DPMA - Erfinderaktivitäten 2005/2006
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wurden auf dem Gebiet der Metallpulver die selektiven<br />
Lasersinterverfahren entwickelt (eine der ersten<br />
Anmeldungen: DE 22 63 777 A1). Alle diese Verfahren<br />
hatten bei einer großen Variantenvielfalt nur wenige<br />
technische Merkmale gemeinsam, nämlich den Aufbau<br />
eines dreidimensionalen Körpers aus Schichten unter<br />
Verwendung flüssiger oder feinkörniger Materialien und die<br />
automatische Steuerung des Schichtenaufbaus durch<br />
einen Rechner. Durch diese Merkmale ließen sie sich aber<br />
eindeutig von den herkömmlichen Verfahren abgrenzen,<br />
bei denen der Werkstoff entweder umgeformt oder<br />
abgetragen wurde. In wissenschaftlichen Publikationen<br />
wurden sie wegen des Stoffaufbaus als „generative<br />
Fertigungsverfahren“ bezeichnet.<br />
5. Rapid Prototyping<br />
Noch ein anderer Gesichtspunkt unterschied die neuen<br />
Verfahren von den klassischen Massenproduktionen,<br />
nämlich das Ziel einen Formkörper als Einzelstück also als<br />
Urmodell bzw. Prototypen zu schaffen. Deshalb setzte sich<br />
auch schnell der Begriff „Rapid Prototyping“ durch, der alle<br />
diese Verfahren unabhängig von den technischen<br />
Verfahrensschritten umfasst. Der Begriff „rapid“ darf dabei<br />
nicht wörtlich auf das Fertigungsverfahren als solches<br />
bezogen werden, denn es läuft auf Grund des<br />
Schichtenaufbaus viel langsamer ab als die<br />
herkömmlichen Urformverfahren für die Massenproduktion.<br />
Vielmehr ist der Prozessablauf von der Planung bis zur<br />
Realisierung des optimalen Bauteils kürzer und billiger<br />
geworden, was am Einsatz dieses Verfahrens in der<br />
Gießereiindustrie erläutert werden soll.<br />
6. Modellbau in Handarbeit<br />
Wenn ein Bauteil aus Metall gegossen werden soll, so ist<br />
es seit Jahrhunderten üblich, nach Herstellung des<br />
Entwurfs und nach Festlegung der Fertigmaße zunächst<br />
ein Modell, z. B. aus Holz, zu bauen. Dieses Modell wird in<br />
Sand eingebettet, wodurch im Sand ein Hohlraum gebildet<br />
wird, der später mit Metall ausgegossen wird. Das Modell<br />
muss etwas größere Abmessungen als das spätere aus<br />
Metall gegossene Teil aufweisen, denn das Metall<br />
schwindet beim Abkühlen und die Gussteiloberfläche muss<br />
noch bearbeitet werden. Außerdem ist zu beachten, dass<br />
dünne Wände des Gussstücks schneller abkühlen und<br />
damit andere Eigenschaften besitzen als dicke und dass<br />
bestimmte Radien von gekrümmten Flächen wegen<br />
Rissbildung nicht unterschritten werden dürfen. Die Form<br />
des optimalen Modells gleicht also nicht genau dem<br />
fertigen Bauteil, sondern muss vom Fachmann auf Grund<br />
seiner Erfahrung und durch Versuche ermittelt werden,<br />
indem er die Form des Urmodells abwandelt und die<br />
Auswirkungen auf das gegossene Produkt begutachtet.<br />
Dabei wird das Urmodell als Einzelstück in Handarbeit<br />
gefertigt und optimiert, was in der Vergangenheit viel Zeit<br />
in Anspruch genommen hat.<br />
7. Automatischer Modellbau<br />
Mit dem Rapid-Prototyping-Verfahren lässt sich die<br />
Herstellung eines solchen Urmodells einfacher und<br />
preisgünstiger gestalten. Die im Rechner mit CAD<br />
konstruierten Entwürfe werden praktisch über Nacht ohne<br />
die Anwesenheit von Arbeitskräften automatisch<br />
hergestellt. Die Eignung des so gebildeten Prototyps wird<br />
anhand von Probeabgüssen ausprobiert. Jetzt lassen sich<br />
Fehler und auch mögliche Verbesserungen leichter<br />
erkennen. Dementsprechend werden Änderungen am<br />
Modellentwurf vorgenommen und ein neuer Prototyp<br />
realisiert. Bei komplizierten Bauteilen können mehrere<br />
Entwurfszyklen notwendig sein, was mit den Rapid-<br />
Prototyping-Verfahren zu einer Zeit- und Kostenersparnis<br />
gegenüber dem herkömmlichen Vorgehen führt.<br />
8. Computerunterstützter Formenbau<br />
Mit den neuen Rapid Prototyping Verfahren boten sich<br />
aber noch weitere Vereinfachungen des Arbeitsablaufs<br />
beim Sandabguss an: Warum sollte man überhaupt noch<br />
ein Urmodell entwerfen und fertigen, wenn mit einem<br />
etwas abgewandelten Verfahren gleich die Urform aus<br />
Sand automatisch hergestellt werden konnte? So<br />
beschreibt die DE 44 18 466 A1 ein Verfahren, bei dem<br />
Sand mit Binder in einer dünnen Schicht auf einen Träger<br />
aufgebracht wird, der Binder mit einem gesteuerten<br />
Laserstrahl in vorgegebenen Bereichen ausgehärtet wird<br />
und dann Schicht für Schicht zu einem Quader aufgebaut<br />
wird. Anschließend wird der lose Sand ohne<br />
ausgehärtetem Binder entfernt und die fertige Sandform<br />
mit dem Gießhohlraum bleibt zurück. Auch ohne Laser<br />
lassen sich Sandformen in Schichtenbauweise herstellen,<br />
52 <strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong>