Stahlreport 2019.10
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Stahlschrottrecycling in<br />
schwierigem Fahrwasser<br />
Die Stahlschrottrecycling-<br />
Branche steht vor großen Herausforderungen.<br />
Das machte Sebastian<br />
Will, Vizepräsident Fachbereich<br />
Schrott, E-Schrott und Kfz-Recycling<br />
des bvse, deutlich. Wegen vielfacher<br />
regulatorischer Vorschriften, die die<br />
Stahlschrottrecycling-Branche in<br />
den letzten Jahren zu integrieren<br />
hatte – etwa das Kreislaufwirtschaftsgesetz,<br />
das Wertstoffgesetz<br />
oder die Technische Anleitung zur<br />
Reinhaltung der Luft (TA Luft) –<br />
kämpfen die Unternehmen der Branche<br />
mit einer signifikanten Kostenzunahme.<br />
Der Branche zu schaffen<br />
machten zudem ein Überangebot<br />
der vorhandenen Aufbereitungsanlagen<br />
sowie schwindende Margen.<br />
„Zölle zahlen nicht<br />
diejenigen, die ein Produkt<br />
liefern, sondern die, die das<br />
Produkt kaufen. Die Zeche<br />
für die Zölle, die die USA<br />
aufgelegt haben, zahlen<br />
die amerikanischen<br />
Konsumenten.“<br />
Wie für die Industrie insgesamt, sind<br />
die konjunkturellen Einflüsse auch<br />
für die Unternehmen des Stahlrecyclings<br />
derzeit ein Quell der Unsicherheit.<br />
Nach der Wirtschaftskrise von<br />
2008/09, habe es bis dato für die<br />
Branche zwar eine lange Phase des<br />
Aufschwungs gegeben. Aber für viele<br />
Unternehmen fehle immer noch „der<br />
Speck“, so Will. Mit der aktuellen,<br />
globalen Krise der Realwirtschaft<br />
stünden viele im Stahlrecycling vor<br />
einer echten Herausforderung.<br />
Sebastian Will, bvse – Bundesverband<br />
Sekundärrohstoffe & Entsorgung<br />
Die unmittelbaren Aussichten seien<br />
nicht ermutigend. Seit Februar 2019<br />
ist der Preis für Stahlschrott deutlich<br />
zurückgegangen und auch für das<br />
erste Halbjahr 2020 erwartete der<br />
Schrottexperte keine Verbesserung.<br />
Das internationale Geschäft sei von<br />
zu vielen Unsicherheiten geprägt –<br />
neben der Entwicklung in der Türkei,<br />
etwa durch die US-Handelspolitik<br />
sowie den Brexit. 2<br />
Dr. Christian Piehl, B-Tec Concept GmbH<br />
Höheres Coilgewicht bei<br />
Betonstahl in Ringen<br />
Wer eine europäisch harmonisierte<br />
Norm für Betonstahl sucht,<br />
tut das vergebens. Zwar gibt es mit<br />
der DIN EN 10080 auch auf europäischer<br />
Ebene eine für Betonstahl<br />
vorgesehene Norm. Die aber aufgrund<br />
von Einsprüchen zurückgezogen<br />
werden musste, erinnerte Dr.<br />
Christian Piehl, B-Tec Concept<br />
GmbH. „Aktuell gibt es für die DIN<br />
EN 10080 nur einen Entwurf. Dabei<br />
wird diskutiert, ob auch Nachhaltigkeitsaspekte<br />
in die Norm aufgenommen<br />
werden sollen“, sagte Piehl.<br />
Stand heute sei es jedoch offen, wann<br />
die europäische Norm tatsächlich<br />
komme. Die für den deutschen Markt<br />
gültige Norm sei daher nach wie vor<br />
die DIN 488.<br />
Immer wieder zu Missverständnissen<br />
führe, dass die Norm erlaubt,<br />
die mechanischen Eigenschaften<br />
von Betonstahl der Duktilitätsklasse<br />
B500A (Betonstahl in Ringen, abgewickelte<br />
Erzeugnisse, Betonstahlmatten,<br />
Gitterträger) bei einem<br />
Nenndurchmesser von 4,0 bis 5,5<br />
mm abzumindern. Demgegenüber<br />
verbietet Tabelle 3 der DIN 488-1<br />
gleichzeitg die Anwendung dieser<br />
Produkte nach DIN 1045-1 – der<br />
Norm, die Statiker und Tragwerksplaner<br />
bei der Planung heranziehen.<br />
„Das führt zu der<br />
paradoxen Situation,<br />
dass wir diesen Betonstahl<br />
mit verminderten<br />
Eigenschaften zwar<br />
herstellen, aber nicht<br />
anwenden dürfen.“<br />
Eine Weiterentwicklung bei Betonstahl<br />
in Ringen ist die Entwicklung<br />
höherer Coilgewichte der B-Tec Concept<br />
GmbH. Gängig bei Betonstahl in<br />
Ringen sind derzeit Coilgewichte bis<br />
5 t und 25 mm Durchmesser des aufgewickelten<br />
Betonstahls. Demgegenüber<br />
entwickelt das Baden-Württembergische<br />
Unternehmen ein 8-t-Coil,<br />
das Anfang des kommenden Jahres<br />
auf den Markt kommen soll. „Je höher<br />
das Coilgewicht, desto mehr Material<br />
ist aufgespult, desto weniger oft müssen<br />
Anwender das Coil in der<br />
Maschine wechseln“, unterstrich<br />
Piehl. 2<br />
<strong>Stahlreport</strong> 10|19<br />
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