.45 Love Island –Heiße Flirts und wahre Liebe<br />

1.55 Ibiza Diary 2.40 Ibiza Diary<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Radsport: Straßen-WM. Zeitfahren der Juniorinnen<br />

13.45 Tennis: LaverCup 15.30 Radsport:<br />

Straßen-WM. Zeitfahren Elite Damen 18.00 Horse<br />

Excellence. Die Pferdesport-Highlights der Woche<br />

18.30 WATTS 19.00 Tennis: LaverCup 20.05 EurosportNews<br />

20.25 Snooker:World MainTour. China<br />

Championship: 2.Tag 21.55 EurosportNews<br />

22.00 Radsport: Straßen-WM 23.00 EWC All Access<br />

23.30 Motorsport: Blancpain GT WorldChallengeAmerica<br />

0.00 Radsport: Straßen-WM. ZeitfahrenU23<br />

Herren 1.30 Pause<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTARFILM<br />

Katar: Millionen für Europas Islam<br />

Katar istein kleines Land, doch in seiner Konkurrenz zu den Dynastien in den<br />

Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien lässt der kleine Golfstaat<br />

gerne die Muskelnspielen. Dafür bedientersich kaum militärischer Mittel,<br />

seine Stärke istsubtilerer Art: MitAl-Jazeeraalimentiertdas Emirat den einflussreichsten<br />

Nachrichtensender in arabischer Sprache. Undauchauf religiösem<br />

Gebiet wird offenbar Geld ausKatar investiert. DerFilm vonJérôme Sesquin folgt<br />

den französischen JournalistenGeorges Malbrunot und Christian Chesnot auf<br />

den Spuren eines USB-Sticks:Auf ihmbefinden sich vertraulicheDokumente der<br />

größten NGOder Golfstaaten, der Qatar Charityund Einzelheiten über ein Missionierungs-und<br />

Finanzierungsprogramm zurStärkung des politischen Islams in<br />

ganz Europa (Foto: Benjamin Idrizvom Münchner Forumfür IslamMFI).<br />

(Frk./2019)<br />

Foto: Arte<br />

Anzeige<br />

VOX, 22.45 UHR<br />

Swipe<br />

durch Berlin.<br />

DIGITAL<br />

SO SCHREIBTMAN BERLIN.<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

8 6<br />

4 8 7 2<br />

3 5<br />

5 3 4<br />

1 3<br />

7 8 9<br />

8 1<br />

7 1<br />

2 6<br />

6 1<br />

5 2 8<br />

4 5 9<br />

4<br />

9 4<br />

3 6<br />

9 2<br />

7 5<br />

SUDOKU<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

berliner-zeitung.de/swipe<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 23. 9. 2019<br />

MITTEL<br />

AUFLÖSUNG<br />

VOM 23. 9. 2019<br />

SCHWER<br />

5.30 Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb. zuhause<br />

in berlin &brandenburg 7.20 Brisant 8.00<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 8.30 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller<br />

Freundschaft 9.45 In aller Freundschaft 10.30<br />

Rote Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Julia<br />

–Eine ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24<br />

13.10 Verrückt nach Meer 14.00 Mein Traum<br />

vom Hof (2) 14.45 Traumhäuser 15.15 Mit<br />

dem Zug ... 16.00 rbb24 16.15 Wer weiß<br />

denn sowas? 17.00 rbb24 17.05 Panda, Gorilla<br />

&Co. 17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –<br />

Das Ländermagazin 18.30 zibb. zuhause in<br />

berlin &brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell<br />

/Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Kummersdorf –Kaisers Waffenschmiede,<br />

Hitlers Kriegslabor<br />

21.00 Expedition Baikal –Mit dem Robur<br />

nach Sibirien VonMoskau bis zum Ural<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 Chez Krömer<br />

Gast: Stefan Kretzschmar<br />

22.30 Die Florian Schroeder Satireshow<br />

Gäste: Maren Kroymann, Enno Bunger,<br />

Liza Kos<br />

23.15 Talk aus Berlin<br />

23.45 Abendshow<br />

ProSieben<br />

5.00 2Broke Girls 5.20 The Middle 6.05 Two<br />

and aHalf Men 7.25 The Big Bang Theory 8.45<br />

How IMet Your Mother 10.35 Fresh off the Boat<br />

11.30 Mike &Molly 11.55 2Broke Girls. Die<br />

Armdrück-Bar/Taufmanöver 12.50 Mom 13.20<br />

Twoand aHalf Men. Haben wir eine Trittleiter?/<br />

Ich kann gut mit Babys/Der Lachs unter meiner<br />

Bluse 14.40 The Middle. Der Steinbruch/Der<br />

Austauschschüler 15.35 The Big Bang Theory.<br />

Planet Bollywood/Homo Novus Automobilis/<br />

Das Cooper-Nowitzki Theorem 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 Die Simpsons. Die Chroniken<br />

von Equalia/Quatsch mit Soße 19.05 Galileo.<br />

Riesen-Teleskop in den armenischen Bergen.<br />

Mod.: Aiman Abdallah<br />

20.15 Renn zur Million ... wenn Du kannst!<br />

Moderation: Rebecca Mir,Daniel<br />

Aminati. Kommentar: Elmar Paulke<br />

Werrennt, gewinnt! Um die Million Euro<br />

zu kassieren, müssen die Kandidaten<br />

rennen und alle Hindernisse überwinden.<br />

22.55 Die Simpsons<br />

Duell bei Sonnenaufgang /Die Kurzzeit-Berühmtheit<br />

23.50Die Simpsons<br />

Schon mal an Kinder gedacht? /Der<br />

Kampf um Marge /Die böse Puppe<br />

Lustikus<br />

12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />

14.05 (für HG) ABeautifulMind –Genie und<br />

Wahnsinn. Drama,USA 2001 16.15 Magic Cities<br />

17.05 X:enius 17.35 (für HG) Reinhold<br />

Messner –Heimat. Berge. Abenteuer 18.05 Wie<br />

das Land, so der Mensch 18.30 (für HG) Höllische<br />

Paradiese! 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />

HG) Re: 20.15 Katar: Millionen für Europas Islam.<br />

Dokumentarfilm, F2019 21.45 Libanon<br />

22.40 Helfen im Namen Allahs 23.35 Mit offenen<br />

Karten 23.50 Arte Reportage 0.45 Arte<br />

Journal 1.05 Jung &schön. Drama, F2013<br />

3Sat<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG) Steffens<br />

entdeckt 14.05 (für HG) Steffens entdeckt<br />

14.50 Griechenland –Von Insel zuInsel 18.30<br />

nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Nord bei Nordwest. Estonia. TV-Kriminalfilm, D<br />

2016 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Techno sapiens –Die Zukunft der Spezies<br />

Mensch 23.15 Über:Digitalisierung –Die<br />

SMARTE Versuchung 0.10 Reporter 0.30<br />

10vor10 1.00 (für HG) Steffens entdeckt 1.45<br />

(für HG) Steffens entdeckt<br />

Phoenix<br />

14.45 Aktuelles im Umfeld der Sitzungen der<br />

Bundestagsfraktionen. Live 15.15 UN-Vollversammlung<br />

mit Rede US-Präsident Trump. Live<br />

16.00 Migration –Das große Missverständnis<br />

16.45 betrifft 17.30 phoenix der tag 18.00<br />

planet e. 18.30 Firmen am Abgrund 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Firmen am<br />

Abgrund 21.00 (für HG) Deutsche Dynastien<br />

21.45 (für HG) heute-journal 22.15 (für HG)<br />

phoenix runde 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

phoenix runde 0.45 Firmen am Abgrund 1.30<br />

Deutsche Dynastien 2.15 ZDF-History<br />

Kika<br />

11.35 Die unglaublichen Abenteuer vonBlinky<br />

Bill 12.00 (für HG) Tashi 12.25 The Garfield<br />

Show 12.50 (für HG) Insectibles 13.15 (für HG)<br />

4½Freunde 13.40 (für HG) DiePfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 Jamie Johnson<br />

16.00 Ein Fall für TKKG 16.50 (für HG) Geronimo<br />

Stilton 17.35 (für HG) Belle und Sebastian<br />

18.00 Der kleine Nick 18.15 Kleine lustige<br />

Krabbler 18.35 Elefantastisch! 18.50 Sandmann<br />

19.00 Tib&Tumtum 19.25 (für HG) pur+<br />

19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG) KiKA Live<br />

20.10 (für HG) StarkeKinder –StarkeKlasse<br />

Dmax<br />

13.15 Canada Airport –Flughafen extrem<br />

14.15 Abenteuer Survival 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 Asphalt-Cowboys 18.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 19.15<br />

Border Control –Spaniens Grenzschützer 20.15<br />

Steel Buddies –Stahlharte Geschäfte 21.15<br />

Roter Stahl –Der Panzer-Clan 22.15 112: Feuerwehr<br />

im Einsatz 23.10 DMAX News 23.15<br />

Drug Wars 0.10 DMAX News 0.15 Steel Buddies<br />

–Stahlharte Geschäfte 1.10 Roter Stahl –<br />

Der Panzer-Clan 2.00 Asphalt-Cowboys: Polen<br />

5.02 hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.0<br />

Tagesschau-Nachrichten 9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Super.Markt 11.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15 China –Die<br />

neue Weltmacht 20.00 Tagesschau 20.15 Hart<br />

aber fair 21.32 Mit Gott gegen dieMafia? 22.00<br />

Marktcheck 22.47 Extra 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 FAKT 0.00 Umschau 0.45 DieTagesschau<br />

vor 20 Jahren 1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage ...<br />

1.50 Extra 2.00 Nachtmagazin 2.20 Thüringen-<br />

Journal 2.50 Extra 3.02 SWR LandesschauRhein<br />

land-Pfalz 3.47 Extra 4.02 Abendschau 4.30 aktu<br />

eller bericht<br />

ONE<br />

9.55 HotinCleveland 10.15 HotinCleveland<br />

10.35 Lindenstraße 11.05 Großstadtrevier 11.55<br />

Sturmder Liebe 12.40 Sturmder Liebe 13.30 Um<br />

Himmels Willen 14.20 DiegrünenHügelvon<br />

Wales. TV-Romanze, D2010 15.50 Großstadtrevier<br />

16.40 HotinCleveland 17.00 HotinCleveland<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaberherzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 Doctor Who 21.05 Doctor Who 21.45 Hus<br />

le –Unehrlich währtamlängsten 22.35 Torchwoo<br />

23.25 Doctor Who 0.10 DoctorWho 0.55 Hustle<br />

Unehrlich währtamlängsten 1.50 Torchwood 2.4<br />

HotinCleveland 3.00 Hot in Cleveland 3.20 Comedy<br />

Cuisine 4.05 Hartaberherzlich<br />

ZDF NEO<br />

5.10 TerraX5.50 TerraX6.35 TerraX7.20 Terra<br />

X 8.05 Topfgeldjäger 9.00 Lafer! Lichter! Lecker!<br />

9.40 Bares fürRares 10.35 Bares für Rares<br />

11.30 Bares fürRares –Lieblingsstücke 12.15<br />

Monk 13.35 Psych 15.00 Monk 16.20 Psych<br />

17.45 Bares fürRares –Lieblingsstücke 18.30<br />

Baresfür Rares 19.20 Baresfür Rares 20.15 (für<br />

HG)Unter anderen Umständen. DerMörderunter<br />

uns. TV-Kriminalfilm, D2013. MitNataliaWörner,<br />

RalphHerforth, Martin Brambach 21.45 Professo<br />

T. 22.45 heute-show 23.15 Shapira Shapira<br />

23.45 Blockbustaz 0.50 Countdown Copenhagen<br />

2.20 SleeplessNight –Nacht derVergeltung. Actionthriller,<br />

F/B/LUX 2011 3.55 TerraX<br />

ZDF INFO<br />

6.10 DeadlyIntelligence –Wissenschaftler im Fadenkreuz<br />

8.25 Täterjagd 9.10 AufVerbrecherjagd<br />

12.40 ZDF-History 13.30 1491 –Amerika vorKolumbus<br />

16.30 Mythen-Jäger 17.20 Karthagos vergessene<br />

Krieger 18.00 Mythen-Jäger 18.45 (für<br />

HG)Die SuchenachHitlers„Atombombe” 19.30<br />

(für HG)ZDFzeit 20.15 Das unterirdische Reich<br />

21.45 ZDF-History 22.30 DieGeheimprojekte der<br />

Nazis 23.10 ZDF-History 23.55 Codebreakers –<br />

Auf derJagdnach HitlersGeheimcode 0.40 (für<br />

HG)heute-journal 1.10 Apokalypse Abfall–Deutscher<br />

Müll fürdie Welt 2.10 Die Plastik-Invasion –<br />

Coca-Cola undder vermülltePlanet. Dokumentarfilm,<br />

F2018 2.50 (für HG) planet e.<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfest Berlin IPPNW-Benefizkonzert mit<br />

Werken von Monteverdi, Telemann, Bach, Gibbons,<br />

J.S. Bach, Vivaldi, ca. 117 Minuten<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Schuberts f-Moll-Fantasie.<br />

Mit Clemens Goldberg Im Todesjahr von Franz<br />

Schubert entstand neben den drei großen Klaviersonaten<br />

auch die Fantasie f-Moll für Klavier<br />

Die Musik bietet wenig Trost und Hoffnung.Es<br />

überwiegt die Todesahnung., ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

„Der Staub von Brandenburg” Mit Ekkehard<br />

Schall, Horst Weinheimer,Margit Bendokat,<br />

Dieter Mann, Nina Rauschenbach, Stefan Kaminsky,Bärbel<br />

Röhl, Axel Wandtke, Rainer Sel<br />

lien, Matti Rauschenbach, Klaus Bieligk,<br />

Alexander Zschiedrich, Franz Laake, Friedrich<br />

Schorlemmer, Volker Braun. Regie: Volker<br />

Braun, ca. 50 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Steffen Kopetzky: „Propaganda”<br />

(12/29), ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Papas Algerien ist tot.”Zur Situ<br />

ation der Harkis in Frankreich, ca. 26 Minuten<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Wirtschaft und Umwelt. Palme der<br />

Probleme. Die Schattenseiten der Palmölindu<br />

strie in Kolumbien. Von Sophia Boddenberg /<br />

Zukunft ohne Palmöl. Wie Norwegen den umstrittenen<br />

Rohstoff verbannen will. Von Carste<br />

Schmiester., ca. 55 Minuten<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature An der pädagogischen Front. Ost<br />

deutsche Lehrer in den Umbrüchen der Wend<br />

Von Holger Siemann, ca. 45 Minuten<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Interview mit einem Löwen. Mit Hage<br />

Oechel, Daniel Nerlich, Henning Hartmann,<br />

Carolin Haupt., ca. 57 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Nino Ferrer., ca. 30 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Joe Lovano Trio Tapestry.Mit Joe Lova<br />

no (Tenorsaxofon), Marilyn Crispell (Piano),<br />

Carmen Castaldi (Schlagzeug)., ca. 55 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Musikszene Mehr als ein Glockenschlag.Die<br />

lebendigeTradition des Change Ringing in<br />

Großbritannien. Von Philipp Quiring,<br />

ca. 45 Minuten


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 222 · D ienstag, 24. September 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Nina Proll (45) hat eine wichtige Lektion<br />

gelernt und lässt uns via Bild-<strong>Zeitung</strong><br />

daran teilhaben. Hier schreibt<br />

uns die österreichische Schauspielerinfolgende<br />

Sätzeins Gender-<br />

Stammbuch:„Bei den Gagen-Verhandlungen<br />

für meine,Tatort‘-Rollen<br />

hätte ich viel mehr rausholen können<br />

…Härte bei denVerhandlungen zeigen:<br />

Dassollte man als Frau dann<br />

auch mal können –und nicht nur den<br />

Männernüberlassen.“ Richtig, und<br />

wenn dir die Geldmenschen mit dem<br />

treuherzigsten Dackelblick aller Zeiten,<br />

wenn dir,soProll,„die Produzenten<br />

bei den Öffentlich-Rechtlichen“<br />

versichern,„dass sie sparen müssen“,<br />

dann glaube ihnen kein Wort.<br />

Benedikt Höwedes (31) teilt uns auf<br />

dem Internetportal t-online.de auch<br />

noch eine wichtige Lektion mit. Der<br />

Ex-Fußball-Weltmeister:„FahrtLastenfahrrad,<br />

dann findet ihr schneller<br />

einen Parkplatz und spartdie Knöllchen,<br />

die man sonst schnell bekommen<br />

kann.“ Autos? Igitt! (schl.)<br />

TIERE<br />

Hochgehängt: 1800 Vögel singen<br />

in Thailand um die Wette.<br />

AFP<br />

Im Narathiwat geht es nicht immer<br />

friedlich zu. DieProvinzregion mit einer<br />

überwiegend muslimischen Bevölkerung<br />

liegt ganz im Süden Thailands,indem<br />

bekanntlich der Buddhismus<br />

die Mehrheitsreligion ist. Im<br />

Süden sorgen separatistische und<br />

dschihadistische Bewegungen mit<br />

Bombenanschlägen für Angst und<br />

Schrecken; bisher starben mehr als<br />

800 Menschen, seit 2003 gibt es informelle<br />

Friedensgespräche …Soweit<br />

zum Hintergrund unser wirklich guten<br />

Tiernachricht: AmWochenende<br />

trafen sich in Narathiwat zahlreiche<br />

Vogelhalter zu einem großen, völkerverständigendenWettbewerb:<br />

Über<br />

1800 Singvögel –inihren hochgehängten<br />

Käfigen zu eindrucksvollen<br />

Spalieren aufgereiht –traten an, sie<br />

kamen aus Thailand, Malaysia und<br />

Singapur und mussten sich in den<br />

Kategorien Tonhöhe,Lautstärke sowie<br />

melodischeVielfalt messen. Der<br />

Supertschilp! (schl.)<br />

Prada-Kontrast: Klare Linien<br />

und weicher Hut. AP<br />

Zweitverwertung ist schick!<br />

Recycling-Ideen treffen auf ekstatische Gefühle. Die Mailänder Modewoche zeigt die neuen Sommertrends<br />

VonNikolas Feireiss, Mailand<br />

Die Versace-Schau für den<br />

Sommer 2020 beendete<br />

Jennifer Lopez imlegendären<br />

grünen Jungle<br />

Dress, dem die aktuelle Kollektion<br />

zum Jubiläum gewidmet ist. Dassexy<br />

Kleid mit dem ausgewachsenen<br />

Dekolleté hatte die Latino-Divavor 20<br />

Jahren bei den Grammy-Awards getragen<br />

und für Furore gesorgt. DieBilder<br />

vom Auftritt gingen um die Welt,<br />

wie auch jetzt wieder. Google, noch<br />

jung, konnte im Februar 2000 den Ansturmder<br />

Suchanfragen nicht bewältigen.<br />

Das gab letztendlich den Anstoß<br />

zur Funktion des Bildersuchens.<br />

Wenn DonatellaVersace 20 Jahrespäter<br />

das Kleid –ineiner Neuauflage auf<br />

der Mailänder Modewoche – noch<br />

einmal über den Laufsteg schickt,<br />

könnte man sich fragen: Wozu etwas<br />

Neues kaufen, wenn man im Alten<br />

noch Aufsehen erregen kann?<br />

Bio-Baumwolle für wilde Farben<br />

Aber vielleicht ist modische Zeitlosigkeit<br />

gerade das Thema der<br />

Stunde. Schließlich muss die Mode<br />

mit ihrem Anspruch, dem Geist der<br />

Zeit in Kleidern Ausdruck zu verleihen,<br />

auf „Fridays for Future“ und die<br />

unüberhörbaren Forderungen nach<br />

mehr Nachhaltigkeit und Sensibilität<br />

im Umgang mit Ressourcen reagieren,<br />

um nicht alt auszusehen. Zeitlose<br />

Mode, die nicht in Saisons<br />

denkt, ist nachhaltig und damit also<br />

Ultrachic mit Hippie-Note:<br />

Florales Bekenntnis. GETTY<br />

Missoni kleidet den Mann<br />

allzu flatterhaft. IMAGO<br />

Gucci-Hängung: Die Brillenkette<br />

wiegt schwer. GETTY<br />

eine Antwort auf die Wegwerfgesellschaft.<br />

Ein altes Kleid wirkt so gesehen<br />

besonders modern.<br />

Miuccia Prada, die mit überbordender<br />

Kreativität und modischem<br />

Übermut in den letzten Saisons alle<br />

halbe Jahre ihre Ideen von gestern<br />

über Bord warf und überzeugte Fans<br />

quasi zwang, sich völlig neu einzukleiden,<br />

stellt nun fest: Persönlicher<br />

Style ist wichtiger als die Kleider und<br />

„dass wir sowieso von allem viel zu<br />

viel haben“. Um „Timeless Hypness“<br />

ging es deshalb bei ihrer Schau. Sie<br />

zeigte Bleistiftröcke, elegant geschnittene<br />

Jacken, doppelreihige Sakkos,<br />

adrette Blusen, Muschelketten<br />

als Accessoires und viel Materialmix.<br />

Zum Strandkleid werden solide<br />

Pumps kombiniert, zum Büroanzug<br />

eine Makramee-Urlaubstasche. Eine<br />

adrette, tragbare, farblich zurückgenommene<br />

Kollektion mit 50er-Jahre<br />

Appeal, die das eine oder andere<br />

schrillereTeilvergangener Saisons sicher<br />

noch aufpeppen könnte.<br />

Ein zeitgemäßer Gedanke. Bei<br />

Marni war der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

allerdings vordergründiger,<br />

die Kleider deutlich gewagter und<br />

aus Bio-Baumwolle. Das tropische<br />

Set des Showrooms wurde aus dem<br />

Material vergangener Dekorationen<br />

gebaut und man saß auf Bänken aus<br />

recyceltem Karton. Ekstatische Gefühle<br />

und den schön verwirrenden<br />

Schwindel einer Tropenkrankheit<br />

sollen die Marni-Kleider von Francesco<br />

Risso im nächsten Sommer erzeugen.<br />

Das gelingt mit den kräftigen<br />

Farben wilder Malerei, eigenwilligen<br />

Röcken, offenen Nähten, langen<br />

Silhouetten, Asymmetrien und<br />

als Kleiderngetarnten Schürzen. Die<br />

Kollektion mag experimentell wirken,<br />

die Schnitte sind –wie bei Prada<br />

–imGrunde konservativ.<br />

Es sind vorallen Dingen Reminiszenzen<br />

an die 50er- und 70er-Jahre,<br />

die uns Mode heute als zeitlos tragbar<br />

erschienen lässt. Zum Kanon gehören<br />

etwas Ballon- und Bleistiftröcke,<br />

ausgestellte Hosen, Handwerkliches<br />

wie eben Makramee und ethnische<br />

Einflüsse vor allen aus Afrika, der<br />

Wiegeder Menschheit. Ausdem großen<br />

Fundus der Hippie-Ärabedienen<br />

sich traditionell Labels wie Etro oder<br />

Missoni, zu deren Markenkern quasi<br />

ein zeitloser Mustermix gehört. Was<br />

ursprünglich ein Stilmix war, ist inzwischen<br />

ein zeitlos gültiger Stil. Das<br />

gilt auch fürGucci: Derwilde Stil und<br />

Mustermix von Alessandro Michele<br />

ist nach mehreren Saisons schon zu<br />

einer vielleicht dasLabel etwas einengenden<br />

Uniform geworden. Das hat<br />

derDesigner wohl erkannt underöffnete<br />

die Schau mit einer Gruppe von<br />

weißen Zwangsanzügen. Im zweiten<br />

Teil waren die Models dann befreit<br />

und führten eine reduzierte Variante<br />

des GucciLooks vor.<br />

Weniger Muster,mehrColourblocking.<br />

Die 60er und 70er ließen immer<br />

noch grüßen. Generell sind Uniformstyles,<br />

spezielle Safari-Looks,<br />

sand und oliveTöneaber Evergreens<br />

Alexandra Moura auf dem<br />

wollenen Öko-Trip. GETTY<br />

Marnis Addition: Grün +<br />

Weiß =Waldfee.<br />

lässiger Eleganz. Alle diese Zutaten<br />

finden sich in verschiedensten Interpretationen<br />

in den Mailänder Kollektionen.<br />

Dolce &Gabbana starten<br />

die Schau mit Safari-Looks und enden<br />

mit luxuriösen Gewändern, auf<br />

denen sich Giraffen, Zebras und ein<br />

Kakadu tummeln. Das kleine feine<br />

Label Cividini schickt seine Models<br />

in Wüstenfarben und zarten Pastelltönen<br />

über denLaufsteg.<br />

Berlin isteinen Schrittweiter<br />

AP<br />

Die <strong>Berliner</strong> Fashion Week widmete<br />

demThema Nachhaltigkeit in diesem<br />

Jahr mit dem Konzept der „Sustainable<br />

Fashion“ eine eigene Sektion –<br />

und ist hier einen entscheidenden<br />

Schritt weiter. Dennoch bieten die<br />

Italiener der Mode die deutlich größereBühne<br />

–auchden vielen, hierzulande<br />

weniger bekannten, aber spannenden<br />

Labels wie eben Cividini oder<br />

auch Blazé Milan, La DoubleJ oderVivetta,<br />

die sich hier präsentieren.<br />

Wenn Mode Ausdruck der Persönlichkeit<br />

ist, dann sind es gerade kleine<br />

individuelle Modemarken, die es<br />

möglich machen, einen eigenen zeitlos<br />

nachhaltigen Stil zu entwickeln, in<br />

dem vorhandene Garderobe mit<br />

neuen Einzelteilen ergänzt wird.<br />

Dank Google kann man die umstandslos<br />

und umweltschonend zu<br />

Hause entdecken, weil man nicht in<br />

den Flieger steigen muss. Das World<br />

Wide Webist vor allem eine Chance<br />

für junge Designer und kleine Firmen<br />

in Mailand und Berlin.<br />

Mann ertrinkt bei<br />

Heiratsantrag<br />

Aufganz besondereWeise wollte er<br />

um die Hand seiner Freundin anhalten:<br />

Doch der Unterwasser-Antrag<br />

eines jungen Amerikaners im Urlaub<br />

im ostafrikanischen Tansania endete<br />

tödlich. Wieder Sender CNN am<br />

Sonntag berichtete,befand sich die<br />

Freundin des Mannes in einem Unterwasser-Hotelzimmer,als<br />

er von<br />

außen zu ihr hinabtauchte.Ineinem<br />

Video des Antrags,das die Frau auf<br />

Facebook teilte,ist zu sehen, wie der<br />

Mann eine handgeschriebene Liebesbotschaft<br />

ans Fenster des Hotelzimmers<br />

hält: „Ich kann nicht lange<br />

genug die Luft anhalten, um dir zu<br />

sagen, was ich alles an dir liebe.(…)<br />

Willst du meine Frau werden?“ Den<br />

Rückweg zur Wasseroberfläche<br />

schaffte der Mann nicht mehr. (dpa)<br />

Ehepaar bestellt Kleider und<br />

bekommt Drogen-Lieferung<br />

EinEhepaar aus Linz in Österreich<br />

hat zusammen mit einer erwarteten<br />

Kleiderbestellung Ecstasy-Pillen im<br />

Wert von500000 Euro geliefertbekommen.Wiedie<br />

Polizei am Montag<br />

mitteilte,sollte das Paket mit rund<br />

25000 Pillen eigentlich nach Schottland<br />

verschickt werden.Die überraschten<br />

Empfänger brachten das Paketnach<br />

der Lieferung im Maizurück<br />

zur Post und die hinzugerufenen Ermittler<br />

konnte den eigentlichen<br />

Empfänger in Schottland ausfindig<br />

machen und festnehmen. (dpa)<br />

Proteste gegen Polizeigewalt<br />

in Rio: Mädchen erschossen<br />

AlsReaktion auf den Todeiner Achtjährigen<br />

haben Hunderte Menschen<br />

in der brasilianischen Metropole Rio<br />

de JaneiroamSonntag gegen Polizeigewalt<br />

protestiert. DasMädchen war<br />

mit ihrer Mutter mit einem Kleintransporter<br />

in einem Armenviertel<br />

unterwegs,als ein Militärpolizist dem<br />

Kind versehentlich vonhinten in den<br />

Rücken schoss.Nach Polizeiangaben<br />

ereignete sich das Unglück am Freitagabend<br />

während einer Auseinandersetzung<br />

mit Kriminellen. (dpa)<br />

Sieben Schüler sterben bei<br />

Einsturz ihres Klassenraums<br />

Beim Einsturzihres Klassenzimmers<br />

sind in Kenia mindestens sieben<br />

Schüler ums Leben gekommen und<br />

57 weitereverletzt worden. Nach Angaben<br />

vonRettungskräften ereignete<br />

sich das Unglück am Montagmorgen<br />

in einer Grundschule der Hauptstadt<br />

Nairobi, als der Unterricht gerade<br />

begonnen hatte. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute kommen die Höchsttemperaturen auf 18bis 20 Grad voran. Dazu<br />

ist der Himmel häufig bedeckt. Gebietsweise regnet es. Der Wind weht<br />

nur schwach aus südwestlichen Richtungen. Inder Nacht ist esüberwiegend<br />

wolkig bis stark bewölkt. Ab und zugibt es Regenschauer, und die<br />

Tiefsttemperaturen erreichen 11 Grad.<br />

Biowetter: Rheumatische Gelenkund<br />

Gliederschmerzen werden aufgrund<br />

der Witterung verstärkt. Muskelverspannungen<br />

sind ebenfalls<br />

Wittenberge<br />

ein Thema. Nach einem unruhigen 11°/19°<br />

Tiefschlaf fühlt man sich müde.<br />

Pollenflug: Derzeit sind größtenteils<br />

keine Pollen in der Luft.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 18Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

11°/20° 13°/18°<br />

Luckenwalde<br />

11°/20°<br />

Prenzlau<br />

11°/19°<br />

Cottbus<br />

11°/20°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Regenschauer wolkig Regenschauer<br />

13°/19° 12°/20° 14°/20°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

11°/20°<br />

Im Westen und in der Mitte Europas bleibt es unbeständig und frühherbstlich.<br />

Wolken mit schauerartigem Regen und etwas Sonne wechseln sich ab. Dem<br />

steht hoher Luftdruck über dem Baltikum und Osteuropa gegenüber. Auch am<br />

Mittelmeer sorgt ein Hoch für freundliches und trockenes Wetter.<br />

Sylt<br />

11°/20°<br />

Hannover<br />

11°/22°<br />

Köln<br />

12°/20°<br />

Saarbrücken<br />

8°/18°<br />

Konstanz<br />

9°/19°<br />

Hamburg<br />

13°/22°<br />

Erfurt<br />

9°/20°<br />

Frankfurt/Main<br />

10°/19°<br />

Stuttgart<br />

10°/20°<br />

Rügen<br />

11°/19°<br />

Rostock<br />

13°/16°<br />

Magdeburg<br />

13°/21°<br />

Nürnberg<br />

8°/21°<br />

München<br />

8°/21°<br />

Dresden<br />

14°/19°<br />

Deutschland: Heute laden Wolken<br />

immer wieder Regenschauer ab.<br />

Während des Tages ist mit 16 bis<br />

22 Grad zu rechnen. In der folgenden<br />

Nacht betragen die Werte14bis<br />

11 Grad. Der Wind weht schwach<br />

aus Südwest. Morgen reißt die Wolkendecke<br />

nur selten auf. Zuweilen<br />

regnet es. Dabei sind Höchstwerte<br />

von 15 bis 19 Grad zu erwarten, und<br />

der Wind weht schwach bis mäßig<br />

aus westlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 15°-17°<br />

Nordsee: 16°-18°<br />

Mittelmeer: 21°-30°<br />

Ost-Atlantik: 15°-20°<br />

Mondphasen: 28.09. 05.10. 13.10. 21.10.<br />

Sonnenaufgang: 06:55 Uhr Sonnenuntergang: 19:01 Uhr Mondaufgang: 00:31 Uhr Monduntergang: 17:17 Uhr<br />

Lissabon<br />

26°<br />

Las Palmas<br />

25°<br />

Madrid<br />

27°<br />

Reykjavik<br />

15°<br />

Dublin<br />

17°<br />

London<br />

21°<br />

Paris<br />

21°<br />

Bordeaux<br />

21°<br />

Palma<br />

29°<br />

Algier<br />

29°<br />

Nizza<br />

27°<br />

Trondheim<br />

13°<br />

Oslo<br />

15°<br />

Stockholm<br />

13°<br />

Kopenhagen<br />

17°<br />

Berlin<br />

18°<br />

Mailand<br />

24°<br />

Tunis<br />

28°<br />

Rom<br />

23°<br />

Warschau<br />

18°<br />

Wien<br />

22° Budapest<br />

20°<br />

Palermo<br />

25°<br />

Kiruna<br />

4°<br />

Oulu<br />

7°<br />

Dubrovnik<br />

23°<br />

Athen<br />

26°<br />

St. Petersburg<br />

9°<br />

Wilna<br />

12°<br />

Kiew<br />

15°<br />

Odessa<br />

19°<br />

Varna<br />

21°<br />

Istanbul<br />

25°<br />

Iraklio<br />

28°<br />

Archangelsk<br />

6°<br />

Moskau<br />

7°<br />

Ankara<br />

25°<br />

Antalya<br />

28°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 37° heiter<br />

Bangkok 32° Gewitter<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 23° sonnig<br />

Casablanca 25° sonnig<br />

Chicago 23° wolkig<br />

Dakar 31° wolkig<br />

Dubai 38° sonnig<br />

Hongkong 31° wolkig<br />

Jerusalem 28° sonnig<br />

Johannesburg 19° bewölkt<br />

Kairo 34° heiter<br />

Kapstadt 22° sonnig<br />

Los Angeles 25° sonnig<br />

Manila 32° Gewitter<br />

Miami 31° wolkig<br />

Nairobi 29° Schauer<br />

Neu Delhi 33° wolkig<br />

New York 24° heiter<br />

Peking 32° sonnig<br />

Perth 27° heiter<br />

Phuket 34° sonnig<br />

Rio de Janeiro 20° bewölkt<br />

San Francisco 29° sonnig<br />

Santo Domingo 31° Gewitter<br />

Seychellen 27° bewölkt<br />

Singapur 33° heiter<br />

Sydney 21° wolkig<br />

Tokio 29° wolkig<br />

Toronto 22° wolkig


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