KEM Konstruktion 10.2019
Trendthemen: Messe Motek, 5G CMM Expo, Digitalsierung, Roboterprogrammierung; KEM Porträt: Torsten Blankenburg, Vorstand Sieb & Meyer, Lüneburg; KEM Perspektiven: Digitalisierung - Alexander Bürkle wird zum Technologiedienstleister, Roboterprogrammierung - Cenit und Ostfalia wollen Robotik effizienter machen
Trendthemen: Messe Motek, 5G CMM Expo, Digitalsierung, Roboterprogrammierung; KEM Porträt: Torsten Blankenburg, Vorstand Sieb & Meyer, Lüneburg; KEM Perspektiven: Digitalisierung - Alexander Bürkle wird zum Technologiedienstleister, Roboterprogrammierung - Cenit und Ostfalia wollen Robotik effizienter machen
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MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Torsten Blankenburg, Vorstand Sieb & Meyer AG, Lüneburg<br />
„Ohne Software geht in der<br />
Antriebsregelung gar nichts mehr“<br />
Frequenzumrichter sollen den Motorbetrieb sowie das mit dem Motor verbundene System optimieren.<br />
Bedingt durch die Digitalisierung werden die technischen Anforderungen an diese Geräte immer größer.<br />
Torsten Blankenburg, Vorstand Sieb & Meyer AG, erklärt im Interview mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>, welche<br />
Konsequenzen das für die Entwicklung von Frequenzumrichtern und Servoverstärkern hat.<br />
Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Konradin Mediengruppe<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Auswirkung hat die Digitalisierung<br />
im Sinne von Industrie 4.0 auf die technische<br />
Entwicklung von Frequenzumrichtern – Stichworte:<br />
Simulations-Technologien, Digitaler Zwilling?<br />
Blankenburg: Einerseits ist die Software mittlerweile integraler<br />
Bestandteil jedes Frequenzumrichters. Andererseits<br />
ist es auf der regelungstechnischen Seite mit dem<br />
klassischen PI-Regler nicht mehr getan, sodass man heute<br />
weiterdenken muss. Es geht darum, die gesamte Regelungstechnik<br />
tiefergehend abzubilden und dabei sind<br />
Regler-Simulation oder -Auslegung ein großes Thema.<br />
Am Ende benötige ich ein Fundament, um das Ganze regelungstechnisch<br />
umsetzen und anschließend verifizieren<br />
zu können. Und damit sind wir dann beim Thema Digitaler<br />
Zwilling. Der Vorteil dieser Technologie ist, dass<br />
nicht ein reales System zur Verfügung stehen muss, sondern<br />
man lässt einfach die Simulationsdaten einfließen,<br />
um die Lösungen zu überprüfen und auf ihre Stabilität hin<br />
zu testen. Solche Hilfsmittel stehen heute bereits zur Verfügung,<br />
wobei wir da erst am Anfang der Entwicklung<br />
stehen. Bei Sieb & Meyer entstehen gerade erste Projekte,<br />
mit denen wir entsprechende Betrachtungen etwa im<br />
„Software ist der<br />
Kern heutiger<br />
Elektronik. Die<br />
analoge Welt<br />
verschwindet<br />
letztendlich.“<br />
Torsten Blankenburg,<br />
Vorstand Technik, Sieb<br />
& Meyer AG, Lüneburg<br />
Hinblick auf Anomalien durchführen. Und das machen wir<br />
sowohl im Bereich Antriebstechnik als auch im Geschäftsfeld<br />
CNC-Steuerungstechnik. Hintergrund ist,<br />
dass wir unsere Basistechnologie weiterentwickeln wollen,<br />
um unsere Regler adaptiver zu machen. Und dazu<br />
setzen wir eben diese neuen Tools ein. Ziel ist es, digitale<br />
Funktionen in die Geräte einfließen zu lassen und so den<br />
Mehrwert für den Kunden zu steigern.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Aufgrund der geforderten effizienten<br />
Nutzung der elektrischen Energie in der Produktion<br />
werden zunehmend rückspeisefähige Frequenzumrichter<br />
gefordert. Sind die sogenannten Matrix-<br />
oder Direktumrichter ohne Zwischenkreis zukünftig<br />
eine Alternative zur konventionellen Technik?<br />
Blankenburg: Die Frage lässt sich nur beantworten,<br />
wenn man sie auf eine spezifische Anwendung bezieht.<br />
Das heißt im Grunde, dass betrachtet werden muss, welche<br />
Energien zur Verfügung stehen, welche Dynamik bereitgestellt<br />
werden muss, welcher Drehzahlbereich abzudecken<br />
ist und ob die Kosten und der Nutzen zueinander<br />
passen. Natürlich gibt es Anwendungsfälle, bei denen ein<br />
Matrixumrichter einen gewissen Charme hat. Etwa bei<br />
langsam drehenden Applikationen, bei denen der Anwender<br />
ein simples System haben will, das die Energie ins lokale<br />
Versorgungsnetz zurück speist. Da macht ein Matrixumrichter<br />
Sinn, denn er ist sehr effizient aufgebaut. Für<br />
den von Sieb & Meyer im Fokus stehenden Bereich der<br />
Hochgeschwindigkeitsmotoren und -generatoren sehe<br />
ich eine Lösung auf Basis von Matrix- und Direktumrichtern<br />
als nicht zielführend an, da wir den Zwischenkreis als<br />
Technologieschnittstelle betrachten, etwa die Kopplung<br />
mehrerer Frequenzrichter auf der Zwischenkreisebene<br />
oder mit Netzwechselrichtern für unterschiedliche Netzbedingungen.<br />
Da bildet der stabile Zwischenkreis die<br />
Schnittstelle zwischen der 50-Hz- Netz-Seite und den<br />
1000 oder 2000 Hz, die wir auf der Antriebsseite regeln<br />
müssen. Daher sehen wir den Zwischenkreis als Notwendigkeit<br />
an.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Digitalisierung verlangt<br />
zwingend nach einer Kommunikation zwischen Pro-<br />
48 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 10 2019