ADAC Motorwelt Oktober 2019

AUTO & INNOVATION
Terminvereinbarung war für unseren
Tester teils schwierig, aber eigentlich
auch unnötig. Denn das junge, gut informierte
Verkaufspersonal war schnell zur
Stelle und sprach direkt am Auto über
mögliche Ausstattungen und Ladelösungen.
Letztere waren in den einheitlich
ausgestatteten Stores auch umfassend
ausgestellt. Fast schon logisch, dass man
nach so etwas Altmodischem wie gedruckten
Prospekten vergeblich fragt.
HYUNDAI NOTE: 3,2
Die Hyundai-Händler haben mit dem
Ioniq und dem Kona zwei gute und erschwingliche
E-Autos im Programm, lei-
der aber mit ewig langen Lieferzeiten von
(derzeit) mindestens einem Jahr. Wie
Elektromobilität im Autohaus in Erscheinung
tritt, hängt stark vom einzelnen
Händler ab – ein durchgängiges Ausstellungskonzept
konnte unser Tester nicht
feststellen. Leider bietet die koreanische
Marke auch keine Lösungen zum öffentlichen
oder privaten Laden an. Ein Hamburger
Berater lapidar: „Da müssen Sie
sich schon an eine Fachfirma wenden.
Wir sind ja keine Elektriker.“
MERCEDES NOTE: 3 ,2
Diese Erfahrung war nicht Premium.
Aber kein Wunder, weil die Marke mit
dem Stern bislang die Finger von E-Autos
ließ. Jetzt ist der EQC – ein 400 PS starker
und über 70.000 Euro teurer Elektro-SUV
– bestellbar, erste Fahrzeuge wurden
schon ausgeliefert. Doch auf die Herausforderungen
des Marktstarts waren die
besuchten Niederlassungen noch nicht
vorbereitet. Die Berater gaben teilweise
ihre Wissenslücken offen zu, ein Fahrzeug
für eine Probefahrt (mit Verkäufer)
war nur in Stuttgart zufällig vor Ort. Auf
gedruckte Broschüren verzichtet Mercedes.
Und so haben es selbst motivierte
Mitarbeiter schwer, nur anhand von Online-Infos
ein Fahrzeug zu bewerben, das
nicht im Verkaufsraum steht.
KIA NOTE: 3 ,3
ADAC RATGEBER
Was Sie beim Händler beachten sollten
Erst eine ausführliche und kompetente
Beratung nebst Probefahrt gibt Ihnen die
Klarheit, ob das gewünschte E-Fahrzeug
für Sie das richtige ist. Unsere Tipps:
• Vereinbaren Sie einen persönlichen Beratungstermin
und fragen Sie explizit
nach einem Verkäufer mit Erfahrung in
Sachen Elektromobilität.
• Stellen Sie sicher, dass beim Händler
ein Vorführ- und Testauto bereitsteht.
• Schildern Sie dem Berater genau Ihre
persönlichen Mobilitätsbedürfnisse.
Erläutern Sie auch, welche Lademöglichkeiten
fürs E-Auto es bei Ihnen gibt.
• Eine lange Probefahrt ist Pflicht – idealerweise
auch auf Strecken, die Sie regelmäßig
fahren.
• Informieren Sie sich vorab im Internet
auf der Hersteller- und auf E-Mobilitätsseiten.
Das schafft eine Beratungsbasis.
Das gleiche Problem wie bei der Konzernschwester
Hyundai: zwei ausgereifte
E-Modelle (e-Niro, e-Soul), aber Lieferzeiten
von mehr als einem Jahr. Das nagt natürlich
an der Motivation der Verkäufer.
Auch Kia verordnet den Händlern kein
einheitliches Ausstellungskonzept. Wenigstens
gibt es informative Broschüren,
dank derer der Interessent das Fahrzeug
immer wieder betrachten kann, solange
er darauf warten muss.
Fazit: Die wohl wichtigste und erfreulichste
Erkenntnis im ADAC Test: In
keinem einzigen Fall versuchte ein Verkäufer,
unserem Tester das gewünschte
E-Auto auszureden. Alle Beratungen waren
neutral bis positiv im Hinblick auf
Elektromobilität. Die Gespräche zeigten
aber auch die wichtige Rolle des Beraters.
Auf seine Kompetenz kommt es an. Am
überzeugendsten waren jene, die positive
eigene Erfahrung mit E-Autos haben.
Und: Ohne Demonstration am realen
Fahrzeug und ausgiebige Probefahrt ist
ein Kundengespräch im Grunde sinnlos.
Text: Claus Christoph Eicher
Mehr zum Thema: Detaillierte Testergebnisse und
Infos unter adac.de/kaufberatung-elektroauto
Foto: Shutterstock/George Rudy [M]
36 ADAC motorwelt 10/2019