audimax Na.Wi 11-2019 - Karrieremagazin für Naturwissenschaftler
BESTECHEND: So attraktiv sind Karrieren für Naturwissenschaftler***Mensagespräch: Die Risiken und Chancen der Genforschung***Vielfalt ist die beste Medizin: Einblick in die beruflichen Möglichkeiten der Medizinbranche***Beratung: Warum Consulting und Naturwissenschaftler prima zusammenpassen***Genie in Chemie? Oder doch eher Prio auf Bio? Wir zeigen, wie der Berufseinstieg in beiden Branchen verläuft***Arbeitsmarkt: Zahlen und Fakten auf einen Blick***Vom Labor auf die Straße: Nawis machen im Produktvertrieb eine gute Figur***Zwischen bio und vegan: Arbeiten am Food von morgen***Die Rechnung geht auf: Wie der Arbeitsmarkt für Mathematiker aussieht***Jump for Joy! Das große Semestergewinnspiel ist endlich wieder da. Mitmachen und heiße Preise abräumen***Elif beweist Mut zur Lücke.
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HANDEL<br />
HOW TO SELL<br />
Text: Felix Schmidt<br />
Ihr Arbeitstag beginnt in der Regel in einer der<br />
fünf Filialen, die sie betreut. Nicole Anja Kampczyk<br />
ist Regionalverkaufsleiterin bei der Aldi<br />
Süd Regionalgesellschaft Mülheim. Dort kontrolliert<br />
sie stichprobenartig die Frische der<br />
Waren und die Präsentation der Produkte, bevor<br />
sie die Umsätze der Filiale prüft und sich<br />
mit dem Filialleiter über die aktuelle Lage austauscht.<br />
Zuletzt legt sie die Bestellmengen fest<br />
und kümmert sich um weitere unternehmensübergreifende<br />
Abfragen, um dann in der nächsten<br />
Filiale von vorne zu beginnen. Bald wird sie<br />
sich vielleicht auch um digitale Preisschilder<br />
kümmern, vermutet Dr. Johannes Maier, Professor<br />
<strong>für</strong> Handels-und Multichannelmanagement<br />
an der HHL Leipzig. »Die Technik im Handel<br />
wird immer digitaler«, so Maier. Dies zeige<br />
sich schon an Preisschildern und Kassen- und<br />
Reinigungsrobotern.<br />
STATIONÄRER E-COMMERCE<br />
Die digitalen Preisschilder sind aber noch lange<br />
nicht das Ende der Technisierung im Handel.<br />
Omni-Channel-Management ist laut Meier das<br />
entscheidende Stichwort. »Die Preise, die wir<br />
im Laden auf einem elektronischen Preisschild<br />
sehen, sind mit dem Onlineshop synchronisiert,<br />
der sich automatisch auf Preisänderungen<br />
der Konkurrenz anpasst«, erklärt er. Auch<br />
Kampczyk nimmt die Auswirkungen der Digitalisierung<br />
auf den Handel wahr: »Sie erhöht<br />
den Druck unter den Wettbewerbern und führt<br />
dazu, dass diese ihre Strategien immer wieder<br />
überdenken und weiterentwickeln – das macht<br />
die Arbeit in vielen unterschiedlichen Bereichen<br />
sehr spannend«. Für Meier von der HHL ist<br />
dies aber keinesfalls ein Zeichen <strong>für</strong> den Wandel<br />
zum Onlinehandel, eher im Gegenteil: »Die großen<br />
Onlinehändler mit reinen Onlinekonzepten<br />
eröffnen alle Filialen, weil sie dort Vorteile<br />
sehen« – etwa die Möglichkeit, sich als Marke zu<br />
WAS VERÄNDERT SICH<br />
IM STATIONÄREN<br />
HANDEL? GIBT ES ZU-<br />
KÜNFTIG ÜBERHAUPT<br />
NOCH LÄDEN IN DEN<br />
EINKAUFSPASSAGEN?<br />
ZWEI EXPERTEN GEBEN<br />
AUSKUNFT<br />
2017<br />
ist Aldi Süd in den Onlinehandel<br />
eingestiegen.<br />
3.000<br />
Amazon-Go Läden sind bis 2021 geplant.<br />
30<br />
Prozent zusätzlichen Umsatz bescheren<br />
Onlinekäufe, die in der Filiale abgeholt<br />
werden.<br />
etablieren, denn Filialen vor Ort können nicht<br />
einfach weggeklickt werden. Und natürlich<br />
spielt auch Geld eine Rolle: »Der Onlinehandel<br />
ist durch Monopolisten wie Google und Facebook<br />
mittlerweile sehr teuer geworden«, berichtet<br />
Meier. Inzwischen stehen die Händler<br />
vor der Wahl: Geld <strong>für</strong> Ladenmiete und Mitarbeiter<br />
oder Onlinewerbung. »Die Kosten haben<br />
sich stark angeglichen, denn vor allem häufig<br />
geklickte Suchwörter sind teuer zu bewerben«,<br />
so Meier weiter. Dazu kommt, dass Filialen den<br />
Kunden weitere Dienstleistungen anbieten können,<br />
die über das übliche Angebot hinausgehen.<br />
Beispiele hier<strong>für</strong> sind Retourenannahmen oder<br />
ein Änderungsservice. Denn der neue Weg der<br />
Kundenansprache sei nicht mehr, den Kunden,<br />
die sich im Laden beraten lassen, den Online-Einkauf<br />
des Produkts schwer zu machen.<br />
Vielmehr soll der Kunde im Falle einer Onlinebestellung<br />
dazu gebracht werden, im eigenen<br />
Onlineshop zu bestellen – bestenfalls aus dem<br />
Laden heraus.<br />
ORGANISATIONSTALENTE GESUCHT<br />
Was bedeutet das <strong>für</strong> Absolventen, die in die<br />
Handelsbranche einsteigen wollen? Für Kampczyk<br />
von der Aldi Süd Regionalgesellschaft<br />
Mülheim sind Motivation, Organisation und<br />
Kommunikationsfähigkeit wichtige Eigenschaften.<br />
»Wer Themen schnell aufnehmen<br />
und gut mit Stress umgehen kann sowie verantwortungsbewusst<br />
agiert, der ist hier am richtigen<br />
Platz«, erklärt sie. Meier von der HHL weist<br />
darüber hinaus auf den IT-Bereich hin: »Bisher<br />
wenig wahrgenommen, aber sehr gefragt, sind<br />
technische Anwendungen und die Menschen,<br />
die sie <strong>für</strong> die Händler übersetzen und entsprechende<br />
Systeme entwickeln«, so der Experte. Interessenten<br />
rät er, sich über ein Praktikum ein<br />
eigenes Bild davon zu machen, wie die Handelsbranche<br />
wirklich tickt.<br />
Foto: nonnie192, choat/fotolia.com | Quellen: Aldi Süd, golem.de, KPMG<br />
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