14.10.2019 Aufrufe

Bahnsport 10/2019

mit dem Langbahn-Team-WM-Finale in Vechta beginnt, das aber leider für die vielen deutschen Fans sportlich nicht so endete, wie sie es erwartet hatten. Und damit wären wir bei einem System, über das ich nur den Kopf schüt- teln kann. Wie kann man eine Weltmeister- schaft durch einen einzigen Lauf entscheiden lassen? Warum ist man nicht beim bisherigen System geblieben? Ähnlich wie dem deutschen Team erging es ja auch Kenneth Kruse Hansen beim Grasbahn-EM-Finale in Bad Hersfeld. Nachdem er die Vorläufe mit Maximum beendet hatte, wurde er im Finale nur Dritter und Zach Wajtknecht konnte sich über den EM-Titel freu- en. Gerecht ist was anderes. Trotzdem Gratula- tion an alle Welt- und Europa- und Deutschen Meister, von denen es in dieser Ausgabe nur so wimmelt.

mit dem Langbahn-Team-WM-Finale in
Vechta beginnt, das aber leider für die vielen
deutschen Fans sportlich nicht so endete, wie
sie es erwartet hatten. Und damit wären wir bei
einem System, über das ich nur den Kopf schüt-
teln kann. Wie kann man eine Weltmeister-
schaft durch einen einzigen Lauf entscheiden
lassen? Warum ist man nicht beim bisherigen
System geblieben? Ähnlich wie dem deutschen
Team erging es ja auch Kenneth Kruse Hansen
beim Grasbahn-EM-Finale in Bad Hersfeld.
Nachdem er die Vorläufe mit Maximum beendet
hatte, wurde er im Finale nur Dritter und Zach
Wajtknecht konnte sich über den EM-Titel freu-
en. Gerecht ist was anderes. Trotzdem Gratula-
tion an alle Welt- und Europa- und Deutschen
Meister, von denen es in dieser Ausgabe nur so
wimmelt.

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SPEEDWAY-WM<br />

Grand Prix 6 - Malilla/S<br />

Heimsieg für Lindgren<br />

Madsen trotz Handicap Zweiter<br />

Als Leon Madsen am 9. August in der polnischen Ekstraliga stürzte, zog er sich unter<br />

anderem eine Bänderdehnung am Knöchel und schmerzhafte Prellungen zu. Um seinen<br />

Start in Malilla nicht zu gefährden, blieb der Däne unter anderem der EM-Finalrunde<br />

in Vojens fern und wollte seine Verletzungen so schnell wie möglich auskurieren.<br />

Trotz der Rennpause kam der WM-Mitführende etwas gehandicapt nach Schweden. Die<br />

Bahnverhältnisse in der G&B-Arena waren schwierig, denn es hatte vorher viel geregnet.<br />

Auch deshalb ging man davon aus, dass Madsen unter diesen Umständen keine<br />

große Rolle spielen würde ...<br />

Fast Freddie mit Carolina<br />

Doch der 30-Jährige belehrte die Zweifler eines<br />

Besseren und zeigte schon mit seinem Sieg im<br />

Auftaktlauf, dass fest mit ihm zu rechnen war.<br />

Nach drei Durchgängen hatte der Skandinavier<br />

bereits 7 Zähler vorzuweisen, aber im 13., nomen<br />

est omen, Heat fiel er an 2. Stelle liegend<br />

wegen Problemen mit dem Treibstoff aus. In<br />

Rennen 17 holte Madsen seinen zweiten Sieg<br />

und zog mit <strong>10</strong> Punkten als Drittbester ins Semifinale<br />

ein.<br />

Bester Fahrer der Qualifikation war Artem Laguta.<br />

Der Russe war unheimlich schnell und<br />

schrieb respektable 14 Zähler. Der 28-Jährige<br />

unterlag nur Niels Kristian Iversen, der jedoch<br />

nach 20 Heats seine Technik als Zehntplatzierter<br />

packen konnte. Maciej Janowski, der am<br />

Freitag mit 13,979 Sekunden das Qualifying gewann,<br />

holte in den Vorläufen drei Siege und<br />

schloss sie mit 11 Punkten ab. Seine Ausbeute<br />

hätte etwas größer sein können, aber im zweiten<br />

Durchgang konnte er Madsen nicht halten<br />

und ging im Endeffekt leer aus. Da Antonio<br />

Lindbäck im EM-Finale stürzte, sich verletzte<br />

und nicht in Malilla an den Start gehen konnte,<br />

setzten die schwedischen Fans ihre Hoffnungen<br />

auf Fredrik Lindgren. Der 33-Jährige erzielte<br />

einen Dreier und kam in der Quali auf<br />

<strong>10</strong> Punkte. Es fehlte jedoch nicht viel und Fredrik<br />

hätte sich schwer verletzen können. Im<br />

sechsten Lauf übernahm Mikkel Michelsen<br />

nach einem guten Start die Führung. Patryk<br />

Dudek kam in der zweiten Runde auf der Geraden<br />

mit einem Geschwindigkeitsüberschuss<br />

heran und versuchte, den Dänen zu überholen.<br />

Am Zaun war jedoch kein Platz und der Pole<br />

ging spektakulär zu Boden. Um nicht überfahren<br />

zu werden, rollte sich der 27-Jährige blitzschnell<br />

zusammen. Lindgren konnte jedoch<br />

Dudeks Maschine nicht ausweichen. Geistesgegenwärtig<br />

machte der Schwede einen kleinen<br />

Aufsteiger und überfuhr Dudeks Bike mit<br />

dem Hinterrad. Der Skandinavier stürzte zwar,<br />

aber hätte er das Motorrad mit dem Vorderrad<br />

erwischt, hätten die Folgen sehr verhängnisvoll<br />

sein können. Auch Max Fricke touchierte<br />

das Hindernis und ging zu Boden. „Die Entscheidung,<br />

das Vorderrad zu heben, war instinktiv.<br />

Am wichtigsten ist doch, dass wir alle<br />

heil und nur mit dem Schrecken davongekommen<br />

sind. Solche Situationen passieren im<br />

Speedway oft. Man muss die Augen immer offen<br />

halten“, erklärte Lindgren.<br />

Eine starke Leistung zeigte Michelsen, der in<br />

Schweden für Lindbäck an den Start ging. Der<br />

24-Jährige hatte nach 20 Läufen 8 Zähler auf<br />

dem Konto und erreichte das Semifinale. Sehr<br />

schwer auf der 305 Meter langen Bahn taten<br />

sich hingegen Bartosz Zmarzlik und Martin Vaculik.<br />

Der Slowake verzeichnete nur einen Dreier<br />

und hatte nach vier Durchgängen 6 Punkte.<br />

Er musste in Heat 19 mindestens Zweiter werden,<br />

hatte aber unter anderem Laguta und Bartosz<br />

Zmarzlik als Gegner. Der Russe siegte souverän,<br />

Vaculik konnte sich jedoch gegen den<br />

Polen durchsetzen. Vizeweltmeister Zmarzlik<br />

fing mit einem Sieg verheißungsvoll an, aber<br />

danach lief es für den 24-Jährigen mehr<br />

schlecht als recht. Er machte mehrere Fahrfehler<br />

und ließ dadurch Punkte liegen. Vaculik und<br />

Zmarzlik schrieben jeweils 8 Zähler und schafften<br />

als Sechst- bzw. Siebtbester gerade noch<br />

den Sprung in die nächste Runde.<br />

Matej Zagar erkämpfte in der G&B-Arena zwar<br />

zwei Siege, kam aber nur auf 7 Punkte. Der Slowene<br />

war nach seinem letzten Rennen eigentlich<br />

schon raus, denn im 20. Heat ging Jason<br />

Doyle an den Start. Der Australier verzeichnete<br />

ebenfalls zwei Dreier, hatte bereits 7 Punkte<br />

und bezwang im direkten Duell Zagar. Er konnte<br />

es sich erlauben, Letzter zu werden und<br />

musste nur noch die Zielflagge sehen. Doch<br />

der Exweltmeister machte in der Startkurve einen<br />

verhängnisvollen Fehler. Er ließ sich nach<br />

außen treiben und holte Emil Sayfutdinov vom<br />

Motorrad. Referee Artur Kusmierz disqualifizierte<br />

den Downunder-Fahrer und Doyle schied<br />

damit als Neunter aus, denn ein Ausschluss<br />

wird schlechter gewertet als eine Nullfahrt. Der<br />

33-Jährige wollte es nicht wahrhaben und<br />

schäumte vor Wut. Letztlich war er jedoch<br />

selbst schuld. Doyle verpasste zum dritten Mal<br />

in Folge das Semifinale und muss sich deutlich<br />

steigern, um nach dem Abschlussrennen in Torun<br />

unter den Topacht zu liegen. Unter den Erwartungen<br />

fuhr Sayfutdinov. Der Russe war<br />

zwar mit Zagar, Doyle und Iversen punktgleich,<br />

konnte jedoch keinen Sieg erzielen und wurde<br />

am Ende Elfter. Hinter ihm landeten Patryk Dudek<br />

und Tai Woffinden, der – ähnlich wie Sayfutdinov<br />

– ohne Sieg geblieben war.<br />

Das erste Semifinale gewann Lindgren souverän.<br />

Vaculik griff in der Anfangsphase Laguta<br />

an, konnte sich jedoch nicht durchsetzen und<br />

kam hinter dem Russen als Dritter ins Ziel.<br />

Zmarzlik griff nicht ins Geschehen ein und<br />

schied sang- und klanglos aus. Im darauffolgenden<br />

Lauf siegte Janowski, gefolgt von Madsen.<br />

Michelsen und Zagar kämpften um die<br />

3. Position, konnten aber das führende Duo<br />

nicht gefährden. Im Endlauf legte Janowski den<br />

besten Start hin, aber Lindgren wählte außen<br />

eine sehr schnelle Fahrlinie und ging ausgangs<br />

der Startkurve am Polen vorbei. Der Schwede<br />

ließ den Gegnern nicht den Hauch einer Chance<br />

und kam vor fast 6500 Zuschauern als Sieger<br />

ins Ziel. „Es ist immer ein tolles Gefühl zu<br />

gewinnen, aber zu Hause ist es doch etwas<br />

ganz Besonderes. Die schwedischen Fans gaben<br />

mir heute sehr viel Energie und ich spürte<br />

ihre Unterstützung. Zunächst rechnete ich mit<br />

dem Einzug ins Finale, aber später wollte ich<br />

nur noch gewinnen. Ich bin sehr froh, dass ich<br />

meinen Fans so viel Freude bereiten konnte“,<br />

sagte der Triumphator, der in Malilla seinen<br />

vierten GP-Sieg feierte. Janowski lag zwei Runden<br />

lang an 2. Stelle, doch dann markierte<br />

Madsen außen eine Attacke. „Magic“ ließ sich<br />

nach außen treiben, was der Däne sofort ausnutzte.<br />

Der Skandinavier schlüpfte innen<br />

durch und wurde letztendlich Zweiter. „Ich<br />

freue mich sehr über die WM-Platzierung und<br />

über die erzielten Punkte, aber ich bin mit den<br />

Gedanken schon beim nächsten Rennen. Ich<br />

würde mir wünschen, ich hätte vor dem Rennen<br />

in Torun in der Gesamtwertung auch so einen<br />

Vorsprung gehabt wie jetzt. Ich bedanke<br />

mich beim Rennarzt, dass er mich zum Rennen<br />

zugelassen und mir geholfen hat, die Schmerzen<br />

zu lindern“, so Madsen. Madsen stand bereits<br />

zum fünften Mal auf dem GP-Podium.<br />

Nachdem der Däne vorbeiziehen konnte, versuchte<br />

Janowski zu kontern, fand jedoch kein<br />

Durchkommen und belegte am Ende den 3. Tagesrang.<br />

„Ich freue mich vor allem über die erkämpften<br />

Punkte. Fünfzehn Zähler sind ein<br />

sehr gutes Resultat und dadurch konnte ich<br />

meine Platzierung in der WM-Wertung wieder<br />

etwas verbessern. Im Finale wollte ich natürlich<br />

gewinnen, aber Lindgren war heute der<br />

Beste von uns. Hätte ich im Finale die Innenlinie<br />

gewählt, wäre ich wahrscheinlich am Ende<br />

Zweiter geworden“, sagte der Pole. Laguta<br />

konnte nach einem schwachen Start seine Rivalen<br />

nicht mehr gefährden und kam als Vierter<br />

ins Ziel.<br />

• Text: Georg Dobes; Foto: Jarek Pabijan<br />

12 BAHNSPORT AKTUELL Oktober '19

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