DPMA - Erfinderaktivitäten 2005/2006
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DNA-Endprodukte und erscheint in Produkt (7) in obiger<br />
Figur 2. Von solchen Promotoren aus kann das Enzym<br />
RNA-Polymerase unter Verwendung von Ribonukleosid-<br />
Triphosphaten 16S rRNA-Moleküle in großer Menge in<br />
vitro synthetisieren oder transkribieren. In-vitrotranskribierte<br />
16S rRNA-Moleküle einer vorgegebenen<br />
Legionellen-Art können im Nachweisverfahren auch als<br />
Positivkontrollen dienen.<br />
Die DE 103 38 123 B3 vereint somit die Techniken PCR,<br />
RNA-Synthese, Sonden-Hybridisierung und Enzym-<br />
Farbstoff-Umsetzung mit dem Wissen über rRNA-Moleküle<br />
und zieht damit praktisch alle Register aus Theorie und<br />
Praxis der Molekularbiologie.<br />
2.2. DE 100 36 931 B4: Nachweis und Identifikation<br />
von Bakterienstämmen<br />
Ein weiteres Nachweisverfahren für Bakterien beschreibt<br />
die DE 100 36 931 B4 der PROFOS AG in Regensburg.<br />
Dieses Patent macht sich das biologische Wissen über die<br />
Wechselwirkung von Bakterien und Bakteriophagen zu<br />
Nutze.<br />
Mensch, Tier und Pflanze befallende Viren sind allgemein<br />
bekannt. Viren sind keine Zell-Lebewesen, sie benötigen<br />
zu ihrer Vermehrung daher lebende Zellen, in die sie ihre<br />
Virus-Nukleinsäuren einschleusen müssen. In den<br />
Basensequenzen der Virus-Nukleinsäuren ist der gesamte<br />
Virus-Bauplan gespeichert (so wie in den Basensequenzen<br />
der menschlichen DNA der Gesamt-Bauplan des<br />
Menschen aufbewahrt wird), und dieser Virus-Bauplan wird<br />
von der Zelle verwendet, um neue Viruspartikel<br />
herzustellen. Man unterscheidet Viren nach den<br />
Nukleinsäuren, die sie in RNA- oder DNA-Viren<br />
einschleusen, wobei das Vorliegen von Einzelstrang-RNA,<br />
Doppelstrang-RNA, Einzelstrang-DNA oder Doppelstrang-<br />
DNA weitere Unterteilungen bietet ([6]).<br />
Viren, die Bakterien befallen und sich in diesen vermehren,<br />
nennt man Bakteriophagen. Aus den Anfängen der<br />
Molekularbiologie in den 1950er und 1960er Jahren ist die<br />
Bakteriophagen-Genetik nicht wegzudenken.<br />
Bakteriophagen-Produkte finden sich heute im Gen-Labor<br />
allenthalben: Die oben genannte RNA-Polymerase, die in<br />
der DE 103 38 123 B3 zur In-vitro-RNA-Synthese<br />
eingesetzt wird, stammt von einem Bakteriophagen mit der<br />
Bezeichnung „T7“; das im Labor für den Zusammenbau<br />
von Gen-Material unersetzliche Enzym DNA-Ligase liefert<br />
der Bakteriophage „T4“. Bakteriophagen können eine auch<br />
ästhetischen Ansprüchen genügende geometrische Form<br />
vorweisen, es sind z.B. Ikosaeder (siehe Figur 5)<br />
kombiniert mit Mondlandefähren-ähnlichen<br />
Anhangsstrukturen, die die Anhaftung an der bakteriellen<br />
Wirtszelle und die Injektion der Virus-Nukleinsäure aus<br />
ihrem Aufbewahrungsplatz, dem Hohlraum des Ikosaeder-<br />
Kopfes, in die Zelle vollbringen.<br />
Figur 5: Bakteriophage (oben) beim Andocken an ein passendes<br />
Oberflächen-Protein (Pfeil) innerhalb der Zellhülle einer Bakterien-<br />
Wirtszelle (unten).<br />
Viren sind wirtsspezifisch und erkennen den für ihre<br />
Vermehrung geeigneten Wirt sehr genau, daher konnte<br />
z.B. das Vogelgrippe-Virus H5N1, ein RNA-Virus, bisher<br />
nur vergleichsweise begrenzt von Vögeln auf den<br />
Menschen überspringen. Grundlage für die Erkennung des<br />
Wirtes ist eine spezifische Wechselwirkung zwischen<br />
Proteinen des Virus und Proteinen auf der Oberfläche des<br />
Wirtsorganismus (siehe Figur 5), die im Prinzip wie<br />
Schlüssel und Schloß zueinander passen.<br />
Diese hochspezifische Protein-Protein-Wechselwirkung<br />
nutzen die Erfinder der DE 100 36 931 B4, indem sie<br />
Andock-Proteine eines bestimmten Bakteriophagen oder<br />
ganze Bakteriophagen an einen festen Träger binden. Gibt<br />
man eine Probe, die Wirtsbakterien und Nicht-<br />
Wirtsbakterien des gewählten Bakteriophagen enthält, zu<br />
<strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2005</strong>/<strong>2006</strong> 95