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Berliner Zeitung 19.11.2019

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Warum Robert de Niro nicht über seinen neuen Film reden will – Panorama Seite 26<br />

Kolumne:<br />

Auf eine<br />

Curry mit<br />

Gysi<br />

Seite 12<br />

3°/7°<br />

Öftersmal Sonne<br />

Wetter Seite 2<br />

Urteil: Mieterin wehrt<br />

Eigenbedarfskündigung ab<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Wenn Ärzte<br />

Fehler machen<br />

Politik Seite 4<br />

Dienstag,19. November 2019 Nr.269 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Mobilnetz: Eine Milliarde<br />

gegen Funklöcher<br />

Tagesthema Seite 2<br />

Allianz<br />

gegen die<br />

Langeweile<br />

VonChristian Schwager<br />

Umesmit den Worten der ehemaligen<br />

Biathletin Laura Dahlmeier<br />

zu sagen: Ma mua ned Houchdeitsch<br />

sprichn, um beim ZDF zua<br />

arbadn. Dafür ist die 26-Jährige aus<br />

Garmisch-Partenkirchen jetzt das<br />

beste Beispiel. Dahlmeier wird dem<br />

ZDF bei Übertragungen vom Biathlon<br />

als Expertin zur Hand gehen, dabei<br />

niemandem nach dem Mund reden,<br />

sondern<br />

wie gewohnt mit<br />

bayrischem Einschlag.<br />

Erstmals kurz<br />

vorWeihnachten<br />

wird sie das tun<br />

beim Weltcup in<br />

Le Grand Bor-<br />

Laura Dahlmeier<br />

wird als Kommentatorin<br />

für das ZDF arbeiten.<br />

Fernsehexpertin<br />

nand, Frankreich.<br />

Auch bei<br />

der WM im Februar<br />

in Antholz,<br />

Südtirol, steht Laura Dahlmeier mit<br />

Mikrofon am Start. Basst scho!<br />

Zwar kommt langsam der Eindruck<br />

auf, dass sich das ZDF als Notaufnahmelager<br />

für frühereHochleistungssportler<br />

sieht und daher zuletzt<br />

auch der Tennisspielerin Andrea Petkovic<br />

eine Anschlussvertrag im<br />

Sonntagsformat „Sportreportage“ in<br />

Aussicht stellte. Doch mit Laura<br />

Dahlmeier geht der Sender eine geradezu<br />

logische Symbiose ein. Im<br />

Kampf gegen Langeweile nämlich,<br />

die bei der Bayerin aufkam, nachdem<br />

sie zweimal Olympiagold, sieben<br />

WM-Titel und 33 Weltcuprennen<br />

gewonnen hatte. Sie hörte auf<br />

mit Biathlon, wechselte zum Berglauf<br />

und debütierte nun am vergangenen<br />

Sonnabend bei der WM in Argentinien<br />

über 42 Kilometer. Resultat:<br />

Platz 27. Herrschoftszeidn!<br />

DasZDF wiederum bekämpft die<br />

programmbedingte Langeweile mit<br />

dem beliebtesten Dialekt der Deutschen.<br />

Bayrisch liefertsich in alljährlichen<br />

Umfragen ein Kopf-an-Kopf-<br />

Rennen mit dem Norddeutschen<br />

nach hanseatischer Art. Jeweils ein<br />

Drittel findet einen der beiden Dialekte<br />

am sympathischsten, doch<br />

zum Wintersportpasst nun mal kein<br />

Hamburger.Moizeid!<br />

Glück hat der ehemalige Biathlet<br />

und ZDF-Experte Sven Fischer. Er<br />

kann beruhigt weitermachen und<br />

sich künftig mit Dahlmeier abwechseln.<br />

Der 48-Jährige kommt aus<br />

Schmalkalden, spricht mithin Thüringisch,<br />

nicht Sächsisch, das den<br />

Umfragen zufolge hierzulande der<br />

unbeliebteste Dialekt ist. Oder mit<br />

den Worten von Laura Dahlmeier:<br />

Kruzitürkn no amoi!<br />

Hinter die Mauer<br />

Sollen Sicherungsverwahrte in Berlin tatsächlich außerhalb des Gefängnisses leben? Daran zweifelt auch die SPD<br />

VonAnnika Leister<br />

Die <strong>Berliner</strong> Opposition<br />

kritisiert die Pläne von<br />

Justizsenator Dirk Behrendt<br />

(Grüne), einen offenen<br />

Vollzug für Sicherungsverwahrte<br />

in Tegel außerhalb der Gefängnismauern<br />

einzurichten. Auch<br />

der Koalitionspartner SPD meldet<br />

Zweifel an der Standortwahl an.<br />

Wie berichtet soll ab Anfang 2020<br />

ein Haus in der Seidelstraße 34, wenige<br />

Meter vor der Mauer der Justizvollzugsanstalt<br />

Tegel, saniert und<br />

umgebaut werden. Dortsoll ein offener<br />

Vollzug mit zehn Plätzen für Sicherungsverwahrte<br />

eingerichtet werden.<br />

Am Abend diskutierten Anwohner<br />

mit Vertretern der Justizverwaltung<br />

über dasVorhaben.<br />

Aus der Senatsjustizverwaltung<br />

heißt es zur Standort-Wahl vor den<br />

Mauernder JVA, dass der offeneVollzug<br />

nach gesetzlichen Vorgaben<br />

ohne oder mit verminderten baulichen<br />

Vorkehrungen gegen Entweichungen<br />

ausgestattet sein müsse.<br />

„Ein ‚offener Vollzug‘ innerhalb des<br />

geschlossenen Justizvollzuges ist daher<br />

per definitionem nicht möglich.“<br />

Im Tränengas<br />

In Hongkong eskalieren die Kämpfe zwischen Demonstranten<br />

und der Polizei. Die Lage in der Universität ist dramatisch. Seite 5<br />

Anders sieht das die <strong>Berliner</strong> SPD,<br />

Koalitionspartner der Grünen: Die<br />

Sicherungsverwahrten hätten einen<br />

Anspruch auf Resozialisierung, sagte<br />

Sven Kohlmeier, rechtspolitischer<br />

Sprecher der SPD, der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Aber ich sehe nicht, warum<br />

man den offenen Vollzug nicht hinter<br />

den Mauernauf dem Gelände der<br />

JVA einrichten kann.“ Die Sicherungsverwahrten<br />

hätten erst vorkurzem<br />

einen Neubau auf dem JVA-Gelände<br />

erhalten. „Es spräche nichts<br />

dagegen, für den offenen Vollzug<br />

dorteine Etage freizuräumen.“<br />

Ähnlich klingt das bei den Oppositionsparteien<br />

CDU und FDP: Der<br />

offene Vollzug für normale Strafgefangene<br />

in Plötzensee oder Hakenfelde<br />

sei abgelegener und mit Zäunen<br />

stärker gesichertals das nun geplante<br />

Pilotprojekt für Schwerverbrecher,<br />

sagte Holger Krestel,<br />

Rechtsexperte der FDP. Im Zweifel<br />

müsste man sich klar für den Schutz<br />

der Allgemeinheit entscheiden und<br />

nicht nach dem Motto verfahren:<br />

„Mal schauen, ob das klappt.“<br />

Auch Linken und Grünen ist die<br />

Brisanz bewusst. „Ich verstehe die<br />

„Wenn man dieVerfassung ernst nimmt, muss<br />

man auch diesen Menschen eine Chance<br />

geben, sich zu resozialisieren.“<br />

Petra Vandrey, Rechtsexpertin der Grünen im Abgeordnetenhaus<br />

Bedenken von Anwohnern, das ist<br />

durchaus ein heikles Thema“, sagte<br />

Petra Vandrey, Rechtsexpertin der<br />

Grünen. „Aber wenn man die Verfassung<br />

ernst nimmt, muss man auch<br />

diesen Menschen eine Chance geben,<br />

sich zu resozialisieren.“ Die<br />

Linke verweist ebenfalls auf den<br />

Grundsatz der Resozialisierung und<br />

die strenge Prüfung der Kandidaten,<br />

bevor sie in den offenen Vollzug verlegt<br />

werden. „JVA und Richter werden<br />

sehr genau hingucken, wer in<br />

Frage kommt für dieses Projekt“,<br />

sagte Sebastian Schlüsselburg von<br />

der Linken.<br />

Auch der Bund deutscher Kriminalbeamter<br />

hält das Projekt für sinnvoll.<br />

Objektiv mache es keinen Unterschied,<br />

ob der offene Vollzug voroder<br />

hinter den Gefängnismauern liege.<br />

Die Menschen könnten das Gelände<br />

im Rahmen ihrer Freigänge ohnehin<br />

problemlos verlassen. Der Opferbeauftragte<br />

des Landes Berlin, Roland<br />

Weber,lobt das Pilotprojekt als„absolut<br />

sinnvoll und vernünftig“. Die Sicherungsverwahrten<br />

säßen zum Teil<br />

Jahrzehnte lang im Gefängnis und<br />

müssten langsam wieder an die Freiheit<br />

gewöhnt werden. „Wir würden<br />

eher Gefahrenquellen schaffen, wenn<br />

wir die Person einfach so rauslassen.“<br />

Dass ein Gutachter sich bei seiner<br />

Einschätzung irre, käme selten vor.<br />

Auswertungen zeigten außerdem,<br />

dass Sicherungsverwahrte nach ihrer<br />

Entlassung vergleichsweise selten<br />

und wenn mit kleineren Straftaten<br />

rückfällig würden, so Weber. Kommentar<br />

Seite 8, Berlin Seite 11<br />

DPA/AP/ACHMAD IBRAHIM<br />

Birthler und<br />

Kowalczuk<br />

beraten <strong>Zeitung</strong><br />

Experten sichten<br />

Stasi-Akten des Verlegers<br />

Marianne Birthler, die frühere<br />

Leiterin der Stasi-Unterlagen-<br />

Behörde,und der Historiker Ilko-Sascha<br />

Kowalczuk werden die Redaktionen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und des<br />

<strong>Berliner</strong> Kuriers bei der Sichtung der<br />

Stasi-Akten des Verlegers Holger<br />

Friedrich unterstützen. Das teilten<br />

Birthler und Kowalczuk den Redaktionen<br />

am Montag mit.<br />

Am Freitag vergangener Woche<br />

war bekannt geworden, dass Holger<br />

Friedrich, der den <strong>Berliner</strong> Verlag im<br />

September gekauft hatte, Ende der<br />

Achtzigerjahre an das Ministerium<br />

für Staatssicherheit der DDR berichtet<br />

hatte. Die Chefredakteure der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und des <strong>Berliner</strong><br />

Kuriers, Jochen Arntz und Elmar<br />

Jehn, hatten daraufhin erklärt, dass<br />

sie den Fall wie jeden anderen objektiv<br />

untersuchen wollen: „Wir werden<br />

Fakten sammeln, wir wollen die Akten<br />

–die Opfer- und die Täterakte –<br />

einsehen.“ Holger Friedrich hatte<br />

der Redaktion zugesichert, sie dabei<br />

zu unterstützen.<br />

Michael Maier, der Herausgeber<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>, hatte zu der<br />

Aufarbeitung in der Süddeutschen<br />

<strong>Zeitung</strong> erklärt:„Es bedarfder Expertise,<br />

umden Fakten auf den Grund<br />

zu gehen. Akten haben ihre eigene<br />

Wahrheit.“<br />

DieStasi-Unterlagen-Behörde hat<br />

den zugänglichen Teil der Täter-Akte<br />

mittlerweile der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> zur<br />

Verfügung gestellt. DieRedaktion hat<br />

nun auch die Opfer-Akte angefordert,<br />

mit dem Einverständnis von Holger<br />

Friedrich, was eine rechtlicheVoraussetzung<br />

dafür war.Die Redaktion hat<br />

ein fünfköpfiges Reporter-Team für<br />

die Aufarbeitung benannt und wird<br />

vor einer Veröffentlichung beide Akten<br />

gemeinsam prüfen. Dabei werden<br />

Birthler und Kowalczuk sie fachlich<br />

unterstützen. (BLZ)<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />

leser-blz@berlinerverlag.com<br />

Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />

berlin.anzeigen@berlinerverlag.com<br />

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Grisebach zeigt 1.438 Kunstwerke vom 22. bis 26. November 2019,<br />

bevor sie ab dem 27. November 2019 versteigert werden. Eintritt frei.<br />

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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Die Bundesregierung kam<br />

am Montag auf Schloss<br />

Meseberg bei Berlin zu<br />

einer sogenannten Klausurtagung<br />

zusammen. Dabei ging es<br />

um Löcher, die auch der brandenburgischen<br />

Provinz nicht fremd sind:<br />

Funklöcher.Sowill die schwarz-rote<br />

Koalition eine umfassende Strategie<br />

erarbeiten, wie beim schnellen Mobilfunk<br />

„weiße Flecken“ vor allem<br />

auf dem Land geschlossen werden<br />

können – an Orten also, die ohne<br />

staatliche Hilfe keine Perspektivefür<br />

ein Mobilfunknetz hätten. Allerdings<br />

löst diese Strategie Unmut aus.<br />

Der zuständige Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer ließ unter<br />

anderem via Twitter Eckpunkte verbreiten.<br />

Der CSU-Politiker strebt<br />

demnach eine Bestandsaufnahme<br />

des existierenden Mobilfunknetzes<br />

an. Im Kern will er 1,1 Milliarden<br />

Euro für 5000 neue Mobilfunkstandorte<br />

im Rahmen eines Förderprogramms<br />

bereitstellen –und die Kommunen<br />

bei der Umsetzung dieses<br />

Programms unterstützen. Schließlich<br />

will der Bund wenn möglich eigenen<br />

Grund und Boden zur Aufstellung<br />

von Masten anbieten sowie ermitteln,<br />

wo Regeln etwa im Baurecht<br />

so verändert werden können, dass<br />

der Ausbau des Netzes rascher vorangeht.<br />

5000 neue Masten<br />

Mobilfunk<br />

Kein<br />

Anschluss<br />

Beim Handyempfang ist<br />

Deutschland<br />

Entwicklungsland. Die<br />

Koalition verspricht,<br />

das zu ändern.<br />

Wieder einmal.<br />

VonMarkus Decker<br />

ler werden.“ Der Grünen-Vorsitzende<br />

Robert Habeck übte indes<br />

Kritik. Zwar sei es richtig, die 1,1<br />

Milliarden Euro bereitzustellen,<br />

sagte er, fügte aber hinzu, hier würden<br />

Löcher gestopft, „die die Bundesregierung<br />

selbst gerissen hat“.<br />

So sei einst das Ziel ausgegeben<br />

worden, 98 Prozent der Haushalte<br />

mit einem funktionsfähigen IT-Netz<br />

zu versorgen –wovon die meisten<br />

sich in Städten befinden.<br />

Die zwangsläufige Folge dieser<br />

Strategie sei die Unterversorgung<br />

RHEINLAND-<br />

PFALZ<br />

SAARLAND<br />

Konkret ist geplant, die 5000 Standorte<br />

zu erschließen, wenn weiße Flecken<br />

trotz eingeleiteter Maßnahmen<br />

und Versorgungsauflagen nicht bis<br />

Ende 2024 vonden Mobilfunkbetreibern<br />

selbst abgedeckt worden sind.<br />

DasGeld soll aus dem Sondervermögen<br />

Digitale Infrastruktur kommen.<br />

In dieses Sondervermögen sind Milliardenerlöse<br />

aus der 5G-Mobilfunkauktion<br />

geflossen. Die Bundesregierung<br />

will auch eine Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft<br />

gründen, um<br />

den Ausbau zu unterstützen und,<br />

wenn nötig, selbst Aufträge zu vergeben.<br />

Derdigitalpolitische Sprecher der<br />

Unionsfraktion, Tankred Schipanski,<br />

sagte: „Es gilt nach wie vor: Wirmüssen<br />

bei der Umsetzung der Digitalisierung<br />

in Deutschland noch schnel-<br />

NORDRHEIN-<br />

WESTFALEN<br />

Ausfall: Gerade als ARD-Korrespondentin<br />

Kristin Becker in der 12-Uhr-Sendung der<br />

„Tagesschau“ am Montag erläuternwollte,<br />

was die Bundesregierung nach der Klausur<br />

auf Schloss Meseberg in Brandenburg gegen<br />

Funklöcher auf dem Land tun möchte, brach<br />

der Kontakt zu ihr ab.<br />

BREMEN<br />

SCHLESWIG-<br />

HOLSTEIN<br />

NIEDERSACHSEN<br />

HESSEN<br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

UNTERBRECHUNG<br />

HAMBURG<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

THÜRINGEN<br />

BAYERN<br />

SACHSEN-<br />

ANHALT<br />

Ursache: „Ich fürchte, wir haben ein Funkloch<br />

nach Meseberg gehabt. Leider ist die<br />

Verbindung damit abgebrochen. Wirbitten<br />

um Entschuldigung und kommen zum nächsten<br />

Thema“, sagte „Tagesschau“-Sprecher<br />

Claus-Erich Boetzkes direkt nach dem vorzeitigen<br />

Ende der Schalte.<br />

BRANDENBURG<br />

BERLIN<br />

SACHSEN<br />

Wo 4G kein Standard ist<br />

Regionen, in denen der<br />

4G-Mobilfunkstandard in<br />

den letzten 12 Monaten<br />

nicht die häufigste gemessene<br />

Netztechnologie war:<br />

häufigste<br />

Empfangsart<br />

3G<br />

2G<br />

Stand: 15 November 2019<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BUNDESNETZAGENTUR „FUNKLOCH-APP“, OSM-MITWIRKENDE, DPA<br />

ländlicher Regionen. Ähnlich äußerte<br />

sich der Gründer vonNetzpolitik.org,<br />

Markus Beckedahl. Er sagte<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland), Scheuer<br />

habe „eine neue Ankündigungsstrategie<br />

vorgelegt. Doch konkrete Maßnahmen<br />

muss man mit der Lupe suchen.“<br />

Die genannten Ziele seien<br />

„durchaus ambitioniert“, findet Beckedahl.<br />

So sollten bis Ende 2020 fast<br />

100 Prozent aller Haushalte zumindest<br />

mit 4G ausgestattet sein. Derzeit<br />

liege einer aktuellen Studie zufolge<br />

die 4G-Versorgung nur bei rund 77<br />

Prozent. Deutschland rangiertdamit<br />

hinter Ländern wie Libanon, Vietnam<br />

und Senegal. Überdies, soder<br />

Digitalexperte, bedeuteten 99 Prozent<br />

der Haushalte in der Praxis lediglich<br />

rund 90 Prozent der Fläche.<br />

„Das heißt, da bleiben zehn Prozent<br />

Funklöcher übrig.“<br />

DerNetzexperte erinnerte daran,<br />

dass Scheuers Vorgänger Alexander<br />

Dobrindt (CSU) 2016 die bis dahin<br />

bereitgestellte Summe von2,7 Milliarden<br />

Euro auf vier Milliarden Euro<br />

aufgestockt habe. Dobrindt sagte<br />

damals: „Wir investieren in die Entwicklung<br />

der Gigabit-Gesellschaft.<br />

Dafür benötigen wir überall in<br />

Deutschland superschnelles Internet<br />

für alle.“ Freilich sei das Geld<br />

kaum ausgegeben worden, sagt Beckedahl,<br />

„weil der bürokratische<br />

Aufwand so groß war, dass kaum<br />

eine Kommune das machen<br />

wollte“. Am Ende habe der Bund<br />

immer wieder teils identische Milliarden-Beträge„sehr<br />

kreativ neu verpackt“<br />

–bis heute.<br />

International abgerutscht<br />

Auch der Branchenverband Bitkom<br />

zeigte sich skeptisch. „Im Koalitionsvertrag<br />

steht 297 Mal das Wort<br />

,digital‘, dennoch fällt Deutschland<br />

im internationalen Digitalvergleich<br />

weiter zurück“, sagte Bitkom-Präsident<br />

Achim Berg. Der<br />

Digitalindex der EU führeDeutschland<br />

aktuell nur noch auf Rang 12,<br />

zwei Plätze schlechter als 2015.<br />

Und im Kernbereich staatlichen<br />

Handelns, der Verwaltung, sei<br />

Deutschland gerade vier Plätze abgerutscht<br />

und stehe jetzt auf Rang<br />

24 innerhalb der EU.<br />

Der Parlamentarische Geschäftsführer<br />

der FDP-Bundestagsfraktion,<br />

Marco Buschmann, urteilte noch<br />

schärfer. Ersagte: „Union und SPD<br />

geben unser Land beim Mobilfunk<br />

der Lächerlichkeit preis.“<br />

Markus Decker<br />

findet, dass den Worten<br />

Taten folgen müssen.<br />

VonFrank-Thomas Wenzel<br />

Tiefer Luftdruck hat sowohl den Westen und Norden des Kontinents als auch<br />

das nördliche Mitteleuropa und Italien fest imGriff.Vielfach dominieren Wolken<br />

mit zeitweiligem Regen, am zentralen Mittelmeer mit unwetterartigem Starkregen.<br />

Inden Alpen und Skanden herrscht bei Schneefällen verbreitet Winterwetter.<br />

Der<br />

Telekommunikationsverband<br />

VATM fordert, den Breitbandausbau<br />

auf dem Land mit der<br />

direkten Vergabe von Gutscheinen<br />

an Haushalte zu fördern. Die Beschlüsse<br />

des Digitalkabinetts müssten<br />

durch ein Voucher-System für<br />

den Festnetzausbau ergänzt werden,<br />

sagte VATM-Geschäftsführer<br />

Jürgen Grützner am Montag. „Dies<br />

wäre der effizienteste und billigste<br />

Weg, um Gigabitverbindungen so<br />

gut wie flächendeckend umzusetzen–dies<br />

ist ergänzend zum Mobilfunk<br />

dringend notwendig“, so<br />

Grützner, in dessen Verband sich<br />

die Rivalen der Deutschen Telekom<br />

organisierthaben.<br />

Die Bundesregierung hat während<br />

einer Klausurtagung beschlossen,<br />

neben den Mobilfunknetzen<br />

auch die superschnellen Glasfasernetze<br />

zuerweitern. Grützner macht<br />

sich dafür stark, den Anschluss von<br />

Haushalten an Festnetz-Glasfaserleitungen<br />

zu forcieren. „Wir stehen<br />

an einem Wendepunkt. Jetzt müssen<br />

die Festnetze möglichst überall im<br />

Land auf Gigabit-Niveau gebracht<br />

werden.“ In Brüssel würden gerade<br />

die Weichen für neue Förderkonzepte<br />

gestellt. Die Vorgaben für den<br />

Gigabit-Festnetzausbau seien noch<br />

nicht bürgerfreundlich genug, zu<br />

langsam und zu bürokratisch.<br />

Grützner schlägt vor, dass der<br />

Staat in ländlichen Regionen ohne<br />

schnelles Internet Gutscheine ver-<br />

Mit Gutscheinen schneller ans Netz<br />

Breitbandausbau<br />

Gegen Mobilfunkmasten gibt es erhebliche<br />

Vorbehalte in der Bevölkerung. DPA<br />

teilt: 500 Euro sollen für jedes Gebäude,<br />

das einen Anschluss erhält,<br />

gezahlt werden. Weitere 500 Euro<br />

würden für jeden Haushalt gezahlt,<br />

der einen Vertrag bei einem Telekommunikationsunternehmen<br />

unterschreibt.<br />

Zusätzlich könnten für die Verkabelung<br />

innerhalb von Gebäuden<br />

weitere 150 Euro gezahlt werden.<br />

Grützner: „Wir gehen davon aus,<br />

dass der Ausbau mit Vouchern rund<br />

fünf Milliarden Euro kosten und realistisch<br />

betrachtet zehn Jahredauern<br />

würde“. Mit den Gutscheinen werde<br />

eine Nachfrage erzeugt, die hohe Anschlussquoten<br />

in den Regionen nach<br />

sich ziehe,die nicht absehbar mit Gigabit-Anschlüssen<br />

versorgt sein werden,<br />

etwa durch besonders leistungsfähige<br />

TV-Breitbandnetze.<br />

Laut Grützner ist die stringent geplante<br />

Vernetzung der InfrastrukturenGrundlage<br />

für die weitereDigitalisierung<br />

Deutschlands.<br />

Bundesamt sieht keine Gefahren<br />

Der VATM-Geschäftsführer begrüßt<br />

überdies grundsätzlich die Mobilfunkstrategie.„Jetzt<br />

hat sich die Bundesregierung<br />

Ziele gesetzt, an der wir<br />

sie messen können.“ Positiv zu bewerten<br />

seien die geplanten Schritte<br />

zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren<br />

und der Abbau von<br />

Bürokratie. Ebenso wichtig sei es öffentliche<br />

Liegenschaften für Mobilfunkmasten<br />

zur Verfügung zu stellen<br />

und die Akzeptanz der Standorte bei<br />

den Bürgerndeutlich zu erhöhen.<br />

Dazu will die Bundesregierung<br />

mit einer „Kommunikationsinitiative“<br />

für mehr Verständnis werben.<br />

Als Grund für Vorbehalte bei den<br />

Bürgern gegen Mobilfunkmasten<br />

wird in dem Strategiepapier die<br />

Sorge vor zusätzlicher Strahlenbelastung<br />

genannt. Aus Sicht des Bundesamts<br />

für Strahlenschutz gibt es<br />

keinen Grund zur Sorge, solange die<br />

Grenzwerte eingehalten werden. Die<br />

Auswirkungen des Mobilfunks für<br />

die Gesundheit seien inzwischen gut<br />

erforscht, sagte Präsidentin Inge<br />

Paulini. „Demnach gibt es keinen<br />

Beleg für negative gesundheitliche<br />

Auswirkungen unterhalb der Grenzwerte.“<br />

Diese Erkenntnisse ließen<br />

sich „weitgehend“ auf den neuen<br />

5G-Mobilfunk übertragen. (mit dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute scheint immer wieder die Sonne, doch teilweise ziehen Wolken vorüber.<br />

Die Höchsttemperaturen steigen auf 7bis 9Grad, und der Wind<br />

weht schwach bis mäßig aus Süd. In der Nacht muss man sich auf vereinzelten<br />

Nebel einrichten. Funkelnde Sterne gibt es aber auch, und es werden<br />

bis 2Grad erzielt.<br />

Biowetter: Die derzeitige Wetterlage<br />

verursacht verstärkt Kopfweh,<br />

Migräneattacken, erhöhten Blutdruck<br />

und beschleunigten Stoffwechsel.<br />

Auch rheumatische<br />

Schmerzen treten oftmals auf.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 8µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 29 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 29 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 88%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 7Grad.<br />

Wind: schwach aus Süd.<br />

Wittenberge<br />

4°/9°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

2°/9° 3°/7°<br />

Luckenwalde<br />

0°/8°<br />

Prenzlau<br />

3°/7°<br />

Cottbus<br />

0°/8°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

bedeckt bedeckt stark bewölkt<br />

3°/8° 6°/9° 6°/9°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

3°/8°<br />

Köln<br />

2°/8°<br />

Sylt<br />

4°/9°<br />

Saarbrücken<br />

2°/5°<br />

Hannover<br />

4°/9°<br />

Konstanz<br />

0°/5°<br />

Hamburg<br />

3°/8°<br />

Erfurt<br />

2°/6°<br />

Frankfurt/Main<br />

2°/7°<br />

Stuttgart<br />

1°/6°<br />

Rostock<br />

3°/9°<br />

Magdeburg<br />

3°/9°<br />

Nürnberg<br />

0°/7°<br />

München<br />

0°/6°<br />

Rügen<br />

3°/9°<br />

Dresden<br />

2°/7°<br />

Deutschland: Heute sorgen an wenigen<br />

Stellen viele Wolken für Regenfälle.<br />

Sonst kommt jedoch die Sonne<br />

durch. Dabei werden während des<br />

Tages 5bis 9Grad erreicht, nachts<br />

kühlt es dann auf 4bis 0Grad ab.<br />

Der Wind weht regional in Böen stürmisch<br />

aus Süd. Morgen steigen die<br />

Temperaturen auf 5bis 10 Grad.<br />

Dazu ist es gebietsweise stark bewölkt,<br />

vereinzelt jedoch auch freundlich.<br />

Der Wind weht leicht aus<br />

östlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 9°-10°<br />

Nordsee: 9°-12°<br />

Mittelmeer: 14°-25°<br />

Ost-Atlantik: 10°-17°<br />

Mondphasen: 19.11. 26.11. 04.12. 12.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:34 Uhr Sonnenuntergang: 16:08 Uhr Mondaufgang: 22:50 Uhr Monduntergang: 13:32 Uhr<br />

Lissabon<br />

14°<br />

Las Palmas<br />

21°<br />

Madrid<br />

11°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

11°<br />

London<br />

7°<br />

Paris<br />

8°<br />

Bordeaux<br />

10°<br />

Palma<br />

15°<br />

Algier<br />

16°<br />

Nizza<br />

13°<br />

Trondheim<br />

5°<br />

Oslo<br />

6°<br />

Stockholm<br />

10°<br />

Kopenhagen<br />

9°<br />

Berlin<br />

7°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

16°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

12°<br />

Wien<br />

11° Budapest<br />

13°<br />

Palermo<br />

15°<br />

Kiruna<br />

-1°<br />

Oulu<br />

4°<br />

Dubrovnik<br />

19°<br />

Athen<br />

22°<br />

St. Petersburg<br />

8°<br />

Wilna<br />

8°<br />

Kiew<br />

8°<br />

Odessa<br />

13°<br />

Varna<br />

20°<br />

Istanbul<br />

23°<br />

Iraklio<br />

23°<br />

Archangelsk<br />

-7°<br />

Moskau<br />

4°<br />

Ankara<br />

17°<br />

Antalya<br />

24°<br />

Acapulco 32° Gewitter<br />

Bali 31° wolkig<br />

Bangkok 32° heiter<br />

Barbados 29° heiter<br />

Buenos Aires 27° heiter<br />

Casablanca 17° wolkig<br />

Chicago 6° Regen<br />

Dakar 28° wolkig<br />

Dubai 29° heiter<br />

Hongkong 25° sonnig<br />

Jerusalem 15° sonnig<br />

Johannesburg 29° Gewitter<br />

Kairo 25° sonnig<br />

Kapstadt 21° sonnig<br />

Los Angeles 20° bewölkt<br />

Manila 32° wolkig<br />

Miami 26° wolkig<br />

Nairobi 29° Gewitter<br />

Neu Delhi 27° sonnig<br />

New York 12° wolkig<br />

Peking 7° wolkig<br />

Perth 25° wolkig<br />

Phuket 33° heiter<br />

Rio de Janeiro 25° bedeckt<br />

San Francisco 15° heiter<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 30° wolkig<br />

Singapur 30° Gewitter<br />

Sydney 37° sonnig<br />

Tokio 22° wolkig<br />

Toronto 4° bedeckt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 3 *<br />

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Seite 3<br />

Wenn es kalt wird<br />

Flüchtlinge im Lager Vucjak nahe der bosnisch-kroatischen Grenze<br />

ANDREA JESKA<br />

Stimmt das, fragt Hussein B., ein 23-<br />

jähriger Flüchtling aus dem Irak.<br />

„Die geben uns kein Essen mehr?<br />

Wassollen wir denn dann tun?“ Da<br />

ist Panik in seinem Gesicht, und seine Augen<br />

betteln um eine beruhigende Antwort. Im<br />

Flüchtlingslager Vucjak in der Nähe der bosnischen<br />

Stadt Bihac ging das Gerücht um,<br />

das Rote Kreuz von Bihac und dem Kanton<br />

Una-Sana werdedie gut 700 Flüchtlinge dort<br />

nicht mehr versorgen.<br />

Ein Gerücht, das sich bewahrheitet hat.<br />

Seit vergangener Woche hat das lokale Rote<br />

Kreuz, zuständig für Bihac und den Una-<br />

Sana-Kanton, die Arbeit in Vucjak eingestellt.<br />

Husein Klicic, der Präsident, hat erklärt, mit<br />

Einbruch desWinters sehe seine Organisation<br />

sich nicht mehr in der Lage, das Überleben<br />

der Flüchtlinge zu garantieren. „Wir wollen<br />

die Verantwortung für eine humanitäreKatastrophe<br />

nicht übernehmen. Wenn die Menschen<br />

in Vucjak bleiben, werden sie erfrieren.<br />

DieRegierung muss nun eine Lösung finden.“<br />

Die Lösung kommt ein paar Tage später.<br />

Vucjak, so heißt es, solle ganz geschlossen<br />

werden. Doch wohin mit den Menschen?<br />

Darüber gibt es keine Information. Denn trotz<br />

der 14 Millionen Euro, die die Europäische<br />

Union an in Bosnien tätige Akteure inder<br />

Flüchtlingshilfe zahlte,werden diesen Winter<br />

Tausende nicht wissen, wie überleben.<br />

Gegründet auf einer Mülldeponie<br />

Der bosnische Kanton Una-Sana ist zu einem<br />

Knotenpunkt auf der Balkanroute geworden,<br />

auf der die Flüchtlinge von Griechenland<br />

durch Albanien und Montenegro<br />

in die Länder der EU unterwegs sind. Längst<br />

ist das kleine Bosnien mit der Situation überfordert,<br />

stauen sich die Menschen in den<br />

Städten Bihac und Velika Kladusa.<br />

Die beiden Kleinstädte tragen die<br />

Hauptlast der Probleme, die mit der Verlagerung<br />

der Balkanroute durch Bosnien-<br />

Herzegowina entstanden sind. Die Regierung<br />

lasse seine Stadt im Stich, klagte Anfang<br />

des Jahres Bihacs Bürgermeister SuhretFazlic,<br />

der Vucjak errichten ließ.<br />

Tatsächlich ist die Präsenz der Flüchtlinge<br />

in der Stadt hoch, ebenso die der Polizei. Das<br />

Camp Bira liegt zentral in der Stadt Bihac,<br />

und seit Wochen gibt es Demonstrationen<br />

von Bewohnern, die seine Schließung verlangen.<br />

Die Kapazität des Camps ist erschöpft,<br />

täglich bildet sich vor dem Lager<br />

eine Schlange vonFlüchtlingen, die auf Aufnahme<br />

hoffen und abgewiesen werden. Die,<br />

die nicht aufgenommen werden, wohnen in<br />

klammen Ruinen, in denen man ebenfalls<br />

nicht überwinternkann.<br />

Mitte November sollten die CampsVucjak<br />

und Bira geschlossen werden. Doch trotz<br />

monatelanger Verhandlungen hat die bosnische<br />

Regierung es bislang nicht geschafft, einen<br />

alternativen Standort zu bestimmen.<br />

Die Balkanroute führt durch den bosnischen Kanton Una-Sana.<br />

Rund 7000 Flüchtlinge halten sich dort auf.<br />

Trotz Millionen an EU-Unterstützung gelingt es der Regierung und den<br />

Hilfsorganisationen dort nicht, menschenwürdige Unterkünfte<br />

zu schaffen. Und der Winter kommt bald<br />

Nunist die Lizenz dieser Camps erstmal verlängertworden.<br />

DendortLebenden aber soll<br />

das Verlassen der Lager verwehrt werden, es<br />

sei denn, hat die lokale Regierung verfügt, sie<br />

wollten die GrenzezuKroatien überqueren.<br />

Wasals Aufforderung zu illegaler Grenzüberquerung<br />

gedeutet werden kann, zeigt<br />

die Hilflosigkeit und Unfähigkeit der Behörden.<br />

Schon bei der Gründung vonVucjak war<br />

das deutlich geworden: DasCamp wurde im<br />

vergangenen Jahr gegen internationale Proteste<br />

auf einer Mülldeponie am Rande des<br />

gleichnamigen Dorfes, 15Kilometer von Bihac<br />

entfernt, errichtet. DieStadt begründete<br />

die Entscheidung seinerzeit damit, dass die<br />

40 000 Bewohner von Bihac sich nicht mehr<br />

sicher fühlten angesichts der vielen zumeist<br />

jungen Männer,die auf der Straße und in den<br />

Parksschliefen, sich wuschen, Müll und Notdurft<br />

hinterließen. Die ehemalige Deponie,<br />

hieß es,sei der einzig mögliche Ort, die Männer<br />

unterzubringen.<br />

Seither werden männliche Migranten, die<br />

auf den Straßen von Bihac angetroffen werden,<br />

von der Polizei eingesammelt, nach<br />

Vucjak gebracht und dort ausgesetzt zwischen<br />

flatternden Zelten und einem Waldgürtel,<br />

in dem noch die Landminen des Krieges<br />

liegen.Wegen dieser Landminen, des mit<br />

Methan verseuchten Bodens der Deponie,<br />

aber auch wegen der inhumanen Bedingungen<br />

für die Flüchtlinge weigerten sich internationale<br />

Hilfsorganisationen, in Vucjak tätig<br />

zu werden.<br />

Das Ergebnis dieser Weigerung führt zu<br />

Umständen, die man als Albtraum bezeichnen<br />

muss. Die überbelegten Zelte im wohl<br />

schlimmsten Flüchtlingscamp in Europa<br />

sind feucht vom Regen und riechen nach<br />

Schimmel, die meisten der Flüchtlinge<br />

schlafen auf dem Boden, überall liegt Unrat<br />

herum, die Wege sind schlammig. Die Wassertanks<br />

werden von der Stadtregierung befüllt,<br />

die auch den Müll abholt, es gibt einen<br />

Generator zum Aufladen der Mobiltelefone<br />

und vier Dusch- und Toilettencontainer, die<br />

so verdreckt sind, dass die Bewohner es bevorzugen,<br />

in den Wald zu gehen. Fast jeder<br />

dort–die meisten sind Pakistani und Afghani<br />

VonAndrea Jeska, Bihac<br />

–hat Krätze, Flöhe, Läuse oder eitrige Wunden.<br />

„Welcome to the jungle“, so werden Besucher<br />

in Vucjak begrüßt –Galgenhumor in<br />

tiefster Verzweiflung.<br />

Lediglich das Rote Kreuz von Una-Sana<br />

war in den vergangenen Monaten mit sechs<br />

ehrenamtlichen Helfern präsent. „Aus<br />

Menschlichkeit“, wie der Regionalkoordinator<br />

Selam Midzic sagt. Die Entscheidung,<br />

Vucjak nicht mehr zu versorgen, sei auch<br />

deshalb gefallen, weil seine Mitarbeiter am<br />

Rande ihrer Kräfte seien. „Sie haben dort<br />

Hunderte vonjungen Männern, die zum Teil<br />

100 km<br />

Velika Kladusa<br />

Lager Vucjak<br />

KROATIEN<br />

Bihac<br />

UNGARN<br />

SERBIEN<br />

Adria<br />

BOSNIEN-<br />

HERZEGOWINA<br />

Srebrenica<br />

Sarajevo<br />

MONTE-<br />

NEGRO<br />

BLZ/GALANTY<br />

schwer traumatisiert sind. Täglich gibt es<br />

Kämpfe und Streit –und keine Polizeipräsenz,<br />

um unsereLeute zu beschützen. Wenn<br />

der Frost kommt, wirddie Lage eskalieren.“<br />

Als Bosnien, nach Schließung der serbisch-ungarischen<br />

Grenze vor gut 18 Monaten,<br />

neue Durchgangsstation auf dem Weg<br />

nach Europa wurde,war die Solidarität unter<br />

den Bewohnern zunächst groß. Zum einen<br />

gab es damals noch keine Camps und keine<br />

Versorgung. Die Flüchtlinge bekamen viel<br />

private Hilfe,vor allem vonjenen Bosniaken,<br />

die selber Krieg und Vertreibung erlebt hatten.<br />

Zum anderen dachte man, es wäre eine<br />

temporäre Situation. Doch der Strom jener,<br />

die im Nordwesten von Bosnien über die<br />

kroatische Grenze Richtung EU wollen, riss<br />

nicht ab. Mehr als 30 000 Menschen schätzungsweise<br />

haben seither das kleine Balkanland<br />

durchquert. Als es im Una-Sana-Kanton<br />

zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen<br />

Polizei und Flüchtlingen, zu Einbrüchen in<br />

leerstehende Häuser und zu Viehdiebstählen<br />

kam, ließ die Hilfsbereitschaft starknach.<br />

Dass die bosnische Regierung trotz internationalen<br />

Drucks bislang keinen alternativen<br />

Standort bestimmt hat, liegt zum einen<br />

an der Angst, unpopuläre Entscheidungen<br />

zu treffen, die Wählerstimmen kosten, zum<br />

anderen an der föderalistischen Struktur.<br />

„Keiner übernimmt Verantwortung für Entscheidungen.<br />

Jeder fühlt sich zunächst der<br />

Partei verpflichtet oder seinem Clan. Probleme<br />

werden nicht gelöst, sondern von einem<br />

zum anderen weitergegeben“, sagt PeterVander<br />

Auweraert, Koordinator der Internationalen<br />

Organisation für Migration in<br />

Bosnien. „Wir verhandeln seit Januar, weil<br />

die Probleme, die wir jetzt haben, absehbar<br />

waren.“ Es sei jedoch nicht gelungen, alle involvierten<br />

Parteien zu einer gemeinsamen<br />

Strategie zu bewegen. „Wir haben gehört, es<br />

soll neue Standorte in den Kantonen Sarajevound<br />

Tuszla geben, doch wir haben diese<br />

noch nicht gesehen.“ Die Entscheidung des<br />

Roten Kreuzes, die Versorgung in Vucjak zu<br />

beenden, kritisiert erheftig. „Wäre das Rote<br />

Kreuz dort gar nicht erst tätig geworden,<br />

wäre dieses Camp ohne Zelte, ohne Wasser<br />

undEssen in 14 Tagen kollabiertund die Probleme<br />

wären nicht entstanden. Wenn man<br />

sich auf so etwas einlässt, dann muss man<br />

wissen, man hält das durch.“<br />

Laut Schätzungen des Roten Kreuzes von<br />

Bosnien sind inden vergangenen Monaten<br />

rund 2500 junge Männer nach Vucjak gebracht<br />

worden. Die meisten versuchen, von<br />

dort aus so schnell wie möglich die Grenzezu<br />

überqueren.Gleich hinterVucjak beginnt die<br />

dicht bewaldete Pljesevica-Gebirgskette, die<br />

Bosnien von Kroatien trennt. Weil in diesen<br />

Wälderndie Polizeipräsenz groß ist, nehmen<br />

viele Flüchtlinge die Route, die auf einer<br />

KarteimCamp als landminenverseucht eingezeichnet<br />

ist. „Wenn du verzweifelt bist,<br />

gehst du jedes Risiko ein“, sagt HusseinB.Er<br />

ist seit drei Monaten in Vucjak und hat seither<br />

ein Dutzend Mal versucht hat, von dort<br />

zu entkommen. „Viermal haben sie mich<br />

hinter der Grenze erwischt. Die kroatische<br />

Polizei nimmt uns unsere Kleidung weg,<br />

Schuhe und Schlafsäcke, und verbrennt sie<br />

vor unseren Augen. Sie schicken uns barfuß<br />

zurück. Unddie anderen Male hatdie Polizei<br />

mich in Bihacvon derStraße geholt undwiederhierhergebracht.“<br />

Noch sind die Temperaturen herbstlich<br />

milde,dochein Sturmund heftige Regenfälle<br />

in den vergangenen Tagen haben in Vucjak<br />

einen Vorgeschmack darauf vermittelt, was<br />

geschehen wird,wenndasWetter umschlägt.<br />

Die Zelte haben dem Wind und dem Regen<br />

kaum standgehalten,Wasser ist hineingelaufen,<br />

an vielen Stellen sind sie aus ihren Verankerungen<br />

gerissen.<br />

In feuchteDecken gehüllt<br />

Im stetenRegen istesnicht möglich, Decken<br />

und Schlafsäcke zu trocknen. Die Flüchtlinge<br />

hüllen sich in diefeuchten Decken,um<br />

sich vor dem kalten Wind zu schützen, die<br />

Stimmung ist angespannt. „Ich will hier nur<br />

noch raus“, sagt Hussein B.„Die EUwird<br />

doch nicht zulassen, dass wir im Winter<br />

keine Bleibe haben“, fragt er hoffnungsvoll.<br />

Doch selbst wenn es der bosnischen Regierung<br />

gelingt, vorEinbruch desWinters und<br />

vor den Nachrichten über erste Kältetote einen<br />

alternativen Standort zu finden: Das<br />

Problemfür Una-Sana wirddadurch nicht gelöst.<br />

Im Frühjahr werden die Flüchtlinge wieder<br />

Richtung kroatische Grenze wandern.<br />

„Seit Anfang des vergangenen Jahres ist es<br />

schätzungsweise 43 000 Menschen gelungen,<br />

diese Grenzezuüberqueren. Ausder Perspektive<br />

der Flüchtlinge ist sie keinesfalls geschlossen.<br />

Sie werden also weiterhin durch<br />

Bosnien kommen“, sagt vander Auweraert.<br />

Gerald Knaus, Vorsitzender der Europäischen<br />

Stabilitätsinitiative (ESI) mit Sitz in<br />

Berlin, seit vielen Jahren wissenschaftlich auf<br />

dem Balkan tätig, sieht die Verantwortung<br />

für das humanitäre Drama in Bosnien auch<br />

innerhalb der EU. „Die Vorstellung mancher<br />

in der EU, man könne Flüchtlinge, die Griechenland<br />

verlassen, im Balkan fest- und davon<br />

abhalten, die EU zu erreichen, ist zum<br />

Scheiternverurteilt. Überdies ist dies mit erheblichem<br />

menschlichen Leid verbunden.“<br />

Es brauche nicht nur mehr Hilfe in Bosnien,<br />

sondern vor allem eine Strategie der EU, die<br />

Zahl der in Griechenland Ankommenden zu<br />

verringern.<br />

Andrea Jeska war schon in vielen<br />

Flüchtlingslagernweltweit. Die Zustände<br />

in Bihac haben sie dennoch erschüttert.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

USA machen Kehrtwende<br />

zu Gunsten Israels<br />

DieUS-Regierung vollzieht eine weitereKehrtwende<br />

in der Nahost-Politik<br />

und betrachtet den israelischen<br />

Siedlungsbau imWestjordanland<br />

nicht mehr kategorisch als völkerrechtswidrig.<br />

US-Außenminister<br />

Mike Pompeo sagte ,der Bauvon israelischen<br />

Siedlungen imWestjordanland<br />

sei„nicht per se unvereinbar<br />

mit internationalem Recht“. Der<br />

Schritt reiht sich ein in eine Serieeinseitig<br />

proisraelischer Entscheidungen<br />

der Regierung vonPräsident Donald<br />

Trump.Die EU wirdsich dem<br />

US-Kurswechsel nicht anschließen.<br />

DieUSA hätten nicht das Recht, Resolutionen<br />

des internationalen Rechts<br />

aufzuheben oder jüdischen Siedlungen<br />

Rechtmäßigkeit zuzusprechen,<br />

sagte die EU-Außenbeauftragte Federica<br />

Mogherini. (dpa)<br />

Einigung im Streit über<br />

EU-Haushalt für 2020<br />

Im Streit über den EU-Haushalt für<br />

2020 gibt es eine Einigung. Regierungsvertreter<br />

aus den 28 Mitgliedstaaten<br />

verständigten sich am Montagabend<br />

mit Europaabgeordneten<br />

darauf, im nächsten Jahr mehr als<br />

153,6 Milliarden Euro für Auszahlungen<br />

bereitzustellen, wie Diplomaten<br />

und Parlamentarier bestätigten. Zusätzliches<br />

Geld soll es unter anderem<br />

für den Klimaschutz, den Kampf gegen<br />

Jugendarbeitslosigkeit und Digitalisierung<br />

geben. (dpa)<br />

Russland gibt Ukraine drei<br />

Kriegsschiffe zurück<br />

Ein ukrainisches Schiff (r.) wird aus dem<br />

Hafen von Kertsch geschleppt. DPA/KRYM 24 TV<br />

Russland hat der Ukraine drei voreinem<br />

Jahr beschlagnahmte Kriegsschiffe<br />

zurückgegeben. Wiedas Außenministerium<br />

in Moskau mitteilte,erfolgte<br />

die Übergabe nach<br />

Abschluss der Ermittlungen zu der<br />

voreinem Jahr begangenen Grenzverletzung<br />

durch die ukrainische<br />

Marine.Die 24 damals festgesetzten<br />

Matrosen waren bereits Anfang September<br />

nach einem Gefangenenaustausch<br />

zwischen Kiew und Moskau<br />

in ihreukrainische Heimat zurückgekehrt.<br />

(AFP)<br />

Clan-Chef Miri klagt gegen<br />

negativen Asylbescheid<br />

DerAnwalt des in Abschiebehaft<br />

sitzenden libanesischen Clan-Mitglieds<br />

Ibrahim Miri hat einen Eilantrag<br />

und eine Klage gegen den<br />

negativen Asylbescheid für seinen<br />

Mandanten eingereicht. DieDokumente<br />

seien am vergangenen Freitag<br />

fristgerecht abgegeben worden,<br />

teilte das Bremer Verwaltungsgericht<br />

mit. DasGericht soll Eilanträge<br />

binnen einer Woche entscheiden,<br />

kann diese Zeit aber verlängern.<br />

(dpa)<br />

Parlament ohne Opposition<br />

in Weißrussland<br />

Nach derWahl inWeißrussland sind<br />

keine Oppositionspolitiker mehr im<br />

Parlament vertreten. Die110 gewählten<br />

Abgeordneten gehören alle Parteien<br />

an, die die Regierung des autoritären<br />

Präsidenten Alexander Lukaschenko<br />

unterstützen, wie aus den<br />

offiziellenWahlergebnissen hervorgeht.<br />

DieWahl habe einen„Mangel an<br />

Respekt für die demokratischenVerpflichtungen“<br />

gezeigt, sagte die Chefin<br />

der OSZE-Beobachtermission,<br />

Margareta Cederfelt. (dpa)<br />

Behandlungsfehler sind schwer nachzuweisen –auch deswegen dauernSchadenersatzprozesse oft mehrere Jahre.<br />

Schweigen und Desinteresse<br />

Nurseltenführen Behandlungsfehler zu Urteilen gegen Ärzte. Diejuristischen Hürden für Patientensindhoch<br />

VonTim Szent-Ivanyi<br />

Irgendwann in jenen dramatischen<br />

Tagen im Frühjahr 2014<br />

verliert Renate Grandzinski<br />

jegliche Zuversicht. Sie kann<br />

nicht mehr, bricht zusammen. „Ich<br />

dachte, ich verliere meinen Mann“,<br />

erinnert sich die heute 75-Jährige.<br />

Klaus Grandzinski liegt zu diesem<br />

Zeitpunkt in einem Krankenhaus, er<br />

ist verwirrt, verfällt körperlich immer<br />

weiter – doch niemand weiß,<br />

was ihm fehlt. Nur ein kleiner, eigentlich<br />

harmloser Eingriff war vorgenommen<br />

worden. Doch jetzt geht<br />

es um Leben und Tod. Schon früh<br />

hatte Renate Grandzinski den Verdacht,<br />

dass bei der OP irgendetwas<br />

schiefgelaufen sein muss. Aber sie<br />

rennt gegen eine Mauer des Schweigens<br />

und des Desinteresses.<br />

Erst viel später wird klar: Ihr<br />

Mann ist tatsächlich Opfer eines Behandlungsfehlers<br />

geworden.<br />

Klaus Grandzinski hat überlebt.<br />

Doch aus dem einst rüstigen Senior<br />

ist ein schwerkranker Mann geworden,<br />

dessen Nerven geschädigt sind<br />

und der nur noch sehr mühsam laufen<br />

kann. Dabei hatte das Ehepaar<br />

große Pläne. Ein altes Bauerngehöft<br />

in der Nähe von Potsdam hatten sie<br />

gekauft, im früheren Pferdestall betrieben<br />

der ehemalige Schulamtsleiter<br />

und seine Frau eine kleine Bücherbörse,inder<br />

man bei Kaffee und<br />

Wein lesen und über Literatur diskutieren<br />

konnte. Einfach zur Ruhe setzen,<br />

das war nichts für die beiden.<br />

„Wir hatten noch viel vorinunserem<br />

Leben“, sagt der 81-Jährige.<br />

Im Krankenwagen nach Hause<br />

Die verpfuschte Operation setze<br />

dem ein jähes Ende. Die Bücherbörse<br />

musste das Ehepaar schließen,<br />

den Hof verkaufen. Klaus Grandzinski<br />

musste rund um die Uhrgepflegt<br />

werden, noch immer ist er täglich in<br />

der Reha. Bis heute kämpft das Ehepaar<br />

um Schadensersatz. Der Fall<br />

zeigt exemplarisch, wie schwierig es<br />

für Patienten ist, ihre Rechte durchzusetzen.<br />

Was die Grandzinskis von den<br />

dramatischen Tagen des Jahres 2014<br />

berichten, weckt Zweifel am angeblich<br />

so vorbildlichen deutschen Gesundheitswesen.<br />

Klaus Grandzinski<br />

leidet damals an Problemen beim<br />

Wasserlassen, für den Eingriff am<br />

Harnleiter geht er im April 2014 für<br />

ein paar Tage ins Krankenhaus.Nach<br />

der Operation wird seine Frau von<br />

der Klinik informiert: DerEingriff sei<br />

gut gelaufen, alles sei in Ordnung.<br />

Doch als sie ins Krankenhaus<br />

kommt, bietet sich ihr ein anderes<br />

Bild: Ihrem Mann geht es erkennbar<br />

schlecht, er halluziniert. „Die Ärzte<br />

haben mich beruhigt und gesagt, er<br />

habe wahrscheinlich die Narkose<br />

nicht vertragen“, sagt sie. Der Zustand<br />

verschlechtert sich. Klaus<br />

Grandzinski fällt aus dem Bett –und<br />

uriniert im Krankenhausflur gegen<br />

eine Wand, weil er glaubt, auf der<br />

Toilette zu sein. „Spätestens da hätten<br />

die Ärzte doch merken müssen,<br />

dass etwas nicht stimmt“, sagt seine<br />

Frau heute. Klaus Grandzinski wird<br />

untersucht, doch angeblich finden<br />

die Mediziner nichts. Schließlich<br />

wirderentlassen –obwohl er im Rücken<br />

extreme Schmerzen hat. „Das<br />

war völlig absurd. Wirsind mit der S-<br />

Bahn ins Krankenhaus gefahren –<br />

und mit dem Krankenwagen nach<br />

Hause“, erinnert sich die frühere<br />

Pädagogin.<br />

Wenige Tage später –die Schmerzenwaren<br />

immer schlimmer geworden<br />

–lässt sie ihren Mann in ein anderes<br />

Krankenhaus bringen. Auch<br />

dort wird er untersucht, doch die<br />

Ärzte finden nichts. Sie tippen auf<br />

psychische Ursachen.Ihr Mann solle<br />

sich nicht so anstellen, sagt einer der<br />

Klinikärzte zu Renate Grandzinski.<br />

„Gehen Sie mit ihm tanzen, dann<br />

gibt sich das“, wird ihr empfohlen.<br />

Nach 20 Tagen wirdihr Mann wieder<br />

nach Hause geschickt. Am Tagder<br />

Entlassung stürzt er im Klinikflur der<br />

Länge nach hin. Doch die Ärzte bleiben<br />

weiter dabei: alles nur psychische<br />

Probleme.<br />

EinBekannter vermittelt das Ehepaar<br />

Grandzinski schließlich an einen<br />

Arzt in der Schlosspark-Klinik in Berlin-Charlottenburg.<br />

Erst dort –rund<br />

drei Monate nach der ursprünglichen<br />

Operation –wird systematisch nach<br />

der Ursache geforscht. Schließlich<br />

werden die neuen Ärzte fündig: Bei<br />

der Operation am Harnleiter war es<br />

zu einer Infektion gekommen. Siehat<br />

nicht nur den gesamten Körper extrem<br />

geschwächt, sondern zweiWirbelkörper<br />

fast völlig zersetzt. In einer<br />

umfangreichen Operation müssen<br />

mehrereStäbe eingesetzt werden, um<br />

die Wirbelsäule zu stabilisieren. „Ich<br />

bin dem Tod von der Schippe gesprungen“,<br />

sagt Klaus Grandzinski.<br />

Rechtzeitig bemerkt, hätte man die<br />

Infektion leicht mit Antibiotika bekämpfen<br />

können.<br />

„Ich möchte verhindern,<br />

dass es anderen so<br />

ergeht wie mir.“<br />

Auf 60000 Euro Schadensersatz<br />

hat Grandzinski die erste Klinik verklagt.<br />

Doch die Erfolgsaussichten<br />

sind unklar.Denndas deutsche Arzthaftungsrecht<br />

macht es Opfern von<br />

Behandlungsfehlern extrem schwer,<br />

Ansprüche durchzusetzen. Zwar<br />

hatte die schwarz-gelbe Koalition in<br />

ihrer Regierungszeit zwischen 2009<br />

und 2013 ein Patientenrechtegesetz<br />

verabschiedet. Dort wurde allerdings<br />

nur das in Gesetzesform gegossen,<br />

was längst an Gerichten<br />

Rechtspraxis war. Substanziell<br />

wurde für die Patienten praktisch<br />

nichts geändert.<br />

Hierzulande müssen zur Durchsetzung<br />

von Schadensersatzansprüchen<br />

zwei hohe Hürden überwunden<br />

werden. Zunächst muss der geschädigte<br />

Patient nachweisen, dass<br />

es überhaupt einen Behandlungsfehler<br />

gegeben hat. Steht das fest,<br />

muss der Patient zusätzlich mit einer<br />

„weit überwiegenden Wahrscheinlichkeit“<br />

nachweisen, dass dieser<br />

Fehler tatsächlich für den Schaden<br />

verantwortlich ist. In Zahlen ausgedrückt<br />

wäre das eine Wahrscheinlichkeit<br />

von über 95 Prozent. Doch<br />

Klaus Grandzinski<br />

ist seit einer nicht erkannten Infektion nach einer Operation ein Pflegefall.<br />

dieser zweifelsfreie Beweis ist fast nie<br />

zu erbringen. Denn in der Regel gibt<br />

es irgendwelche Vorerkrankungen,<br />

die ebenfalls als Ursache infrage<br />

kommen können.<br />

„Es herrscht keine Waffengleichheit<br />

zwischen Patient und Arzt“, beklagt<br />

Grandzinskis Anwältin Eva<br />

Ohlsberg, eine Spezialistin für Medizinrecht<br />

aus Berlin. Dazu kommt<br />

nach ihrer Erfahrung, dass sich die<br />

Haftpflichtversicherungen der Ärzte<br />

immer hartleibiger verhalten. „Die<br />

sitzen das aus. Vergleiche durchzusetzen<br />

gelingt häufig nur noch nach<br />

zähen Verhandlungen“, beobachtet<br />

Ohlsberg. In der ersten Instanz dauern<br />

Klageverfahren in der Regel um<br />

die vier Jahre, in der zweiten Instanz<br />

kommen noch einmal zwei dazu,<br />

weiß Ohlsberg aus ihrer Berufspraxis.<br />

„Aber das stehen viele geschädigte<br />

Patienten oft gar nicht mehr<br />

durch. Man darf nicht vergessen,<br />

dass diese Menschen krank sind“,<br />

sagt sie.<br />

Schon seit Jahren fordern Patientenvertreter,<br />

Krankenkassen und<br />

Rechtsexperten, die Beweislast für<br />

die Patienten abzusenken. So soll für<br />

den Nachweis dafür, dass der Behandlungsfehler<br />

den Schaden verursacht<br />

hat, wie in einigen anderen<br />

EU-Staaten, die überwiegende<br />

Wahrscheinlichkeit reichen, also<br />

mehr als 50 Prozent.<br />

Grandzinski will keinen Deal<br />

BLZ<br />

Zudem wird ein Härtefallfonds für<br />

Opfer von Behandlungsfehlern gefordert–auch<br />

mit Blick auf die langwierigen<br />

Gerichtsprozesse. Aus dem<br />

Fonds könnten zum Beispiel unbürokratisch<br />

und schnell Umbauten in<br />

der Wohnung finanziert werden,<br />

wenn ein geschädigter Patient auf einen<br />

Rollstuhl abgewiesen ist.<br />

Obwohl die Prüfung eines derartigen<br />

Fonds im Koalitionsvertrag<br />

steht, haben Union und SPD hier<br />

noch nichts unternommen. Die Sozialdemokraten<br />

haben zumindest<br />

angekündigt, das Thema Patientenrechte<br />

im kommenden Jahr anzugehen:<br />

„Es gibt Handlungsbedarf“,<br />

räumt die gesundheitspolitische<br />

Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion,<br />

Sabine Dittmar, ein. Viel<br />

Zeit ist allerdings nicht mehr in dieser<br />

Legislaturperiode.<br />

Der Prozess von Klaus Grandzinski<br />

dauert nun schon viereinhalb<br />

Jahre. Die Klinik, die den Harnleiter<br />

operiert hat, beharrt darauf, alles<br />

richtig gemacht zu haben. Manhabe<br />

die Infektion nicht erkennen können,<br />

lautet die Argumentation. Anwältin<br />

Ohlsberg wirft dem Krankenhaus<br />

hingegen vor, dass die bei Klaus<br />

Grandzinski erhobenen Entzündungsdaten<br />

sofort weitere Untersuchungen<br />

nötig gemacht hätten. Diese<br />

seien aber versäumt worden.<br />

So geht es seit Jahren hin und her,<br />

immer neue Gutachten werden zurate<br />

gezogen. Kürzlich hat das Gericht<br />

einen Vergleichsvorschlag gemacht:<br />

6500 Euro,also nur rund ein<br />

Zehntel der geforderten Summe,soll<br />

Grandzinski als Schmerzensgeld bekommen.<br />

Er hat abgelehnt.<br />

„Mir geht es doch gar nicht ums<br />

Geld“, sagt er.Zwar habe er längst die<br />

Hoffnung aufgegeben, dass sich die<br />

Ärzte bei ihm entschuldigen. Doch<br />

er möchte jetzt eine klare Entscheidung<br />

des Gerichtes, keinen Deal.<br />

Den Verantwortlichen solle gezeigt<br />

werden, dass man so mit Menschen<br />

nicht umgehen könne, dass solche<br />

Fehler nicht passieren dürften: „Ich<br />

möchte verhindern, dass es anderen<br />

so ergeht wie mir.“<br />

TimSzent-Ivanyi hält es für<br />

skandalös, dass Patientenrechte<br />

so schwach sind.<br />

Alles dreht<br />

sich um<br />

Olaf Scholz<br />

Letzte Diskussionsrunde<br />

vor der SPD-Stichwahl<br />

VonTobias Peter<br />

Olaf Scholz, Klara Geywitz, NorbertWalter-Borjans<br />

und Saskia Esken (v.l.) DPA<br />

Jetzt reicht es Klara Geywitz, der<br />

Kandidatin, die gemeinsam mit<br />

Vize-Kanzler Olaf Scholz für den<br />

SPD-Vorsitz kandidiert. Jetzt spricht<br />

sie, die gelegentlich ein bisschen<br />

säuselnd klingt, äußerst druckvoll.<br />

Undatemlos.<br />

Der Grund für ihre Aufregung:<br />

Norbert Walter-Borjans, der mit Saskia<br />

Esken gegen Scholz und Geywitz<br />

antritt, hat gerade in der Sonderausgabe<br />

des <strong>Berliner</strong> Salons des Redaktionsnetzwerks<br />

Deutschland und des<br />

Fernsehsenders Phoenix gesagt: „Die<br />

Menschen wollen auch sehen, dass<br />

wir personell einen Neuanfang machen.“<br />

Die Brandenburger PolitikerinGeywitz<br />

hält dem früheren nordrhein-westfälischen<br />

Finanzminister<br />

entgegen: „Ich finde, dass duesdir<br />

einfach machst.“ Die Sozialdemokratie<br />

habe europaweit Probleme.<br />

„Ich lasse es dir nicht ständig durchgehen,<br />

dass du sagst: ‚Das größte<br />

existierende Problem der Sozialdemokratie<br />

ist Olaf Scholz“‘, sagt sie.<br />

Der Kampf um den SPD-Vorsitz<br />

befindet sich in seiner letzten Runde.<br />

Auf 23Regionalkonferenzen haben<br />

sieben Kandidatenduos und ein Einzelbewerber<br />

um die Zustimmung<br />

der SPD-Mitglieder geworben. Ein<br />

Verfahren, das oft mit einer Casting-<br />

Show verglichen wurde. Sogesehen<br />

ist das TV-Duell am Montagabend,<br />

moderiertvon Julia Grimm und Gordon<br />

Repinski, das Finale.<br />

Ab Dienstag müssen die SPD-Mitglieder<br />

in einer Stichwahl entscheiden:<br />

Entweder diePartei wirdkünftig<br />

von Geywitz und Scholz geführt –<br />

oder von der Bundestagsabgeordneten<br />

Saskia Esken und Walter-Borjans.<br />

Es werden Gemeinsamkeiten und<br />

Unterschiede deutlich an diesem<br />

Abend. Beide Teams unterstreichen,<br />

dass sie einen Mindestlohn von<br />

zwölf Euro wünschen. Beide Teams<br />

machen klar, dass sie gute Renten<br />

wollen –auch wenn Walter-Borjans<br />

hier noch etwas mehr fordert als<br />

Scholz. Undbeide Teams unterstreichen,<br />

dass sie sich von Verteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer (CDU) nicht einen Kurs<br />

aufzwingen lassen wollen, bei dem<br />

offensiver als bisher deutsche Soldaten<br />

ins Ausland geschickt werden.<br />

Unterschiede werden beim<br />

Thema Haushaltspolitik klar –hier<br />

zücken die Kandidaten die Einspruchskarten,<br />

die ihnen vorab gegeben<br />

wurden für den Fall, dass ihnen<br />

an den Argumenten der Gegenseite<br />

etwas aufstößt. Walter-Borjans<br />

betont: „Wir dürfen uns nicht versündigen<br />

an der nächsten Generation.“<br />

Damit meint er aber nicht, es<br />

dürften keine Schulden gemacht<br />

werden. Ihm sind Investitionen<br />

wichtiger als ein ausgeglichener<br />

Haushalt. Finanzminister Scholz betont<br />

dagegen, wie viel Geld der Bund<br />

unter seiner Regie investiere, ohne<br />

sich in Schulden zu stürzen.<br />

Für Scholz geht es bei der Stichwahl<br />

um alles.Esist bekannt, dass der<br />

Finanzminister sich für kanzler-tauglich<br />

hält.Verlierter, sind seinen Ambitionen<br />

ein Ende gesetzt. DerHanseat<br />

trat zuletzt leidenschaftlicher auf, als<br />

die Partei es vonihm gewohnt ist –so<br />

auch an diesem Abend.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Kampfzone Hongkong<br />

Schüsse, Tränengas, Brandbomben –die Schlachten zwischen Demokratiebewegung und Polizei spalten die chinesische Sonderwirtschaftszone<br />

VonFabian Kretschmer und<br />

Michael Pohl, Hongkong<br />

Das sind die Szenen, die<br />

auch den moderaten<br />

Teil der Hongkonger Zivilgesellschaft<br />

wütend<br />

machen: Mehrere Dutzend junger<br />

Menschen in gelben Signalwesten<br />

sitzen auf dem nackten Asphalt, die<br />

Hände hinterm Rücken gefesselt,<br />

eingepfercht zwischen Bereitschaftspolizisten<br />

und Absperrbändern.<br />

Sie sind in der Nacht zu Montag<br />

festgenommen worden – aber<br />

sie sind keine gewalttätigen Aktivisten.<br />

IhrVerbrechen: Siesind freiwillige<br />

Helfer, die verwundete Demonstranten<br />

verarzten.<br />

MitPfeil und Bogen gegen Polizisten<br />

Demonstranten in Hongkong schützen sich mit Regenschirmen auf dem Campus der<br />

Polytechnischen Universität vor den Wasserwerfernder Polizei.<br />

DPA/KYODO<br />

„Das ist ungeheuerlich! Die Hongkonger<br />

Regierung hat die Kontrolle<br />

über ihre Polizei verloren. Ein Blutbad<br />

bahnt sich an“, twitterte der 23-<br />

jährige Joshua Wong, das mediale<br />

Gesicht der Protestbewegung. Der<br />

Student fürchtet sich zu Recht. Aber<br />

es liegt nicht an der Gewaltbereitschaft<br />

der Polizei allein. Auch ein<br />

Großteil der Protestierenden geht<br />

nicht eben zimperlich vor. Schlagstöcke,Wasserwerfer<br />

und Tränengas<br />

sind die Waffen der Polizei. Brandbomben,<br />

Ziegelsteine, Pfeil und Bogen<br />

die der Protestierer.<br />

Was im Juni noch zaghaft als<br />

friedliche Demonstration für den Erhalt<br />

demokratischer Rechte in Hongkong<br />

begann, ist zum Überlebenskampf<br />

geworden. Für beide Seiten.<br />

Für die Regierung der chinesischen<br />

Sonderverwaltungszone wie für die<br />

Demokratiebewegung.<br />

Hongkong ist in diesen Tagen der<br />

ausufernden Gewalt eine geteilte<br />

Stadt. Im Stadtteil Central etwa, dem<br />

Banken- und Geschäftsviertel, ist an<br />

diesem Montag alles wie immer: auf<br />

den Straßen hektisches Treiben, in<br />

den Einkaufszentren wie der riesigen<br />

IFC Mall am Hafen volle Cafés und<br />

Geschäfte.Der Protest auf dem Campus<br />

der Polytechnischen Universität<br />

auf der anderen Seite des Victoria<br />

Harbours scheint weit weg zusein.<br />

In den U-Bahnen aber starren viele<br />

Hongkonger auf ihre Mobiltelefone,<br />

wollen auf dem Laufenden sein über<br />

jede Bewegung in der Schlacht zwischen<br />

Demonstranten und Polizei.<br />

Lee, ein Mittzwanziger, der in einem<br />

der Coffeeshops in Central als<br />

Barista arbeitet, räumt ein, vor Wochen<br />

selbst auf der Straße gewesen zu<br />

sein –damals, als die Proteste noch<br />

friedlich verliefen. Wird er sich noch<br />

mal beteiligen? Er weicht aus: „Vor allem<br />

arbeite ich erst einmal hier.“<br />

In anderen Teilen Hongkongs ist<br />

der Alltag indes schon längst zum Erliegen<br />

gekommen. Die Nathan Road<br />

in Kowloon ist normalerweise eine<br />

der meistbesuchten Straßen der früheren<br />

Kronkolonie. Touristen drängen<br />

sich hier dicht an dicht in den<br />

zahlreichen Geschäften, Restaurants<br />

und Apotheken, um Souvenirs, Anzüge<br />

oder vermeintliche Markenware<br />

zu kaufen. Am Montag aber sah es aus<br />

wie voreinem angekündigten Sturm:<br />

Rollläden an Geschäften waren heruntergezogen,<br />

Restaurants machten<br />

dicht. Die meisten Menschen zogen<br />

in langen Reihen zu den U-Bahn-Stationen<br />

imWesten der Hauptverkehrsstraße<br />

– während junge Leute mit<br />

Mundschutz und Regenschirmen zur<br />

selben Zeit in Richtung Osten gingen.<br />

Dorthin, wo auch die Polytechnische<br />

Universität liegt. Am Abend war klar,<br />

warum: In der Nähe der Uni hatten<br />

Protestierende weitere Straßensperren<br />

errichtet. Undder harte Kern der<br />

Protestbewegung bereitete sich auf<br />

die zweite Nacht der Belagerung der<br />

Polytech vor.<br />

Besetzte Hochschule<br />

Die größte staatlich finanzierte<br />

Hochschule ist als letzte noch von<br />

Aktivisten besetzt, doch die Lage ist<br />

dramatisch: DieVersorgung ist abgeschnitten;<br />

vorallem Trinkwasser,Lebensmittel<br />

und medizinische Ausrüstung<br />

werden knapp. Die Aktivisten<br />

sitzen fest, eine Flucht ohne Verhaftung<br />

scheint unmöglich: An den<br />

Ausgängen wartet die Polizei mit<br />

Tränengasgeschossen. Studenten,<br />

die sich hinauswagen, werden zurückgedrängt.<br />

Entweder alle geben<br />

auf – oder alle bleiben drin. Das<br />

scheint die Taktik zu sein.<br />

Ein halbes Jahr hält der Protest<br />

gegen die Aushöhlung der demokratischen<br />

Freiheiten Hongkongs durch<br />

Festlandchina bereits an. Die noch<br />

junge Woche steuert womöglich auf<br />

die brutalsten Auseinandersetzungen<br />

in diesem Konflikt zu. Allein bis<br />

Montagmittag hat die Bereitschaftspolizei<br />

rund 150 Demonstranten<br />

festgenommen. Auch Journalisten<br />

sind verhaftet worden. Die Gewalt<br />

hat sich seit dem Wochenende vor<br />

allem auf die Universitäten verlagert.<br />

Die Polizei hatte bei den Gefechten<br />

an der Polytechnischen Universität<br />

angedroht, vonihremWaffenrecht<br />

Gebrauch zu machen. „Wir haben<br />

keine andereWahl, als die nötige Gewalt<br />

anzuwenden, um der Situation<br />

Herr zu werden“, sagte der Leiter der<br />

Hongkonger Polizei, Louis Lau. „Kaltblütige<br />

Randalierer“ seien die Aktivisten.<br />

Diese wiederum setzten eine Zugangsbrücke<br />

zum Campus in Brand<br />

und schossen mit scharfen Pfeilen<br />

auf die Polizei; ein Pfeil drang einem<br />

Beamten tief ins Bein ein.<br />

„Die zunehmende Gewalt der<br />

Proteste und die daraus resultierenden<br />

Verletzungen von unbeteiligten<br />

Personen ist alarmierend, doch die<br />

harte Reaktion der Polizei gegenüber<br />

größtenteils friedlichen Demonstranten<br />

während der letzten Monate<br />

ist der Hauptgrund für die Eskalation“,<br />

sagt Man-Kei Tam, Leiter von<br />

Amnesty International Hongkong.<br />

Menschlichkeit der Machteliten sei<br />

gefragt, doch stattdessen würden<br />

diese mit Tränengas, Schlägen und<br />

der Androhung tödlicher Gewalt<br />

antworten.<br />

Opposition belagert<br />

Parlament in Tiflis<br />

Reform des georgischen Wahlrechts gescheitert<br />

VonStefan Scholl<br />

„Wir unterstützen<br />

voll das Recht<br />

auf friedliche<br />

Versammlung<br />

und freie<br />

Meinungsäußerung.“<br />

Aus einer gemeinsamen Erklärung<br />

der US-Botschaft und der EU<br />

Gegen 17 Uhr amSonntag gingen<br />

die Sicherheitskräfte zum Angriff<br />

über.Die mit Helmen, Schildernund<br />

Gummiknüppeln ausgerüsteten Polizisten<br />

stürmten das Zeltlager der Opposition<br />

vor dem Parlament in Tiflis<br />

und drängten mehrere Hundert Demonstranten<br />

ab.Dabei wurden Wasserwerfer<br />

eingesetzt und etwa 20<br />

Menschen festgenommen. Etwa ein<br />

Dutzend Oppositionelle setzte sich<br />

auf den Asphalt des Rustawelli-Boulevards<br />

vor dem Parlament, um den<br />

Vormarsch der Polizei aufzuhalten.<br />

Seit der Nacht auf Sonntag hatten<br />

die Demonstranten unter Führung<br />

mehrerer Oppositionsabgeordneter<br />

das Parlament belagert. Sie verweigerten<br />

Abgeordneten der Regierungspartei<br />

Georgiens Traum den Zutritt<br />

und erklärten, sie wollten das Gebäude<br />

so lange blockieren, bis die Regierung<br />

die gemeinsamen Forderungen<br />

vonüber 20 meist westlich orientierten<br />

Oppositionsparteien erfüllt:<br />

vorgezogene Neuwahlen nach dem<br />

Verhältniswahlrecht, den Rücktritt<br />

der Regierung und die Reorganisation<br />

der ZentralenWahlkommission.<br />

Die Straßenproteste waren am<br />

Donnerstag ausgebrochen. An diesem<br />

Tagscheiterte im Parlament zur<br />

allgemeinen Überraschung eine<br />

lange angekündigte Verfassungsänderung,<br />

die das gemischte durch ein<br />

Verhältniswahlrecht ersetzen sollte.<br />

Der Oligarch und Chef der Regierungspartei<br />

Georgischer Traums<br />

Bidsina Iwanischwili, der als starker<br />

Mann Georgiens gilt, hatte die Wahlreform<br />

persönlich in Aussicht gestellt.<br />

Dann aber enthielten sich<br />

zahlreiche seiner Abgeordneten, sodass<br />

die Änderung nur 101 der 113<br />

nötigen Stimmen erhielt.<br />

Außer der Opposition glaubt<br />

auch ein Großteil der Öffentlichkeit<br />

an ein abgekartetes Spiel. Es gilt als<br />

offenes Geheimnis, dass das gemischte<br />

Wahlrecht, bei dem 77 Sitze<br />

über die Parteilisten, 73 aber in<br />

Mehrheitswahlkreisen vergeben<br />

werden, Iwanischwilis finanzkräftige<br />

Direktkandidaten bevorteilt. „Bei<br />

den vergangenen Parlamentswahlen<br />

haben in allen Mehrheitswahlkreisen<br />

Kandidaten der regierenden Partei<br />

gewonnen“, konstatiertdas Informationsportal<br />

Grusija Online.„Eben<br />

darum haben praktisch alle Oppositionsparteien<br />

ständig den Übergang<br />

vom gemischten zum Verhältniswahlrecht<br />

gefordert. Und eben<br />

darum hat der Georgische Traum,<br />

der seit 2016 feierlich verspricht, das<br />

gemischte Wahlsystem abzuschaffen,<br />

das noch nicht getan.“<br />

Auch gemäßigte Oppositionelle<br />

wie Lewan Berdsenischwili, früher<br />

Sowjetdissident und Gründer der<br />

Republikanischen Partei, sind empört<br />

über den Rückzieher der Parlamentarier<br />

Iwanischwilis. „Sie verhöhnen<br />

die Opposition, die Jugend,<br />

die gesamte Bevölkerung“, sagte er<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Die Botschaft der USA und die<br />

Delegation der EU in Georgien kritisierten<br />

in einer gemeinsamen Erklärung<br />

„die Unfähigkeit des Parlaments,<br />

die Verfassungsänderungen<br />

zu beschließen, die für den vollen<br />

Übergang zu einem Verhältniswahlrecht<br />

bei den Parlamentswahlen<br />

2022 nötig sind“ und äußerten ihr<br />

Verständnis für „die tiefe Enttäuschung<br />

eines Großteils der georgischen<br />

Gesellschaft.“<br />

Vonhier:klimaneutrale Wärme<br />

fürs Quartier.<br />

Das Märkische Viertel ist das größte<br />

zusammenhängende Wohngebiet in<br />

Deutschland, das komplett mit Warmwasser<br />

und Wärme aus regionaler<br />

Biomasse versorgt wird. Zusammen mit<br />

der GESOBAU beliefert Vattenfall hier<br />

rund 13.500 Wohnungen.<br />

Für ein fossilfreies Leben innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Mehr auf vattenfall.de/fossilfrei


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

19.8.19<br />

19.8.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 13207,01 (–0,26 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

19.8.19<br />

Stand der Daten:18.11.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

18.11.19<br />

▼ 62,22 (–1,94 %)<br />

18.11.19<br />

▲ 1,1061 (+0,24 %)<br />

Quelle<br />

18.11.19<br />

aus DAXund MDAX vom18.11.zum Vortag<br />

Qiagen 36,90 +8,34 WWWWWWWWWWW<br />

MorphoSys 102,20 +7,47 WWWWWWWWWW<br />

RWESt. 26,66 +3,70 WWWWW<br />

Dt. Wohnen Inh. 35,68 +3,33 WWWWW<br />

Vonovia NA 47,83 +2,05 WWW<br />

Sartorius Vz. 182,90 +2,01 WWW<br />

Verlierer<br />

aus DAXund MDAX vom18.11.zum Vortag<br />

K+S NA 10,80 WWWWWW –4,13<br />

Volkswagen Vz. 175,94 WWWWWW –4,10<br />

Dürr 28,26 WWWW –2,42<br />

Lanxess 62,58 WWW –2,04<br />

Fuchs Petrolub Vz. 40,10 WWW –1,86<br />

BMW St 73,18 WWW –1,84<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 18.11. ±% z. 15.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –0,18<br />

3719/2909 3704,92<br />

CAC 40(FR) – 0,16<br />

5948/4556 5929,79<br />

S&P UK(UK) +0,06<br />

1562/1323 1473,96<br />

RTS (RU) – 0,44<br />

1488/1033 1443,02<br />

IBEX (ES) –0,04<br />

9588/8286 9258,00<br />

Dow Jones (US) +0,03<br />

28041/21713 28013,33<br />

Bovespa (BR) +0,57<br />

109672/83892107161,43<br />

Nikkei (JP) +0,49<br />

23591/18949 23416,76<br />

Hang Seng (HK) +1,22<br />

30280/24897 26644,60<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,49<br />

1657/1390 1637,51<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,40 0,40<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />

PSA Direktbank **<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,25 0,25<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,13 0,13 0,12<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Zentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz.<br />

Von Ruppert Mayr<br />

Machtkampf im Tower<br />

Verkehrsminister und Aufsichtsratschef der Bahn sollen Ablösung des Finanzvorstandsbetrieben haben<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Der Aufsichtsrat der Deutschen<br />

Bahn hat am Montag<br />

in einer Sondersitzung<br />

über Lösungen für<br />

den wochenlangen Führungsstreit<br />

an der Konzernspitze beraten. Am<br />

Nachmittag teilte das Unternehmen<br />

mit, Finanzvorstand Alexander Doll<br />

werde das Unternehmen zum Jahresende<br />

verlassen –und zwar „im<br />

gegenseitigen Einvernehmen“, wie<br />

es hieß. Die Arbeitnehmervertreter<br />

im Aufsichtsgremium enthielten<br />

sich nach Informationen des RedaktionsNetzwerks<br />

Deutschland (RND)<br />

bei der Abstimmungüber die Personalie.<br />

Sie forderten Vorkehrungen,<br />

damit sich Ähnliches nicht wiederholen<br />

könne.<br />

„Wir bedauern sein Ausscheiden<br />

und haben hohen Respekt vorseiner<br />

Entscheidung“, sagte Aufsichtsratschef<br />

Michael Odenwald. Doll habe<br />

den Verkaufsprozess für die Auslandstochter<br />

Arriva „professionell<br />

aufgesetzt und vorangetrieben“. Der<br />

scheidende Finanzvorstand erklärte,<br />

nur wenn alle Beteiligten „im gegenseitigenVertrauenundmiteinemgemeinsamen<br />

Verständnis an einem<br />

Strang ziehen“, könne die Bahn ein<br />

besseres Unternehmenwerden.<br />

Doch genauandiesem Vertrauen<br />

zwischen den Beteiligten hatte es zuletzt<br />

gefehlt. Bereits am vergangenen<br />

Freitag unterzeichnete Doll einen<br />

Auflösungsvertrag. Die Führung des<br />

Kabinett entlastet Betriebsrentner<br />

Auch der Beitrag zur Arbeitslosenversicherungsoll im neuenJahrsinken<br />

Unternehmens um Bahnchef Richard<br />

Lutz hatte dem 49-jährigen<br />

Manager entgegen der Darstellung<br />

nach der Aufsichtsratssitzung Fehler<br />

und Versäumnisse in Zusammenhang<br />

mit dem geplanten und inzwischen<br />

gestoppten Verkauf der Auslandstochter<br />

Arriva vorgeworfen.<br />

Doll bestritt die Vorwürfe nach Informationen<br />

des RND jedoch intern.<br />

Ob der Machtkampf nun ausgestanden<br />

ist, dürfte sich bald zeigen.<br />

Insbesondere Bundesverkehrsminister<br />

Andreas Scheuer (CSU) und<br />

Aufsichtsratschef Odenwald sollen<br />

die Ablösung Dolls hinter den Kulissen<br />

betrieben haben. Die Auseinandersetzung<br />

hatte den hoch verschuldetenStaatskonzernineiner<br />

sensiblen<br />

Phase schwer belastet. Die Krise<br />

der Güterverkehrssparte war in den<br />

vergangenen Wochen immer augenfälliger<br />

geworden.<br />

DieVerantwortung für diesen Bereich<br />

im Vorstand, die bisher ebenfalls<br />

Doll getragen hatte, soll ab Anfang<br />

2020 die bisherige Chefin der<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehrsbetriebe (BVG),<br />

Sigrid Nikutta, übernehmen. Vor der<br />

Entscheidung soll Bahnchef Lutz<br />

Doll erfolglos gedrängt haben, das<br />

Finanzressort abzugeben und sich<br />

künftig nur noch auf das RessortGüterverkehr<br />

zu konzentrieren.<br />

Der Arriva-Verkauf hatte dem finanziell<br />

angeschlagenen Bahnkonzern<br />

wieder Luft verschaffen sollen.<br />

Doch über die Umstände, die zum<br />

Scheitern des Deals führten, gehen<br />

die Darstellungen auseinander. In<br />

Unternehmenskreisen hieß es am<br />

vergangenen Freitag, Doll habe in<br />

„Wir wollen eine Versachlichung<br />

der Debatte. Sowie bisher<br />

geht es nicht weiter im Vorstand.“<br />

Torsten Westphal, EVG-Chef<br />

einer Aufsichtsratssitzung am<br />

18. Oktober mitgeteilt, bei den Vorbereitungen<br />

für den Verkauf vonArriva<br />

laufe „alles nach Plan“, es gebe<br />

mehreregute Angebote.<br />

Kurz danach habe der ehemalige<br />

Investmentbanker jedoch im Vorstand<br />

eingeräumt, in seiner Kalkulation<br />

Rückstellungen für die Altersvorsorge<br />

von Arriva-Mitarbeitern in<br />

trag bezahlen, wenn die Rente über<br />

der Freigrenze liegt. Wer eine Betriebsrente<br />

von318 Euro bezieht, was<br />

dem Doppelten des Freibetrags entspricht,<br />

muss folglich künftig den<br />

halben Krankenkassenbeitrag bezahlen.<br />

60 Prozent der Betriebsrentner<br />

bekommen weniger als<br />

318 Euro –sie müssen also künftig<br />

höchstens den halben Satz bezahlen.<br />

AufihreBetriebsrente müssen die<br />

Empfänger der Altersbezüge heute<br />

unter anderem den vollen Satz für die<br />

Krankenkasse zahlen, derzeit<br />

14,6 Prozent – und nicht nur den<br />

Arbeitnehmeranteil von 7,3 Prozent.<br />

Dazu kommen der Zusatzbeitrag von<br />

derzeit im Schnitt 0,9 Prozent und die<br />

Beiträge für die Pflegeversicherung<br />

(3,05 Prozent plus 0,25 Prozentpunkte<br />

für Kinderlose). Für die Beiträge<br />

zur Pflegeversicherung ändert<br />

sich nichts,dortgilt die Freigrenze.<br />

Kritiker hatten moniert, dass die<br />

Entlastung nicht weit genug gehe.<br />

Dass die Beiträge komplett zu entrichten<br />

sind, gilt seit 2004, damals<br />

sollten Finanzlöcher bei der Krankenversicherung<br />

gestopft werden.<br />

Tatsächlich hatte Spahn Anfang des<br />

Jahres bereits einen Gesetzentwurf<br />

vorgelegt, nach dem zum halben Beitragssatz<br />

zurückgekehrtwerdensollte.<br />

Doch die Koalition stritt über die<br />

Finanzierung.<br />

Entlastet werden nun vor allem<br />

Bezieher kleiner Betriebsrenten. Wer<br />

im kommenden Jahr zum Beispiel<br />

169,25 Euro im Monat Betriebsrente<br />

bekommt, soll nur auf 10 Euro statt<br />

auf den vollen Betrag Kassenbeiträge<br />

bezahlen. Das sind bei einem Bei-<br />

FOTO: FRANK SORGE/ IMAGO IMAGES<br />

Höhe von rund 400 Millionen Euro<br />

nicht berücksichtigtzuhaben. Kritiker<br />

mutmaßen dagegen, das Problem<br />

mit den Pensionen dürfte auch<br />

Bahnchef Lutz bekannt gewesen<br />

sein.Dieserwarselbstzwischen2010<br />

und Ende 2018 für dasFinanzressort<br />

zuständig gewesen.<br />

Die Bundesregierung hatte noch<br />

vor 14Tagen den Eindruck erweckt,<br />

es werde am Verkauf von Arriva<br />

grundsätzlich festgehalten. Am<br />

4. November teilte das Bundesverkehrsministerium<br />

unter Berufung<br />

auf Konzernangaben mit, alle notwendigen<br />

Unterlagen und Dokumente<br />

seien den Kaufinteressenten<br />

fristgerecht übermittelt worden.<br />

Aufgrund des aktuell schwierigen<br />

Marktumfeldes und der politischen<br />

Situation im Vereinigten Königreich<br />

verzögere sich jedoch die Entscheidung<br />

über das weitereVerfahren.<br />

Die Eisenbahner-Gewerkschaft<br />

EVG hatte vor der Sitzung des Kontrollgremiums<br />

eine sorgfältige Aufarbeitung<br />

der Vorgänge gefordert.<br />

„Wir wollen eine Versachlichung der<br />

Debatte. Sowie bisher geht es nicht<br />

weiter im Vorstand“, sagte EVG-Chef<br />

Torsten Westphal dem RND.<br />

Der Gewerkschaftschef sagte, die<br />

ständigen Machtkämpfe bei der<br />

Bahn würden allen auf die Nerven<br />

gehen: „Viele Kollegen waren immer<br />

stolz, bei der Bahn zu sein. Inzwischen<br />

verzichten sie darauf im Bekanntenkreis<br />

darüber zusprechen,<br />

wo sie arbeiten.“<br />

Betriebsrentner in Deutschland<br />

werden ab dem kommenden<br />

Jahr von Beiträgen für die Krankenkasse<br />

entlastet. DasBundeskabinett<br />

beschloss am Montag im brandenburgischen<br />

Meseberg einen entsprechenden<br />

Gesetzentwurfvon Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn<br />

(CDU). Ab 1. Januar 2020 soll ein Freibetrag<br />

von 159,25 Euro gelten. Das<br />

heißt: Erst ab dieser Höhe werden<br />

Krankenkassenbeiträge auf die Betriebsrente<br />

fällig. Zu zahlen sind der<br />

Beitragssatz der jeweiligen Krankenkasse<br />

inklusiveZusatzbeitrag.<br />

DerFreibetrag ersetzt die bisherige<br />

Freigrenze in Höhe von 155,75<br />

Euro. Bisher müssen Betroffene auf<br />

die komplette Betriebsrente den Beitragssatz<br />

von14,6 Prozent und einem<br />

Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent nur<br />

1,55 Euro –statt mit der Freigrenze<br />

26,23 Euro. Wer 1000 Euro erhält,<br />

muss demnach 130,32 Euro bezahlen<br />

–statt mit Freigrenze155 Euro.<br />

BefristeteBeitragssenkung<br />

Zudem soll der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung<br />

erneut sinken. Das<br />

Bundeskabinett beschloss ,den Beitragssatz<br />

zum 1. Januar von derzeit<br />

2,5Prozentum0,1Punkteauf2,4Prozent<br />

zurückzufahren. Diese Senkung<br />

ist befristet bis Ende 2022, wie SozialministerHubertusHeil(SPD)mitteilte.<br />

Bereits beschlossen ist, dass der<br />

Beitrag danach wieder auf 2,6 Prozent<br />

steigt. Die jetzige Entlastung<br />

entspricht laut Heil einem Volumen<br />

von1,2 Milliarden Euro. (dpa)<br />

Onlinehandel<br />

lässt Abfallberg<br />

wachsen<br />

Verpackungsmüll<br />

erreichtAllzeithoch<br />

Von Teresa Dapp<br />

ImNetz bestellen statt ins Geschäft<br />

gehen, Getränke und Snacks auf<br />

die Hand, der Reis so praktisch portioniert:<br />

Moderne Konsumgewohnheiten<br />

haben den Verpackungsverbrauch<br />

in Deutschland im Jahr 2017<br />

auf einen Rekordwert getrieben.<br />

18,7 Millionen Tonnen fielen an, wie<br />

das Umweltbundesamt (UBA) am<br />

Montag mitteilte –rechnerisch warendas<br />

226,5 Kilogramm proPerson<br />

und 3Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Private Verbraucher hatten daran<br />

einen Anteil von 47 Prozent oder<br />

107 Kilogramm proKopf.<br />

DenBericht zu „Aufkommen und<br />

Verwertung von Verpackungen in<br />

Deutschland“ veröffentlichte die<br />

Umweltbehörde zum Auftakt der<br />

europaweiten Woche der Abfallvermeidung.<br />

Als Gründe nennt sie unter<br />

anderem Trends zum Onlineversand<br />

und zu kleinen Portionen sowie Speisen<br />

und Getränken zum Mitnehmen,<br />

aber auch überflüssige Verpackungen<br />

–wenn etwa die Zahnpastatube<br />

noch in einer Pappschachtel steckt.<br />

Die Zahlen für 2017 liegen erst jetzt<br />

vor, weil es lange dauert, sie zusammenzutragen<br />

und zu überprüfen.<br />

„Wir verbrauchen vielzuvieleVerpackungen“,<br />

sagte UBA-Präsidentin<br />

MariaKrautzberger.„Dasist schlecht<br />

für die Umwelt und für den Rohstoffverbrauch.“<br />

Abfälle müssten möglichst<br />

schon in der Produktionsphase<br />

vermieden werden. „Auf unnötige<br />

und unnötig materialintensive Verpackungen<br />

sollte deshalb verzichtet<br />

werden.“ Es brauche „viel mehr<br />

Mehrweg“, nicht nur bei Mineralwasser<br />

und Bier. „Auch den Kaffee<br />

kann man im Mehrwegbecher mitnehmen,<br />

und wer sein Essen mitnimmt,<br />

sollte das auch in Mehrwegbehälterntun<br />

können.“<br />

Nicht allesimGelbenSacklässt sich<br />

wiederverwerten.<br />

FOTO: PATRICK PLEUL/DPA<br />

In Deutschland fällt zwar viel Verpackungsmüll<br />

an, es wirddavon aber<br />

auch viel recycelt –knapp 70 Prozent,<br />

wie das UBA mitteilte. Die Quote ist<br />

stark vom Material abhängig. Sehr<br />

hoch liegt sie etwa bei Stahl mit<br />

92 Prozent sowie Papier und Karton<br />

mit 88 Prozent und Glas mit 84 Prozent.<br />

Verpackungsmüll aus Kunststoff<br />

wirdzurund 50 Prozent wiederverwertet,<br />

aus Holz zu 26 Prozent.<br />

Die Quoten können aber täuschen:<br />

Bisher gilt als recycelt, was in<br />

die Recyclinganlage gebracht wird.<br />

Dort wird dann aussortiert, was zu<br />

schmutzig ist oder sich aus anderen<br />

Gründen nicht wiederverwerten<br />

lässt. Bei Aluminium liegt die Ausschussquote<br />

mit 87 Prozent hoch. In<br />

dem, was als Alu gewertet wird, seien<br />

eben nur 30 bis 40 Prozent reines Aluminium<br />

enthalten, hieß es. Spätestens<br />

von 2020 an werde die Recyclingquote<br />

anhand dessen berechnet,<br />

was wirklich wiederverwertet wird.<br />

Grünen-Chefin Annalena Baerbock<br />

forderte,das Wirtschaftssystem<br />

müssezueiner„wirklichenKreislaufwirtschaft“<br />

umgebaut werden, in der<br />

eingesetzte Rohstoffe alle wiederverwendet<br />

werden könnten. Auf EU-<br />

Ebene brauche es etwa eine Quote<br />

zum Einsatz von recyceltem Material.<br />

(dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

HP lässt<br />

Xerox<br />

abblitzen<br />

PC-Konzern lehnt<br />

Kaufangebot ab<br />

Von Michael Schilling<br />

Der PC-KonzernHPhat das Übernahmeangebot<br />

des Kopiererund<br />

Druckerspezialisten Xeroxabgelehnt<br />

–lässt aber die Tür für einen<br />

Deal offen. Der HP-Verwaltungsrat<br />

sei zu dem Schluss gekommen, dass<br />

die Offerte den Wert von HPnicht<br />

ausreichend widerspiegele und nicht<br />

im besten Interesse der HP-Aktionäre<br />

sei, teilte das Unternehmen mit.<br />

Allerdings bleibe man offen für Gespräche<br />

über einen Zusammenschluss.<br />

Zuletzt war in den Medien von<br />

einer fast 33 Milliarden Dollar<br />

(30 Milliarden Euro)schwerenOfferte<br />

die Rede. Xerox bot demnach pro<br />

HP-Aktie 17 Dollar plus jeweils 0,137<br />

eigene Anteilsscheine –was einem<br />

Gesamtgebot vonrund22Dollar entsprechen<br />

soll. Zum US-Handelsschluss<br />

am Freitag vergangener Woche<br />

lag der HP-Kurs bei gut 20 Dollar.<br />

DasGrößenverhältnis der Firmen<br />

beim Börsenwertwäreohnehin sehr<br />

ungewöhnlich füreinen Zusammenschluss:<br />

Xeroxbringt selbst nur etwa<br />

neun Milliarden Dollar auf die Waage.<br />

Furcht vorSchuldenlast<br />

HP zeigte sich nun unter anderem<br />

darüber besorgt, dass der Deal nach<br />

bisherigen Xerox-Plänen mit Krediten<br />

finanziert werden sollte – was<br />

dann die Schuldenlast für das gemeinsame<br />

Unternehmen hochgeschraubt<br />

hätte.ImGegenzug deutete<br />

HP an, dass für die Firma auch ein<br />

Angebot für Xerox infrage kommen<br />

könnte.Manwollemehrüberdenaktuellen<br />

Zustand von Xerox wissen,<br />

zumal die geschäftliche Entwicklung<br />

der Firma angesichts des jüngsten<br />

Umsatzrückgangs Fragen aufwerfe,<br />

hießes.Esseizudemwichtig,dassein<br />

Sparpotenzial im Zuge einer Fusion<br />

genau geprüft werde.<br />

Ein Deal wurde zuletzt auch vom<br />

bekannten US-Investor Carl Icahn<br />

vorangetrieben. Der Milliardär hält<br />

gut 10 Prozent von Xerox und etwas<br />

mehr als 4Prozent bei HP.ZuIcahns<br />

üblicher Vorgehensweise gehört es,<br />

Beteiligungen aufzubauen und damit<br />

Druck auf die Unternehmen zu<br />

machen.<br />

Xerox ist stark im Geschäft mit<br />

großen Druckern und Kopiergeräten.<br />

HP ist vorallem als einer der führenden<br />

PC-Hersteller bekannt, hat<br />

aber auch ein lukratives Geschäft mit<br />

kleineren Druckern. So warf die PC-<br />

Sparte im vergangenen Quartal<br />

einen operativen Gewinn von 547<br />

Millionen Dollar bei 9,7 Milliarden<br />

Dollar Umsatz ab. Das Druckergeschäft<br />

brachte zugleich mit nur etwa<br />

halb so hohen Erlösen von 4,9 Milliarden<br />

Dollar ein operatives Ergebnis<br />

von765 Millionen Dollar ein.<br />

Die Firma HP in ihrer heutigen<br />

Form entstand 2015 bei der Aufspaltung<br />

des Computerurgesteins Hewlett-Packard.<br />

Bei HP landete der<br />

Hardwarebereich, während das Firmenkundengeschäft<br />

mit Rechenzentren,<br />

Speicherdiensten und Beratung<br />

bei Hewlett Packard Enterprise<br />

gebündelt wurde. (dpa)<br />

US-InvestorCarlIcahn ist an beiden Firmen<br />

beteiligt.<br />

FOTO: MARK LENNIHAN/AP<br />

Aller guten Dinge sind drei<br />

Finanzminister Scholz will bei der hochumstrittenen Einlagensicherung vorankommen<br />

Von Stefan Winter<br />

Seit Jahren streiten die Euro-<br />

Länder über eine gemeinsame<br />

Absicherung für Sparguthaben.<br />

Vor allem Deutschland<br />

bremst, weil die Bundesregierung<br />

teureRettungsaktionen für ausländische<br />

Banken fürchtet. Nun will<br />

Finanzminister Olaf Scholz (SPD)<br />

mit einem neuen Vorstoß das Thema<br />

voranbringen. DerKoalitionspartner<br />

hält davon allerdings wenig: „Da sind<br />

wir grundlegend skeptisch“, sagte<br />

Bayerns Ministerpräsident Markus<br />

Söder (CSU) dem „Handelsblatt“.<br />

Wir erklären den Plan und die wichtigsten<br />

Streitpunkte.<br />

Worumgeht es bei der Einlagensicherung?<br />

Nach der Finanzkrise wurde in der<br />

EUeinheitlichgeregelt,wieSparerim<br />

Fall einer Bankpleite zu schützen<br />

sind. Pro Kopf und Bank werden<br />

dann bis zu 100000 Euro ersetzt. Die<br />

dafür nötigen Systeme muss jeder<br />

Staat für sich aufbauen, den Sicherungsfonds<br />

füllen die jeweiligen Banken.<br />

DasSystem ist in vielen Ländern<br />

noch im Aufbau, der Fonds noch<br />

nicht gefüllt. In Deutschland besteht<br />

dagegen schon länger ein gesetzliches<br />

Sicherungssystem, außerdem<br />

gibt es Fonds der verschiedenen Bankengruppen.<br />

Seit 2015 wird über<br />

einen gemeinsamen europäischen<br />

Sicherungsfonds diskutiert. Vor allem<br />

die deutschen Sparkassen sowie<br />

Volks- und Raiffeisenbanken lehnen<br />

das ab,weilsie nicht die Sicherheitspolster<br />

für andereBanken mit riskanteren<br />

Geschäftsmodellen bereithalten<br />

wollen. DieBundesregierung fordert,<br />

dass die europäischen Banken<br />

erst faule Kredite und andereRisiken<br />

abbauen müssen, bevor über gemeinsame<br />

Haftung geredet werden<br />

kann.<br />

Wasschlägt Scholz vor?<br />

Der Finanzminister fordert die<br />

gleichen Vorleistungen wie bisher.<br />

Sie müssten aber noch nicht umgesetzt<br />

sein, bevor man über das gesamte<br />

Paket verhandelt. So sollen<br />

wenigstens Gespräche in Gang kommen.<br />

Die wichtigsten Forderungen:<br />

Der Anteil fauler Kredite –die also<br />

wahrscheinlich nicht zurückgezahlt<br />

werden –müsse bei allen Banken auf<br />

einen bestimmten Prozentsatz gesenkt<br />

werden. Außerdem sollen die<br />

Kein Sport-, sondernein Geländewagen: Ford MustangMach-E.<br />

ChefJimHackettdemSenderBloomberg<br />

TVamMontag. Das kann man<br />

auch als Seitenhieb auf Tesla verstehen,<br />

wo schwierige Produktionsanläufe<br />

immer wieder zu hohen Verlusten<br />

führten.<br />

Ford steht im Heimatmarkt vor<br />

dem Angriff Teslas auf sein Kerngeschäft:<br />

Tesla will in der Nacht zum<br />

Freitag einen elektrischen Pick-up<br />

Institute für Staatsanleihen in ihrem<br />

Besitz Kapitalpolster bilden. Bisher<br />

ist das nicht vorgeschrieben, weil<br />

Staatsanleihen als sicher eingestuft<br />

werden. Viele Experten kritisieren<br />

das schon lange, weil die Schuldenkrise<br />

die Risiken gezeigt hat. Außerdem<br />

fordertScholz auch für kleinere<br />

Banken einheitliche Insolvenzregeln,<br />

wie sie bereits für die großen<br />

gelten. Und essoll einen Mindeststeuersatz<br />

geben, damit nicht kleine<br />

Staaten eine überdimensionierte Finanzbranche<br />

aufbauen –wie in Irland<br />

und Luxemburg geschehen.<br />

Unter diesen Voraussetzungen soll<br />

eine dreistufige Sicherung gelten:<br />

Zuerst springt das nationale Sicherungssystem<br />

ein, dann in begrenztem<br />

Umfang ein neu zu schaffender<br />

europäischer Fonds,dann der jeweilige<br />

Staat. Scholz schwebt also kein<br />

komplett europäisches System vor.<br />

Welche Folgen hätte das für Sparer?<br />

Noch ist nicht klar,wer wie viel in<br />

den neuen Fonds einzahlen müsste.<br />

Es könnte aber zusätzlicher Aufwand<br />

FOTO: CARLOS OSORIO/AP<br />

vorstellen. Vorallem in dieser Fahrzeugklasse<br />

verdient Ford mitModellen<br />

wie dem Bestseller F-150 sein<br />

Geld. Tesla-Chef Elon Musk versprach<br />

bereits,der „Cybertruck“ werde<br />

ein futuristisches Design und ungewöhnliche<br />

Funktionen haben. Dazu<br />

könnten eine 240-Volt-Steckdose<br />

sowie ein eingebauter Kompressor<br />

für den Betrieb von Druckluftwerk-<br />

auf deutsche Institute zukommen,<br />

den sie an ihre Kunden weitergeben<br />

würden. Kunden könnten aber davon<br />

profitieren, dass ihre Guthaben<br />

bei ausländischen Banken besser abgesichertwären<br />

als bisher.<br />

Wie sind die Reaktionen?<br />

DieanderenEuro-Finanzminister<br />

und die großen Privatbanken begrüßen,<br />

dass Scholz das Thema vorantreibt.<br />

Die deutschen Sparkassen<br />

und Genossenschaftsbanken warnen<br />

davor, die Sparer mit Diskussionen<br />

um die Einlagensicherung zu<br />

verunsichern. „Die Sicherheit der<br />

Sparguthaben ist keine Verhandlungsmasse“,<br />

heißt es in einer Stellungnahme<br />

der Verbandsspitzen<br />

Helmut Schleweis und Marija Kolak.<br />

Der Genossenschaftsverband Bayern<br />

lehnt den Plan kategorisch ab:<br />

„Scholz will den letzten Schritt zur<br />

europäischen Einlagensicherung<br />

vollziehen, bevor überhaupt zum<br />

ersten angesetzt ist“, sagte dessen<br />

Präsident Jürgen Gros. Bert VanRoosebeke<br />

vom Centrum für Europäische<br />

Politik in Freiburg spricht von<br />

einer „vertretbaren Mischung“ und<br />

einer „Flucht aus der Defensive“. Die<br />

einzelnen Elemente seien sinnvoll,<br />

aber es komme darauf an, sie in den<br />

Verhandlungenauchdurchzusetzen.<br />

Warumwagt sich Scholz jetzt vor?<br />

Der Finanzminister verweist darauf,<br />

dass der wichtige Finanzplatz<br />

London durch den Brexit vonder EU<br />

abgetrennt wird. „Wenn Europa<br />

nicht auf der internationalen Bühne<br />

herumgeschubst werden will“, müsse<br />

es seinen Finanzsektor stärken<br />

und die Bankenunion voranbringen<br />

–zuder auch ein gemeinsames Sicherungssystem<br />

gehöre. Experten<br />

fordernschon lange eine Vereinheitlichung<br />

in Europa, damit die Banken<br />

wettbewerbsfähiger werden. Zudem<br />

ist ein neuer Vorstoß der EU-Kommission<br />

zu erwarten, dem Scholz<br />

wohl zuvorkommen wollte.<br />

Wie groß sind die Erfolgschancen?<br />

„Eine rasche Einigung ist unwahrscheinlich“,<br />

sagt VanRoosebeke. Es<br />

gibt nicht nur in Deutschland Widerstand,<br />

mit einzelnen Punkten beißt<br />

Scholz auch bei EU-Ländernauf Granit.<br />

So besitzen etwa italienische<br />

Banken riesige Mengen Staatsanleihen,<br />

die sie mit zusätzlichem Kapital<br />

absichernmüssten.<br />

Elektrischer Ford Mustang soll Tesla angreifen<br />

Auch BMW plantneues Modell–Kabinett beschließt höherenZuschuss beim Kauf vonE-Autos<br />

Von Andrej Sokolow<br />

Fordsetzt auf die Anziehungskraft<br />

seiner Sportwagenmarke Mustang,<br />

um im Geschäft mit Elektroautos<br />

Fußzufassen. Allerdings ist der<br />

neue Mustang kein Coupé mehr:Das<br />

vollelektrischeModellspielt alsFünftürer<br />

in der Kategorie der Sportgeländewagen<br />

(SUV) mit. Auf den Markt<br />

kommt der Mustang Mach-E in rund<br />

einem Jahr. Die Reichweite soll mit<br />

Standardbatterie bis zu 450 Kilometer<br />

betragen –und bis zu 600 Kilometer<br />

in der ausgebauten Version.<br />

Mit knapp 44000 Dollar in den<br />

USA (46900 Euro) liegt der Mach-E<br />

im Preissegment von Teslas kommendem<br />

Kompakt-SUV Model Y. An<br />

Tesla erinnertauch der große berührungsempfindliche<br />

Bildschirm mit<br />

einer Diagonalen vonrund39Zentimetern<br />

(15,5 Zoll) in der Mitte des<br />

Cockpits. Eine ungewöhnliche Lösung<br />

ist dabei ein am unteren Ende<br />

des Displays eingebauter physischer<br />

Lautstärkeregler.<br />

Tesla unterdessen trieb den Verzicht<br />

auf Knöpfe inzwischen so weit,<br />

dass beim Model 3selbst das Handschuhfach<br />

über den Bildschirm geöffnet<br />

werden muss. Der Mustang<br />

Mach-E werde abdem ersten Fahrzeug<br />

Geld verdienen, sagte Ford-<br />

OlafScholzschlägteinedreistufigeSicherung vor.<br />

ILLUSTRATION: ISTOCK<br />

zeugen gehören. Musk gratulierte<br />

Ford amMontagviaTwitterzumneuen<br />

Mustang. DasModell werdeauch<br />

andere Hersteller ermutigen, Elektroautos<br />

zu bauen.<br />

Kurz nach Fords Ankündigung<br />

gab BMW neue Details zu seinem<br />

Modell i4 bekannt, das in einer ähnlichen<br />

Klasse spielen dürfte.Sosoll der<br />

Wagen ebenfalls auf eine Reichweite<br />

vonbis zu 600 Kilometernkommen.<br />

BMW plant allerdings mit einer Produktion<br />

erst von2021 an.<br />

Unterdessen können sich Autofahrer<br />

auf eine höhere Prämie beim<br />

Kauf von Elektrofahrzeugen einstellen.<br />

DasBundeskabinett brachte am<br />

Montag eine milliardenschwerestärkere<br />

und längere staatliche Förderung<br />

der Elektromobilität auf den<br />

Weg. Die bereits bestehende Prämie<br />

für den Kauf vonE-Autos wirdbis Ende<br />

2025 verlängert.<br />

Die Kaufprämie für E-Autos soll<br />

bei Fahrzeugen bis zu einem Nettolistenpreis<br />

von 40000 Euro um<br />

50 Prozent erhöht werden. Konkret<br />

steigt der Zuschuss von4000 Euro auf<br />

6000 Euro.Für teurereFahrzeuge bis<br />

zu einer Grenze von 65000 Euro soll<br />

die Prämie um 25 Prozent auf<br />

5000 Euro steigen. DieAutoindustrie<br />

übernimmt weiter die Hälfte der Kosten.<br />

(dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Coty kauft Kosmetikfirma<br />

von Kylie Jenner<br />

Reality-TV-Star KylieJennerhat ihre<br />

Kosmetikmarke für 600Millionen<br />

Dollaranden voneiner deutschen<br />

Milliardärsfamiliekontrollierten<br />

KonzernCoty verkauft. Zu Coty gehörenbereits<br />

Make-Up-Markenwie<br />

MaxFactor undBourjois Paris. Die<br />

mit geschäftlichen Problemen<br />

kämpfendeFirma will aber geradein<br />

einem Umbauneue Zielgruppenerschließen.<br />

Die22-jährige Jenner ist<br />

die Schwestervon Kimund Kourtney<br />

Kardashian. Ihre KosmetikmarkeKylie<br />

Cosmetics, die vorallemmit Lippenstiften<br />

erfolgreich wurde, startete<br />

sie 2015. DerDeal, bei dem Coty<br />

51 Prozent übernimmt, bewertet die<br />

Firmainsgesamtmit 1,2Milliarden<br />

Dollar. (dpa)<br />

Lufthansa-Tochter ordert<br />

zehn 737 Boeing Max<br />

DieLuftfahrtmesseinDubai hat für<br />

die zwei weltgrößten Flugzeughersteller<br />

höchst unterschiedlich begonnen.<br />

Während der europäische<br />

Flugzeugbauer Airbus bei zwei arabischen<br />

Airlines Großbestellungen<br />

über insgesamt 170 Mittel- und<br />

Langstreckenjets einsammelte,erhielt<br />

Boeing einen Vertrauensbeweis<br />

für sein Krisenmodell 737 Max.<br />

DerLufthansa-Ableger Sunexpress<br />

orderte zehn Maschinen der Modellreihe,für<br />

die seit Märzein weltweites<br />

Flugverbot gilt. „Wir haben<br />

volles Vertrauen, dass Boeing uns<br />

ein sicheres,verlässliches und effizientes<br />

Flugzeug liefert“, sagte Sunexpress-Chef<br />

Jens Bischof. (dpa)<br />

Warnstreik in der<br />

Betonindustrie<br />

Arbeiter in einer Betonfabrik.<br />

Beim Baustoff Beton ist nach Gewerkschaftsangaben<br />

in den kommenden<br />

Wochen mit streikbedingten<br />

Produktionsausfällen in Norddeutschland<br />

zu rechnen. Vondiesem<br />

Dienstag an soll es zunächst in Niedersachsen<br />

und später in Schleswig-<br />

Holstein, Hamburgund Bremen<br />

Warnstreiks geben, wie die IG BAU<br />

mitteilte.Die Gewerkschaft fordert<br />

6,8 Prozent mehr Lohn bei einer<br />

Laufzeit vonzwölf Monaten. Darüber<br />

hinaus sollen Azubis eine Übernahmegarantie<br />

erhalten und der Jahresbonus<br />

soll angehoben werden. Das<br />

bisherige Angebot der Arbeitgeber<br />

–eine Lohnerhöhung von2,4 Prozent<br />

und 50 Euro mehr Jahresbonus –sei<br />

nicht ausreichend. (dpa)<br />

Volkswagen senkt<br />

Gewinnziele<br />

FOTO: IMAGO IMAGES<br />

DerVolkswagen-Konzerngeht angesichts<br />

der schwachen Branchenlage<br />

vonweniger Geschäft im kommenden<br />

Jahr aus als ursprünglich geplant.<br />

DerUmsatz dürfte 2020 nun<br />

nur noch mindestens 20 Prozent<br />

über demjenigen von2016 liegen,<br />

sagte VW-Finanzchef Frank Witter.<br />

Vorher hatte VW mit einem Wachstum<br />

vonmindestens 25 Prozent in<br />

diesem Zeitraum gerechnet. Die<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

im Automarkt hätten sich geändert,<br />

sagte Witter.„DasBesteder<br />

Partyist vorbei.“ Unter dem Strich<br />

wirdmit 27 bis 28 Euro Gewinn je<br />

Aktie gerechnet, zuvor waren es<br />

30 Euro. (dpa)


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Meinung<br />

Offener Vollzug<br />

ZITAT<br />

Nicht übertreiben,<br />

Herr Senator<br />

Elmar Schütze<br />

über ein Resozialisierungsprojekt,<br />

das viele überforderndürfte.<br />

Dieses Projekt hat das Zeug zu einem<br />

handfesten Aufreger: Berlins Justizsenator<br />

Dirk Behrendt möchte die Sicherungsverwahrten<br />

–jene Straftäter also,die<br />

die Richter auch nach Verbüßung ihrer<br />

Haftstrafe für gefährlich halten –rauslassen.<br />

Er will diese Schlimmsten der<br />

Schlimmen, die meisten von ihnen sind<br />

Sexualstraftäter, in den offenen Vollzug<br />

lassen. Das heißt, sie sollen tagsüber<br />

draußen arbeiten können und abends in<br />

den Knast zurückkehren. Nur, dass sie in<br />

diesem Fall nicht etwa hinter hohe Mauernoder<br />

Gitter zurückmüssten. Nein. Ihre<br />

Einrichtung der JVA Tegel soll außerhalb<br />

der Gefängnismauernsein.<br />

Wirmachen das nicht, um Sympathiepunkte<br />

zu sammeln, sagt Justizsenator<br />

Dirk Behrendt. Das hätte der Grünen-Politiker<br />

nicht eigens anmerken müssen.<br />

Denn es gibt kaum eine Entscheidung, die<br />

weniger populär wäre. Denn mal ehrlich:<br />

Solche Nachbarn möchte keiner gerne<br />

haben.<br />

Daran ändert auch nichts, dass Behrendt<br />

juristisch recht hat. So unangenehm<br />

es auf den ersten Blick klingen mag, so ist<br />

es doch richtig: Auch diese Täter müssen<br />

einmal freikommen. Jeder hat das Recht<br />

auf Resozialisierung. Niemand in diesem<br />

Land soll sein ganzes Leben in Gefangenschaft<br />

verbringen müssen. Und auch:<br />

Niemand soll in Gefangenschaft sterben<br />

müssen. Wenn also eine Freilassung,<br />

selbst aus der Sicherungsverwahrung, ansteht,<br />

ist es richtig, diese Menschen im offenen<br />

Vollzug darauf vorzubereiten.<br />

Aber bitte, Senator Behrendt, der offene<br />

Vollzug muss nicht außerhalb der sicheren<br />

Mauern von Tegel stattfinden!<br />

Eine interne Lösung wäre politisch klug –<br />

auch wenn es für den Sympathiepreis<br />

wohl immer noch nicht reichen würde.<br />

Deutsche Bahn<br />

Wo bleibt der<br />

Masterplan?<br />

Rasmus Buchsteiner<br />

über ein Unternehmen, das sich zu<br />

wenig um die Zukunft kümmert.<br />

Eigentlich müsste jetzt die Stunde der<br />

Deutschen Bahn schlagen. Eigentlich<br />

wärejetzt die Zeit für den ganz großen Befreiungsschlag.<br />

Gerade erst hat der Bund<br />

die Weichen gestellt für eine beispiellose<br />

Modernisierungsoffensive. Mehr als 156<br />

Milliarden Euro wird der Staatskonzern<br />

bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts<br />

zur Verfügung haben –eswar die<br />

vielleicht wichtigste Entscheidung der<br />

GroKo in diesem Jahr.<br />

Perfekte Ausgangsbedingungen –wären<br />

danur nicht die Grabenkämpfe, das<br />

Misstrauen und die Machtspielchen, die<br />

das Unternehmen in den vergangenen<br />

Wochen regelrecht gelähmt haben. Der<br />

Fall von Finanzvorstand Alexander Doll,<br />

der als Hoffnungsträger galt und jetzt einen<br />

Aufhebungsvertrag unterschrieben<br />

hat, führt vor Augen, wie es um die Bahn<br />

bestellt ist.<br />

Ihre Führungskräfte waren zuletzt vor<br />

allem mit sich selbst beschäftigt. Darunter<br />

litt die Konzentration auf die notwendigen<br />

Zukunftsaufgaben. Dass der Verkauf der<br />

Auslandstochter Arriva, der dem Konzern<br />

im Tagesgeschäft finanziell wieder Luft<br />

verschaffen sollte, buchstäblich in letzter<br />

Minute abgeblasen werden musste,<br />

spricht Bände. Die Bahn braucht nun vor<br />

allemVerlässlichkeit und Führung.<br />

Verkehrsminister Andreas Scheuer war<br />

in derVergangenheit bereits mehrfach auf<br />

Distanz zuVorstandschef RichardLutz gegangen.<br />

Es ist höchste Zeit für den CSU-<br />

Politiker, die Zukunft des Konzerns zur<br />

Chefsache zu machen und eine klare<br />

Richtung vorzugeben. Was fehlt ist ein<br />

schlüssiger Masterplan für den Verkehr<br />

auf der Schiene.Eine Bahn, die sich selbst<br />

blockiert, kann diese Republik nicht gebrauchen.<br />

Die GroKo-Mobilfunk-Offensive läuft!<br />

Der Staat sollte nicht mehr Geld<br />

ausgeben, als er einnimmt: Es<br />

gab einmal Zeiten, in denen<br />

hätte eine breite Mehrheit in<br />

Deutschland diesen Satz glatt unterschrieben.<br />

Aber gilt das heute immer noch?<br />

Haushaltsdisziplin: Schon das Wort wirkt<br />

mittlerweile muffig wie eine Mottenkugel.<br />

Man müsse, lautet die neue deutsche Talkshowweisheit,<br />

endlich Schluss machen mit<br />

dem „Fetisch der schwarzen Null“, dem leider<br />

der heutige Bundesfinanzminister Olaf<br />

Scholz (SPD) ebenso erlegen sei wie seinVorgänger<br />

Wolfgang Schäuble (CDU). Bedauerliche<br />

Gestalten allesamt, Gefangene eines alten<br />

Denkens. Allzu selten wird zwischen<br />

Schuldenbremse und schwarzer Null unterschieden.<br />

DasGrundgesetz, in diesem Punkt<br />

im Jahr 2009 reformiert, erlaubt dem Bund<br />

durchaus neue Schulden, allerdings nur in<br />

Höhe von 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.Derzeit<br />

wären das immerhin zwölf<br />

Milliarden Euro. Weitere Ausnahmen gelten<br />

im Fall vonKrisen und Katastrophen.<br />

Dennoch glauben viele, die deutsche Finanzpolitik<br />

befände sich in einem Käfig, aus<br />

dem man dringend ausbrechen müsse.Grünen-Chef<br />

Robert Habeck sagt, auch er habe<br />

ja die Schuldenbremse einst für eine gute Sache<br />

gehalten. Doch jetzt müsse man die Regelung<br />

„zeitgemäß reformieren“ –imKlartext:<br />

lockern. Denn es gebe ja negative Zinsen<br />

(„wir zahlen weniger zurück, als wir aufnehmen<br />

dürfen“) und gleichzeitig einen<br />

immensen Investitionsbedarf, nicht nur bei<br />

Umweltschutztechnologien, sondern „auch<br />

bei der normalen Daseinsvorsorge,Schulen,<br />

Bibliotheken, Schwimmbäder, Sporthallen<br />

und so weiter und so fort“.<br />

Schöne neue Welt durch neue Schulden?<br />

Das schuldenfinanzierte kommunale<br />

Nachdem das Kölner Verlagshaus Du-<br />

Mont den <strong>Berliner</strong>Verlag im Februar auf<br />

die Resterampe geworfen hatte und keinen<br />

Interessenten fand, kauften vorein paar Wochen<br />

die <strong>Berliner</strong> Silke und Holger Friedrich<br />

das gefährdete Unternehmen. Binnen weniger<br />

Tage wurden der Internetauftritt umgestaltet<br />

und ein von DuMont eingeführtes,<br />

von Anbeginn steinzeitliches, nervtötendes<br />

Redaktionssystem durch ein modernes ersetzt.<br />

Hoffnung keimte unter den Mitarbeiternauf.<br />

Doch blicken wir weiter zurück. 2002<br />

hatte der Medienkonzern Holtzbrinck, zu<br />

dem der Tagesspiegel gehört, den <strong>Berliner</strong><br />

Verlag übernommen. Nach dem Veto des<br />

Bundeskartellamts verkaufte Holtzbrinck<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> an den nordirischen Finanzinvestor<br />

Mecom, den eine „eiskalte“<br />

(FAZ) Heuschrecke anführte: David Montgomery.<br />

Dieser setzte einen in Personalunion<br />

tätigen Geschäftsführer und Chefredakteur<br />

ein, assistiert von einem Erfüllungsgehilfen,<br />

deren Aufgabe in der Reduktion der Mitarbeiter<br />

und in radikaler Kostensenkung bestand.<br />

Dereine dachte hauptsächlich an sein<br />

Motorrad („Pferdchen“). Der andere liebte<br />

das Golfen und war journalistisch allein mit<br />

dümmlich-sexistischen Golfclub-PR-Werken<br />

aufgefallen, Überschrift: „Abschlag vom<br />

Venushügel“. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> und ihre<br />

Belegschaft haben wirklich schon einiges<br />

durchgemacht. Undjetzt noch das: der Stasi-<br />

Vorwurf gegen den neuen Verleger Holger<br />

Friedrich.<br />

Schuldenbremse<br />

Zinsen und<br />

Zombies<br />

Matthias Koch<br />

warnt vorden Risiken einer Politik, die mit billigen Krediten<br />

Zukunftsaufgaben finanzieren will.<br />

KOLUMNE<br />

Die Stasi hat uns,<br />

und wir haben<br />

die Stasi<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

Schwimmbad, klarer Fall, bringt der Politik<br />

erstmal Applaus in der Gegenwart. Doch<br />

was, wenn die Gemeinde in zehn Jahren erdrückt<br />

wirdvon dann wieder steigenden Zinsen?<br />

Die Verantwortlichen von heute sind<br />

dann nicht mehr im Amt. Gerade die Grünen<br />

sollten es besser wissen. In der Umweltpolitik<br />

fordernsie zu Recht, man dürfe keine Lasten<br />

in Richtung künftiger Generationen<br />

schieben. Warumsoll die gleiche Ethik nicht<br />

auch in der Finanzpolitik gelten?<br />

Umweltpolitiker entgegnen, die Maßnahmen<br />

zur Kohlendioxid-Vermeidung dienten<br />

der Rettung des Planeten. Doch ebenso<br />

könnten Politiker aus anderen Ressorts aufstehen<br />

und etwa eine Steigerung der Verteidigungsausgaben<br />

zur Überlebensfrage ausrufen.<br />

Letztlich liegt in der thematisch und<br />

parteipolitisch neutralen Schuldenbremse<br />

eine sehr weise Regelung: Überdrehungen in<br />

jeder Richtung werden vermieden. Wiegen<br />

die Prioritäten wirklich so schwer,bleibt immer<br />

noch der Wegder Umschichtung im aktuellen<br />

Haushalt. Dann zeigt sich, was die Sache<br />

den Menschen wirklich wert ist.<br />

Die Niedrigzinsen jedenfalls, auf die Grünen-Chef<br />

Robert Habeck verweist und die<br />

jetzt seine Bereitschaft zum Schuldenmachen<br />

erhöhen, sind nicht Teil der Lösung. Sie sind<br />

Teil des Problems. Die Europäische Zentralbank<br />

hat mit den extrem niedrigen Zinsen seinerzeit<br />

kurzfristig auf die Finanzkrise reagiert<br />

–und damit langfristig ein neues Problem geschaffen.Weil<br />

Sparkonten nichts mehr abwerfen,<br />

investiert inzwischen alle Welt in Aktien<br />

und Immobilien –mit dem Effekt, dass sich<br />

Kurse und Preise Woche für Woche weiter<br />

denn je von den Realitäten entfernen. Der<br />

nächste große Crash ist nach Ansicht vieler<br />

Experten nur eine Frageder Zeit.<br />

Natürlich kann man jetzt in dieser Phase<br />

billig einen Kredit aufnehmen. Und danach<br />

am besten gleich noch einen. 15 Prozentaller<br />

Firmen in der Europäischen Union sind bereits<br />

„Zombieunternehmen“, am Leben gehalten<br />

nur von Niedrigzinsen. Sobald sich<br />

der Zins auch nur normalisiert, werden die<br />

Kartenhäuser reihenweise kollabieren.<br />

Gleiches drohtdann kompletten Staaten,<br />

die, wie Italien und die USA, auch in konjunkturell<br />

guten Jahren ihre Schulden erhöhen.<br />

Vielleicht braucht es noch einen zweiten<br />

großen Knall, damit so unterschiedliche<br />

Schuldenmacher wie Donald Trump und<br />

Robert Habeck eine gemeinsame Lektion<br />

lernen: Eine Schuldenkrise bekommt man –<br />

satirisch gesagt – nicht allein durch neue<br />

Schulden in den Griff.<br />

DieNachricht davon verbreitete die „Welt<br />

am Sonntag“ (WamS) am vergangenen Donnerstag<br />

ohne weitere Details. Erst am Sonntag<br />

erschien ein ausführlicher Artikel. Aber<br />

statt einer Begründung bot die <strong>Zeitung</strong> einen<br />

dünnen Mischmasch ausVermutungen,Vorverurteilungen<br />

und offensichtlichen Halbwahrheiten.<br />

Nach eigenen Angaben war<br />

Friedrich unter dem Verdacht der Republikflucht,<br />

der Fahnenflucht und möglicherweise<br />

des bewaffneten Grenzdurchbruchs<br />

festgenommen und mit einer massiven<br />

mehrjährigen Haftstrafe bedroht worden.<br />

Dazu existiert in der Stasi-Unterlagenbehörde<br />

der OperativeVorgang „Habicht“. Diesen<br />

darf jedoch nur der Betroffene, nämlich<br />

Holger Friedrich, lesen und publik machen.<br />

Obwohl die WamS und der Springer-Verlag<br />

wussten, dass sie nur einen Teil der Akten<br />

und damit der Fakten kennen, erwecken sie<br />

den Eindruck, als verbreite Friedrich eine<br />

übliche, im Grunde wenig glaubwürdige<br />

Schutzbehauptung. Erst ganz am Schluss<br />

des Artikels steht, was der damals 22-jährige<br />

NVA-Soldat seinem Stasi-Führungsoffizier<br />

nach wenigen Monaten konspirativer Mitarbeit<br />

sagte,nämlich dies:„… dass er die Sache<br />

nicht freiwillig angefangen habe, und sich<br />

daran auch in Zukunft nichts ändern wird.“<br />

Außerdem verhielt sich Friedrich laut Stasi<br />

bei den Treffen häufig „abweisend und zurückhaltend“.<br />

Statt all das urteilsgerecht zu<br />

bewerten, spielen sich die Journalisten der<br />

WamS als fliegendes Standgericht auf. Zu<br />

diesem Journalismus des Verdachts, der<br />

schnellen Denunziation passt, dass der<br />

Chefredakteur der Bild-<strong>Zeitung</strong> twitterte:„30<br />

Jahre nach dem Mauerfall ist die @berlinerzeitung<br />

wieder in Stasi-Hand.“ Absurd.<br />

Ich lehne es ab, vorschnell „Stasispitzel“<br />

zu schreien. Denn in seiner offenkundigen<br />

Spannung zwischen Opfer/Täter und anderen<br />

Opfern könnte gerade dieser Fall einen<br />

hohen und differenzierten Erkenntnisgewinn<br />

bringen.<br />

„Aus unserem Grundrecht<br />

kann man folgern, dass<br />

Tiere inbestimmtem<br />

Umfang Träger von Grundrechten<br />

sein können.“<br />

Cornelia Ziehm, Rechtsanwältin, erläutertimSpiegel-<br />

Interview, warum sie im Namen der Ferkel vor das<br />

Bundesverfassungsgericht zieht. Sie will mit einer Verfassungsbeschwerde<br />

erreichen, dass die betäubungslose<br />

Kastration von Ferkeln verboten wird.<br />

AUSLESE<br />

Die Grünen auf<br />

dem Wegzur Macht<br />

Sie wollen regieren“, schreibt die<br />

Frankfurter Allgemeine <strong>Zeitung</strong> über<br />

den Parteitag der Grünen in Bielefeld.<br />

„Die Voraussetzungen, um die große Koalition<br />

vom Sockel zu stoßen, könnten<br />

nicht besser sein.“ Allerdings lauerten auf<br />

die „Quasiregierungspartei im Wartestand“<br />

auch Gefahren: „An dem Anspruch,<br />

zu führen und gleichzeitig ein<br />

bunter Haufen zu sein, kann man sich<br />

verheben.“ Doch mit der Übernahme von<br />

Regierungsverantwortung kommen auch<br />

neue Probleme: „Dann muss man auch<br />

ran andie schmutzigen Themen, für die<br />

es keine ethisch saubereLösung gibt.“<br />

Die Stuttgarter <strong>Zeitung</strong> verweist auf ein<br />

näherliegendes Problem:„Gehen die Grünen<br />

bei der nächsten Bundestagswahl mit<br />

einem eigenen Kanzlerkandidaten ins<br />

Rennen –und wenn ja, mit wem?“, fragt<br />

das Blatt. „Bei den Vorstandswahlen erhielten<br />

Baerbock und Habeck ungewöhnlich<br />

hohe Ergebnisse. ... Früher oder späterwerdensie<br />

... gemeinsam die Frage beantworten<br />

müssen, wer die informelle<br />

Nummer eins ist.“ Christine Dankbar<br />

KORREKTUR<br />

In der Kolumne vonKlaus Staeck am vergangenen<br />

Donnerstag (14.11.2019) ist leider ein falscher Vorname<br />

durch alle Korrekturen gerutscht. Statt Rudolf<br />

Harig muss es Wolfgang Harig („ein amüsanter Stalinist“)<br />

heißen.<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Welchen Einfluss die<br />

Schwiegereltern<br />

auf die Darmflora<br />

haben können<br />

Seite 16<br />

Auf dem Brett: <strong>Berliner</strong> Wellenreiter will einen Surfpark errichten Seite 11<br />

Auf dem Sattel: In Potsdam geht ein kostenloser Verleih für Transporträder an den Start Seite 15<br />

Stadtbild<br />

Zweifel und<br />

Verzweiflung<br />

Susanne Dübber<br />

will klären, ob Weihnachten<br />

Fleisch serviertwird.<br />

Als Vorbereitung auf Weihnachten<br />

diskutierten Freunde und ich<br />

über die Speisekarte.Erstmals dachten<br />

wir von der Fleischfresser-Fraktion<br />

über ein veganes Festmahl<br />

nach. Mit überraschend großem<br />

Protest reagierte die Tierschutz-<br />

Fraktion unter uns.Jetzt bin ich enttäuscht,<br />

zweifele, dass unsere Entscheidung<br />

wirklich richtig ist.<br />

Wir wollten endlich gute Menschen<br />

werden und nun nehmen uns<br />

die anderen die Chance dazu. Jahrelang<br />

war es hin und her gegangen,<br />

Fleisch in Form von Gänse- und Entenkeulen<br />

stand immer auf dem<br />

Tisch. Die Tierschutz-Fraktion hatte<br />

dies wie ein Ritual erst kritisiert und<br />

danach tüchtig zugelangt. Uns<br />

Fleischfressern aber hatten die jahrelangen<br />

Vorwürfe, für unseren persönlichen<br />

Vorteil unschuldige Lebewesen<br />

zu töten, zugesetzt und ins<br />

Herz geschnitten. Endlich wollten<br />

wir klar Tisch machen. Aber weiter<br />

sitzt der Zweifel mit am Tisch und<br />

wenn er da bleibt, wird erzuVerzweiflung.<br />

So geht es mir auch bei anderen<br />

Lebensfragen. Die leidige Umwelt-<br />

Diskussion: Küchenpapier gegen<br />

waschbare Küchenlappen, Spülmaschine<br />

oder per Hand, nie wieder<br />

Ausland, weil nie wieder fliegen? Wie<br />

mache ich es richtig, ist die Frage.<br />

Stellt man diese anderen, endet das<br />

Gespräch auch nicht hundertprozentig<br />

schlauer. Nicht alleine mit<br />

Problemen zu sein, beruhigt mich<br />

nicht. Hatman die eine Antwortund<br />

will sie festhalten, flutscht sie einem<br />

wegwie ein glatter Aal aus den Händen<br />

und die andereAntwortruft: Ich<br />

bin die richtige.<br />

Zweifeln und Zaudern auszuhalten<br />

ist schwer, man sehnt sich nach<br />

Erlösung, nach der richtigen Entscheidung.<br />

Verdrängung bringt auch<br />

nicht weiter. Eine unaufgearbeitete<br />

Geschichte, ein nicht bis zu Ende<br />

durchdachter Entschluss quälen womöglich<br />

ein Leben lang. Also muss<br />

man einen Schlussstrich ziehen. Das<br />

taten wir von der Fleischfresser-<br />

Fraktion nach dem ersten Erstaunen<br />

dann. Weihnachten werden wir wie<br />

gehabt Fleisch verzehren. Aber den<br />

Wurstkonsum wollen wir weiterhin<br />

starkeinschränken, auch an den anderen<br />

364 Tagen im Jahr. Bewusster<br />

genießen ist unser Ziel.<br />

Denn gesund wollen wir leben.<br />

Für die Zigarette, die wir uns ab und<br />

zu noch gönnen, gehen wir auf den<br />

Balkon, ins Kalte. Bibbernd inhalieren<br />

wir das Nikotin –nicht wirklich<br />

ein Genuss. Durch Bestrafung wird<br />

Unerlaubtes möglich. Aber das ist<br />

ein anderes Kapitel.<br />

Ferdervieh mit ungewisser Zukunft.<br />

IMAGO<br />

Immer wieder kommt es an der deutsch-polnischen Grenze zu einem Großeinsatz gegen international agierende Autoschieber-Banden.<br />

Dicke Pistolen und fette Gewinne<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Die Angeklagten, die sich<br />

derzeit vor der 11. Großen<br />

Strafkammer des<br />

<strong>Berliner</strong> Landgerichts<br />

wegen gewerbsmäßiger Bandenhehlerei,<br />

Urkundenfälschung und Bandendiebstahls<br />

verantworten müssen,<br />

kommen aus ganz unterschiedlichen<br />

Ländern. Aus Polen, den baltischen<br />

Staaten, dem Libanon und Jordanien.<br />

Es handelt sich um eine mutmaßlich<br />

international agierende Autoschieber-Bande,die<br />

gestohlene Fahrzeuge<br />

bis nach Afrika gebracht haben soll.<br />

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen<br />

insgesamt 120 Straftaten vor. Auch<br />

ein Deutscher ist unter den Angeklagten:<br />

Rolf L., ein Beamter der <strong>Berliner</strong><br />

Polizei. Er ist wegen Bestechlichkeit<br />

angeklagt.<br />

Die Männer gehören zu den 767<br />

Tatverdächtigen, die die Ermittler des<br />

Projektes Limes identifiziert haben.<br />

Im Fokus der Arbeit dieses seit Anfang<br />

2017 durch die Europäische Union<br />

geförderten Projektes standen international<br />

agierende Autoschieberbanden<br />

und Mitglieder der sogenannten<br />

Russenmafia. Ermittler der Landeskriminalämter<br />

Berlins, Brandenburgs,<br />

Sachsen-Anhalts, Sachsens<br />

und sechs osteuropäischer Länder<br />

sowie Europol waren daran beteiligt.<br />

Berlin ist noch immer Hotspot<br />

Polizei-Projekt Limes macht europaweit Jagd auf organisierte Banden<br />

88<br />

Banden der Organisierten<br />

Kriminalität sind identifiziert<br />

500 000 Euro steuerte die EU für das<br />

Polizeiprojekt Limes bei –das Geld<br />

wurde vor allem für Reisekosten der<br />

ermittelnden Beamten und die technische<br />

Ausstattung für die Ermittlungen<br />

–etwa für den Kauf vonGPS-<br />

Sendern –verwendet. Geld, das offenbar<br />

gut angelegt war.<br />

DieArbeit vonLimes –dem europaweiten<br />

Polizeinetzwerk–habe auf<br />

beeindruckende Weise gezeigt, welche<br />

Erfolge es bei grenzüberschreitender<br />

Zusammenarbeit beim<br />

Kampf gegen die Organisierte Kriminalität<br />

geben könne, sagte Polizeipräsidentin<br />

BarbaraSlowik am Montag<br />

zu dem nun ausgelaufenen Projekt.<br />

Gegründet wurden unter anderemgemeinsame<br />

Ermittlungsteams,<br />

der kurze Dienstweg machte Schule.<br />

Deutsche Polizeibeamte und Staatsanwälte<br />

waren bei Durchsuchungen<br />

in osteuropäischen Länderndabei.<br />

Seit Anfang 2017 bis zum Ende<br />

des Projekts Ende September dieses<br />

Jahres wurden 2255 Ermittlungsverfahren<br />

eingeleitet, gegen 243 der insgesamt<br />

354 festgenommenen Personen<br />

Haftbefehle erlassen. Zudem<br />

wurden 425 Wohnungen, Lagerhallen<br />

und andere Räumlichkeiten<br />

durchsucht. DieSchadenshöhe wird<br />

auf fast 60 Millionen Euro beziffert.<br />

Berlin ist noch immer ein Hotspot<br />

für Autodiebe.3813 Pkw verschwanden<br />

im vergangenen Jahr auf Nimmerwiedersehen.<br />

Zwar sind das laut<br />

Statistik des Bundeskriminalamtes<br />

17,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor.<br />

Für den Rückgang machen die<br />

Ermittler vor allem das Projekt Limes,<br />

die grenzübergreifende<br />

schnelle Zusammenarbeit, verantwortlich.<br />

Doch noch immer schlagen<br />

Diebesbanden nirgendwo sonst<br />

in Deutschland so häufig zu wie in<br />

ERFOLGE SEIT 2017<br />

2255<br />

Ermittlungsverfahren gabes<br />

durch die Arbeit vonLimes<br />

Bei der Fahndung sichergestellt: Waffen und Handgranaten.<br />

94<br />

Hintermänner<br />

kamen in Haft<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

DPA/ARNO BURGI<br />

der Hauptstadt. Vorallem Mercedes-<br />

Fahrzeuge stehen hoch im Kurs. Im<br />

Kommen seien derzeit auch japanische<br />

Autos.<br />

„In Berlin haben wir eine große<br />

Auswahl von Autos jedweder Art auf<br />

der Straße stehen –wie in einer Auslage“,<br />

sagte Thomas Susebach, Kommissariatsleiter<br />

für organisierte internationale<br />

Autoverschiebung und Leiter<br />

des Limes-Projektes.Zubeachten<br />

seizudem die Nähe zu Polen, die offenen<br />

Grenzen. Noch bevor der „typische<br />

<strong>Berliner</strong> Geschädigte“ überhaupt<br />

wisse, dass sein Auto entwendet<br />

worden sei, werde esimAusland<br />

bereits in seine Einzelteile zerlegt.<br />

Die meist aus osteuropäischen<br />

Ländernstammenden Täter sind laut<br />

Susebach hochprofessionell in Banden<br />

organisiert, und gerade das habe<br />

eine grenzübergreifende Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen dortnotwendig<br />

gemacht. Demnachreisendie Täter<br />

immer nur für kurze Zeit nach Berlin.<br />

Sie bevorzugen Fahrzeuge der<br />

MarkeMercedesmit Keyless-Go-System<br />

und benutzen zum Öffnen und<br />

Startender Wagen sogenannte Funkstreckenverlängerer.<br />

In einer Nacht<br />

klauen sie so bis zu zehn hochwertige<br />

Limousinen. DieAutos werden meist<br />

irgendwo in Berlin abgestellt und von<br />

Kurierfahrern abgeholt. Dann fahren<br />

dieKuriere mitden gestohlenen Pkw<br />

Pilotfahrzeugen hinterher, deren<br />

Fahrer vorPolizeikontrollen warnt.<br />

Durch die gemeinsame Ermittlungsarbeit<br />

bei Limes stießen die<br />

Fahnder auf insgesamt 88 Gruppierungen<br />

der Organisierten Kriminalität.<br />

Dabei wurden 182 Hintermänner<br />

ermittelt, 94 davon verhaftet.<br />

Bisher gabes47Verurteilungen, weitere<br />

sollen folgen. Bei den Festnahmen<br />

wurden vielfach auch Drogen<br />

sichergestellt –häufig im zweistelligen<br />

Kilo-Bereich. Zudemstellten die<br />

Fahnder 33 Waffen, darunter Maschinenpistolen<br />

undHandgranaten,<br />

beiden Autodieben oder derenHintermännernsicher.<br />

Es geht um Milliardengewinne<br />

Auch aus europäischer Sicht sei der<br />

Erfolg der Limes-Ermittlungen beeindruckend,<br />

sagte MichaelWillvon<br />

Europol. Vonder Organisierten Kriminalität<br />

seijedeseuropäische Land<br />

betroffen. Nach seinen Worten gehe<br />

es bei dieser Art der Verbrechen um<br />

Milliardengewinne. Jedoch werde<br />

nurein Prozentdieser Gewinne konfisziert.<br />

Das Instrument der Vermögensabschöpfung<br />

sei nicht scharf<br />

genug oder werde zu selten angewandt,<br />

sagte Will.<br />

Die Arbeit, die mit Limes begonnen<br />

hat, soll weitergehen. Sie werde<br />

jedoch erschwert, falls das Projekt<br />

nicht auf andere Weise finanziert<br />

werde, sagte Thomas Susebach.Man<br />

habe sich damals nach einer Förderung<br />

durch die EU bewusst und gewollt<br />

umgeschaut, weil man bei den<br />

Ermittlungen zur Organisierten Kriminalität<br />

Defizite erkannt hatte.<br />

Katrin Bischoff<br />

hofft, dass das Limes-Projekt<br />

weiterfinanziertwird<br />

NACHRICHTEN<br />

Deutsche Wohnen geht<br />

gegen Millionen-Bußgeld vor<br />

DasImmobilienunternehmen Deutsche<br />

Wohnen hat Widerspruch gegen<br />

den Bußgeldbescheid in Millionenhöhe<br />

eingelegt, den die <strong>Berliner</strong><br />

Datenschutzbeauftragte erlassen<br />

hatte.Nach Angaben der Datenschützer<br />

vonAnfang November warenimArchiv<br />

des Unternehmens<br />

zum Teil Jahrealte persönliche Daten<br />

vonMieterinnen und Mietern<br />

einsehbar,darunter Sozial- und<br />

Krankenversicherungsdaten, Arbeitsverträge<br />

sowie Informationen<br />

über ihrefinanziellen Verhältnissen.<br />

DasBußgeld beläuft sich auf<br />

14,5 Millionen Euro.Dagegen habe<br />

die Deutsche Wohnen inzwischen<br />

Widerspruch erhoben, sagte ein Firmen-Sprecher<br />

am Montag. Dievorgeschriebene<br />

Zwei-Wochen-Frist sei<br />

damit eingehalten worden. (dpa)<br />

Polizei ertappt in einer<br />

Woche 8316 Parksünder<br />

Beider gemeinsamen Aktion vonPolizei,<br />

BVGund Ordnungsämter gegen<br />

Parksünder in der vergangenen<br />

Woche wurden 8316Verstöße festgestellt.<br />

Dashat die Polizei am Montag<br />

bekannt gegeben. In 449 Fällen wurden<br />

demnach Fahrzeuge abgeschleppt.<br />

Davonstanden 166 Fahrzeuge<br />

verbotenerweise auf Busspurenund<br />

behinderten somit den Verkehr.Die<br />

Streifen waren vonMontag<br />

bis Freitag auf 380 verkehrsbelasteten<br />

Straßen unterwegs. (ls.)<br />

Prozess um möglichen<br />

Ärztepfusch verschoben<br />

EinProzess gegen eine Ärztin, die<br />

durch einen Behandlungsfehler den<br />

Todeiner 80 Jahrealten Patientin<br />

verschuldet haben soll, ist auf den<br />

29. Januar 2020 verschoben worden.<br />

Dasteilte die Gerichtspressestelle<br />

am Montag mit. Ursprünglich sollte<br />

es an diesem Tagzur Verhandlung<br />

vordem Amtsgericht Tiergarten<br />

kommen. Der42-Jährigen wirdfahrlässige<br />

Tötung bei einer Operation<br />

im November 2015 durch ein nicht<br />

fachgerechtes Legen eines Katheters<br />

zur Last gelegt. DieAngeklagte habe<br />

laut Ermittlungen mit dem Führungsdraht<br />

des Katheters das Rippenfell<br />

durchstoßen und so Blutungenausgelöst,andenen<br />

die Geschädigte<br />

gestorben sein soll. (dpa)<br />

Bosch-Beschäftigte bangen<br />

um ihre Arbeitsplätze<br />

Mehr als 100 Beschäftigte des Autozulieferers<br />

Bosch in Reinickendorf<br />

fürchten um ihreArbeitsplätze. Nach<br />

Angaben der Gewerkschaft IG Metall<br />

vomMontag drohen Kündigungen.<br />

„Wenn jeder vierte oder fünfte Beschäftigte<br />

rausgeworfen werden soll,<br />

dann ist das ein Kahlschlag ohnegleichen“,<br />

kritisierte Betriebsratschefin<br />

Nicole Bock. Die530 Beschäftigten<br />

in Reinickendorfstellen Getriebepumpen<br />

sowie Hydraulikpumpen<br />

für Servolenkungen her.<br />

Nach Unternehmensangaben setzenAutohersteller<br />

aber immer stärker<br />

darauf, Lenkungen durch Elektromotoren<br />

zu unterstützen. Deshalb<br />

erwägt Bosch auch einen Verkauf<br />

des <strong>Berliner</strong> Werks. Unabhängig<br />

davon müssten 90 Stellen wegfallen,<br />

sagte eine Sprecherin. Ob es Kündigungen<br />

gibt, sei noch offen. „Wir<br />

werden das möglichst sozialverträglich<br />

machen.“ (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Berlin<br />

Bei Anruf Koks:<br />

Polizei fasst<br />

Lieferanten<br />

Studie: Kokain-Konsum<br />

hat zugenommen<br />

VonLutz Schnedelbach<br />

Nach der Großrazzia gegen eine<br />

Dealer-Bande in der vergangenen<br />

Woche haben die sechs Tatverdächtigen<br />

Haftbefehl wegen bandenmäßigen<br />

Drogenhandels erhalten.<br />

Drei von ihnen sitzen nach Angaben<br />

der Staatsanwaltschaft<br />

inzwischen in Untersuchungshaft.<br />

Die anderen drei, darunter der Fahrer<br />

und der Bunkerverwalter, wurden<br />

vonder Untersuchungshaft verschont.<br />

Bei den Dealern handelt es<br />

sich um Männer zwischen 18 und<br />

39 Jahren. Nach Informationen dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> sind es Mitglieder sowie<br />

Freunde der deutsch-libanesischen<br />

Großfamilie C. Sie sollen einen Lieferservice<br />

für Kokain betrieben haben.<br />

DieGeschäfte wurden voneiner<br />

BarinHellersdorfaus organisiert.<br />

Die Masche mit sogenannten Taxis<br />

ist nicht neu. Sie wurde in den<br />

90er-Jahren bereits von vietnamesischen<br />

Zigarettenhändlern betrieben.<br />

Diese hatten sich für diese Methode<br />

entschieden, nachdem der<br />

Druck der Sicherheitsbehörden stark<br />

zugenommen hatte.<br />

Bevordie Dealer auf die Kokstaxis<br />

setzten, haben sie nach den Erkenntnissen<br />

der Ermittler auch versucht,<br />

die verbotene Waren mit der Post zu<br />

versenden. Dieses Unterfangen sei<br />

aber nicht erfolgreich gewesen, so<br />

die Polizei, vermutlich weil die Szene<br />

eine umgehende Lieferung der<br />

Droge erwarte.<br />

Bei den Kokainzustellungen per<br />

Auto werde die Bestellung per Anruf<br />

oder SMS aufgegeben. Dabei würden<br />

die Drogen als Obst deklariert,<br />

so die Polizei. Diese Form des Handels<br />

hat sich auch nach Einschätzung<br />

vonPolizisten vorallem für die<br />

Zum Schnupfen bereit: Eine gezogene Linie<br />

Koks.<br />

IMAGO/ULRICH ROTH<br />

Abnehmer als sicherer erwiesen als<br />

der Drogenkauf in der Öffentlichkeit,<br />

etwa im Görlitzer Park. Der „Stoff“,<br />

den die Kokstaxis portioniert lieferten,<br />

stammt nach Erkenntnissen der<br />

Ermittler von Großhändlern. Der<br />

Kunde zahlt bis zu 80 Euro für ein<br />

Gramm.<br />

Die Polizei erfasst solche Fälle<br />

von Kokainhandel wegen der Häufung<br />

seit Mai systematisch. Dabei<br />

fanden die Fahnder heraus,dass sich<br />

das Netz nicht nur auf Kreuzberg,<br />

Reinickendorf und Neukölln beschränkt.<br />

Geliefertwirdnach Polizeiangaben<br />

nun auch nach Hellersdorf,<br />

Weißensee, Marzahn Ahrensfelde<br />

und Blankenfelde-Mahlow.<br />

Abwasser stärker belastet<br />

Die jetzt verhafteten Dealer aus der<br />

Familie C. sind bei den Drogenfahndern<br />

bekannt. Der Clan kam in den<br />

80er-Jahren aus dem Libanon nach<br />

Berlin. Die Familie ist geteilt. Der<br />

eine Teil ist auf Drogenhandel spezialisiert,<br />

der andere auf Prostitution<br />

und Falschgeld, sagen Polizisten.<br />

Der Kokskonsum hat in Berlin<br />

zugenommen. Nach einer Analyse<br />

des Abwassers durch Experten der<br />

TU Dresden stieg die ausgeschiedene<br />

Menge Koks pro 1 000 Einwohner<br />

am TaginMilligramm von<br />

290,6 im Jahr 2017 auf 343,1 im vergangenen<br />

Jahr.<br />

VonUlrich Paul<br />

Aranka Barfuss ist erleichtert.<br />

„Ich freue mich, dass<br />

mein lebenslanges Wohnrecht<br />

jetzt gesichert ist“,<br />

sagt die 60-jährige Mieterin aus der<br />

Cunostraße in Wilmersdorf. „Das ist<br />

ein sehr gutes Gefühl.“<br />

Der Grund: Das Landgericht hat<br />

entschieden, dass der Vermieter<br />

Aranka Barfuss nicht wegen Eigenbedarfs<br />

kündigen kann. Eine beim<br />

Verkauf ihrer Wohnung vereinbarte<br />

Klausel, nach der die Mieter dauerhaft<br />

vor einer Eigenbedarfskündigung<br />

geschützt sein sollten, gelte<br />

auch dann, wenn diese nur zwischen<br />

Käufer und Verkäufer vertraglich fixiert<br />

wurde, nicht aber vom Mieter<br />

selbst mit unterzeichnet worden ist.<br />

Es handele sich „um einen echten<br />

Vertrag zuGunsten Dritter“, so das<br />

Landgericht (64 S 220/18).<br />

Die Entscheidung stärkt die<br />

Rechte vonMieternehemals landeseigener<br />

Wohnungen. Tausende Unterkünfte<br />

wurden mit ähnlichen<br />

Schutzklauseln verkauft. Ursprünglicher<br />

Vermieter von Aranka Barfuss<br />

war die städtische Bewoge, die später<br />

in der Wohnungsbaugesellschaft<br />

Mitte (WBM) aufging. Im Jahr 2004<br />

verkaufte eine WBM-Tochter den<br />

Wohnblock an der Cunostraße an einen<br />

privaten Geschäftsmann.<br />

Umfangreiche Schutzklauseln<br />

Frau Barfuss darf bleiben<br />

Landgericht weist Eigenbedarfskündigung zurück. Rechte von Mietern gestärkt<br />

Die Freude ist groß. Aranka Barfuss muss nicht ausziehen.<br />

Mieter in vielen landeseigenen<br />

Wohnungen in Berlin<br />

sollten nach der Privatisierung<br />

ihrer Häuser einen umfassenden<br />

Schutz genießen,<br />

um weiter unbesorgt in ihren<br />

vier Wänden leben zu<br />

können.<br />

RECHT<br />

In vielen Kaufverträgen<br />

wurde deswegenunter anderem<br />

festgeschrieben, dass<br />

der Erwerber „für die Dauer<br />

der bestehenden Mietverhältnisse“<br />

auf Kündigungen<br />

wegenEigenbedarfs<br />

verzichtet.<br />

BERLINER ZEITUNG/SABETH STICKFORTH<br />

Vermieter versuchen trotzdem<br />

immer wieder,Mieter<br />

per Eigenbedarfskündigung<br />

vordie Tür zu setzen. Die<br />

Rechtsprechung zugunsten<br />

der Mieter verfestigt sich seit<br />

einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs<br />

von2018.<br />

Arbeitskampf bei Osram<br />

Im Kaufvertrag wurde festgeschrieben,<br />

dass der Erwerber „für die<br />

Dauerder bestehenden Mietverhältnisse“<br />

auf Kündigungen wegen Eigenbedarfs<br />

verzichtet. Auch Kündigungen<br />

wegen der Hinderung an einer<br />

angemessenen wirtschaftlichen<br />

Verwertung sowie Luxusmodernisierungen<br />

sollten nicht möglich sein.<br />

Für den Fall eines Weiterverkaufs<br />

sollten die Mieterschutzklauseln an<br />

die Erwerber weitergegeben werden.<br />

Zwar wurde beim Weiterverkauf<br />

von Aranka Barfuss’ Wohnung die<br />

Mieterschutzklausel anfangs noch in<br />

den Verträgen weitergegeben, doch<br />

später nicht mehr. Im Kaufvertrag<br />

mit dem jetzigen Vermieter steht nur<br />

noch, dieser sei darüber informiert<br />

worden, „dass die Voreigentümer“<br />

zugunsten des jeweiligen Mieters auf<br />

Kündigungen sowie sogenannte Luxusmodernisierungen<br />

verzichtet haben.<br />

Der Vermieter argumentierte<br />

vorGericht, dass die Regelungen aus<br />

dem Kaufvertrag nicht zum wirksamen<br />

Ausschluss der Eigenbedarfskündigung<br />

geführt habe. Ein dauerhafter<br />

Verzicht bedürfe der Schriftform<br />

zwischen den Beteiligten. Der<br />

Eigentümer beanspruchte die Wohnung<br />

für seinen Vater. Der Anwalt<br />

von Aranka Barfuss hielt dagegen,<br />

dass sich der Mieterschutz aus dem<br />

Kaufvertragvon 2004 ergebe.<br />

Schon in erster Instanz bekam<br />

Aranka Barfuss Recht. Das AmtsgerichtCharlottenburgentschied,<br />

dass<br />

der Vermieter die Räumung der<br />

Wohnung nicht verlangen kann. Die<br />

Eigenbedarfskündigung sei durch<br />

den im ersten Kaufvertrag von 2004<br />

vereinbarten Schutz „wirksam ausgeschlossen“.<br />

Auf eine Übertragung<br />

der Verpflichtung auf den neuen Erwerber<br />

durch nachfolgende Kaufverträge<br />

komme es nicht an.<br />

Berufung aufBundesgerichtshof<br />

Das Landgericht erklärte, dass es<br />

sich die Entscheidungsgründe des<br />

Amtsgerichts zu eigen mache. Die<br />

Vereinbarung zugunsten des Mieterschutzes<br />

sei „auch ohne ausdrückliche<br />

Annahmeerklärung“ der Mieterin<br />

wirksam geworden. Die Richter<br />

verweisen rein „vorsorglich“ darauf,<br />

dass bereits der Mietvertrag Aranka<br />

Barfuss’ aus dem Jahre 1993 das<br />

Kündigungsrecht des Vermieters erheblich<br />

beschränke.Danach sei eine<br />

Kündigung nur „in besonderen Ausnahmefällen“<br />

möglich. Dem Mieter<br />

werde also ein „erhöhter Bestandsschutz<br />

eingeräumt“. Ein „gewöhnlicher<br />

Fall des Eigenbedarfs“ sei für<br />

eine Kündigung nicht ausreichend.<br />

Dass ein„besonderer Ausnahmefall“<br />

vorläge, habe der Eigentümer im<br />

vorliegenden Fall nichtdargelegt.<br />

Das Landgericht verweist in seinerEntscheidungzudem<br />

auf einUrteil<br />

des Bundesgerichtshofs (BGH)<br />

vom 14. November 2018. Darin entschieden<br />

die Richter, dass sich die<br />

Mieter eines ehemals städtischen<br />

Hauses in Bochum nach dem Verkauf<br />

der Immobilie auf eine Kündigungsschutzklausel<br />

im Kaufvertrag<br />

berufen können. Der BGH argumentierte,<br />

dass es sich bei den im<br />

Kaufvertrag enthaltenen Bestimmungen<br />

zum lebenslangen Wohnrecht<br />

umeinen Vertrag zugunsten<br />

Dritter handelt, der dem Mieter eigene<br />

Rechte gegenüber dem Käufer<br />

einräumt –und die Kündigung ausschließt.<br />

DerSieg vordem Landgericht hat<br />

sich für Aranka Barfuss nicht nachteilig<br />

ausgewirkt. „Das Verhältnis zu<br />

meinemVermieter ist jetzt sogar besser<br />

als vorher“, sagt sie.„Er ist ein guter<br />

Verlierer.“<br />

Ulrich Paul weiß, wie sich<br />

Mieter nach einer Eigenbedarfskündigung<br />

fühlen.<br />

Beschäftigte protestieren vor dem Spandauer Werk gegen den geplanten Stellenabbau und die Übernahme durch AMS<br />

VonThomas Magenheim<br />

Mehrere Hundert Osram-Mitarbeiter<br />

haben am Montag vor<br />

dem Spandauer Standort des Beleuchtungsherstellers<br />

gegen Stellenabbau<br />

protestiert. Die Gewerkschaft<br />

IG Metall forderte dabei langfristige<br />

Investitionen in die deutschen<br />

Standorte und die Zurücknahme der<br />

Entscheidung für Verlagerungen ins<br />

Ausland. Nach Angaben der Gewerkschaft<br />

will Osram 800 seiner<br />

5600 deutschen Arbeitsplätze abbauen,<br />

davon 100 in Berlin, wo außerdem<br />

bereits weitere Stellen bedroht<br />

seien. Eine offizielle Bestätigung<br />

des Vorstands für die Zahlen<br />

gibt es allerdings bisher nicht.<br />

An der Protestaktion „Fünf nach<br />

zwölf“ am Osram-StandortamNonnendamm<br />

nahmen nach Angaben<br />

der IG-Metall rund 300 Beschäftigte<br />

teil. Auf Schildern forderten sie<br />

„Licht an statt aus!“ oder „Wir sind<br />

Osram und wollen Osram bleiben“.<br />

Andere Mitarbeiter des mehr als<br />

110 Jahre alten Traditionsunternehmens<br />

erklärten: „Wir wollen mit Osram<br />

indie Zukunft.“ Regine Katerndahl,<br />

Zweite Bevollmächtigte der<br />

IG Metall Berlin, forderte außerdem<br />

mehr Zeit für die Entwicklung neuer<br />

Produkte. Demonstriert wurde auch<br />

vorder Münchner Konzernzentrale.<br />

An allen deutschen Standorten<br />

„Fünf nach zwölf bedeutet nicht, dass<br />

es das Ende ist“, rief Klaus Abel dort<br />

ins Mikrophon. Abel ist der Unternehmensbeauftragte<br />

der IG Metall<br />

für Osram und Aufsichtsratsvize des<br />

Lichttechnikkonzerns.Pfiffe aus hunderten<br />

Trillerpfeifen und Sprechchöre<br />

wie „Berlien raus“ begleiteten<br />

Abels Rede.Für Osram-Chef Olaf Berlien<br />

ist das nicht gerade schmeichelhaft.<br />

Die rund 600 Protestierenden<br />

aus allen deutschen Osram-Standorten<br />

fühlen sich vonihrem Boss verraten.<br />

Nach anfänglichem Widerstand<br />

befürwortet er nun nicht nur eine<br />

Übernahme durch den österreichischen<br />

Sensorhersteller AMS. Berlien<br />

will bei Osram zudem 800 Stellen<br />

streichen. Er sagt auch, dass die unbestreitbaren<br />

Probleme, die Osram<br />

aktuell hat, mit einer Übernahme<br />

durch AMS nicht besser, sondern<br />

schlimmer würden. Deshalb wollen<br />

Betriebsräte nun nicht nur einen erneuten<br />

Kahlschlag im Personal, sondern<br />

auch eine Übernahme durch<br />

AMS mit aller Macht verhindern.<br />

Wenn es stimmt, was Betriebsräte<br />

erfahren haben, soll es die Standorte<br />

München, Herbrechtingen und Berlin<br />

am härtesten treffen. Demnach<br />

will Osram in der Münchner Zentrale<br />

270 und im baden-württembergischen<br />

Herbrechtingen 260 Jobs<br />

streichen. Zudem würden in Herbrechtingen<br />

55 befristete Stellennicht<br />

verlängert, sagt ein dortiger Betriebsrat.<br />

In Berlin könnten nach Betriebsrats-Informationen<br />

sogar bis<br />

zu 200 Jobs auf der Streichliste stehen.<br />

Drinnen inder Konzernzentrale<br />

widersprach Osram-Vorstand Stefan<br />

Kampmann. Es gebe noch keine fixen<br />

Abbauzahlen oder Schließungsbeschlüsse<br />

für Standorte, Standort-<br />

garantien allerdings auch nicht. IG<br />

Metall und Betriebsräte würden lediglich<br />

Kostensparziele auf Stellen<br />

hochrechnen. Es gibt noch Verhandlungsmasse,soll<br />

das heißen.<br />

Weniger flexibel gibt sich der<br />

Technik-Vorstand beim zweiten<br />

Grund für den Protesttag bei Osram.<br />

Das ist die geplante Übernahme<br />

durch den Sensorhersteller AMS aus<br />

Premstetten bei Graz. Die sei strategisch<br />

richtig und seriös finanziert.<br />

Sorgevor Milliardenschulden<br />

Die Industriegewerkschaft IG Metall<br />

und die Osram-Betriebsräte halten<br />

die Übernahme für den falschen<br />

Schritt: Sie würde alles schlimmer<br />

machen, weil ein Kauf auf Pump finanziert<br />

wäre und Milliardenschulden<br />

hinterlassen würde. Der AMS-<br />

Plan, die rasch wieder abzubauen,<br />

baue auf optimistische Annahmen<br />

zur Steigerung der Profitabilität und<br />

das in kriselnden Abnehmermärkten,<br />

kritisiertAufsichtsratsvizeAbel. Nicht<br />

nur ihm ist beim Gedanken daran<br />

mulmig. (mit dpa)<br />

Missbrauch<br />

dauerte länger<br />

als gedacht<br />

Senat lässt Umgang mit<br />

Pflegekindern untersuchen<br />

„Es darf nichts<br />

verharmlost<br />

werden. Das sind<br />

wir den Betroffenen<br />

schuldig.“<br />

Sandra Scheeres,<br />

SPD-Bildungssenatorin<br />

InBerlin wurden Kinder oder Jugendliche<br />

wohl länger als bisher<br />

angenommen gezielt zur Pflege an<br />

Pädophile vermittelt und vondiesen<br />

dann auch sexuell missbraucht. Das<br />

legt ein am Montag in der Hauptstadt<br />

vorgestellter Zwischenbericht<br />

eines Forschungsvorhabens der<br />

Universität Hildesheim zum verstörenden<br />

Wirken des Sozialpädagogen<br />

Helmut Kentler (1928-2008) nahe.<br />

In dem Bericht, den der Senat in<br />

Auftrag gab, werden die Fälle von<br />

zwei Fünfjährigen aufgelistet, die<br />

1989 beziehungsweise 1991 zu einem<br />

Pflegevater kamen, der regelmäßigen<br />

Kontakt zu Kentler pflegte.<br />

Die Opfer schilderten nun in Interviews<br />

mit den Wissenschaftlern ihr<br />

Leiden und machten dabei auch<br />

deutlich, das sie sich vonstaatlichen<br />

Stellen –nicht zuletzt dem Jugendamt<br />

–imStich gelassen fühlten.<br />

Die von Kentler als „wissenschaftliches<br />

Experiment“ verbrämte<br />

Praxis, Pflegekinder und -jugendliche<br />

an Pädophile zu vermitteln, begann<br />

in Berlin Ende der 60er-Jahre.<br />

Nach bisheriger Auffassung war sie<br />

vor allem bis in die 70er- und 80er-<br />

Jahren verbreitet. Jetzt zeige sich,<br />

dass der Einfluss Kentlers über einen<br />

weitaus längeren Zeitraum reiche als<br />

bisher angenommen, sagte Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres.<br />

„Und wir gehen davon aus, dass<br />

nicht nur Jugendliche,sondern auch<br />

Kinder betroffen waren.“<br />

Kentler glaubte, dass sich pädophile<br />

Männer als Pflegeväter besser<br />

um ihre Schützlinge kümmern würden<br />

als andere Pflegeeltern. Dass sie<br />

dafür Sex wollen könnten, war für<br />

den seinerzeit anerkannten Psychologen<br />

und Sexualforscher kein Hinderungsgrund.<br />

Die Pädophilen erhielten<br />

sogar Pflegegeld. VonSeiten<br />

der Behörden blieben diese Vorgänge<br />

entweder unbemerkt, wurden<br />

ignoriertodersogar gefördert.<br />

Scheeres wie auch die beteiligten<br />

Wissenschaftler verwiesen darauf,<br />

dass das Projektzur Erforschung der<br />

erschütternden Vorgänge noch nicht<br />

abgeschlossen sei und bis April2020<br />

weiterlaufe. „Es darf nichts beschönigt<br />

werden, es darfnichts verharmlost<br />

werden. Dassind wir den Betroffenen<br />

schuldig“, sagte Scheeres.<br />

Wichtig sei zudem, die Verantwortung<br />

staatlicher Stellen, auch des Senats,<br />

herauszuarbeiten, Strukturen<br />

offenzulegen und Lehren für die<br />

heutige Jugendhilfepraxis zu ziehen.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojektes,das<br />

nicht das erste,aberwohl<br />

das umfassendste zu Kentler ist,<br />

sichten die Wissenschaftler unter<br />

anderem Akten und sprechen mit<br />

unterschiedlichsten Zeitzeugen.<br />

Hilfreich wären dabei Opfer des<br />

quasi staatlich geförderten sexuellen<br />

Missbrauchs –allerdings haben sich<br />

bislang erst drei gemeldet, von denen<br />

zwei den Forschernberichteten.<br />

Wieviele Opfer es überhaupt gibt, ist<br />

nach Aussageder Forscher unklar.<br />

Kentler, der nach seiner Zeit am<br />

„Pädagogischen Zentrum Berlin“ als<br />

Professor fürSozialpädagogik an der<br />

TU Hannoverlehrte,wurde nie strafrechtlich<br />

verfolgt, weil seine Taten<br />

als verjährt galten. An dieser rechtlichen<br />

Hürde scheiterten auch Anläufe<br />

von Opfern für eine juristische<br />

Aufarbeitung. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Der offene Vollzug für Sicherungsverwahrte soll in der Seidelstraße 34 eingerichtet werden –außerhalb der Gefängnismauer der JVATegel. Der Umbau soll Ende 2020 abgeschlossen werden und bis zu zwei Millionen Euro kosten.<br />

MARKUS WÄCHTER/BLZ<br />

Die Sorge bleibt<br />

Die Justizverwaltung informiert Anwohner über den geplanten offenen Vollzug für Sicherungsverwahrte. Die Ängste aber kann sie den meisten nicht nehmen<br />

VonAnnika Leister<br />

Etwa 200 Einladungen wurden<br />

verteilt, rund 100 Anwohner<br />

meldeten sich an:<br />

Das Interesse der Nachbarn<br />

ander Info-Veranstaltung zum<br />

geplanten offenen Vollzug für Sicherungsverwahrte<br />

in Tegel war groß.<br />

Am Montagabend nahmen Rentner,<br />

junge Paare und besorgte Eltern im<br />

Kulturraum der Justizvollzugsanstalt<br />

Tegel Platz. Für viele war es die erste<br />

Info-Veranstaltung zu dem Thema<br />

überhaupt, sie hatten bisher nur aus<br />

den Medien und von Nachbarn von<br />

dem Vorhaben erfahren. Zumersten<br />

Info-Abend im April waren lediglich<br />

die Bewohner der Dienstgebäude in<br />

der Seidelstraße eingeladen. Dieses<br />

Malwurden die Einladungen auch in<br />

den anliegenden Seitenstraßen verteilt.<br />

Das Vorhaben polarisiert und ist<br />

besonders den direkten Anwohnern<br />

nur schwer zu vermitteln: Ab 2020<br />

will die Senatsverwaltung ein ehemaliges<br />

Dienstgebäude in der Nähe<br />

der JVATegel zu einem offenen Vollzug<br />

für Sicherungsverwahrte umbauen.<br />

Nach dem Umbau, der ein<br />

bis zwei Millionen Euro kosten und<br />

Ende 2020 oder Anfang 2021 abgeschlossen<br />

sein soll, werden die Bewohner<br />

der Seidelstraße dann Tür an<br />

Tür mit jenen leben, die ein Gericht<br />

eigentlich als so gefährlich eingestuft<br />

hat, dass sie auch nach Verbüßen ihrer<br />

Haftstrafe hinter Gittern bleiben<br />

müssen.<br />

Doch auch die Sicherungsverwahrung<br />

ist nicht darauf ausgelegt,<br />

einen Menschen für immer hinter<br />

Gittern zuhalten. Auch jetzt schon<br />

werden Sicherungsverwahrte nach<br />

günstigen Gutachten und vorbildlichem<br />

Verhalten erst Lockerungen<br />

und dann Ausgänge gewährt. Bewähren<br />

sie sich weiterhin, werden<br />

sie auch heute schon entlassen –15<br />

Menschen kamen seit 2015 so aus<br />

der Sicherungsverwahrung frei. Allerdings<br />

ohne Vorbereitung auf das<br />

Leben in Freiheit im offenen Vollzug.<br />

Das kritisierte das Bundesverfassungsgericht.<br />

Berlin hat sich aufWeisung<br />

des höchsten deutschen Gerichts<br />

2013 –noch unter einem von<br />

SPD und CDU geführten Senat –<br />

dazu verpflichtet, den offenen Vollzug<br />

für Schwerstverbrecher einzuführen.<br />

Vermitteln mussten diesesVorhaben<br />

den direkt Betroffenen am Montagabend<br />

Justiz-Staatssekretärin Daniela<br />

Brückner, Martin Riemer, Leiter<br />

der JVATegel, und Kerstin Becker,<br />

„Der Fokus lag von Anfang an nur auf dem<br />

Wohl der Insassen. Ein Schutz der<br />

Bevölkerung findet nicht statt.“<br />

Vater zweier Töchter, Anwohner in Tegel<br />

Leiterin der Sicherungsverwahrung<br />

in Tegel. Einige Sätze wiederholten<br />

sie dabei im Wechsel wie ein Mantra:<br />

Berlin sei zu der Umsetzung des offenen<br />

Vollzugs verpflichtet. Chance<br />

darauf, in den offenen Vollzug zu<br />

kommen, hätten lediglich jene, die<br />

sich bereits als zuverlässig erwiesen<br />

hätten. Jeder Fall werdevon der Aufsicht<br />

der JVA, einem externen Gutachter<br />

sowie der Senatsverwaltung<br />

gründlich geprüft. Das Haus liege<br />

vor den Gefängnismauern, Justizvollzugsbeamten<br />

sollten aber den<br />

Ein- und Ausgang der Sicherungsverwahrten<br />

24 Stunden lang kontrollieren.<br />

Die Fenster im Erdgeschoss<br />

des offenen Vollzugs würden vergittert.<br />

„Überwiegend sind das einzelgängerische<br />

Menschen, die eher zurückgezogen<br />

leben“, sagte JVA-Leiter<br />

Riemer.„Siehaben keine wilden Gartenpartys<br />

zu erwarten.“<br />

Wilde Gartenpartys allerdings<br />

sind nicht die Befürchtung der An-<br />

wohner. Die meisten fürchten ihre<br />

neuen Nachbarn. Ob es Statistiken<br />

darüber gebe, wie treffsicher die<br />

Gutachten sind? Wie hoch die Rückfallquote<br />

ist? Becker weiß vonnur einer<br />

Person seit 2013, die ohneVorbereitung<br />

in Freiheit kam, rückfällig<br />

wurde und inzwischen wieder in<br />

Haft sitzt. „Aber natürlich können<br />

wir den Menschen nicht in den Kopf<br />

gucken.“<br />

Eine Mutter mit zwei Töchtern,<br />

acht und 13 Jahrealt, fragt, ob sie ihre<br />

Kinder noch alleine an dem Haus<br />

vorbei zur Schule schicken könne?<br />

Und will auch wissen, weshalb die<br />

Sicherungsverwahrten überhaupt<br />

verurteilt worden sind? „DieseWahrheit<br />

kann ich ihnen nicht ersparen“,<br />

sagt Becker.„Zwei Drittel sind Sexualstraftäter.“<br />

Siewiederholt, dass das<br />

Prozederehin zu Lockerungen für Sicherungsverwahrte<br />

lang und komplex<br />

sei. Erklärt, dass zurzeit nur drei<br />

Sicherungsverwahrte in Tegel unbegleitete<br />

Ausgänge machen dürfen<br />

und damit überhaupt in Frage kommen<br />

für den offenen Vollzug. „Die<br />

drei sind alte Männer, über 60, körperlich<br />

krank, sie wollen in Freiheit<br />

leben“, sagt Becker. Und: „Diese<br />

Männer werden entlassen, so oder<br />

so. Wir wollen sie nur besser darauf<br />

vorbereiten.“<br />

Die Meinungen unter den Anwohnern<br />

gehen nach der Veranstaltung<br />

auseinander. Inder Unterzahl<br />

sind eindeutig Menschen wie Jörg<br />

Klauck, der die Transparenz der Verwaltung<br />

lobt und den offenen Vollzug<br />

lieber hier in der Nähe der Therapiezentren<br />

und der gewohnten<br />

Umgebung hätte. „Hier ist die Kontrolle<br />

hoch, das ist doch gut.“<br />

Den meisten Anwohnern aber<br />

geht es wie dem Ehepaar mit den<br />

zwei Töchtern, die bald wohl nicht<br />

mehr alleine zur Schule laufen werden.<br />

Auf die Frage, obdie Veranstaltung<br />

sie weitergebracht habe, lachen<br />

sie nur.„DerFokus lag vonAnfang an<br />

nur auf den Insassen“, sagen sie,„ein<br />

Schutz der Bevölkerung findet nicht<br />

statt.“ Die Antworten an diesem<br />

Abend seien sehr politisch gewesen,<br />

„hohle Phraseologie“. Wasfür sie zu<br />

kurz komme: Nicht nur der Sicherungsverwahrte<br />

habe Anrecht auf<br />

Freiheit. „Unsere Kinder haben ein<br />

Anrecht auf ein unversehrtes Leben.“<br />

Wellenreiten auf fünf Fußballfeldern<br />

Eirik Randow möchte gemeinsam mit Freunden in den kommenden Jahren einen Surfpark errichten. Ein Investor ist schon gefunden<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Wer schon einmal auf einem<br />

Surfbrett gestanden hat,<br />

schwärmt von den riesigen Wellen,<br />

vom Wind in den Haaren, vom Gefühl<br />

der Freiheit, vomAdrenalin, das<br />

den Körper durchflutet. Als Eirik<br />

Randow zum ersten Mal auf dem<br />

Brett stand und eineWelle erwischte,<br />

wurde auch er gepackt. „Es war in<br />

Santa Cruz in Kalifornien“, sagt er.<br />

„Und danach war mein Schicksal besiegelt.<br />

Ichwusste: Wellenreiten wird<br />

in der Zukunft die Weichen in meinem<br />

Leben stellen.“ Schon als Kind<br />

sei er zum Windsurfen gegangen,<br />

sein Vater habe ihn im Alter von vier<br />

Jahren erstmals auf ein Brett gestellt.<br />

Aber dann, während eines Schüleraustauschs<br />

im Alter von 15Jahren,<br />

kam er in Amerika zu einer Familie,<br />

in deren Leben das Surfen große Bedeutung<br />

hatte.„Also ging ich mit –es<br />

hat mich nicht mehr losgelassen.“<br />

Das Feuer war entfacht. Heute<br />

will der 30-Jährige dieses unbeschreibliche<br />

Gefühl auch anderen<br />

Menschen zugänglich machen. Auf<br />

einem ungewöhnlichen Weg: Mit einem<br />

Team aus Freunden will er in<br />

den kommenden Jahren einen Park<br />

zum Wellenreiten eröffnen. Bis zu<br />

sechs Hektar groß soll das Gelände<br />

sein, das Randows Start-up „Surf<br />

Era“ entwickeln will. Kernelement:<br />

Ein150 mal 150 Meter großes Becken<br />

zum Surfen, mehr als fünf Fußballfelder<br />

groß, mit einer Technologie,<br />

die Wellen unterschiedlicher Höhe,<br />

Frequenz und Intensität erzeugt. Mit<br />

einem sonnendurchlässigen, einund<br />

ausfahrbaren Dach, das das Surfen<br />

auch im Winter möglich macht.<br />

Ringsumher Platz für Restaurants,<br />

Läden und Wellnessangebote, „ein<br />

Sport- und Erholungszentrum“,<br />

schwärmt Randow. Nach ersten<br />

Hochrechnungen könnte das rund<br />

36 Millionen Euro kosten.<br />

Am besten im Südosten<br />

Es hört sich verrückt an, aber wer<br />

Randowund sein Team in ihrem PlanungsbüroinAdlershof<br />

besucht, der<br />

bemerkt sofort, dass das Projekt<br />

Surfpark nicht nur ein Hirngespinst<br />

ist. Überall hängen Visualisierungen<br />

und Architekturmodelle.„Wir konnten<br />

sogar einen Projektentwickler für<br />

den Plan begeistern, der den Park finanzieren<br />

würde“, sagt Randow.<br />

„Aktuell suchen wir nach einem<br />

Grundstück. Wir haben schon eine<br />

Idee und sind in Gesprächen und<br />

Verhandlungen.“ Wo sich der Park<br />

genau befinden soll, verrät er nicht.<br />

Nur, dass er im Idealfall im Südosten<br />

Eirik Randow mit einem Modell –sokönnte der Park aussehen.<br />

Berlins liegen könnte und somit in<br />

einer halben Stunde vom Zentrum<br />

aus erreichbar wäre.<br />

Wie aber kommt man auf so eine<br />

Idee? Randow studierte Sport und<br />

BWL, wollte beides kombinieren –<br />

und verfolgte mit Begeisterung das<br />

Vorhaben von 2013, das einen Surfpark<br />

für das Tempelhofer Feld vorsah.<br />

Im Zuge der Bebauungs-De-<br />

SABINE GUDATH<br />

batte wurde der Plan gekippt. „Also<br />

dachte ich: Dann mache ich es<br />

selbst.“ Nach und nach versammelte<br />

er Studienkollegen und Freunde um<br />

sich, stellte ein Team zusammen, gemeinsam<br />

starteten sie in die Planung.<br />

Besonderen Wert wollen Randow<br />

und sein Team auf Nachhaltigkeit<br />

legen. Allein die Technik für die<br />

Wellen verbraucht pro Jahr so viel<br />

Strom wie 400 Einfamilienhäuser.<br />

DerParksoll aber so konstruiertsein,<br />

dass er mit regenerativen Energiesystemen<br />

seinen eigenen Strom erzeugt.<br />

7000 Quadratmeter Solaranlagen<br />

sollen dafür sorgen, auf dem<br />

Dach und an den Wänden. Im Netz<br />

informiert das Team auf der Internetseite<br />

surf-era.com über den Planungsstand,<br />

für die laufende Feinplanung<br />

läuft zudem eine Crowdfunding-Kampagne<br />

auf Startnext,<br />

bei der Surf-Fans aus der ganzen<br />

Welt spenden können – mehr als<br />

31000 Euro kamen hier bisher zusammen.<br />

Jetzt olympische Disziplin<br />

Mit der Idee sind Randow und sein<br />

Team nicht allein – im Gegenteil.<br />

„Wir sind Teil eines weltweiten<br />

Trends, denn der Surfsport wird populärer“,<br />

sagt er. Grund könne sein,<br />

dass das Wellenreiten zur olympischen<br />

Disziplin ernannt wurde, bei<br />

den Sommerspielen in Tokio wird<br />

erstmals ein Wettkampf im Surfen<br />

ausgetragen. Richtige Surfparks mit<br />

Wellen-Pools gibt es aber selten.<br />

„Momentan sind sie bereits in Wales,<br />

Kalifornien und Texas zu finden, es<br />

sind aber eine Vielzahl internationaler<br />

Anlagen in Planung.“ Für die<br />

rund 500 000 Wellenreiter,die es laut<br />

Statistik in Deutschland gibt, ist aber<br />

kaum Infrastruktur vorhanden. In<br />

Berlin wirdesdemnächst zumindest<br />

eine kleine Anlage geben: Noch in<br />

diesem Jahr soll in Lichtenberg das<br />

„Wellenwerk“ entstehen, einWellenbecken<br />

für Surfer. Inder Landsberger<br />

Allee wurde dafür lange gebaut,<br />

am Freitag wird hier Teileröffnung<br />

des Wellen-Bereichs gefeiert. In den<br />

kommenden Monaten sollen Surfbrett-Werkstatt,<br />

Bar, Restaurant und<br />

Biergarten folgen.<br />

Trotz des Konkurrenzprojekts<br />

glaubt Randow daran, dass es auch<br />

für seinen Surfpark noch genug Potenzial<br />

gibt.„Mit mehr als 3,1 Millionen<br />

Einwohnern imAlter zwischen<br />

15 und 65 Jahren bietet die Metropolregion<br />

ein enormes Besucherpotenzial“,<br />

heißt es in seinem Konzept.<br />

„Hinzu kommen die rund 13<br />

Millionen Touristen, die Berlin pro<br />

Jahr besuchen.“<br />

Einsolcher Park passe zudem zur<br />

Vielschichtigkeit Berlins, könne sogar<br />

in der sozialen Arbeit eingesetzt<br />

werden, beispielsweise bei der Arbeit<br />

mit Jugendlichen und Integrationsprojekten.<br />

Und der Park könnte<br />

nach Randows Ansicht eine Landmarke<br />

werden: „Das 50 Meter hohe<br />

Dach wäre ein neues Wahrzeichen<br />

für Berlin.“


12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Ermittlungen<br />

nach Absturz<br />

einer Gondel<br />

Firmen aus Berlin und<br />

Brandenburg im Visier<br />

Nach dem Absturz einer Wartungsgondel<br />

in Nordhessen, bei<br />

dem Anfang September drei Menschen<br />

getötet wurden, ermittelt die<br />

Staatsanwaltschaft Kassel gegen zwei<br />

Firmen aus Berlin und Brandenburg.<br />

Es hätten sich konkrete Anhaltspunkte<br />

ergeben, dass der Unfall möglicherweise<br />

auf ein Fremdverschulden<br />

zurückzuführen sei, sagte Justizsprecher<br />

Andreas Thöne am Montag.<br />

Zum einen bestehe der Verdacht,<br />

dass die Drahtseilwinde der Gondelanlage<br />

falsch zusammengebaut war.<br />

DieVerantwortung dafür liege möglicherweise<br />

bei einer Wartungsfirma in<br />

Brandenburg. Zumanderen steht die<br />

Firma der verunglückten Mitarbeiter<br />

im Fokus. Die Gondelanlage habe<br />

möglicherweise so,wie sie aufgebaut<br />

und betrieben wurde, geltenden Sicherheitsanforderungen<br />

nicht entsprochen.<br />

„Diesen Verdachtsmomenten<br />

werden die Ermittlungsbehörden<br />

weiter nachgehen“, erklärte<br />

Thöne. Beide Unternehmen seien<br />

durchsucht worden.<br />

Das Unglück hatte sich auf dem<br />

Berg Hoher Meißner in Nordhessen<br />

ereignet. DieMitarbeiter der <strong>Berliner</strong><br />

Firma wollten auf einem Sendemasten<br />

eine neue Antenne montieren.<br />

Dafür wurden sie in einer Gondel<br />

durch eine Seilwinde nach oben gezogen.<br />

Doch in einer Höhe von50bis<br />

80 Metern stürzte die Gondel plötzlich<br />

in die Tiefe.Für die Insassen –einen<br />

50-Jährigen aus dem bayerischen<br />

Landkreis Freyung-Grafenau,<br />

einen 46-Jährigen aus Karlsruhe und<br />

einen 27-Jährigen aus Dülmen –kam<br />

jede Hilfe zu spät. (dpa)<br />

Herr Gysi, Berlin und Brandenburg<br />

wurden in der vergangenen Woche regelrecht<br />

elektrisiert: Tesla kommt! Finden<br />

Sie das auch so giga wie viele<br />

Kommentatoren?<br />

Es zeigt zumindest, dass Berlin<br />

und Brandenburg ein gutes Umfeld<br />

für zukunftsträchtige Investitionen<br />

bieten. Genau dies wurde ja von vielen<br />

angesichts dortiger Regierungskonstellationen<br />

bezweifelt. Trotzdem<br />

rate ich auch zum Abwarten, was real<br />

den Ankündigungen folgen wird.<br />

Wasbedeutet die Tesla-Ansiedlung für<br />

Brandenburg und den deutschen Osten?<br />

Der Osten könnte zum Zentrum der<br />

modernen Automobilität in Deutschland<br />

werden. VW produziert E-Mobile<br />

schon jetzt in Zwickau. MitTesla<br />

könnte sich einiges aus dem Westen<br />

in den Osten verschieben. Einklimagerechter<br />

Industrialisierungsprozess<br />

im Osten gäbe der Region Auftrieb.<br />

Tesla hat sich auch wegen des großen<br />

Anteils erneuerbarer Energien in<br />

Brandenburgfür diesen Standortentschieden.<br />

DasLand wäregut beraten,<br />

den Strukturwandel in der Kohleregion<br />

unter Einbeziehung der energetischen<br />

Kompetenz der Beschäftigten<br />

offensiv und immer mit sozialen Lösungen<br />

voranzutreiben.<br />

VonTesla-Boss Elon Musk stammt der<br />

Satz: „Niemand hat jemals die Welt<br />

mit 40 Stunden proWoche verändert.“<br />

Muss man rücksichtslos sein, um in<br />

dieserWelt erfolgreich zu sein?<br />

EineWelt, in der die Menschen nur<br />

noch leben, um zu arbeiten, ist weder<br />

erstrebens- noch lebenswert. Gewiss<br />

kann man für ein großes Ziel auch<br />

mal mehr unternehmen. Doch wer<br />

das zum generellen Maßstab erhebt,<br />

verkennt nicht nur die soziale und<br />

humane Dimension von Arbeit, sondern<br />

auch die Produktivitätsfortschritte<br />

durch die Digitalisierung, die<br />

eher nach Arbeitszeitverkürzung rufen.<br />

Übrigens, weshalb kann sich die<br />

Industrie nicht auf drei Batterietypen<br />

verständigen, die an jeder Tankstelle<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />

Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />

bewegt. Kurz und klar,ein paar Minutennur,<br />

solange man eben zusammensteht für eine<br />

Curry am Mittag. Unser Thema in dieser Woche:<br />

Die Ansiedlung von Tesla in Grünheide<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

gewechselt werden könnten, statt<br />

Millionen Ladesäulen zu errichten?<br />

Wird Elon Musk die Arbeitskultur in<br />

Deutschland verändern oder wird er<br />

sich anpassen müssen?<br />

Es gibt in Deutschland aus gutem<br />

Grund Regeln und Gesetzefür die Gestaltung<br />

der Arbeit, die die Gewerkschaften<br />

in langen Kämpfen durchgesetzt<br />

haben. Das wird auch Herr<br />

Musk zur Kenntnis nehmen müssen.<br />

Er hat ja die deutsche Ingenieurskunst<br />

hervorgehoben und wird die<br />

Sozialpartnerschaft noch kennenlernen.<br />

Ich denke, das wird ihm die IG<br />

Metall schonbeibringen.<br />

Istder Tesla-Coup eine Niederlage der<br />

deutschen Autoindustrie?<br />

Eher ein Ansporn. Wir stehen inder<br />

Mobilitätsfrage vor grundlegenden<br />

Veränderungen. Die Hoffnung, den<br />

Einfluss des motorisierten Individualverkehrs<br />

auf den Klimawandel dadurch<br />

verringern zu können, dass<br />

man Verbrenner- durch Elektromotoren<br />

austauscht, ist trügerisch.<br />

Auch die Batterien bestehen momentan<br />

nicht aus erneuerbaren<br />

Rohstoffen. Wir brauchen Mobilitätskonzepte,<br />

die öffentlichen und<br />

individuellen Verkehr eng und anders<br />

verbinden. Da könnteDeutschland<br />

eine Vorreiterrolle zurückgewinnen,<br />

die wir bei E-Fahrzeugen<br />

eher verloren hat.<br />

Sind Sieschon mal Elektroauto gefahren?<br />

Oder würden Siegerne mal?<br />

Nein, bin ich noch nicht. Und ja,<br />

würde ich gern. Es ist offensichtlich<br />

wirklich ein anderes Fahrgefühl. Mir<br />

gefällt vor allem die Idee für autonomes<br />

Fahren. Da gibt es zwar noch<br />

Kinderkrankheiten, und selbstverständlich<br />

müssen die Sicherheitsfragen<br />

geklärt werden. Aber dieVorstellung,<br />

in zehn Jahren ins Auto zu steigen,<br />

ein Ziel anzusagen und mich<br />

dorthin fahren zu lassen, ist nicht nur<br />

bequem, sondernauchdeshalb faszinierend,<br />

weil es dann eigentlich keine<br />

Unfälle mehr geben dürfte.<br />

<strong>Berliner</strong>in<br />

bekommt<br />

Lehrerpreis<br />

Ihre Schüler hatten die<br />

Pädagogin nominiert<br />

Die <strong>Berliner</strong> Lehrerin Karen Pohlman<br />

hat den Deutschen Lehrerpreis<br />

in der Kategorie „Schüler zeichnen<br />

Lehrer aus“ bekommen. Mit der<br />

Auszeichnung würdige die Jury das<br />

herausragende pädagogische Engagement<br />

der Fachleiterin für Englisch<br />

und Lehrerin für Französisch am<br />

Evangelischen Gymnasium zum<br />

Grauen Kloster,hieß es bei der Preisverleihung<br />

am Montag in Berlin.<br />

DiePreisträgerin wurde vonSchülern<br />

der letzten beiden Abschluss-<br />

Jahrgänge für die Auszeichnung nominiert.<br />

Siehatten ihr fundierten und<br />

spannenden Unterricht, großes Engagement<br />

auch außerhalb des Schulalltags,<br />

Einfühlungsvermögen und<br />

Vertrauenswürdigkeit attestiert.<br />

Bildungssenatorin Sandra Scheeres<br />

(SPD) sagte über Pohlman, der<br />

Preissei eine Anerkennung ihrer täglichen<br />

Arbeit für ihre Schüler. „Ihre<br />

Auszeichnung steht auch stellvertretend<br />

für die vielen Tausend kompetenten,<br />

engagierten und kreativen<br />

Lehrkräfte in unserer Stadt und in<br />

ganz Deutschland.“<br />

BeidemWettbewerb derVodafone<br />

Stiftung und des Deutschen Philologenverbands<br />

„Deutscher Lehrerpreis<br />

–Unterricht innovativ“ wurden insgesamt<br />

16 Auszeichnungen an Lehrer<br />

und 6 Lehrkräfte-Teams aus zehn<br />

Bundesländernvergeben. SechsAuszeichnungen<br />

gingen nach Nordrhein-Westfalen,<br />

vier nach Baden-<br />

Württemberg, je zwei nach Bayern,<br />

Hessen, in das Saarland und nach<br />

Sachsen-Anhalt sowie jeweils eine<br />

nach Berlin, Hamburg, Niedersachsen<br />

und Thüringen. (dpa)<br />

Leserreisen<br />

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Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 13<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Fußgänger verletzt.<br />

Beieinem Unfall am Sonntagnachmittag<br />

in Friedrichshain ist ein 51-<br />

Jähriger voneinem Auto angefahren<br />

worden. DerMann war in der Mühlenstraße<br />

bei Rotüber die Straße gelaufen.<br />

Dabei wurde er vomMercedes<br />

eines 44- Jährigen erfasst. Der<br />

Fußgänger prallte gegen die Windschutzscheibe<br />

und schleuderte dann<br />

auf die Fahrbahn. EinNotarzt und<br />

Sanitäter versorgten ihn zunächst<br />

am Ortund brachten ihn anschließend<br />

mit schweren Kopf- sowie<br />

Rumpfverletzungen in ein Krankenhaus.<br />

Kind angefahren.<br />

In der Silbersteinstraße in Neukölln<br />

ist am späten Sonntagnachmittag<br />

ein 11 Jahrealter Junge schwer verletzt<br />

worden. Ein52Jahrealter Autofahrer<br />

war in seinem Mercedes in<br />

Richtung Oberlandstraße unterwegs.Ersah<br />

das Kind zu spät. Der<br />

Junge war zwischen geparkten Fahrzeugen<br />

hindurch auf die Straße gelaufen.<br />

DasKind prallte auf die Motorhaube<br />

und rutschte anschließend<br />

auf die Fahrbahn. Rettungskräfte<br />

brachten ihn mit Kopf- und Beinverletzungen<br />

in eine Klinik, in die er stationär<br />

aufgenommen wurde.<br />

Geldautomat aufgesprengt.<br />

Zivilfahnder haben in der Nacht zum<br />

Montag zwei Männer am S-Bahnhof<br />

Heerstraße festgenommen. Diebeiden<br />

Männer im Alter von42und 51<br />

Jahren sollen zuvor in der Bahnhofshalle<br />

einen Geldautomaten gewaltsam<br />

geöffnet haben. EinAnwohner<br />

hatte gegen 2Uhr die Polizei alarmiert,<br />

als er voneinem Knall aus<br />

dem Schlaf gerissen worden war.Die<br />

mutmaßlichen Täter kamen in<br />

Gewahrsam. Haftbefehl gegen sie<br />

wurde beantragt. Nach dem 51-Jährigen<br />

war wegen Trunkenheit am<br />

Steuer bereits gefahndet worden.<br />

Buttersäure versprüht.<br />

Unbekannte haben im Flur eines<br />

Hostels in der Residenzstraße in Reinickendorfübelriechende<br />

und gesundheitsschädigende<br />

Buttersäure<br />

versprüht. Ein52Jahrealter Passant<br />

hatte am Sonntag gegen 20 Uhrdie<br />

Feuerwehr alarmiert. DieBeamten<br />

neutralisierten die Chemikalie.Drei<br />

Männer mussten wegen Reizungen<br />

der Atemwege behandelt werden.<br />

DieHintergründe des Anschlags<br />

sind noch unklar.Der 52-Jährige berichtete,dass<br />

er zuvor an seinem geparkten<br />

Auto Buttersäuregerochen<br />

habe.<br />

Transporter angezündet.<br />

In Prenzlauer Berg ist in der Nacht<br />

zum Montag ein Transporter in<br />

Flammen aufgegangen. EinAnwohner<br />

hatte kurznach Mitternacht in<br />

der Einsteinstraße die Flammen bemerkt.<br />

Er alarmierte Feuerwehr und<br />

Polizei. DerFordTransit einer Aufzugsfirma<br />

war nicht mehr zu retten,<br />

der Transporter brannte aus.Ein vor<br />

dem Ford geparkter Dacia wurde am<br />

Heck leicht beschädigt. Wegen des<br />

Verdachts ein politisch motivierten<br />

vorsätzlichen Brandstiftung ermittelt<br />

der Staatsschutz. Verletzt wurde<br />

niemand.<br />

Zitronenlaster sichergestellt.<br />

Polizisten haben am Sonntag in<br />

Wannsee einen 40-Tonner aus Spanien<br />

überprüft und stillgelegt. Der<br />

Lkw war mit Zitronen beladen. Der<br />

Kühltransporter wurde vonzwei<br />

MännernimAlter von32und 45 Jahrenals<br />

Zweifahrerbesatzung geführt.<br />

Dieauf den Schwerlastverkehr spezialisierten<br />

Polizisten stellten bei der<br />

Kontrolle fest, dass der Fahrtenschreiber<br />

sowie das Mauterfassungsgerät<br />

manipuliertworden waren.<br />

DieWeiterfahrtwurde verboten.<br />

DieSpedition muss den Lkw nach<br />

Spanien zurückbringen. (ls.)<br />

ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG<br />

WOHIN IM ADVENT<br />

...............................................................................................................................................................................................................................................................................................................<br />

WEIHNACHTSBÄUME<br />

Einstimmung<br />

aufs Fest<br />

Wenn in diesen Tagen das winterliche<br />

Grau auf den Parkplätzen vor<br />

Berlins Bau- und Supermärkten durch<br />

ein frisches Grün verdrängt wird, ist die<br />

Vorweihnachtszeit endgültig eingeläutet:<br />

Der Weihnachtsbaumverkauf hat<br />

begonnen. Neben den mobilen Händlern<br />

auf besagten Parkplätzen öffenen<br />

dabei auch zahlreiche stationäre Verkäufer<br />

mit so klingenden Namen wie<br />

„Tannenmann“, „Tannentraum“ oder<br />

„Tannen-Paradies“ ihre Pforten.<br />

Der Brauch, sich immergrünes Gewächs<br />

in ihre Wohnung stellen, geht<br />

dabei in vorchristliche Zeiten zurück:<br />

Schon im alten Ägypten, Rom und China<br />

wurden Kränze und Bäume als Sinnbild<br />

des ewigen Lebens verwendet.<br />

Erst im 16. Jahrhundert wurde der<br />

Brauch in Zusammenhang mit christlichen<br />

Riten gebracht. Im Baltikum und<br />

später im Elsass stellten einflussreiche<br />

Bürger Weihnachtsbäume an öffentlichen<br />

Orten oder in ihren Zunfthäusern<br />

auf. Es sollte bis ins 19. Jahrhundert<br />

dauern, ehe der Tannenbaum für breitere<br />

Schichten eine Rolle spielte.<br />

Der Weihnachtsbaum sorgt für Festtagsstimmung<br />

zu Hause.<br />

GETTYIMAGES/DMITRIISIMAKOV<br />

Heute werden in Deutschland jährlich<br />

zwischen 23 und 25 Millionen<br />

Bäume verkauft, heißt es beim Bundesverband<br />

der Weihnachtsbaumerzeuger.<br />

Doch in Zeiten bewussten Konsums gilt<br />

auch hier zunehmend: Baum ist nicht<br />

gleich Baum. Die Zeiten, in denen die<br />

mit Schneespray bedeckte Plastiktanne<br />

als echte Alternative galt, sind vielerorts<br />

vorbei. Laut Erzeugerverband „hat<br />

der Natur-Weihnachtsbaum als Symbol<br />

für familiäre Geborgenheit und heile<br />

Welt eher an Bedeutung gewonnen.“<br />

Viele Käufer setzen dabei auf regionales<br />

und biologisch erzeugtes Tannengrün.<br />

So bietet der „Weihnachtsurwald“<br />

in der Chausseestraße Weihnachtsbäume<br />

an, „die etwas krumm, schief und<br />

individuell gewachsen sind.“ Damit leiste<br />

man einen Beitrag zur Nachhaltigkeit,<br />

da viele dieser Nordmanntannen sonst<br />

im Schredder landen würden. Zudem<br />

schone der Kauf eines unperfekten<br />

Baumes auch den Geldbeutel.<br />

Das gilt noch stärker für einen zweiten<br />

Trend im Baumgewerbe: Wer möchte<br />

kann seinen Weihnachtsbaum bei<br />

einigen Anbietern auch mieten. Beim<br />

„Weihnachtsurwald“ können die Bäume<br />

etwa 2020 wieder zurückgegeben<br />

werden –und werden dann im Frühjahr<br />

ausgepflanzt. (pha)<br />

SCOT-MESSEN<br />

Tolle Ostprodukte<br />

Seit 1991 veranstaltet SCOT-Messen<br />

die OSTPRO in Berlin mit großem<br />

Erfolg. Seitdem ist die OSTPRO ein Forum<br />

für die Firmen aus den neuen Bundesländern.<br />

Unter dem Motto „Schauen, Kosten,<br />

Kaufen“ können wieder viele beliebte,<br />

altbekannte oder neue Produkte wiederentdeckt<br />

werden. Es werden Spezialitäten<br />

und Köstlichkeiten aus den neuen<br />

Bundesländern gezeigt.<br />

Mecklenburg-Vorpommern begeistert<br />

die Besucher etwa mit der Mecklenburger<br />

Kartoffelveredlung und Möwe Nudeln.<br />

Berlin/Brandenburg präsentiert<br />

Bücher, Kalender, DEFA - Märchen-Videos,<br />

Musikkasetten, Textilien, Kosmetik,<br />

Haushaltswaren, Marmeladen aus<br />

eigener Manufaktur, Spreewaldprodukte,<br />

Spezialitäten vom Pferd und vieles mehr.<br />

Thüringen ist unter anderem mit<br />

Schmuck, Uhren, Strickwaren aus Apolda,<br />

Spielwaren, Thüringer Glasbläsern<br />

und Thüringer Spezialitäten vertreten.<br />

Aus Sachsen-Anhalt kommt deftiges<br />

aus der Gulaschkanone und Wurstspezialitäten,<br />

Salzwedeler Baumkuchen,<br />

Kathi-Kuchen Mehl und die leckeren Halloren<br />

Kugeln und Filinchen Knusperwaffeln<br />

in verschiedenen Geschmacksrichtungen.<br />

Aber auch die beliebten Wikana<br />

Kekse sind auf der Messe zu finden.<br />

Sachsen präsentiert sich schließlich mit<br />

Bekleidung, ESDA-Strümpfen, Plauener<br />

Spitze, Weihnachtskerzen, Erzgebirgische<br />

Holzwaren und Polstermöbeln. Aber auch<br />

die Kult-Eierbechern inHühnerform, Sächsische<br />

Wurst- und Käsespezialitäten,<br />

Wackelpudding und Eiscremepulver von<br />

Komet sind auf der Messe zu erstehen.<br />

OSTPRO Berlin, 29.11-01.12.2019<br />

Landesberger Allee 77, 10249 Berlin<br />

Eintritt: 3Euro; Kinder bis 10 Jahre frei<br />

Veranstaltungsort ist nicht barrierefrei!<br />

ESTREL FESTIVAL CENTER<br />

Elvis lädtzum Weihnachtsfest<br />

Doppelgänger von Elvis und Marilyn Monroe laden zum Special.<br />

Die Darsteller der Live-Show „Stars<br />

in Concert“ sind im Weihnachtsfieber<br />

und proben bereits eifrig für das<br />

Christmas-Special, ab dem 27. November<br />

im Estrel Showtheater. Für rockigweihnachtliche<br />

Stimmung sorgen bei<br />

dem Weihnachtsspecial von Berlins<br />

erfolgreichster Show ausdrucksstarke<br />

Doppelgänger unter anderem von<br />

„Marilyn Monroe“, „Elvis Presley“, den<br />

„Blues Brothers“, und „Whitney Houston“.<br />

Gemeinsam begeistern sie mit<br />

amerikanischen Weihnachtsliedern. Die<br />

Täuschung perfekt machen vor allem<br />

die starken Stimmen, denn die Darsteller<br />

haben nicht nur optisch große<br />

Ähnlichkeit mit den Originalen, sondern<br />

liegen auch gesanglich unglaublich nah.<br />

Doch nicht nur die abwechslungsreichen<br />

Showacts bieten für jeden Geschmack<br />

etwas: Auch die kulinarischen Angebote<br />

–von erlesenen Festtagsmenüs bis<br />

hin zu winterlichen Buffets – lassen<br />

im direkt an das Estrel Showtheater<br />

angrenzende Estrel Hotel Berlin keine<br />

Wünsche offen und laden zur Einstimmung<br />

auf das Weihnachtsfest ein. So<br />

STARS INCONCERT/HANNIBAL HANSCHKE<br />

hat Estrel-Küchendirektor Peter Griebel<br />

für die schönsten Feiertage des Jahres<br />

neue Variationen der klassischen-deutschen<br />

Weihnachtsgerichte komponiert.<br />

Rauschend wird dann anschließend der<br />

Jahreswechsel gefeiert: Ob glamourös<br />

bei der „Silvester-Show-Gala“ im Estrel<br />

Congress Center oder in lockerer Atmosphäre<br />

bei der „Silvester-Late-Night-<br />

Show“ von „Stars in Concert“ im Estrel<br />

Showtheater.<br />

Anfang des neuen Jahres lässt dann<br />

im Estrel Showtheater die Musical-Show<br />

„Thank you for the music –Die ABBA-<br />

Story“ die erfolgreichste Musikgruppe<br />

aller Zeiten aufleben. In dem zweistündigen<br />

Show-Ereignis wird vom 4. Januar<br />

bis 9. Februar 2020 die musikalische<br />

Erfolgsgeschichte der schwedischen<br />

Pop-Band ABBA erzählt.<br />

„Stars inConcert“ im Estrel Show Theater,<br />

Sonnenallee 225, 12057 Berlin.<br />

Mittwochs, donnerstags, freitags und<br />

samstags 20.30 Uhr, sonntags 17 Uhr.<br />

www.stars-in-concert.de<br />

Restaurant<br />

Täglich ab 12 Uhr geöffnet<br />

• Vorbergstraße 2<br />

• 10823 Berlin<br />

• Telefon: 030-81 49 42 40<br />

www.feinbaeck.de<br />

Größte Verkaufsmesse für Ostprodukte<br />

29.11.- 1.12. tgl. 10-18 Uhr<br />

Landsberger Allee 77<br />

SEZ Berlin<br />

WIRTSHAUS HEUBERGER<br />

Leckere Klassiker<br />

Wer von Hektik und Stress der Vorweihnachtszeit<br />

abschalten möchte,<br />

ist im Heuberger genau richtig. Hier<br />

steht der Genuss im Mittelpunkt. Und<br />

der wird gerade im Winter großgeschrieben:<br />

Deftigen Gerichte schmecken zu<br />

dieser grauen Jahreszeit einfach am<br />

Besten. Zum Beispiel Grünkohl mit Kasseler<br />

und Knacker und hausgemachtem<br />

Dattelsenf oder ein deftiges Gulasch.<br />

Diese und andere Leckereien warten in<br />

der Winterzeit imHeuberger auf Sie.<br />

Mit üppig angerichteten Tellern und<br />

sorgfältiger Zubereitung der Speisen<br />

werden Sie im Wirtshaus verwöhnt.<br />

In rustikaler, eleganter Atmosphäre<br />

einfach die Vorweihnachtszeit genießen:<br />

Von der Gänsekeule oder<br />

Gänsebrust klassisch mit hausgemachtem<br />

Rotkohl und Klößen über<br />

kräftiges Hirschgulasch bis hin zu den<br />

vegetarischen Gerichten wie Champagner<br />

Käs’Spätzle oder Ziegenkäse-<br />

Walnuss-Maultäschle mit Liebstöckel<br />

geschwenkt in Orangenpesto – hier<br />

kommt keiner zu kurz, für jeden Geschmack<br />

gibt es das richtige Angebot.<br />

Mit unser wechselnden Wochenkarte<br />

zum Advent ist für jeden etwas dabei.<br />

Unser erstklassiges und abwechslungsreiches<br />

Angebot begeistert unsere<br />

Gäste schon seit vielen Jahren.<br />

Genießen Sie auch bis in den Januar<br />

im Kreise von Freunden, der Familie<br />

oder mit Arbeitskollegen einen feierlichen<br />

Jahresabschluss und lassen sie<br />

sich mit festlichen Speisen im Wirtshaus<br />

verwöhnen.<br />

Das Wirtshaus Heuberger bietet täglich<br />

von 12 bis 23 Uhr warme Küche.<br />

Heiligabend geschlossen<br />

Wirtshaus Heuberger<br />

Gotenstraße 8, 10829 Berlin<br />

www.wirtshaus-heuberger.de<br />

MENÜ<br />

&SHOW<br />

3-Gänge-Weihnachtsmenü<br />

&Showbesuch<br />

„Stars inConcert”<br />

ab 80 Euro p.P.<br />

DIE FEINBÄCKEREI<br />

Uriges Ambiente<br />

Wenn die Tage immer kürzer werden<br />

und sich allerorten Weihnachtsstimmung<br />

ausbreitet, ist es Zeit für gemütliche<br />

Geselligkeit. Seit 1978 bietet<br />

das Gasthaus die feinbäckerei die passende<br />

Atmosphäre für diese wunderbare<br />

Jahreszeit.<br />

Das Restaurant teilt sich in verschiedene<br />

Räumlichkeiten und bietet Ihnen<br />

den richtigen Rahmen um mit Freunden,<br />

im Familienkreis, oder mit Geschäftspartnern<br />

zu speisen. In einer urig historischen<br />

Backstube befindet sich das<br />

Gasthaus etwas versteckt aber mitten<br />

im Herzen von Schöneberg.<br />

Hier servieren wir Ihnen frische deutsche<br />

Hausmannskost, hier kann man<br />

herrlich schlemmen –kurzum: Hier ist<br />

der ideale Ort, um in der Winterzeit mit<br />

der Familie oder Firma essen zu gehen.<br />

Eine wöchentlich wechselnde Weihnachtskarte<br />

sorgt für festliche Abwechslung<br />

von leckeren Braten über die<br />

Gänsekeule mit Thüringer Klößen und<br />

Rotkohl bis zum Wildschweingulasch.<br />

Auch vegetarische und vegane Gerichte<br />

sind hier keine Seltenheit, vegane<br />

Maultaschen auf Backpflaumen-Linsengemüse<br />

sind nur eines der vielen<br />

kreativen Gerichte auf der Speisenkarte.<br />

Herzhaft herrlich ist auch die hausgemachte<br />

Spätzle-Vielfalt oder einfach<br />

Spätzle als Beilage zum Beispiel zum<br />

Zwiebelrostbraten mit immer neuen<br />

Ideen wird Deftiges und Frisches sorgfältig<br />

zubereitet.<br />

Fernab vom Trubel des Weihnachtsmarktes<br />

können Sie hier in aller Ruhe<br />

die Vorweihnachtszeit bei weihnachtlichem<br />

Winzer-Glühwein oder einem alkoholfreiem<br />

Punsch mit Sahne genießen.<br />

Die Feinbäckerei<br />

Vorbergstraße 2, 10823 Berlin<br />

www.feinbaeck.de<br />

MIT CHRISTMAS-SPECIAL AB27.11.2019<br />

RESERVIERUNGEN &TICKETS: 030 6831 6831<br />

ESTREL SHOWTHEATER · STARS-IN-CONCERT.DE<br />

Fotos: A. Friese, M.Vorwerk<br />

S.I.C. Stars in Concert Veranstaltungs GmbH, Berlin<br />

Wechselnde Bestetzung


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Bezirke für<br />

Änderung bei<br />

Mietendeckel<br />

Bürgermeister zweifeln an<br />

geplanten Aufgabenteilung<br />

Einige Bezirke fordern angesichts<br />

knapper personeller Ressourcen<br />

Nachbesserungen beim geplanten<br />

Mietendeckel. Mehrere Bürgermeister<br />

äußerten am Montag Zweifel an<br />

der geplanten Aufgabenteilung zwischen<br />

Senat und Bezirken bei der<br />

Umsetzung. Über die Einhaltung des<br />

Mietendeckels sollen die Bezirke wachen,<br />

Mietsenkungsbegehren will die<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

zentral bearbeiten.<br />

Spandaus Bezirksbürgermeister<br />

Helmut Kleebank (SPD) betonte, er<br />

halte eine zentrale Aufgabenwahrnehmung<br />

durch die Landesebene für<br />

notwendig. „Eine rechtssichere und<br />

einheitliche Umsetzung des Mietendeckels<br />

gelingt nur mit einer zentralen<br />

Steuerung.“ Ähnlich äußerten<br />

sich Angelika Schöttler (SPD), Bürgermeisterin<br />

von Tempelhof-Schöneberg,<br />

und Pankows Bezirkschef Sören<br />

Benn (Linke). Allerdings positionieren<br />

sich die Bezirke in dieser Frage<br />

nicht einheitlich, so Benn. Allerdings<br />

stimme der Rat der Bürgermeister<br />

dem Mietendeckel in einem BeschlussentwurfimGrundsatz<br />

zu.<br />

Rot-Rot-Grün will bis Anfang<br />

kommenden Jahres ein bundesweit<br />

bisher einmaliges Gesetz beschließen:<br />

Geplant ist, die Mieten für fünf<br />

Jahre einzufrieren und für Neuvermietungen<br />

Obergrenzen je nach Alter<br />

und Ausstattung der Wohnung<br />

festzulegen. In bestimmten Fällen<br />

sollen Mietsenkungen möglich sein.<br />

An diesem Donnerstag will sich<br />

der Rat der Bürgermeister mit dem<br />

Mietendeckel beschäftigen, um eine<br />

Stellungnahme dazu abzugeben.<br />

Über Bedenken in dieser Runde hatten<br />

zuvor die Bild-<strong>Zeitung</strong> und die<br />

B.Z. berichtet. Nach deren Recherchen<br />

heißt es in einem Beschlussentwurf:<br />

„Der Rat der Bürgermeister<br />

lehnt eine Aufgabenwahrnehmung<br />

durch die Bezirke ab.“<br />

Neuköllns Bürgermeister Martin<br />

Hikel (SPD) unterstützt das und verwies<br />

auf fehlendes Personal. Allerdings<br />

gibt es auch gegenteilige Meinungen.<br />

DieBezirksbürgermeisterin<br />

von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika<br />

Herrmann (Grüne), sagt: „Es ist<br />

gut, wenn auch dezentral AnsprechpartnerInnen<br />

und Beratungsstrukturen<br />

existieren, weil ich von der<br />

Notwendigkeit niedrigschwelliger<br />

Zugänge überzeugt bin. Nur sokönnen<br />

wir ermöglichen, dass alle Mieter<br />

erreicht werden können.“ (dpa)<br />

LaToyaJackson macht Werbung für die Show „Forever –King of Pop“ . CHRISTIAN SCHULZ (2) Johannes Schröder kennt man eher unter seinem Künstlernamen „HerrSchröder“.<br />

Ganz im Sinne Michael Jacksons<br />

LATOYA JACKSON<br />

ist ja sonst eher als Sängerin bekannt,<br />

am Montagabend bestätigte<br />

sie sich in der 260-Grad-Dachbar am<br />

Mercedes-Platz gegenüber der East<br />

Side Gallery als Trommlerin. Sie<br />

rührte die Werbetrommel für eine<br />

Tournee zu Ehren ihres vorzehn Jahren<br />

verstorbenen Bruders Michael.<br />

Dessen Songs und Showssind legendär.Und<br />

sie setzen Maßstäbe,denen<br />

eine Tribute-Shownicht so leicht gerecht<br />

wird. DieShow„Forever–King<br />

of Pop“, die derzeit in Spanien gastiertund<br />

im Dezember durch Frankreich<br />

tourt, kommt im Januar nach<br />

Deutschland. Am 10. Januar soll in<br />

der Verti Music Hall Deutschland-<br />

Premiere dieser musikalischen Michael-Jackson-Verehrung<br />

gefeiert<br />

werden, anschließend stehen 14<br />

weitere deutsche Städte auf dem<br />

Tourneeplan. Für Berlin und die<br />

Gastspiele in den größeren Tournee-<br />

Orten (wozu Osterholz-Scharmbeck<br />

wohl eher nicht gehört) hat La Toya<br />

Jackson schon ihre Anwesenheit zugesagt.<br />

Es soll auch Tickets mit Preisaufschlag<br />

für ein Treffen mit ihr geben.<br />

Am Montag kam sie direkt aus<br />

dem 30 Grad heißen Los Angeles und<br />

sagte über das schmuddelige <strong>Berliner</strong><br />

Novemberwetter den seltsam<br />

verrückten Satz: „Ich liebe es!“<br />

IhrBruder,erinnerte sich die Sängerin,<br />

habe so viele „Talente gehabt,<br />

die er nicht zeigen konnte. Ich<br />

wünschte, erhätte die Gelegenheit<br />

dazu gehabt“. In ihrer allgemeinen<br />

Begeisterung für die „Forever –King<br />

of Pop“-Showwurde sie mit Hinweis<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

LaToya Jackson lobt eine<br />

Tournee-Show über ihren Bruder,<br />

die im Januar nach Berlin kommt.<br />

Comedian Herr Schröder hat ein<br />

Buch über seine Zeit als Lehrer<br />

geschrieben<br />

auf den Sänger Lenny Jay ganz konkret:<br />

„Er ist absolut exzellent auf der<br />

Bühne, wundervoll!“ Der Gelobte<br />

reagierte gerührt. Und erzählte, was<br />

das irdische Ende seines Idols Michael<br />

Jackson bei ihm auslöste: „Ich<br />

habe nach seinem Todgedacht, nun<br />

muss ich für ihn singen.“ Undwenn<br />

man die Augen schließt, dann erscheint<br />

einem bei seinem absolut<br />

originalgetreuen Gesang der King of<br />

Pop. Lenny Jay gehört also nicht zufällig<br />

zum 25-köpfigen Ensemble der<br />

zweistündigen Show, die schon<br />

700 000 Menschen in 50 Städten<br />

rund um die Welt gesehen haben.<br />

HERR SCHRÖDER<br />

heißt er auf der Bühne,imPersonalausweis<br />

des geborenen Charlottenburgers,<br />

der in Westend aufwuchs,<br />

steht sein vollständiger Name: Johannes<br />

Schröder. Er ist ein echter<br />

Deutschlehrer, was inzwischen viel<br />

mehr Leute als seine früheren Schüler<br />

in Offenburg wissen. Ihr Lehrer<br />

Herr Schröder hat sich in den vergangenen<br />

Jahren mit seinem Soloprogramm<br />

„World of Lehrkraft“ zu<br />

einem beliebten Comedian gemausert.<br />

Bastian Pastewka sagt über ihn:<br />

„Lehrer Schröders Programm ist für<br />

mein Empfinden derzeit die beste<br />

One-Man-Show. Undsolustig wie er<br />

ist, wird erbald auf A16hochgestuft.“<br />

Schröder ist nach wie vor Beamter<br />

auf Lebenszeit, für die Bühne<br />

hat er sich nur beurlauben lassen.<br />

Bei Auftritten hat Schröder nun<br />

auch ein eigenes (Lehr-)Buch dabei,<br />

das die Zuhörer im Foyer erwerben<br />

können. Auch wenn sein Titel„World<br />

of Lehrkraft“ lautet, gibt es nur Überschneidungen<br />

von etwa 10 Prozent<br />

mit dem gleichnamigen Bühnenprogramm:<br />

„Herr Schröder auf dem<br />

Weg, Lehrer des Jahres zu werden,<br />

das ist die Grundgeschichte. Mein<br />

liebevoller Blick auf den Lehrerberuf.<br />

90 Prozent sind Bonus.“<br />

Schröder stört sich vor allem<br />

daran, dass die Schule heute nur<br />

noch als Problem betrachtet wird:<br />

„Ich sehe eher den Spaß am Unterricht,<br />

das Verbindende. Es geht<br />

darum, wie die Lehrer die Schüler<br />

unterrichten und wie die Schüler die<br />

Lehrer unterrichten.“Voranderthalb<br />

Jahren stand er zuletzt vor einer<br />

Klasse. Ihm fehlen seine Schüler:<br />

„Der Spaß, das spontane Lachen, die<br />

ungescriptete Comedy, die täglich<br />

im Klassenzimmer passiert. Mit 30<br />

Individuen in einem Raum kann es<br />

nie langweilig werden.“ Schröder<br />

tröstet sich: „Ich mache ja weiter<br />

pädagogische Arbeit. Von Außen,<br />

nichtsosehrvom System zermürbt.“<br />

Stehen nach der Show Groupies am<br />

Bühnenausgang? Schröder verneint:<br />

„Auf mich warten Jung-Lehrerinnen,<br />

die von mir pädagogisch motiviert<br />

worden sind: Laminier-Lara, Methoden-Melanie<br />

und Folien-Frauke. Da<br />

werden Fotos gemacht. Mehr nicht.“<br />

„Die schönsten<br />

Jahre meines<br />

Lebens“<br />

50 Jahre Puhdys: Sänger<br />

Dieter Birr erinnert sich<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Die Puhdys gibt es nicht mehr,<br />

2016 spielten sie ihr letztes Konzert.<br />

Doch die Fans feiern: den<br />

50. Geburtstag der DDR-Rockband,<br />

die am 19. November 1969 ihr erstes<br />

offizielles Konzert gab. Eine Jubiläumsshow<br />

soll es an diesem Dienstag<br />

in Rostock geben, auch einige<br />

Puhdys-Mitglieder kommen dazu<br />

wollen. Der langjährige Frontmann<br />

Dieter „Maschine“ Birr (75) wird<br />

nicht dabei sein. „Für mich waren<br />

diese Jahre die schönste Zeit meines<br />

Lebens.Dass sich nun alles so entwickelt<br />

hat, ist schade“, sagt er und<br />

spielt damit auf<br />

den aktuellen<br />

Rechtsstreit der<br />

einstigen Puhdys-Mitglieder<br />

um Songrechte<br />

an. Dieter Birr<br />

sagt: „Für mich<br />

war klar, dass eines<br />

Tages mit Dieter<br />

den Puhdys „Maschine“ Birr<br />

Schluss sein<br />

wird. Es war richtig, genau dann abzutreten,<br />

wenn man Erfolg hat und<br />

nicht erst, wenn keiner die Band<br />

mehr hören will.“<br />

Als die Puhdys vor50Jahren erstmals<br />

auftraten, dachte niemand<br />

daran, dass sie eines Tages zu den erfolgreichsten<br />

Rockbands der DDR<br />

gehören würden. „Wir waren eine<br />

Tanzband, die Songs vonUriah Heep<br />

oder Deep Purple nachspielte.Dabei<br />

konnte ich damals wie heute kein<br />

Englisch. ,I love you’ ist der einzige<br />

Satz, den ich sagen kann“, sagt Birr.<br />

„Das Singen deutscher Texte kam<br />

später, als wir auf Bitten von Fans<br />

beim Fernsehenunseren ersten Auftritt<br />

bekamen.“<br />

Für Birr sind die Puhdys nun Geschichte.<br />

Nicht zurück-, sondern<br />

nach vorne schauen, ist sein Motto.<br />

Neue Projekte plant er. Eines heißt<br />

„Maschine intim –Lieder für Generationen“,<br />

bei dem er 2020 nur mit<br />

Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker auf<br />

ausgewählten Theaterbühnen auftreten<br />

wird. Im kommenden Frühjahr<br />

geht Birr mit City,Karat und Silly<br />

auf „Rock-Legenden“-Tour, am<br />

20. Juni werden sie in der Wuhlheide<br />

zu hören sein. Und indieser Woche<br />

erscheint eine neue Version seiner<br />

Weihnachts-CD„AlleWinter wieder“<br />

mit drei neuen Songs.<br />

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Wir müssen Abschied nehmen vonmeinem lieben Papa,<br />

Schwiegerpapa, unserem Opa, Schlagzeuger,<br />

Lebemensch und Freund<br />

Hans-Jürgen Thomas Wetzel<br />

–Tom –<br />

*13. 11. 1941 †14. 11. 2019<br />

In Liebe und Dankbarkeit nehmen Abschied<br />

Anna, Martin<br />

Tim, Lukas und Phil<br />

und alle die ihn liebten<br />

Die Beisetzung findet am Dienstag, den 26.11.2019,<br />

um 10.00 Uhr auf dem Städtischen Friedhof in 14612 Falkensee,<br />

Kremmener Straße 18 statt.<br />

“Dank der St. Josefs<br />

Indianerschule lese und<br />

lerne ich mit Begeisterung!”<br />

Mehr Informationen auf:<br />

stjosefs.de/indianerschule<br />

St. Josefs Indianer Hilfswerk e.V.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 15 *<br />

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Brandenburg<br />

Erich Benesch ist vor einem Vierteljahrhundertvom Auto aufs Lastenrad umgestiegen.<br />

THOMAS UHLEMANN<br />

Flotte Lasttretwagen<br />

In Potsdam geht ein kostenloser Verleih für Transport-Fahrräder an den Start –binnen kürzester Zeit finden sich zehn Stationen<br />

VonTorsten Müller,Potsdam<br />

Wilma hat einen Platten.<br />

Über die Stirn von<br />

Erich Benesch ziehen<br />

sich ein paar Sorgenfalten.<br />

Der 57-jährige Potsdamer inspiziertauf<br />

dem Hofdes gemeinnützigen<br />

Wohn- und Werkstättenkomplexes„Projekthaus“<br />

in Potsdam-Babelsberg<br />

einen nicht ganz<br />

gewöhnlichen Drahtesel. Wilma ist<br />

ein Lasten-Fahrrad der neu gegründeten<br />

„Flotte Potsdam“ –eines offenen<br />

und kostenlosen Verleihsystems<br />

für Transportvelos. „Da hat es wohl<br />

jemand etwas übertrieben mit seiner<br />

Ladung“, sagt der Mitbegründer des<br />

Netzwerkes. „Das sind die Tücken<br />

des Alltags,auf die wir uns einstellen<br />

müssen.“<br />

Workshops im Angebot<br />

Wilma muss so schnell wie möglich<br />

in die Werkstatt, denn die „Lasttretwagen“,<br />

wie Erich Benesch die klimafreundlichen<br />

Transporter nennt,<br />

sind mittlerweile sehr begehrtinder<br />

Landeshauptstadt.<br />

Knapp zehn Verleihstationen haben<br />

sich binnen kürzester Zeit der<br />

Initiative angeschlossen. Stadtteilund<br />

Begegnungszentren, Bürgerhäuser,<br />

die Fachhochschule, ein<br />

Fahrradparkhaus und ein Lebensmittelmarkt<br />

machen mit. Die einen<br />

haben die Räder selber gekauft wie<br />

der Bio-Supermarkt am Bassinplatz.<br />

Dort wartet Fritz auf seine Kundschaft<br />

–jedes Flotte-Rad hat seinen<br />

eigenen Namen.„Das ist mindestens<br />

zwei-, dreimal die Woche unterwegs“,<br />

sagt der zuständige Mitarbeiter<br />

Felix Rostock. „Die Leute packen<br />

ihren Einkauf rein. Sieholen sich das<br />

Rad aber auch gern für Fahrten zum<br />

Baumarkt oder Ausflüge mit den<br />

Kids am Wochenende.“<br />

Andere Verleiher –vor allem die<br />

gemeinnützigen Einrichtungen –<br />

haben Potsdamer Eigenkreationen<br />

im Angebot, die in zahlreichen Lastenrad-Workshops<br />

des „Projekthauses“<br />

entstanden sind. Die wurden<br />

dortvor gut fünf Jahren vomRadenthusiasten<br />

Erich Benesch zusammen<br />

mit dem Hamburger Ingenieur<br />

Till Wolfer ins Leben gerufen. Der<br />

Designer hat unter dem Logo xyzcargo<br />

Selbstbausätze für verschiedenste<br />

Radtypen entwickelt. „Die<br />

sind stabil, geprüft und im öffentlichen<br />

Verkehr zugelassen“, sagt Erich<br />

Benesch. „Und sie sind gut für die<br />

Projektarbeit mit den verschiedensten<br />

Gruppen geeignet.“<br />

Dergelernte Journalist entwickelt<br />

und betreut seit vielen Jahren als<br />

freier Medienpädagoge soziale und<br />

ökologische Kursangebote für alle<br />

Altersklassen und Bevölkerungsschichten.<br />

„Der Lastenradbau fing<br />

Potsdam: Die Flotte wird<br />

vomVerein Inwole koordiniert.<br />

Er ist Träger des<br />

Projekthauses Potsdam (Rudolf-Breitscheid-Str.164<br />

in<br />

Babelsberg). Mittwochs gibt<br />

auch eine Offene Fahrradwerkstatt<br />

von15bis 19 Uhr.<br />

Bei Workshops werden gemeinsam<br />

Räder gebaut. In<br />

den nächsten Wochen werden<br />

weitere Räder an Verleihstationen<br />

übergeben.<br />

Infos: www.projekthauspotsdam.de<br />

mit einem Schul-Workshop an“, erinnert<br />

ersich. „Die, die damals mit<br />

geschraubt haben, sind heute übrigens<br />

noch mit demselbenVehikel bei<br />

Fridays for Futuremit unterwegs.“<br />

Mittlerweile hat er auch mit Senioren,<br />

mit Flüchtlingen, mit Studenten<br />

oder anderen, bunt zusammengewürfelten<br />

Gruppen zahlreiche<br />

weitere Modelle ins Rollen gebracht.<br />

„Beim Tüfteln kommt man<br />

ins Gespräch“, sagt er. Denn Erich<br />

DIE IDEE<br />

Berlin: In der Bundeshauptstadt<br />

betreut der ADFC, der<br />

Allgemeine Deutsche Fahrrad<br />

Club,das Netzwerk namens<br />

„fLotte“. Dortstehen<br />

aktuell mehr als 70 Räder<br />

zur Verfügung.Seit dem Start<br />

des kostenloses Verleihs im<br />

Januar 2018 wurden in der<br />

Hauptstadt 135000 Kilometer<br />

mit den geliehenen Transport-Bikes<br />

zurückgelegt. Das<br />

entspricht allein drei Erdumrundungen.<br />

Infos:<br />

www.flotte-berlin.de<br />

Brandenburg/Havel: Die<br />

Stadt entwickelt eine „Arbeitsgruppe<br />

Lastenrad“ derzeit<br />

ein eigenes Verleihsystem.<br />

Freie Lastenräder können<br />

mittlerweile in mehr als<br />

50 deutschen Städten ausgeliehen<br />

werden. Die Initiativenhaben<br />

sich zu einer<br />

Plattformzusammengeschlossen.<br />

Dortgibt es auch<br />

Tipps und Erfahrungsberichte<br />

zum Aufbau vonMietstationen.<br />

Infos:<br />

www.dein-lastenrad.de<br />

Benesch hat eine Botschaft. Er will<br />

mit seinem Lastenrad-Engagement<br />

ganz bewusst für eine Verkehrswende<br />

in der Stadt werben.<br />

Selber ist er schon seit mehr als<br />

30 Jahren mit einem schnittigen<br />

Cargo-Treter namens Filibus auf<br />

Achse. „Man kann das Auto locker<br />

auch für größere Einkäufe und<br />

Spritztouren mit den Kindern ersetzen“,<br />

sagt er aus eigener Erfahrung.<br />

Im Angebot der Potsdamer Flotte<br />

gibt es das Dreirad mit und ohne<br />

Sitzmöglichkeiten, das sicher auf<br />

dem Geläuf liegt, aber etwas behäbiger<br />

zu handhaben ist. Die, die<br />

gern aufs Tempo drücken, können<br />

auch auf schlanke, wendige Zweiräder<br />

steigen. Alle Exemplare, die<br />

in der Regel für rund 150 Kilogramm<br />

Last zusätzlich zum Fahrer<br />

ausgelegt sind, sollen noch in diesem<br />

Monat online unter<br />

www.flotte-potsdam.de gebucht<br />

werden können. „Wir können die<br />

Software der bereits bestehenden<br />

Flotte Berlin nutzen“, sagt Erich<br />

Benesch. „Dafür sind wir dankbar.<br />

Die ist übersichtlich und sehr<br />

leicht bedienbar, also warum das<br />

Rad zweimal erfinden.“<br />

Die über das gesamte Stadtgebiet<br />

verteilten Akteure betreiben<br />

das kostenlose „Verleihgeschäft“<br />

sozusagen im Ehrenamt. Die Anschaffung,<br />

Pflege und Reparatur<br />

der Räder erfolgt entweder in Eigeninitiative<br />

wie im Bio-Supermarkt-Markt<br />

am Bassinplatz oder<br />

über die geförderte Workshop-Arbeit.<br />

Deswegen sind die Stationen<br />

auch auf Spenden angewiesen.<br />

Das soll im Grunde auch so bleiben,<br />

geht es den Initiatoren doch<br />

darum, dass sich möglichst viele<br />

Einzelpersonen und auch Institutionen<br />

bewusst für mehr Klimafreundlichkeit<br />

im Alltag einsetzen.<br />

„Wer ein Rad hat und mitmachen<br />

will, ist herzlich willkommen“, sagt<br />

Erich Benesch. Trotzdem soll die<br />

„Flotte Potsdam“ langfristig auf gesicherter,<br />

solider Grundlage rollen<br />

und weiter wachsen. Deswegen bewirbt<br />

sie sich im Rahmen des aktuellen<br />

Bürgerhaushaltes der Stadt um<br />

eine geregelte finanzielle Ausstattung,<br />

mit der sowohl Personal zur<br />

Koordinierung der Arbeit als auch<br />

Material für den Bau weiterer Räder<br />

und ihr Unterhalt bezahlt werden<br />

kann.<br />

Mitviel Eigeninitiative<br />

„Wir wollen und brauchen nicht viel,<br />

denn wir machen das ja aus Überzeugung<br />

und mit viel Eigeninitiative“,<br />

sagt Lastenrad-Pionier Erich<br />

Benesch, „aber im Prinzip entscheiden<br />

die Potsdamer selber<br />

darüber, wie konsequent und professionell<br />

wir das ausbauen können.“<br />

Dann schwingt er sich auf seinen<br />

eigenen zweirädrigen Lastenesel,<br />

der heute mit Mischpult, Boxen<br />

und allerlei weiteren Mediengerätschaften<br />

vollgeladen ist. „Ja,<br />

man kann auch eine ganze mobile<br />

Sendeanstalt bequem auf sein Rad<br />

laden“, sagt er mit einem Lachen<br />

und macht sich auf zum nächsten<br />

Workshop, bei dem es ums Radiomachen<br />

gehen wird.<br />

Kenia-Koalition kann kommen<br />

Nach SPD und CDU stimmt auch die Grünen-Basis für die neue Landesregierung<br />

Zweiter Schweinepest-Fall<br />

Veterinäre stellen Erreger bei totem Wildschwein in der Wojwodschaft Lebus fest<br />

Der Weg für eine Koalition aus<br />

SPD,CDU und Grünen in Brandenburg<br />

ist frei. Die Grünen sprachen<br />

sich in einer Urabstimmung<br />

mit deutlicher Mehrheit für den Koalitionsvertrag<br />

aus,wie die Partei am<br />

Montag mitteilte. Zuvor hatten bereits<br />

Sozial- und Christdemokraten<br />

für ein solches Kenia-Bündnis votiert.<br />

Bei der Befragung der Grünen<br />

machten 58,91 Prozent der<br />

1942 Mitglieder mit, davon stimmten<br />

1007 mit Ja, 74mit Nein. Es gab<br />

28 Enthaltungen und 35 ungültige<br />

Stimmen. Das entspricht einer Zustimmung<br />

von90,8 Prozent. EinParteitag<br />

der Grünen hatte vor rund einer<br />

Woche als eine Art Stimmungstest<br />

mit 81,4 Prozent dafür votiert.<br />

Damit steht nun auch das Personal<br />

der rot-schwarz-grünen Regierung,<br />

die ein rot-rotes Bündnis nach<br />

zehn Jahren ablöst. Die Grünen<br />

stimmten nicht nur über den Koalitionsvertrag<br />

ab, sondern auch über<br />

den Personalvorschlag der Landesspitze:<br />

Ursula Nonnemacher wird<br />

Gesundheits- und Sozialministerin,<br />

Axel Vogel Landwirtschafts- und<br />

Umweltminister. Sie erhielten bei<br />

der Urabstimmung 92,43 Prozent<br />

Zustimmung. DieGrünen stellen damit<br />

zwei der zehn Minister,die CDU<br />

stellt drei, die SPD steuert mit fünf<br />

die meisten Minister bei, dazu<br />

kommt SPD-Ministerpräsident Dietmar<br />

Woidke. Das neue Kabinett ist<br />

weiblicher und jünger als das bisherige.<br />

Die beiden größeren Koalitionspartner<br />

hatten bereits Ja zu dem politischen<br />

Bündnis unter Führung der<br />

SPD gesagt: Beider SPD stimmte ein<br />

Sonderparteitag am Freitag mit über<br />

99 Prozent für den Koalitionsvertrag.<br />

Beider CDU gab ein Landesparteitag<br />

am Sonnabend mit rund 97 Prozent<br />

grünes Licht dafür. Die drei Parteien<br />

wollen den Koalitionsvertrag an diesem<br />

Dienstag besiegeln.<br />

DieKoalition will mehr Polizisten,<br />

Richter und Staatsanwälte einstellen,<br />

Betreuung und Beitragsfreiheit<br />

in Kitas ausbauen und den Klimaschutz<br />

fördern. In der Lausitz soll es<br />

keine neuen Braunkohletagebaue<br />

geben. Geplant ist ein „Zukunftsfonds“<br />

von einer Milliarde Euro für<br />

die nächsten zehn Jahre. (dpa)<br />

Kurznach einem ersten Nachweis<br />

der Afrikanischen Schweinepest<br />

(ASP) nahe der polnischen Grenzezu<br />

Brandenburg haben die Behörden<br />

einen zweiten Fund gemeldet. Der<br />

Erreger sei bei einem weiteren toten<br />

Wildschwein in der Wojwodschaft<br />

Lebus nachgewiesen worden, teilte<br />

der polnische Veterinärdienst am<br />

Montag mit.<br />

Am Freitag hatte die Behörde<br />

über einen ersten Fall informiert. Die<br />

Afrikanische Schweinepest wurde<br />

demnach bei einem Wildschwein<br />

festgestellt, das am 4. November in<br />

der Nähe der Landstraße zwischen<br />

den Ortschaften NowaSol und Slawa<br />

im Kreis Wschowski gefunden<br />

wurde. Das Tier sei bei einem Wildunfall<br />

ums Leben gekommen. Der<br />

Fundort liegt etwa 80 Kilometer von<br />

der GrenzezuBrandenburgentfernt.<br />

Nach dem ersten Nachweis habe<br />

man Sperrzonen im Umkreis um<br />

den Fundort eingerichtet, sagte Stanislaw<br />

Mysliwiec, Vorsitzender der<br />

Landwirtschaftskammer. Freiwillige<br />

durchkämmten das Gelände nach<br />

toten Wildschweinen. „Am Samstag<br />

haben wir neun verendete Tiere gefunden,<br />

am Sonntag elf.“ Das jetzt<br />

positiv getestete Wildschwein sei ein<br />

Fund vom Sonnabend. Die Testergebnisse<br />

für die weiteren Tieresollen<br />

binnen 48 Stunden vorliegen.<br />

Das Friedrich-Loeffler-Institut in<br />

Greifswald bleibt bei seiner Risikobewertung<br />

für Deutschland. DieGefahr<br />

einer Einschleppung der Seuche<br />

nach Deutschland durch den Menschen<br />

oder infizierte Tiere werde<br />

weiter als hoch eingeschätzt, sagte<br />

die Instituts-Sprecherin.<br />

Möglicherweise habe in dem Fall<br />

der Mensch eine Rolle gespielt. Der<br />

Mensch gilt als einer der größten Risikofaktoren<br />

für die Ausbreitung der<br />

Afrikanischen Schweinepest. Bereits<br />

ein weggeworfenes Wurstbrot mit<br />

Erregern, das von einem Wildschwein<br />

gefressen wird, kann Experten<br />

zufolge die Krankheit auslösen.<br />

Die Verbraucherschutzverwaltung<br />

von Berlin warnte davor,<br />

Fleisch und Wurst aus den betroffenen<br />

Ländernmitzubringen. Dassind<br />

neben Polen unter anderem das Baltikum,<br />

Belgien, Bulgarien, Rumänien,<br />

die Ukraine und die Tschechische<br />

Republik. (dpa)


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Wissenschaft<br />

Hände weg von Desinfektionsmitteln<br />

Übertriebene Hygiene im Haushalt kann krank machen und schadet der Umwelt. Denn Bakterien werden mitunter auch gegen Antiseptika resistent<br />

VonSabine Sütterlin<br />

Sauber soll es zuhause zugehen.<br />

Mit desinfizierenden<br />

oder bakterienhemmenden<br />

Substanzen in Putz- und<br />

Waschmitteln, Seifen und Zahnpasten<br />

bedienen manche Hersteller das<br />

offensichtlich verbreitete Verständnis,<br />

sauber heiße auch keimfrei. Wie<br />

anders ist zu erklären, dass in den<br />

Regalen von Drogerie- und Supermärkten<br />

immer noch Produkte mit<br />

aufgedruckten Versprechen wie „hygienisch<br />

rein“ oder „entfernt 99,9 %<br />

der Bakterien“ stehen –obwohl Experten<br />

seit langem mahnen, Desinfektionsmittel<br />

seien in einem normalen<br />

Haushalt nicht nur überflüssig,<br />

sonderneher schädlich?<br />

„Die meisten Menschen unterschätzen<br />

die Bedrohung durch Mikroben<br />

im Haushalt“, sagt der Biochemiker<br />

Mark Lohmann. Er leitet<br />

beim Bundesinstitut für Risikoforschung<br />

(BfR) in Berlin die Fachgruppe,<br />

die sich unter anderem mit<br />

der Wahrnehmung von Risiken befasst.<br />

Diese erhebt halbjährlich im<br />

BfR-Verbrauchermonitor, einer repräsentativen<br />

Befragung, wie die Bevölkerung<br />

gesundheitliche Risiken<br />

einschätzt und inwieweit sich diese<br />

Wahrnehmung mit der wissenschaftlichen<br />

Einschätzung dazu<br />

deckt.<br />

Die Gefahr, sich im eigenen Heim<br />

unsichtbareKrankheitserreger einzufangen,<br />

geht nicht etwa von Oberflächen<br />

aus, die nur mit gewöhnlichem<br />

Allzweck- oder Essigreiniger ausgewischt<br />

werden. Wahrscheinlich<br />

könnte man hierzulande von den<br />

meisten Fußböden essen und Wasser<br />

aus Toilettenschüsseln trinken, ohne<br />

vonBakterien oder Virenverursachte<br />

Erkrankungen befürchten zu müssen.<br />

Die bedeutendste häusliche Infektionsquelle,soRisikoforscher<br />

Lohmann,<br />

sei ein unsachgemäßer Umgang<br />

mit Lebensmitteln.<br />

Warnung vorTriclosan<br />

FürsAbtrocknen nach dem Händewaschen gilt: in öffentlichen Toiletten möglichst Einmalhandtücher nehmen. Zu Hause sollte jeder sein persönliches Handtuch benutzen. GETTY IMAGES<br />

Wer etwa rohes Hühnerfleisch<br />

schneidet und auf demselben Brett,<br />

ohne es gewaschen zu haben, auch<br />

Rohkost, riskiert eine Infektion mit<br />

Campylobacter.Der vondiesem Bakterium<br />

verursachte Brechdurchfall ist<br />

die häufigste gemeldete bakterielle<br />

Erkrankung des Magen-Darm-Trakts<br />

in Deutschland. Das für Infektionskrankheiten<br />

zuständige Robert-<br />

Koch-Institut (RKI) zählt jährlich<br />

60 000 bis 70 000 Fälle. Nach dem<br />

BfR-Verbrauchermonitor kennt aber<br />

nur knapp ein Viertel der Bevölkerung<br />

ab 14 Jahren diesen Erreger –<br />

und vermutet die Hauptursache für<br />

Durchfallerkrankungen eher in der<br />

Gastronomie als zuhause.<br />

Um die potenziellen Gefahren,<br />

die im Haushalt lauern, zu umgehen,<br />

genügt es, einfache Hygieneregeln<br />

zu berücksichtigen. Die Desinfektionskeule<br />

hat eher schädliche Nebenwirkungen<br />

auf die Gesundheit<br />

und auf die Umwelt. Die Nebenwirkungen<br />

haben BfR und RKI gemeinsam<br />

mit dem Umweltbundesamt sowie<br />

dem Bundesamt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin vor fünf<br />

Jahren in einer gemeinsamen Arbeit<br />

untersucht. Das Ergebnis, in zwei<br />

Sätzen zusammengefasst: „Der Nutzen<br />

von Desinfektionsmitteln für<br />

den Haushalt ist gegenwärtig nicht<br />

belegbar. Nicht auszuschließen sind<br />

dagegen Risiken für den Anwender,<br />

für unbeteiligte Personen, für die<br />

Umwelt und bezüglich einer möglichen<br />

Resistenzbildung.“ Diesem Befund<br />

sei nach heutigem Stand nichts<br />

hinzuzufügen, sagt Mark Lohmann.<br />

In der professionellen Lebensmittelverarbeitung<br />

und in der Gastronomie<br />

ist genau vorgeschrieben,<br />

welche Mittel in welcher Konzentration<br />

und mit welcher Einwirkzeit anzuwenden<br />

sind. Bei Haushaltsreinigern<br />

mit antibakteriellen Zutaten<br />

hingegen weiß niemand genau, ob<br />

die Dosierung für eine effektiveVernichtung<br />

der Keime ausreicht. USamerikanische<br />

Wissenschaftler haben<br />

schon vormehr als 20 Jahren gezeigt,<br />

dass die bakterielle Besiedlung<br />

auf der Oberfläche vonKüchengeräten<br />

gleich bleibt –egal ob die Utensilien<br />

mit einem einfachen Reinigungsmittel<br />

gereinigt werden oder<br />

mit einem antibakteriellen Mittel,<br />

aber ohne vorherige Einweisung.<br />

Nur bei fachgerechter Anwendung<br />

kurz vor der Probenahme war<br />

die Zahl der Bakterien deutlich verringert.<br />

Ähnlich verhält es sich mit<br />

bakteriziden Seifen und Handdesinfektionsmitteln:<br />

In Krankenhäusern<br />

und Arztpraxen, wo ein besonders<br />

hohes Übertragungsrisiko für Krank-<br />

Die Grundregel: Das Risiko, sich in<br />

den eigenen vier Wänden mit Krankheitserregernzuinfizieren,<br />

lässt sich<br />

mit ganz einfachen Mitteln vermeiden.<br />

An erster Stelle steht Händewaschen<br />

mit Wasser und gewöhnlicher Seife<br />

(siehe rechts) –besonders nach dem<br />

Toilettenbesuch und beim Hantieren<br />

mit leicht verderblichen Lebensmitteln<br />

wie rohem Fleisch und Eiern.<br />

DieMittel: Zum Putzen genügen essigoder<br />

zitronensäurehaltigeMittel, Universalreinigerund<br />

Scheuermilch. Werkeine<br />

Desinfektionsmittel an die Haut lassen<br />

will, verwendetbesser zertifizierte Naturkosmetik<br />

oder prüftvor dem Kauf auf jeden<br />

Fall die Liste der Inhaltsstoffe –etwa<br />

auf das bedenkliche Triclosan.<br />

Die Wäsche: BleichmittelhaltigeVollwaschmittel<br />

machen KeimeninnormalerWäsche<br />

auchbei niedrigen Temperaturen<br />

weitgehend den Garaus. Werseine<br />

Spüllappen nichtregelmäßig durch<br />

neue ersetzen will, sollte sie mit einem<br />

bleichmittelhaltigem Vollwaschmittel im<br />

60-Grad-Waschprogramm waschen.<br />

Die Ausnahmen: Experten raten,Desinfektionsmittel<br />

im privaten Haushalt nur<br />

in Ausnahmefällen anzuwenden –etwa<br />

in medizinischbegründeten Situationen<br />

und nachärztlicher Beratung und für einenbegrenzten<br />

Zeitraum.<br />

EINFACH NUR WASSER UND SEIFE<br />

Gründliches Händewaschen<br />

1<br />

Hände unter<br />

fließendes Wasser<br />

halten<br />

2<br />

Alle Bereiche gründlich<br />

einseifen, auch die<br />

Fingerzwischenräume<br />

20 bis 30 Sekunden<br />

3<br />

Seife einreiben –<br />

und zwar so lange<br />

wie es dauert zweimal<br />

„Happy Birthday“<br />

zu singen<br />

4<br />

Hände unter<br />

fließendem Wasser<br />

abspülen<br />

5<br />

Sorgfältig<br />

abtrocknen,<br />

auch zwischen<br />

den Fingern<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

heitserreger besteht, ist ihre Anwendung<br />

sinnvoll. Zuhause indessen besitzen<br />

sie gegenüber einer Handwäsche<br />

mit Seife keinen Zusatznutzen.<br />

Im Gegenteil: Wasangeblich die Hygiene<br />

fördert, birgt Risiken und Nebenwirkungen.<br />

Zumeinen können die desinfizierenden<br />

Substanzen Reizungen verursachen,<br />

wenn sie in die Hände von<br />

Kindern oder empfindlichen Personen<br />

geraten. Darüber hinaus gelangen<br />

sie mit dem Abwasser in die Kläranlagen,<br />

wo einige Stoffe nur teilweise<br />

oder gar nicht abgebaut werden<br />

können – und schließlich in<br />

Gewässern, im Boden und in der Luft<br />

landen.<br />

Zum Beispiel Triclosan: Das<br />

chlorhaltige Antiseptikum, das auch<br />

als Konservierungsmittel dient, ist<br />

zwar in der EU seit Juli 2015 teilweise<br />

verboten, weil es im Verdacht steht,<br />

Allergien auszulösen und den Hormonhaushalt<br />

zu stören. In abzuwaschenden<br />

Kosmetika, manchen<br />

Zahnpasten und Deos ist der Stoff<br />

aber nach wie vorenthalten.<br />

Triclosan und seine Abbauprodukte<br />

lassen sich in der Umwelt<br />

nachweisen, wo sie sich möglicherweise<br />

anreichern. Siewirken giftig auf<br />

Fische,Wasserflöhe und Algen. Überdies<br />

tragen Triclosan und verwandte<br />

Substanzen in den Ökosystemen womöglich<br />

dazu bei, die Resistenzbildung<br />

gegen antimikrobielle Mittel zu<br />

befördern. Denn sie erhöhen den<br />

evolutionären Druck auf freilebende<br />

Bakterien, ähnlich wie es Antibiotika<br />

bei bakteriellen Krankheitserregern<br />

tun. Stetsüberleben einige Bakterien,<br />

die zufällig genetisch dafür ausgerüstet<br />

sind, dem Angriff eines Keimkillers<br />

zu widerstehen. Weil Bakterien sich<br />

rasch vermehren, geben sie die Gene,<br />

die ihnen Widerstandsfähigkeit gegen<br />

eine bestimmte Substanz verleihen,<br />

rasch an ihreNachkommen weiter.<br />

Zudem können sie solche Resistenzgene<br />

über gesonderte Erbgutstücke<br />

an andere Bakterienarten<br />

weiterreichen und so für deren Verbreitung<br />

sorgen.<br />

Dank dieser eingebauten Mechanismen<br />

haben Bakterien im evolutionären<br />

Wettlauf gegen den Menschen<br />

immer einen Vorsprung. Derverbreitete<br />

Einsatz diverser Antibiotika in<br />

der Human- undTiermedizin hat den<br />

Druck verstärkt und zunehmend<br />

multiresistente Bakterien hervorgebracht,<br />

auch als Krankenhauskeime<br />

berüchtigt, gegen die gängige Antibiotika<br />

nicht mehr helfen.<br />

DerEinsatz vonDesinfektionsmitteln<br />

im alltäglichen Gebrauch spielt<br />

zwar im Hinblick auf Resistenzbildung<br />

eine geringere Rolle. Aufhorchen<br />

lässt jedoch, dass australische<br />

Forscher kürzlich in zwei Krankenhäusern<br />

eine Bakterienart gefunden<br />

haben, die nicht nur resistent gegen<br />

mehrere Antibiotika ist, sondern<br />

auch eine Behandlung mit Isopropanol<br />

überlebt, der Standard-Handdesinfektion<br />

in Krankenhäusern. Wenn<br />

Bakterien unempfindlich gegen Desinfektionsmittel<br />

werden, birgt dies<br />

zudem das Risiko sogenannter<br />

Kreuzresistenzen, also der gleichzeitigen<br />

Entwicklung weiterer Resistenzen–auchgegen<br />

Antibiotika.<br />

Nützliche Keime in Gefahr<br />

Schließlich besteht auch das Risiko,<br />

mit übertriebener Hygiene die eigene<br />

Mikroflorazuschädigen. Denn<br />

desinfizierende Verbraucherprodukte<br />

machen nicht nur „bösen“<br />

Keimen den Garaus, sondern setzen<br />

auch den Billionen von Bakterien<br />

und Viren zu, die jeder Mensch beherbergt,<br />

im Darm und im Mund,<br />

auf der Haut undinden Atemwegen<br />

einschließlich der Lunge. Ohne sie<br />

wären wir nicht in der Lage zu verdauen.<br />

Sie wehren Krankheitserreger<br />

ab und beeinflussen maßgeblich<br />

nicht nur Gesundheit und Körpergewicht,<br />

sondern auch Stimmung und<br />

Denkfähigkeit. Verändert sich die<br />

Zusammensetzung der mikrobiellen<br />

Untermieter-Gemeinschaft, zum<br />

Beispiel durch Bakterizide in der<br />

Umgebung, kann dies langfristig die<br />

Gesundheit beeinträchtigen.<br />

Ein Indiz dafür liefert eine Beobachtungsstudie,<br />

die ein kanadisches<br />

Forscherteam letztes Jahr veröffentlichte:<br />

Der – gut gemeinte –<br />

häufige Einsatz von Desinfektionsmitteln<br />

in Haushalten mit Säuglingen<br />

führte dazu, dass sich deren<br />

DarmfloradreiMonate nach der Geburt<br />

deutlich verändert hatte. Die<br />

betreffenden Kinder neigten im Alter<br />

vondreiJahren eher zu Übergewicht<br />

als jene in einer Vergleichsgruppe,<br />

deren Eltern mit umweltverträglichen<br />

Mitteln geputzt hatten.<br />

Festessen bei den Schwiegereltern setzt sogar die Darmflora unter Stress<br />

Niederländische Wissenschaftler haben in einer kleinen Studie untersucht, wie sich die Bakteriengemeinschaft im Verdauungstrakt im Laufe der Weihnachtstage verändert<br />

Gänsebraten, Klöße,Stollen, Lebkuchen<br />

– die Schlemmerei an<br />

den Weihnachtstagen hat Folgen für<br />

den Körper. Fettpölsterchen ist das<br />

Stichwort. Eine aktuelle Studie deutet<br />

nun jedoch darauf hin, dass die<br />

Veränderungen noch umfassender<br />

sein können. Während der Weihnachtstage<br />

ändern sich äußere Faktoren<br />

wie die Ernährung und soziale<br />

Kontakte oft so, dass die körperliche<br />

und psychische Gesundheit beeinträchtig<br />

wird. Erstaunlicherweise<br />

lässt sich an Veränderungen der<br />

Darmflora sogar erkennen, ob jemand<br />

die Festtage mit der eigenen<br />

Verwandtschaft oder den Verwandten<br />

des Ehepartners verbracht hat.<br />

Das schließen niederländische<br />

Forscher aus Analysen vonStuhlproben,<br />

die Testpersonen vor und nach<br />

den Feiertagen abgegeben hatten.<br />

Sie vermuten, dass ein mehrtägiger<br />

Besuch bei den Schwiegereltern für<br />

viele mit einem Anstieg des Stresslevels<br />

verbunden ist, der das Mikrobiom<br />

des Darmsschädigt. So verringert<br />

sich die Zahl derjenigen Mikrobenarten,<br />

deren Zahl auch bei depressiven<br />

Störungen sinkt, berichten<br />

die Mediziner im Fachblatt Human<br />

Microbiome Journal. Die gemessenen<br />

Effekte waren allerdings gering<br />

und traten nicht bei jedem auf.<br />

Die Forscher um Nicolien de<br />

Clercq von der Universität Amster-<br />

dam räumen ein: „Erst wenn eine<br />

größereStudie unsereErgebnisse bestätigt,<br />

können wir Schwiegereltern<br />

und deren Verwandtschaft als einen<br />

möglichen Risikofaktor für das Mikrobiom<br />

des Darms und daher auch<br />

für unsereGesundheit betrachten.“<br />

An der Studie beteiligten sich 24<br />

normalgewichtige Männer und<br />

Frauen, die 20 bis 40 Jahre alt und<br />

Nichtraucher waren. Jede Testperson<br />

lieferte am 23. und 27. Dezember<br />

jeweils eine Stuhlprobe ab. Die Tage<br />

dazwischen hatten sie entweder bei<br />

der eigenen Verwandtschaft oder bei<br />

der des Ehepartners verbracht. Sie<br />

führten dabei ein Ernährungstagebuch.<br />

Durch molekularbiologische<br />

An der Gänsekeule allein liegt der Alarmim<br />

Darmoffenbar nicht. IMAGO IMAGES/PANTHERMEDIA<br />

Analysen ermittelten die Forscher,<br />

wie sich das Spektrum der Bakterienarten<br />

des Darmmikrobioms während<br />

derWeihnachtstage veränderte.<br />

Beide Gruppen steigerten im Versuchszeitraum<br />

in ähnlichem Maße<br />

die Aufnahme an Proteinen und gesättigten<br />

Fettsäuren aufgrund eines<br />

erhöhten Fleischkonsums. Bei den<br />

Besuchern der Schwiegereltern veränderten<br />

sich die Populationen einzelner<br />

Darmbakterien zwar nur geringfügig,<br />

aber doch auf eindeutig<br />

andere Weise als bei den übrigen.<br />

Von besonderer Bedeutung waren<br />

dabei Arten aus der Familie der Ruminokokken.<br />

In der Schwiegereltern-Gruppe<br />

sank die Zahl dieser<br />

Mikroben, während sie in der Familien-Gruppe<br />

stieg. Eine verringerte<br />

Zahl an Ruminokokken hat man<br />

auch bei Menschen mit depressiven<br />

Störungen und bei Mäusen unter<br />

chronischem Stress beobachtet.<br />

DieForscher vermuten einen Zusammenhang<br />

zwischen sozialem<br />

Stress und verändertem Mikrobiom.<br />

Zur Überprüfung müssten nun in<br />

größeren Studien zusätzliche mögliche<br />

Einflussfaktoren und individuelle<br />

Unterschiede berücksichtigt<br />

werden, schreiben sie. Denn es gab<br />

in dieser Studie auch einzelne Menschen,<br />

die in der eigenen Verwandtschaft<br />

offenbar erhöhtem Stress ausgesetzt<br />

waren und andere, deren<br />

Stresslevel bei den Schwiegereltern<br />

wahrscheinlich kaum stieg. Ganz so<br />

einfach sind die Zusammenhänge<br />

also offenbar nicht. (wsa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 17 *<br />

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Sport<br />

Wenn es<br />

ganz schnell<br />

geht<br />

Mainz 05 holt den in Köln<br />

geschassten Beierlorzer<br />

Achim Beierlorzer staunte selbst<br />

ein wenig über seinen Turbo-<br />

Wechsel von einem Abstiegskandidaten<br />

zum anderen.„Es ist schon kurios:<br />

Vorkurzem war ich noch Trainer<br />

in Köln, nun werde ich in Mainz<br />

als Chefcoach vorgestellt“, sagte<br />

Beierlorzer am Montag über seine<br />

Verpflichtung als neuer Trainer des<br />

Bundesliga-16. FSV Mainz 05.<br />

Nur neun Tage nach seinem unfreiwilligen<br />

Abgang beim 1. FC Köln<br />

fand der 51-Jährige schon wieder einen<br />

Job inder Bundesliga. „In diesem<br />

Geschäft kann es manchmal<br />

schnell gehen, besonders wenn es<br />

einfach passt“, sagte der Nachfolger<br />

des geschassten Sandro Schwarz.<br />

Und fügte an: „Beim FSV lebt man<br />

eine klare Fußballphilosophie, und<br />

diese deckt sich mit meiner:Wir wollen<br />

aktiven Fußball spielen mit hohem<br />

läuferischen Einsatz und großer<br />

Leidenschaft.“<br />

Der neue Coach erhält bei den<br />

Rheinhessen einen Vertrag bis zum<br />

Sommer 2022 und sitzt im Gastspiel<br />

bei der TSG 1899 Hoffenheim am<br />

Sonntag (18.00 Uhr/Sky) erstmals<br />

auf der FSV-Bank. Beierlorzer hatte<br />

mit Köln in elf Spielen gerade mal<br />

sieben Punkte gesammelt, die Mainzerhaben<br />

zwei Zähler mehr.<br />

Am späten Montagnachmittag<br />

meldete schließlich auch der 1. FC<br />

Köln Vollzug bei der Suche nach einem<br />

neuen Trainer beziehungsweise<br />

einem neuen Sportchef. DerTraditionsklub<br />

nimmt Markus Gisdol, 50,<br />

und Horst Heldt, 49, in die Verantwortung.<br />

Erstgenannter soll schon<br />

heute das Training der Profis leiten<br />

und auf das schwierige Bundesligaspiel<br />

bei RB Leipzig am Sonnabend<br />

vorbereiten. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Ausfallzeit von Freiburgs<br />

Waldschmidt weiter ungewiss<br />

FUSSBALL. DieAusfallzeit vonNationalstürmer<br />

Luca Waldschmidt ist<br />

auch nach einer Operation seiner<br />

Mittelgesichtsfraktur ungewiss.Der<br />

Eingriff am Montag sei „erfolgreich“<br />

verlaufen, teilte sein Klub SC Freiburgzwar<br />

mit. Doch erst nach weiterenUntersuchungen<br />

der Verletzungen<br />

am rechten Knie und Sprunggelenk<br />

soll in den kommenden Tagen<br />

eine Diagnose folgen, wie lange der<br />

23-Jährige pausieren muss.<br />

Brasilien ist zum vierten Mal<br />

U17-Weltmeister<br />

FUSSBALL. Brasiliens Fußball-<br />

Nachwuchs hat den Heimvorteil genutzt<br />

und sich zum vierten Malzum<br />

U17-Weltmeister gekrönt. Im Finale<br />

setzte sich die kleine Seleção gegen<br />

Mexiko mit 2:1 (0:0) durch. DenFührungstreffer<br />

der Mexikaner durch<br />

Bryan Gonzalez(66.) beantworteten<br />

die Hausherren im FinalortGama<br />

spät durch Kaio Jorge(84./Foulelfmeter)<br />

und Lazaros Jokertor (90.+3).<br />

Spandauer Wasserballer<br />

fordernSpitzenteam Piräus<br />

WASSERBALL. DieWasserfreunde<br />

Spandau 04 hoffen trotz klarer Außenseiterrolle<br />

auf den ersten Sieg in<br />

dieser Champions-League-Saison.<br />

Derdeutsche Rekordmeister tritt am<br />

fünften Spieltag am Dienstag (19.00<br />

Uhr) bei Spitzenreiter Olympiakos<br />

Piräus an. Bislang sind die <strong>Berliner</strong><br />

mit zwei Unentschieden und zwei<br />

Niederlagen aus vier Spielen Tabellenvorletzter<br />

in der europäischen<br />

Königsklasse.<br />

Wo der Ball brennt: Renate Eichenberger vor der farbenfrohen Wand der Alba-Trainingshalle.<br />

„Es gibt immer blinde Flecken“<br />

Sportpsychologin Renate Eichenberger zu Studien bei Alba-Spielen, Mythen und Tatsachen über ihre Arbeit<br />

Fünfzehn Kilometer mit dem<br />

Fahrrad hat Renate Eichenberger<br />

an diesem Vormittag<br />

schon wieder zurückgelegt.<br />

Mindestens fünfzehn weitere kommen<br />

für sie hinzu, wenn sie vonAlba<br />

Berlins Trainingsstätte in der Schützenstraße<br />

nach Hause fährt. Oft absolviert<br />

die Sportpsychologin aber<br />

50, 60 Kilometer pro Tag auf dem<br />

Rad. Eichenberger ist viel unterwegs.<br />

Sie arbeitet an der Business School<br />

Berlin, für die Fußballer von Union<br />

Berlin, für die Wasserballer der Wasserfreunde<br />

Spandau, für Einzelsportler<br />

im Tennis, Kunstturnen,<br />

Schwimmen, Springreiten und auch<br />

für Schiedsrichter. Und eben für die<br />

<strong>Berliner</strong> Basketballer, die an diesem<br />

Dienstag Roter Stern Belgrad empfangen<br />

(Arena am Ostbahnhof, 20<br />

Uhr). Die gebürtige Schweizerin<br />

lernt dabei allerhand Cafés kennen,<br />

wie jenes in der Nähe der Alba-Trainingshalle<br />

in Mitte. Essind ihre bevorzugten<br />

Orte für Gespräche mit<br />

Sportlern.<br />

Frau Eichenberger: Wie hoch ist Ihr<br />

täglicher Kaffeekonsum?<br />

Meine Cafébesuche sind sehr intensiv<br />

(lacht).<br />

Warum wählen Sie ein Café und<br />

nicht eine Praxis als Gesprächsort?<br />

Ich arbeite sehr viel in Cafés, weil<br />

es für mich ein neutraler Ortist. Vielleicht<br />

mache ich das auch, weil es<br />

Cafés meistens rund um die Sportstätten<br />

gibt. Dort bespricht man<br />

sich, und wenn ich merke, dass es<br />

Themen sind, die nicht in diesen<br />

Raum passen, findet man andereLokalitäten.<br />

Aber ich brauche keine<br />

Praxis und schon gar keine Couch. Es<br />

ist sogar so, wenn ich in ein Café<br />

gehe und irgendetwas entdecke,<br />

dass einer Couch ähnlich ist, setze<br />

ich mich darauf und nie mein Gesprächspartner.<br />

Das mache ich mit<br />

Absicht, weil ich nicht will, dass dieses<br />

Bild der Couch, auf die sich der<br />

Sportler legt, entsteht.<br />

Gibt es weitere Vorurteile, mit denen<br />

ein Sportpsychologe zu kämpfen hat?<br />

Ich höre noch ganz oft: Ich bin ja<br />

nicht krank. Es ist nach wie vor so,<br />

dass viele denken, sie müssten ein<br />

offensichtliches Leiden haben. Das<br />

ist absoluter Quatsch. Es gibt immer<br />

blinde Flecken, die wir haben. Alle<br />

Menschen, auch Sportler.Man muss<br />

sich darauf einlassen und an diesen<br />

arbeiten. Für sich selbst etwas optimieren,<br />

entwickeln.<br />

Alba Berlin hat vordem Sieg in Athen<br />

in der Euroleague sechs Spiele verloren.<br />

Was sagt die Sportpsychologin<br />

dazu?<br />

Dasist das normale Leben, es gibt<br />

Siege und Niederlagen. Wichtig ist,<br />

dass man auswertet, woran es liegt,<br />

Schlüsse daraus zieht, sich auf andere<br />

Zeiten besinnt und sich dementsprechend<br />

orientiert und weiterarbeitet.<br />

Niederlagen gehören dazu –<br />

und sie stärken uns auch am Ende.<br />

Muss man das Verlieren lernen?<br />

Unbedingt. Niederlagen zu verarbeiten,<br />

ist schon eine Kunst. Aber<br />

woraus lernen wir? Wir lernen aus<br />

Dingen, die uns schwergefallen sind,<br />

mehr als aus Dingen, die uns leichter<br />

gefallen sind. Das ist wie in der<br />

Schule.Wenn einem alles einfach so<br />

zufliegt und es läuft, ich aber dann in<br />

eine höhere Stufe komme und<br />

merke,dass es jetzt schwieriger wird,<br />

muss ich das Lernen erst lernen. Und<br />

ZUR PERSON<br />

Erfahrungsbericht: Die Sportpsychologin Renate Eichenberger ist 1973 in Genf (Schweiz)<br />

geboren und Mutter eines hochbegabten Sohnes, der bereits im Alter von14Jahren in Freiburg<br />

ein Studium aufgenommen hat. Ihr Buch „Fluch oder Segen? Das Leben mit einem hochbegabten<br />

Kind“ ist ein Erfahrungsbericht ihrer Rolle als Mutter.<br />

Erfahrungsaustausch: In Berlin hat die Schweizerin ihren Master in Sportpsychologeabgelegt<br />

und arbeitet hier mit den Bundesligisten 1. FC Union, Alba Berlin, den Wasserfreunden<br />

Spandau, aber auch mit Einzelsportlernzusammen.<br />

Freud und Leid liegen oft dicht bei einander:Alba-Profi Johannes Thiemann.<br />

IMAGO IMAGES<br />

so muss ich auch erst lernen mit Niederlagen<br />

umzugehen.<br />

Wieist die Arbeitsweise hierzulande?<br />

Das wird noch ganz unterschiedlich<br />

gehandhabt. Grundsätzlich<br />

schwirren in Deutschland noch zu<br />

viele Mythen rund um das Thema<br />

herum. Etwa, dass es nur etwas ist,<br />

wenn man krank ist. Dabei setzen<br />

wir ganz stark indem Moment an,<br />

wo noch alles normal und gut ist. Ich<br />

wünsche mir mehr Akzeptanz und<br />

dass der Nutzen der Sportpsychologie<br />

gesehen wird. Es ist wissenschaftlich<br />

erwiesen, dass der Unterschied<br />

oft im Kopf geschieht. Aber<br />

natürlich ist das Zusammenspiel<br />

nicht ganz so einfach, da wir einer<br />

Schweigepflicht unterliegen. Die<br />

Ärzte eigentlich auch, aber die sind<br />

in den Vereinen davon entbunden<br />

und dürfen den Trainern und Physios<br />

Auskunft geben. Dasgeht in unserem<br />

Berufnicht.<br />

MARKUS WÄCHTER<br />

Sind andereLänder weiter?<br />

2000 bei den Olympischen Spielen<br />

hatte Deutschland zwei Sportpsychologen<br />

dabei, die USA 52. Dort<br />

ist man in diesem Bereich viel offener,<br />

da gehört Psychologenbesuch<br />

wie ein Friseurtermin in die Woche<br />

rein, das ist da völlig in Ordnung.<br />

Manholt sich Hilfe,während bei uns<br />

noch immer dieses Bild da ist, dass<br />

ich mich auf die Couch legen, mich<br />

entblößen muss und alles Erlebte<br />

aus meiner Kindheit aufgedeckt<br />

wird. Da gibt noch zu viele Mythen.<br />

Wiedie Sache mit den Glasscherben?<br />

Meine Arbeit ist für mich eine<br />

Wissenschaft, da grenze ich mich<br />

klar ab.Esist kein Hokuspokus,sondern<br />

klar. Wenn es jemandem hilft,<br />

dass er über Scherben läuft und er<br />

das von sich aus tun möchte, soll er<br />

es tun. Aber nicht vonmir angeleitet.<br />

Steht die junge Generation bei Alba<br />

dem Thema offener gegenüber?<br />

Ich arbeite mit 14-, 15-jährigen<br />

Spielernzusammen und die sind bei<br />

dem Thema sehr offen. Für die ist<br />

das völlig normal, die sprechen mich<br />

in den Hallen an, schicken mir<br />

WhatsApp-Nachrichten. Das hat<br />

sich für mich schon verändert, und<br />

das ist sehr erfreulich.<br />

Sind Sie heute Abend um 20 Uhr bei<br />

Albas Spiel gegen Roter Stern Belgrad<br />

in der Arena?<br />

Ja,bin ich.<br />

Sind Sie Fan, schauen Sie auf Spieler,<br />

auf Körpersprache?<br />

Natürlich freue ich mich, wenn<br />

die eigene Mannschaft gewinnt. Ich<br />

habe mich letzte Saison gefreut, als<br />

die Wasserballer Deutscher Meister<br />

geworden sind. Aber ich bin kein<br />

Fan, sondernarbeite in den Momenten.<br />

Und auf was ich achte, hängt<br />

stark davon ab, ob ich die ganze<br />

Mannschaft als Team oder nur individuelle<br />

Spieler betreue. Ich schaue<br />

aber nicht auf Körpersprache, das<br />

bringt mir nichts. Sondern ich<br />

schaue, wie sie sich verhalten, hinsichtlich<br />

dem, was wir vorher besprochen<br />

haben. Ich empfinde, wie<br />

das Spiel verläuft. Wo verändert sich<br />

etwas, wokippt ein Spiel, um dann<br />

wiederum zu erkennen, warum ist es<br />

in diesem Moment gekippt und es<br />

dem Trainer zu spiegeln. Für mich<br />

sind solche Spiele nicht zur Entspannung<br />

da, sondernArbeit.<br />

DasGespräch führte Christian Kattner.<br />

FUSSBALL<br />

Qualifikation zur EM 2022<br />

Gruppe A<br />

Bulgarien -Tschechien 1:0 (0:0)<br />

Kosovo -England 0:4 (0:1)<br />

1. England* 8 37: 6 21<br />

2. Tschechien* 8 13:11 15<br />

3. Kosovo 8 13:16 11<br />

4. Bulgarien 8 6:17 6<br />

5. Montenegro 8 3:22 3<br />

Gruppe B<br />

Luxemburg -Portugal 0:2 (0:1)<br />

Serbien -Ukraine 2:2 (1:1)<br />

1. Ukraine* 8 17: 4 20<br />

2. Portugal* 8 22: 6 17<br />

3. Serbien 8 17:17 14<br />

4. Luxemburg 8 7:16 4<br />

5. Litauen 8 5:25 1<br />

Gruppe C<br />

Deutschland -Weißrussland 4:0 (1:0)<br />

Nordirland -Niederlande 0:0<br />

Deutschland -Nordirland Di., 20.45<br />

Niederlande -Estland Di., 20.45<br />

1. Deutschland* 7 24: 6 18<br />

2. Niederlande* 7 19: 7 16<br />

3. Nordirland 7 8: 7 13<br />

4. Weißrussland 8 4:16 4<br />

5. Estland 7 2:21 1<br />

Gruppe D<br />

Gibraltar -Schweiz 1:6 (0:1)<br />

Irland -Dänemark 1:1 (0:0)<br />

1. Schweiz* 8 19: 6 17<br />

2. Dänemark* 8 23: 6 16<br />

3. Irland 8 7: 5 13<br />

4. Georgien 8 7:11 8<br />

5. Gibraltar 8 3:31 0<br />

Gruppe E<br />

Aserbaidschan -Wales 0:2 (0:2)<br />

Kroatien -Slowakei 3:1 (0:1)<br />

Slowakei -Aserbaidschan Di., 20.45<br />

Wales -Ungarn Di., 20.45<br />

1. Kroatien* 8 17: 7 17<br />

2. Ungarn 7 8: 9 12<br />

3. Wales 7 8: 6 11<br />

4. Slowakei 7 11:11 10<br />

5. Aserbaidschan 7 5:16 1<br />

Gruppe F<br />

Malta -Norwegen 1;2 (1:1)<br />

Spanien -Rumänien 5:0 (4:0)<br />

Schweden -Färöer 3:0 (1:0)<br />

1. Spanien* 10 31: 5 26<br />

2. Schweden* 10 23: 9 21<br />

3. Norwegen 10 19:11 17<br />

4. Rumänien 10 17:15 14<br />

5. Malta 10 3:27 3<br />

6. Färöer 10 4:30 3<br />

Gruppe G<br />

Slowenien -Lettland 1:0 (0:0)<br />

Österreich -Nordmazedonien 2:1 (1:0)<br />

Israel -Polen 1:2 (0:1)<br />

Nordmazedonien -Israel Di., 20.45<br />

Lettland -Österreich Di., 20.45<br />

Polen -Slowenien Di., 20.45<br />

1. Polen* 9 15: 3 22<br />

2. Österreich* 9 19: 8 19<br />

3. Slowenien 9 14: 8 14<br />

4. Israel 9 16:17 11<br />

5. Nordmazedonien 9 11:13 11<br />

6. Lettland 9 2:28 0<br />

Gruppe H<br />

Albanien -Frankreich 0:2 (0:2)<br />

Andorra -Türkei 0:2 (0:2)<br />

Moldau -Island 1:2 (0:1)<br />

1. Frankreich* 10 25: 6 25<br />

2. Türkei* 10 18: 3 23<br />

3. Island 10 14:11 19<br />

4. Albanien 10 16:14 13<br />

5. Andorra 10 3:20 4<br />

6. Moldau 10 4:26 3<br />

Gruppe I<br />

Zypern-Schottland 1:2 (0:1)<br />

Russland -Belgien 1:4 (0:3)<br />

San Marino -Kasachstan 1:3 (0:3)<br />

Belgien -Zypern Di., 20.45<br />

San Marino -Russland Di., 20.45<br />

Schottland -Kasachstan Di., 20.45<br />

1. Belgien* 9 34: 2 27<br />

2. Russland* 9 28: 8 21<br />

3. Schottland 9 13:18 12<br />

4. Zypern 9 14:14 10<br />

5. Kasachstan 9 12:14 10<br />

6. San Marino 9 1:46 0<br />

Gruppe J<br />

Armenien -Griechenland 0:1 (0:1)<br />

Finnland -Liechtenstein 3:0 (1:0)<br />

Bosnien-Herzeg.-Italien 0:3 (0:2)<br />

Griechenland -Finnland 2:1 (0:1)<br />

Italien -Armenien 9:1 (4:0)<br />

Liechtenstein -Bosnien-Herzeg. 0:3 (0:0)<br />

1. Italien* 10 37: 4 30<br />

2. Finnland* 10 16:10 18<br />

3. Griechenland 10 12:14 14<br />

4. Bosnien-Herzegowina 10 20:17 13<br />

5. Armenien. 10 14:25 10<br />

6. Liechtenstein 10 2:31 2<br />

*für die Europameisterschaft qualifiziert


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 – S eite 18<br />

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Sport<br />

VonZeichen<br />

und Fragezeichen<br />

Emre Can galt mal als Ausnahmetalent.<br />

In der Nationalelf läuft der 25-Jährige nun Gefahr,<br />

Opfer des Erneuerungsprozesses zu werden<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurta.M.<br />

Vielseitigkeit muss nicht immer ein Vorteil sein: Emre Can.<br />

IMAGO IMAGES/SPORTIMAGE<br />

Das neueste Mannschaftsfoto<br />

ist gerade in derVilla<br />

Kennedy entstanden.<br />

Die deutschen Nationalspieler<br />

postierten sich im Foyer der<br />

Fünf-Sterne-Herberge in Frankfurt-<br />

Sachsenhausen, um mit dem Verletzten-Quartett<br />

Julian Draxler,Thilo<br />

Kehrer, Antonio Rüdiger und Kevin<br />

Trapp ein Zeichen der Verbundenheit<br />

zu setzen. Auf dem am Montagmorgen<br />

über die sozialen Netzwerke<br />

verbreiteten Bild sitzt Emre Can<br />

rechts außen, Bundestrainer Joachim<br />

Löw stützt lässig den Ellbogen<br />

auf seiner Schulter ab.Wer will, kann<br />

aus dem Schnappschuss gerne Symbolcharakter<br />

ableiten: Allzu gerne<br />

würde der kernige Defensivallrounder<br />

nämlich auch der DFB-Auswahl<br />

mal Halt verleihen.<br />

Der Abschluss der EM-Qualifikation<br />

gegen Nordirland (Dienstag<br />

20.45 Uhr/RTL) in seiner Heimatstadt<br />

Frankfurtbietet sich da an, denn Löw<br />

sieht in Can einen Akteur, „der die<br />

Komponente Robustheit und Zweikampfstärke<br />

einbringt“. DieInterpretation<br />

seiner Vorzüge in der Rolle als<br />

Innenverteidiger gegen Argentinien<br />

habe ihm wirklich gut gefallen. „Er<br />

spielt eine Rolle in unseren Planungen“,<br />

sagte Löw am Montag. Sollte<br />

der 25-Jährige heute in der nicht ausverkauften<br />

Arena im Stadtwald zum<br />

Einsatz kommen, wäre das sein 25.<br />

Länderspiel. Gar nicht so viel für einen,<br />

den der ehemalige DFB-Trainer<br />

und heutige RTL-Experte Steffen<br />

Freund einmal als „den komplettesten<br />

U17-Nationspieler“ beschrieb,<br />

„den ich je gesehen habe“.<br />

„Klar in der Birne“<br />

Sein ehemaliger Jugendtrainer bei<br />

Eintracht Frankfurt, Samad El Messaoudi,<br />

beschreibt einen Spieler,„der<br />

in jungen Jahren schon genau<br />

wusste, was er wollte“. Typ: extrem<br />

ehrgeizig, extrem dominant. Derdamalige<br />

Leiter des Nachwuchsleistungszentrums,<br />

Armin Kraaz, erinnert<br />

sich an ein kraftstrotzendes Eigengewächs,<br />

„das vorne und hinten<br />

gleichzeitig war“. Seinen Wechsel<br />

bereits aus der U15 zum FC Bayern<br />

begründete das Toptalent mit dem<br />

Argument, „dass er so leichter in die<br />

Premier League kommt“, erzählt<br />

Kraaz. Was erst vermessen klang,<br />

ging beim FC Liverpool bald in Erfüllung.<br />

Messaoudi sieht in ihm einen<br />

Vollblutprofi, „der klar in der Birne<br />

ist“ –beide stehen bis heute noch in<br />

Kontakt.<br />

Can wuchs als Sohn türkischer<br />

Einwanderer in der Nordweststadt<br />

auf – kein einfacher Frankfurter<br />

Klostermann<br />

Lewis<br />

Gnabry<br />

DEUTSCHLAND<br />

Gündogan<br />

Dallas<br />

Saville<br />

J. Evans<br />

Ginter<br />

Davis<br />

Werner<br />

ter Stegen<br />

Kimmich<br />

Magennis<br />

Can<br />

Cathcart<br />

Peacock-Farrell<br />

Brandt<br />

Whyte<br />

McNair<br />

Hector<br />

Kroos<br />

Voraussichtliche Aufstellung<br />

Nordirland Schiedsrichter: Carlosdel Cerro Grande (Spanien)<br />

C. Evans<br />

BLZ/TIEDGE<br />

Stadtteil, in dem die Eltern und die<br />

Schwester wohnen. Onkel, Omaund<br />

Opa leben hingen noch im anatolischen<br />

Ort Ayfon, jedes Jahr war der<br />

Fußballer mindestens einmal dort.<br />

„Ich bin genauso Türke,wie ich auch<br />

Deutscher bin“, sagte Can einmal.<br />

Unddoch können türkischstämmige<br />

Akteureindiesen politisch so aufgewühlten<br />

Zeiten leicht in vermintes<br />

Gelände geraten, wie Can vor dem<br />

EM-Qualifikationsspiel in Estland<br />

(3:0) erfuhr, als ihm genau wie Ilkay<br />

Gündogan ein Instagram-Foto seines<br />

ebenfalls bei Eintracht Frankfurt<br />

ausgebildeten Freundes Cenk Tosun<br />

gefiel. Can zog den „Like“ unter der<br />

Bild mit dem„Salut-Jubel“ wenig später<br />

zurück, doch da war es schon zu<br />

spät.<br />

Generell ist es für ihn eine schwierige<br />

Phase. Seit der kauzige Italiener<br />

Maurizio Sarribei Juventus Turindas<br />

Sagen hat, sitzt der Deutsche meist<br />

auf der Ersatzbank. Für die Champions<br />

League wurde Cangar nicht gemeldet,<br />

auch die Spielanteile in der<br />

Serie Asind gemessen am eigenen<br />

Anspruch viel zu gering. „Aber ich<br />

lerne auch aus dieser harten Zeit, in<br />

der es für mich nicht so läuft, wie ich<br />

es mir erhofft habe“, sagt Can.<br />

Er steht in Verein und Nationalmannschaft<br />

gerade an einer wichtigen<br />

Weggabelung. Für die DFB-Auswahl<br />

muss er aufpassen, dass ihn der<br />

Erneuerungsprozess nicht verschluckt.<br />

Welche Rolle kann Can<br />

beim „Umbruch im Umbruch“ spielen,<br />

wie Löw die aktuelle Phase<br />

nennt? Seine Lieblingsposition im<br />

zentralen defensiven Mittelfeld besetzt<br />

Joshua Kimmich, daneben ist<br />

Toni Kroos gesetzt. Undrechtshinten<br />

macht Lukas Klostermann weiter<br />

Fortschritte.Seine Vielseitigkeit muss<br />

nicht immer einVorteilsein.<br />

Als er vor vier Jahren bei einem<br />

EM-Qualifikationsspiel gegen Polen<br />

in der A-Nationalmannschaft –übrigens<br />

ebenfalls in Frankfurt–als rechter<br />

Außenverteidiger debütierte, titelte<br />

das DFB-Magazin: „Yes, he<br />

CAN“. Unddoch erlebte Can die EM<br />

2016 nur als Ergänzungsspieler, die<br />

WM 2018 fand gänzlich ohne ihn<br />

statt, obwohl er sich nach Rückenproblemen<br />

damals rechtzeitigfür das<br />

Champions-League-Finale seines FC<br />

Liverpool zurückgekämpft hatte.<br />

Dass Löw nun öffentlich nach mehr<br />

Körperlichkeit bis in den Bundesliga-<br />

Alltag verlangt, ist womöglich als Zeichen<br />

zu werten, dass Widerstandskämpfer<br />

wie Canmit Blick auf die EM<br />

2020 auch von Löw höher wertgeschätzt<br />

werden. Unddann nicht nur<br />

beim Teamfoto ihm eine Stützesind.<br />

Die Kraft der Fantasie<br />

Der Grieche Stefano Tsitsipasgewinnt die ATPFinals in London –weilersich von lähmenden Ritualen in seinem Alltag befreit hat<br />

VonDoris Henkel, London<br />

Esgab schon eine Weile lang Hinweise<br />

darauf, wie die Sache mit<br />

dem besten Tennisspieler, den Griechenland<br />

je hatte, weitergehen<br />

würde. Aber man muss trotzdem<br />

staunen, wie rasant sich die Dinge in<br />

ziemlich kurzer Zeit entwickelt haben.<br />

Gute zwei Jahre, nachdem er<br />

sein erstes Spiel im Hauptfeld eines<br />

ATP-Turniers gewonnen hatte,<br />

schnappte sich Stefanos Tsitsipas bei<br />

den Finals in London eine der größten<br />

Trophäen des Tennis, und dabei<br />

wird esaller Voraussicht nach nicht<br />

bleiben.<br />

Es ist auch schon eine Weile lang<br />

zu beobachten, dass die Leute auf<br />

ihn fliegen. Nicht nur,weil er mit seiner<br />

einhändigen Rückhand klassische<br />

Tennismuster in einer Verbindung<br />

mit jugendlicher Leichtigkeit<br />

und mediterranem Temperament<br />

bedient. Sondern auch, weil er abseits<br />

des Platzes einen Hang zu den<br />

schönen Künsten hat: Er liest begeistert,<br />

fotografiert inspiriert und lässt<br />

seiner Fantasie freien Lauf.<br />

Der Sieg am Sonntag in London<br />

gegen Dominic Thiem −eine Begegnung<br />

auf Augenhöhe, die der beeindruckend<br />

spielende Österreicher<br />

unglücklich verlor (7:6, 2:6, 6:7) −hat<br />

seine Quelle allerdings auch in einer<br />

schwierigen Phase. Nachdem Tsitsipas<br />

wie schon in Wimbledon auch<br />

bei den US Open in der ersten Runde<br />

verloren hatte,klagte er über das lähmende<br />

Gefühl, immer und immer<br />

wieder dasselbe tun zu müssen. Wie<br />

es ihm damals ging, beschrieb er<br />

kürzlich in einem Interview mit der<br />

Neuen Zürcher <strong>Zeitung</strong>: „Ich wurde<br />

aus meiner Komfortzone gerissen,<br />

lebte mein Leben nicht mehr so,wie<br />

ich das eigentlich möchte. Plötzlich<br />

war da eine Menge Druck, mit dem<br />

ich nur schwer umgehen konnte.Ich<br />

fühlte mich nicht mehr wie ein erwachsener<br />

Mensch, sondernwie ein<br />

Kind, das alles falsch macht. Ich<br />

Beherrscht auch unkonventionelle Bewegungen: Stefano Tsitsipas.<br />

suchte, den Reiz des Alltäglichen<br />

wieder zu erkennen. Er fand heraus,<br />

es sei wichtig, seine andereSeite,die<br />

nichts mit dem Tennis zu tun hat,<br />

nicht bis zum Ende der Karriere auf<br />

dem Trainingsplatz zu parken, sondern<br />

gleich stärker auszuleben. Es<br />

war keine so existenzielle Erfahrung<br />

wie jener Tagauf Kreta vor vier Jahren,<br />

an dem er beinahe im Meer erdachte<br />

falsch, ich benahm mich<br />

falsch. Ich kam mir auf einmal unendlich<br />

klein vor.“<br />

Existenzielle Erfahrung auf Kreta<br />

AFP/KIRK<br />

Rückblickend betrachtet hatte die<br />

Niederlage in New York allerdings<br />

heilenden Charakter: Tsitsipas blieb<br />

noch eine Woche in der Stadt, ließ<br />

sich treiben, fotografierte und vertrunken<br />

wäre. Damals wurde er von<br />

seinem Vater Apostoles gerettet,<br />

diesmal − aus ungleich flacherem,<br />

aber nicht ganz ungefährlichem Gewässer<br />

−rettete er sich selbst.<br />

Seither geht es ihm besser, auch<br />

deshalb, weil er beschloss, sich weitestgehend<br />

von den bis dahin regelmäßig<br />

bedienten sozialen Netzwerken<br />

zu verabschieden. Spätestens<br />

seit Oktober spielt er wieder so gut<br />

wie zu Beginn des Jahres, und alles<br />

zusammen führte in London zu seinem<br />

bisher größten Sieg. Tsitsipas<br />

behielt die Nerven, als es am Ende<br />

noch mal richtig eng für ihn wurde<br />

und als er die Gesänge der griechischen<br />

Fans auf den Rängen hörte.Als<br />

Jüngster seit dem Coup eines gewissen<br />

John McEnroe anno 1978 gewann<br />

er den Titel beim Saisonfinale,<br />

aber er wirdwohl ein paar Tage brauchen,<br />

bis er die Ereignisse sortiert<br />

haben wird. Wie esihm zwei Stunden<br />

nach dem Matchball ging? „Ich<br />

kann das gar nicht richtig erklären“,<br />

meinte er. „Ganz ehrlich, ich fühle<br />

gar nichts, weil es einfach zu viele<br />

Empfindungen auf einmal sind. Es<br />

ist irgendwie furchteinflößend, die<br />

Trophäe zu halten.“<br />

Vor zwei Jahren verabschiedete<br />

sich Griechenlands Bester auf Platz<br />

91 der Weltrangliste in die Winterpause,<br />

2018 war es Platz 15, jetzt<br />

schließt er auf Position sechs ab,und<br />

natürlich gehört erzum Kreis jener<br />

jungen Spieler, die die Großen des<br />

Tennis dereinst beerben sollen. Fragt<br />

sich nur:wann.Tsitsipas kann darauf<br />

natürlich auch keine konkrete Antwortgeben.<br />

Aber er beschreibt seine<br />

Aussicht mit der gewohnten Mixtur<br />

aus Selbstbewusstsein und Offenheit.<br />

„Ich hab das Gefühl, dass mein<br />

Spiel mit der Zeit noch besser werden<br />

wird, und ich glaube, dass ich<br />

wirklich dicht dran bin, als Sieger eines<br />

Grand-Slam-Turniers gekrönt zu<br />

werden. Ich weiß, das sind starke<br />

Worte, aber ich finde wirklich, dass<br />

ich zu diesen Leuten gehöre.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 – S eite 19<br />

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Feuilleton<br />

Ulrich Seidler über<br />

Ersan Mondtags<br />

„Hass-Triptychon“<br />

Seite 21<br />

„Wie arbeitet man ohne die gewohnte Reibung?“<br />

Dies fragte Christa Wolf Sarah Kirsch nach deren Ausreise– nachzulesen im soeben erschienenen Briefwechsel Seite 20<br />

Protest<br />

Schwache<br />

Löwen in Dover<br />

Susanne Lenz<br />

über ein neues<br />

Anti-Brexit-Kunstwerk<br />

Großbritannien ist tief gespalten<br />

in der Brexit-Frage, und ebenso<br />

gibt es unter den Künstlern Leavers<br />

und Remainers. Und viele drücken<br />

ihre Haltung mit ihrer Kunst aus.<br />

Anish Kapoor etwa hat eine Luftaufnahme<br />

der Insel geschaffen, die von<br />

einer klaffenden Wunde zerrissen<br />

wird, einem Graben, der sich von<br />

Glasgow bis zur Südküste erstreckt.<br />

Susan Stockwell spielt ebenfalls mit<br />

den Umrissen des Landes.Sie hat die<br />

Insel aus grünem Stoff mit Stecknadeln<br />

an eine Wand gepinnt, aber nur<br />

den oberen Teil, also Schottland.<br />

England und Wales –die Brexit-Befürworter<br />

–kollabieren als formlose<br />

Masse.<br />

Vorkurzem ist ein weiteres Werk<br />

dazugekommen. An einem Strand<br />

unter den berühmten Weißen Klippen<br />

vonDover liegen drei Löwen aus<br />

Bronze. Nur, dass sie so gar nicht<br />

aussehen, wie es dem König der<br />

Tiere zukommt, sondern abgemagert,<br />

krank und erschöpft.<br />

DieSkulptur ist einWerk des britischen<br />

Künstlers Jason deCaires Taylor,<br />

erhat ihm den ironischen Titel<br />

„The Pride of Brexit“ gegeben, „Der<br />

Stolz des Brexit“. Die Löwen sind<br />

eine Anspielung auf das englische<br />

Wappen, das drei goldene Löwen auf<br />

rotem Grund zeigt –Ausdruck der<br />

Stärke, des Stolzes, der Macht. Auch<br />

der Ort ist mit Bedacht gewählt: Dover,<br />

Hafenstadt, Tor zum europäischen<br />

Kontinent. Und esgibt noch<br />

mehr Löwen des Künstlers im Land.<br />

Sie liegen –ebenfalls in den letzten<br />

Zuckungen –vor dem Parlament in<br />

London, versehen mit Brexit-Slogans,<br />

die da lauten „Take Back Control“<br />

oder „Get It Done“.<br />

Anish Kapoor hat seine Wunde<br />

mit einer schrecklichen Verletzung<br />

verglichen, die Großbritannien sich<br />

selbst zugefügt hat, wie ein Teenager,<br />

dem es an Selbstwertgefühl mangelt.<br />

Jason deCaires Taylor spricht im<br />

Guardian vom Brexit als einem der<br />

unpatriotischsten Akte,die das Land<br />

je erlebt hat. Doch seine Löwen sind<br />

schon zu schwach, um dagegen aufzubegehren.<br />

Die Rauminstallation „seeing is believing“ von Caline Aoun im Palais Populaire.<br />

Donna Quichotte wider lärmende Daten<br />

Caline Aoun transformiert im Palais Populaire die mediale Überflutung unserer Zeit ins Analoge<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Die sanfte Calin Aoun aus<br />

Beirut leidet an dieser<br />

Welt. An den realen Zerstörungen<br />

wie den digitalen<br />

Verstörungen. Aber sie jammert<br />

nicht. Ihr trotziges Statement<br />

lautet: „Sehen heißt glauben“. Und<br />

ihr Instrument ist die Poesie.<br />

In der Ausstellungshalle im Palais<br />

Populaire Unter den Linden lässt sie<br />

uns geradezu körperlich spüren, wie<br />

das globale Weltgeschehen selbst<br />

den letztenWinkel des Alltags medial<br />

überflutet; wie es ins Atelier der 1983<br />

geborenen Libanesin eindringt. Wegen<br />

des Bürgerkriegs in ihrer Heimat<br />

hat sie in London studiert. Heute lebt<br />

und arbeitet sie in der Nähe vonBeirut.<br />

Und die Kriege in Nahen Osten,<br />

der Terror, die Kämpfe, das Elend in<br />

den Flüchtlingslagern dringen<br />

stündlich in ihren Alltag ein.<br />

An einer Wand wickelt sie als riesiges<br />

abstraktes Schwarz-Weiß-Tableau<br />

eine Landschaft ab: Vermeintlich<br />

schroffe Felsformationen, Berge,<br />

Täler verschwinden, bis die Blätter<br />

völlig leer sind, weil die Druckerpatronen,<br />

mit denen Aoun die bizarren<br />

Motive ausdruckte, keine Farbe<br />

mehr hergaben. Das technologische<br />

Digitalsystem hat in diesem Falle<br />

also versagt. „Lands of Matter“ heißt<br />

dieses 19-teilige Gleichnis für die Gegenwart,<br />

und die Künstlerin klärt<br />

auf, dass es da um gar keine reale<br />

„stumme Landschaft“ geht, sondern<br />

um ein Diagramm der libanesischen<br />

Wirtschaftspolitik.<br />

Um Daten, die<br />

„permanent Lärm machen“,<br />

der den Alltag dominiert,<br />

krank macht.<br />

„Und der Lärm muss aufhören“,<br />

sagt sie.„Wirbrauchen<br />

Raum fürs Innehalten,<br />

um neue Systeme und<br />

uns selbst zu finden.“<br />

DieWand gegenüber ist<br />

bedeckt mit einem Mosaik aus zuerst<br />

stark farbig bedruckten und<br />

schließlich leeren DIN-A3-Bögen.<br />

„Erschöpfung“ heißt die riesige Arbeit.<br />

DieInkjet-Drucker waren überfordert,<br />

als Aoun sie so heftig „fütterte“.<br />

Zuerst spuckten die Apparate<br />

noch tiefschwarze, dann schwarzrote,<br />

lila Blätter, schließlich solche<br />

mit Farbresten von Rosa, Türkis,<br />

Hellblau und Gelb aus. Zuletzt nur<br />

Caline Aoun<br />

aus Beirut<br />

noch leere. DieIllusion der digitalen<br />

Perfektion vergeht wie eine Fata<br />

Morgana. Der digitale Datenfluss,<br />

der ganze Volksvermögen bewegt,<br />

behandelt Menschen, Waren, Werte<br />

emotionslos als pures Material.<br />

Um das bildhaft zu machen,<br />

setzte Aoun auf ein großes flaches<br />

PALAIS POLULAIRE/DB<br />

Podest<br />

vier<br />

springbrunnenähnliche<br />

Gebilde: blau, rot, gelb. Eigentlich<br />

sind das die Farben<br />

der westlichen Avantgarde<br />

um Mondrian.<br />

Hinzu kommt ein Brunnen<br />

in Schwarz. Alle vier Fontänen<br />

sind aufgebaut wie<br />

zierliche orientalische Etageren<br />

für Früchte und Gebäck.<br />

Darin fließt CMYK-<br />

Farbe –solche, die für den Vierfarbdruck<br />

eingesetzt wird. Die sprudelt<br />

aus den Düsen, plätschertindie unteren<br />

Auffangbecken, die durch<br />

Schläuche miteinander verbunden<br />

sind. Alle vier Farben vermischen<br />

sich mit dem Wasser zu einer trüben<br />

Brühe.Der„Datenfluss“ wirdundefinierbar.<br />

Das Gemisch symbolisiert<br />

die fatale Mixtur aus Überfluss und<br />

Mangel, Zirkulation, Distribution.<br />

CALINE AOUN/PALAIS POPULAIRE/M. SCHORMANN<br />

Analogien zu anderen gesellschaftlichen<br />

Systemen sind vonder Künstlerinbeabsichtigt.<br />

Undauch die beiden<br />

an eine Sonnen-Korona erinnernden<br />

Bilder an den Hallen-Säulen –diese<br />

schwarzen Spritzer rund um weiße<br />

Löcher –transportieren den Gedanken<br />

der schier unbeherrschbar werdenden<br />

Daten-Schwemme.<br />

Caline Aoun, „Künstlerin des Jahres“<br />

der Deutschen Bank, hat für Berlin<br />

ein Gesamtkunstwerk geschaffen,<br />

das eine Versuchsanordnung<br />

darstellt, wie der globale digitale Datenfluss<br />

ganze Gesellschaftssysteme<br />

prägt – als Segen und als Fluch.<br />

„Denn die Zirkulation und Verarbeitung<br />

der Daten“, sagt die Künstlerin,<br />

„scheint nicht verknüpfbar mit der<br />

Lebenswirklichkeit von Milliarden<br />

Menschen.“ Für ihre bildgewordenen<br />

Bedenken lenkt sie die kritische<br />

digitale Masse in analoge poetische<br />

Installationen. Eine Donna Quichotte<br />

wider die Datenwindmühlen.<br />

PalaisPopulaire Unter den Linden 5. Bis<br />

2. März 2020, MI–Mo Di 11–18/Dobis 21 Uhr.<br />

Parallelist „Das totale Tanztheater“zum Ausklang<br />

des 100. Bauhausjubiläumszuerleben.<br />

Rahmenprogramm: www.db-palaispopulaire.de<br />

NACHRICHTEN<br />

Angela Shanelec gewinnt<br />

Regie-Preis in Mar del Plata<br />

Diedeutsche Filmemacherin Angela<br />

Shanelec ist beim 34. Internationalen<br />

Filmfestival vonMar del Plata in Argentinien<br />

mit dem Astor-Preis für die<br />

beste Regie ausgezeichnet worden.<br />

DieRegisseurin von„Ichwar zuhause<br />

aber“ teilte sich den PreisamSonntagabend<br />

mit dem Portugiesen Pedro<br />

Costa, der für„VitalinaVarela“ den<br />

Astor empfing. DerSpielfilm„Lo que<br />

arde“ (Was brennt) des spanischen<br />

Regisseurs Oliver Laxe gewann den<br />

Goldenen Astor für den besten Film.<br />

Mardel Plataist das einzige A-Festival<br />

mit internationalemWettbewerb in<br />

Lateinamerika. Zu den Gästen zählte<br />

auch der <strong>Berliner</strong> Dokumentarfilmer<br />

Thomas Heise (64), der seinen Film<br />

„Heimat ist ein Raum aus Zeit“ vorstellte.(dpa)<br />

Spendenaktion für Kirche<br />

in der Lausitz<br />

Diediesjährige Spendenaktion für<br />

vergessene Kunstwerke in Brandenburgsoll<br />

Grabdenkmälerninder<br />

Dorfkirche GroßJehser (Oberspreewald-Lausitz)<br />

zugutekommen. Die<br />

Aktion trage auch dazu bei, „dass sakrale<br />

Kunstwerke sichtbar gemacht<br />

werden und dass sie auch bewahrt<br />

werden für künftige Generationen“,<br />

sagte Brandenburgs KulturministerinMartina<br />

Münch (SPD) am Montag<br />

zum Startder Aktion in Potsdam.<br />

Denkmäler hätten einen großen<br />

Stellenwertfür das kulturelle Erbe.<br />

Viele Kirchen seien nach wie vorsanierungsbedürftig,<br />

hieß es. (dpa)<br />

Dresden zeigt Švankmajers<br />

Wunderkammer<br />

Eine Ausstellung der Staatlichen<br />

Kunstsammlungen Dresden gibt ab<br />

Dienstag Einblick in das Werk der<br />

tschechischen Surrealisten Janund<br />

EvaŠvankmajer.Die rund 300 Werke<br />

umfassende Retrospektivesei einem<br />

Künstlerpaar gewidmet, das zu den<br />

inspirativsten Vertreternder zeitgenössischen<br />

Generation zähle,sagte<br />

Generaldirektorin Marion Ackermann<br />

am Montag. DasSpektrum der<br />

Exponate reicht vonFilmen sowie<br />

Malerei, Grafik, Objektcollagen über<br />

Bühnen bis zu bearbeiteten Präparaten<br />

und obskuren Reliquien.(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Genau genommen<br />

VomAbschwellen<br />

des Ingrimms<br />

VonMartin Z. Schröder<br />

Mit goldener Tinte steht „Vorläufige<br />

Gießkanne“ draufgemalt, aber der Zustand<br />

hält schon lange an. Vorfünfzehn Jahren<br />

wurde mir die kleine Kanne von einer<br />

Freundin geschenkt mit dem Vermerk, ihr<br />

zehnjähriger Sohn hätte sie vorm Kaufhaus<br />

mitgehen lassen. Ich habe dieses Kind trotz<br />

seiner Delinquenz wegen seines Berufswunsches<br />

geschätzt. Es wollte Autodesigner werden<br />

und zeichnete kellerasselrückenartige<br />

Dächer auf bunte Geräte mit Rädern.<br />

Dieser Berufswunsch ist klug in Hinsicht<br />

auf die Altersvorsorge. Esmuss ein gut bezahlter<br />

Berufsein, sonst würde sich niemand<br />

darin langweilen, denn alle Autos sehen, ungenau<br />

genommen, gleich aus. Nur seitliche<br />

Rillen sind unterschiedlich schräg oder<br />

Hecks verschieden klobig. Für geübte Augen.<br />

Ich kann sie nicht unterscheiden. Früher<br />

sah ich, ob Dacia oder Saporoshez(gesprochen<br />

Sabberfrosch, ukrainischer<br />

Heckmotorwagen) mich anzwinkerten.<br />

Man erkannte sie auch am Geräusch. Der<br />

Dacia schwieg meist, der ukrainische Wagen<br />

röhrte wie ein Panzer. Darinnen saß<br />

man dicht am Boden und konnte durch<br />

die Rostlöcher in den Türen die Asphaltlöcher<br />

im Straßenbelag vorüberfliegen sehen.<br />

Mein ehrenamtlicher LKW-Fahrlehrer,<br />

hauptberuflich Polizist, hatte so ein<br />

Ding, mit dem er wie eine besengte Sau<br />

durch die Stadt böllerte.<br />

MARTIN Z. SCHRÖDER<br />

Als ich einmal von der Schönhauser Allee<br />

mit dem LKW langsam um die Ecke bog,<br />

hupte einer hinter mir. „Stop!“, befahl mein<br />

Fahrlehrer, der seine Polizeiuniform trug. Er<br />

stieg aus und kassierte Bußgeld vom Ungeduldigen.<br />

Seither wünsche ich mir einen Polizisten<br />

auf dem Gepäckträger meines Fahrrades,<br />

einen dünnen, leichten, der Verkehrsrowdys<br />

zur Buße bittet.<br />

Einmal warfmich der Fahrlehrer für zwei<br />

Wochen aus der Klasse,weil ich den LKW am<br />

Pankower Rathaus mit Karacho in eine Einbahnstraße<br />

lenken wollte, ander ich lediglich<br />

übersah, dass sie mir entgegen verlief. Er<br />

brüllte: „Hände weg! Füße weg!“, ich erstarrte<br />

wie ein gefrosteter Hampelmann,<br />

und er lenkte den Wagen in Sicherheit. Der<br />

Lehrlastkraftwagen hatte ein doppeltes<br />

Lenkgetriebe,also zwei Lenkräder,damit der<br />

Fahrlehrer zulangen konnte,falls ein Schüler<br />

falsch in Einbahnstraßen zu bretterndrohte,<br />

was sicherlich kaum einmal vorkam. Dieses<br />

Lenkrad zu drehen war schweißtreibend.<br />

Leider ist das kannenstehlende Kind weder<br />

Autodesigner noch dünner Polizist geworden.<br />

Es hat die Rente nicht nur aus den<br />

Augen verloren, sondern will sich mit einer<br />

Geisteswissenschaft bis zur Altersarmut einen<br />

Schokobauch anfressen. Wenn die jungen<br />

Leute so etwas studieren, machen sie<br />

sich kein Bild davon, wie der Körper in solchen<br />

Berufen geschunden wird. Man sitzt<br />

fünfzig Jahreauf dem Po und müht sich, den<br />

Kopf nicht in die Bücher plumpsen zu lassen;<br />

dieWirbelsäule ist nach zehn Jahren hinüber,<br />

es folgen vierzig JahreRückentraining.<br />

Nunhat die Freundin die vorläufige Gießkanne<br />

seit fünfzehn Jahren nicht ersetzt. Ich<br />

denke bei jedem Gießen daran. Nach dem<br />

ersten Jahr der Empörung wuchsen Verdruss,<br />

Bitterkeit und Missmut, im zweiten<br />

Ärger, imdritten Groll, es folgten Ingrimm,<br />

Zorn und Wut. Ich hatte schöne Abwechslung<br />

des Haders beim Blumengießen, doch<br />

im Abschwellen der Rage wurde ich sanftmütig.<br />

Eine andere Gießkanne will ich nicht<br />

mehr, ich lächle beim Gießen und träume<br />

vonbuntenKellerasselautos.


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Feuilleton<br />

Die Schriftstellerinnen Sarah Kirsch und Christa Wolf im Jahr 1985 in Hamburg.Sarah Kirsch lebte damals schon in Schleswig-Holstein.<br />

PETER PEITSCH/PEITSCHPHOTO.COM<br />

WasFrau Meier nicht darf<br />

Drei Jahrzehnte lang schrieben Sarah Kirsch und Christa Wolf einander,nach dem Mauerfall verstummte der Briefwechsel<br />

VonCornelia Geißler<br />

Mit dem Faulkner-Satz<br />

„Das Vergangene ist<br />

nicht tot; es ist nicht<br />

einmal vergangen“ eröffnet<br />

Christa Wolf ihren Roman<br />

„Kindheitsmuster“. Er kommt einem<br />

bei ihrem jetzt publizierten Briefwechsel<br />

mit Sarah Kirsch in den<br />

Sinn. Sarah Kirsch (1935–2013) und<br />

Christa Wolf (1929–2011) sind<br />

Schriftstellerinnen, doch von sounterschiedlichem<br />

literarischen Temperament,<br />

dass hier kein Werkstattgespräch<br />

über drei Jahrzehnte zu besichtigen<br />

ist. Die Dichterin Sarah<br />

Kirsch bringt Natur und Seele in einen<br />

speziellen Rhythmus, Christa<br />

Wolf sucht in der Prosa Gedankenströme<br />

und Erkenntnisse zu verknüpfen.<br />

Tauschen sich die beiden<br />

Frauen zunächst über den von kulturpolitischen<br />

Interventionen gestörten<br />

Arbeitsalltag aus, nimmt<br />

bald Familiäres größeren Raum ein,<br />

schließlich Notizen zum Landleben<br />

als Rückzugsmöglichkeit.<br />

DerBand„Wir haben uns wirklich<br />

an allerhand gewöhnt“ enthält 271<br />

Briefe. Zusammengestellt und<br />

gründlich mit Anmerkungen versehen<br />

hat ihn die namensgleiche,nicht<br />

verwandte stellvertretende Direktorin<br />

des Archivs der Akademie der<br />

Künste Sabine Wolf (unter Mitarbeit<br />

ihres Mannes Heiner Wolf). In der<br />

Autorenzeile müsste allerdings wenigstens<br />

klein auch der Name GerhardWolf<br />

auftauchen.<br />

Sarah Kirsch und ihr damaliger<br />

Mann Rainer Kirsch kamen Anfang<br />

der Sechzigerjahre als Lyriker in<br />

Kontakt zunächst zu Gerhard Wolf,<br />

der als Lektor arbeitete und für den<br />

Schriftstellerverband junge Autoren<br />

betreute.AbWeihnachten 1962 richten<br />

sich „die Kirschen“ gemeinsam<br />

an „die Wölfe“. Lange Zeit schreibt<br />

Sarah Kirsch abwechselnd an<br />

Christa und GerhardWolf; an ihn legt<br />

sie meist Gedichte bei. GerhardWolf<br />

analysiert diese so aufmunternd,<br />

dass man Lust hat, die entsprechenden<br />

Texte rauszusuchen.<br />

Der Buchtitel geht auf ein Zitat<br />

Sarah Kirschs aus dem Jahr 1974 zurück.<br />

Als Beispiel schreibt sie, dass<br />

sie gern einmal nach Frankreich<br />

führe. „Und wenn ich es ausnahmsweise<br />

dürfte,darfesFrauMeier vom<br />

Fließband noch lange nicht.“ Damals<br />

stand die Mauer 13 Jahre und<br />

sollte weitere15Jahreundurchlässig<br />

für den Normalbürger bleiben.<br />

Als sie sich kennenlernen, stehen<br />

Sarah und Rainer Kirsch bereits unter<br />

Partei-Beschuss: Sarah Kirsch<br />

wegen eines Gedichtes, das missdeutbar<br />

sei („Quergestreiftes“),<br />

beide wegen ihres Einsatzes gegen<br />

die Relegation einer Studentin vom<br />

DAS BUCH<br />

Sarah Kirsch, Christa Wolf:<br />

Wirhaben uns wirklich an<br />

allerhand gewöhnt. Der Briefwechsel.<br />

Hrsg.Von Sabine Wolf unter Mitarbeit von<br />

Heiner Wolf. Suhrkamp, Berlin 2019.<br />

438 S.,32Euro.<br />

Literaturinstitut Johannes R. Becher<br />

(Helga M. Novak) in Leipzig. Aufdem<br />

11. Plenum des ZK der SED 1965<br />

wendet sich Christa Wolf gegen die<br />

Diffamierung eines weiteren Kollegen<br />

(Werner Bräunig), muss dann<br />

auch erleben, dass ein Film, für den<br />

sie und ihr Mann das Drehbuch geschrieben<br />

hatten, verboten wird. Die<br />

Briefschreiberinnen nennen sich<br />

„vielliebe Sarah“, „herzliebe Christa“<br />

und versuchen, oft mit (Galgen-)Humor,<br />

sich aufzumuntern. Während<br />

die Kirsch-Ehe zerbricht, Sarah<br />

Kirsch mit Karl Mickel zusammenkommt,<br />

aber nicht -bleibt, weiß<br />

Christa Wolf ihren Mann seit 1951 an<br />

ihrer Seite und schreibt in einer<br />

Klammerbemerkung, dass sie parteiisch<br />

sei, „nämlich für den weiblichen<br />

Teil, den ich nicht gern zugrunde<br />

gehen sehn wollte und will“.<br />

Die Herausgeberin bedauert in<br />

ihrem Nachwort Lücken in der Korrespondenz.<br />

Sie vermutet, dass<br />

nicht alles aufbewahrt wurde. So<br />

folgt auf einen Brief Sarah Kirschs<br />

vom August 1976 einer vom September<br />

1977. Dazwischen liegt die<br />

Ausbürgerung Wolf Biermanns, der<br />

Protest dagegen (Sarah Kirsch und<br />

Christa Wolf stehen als erste auf der<br />

Unterschriftenliste) und die Ausreise<br />

von Sarah Kirsch mit ihrem<br />

Sohn Moritz zunächst nach West-<br />

Berlin. 1983 zogen sie nach Schleswig-Holstein.<br />

Christa Wolf fragt im<br />

Januar 1978 eher sich als die Freundin,<br />

„wie arbeitet man ohne die gewohnte<br />

Reibung“, um zugleich zu<br />

fragen, „wie arbeitet man mit der<br />

nicht aufhörenden Reibung“. Zwar<br />

kann sie zu Vorträgen etwa in die<br />

USA reisen, dass ihr aber in der DDR<br />

Pazifismus vorgeworfen wird,<br />

dringt auch in den Westen; „gehässig“<br />

nennt Sarah Kirsch einen Artikeldarüber.<br />

In den Briefen ab dem Spätsommer<br />

1989 wirddeutlich, dass ein Gespräch<br />

über Garten und Kinder das<br />

Wesentliche ausließe. Christa Wolf<br />

verbindet viel Hoffnung mit den Demonstrationen,<br />

mit dem Untersuchungsausschuss<br />

der Polizei-Übergriffe<br />

von Anfang Oktober, weniger<br />

dann mit dem Mauerfall. Sarah<br />

Kirsch möchte lieber nicht mehr Radio<br />

hören oder fernsehen, sieht in<br />

Gorbatschow keinen Erlöser und<br />

findet Christa Wolfs Engagement<br />

übertrieben. „Mach nicht zu viel“,<br />

schreibt sie ihr,„die Menscher kommen<br />

auch ohne Dich aus.“<br />

Als Christa Wolf die Erzählung<br />

„Was bleibt“ 1990 veröffentlicht, in<br />

der sie die Überwachung durch die<br />

Staatssicherheit thematisiert, die<br />

nach der Biermann-Petition offensichtlich<br />

wurde, wird zunächst in<br />

der FAZund der Zeit, bald in weiteren<br />

westdeutschen <strong>Zeitung</strong>en nicht<br />

nur dieses Buch angegriffen –sondern<br />

ihre Haltung als Schriftstellerin<br />

imdirigistischen Staat und ihr<br />

ganzes Werk.Sie fragt in einem Brief<br />

an Sarah Kirsch, wie „die Schreckensbilder,<br />

die die <strong>Zeitung</strong>en von<br />

mir gemalt haben“ ankommen, die<br />

aber geht darauf nicht ein, sondern<br />

schreibt: „Hoffentlich kannste die<br />

Politik auch mal wieder dahin rücken<br />

wo sie hingehört“. Doch die<br />

folgenden Gerüchte und Enthüllungen,<br />

die so unterschiedliche Sicht<br />

darauf, was aus Deutschland werden<br />

soll, lässt den Briefwechsel verstummen.<br />

Hilfreich ist es, sich dazu „Sei<br />

dennoch unverzagt“ anzusehen,<br />

den Band mit Gesprächen, die Jana<br />

Simon, Enkelin der Wolfs und Journalistin,<br />

mit den Großeltern führte.<br />

„Mit Sarah Kirsch wurde es erst<br />

nach dem Mauerfall böse“, sagt<br />

Christa Wolf im August 1998. Jana<br />

Simon fragt nach, es geht um einen<br />

konkreten Fall, einen früheren<br />

Nachbarn und Freund, der Inoffizieller<br />

Mitarbeiter der Stasi war.<br />

UndChrista Wolf führtaus,dass die<br />

aus der DDR Weggegangenen drüben<br />

nicht mit offenen Armen empfangen<br />

worden seien.„Dann kommt<br />

die Wiedervereinigung, und die Dagebliebenen<br />

sollen straffrei ausgehen.<br />

Wieso denn? Plötzlich hat man<br />

die Geschichte anders erlebt.“<br />

Die Freundschaft ist zerbrochen,<br />

schuld daran war weder die eine<br />

noch die andere Autorin. Es waren<br />

die Verhältnisse: die Mauer durch<br />

Deutschland, die auch Lebensläufe<br />

teilte, und der Graben, der nach ihr<br />

zurückblieb.<br />

Buchpremiere 19. 11.,19Uhr.Sabine Wolf im<br />

Gespräch mit Gerhard Wolf. Anna Thalbach und<br />

Maren Eggert lesen aus dem Briefwechsel, Akademie<br />

der Künste, Pariser Platz 4<br />

In den Fängen der Königin des Nichts<br />

Die neue Kinderrevue im Friedrichstadt-Palast „Im Labyrinth der Bücher“ führt in die Abenteuerwelt von Geschichten<br />

VonBirgit Walter<br />

Esist Vorsicht geboten bei Urteilen<br />

von Kindern im Theater.<br />

Meine Tochter ließ sich im Vorschulalter<br />

mal von einem anbiedernden<br />

Weihnachtsprogramm fesseln und<br />

zischte mich zwischendurch an: Ich<br />

weiß, dass dir das nicht gefällt, aber<br />

mir! Doch soll man verzichten auf<br />

eine kindliche Meinung, wenn es um<br />

die Kinderrevue – sie heißt heute<br />

Young Show –imFriedrichstadt-Palast<br />

geht? Natürlich nicht.<br />

Immerhin handelt es sich um das<br />

größte junge Ensemble in Europa –<br />

280 Kinder und Jugendliche zwischen<br />

sieben und 16 Jahren treten in<br />

zwei Besetzungen auf. Da macht<br />

schon die Menge Eindruck. Dieneueste<br />

Inszenierung „Im Labyrinth der<br />

Bücher“ lässt sich nicht abhängen<br />

von den Modernitätsschüben der<br />

großen Revuen. Dazu bildet das<br />

Haus seine Tänzerinnen, Schauspieler<br />

und Sängerinnen über Jahre mit<br />

penibler Intensität selbst aus.<br />

Inhaltlich dagegen scheinen sich<br />

die Showsnur sehr verhalten zu entwickeln<br />

(Buch: Stefanie Froer,Regie:<br />

Andreana Clemenz). Immer geht es<br />

um Kinder, die zu Abenteuern ausschwärmen.<br />

Die Hauptfiguren Ben,<br />

Lea und Jule unternahmen schon<br />

vorzweiJahren eine Zeitreise,dieses<br />

Mal sind es Fantasie-Ausflüge durch<br />

Bücherwelten. Auch ein Legastheniker<br />

wie Ben darf mit: „Ich habe eine<br />

Leseschwäche und sonst gar nichts.<br />

MitBlödheit hat das nichts zu tun!“<br />

Meine Begleiterin urteilt kühl:<br />

„Da hat Ben also in den zwei Jahren<br />

nichts dazugelernt und will trotzdem<br />

auf Lesereise!“ Viktoria ist neun<br />

Fantasie-Ausflüge in Bücherwelten: Mayla,<br />

Ben, Lea und Jule.<br />

NADY EL-TOUNSY<br />

deren Wert. Aber im Stück spielt<br />

Maylas Herkunft dann keine Rolle.<br />

Es geht zu Robin Hood und seiner<br />

„coolen Gang“, zu Robinson Crusoe,<br />

wo zarte blutrünstige Moskitos (Kostüme:<br />

José Luna) auftauchen, und zu<br />

den Musketieren. Erst als die Kinder<br />

„Schneewittchen“ umschreiben wollen<br />

und die Königstochter vor dem<br />

giftigen Apfel warnen, eskaliert das<br />

Geschehen. Die Königin des Nichts<br />

erscheint –eine mehrereMeter hohe<br />

düster-imposante Erscheinung, die<br />

sich die Eingriffe in ihr Reich verbittet.<br />

Siedroht die Zerstörung der Märchenwelt<br />

an und bringt ihre „Armee<br />

des Nichts“ in Stellung – schwarze<br />

Gestalten in wehenden fransigen Gewändern.<br />

Man muss nur in die erstarrten<br />

Gesichter der Kinder im Parkett<br />

schauen, um zu erkennen, wie<br />

sehr sie um die braven Helden fürchund<br />

eine Bücherverschlingerin, sie<br />

tanzt im Kindermusicaltheater Berlin<br />

und schreibt gerade mit ihrer<br />

Freundin an ihrem ersten Stück, das<br />

sie mit der Klasse aufführen will. Ich<br />

finde, sie ist fachlich ziemlich beschlagen.<br />

Angesichts des Glamours<br />

auf der Bühne fällt ihr Gesamturteil<br />

ziemlich streng aus: „Klar, war die<br />

Revue wieder toll. Aber sie ist so ähnlich<br />

wie die vom letzten Mal. Und<br />

richtig spannend wird esnur ganz<br />

zum Schluss.“<br />

So lässt sich der Abend auf den<br />

Punkt bringen. DasTrioaus der Jetzt-<br />

Zeit macht sich zusammen mit der<br />

syrischstämmigen Klassenkameradin<br />

Mayla auf den Weg. Na, schöner<br />

Nebenaspekt. AufInternationalität<br />

legt Intendant Berndt Schmidt, in<br />

dessen Ensemble Kinder aus 20 Nationen<br />

tanzen, bekanntlich besonten.<br />

Unddas soll mit den Mitteln dieses<br />

Palastes nicht konsequenter zu<br />

machen sein? Dass junge Zuschauer<br />

sich von einer spannenden Geschichte<br />

fesseln lassen und nicht nur<br />

von der phänomenalen Ausstattung<br />

(JanWünsche,Chris Moylan)?<br />

Natürlich begeistern Choreografien<br />

und Bühneneinfälle.Als die Kinder<br />

kleine Trampoline mit Lenkern<br />

auf die Bühne rollen und darauf synchron<br />

herumspringen wie auf rasenden<br />

Motorrädern, dazu das ganze<br />

Ensemble tanzt, setzt das Bewegungsbilder<br />

von enormer Energie<br />

frei. DasPremierenpublikum springt<br />

zum Schluss vonden Stühlen. Viktoriawill<br />

sich im nächsten Jahr im jungen<br />

Ensemble bewerben.<br />

Friedrichstadt-Palast: Im Labyrinthder Bücher<br />

bis 31. 1. 20, Karten: 23 26 23 26, ab 5Jahren


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 21<br />

· ·<br />

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Feuilleton<br />

Irres Zucken,<br />

heiseres<br />

Krächzen<br />

Die Action-Lesung „Tiere<br />

streicheln Menschen“<br />

VonTorsten Wahl<br />

Auf der Leinwand im Frannz posiert<br />

eine Frau neben einer Fliegerbombe<br />

–die absurden Bilderklärungen<br />

zu Dias vom Trödelmarkt<br />

sind ein Markenzeichen der Action-<br />

Lesung„Tierestreicheln Menschen“.<br />

Martin „Gotti“ Gottschild verspricht<br />

einen „Abend der Versöhnung“.<br />

Doch kreist das Programm weder<br />

um Versöhnung noch um „Zwei<br />

Moorleichen auf Ibiza“ –soheißt das<br />

neue Programm. Ja,esgibt nicht mal<br />

eine witzige Erklärung für die Frau<br />

neben der Bombe –Erwartbares ist<br />

hier rar.<br />

Zusammen mit seinem musikalischen<br />

Kompagnon Sven van Thom<br />

schlägt Martin Gottschild schon seit<br />

20 Jahren eine Schneise des<br />

schnoddrig-absurden Humors<br />

durch das dichte <strong>Berliner</strong> Unterholz.<br />

Die beiden schafften es mit einer<br />

Popband namens Sofaplanet und<br />

dem Hit „Liebficken“ bis in die<br />

Bravo, mit Beatplanet reaktivierten<br />

sie den DDR-Beat der späten 60er-<br />

Jahre, bis sie in der Action-Lesung<br />

die passende Form fanden. Sven van<br />

Thom ist solo in der Bar jeder Vernunft<br />

zu erleben, Gottschild albert<br />

auf Radio Eins.<br />

Das Publikum gerät schnell in<br />

Stimmung, als Martin Gottschild<br />

sich als Fahrer eines SUVs mit<br />

Münchner Kennzeichen beschreibt,<br />

der im Prenzlauer Berg auf einem<br />

Radweg parkt. Während Gottschild<br />

gern den derb-berlinernden Proll<br />

gibt, steigt Sven vanThom in Anzüge<br />

mit Schlips.Wie er mit Gitarre, Looper,Sampler<br />

und Theremin seine eigenartigen<br />

Liebeslieder formt, das<br />

ist fast schon ein Genrefür sich.<br />

Sein irre zuckend dargebotener<br />

Liebes-Schlager „Wie ein Tritt in die<br />

Eier“ würde jeden TV-Abend mit Florian<br />

Silbereisen schmücken. Zu einem<br />

Rauchersong sampelt er heiseres<br />

Krächzen in HipHop-Manier.<br />

Paul Bokowski als Gast hat es schwer,<br />

gegen die beiden zu punkten. Sein<br />

Bericht über eine Odyssee mit der<br />

Bahn ist nicht besonders originell,<br />

und dass er Magdeburg mit langem<br />

„a“ ausspricht, lässt das Ostpublikum<br />

aufstöhnen.<br />

Absurder Humor:Sven van Thom (r.) und<br />

Martin Gottschild. KULTURBOTSCHAFTER-EVENTS.DE<br />

Für den ausgefallenen Dia-Vortrag<br />

haben Gottschild und vanThom<br />

einen Ersatz parat. Seit zwei Monaten<br />

vertonen sie im Auftrag des RBB<br />

die historischen Sandmann-Filmchen<br />

neu –nächsteWoche bringt der<br />

Sender anlässlich des 60. Sandmann-Geburtstags<br />

ja erstmals seit<br />

1991 wieder neue Abenteuer. Und<br />

was Gottschild aus den alten Filmen<br />

macht, sorgt auch live für geballtes<br />

Gelächter. Mal kommt das Männchen<br />

mit dem Spitzbart auf einem<br />

Motorrad als „Hells Angel“ daher,<br />

mal flieht es im Ballon über die<br />

Grenze ins Schlaffenland Charlottenburg.<br />

In den anderthalb Minuten<br />

schafft man es gar nicht, alle Feinheiten<br />

zu erfassen. Wersich die Videos<br />

im Netz ansieht, entdeckt darin immer<br />

Neues.<br />

Tiere streichelnMenschen 19. 11.,21. 11.,<br />

27./28.11. sowie 1./2. 12.imFrannz Club,am<br />

20. 11.imKino International<br />

Niedliche Neurotiker<br />

<strong>Berliner</strong> Premiere im Gorki-Theater: Sibylle Bergs „Hass-Triptychon“, inszeniert von Ersan Mondtag<br />

VonUlrich Seidler<br />

Hallo. Ich bin gekommen,<br />

um Sie zuheilen“, sagt<br />

der Gruppentherapeut,<br />

fügt dann allerdings<br />

hinzu, „und ich leide unter einer kognitiven<br />

Verzerrung durch Überbewertung<br />

meiner Kompetenzen.“ In<br />

der Aufführung von „Hass-Triptychon“,<br />

die in der Regie von Ersan<br />

Mondtag am Sonntag <strong>Berliner</strong> Premierefeierte,spielt<br />

Benny Claessens<br />

diese Rolle.Herausgekommen ist die<br />

Koproduktion des Gorki-Theaters<br />

im Mai bei den Wiener Festwochen,<br />

Sibylle Berg gewann für das Stück<br />

den diesjährigen Nestroy-Preis.<br />

Der Therapeut ist in vertrauensbildendes<br />

Weiß gewandet von den<br />

Absatzschuhen bis zum hohen Hut,<br />

auch sein Wallehaar ist weißblond<br />

mit einem kleinen Grünstich. Gegen<br />

Ende wirft er seine Garderobe weitgehend<br />

ab und ist in seiner zuckenden<br />

Stattlichkeit voneinem glitzernden<br />

Ölfilm überzogen. Ihm −Kerr-<br />

Preisträger und Schauspieler des<br />

Jahres 2018 −gehört die Bühne, ihm<br />

gehört irgendwie auch die Inszenierung<br />

und natürlich das Stück.<br />

Welch ein Narziss<br />

Zumal er nicht nur über ein Tremolo<br />

verfügt, das mindestens so hübsch<br />

perlt wie das Kohlendioxid in seinen<br />

Weißweinschorlen. Auch seine Exaltiertheit<br />

und glamouröse Launenhaftigkeit<br />

verleihen ihm die für den<br />

Heilungsprozess offenbar nötige<br />

Macht. Zumindest die Rampe beherrscht<br />

er unerbittlich. Einmal akzentuiert<br />

ausatmen, und schon sinken<br />

die Mitspieler zu Boden. Nötigenfalls<br />

lassen sie sich auch mit einem<br />

vorgereckten Kinn von der<br />

Bühne schieben, aber achtkantig.<br />

Und wenn ihm irgendwas nicht<br />

passt, wirdnach der Intendantin geschrien<br />

und mit Kündigung gedroht.<br />

Bald schon wird klar, dass der lobenswert<br />

transparente Umgang mit<br />

seiner Selbstüberschätzung bei<br />

gleichzeitigem Kompetenzmangel<br />

nicht viel hilft, wenn der Führungsanspruch<br />

zugleich mit einer Vehemenz<br />

durchgesetzt wird, die an Sadismus<br />

grenzt. Welch ein Narziss!<br />

Andererseits kann man froh sein,<br />

dass die anderen nicht auf die Idee<br />

kommen, mehr Gestaltungsspielraum<br />

zu beanspruchen, schließlich<br />

handelt es sich −wie man an den<br />

spitzen Ohren, den Fellfrisuren und<br />

der Ausgebeultheit unschwer erkennt<br />

−umTrolle.Trolle,wie man sie<br />

aus dem Märchen, aber seit ein paar<br />

Jahren auch aus den Forendes Internets<br />

und den Kommunikationskanälen<br />

der sozialen Medien kennt:<br />

vom angstgestörten und triebgesteuerten<br />

Pubertier, über die<br />

Teilzeitalkoholikerin (nur abends!)<br />

und den gegen den Verlust seiner Jugend<br />

kämpfenden Bürohengst bis<br />

Therapeut (Claessens) unter Trollen. Der Schriftzug bedeutet „Keine Kriege“. JUDITH BUSS<br />

Hass-Triptychon. Wege aus<br />

der Krise vonSibylle Berg<br />

Regie: Ersan Mondtag,<br />

Musik: Beni Brachtel,<br />

Bühne: Nina Peller,<br />

Kostüme: Teresa Vergho<br />

TEAM, BESETZUNG, TERMINE<br />

Es spielen: Bruno Cathomas,<br />

BennyClaessens,<br />

Jonas Grunder-Culeman,<br />

Johannes Meier,Abak Safaei-Rad,<br />

Aram Tafreshian<br />

und Çiğdem Teke<br />

Vorstellungen: 23. 11.,<br />

6., 17. 12. (19.30 Uhr),<br />

1. 12. (18Uhr)<br />

im Maxim-Gorki-Theater<br />

Karten unter T.:20221115<br />

oder:www.gorki.de<br />

Im Goldenen Kunstdreieck<br />

Der Madrider Prado feiert sein 200. Jubiläum mit einer großen Goya-Schau<br />

Detail einer Zeichnung in der Ausstellung „Dibujos de Goya“imPrado.<br />

DPA/EUROPA PRESS<br />

zum weinkrampfgeschüttelten Katzenkadaverkuschler.<br />

Ihnen, die da<br />

im Internet ihren Hass verbreiten,<br />

sich in aller Hasenherzigkeit aufspielen<br />

und doch nur Opfer ihrer Neurosen<br />

sind, gehört unser Mitleid. Sie<br />

sind −besonders der verhuschte,viel<br />

weinende, tapsige Bruno Cathomas<br />

−auch einfach sehr niedlich!<br />

Dabei handelt es sich doch um Geknechtete<br />

des Spätkapitalismus, die<br />

in entfremdeten Produktionszusammenhängen<br />

ihre Woche verbringen,<br />

sich auf den Sonntag freuen, an dem<br />

sie sich dann auf sich selbst geworfen<br />

in einem Existenzloch wiederfinden:<br />

zum Beispiel in einer Leichtbaucontainerbutze<br />

amAutobahnzubringer.<br />

Dieser ist allerdings −soviel Heimatliebe<br />

muss schon sein −„der schönste<br />

Autobahnzubringer auf derWelt. Niemand<br />

hat so einen perfekten Autobahnzubringer,<br />

an dem wir sitzen<br />

und unsere lokalen Gerichte verzehren<br />

und traditionelle Lieder singen.<br />

Familie bedeutet uns sehr viel.“<br />

Apokalyptisches Feuerwerk<br />

Das dreiflüglige Triptychon, das von<br />

der Farce mit Kabarettanteilen immer<br />

wieder, aber nur andeutungsweise<br />

zum Musical wechselt, trieft<br />

sowohl vor Empathie als auch vor<br />

Zynismus −und haut dem Publikum<br />

beides um die Ohren. Schon die Anamnese<br />

ist ein Quell der niederträchtigsten<br />

Identifikationsangebote, die<br />

Diagnose stürzt einen wohlgelaunt<br />

in die Hoffnungslosigkeit, und im<br />

dritten Teil –der Therapie, wenn die<br />

Klienten endlich zum Ausleben ihrer<br />

Kränkungen, Störungen und Fantasien<br />

die nötigen Waffen in die Hand<br />

bekommen − donnert, blitzt und<br />

knattert der Bürgerkrieg los wie ein<br />

apokalyptisches Feuerwerk. Macht<br />

Spaß und befreit. Zumal die Niedergeschossenen<br />

immer wieder aufstehen,<br />

um sich neuerlich abzuknallen.<br />

Der Therapeut hat seine Schuldigkeit<br />

getan und wirdzurückgeschickt,<br />

woher er kam: in die Kanalisation.<br />

Ersan Mondtag hat die Fäden seiner<br />

ansonsten eher installativen Inszenierungsweise<br />

locker gelassen, es<br />

gibt Improvisationsgelegenheiten,<br />

die sich Claessens mit großem Appetit<br />

greift. Selbst die Chorstellen und<br />

die Gruppenchoreografien sind von<br />

wohltuender menschlicher Nachlässigkeit,<br />

die immer auch Raum für die<br />

Individualität der Schauspieler und<br />

ihrer Figuren lässt. Es ist wie eine<br />

Wiederentdeckung: Allein das Spiel<br />

mit der Bühnensituation −wer darf<br />

wann ins Licht, wermuss zurückstecken,<br />

wird vorgeführt oder bleibt<br />

verwaist zurück −birgt einen unendlichen<br />

Metaphernreichtum. Mitihm<br />

werden Machtspiele, Kränkungen<br />

und Einsamkeit mühelos kenntlich.<br />

Denn was ist das Internet −dieser<br />

Ursprung so vieler neuer Hoffnungen<br />

und unlösbarer Probleme −anderes<br />

als eine Bühne?<br />

Zum 200. Jahrestag seiner Eröffnung<br />

zeigt das Prado-Museum in<br />

Madrid ab Dienstag eine große Sonderausstellung<br />

mit mehr als 300<br />

Zeichnungen des spanischen Malers<br />

und Grafikers Francisco de Goya<br />

(1746-1828). Die Werke stammen<br />

aus zahlreichen privaten und öffentlichen<br />

Sammlungen in der ganzen<br />

Welt sowie aus dem Prado selbst.<br />

DieSchau biete eine „einzigartige<br />

und unwiederholbare Gelegenheit“,<br />

das gesamte Schaffen Goyas chronologisch<br />

zu verfolgen, von den Frühwerken<br />

und dem italienischen Skizzenbuch<br />

bis zu den späten Zeichnungen,<br />

die in seinen letzten Lebensjahren<br />

in Bordeaux entstanden,<br />

so das Museum.<br />

Mit mehr als 8600 Gemälden,<br />

Zeichnungen, Drucken und bis zu<br />

700 Skulpturen ist der am 19. November<br />

1819 als „königliches Museum<br />

für Malerei und Bildhauerei“<br />

eingeweihte Prado heute eines der<br />

größten und bedeutendsten Kunstmuseen<br />

der Welt. Erbaut wurde es<br />

zwischen 1785 und 1808 vondem Architekten<br />

Juan de Villanueva. Als<br />

1989 der Louvre umgebaut wurde,<br />

löste dies auch die Erneuerung des<br />

Prado aus. Nach einigen Verzögerungen<br />

konnte im Oktober 2007 der<br />

Erweiterungsbau eröffnet werden.<br />

Zusammen mit den Museen<br />

Thyssen-Bornemisza und Reina<br />

Sofía bildet er das „Triángulo de<br />

Oro“, das „Goldene Kunstdreieck“<br />

im Zentrum Madrids. Anlässlich des<br />

Jubiläumsjahres hat es in über 30<br />

Städten Spaniens zahlreiche Ausstellungen<br />

und Konferenzen gegeben.<br />

Die Goya-Schau bleibt bis zum 16.<br />

Februar 2020 geöffnet. (BLZ/dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Kommission empfiehlt<br />

höheren Rundfunkbeitrag<br />

DerRundfunkbeitrag in Deutschland<br />

sollte aus Sicht vonSachverständigen<br />

ab 2021 steigen. Nach Informationen<br />

der Deutschen Presse-<br />

Agentur schlägt die aus unabhängigen<br />

Experten bestehende<br />

Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs<br />

der Rundfunkanstalten<br />

(KEF) in einem noch vorläufigen<br />

Entwurfeine Anhebung auf 18,36<br />

Euro proMonat vor. Derzeit sind pro<br />

Haushalt monatlich 17,50 Euro fällig.<br />

Es handelt sich noch nicht um den<br />

endgültigen Bericht der Kommission,<br />

den sie in Abständen vorlegt.<br />

Zunächst sollen Anhörungen folgen,<br />

die abschließende KEF-Empfehlung<br />

wirdAnfang des nächsten Jahres erwartet.<br />

Dasletzte Wort haben dann<br />

die Bundesländer,die über die künftige<br />

Höhe des Rundfunkbeitrags für<br />

ARD,ZDF und Deutschlandradio<br />

entscheiden. (dpa)<br />

Wiener Architekt<br />

GustavPeichl gestorben<br />

Derösterreichische Architekt Gustav<br />

Peichl, zu dessenWerken die Bundeskunsthalle<br />

in Bonn zählt, ist tot.<br />

Peichl starb mit 91 Jahren am Sonntag<br />

inWien, wie sein Sohn am Montag<br />

der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.ZuPeichls<br />

Bauten gehören auch<br />

das Probengebäude der Münchner<br />

Kammerspiele,der Anbau des Städel-<br />

Museums in Frankfurtsowie die Kindertagesstätte<br />

des Deutschen Bundestags<br />

in Berlin. Als„Ironismus“<br />

zeichnete er zudem Karikaturen unter<br />

anderem für die Süddeutsche <strong>Zeitung</strong><br />

und den Stern. Mitdem Zeichnen<br />

begann der inWien Geborene<br />

laut der Nachrichtenagentur APA, um<br />

sein Architekturstudium zu finanzieren.<br />

(dpa)<br />

Das Sandmännchen wird 60<br />

–Sondersendung im RBB<br />

Das Sandmännchen in „Abenteuer im<br />

Traumland“.<br />

SCOPAS-MEDIEN<br />

Am 22. November 2019 wirddie Sendung<br />

„Unser Sandmännchen“<br />

60 Jahre. Ausdiesem Anlass widmet<br />

der Rundfunk Berlin-Brandenburg<br />

(rbb) gemeinsam mit MDR, NDR<br />

und KiKA dem Sandmännchen eine<br />

eigene Dokumentation „60 Jahre<br />

süße Träume –Mit dem Sandmann<br />

durch die Zeit“(rbb,22. November,<br />

20.15 Uhr). DerFilm geht der Frage<br />

nach, was die Faszination des Sandmännchens<br />

bis heute ausmacht.<br />

Vorgestellt wirdder Sandmann-<br />

Fuhrpark. So ist der Traumsandbringer<br />

mit dem Unterseeboot oder auf<br />

einem fliegenden Teppich unterwegs,lenkt<br />

Straßenbahnen, U-Bahnen,<br />

Schmalspurbahnen. 1978 flog<br />

er sogar mit einem Raumschiff ins<br />

All. (BLZ)<br />

TOP 10<br />

Sonntag,17. November<br />

1 Tatort ARD 9,93 28 %<br />

2 Tagesschau ARD 7,04 21 %<br />

3 Formel 1Brasilien RTL 5,01 17 %<br />

4 Terra X ZDF 4,22 13 %<br />

5 heute journal ZDF 4,13 14 %<br />

6 Marie fängt Feuer ZDF 3,95 11 %<br />

7 heute ZDF 3,86 13 %<br />

8 Anne Will ARD 3,67 14 %<br />

9 Berlin direkt ZDF 3,34 11 %<br />

10 Doctor Strange PRO7 2,65 8%<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Break the Tango<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Kleines Haus: Amir<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

20.00: Der Menschenfeind<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00 Box: 30 nach 89: Jutta Wachowiak erzählt<br />

Jurassic Park<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande áPart-Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:Chaotic Limbs Company<br />

HAU3(&25 90 04 27)<br />

19.00: Alles ist Material/20Jahre„Postdramatisches<br />

Theater“: Playback (Joana Tischkau)<br />

Komödie am Kurfürstendamm im SchillerTheater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Alles was Sie wollen<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: Gorki -Alternativefür Deutschland?<br />

Radialsystem (& 288 78 85 88)<br />

19.00: #disPlaced –#rePlaced Salon<br />

Renaissance-Theater (& 312 42 02)<br />

20.00: Ewig Jung<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00 Globe: Ja heißt ja und …(Carolin Emcke)<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

19.30: Der Untertan<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

20.00 3. Stock: Die Hand istein einsamer Jäger<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Quint-Essenz (Ass-Dur)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecome a<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

LaLuz (& 45 08 92 30)<br />

19.30Theater-Restaurant: La Famiglia -Dinner-Komödie<br />

(Claudio Maniscalco, Pascale Camele,<br />

SantiagoZiesmer,Swinging Rossinis u. a.)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater Berlin (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group -The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! -Das Musical mit den Hits von<br />

ABBA<br />

Tempodrom (& 69 53 38 85)<br />

20.00: Fast fertig! (Sascha Grammel)<br />

TIPI am Kanzleramt (& 39 06 65 50)<br />

20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister<br />

als Cindy&Bert)<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

19.00: Krimidinner:Die Nacht desSchreckens<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Voll Fett (Jürgen vonder Lippe)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />

20.00: Kammerchor der <strong>Berliner</strong> Domkantorei,<br />

Solist*innen: Barbara Berg,Susanne Langner,Volker<br />

Arndt, Aris &Aulis, Axel Scheidig,Ltg.Tobias Brommann,<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 15.00: Kilian Nauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Orgelwerkeverschiedener Jahrhunderte<br />

Hochschule fürMusikHanns Eisler<br />

(& 203 09 21 01) 19.00 Studiosaal: Vortragsabend<br />

Gesangklasse Prof. Thomas Quasthoff<br />

Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen<br />

Marstall (& 203 09 21 01) 19.00 Krönungskutschen-Saal:<br />

Vortragsabend Oboenklasse Prof.<br />

Dominik Wollenweber<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Cuarteto Quiroga, Javier Perianes<br />

(Klavier), Brunetti: Streichquartett B-Dur; Ginastera:<br />

Streichquartett Nr.1op. 20; Brahms: Klavierquintett<br />

f-Moll op. 34<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Else Ensemble, Lunchkonzert, Schumann:<br />

Drei Romanzenfür Violine und Klavier op. 94;<br />

Bartók: „Kontraste“ für Violine, Klarinette und Klavier;<br />

Clara Schumann: Drei Romanzen für Klavier und<br />

Violine op. 22 in Bearbeitung<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

17.00: Stipendiat*innen der Karajan-Akademie der<br />

<strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Carte blanche<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

20.00: Faust: Johannes Gahl (Erzählung &Klavier),<br />

EvaMoreno (Flöte)<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (& 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Hans im Glück (ab 6bis 10 J.)<br />

10.30: Steffi und der Schneemann (ab 4J.)<br />

Cabuwazi -Zelt Kreuzberg (& 29 04 78 40)<br />

16.00: „Im Kiez zu Hause“ bei CABUWAZI Kreuzberg,<br />

Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab 8J.)<br />

Computerspielemuseum (& 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (& 991 79 27)<br />

10.00: Der kleine Wind,<br />

Evas Arche (& 282 74 35)<br />

19.00: Märchenabend:Das Wasser der Wildgans<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (& 53 07 12 50)<br />

11.00: See youlater, Navigator,Platypus Theater,<br />

English Theatre (ab 11 bis 14 J.)<br />

FEZ Berlin (& 530 71 -0)<br />

9.00: Der Krieg und ich -Kriegskinder 1939-1945,<br />

multimediale Familienausstellung (ab 10 J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (& 53 69 51 50)<br />

10.00: Dornröschen, Theater Lakritz, Figurentheater<br />

mit Fingerpuppen (ab 3J.)<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Gemeinschaftshaus Gropiusstadt<br />

(& 902 39 14 16) 10.00: Das kleine Ich bin ich,<br />

TheaterGeist (ab 3J.)<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade (& 902 77 70)<br />

10.00: Nur wir alle, TheaterFusion (ab 4J.)<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reichinder Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Anton macht’sklar (ab 8J.)<br />

Grips Podewil (& 39 74 74 77)<br />

10.00: Magdeburg hieß früher Madagaskar (ab 6J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (& 902 77 61 63)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern-Wunderkisten<br />

Klax-Kinderkunstgalerie (& 34 74 53 46)<br />

14.00: Zeigt her eure Bilder #12, <strong>Berliner</strong> Kinder und<br />

Jugendliche, Kinderkunst (ab 3bis 17 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (& 74 77 82 00)<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

10.00: Frei wie Wolken<br />

14.00: Wach und munter bleiben: trink mehr Wasser,<br />

Bezahlwerkstatt: 5€<br />

Puppentheater Berlin (& 342 19 50)<br />

10.00: Hänsel undGretel (ab 4J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (& 21 79 10 60)<br />

10.00: Die Bremer Stadtmusikanten, Ulrich Müller-<br />

Hönow<br />

Konzerte<br />

Nervöse<br />

Spannung<br />

ist dabei<br />

Esist dies die Zeit der Vortragsabende<br />

der Musikhochschule<br />

Hanns Eisler. Sie<br />

sind einerseits Aspekt einer<br />

Ausbildung, die möglichst nah<br />

an der Praxis sein möchte. Für<br />

den Zuschauer wiederum ist<br />

es unglaublich attraktiv,junge,<br />

angehende Musiker zu erleben.<br />

Im Krönungskutschensaal<br />

findet am Dienstagabend<br />

der Vortrag der Oboenklasse<br />

von Diminik Wollenweber<br />

statt, zur gleichen Zeit stellt<br />

sich im Studiosaal die Gesangsklasse<br />

von Thomas<br />

Quasthoff vor. Weitere Vorträge<br />

finden am Mittwoch,<br />

Donnerstag und Freitag statt.<br />

Es liegt eine nervöse Spannung<br />

in der Luft bei diesen<br />

Konzerten, die es bei professionellen<br />

Veranstaltungen<br />

nicht gibt, die aber entscheidend<br />

zum Genuss beiträgt.<br />

Noch dazu ist der Eintritt frei.<br />

Susanne Lenz<br />

Oboenklasse 19 Uhr,Krönungskutschensaal,<br />

Gesangsklasse, 19 Uhr,<br />

Studiosaal, Hochschule fürMusik<br />

Hanns Eisler, Schloßplatz 7<br />

Videostill des Elektroduos Chicks on Speed, das Teil des Right-the-Right-Festivals im Haus der Kulturen der Welt ist.<br />

Das Urheberrecht ist ein<br />

Dschungel, zugewachsen<br />

und verschlungen,<br />

vonseltsamen Pflänzlein<br />

und Tierchen bevölkert. Gestritten<br />

wird umdie Verteilung der Nahrung<br />

in den Verwertungsketten, in denen<br />

die streamende Leih- und Sharingwirtschaft<br />

den physischen Besitz wesentlich<br />

abgelöst hat. Gestritten wird<br />

darum, was eigentlich wem gehört<br />

und wer eswie und wann auf der<br />

großen weiten Welt, also vor allem<br />

im Netz, benutzen darf. Was kann<br />

man mal eben hochladen und was<br />

nicht? Welches Sample ist künstlerisch<br />

begründet und welches nicht?<br />

Und wie misst man das im Zweifel?<br />

Müsste man gar den ganzen Klumpatsch<br />

einfach abschaffen?<br />

Was, wenn man alles anders machen<br />

würde –solautet die zentrale<br />

Frage, die sich das Right-the-Right-<br />

Festival im HKW stellt. Es ist die logische<br />

Folgeveranstaltung zum letztjährigen<br />

„100 Jahre Copyright“, das<br />

zu klären versuchte, worum es sich<br />

beim Copyright handelt. Nun also<br />

die Fragen: Wo hakt’s,was tun?<br />

Dazu werden sich einerseits Talkrunden<br />

voll Spezialisten beschäfti-<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt das HKW-Festival „Right the<br />

Right“, das die Untiefen des Copyrights<br />

ausleuchtet und sich dazu mit originellen<br />

musikalischen Gerätschaften ausgerüstet<br />

hat. Außerdem:Die neuseeländische<br />

Singer/ SongwriterinAldous Harding und<br />

der neue Musikpreis IMA.<br />

gen, Juristen, Medienwissenschaftler,<br />

Netzdesigner und Künstler. Und<br />

andererseits werden naturgemäß die<br />

letzteren die Probleme gleich in Konzerten<br />

erhellen.<br />

Am Freitag tun dies zum Beispiel<br />

der smoothe, berlin-kanadische<br />

Elektropopper DanBodan, der auch<br />

für Googles lizenzfreie Audiobibliothek<br />

geschrieben hat, und der Programmierer<br />

Scott Carver. Dieser hat<br />

ein paar Bodan-Kompositionen zur<br />

Bearbeitung an ein selbstentwickeltes<br />

Computerprogramm weitergegeben.<br />

Und das Kammerensemble<br />

Neue Musik stellt Original und KI-<br />

Remix live und gleichsam zum Anfassen<br />

gegenüber. Im zweiten Teil<br />

des Abends wird John Oswald, der<br />

Pionier der sogenannten Plunderphonics,<br />

wohl wie seit über 40 Jahren,<br />

seine Musikarchive plündern<br />

und häckseln. Er verfremdet die<br />

Schnipsel nicht, sondern hängt sie<br />

nur mit anstrengend unterhaltsamem<br />

Furor aneinander, ein Collagenwerk<br />

aus ungefähr aller Musik<br />

zwischen Klassik und Pop, die wir<br />

kennen; oder die wir zum Erscheinen<br />

von Werken wie „Plexure“ von<br />

1993 kannten, das ich gerade im<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Lara 15.00,<br />

17.30,20.00<br />

Delphi LUX (& 322 93 10 40) Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 13.40; Bis dann, mein<br />

Sohn 16.00, 19.45; Parasite 14.30, 20.15; Das<br />

perfekte Geheimnis 13.30, 16.15, 19.00, 21.40;<br />

Verteidiger des Glaubens –Defender of the Faith<br />

13.20; Systemsprenger 15.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 18.10, 21.00; M. C. Escher: Reise in<br />

die Unendlichkeit 13.30; Deutschstunde 15.20;<br />

Joker (OmU) 18.00, 20.45; But Beautiful –Nichts<br />

existiert unabhängig (OmU) 13.50, 18.50; Booksmart<br />

(OmU) 16.30, 21.30; Das Kapitalim21. Jahrhundert<br />

14.00; Der Glanz der Unsichtbaren 16.15;<br />

Downton Abbey (OmU) 18.40; Joker (OF) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53) DasWundervon Marseille<br />

17.00; The Irishman (OmU) 19.30; Morgen<br />

sind wir frei 17.30; Im Niemandsland (mit Gast)<br />

20.00<br />

Kant Kino (& 319 9866) Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.45, 20.30; Es hätte schlimmer kommen<br />

können –Mario Adorf 17.40; Joker 20.00; Ich war<br />

noch niemals inNew York 14.30, 17.15, 20.00;<br />

After the Wedding 14.45; Joker 17.15; PJHarvey<br />

–ADog Called Money (OmU) 20.00; Nurejew –The<br />

White Crow 14.30, 17.15, 20.00<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) Atmos: Das<br />

perfekte Geheimnis 14.20, 17.10, 20.00; Atmos:<br />

Joker 22.55; Last Christmas 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 22.30; Ich war noch niemals in New<br />

York 14.35; Last Christmas 17.40, 20.10, 22.50;<br />

Die Addams Family 15.00; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 17.20, 20.45; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.10; Joker 17.00, 19.50; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance 22.45; LeMans 66: Gegen<br />

jede Chance 14.30; Der letzte Bulle 17.50, 20.15;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance –Ford vFerrari<br />

(OF) 22.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

15.00;Terminator –Dark Fate 17.15, 23.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 20.10<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait delajeune fille<br />

en feu (OmU) 11.00; 2040 –Wir retten die Welt!<br />

(OmU) 13.15; The Dead Don‘t Die (OmU) 14.45;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.30; Gott<br />

existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />

imeto i‘ ePetrunija (OmenglU) 18.00; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 19.45; Midsommar (OmU)<br />

21.55; Born inEvin –Alles über Evin (OmU) 11.00;<br />

Memory Games 12.45; Bamboo Stories (OmenglU)<br />

14.15; Deutschstunde 15.50; Searching Eva<br />

(OmenglU) 18.00; Systemsprenger (DFmenglU)<br />

19.30; Once Upon aTime in... Hollywood (OmU)<br />

21.40; Ama-San (OmU) 11.00;Nurejew–TheWhite<br />

Crow (OmU) 13.00; M.C.Escher: Reise in die Unendlichkeit<br />

–Escher: Het oneindige zoeken: Journey<br />

Into Infinity (OmU) 15.10; After the Wedding (OmU)<br />

16.35; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille enfeu (OmU) 18.30; Joker<br />

(OmU) 20.30; The Report (OmU) 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Das Kapital<br />

im 21. Jahrhundert – Capital in the Twenty-First<br />

Century (OmU) 14.00; 2040 –Wir retten die Welt!<br />

(OmU) 16.00; Systemsprenger 17.45; Joker (OmU)<br />

20.00; Parasite – Gisaengchung (OmU) 22.15;<br />

M. C. Escher: Reise in die Unendlichkeit –Escher:<br />

Het oneindige zoeken: Journey Into Infinity (OmU)<br />

14.30; Verteidiger des Glaubens –Defender of the<br />

Faith 16.15; Und der Zukunft zugewandt 18.00;<br />

Frau Stern 20.00; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 21.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00, 16.30, 17.00, 19.00, 19.30, 20.00; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 14.10; Angry Birds<br />

2: Der Film 14.10, 16.50; Unsere Lehrerin, die<br />

Weihnachtshexe 14.20; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.20,18.00; Last Christmas 14.30,<br />

17.15, 20.00; MyZoe 14.45; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.45, 17.40; Joker 15.00, 18.00,<br />

20.30, 20.45; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

15.00; Dora und die goldene Stadt 15.15; Die<br />

Addams Family 15.15; IMAX: Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 16.00, 19.30; Midway –Für die Freiheit<br />

16.15, 19.30; 3D: Die Addams Family 16.40;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser 17.40, 20.20;<br />

Gut gegen Nordwind 17.45; Booksmart 17.45,<br />

21.00; Ich war noch niemals in New York 17.50;<br />

Joker (OF) 19.15; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

–Ford vFerrari (OF) 20.30; 3D: Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 20.45; Terminator –Dark Fate 21.00<br />

Zukunft (& 01 76/57 861079) Joker (OmU)<br />

18.00; The Irishman (OmU) 20.15; Der Glanz der<br />

Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 18.00; DieKinder<br />

der Toten20.00;Bonnie &Bonnie (OmU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar Hellersdorf (& 04 51/703 02 00)<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 13.30, 16.40,<br />

19.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 13.40;<br />

Das perfekte Geheimnis 13.45, 16.30, 20.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.50, 16.45; Die<br />

Addams Family 14.00, 17.00; Angry Birds 2:Der<br />

Film 14.10; Last Christmas 14.15, 17.10, 20.10;<br />

Joker 16.20, 19.40; Ich war noch niemals inNew<br />

York 17.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

19.20; Terminator –Dark Fate 19.45; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.10<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Ich war noch niemals in<br />

New York 13.50; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

16.00; Eine ganz heiße Nummer 2.0 18.00;<br />

Lieber Antoine als gar keinen Ärger 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion Hohenschönhausen (& 038 71<br />

/211 41 09) Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

14.15, 16.50, 19.45; Der König der Löwen 14.20;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.20, 17.15, 19.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.30, 20.20; Angry<br />

Birds 2:Der Film 14.30; DieAddams Family 14.40,<br />

17.20; Unsere Lehrerin,die Weihnachtshexe 14.50;<br />

Last Christmas 15.00, 17.40, 20.15; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 15.10; Midway –Für die<br />

Freiheit 16.50; Joker 17.00, 20.00; Der letzte Bulle<br />

17.10; Ich war noch niemals in New York 17.20;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 17.30; Black<br />

and Blue 19.30; Booksmart 19.45; Terminator –<br />

Dark Fate 20.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

20.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon Kreuzberg (& 61 60 96 93) Joker (OmU)<br />

16.20,19.30,22.15; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 17.10; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmU) 19.00, 21.50<br />

fsk am Oranienplatz (& 614 2464) Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune<br />

fille en feu (OmU) 17.45; Lara (OmenglU) 17.45,<br />

19.45; Gott existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod<br />

postoi, imeto i‘ePetrunija (OmU) 20.15; PJ<br />

Harvey –ADog Called Money (OmU) 21.45; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 22.15<br />

Moviemento (& 692 4785) Searching Eva (OmU)<br />

13.15, 22.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

15.15; Systemsprenger 17.15; Preview: Ich<br />

bin Anastasia (m. Gästen) 20.00; Das Mädchen<br />

Wadjda 14.15; Midsommar (OmU) 16.30; Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />

fille en feu (OmU) 19.30; Systemsprenger 22.15;<br />

Booksmart (OmU) 15.45, 18.00,20.15,22.30<br />

Sputnik (& 6941147) Kinderfilm des Monats: Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.30, 15.00; Deutschstunde<br />

16.45; Smuggling Hendrix (OmU) 19.00;<br />

Scary Stories toTell in the Dark (OmU) 20.30;<br />

Parasite – Gisaengchung (OmenglU) 22.30; Human<br />

Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 15.00;<br />

Sterne über uns (OmenglU) 16.45; Der Glanz der<br />

Unsichtbaren –Les invisibles (OmU) 18.30; Gott<br />

existiert, ihr Name ist Petrunya (OmU) 20.30; Joker<br />

(OmU) 22.15; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 17.00; Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Systemsprenger14.00; Parasite<br />

16.40, 20.00; New Yorck Lara 15.10, 17.30,<br />

19.30, 21.50<br />

KÖPENICK<br />

Spreehöfe (& 538 9590) Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.00, 16.00; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.30, 17.15, 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45, 17.30, 20.15; Last Christmas<br />

15.15, 17.45, 20.15; Die Addams Family 15.15,<br />

18.00; Booksmart 17.30,20.00; Joker 20.30<br />

Union Filmtheater (& 65 01 31 41) Lara 12.45,<br />

20.00; LeMans 66: Gegen jede Chance 13.00,<br />

16.15, 19.30; Die Addams Family 13.30; Happy<br />

Ending –70 ist das neue 7014.50; Im Niemandsland<br />

15.30; The Irishman 17.00; Das perfekte Geheimnis<br />

17.30, 21.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (& 93 03 02 60) Le<br />

Mans66: Gegenjede Chance 14.00, 16.45, 20.15;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.15, 17.15; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.15; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.15; Booksmart 14.15, 17.30;<br />

Last Christmas 14.30, 17.15, 20.00; Die Addams<br />

Family 14.30; Terminator –Dark Fate 16.45; Ich<br />

war noch niemals in New York 16.45; Joker 17.00,<br />

20.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

19.50;Midway–Für dieFreiheit 19.55; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser20.20; Sneak Preview20.30<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Preview: Götter von Molenbeek:<br />

Gods ofMolenbeek (m.Gast u.Gespräch)<br />

17.00; Und der Zukunft zugewandt 19.00; Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen(OmU)21.15; Bornin<br />

Evin –Alles über Evin (OmU) 18.00; Bande de filles<br />

–Girlhood: Mädchenbande (OmU) 19.45; Morgen<br />

sind wir frei 21.45<br />

Babylon (& 242 5969) Gott existiert, ihr Name<br />

ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija<br />

(OmU) 18.00; Premiere: Weg nach Athen (OmU; m.<br />

Gästen) 20.00; Premiere: Yung (m. Gästen) 20.00;<br />

Smuggling Hendrix (OmU) 20.00; Korea: Durst:<br />

Thirst –Bakjwi (OmU) 21.45; Korea: Snowpiercer –<br />

Seolguk-yeolcha (OmU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (& 28 59 99 73) Joker<br />

(OmU) 13.15,15.45, 18.30, 21.15; Lieber Antoine<br />

als garkeinen Ärger –Enliberte! (OmU) 13.45; Fritzi<br />

–Eine Wendewundergeschichte 16.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser –Zombieland2:Double<br />

Trap (OF) 18.00, 20.15, 22.30<br />

CineStarCUBIX (& 04 51/703 02 00) Everest: Ein<br />

Yeti will hoch hinaus 11.00; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 11.00, 14.30; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 11.10, 13.30, 16.20; Dora und die<br />

goldene Stadt 11.15; Die Addams Family 11.20,<br />

13.45; Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe 11.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 11.30, 14.00, 17.10,<br />

20.10, 22.45; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 11.45; Last Christmas 11.50, 14.30, 17.15,<br />

20.00, 23.15; Downton Abbey 13.20; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance 13.45, 16.45, 19.40, 22.30;<br />

Joker 14.00, 16.15, 19.20, 23.15; Ich war noch<br />

niemals in New York 14.15, 16.30; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser 17.00, 20.20, 23.00; Booksmart<br />

17.20, 20.15; DerletzteBulle 17.45; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance –Ford vFerrari (OF) 19.30;<br />

3D:Maleficent:Mächte der Finsternis 19.50;Terminator<br />

–Dark Fate 20.00; Midway –Für die Freiheit<br />

22.50; HFR 3D: Gemini Man 23.00; Scary Stories<br />

to Tell in the Dark 23.10; Halloween Haunt 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 4603) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 15.00; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 17.00; The Irishman 19.30; M. C.<br />

Escher:Reise in die Unendlichkeit –Escher:Het oneindige<br />

zoeken: Journey Into Infinity (OmU) 14.45;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait de<br />

la jeune fille enfeu (OmU) 16.30, 19.15; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 21.45; Bis dann, mein<br />

Sohn –Dijiu tian chang (OmU) 14.00, 17.30; Joker<br />

(OmU) 21.00; Nurejew –The White Crow (OmU)<br />

14.30; Systemsprenger (DFmenglU) 17.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 19.30; Easy Love 22.15;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU)<br />

15.15; Lara (DFmenglU) 17.30, 19.45, 22.00<br />

International (& 24 75 60 11)Lara 14.00, 16.30,<br />

19.00; Booksmart (OmU) 21.30<br />

Z-inema (& 28 38 91 21) Empty Town –Leere<br />

Stadt (mit Gästen und Gespräch) 20.00<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Kurzfilmprogramm<br />

(Museumsobjekte) 19.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Recep Ivedik VI (OmU) 14.00, 16.45, 17.15, 19.30,<br />

20.10; LeMans 66: Gegen jede Chance 14.00,<br />

17.00, 19.30; Das perfekte Geheimnis 14.15,<br />

16.40, 19.45; Booksmart 14.15, 17.30; Angry<br />

Birds 2: Der Film 14.15; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 14.20; Dora und die goldene Stadt 14.20;<br />

Die Addams Family 14.20, 17.00; Last Christmas<br />

14.45, 17.30, 20.15; 7. Kogustaki Mucize –Das<br />

Wunder in Zelle Sieben 16.45, 19.55; Joker 17.00,<br />

20.05; Terminator –Dark Fate 19.30; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.30<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Joker (OmU) 10.00;<br />

Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait de<br />

la jeune fille en feu (OmU) 12.20, 21.30; Systemsprenger<br />

14.40; The Report (OmU) 17.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmenglU) 19.10<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Booksmart (OmU)<br />

16.30, 19.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />

21.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Bis dann, mein Sohn<br />

16.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian chang<br />

(OmU) 19.45; Das perfekte Geheimnis 17.15,<br />

20.00; Sneak Preview 22.30; Joker (OmU) 17.50,<br />

20.30; PJHarvey –ADog Called Money (OmU)<br />

16.15, 21.00; Systemsprenger 18.20<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.30, 20.30; Joker (OF) 16.45, 19.30,<br />

22.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 16.20, 19.00; Booksmart (OmU) 21.40; Le<br />

Mans 66:Gegen jede Chance–Ford vFerrari (OmU)<br />

16.50, 20.00; Booksmart (OF) 17.00, 22.10; Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen –Portrait dela<br />

jeune fille enfeu (OmenglU) 19.20<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34)<br />

Last Christmas 14.00, 17.30, 20.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10, 17.00, 20.00; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.20; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.30, 17.20; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.40; Die Addams Family 15.05, 17.10;<br />

Joker 16.35, 20.10; Ich war noch niemals in New<br />

York 16.45; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

19.30; Terminator –Dark Fate 19.40; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 19.50<br />

Wolf (& 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

Gott existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />

imeto i‘ ePetrunija (OmU) 11.00; PJ Harvey –A<br />

Dog Called Money (OmU) 12.00; Gott existiert, ihr<br />

Name ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija<br />

(OmU) 14.00, 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 14.30; Tonari noTotoro –Mein Nachbar<br />

Totoro 16.10; Djon Africa (OmU) 17.00; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />

fille en feu (OmU) 18.10; Buchpräsentation (Lis<br />

Rhodes) 20.00; The Irishman (OmU) 20.30; Bis<br />

dann,mein Sohn –Dijiu tian chang (OmU) 21.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

HKW<br />

Streamingportal meines skeptischen<br />

Vertrauens gehört habe. Schließlich<br />

gibt es noch eine Kostprobe des mir<br />

bisher unvertrauten „Algo-Raves“,<br />

bei denen die Tanzenden als visuelle<br />

Stimulation bei der audiovisuellen<br />

Liveprogrammierung der Beats zuschauen<br />

können. Interessant!<br />

Spannend klingt auch die Forschung<br />

des Münchner multimedialen<br />

Elektroduos Chicks On Speed, in<br />

der sie am Sonntag Musik aus Audio-<br />

IDs herstellen, also den Detektivalgorithmen,<br />

die Uploads nach einklagbaren<br />

Copyrightverletzungen<br />

beschnüffeln. Umgekehrt demonstrierthernach<br />

liveJasmine Gaffond,<br />

wie fehlerhaft diese Programme arbeiten<br />

und was deren „false positives“<br />

für unser aller digitales Treiben<br />

bedeutet. Sie erhellt dabei wohl<br />

auch, wie unser ganzer Alltag schon<br />

kaum merklich von solchen Digitalmilben<br />

verseucht ist. Schauder!<br />

Erleichternd altmodisch wirkt dagegen<br />

die Songschmiederei der Neuseeländerin<br />

Aldous Harding. Für<br />

mich persönlich rätselhaft ist nur,<br />

welche Frequenz genau mir die<br />

Freude an ihrem, von ihr selbst „gothic<br />

folk“ genannten, Werk verdirbt.<br />

Im Netz<br />

wimmeln<br />

digitale<br />

Milben<br />

Im Angebot der Popwoche:<br />

eine Expedition durch den Copyrightdschungel,<br />

feine Songwriterklassik und<br />

POP<br />

Aldous Harding 20. 11., Astra. 21 Uhr<br />

Right the Right 21.–24. 11., Haus der<br />

Kulturen der Welt<br />

International Music Award 22. 11.,<br />

VertiHalle. 20 Uhr<br />

ein neuer Musikpreis<br />

Sie baut ihre Songs vorzüglich, arrangiert<br />

klug und mit Seele, sie singt<br />

ihre wehen Weisen mit heller, klarer<br />

Stimme. Vollkommen zu Recht also<br />

finden alle sie und ihr jüngstes Album<br />

„Designer“ toll. MitJohn Parish<br />

hat es ein Mensch produziert, den<br />

ich durch seine Arbeit mit PJ Harvey<br />

schätze.Allein –ich fühl’das nicht.<br />

Schließlich: Es ist ein neuer Musikpreis<br />

in der Stadt. DenInternational<br />

Music Award hat der deutsche<br />

Rolling Stone ins Leben gerufen (für<br />

den ich, dies aus Transparenzgründen,<br />

auch schreibe). Manschautdabei<br />

auf Qualität, Verkäufe interessierennicht.<br />

Dazu gibt es eine breit besetzte<br />

Jury aus Künstler*innen (darunter<br />

Avantpopperin Charli XCX<br />

und Soulerin Joy Denalane,Technogröße<br />

Carl Craig und Poprapper Cro,<br />

unddochauchChilly Gonzalez),aus<br />

deren, wie ich finde schicken, Shortlists<br />

ein „Board“ von (ungenannten)<br />

internationalen Journalisten die Gewinner<br />

in Kategorien wie „Future“,<br />

„Style“ und auch „Commitment“<br />

kürt. Es kommen u.a. die famosen<br />

Holly Herndon und Anna Calvi<br />

(yay!), UdoLindenberg und Peaches<br />

(why not?). Undder leibhaftige Sting.<br />

Architektur<br />

Berlin<br />

baut<br />

um<br />

Bauen hat in Berlin keinen<br />

guten Ruf, zu stark waren<br />

die öffentlichen Großprojekte<br />

zuletzt mit der enervierenden<br />

Begleitmusik von Kostensteigerung,<br />

Umplanung und Bauverzögerung<br />

versehen. Dabei<br />

findet in der <strong>Berliner</strong> Architektur,<br />

noch immer die öffentlichste<br />

aller Künste, gerade<br />

eine symbolische Großoffensive<br />

statt. Unter der Federführung<br />

des britischen Architekten<br />

David Chipperfield wurde<br />

unlängst die grazile und imposante<br />

James-Simon-Galerie<br />

auf der Museumsinsel eröffnet,<br />

und vom Haushaltsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages<br />

hat gerade Monika<br />

Grütters’ Vorzeigeprojekt, das<br />

Museum der Moderne (Herzog<br />

&deMeuron) am Potsdamer<br />

Platz, grünes Licht erhalten.<br />

Gemeinsam mit dem<br />

Schloss-Baumeister Franco<br />

Stella setzen sich die Genannten<br />

auf das Gesprächssofa von<br />

3sat. HarryNutt<br />

DasBlaue Sofa 19 Uhr, James-Simon-<br />

Galerie,Bodestraße1–3<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

10.00: MutigePrinzessin Glücklos, Erzähltheater mit<br />

Zauberfaden und Papier (ab 7bis 12 J.)<br />

Schwartzsche Villa (& 902 99 22 12)<br />

10.30: Das Gespenst aus dem Koffer,Teatro Baraonda<br />

(ab 3J.)<br />

Theater Lichterfelde (& 84 31 46 46)<br />

10.00: Frederik, der Träumer,Theater Vielfalt, Schattentheater<br />

(ab2bis 6J.). Anm. erf.<br />

Theater Zitadelle (& 335 37 94)<br />

10.00: Rita, das Raubschaf, Theater Helm (ab 5J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Akademie der Künste am Pariser Platz<br />

(& 200 57 10 00) 19.00 Plenarsaal: Buchpremiere:<br />

Sarah Kirsch und Christa Wolf „Wir haben uns wirklich<br />

an allerhand gewöhnt“ -Der Briefwechsel, mit Sabine<br />

Wolf, Anna Thalbach undMaren Eggert, Lesung und<br />

Gespräch mit Gerhard Wolf<br />

Buchbox! Bötzowkiez (& /42 80 32 45)<br />

20.00: Hufeland,EckeBötzow, Lea Streisand,<br />

Buchvorstellung<br />

Buchhandlung Lesen und lesen lassen<br />

(& 291 53 82) 20.30: Insel-Lesen: Wir, im Fenster,<br />

Lene Albrecht<br />

Buchhändlerkeller (& 55 14 93 58)<br />

20.30: Frido Lampe. Briefe und Zeugnisse, Thomas<br />

Ehrmann und E. vonWallmoden<br />

Haus für Poesie (& 48 52 45 -0)<br />

19.30: Samische Dichtung,Lesung und Gespräch<br />

mit Johan Sandberg McGuinne, SigbjørnSkåden<br />

und Inger-Mari Aikio. Moderation: PerBergström und<br />

Laura Serkosalo<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (& 282 20 03)<br />

20.00: Ein Auftrag für Otto Kwant, Jochen Schmidt,<br />

Lesung und Gespräch, Mod: Thomas Flierl<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Life Undercover, Moderation: WELT-Herausgeber<br />

Stefan Aust, deutscher Text: Bettina Zimmermann<br />

(Schauspielerin), Amaryllis Fox<br />

Pierre Boulez Saal (& 47 99 74 11)<br />

21.00: ANew Divan: Dichtung -The Appropriated<br />

Female Voice, Gonca Özmen, Nujoom Alghanem, Iman<br />

Mersal, Lesung in verschiedenen Sprachen<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17)<br />

19.00: Spontis, Sebastian Kasper<br />

Schokoladen Mitte (& 282 65 27)<br />

19.00: LSD -Liebe Statt Drogen<br />

FÜHRUNG<br />

Bärentouren (& 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />

Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />

Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />

16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer -Ab„Checkpoint<br />

Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />

Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />

Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (& 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí-Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Gemäldegalerie (& 266 42 42 42)<br />

14.30: AugenblickeimMuseum. Herbst, Treff:<br />

Information<br />

Hamburger Bahnhof/Museum für Gegenwart<br />

Berlin (& 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in derKunst, Treff: Foyer<br />

Olympiastadion (& 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Stadt im Ohr (& 20 07 88 41)<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: Café Blume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durchdie<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />

Audioguides. Rosa Parks Café, Soldiner Straße 32,<br />

13359 Berlin<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte -Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin -Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe<br />

Sibylle, Karl-Marx-Allee 72<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: Defne Sahin, Unravel<br />

Acud MachtNeu (& 98 35 26 13)<br />

20.00 Club: NAL (Leehee Moon)<br />

b-flat (& 283 31 23)<br />

21.00: Tomas Rudzinskis Quartet<br />

BadenscherHof Jazzclub (& 861 00 80)<br />

21.00: Walter Gauchel (sax, fl) &Ekkehard Wölk (p),<br />

Cookin’ with Jazz<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

21.00: Sassy 009<br />

Cafe Tasso (& 48 62 47 08)<br />

20.00: Catalina Sophie<br />

Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />

20.00: Half Moon Run<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

21.00: 30 Jahre Traumton: ShakeStew<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

20.00: Young Voices Brandenburg,Ltg.Prof. Marc<br />

Secara, Young Voices Matter<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Ruel<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Tiere streicheln Menschen -Martin „Gotti“<br />

Gottschild und Sven VanThom: Zwei Moorleichen<br />

auf Ibiza<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (& 44 31 51 00)<br />

20.00: Achim Kaufmann &Yorgos Dimitriadis feat.<br />

BabySommer u. a., Vorder Mauer -nach der Mauer<br />

Landesvertretung Baden-Württemberg beim Bund<br />

(Tiergartenstr.15) 19.00: Zeitmusik BW Jazz: Olivia<br />

Trummer<br />

Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />

20.00: Lamb<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00 Blaues Zimmer:Joy Crookes<br />

20.30 Schwarzes Zimmer:Mat Kearney, City of Black<br />

and Whie Revisited<br />

Orania.Berlin (& 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series:Melanie Hierhammer<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Abdullah Ibrahim<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.15: Dirty DozenBrass Band<br />

Rickenbacker’s (& 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mitHeinz Glass u. a.<br />

Schlot (& 448 21 60)<br />

21.00: Fabian Schöne Quartett<br />

SO36 (& 61 40 13 06)<br />

20.00: Lagwagon, Satanic Surfers<br />

Zig Zag Jazz Club (& 94 04 91)<br />

21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session<br />

CLUB<br />

Bar Tausend (& 41 71 54 69)<br />

22.00: Tausend Brazil, Dubben<br />

Cassiopeia (& 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Bellmeria, Hot Wlan, TheStain, Lewin Paul<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (& 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (& 47 61 18 98) Lara<br />

15.15, 18.00,20.20; Fritzi –EineWendewundergeschichte<br />

16.00; Ich war noch niemals in New York<br />

17.30; Parasite 20.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Systemsprenger<br />

14.30; Parasite 17.10, 20.00; Bis dann,<br />

mein Sohn 14.00, 19.30; Lara 15.30, 20.30;<br />

But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />

17.50; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 14.00;<br />

Booksmart (OmU) 16.00; Joker (OmU) 18.20,<br />

21.00; Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.45,<br />

20.30<br />

Kino &Bar in der Königstadt (& 01 63/262 72 80)<br />

Fünf Dinge, die ich nicht verstehe 17.00; The Irishman<br />

(OmU) 19.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (& 04 51/703 02 00)<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 13.45, 17.00,<br />

20.30, 22.00; Das perfekte Geheimnis 13.45,<br />

16.40, 19.40, 22.45; Deutschstunde 14.00; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 14.00; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm14.15; Booksmart14.15; Last<br />

Christmas 14.30, 17.20, 20.00;Lara14.30,17.00,<br />

19.30; Systemsprenger 16.30; MyZoe 16.30; Joker<br />

(OmU) 16.45,20.00; Booksmart (OmU) 16.50;<br />

Booksmart (OF) 19.00; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen 19.20; Parasite 19.30; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood (OmU) 21.30; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait delajeune fille<br />

en feu (OmU) 22.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 22.30; Joker (OF) 22.40; Last Christmas<br />

(OmU) 23.00<br />

Krokodil (& 44 04 92 98)VictoryDay:Tag desSieges<br />

–Den‘ Pobedy (OmU) 18.15; Gott existiert, ihr<br />

Nameist Petrunya –Gospodpostoi,imeto i‘ ePetrunija<br />

(OmU) 20.00;Smuggling Hendrix(OmU) 21.45<br />

Lichtblick-Kino (& 44 05 81 79) Systemsprenger<br />

17.00; RoteRäte–Die bayrische Revolution aus der<br />

Sicht von Augenzeugen /Esgeht durch die Welt ein<br />

Geflüster–Zeitzeug*innender Münchner Revolution<br />

&Räterepublik berichten (m. Gästen u.Diskussion)<br />

19.00; Bamboo Stories (OmU) 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (& 44 01 92 00) Le<br />

Mans66: GegenjedeChance14.10, 16.35, 19.35,<br />

22.25; Last Christmas 14.10, 17.15, 19.50, 22.35;<br />

Der König der Löwen 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.15, 17.10, 20.00, 23.00; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.20; DieAddams Family 14.20;<br />

Angry Birds 2:Der Film 14.20; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.25; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.25; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.45; Terminator –Dark Fate 16.40, 19.45, 22.55;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 16.45,<br />

20.00; Joker 16.50, 19.55, 22.55; Booksmart<br />

17.00, 19.45; Ich war noch niemals inNew York<br />

17.05; 3D: Die Addams Family 17.05; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 17.30, 20.00, 22.45; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood 19.20;Systemsprenger<br />

19.55; Midway –Für die Freiheit 22.45; Scary Stories<br />

to Tell in the Dark 22.55; Der letzte Bulle 23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStarTegel (& 04 51/703 0200) Ella und das<br />

große Rennen 9.00; Die Wiese –Ein Paradies nebenan<br />

9.30;Traumfabrik 10.00; Le Mans66: Gegen<br />

jede Chance 13.35, 16.45, 19.35; DemHorizont so<br />

nah 13.50; Die Addams Family 14.00, 17.10; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.10; Last Christmas<br />

14.10, 17.00, 19.50; Booksmart 14.10, 20.30;<br />

Angry Birds 214.20; Bayala 14.45; Ich war noch<br />

niemals inNew York 16.25; Der letzte Bulle 16.45;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 16.50; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 16.55, 19.40; Joker<br />

17.05, 19.45; Midway –Für die Freiheit 19.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 20.00;Terminator<br />

–Dark Fate 20.10<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema Walther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />

Downton Abbey 14.45; My Zoe 17.40,20.15<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Systemsprenger 18.00;<br />

Deutschstunde 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Bis dann, mein Sohn –Di<br />

jiutianchang (Omdt+englU) 14.00; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 17.45; Bis dann, mein<br />

Sohn –Di jiu tian chang (OmU) 20.00<br />

Xenon (& 78 00 15 30)Porträteiner jungen Frauin<br />

Flammen 17.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

–Portrait de la jeune fille en feu (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00, 12.00; Spatzenkino<br />

10.00, 11.15; Shaun das Schaf: Der Film<br />

10.00, 12.05; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

10.00; Angry Birds 2:Der Film 10.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 12.10, 14.10, 17.00; Die<br />

Addams Family 12.10, 14.15; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 12.20; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 14.05, 16.30, 19.30; Last Christmas<br />

14.20, 16.55, 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.35, 17.20, 20.10; Joker 17.30,19.50; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.20<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 333 60 81) Dark<br />

Eden –Der Albtraum vom Erdöl (OmU) 10.00; Systemsprenger<br />

12.45; Ich war noch niemals in New<br />

York 15.15,20.15; Deutschstunde 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Last Christmas 14.00,<br />

17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 0520)<br />

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00, 12.10;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.00, 14.50; Invisible Sue –Plötzlich unsichtbar<br />

10.00; Dora und die goldene Stadt 10.00, 12.15,<br />

14.15; Die Addams Family 10.00, 12.05, 14.20,<br />

17.15; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

10.00; Angry Birds 2: Der Film 10.00, 12.10; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 12.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 12.10, 14.30, 17.35, 20.15;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 14.05, 16.45,<br />

20.30, 23.00; Das perfekte Geheimnis 14.10,<br />

16.30, 17.05, 19.30, 20.05, 23.00; Ich war noch<br />

niemals inNew York 14.20, 17.25, 19.45; Joker<br />

17.15, 20.05, 22.20, 23.10; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 20.30, 23.00; Midway –Für die<br />

Freiheit 22.45<br />

Thalia Movie Magic (& 774 3440) Last Christmas<br />

15.30, 18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis<br />

15.30, 18.00, 20.30; Everest: Ein Yeti will hoch<br />

hinaus 15.45; Die Addams Family 15.45; Ich war<br />

noch niemals in NewYork 17.45;AdAstra –Zuden<br />

Sternen 18.00, 20.30; Zombieland 2:Doppelt hält<br />

besser 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) Magical History Tour:<br />

Showgirls (OF) 20.00; KinoPolska: Boisko bezdomnych<br />

–Sportplatz der Obdachlosen (OmenglU; m.<br />

Einführung) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 806969)<br />

Joker 12.50, 13.30, 16.00, 16.50, 19.10, 19.45,<br />

20.10, 22.20; Das perfekte Geheimnis 13.00,<br />

14.00, 16.00, 17.15, 19.10, 20.30, 22.20; AToy<br />

Story: Alles hört auf kein Kommando 13.15; Dora<br />

und die goldene Stadt 13.20, 14.20; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.30; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 13.30, 16.30, 19.00, 20.10, 22.40;<br />

DasWunder von Marseille 13.30; Booksmart 13.50,<br />

16.40, 19.40, 22.30; AngryBirds2:Der Film 13.50;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.00; Lara<br />

14.00, 16.40, 19.30; Dem Horizont so nah 14.00;<br />

Bayala –Das magische Elfenabenteuer 14.00; Last<br />

Christmas14.10,17.00, 19.50, 22.50; DieAddams<br />

Family14.10,16.30;DowntonAbbey16.00; Parasite<br />

16.20, 19.30, 22.40; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 16.20, 19.30, 22.40; Terminator –Dark<br />

Fate 16.30, 19.40, 22.45; Systemsprenger 16.30;<br />

Good Boys 16.30; Der König der Löwen 16.40; My<br />

Zoe 17.00, 19.40; Zombieland 2 17.10, 20.00,<br />

22.50; Ich war noch niemals in New York 17.10;<br />

Once Upon aTime in... Hollywood 19.10; Midway –<br />

Für die Freiheit 19.10; Everybody Everything –Eine<br />

Dokumentation über Lil Peep (OmU) 19.45; Halloween<br />

Haunt 20.20, 22.50; Es: Kapitel II 22.15;<br />

Gemini Man 22.30; Fast &Furious: Hobbs &Shaw<br />

22.40;Der letzte Bulle22.45; Scary StoriestoTellin<br />

the Dark 22.50; Black and Blue 22.50<br />

CineStar im Sony Center (& 04 51/703 02 00)<br />

Rafiki (OmU) 10.00; Streik – En guerre (OmU)<br />

10.15; Le Mans 66: Gegen jede Chance –Ford v<br />

Ferrari (OmU) 13.30, 16.15, 19.50, 22.30; Die<br />

Addams Family –The Addams Family (OF) 13.30;<br />

Ad Astra – Zu den Sternen (OF) 13.30; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis –Maleficent: Mistress of Evil<br />

(OF) 13.40, 16.45, 19.40; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm –Shaun the Sheep Movie: Farmageddon<br />

(OF) 13.45; Joker (OF) 13.45, 17.00,<br />

20.00, 23.00; Last Christmas (OF) 14.00, 16.45,<br />

19.30, 22.20; Zombieland 2:Doppelt hält besser<br />

–Zombieland 2:Double Trap (OF) 14.15, 17.00,<br />

19.45, 22.40; Black and Blue (OF) 16.10; Once<br />

Upon aTime in...Hollywood (OF) 16.30; Booksmart<br />

(OF) 16.45, 19.30; Midway –Für die Freiheit (OF)<br />

19.00, 22.40; Terminator –Dark Fate (OF) 20.00,<br />

23.15; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 22.20;<br />

Scary Stories toTell inthe Dark (OF) 23.15<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 0200) IMAX: Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chanc (OF) 11.45, 15.30,<br />

19.10;IMAX:LeMans 66: Gegenjede Chance 22.45<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Sin City (OmU)<br />

20.00; Zombieland 2:Doppelt hält besser –Zombieland<br />

2: Double Trap (OF) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.00; Die Addams Family 14.00,<br />

16.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00; Das perfekte Geheimnis 14.30, 17.15,<br />

20.00, 22.30; Ich war noch niemals in New York<br />

15.00, 17.30; Last Christmas 15.45,18.00, 20.15,<br />

22.30; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.00, 18.30; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

18.00, 20.15, 22.30; Joker 20.00,22.30; Terminator<br />

–Dark Fate 21.00<br />

Casablanca (& 677 57 52) Ich war noch niemals<br />

in New York 15.30; Parasite 18.00; Deutschstunde<br />

20.30<br />

CineStar Treptow (& 04 51/703 02 00) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.00, 17.00; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance 14.00, 16.35, 19.45; Die<br />

Addams Family 14.00, 17.25; Unsere Lehrerin,<br />

die Weihnachtshexe 14.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.15, 17.15, 20.00; Angry Birds 2: Der Film<br />

14.15; Last Christmas 14.30, 17.15, 20.00; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.30; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.45; Ich war noch niemals inNew<br />

York 16.50; Recep Ivedik VI (OmU) 17.00, 19.50;<br />

Joker 17.00, 20.15; Zombieland 2: Doppelt hält<br />

besser 17.30, 20.15; Scary Stories to Tell in the<br />

Dark 19.45; Terminator –Dark Fate 19.55; Midway<br />

–Für die Freiheit 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 03 11) Unheimlich<br />

perfekte Freunde 10.00, 14.30; LeMans<br />

66: Gegen jede Chance 14.00, 17.00, 20.30; Last<br />

Christmas 14.10, 17.00, 19.50; Das perfekte Geheimnis<br />

14.10, 17.00, 20.10; Die Addams Family<br />

14.15; Dora und die goldene Stadt 14.20; Recep<br />

Ivedik VI 14.45, 16.30, 17.30, 19.30, 20.15; 7. Kogustaki<br />

Mucize –Das WunderinZelle Sieben16.45,<br />

19.45; Maleficent: Mächte der Finsternis 17.25;<br />

Joker 20.00<br />

CityKino Wedding (& 01 77/270 19 76)Berlinale<br />

Spotlight: Dreißig (m. Gästen) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 21.30<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (& 471 4001) 30 Jahre Mauerfall:<br />

Lustrum (OmU) 18.00; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmU) 20.00<br />

Toni &Tonino (& 92 79 12 00) Everest: Ein Yeti<br />

will hochhinaus 14.00; DerkleineMaulwurf (1963-<br />

1975) 16.15; RoyalOperaHouse London: DonGiovanni<br />

18.00; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

9.00; Das Tagebuch der Anne Frank 11.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 15.00,17.30,20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Nurejew –The<br />

White Crow 15.30; Systemsprenger 18.00; Parasite<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (& 92 25 53 05) Ichwar noch niemals<br />

in NewYork 15.15; Parasite17.45; The Report<br />

20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Deutschstunde 18.00; Der<br />

Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Lara 15.30,18.00,20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 8112) Die<br />

Parallelstraße (m.Vorfilm u. Einführung)17.00; Weitermachen<br />

Sanssouci 19.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 70 20) ImNiemandsland<br />

13.30; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 14.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 14.15; Lara 14.45, 18.45, 20.45; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.30, 18.00, 20.45; Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen 15.45, 18.15; Marianne<br />

&Leonard –Words of Love (OmU) 16.00; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar16.45; Das Forum (OmU)<br />

18.15; My Zoe 20.45; Parasite 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 13.40, 16.20,<br />

19.50; Maleficent: Mächte der Finsternis 13.50,<br />

16.40; Das perfekte Geheimnis 13.50, 16.50,<br />

19.40, 20.00; Last Christmas 14.00, 17.10, 20.15;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.10; Die<br />

Addams Family 14.10, 17.20; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 14.15,17.00; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.20;Ich warnochniemals in New<br />

York 16.30; Joker 16.50, 19.50; Terminator –Dark<br />

Fate 19.50; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

20.00; Zombieland 2:Doppelt hält besser 20.15<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />

perfekte Geheimnis17.15,<br />

20.00<br />

Capitol Königs Wusterhausen (& 033 75/<br />

46 97 77) Ichwar noch niemals in NewYork 17.15;<br />

Prelude 20.00<br />

CineStar Wildau A10-Erlebniswelt (& 04 51/<br />

703 02 00) Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.30; Le Mans 66: Gegen jede Chance 14.30,<br />

17.00, 19.40; Last Christmas14.30, 17.15, 20.15;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.30, 17.10, 20.00;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.40, 17.20,<br />

20.20; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus 14.40; AngryBirds<br />

2: Der Film 14.40; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.45; Die Addams Family 14.50,<br />

17.45; Dora und die goldene Stadt 15.15; Joker<br />

16.50, 20.00; Ich war noch niemals in New York<br />

17.00; Booksmart 17.00, 20.05; Der letzte Bulle<br />

17.30, 19.45; Zombieland 2:Doppelt hält besser<br />

17.45, 20.20; Terminator –Dark Fate 20.15; Midway<br />

–Für die Freiheit 20.15<br />

Filmpalast Bernau (& 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00; Last Christmas<br />

15.15, 18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis<br />

15.15, 17.45, 20.30; AdAstra –Zuden Sternen<br />

17.45; Nurejew –TheWhite Crow 20.30


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019<br />

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Netzwerk<br />

abcdefghi<br />

jklmnopqr<br />

stuvwxyz<br />

COMIC<br />

Die Kunst,<br />

am Abgrund<br />

zu bestehen<br />

VonOlaf Kieser<br />

CassandraDrake ist seit Jahrzehnten<br />

als Kunsthändlerin in London<br />

tätig. Gutes Gespür für Kunst<br />

und Geschäftssinn haben ihr einen<br />

Wohnsitz im noblen Chelsea eingebracht,<br />

in dem die egozentrische alte<br />

Dame mit Neigung zur Boshaftigkeit<br />

residiert. Doch die ruhigen Tage im<br />

Wohlstand sind gezählt.<br />

Cassandra hat nämlich unautorisierte<br />

Kopien von Werken eines verstorbenen<br />

Künstlers verkauft. Als das<br />

auffliegt und sie vor Gericht landet,<br />

kostet das Cassandra ihren Ruf und<br />

ihre Galerie. Auch dass sie ihrer<br />

Nichte Nicki, einer jungen Aktionskünstlerin,<br />

in ihrer Souterrain-Wohnung<br />

für einige Monate Unterschlupf<br />

gewährt, erweist sich als folgeschwer.<br />

Durch eine Verkettung von Umständen<br />

werden Cassandra und Nicki in<br />

einen Mordfall verwickelt, der Cassandra<br />

aus ihrer elitären Enklave in<br />

ziemlich düstere Londoner Gegenden<br />

führtund mit Dingen in Kontakt<br />

bringt, von denen man gerne in Kriminalromanen<br />

liest, sie aber lieber<br />

nicht selbst erleben möchte.<br />

„CassandraDrake“ vonPosy Simmonds<br />

ist ein Comic, der mit Fug<br />

und Recht im engeren Sinne als Graphic<br />

Novel bezeichnet werden<br />

könnte. Bevor Simmonds sich dem<br />

Medium Comic zugewandt hatte,<br />

hat sie lange Jahre als Karikaturistin<br />

für diverse englische <strong>Zeitung</strong>en und<br />

Satire-Magazine gearbeitet. Ihre eigenwillige<br />

Montage von Text und<br />

Bild geht über das hinaus,was in den<br />

meisten Comics üblich ist.<br />

Simmonds ist aber nicht nur eine<br />

großartige Zeichnerin, sie ist auch<br />

eine ebenso gute Beobachterin und<br />

Geschichtenerzählerin. In CassandraDrake<br />

verbindet sie Komödie,<br />

Generationen- und Familienkonflikte,<br />

psychologisches Portrait und<br />

Gesellschaftskritik zu einer ebenso<br />

spannenden wie unterhaltsamen<br />

Geschichte.Außerdem schafft sie es,<br />

die moderne Medienwelt mit Kurznachrichten,<br />

Kopfhörer, Smartphone<br />

und ständiger Erreichbarkeit<br />

zu integrieren.<br />

Wenn Cassandra mit spitzer<br />

Zunge die Kunstszene und die Konventionen<br />

der britischen Mittel- und<br />

Oberklasse kommentiert, bereitet<br />

das großes Vergnügen. Auch das Aufeinandertreffen<br />

zweier völlig unterschiedlicher<br />

Kunstverständnisse ist<br />

erheiternd. Für Cassandra besteht<br />

Kunst aus Gemälden und Skulpturen.<br />

Etwas, was man sich hinstellen<br />

oder verkaufen kann. Nickis Performance-Kunst<br />

ist ihr völlig fremd und<br />

sei bestenfalls dazu geeignet, Leuten<br />

auf die Nerven zu gehen.<br />

Die Mordgeschichte konfrontiert<br />

Cassandramit der teils brutalen Realität<br />

des modernen Englands.Esgeht<br />

um Zwangsprostitution und Menschenhandel.<br />

Der Krimiplot ist zwar<br />

wichtig, im Zentrum steht aber Cassandra.<br />

Bei ihren Recherchen gelangt<br />

sie,die stets auf ihreUnabhängigkeit<br />

stolz war und eine damit einhergehende<br />

Überheblichkeit an den<br />

Taglegte, zueinigen schmerzhaften<br />

Selbsterkenntnissen.<br />

„Cassandra Drake“, aus dem Englischen von<br />

Sven Scheer,Reprodukt, Berlin 2019, 98 Seiten,<br />

24 Euro.<br />

Olaf Kieser ist froh, dass<br />

er vonden menschlichen<br />

Abgründen nur lesen muss.<br />

In zwei riesigen Lagerhallen in Neuenhagen (Brandenburg) und Leipzig werden die Produkte gelagert.<br />

Profitieren von Greta<br />

Second-Hand-Produkte zu kaufen, ist wieder in Mode: Das <strong>Berliner</strong> Start-up Momox spürt das besonders<br />

VonJörg Hunke<br />

Ein wenig neuwertiger Luxus<br />

darfdann doch sein. Heiner<br />

Kroke hat eine Kragenweite<br />

von 39und eine Armlänge<br />

von 41, da wird es schwierig, passende<br />

Oberhemden zu finden. Deshalb<br />

trägt er sie maßgeschneidert. Alles<br />

andere, was man an ihm sieht,<br />

Sakko, Jeans und Schuhe ,stammen<br />

aus dem Second-Hand-Verkauf.<br />

So muss das wohl sein, wenn man<br />

der Chef von Momox ist, dem europaweit<br />

sehr beachteten Online-<br />

Händler für gebrauchte Artikel in<br />

den Bereichen Textilien, Bücher und<br />

Medien. Bei Momox können die<br />

Kunden ihreausrangierten Warenzu<br />

einem vorgeschlagenen Preis verkaufen,<br />

Momox oder besser die<br />

schlauen Algorithmen bieten die<br />

Produkte dann auf verschiedenen<br />

Plattformen zum Verkauf an.<br />

Einkauf auf dem Flohmarkt<br />

Die Geschäftsidee stammt aus dem<br />

Jahr 2004, neuen Schwung gab es in<br />

den vergangenen Monaten auch<br />

durch die„Fridays for Future“-Bewegung.<br />

Weralso daran zweifelt, dass<br />

Greta Thunberg mit ihren Aussagen<br />

wirklich etwas bewegt, der sollte in<br />

die Lagerhallen von Momox nach<br />

Neuenhagen (Brandenburg) oder<br />

Leipzig fahren. Geschäftsführer<br />

Kroke sagt jedenfalls nicht ohne<br />

Stolz, dass das Start-up wirklich profitabel<br />

arbeitet und händeringend<br />

Fachkräfte gesucht werden.<br />

Jede Gründergeschichte hat ihren<br />

Charme, weil Schicksal und Zufall<br />

sich immer einmischen, aber die von<br />

Momoxist schon speziell. Eigentlich<br />

war der Gründer Christian Wegner<br />

aus Fürstenwalde vor 15<br />

Jahren auf der Suche<br />

nach einer Arbeit. Weil er<br />

gerade Langeweile hatte<br />

und auch nicht viel Geld<br />

besaß, ging er in ein Antiquariat,<br />

um sich ein Buch<br />

zu kaufen. Zu Hause angekommen<br />

merkte er,<br />

dass es doch nicht spannend<br />

war, wie er erhofft<br />

hatte. Also bot er es im<br />

Netz zum Verkauf an. Das<br />

Ergebnis: Er konnte das Buch zu einem<br />

höheren Preis verkaufen, als er<br />

es erworben hatte. Damit war die<br />

Geschäftsidee geboren.<br />

Wegner stöberte danach auf Flohmärkten,<br />

brachte sich das Programmieren<br />

bei und zwei Jahre später<br />

ging der Online-Handel los. Inzwischen<br />

hat sich Wegner zurückgezogen.<br />

Seitdem ist es ruhig geworden<br />

um ihm. Die Geschäfte laufen trotzdem<br />

gut weiter. Inzwischen so gut,<br />

dass Momox die ehemaligen Geschäftsräume<br />

von Zalando in der<br />

Nähe des Ostbahnhofs übernommen<br />

hat. Lange Flure, große Räume,<br />

Geschäftsführer<br />

Heiner Kroke<br />

Platz für mehr als 150 Mitarbeiter,an<br />

sechs Standorten sind es insgesamt<br />

1700. „Wir stellen jede Woche neue<br />

Mitarbeiter ein“, sagt Kroke.<br />

Wiesich dasVerhalten der Konsumenten<br />

im Umgang mit Second-<br />

Hand-Produkten veränderthat, lässt<br />

sich auch an den Ergebnissen von<br />

Umfragen erkennen, die<br />

Momox immer wieder<br />

durchführen lässt. „Der<br />

Nachhaltigkeitsgedanke<br />

ist noch nicht bei allen<br />

Deutschen angekommen.<br />

Im Gegenteil: Bei<br />

MOMOX<br />

Die Spielmacherin<br />

manchen Verbrauchern<br />

scheint es bei diesem<br />

Thema einigen Nachholbedarf<br />

zugeben –insbesondere<br />

beim Umgang<br />

mit gebrauchter Kleidung.<br />

Denn: 64 Prozent der in der<br />

Studie Befragten werfen ihr gebrauchtes<br />

T-Shirt oder die gebrauchte<br />

Jeans lieber weg, anstatt sie<br />

zu verkaufen.“ So lautete die Erkenntnis<br />

vorein paar Jahren.<br />

Zahlen aus dem vergangenen<br />

Jahr kommen zu einem anderen Ergebnis.<br />

Etwa 90 Prozent der Befragten<br />

gaben an, dass ihnen Nachhaltigkeit<br />

beim Kleidungskauf wichtig<br />

oder sogar sehr wichtig ist. Und 25<br />

Prozent der Befragten gaben an, dass<br />

sie seit einem Jahr oder kürzer Second-Hand-Textilien<br />

shoppen. Zur<br />

Erinnerung: Greta Thunberg gewann<br />

auch im vergangenen Jahr einen<br />

Schreibwettbewerb in Schweden<br />

und wurde danach mit dem<br />

Schulstreik weltweit bekannt. Und<br />

sie wies früh auf die Vorteile von Second-Hand-Produkten<br />

hin.<br />

Zehn Kilometer proTag<br />

MOMOX<br />

Thunbergund viele junge Aktivisten<br />

beklagen, dass wir in einer Überflussgesellschaft<br />

leben, in der viel zu<br />

viel weggeschmissen wird. In den<br />

beiden Lagern von Momox wird nur<br />

der erste Teil bestätigt. Die Flächen<br />

sind riesig, Kroke spricht davon, dass<br />

die Angestellten bis zu zehn Kilometer<br />

proTag zurücklegen, um die Waren<br />

zutransportieren. Aber weggeschmissen<br />

wird hier nicht. Es geht<br />

ums Weiterverkaufen.<br />

Bleibt noch die Frage nach der<br />

Stromversorgung der leistungsstarken<br />

Computer. Die Geräte sind immer<br />

unterwegs im Netz, um Preise<br />

und Angebote zu checken und auch<br />

herauszufinden, welche Artikel der<br />

Markt gerade so gar nicht braucht.<br />

Das kostet Energie. Kroke verweist<br />

darauf, dass das Thema fürs kommende<br />

Jahr auf dem Plan stehe.„Wir<br />

haben vorkurzemdie Verpackungen<br />

umgestellt, um hier nachhaltiger zu<br />

werden. In der Roadmap für 2020<br />

stehen noch weitere Aktivitäten, die<br />

uns ein nachhaltigeres Vorgehen ermöglichen,<br />

auch die Nutzung von<br />

Öko-Strom.“<br />

Jade Raymond hat in den großen Gaming-Studios gearbeitet, bevor sie Googles Streamingdienst Stadia auf den Wegbrachte<br />

VonSebastian Moll<br />

Google hat nicht eben den besten<br />

Ruf, wenn es um die Behandlung<br />

von Frauen im Konzern geht.<br />

Gerade einmal voreinem Jahr drang<br />

an die Öffentlichkeit, wie hochrangige<br />

Manager,die Angestellte sexuell<br />

belästigt oder missbraucht hatten,<br />

üppig ausbezahlt wurden. Die Muttergesellschaft<br />

Alphabet hat erst in<br />

der vergangenen Woche eine Kommission<br />

ins Leben gerufen, um die<br />

Vorfälle zu untersuchen.<br />

So ist es ganz sicher kein Zufall,<br />

dass Google im Frühjahr dieses Jahres<br />

eine Frau an die Spitze eines rapide<br />

wachsenden Geschäftsbereichs gestellt<br />

hat. DieBerufung vonJade Raymond<br />

zur Vize-Präsidentin mit Aufsicht<br />

über Google Studios und den<br />

Spiele-Streamingdienst Stadia soll<br />

dabei helfen, das Image des Konzerns<br />

in Sachen Frauen aufzupolieren.<br />

Am heutigen Dienstag steht Raymond<br />

im Mittelpunkt des öffentlichen<br />

Interesses.Stadia soll online gehen<br />

und damit eine neue Epoche im<br />

Reich der Spiele einläuten. Stadia ist<br />

nach Amazons Twitch der zweite<br />

große Streaming-Dienst für Spiele<br />

und Experten sehen darin das nahende<br />

Ende der Konsole.Das Spielen<br />

der Zukunft findet auf der Cloud statt.<br />

Nun tut man Jade Raymond sicher<br />

unrecht, wenn man sie bloß als<br />

die Quotenfrau vonGoogle bezeichnet.<br />

Wenn es jemanden gibt, der<br />

dazu berufen ist, einen zentralen<br />

Posten im Spiele-Sektor ein zu nehmen,<br />

dann ist es Raymond.„Ich habe<br />

eben mit meinen Schwestern rund<br />

um die Uhr gespielt, als wir aufgewachsen<br />

sind“, sagt Raymond. Sie<br />

waren klassische Nerds und die Tatsache,<br />

dass sie als Frauen in der<br />

Szene eine Minderheit darstellten,<br />

kamen ihnen gar nicht in den Sinn.<br />

Das änderte sich auch nicht, als<br />

Raymond nach dem Studium begann,<br />

als Programmiererin bei Sony<br />

Spiele zu entwerfen. Raymond folgte<br />

einfach ihrer Leidenschaft. Erst als<br />

der Erfolg sich einstellte, merkte sie,<br />

dass es für Frauen in der Branche<br />

deutlich schwieriger ist als für Männer.<br />

Im Jahr 2004 wechselte Raymond<br />

zu Ubisoft und wirkte maßgeblich an<br />

der Entwicklung der „Assassin’s<br />

Creed“-Serie mit, die auf anspruchsvolle<br />

Weise große Momente der<br />

Menschheitsgeschichte wie die Zeit<br />

der Pharaonen oder die Französische<br />

Revolution zum Anlass für eine<br />

Spielidee machen. Sie stieg bald zur<br />

Studio-Leiterin bei Ubisoft auf und<br />

wurde zu einer der einflussreichsten<br />

Entwicklerinnen in der Branche.<br />

Ihre profilierte Stellung machte<br />

sie aber auch zur Zielscheibe reaktionärer<br />

Kräfte in der Branche. Ray-<br />

mond war Anfeindungen ausgesetzt,<br />

die in einem pornografischen Comic<br />

mit ihr als Protagonistin gipfelten.<br />

„Es war das erste Mal, dass ich der<br />

hässlichen Seite unseres Gewerbes<br />

ausgesetzt war“, sagt sie. „Bis dahin<br />

hatte ich einfach nur Spaß an dem,<br />

was ich tue.“<br />

Aber es kam noch schlimmer:Um<br />

das Jahr 2010 herum formierte sich<br />

Widerstand gegen Frauen in der Gaming-Welt.<br />

Zielscheibe waren neben<br />

Raymond andere einflussreiche<br />

Frauen in der Branche wie die Entwicklerinnen<br />

Zoe Quinn und BriannaWu,Gamergate<br />

war das Schlagwortdazu.<br />

Diese Ereignisse haben letztlich<br />

auch Jade Raymond politisiert, sie<br />

setzt sich seither für die Beschäftigung<br />

vonFrauen in der Branche ein,<br />

die mittlerweile mehr als 40 Prozent<br />

der Spiele-Konsumenten aber nur 23<br />

Prozent der Arbeitnehmer bilden.<br />

NACHRICHTEN<br />

Weiterer Schlag gegen<br />

Kinderpornografie<br />

Im Zuge eines neuen Schlags gegen<br />

die Verbreitung vonKinderpornografie<br />

haben Ermittler eine Plattform<br />

im sogenannten Darknet abgeschaltet.<br />

Außerdem seien bei einer Razzia<br />

in sieben Bundesländernamvergangenen<br />

Mittwoch insgesamt 26 Objekte<br />

durchsucht und zahlreiche Beweismittel<br />

beschlagnahmt worden,<br />

teilten die federführende Generalstaatsanwaltschaft<br />

Frankfurtam<br />

Main und das Polizeipräsidium<br />

Münster am Montag mit. Festnahmen<br />

habe es zunächst nicht gegeben.<br />

DenAngaben zufolge soll ein<br />

43-jähriger Baden-Württemberger<br />

aus dem Landkreis Schwäbisch Hall<br />

die Plattformbetrieben haben. Gegen<br />

ihn bestehe Tatverdacht, darüber<br />

hinaus gegen 25 mutmaßliche<br />

Nutzer der Plattform. (AFP)<br />

Iranische Regierung<br />

schließt Internet-Zugang<br />

Dieiranische Regierung hat nach den<br />

massiven landesweiten Protesten<br />

und Unruhen eine deutlicheWarnung<br />

an die Bevölkerung ausgesprochen.<br />

DieRegierung verstehe zwar<br />

die Kritik der Bürger und ihreProteste,<br />

gehe aber gegen Gewalt und<br />

Vandalismus konsequent vor. „Unruhestifter<br />

und Saboteureverfolgen andereZiele<br />

und überschatten damit<br />

auch die legitimen Proteste der Bürger“,<br />

betonte Präsident Hassan Ruhani<br />

im Staatssender Khabar.Wie<br />

groß die Proteste tatsächlich sind und<br />

wie hartdie Sicherheitsbehörden dagegen<br />

vorgingen, war aus unabhängigen<br />

Quellen seit Samstagnachmittag<br />

kaum noch zu erfahren. Seither hat<br />

die Regierung das Internet weitgehend<br />

abschalten lassen. (dpa)<br />

US-Chef John Legere<br />

verlässt die Telekom<br />

Mit aggressivem Marketing machte John<br />

Legere auf sich aufmerksam. AP/S. BRASHEAR<br />

DieDeutsche Telekom verliertmit<br />

John Legereden schillernden Chef ihrerUS-Mobilfunktochter<br />

T-Mobile<br />

US. DerManager werdeseinenVertrag<br />

bis Ende April2020 erfüllen und<br />

das Amt dann an den fürs Tagesgeschäft<br />

verantwortlichen Geschäftsführer<br />

Mike Sievertübergeben, teilten<br />

T-Mobile US und die Deutsche<br />

Telekom mit.„John Legerekannauf<br />

eine außerordentlich erfolgreiche<br />

Zeit als CEO zurückblicken“, sagteTelekom-Chef.<br />

Legerehatte die US-<br />

Sparte mitaggressiven Marketingmethoden<br />

und vielen Milliarden aus<br />

Bonn zum drittgrößten Mobilfunker<br />

der USA gemacht. (dpa)<br />

Autokäuferin verliert<br />

vor Gericht<br />

Nicht immer gilt das zweiwöchige<br />

Widerrufsrecht bei Waren, die im<br />

Netz gekauft worden sind. Darauf<br />

hat der Deutsche Anwaltsverein hingewiesen.<br />

Eine Frau hatte gegen einen<br />

Autohändler geklagt, weil sie das<br />

gewünschte Fahrzeug auf einer<br />

Plattformgefunden und zunächst<br />

per Mail kommunizierthatte.Sie<br />

ging voneinem sogenannten Fernabsatzgeschäft<br />

aus.Dader Kauf des<br />

Fahrzeugs aber vorOrt beim Händler<br />

stattfand, wies das Landgericht<br />

Osnabrück (Az.: 2O683/19) die<br />

Klage ab.Das Online-Angebot und<br />

die Kommunikation per Telefon und<br />

Mail seien keine ausreichenden<br />

Gründe,hieß es. (BLZ)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 25<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr. Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen vor acht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierärztin Dr. Mertens<br />

Tierarztserie.Ein unwiderstehliches<br />

Angebot. Auf dem Weg zur Arbeit<br />

begegnet Susanne in der Nähe des Zoos<br />

einem Wolf. Georg und seine Mitstreiter<br />

vom „BUND“ starten eine Suchaktion.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Arztserie. Schöne Aussichten<br />

21.45 (für HG) Report München<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) 3nach 9<br />

0.45 (für HG) Nachtmagazin<br />

1.05 (für HG) Tierärztin Dr. Mertens<br />

RTL<br />

5.05 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />

Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns. Daily<br />

Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt 10.00 Der<br />

Blaulicht Report 11.00 Der Blaulicht Report<br />

12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00<br />

Die Superhändler–4Räume, 1Deal 15.00<br />

Schätze aus Schrott 16.00 Mensch Papa! Väter<br />

allein zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 RTL Fußball –European Qualifiers<br />

Countdown/20.45 Anstoß: Deutschland<br />

–Nordirland, live. In Gruppe Cder<br />

European Qualifiers konkurrieren beide<br />

Teams um Platz 1, daher ist ein erneuter<br />

Sieg der Deutschen heute Pflicht.<br />

22.40 RTL Fußball –European Qualifiers<br />

Highlights und Zusammenfassung der<br />

anderen Spiele<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Die Frau am Flughafen<br />

MDR<br />

12.30 (für HG) Glücksbringer. Drama, D/A 2010<br />

13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR<br />

um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell<br />

18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell<br />

19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Die<br />

besten Hits aller Zeiten 22.30 (für HG) MDR<br />

aktuell 22.50 Der Fall Biermann 23.33 MDR<br />

aktuell 23.35 Polizeiruf 110: Schuldig.<br />

Krimireihe, DDR 1978 1.05 WaPo Bodensee<br />

Bayern<br />

12.40 Fuchs und Gans 13.30 (für HG) Verrückt<br />

nach Zug 14.15 (für HG) Hofgeschichten 14.45<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir in Bayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort:<br />

Ausgelöscht. Krimireihe, A2011 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 Zeichner der Zeit 23.15 nacht:sicht 23.45<br />

Gardiner dirigiert Haydn 1.00 Rundschau Nacht<br />

Vox<br />

5.15 CSI: NY 6.55 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

8.50 Verklag mich doch! 10.50 Vox Nachrichten<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />

4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />

Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner 20.00<br />

Prominent! 20.15 Hot oder Schrott –Die<br />

Allestester 0.15 Vox Nachrichten 0.35 Medical<br />

Detectives –Geheimnisse der Gerichtsmedizin<br />

Super RTL<br />

9.35 WeihnachtsmannJunior 10.10 Sammy<br />

10.40 Grizzy &die Lemminge 11.10 Alvinnn!!!<br />

11.40 Go Wild! 12.10 Friends 12.30 Trolls<br />

12.50 Polly Pocket 13.15 Tom und Jerry 13.45<br />

Bugs Bunny &Looney Tunes 14.15 Angelo!<br />

14.45 Dragons 15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!!<br />

16.10 Sally Bollywood 16.40 Barbie 17.10<br />

Grizzy &die Lemminge 17.40 Angelo! 18.10<br />

Bugs Bunny &Looney Tunes 18.35 Woozle<br />

Goozle 19.05 Alvinnn!!! 19.45 Tom und Jerry<br />

20.15 Snapped –Wenn Frauen töten 23.50<br />

Böse Mädchen 0.20 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.55 Sport Clips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Normal 16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />

Louisiana 16.30 Storage Wars –Die Geschäftemacher.<br />

Doku-Soap 17.30 Container Wars 18.55<br />

Eishockey. ChampionsHockey League. Adler<br />

Mannheim –Mountfield HK/CZE, Achtelfinale,<br />

Rückspiel, live 21.30 Eishockey. Champions<br />

Hockey League. EHC Biel Bienne/SUI –Augsburger<br />

Panther, Achtelfinale, Rückspiel, live 22.15<br />

Die PS Profis –10Zylinder 23.00 Die PS Profis<br />

–Mehr Power aus dem Pott 0.00 Sport Clips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) Soko Wismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) Soko Hamburg. Krimiserie. Tod<br />

einer Unsichtbaren 19.00 (für HG) heute 19.20<br />

(für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. Krimiserie. Der letzte Jour fixe<br />

20.15 (für HG) Der Kommissar und das<br />

Meer: Tage der Angst<br />

Krimireihe,D/S 2017. Lasse und Ellie<br />

Wallins Tochter Stella ist verschwunden.<br />

Robert Anders findet jedoch nicht sie,<br />

sondern eine männliche Leiche.<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37°: In den Fängen von<br />

Scharlatanen<br />

Wenn aus HeilsversprechenUnheil wird<br />

22.45 (für HG) Markus Lanz<br />

0.00 heute+<br />

0.15 Neu im Kino<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 Auf Streife<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring. Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer. Doku-Soap. Ein Mädchen<br />

hat ständig blaue Flecken. Die Mutter macht sich<br />

große Sorgen und fürchtet, dass ihre Tochter<br />

ernsthaft erkrankt oder gar ein Opfer von<br />

Gewaltexzessen ist. 17.30 Klinik am Südring /<br />

oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00 Die<br />

Ruhrpottwache 19.00 Genial daneben –das Quiz<br />

19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Krimiserie.Der Eismörder. Vor 30 Jahren<br />

hatte Stuart Crum einen Eiswagen. Einige<br />

Tüten Eis waren mit Gift versetzt, was bei<br />

einem Kind zum Tod führte. Nun hat der<br />

NCIS den Fall wieder aufgerollt.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Lunte und Pulverfass<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Wie ausgewechselt<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Stress auf Station –eine Klinik zieht um<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

11.55 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 12.45 (für<br />

HG) Aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger &Co.<br />

13.55 (für HG) Lichters Schnitzeljagd 14.25 (für<br />

HG) Tierärztin Dr. Mertens 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) Aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer<br />

Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.10 (für HG) Aufbruch ins Ungewisse.<br />

Drama, D2017 23.40 (für HG) Marija. Drama,<br />

D/CH 2016 1.15 (für HG) Quarks<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) Tatort: Wacht am Rhein.<br />

Krimireihe, D2017 23.30 (für HG) Weltbilder<br />

0.00 (für HG) Leonora<br />

Kabel eins<br />

5.20 Abenteuer Leben Spezial 5.50 Blue Bloods<br />

9.20 (für HG) Navy CIS: L.A. 10.15 Navy CIS<br />

11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs –Die<br />

Logik des Verbrechens 13.00 (für HG) Castle<br />

13.55 (für HG) The Mentalist 14.55 (für HG)<br />

Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum 20.15<br />

Metro. Actionkomödie, USA 1997 22.35 Shaft<br />

–noch Fragen? Kriminalfilm, USA 2000 0.30<br />

Metro. Actionkomödie, USA 1997<br />

RTLZWEI<br />

5.15 Privatdetektive im Einsatz 6.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 7.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Die Geissens<br />

–Eine schrecklich glamouröse Familie! 13.00<br />

Die Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben<br />

14.00 Station B1 –Kinderärzte mit Herz 15.00<br />

Die Wache Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg<br />

17.00 News 17.05 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Deutschland –Deine Schulden<br />

22.15 Hartz und herzlich 0.15 Autopsie<br />

Eurosport 1<br />

10.00 Tischtennis 11.00 Against all Odds 11.30<br />

Mein Olympischer Moment 12.00 Mein<br />

Olympischer Moment 12.35 Curling 14.00<br />

Curling. Europameisterschaft in Helsingborg.<br />

Frauen, Vorrunde, live 17.00 Motorsport 17.30<br />

Motorsport 18.00 Volleyball. Champions League.<br />

LKS Lodz (POL) –VfB Stuttgart (GER), live 20.00<br />

Spirit of Yachting 20.35 Polo Line 21.05<br />

Nachrichten 21.25 Formel E 21.55 Formel E<br />

22.25 Nachrichten 22.30 Motorrad 23.30<br />

Motorsport 0.00 Nachrichten 0.05 Springreiten<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTARFILM<br />

Kleine Germanen<br />

Als Kind hat Elsa mit dem geliebten OpaSoldat gespielt. Mitdem ausgestreckten<br />

rechten Armhat sie „Für Führer,Volk und Vaterland!“ gerufen.<br />

Heute blickt sie auf eine Kindheit zurück, die auf Hass und Lügen gebaut<br />

war,und versucht zu verstehen, was die Erziehung in einem rechtsradikalen<br />

Umfeld aus ihr und ihren eigenen Kindern gemacht hat. Ausgehend<br />

von dieser authentischen Geschichte gewährt„Kleine Germanen“ in einer<br />

spannenden Verbindung aus Animations- und Dokumentarfilm Einblicke in<br />

die Strukturen rechtsextremer Familien. DieZuschauer erleben mit, was es<br />

heißt, in einem solchen Umfeld aufzuwachsen und tagtäglich dazu erzogen<br />

zu werden, das vermeintlich Fremde zu hassen. Wieist es,ineiner Welt aufzuwachsen,<br />

in der der Stolz auf die nationale Identität über allem steht?<br />

(D/2018)<br />

Foto: SWR<br />

3SAT,20.15 UHR KRIMIREIHE<br />

Schnell ermittelt –Leben<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />

5<br />

1 2 4<br />

7 5 6<br />

7 9<br />

5 8<br />

2 4 3<br />

2 3<br />

4 9 5<br />

1 9 7<br />

3<br />

6 8<br />

Ineinem Wiener Krankenhaus liegt<br />

seit Tagen ein namenloses Mädchen,<br />

das keiner vermisst. Es wurde offenbar<br />

nachts angefahren. Angelika Schnell<br />

(Ursula Strauss) und Franitschek<br />

machen sich auf zum Unfallort. Im<br />

Burgenland angekommen, heißt man<br />

sie nur mäßig begeistertwillkommen.<br />

Man hat dortganz andereProbleme,<br />

denn der Sohn des Bürgermeisters<br />

hatte gerade einen tödlichen Unfall.<br />

Zwei Unfälle am selben Ort, so knapp<br />

hintereinander? Das kommt Angelika<br />

seltsam vor. Sievertieft sich in die<br />

Geschichten der Menschen und merkt,<br />

dass es unter der Oberfläche brodelt.<br />

(A/2014)<br />

Foto: ZDF/ORF<br />

SUDOKU<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

4 3<br />

4<br />

2 5<br />

6 2<br />

4 9 8 7<br />

3 1<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 18.11.2019<br />

11. MITTEL mittel<br />

9 1 5 6 4 7 2 8 3<br />

7 6 8 5 2 3 1 9 4<br />

3 2 4 1 9 8 7 5 6<br />

8 9 7 2 3 1 6 4 5<br />

2 4 3 7 6 5 8 1 9<br />

6 5 1 9 8 4 3 7 2<br />

1 8 6 3 5 9 4 2 7<br />

5 7 2 4 1 6 9 3 8<br />

4 3 9 8 7 2 5 6 1<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

18.11.2019<br />

18. 11. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

2 5 7 1 9 8 3 4 6<br />

9 3 1 6 7 4 2 5 8<br />

8 4 6 3 2 5 9 1 7<br />

7 8 5 9 4 2 6 3 1<br />

3 2 4 5 1 6 8 7 9<br />

1 6 9 8 3 7 5 2 4<br />

5 9 3 7 8 1 4 6 2<br />

6 7 2 4 5 9 1 8 3<br />

4 1 8 2 6 3 7 9 5<br />

RBB<br />

6.20 zibb 7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG)<br />

Brandenburg aktuell 8.30 (für HG) Abendschau<br />

9.00 (für HG) In aller Freundschaft 10.30 (für<br />

HG) Rote Rosen 11.20 (für HG) Sturm der Liebe<br />

12.10 (für HG) Julia –Eine ungewöhnliche Frau<br />

13.00 rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />

14.00 (für HG) Aus lauter Liebe zu Dir.<br />

Liebeskomödie,D2002 15.30 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach 16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für<br />

HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24<br />

17.05 (für HG) Panda,Gorilla &Co. 17.55 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 18.00 rbb wetter<br />

18.02 rbb UM6 18.27 zibb 19.27 rbb wetter<br />

19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Berlin und Brandenburg<br />

unterm Hakenkreuz (1/2)<br />

1933-1939. Die zweiteilige Dokumentation<br />

zeigt seltene Farbaufnahmen aus<br />

Berlin und Brandenburg während der Zeit<br />

des Nationalsozialismus.<br />

21.00 (für HG) Die Charité –Medizin unterm<br />

Hakenkreuz<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 Dieter Hallervorden: Wer stehen bleibt,<br />

hat schon verloren<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 (für HG) Abendshow<br />

ProSieben<br />

5.05 2Broke Girls 5.25 The Middle 6.05 (für<br />

HG) Two and aHalf Men 7.30 (für HG) The Big<br />

Bang Theory 8.50 (für HG) How IMet Your Mother<br />

10.40 Fresh Off the Boat 11.05 Mike &Molly.<br />

Sitcom 11.30 2Broke Girls. Sitcom 12.25 Mom.<br />

Sitcom 13.20 (für HG) Two and aHalf Men.<br />

Sitcom. Die reine Unbeschmutztheit /Sabber,<br />

lechz, schmacht /Die haarähnlicheSubstanz<br />

14.40 The Middle. Comedyserie. Der Kuss /Der<br />

Weihnachtsbaum 15.35 (für HG) The Big Bang<br />

Theory. Sitcom. Wie ein Wasserfall /Drinks von<br />

Fremden /Eine Körbchengröße mehr 17.00 taff<br />

18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />

Zeichentrickserie. Apokalypse Springfield /<br />

Whiskey Business 19.05 Galileo<br />

20.15 Galileo Big Pictures: Hashtag! 50<br />

außergewöhnliche Bilder und ihre<br />

Geschichten<br />

Moderator Aiman Abdallah präsentiert 50<br />

unglaubliche, emotionale und faszinierende<br />

Bilder zu bestimmten Themen.<br />

23.40 Galileo Big Pictures: Momente –<br />

30 Bilder, die man nie vergisst<br />

Rankingshow<br />

1.30 ProSieben Spätnachrichten<br />

1.35 Galileo Big Pictures: Hashtag! 50<br />

außergewöhnliche Bilder und ihre<br />

Geschichten<br />

Arte<br />

8.00 (für HG) Geheimnisse Asiens 8.45 Stadt<br />

Land Kunst 9.30 Südamerika 12.15 Re: 12.50<br />

Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst 13.55 (für<br />

HG) Der zerrissene Vorhang. Thriller, USA 1966<br />

15.55 (für HG) Geheimnisvolle Wildblumen<br />

16.50 Xenius 17.20 Amerika mit David Yetman<br />

17.45 (für HG) Zum Sterben schön! 18.30 Im<br />

Reich der Wolga 19.20 Arte Journal 19.40 (für<br />

HG) Re: 20.15 (für HG) Kleine Germanen.<br />

Dokumentarfilm, D2019 21.40 (für HG) Of<br />

Fathers and Sons. Dokumentarfilm, D2017<br />

23.20 Verlorene Seelen 0.15 Zimmer 108<br />

3Sat<br />

12.10 (für HG) Im Stau 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.20 Pistenzauber 13.55 (für HG) Almsommer<br />

14.40 (für HG) Mariazeller Land 15.30<br />

Naturparke in der Steiermark 16.15 Weiße<br />

Pferde, blaue Reben 17.00 Burgen und<br />

Schlösser in Österreich 17.45 Schlösser in<br />

Österreich 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Schnell ermittelt –Leben. Krimireihe, A<br />

2014 21.45 kinokino 22.00 (für HG) Spanien<br />

22.30 Ein Flughafen am Ende der Welt 23.15<br />

Das Blaue Sofa 0.00 Reporter Wunderkinder<br />

Phoenix<br />

10.00 phoenix vor ort 10.30 Die Welt des<br />

Donald Trump 11.00 TV-Duell Johnson/Corbyn<br />

11.45 Impeachment 12.00 phoenix vor ort<br />

12.45 Überbevölkerung –ein Mythos? 14.00<br />

phoenix vor ort 14.45 phoenix vor Ort 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Die Kinder der Friedlichen<br />

Revolution 18.30 MadameMao 19.15 Marx und<br />

seine Erben 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

Die Nordsee von oben. Dokumentarfilm, D2016<br />

21.45 (für HG) heute journal 22.15 Die Welt des<br />

Donald Trump 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

Phoenix Runde<br />

Kika<br />

13.15 Snowsnaps’ Winterspiele 13.20 Piets irre<br />

Pleiten 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10<br />

Schloss Einstein –Erfurt 15.00 Ninja Nanny<br />

15.25 Ein Fall für TKKG 15.50 (für HG) Mascha<br />

und der Bär 16.05 (für HG) Chi Rho 16.50 Peter<br />

Pan 17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00 Ein<br />

Fall für die Erdmännchen 18.15 Esme &Roy<br />

18.35 (für HG) Weißt du eigentlich, wie lieb ich<br />

dich hab? 18.47 Baumhaus 18.50 Unser<br />

Sandmännchen 19.00 (für HG) Sherazade<br />

19.25 (für HG) pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00<br />

(für HG) Kika Live 20.10 Find me in Paris<br />

Dmax<br />

5.35 Outback Inferno –Feueralarm in Australien<br />

6.00 Die Aquarium-Profis 6.55 Infomercial 8.55<br />

Hardcore Pawn 9.25 Auction Hunters 9.50<br />

Infomercial 10.15 Baggage Battles 11.15 Die<br />

Zwangsvollstrecker 13.15 Inkasso Air 14.15<br />

Australian Gold 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 SteelBuddies 18.15 A8 –Abenteuer<br />

Autobahn 19.15 Deutschland 24/7 20.15 Steel<br />

Buddies 21.15 Die Austausch-Cops 22.15 112:<br />

Feuerwehr im Einsatz 23.15 DMAX News 23.18<br />

Outback Inferno 0.15 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Lernen fürs Leben –Wie Bildung uns<br />

gesund hält 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Super.markt 11.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Ungenügend! Wi<br />

der Lehrermangelunsere Grundschüler abhängt<br />

20.00 Tagesschau 20.15 Hart aber fair 21.30<br />

Tagesschau 21.32 Wo Liebe allein nicht hilft<br />

22.00 Marktcheck 22.45 MDR Kultur –Das<br />

Filmmagazin 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />

München 0.00 Der Grenzschützer–Dauereinsatz<br />

im Dreiländereck 0.30 Tagesschau vor 20 Jahre<br />

ONE<br />

5.30 Lindenstraße 6.00 Hubert und Staller 6.50<br />

kinokino 7.05 Brisant 7.45 Die Landärztin:<br />

Schleichendes Gift. Arztreihe,D/A 2009 9.15<br />

Brisant 9.55 Hot in Cleveland 10.15 Hot in<br />

Cleveland 10.35 Lindenstraße 11.05 Hubert un<br />

Staller 11.55 Sturm der Liebe 12.40 Sturm der<br />

Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Nach al<br />

den Jahren. Familienfilm, D2013 15.50 Hubert<br />

und Staller 16.40 Hot in Cleveland 17.00 Hot in<br />

Cleveland 17.20 Lindenstraße 17.50 Hart aber<br />

herzlich 18.40 Sturm der Liebe 19.25 Sturm de<br />

Liebe 20.15 Doctor Who 21.05 Doctor Who<br />

22.05 Doctor Who 22.50 Class 23.40 Class<br />

0.25 Doctor Who 1.15 Doctor Who<br />

ZDF NEO<br />

5.10 (für HG) Die Odyssee der einsamen Wölfe<br />

5.55 (für HG) Faszination Erde –mit Dirk Steffen<br />

6.40 (für HG) Abenteuer Polarkreis 7.20 (für HG<br />

Expedition ins ewige Eis –Alfred Wegener 8.05<br />

Topfgeldjäger 9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45<br />

(für HG) Bares für Rares 12.15 (für HG) Monk<br />

13.35 Psych 15.00 (für HG) Monk 16.20 Psych<br />

17.45 (für HG) Bares für Rares 20.15 (für HG)<br />

Kommissarin Heller: Nachtgang. Krimireihe,D<br />

2016 21.45 (für HG) Professor T. 22.45 (für HG<br />

heute-show 23.15 Shapira Shapira 0.00 (für<br />

HG) Eichwald,Mdb 1.05 (für HG) Arne Dahl:<br />

Ungeschoren. Krimireihe, S/D 2015 2.55 (für<br />

HG) Blood –Mord am Meer. Thriller, GB 2012<br />

ZDF INFO<br />

8.15 Die Wahrheit über Franco 9.05 200 Jahre<br />

Kriminalgeschichte 9.50 200 Jahre Kriminalgeschichte<br />

10.35 200 Jahre Kriminalgeschichte<br />

11.20 200 Jahre Kriminalgeschichte 12.00<br />

Mördern auf der Spur 12.30 ZDF-History 13.00<br />

ZDF-History 13.45 ZDF-History 14.30 Warum wi<br />

hassen 15.15 Warum wir hassen 15.55 Warum<br />

wir hassen 16.40 Warum wir hassen 17.20<br />

Warum wir hassen 18.05 Warum wir hassen<br />

18.45 Loch Ness 19.30 Atlantis 20.15 Jack the<br />

Ripper 21.00 Bigfoot 21.40 Wunder der<br />

Wissenschaft 22.25 Wunder der Wissenschaft<br />

23.10 Wunder der Wissenschaft 23.50 Wunder<br />

der Wissenschaft 0.40 heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) ARD<br />

Musikstadt Berlin Streifzüge durch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Anna Þorvaldsdóttir: „Aeriality“ für<br />

Orchester /Daníel Bjarnason: „Processions“ für<br />

Klavier und Orchester /Jean Sibelius: Sinfonie N<br />

5Es-Dur op. 82, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) ARD<br />

Klassik-Werkstatt Bach: Wohltemperiertes<br />

Klavier, Präludien und Fugen aus dem 1. Teil. Mi<br />

Clemens Goldberg, ca. 56 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Ernste Musik Im Spiegel von Zeitgeschichte –<br />

300 Jahre Musikverlag Breitkopf &Härtel. Von<br />

Magdalene Melchers, ca. 45 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) ARD<br />

Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />

eine Ehe in Briefen (2/20). Von Theodor Fontane<br />

Gelesen von JenniferAntoni und Max von<br />

Pufendorf, ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Mehr Commercy –weniger<br />

Kommerz!: Ein Jahr unten den Gelbwesten. Von<br />

Claus Josten, ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Hörspielmagazin Extra: Zwischen Nazis<br />

und Nofretete –Samuel Becketts <strong>Berliner</strong><br />

Tagebücher 1936/37. Von Bernd Kempkerund<br />

Carola Veit, ca. 50 Min.<br />

MAGAZIN<br />

10.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Lesart Das Literaturmagazin: „Der Tunnel“ von<br />

Abraham B. Yehoshua /„Das Glück der kalten<br />

Jahre“ von Martyna Bunda /„Blödes Bild“ von<br />

Johanna Thydell, ca. 55 Min.<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Weltzeit Kunst, Koka und Konflikt–Kolumbien<br />

drei Jahre nach dem Friedensvertrag, ca. 30 Min<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Es hilft mir niemand, dich zu<br />

betrauern“ –Schriftstellerinnenüberden Tod des<br />

Vaters. Von Jutta Rosenkranz, ca. 26 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der griechische Musiker George<br />

Dalaras. Mit Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz Live Dominik Wania: Piano Solo. Aufnahme<br />

vom 18.10.2019 aus dem Beethoven-Haus<br />

Kammermusiksaal in Bonn, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 269 · D ienstag, 19. November 2019 – S eite 26 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Matt Damon (49) hat gerade eine Lebenskrise<br />

hinter sich. Daserzählte<br />

der Schauspieler jetzt der Augsburger<br />

Allgemeinen:„Ich wollte wegen meiner<br />

Familie ein Jahr lang pausieren,<br />

weil ich zuvor fünf Filme hintereinander<br />

gedreht hatte.Aber 2017 lag mein<br />

Vater im Sterben, und deshalb gingen<br />

wir in meine Heimatstadt Boston zurück,<br />

damit ich bei meinemVater im<br />

Krankenhaus sein konnte.Eswar ein<br />

schreckliches,sehr hartes Jahr.“ Und<br />

weil es für seine Familie keine wirkliche<br />

Pause gebracht habe,soDamon,<br />

habe er ein Jahr Auszeit drangehängt.<br />

Jetzt schaue er mit einigem Befremden<br />

aufs Filmgeschäft:„Die Branche<br />

hat sich verändert–die Artvon Dramen,<br />

die mein Brot-und-Butter-Geschäft<br />

waren, wandernins Fernsehen<br />

oder werden gar nicht mehr gemacht.“<br />

Nun, da klagt ein Superstar<br />

aber auf höchstem Niveau.<br />

Kanye West (42) wankte lange voneiner<br />

Krise zur nächsten –der schwerreiche<br />

Rapper und Ehemann der Ich-<br />

Unternehmerin KimKardashian hat<br />

uns in den letzte Jahren nur wenig<br />

Unsinn und Peinlichkeiten erspart.<br />

Seit geraumer Zeit sucht und findet er<br />

offenbar bei Gott einen festen Halt.<br />

Erst am Sonntag tratWest in der Lakewood<br />

Church im texanischen Houston<br />

auf, wo er an der Seite des protestantischen<br />

Predigers Joel Osteen zu<br />

den Gläubigen sprach. DieFrohe Botschaft:„Der<br />

einzige Superstar ist Jesus!“<br />

IstJesus nun ein Symptom der<br />

Krise oder des Heils?<br />

DirkNowitzki (41) erhält denVerdienstorden<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland. DerfrühereBasketballstar<br />

wirdam4.Dezember vonBundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier<br />

in Berlin für sein Engagement<br />

in der Bildung ausgezeichnet. Der<br />

Sportler hat in den USA die Dirk-<br />

Nowitzki-Foundation gegründet,<br />

die bis heute vielfältige<br />

Projekte in den Bereichen<br />

Gesundheit<br />

und Bildung vonKindernfördert.<br />

DieStiftung<br />

ist auch in<br />

Deutschland tätig und<br />

fördertKinder aus armen<br />

Familien. Nowitzki<br />

ist zudem als<br />

Botschafter fürs UN-Kinderhilfswerks<br />

Unicef unterwegs.Ein<br />

Supermann!<br />

(schl.)<br />

Ausgezeichnet: Soziales<br />

Engagement, so weit das Auge<br />

reicht!<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

Noch eine Katze, eine ganz normale<br />

aus der Ukraine.<br />

DPA<br />

Okay, ist ja gut: DasHabt-ihr-sienoch-alle-Telefon<br />

der kleinen Tierkastenredaktion<br />

stand am Montag<br />

nicht still, nachdem wir das Bild einer<br />

quasi-nackten Sphinx-Katzeveröffentlicht<br />

hatten –eine Obszönität<br />

sei das,eine Qualzucht, also Tierquälerei<br />

…Heute zeigen wir zum<br />

Ausgleich eine ganz normale Feldund-Wiesen-Katzeaus<br />

der Ukraine.<br />

DasBild erreichte uns unverhofft, eigentlich<br />

geht es um Kiwibeeren –<br />

auch Scharfzähnige Strahlengriffel<br />

genannt. UnsereKatzesitzt in einem<br />

solchen Kiwi-Strauch. (schl.)<br />

„Es ist eine Schande!“<br />

Robert De Niro ist in einem neuen Film zu sehen, will aber lieber über MeToo und Trump sprechen<br />

Er ist einer der wenigen<br />

Menschen weltweit, die<br />

man nicht vorstellen muss:<br />

Robert DeNiro, Kultschauspieler,<br />

Chamäleon, Jahrhundertmime.<br />

Interviews mit ihm sind eine<br />

Rarität, vielleicht auch deswegen,<br />

weil sie nicht seine Paradedisziplin<br />

sind: Es ist schwer, DeNiro einige<br />

längere Sätze zuentlocken. Wir treffen<br />

die Schauspiellegende in einem<br />

Hotel, das selbst legendär ist, das „La<br />

Mamounia“ in Marrakesch. DeNiro<br />

sitzt im Garten und gibt sich schon<br />

bei der Kleidung so unauffällig, dass<br />

man ihn fast übersieht: beigefarbene<br />

Hose, dunkles Hemd, ein braunes<br />

Sakko.Aber,das merkt man sofort: Er<br />

ist für seine Verhältnisse extrem zugänglich,<br />

gesprächig und offen.<br />

Mr DeNiro, sieht man Sie in „The<br />

Irishman“ endlich wieder in einem<br />

gewichtigen Meisterwerk wie „Taxi<br />

Driver“, „Goodfellas“ oder „Casino“?<br />

Werist der „Irishman“?<br />

„The Irishman“ erzählt die wahre<br />

Geschichte des irischen Auftragsmörders<br />

Frank Sheeran. Eigentlich<br />

hatten Marty und ich etwas anderes<br />

vor, aber dann las ich zufällig dieses<br />

Buch und wir haben sofortbeschlossen,<br />

den zu drehen.<br />

Wasverbindet Sie mit „Marty“ Scorsese<br />

außer nunmehr neun Filmen?<br />

Wir sind in derselben NewYorker<br />

Gegend aufgewachsen, in Little Italy,<br />

und lernen uns mit 15,16 kennen.Wir<br />

hatten schon damals denselben<br />

Filmgeschmack und denselben Appetit<br />

auf gute Storys.Daher haben wir<br />

so oft miteinander gedreht. Ich habe<br />

es aufgegeben zu erklären, wie wir<br />

miteinander arbeiten. Das Einzige,<br />

was ich inWortefassen kann, ist, dass<br />

unsereArbeit aufVertrauen basiert.<br />

Doch zurück zu unserer Eingangsfrage,<br />

ich stelle sie noch einmal anders:<br />

Warum sah man Siesooft in albernen,<br />

fäkalhumorigen Streifen wie<br />

„Dirty Grandpa“?<br />

Ich liebe Komödien. Natürlich<br />

unterscheiden sie sich sehr von<br />

klassischen Filmdramen. Aber oft<br />

sind Komödien sogar noch schwerer<br />

zu drehen als die Dramen. Ich bin<br />

leider kein begnadeter Komiker. Ich<br />

kann gewisse komödiantische Rollen<br />

spielen, aber das war’s dann auch<br />

schon. Ich bin definitiv kein Comedy-Genie<br />

wie Billy Crystal!<br />

„The Irishman“ soll mit einem angeblichen<br />

Budget von135 Millionen Dollar<br />

der teuerste Netflix-Film überhaupt<br />

sein…<br />

Was, so viel? Was für ein Glück,<br />

dass wir das bekommen haben! Ich<br />

weiß nur,dass es nicht leicht war,ihn<br />

auf traditionelle Art finanziert zubekommen.<br />

Die großen Hollywood-<br />

Studios kriegten es nicht hin, daher<br />

waren wir selig, als Netflix zusagte.Sie<br />

haben den Film nicht nur finanziert,<br />

sondernhaben uns komplette künstlerische<br />

Freiheit gewährt.<br />

Wo stehen Sie inder Debatte: Wird<br />

Netflix der letzte Sargnagel sein, um<br />

die Filmkunst aus den Sälen zu treiben?<br />

Oder werden Streamingdienste<br />

vielleicht zum Refugium der Filmemacher,<br />

die kaum noch Hoffnung<br />

hatten, ihre Visionen für das Kino<br />

umsetzen zu dürfen?<br />

Ich verstehe die Problematik und<br />

weiß, warum viele etablierte Studios<br />

Angst vor Streaming-Diensten haben.<br />

Wir haben mit Netflix auch<br />

lange darüber diskutiert, sie haben<br />

zugestimmt, unseren Film zusätzlich<br />

in ausgewählten Kinos zu zeigen.<br />

Der Konflikt zwischen Streamingdiensten<br />

und Kinos muss irgendwie<br />

gelöst werden, auch wenn<br />

die Lösung nicht jedem gefallen<br />

wird. Aber natürlich kann ich die Zukunft<br />

des Kinos nicht voraussehen.<br />

RobertDeNiro über den US-Präsidenten: „Er ist eine Pest für unser Land.“<br />

Szene aus „The Irishman“ mit RobertDeNiro (l.) und Joe Pesci.<br />

DER FILM „THE IRISHMAN“<br />

In dem Film „The Irishman“ spielt RobertDeNiro den Geldeintreiber und Problemlöser Frank<br />

Sheeran, der schon viele Jahre für den Mafiaboss Russell Bufalino (Joe Pesci) arbeitet. Auf<br />

Empfehlung Russels stellt ihn der mit der Cosa Nostra verbandelte Gewerkschaftsführer<br />

Jimmy Hoffa (Al Pacino) als seinen Bodyguard ein. Zwischen den beiden Männernentwickelt<br />

sich erst Respekt, dann eine engeFreundschaft. Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto höher<br />

steigt Frank auch in den Rängen der Mafia auf und desto grausamer werden die Verbrechen,<br />

die er verübt. Dann bekommt er den Auftrag,Hoffa zu ermorden ...<br />

Die Netflix-Produktion ist bereits in ausgewählten Kinos auch in Berlin angelaufen. Am 27.<br />

November wird „The Irishman“ dann auch auf Netflix zu sehen sein. (Regie: Martin Scorsese,<br />

Buch: StevenZaillian, Dauer:209 Minuten)<br />

GETTY<br />

NETFLIX<br />

Kommen wir zu einem weiteren Politikum:Wiesehen<br />

Sieden Umbruch in<br />

Hollywood durch die MeToo-Bewegung?<br />

Ich hatte nie etwas von diesen<br />

Dingen mitbekommen. Natürlich erzählt<br />

man mir nicht, wenn jemand<br />

hinter verschlossenen Türen jemanden<br />

verführt, belästigt oder sogar<br />

missbraucht wird. Wahrscheinlich<br />

ahnte man, wie ich reagieren würde.<br />

Aber es ist Zeit, dass Hollywood etwas<br />

dagegen unternimmt! Mirwurde erst<br />

jetzt klar, wie verbreitet das Problem<br />

war! Natürlich hat man schon mal<br />

voneiner Casting-Couch gehörtoder<br />

so etwas …Vielleicht war ich zu naiv,<br />

ich konnte mir einfach nicht vorstellen,<br />

dass Leute so schreckliche Dinge<br />

tun, nur um jemanden ins Bett zu bekommen!<br />

Dasverstörtmich.<br />

Kann Macht aus Menschen solche<br />

Seiten herauskehren?<br />

Ich weiß nur: Schauspieler sind<br />

von Natur aus sehr sensibel. Wenn<br />

man ihnen eine Rolle verspricht, nehmen<br />

sie das sehr ernst. Man hat also<br />

eine große Verantwortung als Produzent<br />

oder Casting-Direktor. Ich finde<br />

es völlig inakzeptabel, diese Macht zu<br />

missbrauchen, indem sie Sexfordern.<br />

Zu sagen „Wenn du mit mir schläfst,<br />

werdeich dir diese Tür in Hollywood<br />

öffnen“ – das ist indiskutabel, undenkbar,<br />

untragbar! Gerade, weil ich<br />

es früher nicht gemerkt habe,bin ich<br />

jetzt umso aufmerksamer, wenn es<br />

um dieses Thema geht!<br />

Siegreifen Trump und die US-Politik<br />

oft mit größter Deutlichkeit an. Entspricht<br />

diese Haltung Ihrer persönlichen<br />

Zivilcourage?<br />

Wir alle wissen jetzt, was für ein<br />

Mensch Donald Trump ist. Als er gewählt<br />

wurde, war ich noch bereit,<br />

ihm eine Chance zu geben. Ich<br />

hoffte, dass er zumindest gute Absichten<br />

hat. Aber jetzt hat er unsere<br />

schlimmsten Befürchtungen übertroffen.<br />

Meiner Meinung nach ist er<br />

eine Pest für unser Land. Die Republikaner<br />

sollten sich schämen, ihm<br />

so vieles erlaubt zu haben. DiePartei<br />

und er sollten das Volk repräsentieren<br />

–und sie haben versagt. Ihre eigene<br />

Agenda und ihr Machthunger<br />

führten dazu, dass sie diesen Menschen<br />

unterstützen und ihn so großmäulig<br />

daherreden lassen. Es ist eine<br />

Schande!<br />

Sind Sie entschlossen, in Aktion zu<br />

treten?<br />

Ich will mich nicht zur Zielscheibe<br />

machen. Aber wir müssen<br />

die, die so belogen wurden, davon<br />

überzeugen, dass man ihnen erst<br />

helfen kann, wenn sie nicht länger<br />

auf Trumps Versprechungen hereinfallen.Werihn<br />

jetzt noch unterstützt,<br />

tut das entweder aus Naivität, Informationsmangel<br />

oder aufgrund<br />

schlechter Bildung.<br />

Sie haben Soziopathen, Psychopathen<br />

„und alle anderen Arten vonPaten<br />

gespielt“, wie Scorsese mal über<br />

Sie sagte. Würden Sie auch Trump<br />

spielen?<br />

Nie. Für jede Figur, die ich spiele,<br />

finde ich irgendwo etwas Mitgefühl.<br />

Ichbeschäftige mich so lange mit ihnen,<br />

bis ich etwas finde, was sie mir<br />

nachvollziehbar macht. Bei Trump<br />

versuche ich jeden Tagauf Neue, etwas<br />

zu finden, was mir Mitgefühl abringt.<br />

Es gelingt mir nicht.<br />

Wasgibt Ihnen die Kraft für ihren herausfordernden<br />

Jobs? Sie sind mittlerweile<br />

auch 76 Jahrealt …<br />

Kamillentee und ein guter Espresso.Abwechselnd.<br />

Daseine pusht<br />

mich, das anderebringt mich wieder<br />

herunter.Das wirkt Wunder!<br />

DasGespräch führte<br />

Mariam Schaghaghi.<br />

NACHRICHTEN<br />

Ein Toter bei Unwetter und<br />

Schneechaos in Österreich<br />

Im Unwetter-und Schneechaos in<br />

Österreich ist am Montag ein<br />

Mensch ums Leben gekommen. Der<br />

79-Jährige wurde hinter seinem<br />

Haus in Kärnten voneiner<br />

Schlammlawine erfasst, wie die Polizeimitteilte.Auch<br />

in Salzburg, Tirol<br />

und der Steiermarkgab es etliche Katastropheneinsätze,<br />

Straßen und<br />

Bahnstrecken waren gesperrt. Ein<br />

zeitweise vonder Außenwelt abgeschnittenes<br />

Skigebiet im Stubaital<br />

war am Nachmittag wieder erreichbar.Von<br />

Freitag- bis Montagmorgen<br />

waren in Oberkärnten, Osttirol und<br />

den südlichen Regionen vonSalzburgstellenweise<br />

bis zu 300 Millimeter<br />

Niederschlag gefallen. Am Mittwoch<br />

sei mit einer „nachhaltigen<br />

Entspannung“ der Lage zu rechnen,<br />

teilte der österreichischen Wetterdienst<br />

mit. (AFP)<br />

Kritik an Prinz Andrewnach<br />

BBC-Interviewnimmt zu<br />

Derbritische Prinz Andrew (59) gerät<br />

nach seinem Interview zum Missbrauchsskandal<br />

um den toten US-<br />

Multimillionär Jeffrey Epstein immer<br />

stärker unter Druck. Rechtsanwälte<br />

vonFrauen, die Epstein Missbrauch<br />

vorwerfen, forderten vomPrinzen,<br />

eine Erklärung bei der US-amerikanischen<br />

Ermittlungsbehörde FBI abzugeben.<br />

„Erscheint überhaupt kein<br />

Mitleid für die Opfer zu haben, und<br />

er scheint seine lange Freundschaft<br />

mit Jeffrey Epstein nicht zu bereuen“,<br />

sagte die Anwältin Lisa<br />

Bloom, die einige der Frauen vertritt,<br />

dem britischen Nachrichtensender<br />

SkyNews. (AFP)<br />

Polizei blitzt Frau mit<br />

Kinderwagen<br />

Ins Bild geschoben: Der Kinderwagen bewahrtden<br />

Raser vor dem Bußgeld. DPA<br />

Glück für einen Autofahrer im Sauerland:<br />

Genau in dem Moment, als er<br />

mit Tempo 61 in einer 50er-Zone geblitzt<br />

wurde,schob eine Frau einen<br />

Kinderwagen durchs Bild. DasFoto,<br />

das die Polizei am Montagmorgen<br />

veröffentlichte,zeigt Mutter und Kind<br />

im Buggy –Kennzeichen und Fahrer<br />

des Autos im Hintergrund sind verdeckt.<br />

DerFahrer desWagens kann<br />

sich bei der Frau bedanken: 15 Euro<br />

Verwarnungsgeld hätte ihn das Blitzerfoto<br />

wohl gekostet. (dpa)<br />

Ariana Grande sagt wegen<br />

„Schmerzen“ Auftritt ab<br />

US-Superstar Ariana Grande (26),<br />

seit Monaten auf Welttournee,hat<br />

wegen gesundheitlicher Probleme<br />

einen Auftritt abgesagt. Es tue ihr so<br />

leid, aber sie müsse auf das für den<br />

Abend geplante KonzertinLexington<br />

im US-Bundesstaat Kentucky<br />

verzichten, sagte die Popsängerin<br />

am Sonntag (Ortszeit) in einer Videobotschaft<br />

auf Instagram. Sie<br />

habe sich am Morgen äußerst<br />

schlecht gefühlt und könne kaum<br />

schlucken. Am Vortag hatte die Sängerin<br />

ihren Fans bereit mitgeteilt,<br />

dass sie „große Schmerzen“ habe.<br />

„Ich bin immer noch sehr krank“,<br />

klagte Grande. (dpa)

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