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FINANCIAL ZERO TO

FINANCIAL HERO

Keine Geldsorgen und Finanzkompetenz für alle: Goran Maric verfolgt ein großes Ziel. Mit seinem

Unternehmen Three Coins will er Wissen fördern und das Thema Financial Literacy neu besetzen.

Text: David Hanny

Foto: Peter Rigaud

D A I L Y

Wenn Goran Maric über

Geld spricht, geht

es ihm vor allem um

Chancengleichheit – zu

kompliziert sei die Finanzwelt.

„Was ist Finanzbildung eigentlich? Es

ist eine Lebenskompetenz“, sagt Maric, und

diese Lebens kompetenz möchte er gemeinsam

mit seinem Team vermitteln – in Österreich

und auf der ganzen Welt, ausgehend

von einem kleinen Büro in Wien. Die Kernleistung

von Three Coins sind einerseits

Workshops für Schüler und junge Menschen

und anderer seits Kundenprojekte mit Unternehmen

rund um „Financial Literacy“.

Das Beratungs- und Projektgeschäft

finanziert die Workshops,

wobei die Kundenprojekte von einem

E-Mail-Newsletter und Videoprojekt

zum Thema finanzielle Bildung für die

Direktbank ING bis hin zu einer App, die

ohne Zahlen auskommen soll, reichen.

Maric versucht, Finanzwissen so einfach

wie möglich darzulegen – auch ein siebenjähriges

Kind soll verstehen, worum

es geht. „Aus diesem Grund setzen wir

statt auf Zahlen sehr stark auf Wünsche,

Werte, Ängste und Vorstellungen vom

eigenen Leben“, erklärt er. „Beispielsweise

beginnen unsere Schulworkshops

mit Bewusstseinsfragen oder Spielen,

bei denen Kindern womöglich zum ersten

Mal klar wird, wofür man eigentlich

Geld ausgibt.“

Maric will Bewusstsein schaffen

und die Selbstreflexion fördern. Oft sei er

überrascht, wie wenig die Leute über die

knapp 13.000 Werbebotschaften nachdenken,

mit denen jeder Mitteleuropäer

täglich konfrontiert ist. „Unser Verhalten

hängt stark davon ab, wie wir diese Botschaften

aufnehmen, vor allem in einer

Zeit, in der Werbung immer stärker personalisiert

wird“, so Maric.

Schere zwischen analog und digital

Dabei beobachtet Maric, dass die

Schere zwischen der Realität und der

digitalen Welt weiter auseinandergeht:

„Weil immer mehr im digitalen Bereich

passiert, verlieren viele Leute das Bewusstsein

darüber, wo Geld eigentlich

herkommt und was man damit macht.“

Kinder wachsen nämlich zunehmend

mit digitalem Geld auf. „Dabei

haben unzählige Studien gezeigt, dass

Menschen bewusster mit Bargeld und

Münzen umgehen als mit einer Bankomatkarte“,

erklärt Maric. Der entscheidende

Effekt dabei nennt sich Verlustschmerz:

Wer sich an der Kasse von

seinen erarbeiteten Geldscheinen und

Münzen trennt, aktiviert gewisse Hirnströme,

die bei der Zahlung mit Karte

„Weil immer mehr in der digitalen

Welt passiert, verlieren viele

Menschen das Bewusstsein

darüber, wo Geld herkommt.“

„Wir werden bei allem, was wir tun, von externen Faktoren beeinflusst – und diese

müssen wir lernen, zu verstehen“, sagt Goran Maric, der als CEO von Three Coins Menschen

Finanzkompetenz beibringen will.

nicht angehen. „Man spürt, dass man

etwas verliert. Dieses Gefühl fehlt bei

digitalem Geld völlig“, sagt Maric.

Deshalb seien auch sogenannte

One-Click-Zahlungen im Internet eine

große Gefahr: Der Käufer habe dabei

kein Gefühl dafür, was er ausgibt. Besonders

stark von diesem Effekt be troffen

seien Onlinespiele, denn dabei dauere

die Begeisterung für Neues nur kurz an,

so Maric. Im Computerspiel Fortnite

etwa, das weltweit 250 Millionen registrierte

Nutzer zählt, gibt laut LendEdu,

einer Finanzplattform für Studenten,

jeder Spieler durchschnittlich 84 US-$

für digitale Waffen und Skins (Anzüge,

die das Aussehen eines Spielers verändern)

aus.

Entscheidungen wie diese möchte

Maric im Zuge der Three-Coins-

Workshops hinterfragen. „Wir werden

bei allem, was wir tun, von externen

Faktoren beeinflusst – und diese müssen

wir lernen, zu verstehen“, erklärt Maric.

Als Beispiel für einen äußeren Einfluss

nennt er Hunger: Eine hungrige Person

kauft im Supermarkt um 40 % mehr ein

als jemand, der keinen Hunger verspürt.

„Daher ist es immer sinnvoll, zu fragen,

ob man etwas kauft, weil man es braucht,

oder ob man es kauft, weil man es haben

will“, meint er. „So beginnt man zu verstehen,

wofür man sein Geld ausgibt, und

kann bewusste Entscheidungen treffen.“

In der Vergangenheit hatte Maric

selbst einige Schlüsselmomente, was

seinen Umgang mit Geld betrifft. Dazu

zählen die Reparaturkosten für eine

kaputte Gastherme, die er nicht sofort

bezahlen konnte, bis hin zu mehreren

To-go- Kaffees täglich, „die überhaupt

nicht notwendig waren“. Abgesehen davon

war Maric jedoch immer bewusst,

wie wichtig es ist, ausreichend Geld zu

haben – was nicht zuletzt an seiner Herkunft

liegt: Anfang der 90er-Jahre, Maric

war vier Jahre alt, wanderten seine

Eltern aus dem heutigen Bosnien nach

Österreich ein. „Beide waren Arbeiter,

dadurch hatten wir von vornherein nie

viel Geld“, erzählt Maric.

Während seiner Schulzeit merkte

er, dass Bildung Chancen kreiert, weshalb

er sich in der Schüler- und später

in der Hochschulpolitik engagierte. Im

Laufe seines Studiums an der Wirtschaftsuniversität

(WU) Wien gründete

Maric außerdem das Social Entrepreneurship

Forum (SEF), eine Informationsplattform

für Gründer, die mit ihrem

Unternehmen ein soziales Problem in

Angriff nehmen. „Ich habe nicht verstanden,

warum es an der WU 23.000 Studierende

gibt, von denen ein sehr großer

Teil ein profitorientiertes Unternehmen

gründen will, während es so viele Probleme

auf der Welt gibt“, erzählt Maric.

Goran Maric ist CEO von Three

Coins, einem Unternehmen, das

sich mit innovativen Ansätzen

und Zugängen rund um das Thema

Finanzbildung und -kompetenz

beschäftigt.

THREE COINS

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