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<strong>eMotion</strong><br />
Wie viele E-Autos werden bis 2020<br />
immatrikuliert sein?<br />
Auto Schweiz hat die Strategie, dass es<br />
bis dahin 10 Prozent sein sollen. Das<br />
heisst reine Stromer, Plug-in-Hybride<br />
und Brennstoffzellenfahrzeuge. Dieses<br />
Ziel können die Autoimporteure nicht<br />
alleine erreichen. Dazu müssen der<br />
Staat, die Kantone und die Gemeinden,<br />
private Investoren und Immobilienfirmen<br />
mithelfen, die Ladeinfrastruktur<br />
auf- und auszubauen. Denn es ist wichtig,<br />
dass die Steckerfahrzeuge zuhause<br />
oder am Arbeitsplatz aufgeladen werden<br />
können.<br />
Die Hersteller sind dabei besonders<br />
gefordert, denn ab 2020 muss die<br />
Limite von 95g CO2/km eingehalten<br />
werden?<br />
Deshalb wird die Produktion von alternativ<br />
angetriebenen Fahrzeugen hochgefahren.<br />
Der Branche ist bewusst, dass<br />
es ohne Elektrifizierung nicht geht. Dabei<br />
darf aber nicht vergessen werden,<br />
dass Strom und Wasserstoff klimaneutral<br />
hergestellt werden müssen. Ist dies<br />
der Fall, müsste das auch in die CO2-<br />
Bilanz eingerechnet werden.<br />
Bedeutet das, dass der Verbrennungsmotor<br />
verschwinden wird?<br />
So schnell noch nicht. Denn besonders<br />
Dieselhybride sind hocheffiziente Aggregate<br />
für lange Distanzen. Zudem ist<br />
die Effizienz der Verbrenner nicht ausgereizt.<br />
Da liegen mindestens noch 10<br />
Prozent drin. Wesentlich ist aber, dass<br />
das Antriebssystem auf die Nutzung der<br />
Konsumenten abgestimmt ist. Je nachdem<br />
machen dann Elektro-, Gas- oder<br />
Hybridantrieb Sinn.<br />
Wären synthetische Treibstoffe eine<br />
Alternative?<br />
Die Technik dafür ist vorhanden, jedoch<br />
ist der Preis noch nicht markttauglich.<br />
Audi propagiert ja die Strategie «Power<br />
to gas». Das heisst, mit überschüssiger<br />
Windenergie Wasserstoff produzieren,<br />
mit CO2 anreichern und so das synthetische<br />
E-Gas herstellen. Dieses energieeffiziente<br />
Verfahren müsste dann meiner<br />
Meinung nach der CO2-Bilanz im<br />
Betrieb angerechnet werden.<br />
Die Energieindustrie muss also ihren<br />
Fokus auf die Produktion von speicherbarer<br />
Alternativenergie richten?<br />
Ja, das erachte ich als eine der grössten<br />
Herausforderungen. Es muss in Bezug<br />
auf die Mobilität in Zukunft gelingen,<br />
mit Überschussenergie Wasserstoff oder<br />
synthetische Treibstoffe zu produzieren.<br />
Dann ist das Ziel, einmal klimaneutral<br />
unterwegs zu sein, keine<br />
Utopie?<br />
Verschiedene Hersteller haben sich dahingehend<br />
geäussert. Sie sind der Meinung,<br />
dass es bis 2050 möglich sein<br />
sollte, ohne fossile Treibstoffe unterwegs<br />
zu sein. Die Frage ist aber, wird<br />
der Endkunde bereit sein, dafür einen<br />
höheren Preis zu bezahlen?<br />
Und zwar sowohl<br />
für das Fahrzeug<br />
als auch für den Treibstoff.<br />
Wir müssen uns<br />
bewusst sein, dass die<br />
Energiewende Geld<br />
kosten wird. Gefordert<br />
ist nicht nur der Individualverkehr,<br />
wir<br />
müssen dazu die Energieeffizienz<br />
der Nutzfahrzeuge<br />
verbessern.<br />
Die Umstellung auf<br />
Alternativantriebe<br />
reicht also nicht aus?<br />
Nein. Zentraler Punkt<br />
ist doch, wie wir künftig<br />
die Energie bereitstellen.<br />
Wir müssen in<br />
der Lage sein, insbesondere<br />
den Strom klimaneutral zu<br />
produzieren.<br />
«Die Mobilität ist<br />
grundsätzlich ein<br />
Wachstumsmarkt»<br />
Steht die Brennstoffzelle im Fokus?<br />
Die Herstellung von Wasserstoff benötigt<br />
sehr viel Energie, das Speichern und<br />
der Transport des leichtflüssigen Wasserstoffs<br />
ist nicht ganz trivial. Trotzdem<br />
sind Brennstoffzellenfahrzeuge klar<br />
eine Möglichkeit. Insbesondere bei<br />
Nutzfahrzeugen ist Wasserstoff sinnvoll.<br />
Ich bin aber überzeugt, dass wir auch in<br />
Zukunft verschiedene Antriebssysteme<br />
wählen können. Für urban orientierte<br />
Verkehrsteilnehmer ist bestimmt ein<br />
Stromer sinnvoll. Hingegen für längere<br />
Strecken ist Gas eine sinnvolle Alternative.<br />
Noch aber mangelt es beim Wasserstoff<br />
an der Tankinfrastruktur?<br />
Deshalb will ja der potente Förderverein<br />
H2 Mobilität Schweiz die Brennstoffzelle<br />
bei den Nutzfahrzeugen etablieren.<br />
Sind einmal einige hundert Lastwagen<br />
so unterwegs, wird der Betrieb der<br />
H2-Tankstellen schnell einmal wirtschaftlich.<br />
Wie wird sich das Mobilitätsverhalten<br />
verändern?<br />
Bei der Mobilität handelt es sich grundsätzlich<br />
um einen Wachstumsmarkt. Ich<br />
denke schon, dass sich das Carsharing<br />
bei der jüngeren Generation durchsetzen<br />
wird. Mit entsprechenden Apps ist<br />
das Autoteilen heute leicht zugänglich.<br />
Carpooling oder zu Deutsch Mitfahren<br />
müsste ebenfalls stärker gefördert werden.<br />
Ich begreife nicht, weshalb wir zu<br />
diesem Zweck nicht bei jeder Autobahnauffahrt<br />
Gratis-Parkplätze<br />
zur Verfügung<br />
haben.<br />
Andreas Burgener<br />
Direktor Auto Schweiz<br />
Effizienter wären wir<br />
auch mit autonomen<br />
Fahrzeugen unterwegs?<br />
Das ist sicher, doch wir<br />
sind noch nicht so weit.<br />
Erst in zehn Jahren<br />
wird es möglich sein,<br />
einem Fahrzeug einen<br />
Fahrauftrag zu erteilen,<br />
den es selbstständig,<br />
aber mit Lenker,<br />
ausführt. Aus meiner<br />
Sicht sind die heutigen<br />
Fahrassistenzsysteme<br />
vordergründig ein<br />
Life style-Produkt. Ich<br />
bin aber der Meinung,<br />
dass das autonome Fahren sich in erster<br />
Linie bei den Nutzfahrzeugen durchsetzen<br />
wird.<br />
Haben Sie in Bezug auf E-Mobilität<br />
einen Favoriten?<br />
Tesla hat einen ganz guten Job gemacht,<br />
weil dieser Hersteller die Elektromobilität<br />
salonfähig gemacht hat. Die Koreaner<br />
wie Hyundai haben derzeit die Nase<br />
vorne, doch auch Audi hat mit dem<br />
E-Tron ein tolles Produkt. Nicht zu vergessen<br />
sind Nissan und Renault, die im<br />
E-Segment preiswerte Kompaktwagen<br />
bieten.<br />
Vernetzte Mobilität ist für Sie kein<br />
Thema?<br />
Doch durchaus. Wir haben bereits<br />
«Green Class» der SBB mit dem GA und<br />
einem BMW i3 getestet. Es funktioniert<br />
gut, muss aber da und dort noch optimiert<br />
werden. ◆<br />
Zur Person:<br />
Andreas Burgener ist Direktor von Auto Schweiz,<br />
der Vereinigung der offiziellen Autoimporteure.<br />
Der 60-jährige Automobilingenieur wohnt im<br />
Kanton Solothurn und ist in seiner Freizeit oft in<br />
den Bergen unterwegs.<br />
touring <strong>eMotion</strong> 5