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Berliner Zeitung 22.11.2019

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Musik nach dem Tod: Das neue Album von Leonard Cohen – Feuilleton Seite 21<br />

Prinz Andrew<br />

und der<br />

Epstein-Skandal<br />

Seiten 8<br />

und 28<br />

6°/10°<br />

Hin und wieder Sonne<br />

Wetter Seite 28<br />

Wo fahren sie denn?<br />

Berlin will Sharing-Daten<br />

Made in Berlin Seite 14<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Ski und Rodel gut:<br />

Der Wintersport ist zurück<br />

SportSeite 20<br />

Freitag,22. November 2019 Nr.272 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Neues Leben im<br />

Haus der Statistik<br />

Berlin Seite 10<br />

Bürgerengagement<br />

Für eine<br />

ein bisschen<br />

bessere Welt<br />

VonPaul Linke<br />

Befürworten Sie eine „kostenlose<br />

Rückgabe von Verpackungseinheiten<br />

aus Plastik an den Hersteller“<br />

oder sind Sieeher für eine„genehmigungsfreie<br />

Aufforstung auf Privatgrund<br />

bis 1 Hektar Fläche“? Entscheiden<br />

Sie darüber auf der Homepage<br />

des Deutschen Bundestages,<br />

wo Dutzende Petitionen auf Ihre<br />

Stimme warten. Natürlich können<br />

Sieauch –gemäß<br />

Art. 17 Grundgesetz<br />

–Ihr eigenes<br />

Anliegen einreichen;<br />

es wirdauf<br />

jeden Fall geprüft.<br />

Und sollte<br />

es Ihnen dann<br />

tatsächlich gelingen,<br />

inner-<br />

Charlotte Roche,<br />

Unterstützerin einer halb von vier<br />

Petitionskampagne Wochen 50 000<br />

Unterstützer zu<br />

finden, dürfen Sievor dem Petitionsausschuss<br />

sprechen. Das ist gelebte<br />

Demokratie,sogeht Mitmachpolitik.<br />

Aber kann man so die Welt retten?<br />

Es gibt immer mehr Menschen,<br />

die es zumindest versuchen wollen,<br />

und Charlotte Roche zählt dazu. Die<br />

Moderatorin, Bestsellerautorin, Podcasterin<br />

und und und ist eine prominente<br />

Befürworterin der Kampagne<br />

„12062020 Olympia“, die gerade auf<br />

Instagram gestartet wurde und über<br />

Crowdfunding Geld einsammelt.<br />

Das Ziel: 1,8 Millionen Euro an Ticketeinnahmen,<br />

um das bereits reservierte<br />

<strong>Berliner</strong> Olympiastadion zu<br />

mieten; dort sollen dann im kommenden<br />

Juni 90 000 friedlich mit<br />

Smartphones bewaffnete Mitmachdemokraten<br />

oder „Deutschlands<br />

größte Bürger*innenversammlung“<br />

Petitionen in den Bundestag einreichen<br />

– im Sekundentakt, für eine<br />

vorerst ein bisschen bessere Welt.<br />

Organisiert wird die Kampagne von<br />

Fridays, Scientists und Entrepreneurs<br />

for Future sowie dem <strong>Berliner</strong><br />

Kreativ-Start-up Einhorn.<br />

Zum ersten Vortreffen in der<br />

Kreuzberger Markthalle 9kamen ein<br />

paar HundertWeltverbesserer,meist<br />

junge, von sich und der Idee euphorisierte<br />

Leute, und beim gemeinsamen<br />

Erinnerungsfoto stand Roche,<br />

41, in der ersten Reihe; angereist aus<br />

der ländlichen Umgebung vonKöln.<br />

Mitihrer Präsenz und Reichweite hat<br />

Roche schon ganz anderen Kampagnen<br />

Kraft verliehen.<br />

Zuletzt rief sie zum Boykott von<br />

True Fruits auf, also eines Unternehmens,das<br />

es witzig findet, mit rassistischen<br />

und sexistischen Claims für<br />

Smoothies zu werben. „Sei Teil einer<br />

Bewegung“, schrieb Roche an ihre<br />

Follower. Sie folgten. Oder die Sache<br />

mit den Tampons, die in Deutschland<br />

wie Luxusgüter (19 Prozent) besteuert<br />

wurden. Die von Roche und<br />

anderen Prominenten unterstützte<br />

Petition (180 000 Mitzeichner) hatte<br />

Erfolg, ab Januar gelten „Monatshygieneartikel“<br />

als Grundbedarf, zu besteuernmit<br />

sieben Prozent.<br />

Und jetzt alle auf die Homepage<br />

des Bundestages, den privaten Aufforsternfehlen<br />

noch 49 225 Stimmen.<br />

Und raus bist du!<br />

Berlin liegt bei Zwangsräumungen im Vergleich mit anderen Städten weit vorn<br />

Die neue<br />

investigative<br />

Serie der<br />

<strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong><br />

Bedroht vom Verlust der Wohnung sind oft Menschen mit psychischen Erkrankungen. Besondershäufig geraten auch Hartz-IV-Empfänger und Rentner in Bedrängnis.<br />

VonGabriela Keller<br />

Inkaum einer deutschen Großstadt<br />

gibt es so viele Zwangsräumungen<br />

von Wohnungen<br />

wie in Berlin: Knapp 5000-mal<br />

beauftragten die Vermieter im vergangenen<br />

Jahr die <strong>Berliner</strong> Gerichtsvollzieher<br />

mit der Räumung von<br />

Mietwohnungen; auf rund 750 Einwohner<br />

pro Jahr kommt ein Räumungsauftrag.<br />

Damit ist nicht gesagt,<br />

wie oft tatsächlich geräumt<br />

wurde. Denn einerseits führt nicht<br />

jeder Auftrag zu einer Vollstreckung.<br />

Andererseits sind viele Mieter schon<br />

ausgezogen, bevor die Gerichtsvollzieher<br />

anrücken. Sie tauchen in keiner<br />

Statistik auf.<br />

Trotzdem lohnt der Vergleich: In<br />

München gingen 2018 bei den Behörden<br />

860 Mitteilungen über Räumungstermine<br />

ein –einer pro 1700<br />

Einwohner. In Hamburg liegt die<br />

Zahl der Räumungen bei 848, das ist<br />

nur eine pro2170 Einwohner.<br />

Frankfurt am Main (740 Räumungsmitteilungen)<br />

und Düsseldorf<br />

(597 Mitteilungen) bilanzieren<br />

einen Fall prorund 1000 Einwohner.<br />

Räumungstermine lassen sich nicht<br />

mit -aufträgen gleichsetzen, zudem<br />

erheben die Städte ihre Zahlen auf<br />

jeweils unterschiedlicher Basis.<br />

Diese Ungenauigkeiten sind also<br />

einzurechnen. Dennoch zeichnet<br />

sich ein Bild ab.<br />

Die<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> startet heute<br />

mit einer Serie zum Thema Zwangsräumungen.<br />

Zu der Recherche gehörte<br />

eine umfassende Datenabfrage<br />

in allen Bezirken, bei den Gerichten<br />

und der Senatsverwaltung<br />

für Arbeit und Soziales.Imersten Teil<br />

heute geht es um den Zusammenhang<br />

zwischen den steigenden Mieten<br />

und der Überforderung der Hilfesysteme,<br />

die dem Andrang von<br />

Menschen in akuter Wohnungsnot<br />

kaum noch gerecht werden. DieZahlen,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegen,<br />

bestätigen, dass Vermieter Räumungen<br />

vor allem in Gegenden<br />

durchsetzen, wo die Mieten zuletzt<br />

deutlich gestiegen sind. Am stärksten<br />

betroffen sind derzeit die Bezirke<br />

Marzahn-Hellersdorf, Spandau und<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf – in<br />

letzteren beiden steigen die Zahlen<br />

entgegen dem gesamtstädtischen<br />

Trend sogar an.<br />

Das zeigt: Obwohl die Zahl der<br />

Räumungsklagen in Gesamt-Berlin<br />

sinken, spielen sie in der Dynamik<br />

des Mietmarkts heute eine große<br />

Rolle. „Wir sehen bei den Mieten,<br />

dass eine deutliche Zunahme der<br />

Belastungen besteht“, sagt Rainer<br />

Wild, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />

Mietervereins.„Allein aus dem Mietspiegel<br />

2017 ergibt sich eine Mietsteigerung<br />

von imSchnitt 70 Euro –<br />

allein das macht deutlich, dass es generell<br />

ein hohes Risiko von Wohnungsverlust<br />

gibt.“<br />

Sozialarbeiter und Mitarbeiter in<br />

Bezirksämtern sagen, dass Räumungsklagen<br />

früher vor allem dazu<br />

dienten, Mietschulden einzutreiben.<br />

Inzwischen, so heißt es einhellig bei<br />

Beratungsstellen und Experten, wollen<br />

viele Vermieter die Altmieter loswerden<br />

–bei einer Neuvermietung<br />

winken oft große Renditesprünge.<br />

Elke Breitenbach, Senatorin für<br />

Arbeit und Soziales (Linke), fordert<br />

deshalb eine engere Zusammenarbeit<br />

der Behörden: „Die Prävention<br />

ist der zentrale Aspekt der Wohnungslosenhilfe.<br />

Bezirke und Jobcenter<br />

müssen schneller und abgestimmter<br />

handeln, wenn eine Räumungsklage<br />

ansteht.“ Es sei das gemeinsame<br />

Ziel, die Anzahl von<br />

„Die Prävention ist der zentrale Aspekt der<br />

Wohnungslosenhilfe. Bezirke und Jobcenter<br />

müssen schneller und abgestimmter handeln,<br />

wenn eine Räumungsklage ansteht. “<br />

Elke Breitenbach,<br />

Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales (Linke)<br />

Räumungen „signifikant zu senken“.<br />

Familien mit Kindern sollten möglichst<br />

gar nicht geräumt werden; zudem<br />

sei vorgesehen, einen berlinweit<br />

einheitlichen Prozess zur Mietschuldenübernahme<br />

zu etablieren.<br />

Dass notorische Mietschuldner<br />

vorsätzlich nicht zahlen, kommt<br />

nach Angaben vonFachleuten selten<br />

vor –zugroß ist das Risiko, nach einem<br />

Wohnungsverlust nichts Neues<br />

mehr zu finden. Vielmehr spielen oft<br />

psychische Erkrankungen oder<br />

Suchtproblemeeine Rolle.<br />

Rentner und Hartz-IV-Empfänger<br />

geraten besonders oft in Bedrängnis:<br />

DieJobcenter übernehmen zwar die<br />

Mietkosten –aber nur bis zu einer<br />

bestimmten Grenze. Wenn der Vermieter<br />

die Miete erhöht, wird diese<br />

GETTY IMAGES<br />

schnell überschritten. Derzeit gibt es<br />

in Berlin rund 244 000 Hartz-IV-<br />

Haushalte, deren Mietkosten die<br />

Jobcenter tragen. Bei fast 90 000 davon<br />

liegt die Miete über dem Richtwert<br />

–also bei mehr als jedem dritten<br />

Haushalt. Die Differenz liegt im<br />

Schnitt bei 135 Euro proHaushalt.<br />

In manchen Fällen übernehmen<br />

die Jobcenter die volle Miete, in<br />

manchen müssen die Betroffenen<br />

zuzahlen –von ihrem Regelsatz. Das<br />

Land Berlin hat die Richtwerte 2018<br />

angehoben –noch 2017 lag rund die<br />

Hälfte aller Hartz-IV-Haushalte darüber.<br />

Dennoch schaffen es Politik<br />

und Verwaltung damit nicht, den<br />

Druckdes Mietmarkts aufzufangen.<br />

In Neukölln etwa liegt nach wie<br />

vor mehr als jeder zweite Haushalt<br />

über der Grenze. Allein mit der Anpassung<br />

der Richtwerte ließe sich die<br />

Mietpreisentwicklung „natürlich<br />

nicht bremsen“, sagt Senatorin Breitenbach,<br />

„dazu bedarfesregulierender<br />

Eingriffe“ wie des geplanten Mietendeckels.<br />

Indes fürchten Mietexperten,<br />

dass gerade die zunehmende<br />

Regulierung dazu führt, dass Vermieter<br />

Schlupflöcher suchen.<br />

EinWeg, höhere Renditen durchzusetzen,<br />

sind Räumungsklagen aufgrund<br />

vonvorgetäuschtem Eigenbedarf.„Wir<br />

stellen eindeutig einen Anstieg<br />

fest – leider. Vielfach geht es<br />

aber darum, die Wohnungen danach<br />

teurer zu verkaufen oder zu vermieten“,<br />

sagt Rainer Wild vom Mieterbund;<br />

er schätzt, dass die Zahl der<br />

Mitglieder, die sich wegen von Ei-<br />

<strong>Berliner</strong><br />

CDU-Chefs<br />

stützen AKK<br />

Union soll auf<br />

Personaldebatten verzichten<br />

VonElmar Schütze<br />

Führende <strong>Berliner</strong> CDU-Politiker<br />

stellen sich vor Beginn des CDU-<br />

Bundesparteitags an diesem Freitag<br />

in Leipzig an die Seite der Bundesvorsitzenden<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer.Den<br />

Ton, den zuletzt Friedrich<br />

Merz in die Debatte gebracht hat, halten<br />

etliche der 31 <strong>Berliner</strong> Delegierte<br />

für nicht angemessen.<br />

Zuletzt hatte der im Vorjahr im<br />

Rennen um den Parteivorsitz hauchdünn<br />

geschlagene Friedrich Merz einen<br />

scharfen Angriff auf Kanzlerin<br />

Angela Merkel beziehungsweise Parteichefin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

lanciert. Etwas Ähnliches wird<br />

auch in Leipzig erwartet.<br />

„Leipzig wird ein Arbeitsparteitag“,<br />

sagte der <strong>Berliner</strong> CDU-Fraktionschef<br />

Burkard Dregger der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>. „Es stehen keine Personalentscheidungen<br />

an, deswegen ist<br />

eine öffentliche Auseinandersetzung<br />

über Personen nicht zielführend. Ich<br />

warne sogar davor“, sagte Dregger.<br />

Im Gegenteil gehe es jetzt darum, ein<br />

„Team der Stärksten“ zu bilden. Und<br />

in dieses gehörten sowohl Kramp-<br />

Karrenbauer als auch Merz.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Parteichef Kai Wegner<br />

rechnet mit einem „unaufgeregten<br />

Bundesparteitag“, bei dem Streit<br />

um Personen fehl am Platz sei. Aber<br />

Schönreden helfe nichts –„schon gar<br />

nicht nach Thüringen“.<br />

Bei der Landtagswahl hatte die<br />

CDU schwer verloren und befindet<br />

sich nun in einer komplizierten<br />

machtpolitischen Konstellation zwischen<br />

den Wahlgewinnern Linke<br />

und AfD. Vor diesem Hintergrund<br />

komme Merz eine wichtige Rolle zu.<br />

„Wir erleben eine AfD, die immer<br />

wieder vermeintliche Bürgerlichkeit<br />

vortäuscht“, sagte Wegner.„Da brauchen<br />

wir auch Köpfe wie Friedrich<br />

Merz, umunser Profil zu schärfen<br />

und enttäuschte Wähler wieder zur<br />

Union zu holen.“ Zugleich brauche<br />

man ein klares Signal, dass es ein<br />

„Weiter-so“ nicht geben dürfe.Dabei<br />

müsse auch über das „suboptimale<br />

Erscheinungsbild der Bundesregierung“<br />

gesprochen werden, soWegner.Als<br />

Parteivorsitzende müsse Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer klare<br />

Wortedazufinden, auch wenn sie als<br />

Verteidigungsministerin Teil des Kabinetts<br />

sei. Politik Seite 4<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />

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Postvertriebsstück A6517<br />

Entgelt bezahlt<br />

genbedarfskündigungen beraten<br />

lassen, in drei Jahren um 20 Prozent<br />

zugelegt hat. Wieoft in Berlin auf Eigenbedarf<br />

geklagt wird, weiß niemand.<br />

DieStatistiken zu Räumungsklagen<br />

und -terminen erfassen nur<br />

Fälle,indenen Mietschulden der Anlass<br />

sind. Seiten 2und 3 4 194050 501603<br />

51047


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Report<br />

MITTE<br />

426<br />

2018<br />

MARZAHN-HELLERSDOR F<br />

SPANDAU<br />

602<br />

434<br />

420<br />

464<br />

470<br />

2017<br />

Keine Daten<br />

288<br />

455<br />

NEUKÖLLN<br />

CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF<br />

452<br />

414<br />

452<br />

397<br />

571<br />

439<br />

573<br />

656<br />

381<br />

392<br />

592<br />

563<br />

2016<br />

Räumungstermine<br />

und -klagen in Berlin<br />

Klagen<br />

Räumungstermine<br />

k.A.<br />

191<br />

130<br />

214<br />

k. A.<br />

264<br />

153<br />

187<br />

144 144<br />

STEGLITZ-ZEHLENDOR F<br />

REINICKENDOR F<br />

233<br />

277<br />

Der<br />

Schrecken<br />

lässt sich<br />

verdrängen. Und dass<br />

Termine anstehen und<br />

Fristen verstreichen, ist<br />

gar nicht schlimm, wenn<br />

man nichts davon weiß. Aber<br />

der Schrecken geht davon nicht<br />

weg. Derbleibt.<br />

An einem trüben TagimWinter<br />

stand Marina Gehrs vor ihrer Wohnung,<br />

in die sie nicht mehr zurückkehren<br />

konnte. Eswar der 6. Dezember, bei sich<br />

trug sie nur Taschen mit Kleidung, die Möbel<br />

und alles andere ließ sie zurück. „Ich wusste<br />

ja nicht, wohin damit“, sagt sie heute.<br />

Ihr blieb keine Zeit, sich auf den Auszug<br />

vorzubereiten. Dabei hatte die Räumungsklage<br />

ihres Vermieters einen langen Vorlauf<br />

aus Briefen, Gerichtsmitteilungen und Bescheiden<br />

von Behörden. Gehrs hatte sie alle<br />

ungeöffnet liegen lassen, keinen Widerspruch<br />

erhoben, sie hatte so getan, als wäre<br />

nichts.„Mankann nicht ehrlich zu sich sein“,<br />

sagt sie,„weil man sich so schützt.“<br />

Jetzt, einige Monate später, sitzt sie am<br />

Tisch in einem nüchternen Büro, eine Frau<br />

Mitte 40 mit kurzen dunklen Haaren und<br />

Strasssteinen auf dem T-Shirt. Ihr Name ist<br />

geändert, weil sie sich schämt, so wie sich<br />

viele Menschen für ihre Zwangsräumung<br />

schämen. Siesagt: „Ich bin ja selbst schuld.“<br />

Sie wird jetzt von der Gemeinnützigen<br />

Gesellschaft für Soziale Dienste (BSD) betreut,<br />

die eine ambulante Wohnhilfe anbietet.<br />

Die BSD sitzt in einem Zweckbau in der<br />

Nähe des U-Bahnhofs Wittenau. Christine<br />

Foof, die Geschäftsführerin, lernte Marina<br />

Gehrs kennen, als alles zu spät war; immerhin<br />

konnte sie die Frau in einer Trägerwohnung<br />

unterbringen. Sie hat praktisch jeden<br />

Tagmit Menschen zu tun, die den Verlust ihrerWohnung<br />

voroder hinter sich haben. Der<br />

Andrang ist groß; sie kann nicht jedem helfen.<br />

„Für uns ist eine Frage wichtig: Möchte<br />

jemand sein Leben verändern?“, sagt sie.<br />

„Wir sind keine Makler für Wohnungssuchende.Dann<br />

wärehalb Berlin bei uns.“<br />

Wie viele Räumungen in Berlin tatsächlich<br />

passieren, weiß niemand. Die Amtsgerichte<br />

erfassen nur Räumungsaufträge. 4918 warenes2018,<br />

das sind fast 14 am Tag. DieZahl<br />

ist seit Jahren rückläufig: 2014 waren es noch<br />

fast 7000. Aber damit ist nicht gesagt, dass<br />

das Thema an Relevanz verliert.Vielmehr hat<br />

der Druck auf dem Mietmarkt die Dynamik<br />

der Räumungen drastisch verändert: Was<br />

früher ein Instrument war, umnotorischen<br />

Mietschuldnern beizukommen, ist jetzt ein<br />

326<br />

307<br />

FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG<br />

423<br />

286<br />

408<br />

324<br />

314<br />

306<br />

437<br />

305<br />

277<br />

Rad<br />

290<br />

in der<br />

Maschinerie<br />

von Aufwertung<br />

und Verdrängung.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> hat Zahlen<br />

aus allen Bezirken, aus der Senatsverwaltung<br />

für Arbeit und Soziales, von den Amtsgerichten<br />

und von der Arbeitsagentur angefordert,<br />

um die Dynamik vonRäumungen zu<br />

erfassen. Die Daten, die zurückkamen, sind<br />

uneinheitlich und lückenhaft, aber insgesamt<br />

ergibt sich ein Bild. Die Gesamtzahlen<br />

sinken, aber die Intensität nimmt zu. Vermieter,<br />

die gegen ihre Mieter klagen, ziehen<br />

die Verfahren jetzt mit deutlich mehr Vehemenz<br />

durch als früher: In Friedrichshain-<br />

Kreuzbergzum Beispiel gab es 2009 noch 931<br />

Räumungsklagen und 427 Räumungsmitteilungen.<br />

Damit stand den Klagen nur in<br />

knapp 50 Prozent aller Fälle ein Räumungstermin<br />

gegenüber. 2018 dagegen gab es 423<br />

Klagen und 286 Räumungstermine –der Anteil<br />

ist auf fast 70 Prozent gestiegen.<br />

Und ineinigen Bezirken, darunter Spandau<br />

und Charlottenburg-Wilmersdorf, ist<br />

die Zahl der Räumungsklagen in den vergangenen<br />

Jahren sogar noch angestiegen.<br />

Die Menschen, die beim BSD Nordwest<br />

Hilfe suchen, sind nach wie vorüberwiegend<br />

arbeitslos oder prekär beschäftigt. Inzwischen<br />

kommen aber auch Menschen, die<br />

nicht in das Schema passen, sagt Christine<br />

Foof. „Die Leute könnten auch in der<br />

Schlange an der Supermarktkasse voreinem<br />

stehen.“ Jetzt trifft es auch Leute, die arbeiten<br />

gehen und teilweise auch gar nicht<br />

schlecht verdienen.<br />

Der Fall von Marina Gehrs zeigt, wie<br />

schnell es gehen kann, wenn es hartauf hart<br />

kommt. Sie sagt, ihr Vermieter hätte schon<br />

einmal versucht gehabt, sie loszuwerden. Er<br />

habe ihr wegen Eigenbedarf gekündigt, sei<br />

damit aber nicht durchgekommen. Dann<br />

fand er einen Hebel: Gehrs ist geschieden,<br />

PANKOW<br />

249<br />

330<br />

330<br />

293<br />

273<br />

478<br />

267<br />

368<br />

230<br />

257<br />

343<br />

354<br />

TEMPELHOF-SCHÖNEBERG<br />

ihre beiden<br />

erwachsenen Söhne zogen zunächst zum<br />

Vater, dann standen sie doch vor ihrer Tür,<br />

erst der eine, dann der andere. In ihrem<br />

Mietvertrag stand aber, dass nur sie allein in<br />

der kleinen Wohnung leben darf. Trotzdem<br />

nahm sie die Söhne bei sich auf.„Dann hat es<br />

die Nachbarin dem Vermieter gepetzt.“<br />

Derschickte gleich die Kündigung. Gehrs<br />

sagt: „Ich hätte dagegen vorgehen können,<br />

aber ich hatte nicht mehr die Kraft.“ Sie<br />

steckte damals in einer tiefen Krise. Mit den<br />

Söhnen gab es Probleme,der 19-Jährige forderte<br />

Geld. Sie hatte keins. Daschlug er zu.<br />

Das warf sie aus der Bahn. „Ich wollte mich<br />

umbringen“, sagt sie.„Ichwar vierWochen in<br />

der Geschlossenen, dann sechs Wochen in<br />

der Tagesklinik. Ichwar so am Boden.“<br />

Dass sie beim BSD Nordwest eine Unterkunft<br />

für sie hatten, war ein Glück, vieleTräger<br />

müssen Hilfesuchende ablehnen. Die Sozialarbeiter<br />

beim BSD beraten, unterstützen, begleiten,<br />

helfen auch bei der Suche nach einer<br />

neuen Wohnung. Aber je mehr sich die Lage<br />

auf dem Mietmarkt zuspitze, umso weniger<br />

können sie tun, sagt Christine Foof. „Früher<br />

hatten wir viele Kooperationspartner,Vermieter,<br />

gerade hier in Reinickendorf. Wenn man<br />

anrief und fragte: ,Wir haben eine vierköpfige<br />

Familie –haben Siewas für die?‘, konnte man<br />

zwei, drei Wohnungen angucken.“ So sei es<br />

nicht mehr.„Der<strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt ist<br />

eine Katastrophe. Das ist frustrierend, es<br />

macht die Arbeit nicht einfacher.“<br />

Noch voreinigen Jahren brachte sie sogar<br />

Leute mit Mietrückständen unter. Inzwischen<br />

kann ein Schufa-Eintrag infolge einer<br />

nicht bezahlten Handyrechnung schon ausreichen,<br />

um Menschen zu disqualifizieren.<br />

217<br />

369<br />

175<br />

277<br />

228<br />

239<br />

314<br />

397<br />

208<br />

QUELLE: BEZIRKE; EIGENE RECHERCHE<br />

Christine<br />

Foof<br />

sagt, sie<br />

müsse Acht geben,<br />

dass das alles<br />

sie nicht runterzieht. Es<br />

habe Zeiten gegeben, da<br />

habe sie nachts wach gelegen.<br />

„Das wirdweniger“, sagt sie.„Wasanunserer<br />

Arbeit das Besondere ist, das sind die<br />

Schicksale, die hinter einer Räumung stehen.<br />

Da stumpft man nicht ab, aber man<br />

muss aufpassen, dass man auch etwas für<br />

sich tut.“<br />

Räumungen geschehen in Berlin so gut<br />

wie jeden Tag. Manche mit viel Lärm, Sitzblockaden<br />

und Polizei. Andere sostill, dass<br />

niemand davon etwas mitbekommt außer<br />

dem Betroffenen selbst.<br />

Auch die Ertragslogik des Mietmarkts<br />

spielt eine Rolle, inaller Regel kann der Vermieter<br />

die Wohnung anschließend deutlich<br />

teurer neu vermieten. Eine Räumung kostet<br />

5000 bis 7000 Euro, inden meisten Fällen<br />

amortisieren sich die Kosten über die neue,<br />

erhöhte Mieteschnell.<br />

Solange verlässliche Erhebungen fehlen,<br />

bleibt das Problem schwer greifbar. Die<br />

Amtsgerichte müssen die Bezirke zwar über<br />

Räumungsklagen informieren – aber nur,<br />

wenn Mietschulden der Grund sind. Nicht<br />

alle Bezirke sammeln die Daten, manche<br />

führen Statistiken, anderenicht oder erst seit<br />

ein, zwei Jahren. Dabei variieren die Zahlen<br />

stark: Spandau war 2018 mit 602 Klagen Spitzenreiter,<br />

gefolgt von Neukölln mit 455 und<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf mit 452. Marzahn-Hellersdorf<br />

hat für 2018 keine Zahlen,<br />

liegt aber allein in den ersten acht Monaten<br />

dieses Jahres mit 458 Räumungsklagen sehr<br />

weit oben. Am wenigsten betroffen war 2018<br />

Steglitz-Zehlendorfmit 144 Klagen.<br />

„Obwohl es viele Menschen in Wohnungsnotlagen<br />

gibt, ist es ein typisches<br />

Randgruppenthema, an dem weder die Politik<br />

noch die Wirtschaft ein großes Interesse<br />

haben“, sagt der Stadtsoziologe Andrej<br />

Holm. Er hat 2015 in einer Studie nachgewiesen,<br />

dass es einen Zusammenhang gibt zwi-<br />

TREPTOW-KÖPENICK<br />

363<br />

schen der Höhe der möglichen<br />

Mietsteigerung und der Häufigkeit<br />

von Räumungen. Die Recherche der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> bestätigt dies: DerBezirk<br />

Lichtenberg zum Beispiel ist einer<br />

der wenigen, die Zahlen für jeden Postleitzahlbereich<br />

erheben. Besonders hohe<br />

Mietsteigerungen verbuchte dortinden vergangenen<br />

vier Jahren mit 30 Prozent der<br />

Postleitzahlbereich 13057 –Falkenberg also:<br />

Dort lagen auch die Zahl der Räumungsklagen<br />

im selben Zeitraum mit 117 pro 1000<br />

Einwohner extrem hoch. Ganz anders dagegen<br />

im Bereich 10318 –Karlshorst –,wodie<br />

Miete umelf Prozent stieg und die Zahl der<br />

Klagen pro1000 Einwohner bei 29 lag.<br />

„Wenn arme Bewohner in Gebieten mit<br />

sehr großen Ertragserwartungen leben, ist<br />

der Verdrängungsdruck am größten“, sagt<br />

Holm. Auch wenn die Gesamtzahl überschaubar<br />

ist: „Räumungen haben eine faktische<br />

und eine symbolische Funktion: Neben<br />

der unmittelbaren Auswirkung für die Betroffenen<br />

verstärken sie die allgemeine Wohnungsangst<br />

in Berlin.“ Das ist ein Grund,<br />

warum die Zahlen sinken: Der Druck auf<br />

dem Mietmarkt hat die Zahlungsdisziplin<br />

deutlich erhöht. Diemeisten Menschen zahlen<br />

jetzt ihre Miete, auch wenn das Geld<br />

nicht reicht, und sparen an anderer Stelle.<br />

LICHTENBERG<br />

Aufgrund der hohen Renditesprünge, die bei<br />

Neuvermietungen möglich sind, greifen<br />

auch die Hilfssysteme der Bezirke nicht<br />

mehr.Sozialamt oder Jobcenter können beispielsweise<br />

Mietschulden übernehmen,<br />

wenn der Mieter dann seine Wohnung behalten<br />

kann. Aber solange der Vermieter<br />

nicht bereit ist, im Gegenzug von der Räumung<br />

abzusehen, können die Behörden wenig<br />

tun.<br />

Dabei kommen die Anträge ohnehin oft<br />

nicht durch. Für Hartz-IV-Empfänger sind<br />

meist die Jobcenter zuständig: 2018 gingen<br />

dortmehrals 6100 Anträge ein; das ist insgesamt<br />

ein Volumen vonknapp neun Millionen<br />

Euro.Nur etwa die Hälfte wurde bewilligt.<br />

Dabei ist es durchaus sinnvoll, die Mietverträge<br />

wenn möglich zu retten: Eine Mietschuldenübernahme<br />

kostet im Schnitt 1500<br />

Euro. Wenn Mieter obdachlos werden, kann<br />

es viel teurer werden. Dann muss der Sozialstaat<br />

sie unterbringen, notfalls in einer Obdachlosenunterkunft.<br />

Unddie Plätze reichen<br />

nicht. Die Bezirke müssen auf Hostels, Pensionen<br />

und sogar umgebaute Gewerberäume<br />

zurückgreifen. Für die Anbieter ist das ein lukratives<br />

Geschäft: 25 bis 30 Euro fallen oft für<br />

eine Person an, das sind pro Monat 750 bis<br />

900 Euro.Wer sich in den Ämternumhört, erfährt<br />

aber auch von Betreibern, die bis zu 70


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 3<br />

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Report<br />

Mit dem Rücken<br />

zur Wand<br />

VonGabriela Keller (Text) und Isabella Galanty (Grafik)<br />

Unsere neue Serie „Geräumt“: Wohnungsnot, Renditedruck<br />

und überforderte Ämter in Berlin –ein System am Anschlag<br />

Teil 1–Wohnungsräumungen gibt es in Berlin jeden Tag, die meisten<br />

geschehen so still, dass außer den Betroffenen selbst niemand etwas davon<br />

mitbekommt. Exklusive Zahlen belegen: Geräumt wird vor allen dort,<br />

wo die Mieten stark steigen<br />

GETTY IMAGES<br />

Kommunale Wohnungsbaugesellschaften<br />

Verfahren gegen Mieter 2018 Räumungsklagen<br />

davon Räumungen<br />

271<br />

230<br />

225<br />

223<br />

Zahl der<br />

Wohnungen<br />

86<br />

47000<br />

7131 000<br />

48<br />

103<br />

62 570<br />

94<br />

75 000<br />

152<br />

42 000<br />

102<br />

62 000<br />

24<br />

Stadtundland<br />

WBM<br />

Gewobag<br />

Degewo<br />

Gesobau<br />

Howoge<br />

QUELLE:KOMMUNALE WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFTEN<br />

Euro pro Nacht berechnen. Die Zustände<br />

seien mitunter kaum tragbar,die Rede ist von<br />

fensterlosen Kammern und Ungeziefer.Viele<br />

Bezirke führen eine rote und eine grüne Liste<br />

von Betreibern. Die auf der grünen sind akzeptabel.<br />

Dieauf der roten nicht.<br />

Werverstehen will, warum die Hilfsangebote<br />

der Behörden oft ins Leere laufen, kann<br />

sich mit Susanne Gerull unterhalten, Professorin<br />

für Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit<br />

an der Alice-Salomon-Hochschule. Gerull,<br />

eine hochgewachsene Frau im Blazer, sitzt in<br />

ihrem schmalen Büro und wirft die Hände in<br />

die Luft. „Es ist verrückt, weil man so viel mehr<br />

tun könnte“, ruft sie.„DasGesetz sieht vor, dass<br />

die Sozialämter von jedem die Mietschulden<br />

übernehmen sollen, wenn dadurch Wohnungslosigkeit<br />

verhindert werden kann.“ Susanne<br />

Gerull befasst sich seit 30 Jahren mit der<br />

Frage, wie der Sozialstaat Menschen in Wohnungsnotlagen<br />

helfen kann. Siesagt: „Eigentlich<br />

müssten wir alle retten.“ Eigentlich.<br />

Gerull hat früher selbst im Bezirksamt gearbeitet,<br />

erst in Wedding, später in Mitte.Sie<br />

weiß, wie es in der Praxis oft in den Behörden<br />

aussieht: überforderte Sachbearbeiter, hoher<br />

Krankenstand, Vorgesetzte, die Hilfsmaßnahmen<br />

deckeln, auch wenn das gegen<br />

das Gesetz ist. Die meisten Mietschuldner<br />

setzen ihreRechte nicht juristisch durch. Gerull<br />

weiß, dass viele Betroffene in ihrer Bedrängnis<br />

wie gelähmt sind.„Die Leute sagen:<br />

Ichhab es ja selbst verbaselt“, sagt sie.„Man<br />

möchte die manchmal schütteln.“<br />

Dass Briefe ungeöffnet liegen bleiben, gehört<br />

dazu. Gerull hat deswegen in den 90er-<br />

Jahren Hausbesuche gemacht. Sie sagt,<br />

schon damals sei klar gewesen: „Wir müssen<br />

zu den Leuten hin.“ Das macht heute kaum<br />

noch ein Bezirk. Weil gespart werden muss,<br />

wurden die Hausbesuche weitgehend eingestellt.<br />

Erst seit Kurzem setzt ein Umdenken<br />

ein. „Jetzt heißt es plötzlich wieder:Essoll in<br />

allen Bezirken aufsuchende Sozialarbeit geben.<br />

Ach ja?“, fragt Susanne Gerull. „Das<br />

habe ich vor 19Jahren schon in meiner Dissertation<br />

geschrieben.“<br />

Sie kann sich aufregen über die Trägheit des<br />

Systems. Darüber, dass nach wie vor keine<br />

verlässlichen Zahlen vorliegen –und das in<br />

einem Land wie Deutschland. „Wir wissen,<br />

wie viele Angelscheine die <strong>Berliner</strong> haben“,<br />

sagt sie,„aber nicht, wie viele Menschen geräumt<br />

werden.“<br />

Es sind nicht nur die großen Konzerne,die<br />

räumen lassen, sondern gerade auch Privatvermieter.<br />

Die landeseigenen Wohnungsunternehmen<br />

gehen ebenfalls juristisch gegen<br />

ihre Mieter vor –trotz ihres sozialen Auftrags<br />

sogar überdurchschnittlich oft. Mit rund<br />

320 000 Wohnungen macht ihr Bestand rund<br />

ein Sechstel derWohnungen in Berlin aus.Mit<br />

1172 Räumungsklagen im Jahr 2018 beläuft<br />

sich ihr Anteil an der insgesamt erfassten Zahl<br />

derVerfahren aber auf rund ein Drittel.<br />

Aus den Statistiken der Unternehmen<br />

geht auch hervor, dass sie sehr unterschiedlich<br />

agieren. Zwischen 2016 und Mitte 2019<br />

haben sie in insgesamt 4447 Fällen auf Räumung<br />

geklagt –und in 1810 Fällen räumen<br />

lassen. Stadtundland ist relativ klagefreudig;<br />

hier kam innerhalb der dreieinhalb Jahreauf<br />

49 Wohnungen eine Klage, in43Prozent davonwurde<br />

die Wohnung geräumt. DieWBM<br />

dagegen, die kleinste Gesellschaft, bewegt<br />

sich mit einer Klage auf 120 Wohnungen am<br />

unteren Rand –wobei aber in fast 60 Prozent<br />

der Klagen eine Räumung folgte.<br />

DieBezirksämter haben Soziale Wohnhilfen<br />

eingerichtet, die sich um Menschen in<br />

Wohnungsnot kümmern sollen. In Friedrichshain-Kreuzberg<br />

ist die Behörde in einem<br />

Gebäudeblock an der Yorckstraße untergebracht.<br />

Am Ende eines neonbeleuchteten,<br />

verwinkelten Flurs sitzt eine Frau an einem<br />

Schreibtisch, auf dem sich Akten<br />

türmen, sie ruft ins Telefon: „Nein! Dieses<br />

Hostel ist ein absolutes No-Gofür Familien.“<br />

Dann legt sie auf und atmet tief ein und aus.<br />

Sabine Saggau, die Leiterin der Sozialen<br />

Wohnhilfen, ist eine drahtige Frau, auf der<br />

Nase trägt sie eine grasgrüne Brille; der<br />

Raum ist vollgestopft mit Papieren, Ordnern<br />

und wuchernden Grünpflanzen. Saggau<br />

hatte gerade ihr 40-jähriges Dienstjubiläum.<br />

Wohnungsnot ist für sie Arbeitsalltag, und<br />

das war vonAnfang an so,sagt sie.„Jetzt endlich<br />

ist das Thema in der Öffentlichkeit.“<br />

Saggau arbeitet hier mit 17 Sozialarbeitern<br />

und sechs Verwaltungskräften daran,<br />

die Wucht des Mietmarkts abzufedern, jeden<br />

Tagaufs Neue. Die Leiterin ist eine engagierte<br />

Frau, die ihre Arbeit liebt, weil sie das<br />

Gefühl hat, etwas bewirken zu können. Aber<br />

ihre Spielräume schwinden, sie sagt: „Wir<br />

stehen mit dem Rücken zur Wand.“<br />

Jeden Monat sprechen im Schnitt 1000<br />

bis 1200 Leute vor. Das Publikum spiegelt<br />

die Bevölkerung von Friedrichshain-Kreuzberg.<br />

Es sind oft Hartz-IV-Empfänger darunter.<br />

Aber auch Saggau sagt, es kämen jetzt<br />

nicht mehr nur die Ärmsten zu ihr, sondern<br />

auch Menschen, die in einem Start-up arbeiten<br />

und mit dem Anstieg der Mieten nicht<br />

mehr mithalten können, Kulturschaffende,<br />

Freischaffende,Leute aus der Filmbranche.<br />

Die Sozialarbeiterin tut, was sie kann.<br />

Aber sie erreicht hier nicht jeden. Wenn jemand<br />

nicht auf Briefe antwortet, kann sie<br />

nichts tun. „Aufsuchende Sozialarbeit können<br />

wir nicht leisten“, sagt sie.Verglichen mit<br />

anderen Bezirken sei Friedrichshain-Kreuzberg<br />

gut ausgestattet, aber sie würden dem<br />

Andrang kaum noch gerecht. „Wir sind hier<br />

ja quasi die Endstation. Alle Leute, die aus<br />

dem Leben katapultiert werden, Süchtige,<br />

psychisch Kranke, landen irgendwann an<br />

solchen Stellen.“<br />

Die Ressourcen sind knapp, die Not<br />

wächst.„Es hat sich zugespitzt“, sagt sie,„absolut.“<br />

Der Wohnungsmarkt verändert sich,<br />

und es gibt vieles, was ihren Job schwieriger<br />

macht. Zum Beispiel, dass viele Vermieter<br />

jetzt zusammen mit der fristlosen Kündigung<br />

gleich eine fristgerechte mitschicken.<br />

Das bedeutet: Selbst wenn der Bezirk die<br />

Mietschulden ausgleicht, lässt sich das Mietverhältnis<br />

nicht mehr retten. „Das ist etwas,<br />

das sich total verändert hat“, sagt Sabine<br />

Saggau, „dass die Neuvermietung der Wohnung<br />

lukrativer ist als das Begleichen der<br />

Mietschulden.“<br />

Einige Wochen später wartet am Morgen<br />

eine von Saggaus Kolleginnen an ihrem<br />

Schreibtisch. Die Sozialarbeiterin will nicht<br />

mit Namen in der <strong>Zeitung</strong> stehen, ihreKlientin<br />

auch nicht, nennen wir sie Manuela<br />

Heinze. Gegen die Frau läuft eine Räumungsklage,und<br />

sie weiß nicht, wohin.<br />

Es ist nach neun Uhr, die Klientin ist noch<br />

nicht da. Die Frau vom Bezirksamt geht erneut<br />

die Unterlagen durch. „Sie merkt jetzt,<br />

dass ihr die Felle wegschwimmen“, sagt sie,<br />

„es ist alles bei ihr im Umbruch.“ Sie wird<br />

versuchen, die Klientin im so genannten geschützten<br />

Segment unterzubringen, das speziell<br />

für Menschen gedacht ist, die alleine<br />

keine Chance auf dem Mietmarkt haben.<br />

1350 solcher Wohnungen gibt es in Berlin,<br />

viel zu wenige, die Wartelisten sind lang. Sie<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mietmarkt hat sich verändert. Früher waren Räumungen ein Instrument, um notorischen Mietschuldnernbeizukommen. Heute sind sie ein Rad in<br />

der Maschinerie von Aufwertung und Verdrängung.<br />

ISTOCKPHOTO<br />

hat ihrer Klientin schon eine Betreuung bei<br />

einem Träger vermittelt, die ihr bei Anträgen<br />

und Behördengängen hilft.<br />

Dann hastet Manuela Heinze hinein, außer<br />

Atem, eine schmale Frau mit blonden<br />

Zöpfen und Röhrenjeans, stottert eine Entschuldigung,<br />

der weite Wegaus Friedrichshain,<br />

Bauarbeiten an der Bahnlinie, Schienenersatzverkehr.<br />

Sie setzt sich an einen Tisch inder Mitte<br />

des Raumes. Esist ihr vierter Termin, heute<br />

soll es um praktische Dinge gehen. Die Frau<br />

vomBezirksamt sagt:„IhreRäumung steht ja<br />

jetzt an. Ich dachte, wir reden darüber, wie<br />

Siesich verhalten.“<br />

Aber zunächst gibt es noch Papierkram zu<br />

erledigen; damit die Klientin ihre Betreuung<br />

vondem Träger erhalten kann, muss ein Antrag<br />

ausgefüllt werden. Die Sozialarbeiterin<br />

schiebt die Papiere auf ihrem Tisch mit den<br />

Fingerspitzen zusammen. „Gesundheitliche<br />

Situation?“ –„Ichhab ständig Kreislaufprobleme.Mir<br />

wirdschwarzvor Augen.“ –„Na ja,<br />

ich sag mal: Ihr Leben verändert sich ja gerade<br />

massiv. Und dann der Stress.“ –„So ist<br />

das. Ich lauf von danach da. Dann müsste<br />

ich was essen, hab aber keine Zeit.“<br />

Heinzehat Mietschulden; deshalb hat ihr<br />

Vermieter ihr gekündigt. Aber sie hätte sowieso<br />

umziehen müssen. Sie lebt von Hartz<br />

IV. Ihr Sohn ist jetzt gerade ausgezogen, und<br />

für sie allein wäre die Wohnung zu teuer. Sie<br />

redet schnell, kommt voneinem Thema aufs<br />

nächste. Erst am Abend hat sie ihren Sohn<br />

verabschiedet; der zieht jetzt nach Bochum.<br />

Gleich muss sie zum Jobcenter,später soll sie<br />

sich um eine Schufa-Auskunft und einen<br />

Wohnberechtigungsschein kümmern.<br />

Wie es zu ihren Mietschulden kam, kann sie<br />

nicht genau sagen. Irgendwann hatten sich<br />

230 Euro angesammelt. Der Vermieter behauptete,das<br />

Jobcenter habe zu wenig überwiesen,<br />

das Jobcenter stritt das ab.„Das mit<br />

der Wohnsituation und dem Jobcenter, das<br />

frisst mich auf“, sagt sie. Sie hat keine Ahnung,<br />

welche Seite rechthat,und weiß nicht,<br />

wie sie die Differenzen aufklären sollte.„Und<br />

jetzt ist da die große Katastrophe.“<br />

Ohnehin versteht sie oft nicht, wie das<br />

Jobcenter die Leistungen berechnet. Sie hat<br />

immer mal wieder gearbeitet, als Leiharbeitskraft<br />

in Betriebskantinen geputzt oder<br />

in Kitas Essen zubereitet. Gerade hat sie wieder<br />

mal eine Stelle verloren, es sieht so aus,<br />

als sei der Arbeitgeber ihr noch Lohn schuldig.<br />

Oder das Jobcenter. Genau weiß sie es<br />

aber nicht. „Haben SieKontoauszüge?“, fragt<br />

die Sozialarbeiterin. „Nein. Die Bank schickt<br />

jetzt nur noch PDFs. Ich weiß nicht, wie das<br />

geht. Mein Computer streikt auch.“<br />

Das Jobcenter hat ihr jetzt nur 32 Euro<br />

überwiesen.Für denganzen Monat. „Davon<br />

müssen Sie ja noch Strom bezahlen. Wie<br />

hoch sind die Kosten?“– „64 Euro.“<br />

Dann endet der Termin, Manuela Heinze<br />

muss jetzt weiter zum nächsten Termin. Am<br />

Ende reicht die Sozialarbeiterin ihr den ausgefüllten<br />

Bogen. Heinze steckt ihn in eine<br />

Plastiktüte,die voll ist mit Papieren.Darüber,<br />

wie sie umgehen soll mit der Zwangsräumung,<br />

haben sie nicht sprechen können.<br />

Nächste Folge: DerFallDaniel Zaibi –ein Mann aufdem<br />

Wegindie Obdachlosigkeit<br />

Gabriela Keller wundertsich darüber,<br />

wie unterschiedlich gut die Bezirkemit<br />

ihren Statistiken aufgestellt sind.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Mann schändet Bild eines<br />

KZ-Überlebenden in Weimar<br />

Ein36-Jähriger hat in Weimar gegen<br />

das Bild eines KZ-Überlebenden gespuckt,<br />

uriniertund getreten. Nun<br />

ermittelt die Polizei gegen den Mann<br />

wegen Volksverhetzung, Beleidigung<br />

und politisch motivierter Sachbeschädigung.<br />

EinZeuge habe den Angriff<br />

am Mittwochabend gemeldet,<br />

teilte die Polizei am Donnerstag mit.<br />

DerAngreifer sei starkbetrunken gewesen<br />

und habe einen Platzverweis<br />

erhalten. DasBild ist Teil einer Ausstellung<br />

unter freiem Himmel in der<br />

Innenstadt. Diedortigen Porträts erinnernandie<br />

Leiden der Häftlinge<br />

im einstigen nationalsozialistischen<br />

Konzentrationslager Buchenwald<br />

vorden TorenWeimars. (dpa)<br />

SPD will Riester-Verträge<br />

nicht mehr steuerlich fördern<br />

DieSPD will denWegfür einen Ausstieg<br />

aus der steuerlichen Förderung<br />

vonRiester-Verträgen ebnen. Das<br />

geht aus dem Zwischenbericht der<br />

Reformkommission„Zukunft der Alterssicherung“<br />

des Parteivorstands<br />

hervor, der beim SPD-Bundesparteitag<br />

Anfang Dezember beraten werden<br />

soll.„Eine Subventionierung zukünftigerVerträge<br />

lehnen wir ab“,<br />

heißt es im dem Papier des Gremiums,das<br />

unter demVorsitz vonBundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil<br />

(SPD) getagt hatte.Notwendig sei<br />

„eine grundsätzliche Reform“ der Privatvorsorge.<br />

(rb.)<br />

Özdemir rügt nachgiebige<br />

Türkeipolitik der Regierung<br />

DerGrünen-Politiker CemÖzdemir<br />

macht die seiner Ansicht nach zu<br />

nachgiebige Türkeipolitik der Bundesregierung<br />

mitverantwortlich für<br />

die Festnahme eines Kooperationsanwaltes<br />

der Deutschen Botschaft in<br />

Ankara. „Egal, ob Völkerrecht oder<br />

internationale rechtsstaatliche Gepflogenheiten:<br />

Präsident Erdogan<br />

schertsich nicht drum und weiß,<br />

dass er seitens der Bundesregierung<br />

nicht viel zu befürchten hat“, sagte<br />

Özdemir am Donnerstag. Es wird<br />

vermutet, dass der Jurist der Botschaft<br />

sensible Daten vonMenschen<br />

aus der Türkei bei sich hatte,die in<br />

Deutschland politisches Asyl beantragt<br />

hatten. DieDaten könnten nun<br />

dem türkischen Geheimdienst MIT<br />

in die Hände gefallen sein, berichtete<br />

der Spiegel. (kor.)<br />

Kim reist nicht zum<br />

Asean-Gipfel nach Südkorea<br />

Nordkoreas Staatschef Kim sieht „keinen<br />

Grund“, in den Süden zu reisen.<br />

AP<br />

Nordkoreas Machthaber KimJong<br />

Un hat eine Einladung des südkoreanischen<br />

Präsidenten Moon JaeInzur<br />

Teilnahme an einem Sondergipfel<br />

mit der südostasiatischen Staatengemeinschaft<br />

(Asean) ausgeschlagen.<br />

Nordkorea sei zwar dankbar für<br />

die Einladung, die Moon in einem<br />

persönlichen Brief am 5. November<br />

übermittelt habe,doch gebe es keinen<br />

„richtigen Grund“ für Kim, in<br />

der nächsten Woche zu der Veranstaltung<br />

ins südkoreanische Busan<br />

zu reisen, vermeldeten die Staatsmedien<br />

am Donnerstag. DerRegierung<br />

in Seoul wurde vorgeworfen, bei der<br />

Lösung innerkoreanischer Probleme<br />

vonden USA abzuhängen und die<br />

Vereinbarungen Kims mit Moon bei<br />

ihren drei Gipfeltreffen nicht eingehalten<br />

zu haben. (dpa)<br />

Die Nummer drei<br />

Vordem CDU-Parteitag präsentiert sich Gesundheitsminister Jens Spahn als lernfähiger Netzwerker<br />

VonGordon Repinski<br />

Der Einmarsch in die Parteitagshalle<br />

ist der Tunnel,<br />

durch den jeder<br />

Spitzenpolitiker geht; an<br />

dessen Ende leuchtet die Bühne,<br />

aber auf dem Weg dahin verschwimmt<br />

alles: Fähnchen, Jubel,<br />

Gesichter, Hände. Der Politiker lächelt,<br />

greift Hände,hinter jedem Gesicht<br />

könnte sich ein Mensch verstecken,<br />

den man kennt. Ein vergessener<br />

Weggefährte, ein Parteifreund,<br />

dem man einst einen Gefallen getan<br />

hat oder noch einen schuldet. Jede<br />

Hand zählt auf dem Wegnach oben.<br />

Neumünster am vergangenen<br />

Sonnabend, die CDU Schleswig-<br />

Holstein hat zum Landesparteitag<br />

geladen. Vor den Holstenhallen<br />

stoppt der Schwarze Audi A8des<br />

Mannes, der scheinbar auch immer<br />

auf dem Wegnach oben ist. Die Tür<br />

öffnet sich, Jens Spahn steigt aus. Er<br />

sortiertsich, schließt sein Sakko,begrüßt<br />

Gastgeber Daniel Günther.Ein<br />

freundliches Wort, dann folgt der<br />

Tunnel. Schritte, lächeln, Hände.<br />

Schritte,lächeln, Hände.<br />

Im Gang wartet Hans-Peter Küchenmeister.<br />

Spahn und ihn verbindet<br />

eine Geschichte, sie ist fast 20<br />

Jahre alt. Küchenmeister war einst<br />

Vorsitzender der Bundesgesundheitskommission<br />

des Mittelstandskreises<br />

MIT, Spahn mit Anfang 20<br />

sein Stellvertreter. „Ich hab ihn damals<br />

aus einem Ausschuss geschoben“,<br />

sagt Küchenmeister. „Mal sehen,<br />

ob er mich noch erkennt.“<br />

Dann nähert sich Spahn, rauscht<br />

im Kameralicht heran. Kurz vor Küchenmeister<br />

streckt sich ihm die<br />

Hand eines weiteren Parteifreundes<br />

entgegen, Spahn ergreift sie, sagt einen<br />

Satz, lässt wieder los –und läuft<br />

auf die Bühne. Applaus brandet auf.<br />

Küchenmeister bleibt zurück.<br />

Früher laut,heute fleißig<br />

Jens Spahn läuft durch viele Tunnel<br />

in diesen Wochen, er ist mittlerweile<br />

längst mehr als jemand, der auf dem<br />

Wegnach oben ist. Aus dem jungen<br />

Abgeordneten, den Küchenmeister<br />

einst aus einem Fachausschuss geschoben<br />

hat, ist einer der wichtigsten<br />

Politiker des Landes geworden.<br />

Spahn, 39, blickt auf eines der erfolgreichsten<br />

Jahre seiner Karriere<br />

zurück, das mit einer Niederlage begann.<br />

Im Dreikampf um den CDU-<br />

Vorsitz im vergangenen Dezember<br />

unterlag er Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

und Friedrich Merz,ermusste<br />

sich einreihen. Aber er hielt eine gute<br />

Rede und verlor als Sportsmann. Es<br />

brachte ihm viele Sympathien ein.<br />

Danach wandelte er sich noch<br />

einmal. Aus dem lauten Karrieristen<br />

wurde ein fleißiger Arbeiter. Statt<br />

über Burkaverbote sprach er über<br />

Impfprogramme. Seine Zwischenbilanzen<br />

konnten sich sehen lassen. 16<br />

Gesetzein16Monaten. Dann 18 Gesetze<br />

in 18 Monaten. Spahn, das<br />

stellt selbst die SPD nicht infrage,<br />

entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten<br />

Minister der großen Koalition.<br />

Während Kramp-Karrenbauer<br />

Fehler machte und Merz mit zu viel<br />

öffentlicher Kritik Zuspruch verlor<br />

wurde für Spahn die Position als dritter<br />

Mann immer komfortabler.<br />

Wenn an diesem Freitag die CDU<br />

zu ihrem Parteitag zusammenkommt,<br />

wirdSpahn eine Nebenrolle<br />

spielen. Er wird zuschauen, wie sich<br />

Kramp-Karrenbauer schlägt, die angeschlagene<br />

Chefin. Underwirdverfolgen,<br />

wie Merz seinen Angriff auf<br />

die Vorsitzende inszeniert.<br />

Kramp-Karrenbauer und Merz<br />

stehen in einem toxischen Wettstreit<br />

miteinander, der beide womöglich<br />

am Ende verlieren lässt. Gerade deshalb<br />

glauben viele in der Union, dass<br />

die Namen, die die nächste Kanzlerkandidatur<br />

unter sich ausmachen,<br />

nicht mehr Kramp-Karrenbauer und<br />

Merz sind. Sonderndass es der nordrhein-westfälische<br />

Ministerpräsident<br />

Armin Laschet und Spahn unter<br />

sich entscheiden.<br />

Zurück in Neumünster, ins Licht,<br />

auf die Bühne. Spahn spricht über<br />

Ein Minister auf dem Wegnach oben: Jens Spahn<br />

sein Lieblingsthema in diesen Monaten<br />

–über die Pflege; aber er bleibt<br />

nicht dabei. „Google weiß bald mehr<br />

über Sie als Ihr Partner“, sagt Spahn<br />

und holt damit langsam aus,umvon<br />

den Gesundheitsthemen zur Digitalisierung<br />

überzugehen und von dort<br />

zur Zukunft. Die Rede funktioniert.<br />

Lauter Applaus. Auch der frühere<br />

Konkurrent Küchenmeister ist überzeugt<br />

und ruft: „Das kann er.“<br />

Natürlich will auch der fleißige<br />

Minister Spahn nicht immer nur Gesundheitspolitiker<br />

sein. Er kennt<br />

sich aus in seinem Fachbereich, aber<br />

als er 2015 von Wolfgang Schäuble<br />

zum Finanzstaatssekretär gemacht<br />

AFP/TOBIAS SCHWARZ<br />

Das Cist weg: Der CDU-Parteizentrale in Berlin ist vor dem Parteitag ein Buchstabe<br />

abhandengekommen. Greenpeace-Aktivisten hatten am Donnerstagmorgen das Caus<br />

dem Parteilogo im Konrad-Adenauer-Haus entfernt. Das verbleibende „DU“ ergänzten<br />

die Aktivisten mit einem Banner:„Du sollst das Klima schützen.“<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

wurde, war das für Spahn auch die<br />

Gelegenheit, sich endlich um andere<br />

Themen kümmern. Es hatte deshalb<br />

auch etwas Gemeines, dass Angela<br />

Merkel ihn 2018 zum Gesundheitsminister<br />

machte. Eine Beförderung,<br />

einerseits.Doch auch ein Schritt zurück<br />

ins Fachgebiet, aus dem er sich<br />

zuvor befreit hatte.<br />

Doch Spahn ist lernfähiger als andere<br />

Politiker. Ernahm die Aufgabe<br />

an, wurde geduldiger. Arbeitete<br />

seine Gesetze ab, reformierte die<br />

Pflege, setzte eine Impfpflicht gegen<br />

Masern durch. Und verlor dennoch<br />

auch andere Themen nie aus dem<br />

Auge. Aber er tat es geschmeidiger<br />

als früher.Statt mit plumpen Zitaten<br />

agierte er im Hintergrund.<br />

Spahn baut in Berlin an seinen<br />

Netzwerken, die längst über die<br />

Fachpolitik hinausgehen. Gemeinsam<br />

mit seinem Ehemann Daniel<br />

Funke organisierterThemenabende<br />

bei sich, mal geht es um Sicherheitspolitik,<br />

mal um Migration. Parteifreunde<br />

kommen, aber auch Oppositionsvertreter,<br />

Wissenschaftler. Es<br />

ist ein Netzwerk, wie es kaum ein anderer<br />

in der Hauptstadt pflegt: aufstrebend<br />

und machtbewusst, offen<br />

und divers.Und womöglich im richtigen<br />

Moment auch einmal nützlich.<br />

Gerade für Spahn, der in der<br />

Union keine echte Hausmacht besitzt.<br />

Sein Landesverband Nordrhein-Westfalen<br />

wirdgeführtvon Armin<br />

Laschet, einem Konkurrenten<br />

vonfrüher,mit dem Spahn sich ausgesprochen<br />

und einen Nichtangriffspakt<br />

geschlossen hat. Manch<br />

älterem Parteimitglied ist Spahn<br />

noch immer zu schneidig, zu jung.<br />

Die Sympathien der Jungen<br />

Union muss er sich teilen, denn nirgendwo<br />

funktioniertMerzbesser als<br />

Projektionsfläche für die Hoffnung<br />

auf eine am Gestern angelehnte,<br />

aber doch bessere Zukunft. In der<br />

CSU hat Spahn viele Unterstützer.In<br />

der Frage einer Kanzlerkandidatur<br />

hilft das womöglich wenig.<br />

Er spielt auf Zeit<br />

Spahns enge politische Freunde sind<br />

Carsten Linnemann und Paul Ziemiak.<br />

Mit beiden verbinden ihn Generation,<br />

Landesverband und konservative<br />

Grundhaltung. Doch als es<br />

im vergangenen Jahr um die Parteispitze<br />

ging, standen auch diese Verbindungen<br />

unter Spannung. Linnemanns<br />

Wirtschaftsflügel schlug sich<br />

auf Merz’ Seite, Ziemiak lief zu<br />

Kramp-Karrenbauer über und<br />

wurde mit dem Generalsekretärsposten<br />

belohnt. Immerhin: Diepolitische<br />

Freundschaft der drei hat<br />

auch diese Phase überstanden.<br />

Und so spielt Spahn weiter auf<br />

Zeit. Er weiß, in zwölfMonaten kann<br />

die Welt der CDU schon wieder eine<br />

andere sein. Im Guardian pries er<br />

jüngst die Bedeutung von Migration<br />

für die Pflege. In der Frankfurter<br />

Neuen Presse schrieb er über Konservative<br />

als Bollwerk gegen Extremismus.<br />

Und in Neumünster lobt er<br />

am Ende seiner Rede demonstrativ<br />

die prägenden Figuren der CDU in<br />

den vergangenen Jahrzehnten:<br />

„Adenauer,Kohl –Angela Merkel.“<br />

Als er „Angela Merkel“ sagt, betont<br />

er den Namen etwas anders,die<br />

Stimme fällt nach hinten ein wenig<br />

ab.Esist außergewöhnlich in diesen<br />

Wochen, wenn ein Konservativer<br />

Merkels Dienst an der CDU lobt.<br />

Spahn tut es, weil es hier im Norden<br />

populär ist. Aber auch, weil es<br />

scheint, als wolle er vomkonservativen<br />

Flügel einen Schritt in Richtung<br />

der Mitte der Partei gehen. Er weiß,<br />

dass dies noch immer der beste Ort<br />

für einen Kanzlerkandidaten ist.<br />

Wann auch immer es so weit ist.<br />

Am Ende wirdein starkes Bündnis<br />

zwischen zweien der Kontrahenten<br />

entscheiden, wer die Kanzlerkandidatur<br />

übernehmen kann. Merz gilt in<br />

der Partei als nicht bündnisfähig und<br />

unverlässlich. Womöglich sind es Laschet<br />

und Spahn, die sich zusammenschließen<br />

und die Zukunft der<br />

Partei unter sich ausmachen.<br />

Nach der Rede in Neumünster<br />

fällt Spahn auf den Rücksitz seines<br />

Dienstwagens. Ergreift nach einem<br />

Desinfektionsmittel, lehnt sich zurück.<br />

Viele Hände zu schütteln, bedeutet<br />

viele Bakterien zu transportieren.<br />

Wersollte das besser wissen<br />

als der Gesundheitsminister.<br />

In der Halle bleibt Hans-Peter Küchenmeister<br />

zurück, ohne Wort,<br />

ohne Gruß. Wie findet er den Konkurrenten<br />

von früher mittlerweile?<br />

„Er macht einen großartigen Job.“<br />

Könnte er der Kanzlerkandidat sein?<br />

„Er ist sicher einer der absoluten<br />

Top-Leute“, weicht Küchenmeister<br />

aus. Erwill sich nicht entscheiden.<br />

Spahn muss ihn erst überzeugen.<br />

Aber etwas Zeit bleibt auch noch.<br />

Netanjahu<br />

soll vor<br />

Gericht<br />

Anklage wegen Korruption<br />

mitten in Regierungskrise<br />

Israels rechtskonservativer Ministerpräsident<br />

Benjamin Netanjahu<br />

soll wegen Korruption vor Gericht.<br />

DasJustizministerium teilte am Donnerstag<br />

mit, Netanjahu solle wegen<br />

Betrugs und Untreue sowie Bestechlichkeit<br />

angeklagt werden. DieAnklagen<br />

kommen inmitten einer anhaltenden<br />

politischen Krise in Israel.<br />

Netanjahu hatte bereits in der<br />

Vergangenheit alle Vorwürfe zurückgewiesen.<br />

Am Donnerstagabend<br />

sprach er von einem „versuchten<br />

Putsch“ gegen einen Regierungschef.<br />

Er werde alle Anklagepunkte<br />

widerlegen. Einen Rücktritt im Fall<br />

einer Anklage hatte er bereits vorab<br />

ausgeschlossen.<br />

Rechtlich gesehen muss Netanjahu<br />

nach Angaben des Israelischen<br />

Demokratie-Instituts (IDI) als Regierungschef<br />

nicht zurücktreten. Sollte<br />

er wegen Bestechlichkeit verurteilt<br />

werden, drohen ihm nach Angaben<br />

des Rechtsprofessors Gad Barzilai<br />

vonder Universität Haifa bis zu zehn<br />

Jahre Haft. Im Falle einer Verurteilung<br />

wegen Betrugs und Untreue<br />

wäre die Höchststrafe drei Jahre Gefängnis.<br />

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu<br />

drohen bis zu drei Jahre Gefängnis.<br />

In einem der Fälle geht es um den<br />

Verdacht, dass Netanjahu als Kommunikationsminister<br />

dem Unternehmen<br />

Bezeq rechtliche Begünstigungen<br />

gewährt habe. ImGegenzug<br />

soll ein zum Konzern gehörendes<br />

Medium positiv über ihn berichtet<br />

haben. Netanjahu gab das Ministeramt<br />

2017 ab.<br />

Zudem geht es um Vorwürfe, Netanjahu<br />

und seine Familie hätten in<br />

den Jahren 2007 bis 2016 vonzweiGeschäftsleuten<br />

Zigarren, Champagner<br />

und Schmuck im Wert voninsgesamt<br />

einer Million Schekel (umgerechnet<br />

rund 230 000 Euro) angenommen.<br />

Nach Polizeiangaben handelte es sich<br />

dabei um illegale Schenkungen des<br />

Hollywood-Produzenten Arnon<br />

Milchan und des australischen Unternehmers<br />

James Packer.<br />

Eine Frist vondreiWochen<br />

Im Gegenzug soll Netanjahu sich für<br />

ein Gesetz starkgemacht haben, das<br />

Milchan Steuervergünstigungen in<br />

Millionenhöhe verschaffen sollte.<br />

Außerdem habe er ihm geholfen, ein<br />

neues US-Visum zu bekommen.<br />

Laut Justizministerium hat der<br />

Generalstaatsanwalt die Anklagen<br />

bereits dem Parlamentspräsidenten<br />

vorgelegt. Nach Angaben des Israelischen<br />

Demokratie-Instituts bleiben<br />

Netanjahu nun regulär 30 Tage Zeit,<br />

um beim Parlament Immunität vor<br />

Strafverfolgung zu beantragen. Allerdings<br />

verfügt Israel nach der Parlamentswahl<br />

im September noch<br />

nicht über eine neue Regierung. Aktuell<br />

droht bereits eine weitereWahl,<br />

weil sich die Parteien nicht auf eine<br />

Regierungskoalition einigen können.<br />

Nun kann jeder Abgeordnete<br />

versuchen, eine Mehrheit von61der<br />

insgesamt 120 Parlamentarier für<br />

eine Regierungskoalition zu finden.<br />

Scheitert auch dies innerhalb der<br />

nächsten 21 Tage, muss Israel zum<br />

dritten Mal innerhalb eines Jahres<br />

ein Parlament wählen. Die Neuwahl<br />

könnte nach Medienberichten in der<br />

ersten Märzhälfte stattfinden. (dpa)<br />

PA


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 5 *<br />

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Politik<br />

Hoffnung im Hörsaal<br />

Der US-Kongress will der Protestbewegung in Hongkong helfen, doch Donald Trump zögert. China fordert ein Veto des Präsidenten<br />

Trotz scharfen Widerstands<br />

aus China hat sich der US-<br />

Kongress demonstrativ<br />

hinter die Demokratiebewegung<br />

in Hongkong gestellt. Das<br />

Repräsentantenhaus billigte fast einstimmig<br />

zwei Gesetzesentwürfe zur<br />

Unterstützung der demokratischen<br />

Kräfte in der chinesischen Sonderverwaltungsregion,<br />

die am Vortag<br />

bereits der Senat beschlossen hatte.<br />

MitSpannung wirderwartet, ob DonaldTrump<br />

dieVerordnungen unterzeichnen<br />

wird, damit sie in Kraft treten<br />

können. China forderte den US-<br />

Präsidenten am Donnerstag auf,<br />

sein Veto einzulegen, drohte ansonsten<br />

„harte Gegenmaßnahmen“ an.<br />

Die Gesetzesvorhaben „billigen<br />

stillschweigend gewalttätige Kriminelle“,<br />

sagte Chinas Außenminister<br />

Wang Yi bei einem Treffen mit dem<br />

früheren US-Verteidigungsminister<br />

William Cohen in Peking. Die„Menschenrechts-<br />

und Demokratieverordnung“<br />

sei eine unverhohlene<br />

Einmischung in innere Angelegenheiten<br />

Chinas. Esgehe im Grunde<br />

darum, Hongkong weiter ins Chaos<br />

zu stürzenoder sogar zu zerstören.<br />

Eingeschlossen auf dem Campus<br />

Nach den Ausschreitungen Anfang<br />

derWoche war die Lage in Hongkong<br />

am Donnerstag ruhig. Allerdings<br />

harrten immer noch Dutzende Demonstranten<br />

auf dem von Sicherheitskräften<br />

abgeriegelten Gelände<br />

der Polytechnischen Universität aus.<br />

Die Polizei hatte diese aufgefordert,<br />

den Campus zu verlassen. Doch<br />

„Fünf Forderungen –nicht eine weniger“, rufen die Menschen bei den Demonstrationen in Hongkong.Manchmal genügt ein Handzeichen.<br />

fürchten sie ihreFestnahme als„Aufrührer“.<br />

Rund 1000 Demonstranten<br />

haben das Gelände verlassen.<br />

Einige Hundert wurden festgenommen,<br />

andere seien nach Angaben<br />

des Hongkonger Abgeordneten<br />

Ip Kun-yuen durch das Chaos amWochenende<br />

auf dem Campus eingeschlossen<br />

worden. DieZeit, die ihnen<br />

bis Sonntagabend gegeben worden<br />

sei, um das Gelände zu verlassen, sei<br />

zu kurzgewesen, zitierte ihn der Sender<br />

RTHK. DerBildungsexperte hatte<br />

versucht, bei dem friedlichen Abzug<br />

der Demonstranten zu vermitteln.<br />

Seit fünf Monaten dauerndie Proteste<br />

in Hongkong schon an. Sierichten<br />

sich gegen die Regierung, das als<br />

brutal empfundene Vorgehen der<br />

Polizei und den wachsenden Einfluss<br />

der Pekinger Führung. Seit der<br />

Rückgabe 1997 an China wirdHongkong<br />

nach dem Grundsatz „ein<br />

Land, zwei Systeme“ unter Chinas<br />

Souveränität autonom regiert. Anders<br />

als die Menschen in der kommunistischen<br />

Volksrepublik genießen<br />

die Hongkonger weitgehende<br />

Rechte wieVersammlungs- und Meinungsfreiheit.<br />

Jetzt fürchten sie aber,<br />

DPA<br />

dass ihreFreiheiten zunehmend eingeschränkt<br />

werden.<br />

Der Aktivist Joshua Wong rief die<br />

Europäer zu einem stärkeren Einsatz<br />

für Hongkong auf. „Die EU tut bisher<br />

zu wenig“, sagteWong dem Handelsblatt.<br />

Die Metropole erlebe eine humanitäre<br />

Krise. Die EU müsse eine<br />

unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt<br />

einfordern und Druck<br />

machen, „damit es zu einem Ende<br />

der Polizeibrutalität und zu freien<br />

Wahl in Hongkong kommt“, sagte<br />

Wong, der als Gesicht der Protestbewegung<br />

gilt. Er begrüßte die Beschlüsse<br />

des US-Kongresses: „Die<br />

Regierung in Peking wird einsehen<br />

müssen, dass sie die Stimmen der internationalen<br />

Gemeinschaft nicht<br />

ignorieren kann.“<br />

Trotz der Verärgerung in Peking<br />

hatte der US-Kongress die „Menschenrechts-<br />

und Demokratieverordnung“<br />

zu Hongkong am Mittwochabend<br />

in Washington angenommen.<br />

Aus Protest hatte Chinas<br />

Regierung zuvor schon den US-Geschäftsträger<br />

in Peking einbestellt.<br />

Der US-Präsident hat sich bisher<br />

nicht dazu geäußert, ob er die Gesetze<br />

unterzeichnen oder ein Veto<br />

einlegen wird. Es könnte aber mit einer<br />

Zweidrittelmehrheit überstimmt<br />

werden. Bisher hatte sich Trump mit<br />

Kritik am Vorgehen Chinas in Hongkong<br />

zurückgehalten. Auch sucht er<br />

gerade eine Einigung im Handelskrieg<br />

der USA mit China.<br />

Mögliche Wirtschaftssanktionen<br />

Ein weiterer Gesetzesentwurf, der<br />

den Export unter anderem von Tränengas,Gummigeschossen,<br />

Wasserwerfernund<br />

Handschellen an Hongkongs<br />

Polizei untersagt, wurde sowohl<br />

im Repräsentantenhaus als<br />

auch im Senat angenommen. Die<br />

„Menschenrechts- und Demokratieverordnung“<br />

wurde im Senat einstimmig<br />

und im Repräsentantenhaus<br />

mit nur einer Gegenstimme beschlossen.<br />

Der Gesetzentwurf droht Wirtschaftssanktionen<br />

an, indem Hongkong<br />

die bisher gewährteVorzugsbehandlung<br />

in der amerikanischen<br />

Wirtschafts- und Handelspolitik gegenüber<br />

China entzogen werden<br />

könnte. So sind jährliche Berichte<br />

des Außenministeriums an den Kongress<br />

vorgesehen, ob Hongkong<br />

noch ausreichend autonom von<br />

China ist, um die bevorzugte Behandlung<br />

weiter zu rechtfertigen.<br />

Bürgerrechte sollen besonders berücksichtigt<br />

werden. Der Entwurf<br />

sieht vor, dass der Präsident Sanktionen<br />

gegen Personen verhängt, die<br />

für schwere Menschenrechtsverletzungen<br />

in Hongkong verantwortlich<br />

gemacht werden. (dpa)<br />

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6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

22.8.19<br />

22.8.19<br />

▼ 13137,70 (–0,16 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

22.8.19<br />

Stand der Daten: 21.11.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

21.11.19<br />

▲ 63,78 (+2,15 %)<br />

21.11.19<br />

▲ 1,1091 (+0,29 %)<br />

Quelle<br />

21.11.19<br />

aus DAXund MDAX vom21.11.zum Vortag<br />

CTSEventim 55,25 +2,03 WW<br />

Uniper NA 29,68 +1,92 WW<br />

Daimler NA 51,03 +1,86 WW<br />

Commerzbank 5,16 +1,46 WW<br />

Gerresheimer 67,50 +1,28 WW<br />

Evotec 18,73 +0,92 WW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 21.11. zumVortag<br />

thyssenkrupp 11,67 WWWWWWWWWWW –13,62<br />

Aurubis 46,16 WWWWW –5,22<br />

Rheinmetall 93,00 WWW –3,15<br />

MTUAero Engines 237,70 WWW –2,42<br />

Grand City Prop. 20,76 WWW –2,35<br />

1&1 Drillisch 24,80 WW –1,82<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 21.11. ±% z. 20.11.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,11<br />

3733/2909 3679,66<br />

CAC 40(FR) – 0,22<br />

5967/4556 5881,21<br />

S&P UK(UK) –0,33<br />

1562/1323 1460,53<br />

RTS (RU) +0,44<br />

1488/1033 1454,74<br />

IBEX (ES) –0,12<br />

9588/8286 9214,00<br />

Dow Jones (US) –0,25<br />

28090/21713 27751,26<br />

Bovespa (BR) +0,36<br />

109672/83892106098,68<br />

Nikkei (JP) – 0,48<br />

23591/18949 23038,58<br />

Hang Seng (HK) –1,53<br />

30280/24897 26475,92<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,09<br />

1657/1395 1608,41<br />

Festgeld für 5.000 Euro<br />

Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />

Crédit Agricole **<br />

ca-consumerfinance.de 0,56 0,66 0,91<br />

Bank11<br />

bank11.de 0,40 0,50 0,50<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,45 0,46 0,51<br />

akf bank **<br />

akf.de 0,20 0,45 0,65<br />

abcbank<br />

abcbank.de - 0,45 0,55<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de - 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de - 0,01 0,05<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />

ING<br />

ing.de - - 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de - - -<br />

Isbank<br />

isbank.de 0,35 0,35 0,50<br />

PSD Berlin Brandenburg<br />

psd-bb.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

mbs-potsdam.de - - 0,01<br />

Sparda-Bank Berlin<br />

sparda-b.de - - 0,002<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />

-030/86986969 - - -<br />

Mittelwert von 80 Banken 0,22 0,29 0,38<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Die meistenReisebüros von Thomas Cook wurden an Galeria Karstadt Kaufhof weitergereicht.<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Das war’s. Das Ende des<br />

Reiseveranstalters Thomas<br />

Cook ist besiegelt.<br />

Nächste Woche sollen<br />

Kündigungenanetwa 1000Beschäftigte<br />

des Oberurseler Unternehmen<br />

verschickt werden. Dasist knappdie<br />

Hälfte der früheren Belegschaft. Die<br />

Geschäfte der Veranstaltersparte mit<br />

denMarkenAirMarin,ThomasCook<br />

Signature und Neckermann Reisen,<br />

einst Kern des Unternehmens, werden<br />

in den nächsten Tagen endgültig<br />

eingestellt. KnappzweiMonatelang<br />

hatte ein Team von vorläufigen Insolvenzverwaltern<br />

versucht, die Firma<br />

als Ganzes zu verkaufen.<br />

Zwar gab es zahlreiche Interessenten.<br />

„Aber viele sind vorder Größe<br />

des Unternehmens und den Kosten<br />

der Anlauffinanzierung zurückgeschreckt“,<br />

erläuterte Julia Kappel-<br />

Gnirs –die Rechtsanwältin gehörtzu<br />

den Insolvenzverwaltern. Demnächst<br />

läuft das dreimonatige Insolvenzgeld<br />

aus, das dieBundesagentur<br />

für Arbeit für die Beschäftigten zahlt.<br />

Immerhin ist es den Insolvenzverwaltern<br />

aber gelungen, für einen<br />

Teil der Gruppe Käufer zu finden. So<br />

wirddie Gesellschaft, in der die Veranstalter<br />

Öger Tours (spezialisiert<br />

auf die Türkei) und Bucher Reisen<br />

(Last-minute-Experte) zusammengefasst<br />

sind,von der türkischen Tourismusgruppe<br />

Anex Tour übernommen.<br />

Die Öger-Tours-Geschäftsführerin<br />

Songül Göktas-Rosati betonte,<br />

Stahlharte Zeiten<br />

Neue Chefin von Thyssenkrupp verkündet Einschnitte und Kurswechsel –mehrals 6000 Jobskönntenverschwinden<br />

Von Claus Haffert<br />

und Natali Schwab<br />

Das Ende ist besiegelt<br />

Bei Thomas Cook gehen die Lichteraus. 1000Mitarbeiter erhalten die Kündigung<br />

Zahlungsunfähig: Thomas<br />

Cook war einst hinter Tuider<br />

weltweit zweitgrößte integrierte<br />

Tourismuskonzern. Im<br />

September musste zunächst<br />

die britische Muttergesellschaft<br />

ihre Zahlungsunfähigkeit<br />

erklären. Kurz drauf war<br />

auch der deutsche Ableger<br />

zum Gang zum Amtsgericht<br />

gezwungen. Ein Dominoeffekt.<br />

WELTWEIT DIENUMMER ZWEI<br />

Buchungsrückgang: Die finanzielle<br />

Lageder Gruppe<br />

hatte sich im Laufe des Jahres<br />

immer weiter verschlechtert.<br />

Im wichtigen Geschäft<br />

für den Sommerurlaub gingenauchhierzulande<br />

die<br />

Buchungen massiv zurück,<br />

auch weil in Reisebüros vor<br />

finanziellen Risiken einer<br />

Urlaubsreise mit Thomas<br />

Cook gewarnt wurde.<br />

Zerschlagung: Ein nach der<br />

Insolvenzerklärung eingereichter<br />

Antrag für einen<br />

staatlichen Rettungskredit<br />

wurde –mangels Erfolgschancen<br />

–zurückgezogen.<br />

Eine Zerschlagung vonThomas<br />

Cook war vonBranchenexperten<br />

schon länger<br />

erwartet worden. In der Reisebranche<br />

ist der Wettbewerb<br />

außerordentlich hart.<br />

man arbeite nun auf Hochtouren,<br />

damitderReisebetriebsoschnellwie<br />

möglich in den nächsten Wochen<br />

wieder aufgenommenwerden kann.<br />

Sie hofft, Vertriebspartner und Kunden<br />

halten zu können.<br />

Der Warenhauskonzern Galeria<br />

Karstadt Kaufhof übernimmt 106 der<br />

126 Reisebüros von Thomas Cook –<br />

hier bestehenhistorische Beziehungen.<br />

DasReiseunternehmenund die<br />

Warenhäuser gehörten einst zur Arcandor-Gruppe,<br />

die schon 2009 in<br />

die Pleite rutschte. Der neue Karstadt-Kaufhof-Eigner<br />

René Benko<br />

will nun mit dem Deal verstärkt ins<br />

Tourismusgeschäft einsteigen. Sein<br />

Unternehmen hat auch die E-Commerce-Plattform<br />

Golden Gate erworben,<br />

die über IT-Lösungen und<br />

wertvolle Marktdaten im Tourismus<br />

verfügt. Thomas-Cook-Manager<br />

Carsten Seeliger hat den Warenhauskonzern<br />

als Wunschpartner bezeichnet,umüber<br />

verschiedene Kanäle<br />

künftigweiter Reisen verkaufen<br />

zu können.<br />

An den Franchise-Spartenfür Hotels<br />

(Sentido) und für Reisebüros<br />

(Holiday Land)hat die Rewe-Tochter<br />

DER Touristik Interesse. Grundsatzvereinbarungen<br />

wurden bereits<br />

unterzeichnet. Verhandelt wird<br />

außerdem über einen Verkauf einer<br />

Call-Center-Tochter in Bochum, die<br />

nicht von der Insolvenz betroffen<br />

war.Auch für dieMarke beziehungsweise<br />

für den Markennamen Ne-<br />

weit mehr als 160000 Mitarbeitern.<br />

Doch das kostet zunächst einmal:<br />

Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag<br />

hat der Konzern für den<br />

Umbau reserviert.Für eine erwartete<br />

Kartellstrafe sind 370 Millionen Euro<br />

zurückgelegt. Da auch der konjunkturelle<br />

Rückenwind fehlt, wird der<br />

Konzern im neuen Geschäftsjahr<br />

2019/2020 noch tiefer indie Verlustzone<br />

rutschen.Imabgelaufenen Jahr<br />

hatteThyssenkrupp unter demStrich<br />

bereits ein Minus von 304 Millionen<br />

Euro eingefahren. Merz, die erst am<br />

1. Oktober von der Spitze des Aufsichtsrats<br />

auf den Chefsessel gewechselt<br />

war,sollesnun richten.<br />

Auf die Beschäftigten kommen<br />

neue Unsicherheiten zu. Thyssenkrupp<br />

wird möglicherweisemehrals<br />

die bisher geplanten 6000 Arbeitsplätze<br />

streichen. Erste Maßnahmen<br />

beim Personalabbau hat Thyssenkrupp<br />

inzwischen mitgeteilt. Inder<br />

Essener Unternehmenszentrale soll<br />

fast die Hälfte der bislang etwa 800<br />

Arbeitsplätzewegfallen –nur für einige<br />

wird eseinen neuen Job im Konzern<br />

geben. Im Autozulieferergeschäft<br />

sollen 640 Stellen abgebaut<br />

werden. Die Aktionäre müssen für<br />

das abgelaufene Geschäftsjahr auf<br />

eineDividendeverzichten–zumdritten<br />

Malinden vergangenenachtJahren.<br />

Dastrifft vorallem dieKruppstiftung,<br />

die mit den Dividenden ihre<br />

wissenschaftlichen und kulturellen<br />

Förderprogrammefinanziert.<br />

Merz will zudem den Wettbewerb<br />

zwischen den einzelnen Sparten des<br />

Konzerns anheizen. Wenn einzelne<br />

Geschäftenichtzuden Branchenbe-<br />

FOTO: LENTAMART/SHUTTERSTOCK<br />

ckermann Reisen könnte es noch<br />

eine Zukunft geben. Schließlichist er<br />

insbesondere für viele Ältere das<br />

Symbolfür diePauschalreise.Essoll<br />

mehrereInteressenten geben.<br />

Die geplanten Urlaubsreisen des<br />

Konzerns für diesesund für nächstes<br />

Jahr waren allesamt abgesagt worden.<br />

Das gilt auch für Urlaubstrips,<br />

die teilweise oder schon komplett<br />

bezahltwaren. Diebetroffenen Kunden<br />

werden mutmaßlich nur einen<br />

kleinerenTeilihresGeldeszurückbekommen.<br />

Denn die Insolvenzversicherung<br />

bei der Zurich Versicherung<br />

deckte nur die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Mindestsumme von 110<br />

Millionen Euro ab.Zurichhat bereits<br />

mitgeteilt, dass die Forderungen<br />

weit darüber hinausgingen. Möglicherweise<br />

wirddies ein gerichtliches<br />

Nachspiel haben, da Verbraucherschützer<br />

davon ausgehen, dass Zurich<br />

sehenden Auges eine unzulängliche<br />

Versicherung abgeschlossen<br />

hat.<br />

Zur Cook-Gruppe gehörte auch<br />

der deutsche Ferienflieger Condor.<br />

Er hat ein sogenanntes Schutzschirmverfahren<br />

auf den Weg gebracht.<br />

Dadurchist die Fluglinie vor<br />

Forderungen der Mutter geschützt.<br />

Derzeit wird nach einem neuen<br />

Eigentümer gesucht.<br />

Condor hat dabei allerdings den<br />

Vorteil, dass man über einen Staatskredit<br />

in Höhe von 380 Millionen<br />

Euro verfügen kann. Essoll bereits<br />

zahlreiche Interessenten für die Airline<br />

geben.<br />

Hohe Verluste, keine Dividende<br />

und möglicherweise ein stärkerer<br />

Personalabbau als geplant: Bei<br />

Thyssenkrupp wirdesunter der neuen<br />

Vorstandsvorsitzenden Martina<br />

Merz ungemütlich. „So wie bisher<br />

kann es nichtweitergehen“, kündigte<br />

sieamDonnerstagbei der Vorlage der<br />

Bilanz des angeschlagenen Stahlund<br />

Industriekonzerns an. Thyssenkrupphabesichinder<br />

Vergangenheit<br />

„durchgewurschtelt“, statt die Probleme<br />

„konsequent und ernsthaft anzugehen“.<br />

Treffen wirdder neue Kurs<br />

alle: Mitarbeiter,Manager, Aktionäre.<br />

Zwei bis drei Jahre veranschlagt<br />

Merz für die Sanierung des Traditionsunternehmens<br />

mit seinen weltsten<br />

aufschließen könnten, müsse<br />

sich Thyssenkrupp eingestehen,<br />

„dasswir nicht derbeste Eigentümer<br />

sind“. Einen dauerhaften Ausgleich<br />

vonVerlustenwerdeesnichtmehrgeben.<br />

Geld für die Sanierung soll die<br />

profitableAufzugsspartebringen.Ob<br />

dies über einen Börsengang, einen<br />

Komplett- odereinen Teilverkauf geschehen<br />

soll,bleibtvorerst offen.<br />

Thyssenkrupp will sich jedenfalls<br />

wieder mehr auf seine Stammgeschäfte<br />

Stahl und Werkstoffhandel<br />

konzentrieren. Doch dieAusgangslage<br />

ist nichtgut: DieStahlindustrie leidet<br />

unter der schwachen Nachfrage<br />

in Europa undweltweiten Überkapazitäten.<br />

Im Dezember will Merz ein<br />

Konzept für den Stahlbereich vorlegen<br />

–schon jetzt sind weitere Einschnitte<br />

absehbar. (dpa)<br />

Söder fordert Ausgleich<br />

für Negativzinsen<br />

CSU-Chef Markus Söder fordertfür<br />

Bankkunden einen steuerlichen Ausgleich<br />

vonNegativzinsen. Es brauche<br />

einen „großenMasterplan, wieman<br />

die Sparer schützt und vonNegativzinsen<br />

befreit“, sagte derbayerische<br />

Ministerpräsident der „Passauer Neuen<br />

Presse“. „Wennein Verbotnicht<br />

möglichseinsollte, musseseinen<br />

Ausgleich geben.“ DerStaat solle Sparern<br />

gezahlteNegativzinsen darüber<br />

zurückgeben,dassdiese steuerlich<br />

geltend gemachtwerdenkönnen, forderteSöder.Unterdessen<br />

sieht die<br />

Deutsche Bundesbank durchZinstief<br />

undKonjunkturschwächemehr Risiken<br />

fürdas heimischeFinanzsystem.<br />

„Die Verwundbarkeit hat zugenommen“,sagteVizepräsidentin<br />

Claudia<br />

Buch. (dpa)<br />

Bußgeld für Autohersteller<br />

wegen Preisabsprachen<br />

Volkswagen, Daimler und BMW<br />

müssen wegen Preisabsprachen<br />

beim Stahleinkauf zusammen 100<br />

Millionen Euro Bußgeld zahlen. Die<br />

Unternehmen hätten sich von2004<br />

bis 2013 beim Einkauf vonLangstahl<br />

abgesprochen, so das Bundeskartellamt.<br />

Siehätten den Sachverhalt<br />

anerkannt und einer einvernehmlichen<br />

Beendigung des Verfahrens zugestimmt.<br />

BMW bezifferte seinen<br />

Anteil auf 28Millionen Euro.Das<br />

Verfahren lief seit dreieinhalb Jahren<br />

und war eine Folge vorangegangener<br />

Ermittlungen gegen mehrere<br />

Stahlproduzenten, denen die Bonner<br />

Wettbewerbshüter bereits im<br />

vergangenen Jahr 205 Millionen<br />

Euro Buße auferlegt hatten. (dpa)<br />

Dürre treibt viele Landwirte<br />

in die Insolvenz<br />

Die Dürrehat einigeBauen zahlungsunfähig<br />

gemacht.<br />

FOTO: PATRICK PLEUL/DPA<br />

Nach der DürreimSommer 2018<br />

sind in diesem Jahr mehr landwirtschaftliche<br />

Betriebeindie Insolvenz<br />

geraten als noch im Vorjahr.<br />

Zwischen Januar und Oktober meldeten<br />

114 Unternehmen Zahlungsunfähigkeit<br />

an, berichtete am Donnerstag<br />

die Wirtschaftsauskunftei<br />

Crif Bürgel. Dies seien 23,9 Prozent<br />

mehr als noch im vergangenen<br />

Jahr.Damals hatten sich 92 Betriebe<br />

insolvent gemeldet. Geringere<br />

Erlöse und höhereKosteninfolge<br />

der Dürreseien die Hauptgründe<br />

für den Anstieg der Insolvenzen,<br />

teilte die Auskunftei mit. (dpa)<br />

Abnahmemenge<br />

in Liter<br />

HEIZÖLPREISE<br />

Durchschnittspreis<br />

je 100 LiterinEuro<br />

(in Klammern Vorwoche)<br />

1000 72,19 (73,43)<br />

3000 67,49 (68,71)<br />

5000 65,86 (67,10)<br />

10 000 64,36 (65,60)<br />

15 000 63,93 (65,13)<br />

incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />

Quelle: www.dieter-maeder.de<br />

Preisermittlung 21.11.2019


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Meinung<br />

Prinz Andrew<br />

ZITAT<br />

Zu wenig,<br />

zu spät<br />

Katrin Pribyl erkennt in dem Fall<br />

das typische Selbstverständnis des<br />

britischen Establishments.<br />

„Anfang des zweiten Satzes<br />

musste ich so dringend<br />

auf Toilette. Das war das<br />

Härteste am heutigen Tag.“<br />

Prinz Andrew hat seine öffentlichen<br />

Ämter niedergelegt. Der Schritt war<br />

unausweichlich –und kommt viel zu spät.<br />

Es ist ein Skandal, dass der Druck auf den<br />

Prinzen erst durch ein entlarvendes Interview<br />

so massiv wurde,dass er nun auf royale<br />

Auftritte verzichtet. Er äußerte in<br />

dem Interview kein Wort des Bedauerns,<br />

der Reue, der Empathie für die Opfer, die<br />

Epstein sexuell missbraucht und zur Prostitution<br />

gezwungen haben soll.<br />

Nun plötzlich will Andrew „tiefes Mitgefühl“<br />

mit den jungen Frauen verspüren?Will<br />

seineVerbindung mit dem verurteilten<br />

Sexualstraftäter bereuen? Das ist<br />

wenig glaubhaft. Vielmehr hat er seine<br />

wahre Natur bereits entlarvt. Arrogant<br />

und abgehoben präsentierte er sich, offenbarte<br />

das typische Selbstverständnis<br />

des britischen Establishments, in dem<br />

einflussreiche Männer noch immer denken,<br />

ihnen gehöredie Welt.<br />

Dieses System, das die Privilegierten<br />

schützt und die Reichen und Mächtigen<br />

bevorteilt, wandelt sich leider nur langsam,<br />

aber zumindest Hoffnung auf einen<br />

Umbruch besteht –ausgelöst durch die<br />

Enthüllung etlicher Missbrauchsfälle und<br />

Pädophilenskandale. Betroffen waren die<br />

Unterhaltungsbranche genauso wie die<br />

BBC, das Parlament und die Politszene,<br />

das Rechtssystem und die Musikindustrie.<br />

Prinz Andrews Name fiel in diesem<br />

Zusammenhang schon damals.Trotzdem<br />

musste er keine polizeilichen Ermittlungen<br />

fürchten und auch die Medien schonten<br />

ihn, weil die royale Jubelpresse es sich<br />

mit der Königsfamilie nicht verscherzen<br />

wollte: Mit deren glamourösen Auftritten<br />

bedienen TV-Sender sowie bunte Blätter<br />

das nach Klatsch gierende Publikum. Dabei<br />

wäre esangebracht, genauer hinter<br />

die Palastvorhänge zu blicken.<br />

Zinsen<br />

Nicht populistisch,<br />

sondern gut begründet<br />

TimSzent-Ivanyi plädiertdafür,<br />

dass negativeZinsen steuerlich geltend<br />

gemacht werden können.<br />

Die unerfreuliche Entwicklung bei den<br />

Zinsen hat eine Hochstimmung unter<br />

Populisten ausgelöst. DieEuropäische<br />

Zentralbank ruiniere die Wirtschaft, die<br />

Sparer würden durch Negativzinsen enteignet,<br />

lauten gängige Parolen. Alles Unsinn:<br />

Ohne das beherzte Eingreifen der<br />

EZB zur Rettung des Euro hätte Deutschland<br />

nicht eine der längsten Boomphasen<br />

der Nachkriegsgeschichte erlebt.<br />

Entscheidend für den Anleger ist nicht,<br />

welche Zinsen –obpositiv oder negativ –<br />

für das Sparbuch oder das Girokonto gelten.<br />

Es kommt vielmehr auf die Differenz<br />

zwischen Bankzinsen und Inflationsrate<br />

an, also auf die Realzinsen. Sind sie positiv,<br />

wächst das Vermögen des Anlegers,<br />

sind sie negativ,wirdesaufgefressen.<br />

Ein Blick zurück bis in die 60er-Jahre<br />

zeigt jedoch, dass die Realzinsen in Bezug<br />

auf Sparkonten in der überwiegenden Zeit<br />

negativ waren. Es ist also mitnichten neu,<br />

dass Sparer Geld verlieren. Das ändert allerdings<br />

nichts an der Tatsache,dass die Situation<br />

mehr als unerfreulich ist.<br />

Hier kommt derVorschlag vonBayerns<br />

Ministerpräsident Markus Söder ins Spiel.<br />

Er plädiert dafür, dass es möglich sein<br />

muss,die negativen Zinsen steuerlich geltend<br />

zu machen. Diese Forderung ist ausnahmsweise<br />

nicht populistisch, sondern<br />

gut begründbar: Negativzinsen bedeuten<br />

für den Anleger Verluste. Und diese können<br />

im Steuerrecht üblicherweise mit Gewinnen<br />

verrechnet werden.<br />

Doch es war Söders Unionsfreund<br />

Wolfgang Schäuble, der bereits 2015 mit<br />

Unterstützung auch der bayerischen Finanzverwaltung<br />

entscheid, dass Negativzinsen<br />

steuerlich nicht abziehbare„Einlagegebühren“<br />

seien. Diese Entscheidung<br />

muss revidiertwerden.<br />

Esgibt im Hebräischen ein Wort,das<br />

in Israel oft zu hören ist: Balagan. Es<br />

heißt so viel wie Chaos, Durcheinander,<br />

Schlamassel. Israelis benutzen<br />

es, wenn sie im Stau feststecken, Ärger<br />

mit Handwerkern haben, von Raketenalarm<br />

geweckt werden oder politisch nicht durchsehen.<br />

„Balagan“ rufen sie sich zu. Damit ist<br />

alles gesagt. Eigentlich.<br />

Wasderzeit im Land passiert, dafür gibt es<br />

noch kein Wort. Zum ersten Mal inder Geschichte<br />

Israels fanden zwei Neuwahlen hintereinander<br />

statt. Zum ersten Mal ist es keiner<br />

der beiden stärksten Parteien gelungen,<br />

die nötige Mehrheit zu finden und eine Regierung<br />

zu bilden. Zumersten Malgreift das<br />

Parlament, die Knesset, auf eine Regelung<br />

zurück, nach der in den nächsten 21 Tagen<br />

jeder Abgeordnete versuchen kann, eine<br />

Mehrheit zu finden und sich doch noch auf<br />

einen Kandidaten zu einigen. Schafft das<br />

niemand, und so sieht es aus,werden erneut<br />

Neuwahlen ausgerufen. Zumdritten Malinnerhalb<br />

eines Jahres. Auch das gab es noch<br />

nie.<br />

Es ist ein historischer Moment, kein<br />

ruhmreicher, eine Regierungskrise, wie sie<br />

das Land noch nicht erlebt hat. „Italienische<br />

Verhältnisse“, schreibt ein Kommentator,<br />

„nur ohne Pasta und Fußball“. Aufder Suche<br />

nach Gründen reicht es,sich anzusehen, was<br />

sich Israels Politiker so in den letzten 48<br />

Stunden um die Ohren gehauen haben. Da<br />

beschimpfte Avigdor Liberman, Chef der<br />

Partei Jisrael Beitenu, die Araber im Land als<br />

„fünfte Kolonne“, nannte ein ultraorthodoxer<br />

Abgeordneter Liberman eine „Null“, warf<br />

Blau-Weiß-Führer Benny Gantz Premierminister<br />

Netanjahu vor, es gehe ihm immer nur<br />

um sich selbst, er verbreite Hass und Gift.<br />

Staatspräsident Reuven Rivlin, die alte weise<br />

Zwischen 1993 und 2017 wuchs in<br />

Deutschland die Zahl der Studienanfänger<br />

vonjährlich 280 000 auf über 500 000 an.<br />

Im selben Zeitraum sank die Zahl der abgeschlossenen<br />

Ausbildungsverträge von<br />

570 000 auf 513 000. Insgesamt stehen heute<br />

2,9 Millionen Studierenden 1,3 Millionen<br />

Auszubildende gegenüber. Der Befund ist<br />

eindeutig: Dieberufliche Qualifizierung verliertanAttraktivität,<br />

die Mehrheit der jungen<br />

Generation zieht ein Studium vor. Die<br />

Gründe für diese Entwicklung liegen auf der<br />

Hand. Ein Studium bietet, auch unter den<br />

formal strengeren Bedingungen der Bologna-Reform,<br />

mehr Freiräume als die Berufsausbildung.<br />

DieBezahlung für die Berufsanfänger<br />

ist nach einem akademischen Abschluss<br />

erheblich höher. Und die Aufstiegsmöglichkeiten<br />

sind anschließend besser als<br />

im Fall einer beruflichen Ausbildung.<br />

In zentralen Ausbildungsberufen bestehen<br />

mittlerweile erhebliche Engpässe. Wie<br />

kann man hier Abhilfe schaffen? Vorallem<br />

müsste die Bezahlung angehoben werden,<br />

um die Attraktivität der beruflichen Bildung<br />

zu steigern. Das gilt für die Qualifizierungsphase<br />

ebenso wie für das Arbeitsleben nach<br />

der Gesellen- bzw. Fachprüfung. Es müssen<br />

zudem verstärkte Anreize gesetzt werden,<br />

damit diejenigen, die nach einer Berufsausbildung<br />

noch studieren, hinterher den Weg<br />

zurück in ihren erlernten Beruf finden. Wer<br />

nach einer Qualifizierung als Mechatroniker<br />

ein betriebswirtschaftliches Studium aufnimmt,<br />

hat gute Chancen, später einmal als<br />

Israel<br />

Netanjahus<br />

Triumph<br />

Anja Reich<br />

ist überzeugt, dass nur ein Putsch der Partei oder der<br />

Staatsanwalt Netanjahu stoppen können.<br />

Stimme der Vernunft im Land, verbot sich<br />

jegliche Art von Hass und Rassismus –und<br />

klang dabei so hoffnungslos wie nie.<br />

Israel, der 71 Jahrealte Staat im Nahen Osten,<br />

in dem achtzig Prozent Juden und zwanzig<br />

Prozent Araber zusammenleben, war<br />

schon immer in viele kleine Gruppen zersplittert<br />

– Säkulare, Ultraorthodoxe, Religiöse,<br />

Zionisten, Nationalisten, Drusen,<br />

muslimische und christliche Araber.Die Demokratie<br />

ist schneller, direkter, streitlustiger<br />

als die deutsche. Umins Parlament zu kommen,<br />

reichen 3,25 Prozent der Wählerstimmen.<br />

Selten schafft es eine Regierung, bis ans<br />

Ende ihrer Amtszeit durchzuhalten. Ständig<br />

bilden sich neue Parteien und Bündnisse,die<br />

mitunter schwer zu durchschauen sind. Was<br />

KOLUMNE<br />

Berufliche<br />

Bildung<br />

stärken<br />

Peter-André Alt,<br />

Präsident der Hochschulrektorenkonferenz<br />

THOMAS PLASSMANN<br />

etwa haben arabische Parteien mit den ultraorthodoxen<br />

Juden gemeinsam? Warumsetzt<br />

sich eine Kifferpartei für die Rechte fanatischer<br />

Siedler ein? Warum gibt es keine einzige<br />

grüne Partei im Land? Und wosind eigentlich<br />

die Linken?<br />

In all dem Chaos aber gab es immer auch<br />

Konstanten, Dinge, auf die sich die Wähler<br />

verlassen konnten, die eine Demokratie ausmachen:<br />

Kompromisse finden, eigene Interessen<br />

hintanstellen. Damit, das haben die<br />

letzten Wochen bewiesen, ist es vorbei, und<br />

Schuld hat vorallem der Mann, der so lange<br />

wie kein anderer das Land regiertund immer<br />

weiter an dieser Macht festhalten will: Benjamin<br />

Netanjahu hat in diesem Jahr nicht nur<br />

zwei schmutzige Wahlkämpfe geführt, sondern<br />

auch zwei Regierungsbildungen scheiternlassen.<br />

Obwohl ihm ein Korruptionsverfahren<br />

droht und er wahrscheinlich schon<br />

bald ins Gefängnis muss,war er nicht bereit,<br />

auf die Forderungen vonBlau-Weiß einzugehen<br />

und die Parteiführung einem anderen zu<br />

überlassen. Er bestand sogar darauf, im Fall<br />

einer großen Koalition und wechselnder<br />

Amtsführung als Erster an der Reihe zu sein.<br />

In all den Gesprächen mit seinem Kontrahenten<br />

Benny Gantz, das hat dieser gesagt,<br />

sei es nie um Inhalte gegangen, sondernimmer<br />

nur darum, werals erster auf dem Thron<br />

sitzt. Am Ende hat es niemand geschafft.<br />

Für das Land ist das eine Katastrophe,für<br />

Netanjahu –zynischerweise –ein Sieg. Er<br />

muss nicht abtreten, kann zum dritten Mal<br />

innerhalb eines Jahres Wahlkampf machen,<br />

auf Bühnen stehen und sich feiern lassen.<br />

Ihninseinem narzisstischen Wahn stoppen,<br />

das kann nur ein Putsch in der eigenen Partei.<br />

Oder Israels Generalstaatsanwalt. Der<br />

hat am Donnerstagabend mitgeteilt, dass er<br />

Anklage gegen Netanjahu erheben wird.<br />

Selbstständiger mit eigenem Betrieb erfolgreich<br />

zu sein. Solche Perspektiven müssen<br />

frühzeitig in der Beratung für die Berufsanfänger<br />

erläutertund verdeutlicht werden.<br />

Insgesamt benötigen wir flexiblere Übergänge<br />

zwischen den Bildungssystemen. Nicht<br />

wenige der Studienanfänger kommen nach<br />

kurzer Zeit zu der Einsicht, dass sie an einer<br />

Hochschule nicht richtig aufgehoben sind,<br />

und entscheiden sich für den Wegindie Berufsausbildung.<br />

Erbrachte Studienleistungen<br />

sollten bei diesem Wechsel anerkannt werden,<br />

ebenso wie Qualifikationselemente einer<br />

Berufsausbildung beim Studieneinstieg.<br />

Berufliche und hochschulische Bildung<br />

gelten zu Recht als gleichwertig. In der Praxis<br />

sind sie es nicht, solange eine schlechtere<br />

Bezahlung die eigentlich längst überwundene<br />

Diskriminierung der Ausbildungsberufe<br />

zementiert. Dievon Anja Karliczeks Ministerium<br />

geplante Novellierung des Berufsbildungsgesetzes<br />

versucht durch eine Erhöhung<br />

der Mindestvergütung an der richtigen<br />

Schraube zu drehen. Gut auch, dass bereits<br />

erbrachte Prüfungsleistungen bei aufeinander<br />

aufbauenden Ausbildungsberufen künftig<br />

berücksichtigt werden sollen. Der definitivfalsche<br />

Schritt ist jedoch die geplante Einführung<br />

der akademischen Abschlussbezeichnungen<br />

„Bachelor“ und „Master“ für<br />

praktische Berufsabschlüsse. Weder das<br />

Handwerk noch die Gewerkschaften wollen<br />

diese Neuerung wirklich. Undsie nutzt auch<br />

niemandem, sondern sorgt nur für Verwirrung<br />

im Verhältnis zwischen Berufsbildung<br />

und Hochschulen. Wir dürfen in Deutschland<br />

stolz auf die Qualität unseres dualen Berufsbildungssystems<br />

sein. Daher können wir<br />

auch an den bewährten Bezeichnungen vom<br />

Gesellen über den Fachwirt bis zum Meister<br />

festhalten. DieberuflicheAusbildung macht<br />

man attraktiv, indem man gute Löhne für<br />

gute Arbeit zahlt und genügend Aufstiegsmöglichkeiten<br />

für Qualifizierte bietet. Alles<br />

andereist Fassadenmalerei und hilft keinem.<br />

Michael Kohlmann,<br />

Deutschlands Davis-Cup-Teamchef, zum 3:18 Stunden<br />

langen Doppel von Kevin Krawietz und Andreas Mies<br />

gegenArgentinien. Krawietz/Mies gewannen 6:7 (4:7),<br />

7:6 (7:2), 7:6 (20:18).<br />

AUSLESE<br />

In der Krise,<br />

aber nicht hirntot<br />

Die Forderung nach einer Reform der<br />

Nato beschäftigt die Neue Osnabrücker<br />

<strong>Zeitung</strong>:„DieNato als ,hirntot‘ zu bezeichnen,<br />

ist überzogen und eine leicht zu<br />

durchschauende Spitze Macrons gegen<br />

die USA. Frankreichs Präsident hat damit<br />

aber durchaus eine überfällige Debatte angestoßen.“<br />

Es seien die Mitglieder selbst,<br />

„die dafür sorgen, dass das Vertrauen in<br />

das Bündnis sinkt“.<br />

Der Reutlinger General-Anzeiger<br />

schreibt: „Bei Macron hat sich der Frust<br />

über Amerikaner, Türken, Deutsche, die<br />

Nato unddie EU entladen. Er hatte wie ein<br />

Lehrer in der Schule aufs Pult geschlagen,<br />

wenn es ihm zu bunt wird. DieNatobefindet<br />

sich tatsächlich in einer Krise, sie ist<br />

aber nicht hirntot.“<br />

Die Junge Welt richtet den Fokus auf<br />

China: „Frankreich begreift sich, gestützt<br />

auf Kolonialgebiete,nachwie vorals maritime<br />

Macht im Pazifik; es gerät durch Patrouillenfahrten<br />

seiner Kriegsschiffe im<br />

Südchinesischen Meer mit Beijing in Streit.<br />

Deutschland wiederum fürchtet, globalen<br />

Einfluss an China zu verlieren, und sucht<br />

nach Mitteln, die Volksrepublik in die<br />

Schranken zu weisen. Dassind Motive, die<br />

es –aus eigenem Interesse der EU-Mächte<br />

–manchen verlockend erscheinen lassen,<br />

sich, wie bereits im Machtkampf gegen<br />

Russland, eng an die USA anzulehnen:<br />

nicht aus einer angeblichen Hörigkeit gegenüber<br />

Washington, sondern umgegenüber<br />

China, mit dem man allein kaum<br />

noch mithalten kann, nicht in Rückstand<br />

zu geraten.“ Ingo Preißler<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Herausgeber: Dr.Michael Maier.<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Hilft Fluorid<br />

gegenKaries?<br />

Ein Faktencheck<br />

Seite 17<br />

Weizsäcker-Mord: Warum solche Taten kaum zu vermeiden sind Seite 11<br />

Verfassungsgerichtshof: Warum eine vakante Richterstelle für Frust sorgt Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Hilfe für<br />

fünf Euro<br />

Lutz Schnedelbach<br />

graust es vorvollen<br />

U-Bahnen und Bussen<br />

Eine meiner großen Freuden ist<br />

das Fahren mit einem Taxi –also<br />

als Gast, nicht am Steuer.Ich ertrage<br />

es kaum in voll besetzten Bussen<br />

und übel riechenden Bahnen die<br />

knapp vier Kilometer zur Arbeit zu<br />

fahren. Einige meiner Kollegen verstehen<br />

das, anderen wäre das zu<br />

teuer.Und der Rest liebt das Radeln.<br />

Mir ist das schnuppe. Ich tue es einfach<br />

und mir bereitet es Freude.<br />

Auch deshalb, weil man als Gast viel<br />

erlebt.<br />

Ich sitze wie wahrscheinlich die<br />

meisten Fahrgäste auch immer auf<br />

der rechten Seite der Hinterbank. Da<br />

ist es bequem, man sieht gut und unterhalten<br />

kann man sich auch. Vor<br />

einigen Tagen wäre esaber besser<br />

gewesen, wenn ich vorn neben dem<br />

Fahrer Platz genommen hätte. Ich<br />

habe nämlich eine Premiereerlebt.<br />

Wie üblich hatte ich mir per<br />

Handy einen Wagen bestellt. Als der<br />

Taxifahrer kurz darauf in meine<br />

Straße einbog, ahnte ich nicht, was<br />

mich erwartet. Also der Fahrer hielt<br />

nicht vor meiner Haustür, sondern<br />

vor der übernächsten. Irgendwann<br />

bemerkte er mich und fuhr rückwärts<br />

zu mir.Eswar ein kleiner,dicklicher<br />

Mann. Das sah man, weil er<br />

ausstieg, um mir die Tür aufzuhalten.<br />

Sensationell war das.<br />

Ich schätzte den Mann auf etwa<br />

40 Jahre. Wie ich bald erfuhr, war er<br />

nicht nur neu in dieser Stadt, sondern<br />

auch im Land. Noch bis zum<br />

Sommer hatte er in der Türkei einen<br />

Obst-und Gemüseladen betrieben.<br />

Als sich dieser nicht mehr rechnete,<br />

zog ernach Berlin, erzählte mir der<br />

Mann, der nun schräg vor mir am<br />

Lenkrad eines Taxis saß, um eine<br />

Fahrt zu beginnen, die ich lange<br />

nicht vergessen werde. Ich war sein<br />

erster Fahrgast.<br />

Die Tour begann damit, dass er<br />

nicht so recht wusste, woder Taxameter<br />

im Rückspiegel eingeschaltet<br />

wird, was für mich noch okay war.<br />

Als er es aber herausgefunden hatte,<br />

stauten sich hinter uns fünf Autos.<br />

Ungeduldige Fahrer hupten bereits.<br />

Das Eingeben des Ziels in sein Navigationssystem<br />

wollte auch nicht so<br />

recht gelingen. Er ließ die Finger davon.<br />

Ich versprach, ihn zu lotsen.<br />

Dann ging es los.<br />

Die Straße, in die ich wollte,<br />

kannte er nicht. Lediglich von der<br />

Leipziger Straße hatte er schon einmal<br />

was gehört. Aber wie er die erreichen<br />

würde, das wusste er nicht.<br />

In solchen Situationen ist eben der<br />

Fahrgast gefragt. Ich beschrieb ihm<br />

die Strecke. Er fuhr also am Märchenbrunnen<br />

vorbei, die Greifswalder<br />

Straße hinunter, überquerte die<br />

Mollstraße und quälte sich durch<br />

den Alextunnel. Dann passierte er<br />

das Rote Rathaus und schlängelte<br />

sich über die Fischerinsel nach<br />

Kreuzberg.<br />

Wir waren etwa 20 Minuten unterwegs<br />

trotz der vielen unsäglichen<br />

Baustellen. Am <strong>Berliner</strong> Verlag in der<br />

Alten Jakobstraße war die Fahrt zu<br />

Ende.Sein Dank für meine Hilfe war<br />

groß. Er schrieb mir dafür fünf Euro<br />

gut. Ichfreue mich auf ein Wiedersehen.<br />

Es muss dann aber keine Fahrt<br />

nach Friedenau sein. Denn eigentlich<br />

will ich einfach nur bequem und<br />

ungestört von A nach B kommen<br />

und nicht immerzu reden müssen.<br />

Fröhliche Weihnacht überall …AmBreitscheidplatz ist das seit drei Jahren eine echte Herausforderung.<br />

Weihnachts-Festung<br />

Holunderglühwein mit Maschinenpistole: Am Montag öffnet das Budendorf auf dem Breitscheidplatz<br />

VonJulia Haak<br />

Rot-weiß gestreift leuchten<br />

dem Besucher Poller auf 40<br />

Zentimeter hohen Rampen<br />

entgegen. Es gibt grellgelbe<br />

Markierungen. Marktbesucher<br />

müssen die Rampen rauf, zwischen<br />

den Pollern durch und dann wieder<br />

hinunter laufen. Nein, übersehen<br />

kann man die Befestigungsanlagen<br />

am Breitscheidplatz wirklich nicht.<br />

Schon von Weitem wird jeder Besucher<br />

registrieren, dass der Platz auch<br />

in diesem Jahr wieder gut gesichert<br />

ist. Das ist ein eigenartiges Gefühl<br />

bei Glühwein und Christstollen.<br />

Ob es dem Geschäft abträglich ist,<br />

ist eine andere Frage. Am Montag<br />

öffnet zum 36. Mal der Weihnachtsmarkt<br />

auf dem Breitscheidplatz. Im<br />

dritten Jahr nach dem Anschlag, bei<br />

dem der Terrorist Anis Amri 2016<br />

zwölf Menschen getötet hat, versuchen<br />

sich die Veranstalter im Schulterschluss<br />

mit Polizei und Stadtverwaltung<br />

noch einmal in dieser einzigartigen<br />

Gratwanderung zwischen<br />

maximaler Täterabschreckung und<br />

wohligem Weihnachtsgedöns.<br />

Es soll ja alles anders werden<br />

beim Thema Sicherheit: schöner,<br />

eleganter, unauffälliger. Aber natürlich<br />

genauso sicher. Das beteuern<br />

Verantwortliche zurzeit allerorten:<br />

beim Bezirksamt, im Senat, bei der<br />

Polizei. Im kommenden Jahr soll sich<br />

der Weihnachtsmarkt bereits auf einem<br />

vollkommen umgebauten Platz<br />

präsentieren können. Ohne Lkw-<br />

Rampen, ohne mehrstufige Sperrriegel,<br />

bestückt mit schweren sandgefüllten<br />

Kästen und Drahtgeflechtkörben,<br />

randvoll mit Steinen, dafür<br />

künftig mit unterirdisch verbundenen<br />

Pollern, die in ihrer Schlichtheit<br />

nicht so sehr ins Auge fallen.<br />

Aber dieses Jahr müssen sie da<br />

noch mal durch, die Veranstalter,die<br />

Stadt und die Besucher des Weihnachtsmarkts.<br />

AmDonnerstag präsentierten<br />

der Verein der ansässigen<br />

Geschäftsleute AG City und der<br />

Schaustellerverband das diesjährige<br />

Programm für den Markt bis zum 5.<br />

Januar. ImRestaurant Hirschstube,<br />

einem geräumigen Lokal, das wie in<br />

jedem Jahr auf der Südseite des Platzes<br />

steht, sieht es an diesem Tag<br />

schon ordentlich weihnachtlich aus.<br />

Der Markt öffnet am 25. November,um10Uhr,mit<br />

einem<br />

Gottesdienst in der Gedächtniskirche.<br />

Am Nachmittag<br />

wird es mit geladenen<br />

Gästen eine offizielle Eröffnungsfeier<br />

geben. Der Regierende<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) unternimmt einen<br />

Rundgang.<br />

Tannenbäumchen, bunte Kugeln, alles<br />

ist bereits an seinem Platz, während<br />

andere Schausteller auf dem<br />

Platz noch schleifen, schrauben und<br />

dekorieren. „36 Jahre <strong>Berliner</strong> Weihnachtsmarkt<br />

am Breitscheidplatz,<br />

das ist eine große Tradition“, sagt Michael<br />

Roden, Vorsitzender des <strong>Berliner</strong><br />

Schaustellerverbands und dann<br />

präsentiert er, was den Markt am<br />

Breitscheidplatz so angenehm<br />

macht: tolle Aufenthaltsqualität, ein<br />

Glühweingarten, ausgesuchte Qualität<br />

bei dem, was die Händler an<br />

Weihnachtsdekoration und Kulinarischem<br />

zu bieten haben. Es gibt<br />

erstmals einen griechischen Stand<br />

und ganz neu zwischen Holunder-,<br />

Erdbeer- und Kirsch- jetzt auch<br />

Roséglühwein. „Wir haben so viele<br />

Glühweinsorten, dass Sie immer<br />

42 TAGE WEIHNACHTEN<br />

Ab dem 27. November werden<br />

Kurfürstendamm und<br />

Tauentzienstraße weihnachtlich<br />

beleuchtet sein. Am 19.<br />

Dezember,dem Jahrestag<br />

des Anschlags, wird um 19<br />

Uhr in der Gedächtniskirche<br />

der Opfer des Anschlages gedacht.<br />

Um 20.02 Uhr erklingenzwölf<br />

Glockenschläge.<br />

Rampen verhindernrings um den Markt das Befahren.<br />

An 200 Ständen und Weihnachtshäuschen<br />

werdenbis<br />

zum5.Januar Essbares, Accessoires<br />

und Kunsthandwerk<br />

angeboten.Der Markt<br />

hat täglich11–21 Uhrgeöffnet,<br />

freitags und sonnabends<br />

11–22 Uhr,Heiligabend<br />

11–14 Uhr,Feiertags 13–21<br />

Uhr, Silvester 11–1 Uhr.<br />

BERLINER ZEITUNG/JULIA HAAK<br />

wieder einen Anspornhaben, uns zu<br />

besuchen“, wirbt Roden.<br />

Arne Herz, Charlottenburg-Wilmersdorfs<br />

Wirtschaftsstadtrat<br />

nimmt den Ton auf. Eine Weihnachtsinsel<br />

nennt er den Markt auf<br />

dem Platz, aber dann sagt er auch,<br />

worum es an diesem Ort gehen<br />

muss. „Dass es Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

aber auch dem Land Berlin<br />

nach dem Jahr 2016 besonders<br />

wichtig ist, der Welt, der Stadt zu zeigen,<br />

dass wir uns nicht unterkriegen<br />

lassen und die fröhliche Stimmung,<br />

die zu Weihnachten gehört, hier zelebrieren“,<br />

sagt Herz. Imvergangenen<br />

Jahr habe sich gezeigt, dass es<br />

durch die Sicherungsmaßnahmen<br />

zu einer geruhsameren Atmosphäre<br />

gekommen sei. Dashabe er sich vorher<br />

nicht vorstellen können.<br />

GETTY IMAGES/CARSTEN KOALL<br />

Eigentlich wollten der Bezirk und<br />

auch andere indiesem Jahr bereits<br />

weiter sein, aber die Abstimmungen<br />

dauerten zu lange,umnoch vordem<br />

Weihnachtsmarkt einen Umbau zu<br />

schaffen. Ein neues Sicherheitskonzept<br />

ist so gut wie fertig. Der Mittelstreifen<br />

an der Budapester Straße<br />

und am Tauentzien wird erhöht auf<br />

bis zu 60 Zentimeter. Ander Ecke<br />

Kant- und Budapester Straße, dort<br />

wo der Lastwagen vordreiJahren auf<br />

den Platz raste, soll ein großer „BER-<br />

LIN“-Schriftzug in Stahlbetonbuchstaben<br />

als eine Art Schutzwall<br />

aufgestellt werden. An der Nord-und<br />

der Südseite des Platzes werden Poller<br />

einbetoniert, die unter-und oberirdisch<br />

miteinander verbunden sind.<br />

Sobald die Budennach dem diesjährigen<br />

Markt wieder verschwunden<br />

sind, soll der Umbaubeginnen.<br />

Das Gedenken an die Opfer des<br />

Terroranschlags,die zwölf Toten und<br />

die etwa 70 Verletzten, hat dagegen<br />

eine Form gefunden. „Eine Kranzniederlegung<br />

ist nicht vorgesehen.<br />

Es waren sich alle einig, dass wir das<br />

so handhaben, weil es keine Grabstätte<br />

ist“, sagt Gerd-Peter Huber<br />

von der AG City. Stattdessen gibt es<br />

wieder eine Andacht und zwölf Glockenschläge<br />

zum Zeitpunkt des Anschlages<br />

am 19. Dezember um kurz<br />

nach 20 Uhr. Noch laufen Abstimmungen<br />

mit den Angehörigen.<br />

Die Polizei wird in diesem Jahr<br />

wieder auf vielerlei Ebenen Teil des<br />

Marktes sein. Manches soll durchaus<br />

wahrnehmbar sein. Es werden Beamte<br />

in Uniform zu unterschiedlichsten<br />

Zeiten über den Markt patrouillieren.<br />

Manche werden Maschinenpistolen<br />

tragen. Es wirdaber<br />

auch Zivilkräfte geben. „Ich hoffe,<br />

dass über die Jahre die Sicherheit<br />

wenigstens optisch ein wenig in den<br />

Hintergrund treten wirdund wir das<br />

alles etwas schöner hinbekommen“,<br />

sagt der zuständige Abschnittsleiter<br />

der Polizei Dirk Gerasch. Vorerst gilt<br />

für die Polizei allerdings demonstratives<br />

Auftreten. Geraschsagt,die Polizei<br />

werdesich nicht verstecken.<br />

Julia Haak<br />

berichtet seit 2016 über<br />

den Ortdes Anschlags.<br />

NACHRICHTEN<br />

Missbrauchsverdacht:<br />

Judo-Trainer verhaftet<br />

Erneut gibt es einen schwerwiegenden<br />

Missbrauchsfall in einem <strong>Berliner</strong><br />

Verein: DiePolizei hat jetzt einen<br />

42-jährigen Judo-Trainer unter dem<br />

dringenden Tatverdacht des sexuellen<br />

Missbrauchs verhaftet. Der<br />

Mann soll sich in mindestens 23 Fällen<br />

an Kindernund Jugendlichen sowie<br />

an Schutzbefohlenen vergangen<br />

haben, teilte die Polizei am Donnerstag<br />

zu der am Montag erfolgten Verhaftung<br />

mit. DieTaten sollen sich in<br />

der Zeit von2006 bis November 2018<br />

ereignet haben. Nach Polizeiangaben<br />

ist der Tatverdächtige Vorsitzender<br />

eines vonihm gegründeten Judovereins<br />

in Tegel. Er soll in seiner<br />

Funktion als Trainer regelmäßig<br />

mindestens sechs ihm anvertraute<br />

Jungen im Alter vonzehn bis 16 Jahrenmissbraucht<br />

haben. Etwaige<br />

weitereOpfer werden gebeten, sich<br />

beim Landeskriminalamt unter<br />

030/46 64 91 32 01 zu melden. Erst<br />

am 11. November war der Jugendwarteines<br />

KladowerAngelvereins<br />

festgenommen worden, der seit 2016<br />

mindestens vier Jungen sexuell<br />

missbraucht haben soll. (BLZ)<br />

Haft für Bombendrohung bei<br />

Schröder-Geburtstag<br />

Wegen einer Bombendrohung bei der<br />

Geburtstagsfeier vonAltbundeskanzler<br />

GerhardSchröder hat das Landgericht<br />

Frankfurteinen 42-Jährigen zu<br />

elf Monaten Haft ohne Bewährung<br />

verurteilt.Die Richter des Revisionsverfahrens<br />

ordneten zudem die Unterbringung<br />

in einer Entzugsanstalt<br />

an. MitseinemDrohanruf hatte der<br />

Mann 2014 die Geburtstagsfeier in einem<br />

HotelinHessen gestört. Der<br />

Mann hatte den Anruf mit seinem<br />

„Ärger über die Ungerechtigkeit der<br />

Welt“ begründet, der ihn nach Alkoholkonsum<br />

befalle. (dpa)<br />

Anzeige<br />

Morgen präsentiert sich<br />

Ihnen in dieser <strong>Zeitung</strong>:<br />

Lime gibt Bußgelder an<br />

Roller-Nutzer weiter<br />

Nutzer der E-Tretroller vonLime<br />

werden künftig zur Kasse gebeten,<br />

wenn sie die Roller falsch abstellen.<br />

Alle Bescheide über Verwarn-, Bußoder<br />

Strafgelder würden an die Nutzerweitergegeben,<br />

kündigte das Unternehmen<br />

am Donnerstag an. Auch<br />

müssten Kunden per Foto festhalten,<br />

dass sie Roller richtig abgestellt<br />

haben. Lime machte auf Nachfrage<br />

keine Angabe darüber,wie häufig die<br />

Behörden das Unternehmen wegen<br />

Verstößen belangen. (dpa)<br />

Gericht: „Tempo-10-Zone“<br />

nicht zulässig<br />

DasOberverwaltungsgericht hat die<br />

Anordnung einer einer „Tempo-10-<br />

Zone“ in <strong>Berliner</strong> Straßen für nicht<br />

zulässig erklärt. Weil es in der Straßenverkehrsordnung<br />

und im amtlichen<br />

Verkehrszeichenkatalog ein<br />

Schild „Tempo-10-Zone“ nicht gebe,<br />

könne es in dieser Form auch keine<br />

Anordnung eines verkehrsberuhigten<br />

Bereichs geben. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Berlin<br />

Das Haus der Statistik, in dem auch das MfS Räume hatte, kurz nach der Fertigstellung 1970.<br />

BPK/GISELA STAPPENBECK<br />

Bauarbeiter 1969 auf dem Dach des Hauses der Statistik. Rechts ist das Centrum-Warenhaus im Bau.<br />

BUNDESARCHIV/EVA BRÜGGEMANN<br />

Das Leben kehrt zurück<br />

In das lange leerstehende Haus der Statistik sind verschiedene Initiativen als Pioniere eingezogen<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Die Fassade des Hauses der Statistik wird bereits künstlerisch genutzt.<br />

IMAGO IMAGES/IPON<br />

Im einstigen Fahrradladen kann man sich über das Projekt informieren.<br />

IMAGO IMAGES/CHROMORANGE<br />

Fast Kunst: eine von Archäologen geborgene<br />

Schreibmaschine.<br />

Altkleider werden im Haus der Statistik<br />

wiederverwertet.<br />

Ein Gebäude wird wiederbelebt.<br />

Das Haus der Statistik<br />

am Alexanderplatz<br />

wird von Pionieren besiedelt,<br />

einer bunten Truppe von Initiativen<br />

als Avantgarde der künftigen<br />

Nutzer aus Kunst, Kultur, Klimaschutz,<br />

Ernährung, Sozialem<br />

und Nachbarschaftshilfe. Während<br />

Bauleute den 1970 gebauten und<br />

seit 2008 leer stehenden Komplex<br />

sanieren, formiert sich im Erdgeschoss,was<br />

später Teil der Gesamtnutzung<br />

wird: ein Zusammenwirken<br />

vonMenschen, die in verschiedener<br />

Form dem Zusammenleben<br />

in der Stadt dienen wollen.<br />

Am handgreiflichsten zu fassen<br />

ist das „Haus der Materialisierung“.<br />

Hier wollen Gruppen, die<br />

bislang über die Stadt verstreut tätig<br />

sind, an Vermeidung von Müll<br />

und Wiederverwertung von noch<br />

nutzbarem Material arbeiten. Lars<br />

Gerdes von der Stadtmission zum<br />

Beispiel: „Wir sammeln Altkleider,<br />

die an Bedürftige ausgegeben werden.<br />

80 Prozent der Spenden sind<br />

Frauensachen, aber nur 20 Prozent<br />

unserer Abnehmer sind weiblich.“<br />

Also könne man aus kurzärmligen<br />

Blusen, die keinem Obdachlosen<br />

nutzen, Unterwäsche schneidern.<br />

Die wird nämlich eher selten gespendet.<br />

Nina Peterskoordiniertdie Arbeit der<br />

Pioniere im Haus der Statistik.<br />

Anton Schünemann leitet das Projekt<br />

„Haus der Materialisierung“.<br />

Noch bis zum 29. November<br />

läuft im Haus der Statistik das<br />

Kunst- und Mitmachprojekt „Zack<br />

– der Umbaumarkt“. In einem<br />

Sandhaufen, Abraum der archäologischen<br />

Ausgrabung am Molkenmarkt,<br />

kann man nach Fundstücken<br />

graben und sie reinigen, anschließend<br />

werden die Gegenstände<br />

ausgestellt. Zusammen mit<br />

Stücken aus dem Stadtmuseum<br />

wirdsobeleuchtet, was früher alles<br />

wiederverwendet wurde. Sosieht<br />

man unter anderem zwei Stahlhelme<br />

–einer verrostet, ein zweiter<br />

zu einem Kochtopf umgebaut.<br />

Genussbetonter geht es an einem<br />

kleinen Innenhof zu: Dort<br />

steht ein Lehmbackofen, im Haus<br />

ist eine Küche eingerichtet. Dort<br />

gibt es immer dienstags Koch-<br />

Workshops des Vereins „Restlos<br />

glücklich“, wo krumme Möhren<br />

oder andere, im Handel nicht verkaufte<br />

oder aussortierte Bio-Lebensmittel<br />

unter dem Motto „Zusammen<br />

isst man besser“ zubereitet<br />

und verzehrtwerden.<br />

Bis Ende 2025 sollen alle Arbeiten<br />

im neuen Stadtquartier abgeschlossen<br />

sein. Sie umfassen zunächst<br />

die Herrichtung der 46 000<br />

Quadratmeter des Bestandsgebäudes<br />

für ein Finanzamt, die landeseigene<br />

Immobiliengesellschaft<br />

BIM und im Erdgeschoss die verschiedensten<br />

Initiativen. Daneben<br />

entstehen Neubauten mit 66 000<br />

Quadratmetern Fläche. Inder Planung<br />

sind ein 16-geschossiges Rathaus<br />

für Mitte und zwei Wohnhäuser<br />

mit zwölf beziehungsweise 15<br />

Geschossen, in denen die Wohnungsbaugesellschaft<br />

Mitte 300<br />

Wohnungen errichten wird.<br />

Ermöglicht wurde das, weil die<br />

Genossenschaft „Zusammenkunft<br />

Berlin“ 2015 die Zukunft des einstigen<br />

Sitzes der DDR-Zentralverwaltung<br />

für Statistik künstlerisch kaperte.Sie<br />

hängte bei einem scheinbar<br />

offiziellen Akt ein Bauschild an<br />

die Fassade,das „Räume für Kunst,<br />

Kultur und Soziales“ versprach,<br />

realisiert von Berlin. Dem mochte<br />

sich niemand entgegenstellen,<br />

2018 wurde von Senat, BIM und<br />

Genossenschaft eine entsprechende<br />

Vereinbarung getroffen.<br />

WersicheinenEindruck vonder neuen Nutzung<br />

verschaffen will:AmSonnabend gibtes<br />

von14bis 20 Uhr einen Tagder offenen Tür.<br />

Recycling,damals: eine Briefwaage<br />

aus Gasmasken-Teilen.<br />

Ausgegraben: der Kopf einer Schaufensterpuppe.<br />

BERND FRIEDEL (6)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 11 *<br />

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Berlin<br />

Unerkannter Wahnsinn<br />

Der 57-jährige Gregor S. war völlig unauffällig. Bis er am Dienstagabend Fritz von Weizsäcker erstach. Warum Taten wie diese kaum zu verhindern sind<br />

VonAndreas Kopietz<br />

und Philippe Debionne<br />

Die Tatwar lange geplant,<br />

das Motiv nach derzeitigen<br />

Ermittlungsstand<br />

Hass. Der Hass eines<br />

Mannes, der Fritz von Weizsäcker<br />

mit einem Messer erstochen hat,<br />

weil er dessen Familie für schuldig<br />

hielt. Der57-jährigeTäter gilt als psychisch<br />

gestört, was die Diskussion<br />

über die Tat komplex macht. Wie<br />

geht man mit solchen Taten um? Wie<br />

mit den Tätern? Und was muss passieren,<br />

dass Menschen durchdrehen<br />

und anderen das Leben nehmen?<br />

Nachdem der Chefarzt am Dienstagabend<br />

seinen Vortragüber Leberleiden<br />

beendet hat, stürmt Gregor S.<br />

los, zieht ein Messer und sticht Fritz<br />

vonWeizsäcker in den Hals.Ein Polizist,<br />

der privat dem Vortragzugehört<br />

hat, wirft sich dazwischen und wird<br />

schwer verletzt. Für den Mediziner<br />

kommt jede Hilfe zu spät. Diese unvermittelte<br />

Tatschockiert, denn der<br />

57-jährige Gregor S. war der Polizei<br />

bislang unbekannt und wohl psychisch<br />

unauffällig – bis zu diesem<br />

Abend.<br />

Jeder kann eine Straftat begehen<br />

Der Polizeibeamte musste zweimal<br />

operiert werden. Es gehe ihm „den<br />

Umständen entsprechend“, sagte<br />

ein Polizeisprecher am Donnerstag.<br />

Der 57-jährige Gregor S. aus Rheinland-Pfalz<br />

sitzt inzwischen in einer<br />

geschlossenen Psychiatrie.Das Motiv<br />

des Angreifers liegt nach Angaben<br />

der Staatsanwaltschaft in einer<br />

„wohl wahnbedingten allgemeinen<br />

Abneigung des Beschuldigten gegen<br />

die Familie des Getöteten“. Gregor<br />

S. soll in der Vernehmung gesagt<br />

haben, dass er die Familie vonWeizsäcker<br />

hasse.Grund sei die Tätigkeit<br />

des früheren Bundespräsidenten<br />

Richard von Weizsäcker als Geschäftsführer<br />

des Chemieunternehmens<br />

Boehringer Ingelheim. Diese<br />

Firmaarbeitete mit dem den amerikanischen<br />

Konzern Dow Chemical<br />

bei der Herstellung des Entlaubungsmittels<br />

„Agent Orange“ zusammen.<br />

Dasreichte für Gregor S. offenbar<br />

aus, umeinen Mordplan zu entwickeln.<br />

Wie der Spiegel berichtete,<br />

sagte er in der Vernehmung, dass er<br />

eigentlich Richard von Weizsäcker<br />

WasimKopf eines Menschen vorgeht, ist in den seltensten Fällen zu erkennen. Und manchmal ist es dann zu spät.<br />

habe treffen wollen. Dieser ist aber<br />

seit fast fünf Jahren tot. Also habe er<br />

den Sohn ausgewählt. Um seinen<br />

Plan zu verwirklichen, fuhr er nach<br />

Berlin, wo Fritz von Weizsäcker einen<br />

Vortrag inder Schlosspark-Klinik<br />

hielt. Dort liegt inzwischen ein<br />

Kondolenzbuch bereit – ein einer<br />

Klinik, die ihre Sicherheitsvorkehrungen<br />

nach der Tatverstärkt hat.<br />

Hätte man die Auffälligkeit von<br />

Gregor S. im Vorfeld erkennen können?<br />

Nein, sagt die Psychotherapeutin<br />

und forensische Gutachterin Karoline<br />

Klemke. „Die Vorhersage, ob<br />

jemand straffällig wird, wendet man<br />

nur bei Menschen an, die straffällig<br />

geworden sind. Wenn wir diese Methoden<br />

auf Menschen anwenden,<br />

die noch gar nichts gemacht haben,<br />

bewegen wir uns im kritischen Bereich.“<br />

Eine große Zahl vonPersonen<br />

habe Überzeugungen, in denen<br />

Mord- und Rachefantasien eine<br />

Rolle spielen, so die Psychiaterin. Wo<br />

fängt man also an?<br />

„Wenn wir uns Russlands Psychiatrien<br />

in der Vergangenheit anschauen,<br />

wo Regimegegner für psychisch<br />

krank und deshalb gefährlich<br />

erklärt wurden, wissen wir, wodas<br />

hinführen kann.“ Die Psychologin –<br />

die oft mit U- und S-Bahn unterwegs<br />

ist –teilt den Eindruck, dass gerade<br />

Vier Jahre lang nutzten die<br />

Amerikaner die chemische<br />

Waffe Agent Orange, die von<br />

den Behörden offiziell als<br />

Pflanzenvernichtungsmittel<br />

bezeichnet wurde. Agent<br />

Orangewurde in Vietnam<br />

großflächig eingesetzt, um<br />

den Dschungel zu entlauben<br />

und Reisfelder zu zerstören.<br />

Damit sollten den gegendie<br />

USA kämpfenden Vietcong<br />

Rückzugsmöglichkeiten zerstörtund<br />

Hinterhalte auf die<br />

US-Truppen erschwertwerden.<br />

Zudem wollten die USA<br />

die Möglichkeit haben, Panzer<br />

und anderes schweres<br />

Gerät im Dschungel einzusetzen.<br />

AGENT ORANGE<br />

45 Millionen Liter dieses<br />

hochgiftigen Mittels wurden<br />

während des Vietnamkriegs<br />

versprüht, von1967 bis<br />

1971 flogen amerikanische<br />

Flugzeugeund Helikopter<br />

über 6000 Einsätze.<br />

Schwere Krankheiten, Todesfälle<br />

und eine ungewöhnliche<br />

hohe Zahl vonFehlgeburten<br />

in den betroffenen<br />

Gebieten waren die Folge.<br />

150 000 vietnamesische<br />

Kinder sind seit dem dortigenKrieg<br />

zudem mit schweren<br />

Behinderungen zur Welt<br />

gekommen. US-Veteranen<br />

sprachen öffentlich vom<br />

„größten chemischen Kriegsangriff<br />

der Weltgeschichte“.<br />

Das deutsche Chemie- und<br />

Pharmaunternehmen Boehringer<br />

Ingelheim, bei dem Richard<br />

vonWeizsäcker von<br />

1962 bis 1966 in der Geschäftsführung<br />

tätig war,unterstützte<br />

den amerikanischen<br />

KonzernDow Chemical<br />

bei der Herstellung des<br />

Gifts. Weizsäcker hatte später<br />

angegeben, erst nach seiner<br />

Tätigkeit davonerfahren<br />

zu haben. Immer wieder<br />

hatte er zudem großes Bedauernausgedrückt.<br />

Ob<br />

Weizsäcker tatsächlich erst<br />

nach seinem Weggang aus<br />

der Firmavon den Vorgängen<br />

erfuhr,konnte bis heute<br />

nicht geklärtwerden.<br />

in Berlin die Zahl psychosozial und<br />

psychiatrisch beeinträchtigter Menschen<br />

steigt. Das liege wahrscheinlich<br />

an der tiefer werdenden sozialen<br />

Spaltung der Gesellschaft, an psychosozialen<br />

Belastungen und daran,<br />

dass diese Stadt solche Menschen<br />

auch anziehe,sagt sie.Viele Obdachlose<br />

zum Beispiel hätten psychische<br />

Probleme.<br />

GETTY IMAGES<br />

Wie viele gefährliche psychisch<br />

Kranke in der Stadt unterwegs sind,<br />

kann nur gemutmaßt werden. Der<br />

Senat hat nicht einmal eine Zahl, wie<br />

viele Eingewiesene aus psychiatrischen<br />

Anstalten entwichen sind.<br />

Beim Maßregelvollzug gebe es zwar<br />

ein geregeltes Informationsverfahren,<br />

erklärte SPD-Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kalayci erst kürzlich vor<br />

dem Abgeordnetenhaus. „Was die<br />

anderen Einrichtungen angeht, und<br />

das ist tatsächlich eine andere Kategorie,<br />

gibt es so ein Berichtswesen<br />

aber nicht“. Zumindest liege ihr darüber<br />

nichts vor, räumte die Senatorinsein.<br />

DasLandeskriminalamt ist da offenbar<br />

weiter.Seine Zahlen, die auch<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegen, zeigen,<br />

wie weit in den geschlossenen<br />

psychiatrischen Stationen vieler<br />

Krankenhäuser die Türen tatsächlich<br />

offen stehen.<br />

Alleine zwischen Anfang August<br />

und dem 18. September wurden aus<br />

dem St.-Hedwig-Krankenhaus 27<br />

Personen bei der Polizei als vermisst<br />

gemeldet. Darunter ein Insasse, der<br />

insgesamt viermal ausgerissen ist,<br />

einer zweimal. Vonder geschlossenen<br />

Psychiatrie des Krankenhauses<br />

Neukölln gab es in dieser Zeit 19 Vermisstenanzeigen.<br />

Ein Insasse<br />

schaffte es, fünfmal hintereinander<br />

auszureißen, ein anderer zweimal.<br />

Ausder Charité in Mitte gab es neun<br />

Vermisstenanzeigen. Auch dort riss<br />

einer der Patienten fünfmal aus.Aus<br />

der Friedrich von Bodelschwingh-<br />

Klinik wurden drei Personen als vermisst<br />

gemeldet. So wurde am 30. August<br />

in Wilmersdorf ein 32-Jähriger<br />

aufgegriffen, den ein Richter in der<br />

geschlossenen Abteilung der Bodelschwingh-Klinik<br />

untergebracht<br />

hatte.<br />

„Diese planmäßige Unorganisiertheit<br />

im Senat gefährdet Menschenleben“,<br />

sagt der FDP-Abgeordnete<br />

Marcel Luthe. „Das Entweichenlassen<br />

von Insassen ist eine<br />

schwere Straftat. Der Senat muss<br />

diese absurden Zustände beenden.<br />

Die richterlichen Beschlüsse sind<br />

durchzusetzen. Geschlossene<br />

Psychiatrie heißt geschlossene Türen–und<br />

nicht offene.“<br />

Kein Schutz<br />

Doch es gibt auch außerhalb geschlossener<br />

Einrichtungen Menschen<br />

mit teils für die Öffentlichkeit<br />

gefährlichen Wahnvorstellungen.<br />

Denn auch Menschen, die im betreuten<br />

Wohnen leben, können sich<br />

frei in der Stadt bewegen. Wozu das<br />

führen kann, zeigt ein Fall aus Neukölln<br />

von vergangener Woche. Hier<br />

hatte ein unter Betreuung stehender<br />

Mann Nachbarn und die daraufhin<br />

alarmierten Polizisten mit einem<br />

Messer bedroht und sich anschließend<br />

selbst getötet. Später hieß es,<br />

dass der Mann in der Vergangenheit<br />

immer wieder aggressiv gegen sich<br />

und andere gewesen sei. Dennoch<br />

sei er nicht eingesperrtworden.<br />

Täter, wie jener, der Fritz von<br />

Weizsäcker ermordete, könne man<br />

nicht einfach so als gefährlich erkennen,<br />

sagt Gerichtspsychiater Werner<br />

Platz. „Die Menschen sind bislang<br />

nach außen unauffällig gewesen,<br />

ähnlich wie bei den Attentätern auf<br />

Wolfgang Schäuble und Oskar Lafontaine.“<br />

Schützen könne man sich<br />

nur schwer.„Wenn man sich in einer<br />

psychiatrischen Klinik bewegt, wo<br />

man weiß, da sind Aggressionstäter,<br />

kann man bestimmte Verhaltensregeln<br />

einhalten. Dass man ihnen zum<br />

Beispiel nie den Rücken zudreht.“<br />

Auf offener Straße oder bei öffentlichen<br />

Veranstaltungen ist das allerdings<br />

kaum möglich.<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Berlin<br />

POLIZEIREPORT<br />

Radlerin verletzt und geflüchtet.<br />

DerFahrer eines BMW hat am Mittwochvormittag<br />

beim Rechtsabbiegen<br />

in die Neustädtische Kirchstraße<br />

in Mitte eine 34 Jahrealte Radfahrerinerfasst.<br />

DerMann flüchtete anschließend.<br />

Dieimsechsten Monat<br />

Schwangerestürzte auf die Straße<br />

und verletzte sich an den Armen. Sanitäter<br />

der Feuerwehr brachten die<br />

Frau in ein Krankenhaus.Die Polizei<br />

fahndet nach dem Mann.<br />

Senior fährtSeniorin an.<br />

In Mariendorfhat am Mittwochnachmittag<br />

ein 76-Jähriger beim<br />

Rückwärtsfahren eine 81-Jährige angefahren.<br />

DerMann war voneinem<br />

Mieterparkplatz im Westphalweg<br />

langsam rückwärts in Richtung einer<br />

Zufahrtgerollt. Dabei übersah er die<br />

Frau, die mit einem Rollator die Zufahrtbetreten<br />

wollte.Die Seniorin<br />

erlitt Verletzungen an der Hüfte.<br />

SEK-Einsatz in Flüchtlingsheim.<br />

Beamte des Spezialeinsatzkommandos<br />

(SEK) haben am Mittwoch in<br />

KaulsdorfzweiMänner festgenommen.<br />

EinPolizist außer Dienst hatte<br />

die Männer im Alter von27und 29<br />

Jahren hinter einem Fenster in einem<br />

erleuchten Raum einer Flüchtlingsunterkunft<br />

in der Brodauer<br />

Straße beobachtet. Einer der Bewohner<br />

posierte dabei mit einem Sturmgewehr.Sein<br />

Bekannter fotografierte<br />

ihn dabei. DerPolizist alarmierte<br />

Kollegen, die wegen des Gewehrs das<br />

SEK informierten. DasZimmer<br />

wurde gewaltsam geöffnet. Es handelte<br />

sich um eine Softairwaffe,die<br />

zusammen mit der Munition beschlagnahmt<br />

wurde.Gegen die beiden<br />

Männer wurde ein Ermittlungsverfahren<br />

wegen des Verdachts des<br />

Verstoßes gegen das Waffengesetz<br />

eingeleitet.<br />

Auto angezündet.<br />

Aufeinem Parkplatz in der Schneeberger<br />

Straße in Hellersdorfist in der<br />

Nacht zum Donnerstag ein BMW<br />

ausgebrannt. Verletzt wurde niemand.<br />

DiePolizei vermutet vorsätzliche<br />

Brandstiftung.<br />

In diesem Paketbefanden sich die Tintenfische.<br />

Empfänger unbekannt. PUDWELL<br />

Tintenfisch im Paket.<br />

Einabgestelltes Paket mit vier Kilogramm<br />

Tintenfisch hat in der Nacht<br />

zum Donnerstag am S-Bahnhof Savignyplatz<br />

für Unruhe gesorgt. Passanten<br />

hatten die Polizei alarmiert.<br />

DerBahnverkehr wurde unterbrochen.<br />

Dieangrenzenden Straßen<br />

wurden gesperrt. Entschärfer durchleuchteten<br />

den Behälter und sprachen<br />

zunächst davon, dass sich Finger<br />

darin befänden. Daraufhin öffneten<br />

Feuerwehrleute das Behältnis<br />

und entdeckten die toten Tiere. Nach<br />

zwei Stunden hob die Polizei die<br />

Sperrungen wieder auf. DerEmpfänger<br />

der Tintenfische ist nicht bekannt.<br />

Verletzter meldet sich bei der Polizei.<br />

Ein23-Jähriger hat sich in der Nacht<br />

zum Donnerstag mit Schnittverletzungen<br />

auf dem Rücken bei der Polizeiauf<br />

dem Alexanderplatz gemeldet.<br />

DerMann sagte bei seiner Befragung,<br />

dass er im Rathausparkin<br />

Lichtenbergvon einer Gruppe junger<br />

Männer überfallen worden sei.<br />

Dabei seien ihm die Verletzungen<br />

zugefügt worden. Eine freiwillig bei<br />

ihm durchgeführte Atemalkohol-<br />

Messung ergab einen Wert vonüber<br />

einem Promille.Erwurde in ein<br />

Krankenhaus gebracht und dortambulant<br />

behandelt. DieHintergründe<br />

für den Überfall sind unklar. (ls.)<br />

Maria Schrader schwärmt über die Atmosphäre des Weltkinofestivals. CHRISTIAN SCHULZ (3) August Diehl wargerade erst für die deutsche Synchronversion im Studio.<br />

AUGUST DIEHL<br />

freute sich am Donnerstagabend<br />

über eine besondere Bühne für seinen<br />

Film „Ein verborgenes Leben“<br />

von Regisseur Terrence Malick. Der<br />

hatte ihm schon in Cannes viel Kritikerlob<br />

eingebracht und erlebte nun<br />

endlich als Eröffnungsfilm des Weltkinofestivals„Around<br />

theWorld in 14<br />

Films“ im Kino in der Kulturbrauerei<br />

seine Deutschlandpremiere. Der<br />

Schauspieler: „Dieses wunderbare<br />

Festival, das es schon so lange gibt,<br />

ist der perfekte Rahmen dafür.“ Der<br />

Film wurde zwar schon 2016 gedreht,<br />

die Arbeit daran scheint für<br />

Diehl allerdings nie zu enden: „Ich<br />

war erst vor zweiTagen für die deutsche<br />

Synchronversion im Studio.“<br />

MARIA SCHRADER<br />

gerät ins Schwärmen, wenn sie über<br />

das Festival spricht: „Ich kenne so<br />

viele Leute,die wie ich jedes Jahr mit<br />

dem Gedanken spielen, sich einfach<br />

während des Festivals frei zu nehmen<br />

und dann jeden Film anzuschauen.<br />

Dann hat man nämlich auf einmal<br />

ganz viele vonden aktuell besten Filmen<br />

gesehen.“ Sie mag die Atmosphäre:<br />

„Hier kommt man vor und<br />

nach den Filmen in Gespräche,das ist<br />

alles so kontaktfreudig und niedrigschwellig.“<br />

In den zehn Festivaltagen<br />

laufen Filme aus Afghanistan, Australien,<br />

Brasilien, Deutschland, Großbritannien,<br />

Italien, Österreich, Palästina,<br />

Peru, Portugal, Rumänien, Sudan,<br />

Tschechien und Tunesien. Zu den<br />

diesjährigen Paten, die die Filme vorstellen,<br />

gehören Dietrich Brüggemann<br />

und Alice Dwyer.<br />

Greta-Spektakel statt Udo-Musical<br />

Die Produzenten des Cirque du Soleil stellten jetzt das Konzept für die Bespielung des Theaters am Potsdamer Platz vor<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Mit Spannung erwartete Berlins<br />

Show-Szene die Verkündung –<br />

und nun ist die Katze aus dem Sack:<br />

Die Produzenten der neuen Show<br />

des berühmten Cirque du Soleil, die<br />

2020 ins Theater am Potsdamer Platz<br />

ziehen soll, stellten jetzt das Konzept<br />

vor. In „nysa“ geht es um ein Mädchen,<br />

das die Welt verändert. Es hört<br />

sich ganz nach der Geschichte von<br />

Greta Thunberg an, Anführerin der<br />

„Fridays for Future“-Bewegung. Und<br />

tatsächlich bestätigt Daniel Ross,der<br />

künstlerische Leiter der bekannten<br />

Zirkus-Company, den Verdacht. „Allerdings<br />

tauchte Greta erst auf, als<br />

wir schon angefangen hatten, die<br />

Geschichte zu schreiben“, sagt er.<br />

„Für uns war das aber ein Zeichen<br />

dafür, dass wir auf dem richtigen<br />

Wegsind, die richtige Botschaft haben:<br />

DieZukunft derWelt liegt in den<br />

Händen der jungen Menschen.“<br />

Die Show, die am 28. Oktober im<br />

Theater am Potsdamer Platz Premiere<br />

feiern wird, heißt „nysa“.<br />

Hauptfigur ist eine furchtlose junge<br />

Frau, die sich nach Abenteuern<br />

sehnt und über den eigenen Horizont<br />

hinausschauen muss,getrieben<br />

vom Wunsch der Jugend nach einer<br />

Weltreise per Kinobesuch<br />

besseren Zukunft. So weit, so künstlerisch.<br />

ZumLeben erweckt wirddie<br />

Geschichte von Artisten und Akrobaten<br />

auf Weltniveau. „Ganz hoch<br />

angesiedelt“ sieht MarekLieberberg,<br />

Chef des Veranstalters Live Nation,<br />

die Qualität in allen Bereichen. „Wir<br />

sind sehr zuversichtlich über diese<br />

großartige Partnerschaft und glauben<br />

daran, dass wir eine neue Attraktion<br />

nach Berlin bringen“, sagt er.Er<br />

schätze den <strong>Berliner</strong> Markt als sehr<br />

gut ein, für Live Nation sei die<br />

Hauptstadt immer wichtig gewesen.<br />

Neues Entertainment-Zentrum<br />

Karl L. Wambach von der Firma<br />

Brookfield Properties, die das Gebäude<br />

betreut, sieht sogar eine<br />

Chance für ein neues Entertainment-Viertel.<br />

„Der Potsdamer Platz<br />

hat im Entertainment-Bereich eine<br />

lange Tradition“, sagt er. Man wolle<br />

den Platz wieder als Unterhaltungszentrum<br />

etablieren, dabei sei der<br />

Cirque einer der Eckpfeiler. Nebenher<br />

läuft hier seit 15 Jahren die Show<br />

der„Blue ManGroup“, im Januar feiert„Magic<br />

Mike Live“ Premiere.<br />

Ganz begeistert hatte sich nach<br />

der ersten Ankündigung der Theater-Übernahme<br />

auch Berlins Tourismus-Beauftragte<br />

gezeigt –denn eine<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Das Festival „Around the World<br />

in 14 Films“ startet in der<br />

Kulturbrauerei. Daniel Zillmann<br />

singt und spielt und hat die beste<br />

Vermieterin der Welt<br />

Daniel Zillmann und die „Mami von King Mami“, Luci van Org.<br />

Der Cirque du Soleil ist für seine atemberaubende<br />

Akrobatik bekannt. CIRQUE DU SOLEIL<br />

Show, die weltweit einzigartig ist,<br />

könne auch neues Publikum in die<br />

Hauptstadt ziehen. „Der Cirque du<br />

Soleil ist eine der bekanntesten Zirkus-Gruppen,<br />

wobei es mit Zirkus eigentlich<br />

nicht mehr viel zu tun hat –<br />

das ist Unterhaltung auf höchstem<br />

Niveau“, sagte der Tourismus-Beauftragte<br />

Christian Tänzler. „Es ist<br />

großartig, dass sie den StandortBer-<br />

DANIEL ZILLMANN<br />

hat gerade einen Lauf. Als Schauspieler<br />

ist er gefragt, spielt mit im Kinofilm<br />

„Die Känguru Chroniken“,<br />

der im Frühjahr rauskommt, gehört<br />

zur Besetzung der diese Woche mit<br />

guten Quoten gestarteten Serie<br />

„Rampensau“ und wird demnächst<br />

in der zweiten Staffel von„AndereEltern“<br />

zu sehen sein. Und zuhören:<br />

„Ich darfinder neuen Staffel viel singen.“<br />

Genau so sehen für ihn Premiumjobs<br />

aus: dann darfersingen und<br />

spielen, also seinen beiden großen<br />

Leidenschaften frönen.<br />

Am Donnerstagabend hatte Zillmann<br />

Freunde, Familie und Menschen<br />

aus der Musikbranche in den<br />

Münzclub in Mitte eingeladen, um<br />

die nächste Raketenstufe seiner Gesangskarrierezuzünden.<br />

Er feierte in<br />

den Freitag rein, an dem „My Time“,<br />

der erste Song seines aktuellen Projekts<br />

King Mami, herauskommen<br />

wird. Zillmann hat ihn gemeinsam<br />

mit Produzentin Luci van Org, die er<br />

„die Mami von King Mami“ nennt,<br />

am Küchentisch erdacht und dann<br />

aufgenommen. Zwischen dem King<br />

und seiner musikalischen Mami gibt<br />

es kurze Wege, denn erist Mieter in<br />

ihrem Neuköllner Haus. Und wenn<br />

beide,wie neulich, gemeinsam auf einer<br />

Kundgebung gegen den Mietenwahnsinn<br />

auftreten, dann stellt er sie<br />

so vor: „Sie ist die beste Vermieterin<br />

der Welt! Es gibt keine Mieterhöhungen!“<br />

Beide haben nicht nur „My<br />

Time“ produziert, sondern inzwischen<br />

schon zwölf Titel, aus denen<br />

das erste Album vonKingMami wird,<br />

das im Frühjahr erscheinen soll.<br />

lin für eine Bespielung ausgewählt<br />

haben.“<br />

Wieviel der neue XXL-Zirkus kostet,<br />

wie lange er bleibt? Das wird<br />

noch nicht verraten. DieRede ist von<br />

Millionen, einem „mehrjährigen Engagement“<br />

und der Tatsache, dass<br />

Berlin die erste „europäische Residenz“<br />

des kanadischen Unternehmens<br />

wird. Gut für Berlin: Mit dem<br />

Cirque du Soleil zieht Leben im stiefmütterlich<br />

behandelten Potsdamer-<br />

Platz-Theater ein, das zuletzt der<br />

Unterhaltungskonzern Stage Entertainment<br />

betrieb. Seit 2017 für das<br />

Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm<br />

Horizont“ der letzte Vorhang fiel,<br />

wird das Haus nur noch für Gastspiele<br />

genutzt.<br />

Biszu190 Euro proTicket<br />

Vertreter des Cirque du Soleil loben<br />

gerade das Gebäude.„Für uns ist es<br />

wunderbar, hier zu sein“, sagt Finn<br />

Taylor, Senior Vice President der<br />

Crew.„Es ist ein tolles Theater an einem<br />

tollen Standort. Uns bedeutet<br />

es viel, den <strong>Berliner</strong>n hoffentlich<br />

auch.“ Das wird sich zeigen –auch<br />

nach einem Blick auf die Preise. Tickets<br />

kosten an einem Sonnabend<br />

zwischen 57 und 120 Euro.Wer „VIP“<br />

bucht, zahlt noch mehr:190 Euro.<br />

„Keine<br />

herausragende<br />

Bedeutung“<br />

Innenverwaltung entwertet<br />

die eigene Polizeirefrom<br />

VonPhilippe Debionne<br />

Mehr Polizeipräsenz an den<br />

Brennpunkten wie Alexanderplatz,<br />

Görlitzer Park und Kottbusser<br />

Tor, eine neue Abteilung im Landeskriminalamt<br />

zur Terrorismusbekämpfung<br />

sowie eine neue Direktion<br />

Einsatz und Verkehr. Das sind<br />

die Eckpfeiler der neuen Polizeistrukturreform,<br />

die Ende Oktober<br />

offiziell im Innenausschuss vorgestellt<br />

wurde.<br />

Doch was zunächst nach wirklicher<br />

Reform und bedeutenden Umstrukturierungen<br />

klingt, ist offenbar<br />

nur „eine organisatorische Anpassung<br />

der Polizei Berlin“. Zu dieser<br />

Einschätzung zumindest kommt die<br />

Senatsinnenverwaltung, die nach eigenen<br />

Angaben für „Führung und<br />

Strukturierung der Polizei“ zuständig<br />

ist. Zusammenfassend sei bei der<br />

Polizeireformzudem„eine herausragende<br />

Bedeutung für Berlin als Ganzes<br />

nicht zu erkennen“. Das steht so<br />

in einer Antwort des Staatssekretärs<br />

der Senatsverwaltung für Inneres<br />

und Sport, Torsten Akmann, auf eine<br />

Anfrage des FDP-Politikers Marcel<br />

Luthe.<br />

Opposition nicht informiert<br />

Dieser wollte wissen, wann der Senat<br />

das Abgeordnetenhaus über die Reform<br />

informiert habe. Luthe wirft<br />

dem Senat in diesem Zusammenhang<br />

vor, dass die Regierungsparteien<br />

im Vorfeld der Umstrukturierung<br />

früher und ausführlicher als die<br />

Oppositionsparteien über die Details<br />

der Reform informiert worden<br />

seien. Dies widerspräche aber dem<br />

Artikel 50 der <strong>Berliner</strong> Verfassung.<br />

Hier heißt es:„Der Senat unterrichtet<br />

das Abgeordnetenhaus frühzeitig<br />

und vollständig über alle in seine Zuständigkeit<br />

fallenden Vorhaben von<br />

grundsätzlicher Bedeutung.“<br />

Zwar teilte Akmann mit, dass bereits<br />

am 4. März2019 in einer Sitzung<br />

des Ausschusses für Inneres, Sicherheit<br />

und Ordnung über die geplante<br />

Strukturreform informiert worden<br />

sei. Zugleich wird inder Antwort an<br />

Marcel Luthe aber auch eingeräumt,<br />

dass „die wichtigsten Eckpunkte“ an<br />

„Abgeordnete der Regierungsfraktion<br />

übermittelt worden“ seien, bevor<br />

das Abgeordnetenhaus und damit<br />

auch die Oppositionsparteien<br />

davon erfuhren.<br />

Unterrichtungnicht erforderlich<br />

Für Luthe ist das insofern ein Problem,<br />

weil der Senat nach seiner Einschätzung<br />

damit gegen besagten Artikel<br />

50 der <strong>Berliner</strong> Verfassung verstoßen<br />

hat, also die Informationspflicht<br />

über „Vorhaben von<br />

grundsätzlicher Bedeutung“. Diese<br />

grundsätzliche Bedeutung ist aber<br />

laut Torsten Akmann im Fall der Polizeireformnicht<br />

gegeben. „Organisatorische<br />

Anpassungen der Polizei<br />

Berlin sind ein laufender Prozess<br />

und fallen mehr oder weniger umfangreich<br />

aus“, teilte der Staatssekretär<br />

in seiner Antwort auf Luthes Anfrage<br />

mit. „Eine frühzeitige und vollständige<br />

Unterrichtung des Abgeordnetenhauses<br />

im Sinne vonArtikel<br />

50 Absatz 1derVerfassung vonBerlin<br />

war daher nicht erforderlich“, heißt<br />

es in der Antwortweiter.<br />

„Letztlich ging es dem Innensenator<br />

offenbar nur darum, seine Reform<br />

durchzusetzen, ohne sich vorhermit<br />

kritischen und konstruktiven<br />

Vorschlägen auseinanderzusetzen“,<br />

sagte Luthe der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Zudem<br />

berücksichtige die jetzt umgesetzte<br />

Reform das Kernproblem bei<br />

der <strong>Berliner</strong> Polizei nicht.<br />

Das sei laut Luthe in erster Linie<br />

„der immense Krankenstand als<br />

Folge schlechter Personalpolitik und<br />

der daraus resultierende Personalmangel“.<br />

Die jetzige Reform würde<br />

diese Problem lediglich „mehr oder<br />

weniger gekonnt verstecken, aber<br />

nicht lösen“.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 13 *<br />

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Berlin<br />

Im obersten<br />

Gericht wächst<br />

der Frust<br />

Linke und CDU streiten<br />

weiter über Richterwahl<br />

VonElmar Schütze<br />

Bei der Frage der Nachwahl für<br />

den <strong>Berliner</strong> Verfassungsgerichtshof<br />

bleiben die Fronten verhärtet.<br />

CDU und Linke machen einander<br />

gegenseitig dafür verantwortlich,<br />

dass weiterhin eine Richterstelle<br />

an Berlins oberstem Gericht<br />

unbesetzt bleibt. Während die Linke<br />

eine öffentliche Erklärung des CDU-<br />

Fraktionschefs Burkard Dregger<br />

dazu fordert, weist die CDU eine<br />

Schuld an der geplatzten Wahl von<br />

sich. Unterdessen wächst am Verfassungsgerichtshofs<br />

der Frust über die<br />

Hängepartie. Die Nachwahl ist notwendig,<br />

damit der Gerichtshof auch<br />

über den 31. Dezember hinaus über<br />

die in der Verfassung vorgesehenen<br />

neun Köpfe verfügt.<br />

Ende Oktober war eine als sicher<br />

geltende Wahl gescheitert. Üblicherweise<br />

erhalten die nach politischem<br />

Proporz vorgeschlagenen Kandidaten<br />

die notwendige Zweidrittelmehrheit<br />

von 100 Stimmen problemlos.<br />

Während die von der SPD<br />

vorgeschlagene Ludgera Selting als<br />

Gerichtspräsidentin (134 Ja-Stimmen)<br />

und der CDU-Kandidat Christian<br />

Burholt als Richter (148 Ja-Stimmen)<br />

problemlos durchkamen,<br />

scheiterte die von der Linke vorgeschlagene<br />

Lena Kreck. Die38-jährige<br />

Dozentin der Evangelischen Hochschule<br />

Berlin erhielt nur 86 Stimmen.<br />

Aus CDU-Kreisen war von einem<br />

schlechten Auftritt die Rede.<br />

Die Kandidatin habe erkennen lassen,<br />

sie verstehe ihr Amt als parteipolitischen<br />

Auftrag. Damit habe sie<br />

sich um ihren Posten gebracht.<br />

Weihnachten bei Dieben<br />

Ein Zusteller unterschlug Pakete, der Inhalt wurde im Internet verkauft. Er erhält eine Bewährungsstrafe<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Tausende Pakete werden jeden Tagausgeliefert, nicht alle kommen an.<br />

„Ich bin gefahren, meine Ex hat<br />

hinten im Wagen die Pakete aufgemacht.<br />

Es fühlte sich an wie Weihnachten.“<br />

Angeklagter Amer El-S.<br />

in der Gerichtsverhandlung<br />

IMAGO IMAGES<br />

Auf so eine „Geschäftsidee“<br />

muss man erst einmal<br />

kommen: Pakete nicht<br />

auszuliefern, sondern zu<br />

unterschlagen, um dann den Inhalt<br />

zu verkaufen. „Schwachsinn“ nennt<br />

die Richterin am Amtsgericht Tiergarten<br />

am Donnerstag dieses Vorgehen.<br />

Der Angeklagte Amer El-S. hingegen<br />

spricht davon, dass „alles ein<br />

wenig dumm gelaufen“ sei. Er habe<br />

nicht nachgedacht, sagt der 28-Jährige<br />

und gibt unumwunden zu, was<br />

ihm in der Anklageschrift vorgeworfen<br />

wird. Mindestens 51 Pakete soll<br />

er an vier Tagen im Februar vergangenen<br />

Jahres unterschlagen haben.<br />

Und das kam so: Amer El-S., ein<br />

gelernter Automechantroniker, hatte<br />

sich Anfang Februar 2018 auf eine<br />

Stellen-Kleinanzeige bei Ebay beworben.<br />

Dort wurde ein Paketzusteller<br />

gesucht. Amer El-S. war damals noch<br />

mit Jessica P. liiert. Er bekam den Job<br />

bei dem Unternehmen, das für Hermes<br />

Pakete ausliefert. Eine Woche<br />

lang wurde er durch einen Angestellten<br />

eingearbeitet, dann durfte Amer<br />

El-S. eigene Touren fahren.<br />

Vom17. bis 21. Februar vergangenen<br />

Jahres sollte der junge Mann in<br />

Neu-Hohenschönhausen 242 Pakete<br />

zustellen. Doch da hatten er und<br />

seine Freundin bereits gemeinschaftlich<br />

geplant, so die Anklage,<br />

nicht alle Sendungen an den Kunden<br />

zu bringen. Amer El-S. hielt, so gibt<br />

er zu, mindestens 51 Pakete zurück.<br />

Er fälschte Unterschriften der Adressaten,<br />

um eine Auslieferung vorzutäuschen,<br />

oder er gab im Zustellungssystem<br />

an, dass eine Auslieferung<br />

nicht möglich gewesen sei.<br />

Seine Freundin verhökerte dann<br />

unter dem Aliasnamen Miriam S. die<br />

unterschlagenen Waren, unter denen<br />

sich eine Sportkamera und ein<br />

Chefsessel befanden, aber auch Filzpantoffel<br />

von Borussia Dortmund,<br />

Pfannen sowie Hunde- und Katzenfutter.<br />

Den Verkaufserlös von<br />

1843,11 Euro teilten sich die beiden.<br />

Es sei das schnelle Geld gewesen, mit<br />

denen sie schneller Drogen haben<br />

kaufen können, so der Angeklagte.<br />

DieIdee,sich als Paketbote zu bewerben,<br />

habe seine Ex gehabt, erzählt<br />

er. Zwar hatte er seine Fahrerlaubnis<br />

längst eingebüßt. Doch das<br />

erwies sich nicht als Problem. In der<br />

Paketfirma sei er nie nach einem<br />

Führerschein gefragt worden.<br />

DerAngeklagte erzählt auch, dass<br />

er auf seinen Auslieferungstouren<br />

seine Freundin mitgenommen habe.<br />

Er sei gefahren, sie habe hinten im<br />

Transporter gesessen und die Pakete<br />

geöffnet. „Das fühlte sich wie Weihnachten<br />

an. Jeder macht doch gerne<br />

Pakete auf“, erklärt der Angeklagte<br />

ernsthaft.<br />

Weil sich Kunden nach der angeblichen<br />

Zustellung, über die sie<br />

eine elektronische Nachricht erhalten<br />

hatten, nach ihren Paketen erkundigten,<br />

flog der diebische Zusteller<br />

schon nach vier Tagen auf. Die<br />

Polizei fand in der Wohnung von P.<br />

noch eine Vielzahl der Waren, die<br />

hätten ausgeliefert werden müssen.<br />

Doch nicht nur damit machte sich<br />

das Pärchen, das eine einjährige<br />

Tochter hat, strafbar. Ihnen wird<br />

auch vorgeworfen, die vonihnen gemieteten<br />

Geschäftsräume Ende<br />

März2018 in einer Kleinanzeige zum<br />

Kauf angeboten zu haben. Zwei Interessenten<br />

zahlten ihnen sodann<br />

insgesamt 28 000 Euro in bar aus.<br />

Eigentlich hätte P. neben ihrem Ex-<br />

Freund auf der Anklagebank sitzen<br />

müssen. Doch die 27-Jährige erschien<br />

nicht zu dem Prozess.Deswegen<br />

wurde das Verfahren gegen die<br />

Frau abgetrennt und Haftbefehl erlassen.<br />

El-S., der bereits mehrfach<br />

vorbestraft ist, verurteilt die Richterin<br />

wegen gemeinschaftlichen Betrugs<br />

und Unterschlagung zu einem Jahr<br />

und acht Monaten Freiheitsentzug.<br />

DieStrafe wirdzur Bewährung ausgesetzt.<br />

Rechtskräftig ist sie noch nicht.<br />

Capital Bra<br />

wird offenbar<br />

erpresst<br />

Einem Bericht zufolge<br />

bedrohen Clans den Rapper<br />

Der <strong>Berliner</strong> Rapper Capital Bra<br />

wird offenbar erpresst. Die<br />

Staatsanwaltschaft bestätigte nach<br />

einem Bericht der Bild-<strong>Zeitung</strong> am<br />

Donnerstag, dass ein Ermittlungsverfahren<br />

„wegen versuchter räuberischer<br />

Erpressung zum Nachteil des<br />

Rappers Capital Bra“ geführt wird.<br />

Von Polizei wie Staatsanwaltschaft<br />

hieß es, dass Einzelheiten nicht veröffentlicht<br />

werden könnten.<br />

Die Bild-<strong>Zeitung</strong> berichtet ohne<br />

Nennung von Quellen, dass Mitglieder<br />

des Miri- und<br />

des El-Zein-Clans<br />

den Rapper um<br />

500 000 Euro sowie<br />

Beteiligung<br />

an zukünftigen<br />

Einnahmen erpressen.<br />

Die Capital Bra<br />

Clans fordern aka Vladislav<br />

laut Bild angeblich<br />

Gefälligkei-<br />

Balovatsky<br />

ten ein, weil sie Capital Brabeim Labelwechsel<br />

geholfen hätten.<br />

Capital Brawar 2018 zu Bushidos<br />

Label„Ersguterjunge“ (EGJ) gewechselt,<br />

hatte im Januar aber verkündet,<br />

dass er EGJ wieder verlasse.„Ich bin<br />

nicht mehr EGJ, da mein Labelboss<br />

mit der Polizei arbeitet“, hatte er in<br />

einem Video gesagt. Bushido war<br />

lange geschäftlich wie privat mit<br />

dem Abou-Chaker-Clan verbunden<br />

–bis er sich vonseinem Partner Arafat<br />

Abou-Chaker trennte. Inzwischen<br />

ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />

gegen Mitglieder des Clans,<br />

ihnen werden mehrere Straftaten<br />

mit Bezug auf Bushido vorgeworfen.<br />

Capital Bra heißt mit bürgerlichem<br />

Namen Vladislav Balovatsky.<br />

Der 24-Jährige ist der erfolgreichste<br />

Star der Szene zurzeit, im vergangenen<br />

Jahr landete er neun Nummereins-Hits.<br />

(ann.)<br />

IMAGO IMAGES<br />

Der Verfassungsgerichtshof tagt im Kammergericht<br />

am Kleistpark.<br />

IMAGO<br />

Die rot-rot-grüne Koalition<br />

sprach von einem Eklat, die CDU<br />

habe ungeschriebene Regeln der<br />

parlamentarischen Zusammenarbeit<br />

gebrochen. Die CDU beharrte<br />

darauf, dass bei einer geheimen<br />

Wahl niemand wisse,woKreck möglicherweise<br />

Stimmen gefehlt hätten.<br />

Am Donnerstag hieß es aus der<br />

CDU, dass man nicht prinzipiell gegen<br />

eine Linken-Kandidatur sei, die<br />

Bewerbung müsse nur überzeugend<br />

sein. Eine von der Linken geforderte<br />

öffentliche Erklärung von Fraktionschef<br />

Dregger dazu blieb aber aus.<br />

Gleichzeitig lehnt es die Linke ab,<br />

über eine neue Nominierung auch<br />

nur nachzudenken, solange die CDU<br />

keine eindeutige Erklärung abgebe.<br />

Am Gericht wächst unterdessen<br />

der Ärger über die Lage.Zwar gibt es<br />

mit der Wahl Seltings eine Nachfolgerin<br />

als Gerichtspräsidentin für Sabine<br />

Schudoma, deren Amtszeit<br />

nach sieben Jahren endet. Burholt<br />

ersetzt den im Juni 2018 verstorbenen<br />

Meinhard Starostik. Richterin<br />

Anke Müller-Jacobsen hätte turnusgemäß<br />

im März 2019 ihr Amt aufgeben<br />

sollen, hat sich aber angesichts<br />

der Personalknappheit zu einer Verlängerung<br />

bis Jahresende bereit erklärt.<br />

Danach will sie wieder als Anwältin<br />

arbeiten.<br />

Auf den Verfassungsgerichtshof<br />

wartet im kommenden Jahr unter<br />

anderem eine brisante Verhandlung<br />

zum Mietendeckel.<br />

Advent beim Tiger<br />

Im Tierpark wird ein besinnliches Lichterfest gefeiert<br />

VonKristin Hermann<br />

Essoll ein Gegenstück zu den klassischen<br />

innerstädtischen Weihnachtsmärkten<br />

werden: Am Donnerstag<br />

ließen Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael Müller (SPD)<br />

und Tierpark-Direktor Andreas<br />

Knieriem per Knopfdruck den Tierpark<br />

inweihnachtlichem Glanz erstrahlen.<br />

Hunderttausende Lichter<br />

verwandeln den Park mit dem historischen<br />

Schloss Friedrichsfelde bis<br />

zum 5. Januar 2020 in eine glitzernde<br />

Winterwelt. Kurz nach dem Ende der<br />

regulären Öffnungszeiten dürfen die<br />

Besucher nahezu täglich zwischen<br />

17 Uhr und 22.30 Uhr durch den<br />

Parkabschnitt spazieren, in dem es<br />

zwar weihnachtlich, aber nach Angaben<br />

der Veranstalter weniger laut<br />

und hektisch als anderswo in Berlin<br />

zugehen soll.<br />

Auf den ersten Blick ist das gelungen.<br />

Vom Eingang Bärenschaufenster<br />

schlängelt sich ein etwa zwei<br />

Dabei sein kostet 15 Euro: Lichterglanz vor<br />

dem Schloss Friedrichsfelde. BERND FRIEDEL<br />

Kilometer langer Rundweg durch<br />

die farbenfroh beleuchtete Parkanlage,auf<br />

dem etwa 30 Installationen<br />

und Hunderttausende Lichtpunkte<br />

verbaut wurden. Neben illuminierten<br />

Baumkronen, Lichtspielen auf<br />

dem Wasser und einem Feuergarten<br />

funkeln Tierfiguren im Dunkeln. Die<br />

Ruhe der echten Tierbewohner soll<br />

durch das neue Angebot übrigens<br />

nicht gestört werden, versprechen<br />

die Organisatoren. Die Winterwelt<br />

finde in einem Teil des Parksstatt, in<br />

dem nur wenige Tieranlagen liegen,<br />

zudem seien keine davon direkt in<br />

das Schauspiel eingebunden. Im<br />

Mittelpunkt der Weihnachtswelt<br />

steht das Schloss Friedrichsfelde,neben<br />

dem eine Eisbahn und einige<br />

Hütten aufgebaut wurden, die Speisen<br />

und Getränke anbieten.<br />

Knieriem sowie Veranstalter<br />

Christian Diekmann, Vorstand der<br />

Deutschen Entertainment AG, zeigten<br />

sich zufrieden mit dem Ergebnis<br />

und begrüßten die Premierengäste,<br />

zu denen unter anderem Berlins Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD)<br />

und die Sängerinnen Ute Freudenbergund<br />

Tanja Lasch gehörten.„Die<br />

Hunderttausenden einzelnen<br />

Lichtpunkte schaffen etwas Magisches.<br />

Sie offenbaren eine gänzlich<br />

neue Facette unseres Tierparks und<br />

sind eine Bereicherung für Berlin“,<br />

sagte Knieriem.<br />

Genau das sei das Ziel hinter der<br />

monatelangen Planung und dem<br />

aufwendigen Aufbau gewesen,<br />

machte Diekmann deutlich: „Wir<br />

würden gerne dazu beitragen, dass<br />

der Park nicht nur während des<br />

Sommers gut besucht ist, sondern<br />

auch während der dunklen und kalten<br />

Jahreszeit.“<br />

Unsere Ärztin Katharina von Goldacker<br />

untersucht im Südsudan ihre Patientin<br />

Nyajuok Thot Tap, die im achten Monat<br />

schwanger ist. ©Peter Bräunig<br />

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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

Und es<br />

wurde Licht<br />

im Gericht<br />

VonJörg Niendorf<br />

Wer eine Lichttherapie braucht in<br />

diesem düsteren November,<br />

der sollte einmal die Stufen des Gebäudes<br />

in der Kantstraße 79 in Charlottenburg<br />

hinaufsteigen. Vorlanger<br />

Zeit war das Haus einmal ein Strafgericht,<br />

der Eingang ist stattlich und<br />

gleich über dem Portal leuchtet ein<br />

preußischer Adler als riesiges historisches<br />

Fensterbild. Heute ist der Bau<br />

ein Showroom, im Innern funkelt alles,<br />

und zwar sehr bunt: Moderne<br />

Glaskunst ist da zu sehen. Diekanadische<br />

Lichtdesignfirma Bocci zeigt,<br />

was sie kann. Besucher dürfen jederzeit<br />

eintreten und durch die Säle<br />

schlendern.<br />

So viel Licht, das nicht nur leuchtet,<br />

sondern Staunen macht, gibt es<br />

selten. Und solch eine extravagante<br />

Show würde man hier, amEnde der<br />

Kantstraße,ohnehin nicht vermuten.<br />

Nicht einmal der kaiserzeitliche<br />

Prunk des Baus fällt sofort auf. Man<br />

muss genau hinschauen, um seine<br />

neobarocken Schnörkel und Giebel<br />

zu erkennen –und dass dies es ein besonderer<br />

Ortist.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

MobileWelten<br />

ZafiraLife:Opelhat den Bus<br />

neu erfunden<br />

Clever berechnen:Die Fallstricke<br />

beimFahrzeug-Leasing<br />

Seit die Justiz vorbald zehn Jahren<br />

auszog und das Land Berlin das Haus<br />

verkaufte,gehörtesdem Architekturbüro<br />

Grüntuch Ernst aus Mitte. Dies<br />

vermietet das Gebäude seit vier Jahrenandas<br />

Glas- und Keramik-Unternehmen<br />

aus Vancouver. Noch etwa<br />

ein halbes Jahr wird Bocci bleiben,<br />

dann bezieht die Firma eine Fabrikhalle<br />

im Norden Berlins. So lange<br />

glänzen und funkeln die Glaskugeln,<br />

teilweise spiegeln sie sich sogar im<br />

Bohnerwachs der typisch behördenbraunen<br />

Linoleumböden.<br />

Gleich neben dem Portal liegt ein<br />

weiteres schweres Holztor mit einer<br />

Durchfahrt –und dahinter verbirgt<br />

sich gleich die nächste Überraschung,<br />

womöglich das, womit man<br />

in Zukunft den Ort vor allem verbinden<br />

wird. Im Hofliegt ein ehemaliges<br />

Untersuchungsgefängnis, das zum<br />

Strafgericht gehörte, mit Burgzinnen<br />

auf dem Dach und vergitterten Fenstern.<br />

In die Zellen und Trakte bauen<br />

die Grüntuch-Ernst-Architekten gerade<br />

ein Boutique-Hotel, es soll 2020<br />

öffnen. Später wird auch das prunkvolle<br />

„Vorderhaus“ des Ensembles,<br />

also das Ex-Gericht, zum Hotel- und<br />

Eventbetrieb dazugehören.<br />

Viele historische Relikte sind weiter<br />

vorhanden, etwa die Knastmauer<br />

im Hof und die schweren Eisentore.<br />

In der Zeit des Nationalsozialismus<br />

saßen nur Frauen in dem Hinterhofgefängnis<br />

ein, darunter viele politisch<br />

Verfolgte. Inder Nachkriegszeit war<br />

der Bau ein Jugendarrest und später<br />

wieder Männergefängnis. Danach<br />

wurden die Zellen nur noch als Lagerraum<br />

für Justizakten genutzt.<br />

Noch etwaein halbes Jahr sind die Lichtinstallationen<br />

zu sehen.<br />

BOCCI<br />

Egal, ob ein Auto, ein Roller,<br />

ein Fahrrad oder ein E-<br />

Scooter von einem Sharing-Unternehmen<br />

verliehen<br />

wird, jedes Mal erhebt der Anbieter<br />

Daten: Werist derjenige, der<br />

gerade fährt? Hat der Nutzer einen<br />

gültigen Führerschein? Vonwoaus<br />

fährt der Kunde los, und wo stellt er<br />

den Wagen oder den Roller wieder<br />

ab? Es ist ein riesiger Datenschatz,<br />

den Sharing-Anbieter sammeln. Allein<br />

in Berlin sind nach Informationen<br />

der Senatsverwaltung mittlerweile<br />

knapp 40 000 Sharing-Fahrzeuge<br />

unterwegs. Umdie 30 Anbieter<br />

teilen sich den Markt<br />

untereinander auf.Weiterehaben ihrenStartinder<br />

Hauptstadt schon angekündigt.<br />

Doch was passierteigentlich<br />

mit den ganzen Daten, die bei<br />

den Unternehmen auflaufen?<br />

Dass diese auch für Dritte einen<br />

Mehrwert haben können, zeigt gerade<br />

der Fahrdienstvermittler Uber.<br />

Kürzlich hat das US-amerikanische<br />

Unternehmen Berlin in seine Plattform<br />

„Uber Movement“ aufgenommen.<br />

Darauf sindVerkehrsdaten einsehbar,<br />

die bei Uber-Fahrten erhoben<br />

worden sind.„Die Daten sind für<br />

jeden zugänglich, auch für Stadtplaner<br />

oder Behörden“, sagt Oliver<br />

Klug, Sprecher vonUber in Deutschland.<br />

Zurzeit beschränken sich die<br />

Analysen auf Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />

auf allen befahrbaren<br />

Straßen, schon bald sollen weitereAuswertungsmöglichkeiten<br />

hinzukommen.<br />

„Die Analysen können zum Beispiel<br />

dafür genutzt werden, die Busund<br />

Ampel-Taktung zu optimieren“,<br />

so Klug. Auch könnten Straßen ausgemacht<br />

werden, auf denen der Verkehr<br />

so flüssig läuft, dass es zum Beispiel<br />

auch noch Raum für einen verbreiterten<br />

Radweg gäbe. Nicht hingegen<br />

gehe es darum,<br />

personenbezogene Informationen<br />

auszuwerten. DieDaten seien alle zu<br />

hundert Prozent anonymisiert,<br />

macht Klug vonUber deutlich.<br />

Schon alleine datenschutzrechtlich<br />

wäre das auch nur schwierig<br />

möglich. Verhinderntut dies die Datenschutzgrundverordnung,<br />

die besagt,<br />

dass nur solche personenbezogenen<br />

Daten verarbeitet und genutzt<br />

werden dürfen, die zur Durchführung<br />

des Sharing-Angebots erforderlich<br />

sind. „Wenn ein Sharinganbieter<br />

auch personenbezogene Daten für<br />

ein genaues Profiling oder für Werbezwecke<br />

generieren will, dann<br />

könnte er das theoretisch in den Vertrag<br />

mit reinschreiben, allerdings<br />

nur optional, der Kunde muss die<br />

Möglichkeit haben dies abzulehnen“,<br />

sagt Uwe Schläger, Geschäftsführer<br />

vom Sicherheitsdienstleister<br />

Datenschutz Nord.<br />

Genauso sieht es auch bei der<br />

Übermittlung personenbezogener<br />

Daten an Dritte aus.„Daswäreebenfalls<br />

nur in anonymisierter Form<br />

möglich“, so Schläger.<br />

DerStandortwirdper GPS getrackt<br />

Zumindest in dieser Form passiertes<br />

auch. Neben Uber zeigt sich beispielsweise<br />

auch der Fahrrad- und E-<br />

Scooter-Anbieter Lime – ebenfalls<br />

ein US-amerikanisches Unternehmen<br />

–offen bei der Weitervergabe<br />

von Daten. „Wir teilen gerne unsere<br />

anonymisierten Daten zum Verkehrsfluss,<br />

um die Städte bei der<br />

Weiterentwicklung ihrer Infrastrukturprojekte<br />

zu unterstützen“, teilt<br />

eine Sprecherin vonLime mit.<br />

Technisch ist da einiges möglich.<br />

Denn üblicherweise erhoben werden<br />

eine ganze Reihe von Daten,<br />

weiß Alexander Gmelin, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung bei Invers, einem<br />

Siegener IT-Unternehmen, das die<br />

Soft- und Hardware für über 200<br />

Sharing-Unternehmen weltweit<br />

baut. Auch Coup, Miles, Cambio,<br />

Emmy oder Flinkster, Sharing-Anbieter,<br />

die auch in Berlin auf dem<br />

Markt sind, sind Kunden. Mit dem<br />

Betriebssystem von Invers wird beispielsweise<br />

der Standort des Fahrzeugs<br />

per GPS erhoben, übermittelt<br />

wie voll der Akku oder der Tank ist<br />

und bei einem Auto etwa auch, ob es<br />

verschlossen ist. Auch werden anonymisierte<br />

Bewegungsdaten erhoben:<br />

Wann sind Fahrzeuge von wo<br />

nach wo bewegt worden und wie<br />

viele Kilometer sind gefahren worden?<br />

Je nach Fahrzeugklasse müssen<br />

Überwachtes<br />

Fahren<br />

Knapp 40 000 Sharing-Fahrzeuge gibt es<br />

mittlerweile in Berlin. Bei jeder Fahrt werden Daten<br />

erhoben. Der Senat hat schon Interesse bekundet<br />

16000<br />

E-Scooter zum Mieten sind nach Angaben der Anbieter<br />

mittlerweile auf Berlins Straßen unterwegs.<br />

Damit haben die E-Tretroller-Betreiber die größte Flotte<br />

von allen Sharing-Diensten.<br />

7000<br />

Carsharing-Fahrzeugegibt es in etwainBerlin. Davon<br />

sind um die 1000 stationsbasiertund um die 6000<br />

stationslos –sie können überall im Verbreitungsgebiet<br />

abgestellt und abgemietet werden.<br />

2300<br />

VonTheresa Dräbing<br />

14000<br />

Mietfahrräder zählt der Senat auf Berlins Straßen. Diese<br />

werden von neun Anbieternzur Verfügung gestellt. Wobei<br />

die Anzahl der einzelnen Räder jahreszeitlich schwankt.<br />

Leih-E-Roller sind derzeit auf das Stadtgebiet<br />

verteilt. Es ist die kleinste Flotte mit nur zwei<br />

Anbietern: „Coup“ und „Emmy“. Für dieses Jahr hat<br />

sich mit „Felyx“ ein weiterer Verleiher angekündigt.<br />

BLZ/TIEDGE; QUELLE: SENAT<br />

von den Nutzern gültige Führerscheindaten<br />

vorliegen, das ist gesetzlich<br />

vorgeschrieben.<br />

„Bei allen möglichen Analysemöglichkeiten<br />

geht es aber nicht<br />

darum, zu sehen, ob ein Nutzer Freitagabends<br />

mit dem E-Scooter immer<br />

die gleiche Kneipe ansteuert“,<br />

sagt Gmelin. „Theoretisch ist es natürlich<br />

möglich, zu erheben, wer<br />

wann wohin gefahren ist. Eine solche<br />

personenbezogene Analyse stellen<br />

wir aber nicht bereit und wird<br />

von unseren Kunden auch nicht<br />

nachgefragt“, so Gmelin. Für Anbieter<br />

sei viel entscheidender,nachvollziehen<br />

zu können, wo in der Stadt<br />

die größte Nachfrage herrscht, um<br />

die optimale Flottengröße an den<br />

richtigenOrt bereitzustellen.<br />

Seiner Ansicht nach könne es<br />

auch durchaus sinnvoll sein, mit den<br />

Städten in den Austausch zutreten<br />

und Daten zu teilen: Wo fehlt es an<br />

Mobilitätsangeboten, Parkplätzen<br />

oder Fahrradwegen?<br />

Freiwilliger Austausch mit der Stadt<br />

Die <strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung für<br />

Umwelt, Verkehr und Klimaschutz ist<br />

einem solchen Austausch von Daten<br />

gegenüber durchaus aufgeschlossen<br />

eingestellt. Sofern das Sammeln unter<br />

den geltenden Datenschutzbestimmungen<br />

erfolge, seien solche<br />

Verkehrsdaten grundsätzlich von<br />

großem Interesse für die Verkehrsräume<br />

und Verkehrsströme, soeine<br />

Sprecherin. Noch besteht kein systematischer<br />

Austausch solcher Daten.<br />

Der Senat stehe allerdings mit den<br />

Anbietern inKontakt, ohne das vertragliche<br />

Beziehungen mit dem Land<br />

Berlin bestehen. Damit können derzeit<br />

schon Nutzungsdaten auf Basis<br />

von freiwilligen Vereinbarungen zwischen<br />

den Anbietern und dem Land<br />

Berlin geteilt werden.<br />

„Das aktuelle Geschäftsmodell<br />

der Verleiher ist nur durch die Nutzung<br />

des öffentlichen Raumes möglich.<br />

Schon daher gibt es ein Interesse,diese<br />

Daten für die Verwaltung<br />

zu nutzen“, so die Sprecherin von<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(Grüne). „Die öffentliche Hand<br />

könnte die Daten nicht nur in die<br />

Planung von öffentlichen Verkehrsangeboten,<br />

sondernauch etwa in die<br />

Weiterentwicklung der Angebote<br />

hinsichtlich Verbesserungen bei der<br />

Standortverträglichkeit einfließen<br />

lassen.“<br />

In anderen Ländernist das schon<br />

verbreiteter. Allen voran inden USA<br />

werden bereits Verkehrsdaten von<br />

Sharinganbietern ausgewertet und<br />

den Städten zur Verfügung gestellt.<br />

Manches Malgelangen die Betreiber<br />

in der Folge auch zu kuriosen Ergebnissen.<br />

So hätten Carsharingbetreiber<br />

in Japan in der Vergangenheit<br />

beispielsweise festgestellt, dass ihre<br />

Fahrzeuge oft in der Mittagszeit angemietet<br />

wurden, aber vielfach keinen<br />

Meter bewegt worden sind, erzählt<br />

Gmelin vonInvers.Bei einergenauerenAnalyse<br />

kam heraus,dass die Nutzerdas<br />

Auto nicht angemietet hätten,<br />

um damit vonAnachBzukommen,<br />

sondern um in der Mittagspause<br />

darin zu schlafen. Das Auto diente<br />

quasi als Alternativezueinem teuren<br />

Hotelzimmer. „Man könnte in der<br />

Folge also die Frage stellen, ob es<br />

möglicherweise sinnvoller ist, Schlafkapseln<br />

zu installieren, anstatt Fahrzeuge<br />

an diesen Stellenzupositionieren“,<br />

sagt Gmelin.<br />

Die Sharingbetreiber jedenfalls<br />

sind sich bei der Fragenachder Weitergabe<br />

der Datenweitgehend einig.<br />

Während einige, wie der <strong>Berliner</strong> E-<br />

Scooter-Verleiher Tier ebenfalls mitteilt,<br />

dass ein Austausch von reinen<br />

Fahrdaten mit den Städtendurchaus<br />

Sinn mache, schließt er wie alle anderen<br />

angefragten Unternehmen<br />

eine kommerzielle Nutzung personenbezogener<br />

Daten aus.„Wir speichern<br />

keine vollständigen Bewegungsprofile<br />

unserer Nutzer“, sagt<br />

etwa Julia Grothe, Sprecherin des<br />

Roller-Verleihers Coup. Das Unternehmen<br />

erfasse nur Daten, die für<br />

eine reibungslose Bereitstellung des<br />

Service erforderlich oder gesetzlich<br />

vorgeschrieben seien.<br />

Theresa Dräbing ist bei<br />

drei Sharing-Anbieternmit<br />

ihren Daten registriert.<br />

NEU IN DER STADT<br />

Wasserstoff<br />

auf<br />

Wasserstraßen<br />

VonJochen Knoblach<br />

Ist in Berlin von Schifffahrt die<br />

Rede,denkt man vorallem an Ausflugsdampfer<br />

und Brückenfahrten.<br />

Doch Schifffahrt ist hier auch Wirtschaftsverkehr.Rund<br />

ein Zehntel des<br />

Güterverkehrs wird schwimmend<br />

abgewickelt. Es geht um Kohle und<br />

Erde, Baustoffe und schwere Maschinen.<br />

Fast 2,2 Millionen Tonnen<br />

wurden allein im vergangenen Jahr<br />

in Berlin auf Spree und Havel bewegt.<br />

„Wenn Siemens, Borsig oder<br />

MAN schwere Anlagen transportierenmüssen,<br />

gibt es zum Schiff keine<br />

Alternative“, sagt Klaus-Günther<br />

Lichtfuß, Logistik-Chef bei der <strong>Berliner</strong><br />

Hafen- und Lagerhausgesellschaft,<br />

kurz: Behala.<br />

Allerdings werden sich die Schiffe<br />

verändern. Die Verkehrswende wird<br />

auch in der Binnenschifffahrt stattfinden.<br />

Während aber die nahezu<br />

ausschließlich dieselgetriebenen<br />

Fahrgastschiffe größtenteils nicht<br />

einmal Abgasfilter haben, hat der abgasfreie<br />

Gütertransportauf demWasserwegnun<br />

zumindest schon mal einen<br />

Namen: „Elektra“. So heißt ein<br />

Schubschiff, dessen Bauvor wenigen<br />

Tagen in der Werft Hermann Barthel<br />

in Derben in Sachsen-Anhalt begonnen<br />

hat. Es ist das weltweit erste<br />

emissionsfreie Kanalschubboot. Die<br />

„Elektra“ wird angetrieben von Elektromotoren,<br />

die aus Brennstoffzellen<br />

und Akkus mit Strom versorgt werden.<br />

Entwickelt wurde die Elektra federführend<br />

am Institut für Land- und<br />

Seeverkehr derTUBerlin.<br />

MitStrom nach Hamburg<br />

In etwa einem Jahr soll das Schubboot<br />

fertig sein und dann zwischen<br />

Berlin und Hamburg pendeln. Statt<br />

Diesel wird die„Elektra“ dafür insgesamt<br />

750 Kilogramm Wasserstoff an<br />

Bord haben. Gespeichert wird das<br />

Gas mit einem Druck von 500 bar in<br />

120 Flaschen. In Brennstoffzellen<br />

wird dieser Wasserstoff zu Strom gemacht,<br />

derdann Elektromotoren antreibt.Darüber<br />

hinaus hat die „Elektra“<br />

Akkus an Bord, die ebenfalls<br />

Elektroenergie liefern.<br />

Im Kurzstreckenbetrieb, etwa<br />

zwischen dem Siemens-Anleger in<br />

Moabit unddem Westhafen, soll das<br />

Schiff vor allem mit Batteriestrom<br />

unterwegs sein. Die TU-Entwickler,<br />

die für das Projekt unter anderem<br />

mit Ballard Power Systems (Brennstoffzellen),<br />

dem Wasserstoff-Spezialisten<br />

Anleg, der Behala oder dem<br />

niederländischen Unternehmen<br />

EST-Floattech zusammenarbeiten,<br />

haben dafür eine Betriebsdauer von<br />

etwa acht Stunden oder eine Reichweite<br />

von 65Kilometern berechnet.<br />

Für überregionale Fahrten werden<br />

zudem die Brennstoffzellen genutzt.<br />

Dann soll die rund 20 Meter lange<br />

und achteinhalb Meter breite „Elektra“<br />

mit einer Schublast von 1400<br />

Tonnen 16 Stunden oder 130 Kilometer<br />

unabhängig unterwegs sein<br />

können.„Wonur mit Akkustrom und<br />

wo mit Brennstoffzelle gefahren<br />

wird, werden Praxistests ergeben“,<br />

sagt Behala-Mann Lichtfuß.<br />

DerAufbau einer entsprechenden<br />

Versorgungsinfrastruktur ist ebenfallsTeil<br />

des„Elektra“-Projekts.Sosollen<br />

nicht nur am Westhafen und in<br />

Hamburg leistungsstarke Ladestationen<br />

installiertwerden, sondern auch<br />

in den Häfen vonLüneburgund Haldensleben.<br />

Bis Ende 2024 sollen die<br />

Testsder „Elektra“laufen. Dann wird<br />

die Behala das Schiff übernehmen<br />

undinDienststellen.<br />

TU BERLIN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 15 *<br />

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Berlin<br />

CDU fordert<br />

mehr<br />

Radautobahnen<br />

Mehr als 200 Änderungen<br />

am Etatentwurf beantragt<br />

VonElmar Schütze<br />

Die CDU ist unzufrieden mit dem<br />

Baufortschritt von Radschnellwegen<br />

in der Stadt und will deshalb<br />

die zuständige Infravelo GmbH wieder<br />

auflösen. Dasist einer voninsgesamt<br />

mehr 200 Änderungsanträgen<br />

der Fraktion zu den laufenden Verhandlungen<br />

für den Doppelhaushalt<br />

2020/21.<br />

Die erst 2017 gegründete Velo<br />

GmbH „bringt nichts“, sagte CDU-<br />

Haushälter Christian Goiny am Donnerstag<br />

bei derVorstellung der Änderungsvorschläge<br />

der Fraktion. Goiny<br />

nannte als Beispiel den geplanten<br />

Schnellweg unter der U1-Hochbahn<br />

in Kreuzberg, der nicht vorankomme.<br />

„Diese Gesellschaft leistet<br />

keinen einzigen Beitrag zum schnelleren<br />

Radwegebau“, sagt er. Die im<br />

rot-rot-grünen Haushaltsentwurf<br />

vorgesehenen jeweils 500 000 Euro<br />

Investitionsmittel für die nächsten<br />

beiden Jahre zur „Verbesserung der<br />

gesamtstädtischen Infrastruktur“<br />

möchte Goiny bei den Bezirken eingesetzt<br />

wissen. „Das wäre deutlich<br />

bürgernäher,dann ginge es auch mit<br />

dem Ausbau der Radwege vorwärts.“<br />

Das landeseigene Unternehmen<br />

hingegen sei nicht einmal in der<br />

Lage,haltbarefarbige Streifen auf die<br />

Fahrbahn zu bringen. Zuletzt war die<br />

Joachim-Friedrich-Straße in Halensee<br />

mit einem grünen Fahrradstreifen<br />

versehen worden. Jedoch verteilte<br />

sich das farbige Material auf<br />

der gesamten Fahrbahn.<br />

DieCDU will neben der Radwegebau-Gesellschaft<br />

auch die Verkehrslenkungsbehörde<br />

(VLB) abschaffen.<br />

Siegilt als Sorgenkind derVerwaltung.<br />

DieVLB ist unter anderem für die Ampelsteuerung,<br />

Verkehrssicherheitsmaßnahmen,<br />

die Genehmigung von<br />

Busspuren und das Baustellenmanagement<br />

zuständig. „Die Behörde ist<br />

den Aufgaben nicht gewachsen“, sagt<br />

Goiny. Das VLB-Personal sollte wieder<br />

in die Senatsverkehrsverwaltung<br />

integriertwerden.<br />

Insgesamt, so Fraktionschef Burkard<br />

Dregger, stehe die CDU „weiter<br />

für eine solide Haushaltspolitik ohne<br />

neue Schulden und finanzielle Risiken“.<br />

Allerdings müsse das Ausgeben<br />

unbedingt besser gelingen als<br />

zuletzt. 2018 hatte der Senat 860 Millionen<br />

Euro an Investitionsmitteln<br />

nicht ausgegeben.<br />

Der Sandmann reist seit 60 Jahren im Fernsehen zu den Kindern. Ob wie hier auf dem Motorrad oder sogar in Raumschiffen: In seinem Fuhrparkstehen mehr als 300 Fahrzeuge.<br />

Wettlauf der Sandmänner<br />

Vor60Jahren war die Fernsehfigur erstmals zu sehen –inder DDR. Die Idee dafür stammt aus West-Berlin<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Sandmann, lieber Sandmann,<br />

es ist so weit: Die in<br />

der DDR entstandene Fernsehfigur<br />

feiert ihren 60. Geburtstag.<br />

Der mittlerweile in ganz<br />

Deutschland beliebte Traumsandstreuer<br />

war am 22. November 1959<br />

erstmals auf dem Bildschirm zusehen<br />

und schickt seither bis heute<br />

täglich die Kinder in den Schlaf.<br />

Seine Existenz verdankt der Fernsehstar<br />

allerdings einer kuriosen Geschichte:<br />

Denn Geburtshelfer des<br />

Ost-Sandmännchens war vor60Jahrendas<br />

Westfernsehen.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Historiker Volker<br />

Petzold, Autor von zwei Sandmann-<br />

Büchern, kennt die Geschichte aufgrund<br />

von Zeitzeugenberichten.<br />

„Anfang November 1959 kündigte<br />

der Sender Freies Berlin (SFB) in<br />

West-Berlin an, erstmals einen Sandmann<br />

im Fernsehen zu zeigen“, sagt<br />

er. Eine Handpuppe, die sehr einem<br />

Wichtelmännchen ähnelte, die die<br />

SFB-Moderatorin Ilse Obrig mit der<br />

Autorin Johanna Schüppel entworfen<br />

hatte. Am 1. Dezember 1959<br />

sollte sie auf Sendung gehen.„Davon<br />

erfuhr Walter Heynowski, damals<br />

Vize-Chef des Deutschen Fernsehfunks<br />

in der DDR. Er wollte den<br />

Westplänen zuvorkommen, gab<br />

Bühnenbildner Gerhardt Behrendt<br />

den Auftrag, schnell eine eigene<br />

Sandmann-Figur zu entwerfen, die<br />

dann im Rahmen des ,Abendgrußes‘<br />

im Ostfernsehen aufttreten sollte.“<br />

Innerhalb von zwei Wochen war<br />

die Figur fertig und die erste Folge<br />

produziert. Auch das Sandmannlied<br />

entstand in Windeseile. Wolfgang<br />

Richter soll es in nur drei Stunden<br />

am Klavier komponiert haben, Walter<br />

Krumbach schrieb rasch den Text<br />

dazu. „So konnte das DDR-Sandmännchen<br />

am 22. November 1959<br />

noch vor dem im Westen im Fernsehen<br />

erscheinen“, sagt Petzold. „Er<br />

wurde sofort ein Star. Die Sandmannpuppe<br />

von Ilse Obrig dagegen<br />

hatte bei den Zuschauern weniger<br />

Erfolg, wurde später in der ARD<br />

durch eine andereersetzt.“<br />

Dabei sah auch der DDR-Sandmann<br />

anfangs mit seinen übergroßen<br />

Augen etwas gruselig aus. „Ab<br />

Sommer 1960 bekam er das Aussehen,<br />

das wir heute alle kennen“, sagt<br />

„November 1959 kündigte der SFB an, einen<br />

Sandmann zu zeigen. Davon erfuhr der<br />

Deutsche Fernsehfunk in der DDR, gab den<br />

Auftrag für eine eigene Sandmann-Figur.“<br />

Volker Petzold, Autor der Bücher „Das große Ost-West-Sandmännchenlexikon“ (2009)<br />

und „Das Sandmännchen: Alles über unseren Fernsehstar“ (2009)<br />

Petzold. In den 70er-Jahren gab es<br />

etwa zehn Puppen, die um die<br />

22 Zentimeter groß waren. „Neben<br />

Erfinder Behrendt arbeitete auch die<br />

Puppengestalterin Diethild Dräger<br />

an der Figur mit“, so der Experte.„Sie<br />

war die Schwester von Lothar Dräger,der<br />

1975 die Mosaik-Helden Abrafaxe<br />

erfand.“ Ein Mitglied der Redaktion<br />

des berühmten ostdeutschen<br />

Comics war auch direkt am<br />

RBB<br />

Entstehen der Sandmann-Geschichten<br />

beteiligt: der Modellbauer Gerhard<br />

Eckert. „Er half dem Szenenbildner<br />

Harald Serowski, die Fahrzeuge<br />

für den Sandmann zu bauen“,<br />

sagt Petzold. Ob Raketen, Autos, U-<br />

Boote oder utopische Fluggeräte: In<br />

den insgesamt 457 produzierten Folgen<br />

reiste der Sandmann in mehr als<br />

300 Fahrzeugen zu den Kindern.<br />

Der DDR-Sandmann wurde zum<br />

Exportschlager:Erwar auch in Skandinavien,<br />

Jemen oder auf Mauritius<br />

zu sehen. „Auch das Westfernsehen<br />

wollte ihn“, sagt Petzold. 1966 bot der<br />

WDR 60000 D-Mark für 50 Folgen.<br />

„Doch die DDR lehnte ab.“<br />

Im Gegensatz zu den DDR-Bürgerndurfte<br />

der Sandmann in alle Erdteile<br />

reisen. Nurder Westen Deutschlands<br />

war für ihn tabu –bis zum Mauerfall.<br />

„Nach dem 9. November 1989<br />

war geplant, dass der Sandmann über<br />

das Brandenburger Torindie Kinderabteilung<br />

des KaDeWe fliegen sollte“,<br />

erinnert sich der damalige Szenenbildner<br />

Gerald Narr. Doch die Folge<br />

erschien nicht.<br />

Heute sehen in OstundWest über<br />

eine Million Menschen den Sandmann<br />

in RBB, MDR und Kika. Einer<br />

seiner größten Fans soll Papst Johannes<br />

Paul II. gewesen sein, der den<br />

Sandmann 1997 sogar segnete.<br />

Bezirke: Keine<br />

Kontrolle des<br />

Mietendeckels<br />

Bürgermeister sehen offene<br />

Rechtsfragen<br />

Der Rat der Bürgermeister hat<br />

dem vom Senat geplanten Mietendeckel<br />

zugestimmt – allerdings<br />

mit Abstrichen. Dem Mehrheitsbeschluss<br />

sei eine kontroverse Diskussion<br />

vorausgegangen, hieß es am<br />

Donnerstag nach einem Treffen des<br />

Gremiums im Roten Rathaus.<br />

Die Einschränkung betrifft einen<br />

wesentlichen Punkt im Gesetzentwurfdes<br />

Senats: DieMehrheit der Bezirkschefs<br />

will nicht, dass die Bezirke<br />

bei der Umsetzung des Mietendeckels<br />

etwa ordnungsrechtliche Aufgaben<br />

übernehmen.<br />

„Der Rat der Bürgermeister lehnt<br />

eine Aufgabenwahrnehmung durch<br />

die Bezirke ab“, steht in dem Beschluss.Der<br />

Senat möge diese Forderung<br />

nochmals „im Detail“ prüfen<br />

und „im Sinne einer rechtmäßigen<br />

und verlässlichen Verwaltungsumsetzung“<br />

auch umsetzen.<br />

Rot-Rot-Grün will die Mieten fünf<br />

Jahre gesetzlich einfrieren, für Neuvermietungen<br />

Obergrenzen je nach<br />

Alter und Ausstattung der Wohnung<br />

festlegen und in bestimmten Fällen<br />

auch Mietsenkungen ermöglichen.<br />

Über die Einhaltung des bundesweit<br />

einmaligen Mietendeckels sollen die<br />

Bezirke wachen. Mietsenkungsbegehren<br />

will die Senatsverwaltung für<br />

Wohnen zentral bearbeiten.<br />

Etliche Bezirksbürgermeister<br />

fürchten nach Inkrafttreten des Mietendeckels<br />

im kommenden Jahr einen<br />

Ansturm auf die Bezirksämter.<br />

Sie glauben, dem aus Personalmangel<br />

nicht Herr zu werden. Dem Rat<br />

der Bürgermeister gehören die zwölf<br />

Bezirksbürgermeister sowie Regierungschef<br />

Michael Müller (SPD) und<br />

seine beiden Stellvertreter Klaus Lederer<br />

(Linke) und Ramona Pop<br />

(Grüne) an. Die Landespolitiker haben<br />

eine beratende Stimme.LautVerfassung<br />

muss das Gremium bei<br />

grundsätzlichen Fragen der Verwaltung<br />

und Gesetzgebung gehört werden.<br />

Seine Beschlüsse sind für Senat<br />

und Parlament aber nicht bindend.<br />

Der weitere Fahrplan beim Mietendeckel<br />

sieht so aus: Am 3. Dezember<br />

verabschiedet der Senat seinen<br />

Gesetzentwurf endgültig und bringt<br />

ihn am 12. Dezember in das Abgeordnetenhaus<br />

ein. Je nachdem, wie lange<br />

die Beratungen dortdauern, kann der<br />

Mietendeckel dann im Januar oder<br />

Februar beschlossen werden und im<br />

MärzinKraft treten. (dpa)<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

NACHRICHTEN<br />

In Potsdam ist die<br />

Lebensqualität am besten<br />

Unter den ostdeutschen Großstädten<br />

hat Potsdam in einem neuen<br />

Städteranking am besten abgeschnitten.<br />

Für diese Erhebung verglichen<br />

haben das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft (IW), die Wirtschaftswoche<br />

und das Internet-Portal<br />

Immobilienscout24 bundesweit<br />

71 Städte.Demnach rangiertMünchen<br />

ganz oben, Gelsenkirchen ist<br />

das Schlusslicht. Potsdam landet auf<br />

Platz 17 und klettertimVergleich<br />

zum Vorjahr um zwei Plätzehoch.<br />

Zweitbeste ostdeutsche Stadt ist<br />

Jena. DieThüringer Unistadt kommt<br />

auf Platz 22 und büßt fünf Plätzeein.<br />

Berlin erreicht Platz 36. DieBrandenburger<br />

Landeshauptstadt belegt<br />

beim Thema Lebensqualität sogar<br />

bundesweit den ersten Platz vorRegensburgund<br />

Ingolstadt. Auch in<br />

puncto Arbeit und Immobilien spielt<br />

Potsdam relativ weit oben mit,<br />

kommt aber bei der Wirtschaft nur<br />

auf Platz 44. Cottbus belegt als zweite<br />

Brandenburger Stadt Platz 56 von71<br />

und steigt einen Platz auf. (dpa)<br />

Behörde: Rechtsextremist<br />

leitet Bauamt Werneuchen<br />

DerVerfassungsschutz Brandenburg<br />

hat den AfD-Politiker Andy Habermann<br />

ausWerneuchen als Rechtsextremisten<br />

eingestuft. DerLeiter des<br />

Bauausschusses der Stadt sei Sänger<br />

der rechtsextremistischen BandWutbürger,die<br />

sich offen zum Nationalsozialismus<br />

bekenne,teilte derVerfassungsschutz<br />

mit. In einem Musikvideo<br />

der Band sei deutlich zu sehen,<br />

dass der Gitarrist dieWörter„Blut“<br />

und„Ehre“ auf seinem Unterarmtä-<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Reise<br />

Schlendern,Stöbern,Staunen in<br />

der Adventsstadt Quedlinburg<br />

Düffel am Niederrhein:Wodie<br />

wilden Gänse rasten<br />

towierthabe.„Blut und Ehre“ war die<br />

Losung der Hitler-Jugend. Dass die<br />

Band und ihr Sänger der rechtsextremistischen<br />

Szene zugerechnet werden<br />

könnten, sei ein Beleg dafür,<br />

„dass in Teilen der brandenburgischen<br />

AfD auch Rechtsextremisten<br />

eine politische Heimat gefunden haben“,<br />

so derVerfassungsschutz. Die<br />

AfD will dieVorwürfe prüfen. (dpa)<br />

Deutscher Tourismuspreis<br />

für Coworking-Projekt<br />

DasCoworking-Projekt Coconat im<br />

brandenburgischen Klein Glien ist<br />

mit dem Deutschen Tourismuspreis<br />

ausgezeichnet worden. Dortkönnten<br />

Digitalarbeiter aus aller Welt ihrenBeruf<br />

ausüben und gleichzeitig<br />

Urlaub machen. MitPreisen bedacht<br />

wurden auch das Postel Usedom in<br />

Wolgast und die <strong>Berliner</strong> bookingkit<br />

GmbH, die Erlebnisangebote kleiner<br />

Anbieter buchbar macht. (dpa)<br />

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Klasse 4: 514 x2314,30 Euro<br />

Klasse 5: 2166 x183,00 Euro<br />

Klasse 6: 26268 x30,10 Euro<br />

Klasse 7: 32779 x24,10 Euro<br />

Klasse 8: 401777 x8,80 Euro<br />

Klasse 9: 225971 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Sehr selten und vom Aussterben bedroht: Vonden Schreiadlerngibt es bundesweit nur noch etwa100 Brutpaare. Knapp ein Viertel davon lebt in Brandenburg. IMAGO, BLZ/BLANKENNAGEL<br />

In Gefahr<br />

Serie zur Vogelwelt in Brandenburg, Teil 2: Die Vogelschutzwarte Buckow ist gerade 40 Jahre alt geworden<br />

VonJens Blankennagel, Buckow<br />

Selbst wer gar nichts weiß<br />

über diesen Mann, begreift<br />

schnell, dass Vögel seine<br />

große Leidenschaft sind.<br />

Über dem Schreibtisch von Torsten<br />

Langgemach hängt ein Foto, auf<br />

dem ein Nest eines Schreiadlers zu<br />

sehen ist –mit einem großen weißen<br />

Ei darin. Daneben hängt das Foto eines<br />

Sperbers in dunkler Nacht –die<br />

Augen des Vogels sind leuchtend<br />

gelb. Und dort hängt auch ein Bild,<br />

das sein Sohn von einem balzenden<br />

Großtrappenhahn gemalt hat. Und<br />

dann gibt es ein kleines professionelles<br />

Gemälde –wiederum von einem<br />

Schreiadler.<br />

„Das ist mein Lieblingsvogel“,<br />

sagt Torsten Langgemach, der Chef<br />

der Staatlichen Vogelschutzwarte im<br />

Land Brandenburg. Als er in den<br />

90er-Jahren seine Arbeit als professioneller<br />

Vogelschützer antrat, galt<br />

der Schreiadler als ein geradezu<br />

mystisches Tier. „Weil er so selten<br />

war“, erzählt der 57-jährige promovierte<br />

Veterinärmediziner.<br />

Außerdem ist dieser Vogel sehr<br />

anspruchsvoll, wenn es um seinen<br />

Lebensraum geht. Er braucht eine<br />

abgelegene und unzerstörte Landschaft.<br />

„Das bedeutet: Dort, wo<br />

Schreiadler heimisch sind, ist die<br />

Natur fast immer sehr schön“, sagt<br />

Langgemach.<br />

VorOrt bei den Menschen<br />

Der Schreiadler steht auf der Roten<br />

Liste, weil er in Deutschland zu den<br />

am meisten vom Aussterben bedrohten<br />

Vogelarten gehört. 2013<br />

wurden bundesweit nur noch 110<br />

Brutpaaregezählt, 23 davon in Brandenburg.<br />

Ganz langsam steigt der<br />

Bestand –auch wegen der Schutzmaßnahmen.<br />

Dass solche gefährdeten Vögel<br />

nicht aussterben und dass vonstaatlicher<br />

Seite möglichst viel für den Erhalt<br />

dieser Arten getan wird, ist eine<br />

Aufgabe der Vogelschutzstation<br />

nahe des Dörfchens Buckow imHavelland.<br />

Sie untersteht dem Landesamt<br />

für Umwelt. Dort werden sehr<br />

viele Daten zu den Vogelbeständen<br />

gesammelt und auch wissenschaftlich<br />

ausgewertet. EinBeispiel ist eine<br />

bundesweite Datenbank, die alleVögel<br />

aufführt, die durch die Rotorblätter<br />

vonWindrädern erschlagen oder<br />

verletzt wurden.<br />

Der Bau an der Naturschutzstation<br />

Buckow begann bereits 1978.<br />

Mit der fachlichen Arbeit wurde<br />

dann im Jahr danach begonnen, und<br />

so konnte die Station 2019 den 40.<br />

Jahrestag ihrer Gründung feiern. Bis<br />

1998 war die Naturschutzstation Buckownicht<br />

nur mit der Vogelwelt befasst.<br />

Seit 1998 heißt sie nun Staatliche<br />

Vogelschutzwarte und ist damit<br />

„Die Bestände von Vögeln und<br />

ihr Bruterfolg sind wichtige Indikatoren<br />

für die allgemeine Artenvielfalt. “<br />

Torsten Langgemach, Leiter der Staatlichen Vogelschutzstation in Buckow im Havelland.<br />

Sie ist die einzige Einrichtung dieser Art imgesamten Land. Sie kümmert sich um den<br />

Vogelschutz in ganz Brandenburg.<br />

221<br />

Vogelarten brüten in<br />

Brandenburg und sind dort<br />

heimisch –bundesweit<br />

sind es nicht viel mehr:248.<br />

ARTEN<br />

10000<br />

Vogelarten gibt es weltweit –<br />

die meisten leben in den<br />

Tropen. In Europa sind<br />

500 Arten heimisch.<br />

44<br />

Prozent aller Brandenburger<br />

Brutvogelarten sind<br />

inzwischen als gefährdet<br />

eingestuft.<br />

für den Vogelschutz im gesamten<br />

Land Brandenburgzuständig.<br />

Fast jedes Bundesland hat heute<br />

eine solche zentrale Vogelschutzwarte;<br />

in der in Brandenburg arbeiten<br />

insgesamt neun Leute. Eine Besonderheit<br />

der Brandenburger Station<br />

ist, dass sich die Fachleute hier<br />

auch ganz besonders um die Großtrappen<br />

kümmern – den größten<br />

Brutvogel Europas,der längst ausgestorben<br />

wäre ohne das jahrzehntelange<br />

Engagement der Profis hier<br />

und der vielen ehrenamtlichen Vogelschützer.<br />

„Unser Vorteil ist nicht nur, dass<br />

wir hier draußen in der Natur sind,<br />

sondern auch vor Ort bei den Menschen“,<br />

sagt Langgemach. „Das ist<br />

viel besser,als vomGrünen Tisch aus<br />

zu agieren. Wir haben direkt mit allen<br />

Landnutzern zutun. Die Landwirte<br />

kommen zu uns, die Förster,<br />

die ehrenamtlichen Vogelschützer.<br />

Wir sprechen ihre Sprache, kennen<br />

ihre Probleme und auch ihre<br />

Zwänge. Die Leute fühlen sich nicht<br />

als Bittsteller.“<br />

Alle Mitarbeiter der Vogelschutzwarte<br />

haben eine landwirtschaftliche<br />

oder naturbezogene Ausbildung<br />

absolviert, waren zum Beispiel<br />

Forstfacharbeiter, Tierarzt oder<br />

Schafzüchter.Das sei ein großer Vorteil,<br />

wenn es darum geht, Einklang<br />

schaffen zu wollen zwischen dem<br />

Schutz der Vögel und den Bedürfnissen<br />

von Land- und Forstwirtschaft.<br />

„Wir machen seit 40 Jahren Naturschutz<br />

mit den Leuten vor Ort“, sagt<br />

Langgemach. „Ich würde mir wünschen,<br />

dass wir dieser so wichtigen<br />

Partnerschaft noch mehr unserer Arbeitszeit<br />

widmen könnten.“<br />

Dazu kommt die wissenschaftlich<br />

fundierte Arbeit der Station, mit der<br />

die bundesweiten Forschungsergebnisse<br />

für die Institutionen im Land<br />

Brandenburg verfügbar gemacht<br />

werden. DieVogelstation stellt diese<br />

Daten zum Vogelschutz zusammen,<br />

damit Landesregierung und Parlament<br />

sie für die entsprechenden<br />

Schutzstrategien oder Förderprogramme<br />

verwenden können oder<br />

wenn zum Beispiel neue Stromtrassen<br />

oder Straßen durch Vogelbrutgebiete<br />

geplant sind.<br />

Die Fachleute des Landesumweltamtes<br />

arbeiten oft mit Freiwilligen<br />

zusammen, die Nisthilfen für<br />

Vögel aufstellen, bei offiziellen Vogelzählungen<br />

mitmachen oder die<br />

verletzte Vögel zur Tierklinik der<br />

Freien Universität in Berlin fahren.<br />

„Ohne unsere Ehrenamtlichen<br />

würde gar nichts gehen“, sagt er.<br />

Nicht zu vergessen: Die Vogelschutzwarte<br />

kümmert sich auch um<br />

die Konfliktthemen. Nicht nur,wenn<br />

es um große Stromtrassen oder<br />

Windräder geht, sondern auch,<br />

wenn die Fischer beklagen, dass Kormorane<br />

ihnen zu viele Fische aus<br />

den Teichen fressen, wenn Kolkraben<br />

junge Kälber angreifen und<br />

wenn Kraniche oder Gänse die Saat<br />

von den Feldern fressen. Aber auch,<br />

wenn jemand Störche mit dem Luftgewehr<br />

beschießt, wenn Sammler<br />

seltene Vogeleier stehlen oder wenn<br />

Leute heimlich die Nester von Adlern<br />

zerstören, weil sie hoffen, dass<br />

danach doch noch die Erlaubnis erteilt<br />

wird, in diesem Gebiet ein<br />

Windrad aufzustellen.<br />

Es gibt einen Windkrafterlass des<br />

Landes, der regelt, was aus Sicht des<br />

Naturschutzes beachtet werden<br />

muss,wenn „Windeignungsgebiete“<br />

ausgewiesen werden oder Windräder<br />

genehmigt. Dieser Erlass<br />

wurde so überarbeitet, dass auch<br />

fünf Jahrenach der Zerstörung eines<br />

Nestes das gesamte Gebiet weiterhin<br />

als geschützter Brutplatz gilt und<br />

kein Windrad gebaut werden darf.<br />

Indikator für die Artenvielfalt<br />

Und die Fachleute kümmern sich<br />

ganz konkret darum, dass einzelne<br />

Arten im Land überleben, weil diese<br />

als „prioritäre Arten“ gelten, die nur<br />

noch ganz selten sind und für die<br />

Brandenburg als ihr wichtigster Lebensraum<br />

eine besondere Verantwortung<br />

hat.<br />

Das gilt zum Beispiel für die<br />

Großtrappen – bei denen dieser<br />

Schutz trotz aller Zweifel durch jahrzehntelanges<br />

Engagement gelungen<br />

ist. Es gibt aber auch das Beispiel<br />

Seggenrohrsänger, bei dem es nicht<br />

geklappt hat. Oder die Schreiadler,<br />

bei denen alles versucht wird.<br />

Doch mancher Laie wirdsich fragen,<br />

warum der Erhalt der Vogelarten<br />

so wichtig ist. Langgemach sagt:<br />

„Die Bestände von Vögeln und ihr<br />

Bruterfolg sind wichtige Indikatoren<br />

für die allgemeine Artenvielfalt.“<br />

Denn ausgehend von den Vögeln<br />

lassen sich Schlüsse auf andere Lebewesen<br />

ziehen, die zum Beispiel ihr<br />

Futter sind –also Insekten, Fische<br />

oder Mäuse und Frösche.<br />

Klar ist inzwischen, dass sich das<br />

seit den 1950er-Jahren wissenschaftlich<br />

belegte Insektensterben massiv<br />

auf die Vogelwelt auswirkt und weiterhin<br />

auswirken wird, weil vielen<br />

Vögeln schlicht das Futter fehlt. Die<br />

Aufgaben der Vogelschutzwarte werden<br />

also eher zu- als abnehmen.<br />

Das kleine Gemälde des Schreiadlers<br />

über dem Schreibtisch von<br />

Torsten Langgemach ist übrigens<br />

nicht irgendein Bild. Es ist das Originalgemälde,<br />

das im großen deutschen<br />

800-seitigen Brutvogel-Altas<br />

neben den Daten zu dem kleinsten<br />

Adler Deutschlands abgebildet ist.<br />

„Ich habe eine Spende von 100 Euro<br />

bezahlt und damit dazu beigetragen,<br />

dass dieses Buch überhaupt erst<br />

möglich wurde“, sagt Torsten Langgemach.<br />

„Dafür bekam ich das Bild.“<br />

Haus 6der<br />

Stasi-Zentrale<br />

verschwindet<br />

Aufarbeitungsverein<br />

kritisiert den Abriss<br />

VonStefanie Hildebrandt<br />

Einst war in dem Gründerzeitbau<br />

in der Magdalenenstraße 13 in<br />

Lichtenberg die „Zentrale Auswertungs-<br />

und Informationsgruppe des<br />

Ministeriums für Staatssicherheit“<br />

untergebracht. Nach dem Mauerfall<br />

stand das Gebäude 29 Jahreleer.Jetzt<br />

haben auf dem Areal der ehemaligen<br />

Stasi-Zentrale umstrittene Abrissarbeiten<br />

begonnen.<br />

Mehr als 400 Stasi-Mitarbeiter<br />

fertigten in Haus 6, wo die wichtigste<br />

Schaltstelle des MfS ihren Sitz hatte,<br />

geheime Papiere unter anderem für<br />

die Parteiführung an. Nach der<br />

Wende verschaffte sich das Volk Zutritt<br />

und rettete Akten vor der Vernichtung,<br />

dann ging die Liegenschaft<br />

an den Bund und nichts passierte<br />

mehr.<br />

Dass das Gebäude jetzt abgerissen<br />

wird, kritisiert ein Aufarbeitungsverein.„Man<br />

hätte das Haus<br />

nicht so verfallen lassen dürfen. Mit<br />

einem Abriss wird der historische<br />

Charakter des geschlossenen Komplexes<br />

zerstört“, kritisiert Historiker<br />

Christian Booß. Der Abriss verstößt<br />

nach Auffassung des Vereins „Bürgerkomitee<br />

15. Januar“, in dessen<br />

Vorstand Booß sich engagiert, außerdem<br />

gegen geltendes Sanierungsrecht.<br />

DerEingriff in das historische<br />

Ensemble sei überflüssig und<br />

undemokratisch, so Booß weiter.<br />

Sein Verein trägt seinen Namen in<br />

Erinnerung an den 15. Januar 1990,<br />

als DDR-Bürger die Stasi-Zentrale<br />

stürmten, Unterlagen sicherten und<br />

der Spitzelei so ein Ende machten.<br />

Abriss: Der Bagger arbeitet am Haus<br />

Magdalenenstraße 13. BLZ/GERD ENGELSMANN<br />

Heute ist die frühere Zentrale der<br />

Geheimpolizei ein Ort der Aufklärung<br />

über Diktatur und Widerstand,<br />

ein Campus für Demokratie soll entstehen.<br />

Auch viele der anderen Gebäude<br />

auf dem riesigen Gelände, in<br />

denen sich heute das Stasi-Unterlagen<br />

Archiv und das Stasi-Museum<br />

befinden, gehören wie Haus 6dem<br />

Bund. Dessen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben<br />

trennt sich nun<br />

unwiderruflich von dem Gründerzeitgebäude.<br />

„Im Rahmen regelmäßiger<br />

Überprüfungen hat die Bundesanstalt<br />

für Immobilienaufgaben<br />

festgestellt, dass die Verkehrssicherheit<br />

des Gebäudes nicht mehr gegeben<br />

ist und nur unter erheblichem finanziellen<br />

Aufwand wiederhergestellt<br />

werden könnte. Deshalb wird<br />

das Gebäude aus wirtschaftlichen<br />

und baufachlichen Gründen abgerissen“,<br />

heißt es auf eine Anfrage der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Es sei vorgesehen,<br />

dort ein weiteres Gebäude für den<br />

Bundesbeauftragten für die Unterlagen<br />

der Staatssicherheit der ehemaligen<br />

Deutschen Demokratischen<br />

Republik zu errichten.<br />

Obwohl für Haus 6 im Sanierungsrahmenplan<br />

des Bezirkes aus<br />

dem Jahr 2013 noch eine Sanierung<br />

vorgesehen war, ist auch ein Abriss<br />

rechtens. Schon vor 1990 sei dem<br />

Gebäude seine Wohnfunktion entzogen<br />

worden, sagt Lichtenbergs<br />

Baustadträtin Birgit Monteiro. Anstelle<br />

maroder Bausubstanz könne<br />

ein Neubau das Grundstück und<br />

seine Umgebung aufwerten, so<br />

Monteiroweiter.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 17<br />

· ·<br />

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Gesundheit<br />

Umstrittene<br />

Behandlung<br />

Manche Eltern ziehen den Sinn der<br />

Karies-Vorsorge mit Fluorid in Zweifel.<br />

Ein Faktencheck von Experten<br />

IMAGO IMAGES/SABINE LUTZMANN<br />

Fluorid in Zahnpasta ist umstritten.<br />

In Kitas diskutieren<br />

besorgte Eltern darüber, ob<br />

die Zähne der Kleinen mit<br />

fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt<br />

werden dürfen oder nicht –wegen<br />

angeblicher Gesundheitsgefahren.<br />

Zugleich gibt es in den <strong>Berliner</strong><br />

Schulen Vorsorgebehandlungen mit<br />

Fluorid-Gel, rund 76 600 Kinder und<br />

Jugendliche beteiligten sich im vergangenen<br />

Jahr nach Angaben der<br />

Landesarbeitsgemeinschaft zur Verhütung<br />

von Zahnerkrankungen in<br />

der Hauptstadt daran. Wo liegen<br />

Schaden und Nutzen einer solchen<br />

Behandlung? Undwie viel Fluorid ist<br />

tatsächlich zu viel? EinFaktencheck.<br />

Behauptung: Fluorid schadet den<br />

Zähnen.<br />

Bewertung: Nein, das Gegenteil ist<br />

der Fall.<br />

Fakten: „Fluorid ist der entscheidende<br />

Faktor in der Verhinderung<br />

von Karies“, sagt Stefan Zimmer,<br />

Fachzahnarzt für Öffentliches Gesundheitswesen.<br />

Es gebe allein zu<br />

Fluorid-Zahnpasten 300 internationale<br />

klinische Studien, die die Wirksamkeit<br />

belegen würden, so der<br />

Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung<br />

und Präventivzahnmedizin an der<br />

Universität Witten/Herdecke. Der<br />

zweimal tägliche Kontakt der Zähne<br />

mit einer Fluorid-Zahnpasta im Vergleich<br />

zu einer fluoridfreien Creme<br />

hemme Karies um mehr als 30 Prozent,<br />

erklärt Zimmer. Denn Fluorid<br />

lagere sich in die kristalline Struktur<br />

des Zahnes ein und mache dadurch<br />

den Zahn härter, erklärt Dietmar<br />

Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer.<br />

Der Zahn<br />

werde widerstandsfähiger gegen<br />

Säureattacken. Fluoride sind laut der<br />

Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

die tragende Säule der Kariesvorsorge.Während<br />

früher Kindern<br />

und Jugendlichen Fluoridtabletten<br />

zur Kariesvorsorge gegeben wurden,<br />

raten neuereEmpfehlungen wissenschaftlicher<br />

Organisationen zu einem<br />

direkten Kontakt mit der<br />

Schmelzoberfläche der Zähne. Das<br />

heißt: Für die lokale Prophylaxe werden<br />

fluoridiertes Speisesalz, Fluoridlack,<br />

Fluoridgele oder – lösungen<br />

und eben Zahnpasta genommen.<br />

Behauptung: Mit fluoridhaltiger<br />

Zahnpasta bekommt man nie Karies.<br />

Bewertung: Falsch.<br />

Fakten: Wer eine fluoridhaltige<br />

Zahnpasta verwendet, bekommt<br />

statistisch gesehen weniger Karies.<br />

Die Entstehung der Krankheit ist<br />

aber ein komplexer Prozess.Wichtig<br />

ist, dass der Biofilm (Plaque) regelmäßig<br />

und vollständig vonder Zahnoberfläche<br />

und aus den Zwischenräumen<br />

beseitigt wird.<br />

Behauptung: Fluorid ist Fluor und<br />

damit giftig.<br />

Bewertung: Falsch. Fluoride sind<br />

nicht zu verwechseln mit Fluor, das<br />

für den Menschen giftig ist.<br />

Fakten: So ähnlich die WorteFluorid<br />

und Fluor auch klingen, so groß sind<br />

die Unterschiede zwischen den verschiedenen<br />

chemischen Stoffen.<br />

Fluoride sind Fluor-Verbindungen.<br />

Das blasse, gelbliche Gas, das in seiner<br />

elementaren Form sehr giftig<br />

und stark ätzend ist, verliere gebunden<br />

mit einem Partner-Stoff (etwa<br />

mit Natrium als Natriumfluorid) viel<br />

von seiner toxischen Wirkung, erklärt<br />

die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung.<br />

Gebundenes Fluor<br />

findet sich in fast jeder Zahnpasta.<br />

Behauptung: Gerade Kinder sollten<br />

keine fluoridhaltige Zahncreme nutzen.<br />

Bewertung: Falsch.<br />

Fakten: Karies könne die Zähne befallen,<br />

sobald diese in der Mundhöhle<br />

erscheinen, warnt Stefan Zimmer.<br />

Nach seinen Worten sind<br />

Milchzähne „sogar besonders gefährdet“.<br />

In Deutschland habe bereits<br />

jedes zweite Kind unter drei Jahren<br />

einen kariösen Zahn, Sechsjährige<br />

sogar im Schnitt zwei. DerFachzahnarzt:<br />

„Das halte ich für ein Land<br />

mit einem so hoch entwickelten Gesundheitssystem,<br />

wie wir es sind, für<br />

inakzeptabel.“<br />

Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Zahnerhaltung empfiehlt gerade für<br />

die ersten Beißerchen neuerdings<br />

höhere Dosen mit einem Anteil von<br />

500 bis 1000 ppm Fluorid (parts per<br />

million: Anteile pro Million). Für<br />

Zwei- bis Sechsjährige raten die Experten<br />

zu Zahnpasta mit 1000 ppm<br />

Fluorid. Für ältere Kinder, deren<br />

erste bleibenden Zähne durchgebrochen<br />

sind, darf esdemnach schon<br />

die Erwachsenen-Menge von bis<br />

1500 ppm Fluorid sein.<br />

Behauptung: Kinder können Zahnpasta<br />

verschlucken und so zu viel<br />

Fluorid aufnehmen.<br />

Bewertung: Ja, das ist theoretisch<br />

möglich. Praktisch müssten die Kinder<br />

dazu aber sehr viel Zahnpasta<br />

schlucken.<br />

Fakten: Es kommt wie so oft auf die<br />

Dosierung an. Kinder vor allem zwischen<br />

sechs und acht Jahren, die<br />

ständig mehr als das Doppelte der<br />

empfohlenen Menge Fluoride zu<br />

sich nehmen, können weißliche<br />

Schmelzflecken (Zahnfluorose) bekommen.<br />

Diese sind laut Bundeszahnärztekammer<br />

allerdings gesundheitlich<br />

nicht bedenklich. Bei<br />

stärkerer Überdosierung kann es dagegen<br />

zu deutlich braunen Zahnverfärbungen<br />

kommen.<br />

Das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />

(BfR) stellt die folgende Rechnung<br />

auf: DerVerzehr voneiner ganzen<br />

Tube (etwa 65 Gramm) Kinderzahnpasta<br />

mit 500 ppm auf einmal<br />

führtzuÜbelkeit und Bauchschmerzen.<br />

In großen Mengen aufgenommen,<br />

kann Fluorid tödlich sein. Ein<br />

Beispiel: Ein15Kilogramm schweres<br />

Kind müsste mindestens 75 Milligramm<br />

Fluorid aufnehmen, damit<br />

eine Vergiftung wohl tödlich endet.<br />

Das wären rund zwei Tuben Kinderzahncreme<br />

oder eine Tube Zahnpasta<br />

für Erwachsene auf einen<br />

Schlag.<br />

Behauptung: Der Mensch nimmt<br />

schon über die Nahrung zu viel Fluoridauf.<br />

Bewertung: Das stimmt nicht. Das<br />

Bundesinstitut für Risikobewertung<br />

sieht in Deutschland keine Gefahr,<br />

zu viel Fluorid aufzunehmen.<br />

Fakten: Anders als in anderen Ländern,<br />

etwa den USA, wird hierzulande<br />

zum Beispiel Trinkwasser<br />

nicht mit Fluorid versetzt. In einer<br />

Untersuchung aus den 90er-Jahren<br />

wurde in Trinkwasserproben aus<br />

Deutschland bis auf wenige Ausnahmen<br />

ein natürlicher Fluoridgehalt<br />

von unter 0,3 Milligramm pro Liter<br />

gemessen. In Spuren kommen Fluoride<br />

überall in der Natur vor–inVollkornprodukten,<br />

Nüssen, schwarzem<br />

Teeoder Fisch. DieMenge an natürlichen<br />

Fluoriden reicht aber nicht für<br />

eine wirksame Kariesvorbeugung<br />

aus. Auch ist eine Überdosierung<br />

durch fluoridhaltiges Speisesalz<br />

nicht zu befürchten: Der Fluoridanteil<br />

ist so gering, dass eher der hohe<br />

Salzkonsum an sich toxisch wäre.<br />

Die Richtwerte der Deutschen Gesellschaft<br />

für Ernährung für eine angemessene<br />

tägliche Fluoridzufuhr<br />

liegen für Erwachsene bei 3,1 bis<br />

3,8 Milligramm und für Kinder ab<br />

zwölf Monaten und Jugendliche zwischen<br />

0,7 und 2,9 Milligramm.<br />

Behauptung: Der Fluoridgehalt wird<br />

in Deutschland streng reguliert.<br />

Bewertung: Jein. Es gibt Vorgaben,<br />

aber keine fortlaufenden flächendeckenden<br />

Kontrollen.<br />

Fakten: Die Trinkwasserverordnung<br />

erlaubt einen Fluoridgehalt vonmaximal<br />

1,5 Milligramm pro Liter. Ein<br />

Bericht des Bundesministeriums für<br />

Gesundheit und des Umweltbundesamtes<br />

zur Qualität des Trinkwassers<br />

aus dem Jahr 2006 zeigte, dass<br />

dieser Wert bei den untersuchten<br />

Wasserversorgungsanlagen in einem<br />

Fall überschritten wurde. Eine<br />

systematische und flächendeckende<br />

Erfassung der Fluoridgehalte von<br />

Trinkwasser in Deutschland gibt es<br />

allerdings nicht.<br />

Wegen geologischer Gegebenheiten<br />

hat das Trinkwasser in einigen<br />

deutschen Regionen –wie etwa der<br />

Osteifel –einen erhöhten Fluoridgehalt.<br />

In Münster wurden beispielsweise<br />

Ende der 90er-Jahre inTrinkwasserbrunnen<br />

Fluoridkonzentrationen<br />

bis zu 8,8 Milligramm pro Liter<br />

gemessen.<br />

Mineralwasser kann sehr unterschiedlich<br />

viel Fluorid enthalten –<br />

die Spannbreite reicht von 0,1 bis<br />

4,5 Milligramm proLiter.Wasser mit<br />

einer Konzentration von weniger als<br />

0,7 Milligramm darfals „geeignet für<br />

die Zubereitung von Säuglingsnahrung“<br />

gekennzeichnet werden. Natürliche<br />

Mineralwasser mit mehr als<br />

1,5 Milligramm Fluorid auf einen Liter<br />

müssen einen Hinweis tragen,<br />

dass sie für Kinder unter sieben Jahrennicht<br />

zum regelmäßigen Verzehr<br />

geeignet sind. Wasser mit einer Konzentration<br />

von mehr als 5 Milligramm<br />

Fluorid darfüberhaupt nicht<br />

verkauft werden. (dpa)<br />

Unfallrisiko Herbstlaub<br />

Umgeknickt, Fuß verstaucht: Jede zweite Sprunggelenks-Verletzung benötigt ärztliche Hilfe. Doch wann muss man zum Doktor?<br />

VonMichael Timm<br />

Beim Herbst-Spaziergang raschelt<br />

das Laub unter den Füßen. Doch<br />

so schön sie auch sein mögen: Die<br />

herabgefallenen Blätter verdecken<br />

jetzt Randsteine, Schlaglöcher und<br />

andere Stolperfallen und werden so<br />

zum Unfallrisiko. Hat es auch noch<br />

geregnet, kommt die Rutschgefahr<br />

dazu. In beiden Fällen reicht ein falscher<br />

Schritt und schon ist es passiert:<br />

Der Fuß knickt um, der Knöchel<br />

ist verstaucht!<br />

Bänderriss oder Zerrung<br />

„Inder Tatsehen wir in der Rettungsstelle<br />

gerade jetzt im November<br />

überdurchschnittlich viele Patienten<br />

mit Verletzungen des Sprunggelenks“,<br />

sagt Unfallchirurg Gerhard<br />

Metak, Chefarzt der Sana-Klinik<br />

München. „Bei diesen Unfällen werden<br />

die elastischen Bänder, die das<br />

Gelenk stabilisieren, überdehnt.<br />

Manchmal reißen sie auch ganz oder<br />

teilweise ein.“<br />

Patienten, die sich beim Herbstspaziergang<br />

den Fuß verstauchen,<br />

fragen sich: Darf man dann überhaupt<br />

noch auftreten oder schadet<br />

das dem Gelenk? Kann man es selbst<br />

behandeln oder geht man besser<br />

zum Arzt? „Das Problem für sie besteht<br />

darin, dass der medizinische<br />

Laie oft nicht unterscheiden kann,<br />

ob es sich nur um eine harmlose Zerrung<br />

oder einen Bänderriss handelt,<br />

der dringend ärztlich versorgt werden<br />

muss“, so Metak. „Doch selbst<br />

wenn kein Riss vorliegt, kann eine<br />

Dehnung so ausgeprägt sein, dass<br />

mit dem Band ein kleines Knochenstück<br />

mit ausgerissen ist. Dann ist<br />

eine unfallchirurgische Behandlung<br />

dringend erforderlich.“<br />

Die Symptome sind in beiden<br />

Fällen ähnlich. Zusätzlich zum akut<br />

auftretenden Schmerz schwillt das<br />

Gelenk an. Oft bildet sich auch ein<br />

Bluterguss.Zum Arzt oder nicht? Die<br />

Unfallchirurgie gibt folgende Entscheidungshilfe<br />

zur Hand: Wenn<br />

leichte bis mittelstarke Schmerzen<br />

Dazu tastet er das Sprunggelenk<br />

sorgfältig ab. ImUltraschall erkennt<br />

er, obBänder gerissen sind. Röntgenbilder<br />

zeigen knöcherne Verletzungen.<br />

In den meisten Fällen liegt eine<br />

Außenband-Zerrung vor. „Da reicht<br />

es in den leichteren Fällen, einfach<br />

nur zu schonen und zu kühlen“, so<br />

Unfallchirurg Metak. „Doch auch<br />

angerissene, teilweise oder ganz genach<br />

kurzerZeit schon wieder nachlassen<br />

und sich auch später nicht<br />

mehr verschlimmern, ist das ein gutes<br />

Zeichen. Dann muss man nicht<br />

zum Doktor.<br />

Wenn mittelstarke Beschwerden<br />

am Außenknöchel längere Zeit anhalten<br />

und auch nach 12 bis 24 Stunden<br />

noch nicht besser geworden<br />

sind, reicht ein Arztbesuch am<br />

nächsten Tag.<br />

Wenn die Schmerzenjedoch sehr<br />

stark sind, so dass man nicht mehr<br />

auftreten kann sollte man gleich<br />

zum Arzt gehen.<br />

BeiSchmerzenamInnenknöchel<br />

sollte man ebenfalls rasch einen Orthopäden<br />

oder Unfallchirurgen aufsuchen,<br />

da hier das Risiko besteht,<br />

dass zusätzlich zum Innenband<br />

auch eine Knochenverletzung an der<br />

Außenseite des Gelenks vorliegt.<br />

Wichtig ist auch die richtige Erstbehandlung<br />

durch den Patienten<br />

selbst. „Man sollte den Fußauf jeden<br />

Fall schonen und entlasten“, empfiehlt<br />

Metak. „Um eine Schwellung<br />

möglichst gering zu halten, sollte<br />

man das Gelenk kühlen, hoch lagern<br />

und einen Kompressionsverband<br />

oder eine elastische Binde anlegen.“<br />

Die Erfahrung zeige, dass etwa jede<br />

zweite Verletzung ärztliche Hilfe benötigt.<br />

„Leider nehmen sie nicht alle<br />

Patienten in Anspruch. Dann kann<br />

es zu Folgeschäden wie zum Beispiel<br />

einer Instabilität oder später zu einer<br />

Arthrose kommen“, sagt Chefarzt<br />

Gerhard Metak. Nur ein Arzt könne<br />

eine exakte Diagnose stellen und die<br />

richtige Therapie einleiten.<br />

Schonen und kühlen<br />

rissene Außenbänder können wir<br />

meist konservativ gut behandeln.<br />

Dazu haben sich moderne Sprunggelenk-Orthesen<br />

bewährt. Das sind<br />

Schienen, die man in einem Sportschuh<br />

oder Halbschuh tragen und<br />

mit denen man auftreten und gehen<br />

kann. Sieschützen voreinem erneuten<br />

Umknicken und müssen sechs<br />

Wochen getragen werden. Dann sind<br />

normale Alltagstätigkeiten wieder<br />

möglich. Wer Sport treiben will,<br />

sollte sie dagegen zwölf Wochen tragen.<br />

Dann ist das Band in der Regel<br />

wieder geheilt.“<br />

Im Gegensatz zu früher muss<br />

heute nur noch etwa jede fünfte<br />

Sprunggelenks-Verletzung operiert<br />

werden. In der Regel sind das knöcherne<br />

Verletzungen, Frakturen und<br />

Schäden am Syndesmose-Band, das<br />

quer über dem Sprunggelenk verläuft<br />

und dasWadenbein am Schienbein<br />

befestigt. Nach der OP kann<br />

eine Physiotherapie weiterhelfen.<br />

Damit steht einer raschen Heilung<br />

nichts mehr im Wege.<br />

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Vortrag für Augenpatienten:<br />

Trockenes<br />

Auge<br />

(Sicca Syndrom)<br />

Do., 05.12.19, 16:00 Uhr<br />

Referentin: Dr. med.<br />

Nicole Zimmermann<br />

Ort: ABSV,Auerbachstr. 7,<br />

14193 Berlin<br />

(Nähe S- Bhf. Grunewald)<br />

Eintritt frei! Anmeldung:<br />

Tel. 030 895 88-151, E-Mail:<br />

berlin@blickpunkt-auge.de<br />

Unterstützt von der Blindenstiftung<br />

„ Weißer Stock” Berlin


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Lokalsport<br />

Der Sprinter aus dem Süßwarenladen<br />

Der <strong>Berliner</strong> Ali Lacin hat sich bei Trainer Ralf Otto zu einem Profisportler entwickelt und gerade bei der Para-WM die Bronzemedaille über 200 Meter erlaufen<br />

VonChristian Kattner<br />

Ali Lacin wirkt entspannt,<br />

lächelt bei nahezu jedem<br />

Satz. DerPara-Leichtathlet<br />

aus Berlin ist ohnehin ein<br />

fröhlicher Mensch, aber gerade wirkt<br />

er besonders glücklich. Auch wenn<br />

das Bild beim Videotelefonat hin<br />

und wieder wackelt und der Ton<br />

manchmal verzerrtoder gar nicht zu<br />

hören ist, verrät sein Lächeln vor allem<br />

eins: endlich Urlaub.Nach einer<br />

langen Saison mit dem Höhepunkt<br />

der Weltmeisterschaft in Dubai, wo<br />

er eine Bronzemedaille über 200 Meter<br />

gewann, ging es für ihn am Dienstag<br />

in die Türkei. „Das ist gerade so<br />

ein Cool-Down-Prozess nach einer<br />

wirklich langen Saison. Ich versuche<br />

runterzukommen, um wieder Kraft<br />

für die neue, die paralympische Saison<br />

zu sammeln“, erzählte er am<br />

Donnerstag.<br />

Da hatte sich sein Trainer ebenfalls<br />

gerade auf den Weginden Urlaub<br />

gemacht. Wettertechnisch hat<br />

es Ralf Otto bei sechs Grad Celsius<br />

und leichtem Regen nicht unbedingt<br />

ideal erwischt, dennoch hat auch er<br />

den räumlichen Abstand zur Heimat<br />

vergrößert und versucht, Kraft zu<br />

schöpfen. Noch bis zum Wochenende<br />

war das Erfolgsduo für zehn<br />

Tage in Dubai vereint und konnte<br />

dort diesmal Bronze bei einer WM<br />

gewinnen. Einen Moment lang bekamen<br />

Ali Lacin und Ralf Otto die<br />

Aufmerksamkeit, die sie für ihre Arbeit<br />

verdient haben. Denn: „Im Behindertensport<br />

ist es so, dass man<br />

kurz vor und kurz nach dem Wettkampf<br />

im Rampenlicht steht, aber<br />

dann ist man wieder für ein Jahr vergessen“,<br />

sagt Lacin.<br />

Kampf um Anerkennung<br />

Das hat der 31-Jährige besonders<br />

deutlich im vergangenen Jahr zu<br />

spüren bekommen. Rund um die<br />

Europameisterschaft in Berlin, wo er<br />

eine Silbermedaille gewann, hatte<br />

der beidseitig oberschenkelamputierte<br />

Sprinter plötzlich zahlreiche<br />

Interview-Anfragen, wurde sogar für<br />

die Wahl zu Berlins Sportler des Jahresnominiertund<br />

dortDritter.Doch<br />

nachhaltig war das nicht. Weder für<br />

ihn, noch für den Behindertensport.<br />

Schnell verschwanden Athlet und<br />

Trainer wieder aus dem Fokus der<br />

Öffentlichkeit, um vor wenigen Tagen<br />

wieder in diesen zu rücken.<br />

Auch auf den Stimmzettel der<br />

diesjährigen Sportlerwahl haben es<br />

Lacin und Otto diesmal geschafft,<br />

wissen aber, dass sie eigentlich nur<br />

Außenseiterchancen haben. Doch<br />

auch intern, im eigenen Verband,<br />

Dabei in Dubai: Ali Lacin hat nach der Silbermedaille bei der EM im vorigen Jahr in den Vereinigten Arabischen Emiraten nun Bronze gewonnen.<br />

Wahl: Die Wahl zu Berlins<br />

Champions 2019 läuft noch<br />

bis zum 1. Dezember.Zur<br />

Wahl stehen je zehn Sportlerinnen<br />

und Sportler,Mannschaften<br />

und Trainer/Manager.<br />

Auch Sie können abstimmen<br />

unter:www.berliner-zeitung.de/championswahl<br />

Jury: Neben den <strong>Berliner</strong>n<br />

wählt wie in den Vorjahren<br />

eine Expertenjurydie Sportler<br />

des Jahres. Die Ergebnisse<br />

aus Publikumswahl<br />

und Expertenjuryfließen zu<br />

je 50 Prozent ein.<br />

WAHL ZU BERLINS CHAMPIONS DES JAHRES<br />

Erfolge: Berlins Athleten<br />

räumten allein in den ersten<br />

neun Monaten des Jahres<br />

2019 mehr als 40 Medaillen,<br />

darunter 18 goldene,<br />

bei Welt- und Europameisterschaften<br />

ab.Zudem triumphierten<br />

weitere Sportler<br />

und Teams aus der Hauptstadt<br />

bei Wettbewerben rund<br />

um den Globus und in nationalen<br />

Meisterschaften.<br />

Gala: Die Sieger werden am<br />

14. Dezember im Rahmen<br />

einer Abendgala vormehr als<br />

2000 Gästen geehrt.<br />

Teams: Erstmals nominierten<br />

Berlins Sportjournalisten<br />

ein Frauen- und ein Männerteam<br />

gemeinsam. So gehen<br />

dieWasserballerinnen von<br />

Spandau 04, die ihr erstes<br />

Jahr in der Bundesligaspielten,<br />

zusammen mit ihren<br />

Vereinskollegen ins Rennen.<br />

BeideTeamswurdenMeister.<br />

Trainer: In dieser Kategorie<br />

werden traditionell nicht nur<br />

Aufstiegs-, Meister- oder Medaillentrainer<br />

nominiert,<br />

sondernauchSportmanager<br />

erfolgreicher <strong>Berliner</strong> Klubs.<br />

IMAGO IMAGES<br />

musste das Duo umAnerkennung<br />

kämpfen. „Der Bundestrainer hatte<br />

ihn mal zur EM eingeladen, aber<br />

dann gesagt, dass das Freizeitsport<br />

ist“, erinnertsich Ralf Otto.<br />

Dieser Moment weckte damals<br />

den Ehrgeiz des Trainers. Auch Ali<br />

Lacin hatte das mitbekommen, war<br />

allerdings noch mit anderen Dingen<br />

beschäftigt. „Bei ihm war es die Umstellung<br />

des Lebens.Erhat versucht,<br />

den Spagat zwischen der Selbstständigkeit<br />

in seinem Süßigkeitenladen<br />

und dem Sporthinzukriegen“, so der<br />

Trainer. Die Folge: Ali Lacin war immer<br />

zu spät oder sagte immer wieder<br />

Trainingseinheiten komplett ab.„Eigentlich<br />

hat er nicht so trainiert, wie<br />

wir Trainer das wollten“, so Otto.<br />

Also suchte er,der Trainer,mit externer<br />

Unterstützung nach einer Lösung<br />

des Problems. Imvergangenen<br />

Jahr war diese Suche erfolgreich –Lacin<br />

wirdvon seinem neuen Arbeitgeber<br />

sogar für Trainingslager und<br />

Wettkämpfe freigestellt. Auch wenn<br />

noch längst nicht alles so läuft, wie<br />

sich der Trainer das vorstellt, sprechen<br />

die vergangenen zwei Saisons<br />

und gerade die aktuelle,inder Ali Lacin<br />

endlich auch zwei Sportprothesen<br />

zur Verfügung hat, für die gemeinsame<br />

Arbeit.<br />

Dabei ist Ali Lacin ein Spätzünder.<br />

Nach einer Reportage über Behindertensport<br />

imFernsehen hatte<br />

er die Entscheidung gefällt, Sport<br />

treiben zu wollen. 2012 war das.Also<br />

griff er zum Telefon, sprach mit Ralf<br />

Otto und machte sich in Kienbaum<br />

ein Bild von den Bedingungen und<br />

Möglichkeiten. Noch heute ist Lacin<br />

dankbar:„DerTrainer ist der, der für<br />

mich alles organisierthat. Meine ersten<br />

Prothesen, aber auch meine<br />

Sprintprothesen, die ich jetzt habe.“<br />

DerTrainer war es auch, der ihm den<br />

ersten Spitznamen verpasste. Candyman,<br />

Süßigkeitenmann nannte<br />

ihn Otto, wegen seiner Tätigkeit im<br />

familiären Süßigkeitenunternehmen.„Die<br />

Kinder nennen mich Ironman<br />

oder Robocop oder Terminator“,<br />

erzählt Ali Lacin lächelnd. Das<br />

war nicht immer so.„Bisich mitdem<br />

Sport angefangen habe, bin ich mit<br />

der Behinderung gar nicht rausgegangen,<br />

sondern habe mich geschämt<br />

und war häufig zuhause. Ich<br />

hatteimmer nur lange Hosenanund<br />

meine Prothesen gar nicht gezeigt,<br />

weil ich die bemitleidenden Blicke in<br />

den Menschen gesehen habe. Das<br />

hat mich sehr verletzt. Mittlerweile<br />

bekomme ich Blicke der Anerkennung<br />

und des Respekts, was mich<br />

stärkt.“ Sein Auftreten sei viel sicherer<br />

geworden. Er schämt sich nicht<br />

mehr,sondern ist stolz. „Man merkt,<br />

dass die Leute durch den Sport<br />

selbstsicherer sind“, erzählt Ralf<br />

Otto über seine Beobachtungen in<br />

der Arbeit mit Behindertsportlern.<br />

Für Lacin ist „der Sport nicht nur<br />

Sport. „Ich fordere die Behinderung<br />

heraus und möchte das machen, was<br />

die normalen Menschen machen<br />

können“, sagt er,„ich hole das nach,<br />

was ich vorher nicht machen<br />

konnte.“ Bis zuseinem 25. Lebensjahr<br />

konnte er gar nicht rennen oder<br />

springen. Dinge, die die meisten<br />

Menschen seit ihrer Kindheit als<br />

selbstverständlich ansehen, verbindet<br />

er mit ganz anderen Gefühlen.<br />

„Für mich ist das Leidenschaft.<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

VomEinzelkämpfer zum Teamplayer:Soft-Skillsstärken<br />

Spontan mit Plan: Logistikkaufleute<br />

braucheneinen kühlen Kopf<br />

Wenn ich in meinen Sportprothesen<br />

bin, spiele ich verrückt, springe rum<br />

und fühle mich einfach frei darin“,<br />

erzählt er und hat dabei wieder dieses<br />

ansteckende Lächeln im Gesicht.<br />

Wohlwissend, dass es gleich wieder<br />

in den Pool zum Schwimmen geht<br />

und er am Abend wieder bei einem<br />

Film entspannen kann. So schön der<br />

Sport für ihn ist, so sehr freut er sich<br />

auch mal über zwei freie Wochen.<br />

Christian Kattner<br />

hätte gern den Süßwarenladen<br />

der Familie besucht.<br />

So viel Bock<br />

Die Boxerin Nina Meinke hat nie den einfachen Weggenommen. Auch in diesem Jahr muss sie Hürden überwinden. Um so mehr freut sie sich über ihre Nominierung zur Sportlerwahl<br />

VonKarin Bühler<br />

Nina Meinke sagt, sie mag diese<br />

Atmosphäre. Sie hat sich in der<br />

Spandauer Bruno-Gehrke-Halle zusammen<br />

mit Sven Ottke an einen<br />

Stehtisch gestellt. Um sie herum: Boxer<br />

und Boxer-Kumpel, Testosteron<br />

unter Kapuzenpullis und Caps, ein<br />

unglaublicher Geräuschpegel. Alle<br />

warten auf ihren Einsatz beim 40. Juliusturm<br />

Pokalturnier in Berlin. Und<br />

viele hoffen, später von den beiden<br />

Boxprofis eine Medaille oder gar einen<br />

Pokal überreicht zu bekommen.<br />

Ottke, Nina Meinkes Patenonkel,<br />

hat viele Stunden seiner Jugend in<br />

den Trainingsräumen im Untergeschoss<br />

der Halle verbracht. Seine<br />

Mutter führte damals die Kantine,<br />

seinVater arbeitete als Hallenmeister.<br />

Undoben unter dem Dach lebten die<br />

Ottkes in der Dienstwohnung. „Ich<br />

konnte trainieren, wann ich wollte.<br />

Sonnabend, Sonntag, das war total<br />

genial“, sagt Ottke. Erist nach langer<br />

Zeit mal wieder in Berlin, auch um die<br />

Meinkes zu besuchen. Denn Nina<br />

Meinkes Vater Christian ist einer von<br />

Ottkes besten Freunden. Daher war<br />

Nina als Kind oft mit in Ottkes Kabine.<br />

Sie erlebte seine Anspannung mit,<br />

trank Teemit dem <strong>Berliner</strong> Boxer,der<br />

zwischen 1998 und 2004 Weltmeister<br />

im Supermittelgewicht war. Nina<br />

Meinke liebte schon damals die Atmosphärebei<br />

Kämpfen.<br />

Jetzt ist sie selbst Boxerin: elf Profikämpfe,<br />

zwei Niederlagen, ein Titel.<br />

Nina Meinke ist Europameisterin im<br />

Federgewicht. Als erste Deutsche hat<br />

sich die 26-Jährige vor etwa einem<br />

Jahr in Dessau den Gürtel der European<br />

Boxing Union (EBU) mit einem<br />

Punktsieg über die Tschechin Lucie<br />

Sedlackova erkämpft.<br />

Diese Chance genutzt zu haben,<br />

war wichtig für ihreKarriere, die beim<br />

Spandauer Box-Club begann. Denn<br />

zuvor hatte sie im Kampf um den<br />

WM-Gürtel eine Niederlage gegen<br />

Elina Tissen einstecken müssen.„Das<br />

ist mental so eine Sache. Als ich das<br />

Angebot bekam, um die EM zu boxen,<br />

habe ich mich tierisch gefreut,<br />

wow.“Gleichzeitig zweifelte Meinke:<br />

Gürtel verteidigt: Nina Meinkebehält ihren Europameistertitel.<br />

„Kann ich das?“ Sie machte sich<br />

Druck nach der Niederlage,kam aber<br />

zu dem Schluss:„Wenn ich nach oben<br />

will, muss ich alles mitnehmen.“ Im<br />

Training bei Kay Huste hatte sie viel<br />

umgestellt. „Wir waren viel im defensiven<br />

Boxen, im Rückwärtsgang.“ Ein<br />

Stil wie Sven Ottke. „Wie Svennie,genau,<br />

das war aber nichts für mich“,<br />

IMAGO IMAGES<br />

sagt Meinke. Sie ist eine Boxerin mit<br />

schnellen Beinen, die gernGegenangriffe<br />

einbaut. Sie arbeitete am Deckungsverhalten.<br />

„Als ich gemerkt<br />

habe,dass es im Kampf anschlägt, hat<br />

es auf einmal so viel Bock gemacht.<br />

Pro Runde. Ich habe nicht gedacht:<br />

Wann geht es vorbei. Ich habe mich<br />

auf jede Runde gefreut.“<br />

Meinke hat sich dort, wo Kaffee<br />

und Brötchen verkauft werden, wo<br />

früher Sven Ottkes Mutter Buletten<br />

und Brause in die Durchreiche stellte,<br />

auf einen Tisch gesetzt. Nach der Niederlage<br />

war der EM-Titel für Meinke<br />

doppelt so viel wert.Sie habe viel über<br />

sich gelernt, sei kritischer geworden,<br />

sagt Meinke. Auch aus ihrer ersten<br />

Niederlage 2017 alsVorkämpferin des<br />

WM-Duells zwischen Wladimir<br />

Klitschko und Anthony Joshua vor<br />

80 000 Zuschauern imWembley-Stadion<br />

gegen Katie Taylor habe sie gelernt.<br />

Vielesagten damals,der Kampf<br />

gegen die gnadenlose Irin käme zu<br />

früh. „Das mag sein. Aber ganz ehrlich,<br />

wenn ich immer auf den richtigen<br />

Moment warte, woher weiß ich,<br />

ob derdann noch mal kommt?“, fragt<br />

Meinke.<br />

DieOffensivhaltung liegt ihr.Aber<br />

sie merkte, wie wichtig das Team an<br />

ihrer Seite war. Ihr FreundSerdar Sahin,<br />

selbst Profiboxer,ihrVater,der sie<br />

managt, die Mutter, ihr Trainer.<br />

„Wichtig war,dass ich mich fallenlassen<br />

konnte und aufgefangen wurde“,<br />

sagt sie.Immer wieder hat sie Hürden<br />

gemeistert. Mit16ging sie nach England,<br />

um dortAbiturzumachen und<br />

zu boxen. 2015 brach sie sich den Mittelhandknochen.<br />

Sie biss sich durch,<br />

wurde Europameisterin, verteidigte<br />

den Titel im Aprildieses Jahres gegen<br />

Helene Lascombe aus Frankreich –<br />

und brach sich nun wieder die linke<br />

Hand. Im Urlaub.Sie rutschte auf der<br />

Hoteltreppe aus –wieder alles anders.<br />

Jetzt trainiert Meinke mit Therabändern.<br />

Kraft, Kondition, Führhand.<br />

Sie will es zum WM-Kampf bringen.<br />

Dass sie zum ersten Malfür die Wahl<br />

zu Berlins Sportlerin des Jahres nominiert<br />

ist, hat sie unglaublich gefreut:<br />

„Das ist für mich Wertschätzung für<br />

den Schweiß und das Blut, das man<br />

im Training gelassen hat.“ Bei der<br />

Gala ist sie schon öfter gewesen.„Früher<br />

bin ich immer mit Svennie und<br />

meinem Vater hin. Daswar cool, weil<br />

ich den Ball toll finde“, sagt Meinke.<br />

„Aber ich hätte nie damit gerechnet,<br />

dass ich vielleicht da stehen könnte“ –<br />

an einem Stehtisch inganz anderer<br />

Atmosphäreals in der Gehrke-Halle.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 19 *<br />

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Sport<br />

Wiein<br />

einer<br />

Ehe<br />

Die Eisbären können sich<br />

auf die Abwehr verlassen<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Vielleicht liegt es daran, dass er<br />

erst seit dieser Saison Bandenchef<br />

der Eisbären ist. Womöglich ist<br />

es aber auch nur Strategie, umdas<br />

emotional aufgeladene Spiel nicht<br />

noch mehr anzuheizen. Eisbären-<br />

Cheftrainer Serge Aubin sagte vor<br />

dem Aufeinandertreffen der beiden<br />

siebenfachen DEL-Titelträger in<br />

Mannheim am Freitag (19.30 Uhr)<br />

jedenfalls:„Dieses Spiel ist nicht spezieller<br />

als gegen Krefeld. Wir wollen<br />

drei Punkte holen, das ist die Basis.“<br />

Verteidiger Florian Kettemer hingegen,<br />

der drei Spielzeiten für die<br />

Adler zwischen 2011 und 2014 bestritt<br />

und nun in der zweiten Saison<br />

das EHC-Trikot trägt, hat die Emotionen<br />

schon häufig erlebt und sogar<br />

mitgeprägt. Er meint: „Diese Spiele<br />

sind wegen der Rivalität immer speziell.<br />

Sie sind auch hart umkämpft,<br />

das macht schon Spaß.“ Vorallem in<br />

der aktuellen Verfassung, in der die<br />

Eisbären keineswegs als großer Außenseiter<br />

in der Kurpfalz antreten.<br />

So wie etwa im Vorjahr.<br />

Das liegt zum einen an Mannheim.<br />

Rein tabellarisch liegt der<br />

Deutsche Meister mit Platz drei auf<br />

Kurs. Was etwas überrascht, denn<br />

das 3:0 gegen Bremerhaven am vergangenen<br />

Sonntag war der erste Sieg<br />

in der Liga nach zuvor vier Niederlagen.<br />

Am Dienstag schied das Team<br />

vonPavel Gross zudem in der Champions<br />

Hockey League gegen Mountfield<br />

aus. Wieder mal rumort esim<br />

anspruchsvollen Mannheimer Umfeld.<br />

Die 58 Gegentore, der viertschlechteste<br />

Wert der Liga, sind<br />

Sinnbild für die Anfälligkeit.<br />

Bei den Eisbären (Platz 5)<br />

herrscht gute Stimmung, auch wenn<br />

der zuletzt so treffsichereLeo Pföderl<br />

wegen einer Oberkörperverletzung<br />

Eine Frage der richtigen Balance: Florian<br />

Kettemer.<br />

CITY-PRESS<br />

ausfällt –ihn ersetzt Sebastian Streu.<br />

Mit sechs Punkten am vergangenen<br />

Wochenende legten die <strong>Berliner</strong> einen<br />

rundum gelungenen Start nach<br />

der Deutschland-Cup-Pause hin.<br />

Der erste Shutout von Torwart Sebastian<br />

Dahm, eine stabile Abwehr,<br />

vier Tore –das Paket gegen Iserlohn<br />

überzeugte besonders. Dass bei 61<br />

Torschüssen nicht mehr Treffer heraussprangen:<br />

verschmerzbar. Verteidiger<br />

Ryan McKiernan sagt:<br />

„Wenn du ein Spiel so dominierst,<br />

besteht die Gefahr, dass du zu viel<br />

versuchst und dann auch mal die Balance<br />

verlierst. Aber es ist uns gelungen,<br />

über das ganze Spiel stabil zu<br />

bleiben.“<br />

Überhaupt ist die Verteidigung<br />

die Vorzeigeabteilung der Eisbären,<br />

47 Gegentore bedeuten das drittbeste<br />

Bollwerkder Liga. Kettemer erklärt:„Das<br />

ist wie in jeder Beziehung.<br />

Man lernt sich kennen und weiß irgendwann,<br />

was der andere will.<br />

Wenn der Mann nach Hause kommt,<br />

weiß die Frau, was er essen will.“<br />

Manchmal ist es aber auch schön,<br />

wenn keiner kochen muss, sondern<br />

sich alle an den gedeckten Tisch setzen<br />

dürfen. So wie unter der Woche,<br />

als Kettemer mit einigen Kollegen im<br />

Fonduerestaurant weilte. Eswar zudem<br />

eine spezielle Form des Teambuildings<br />

voreinem speziellen Spiel.<br />

Samba statt Salsa<br />

Gabriel Barbosa soll Flamengo Rio de Janeiro im Finale gegen River Plate zur Copa Libertadores führen<br />

VonMatti Lieske<br />

Tausende im Maracanã-Stadion<br />

schwenkten Plakate<br />

mit der Aufschrift „Hoje<br />

tem Gol doGabigol“, und<br />

einer von ihnen war Gabriel Barbosa.<br />

DerStürmer vonFlamengo Rio<br />

de Janeiro hatte im Halbfinal-Rückspiel<br />

der Copa Libertadores gegen<br />

Gremio Porto Alegre mit einem<br />

prachtvollen Schuss gerade das 2:0<br />

erzielt, war dem schriftlichen Auftrag<br />

und seinem Ehrennamen Gabigol,<br />

den er schon seit Jugendzeiten<br />

trägt, gerecht geworden. Später ließ<br />

er noch einen Elfmetertreffer folgen,<br />

am Ende hieß es 5:0 für Flamengo,<br />

das damit erstmals seit 38 Jahren das<br />

Finale des Wettbewerbs erreichte.<br />

Der Gegner am Sonnabend in<br />

Lima ist River Plate aus Buenos Aires,<br />

der Titelverteidiger, der diesmal den<br />

Superclásico gegen den Erzrivalen<br />

Boca Juniors im Halbfinale gewann.<br />

River ist auch der Grund dafür, dass<br />

die Copa Libertadores erstmals in einem<br />

einzigen Endspiel an neutralem<br />

Ort entschieden wird und nicht wie<br />

bisher in Hin- und Rückspielen in<br />

den Stadien der Teilnehmer. Vor einem<br />

Jahr musste die zweite Partie im<br />

Final-Superclásico in Madrid ausgetragen<br />

werden, nachdem River-Fans<br />

den Mannschaftsbus vonBoca angegriffen<br />

und Spieler verletzt hatten.<br />

VonChile nach Peru<br />

Allerdings blieb das Copa-Endspiel<br />

auch diesmal nicht von einer Verlegung<br />

verschont. Kurzfristig wurde<br />

das für Santiago de Chile geplante<br />

Match wegen der Unruhen in der<br />

Stadt nach Peru verlegt. Kurioserweise<br />

hatte erst vorzweiWochen das<br />

in Lima angesetzte Finale der Copa<br />

Sudamericana, dem zweitwichtigsten<br />

Pokalwettbewerb,wegen organisatorischer<br />

Probleme in Paraguays<br />

Hauptstadt Asunción stattgefunden.<br />

Ausgetragen wirddas Spiel zwischen<br />

Flamengo und River nun im Estadio<br />

Monumental von Lima, das Nationalstadion<br />

ist wegen einer Salsa-<br />

Show nicht verfügbar.<br />

Salsa oder Samba tanzt Barbosa<br />

gern nach Toren, dennoch dürfte es<br />

ihm egal sein, wo er trifft, ebenso den<br />

Fans, die überzeugt sind, dass der<br />

23-Jährige seine Gabigol-Produktion<br />

gegen River Plate fortsetzt und das<br />

Reich verziert: Gabriel Barbosa jubelt.<br />

Kraftloser Auftritt<br />

Olympiakos ist für die Albatrosse eine Nummer zu groß<br />

VonChristian Kattner<br />

Esist so etwas wie ein ungeschriebenes<br />

Gesetz. Ist ein Spiel kurz<br />

vor Ende entschieden, lässt die siegreiche<br />

Mannschaft die Zeit im letzten<br />

Angriff runterlaufen, ohne einen<br />

letzten Wurf zu nehmen. Weil sich<br />

auch die Spieler von Olympiakos Piräus<br />

daran hielten, blieb<br />

Alba Berlin am Donnerstagabend<br />

zumindest dieses<br />

letzte Negativerlebnis<br />

erspart: keine 100 Punkte<br />

des Gegners. Das 80:99,<br />

welches nach Ablauf der<br />

Spielzeit auf dem Videowürfel<br />

der Arena am Ostbahnhof<br />

zu lesen war, tat<br />

dennoch weh.<br />

Wunderdinge waren<br />

vomausgedünnten Alba-Kader aber<br />

bereits vordem Spiel nicht zu erwarten.<br />

Neben den vier verletzten Spielern<br />

hatten die, die noch zur Verfügung<br />

standen, in den vergangenen<br />

Wochen zu viel Kraft gelassen, um<br />

gegen ein Team, welches lediglich in<br />

der Euroleague antritt, zu bestehen.<br />

Die Kräfteverhältnisse wurden<br />

aufgrund der ungleich verteilten<br />

Kraftreserven schnell sichtbar. Einmal<br />

lag Alba Berlin am Donnerstagabend<br />

kurz in Führung. Danach<br />

wuchs der Rückstand mit zunehmender<br />

Spieldauer immer weiter an,<br />

Olympiakos warzu<br />

groß für Alba.<br />

IMAGO IMAGES/PUPO<br />

„Wir haben es geschafft!<br />

Die Geschichte ist geschrieben, aber wir wollen<br />

mehr und wir brauchen Euch.<br />

Das ist Flamengo.“<br />

Gabriel Barbosa wendet sich über Twitter an die Fans des brasilianischen Fußballklubs<br />

Flamengo Rio de Janeiro.<br />

ENGLER<br />

das erste Viertel ging mit 17:30 klar<br />

verloren.<br />

Gerade unter den Körben wurden<br />

die Personalsorgen der <strong>Berliner</strong> besonders<br />

deutlich, generell wirkten<br />

die Gäste in allen Belangen frischer.<br />

Undsie waren treffsicher.Unglaubliche<br />

80 Prozent ihrer Zweier gingen<br />

im ersten Viertel rein, selbst zur<br />

Halbzeitpause waren es<br />

noch 78 Prozent. Zwischenzeitlich<br />

war der<br />

Rückstand auch dadurch<br />

auf über 20 Punkte gestiegen,<br />

an einen <strong>Berliner</strong> Sieg<br />

glaubte zu diesem Zeitpunkt<br />

niemand mehr. Fast<br />

schon dankbar reagierten<br />

die Alba-Fans für jedes<br />

kleine Erfolgserlebnis ihres<br />

Teams. Mehr als Ergebniskosmetik<br />

sollten die Dreier von Tim<br />

Schneider oder der Dunking von<br />

LandryNnoko in der ersten Halbzeit<br />

aber nicht sein.<br />

Man muss es den Gastgebern<br />

aber hoch anrechnen, dass sie sich<br />

nicht willenlos ihrem Schicksal ergaben.<br />

Selbst aus einem 40:65-Rückstand<br />

im dritten Viertel ließen sie<br />

sich nicht entmutigen, verkürzten<br />

auf 57:71. Am Sieg der Griechen änderte<br />

das freilich nichts mehr. Auch<br />

nicht an der Erkenntnis, dass es mit<br />

dieser dünnen Personaldecke in den<br />

nächsten Wochen sehr schwer wird.<br />

beliebteste Team Brasiliens zum<br />

Copa-Gewinn schießt, so wie es der<br />

große Zico 1981 bei der einzigen Finalteilnahme<br />

des Klubs tat. Diefortwährenden<br />

Misserfolge im Libertadores-Pokal<br />

sind ein Stachel in den<br />

Seelen der Flamengo-Anhänger, das<br />

sich selbst wegen seiner vielen Fans<br />

gern„40-Millionen-Nation“ nennt.<br />

DieMiseresoll aufhören, die Voraussetzungen<br />

sind gut. Das Team<br />

steht kurz vor dem ersten brasilianischen<br />

Meistertitel seit zehn Jahren,<br />

Zugänge wie Filipe Luis von Atlético<br />

Madrid oder Rafinha vomFCBayern<br />

haben die Defensive stabilisiert. Vor<br />

allem aber beflügeln die Tore des im<br />

Januar als Leihgabe von Inter Mailand<br />

gekommenen Barbosa, sieben<br />

Treffer in der Copa, 21 schon in Brasiliens<br />

SerieA,womit er den Klubrekordvon<br />

Zico einstellte.<br />

DieMagie vonGabigol scheint jedoch<br />

nur in der Heimat zu wirken. In<br />

der Jugend beim FC Santos vonNeymar<br />

galt Barbosa als eines der begehrtesten<br />

Talente im Weltfußball.<br />

Wegen seiner Tore, aber auch wegen<br />

seiner Flamboyanz und seines trickreichen<br />

Spiels. Nach dem Olympiasieg<br />

2016 an Neymars Seite im<br />

Maracanã wechselte er zu Inter Mailand,<br />

doch das Europa-Abenteuer<br />

verlief alles andere als wunschgemäß.<br />

Kaum eingesetzt, gelang Barbosa<br />

nur ein Ligator für Inter, noch<br />

schlechter lief es bei Benfica Lissabon,<br />

wo er als Leihgabe bloß ein paar<br />

Minuten auf dem Platz stand.<br />

Hochgeschätzter Weltpokal<br />

Im Januar 2018 hatten die Mailänder<br />

ein Einsehen und ließen ihren verhinderten<br />

Torjäger leihweise nach<br />

Brasilien ziehen, zunächst zu seinem<br />

Heimatklub FC Santos, woersofort<br />

traf, als sei er nie weg gewesen. Am<br />

Sonnabend kann Barbosa mit einem<br />

starken Auftritt auch seine europäische<br />

Karrierewiederbeleben, entweder<br />

bei Inter, gern auch anderswo.<br />

Vorher aber möchte er noch eine andere<br />

historische Mission erfüllen.<br />

Ein Copa-Erfolg brächte die Teilnahme<br />

an der Klub-WM im Dezember<br />

in Katar und ein mögliches Finale<br />

gegen den FC Liverpool. Genau<br />

jenen Klub, gegen den Zicos Flamengo<br />

1981 mit 3:0 den in Südamerika<br />

hochgeschätzten Weltpokal gewann.<br />

Feuriges Derby<br />

Füchse siegen verdient beim Rivalen SC Magdeburg<br />

VonCarolin Paul<br />

Gut zwanzig Minuten waren gespielt,<br />

als die Begegnung zwischen<br />

dem SC Magdeburg und den<br />

Füchsen Berlin die versprochene<br />

Derby-Brisanz mehr als deutlich auf<br />

dem Feld widerspiegelte. Fabian<br />

Wiede bekam nach einer Abwehraktion<br />

gegen den Magdeburger<br />

Spielmacher Marko<br />

Besjak glatt die rote Karte<br />

gezeigt – eine harte Entscheidung.<br />

Dafür revanchierten<br />

sich die Schiedsrichter<br />

64 Sekunden später<br />

auf der anderen Seite.Wieder<br />

traf der Platzverweis<br />

die Nummer drei. Dieses<br />

Mal handelte es sich um<br />

AIMAGIO-IMAGES/BOESENER<br />

Abwehrspezialist Piotr<br />

Chrapkowski, der des Feldes verwiesen<br />

wurde nachdem er Paul Drux im<br />

Wurf in den Arm gegriffen und unsanft<br />

zu Boden beförderthatte.<br />

Die Ausgeglichenheit des Strafmaßes<br />

spiegelte ebenfalls das Spielgeschehen<br />

wider. Mit dem besseren<br />

Ende für die Füchse.Die Hauptstädter<br />

besiegten Magdeburg nach hartem<br />

Kampf mit 29:27 (14:14).<br />

Es waren nicht die einzigen Nettigkeiten<br />

die an diesem Abend auf<br />

dem Parkett ausgetauscht wurden.<br />

Schon nach knapp fünf Minuten ertönte<br />

ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert<br />

als Mijajlo Marsenic die<br />

erste gelbe Kasse kassierte, zwei Minuten<br />

später traf es Jakov Gojun.<br />

Letzterer wurde bis zur Halbzeit<br />

noch ein weiteres Mal verwarnt und<br />

stand somit gleichermaßen kurzdavor,<br />

ebenfalls Rotzuerhalten.<br />

Was mit den Spielern begann,<br />

hörte bei den Trainern nicht auf.<br />

Nach einer guten Viertelstunde<br />

beschwerte sich<br />

Velimir Petkovic über die<br />

Diskutierfreudigkeit seines<br />

Gegenübers Bennet Wiegert,<br />

beide tauschten deutlicheWorteaus,beide<br />

wurden<br />

mit Gelb bestraft.<br />

Es war fast so als ob der<br />

Matchwinner: Verzweiflung Luft gemacht<br />

Dejan Milosavljev. werden musste, dass kein<br />

Team das sich vorgenommenen<br />

Spielkonzept durchsetzen<br />

konnte. Das lag seitens der Füchse<br />

auch daran, das man sich zu viele<br />

Fehlpässe erlaubte und den Hausherren<br />

dadurch wiederholt die Möglichkeit<br />

zum Tempogegenstoß gab.<br />

Erst zehn Minuten vor Abpfiff gelang<br />

es den Jungs vonVelimir Petkovic,<br />

sich einen zwei ToreVorsprung zu<br />

erarbeiten –und dieser sollte sich bis<br />

zum Abpfiff halten. Ursache dafür<br />

war nicht zuletzt die überzeugende<br />

Vorstellung von Torwart Dejan Milosavljev.<br />

Mit seinen zwanzig Paraden<br />

war der letztlich der Siegesgarant.<br />

NACHRICHTEN<br />

Berlin will Tennisturnier mit<br />

Bestbesetzung ausrichten<br />

TENNIS. Im kommenden Jahr soll<br />

Berlin mit einem neuen Rasen-Turnier<br />

Schauplatz für die besten Tennisspielerinnen<br />

der Welt werden. Bis<br />

zu sechs Spielerinnen aus den Top<br />

Tender Weltrangliste hoffe man für<br />

die Teilnahme an dem Turnier im<br />

Juni 2020 zu begeistern, sagte Veranstalter<br />

Edwin Weindorfer am Donnerstag<br />

auf der Anlage des LTTC Rot-<br />

Weiß. „Wir verhandeln momentan<br />

mit wahnsinnig vielen Spielerinnen<br />

−auch mit allen aus den ersten Zehn<br />

der Weltrangliste.“<br />

Podolski verhandelt mit<br />

polnischem Klub<br />

FUSSBALL. DerfrühereWeltmeister<br />

Lukas Podolski ist beim polnischen<br />

Erstligaklub Gornik Zabrze im Gespräch.<br />

„Unser Verein ist im ständigen<br />

Kontakt mit Lukas Podolski, aber<br />

wir möchten uns zum Charakter dieser<br />

Gespräche nicht äußern“, sagte<br />

Vereinssprecher Bartlomiej Perek.<br />

Zuvorhatte die Bild-<strong>Zeitung</strong> über<br />

Wechselpläne Podolskis in sein Geburtsland<br />

berichtet.<br />

Borussia Dortmund schließt<br />

neuen Ausrüstervertrag ab<br />

FUSSBALL. Borussia Dortmund hat<br />

einen neuen Mega-Deal mit seinem<br />

Ausrüster Puma abgeschlossen. Der<br />

Meisterschaftszweite verkündete am<br />

Donnerstag eine Einigung mit dem<br />

fränkischen Sportartikelhersteller<br />

auf eine weitereZusammenarbeit<br />

bis 2028. Derneue Vertragsoll dem<br />

BVBlaut kicker und Bild-<strong>Zeitung</strong><br />

insgesamt rund 250 Millionen Euro<br />

einbringen, die jährliche Einnahme<br />

des achtmaligen deutschen Meisters<br />

verdreifacht sich mindestens auf gut<br />

30 Millionen Euro.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

DEL<br />

Krefeld−Nürnberg 4:5<br />

Mannheim −Eisbären Fr., 19.30<br />

DEG−Ingolstadt Fr., 19.30<br />

Wolfsburg −Köln Fr., 19.30<br />

Augsburg −Bre'haven Fr., 19.30<br />

Straubing −Iserlohn Fr., 19.30<br />

München−Schwen'gen Fr., 19.30<br />

1 München 19 66: 37 52<br />

2 Straubing 19 76: 49 41<br />

3 Mannheim 19 60: 58 32<br />

4 Nürnberg 20 56: 56 32<br />

5 DEG 19 52: 40 31<br />

6 Eisbären 18 54: 47 31<br />

7 Ingolstadt 19 55: 53 29<br />

8 Bre'haven 19 48: 50 27<br />

9 Köln 19 42: 55 25<br />

10 Wolfsburg 19 49: 56 22<br />

11 Krefeld 20 56: 68 21<br />

12 Augsburg 19 52: 64 21<br />

13 Iserlohn 19 42: 57 20<br />

14 Schwen'gen 18 47: 65 15<br />

Handball<br />

BundesligaHerren<br />

HSG Nordhorn−Flensburg 20:29<br />

Magdeb.−Füchse 27:29<br />

Melsung.−Göppingen 30:17<br />

Bergisch. −Lemgo 35:33<br />

HSG Wetzlar −Minden Sa., 20.45<br />

THW Kiel −Leipzig So., 13.30<br />

RN Löwen−Stuttgart So., 16.00<br />

Balingen−Ludwigsh.-Fr. So., 16.00<br />

1 Flensburg 14 371: 322 22: 6<br />

2 Hannover 13 374: 346 20: 6<br />

3 Melsung. 14 391: 380 19: 9<br />

4 THW Kiel 11 340: 287 18: 4<br />

5 Füchse 13 368: 328 18: 8<br />

6 RN Löwen 13 369: 339 18: 8<br />

7 Magdeb. 14 433: 390 18:10<br />

8 Leipzig 13 368: 370 16:10<br />

9 Bergisch. 14 385: 388 15:13<br />

10 Göppingen 14 355: 373 11:17<br />

11 HSG Wetzlar 11 316: 320 10:12<br />

12 Erlangen 12 310: 318 10:14<br />

13 Balingen 12 343: 356 10:14<br />

14 Minden 13 347: 358 10:16<br />

15 Stuttgart 12 302: 340 6:18<br />

16 Lemgo 14 378: 417 6:22<br />

17 Ludwigsh.-Fr. 13 305: 346 5:21<br />

18 HSG Nordhorn 14 330: 407 2:26


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Star and Stripes: Markus Eisenbichler soll in dieser Saison mit guten Ergebnissen den Druck vom deutschen Skispringerteam nehmen.<br />

IMAGO IMAGES/WALGRAM<br />

Neuanfang der üblichen Verdächtigen<br />

Stefan Horngacher führt die deutschen Skispringer erstmals als Cheftrainer in eine Saison. Es ist ein Start ins Ungewisse unter schwierigen Bedingungen<br />

VonLars Becker<br />

Angst hat Stefan Horngacher<br />

nicht. Weder vor den<br />

großen Erwartungen an<br />

die deutschen Skispringer<br />

nach so vielen erfolgreichen Jahren<br />

unter seinem Vorgänger Werner<br />

Schuster. Noch vor der gewaltigen<br />

Kulisse Zehntausender polnischer<br />

Skisprung-Fans, die ihn beim Weltcup-Auftakt<br />

an diesem Wochenende<br />

in Wisla empfangen wird. „Da ist<br />

nichts Böses zu erwarten. Ichdenke,<br />

dass die polnischen Fans meine in<br />

den letzten drei Jahren geleistete Arbeit<br />

schätzen und verstanden haben,<br />

warum ich nach Deutschland<br />

zurückgegangen bin“, sagt Horngacher<br />

im Interview mit dieser <strong>Zeitung</strong>.<br />

Tatsächlich hat sich der neue Skisprung-Bundestrainer<br />

in seiner alten<br />

Wahlheimat Polen eigentlich ein<br />

Denkmal verdient. Seit 2016 gewannen<br />

Kamil Stoch und Teamkollegen<br />

unter Horngachers Führung alles,<br />

was es im Flug-Zirkus zu gewinnen<br />

gibt: Ob nun Olympiagold, WM-Titel,<br />

den Gesamtweltcup oder den<br />

Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.<br />

Trotzdem gab Horngacher nach<br />

drei Jahren seinen hoch dotierten<br />

Posten in Polen auf. Seine in Titisee-<br />

Neustadt im Schwarzwald lebende<br />

Familie mit Frau Nicole und den beiden<br />

gemeinsamen Kindern war ein<br />

wichtiges Argument für die Rückkehr<br />

zum Deutschen Skiverband<br />

(DSV). Dort, wo er bis 2016 als Assistent<br />

seines österreichischen Landsmanns<br />

Werner Schuster gearbeitet<br />

hatte,ist er nun der Chef.<br />

Horngacher wird anden spektakulären<br />

Erfolgen seines Vorgängers<br />

gemessen werden. Sieben WM-Titel<br />

und zwei Olympiasiege haben die<br />

deutschen Skispringer in der Ära<br />

Schuster seit 2008 gefeiert. Im vergangenen<br />

Winter gab es bei den<br />

Weltmeisterschaften mit drei von<br />

vier möglichen Goldmedaillen eine<br />

perfekte Bilanz. Eine schwierige Ausgangsposition<br />

für Stefan Horngacher<br />

beim Start ineine neue Ära ist das.<br />

Zumal mit Olympiasieger<br />

Andreas Wellinger,<br />

dem einstigen Vorflieger<br />

Severin Freund und<br />

Toptalent David Siegel<br />

gleich drei potenzielle<br />

Leistungsträger verletzungsbedingt<br />

ausfallen.<br />

Der50Jahrealte Stefan<br />

Horngacher bleibt<br />

trotzdem optimistisch.<br />

Der Druck im anstehenden<br />

Winter ist<br />

glücklicherweise nicht<br />

ganz so groß, weil weder<br />

Olympische Spiele noch Nordische<br />

Ski-Weltmeisterschaften auf<br />

dem Plan stehen „Ich weiß nicht,<br />

welches Team auf der Welt solche<br />

Ausfälle kompensieren kann. Wir<br />

schaffen es fast. Unser Ziel zum Auftakt<br />

ist, mit ein, zwei Springern im<br />

Zurück in Deutschland:<br />

Stefan Horngacher.<br />

Anschlussbereich zur Weltspitze zu<br />

sein. Unduns im Laufe der Saison so<br />

zu steigern, dass wir Athleten aufs<br />

Podest bringen.“ Die<br />

Aussagen von Horngacher<br />

sind auch deshalb<br />

so vorsichtig, weil die<br />

DPA/SCHMIDT<br />

Leistungen seiner<br />

Springer beim Sommer-<br />

Grand-Prix mit Ausnahme<br />

eines Sieges von<br />

Karl Geiger in Hinterzarten<br />

nicht so berauschend<br />

waren.<br />

Das hat etwas mit<br />

den grundlegenden Änderungen<br />

zu tun, die<br />

Stefan Horngacher nach<br />

seinem Amtsantritt vollzogen<br />

hat. Bisauf Jens Deimel wurde<br />

das komplette Trainerteam ausgetauscht.<br />

Auch der Führungsstil des<br />

neuen Chefs ist anders als der seines<br />

Vorgängers.Während Werner Schuster<br />

vor allem ein Meister in der Führung<br />

von weitgehend autark arbeitenden<br />

Teammitgliedern war, setzt<br />

Horngacher mehr auf persönliche<br />

Führung. „Die Betreuung ist weniger<br />

individuell, sondernwirdzentral von<br />

mir gesteuert. Ich gebe die Infos an<br />

die Springer weiter“, berichtet der<br />

neue Chefcoach: „Außerdem hat<br />

sich das Training verändert. Wirsind<br />

nur noch auf Lehrgängen Ski gesprungen<br />

und nicht mehr daheim<br />

auf den Schanzen. Dashatte auch etwas<br />

damit zu tun, dass die Schanzen<br />

in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen<br />

und Oberwiesenthal nicht<br />

sprungbereit waren.“<br />

In einem sensiblen Sportwie Skispringen<br />

sind das sehr viele Änderungen<br />

auf einmal und Horngacher<br />

räumt selbst ein, dass „es eine Zeit<br />

gedauerthat, bis das Verständnis bei<br />

den Springern dafür da war“. Deshalb<br />

werdeesauch eine gewisse Zeit<br />

dauern, bis Erfolge sichtbar werden.<br />

Es ist also zum Auftakt in Wisla noch<br />

nicht besonders viel zu erwarten von<br />

den deutschen Fliegern. Am ehesten<br />

könnten laut Horngacher „die üblichen<br />

Verdächtigen“ wie der viermalige<br />

Weltmeister Markus Eisenbichler<br />

oder der zweimalige Team-Weltmeister<br />

Karl Geiger im Bereich der<br />

TopTen mitmischen.<br />

Viel wichtiger als ein grandioser<br />

Weltcup-Start ist Stefan Horngacher<br />

jedoch die Vierschanzentournee –<br />

neben der Skiflug-WM im März2020<br />

das größte Highlight in diesem Winter.Die<br />

deutschen Flieger warten inzwischen<br />

seit 18 Jahren auf einen Gesamtsieg<br />

beim Skisprung-Grand-<br />

Slam. Es ist dieser eine, sowichtige<br />

Titel, den auch Werner Schuster<br />

nicht holen konnte.„MitKamil Stoch<br />

habe ich ja in Polen zweimal die<br />

Tournee gewonnen. Wir werden für<br />

diesen Sieg kämpfen. Es gibt im Hintergrund<br />

schon ein paar Vorbereitungen.<br />

Wir haben in Sachen Material<br />

noch etwas in petto“, verrät<br />

Horngacher.Angst vordieser großen<br />

Aufgabe hat dieser Mann wirklich<br />

nicht.<br />

Kleine Brötchen im Eiskanal<br />

Wieder einmal kommt das<br />

Zweite Deutsche Fernsehen<br />

seinem Bildungsauftrag nach und<br />

informiert die hiesige Bevölkerung<br />

darüber, dass Winter ist. Und zwar<br />

wie in jedem Jahr mit einer<br />

ausführlichen Berichterstattung<br />

vom Rodeln. An<br />

diesem Sonnabend um<br />

12.05 Uhrmachen in Innsbruck<br />

Igls die Frauen den<br />

Anfang in der Weltcupsaison,<br />

was Bundestrainer<br />

Norbert Loch mit einem<br />

schönen Satz so ankündigt:<br />

„Als erwartungsfrohe<br />

Rodelnation müssen wir<br />

jetzt kleinereBrötchen backen.“<br />

Vor allem die WM-Zweite Julia<br />

Taubitz, 24, vom WSC Oberwiesenthal<br />

soll dafür sorgen, dass der deutschen<br />

Rodelnation nicht die Butter<br />

vom Brötchen genommen wird. Auf<br />

ihr lastet hauptsächlich der Druck,<br />

denn die Stammkundschaft im ZDF-<br />

Rodeln<br />

IMAGO IMAGES/PRÖSSDORF<br />

Wintersportprogramm der vergangenen<br />

Jahrenamens Natalie Geisenberger<br />

und Dajana Eitberger legt<br />

eine Babypause ein, wobei eine<br />

Pause vom Baby frühestens kommende<br />

Saison anstehen<br />

dürfte. Tatjana Hüfner, die<br />

Rekordweltmeisterin, hat<br />

ihreKarrierebeendet.<br />

Also Julia Taubitz. „Sie<br />

wird sicherlich die Chance<br />

nutzen, dass drei Weltklasse-Athletinnen<br />

nicht<br />

mehr dabei sind“, sagt<br />

Will aufs Podest:<br />

Julia Taubitz.<br />

Bundestrainer Loch: „Von<br />

ihr können wir Podien und<br />

Siege erwarten.“ Jessica<br />

Tiebel, 20, Cheyenne Rosenthal, 19,<br />

und Anna Berreiter, 20, komplettieren<br />

das Frauenteam. Davon verfügt<br />

nur Tiebel über Weltcup-Erfahrung.<br />

Loch hofft auf „fünfte oder sechste<br />

Ränge“ von den Nachwuchskräften.<br />

Malsehen. DerWinter geht sportlich<br />

gesehen ja jetzt erst los. (BLZ)<br />

Große Debatten im Verband<br />

In der beliebten Rubrik „Fußball<br />

gespielt wurde auch“, heute: der<br />

Eisschnelllauf. Und schon ist man<br />

beim Weltcup in Tomaszow Mazowiecki,<br />

Polen, und bei der Deutschen<br />

Eisschnelllauf-Gemeinschaft<br />

(DESG), die in den vergangenen<br />

Wochen vor allem<br />

durch Debatten auf sich<br />

aufmerksam gemacht hat.<br />

Etwa darüber, obder Lebensgefährte<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

Eisschnellläuferin Claudia<br />

Pechstein Präsident der<br />

DESG werden sollte und<br />

wenn ja, warum eigentlich<br />

nicht.<br />

Aber nicht aus diesem<br />

Grund hat die ehemalige Olympiasiegerin<br />

Gunda Niemann-Stirnemann<br />

ihre Angst artikuliert. Eisschnelllauf<br />

könnte hierzulande in<br />

der Bedeutungslosigkeit verschwinden“,<br />

findet sie: „Sorgen mache ich<br />

mir schon, dass wir wirklich endlich<br />

Eisschnelllauf<br />

Will durchhalten:<br />

Claudia Pechstein.<br />

AP/GRITS<br />

wieder auf die Strümpfe kommen.<br />

Dass man weiß, es geht vorwärts,<br />

dass man Licht am Ende des Tunnels<br />

sieht“, sagte Niemann-Stirnemann<br />

im ZDF-Morgenmagazin.<br />

Niemann-Stirnemann ist 53 Jahre<br />

alt, tritt beim Weltcup in<br />

Polen jetzt nicht an, dafür<br />

aber die unverwüstliche<br />

Claudia Pechstein mit ihren47Jahren,<br />

die Olympia<br />

2022 in Peking ins Visier<br />

nimmt. Tomaszow Mazowiecki<br />

kann somit kaum<br />

mehr sein als eine Zwischenstation.<br />

Am vergangenen<br />

Wochenende in<br />

Minsk, Weißrussland,<br />

schaffte sie als einzige Deutsche eine<br />

Platzierung unter den Top 10. Roxanne<br />

Dufter rutschte bei der Gelegenheit<br />

in die B-Gruppe des Weltcups<br />

ab, wo sie in Polen nun die<br />

1500 und 3000 Meter bestreitet.<br />

Zurück zur Debatte. (BLZ)<br />

Große Spannung am Berg<br />

Bevor Wolfgang Maier ins Plaudern<br />

kommt, braucht es bei ihm<br />

natürlich erst mal einen knorrigen<br />

Satz, der suggerieren soll, dass er eigentlich<br />

gar nicht ins Plaudern kommen<br />

will. Auf die Frage, was er sich<br />

vondiesemWinter erwarte,<br />

gab der Alpinchef des<br />

Deutschen Skiverbandes<br />

(DSV) ineinem Interview<br />

mit der ARD zum Einstieg<br />

jedenfalls dies zum Besten:<br />

„Die Weltcupsaison wirdso<br />

sein wie die anderen auch.<br />

Dass man spannende Rennen<br />

sehen wird.“ Aber weil<br />

Maier auch weiß, dass man<br />

sich als Reporter mit so einer<br />

Einschätzung nicht zufriedengeben<br />

kann, fügte er sogleich noch das<br />

an: „Man kann sich auf neue Gesichter<br />

freuen, man kann sich auf Spitzensport<br />

auf höchstem Niveau freuen.<br />

Aber mit anderen Persönlichkeiten,<br />

die vornesein werden.“<br />

Ski Alpin<br />

Will dominieren:<br />

H. Kristoffersen.<br />

Werdas im Einzelnen sein könnte,<br />

lässt sich vielleicht schon am Wochenende<br />

beim zweiten Weltcup der<br />

Saison im finnischen Levi beobachten.<br />

Zum Slalomfahren hat man sich<br />

hier verabredet, die Frauen für den<br />

Sonnabend, die Männer<br />

für den Sonntag. Wobei<br />

sich bei den Männern zuvorderst<br />

die Frage stellt,<br />

werinder Lage ist, das Erbe<br />

vonDominator Marcel Hirscher<br />

anzutreten. Maier<br />

IMAGO IMAGES/STEINER<br />

tippt wie so viele auf den<br />

Norweger Henrik Kristoffersen,<br />

hat im Fahrerfeld<br />

aber auch den einen oder<br />

anderen Youngster mit<br />

Überraschungspotenzial ausgemacht.<br />

Für seine Schützlinge prognostiziert<br />

erinfolge des Abschieds<br />

von Felix Neureuther und der Verletzung<br />

von Thomas Dreßen hingegen<br />

eine „Umbau- und Orientierungs-<br />

Saison“. (BLZ)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 – S eite 21 *<br />

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Feuilleton<br />

Johannes von<br />

Weizsäcker über das<br />

neue Album von<br />

Lindemann Seite 23<br />

„Wir müssen eine neue Art von Sprache erfinden.“<br />

Der argentinische Künstler Tomás Saraceno, der Spinnennetze studiert Seiten 24 und 25<br />

Sucht<br />

Die Tortur<br />

der Suggestion<br />

Ulrich Seidler<br />

ist Nichtraucher,Nichtraucher,Nichtraucher<br />

…<br />

Sollen wir uns alle Urkunden von<br />

Peter Phillip Koss zeigen lassen?<br />

Der Mental-Coach ist laut Angaben<br />

des österreichischen Radiosenders<br />

Kronehits ein „zertifizierter Experte<br />

für autogene Tiefenentspannung<br />

mit über 25-jähriger Berufserfahrung“<br />

und bekannt „für seine legendären<br />

TV-Auftritte“. Es folgt in der<br />

Presseaussendung, in der der Sender<br />

für eine Massen-Rauchentwöhnung<br />

wirbt, eine verdächtig ausführliche<br />

Aufzählung von Koss’ Abschlüssen,<br />

Karriere- und Ausbildungsstationen.<br />

Man will schließlich nicht jeden an<br />

sein „Unterbewusstsein“ heranlassen,<br />

wo Koss in nur 15 Minuten Voraussetzungen<br />

für die Suchtüberwindung<br />

schaffen könne. Sagt man<br />

nicht „das Unbewusste“?<br />

Egal, Nichtrauchen ist doch gut!<br />

Wer wollte da mit einem Faktencheck<br />

Zweifel säen und die Wirkung<br />

des Massen-Raucherentwöhnungsversuchs<br />

torpedieren? Am Sonntag,<br />

um 14.15 Uhr, beginnt die Live-Entwöhnung.<br />

Kostenlos!Viel Erfolg! Also<br />

statt an anderen herumzuprüfen,<br />

schreite ich lieber in eigener Sache<br />

zur Transparenzoffensive: Ich habe<br />

mir mit einer ähnlichen Methode<br />

dreimal das Rauchen abgewöhnt.<br />

Mithilfe eines dicken Buches, das<br />

mit Autosuggestion arbeitet −zuletzt<br />

vor ungefähr einem Jahr. Was mich<br />

nun davon abhält, ein viertes Mal<br />

zum Raucher zu werden, ist das Wissen,<br />

dass ich es nicht ein weiteres<br />

Mal aushalten würde, diesen<br />

schlampig formulierten Sermon zu<br />

lesen und mein Oberbewusstsein in<br />

Scham versinken zu lassen, dass es<br />

nicht in der Lage ist, die Sucht in den<br />

Griff zu kriegen, nicht einmal für den<br />

schrecklichen Preis einer solchen<br />

Entwöhnungstortur.<br />

Normalerweise kosten Koss’Dreistundenvorträge<br />

um die 200 Euro,<br />

verbunden mit einem grausigen Versprechen:<br />

„Sollte jemand nach dem<br />

Seminar wieder Erwarten noch mal<br />

anfangen zu rauchen, so kann er kostenlos<br />

die komplette Anwendung, bis<br />

zum endgültigen Erfolg, noch mal<br />

wiederholen!“ Naaaeein!<br />

Der letzte Walzer<br />

Drei Jahre nach seinem Toderscheint ein neues Album von Leonard Cohen: „Thanks For The Dance“<br />

VonFrank Junghänel<br />

Wenn jetzt drei Jahre<br />

nach seinem Tod ein<br />

Album mit letzten<br />

Worten des großen<br />

Songpoeten LeonardCohen das Ohr<br />

der Öffentlichkeit erreicht, vollendet<br />

sich ein Werk von phänomenalem<br />

spirituellen Einklang. Letzte Worte<br />

hatte Cohen schon auf seiner ersten<br />

LP von1967 gesungen oder vielmehr<br />

geraunt. Die Transformation von<br />

Denken und Fühlen in Dichtung war<br />

für ihn zeit seines Lebens ein nahezu<br />

sakramentaler Schöpfungsakt, und<br />

so ist es nun auch bis über sein Ende<br />

hinaus.Nur wenige Tage bevor er am<br />

7. November 2016 an den Folgen seiner<br />

Krebserkrankung starb, hatte er<br />

das Album „You Want It Darker“<br />

herausgebracht, das man nicht nur<br />

aufgrund der Umstände für sein Vermächtnis<br />

halten musste. Jede Strophe<br />

dortklang nach einem Abschied<br />

vonder Welt.<br />

Wie sich nun herausstellt, war es<br />

nicht das letzte Testament. Es ist, als<br />

würde Leonard Cohen noch einmal<br />

kurz vor den Vorhang treten, um für<br />

sein Publikum den Hut zulupfen.<br />

„Thanks ForThe Dance“ versammelt<br />

auf 29 Minuten Länge neun Lieder,<br />

denen man die außergewöhnliche<br />

Artund Weise ihres Entstehens nicht<br />

anmerkt. Grundlage der Aufnahmen<br />

bilden Texte, die der 82-Jährige in<br />

den letzten Tagen seines Lebens eingesprochen<br />

hat. Er konnte zu dieser<br />

Zeit schon nicht mehr sein Haus in<br />

Montreal verlassen und war wegen<br />

Frakturen an seiner Wirbelsäule auf<br />

einen Spezialsessel angewiesen. Was<br />

den Liedern und Poemen so gut wie<br />

gar nicht anzuhören ist. Cohen deklamiertmit<br />

einer Stimme,deren sonores<br />

Timbre einen geradewegs zu<br />

hypnotisieren vermag.Vorsicht beim<br />

Gebrauch vonKopfhörern! Daszieht<br />

einen tief hinein und hinunter.<br />

Musikalisch bearbeitet wurden<br />

die Textpassagen von Adam Cohen,<br />

der die nachgelassenen Zeilen sehr<br />

behutsam in Melodien kleidete, von<br />

denen er sicher zu recht annimmt,<br />

dass sie seinemVater gefallen hätten.<br />

Schließlich war er derjenige, der ihn<br />

bis zum Schluss begleitete. Esgab<br />

ein paar prominente Produzenten,<br />

die sich für die Nachlassverwaltung<br />

ins Gespräch gebracht hatten, neben<br />

Don Was(Brian Wilson) und Daniel<br />

Dankefür den Tanz: Leonard Cohen<br />

Lanois (Bob Dylan) natürlich auch<br />

Rick Rubin, dessen Arbeit mit dem<br />

vomTode gezeichneten Johnny Cash<br />

legendär geworden ist. Adam Cohen,<br />

der als singender Songwriter selbst<br />

einigermaßen erfolglos blieb, traute<br />

sich dasWerk derVollendung zu, und<br />

es ist ihm gelungen.<br />

Thematisch geht es bei Cohen<br />

auch auf dem 15. und finalen Album<br />

um alles: Gott, die Liebe und den<br />

Tod. Die Bilanz ist gemischt. „I was<br />

GETTY IMAGES<br />

always working steady. But Inever<br />

called it art“, heißt es zum Auftakt in<br />

„Happens To The Heart“ Ich habe<br />

immer hart gearbeitet, es aber nie<br />

Kunst genannt. Dazu erklingen<br />

dunkle Klavierakkorde, hier und da<br />

eine spanische Gitarreund am Ende<br />

schwellen Streicher an. Es hat gar<br />

keinen Sinn, sich hier Zeile für Zeile<br />

durch diese poetische Landschaft zu<br />

fransen, deren neun Strophen sich<br />

ohnehin nicht übersetzen lassen.<br />

Sehr viel nahbarer wird erdann<br />

schon bei „Moving On“, einem Lied,<br />

das LeonardCohen geschrieben hat,<br />

nachdem er vom Tod seiner großen<br />

Muse Marianne Ihlen erfahren hat,<br />

der er auf seinem ersten Album das<br />

Lied „So Long, Marianne“ gewidmet<br />

hatte. Mit ihr hatte er einst auf der<br />

griechischen Insel Hydra zusammengelebt<br />

und ein griechisches Motiv<br />

erklingt hier zur Eröffnung. „I loved<br />

your face, Iloved your hair. Iloved<br />

your T-Shirts and your evenig<br />

wear.“ Er liebte alles an ihr, soeinfach.<br />

Aber dann war es vorbei.<br />

„Who’s moving on? Who’s kidding<br />

who?“Werist hier gegangen?Werhat<br />

wen veräppelt? Die ewige Frage, auf<br />

die es nie eine gültige Antwort gibt.<br />

Liebeskummer eines Experten, der<br />

seinen Frauen selbst manchen<br />

Kummer bereitet haben dürfte.<br />

Eine von ihnen war die Sängerin<br />

Anjani Thomas, der er 2006 das Lied<br />

„Thanks For The Dance“ für deren<br />

Jazzalbum „Blue Alert“ geschrieben<br />

hatte. Hier nun interpretiert erden<br />

letzten Walzer auf eine Weise, die<br />

seine Unwiderstehlichkeit für alle<br />

Zeit fixiert. Wieersie bewundert, mit<br />

der Rose in ihrem Haar, eins, zwei,<br />

drei, eins, zwei, drei. Doch die Krise<br />

schwebt über ihnen, leicht wie eine<br />

Feder. Dazu erheben Leslie Feist,<br />

Jennifer Warnes, Damien Rice und<br />

Beck ihre Stimmen zum Lalala-Chor.<br />

So bittersüß die Erinnerung an<br />

verglühte Liebesaffären auch ist, so<br />

sehr treffen die exizstenziellen Songs<br />

ins Schmerzzentrum. „The Goal“ ist<br />

nur ganze 72Sekunden lang. „I can’t<br />

leave my house or answer the<br />

phone.“ Ich komme nicht aus dem<br />

Haus und nicht ans Telefon. „I sit in<br />

my chair, I look at the street, the<br />

neighbour returns my smile of defeat.“<br />

Ich sitze imSessel und schaue<br />

hinaus, der Nachbar erwidert mein<br />

müdes Lächeln. In„Puppets“ stellt er<br />

sich die Welt am Faden vor. Puppet<br />

me, puppet you, puppet germans<br />

burnt the jew.“ Alles ist Schicksal in<br />

den Händen des großen Spielers.<br />

Und dann beginnt man sich zu<br />

fragen, wie dieses Werk nach einem<br />

halben Jahrhundert nun verklingen<br />

wird. Hörtnicht auf mich, empfiehlt<br />

er in „Listen to the Hummingbird“.<br />

Hört auf den Kolibri. Der Ratschlag<br />

eines alten weisen Mannes.<br />

Leonard Cohen: „Thanks For The Dance“(Sony)<br />

NACHRICHTEN<br />

Brahms-Preis 2020 geht an<br />

japanische Geigerin Midori<br />

Dermit 10 000 Euro dotierte<br />

Brahms-Preis 2020 geht an die japanische<br />

Stargeigerin Midori. Damit<br />

wirddie 49 Jahrealte Künstlerin für<br />

ihreweltweit gefeierten Interpretationen<br />

der Werkevon Johannes<br />

Brahms sowie für die große Unterstützung<br />

der jungen Künstler-Generation<br />

und den besonderen Einsatz<br />

im Geiste der Humanität für kulturfördernde<br />

Projekte gewürdigt, wie<br />

die Brahms-Gesellschaft am Donnerstag<br />

in Heide mitteilte.Mit elf<br />

Jahren gab Midoriihr Debüt mit den<br />

NewYorker Philharmonikern. Bis<br />

heute beschäftigt sich die Japanerin<br />

jeden Tagintensiv mit Musik, wie sie<br />

dem Radiosender BR-Klassik sagte:<br />

„Das ist wie Meditation.“ (dpa)<br />

Anzeige<br />

Ein Jahr lang<br />

auf<br />

groSSEM<br />

fuSS<br />

mit der Jahreskarteder<br />

Staatlichen Museen zu Berlin<br />

smb.museum/jahreskarte<br />

In NewYorkwerden<br />

Bürgerdaten zur Kunst<br />

Rund 8,5 Millionen Einwohner,fünf<br />

Stadtviertel, mehr als 800 Sprachen –<br />

und darin unzählige Geschichten:<br />

Zahlen und Daten rund um die Entwicklung<br />

der Metropole NewYork<br />

haben Künstler,Grafikdesigner und<br />

Daten-Analysten für eine Ausstellung<br />

zu Kunstwerken aufbereitet.<br />

Aufinteraktiven Bildschirmen, als<br />

Zeichnungen oder Skulpturen verdeutlichen<br />

die Werkeetwa, wo in der<br />

Stadt welche Sprachen gesprochen<br />

werden oder wo es noch vergleichbar<br />

günstigen Wohnraum gibt. Die<br />

Daten stammen u.a. aus Volksbefragungen<br />

seit 1790. DieSchau „Who<br />

We Are:Visualizing NYCbythe Numbers“<br />

eröffnet am Freitag im Museum<br />

of the City of the NewYorkam<br />

Central Park.<br />

UNTERM<br />

Strich


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Feuilleton<br />

Als das Chaos noch nicht aufgebraucht war<br />

Der Fotograf Martin Eberle und Autor Heinrich Dubel feiern in dem Band „Hi Schatz!“ ein Berlin der produktiven Zwischenzustände<br />

VonGunnar Lützow<br />

Für die unabhängige <strong>Berliner</strong><br />

Kultur wirdeseng. Das<br />

zumindest ist der Eindruck,<br />

den man jüngst<br />

beim Besuch einer überlaufenen<br />

Einraumwohnung in einem Hinterhof<br />

an der Potsdamer Straße gewinnen<br />

konnte: Der eigentliche „Projektraum“<br />

bestand aus gerade mal<br />

zwei Kubikmetern Zwischenboden,<br />

die nur über eine Leiter einsehbar<br />

waren. Dazu berichtet aktuell ein<br />

Stadtmagazin, dass Aktivisten der<br />

Projektraumszene inzwischen anfangen,<br />

unter dem Motto „Along the<br />

Lines“ sogar über die Umnutzung<br />

ungenutzter S-Bahn-Stellwerke<br />

nachzudenken.<br />

Formen der Bohème<br />

Des einen Zumutung ist des anderen Möglichkeit: Martin Eberle: „Ich glaub...“, Rosenthaler Straße/Alte Schönhauser Straße, Dezember 1998 M. EBERLE, COURTESY: LAURA MARS GALLERY (2)<br />

Dabei schien in Berlin doch alles ein<br />

wenig anders zu laufen als anderswo:<br />

Nicht nur ließen sich hier<br />

künstlerisches Schaffen, alternative<br />

Lebensentwürfe und andere Erscheinungsformen<br />

der Bohème gut<br />

mit den Anforderungen des Überlebens<br />

vereinen –obendrein fand sich<br />

auch innerhalb des S-Bahn-Rings,<br />

meist in einer Seitenstraße, ein leer<br />

stehendes Ladenlokal, das sich<br />

schnell und unbürokratisch zu einer<br />

Off-Galerie,einem Club oder einer<br />

Werkstatt umfunktionieren ließ.<br />

Und auch, wenn diese aus dem<br />

Geist der Nachwende-Ära entstandenen<br />

Orte gemeinschaftlicher Praxis<br />

zumeist wirtschaftlich kein Faktor<br />

waren, haben sie Berlin unter<br />

jungen Leuten zu einem globalen<br />

Sehnsuchtsortgemacht.<br />

Der aktuell im <strong>Berliner</strong> Fantôme<br />

Verlag erschienene Band „Hi<br />

Schatz!“ macht nun die wichtigen<br />

Jahre 1997–2007 noch einmal zugänglich<br />

und hilft sowohl jenen, die<br />

sie nicht selbst erlebt haben, als<br />

auch denen, die sie zwar selbst erlebt<br />

haben, sich aber gerade deswegen<br />

nicht mehr daran erinnernkönnen,<br />

gedanklich auf die Sprünge:<br />

WildeVegetation, die aus Ruinendächern<br />

wuchs, soist es wirklich gewesen,<br />

mitten in der Stadt.<br />

Doch während andere Publikationen<br />

mühsam von außen versuchen,<br />

anhand der üblichen Verdächtigen<br />

einen vagen Zeitgeist zu<br />

beschwören, sind hier ausnahmsweise<br />

einmal zwei AkteureamStart,<br />

die über lange Jahre eine gegenkulturelle<br />

Gegenwart aus nächster<br />

Nähe dokumentiert oder sogar<br />

selbst initiierthaben.<br />

Der Fotograf Martin Eberle, dessen<br />

Arbeit aktuell in der Ausstellung<br />

„NoPhotos on the Dance Floor! Berlin<br />

1989–Today“ bei C/O Berlin zu<br />

sehen ist, gehörte zum Kreis um die<br />

legendäreGalerie berlintokyoinder<br />

Rosenthaler Straße, die auch ein<br />

Club war und sogar Gastspiele in<br />

anderen Städten gab. Autor Heinrich<br />

Dubel, der „psycholinguistische<br />

Miniaturen“ beisteuerte, betrieb<br />

hingegen, ebenfalls in der Rosenthaler<br />

Straße, die konspirative<br />

Martin Eberle: Am Prenzlauer Berg,Sommer 2006<br />

Sniper Bar, ist Gründer des erratischen<br />

Erratik-Instituts Berlin und<br />

betätigte sich als Hubschrauberforscher<br />

(1999 veröffentlichte er das<br />

Buch „Helikopter Hysterie“).<br />

Dokumentiert werden auf den<br />

Fotografien jedoch gerade nicht<br />

jene epischen Momente des Nachtlebens,indenen<br />

man sich wünscht,<br />

noch mindestens drei Tage wach zu<br />

bleiben und der irrigen Überzeugung<br />

verfällt, ewig zu leben oder wenigstens<br />

gelegentlich außerhalb der<br />

Zeit zu existieren. Gezeigt werden<br />

statt dessen: der zerstörte Club am<br />

Morgen danach, das unaufgeräumte<br />

Atelier, das unterirdische<br />

Autowrack am Wegesrand.<br />

All die kleinen und großen Katastrophen,<br />

die eben auch Teil großstädtischen<br />

Lebens sind und vonästhetischen<br />

Missgeschicken bis hin<br />

zum Großbrand reichen. Dazwischen<br />

immer wieder: Freiwillige<br />

und unfreiwillige Improvisation,<br />

ungelenke Graffiti, zwischenzeitlich<br />

aufgegebene Bauprojekte,selbst gebaute<br />

Behausungen und jene undefinierten<br />

Stadtbrachen, die für die<br />

einen eine Zumutung darstellen,<br />

während andere in ihnen einen<br />

temporären Möglichkeitsraum entdecken.<br />

KurzeBotschaften<br />

Dafür, dass all dies keine reine<br />

Mitte-Hymne wird, sorgen lakonische<br />

Aufnahmen vorstädtischer<br />

Tristesse –und natürlich die vonAutor<br />

Heinrich Dubel eingesammelten,<br />

aufgefundenen und mitgeschriebenen<br />

Kurzbotschaften und<br />

Dialoge, die ein ungeschöntes Bild<br />

des <strong>Berliner</strong> Alltags bieten. So stellt<br />

dieser Band in seiner Gesamtheit<br />

dann das sehr genaue Bild einer<br />

Übergangszeit dar, in der, wer an<br />

Berlin nicht verzweifeln wollte, lernen<br />

musste, mit dem Unfertigen<br />

nicht nur gelassen umzugehen,<br />

sondern auch noch in Eigeninitiativedas<br />

Beste daraus zu machen.<br />

Istaber,was kleine und große urbane<br />

Utopien angeht, heutzutage<br />

nur noch Nostalgie angesagt? Gilt es<br />

gar schon, sich bei Bertolt Brecht<br />

Sätze wie „Das Chaos ist aufgebraucht.<br />

Es war die beste Zeit.“ als<br />

rundum resignierte Gegenwartsbeschreibung<br />

auszuleihen? Nicht<br />

ganz. Glücklicherweise ist zum Beispiel<br />

irgendwem dann doch noch<br />

aufgefallen, dass seit 2008 ganz in<br />

der Nähe des Alexanderplatzes im<br />

Haus der Statistik noch zigtausend<br />

Quadratmeter nutzbarer Fläche<br />

einfach so herumgestanden und<br />

nur auf frische Ideen gewartet hatten.<br />

Das neue Motto auf dem Dach<br />

hätte sogar ein weit über Berlin hinausweisendes<br />

Potenzial: „Allesandersplatz“.<br />

Martin Eberle (Fotos)und Heinrich Dubel<br />

(Text): „HiSchatz!“,192 Seiten, FantômeVerlag,Berlin<br />

2019, 19,90 Euro<br />

Buchpräsentation 22.11.,20Uhr,C/O Berlin,<br />

Hardenbergstraße22–24<br />

Schollen im Eismeer<br />

Das <strong>Berliner</strong> Kunstmagazin Monopol kürt den in New York lebenden deutschen Konzeptualisten Hans Haacke zum wichtigsten Akteur des Jahres 2019<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Hans Haacke, geboren im<br />

Jahr 1936 in Köln, studierte<br />

von1956 bis 1960 an der<br />

Staatlichen Werkakademie<br />

in Kassel. Schon seit den<br />

Siebzigerneckte er mit seiner<br />

politischen Konzeptkunst<br />

an. Haackelebt seit<br />

Jahren in NewYork.<br />

EIN ANSTIFTER FÜHRT DAS RANKING AN<br />

Hans Haacke<br />

Das warder spektakuläre Vandalenakt, Venedig-Biennale 1993: Hans Haackehatte<br />

den für ihn „kontaminierten“ Travertin-Fußboden des deutschen Pavillons zerhackt. DPA<br />

DPA<br />

Monopol, ein in Berlin erscheinendes<br />

Kunstmagazin,<br />

legt alljährlich ein Ranking<br />

der 100 einflussreichsten<br />

Persönlichkeiten im internationalen<br />

Kunstbetrieb vor.<br />

Gekürtwerden Künstler,Museumsleute,<br />

Kuratoren und<br />

Galeristen.<br />

Beet wächst, blüht, gedeiht. Einfränkischer<br />

CDU-Abgeordneter spendierte<br />

ein Apfelbäumchen aus seinem<br />

Garten. Haacke pflanzte es ein.<br />

Er ist ein Aktionskünstler der Extreme.<br />

Hinter seiner oft rabiaten Ästhetik<br />

stecke, das sagte er einmal in<br />

der Akademie der Künste,deren Mitglied<br />

er ist, die Absicht, sich politisch<br />

einzumischen. Für ihn ist sei das ein<br />

„Anstiften zum Nachdenken“. 2006<br />

schuf er, unterstützt vom damals<br />

scheidenden Kultursenator Thomas<br />

Flierl (Die Linke) „Straßenkunst“ vor<br />

der <strong>Berliner</strong> Volksbühne. Eswar im<br />

Herbst: Herabgefallene Lindenblätter<br />

bedeckten, wie auch jetzt wieder,<br />

die Schrift. Bruchstückhaft war –und<br />

ist soeben wieder –zulesen; „Freiheit<br />

nur für die Anhänger der Regierung,<br />

nur für die Mitglieder einer<br />

Partei –mögen sie noch so zahlreich<br />

sein –ist keine Freiheit. Freiheit ist<br />

immer die Freiheit der Andersdenkenden.<br />

Rosa Luxemburg(1918)“.<br />

Dieses Zitat wurde in der DDR-<br />

Bürgerbewegung geliebt. Für den<br />

Spruch, öffentlich aufgesagt, gab es<br />

Stasi-Knast. Wir sollten uns, im30.<br />

Jahr des Mauerfalls, erinnern, dass<br />

sie damals, zu Luxemburgs Zeiten<br />

und im Herbst 1989, ermutigten.<br />

Also sollten wir sie mal wieder lesen.<br />

Wieall die anderen Zitate der klugen<br />

Das Kunstjahr neigt sich. Zeit für<br />

die großen Rankings, die den<br />

Betrieb und den launischen Markt<br />

beeinflussen. Monopol, das in Berlin<br />

erscheinende Magazin für Kunst<br />

und Leben, kam soeben zu einem etwas<br />

anderen Ergebnis als das britische<br />

Magazin ArtReview, dessen alljährliches<br />

Ranking der prägendsten<br />

Persönlichkeiten in der Kunst für gewöhnlich<br />

als Gottes Wort gilt. Die<br />

Briten erklären MoMA-Chef Glenn<br />

D. Lowryzum Sieger,gefolgt vonder<br />

US-Fotografin NanGoldin. Diehoch<br />

gehandelte deutsche Video-KünstlerinHito<br />

Steyerl belegt Platz vier.<br />

Monopol hingegen kürte,wie immer<br />

im Austausch mit Kunstexperten,<br />

als Nummer eins den 83-jährigen<br />

Hans Haacke. Erhatte unlängst<br />

in New York eine Retrospektive, die<br />

gleichsam sein politisches Credo<br />

darstellte. Der gebürtige Kölner lebt<br />

seit den SechzigerninNew York und<br />

gehört zuden prominentesten politischen<br />

Künstlern aus Deutschland.<br />

In seinen Arbeiten thematisiert er<br />

die politische und die Geschichte der<br />

Bevölkerung seines Vater- und Mutterlandes.<br />

Inaller Munde war Haacke<br />

mit seinem wahrlich radikalen<br />

und das Publikum teilweise verstörendenVandalenakt<br />

auf der Kunstbiennale<br />

Venedig 1993. Das war damals<br />

eine klareAnsage: DerGiardini-<br />

Pavillon aus NS-Zeit solle weg! Der<br />

Skandal blieb politisch ohne Konsequenz.<br />

Aber Haacke bekam für „Germania“<br />

den Goldenen Löwen. Der<br />

konzeptuell arbeitende Bildhauer<br />

hatte den Travertinboden des Deutschen<br />

Pavillons,auf dem 1934 Hitler<br />

und Mussolini gestanden hatten, mit<br />

Presslufthämmern zerlegt. Die kaputten<br />

Platten lagen ineinander geschoben<br />

wie Schollen im „Eismeer“-<br />

Bild des deutschen Romantikers<br />

Caspar David Friedrich, auch „Gescheiterte<br />

Hoffnung“ genannt.<br />

Sieben Jahre später stellte er den<br />

Deutschen –den Giebel-Spruch des<br />

Reichstags erweiternd –inden Ehrenhof<br />

große Holztröge mit Erde aus<br />

allen Bundesländern, samt Unkraut<br />

und kriechendem und krabbelndem<br />

Innenleben: „Der Bevölkerung“.<br />

Haacke hatte zwar viele Parlamentarier,<br />

gerade aus CDU/CSU, gegen<br />

sich, zugleich aber genug Volksvertreter<br />

überzeugt, bei der vergleichsweise<br />

sanften, überdies fruchtbaren<br />

Aktion mitzumachen. Seither erfreut<br />

wenigstens eine blühende Landschaft<br />

die Politiker auch in trüben<br />

Sparzeiten. Haacke genießt es, dass<br />

die Natur im 140-Quadratmeterund<br />

mutigen Frau. Haacke hat ihre<br />

Sätze als Messingbuchstaben eingelassen<br />

in bis zu sieben Meter lange<br />

Betonstreifen zwischen dem Pflaster.<br />

Sechzig Zitate Luxemburgs aus<br />

Reden, Artikeln, Briefen. Die kämpferischen,<br />

die intimen, die zweiflerischen.<br />

Und die ketzerischen. Ein<br />

„Denkzeichen“ quer über die Gehwege<br />

und bis auf die Fahrbahnen.<br />

Monopol hat sich somit für einen<br />

Künstler entschieden, der das Kunstgeschehen<br />

aktiv beeinflusst, weil er<br />

den Rufeines Störenfrieds und Nestbeschmutzers<br />

hat, unbequem nach<br />

Wahrheit, Demokratie, Menschenrecht<br />

und Moral fragt. Und dem<br />

Kunstgönnertum der Konzerne und<br />

Banken ein Lieblingsfeind ist. „Haacke<br />

ist unsere Nummer eins in diesem<br />

Jahr, weil er vorgemacht hat,<br />

was viele Künstlerinnen und Künstler<br />

heute bewegt: ein politisches Engagement,<br />

das Kritik am eigenen<br />

Umfeld ganz selbstverständlich mit<br />

einbezieht“, so Monopol-Chefredakteurin<br />

Elke Buhr.<br />

Aber auf Platz zwei stellt Monopol<br />

ebenso wie die britischen Kollegen,<br />

die engagierte Menschen-Fotografin<br />

Nan Goldin. Hito Steyerl kommt bei<br />

Monopol erst auf Platz zehn. Ihre<br />

heute beginnende NBK-Schau<br />

könnte 2020 für Steigerung sorgen.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 23<br />

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Feuilleton<br />

Zieh mich<br />

an! Zieh<br />

mich aus!<br />

Die höchste Eisenbahn im<br />

Festsaal Kreuzberg<br />

VonTorsten Wahl<br />

Alles ist verloren! –Quatsch, alles<br />

ist in Ordnung!“ „Wir lernen uns<br />

gerade erst kennen! –Nein, wir haben<br />

uns gerade getrennt!“ Im Song<br />

„Aufregend und neu“, der ihr neues<br />

Album und den Abend eröffnet, duellieren<br />

sich Moritz Krämer und<br />

Francesco Wilking wie zwei HipHopper<br />

beim Battle-Rap –oder wie ein<br />

streitendes Paar. Unter dem Motto<br />

„Die höchste Eisenbahn“, von dem<br />

im Festsaal Kreuzbergputzigerweise<br />

nur die Buchstaben „Die Hö“ zu lesen<br />

sind, hatten sich vorsechs Jahren<br />

zwei Songschreiber zusammengetan,<br />

die in diversen anderen Projekten<br />

tätig waren. Inzwischen ist diese<br />

Truppe weit mehr als die Summe ihrerEinzelmusiker.<br />

„Deutschlands unverkrampfteste<br />

Band“ nannte sie kürzlich der Rolling<br />

Stone. Auf ihrem dritten Album<br />

„Ich glaube dir alles“, ihrem bislang<br />

besten, haben Krämer und Wilkening<br />

die Dialektik von der Einheit<br />

und dem Kampf der Gegensätze<br />

zum Songprinzip gemacht und die<br />

frühereWeinerlichkeit und Ratlosigkeit<br />

endgültig ausgetrieben. Das<br />

klappt nicht nur in „Aufregend und<br />

neu“. „Zieh mich an“ wird von „Zieh<br />

mich aus“ gekontert, die „Kinder der<br />

Liebe“ vonden „Kindernder Angst“.<br />

Damit beschreibt die Band nicht<br />

nur das Lebensgefühl aller, die sich<br />

im permanenten Sowohl-als-auch<br />

zerrissen fühlen, sondernwirkt auch<br />

musikalisch richtig spannend: mal<br />

soulig, mal schwebend, immer spielerisch.<br />

Undvielseitig sind nicht nur<br />

die beiden Sänger.Auch Bassist Felix<br />

Weigt wechselt zwischen Gitarreund<br />

Keyboard, Schlagzeuger Max Schröder<br />

treibt an und sorgt für steten<br />

Druck im Kessel. Man kommt bei<br />

dieser Band nicht um Vergleiche mit<br />

dem Eisenbahnwesen herum –die<br />

Musiker selbst bemühen den Begriff<br />

der „Weichenstellung“.<br />

Am Mittwoch bleiben sie zunächst<br />

etwas zu lange auf dem Bahnsteig<br />

stehen, weil Krämer und Wilking<br />

mitten auf der Bühne miteinander<br />

plauschen wollten, lösen dann<br />

Weichensteller des Paradoxen: die Band<br />

Die höchste Eisenbahn. DIE HÖCHSTE EISENBAHN<br />

aber doch noch rechtzeitig die Bremsen.<br />

Ihre Songs sind manchmal assoziative<br />

Skizzen, manchmal Kurzgeschichten,<br />

die ins Absurde gehen. Zu<br />

ihren beliebtesten Stücken gehören<br />

Mädchen-Porträts wie „Louise“,<br />

„Lisbeth“ oder „Isi“ –indiese Nummer<br />

extemporiert Franceso Wilking<br />

die Geschichte von einem, der sich<br />

eine Kreuzberger Eigentumswohnung<br />

mit Fahrstuhl für das Auto<br />

kauft, obwohl er gar kein Auto hat.<br />

Zum Finale stellen die vier die<br />

Umsonst-Kultur auf die dialektische<br />

Probe.Franceso Wilkening singt „Alles<br />

muss umsonst sein –sonst will<br />

ich’s nicht haben“, Moritz Krämer<br />

betont „Umsonst, aber nicht sinnlos“.<br />

Damit erreicht Die höchste Eisenbahn<br />

ein überraschend breites<br />

Publikum für eine neuere Indie-<br />

Rockband. Die Wogen im Publikum<br />

breiten sich schnell von der Bühne<br />

bis an den Rand aus und verbinden<br />

Mittzwanziger mit Endfünfzigern.<br />

Diehöchste Eisenbahn,22. 11., 20 Uhr,FestsaalKreuzberg,Am<br />

Flutgraben2<br />

Haben sich für ihr Album von ihren eigenen Vertonungen für „Hänsel und Gretel“ inspirieren lassen: Till Lindemann (links) und Peter Tägtgren.<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Ich heiße Erwin Lindemann,<br />

bin 66 Jahre und Rentner“,<br />

muss im allseits beliebten Loriot-Sketch<br />

ein Lottogewinner<br />

in die Kamera sagen, bevor er kurz<br />

ausführen soll, was er mit den gewonnen<br />

500 000 D-Mark anzufangen<br />

gedenkt. Natürlich verhaspelt er<br />

sich, sodass wieder und wieder gedreht<br />

werden muss und mehr und<br />

mehr Verhaspelung stattfindet.<br />

DieTexte auf dem zweiten Lindemann-Album<br />

„F &M“klingen ungefähr<br />

so kohärent wie die Äußerungen<br />

des nervösen Loriot-Lindemanns in<br />

der dritten Verhaspelungsrunde,mit<br />

dem Unterschied, dass Lindemann-<br />

Sänger Till Lindemann, allseits gewiss<br />

als Vokalist der immer wieder<br />

gerne und kontrovers diskutierten<br />

Schock-Rock-Band Rammstein bekannt,<br />

mitnichten so kamerascheu<br />

wie Namensvetter Erwin ist, sondern<br />

im Bewusstsein öffentlichen Augenbeziehungsweise<br />

Ohrenmerks spürbar<br />

aufblüht.<br />

So auch auf dem aktuellen Album:<br />

Er wolle alles fressen, raunt er<br />

lustvoll, am besten aber solle es<br />

keine Knochen haben, doch sollen<br />

es Tieresein, Hühner,Lämmer,möglichst<br />

jung und zart, am besten ungekocht,<br />

singt Lindemann in „Allesfresser“.<br />

Hä? Wasdenn nun? Ungekochtes<br />

Huhn oder zartes? Aber egal:<br />

den ach-so-provokanten Altherrensexualfantasien<br />

wird somal wieder<br />

ein typisches Lindemann-Bild verschafft<br />

– wie wir das ja auch von<br />

Rammstein gewohnt sind, wenn sie<br />

Ich habe Angst, Mami<br />

„F &M“, ein neues Album von Till Lindemann, diesmal mit Peter Tägtgren<br />

nicht gerade mit Nazi-Ikonografie<br />

kokettieren.<br />

Undauch anderswo auf der Platte<br />

geht es ähnlich zu: Unter jedem<br />

akustischen Anfang mit vermeintlich<br />

beschaulichen Worten lauert –<br />

wer hätte es geahnt? –ein doppelter<br />

Boden, der sich –Surprise, Surprise!<br />

–alsbald qua verlässlich prügelnden<br />

Digital-Metal-Riffs und – ich hab<br />

Angst, Mami! –Lindemanns professionell<br />

absolvierten Boot-Camp-Gebrülls<br />

auftut, wie in den Singles<br />

„Stehe auf“ und „Knebel“.<br />

Aber auch Till Lindemann kennt<br />

die tägliche Verwirrung und Unsicherheit,<br />

die wir alle erleben und<br />

deretwegen so viele von uns in der<br />

doch eigentlich eher banal gestrickten<br />

Videospiel-Jungsgewaltfantasiewelt<br />

von Rammstein und auch Lindemann<br />

nach Erbauung suchen; davon<br />

erzählen Stücke wie „Wer weiß<br />

das schon?“ oder „Ich weiß es nicht“!<br />

Ich weiß auch nicht so recht. Immerhin<br />

ist„Wer weiß das schon“ eine<br />

ArtOrchester-Ballade,sonah ist Lindemann<br />

der Opernbühne noch nie<br />

gekommen; allerdings ist das immer<br />

noch ziemlich weit entfernt. Vielleicht<br />

will er da ja auch gar nicht hin<br />

(wer weiß das schon?) –obwohl die<br />

Ursprungsinspiration für das Album<br />

in einer laut Pressetext „sehr modernen“<br />

Theaterfassung von „Hänsel<br />

und Gretel“ lag, für die Lindemann<br />

und sein aus Metal-Bands wie Pain<br />

oder Hypocrisy bekannter schwedischer<br />

Partner Peter Tägtgren (der<br />

folgerichtig für die Metal-Riffs und<br />

Er wolle alles fressen, raunt er lustvoll,<br />

am besten aber solle es<br />

keine Knochen haben,<br />

doch sollen es Tiere sein, Hühner, Lämmer,<br />

möglichst jung und zart,<br />

am besten ungekocht.<br />

überhaupt die Produktion des Albums<br />

verantwortlich ist) einige Lieder<br />

verfassten.<br />

Viel mehr lässt sich sinnvollerweise<br />

gar nicht über den Inhalt dieses<br />

doch eher unnötigen Albums sagen.<br />

Zu seiner Wirkung lässt sich<br />

feststellen, dass es, genau wie bei<br />

Rammstein, weder so schrecklich<br />

gefährlich ist wie viele Beobachter<br />

vermutlich behaupten, noch aber so<br />

gut, wie viele Fans es finden werden.<br />

Hang zur Katastrophe<br />

DPA<br />

Im Gegenteil: Es ist ein äußerst<br />

schlechtes Album, da es in erster Linie<br />

langweilt und mit längst erwartbaren<br />

Provokationen gespickt ist, die<br />

nicht provozieren, da sie, wir erwähnten<br />

es bereits,einfach zu jungshaft<br />

sind. Das Kokettieren mit dem<br />

Martialischen muss gelernt sein. Ein<br />

exzellentes Vorbild wäre hier die seit<br />

den Achtzigerjahren aktive slowenische<br />

Industrial-Gruppe Laibach, deren<br />

bizarre Coverversionen von Hits<br />

wie „Life Is Life“ oder „One Vision“<br />

die Parallelen zwischen Pop-Kultur<br />

und Totalitarismus aufzeigten und<br />

dabei auf verstörende Weise sehr,<br />

sehr lustig waren.<br />

Lustig und verstörend war Lindemann<br />

nie und seine Gruppe Rammstein<br />

war es nur, wenn etwa ein König<br />

der Rekontextualisierung wie<br />

David Lynch ihnen die perfekte Umgebung<br />

baute wie in seinem Surrealhorror-Meisterwerk<br />

„Lost Highway“.<br />

Aber selbst eine solche Meta-Inszenierung<br />

würde für das Lindemann-<br />

Album nicht funktionieren, dafür<br />

mangelt es seiner Brachialität an<br />

Pointiertheit. Mal wird ein bisschen<br />

Indierock gespielt, dann wieder die<br />

unvermeidbaren Metal-Riffs, dann<br />

ein bisschen Akustikgeklimper.<br />

„Gegensätze ziehen sich an“, behauptet<br />

Lindemann zwar im albumtitelgebenden<br />

Lied „Frau &Mann“,<br />

aber im Fall dieses Werks kommen<br />

diese Gegensätze kaum zusammen,<br />

sondern ergeben eine nicht besonders<br />

anregende Verwirrtheit. Dann<br />

schon lieber Erwin Lindemann.<br />

Lindemann:F&M, VertigoBerlin<br />

Richard Linklaters Buchadaption „Bernadette“ mit Cate Blanchett als Architektin in der Midlife-Crisis<br />

VonPhilipp Bühler<br />

Bernadette ist weg. Sie floh aus<br />

dem Fenster, vor der Familie<br />

oder dem FBI, zum Schluss war das<br />

für sie dasselbe.Wie es eben kommt,<br />

wenn sich zu einer „extremen Angststörung“<br />

auch noch die Paranoia gesellt.<br />

Aber eigentlich war sie schon<br />

lang nicht mehr da. Oder wie soll<br />

man es sonst nennen, wenn sich<br />

eine Frau in besten Jahren praktisch<br />

nur noch mit ihrer virtuellen Assistentin<br />

unterhält? Kommt hinzu, dass<br />

die prachtvolle Neurotikerin von<br />

Cate Blanchett gespielt wird.<br />

Große Schauspielerinnen erkennt<br />

man ja daran, dass selbst in<br />

mittelprachtvollen Werken noch die<br />

vergangenen Meisterwerke aufscheinen.<br />

Unmöglich, in Richard<br />

Linklaters „Bernadette“ nicht auch<br />

an frühere Auftritte Blanchetts zu<br />

denken, in Woody Allens „Blue Jasmine“<br />

etwa oder Todd Haynes’„Carol“<br />

– auch da gab sie komplexe<br />

Frauen mit Hang zum Drama.<br />

VorJahren fand Bernadettes groß<br />

gestartete Architektenkarriere ein<br />

rätselhaftes Ende,seitdem quälte sie<br />

die Umgebung mit ihren Klagen. In<br />

Rückblenden dürfen wir herumdoktern,<br />

was schieflief und warum ihre<br />

Familie sie jetzt suchen muss.Das ist<br />

nicht einfach. Ihr Ehemann Elgie<br />

(Billy Crudup) ist herzensgut, ein Genie<br />

bei Microsoft, vielleicht etwas<br />

selbstvergessen. Tochter Bee(Emma<br />

Nelson) ist gar die beste Freundin ihrer<br />

Mutter, aber das kann man auch<br />

als Problem sehen. Mitihrer weniger<br />

innigen Freundin und Nachbarin<br />

Audrey (Kristen Wiig) hingegen verzettelt<br />

sich Bernadette in einem bizarren<br />

Kleinkrieg. Als Künstlerin, rät<br />

ihr ein Kollege, müsse sie arbeiten,<br />

um nicht alles zu zerstören. Wohl<br />

wahr, aber auch leichter gesagt als<br />

getan. Mit einer sanften Renovierungsmaßnahme<br />

an Audreys Brombeerhang<br />

hat das Übel schließlich<br />

angefangen. Der Verdacht steht im<br />

Raum, Bernadette habe den Einsturz<br />

absichtlich herbeigeführt.<br />

Linklater ist ein bekannt sensibler<br />

Regisseur.Man versteht und fühlt mit<br />

Bernadette –wie auch mit jedem, der<br />

mit ihr in Berührung kommt. Man<br />

versteht auch, was ihn an Maria<br />

Semples Buchvorlage gereizt hat, ein<br />

Brief- und E-Mail-Roman, schwer zu<br />

adaptieren. Eine so scharfsinnige wie<br />

komische Analyse innerer familiärer<br />

Zwänge, der schwierigen Selbstbehauptung<br />

in diesem verrückten Leben,<br />

ist jederzeit zu erahnen. Die<br />

schräge Sitcom-Optik, auf die Linklater<br />

gelegentlich verfällt, erscheint eigentlich<br />

ganz passend.<br />

Doch die vielen Teile und Figuren<br />

fügen sich nie zum Ganzen.<br />

Die Binnenenergie eines Paars,<br />

Linklaters Spezialität in der „Before<br />

Sunrise“-Trilogie und vielen<br />

anderen Filmen, will sich hier<br />

nicht erschließen. Warum einem<br />

diese Bande hyperprivilegierter<br />

Neurotiker nahegehen soll, schon<br />

gar nicht. Weder er noch Blanchett<br />

können diese Figur retten, die<br />

ganz offenbar der Schauspielerin<br />

liegt, aber nicht dem Regisseur.<br />

Schon immer zur Harmonie neigend,<br />

bleibt ihm am Ende nur der<br />

Kitsch. Es gibt Schlimmeres, aber<br />

Bernadette würde wohl schreiend<br />

davonlaufen.<br />

Bernadette USA2019.Regie:Richard Linklater,<br />

Drehbuch: RichardLinklater,Holly Gent, Vincent<br />

Palmo,Darsteller: Cate Blanchett,Billy Crudup<br />

u.a.: 110Min., Farbe. FSK ab 6<br />

NACHRICHTEN<br />

„The Banker“: Apple<br />

sagt Filmpremiere ab<br />

Im letzten Moment hat der US-TechnologiekonzernApple<br />

die geplante<br />

Weltpremieredes Films „The Banker“<br />

mit Samuel L. Jackson abgesagt.<br />

Einen Tag, bevor er am Donnerstag<br />

zum Abschluss des AFI-Filmfestivals<br />

in Los Angeles gezeigt werden sollte,<br />

äußerte Apple nicht näher erläuterte<br />

„Bedenken“. DerFilm basiertauf der<br />

wahren Geschichte zweier schwarzerGeschäftsmänner,die<br />

in den USA<br />

der 60er-Jahreeinen Weißen als Aushängeschild<br />

ihres Unternehmens<br />

anheuern, um dem Rassismus ein<br />

Schnippchen zu schlagen. Branchenberichten<br />

zufolge soll es eine<br />

Beschwerde der Familie eines der in<br />

dem Film porträtierten Geschäftsmänner<br />

geben. „The Banker“ ist einer<br />

der ersten vonApple für seinen<br />

neuen Streamingdienst Apple TV+<br />

produzierten Filme und sollte ab 6.<br />

Dezember dortlaufen. (AFP)<br />

Grütterspocht auf<br />

Leistungsschutz für Presse<br />

Deutschland und Frankreich machen<br />

in der Europäischen Union gemeinsam<br />

Druck für die rasche Umsetzung<br />

des Leistungsschutzrechtes<br />

für Presseverlage.Dies machte Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters<br />

am Donnerstag bei einem EU-Ministertreffen<br />

in Brüssel deutlich.<br />

„Wir müssen dafür sorgen, dass sich<br />

journalistische Qualität und mediale<br />

Vielfalt auch online behaupten können“,<br />

betonte die CDU-Politikerin.<br />

„Für eine freie politische Willensbildung<br />

sind sie in unserer Demokratie<br />

unverzichtbar.“ DieimFrühjahr auf<br />

EU-Ebene verabschiedete Reform<br />

soll Urhebernfür ihreInhalte im<br />

Netz eine bessereVergütung sichern.<br />

Google wehrtsich jedoch. (dpa)<br />

Chefwechsel beim<br />

Bezahlsender Sky<br />

DerBezahlsender SkyDeutschland<br />

bekommt zum Jahreswechsel einen<br />

neuen Chef. Nach viereinhalb Jahren<br />

an der Spitzegeht Amtsinhaber<br />

Carsten Schmidt zum 31. Dezember<br />

–nach Unternehmensangaben vom<br />

Donnerstag aus eigenem Antrieb.<br />

Nachfolger wirdder Manager Devesh<br />

Raj, der im Vorstand derzeit für<br />

das Tagesgeschäft zuständig ist sowie<br />

Marketing und Vertrieb leitet.<br />

Unter Schmidts Leitung hatte das<br />

Unternehmen unter anderem die<br />

Produktion eigener Serien forciert,<br />

darunter „Babylon Berlin“. Nachfolger<br />

Rajkommt vomUS-Mehrheitseigentümer<br />

Comcast, der 2018 in einem<br />

Bieterstreit den Fox-Konzern<br />

des Medienunternehmers Rupert<br />

Murdoch ausgestochen hatte. (dpa)<br />

Chefinnenwechsel<br />

bei der Zeitschrift Gala<br />

DasPeople- und Lifestyle-Magazin<br />

Gala bekommt ein neues Führungsteam.<br />

Brigitte Huber,bereits Chefredakteurin<br />

der Brigitte-Gruppe sowie<br />

vonBarbaraund Guido übernimmt<br />

diese Funktion zum 1. Dezember<br />

nun auch bei der Gala, wie der Verlag<br />

Gruner +Jahr mitteilte. (dpa)<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 20. November<br />

1 Tagesschau ARD 4,86 16 %<br />

2 Bonusfamilie ARD 3,92 13 %<br />

3 heute ZDF 3,86 17 %<br />

4 SokoWismar ZDF 3,66 17 %<br />

5 Wer weiß denn ...? ARD 3,58 17 %<br />

6 Unsere Schätze ZDF 3,55 12 %<br />

7 RTL Aktuell RTL 3,36 14 %<br />

8 heute journal ZDF 3,11 13 %<br />

9 Heldt ARD 3,01 11 %<br />

10 GZSZ RTL 2,80 10 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

BÜHNE<br />

Admiralspalast (& 22 50 70 00)<br />

20.00: Break the Tango<br />

Akademie der Künste Hanseatenweg<br />

(& 200 57 20 00) 10.00: PostdramatischesTheater<br />

weltweit (Postdramatic Theatre Worldwide)<br />

Ballhaus Naunynstraße (& 75 45 37 25)<br />

20.00: Patterns<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Neues Haus: Pussy<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (& 47 99 74 88)<br />

20.00: Die Therapie<br />

Brotfabrik (& 471 40 01)<br />

20.00: Licht im Kasten<br />

Deutsche Oper Berlin (& 34 38 43 43)<br />

19.30: Death in Venice<br />

Deutsches Theater (& 28 44 12 25)<br />

19.30: Hekabe –ImHerzen der Finsternis<br />

DT-Kammerspiele (& 28 44 12 25)<br />

20.00: ugly duckling<br />

Grips Hansaplatz (& 39 74 74 77)<br />

19.30: Linie 1<br />

HAU1(&25 90 04 27)<br />

19.00: Arcana Swarm(Kat Válastur /HAU)<br />

Anzeige<br />

Eröffnung<br />

Fr, <strong>22.11.2019</strong>, 20 Uhr<br />

lightartspace.org<br />

HAU2(&25 90 04 27)<br />

20.00: Alles ist Material /20Jahre„Postdramatisches<br />

Theater“: Kanon (She She Pop)<br />

HAU3(&25 90 04 27)<br />

18.00: Alles ist Material /20Jahre„Postdramatisches<br />

Theater“: Quizoola! (Forced Entertainment)<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (& 25 48 91 00)<br />

17.00: Immersion: Diamante(Mariano Pensotti /<br />

Grupo Marea)<br />

Heimathafen Neukölln (& 56 82 13 33)<br />

19.30 Studio: Der Morphinist<br />

Kleines Theater (& 821 20 21)<br />

20.00: Drei Männer im Schnee<br />

Komische Oper Berlin (& 47 99 74 00)<br />

19.30: Eine Frau, die weiß, was sie will!<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(& 88 59 11 88) 20.00: Alles was Sie wollen<br />

Maxim Gorki Theater (& 20 22 11 15)<br />

19.30: AWalk on the Dark Side<br />

20.00 Studio: Mephistoland<br />

Pfefferberg Theater (& 939 35 85 55)<br />

20.00: Münchhausen –Die Wahrheit übers Lügen<br />

(Drehbühne Berlin)<br />

Schaubude (& 423 43 14)<br />

20.00: Rehearsing Mwange/Becker (Mwange/<br />

Becker)<br />

KALENDER<br />

Schaubühne (& 89 00 23)<br />

20.00 Saal A: Hamlet; 20.30 Studio:Prometheus<br />

Schlosspark Theater (& 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Staatsoper Unterden Linden (& 20 35 45 55)<br />

19.30: La Bayadere (Staatsballett Berlin)<br />

TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (& 50 56 70 00)<br />

20.00: Türkland<br />

Theater Coupé (& 902 91 67 03)<br />

19.00: Shalom –Salam: wohin? Folge5(Deutsch-Jüdisches<br />

Theater)<br />

Theater untermDach (& 902 95 38 17)<br />

20.00: Das langeNachspiel einer kurzen Mitteilung<br />

ufaFabrik (& 75 50 30)<br />

20.00 Varieté Salon: Betún –4Träume und 5Wirklichkeiten<br />

vomLeben auf der Straße (Teatro Strappato)<br />

Vaganten Bühne (& 313 12 07)<br />

20.00: Hiob<br />

Vierte Welt (& 01 57 88 44 09)<br />

20.00: dialogue on difference (Theatercombinat)<br />

Volksbühne Berlin (& 24 06 57 77)<br />

19.30: Don’t be evil. (KayVoges &Ensemble)<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (& 883 15 82)<br />

20.00: Dominik findet’slustig (Dominik Wagner &<br />

Friends)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (& 28 40 81 55)<br />

20.00 Großes Haus: Dittsche (Olli Dittrich)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(& 017 95 34 66 96) 20.00: Dit kannste unter Ulk<br />

verbuchen (Genz &Hausmann)<br />

BühnenRausch (& 44 67 32 64)<br />

20.00: Familienbande (Die Verstörten Wunschkinder)<br />

Chamäleon (& 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (& 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Estrel Showtheater (& 68 31 68 31)<br />

20.00: StarsinConcert<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (& 48 62 31 86)<br />

20.00: Dann kamlangenichts (Sarah Hakenberg)<br />

Kulturhaus Spandau (& 33 34 02 1/ 22)<br />

20.00 Theatersaal: Männer,die auf Handysstarren<br />

(Annette Kruhl)<br />

Mehringhof-Theater (& 691 50 99)<br />

20.00: Die Expertise war bedeutend höher (Fil)<br />

Palazzo (& 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Quatsch Comedy Club (& 47 99 74 13)<br />

19.00: Die LiveShow<br />

23.00: TURB –The Ultimate Roast Battle<br />

Ratibortheater (& 618 61 99)<br />

20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />

Stachelschweine (& 261 47 95)<br />

20.00: Überall ist besser als nichts!<br />

StageBluemax Theater (& 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (& 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia!<br />

Wintergarten Varieté (& 58 84 33)<br />

16.00, 21.00: Zauber Zauber<br />

Wühlmäuse (& 30 67 30 11)<br />

20.00: Voll Fett (Jürgen vonder Lippe)<br />

KLASSIK<br />

<strong>Berliner</strong> Dom (& 20 26 91 36)<br />

19.00 Tauf- und Traukirche: Kapellchor des Staatsund<br />

Domchores Berlin, Ltg. Martin Meyerund Felix<br />

Hielscher,Herrscher des Himmels! –Kammerkonzert,<br />

Antonio Vivaldi: Gloria in D, sowie Motetten und Sätze<br />

verschiedener Meister<br />

Blackmore’sMusic Lounge (& 89 73 48 65)<br />

20.00: Florian Heinisch(Klavier), Beethoven–An die<br />

unsterbliche Geliebte, KlaviersonateNr. 9u.a.<br />

Daumenkino<br />

Wie<br />

die Zeit<br />

vergeht<br />

Vor über zwanzig Jahren begann<br />

Volker Gerling seine<br />

Arbeit als Daumenkinograf.<br />

Seitdem fertigt er zwölf Sekunden<br />

lange Schwarz-Weiß-Bildsequenzen<br />

von Menschen und<br />

Orten an, hält Momente,Bewegungen,<br />

Blicke und Stimmungen<br />

in Blöcken mit je 36 Einzelbildern<br />

fest, die, wenn man sie<br />

mit dem Daumen durchblättert,<br />

wieder zum Leben zu erwachen<br />

scheinen. Eine Aufnahme<br />

dauert bei drei Bildern<br />

pro Sekunde zwölf Sekunden.<br />

Das Material wird jeweils eine<br />

Fünfzehntelsekunde lang belichtet.<br />

Der Kameraverschluss<br />

ist also ungefähr 80 Prozentder<br />

Zeit während der Aufnahme<br />

geschlossen. Zeit, die wir beim<br />

Anschauen ergänzen. Auf der<br />

Webseite des Daumenkinografen<br />

gibt es ein Zitat von Paulus<br />

von Tarsus: „Das, was man<br />

sieht, kommt von dem, was<br />

man nicht sieht.“ Denken<br />

macht nervös. Anschauen<br />

glücklich. Ulrich Seidler<br />

Daumenkino-Abend 20 Uhr,Theater<br />

o.N., Kollwitzstraße 53,T.: 4409214<br />

So klug wie die Spinnen<br />

Tomás Saraceno zeigt in der Galerie Esther Schipper,wie wir zukunftsfähi<br />

Vonden Spinnen lernen: Tomás Saraceno hat die Galeriehalle in einen Denkraum verwandelt.<br />

Alle gehen ihm ins Netz.<br />

Abermals, wie vor einem<br />

Jahr im Pariser Palais de<br />

Tokyo. Undnun in der <strong>Berliner</strong><br />

Galerie Schipper. Tomás Saracenos<br />

Installation gleicht Spinnweben,<br />

einem riesigen Spinnennetz –<br />

das Kunst-Universum des Argentiniers.<br />

Und er hat es zugleich als ungewöhnliches<br />

Saiteninstrument angelegt.<br />

DasNetz erklingt, sobald man<br />

sich darin bewegt.<br />

Bei diesem Anblick, bei diesen<br />

Tönen spinne ich mir einfach mal<br />

was Unglaubliches zusammen: War<br />

etwa letzte Nacht die große bronzene<br />

„Spider“ der Louise Bourgeois,<br />

die vor Bilbaos Guggenheim-Museum<br />

steht, oder deren Zwilling aus<br />

dem Garten vorm Amsterdamer<br />

Rijksmuseum zu Gange in den <strong>Berliner</strong><br />

Mercador-Höfen? In der Ausstellungshalle<br />

der Galerie Schipper?<br />

Alles ist zugesponnen, Riesenspinnen-Netze<br />

spannen sich (an robusten<br />

Wanddübeln befestigt) durch<br />

den Raum. Angedeutete Kokons aller<br />

Größen hängen als symbolische,<br />

poetische Behausungen in den Netzen.<br />

Frauen, Männer, Kinder gehen,<br />

kriechen, schleichen durch das Fädenlabyrinth,<br />

ziehen daran. Dunkle<br />

und helle Klänge ertönen, mischen<br />

sich zu einer seltsamen Melodie. An<br />

manchen Stellen vibriertder Hallenboden.<br />

„Wenn wir miteinander kommunizieren<br />

wollen, müssen wir eine<br />

neue Art von Sprache erfinden, eine<br />

andere Sensibilität“, sagt Saraceno.<br />

Spinnen faszinieren ihn auch deswegen,<br />

weil sie ihreNetzedem Flug der<br />

Insekten anpassen und auf ihre<br />

Weise den Luftraum besiedeln. Er<br />

nennt seine Arbeit für Berlin bedeutungsschwer<br />

„Algo-r(h)i(y)thms“<br />

und prägt dazu ein neues Schlagwort:<br />

„sym(bio)poetisch“. Ihm gehe<br />

es, erklärt er, um ein weiterführendes<br />

Bewusstsein dafür,mit wemund<br />

wie wir eigentlich zusammenleben.<br />

Undwie die radikale Gegenseitigkeit<br />

der Dinge durch die Sprache der<br />

Schwingungen bestimmt wird.<br />

Simpler augedrückt: Dieser seit<br />

Jahren in Berlin lebende südamerikanische<br />

Künstler-Wissenschaftler<br />

führtmithilfe der nachgeahmten Intelligenz<br />

der Spinnen und der Mimesis<br />

vor, wie sehr alles in der Welt verbunden<br />

ist. Saraceno hat in den letzten<br />

zehn Jahren nicht nur biotech-<br />

Ingeborg Ruthe<br />

istauf Strümpfen durch das sanfte Netz-<br />

Labyrinth des in Berlinlebenden Argentiniers<br />

Tomás Saraceno gegangen,<br />

manchmal gekrochen, hat die schwarzen<br />

Fäden zumKlingen gebracht und fühlte<br />

sich danach wie nach einer Stunde<br />

Tiefen-Meditation.<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (& 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.45,17.30,20.30<br />

Cinema Paris (& 881 3119) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 14.50, 17.40; Bernadette 20.30<br />

Delphi Filmpalast (& 312 10 26) Lara 15.00,<br />

17.30,20.00<br />

Delphi LUX (& 322 931040) Bis dann, mein<br />

Sohn 15.15, 19.30; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 14.50; Parasite 17.10, 20.00; Land<br />

des Honigs –Honeyland (OmU) 14.30, 19.00; Official<br />

Secrets (OmU) 16.30, 21.00; Pferde stehlen<br />

13.40, 16.20; Ich bin Anastasia 16.30; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 20.45; 2040 –Wir retten<br />

die Welt! 13.30; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />

19.00, 21.40; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF)<br />

14.50, 17.10, 19.00, 21.20; But Beautiful –Nichts<br />

existiertunabhängig (OmU) 14.00, 18.10; Downton<br />

Abbey (OmU) 18.40; Joker (OmU) 21.20<br />

Filmkunst 66 (& 882 17 53)Das Wunder vonMarseille<br />

17.15; The Irishman (OmU) 19.30; Morgen<br />

sind wir frei 17.30; Deutschstunde 20.00<br />

Kant Kino (& 319 98 66) Bernadette 14.40,<br />

17.40; Die Eiskönigin II 15.20,18.00,20.40; Marriage<br />

Story (OmU) 20.30; Das perfekte Geheimnis<br />

14.50, 17.30, 20.15; Ich war noch niemals in New<br />

York 15.50; Es hätte schlimmer kommen können –<br />

Mario Adorf 18.30; Official Secrets 17.30, 20.00;<br />

Nurejew –TheWhite Crow 15.15, 20.15<br />

Zoo Palast (& 018 05/22 29 66) 3D, Atmos: Die<br />

EisköniginII14.30,17.15; Atmos: Das perfekte Geheimnis<br />

20.00;Atmos: Joker 23.00; Die Eiskönigin<br />

II 15.15; Das perfekte Geheimnis 17.50, 23.20;<br />

Joker 20.30; Last Christmas 14.45,17.30; 3D: Die<br />

Eiskönigin II 20.00; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 22.45; Die Addams Family 15.00; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 17.20, 20.45; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00; Joker 16.45; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.45; 3D: Die<br />

Eiskönigin II 23.10; Der letzte Bulle 14.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 17.00; Last<br />

Christmas 20.15; LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

22.45; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45;<br />

Die Eiskönigin II 17.30; Last Christmas 20.00; Terminator<br />

–Dark Fate 22.35<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (& 20 07 88 88) Gott existiert,<br />

ihr Name ist Petrunya 11.00; The Dead Don‘t Die<br />

(OmU)12.45;Synonymes (OmU) 14.25; Shaundas<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.30; Bernadette –<br />

Where‘dYou Go, Bernadette (OmU) 18.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 19.50; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Djon Africa (OmU) 11.00;<br />

Easy Love (DFmenglU) 12.45; Im Niemandsland<br />

(DFmenglU) 14.15; Deutschstunde 15.50; Land<br />

des Honigs – Honeyland (OmU) 18.00; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 19.30; The Irishman (OmU)<br />

21.40; 3From Hell –Three From Hell (OmU) 11.00;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait de<br />

la jeune fille en feu (OmU) 13.00; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 15.00; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus –Abominable(OmU) 16.45; Pferde<br />

stehlen 18.30; Joker (OmU) 20.30, 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (& 426 81 29) Das Kapital<br />

im 21. Jahrhundert – Capital in the Twenty-First<br />

Century (OmU) 14.00; 2040 –Wir retten die Welt!<br />

(OmU) 16.00; Deutschstunde 17.45; The Irishman<br />

(OmU) 20.00; Joker (OmU) 23.45; M. C. Escher:<br />

Reise in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige<br />

zoeken: Journey Into Infinity (OmU) 14.15; Verteidiger<br />

des Glaubens –Defender of the Faith 16.00;<br />

Ich bin Anastasia 17.45; Bitte nach Mitte! 19.45;<br />

Frau Stern 21.00; PJHarvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 22.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 13.45, 16.40; 3D: Die Eiskönigin II<br />

13.45, 16.30, 22.45; Joker 13.50, 16.50, 19.40,<br />

22.20; Die Eiskönigin II 14.00, 14.15, 16.45,<br />

17.00, 19.45; Die Addams Family 14.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 19.15, 19.30,<br />

20.00, 23.00; Last Christmas 14.10, 16.45; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.20; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.20; IMAX 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.45, 17.30, 20.15, 23.00; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 16.20, 19.20, 22.40; Angry<br />

Birds 2:Der Film 16.50; Bernadette 17.00,19.45;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 19.30, 22.40;<br />

Terminator –Dark Fate 19.50; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 20.15, 22.45; Joker (OF) 22.30;<br />

Midway –Für die Freiheit 22.50; Halloween Haunt<br />

23.15<br />

Zukunft (& 01 76/57 86 10 79) Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00; Parasite –Gisaengchung (OmU)<br />

20.20; Joker (OmU) 22.50; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles (OmU) 18.00; Searching Eva<br />

(OmU) 20.00; Die Kinder derToten 21.45; Nevrland<br />

(OmU) 23.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar Hellersdorf (& 04 51/703 0200) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.30, 16.30; Die<br />

Eiskönigin II13.30, 16.30, 19.30; Last Christmas<br />

13.40,16.40,19.40,22.45; Das perfekte Geheimnis<br />

13.40, 17.10, 20.10, 23.00; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus13.50;3D: Die EisköniginII14.00,<br />

17.00, 20.00, 22.30; Die Addams Family 14.15;<br />

Joker 16.40, 20.00, 23.00;Ich warnochniemals in<br />

New York 16.50; LeMans 66: Gegen jede Chance<br />

19.30, 22.20; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

19.50,23.10;Terminator –Dark Fate 23.00<br />

Kino Kiste (& 998 74 81) Ich war noch niemals in<br />

New York 13.30; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

15.30; Parasite 17.15; Lieber Antoine als gar keinen<br />

Ärger 19.30<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (& 038 71/211 41 09) Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.00; Last Christmas<br />

14.10, 16.50, 19.30, 23.00; Die Eiskönigin II<br />

14.20, 16.00, 17.00, 19.40; Der König der Löwen<br />

14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.30,<br />

20.15; Die Addams Family 14.40; Das perfekte Geheimnis<br />

14.45, 17.30, 19.50, 22.45; Angry Birds<br />

2: Der Film 14.50; 3D: Die Eiskönigin II15.00,<br />

17.30, 20.00, 23.00; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 16.45, 19.40, 22.15; Joker 17.00,<br />

20.20, 22.50; Ich war noch niemals in New York<br />

17.10; Der letzte Bulle 17.15; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 19.50; Zombieland 2: Doppelt hält<br />

besser 20.10,23.00; Es: Kapitel II22.10; Terminator<br />

–Dark Fate 22.40<br />

KREUZBERG<br />

Babylon Kreuzberg (& 61 60 96 93) Joker (OmU)<br />

16.20, 19.30, 22.15; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 17.10; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmU) 19.00, 21.50<br />

fsk (& 614 2464) PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 18.00, 22.15; Gott existiert, ihr Name<br />

ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija<br />

(OmU) 18.00; Lara (OmenglU) 19.45; Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 20.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 21.45<br />

Moviemento (& 692 47 85) Invisible Sue –Plötzlich<br />

unsichtbar 14.45; Land des Honigs – Honeyland<br />

(OmU) 17.00; Ich bin Anastasia 19.00;<br />

Systemsprenger 21.15; Fritzi – Eine Wendewundergeschichte<br />

9.00, 15.15; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft (OmU) 11.00; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 17.15; Baskisches Filmfestival: Soinujolearen<br />

Semea –Der Sohn des Akkordeonspielers<br />

(OmenglU) 20.00; Searching Eva (OmenglU)<br />

22.30; Fritzi –EineWendewundergeschichte 10.00;<br />

Booksmart (OmU) 14.15, 19.30; Midsommar<br />

(OmU) 16.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.45<br />

Regenbogen Kino (& 69 57 95 17) Systemsprenger<br />

20.30<br />

Sputnik (& 694 11 47) Shaun das Schaf:Der Film:<br />

UFO-Alarm 15.00; Fünf Dinge, die ich nicht verstehe<br />

(OmenglU) 16.30; Bernadette –Where‘d You<br />

Go, Bernadette (OmU) 18.00; Neues slowenisches<br />

Kino: Ne bom vec luzerk –Ich werde keine Loserin<br />

mehr sein (OmenglU) 20.00; Joker (OmU) 21.45;<br />

Morgen sind wir frei 15.00; BorninEvin–Alles über<br />

Evin (OmU) 16.45; Was gewesen wäre 18.30; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 20.15; The House on<br />

Sorority Row (OF) 22.30<br />

Yorck (& 78 91 32 40) Land des Honigs –Honeyland<br />

(OmU) 15.00; Parasite 17.00, 20.00; New<br />

Yorck Lara 14.50, 17.10, 19.30, 21.50<br />

KÖPENICK<br />

Spreehöfe (& 538 9590) Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.15,20.15; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.45; Die Eiskönigin II15.00, 17.30; Die<br />

Addams Family 15.15; 3D: Die Eiskönigin II 15.30,<br />

18.00, 20.30; LastChristmas 17.30, 20.00; Bernadette<br />

17.45, 20.15; Joker 20.30<br />

Union (& 65 01 31 41) Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance 13.30, 17.00, 20.15; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 13.30, 15.45, 18.00, 20.15; Bernadette 13.30,<br />

18.00; Land des Honigs 16.00; Depeche Mode:<br />

Spirits inthe Forest 20.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Eastgate (& 93 03 02 60)Maleficent:Mächte<br />

der Finsternis 14.00; Last Christmas 14.00,17.15,<br />

19.50; Die Eiskönigin II 14.00, 14.15, 16.30,<br />

19.30; Das perfekte Geheimnis 14.10, 17.00,<br />

19.50, 22.50; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.15; Dora und die goldene Stadt 14.15; 3D:<br />

Die Eiskönigin II14.30, 17.15, 20.00, 22.45; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.45,20.15,<br />

22.45; Ich war noch niemals in NewYork 16.45; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 16.55, 20.00; Joker<br />

17.00, 20.00, 23.00; Zombieland 2: Doppelt hält<br />

besser 20.20, 23.00<br />

MITTE<br />

Acud (& 44 35 94 98) Mein Leben als Zucchini<br />

17.00; Pferde stehlen 18.30; Marianne &Leonard<br />

–Words of Love (OmU) 20.45; Götter von Molenbeek:<br />

Gods ofMolenbeek –Aatos jaAmine (OmU)<br />

18.00; Morgen sind wir frei 19.30;Water Lilies: Der<br />

Liebe auf der Spur 21.30<br />

Babylon (& 242 5969) LieberAntoine als gar keinen<br />

Ärger –Enliberte! (OmU) 18.15; LaKino: Litigante<br />

–The Defandant (OmenglU) 18.15; LaKino:<br />

PerroBomba (OmenglU) 20.00; Premiere: Adelheid,<br />

Kornelius &die Töde (OmenglU; mitGästen)20.30;<br />

Mobile Kino präsentiert: The Irishman (OmU) 20.30;<br />

LaKino: Midnight Family (OmenglU) 21.45; Korea:<br />

Salinuichueok –Memories of Murder (OmU) 22.00;<br />

Birdemic: Shock and Terror (OF) 23.59<br />

Central (& 28 59 99 73) Joker (OmU) 15.30,<br />

18.15, 21.00; BFG: Big Friendly Giant 10.30; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar 14.00; Fritzi –Eine<br />

Wendewundergeschichte 16.00; Zombieland 2:<br />

Doppelt hält besser –Zombieland 2:Double Trap<br />

(OF) 18.00, 20.15, 22.30<br />

CineStar CUBIX (& 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />

Eiskönigin II11.00, 14.00, 17.00, 20.00, 22.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 11.00, 13.45, 16.40,<br />

19.45, 22.50; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

11.00; Die Addams Family 11.15; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.30; Die Eiskönigin<br />

II 11.40, 13.40, 16.30, 19.15; Booksmart 13.20;<br />

Last Christmas 13.50, 16.30, 20.10, 22.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.30, 17.30; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance –Ford vFerrari (OF)<br />

16.00; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

16.30, 19.45, 23.00; Zombieland 2:Doppelt hält<br />

besser 16.40, 20.30, 23.15; Joker 17.00, 19.30,<br />

23.15;LeMans 66: Gegenjede Chance 19.20; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 20.10; Es: Kapitel<br />

II22.40; Midway –Für die Freiheit 23.00; Joker<br />

(OF) 23.15<br />

Hackesche Höfe (& 283 46 03) Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 14.15; Bernadette (OmU) 17.00,<br />

19.30; Parasite – Gisaengchung (OmU) 22.00;<br />

Was gewesen wäre 15.00,19.00; Land des Honigs<br />

–Honeyland (OmU) 17.00; Marriage Story (OmU)<br />

21.00; Pferde stehlen –Utogstjaele hester (OmU)<br />

14.00, 20.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian<br />

chang (OmU) 16.30; Joker (OmU) 22.30; Berlin<br />

Babylon (DFmenglU) 15.00; Marianne &Leonard –<br />

Words of Love (OmU) 17.00; The Irishman (OmU)<br />

19.30; Lara (DFmenglU) 14.30, 19.30; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune<br />

fille enfeu (OmU) 16.45, 21.45<br />

International (& 24 75 60 11)Lara 14.00, 16.30,<br />

19.00; Bernadette (OmU) 21.30<br />

Zeughauskino (& 20 30 47 70) Kurzfilmprogramm<br />

(Ulrich Schamoni) 18.30; Abschied von den Fröschen<br />

21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (& 01 80/505 06 44)<br />

Booksmart 14.05; Das perfekte Geheimnis 14.10,<br />

16.40,19.50; Recep Ivedik VI (OmU) 14.15, 17.10,<br />

17.45,19.50, 20.20,23.00; Last Christmas 14.15,<br />

16.55,19.40,23.00; Everest:Ein Yeti will hochhinaus<br />

14.20; Die Addams Family 14.20, 17.00; Dora<br />

und die goldene Stadt 14.30; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 14.30, 17.15, 20.00, 22.25; Die Eiskönigin II<br />

15.00, 17.00; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

16.40, 19.30, 22.30; 7. Kogustaki Mucize –<br />

Das Wunder in Zelle Sieben (OmU) 16.50, 19.50,<br />

22.40; LeMans 66: Gegen jede Chance 19.30,<br />

22.45; Zombieland 2:Doppelt hält besser 20.10,<br />

23.00;Stephen Kings DoctorSleeps Erwachen(OF)<br />

22.40; Joker 23.00<br />

IL KINO (& 91 70 29 19) Bis dann, mein Sohn<br />

–Dijiu tian chang (OmU) 10.10; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 13.30; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 16.00; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

17.40; Pferde stehlen –Utogstjaele hester (OmU)<br />

19.50; Joker (OmU) 22.00<br />

Neues Off (& 62 70 95 50) Booksmart (OmU)<br />

16.30, 19.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />

21.30<br />

Passage (& 68 23 70 18) Bernadette –Where‘d<br />

You Go, Bernadette (OmU) 17.40, 20.30; Bis dann,<br />

mein Sohn –Dijiu tian chang (OmU) 17.00; Joker<br />

(OmU) 20.40; Land des Honigs –Honeyland<br />

(OmU) 16.30; Systemsprenger 18.30; Bernadette<br />

–Where‘dYou Go, Bernadette (OF) 21.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.20, 20.00<br />

Rollberg (& 62 70 46 45) Official Secrets (OmU)<br />

16.50, 19.30, 22.10; Parasite (OmenglU) 17.30,<br />

20.30; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 15.20,<br />

17.40, 20.00, 22.20; Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance (OmU)15.45,20.00;But Beautiful –Nichts<br />

existiert unabhängig (OmU) 17.20; Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmenglU) 19.00; Joker (OF) 21.40<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (& 66 68 12 34) Die<br />

Eiskönigin II13.50, 14.10, 16.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 16.45, 19.45, 22.50; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.20; Last Christmas 14.25,<br />

16.50, 20.20; 3D: Die Eiskönigin II14.30, 17.15,<br />

20.00, 22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

17.00,19.40,22.30; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 17.05; Joker 19.30, 23.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.30, 23.00<br />

Wolf (& 921 03 93 33) Marriage Story (OmU)<br />

12.00, 21.00; Gott existiert, ihr Name ist Petrunya<br />

–Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija (OmU)<br />

12.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU) 14.00;<br />

Querencia –Heimkehren (OmU) 14.40; Tonari no<br />

Totoro –Mein Nachbar Totoro 16.30; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 16.40; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 19.00; Götter von Molenbeek: Gods of<br />

Molenbeek(OmU) 19.00;Bis dann, mein Sohn –Di<br />

jiu tian chang (OmU) 20.40


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

g werden<br />

nologische Prozesse an<br />

renommierten Wissenschafts-Einrichtungen<br />

verfolgt und mit Forschern<br />

des MIT in Boston, der Nasa<br />

oder des Max-Planck-Instituts gearbeitet.<br />

Er hat vor allem auch aus<br />

nächster Nähe Spinnen studiertund<br />

die fleißigen Gliederfüßer dafür in<br />

riesigen Vitrinen in seinem <strong>Berliner</strong><br />

Atelier fantastische Netz-Architekturenspinnen<br />

lassen.<br />

Einer dieser Glaskästen ist in einem<br />

abgedunkelten Nebenraum der<br />

Galerie aufgestellt. Darineine eigenartig<br />

in der Luft schwebende,silbrige<br />

Gespinst-Landschaft, halb Märchen,<br />

halb Laboratorium. Als Saraceno die<br />

Spinnen bei ihrer Arbeit beobachtete,<br />

kam er auf die Idee, ihreVibrationen<br />

nachzuahmen.„Vielleicht haben<br />

sie uns etwas zu sagen.Vielleicht<br />

gibt es da eine Welt, die wir immer<br />

noch nicht kennen.Wirwissen nicht,<br />

mit wemwir in unseren Häusernzusammenwohnen.<br />

Es ist ein erster<br />

Schritt, zu bemerken, dass es auf diesem<br />

Planeten etwas gibt, das schon<br />

lange vor uns da war.“ Das war die<br />

Initialzündung für seine hallenfüllende<br />

Netz-Installation. Damit verfolgt<br />

er nicht nur eine ästhetische<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Der Künstler: Tomás Saraceno kam<br />

1973 in Tucuman, Argentinien, zur<br />

Welt. Er studierte erst in Buenos Aires<br />

Architektur,danach an der Städel-Schule<br />

FrankfurtamMain. In den vergangenen<br />

zehn Jahren arbeitete er mit dem<br />

Institute of TechnologyMassachussett,<br />

dem deutschen Max-Planck-Institut, der<br />

Nanyang-Universität und in London mit<br />

dem Naturgeschichtlichen Museum und<br />

dem Imperial Collegezusammen. Der<br />

Wahlberliner war der erste Künstler,der<br />

vonSpinnen gewebte Lebensräume<br />

scannte und als begehbare Kunstwerke<br />

rekonstruierte. Er besitzt die erste<br />

dreidimensionale Spinnweben-<br />

Sammlung.<br />

Die Ausstellung „Algo-r(h)i(y)thms“<br />

ist in der Galerie Esther Schipper zu<br />

sehen: Potsdamer Str.81E.<br />

Bis 21. Dezember,Di–Sa 11–18 Uhr.<br />

Tel.:374 43 31 33,<br />

www.estherschipper.com<br />

T. SARACENO/ FOTO: ANDREAS ROSSETTI/ GALERIE ESTHER SCHIPPER<br />

Mission. Es geht auch um die Schönheit<br />

des Alltäglichen, auch Lästigen.<br />

Etwas,das derMensch beseitigt –die<br />

verstaubten Netze jener Tierchen,<br />

vor denen sich Kinder und auch Erwachsene<br />

–mitunter sogar ziemlich<br />

abergläubisch –gruseln.<br />

Saraceno bewegt sich zwischen<br />

Kunst und Wissenschaft, Ökolobbyismus<br />

und Esoterik. Alles ist mit allem<br />

verbunden. Er macht diese Binsenweisheit<br />

so originell wie sinnlich<br />

erfahrbar. Fast wird er damit zum<br />

Propheten: Wir sollten von den klugen,<br />

fleißigen Spinnen lernen, wie<br />

wir als menschliche Gesellschaft<br />

miteinander leben könnten, wie unsereZukunft<br />

sein sollte,umzuüberleben.<br />

Dieser politisch wie poetisch<br />

agierende Künstler,den in Berlin nur<br />

der Hamburger Bahnhof mal zu einer<br />

musealen Schau einlud, träumt<br />

voneiner neuenEthik, einem Leben<br />

ohne Grenzen und ohne fossile<br />

Brennstoffe, die Luft und Klima ruinieren.<br />

DieHörfähigkeit der Spinnen<br />

–auf viel niedrigerer Frequenzen als<br />

die der Menschen –überträgt er als<br />

Schwingungen der Netze zueinem<br />

faszinierenden Klangteppich. Wie<br />

eine kosmische Jamsession.<br />

Literatur<br />

Du<br />

und dein<br />

Nachbar<br />

Der Nachbar oder die<br />

Nachbarin sind als erzählte<br />

Figuren in Deutschland<br />

selten sympathisch. In den<br />

USA schon, da bringen Nachbarn<br />

den neu Eingezogenen<br />

immer gleich einen Auflauf<br />

und Kuchen, ob sie das wollen<br />

oder nicht. Ha! Der letzte<br />

Halbsatz enttarnt schon wieder<br />

tiefdeutsche Erfahrungen<br />

und Perspektive. Natürlich<br />

wollen die neuen Nachbarnin<br />

den Vereinigten Staaten das,<br />

dass sie von den bisherigien<br />

Nachbarn empfangen und<br />

umsorgt werden. Weil sie ja<br />

Gemeinschaftswesen sind,<br />

auch wenn sie ständig umziehen.<br />

Undwir,die wir viel sesshafter<br />

sind und von unseren<br />

Nachbarn javiel länger etwas<br />

haben? Warum halten wir sie<br />

für neugierig, nur weil sie klingeln<br />

und gerne wissen wollen<br />

was das für Musik ist oder was<br />

in unserem Bad verursachen<br />

könnte, dass es durchihreDecketropft?<br />

PetraKohse<br />

Nachbarschaft Literaturhaus Berlin,<br />

ab 13.45Uhr,Fasanenstr.23<br />

Emmauskirche (& 61 69 31 -0)<br />

20.00: Ölberg-Chor,Yvonne Friedli, Luana Welte<br />

(Sopran), Oscar Marin (Tenor), Orchester,Ltg.Ingo<br />

Schulz, Requiem 1692/1984, Heinrich I. F. Biber:<br />

Requiem f-Moll; AndrewLloyd Webber:Requiem<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(& 20 64 99 22) 20.00: MozartPur:Festival<br />

OrchestraBerlin<br />

Haus der Kulturen der Welt (& 39 78 71 75)<br />

20.00: Kammerensemble NeueMusik, Right the<br />

Right, Dan Bodan &Scott Carver: AFlowofSerosities,<br />

Lecture-Performance: John Oswald: Plunderphonics;<br />

Algorave mit Alexandra Cárdenas und Antonio<br />

Roberts<br />

Konzerthaus Berlin (& 203 09 21 01)<br />

20.00 Gr.Saal: Konzerthausorchester Berlin, Ltg.<br />

Michael Sanderling,Noa Wildschut (Violine), Mozart:<br />

Konzertfür Violine und Orchester;Bruckner:Sinfonie<br />

Nr.4Es-Dur „Romantische“<br />

20.00 Werner-Otto-Saal: 25 Jahre modernart ensemble,<br />

Jubiläumskonzert<br />

Mercedes-Benz Arena (& 20 60 70 88 99)<br />

20.00: TheWorld of Hans Zimmer –ASymphonic<br />

Celebration, Ltg.Gavin Greenaway<br />

Philharmonie (& 25 48 83 01)<br />

20.00: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin,<br />

Rundfunkchor Berlin, Staats- und Domchor Berlin,<br />

Solist*innen, Ltg.Robin Ticciati, Hector Berlioz: „La<br />

Damnation de Faust“, dramatische Legende op. 24<br />

Silent Green Kulturquartier (& 46 06 73 24)<br />

19.30 Betonhalle: Splitter Music Festival: Skills:<br />

„Enthusiasm“, UA für Splitter Orchester<br />

21.00 Kuppelhalle: Splitter Music Festival: Ensemble<br />

Skogen, Magnus Granberg: „Let Pass My Weary<br />

Guiltless Ghost“<br />

KINDER<br />

Deutsche OperBerlin (& 34 38 43 43)<br />

18.00 Tischlerei: Die Schneekönigin<br />

Friedrichstadt-Palast (& 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show<br />

(ab 5J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Freizeitforum Marzahn (& 542 70 91)<br />

19.00: Tatort110 –TV-Kommissare lesen: „Andere<br />

machen das beruflich“, Andrea Sawatzki<br />

Ein Daumenkino-Kino-Abend<br />

Wirtshaus Moorlake (& 805 58 09)<br />

19.00: Die Geschichte der Leseratte Walter,mit Walter<br />

Plathe und Maria Mallé, Literarisch-kulinarischer<br />

Abend mit Dreigangmenu. Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

A-Trane (& 313 25 50)<br />

21.00: B3 –FiveYears of Fusion<br />

AstraKulturhaus (& 69 56 68 40)<br />

20.00: 102 Boyz<br />

BKA (& 202 20 07)<br />

20.00: Fee Badenius, Tour 2019/20<br />

Columbiahalle (& 69 81 75 86)<br />

18.00: Hot Water Music<br />

Festsaal Kreuzberg (& 551 50 65 87)<br />

20.00: DieHöchste Eisenbahn<br />

Gretchen (& 25 92 27 02)<br />

20.30: Electro Deluxe<br />

Huxleys Neue Welt (& 301 06 80 88)<br />

20.00: Fatoumata Diawara<br />

Kiste (& 998 74 81)<br />

21.00: Stadtstreicher<br />

Kulturbrauerei/Frannz (& 726 27 93 33)<br />

20.00: Felix Meyer&project île<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (& 44 31 51 00)<br />

20.00: Sabrina Claudio<br />

Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />

19.00: Alec Benjamin, support: BoyinSpace<br />

Passionskirche (& 69 40 12 41)<br />

20.00: Pablo yLudmila &Cuarteto Rotterdam<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (& 25 48 81 32)<br />

20.00: Giora Feidmann (Klarinetten), Muhittin Kemal<br />

Temel (Kanun), Murat Coskun (Perkussion, Gesang),<br />

Gürkan Balkan (Oud, Gitarre) u. a., Klezmer for Peace<br />

Quasimodo (& 318 04 56 70)<br />

22.30: Layla Zoe, Retrospective<br />

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MANDELA<br />

THE OFFICIAL EXHIBITION<br />

FREIHEIT IST<br />

WEDERSCHWARZ<br />

NOCH WEIß<br />

19|10|19 – 15|03|20 BIKINI BERLIN<br />

Tickets unter www.mandelaexhibition.de<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern (& 47 61 18 98) Die Eiskönigin II<br />

13.30, 15.50, 18.10, 20.30; Lara 15.30, 17.50,<br />

20.30<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (& 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />

II 13.40, 16.00, 18.20, 20.40; Bernadette<br />

14.40, 17.30; Bernadette –Where‘d You Go, Bernadette<br />

(OmU) 20.20; Lara 15.40, 20.40; Joker<br />

(OmU) 18.00; Land des Honigs –Honeyland (OmU)<br />

15.00; Bis dann, mein Sohn 17.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.20, 20.40; But Beautiful –Nichts<br />

existiert unabhängig (OmU) 14.45; Parasite 20.00<br />

Kino & Bar in der Königstadt (& 01 63/<br />

262 72 80) Marriage Story (OmU) 16.30; The Irishman<br />

(OmU) 19.30<br />

Kulturbrauerei (& 04 51/703 0200) Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 13.30; Lara 13.30,<br />

16.00; Booksmart 13.30; Deutschstunde 13.40;<br />

Das perfekte Geheimnis 13.45, 16.45, 19.30;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen 14.00; Die<br />

Eiskönigin II14.00, 17.00, 20.00; Systemsprenger<br />

14.10; Bernadette 15.45, 19.00; Joker (OmU)<br />

16.00, 19.45; Der Glanz der Unsichtbaren 16.30;<br />

Official Secrets 16.50, 21.40; Parasite 17.00,<br />

22.40; Around The World in 14 Films: Bacurau<br />

(OmenglU) 18.45; Around The World in14Films:<br />

Animals (OF) 19.00; Pferde stehlen 20.00; Around<br />

The World in14 Films: Dylda –Beanpole: Bohnenstange<br />

(OmenglU) 21.30; Around The World in14<br />

Films: Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao: The<br />

Invisible Life ofEuridice Gusmao –Avida invisivel<br />

de Euridice Gusmao (OmenglU) 21.30; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance 21.50; Die Eiskönigin II–<br />

Frozen 2(OmU) 22.30; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

22.50; Joker (OF) 22.50<br />

Krokodil (& 44 04 92 98) Was gewesen wäre<br />

18.00;Land des Honigs–Honeyland (OmU) 19.30;<br />

Gott existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,imeto<br />

i‘ ePetrunija (OmU) 21.15<br />

UCI Colosseum (& 44 01 92 00) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10, 17.00, 19.45, 23.00; Die<br />

Eiskönigin II 14.15, 16.50; 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.20, 17.10, 20.00, 22.45; Angry Birds 2: Der<br />

Film 14.25; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.30; Booksmart 14.30; Last Christmas 14.40,<br />

17.15, 19.50; Die Addams Family 14.40; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.45; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.45; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

16.40, 19.30; Joker 16.45, 19.50, 23.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.55, 20.20,<br />

22.40; Ich war noch niemals in New York 17.05;<br />

3D: Die Addams Family 17.15; Bernadette 17.15,<br />

20.00; Terminator –Dark Fate 19.45; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.05,22.45; Systemsprenger<br />

20.15; Scary Stories to Tell in the Dark 22.50;<br />

Sneak Preview 23.00<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (& 04 51/703 0200) Angry Birds<br />

2: Der Film 13.30; Last Christmas 13.40, 16.30,<br />

19.40, 23.00; 3D: Die Eiskönigin II 13.45, 16.45,<br />

19.45, 22.45; Das perfekte Geheimnis 13.50,<br />

16.30, 20.10, 23.10; Die Addams Family 14.00;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.05, 16.45;<br />

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe 14.20; Die<br />

Eiskönigin II14.30, 17.15, 20.15; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.30; Stephen Kings<br />

Doctor Sleeps Erwachen 16.05, 19.30, 22.30; Joker16.50,<br />

19.55; Ichwar nochniemals in NewYork<br />

17.00; Der letzte Bulle 17.15; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 19.40, 23.15; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 19.40; Terminator –Dark Fate 20.10,<br />

23.05; Es: Kapitel II 22.30; Midway –Für die Freiheit<br />

23.00; Halloween Haunt 23.20<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema Walther-Schreiber-Platz (& 852 3004)<br />

Ich war noch niemals inNew York 14.30, 17.15,<br />

20.15<br />

Cosima (& 85 07 58 02) Ich war noch niemals in<br />

NewYork 18.00; Systemsprenger 20.15<br />

Odeon (& 78 70 40 19) Bernadette –Where‘d You<br />

Go, Bernadette (OmU) 15.20, 20.30; Marianne &<br />

Leonard –Words of Love (OmU) 18.10<br />

Xenon (& 78 00 15 30) Leid und Herrlichkeit –<br />

Dolor ygloria (OmU) 18.00; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu<br />

(OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (& 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00, 12.00; Die<br />

Eiskönigin II10.00, 12.30, 15.00, 17.40; Die Addams<br />

Family 10.00, 12.10; 3D: Die Eiskönigin II<br />

11.55, 14.25, 17.10, 19.50, 22.55; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 12.10; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00, 17.15, 20.20, 23.00; Maleficent:<br />

Mächteder Finsternis 14.10; Last Christmas 14.10,<br />

16.50, 20.10; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

16.40, 19.30, 22.30; Zombieland 2:Doppelt hält<br />

besser 20.00, 23.10; Joker 22.50<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (& 3336081) Rafiki<br />

(OmU) 10.00; Und der Zukunft zugewandt 13.00;<br />

Ich war noch niemals inNew York 15.15, 20.15;<br />

Systemsprenger 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (& 01 80/505 07 11) Last Christmas14.30,<br />

17.15, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (& 01 80/505 05 20)<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.00, 14.45; Dora und die goldene Stadt 10.00;<br />

Die Eiskönigin II10.00, 12.10, 15.00, 17.45; 3D:<br />

Die Eiskönigin II 10.00, 14.15, 17.15, 20.15; Die<br />

Addams Family 10.00, 12.35, 14.25; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 10.00; Angry Birds 2: Der<br />

Film 10.00; Everest:Ein Yeti willhoch hinaus 12.00;<br />

Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe 12.10; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 12.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10, 17.00, 17.35, 20.00, 20.30,<br />

22.50; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 14.15;<br />

Bernadette 14.50; Joker 16.40, 19.50, 23.00; Le<br />

Mans 66:Gegen jede Chance16.45, 19.30, 23.00;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 17.00,<br />

20.30, 22.45; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

20.30, 23.00<br />

Thalia Movie Magic (& 774 34 40) Ich war noch<br />

niemals in New York 15.15; 3D: Die Eiskönigin II<br />

15.30, 18.00, 20.30; Die Addams Family 15.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 15.30, 18.00, 20.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 17.30,20.30;<br />

Last Christmas 18.00, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (& 26 95 51 00) 70mm: The Untouchables<br />

–Die Unbestechlichen (OF) 20.00; Magical<br />

HistoryTour: Ludwig II.(OmU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (& 040/80 80 69 69)<br />

Die Eiskönigin II 12.30, 14.00, 16.30, 18.00,<br />

19.00, 19.30, 22.00; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 13.00, 16.40, 20.15, 22.30; Le Mans66:<br />

Gegen jede Chance 13.00, 16.30, 20.15, 22.40;<br />

3D: Die Eiskönigin II 13.00, 15.00, 16.00, 17.00,<br />

20.00, 23.00; Playmobil: Der Film 13.30; Joker<br />

13.30, 16.30, 19.40, 19.45, 23.00; Der König der<br />

Löwen 13.30, 16.00, 19.50; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 13.40; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 13.40; Last Christmas 13.40, 16.45,<br />

19.45, 23.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

13.40; Angry Birds 2: Der Film 13.40; Ich war<br />

noch niemals in NewYork 13.50; Dora und die goldene<br />

Stadt 13.50; Die Addams Family 14.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.10, 17.20, 20.30, 23.00;<br />

Systemsprenger 16.30; Parasite 16.30, 19.30,<br />

23.00; Official Secrets 16.30, 19.30; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 16.40, 20.50, 23.00; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 16.40, 19.50;<br />

Downton Abbey 16.40; Booksmart 16.40; Bernadette<br />

16.50,19.45; Lara 17.00,19.50; Halloween<br />

Haunt 19.30, 23.00; Blackand Blue 19.40, 22.40;<br />

Terminator –Dark Fate 19.50, 22.50; Gemini Man<br />

22.25; Once Upon aTime in... Hollywood 22.30;<br />

Midway –Für die Freiheit 22.30<br />

CineStar imSony Center (& 04 51/703 0200)<br />

Foxtrot(OmU) 10.00; Yuli (OmU) 10.15; Booksmart<br />

(OF) 13.20; Last Christmas (OF) 13.30, 17.40,<br />

20.30, 22.20; 3D: Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF)<br />

13.30, 16.30, 19.30, 22.10; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis –Maleficent: Mistress of Evil (OF)<br />

13.50; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 13.50,<br />

16.00, 19.00; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

–Ford vFerrari (OF) 14.00, 16.20, 19.40; Die<br />

Addams Family –The Addams Family (OF) 14.30;<br />

Once Upon a Time in... Hollywood (OF) 16.00;<br />

Bernadette – Where‘d You Go, Bernadette (OF)<br />

16.50; Joker (OF) 17.00, 20.00, 23.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen (OF) 19.30, 23.00;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser –Zombieland 2:<br />

Double Trap (OF) 19.50, 23.15; Terminator –Dark<br />

Fate (OF) 22.40; Parasite 23.15<br />

CineStar IMAX (& 04 51/703 02 00) 3D:Galapagos:<br />

Wunderland der Natur 11.30; 3D: Die Eiskönigin<br />

II13.15; 3D: Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF)<br />

16.15, 19.15; Le Mans 66: Gegen jede Chance –<br />

Ford vFerrari (OF) 22.00<br />

Filmrauschpalast (& 394 4344) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 17.30; Zombieland 2:Doppelt<br />

hältbesser –Zombieland2:Double Trap (OF)20.00<br />

TREPTOW<br />

Astra (& 636 16 50) Die Eiskönigin II 14.00,<br />

16.30; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00; Das perfekte Geheimnis 14.30, 17.15,<br />

20.00, 22.30; 3D: Die Eiskönigin II15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.45; Die Addams Family 15.00; Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 16.00; Stephen Kings<br />

Doctor Sleeps Erwachen 17.00, 20.00, 22.00; Last<br />

Christmas 18.00, 20.30; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 20.00, 22.45; Joker 22.30<br />

Casablanca (& 677 57 52) M.C.Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit 16.15; Deutschstunde 18.00;<br />

Parasite 20.30<br />

CineStar – Der Filmpalast Treptower Park (&<br />

04 51/703 02 00) Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.00; Dora und die goldene Stadt 14.00;<br />

3D: Die Eiskönigin II 14.00, 17.15, 20.00, 22.30;<br />

Angry Birds 2: Der Film 14.00; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.15; Die Addams Family 14.15,<br />

17.10; Das perfekte Geheimnis 14.15, 16.40,<br />

20.10,22.50;Last Christmas 14.30, 17.05, 19.40,<br />

23.10; Die Eiskönigin II14.30, 16.45, 19.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.25, 19.45,<br />

22.30; LeMans 66: Gegen jede Chance 16.25,<br />

19.45; Joker 17.00, 20.15, 22.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.15; Terminator – Dark<br />

Fate 20.00; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

20.15, 23.10; Midway –Für die Freiheit 23.00;<br />

Scary Stories toTell in the Dark 23.10; Halloween<br />

Haunt 23.10<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (& 01 80/505 0311) Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 12.00; Dora und<br />

die goldeneStadt 12.00;Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

12.00; Recep Ivedik VI (OmU) 14.00,<br />

17.10,20.10, 23.00; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.00; Last Christmas 14.10, 17.00, 19.50;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.10, 17.00, 20.15; 3D:<br />

Die Eiskönigin II 14.20, 16.45, 19.30; Die Addams<br />

Family 14.20; Die Eiskönigin II15.00, 17.45; Le<br />

Mans66: Gegen jede Chance 16.20,20.00, 22.15;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.45,<br />

20.30, 22.30; Joker 20.00, 22.50; 7. Kogustaki<br />

Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben (OmU) 23.00<br />

WEISSENSEE<br />

Brotfabrik (& 471 4001) Götter von Molenbeek:<br />

Gods of Molenbeek (OmU) 18.00; Einfach Leben<br />

(OmU) 19.30; PJHarvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 21.30<br />

Toni (& 92 79 12 00) Die Eiskönigin II12.15,<br />

14.30, 16.45, 19.00; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

10.00; Das perfekte Geheimnis 12.30,<br />

15.00,17.30,20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (& 85 40 60 85) Parasite<br />

15.30; Land der Wunder –Le meraviglie (OmU)<br />

18.00; Bernadette –Where‘d You Go, Bernadette<br />

(OmU) 20.30<br />

Eva (& 92 25 53 05) Was gewesen wäre 16.00;<br />

Land des Honigs –Honeyland(OmU) 17.45; Official<br />

Secrets 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (& 811 46 78) Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 16.00; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

18.00; Deutschstunde 20.30<br />

Capitol (& 831 64 17) Lara 15.30, 18.00,<br />

20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (& 03 31/271 81 12) Premiere:<br />

60 Jahre süße Träume –mit dem Sandmann<br />

durchdie Zeit (mit Gästen) 17.00; Zeitschnitt 2019:<br />

Julias Wahn (m. Gästen u.Einführung) 19.00; Systemsprenger<br />

21.30<br />

Thalia Potsdam (& 03 31/743 7020) Fritzi –<br />

Eine Wendewundergeschichte 13.30; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen 13.45; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.15; Lara 14.15, 18.45;<br />

Das perfekte Geheimnis 15.30, 18.00, 20.45; fridays<br />

for future: But Beautiful 16.15; Bernadette<br />

16.15,20.45; Pets II 16.45; Pferde stehlen 18.30;<br />

Deutschstunde (m. Gebärdendolmetscherin) 19.00;<br />

Official Secrets 21.00; Parasite 21.30<br />

UCI Luxe Potsdam Center (& 03 31/233 70)<br />

Die Addams Family 13.40; Die Eiskönigin II 13.45,<br />

14.10, 16.40; Das perfekte Geheimnis 13.50,<br />

16.50,19.45, 20.00, 23.15; Last Christmas 14.00,<br />

17.10, 19.55; 3D: Die Eiskönigin II14.00, 17.00,<br />

20.00, 23.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-<br />

Alarm 14.10; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

14.15; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

16.20, 19.40, 22.45; Ich war noch niemals in New<br />

York 16.30;Maleficent: Mächte derFinsternis 16.45;<br />

Joker 16.45, 19.55, 23.10; Le Mans 66: Gegen jede<br />

Chance 19.50; Zombieland 2: Doppelt hält besser<br />

20.15,23.00; Midway –Für die Freiheit 23.00<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (& 03322/2798877) Die Addams<br />

Family15.00;Das perfekteGeheimnis 17.15, 20.00<br />

CineStar Wildau A10-Erlebniswelt (& 04 51/<br />

703 02 00) 3D: Die Eiskönigin II 14.00, 17.00,<br />

20.00, 23.00; Die Addams Family 14.00, 17.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.00, 17.15, 20.10,<br />

23.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.15; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.15,<br />

17.00; Die Eiskönigin II14.30, 16.30, 19.30; Everest:<br />

Ein Yeti willhoch hinaus 14.40; Last Christmas<br />

14.45,17.20, 20.00,23.00; Dora und die goldene<br />

Stadt 14.45; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.45; Le Mans 66: Gegen jede Chance<br />

16.30,19.30, 22.50; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 16.45, 19.45, 22.50; Der letzte Bulle<br />

17.05; Joker 17.20, 20.15, 23.15; Midway –Für<br />

die Freiheit 19.45; Terminator –Dark Fate 20.15;<br />

Zombieland 2: Doppelt hält besser 20.20, 23.15;<br />

Es:Kapitel II 22.30; Scary Stories to Tell in theDark<br />

23.00; Halloween Haunt 23.30<br />

Movieland Erkner (& 033 62/36 68) 3D: Die Eiskönigin<br />

II 14.45, 17.15, 19.45; DieAddams Family<br />

16.00; Das perfekte Geheimnis 18.00, 20.30


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019<br />

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Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

68 Milliarden Euro für<br />

Internet-Einkäufe<br />

STREAMING<br />

Wielassen sich<br />

Menschen<br />

manipulieren?<br />

VonMarcus Posimski<br />

Für viele war das Jugendbuch „Die<br />

Welle“ Pflichtlektüre in der<br />

Schule. Die Geschichte über ein Experiment<br />

eines Highschool-Lehrers,<br />

der seinen Schülern erklären wollte,<br />

wie es zur Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

kam, wie radikale<br />

Ideen schnell zu Selbstläufern werden.<br />

Hier sind drei Streaming-Tipps,<br />

die sich genau mit diesem Thema<br />

beschäftigen:<br />

„The Wave“: Dieser nur 45 Minuten<br />

lange Film, der im Jahr 1981 fürs<br />

Fernsehen gemacht wurde, erzählt<br />

die in dem Buch von Morton Rhue<br />

aufgegriffene Geschichte nach. Trotz<br />

seiner Kürze ist diese Verfilmung unglaublich<br />

stark. Bruce Davison spielt<br />

den Lehrer, und der unschuldige<br />

80er-Jahre Look des Films lässt das<br />

Finale umso krasser erscheinen. Leider<br />

gibt es den Film nur noch in mittelmäßiger<br />

Qualität, aber dafür kostenlos<br />

bei YouTube zu sehen.<br />

DerFilm istbei YouTube zu finden.<br />

„Die Welle“: Genauso wie im Film<br />

„Das Experiment“ aus dem Jahr 2001<br />

ein amerikanischer Versuch (Stanford-Prison-Experiment<br />

von 1971)<br />

nach Deutschland verlegt wurde,haben<br />

die Macher auch hier das Highschool-Experiment<br />

von 1981 in einem<br />

deutschen Kontext fiktionalisiert.<br />

Jürgen Vogel spielt einen Lehrer,<br />

der widerwillig eine Klasse<br />

unterrichten muss und mit den<br />

Schülern, ohne deren Wissen, einen<br />

Versuch durchführt. Könnte mehr<br />

als 60 Jahre nach Ende dem des<br />

Zweiten Weltkriegs in Deutschland<br />

noch mal eine Diktatur funktionieren?<br />

Sind die Mechanismen, die damals<br />

Hitler an die Macht gebracht<br />

haben, heute noch wirksam? Der<br />

Film „Die Welle“ schafft es, auch<br />

dank seiner wirklich guten Jungdarsteller,<br />

genau dies zu zeigen.<br />

DerFilm kannbei iTunes,Amazon oderGoogle<br />

Playgeliehen werden.<br />

Im Arabischen gibt es zu viele individuelle Dialekte, die noch keine Künstliche Intelligenz umsetzen konnte.<br />

Alexa, warum kannst du kein Arabisch?<br />

300 Millionen Menschen auf der Welt sprechen Arabisch. Sprachassistenten haben damit ihre Probleme<br />

VonAdrian Lobe<br />

Siri ist eine polyglotte Zeitgenossin.<br />

21 Sprachen beherrscht<br />

Apples Sprachassistentin,<br />

dazu noch einige<br />

Dialekte wie etwa das mexikanische<br />

Spanisch. Die Künstliche Intelligenz<br />

mit ihren maschinell lernenden Algorithmen<br />

macht ständig Fortschritte.<br />

Doch mit einer Sprache hat<br />

Siri nach wie vor Schwierigkeiten:<br />

Arabisch.<br />

Seitdem Apple 2015 eine arabische<br />

Version seiner Sprachassistentin<br />

lanciert hat, macht die Software<br />

kaum Fortschritte.Sirihat Probleme<br />

bei der Aussprache und versteht<br />

auch zahlreiche Sprachkommandos<br />

nicht oder falsch. Auch Amazons<br />

Sprachassistentin Alexa und das<br />

Microsoft-Pendant Cortana kommen<br />

mit Arabisch nicht klar. Für die<br />

300 Millionen Menschen, die Arabisch<br />

sprechen, tut sich hier eine<br />

neue Sprachbarriere auf, wenn sie<br />

von Maschinen nicht verstanden<br />

werden.<br />

Arabisch kennt keinen Satzbau<br />

Übersetzung: Die Basis sind<br />

statistische Modelle: Sie<br />

durchpflügen tonnenweise<br />

Texte, vergleichen Übersetzungen.<br />

Google fütterte zum<br />

Beispiel seine Übersetzungs-<br />

KI anfangs mit Dokumenten<br />

der Vereinten Nationen und<br />

der Europäischen Union.<br />

Der Grund liegt zum einen in der<br />

komplexen Syntax und Semantik der<br />

Sprache,zum anderen in der Artund<br />

Weise, wie Sprachcomputer lernen.<br />

Das Arabische kennt im Gegensatz<br />

zu romanischen oder angelsächsischen<br />

Sprachen keinen Satzbau<br />

nach der Vorschrift Subjekt, Prädikat,<br />

Objekt. Das heißt: Ein Algorithmus<br />

kann nicht einfach einen Satz<br />

dekonstruieren und in seine einzelnen<br />

Bestandteile zerlegen. Zudem<br />

gibt es in arabischen Texten keine<br />

Großschreibung, was es für Algorithmen<br />

schwer macht, Namen, geografische<br />

Bezeichnungen und den Anfang<br />

eines Satzes zu erkennen. Erschwerend<br />

kommt hinzu, dass es<br />

zwischen dem modernen Hocharabisch,<br />

wie es etwa in den Medien gesprochen<br />

wird, und den lokalen Dialekten<br />

erhebliche Unterschiede gibt.<br />

Hocharabisch folgt mathematischer<br />

Logik.<br />

„Für Arabisch fehlen schlicht oft<br />

Trainingsdaten“, erklärt der Journalist<br />

und Buchautor Gerald Drißner,<br />

der viel in der arabischenWelt gereist<br />

ist und mehrere Jahre in Ägypten<br />

Arabisch studiert hat, im Gespräch<br />

mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Für die Dialekte<br />

gebe es weder vernünftigeWörterbücher<br />

noch Audio-Aufnahmen<br />

noch eine Aussprachedatenbank,<br />

SO LERNEN SIRI & CO SPRECHEN<br />

Sprachassistenten: Sie errechnen<br />

Wahrscheinlichkeiten,<br />

mit denen ein Wort oder<br />

ein Satz diese oder jene Bedeutung<br />

hat. Das macht sie<br />

bei derAuswahl der Lösungsmöglichkeiten<br />

flexibler,die<br />

Trefferquote konnte so gesteigertwerden.<br />

ArabischeWelt: Erste, vorsichtige<br />

Versuche gibt es<br />

schon: Google hat für seine<br />

Sprachsoftware in diesem<br />

Jahr eine Version für den saudischen<br />

und den ägyptischen<br />

Dialekt lanciert:Google Assistantsoll<br />

die Gebetszeiten<br />

oder das Wetteransagen.<br />

auf die man zurückgreifen könnte.<br />

Die Dialekte unterscheiden sich<br />

selbst bei grundlegenden Dingen<br />

wie Fragewörtern und Verneinung.<br />

„Ein Iraker und ein Marokkaner können<br />

sich nur mit großer Mühe über<br />

einfache Dinge unterhalten. Man<br />

bräuchte also eine Künstliche Intelligenz<br />

für mehr als ein Dutzend arabischer<br />

Dialekte“, konstatiert Drißner.<br />

Diese zu entwickeln kostet viel Zeit<br />

und Geld. Eine logische Alternative<br />

wäre, wie im Deutschen oder Englischen,<br />

der Verzicht auf Dialekte bei<br />

KIs für große Sprachgemeinschaften:<br />

„Da die Grammatik des Hocharabischen<br />

fast einer mathematischen<br />

Logik folgt, wäreesprinzipiell<br />

nicht wirklich schwierig, einer KI formales<br />

Arabisch beizubringen.“<br />

Das Problem: Die Standardsprache,<br />

das sogenannte Hocharabisch,<br />

spricht kein arabischer Muttersprachler<br />

im Alltag. Selbst die korrekte<br />

hocharabische Aussprache bereite<br />

vielen Schwierigkeiten, da sie<br />

Wörter so aussprechen, wie sie es<br />

von ihren Dialekten kennen. „Die<br />

korrekte Aussprache ist für Hocharabisch<br />

aber von großer Bedeutung,<br />

ebenso die korrekte Grammatik.“ Im<br />

Arabischen gibt es zum Beispiel Zeichen<br />

für die Vokalisation von Kurzvokalen,<br />

sogenannte Diakritika, welche<br />

die Semantik von Wörtern verändern<br />

können und Sprachcomputer<br />

vor Probleme stellen. Eine<br />

Alternativewärelaut Drißner eine KI<br />

für die großen Dialektgruppen:„Sehr<br />

viele arabische Muttersprachler können<br />

den ägyptischen Dialekt verstehen<br />

und einfachste Sätze darin formulieren.“<br />

Hoffnung für Analphabeten<br />

GETTY IMAGES<br />

Nach den Erfahrungen des Journalisten<br />

können die jungen Leute in<br />

der Oberschicht in den arabischen<br />

Länderninzwischen Englisch häufig<br />

besser als Arabisch, da sie auf internationale<br />

Privatschulen gehen. Sie<br />

bräuchten kein Arabisch, um mit<br />

Sprachassistenten zu kommunizieren.<br />

Andererseits sei ein Sprachassistent<br />

für die einfachen Menschen in<br />

den arabischen Ländern noch immer<br />

Luxus.„Gerade für die ärmeren<br />

Menschen, für jene also, die zum<br />

Beispiel nicht lesen und schreiben<br />

gelernt haben, würde ein Sprachassistent<br />

enorm hilfreich sein –zumal<br />

diese Technik das gesprochene Wort<br />

in gedruckte Form bringen kann und<br />

umgekehrt“, sagt Drißner.<br />

Nach der Prognose des Kölner Instituts<br />

für Handelsforschung (IFH)<br />

werden die Bundesbürger in diesem<br />

Jahr rund 68 Milliarden Euro für Einkäufe<br />

im Internet ausgeben –knapp<br />

neun Prozent mehr als im Vorjahr.<br />

Damit fällt der Zuwachs prozentual<br />

etwas geringer aus als noch 2018. In<br />

absoluten Zahlen veränderesich<br />

aber kaum etwas am Wachstumstempo<br />

des E-Commerces,betonte<br />

das IFH. So stiegendie Online-Umsätze2017<br />

um 5,5 Milliarden Euro,<br />

2018 um 5,2 Milliarden. Und2019<br />

wirdein Plus von5,4 Milliarden Euro<br />

erwartet. Wachstumstreiber sind dabei<br />

aktuell vorallem Konsumgüter,<br />

aber auch die Bereiche Heimwerker<br />

und Garten sowie Wohnen. (dpa)<br />

Digitales Erbe: Wie<br />

Internetnutzer vorsorgen<br />

Waspassiertmit E-Mail-Konten, Social-Media-Accounts,Onlinebanking-Zugängen<br />

oder persönlichen<br />

Fotos in der Cloud, wenn man stirbt?<br />

Über drei Viertel der deutschen Internetnutzer<br />

(76 Prozent) haben darauf<br />

bislang keine schlüssige Antwort.<br />

Dabei sind sich 42 Prozent der Problematik<br />

nicht bewusst, ein gutes<br />

Viertel (27 Prozent) gibt an, zu wenige<br />

Informationen zu haben, und<br />

rund sieben Prozent ist die Beschäftigung<br />

mit dem eigenen digitalen<br />

Nachlass schlicht unangenehm. Nur<br />

jeder Sechste (15 Prozent) gibt an,<br />

zumindest bei einigen oder sogar allen<br />

Online-Konten vorgesorgt zu haben.<br />

Dassind die Ergebnisse einer<br />

repräsentativen Umfrage im Auftrag<br />

der deutschen E-Mail-Anbieter<br />

Web.de und GMX. (dpa)<br />

Nur wenige twitternzu<br />

Rassismus im Fußball<br />

DieDeutschen thematisieren das<br />

Problem Rassismus im Fußball auf<br />

Twitter nur selten. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Auswertung der Online-Marketing-PlattformSEMrush.<br />

DieExperten analysierten dafür die<br />

internationalen Tweets im Oktober<br />

2019, in denen sich User zum Thema<br />

äußerten. Hintergrund der Analyse<br />

sind die vermehrtauftretenden rassistischen<br />

Vorfälle im Fußball der<br />

vergangenen Wochen. So zählte<br />

SEMrush nur 456 Postings deutscher<br />

User zum Thema Rassismus im Fußball<br />

aufTwitter.Inetwa zwölf Prozent<br />

davon positionierten die Twitterer<br />

sich explizit gegen Ausländerfeindlichkeit.<br />

Nurein Prozent der Beiträge<br />

war rassistisch gefärbt. Diegroße<br />

Mehrheit der Tweets (87 Prozent) benutzt<br />

eine neutrale Sprache. (dpa)<br />

Revolte gegen das Establishment: die Serie<br />

„Wir sind die Welle“ von Netflix NETFLIX<br />

Neujahrsgrüße<br />

Werseine Liebsten in der Silvesternacht mobil erreichen will, sollte sich richtig vorbereiten<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

„Wir sind die Welle“: Bei dem Werk<br />

handelt es sich im Gegensatz zu den<br />

ersten beiden Empfehlungen um<br />

eine Serie. Hier geht es nicht so sehr<br />

um ein Experiment, sondern vielmehr<br />

um eine Gruppe vonJugendlichen,<br />

die sich einem charismatischen<br />

und geheimnisvollen Mitschüler<br />

anschließt, um gegen das<br />

Establishment zu revoltieren. Es ist<br />

natürlich nur eine Frage der Zeit, bis<br />

die Aktionen ein wenig zu drastisch<br />

werden. Diese frisch auf Netflix gestartete<br />

sechsteilige Serieist sehr gut<br />

besetzt und orientiert sich auf erfrischende<br />

Weise an der Originalgeschichte<br />

des Buches.<br />

DieSerie ist bei Netflixzusehen.<br />

Marcus Posimski hat amerikanische<br />

Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

VonKristina Thomas<br />

Wer Neujahrsgrüße direkt um<br />

Mitternacht absetzen möchte,<br />

sollte immer noch mit streikenden<br />

Mobilfunknetzen und Funklöchern<br />

rechnen. Doch wie verhindert man,<br />

dass Nachrichten erst Stunden später<br />

eintrudeln?<br />

In den ersten Minuten des neuen<br />

Jahres sind vor allem in Ballungsgebieten<br />

die Netze teils überlastet –<br />

und auf dem Land sitzt man mitunter<br />

im Funkloch. DieFolgen sind dieselben:<br />

Handyanrufe sind unmöglich,<br />

SMS können auch nicht verschickt<br />

werden.<br />

Überlastung in Ballungsgebieten<br />

Undwer nicht gerade zufällig mit einem<br />

WLAN verbunden ist, kommt<br />

auch per Messenger oder Mail nicht<br />

weiter.Womuss man mit einer Überlastung<br />

der Mobilfunknetze rechnen?<br />

In Ballungsgebieten, wo viel gefeiert<br />

wird, wie am Brandenburger<br />

Torkann das Funk- und Datennetz<br />

nach null Uhr kurzzeitig überlastet<br />

sein, erklärt Henning Gajek vomTelekommunikationsportal<br />

Teltarif.de.<br />

Auch Messenger-Dienste hätten<br />

dann möglicherweise kurz Probleme,die<br />

Masse an Nachrichten zu<br />

bewältigen.<br />

Laut Bernd Theiß vom connect-<br />

Fachmagazin gilt das aber hauptsächlich<br />

für Videonachrichten. Daher<br />

sei es gerade in Ballungsgebieten<br />

ratsam, in den ersten Minuten nach<br />

Mitternacht nur Textnachrichten zu<br />

versenden und gegebenenfalls auch<br />

mal den Messenger-Dienst zu wechseln.<br />

Wenn möglich, sollte man sich<br />

500 Meter oder weiter von Menschenmengen<br />

absetzen, rät Theiß.<br />

Dann loggt sich das Handy vielleicht<br />

in eine Funkzelle ein, die nicht überlastet<br />

ist.<br />

Um „Flaschenhälsen“ in den Mobilfunknetzen<br />

aus dem Weg zugehen,<br />

rät der IT-Branchenverband<br />

Bitkom, Nachrichten vorzuschreiben<br />

und als Entwurfabzuspeichern.<br />

Hilfreich sei auch, vorabeine Versandliste<br />

anzulegen für den Fall, dass<br />

man mehreren Menschen Neujahrsgrüße<br />

mit gleichem Wortlaut schicken<br />

möchte. Soschlägt man zwei<br />

Fliegen mit einer Klappe. Man kann<br />

nicht nur pünktlich auf die Sekunde<br />

mit einem Knopfdruck alle Kurznachrichten<br />

abschicken. Man muss<br />

auch nicht genau dann ins Handy<br />

starren und tippen, wenn um einen<br />

herum die Stimmung hochkocht.<br />

Senden mit Zeitsteuerung<br />

Terminversand: Die Möglichkeit,<br />

Nachrichtenzeitgesteuertzuversenden,<br />

bieten viele Anbieter,Apps oder<br />

Dienste an. Egal, wo man Mobilfunk-Kunde<br />

ist: Die beste Abde-<br />

ckung bieten alle drei Netzbetreiber<br />

derzeit mit ihren Netzen der vierten<br />

Mobilfunkgeneration (4G oder LTE),<br />

erklärt Bernd Theiß. Weralso einen<br />

Tarif mit LTE-Nutzung hat, verringert<br />

zumindest grundsätzlich sein<br />

Funkloch-Risiko –und das natürlich<br />

nicht nur Silvester.<br />

Werdaheim oder bei Freunden zu<br />

Hause feiert, kann seine Messenger-<br />

Nachrichten und E-Mails am zuverlässigsten<br />

perWLAN verschicken, rät<br />

Henning Gajek. Öffentliche WLAN-<br />

Netze seien hingegen in den ersten<br />

Minuten des Jahres oft auch überlastet.<br />

Undwer seine Neujahrsgrüße telefonisch<br />

loswerden möchte, habe<br />

mit dem Festnetz-Telefon – sofern<br />

vorhanden –immer noch die besten<br />

Karten.<br />

Noch ein Tipp: Die Dual-SIM-<br />

Funktion des Handys nutzen und es<br />

mit SIM-Karten verschiedener Netzbetreiber<br />

ausrüsten.<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit unserem<br />

Polizeireporter Philippe Debionne<br />

über den Mord an Richardvon Weizsäckers<br />

Sohn Fritz und das Tatmotiv.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 27<br />

· ·<br />

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TV-Programm<br />

ARD<br />

5.15 Brisant 5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />

nach Neun 9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45<br />

(für HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer<br />

weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG)<br />

Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der Liebe<br />

16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 17.00 (für HG) Tagesschau<br />

17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 18.50 (für HG) Quizduell-Olymp<br />

19.45 (für HG) Sportschau vor acht 19.50 (für<br />

HG) Wetter /Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Weingut Wader –<br />

Nur zusammen sind wir stark<br />

Familienreihe, D2019. Henriette<br />

Richter-Röhlalias Anne Wader steht vor<br />

einer Herausforderung: Als Chefin muss<br />

sie eine Pleite des Weinguts abwenden.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort: Ihr werdet gerichtet<br />

Krimireihe, D2015. Mit Stefan Gubser<br />

23.30 (für HG) Zorn –Wie sie töten<br />

Krimireihe, D2016. Mit Stephan Luca,<br />

Axel Ranisch<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

9.30 (für HG) Alles was zählt 10.00 RTL-Spendenmarathon<br />

2019 10.05 Der Blaulicht Report<br />

11.00 RTL-Spendenmarathon 2019 11.05 Der<br />

Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />

RTL-Mittagsjournal 14.00 RTL-Spendenmarathon<br />

2019 14.05 Die Superhändler –4Räume, 1<br />

Deal 15.00 RTL-Spendenmarathon 2019 15.05<br />

Schätze aus Schrott 16.00 RTL-Spendenmarathon<br />

2019 16.05 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 RTL-Spendenmarathon 2019 17.05<br />

Herz über Kopf 17.30 Unter uns 18.00<br />

RTL-Spendenmarathon 2019 –Das Finale 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell /<br />

Wetter 19.05 (für HG) Alles was zählt 19.40 (für<br />

HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />

Promi-Special<br />

Spielshow. Zum dritten Mal treten 21<br />

Promis im harten TV-Parcours an. Sie<br />

erkämpfen Geld für die RTL-Stiftung „Wir<br />

helfen Kindern e.V.“.<br />

23.55 RTL-Spendenmarathon 2019<br />

Wir helfen Kindern<br />

0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />

0.30 (für HG) Ninja Warrior Germany –<br />

Promi-Special<br />

3.40 Der Blaulicht Report<br />

Reality-Soap<br />

MDR<br />

12.25 Das Sandmännchen–Abenteuer im<br />

Traumland. Animationsfilm, D/F 2010 13.40<br />

Sandmännchen als Ehrengast 13.58 (für HG)<br />

MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR um 2 15.15<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR<br />

um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />

Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG)<br />

Elefant, Tiger &Co. 20.15 (für HG) Die Schlager<br />

des Jahres 22.30 (für HG) MDR aktuell 22.45<br />

(für HG) Riverboat 0.43 MDR aktuell<br />

Bayern<br />

12.40 Fuchs und Gans 13.30 (für HG) Verrückt<br />

nach Zug 14.15 (für HG) Hofgeschichten 14.45<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir in Bayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser<br />

Land Extra 20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 (für<br />

HG) Hubert und Staller 21.05 (für HG) Hubert<br />

und Staller 21.55 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.10 Harry G–Live auf der Bühne! 22.55 Für<br />

eine Handvoll Dollar. Italowestern, I/E/D 1964<br />

0.30 (für HG) Betrogen. Drama, USA 1971<br />

Vox<br />

5.15 CSI: NY 6.00 CSI: NY 6.55 CSI: Den Tätern<br />

auf der Spur 7.50 CSI: Den Tätern auf der Spur<br />

8.45 Verklag mich doch! 9.45 Verklag mich<br />

doch! 10.50 Vox Nachrichten 10.55 Mein Kind,<br />

dein Kind 11.55 Shopping Queen 12.55<br />

Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind 15.00 Shopping Queen 16.00 4<br />

Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein Tisch für<br />

zwei 19.00 Das perfekteDinner 20.00<br />

Prominent! 20.15 Ready to beef 21.15 (für HG)<br />

Kitchen Impossible 0.55 Vox Nachrichten<br />

Super RTL<br />

13.45 Bugs Bunny &Looney Tunes 14.10<br />

Angelo! 14.40 Dragons 15.05 Ninjago 15.40<br />

Alvinnn!!! 16.05 Sally Bollywood 16.35 Barbie<br />

–Traumvilla-Abenteuer 17.05 Grizzy &die<br />

Lemminge 17.30 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann<br />

&Co. KG 18.40 Woozle Goozle und die<br />

Weltentdecker 19.05 Alvinnn!!! und die<br />

Chipmunks 19.15 Novelmore –Die Invictus<br />

19.40 Super Toy Club 20.15 (für HG) Die<br />

Schneekönigin –Feuer und Eis. Animationsfilm,<br />

RUS 2016 21.55 (für HG) CSI: Miami 22.55 (für<br />

HG) CSI: Miami 0.00 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.45 Sport Clips 6.00 Teleshopping 15.30 Cajun<br />

Pawn Stars –Pfandhaus Louisiana 16.30 Storage<br />

Wars –Die Geschäftemacher. Doku-Soap 17.30<br />

Container Wars. Doku-Soap. Je größer, desto<br />

besser /Outdoor Abenteuer 18.30 Sport1 News<br />

19.00 FC Bayern Inside 19.30 Fußball. VIKTORIA<br />

–Böse Geister 20.00 Die PS Profis –Mehr Power<br />

aus dem Pott. Doku-Soap 22.00 Sport1 News<br />

22.30 Sky Sport News HD: Die 2. Bundesliga<br />

23.30 Der bet-at-home.com Quotentalk 23.40<br />

Sport1 News Live 0.00 Sport Clips<br />

ZDF<br />

5.15 (für HG) hallo deutschland 5.30 (für HG)<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) Soko Wismar. Eigenheim 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Tödliche Märchenstunde 17.00 (für<br />

HG) heute 17.10 (für HG) hallo deutschland<br />

17.45 (für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />

Wien. Auf der Flucht 19.00 (für HG) heute /<br />

Wetter 19.25 (für HG) Bettys Diagnose. Abschied<br />

20.15 (für HG) Der Kriminalist<br />

Krimiserie.Unsterblich. Stefan Bergmann<br />

liegt erschlagen in der Badewanne seines<br />

Lofts. Von der Tatwaffe keine Spur. Blüten<br />

und Kerzen um den Tatort künden von<br />

einer Zeremonie. Was wurde gefeiert?<br />

21.15 (für HG) Soko Leipzig<br />

22.00 (für HG) heute journal<br />

22.30 (für HG) heute-show<br />

23.00 aspekte<br />

23.45 heute+<br />

0.00 (für HG) Neo Magazin Royale mit Jan<br />

Böhmermann<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen. Moderation:<br />

Matthias Killing, Alina Merkau. Zu Gast: Paulina<br />

Krasa 10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! Reality-Soap 11.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie!<br />

Reality-Soap 12.00 Anwälte im Einsatz.<br />

Reality-Soap 13.00 Anwälte im Einsatz.<br />

Reality-Soap 14.00 Auf Streife. Reality-Soap<br />

15.00 Auf Streife –Die Spezialisten. Reality-Soap<br />

16.00 Klinik am Südring.Doku-Soap 17.00<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer.<br />

Doku-Soap 17.30 Klinik am Südring /oder Sat.1<br />

Regional-Magazine 18.00 Die Ruhrpottwache<br />

19.00 Genial daneben –das Quiz. Quizshow<br />

19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Dancing onIce<br />

Gemeinsam mit ihren Partnern trainieren<br />

Jenny Elvers, Klaudia mit K, Lina Larissa<br />

Strahl, Nadine Angerer, Nadine Klein, Peer<br />

Kusmagk, Joey Heindle, Eric Stehfest und<br />

André Hamann für die nächste Live-Show.<br />

0.00 Vorschrift ist Vorschrift<br />

Zu Gast: Ruth Moschner, Pierre M.<br />

Krause, Matze Knop, Sonja Zietlow<br />

1.00 Switch reloaded<br />

Comedyshow<br />

1.25 Switch reloaded<br />

Comedyshow<br />

WDR<br />

10.25 Regionales 10.55 (für HG) Planet Wissen<br />

11.55 Nashorn, Zebra &Co. 12.45 (für HG)<br />

WDR aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger &Co.<br />

13.55 (für HG) Lichters Schnitzeljagd 14.25 (für<br />

HG) Tierärztin Dr. Mertens 16.00 (für HG) WDR<br />

aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />

Ausgerechnet 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Der beste Chor im Westen 21.45<br />

(für HG) WDR aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff<br />

23.30 Domian live 0.30 (für HG) Kölner Treff<br />

NDR<br />

12.00 (für HG) Brisant 12.25 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 13.10 (fürHG) In aller Freundschaft<br />

–Die jungen Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) NDR Info 16.20<br />

(für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für HG)<br />

Leopard, Seebär &Co. 18.00 Regionales 18.15<br />

(für HG) Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS!<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) die nordstory 21.15 (für HG)<br />

Morddeutschland 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) NDR Talk Show 0.00 Tietjen talkt<br />

Kabel eins<br />

5.00 K1 Magazin 5.55 Blue Bloods 6.40 Blue<br />

Bloods 7.35 Blue Bloods 8.35 Blue Bloods 9.30<br />

(für HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS 11.10<br />

Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00 (für HG)<br />

Castle 13.55 (für HG) The Mentalist 14.50 (für<br />

HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins news 16.00<br />

Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55<br />

Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt 18.55<br />

Achtung Kontrolle! Wir kümmern uns drum 20.15<br />

Navy CIS 21.15 Navy CIS 22.15 Navy CIS: New<br />

Orleans 23.10 (für HG) Navy CIS: L.A. 0.05 Navy<br />

CIS 0.55 kabel eins late news 1.00 Navy CIS<br />

RTLZWEI<br />

5.15 Privatdetektive im Einsatz 6.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 7.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />

14.00 Station B1 –Kinderärzte mit Herz 15.00<br />

Die Wache Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg<br />

17.00 News 17.05 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Chappie. Science-Fiction-Film,<br />

USA/MEX 2015 22.35 Kill Command –Die<br />

Zukunft ist unbesiegbar. Science-Fiction-Film, GB<br />

2016 0.25 Dead Rising. Horrorfilm, USA 2015<br />

Eurosport 1<br />

8.25 Motorsport 8.55 Motorsport. Formel E.<br />

Qualifikation, live 10.10 Ski Alpin 10.55 Ski<br />

Alpin 11.45 Motorsport 13.00 Motorsport.<br />

Formel E. 1. Saisonrennen, live 14.00<br />

Skispringen 17.55 Skispringen.FIS Weltcup.<br />

Qualifikation (HS 134), live 19.10 Fußball.<br />

Flyeralarm Frauen-Bundesliga: 1. FFC Frankfurt –<br />

Hoffenheim, live 21.10 Fußball 21.25<br />

Nachrichten 21.30 Judo 22.55 Nachrichten<br />

23.00 Fußball. Flyeralarm Frauen-Bundesliga<br />

23.55 Nachrichten 0.00 Motorsport<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 20.15 UHR FAMILIENREIHE<br />

Weingut Wader<br />

Für die Pfälzer Winzerin Anne (Henriette Richter-Röhl) kommt es als<br />

neue Chefin des Weinguts Wader von Beginn an knüppeldick. Zunächst<br />

schafft sie es nur mit Mühe,bei einem Frosteinfall ihreReben zu retten,<br />

dann schließt die Aufsichtsbehörde ihren Betrieb knallhartwegen Betrugsverdacht.<br />

Erst wenn geklärtist, ob 3000 Liter Wein unter der Hand verkauft<br />

wurden und werden Rotwein in den Tanks überschwefelt hat, können<br />

Produktion und Verkauf weitergehen. Nurwenn Annes Mutter für die Fehler<br />

unter ihrerLeitung einsteht, gibt es einenAusweg fürdie Situation. Unterdessen<br />

mussAnnes 17-jährige,blinde Tochter Tori,diemitihrem Freund nach<br />

Mannheim ziehen und Musik studieren will, eine schwere Enttäuschung<br />

verkraften. Nachdem er ausgestiegen ist, stellt Tori ihregroße Liebe infrage.<br />

(D/2019)<br />

Foto: ARD<br />

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Reise nach Kroatien<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL mittel<br />

6 4<br />

8 6<br />

5 1<br />

8 7 9<br />

4 1 3<br />

5<br />

5 1 8 4<br />

3 6<br />

9 5 2<br />

9<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

7 1<br />

7<br />

2 8 4<br />

9 8<br />

5 4<br />

7<br />

3 5<br />

SUDOKU<br />

1 6<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

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LESERREISEN<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 21.11.2019<br />

11. 2019<br />

MITTEL mittel<br />

1 2 5 3 6 4 7 8 9<br />

4 7 9 2 5 8 6 1 3<br />

3 6 8 9 1 7 2 4 5<br />

7 8 1 5 4 3 9 2 6<br />

2 5 6 8 9 1 4 3 7<br />

9 4 3 6 7 2 1 5 8<br />

5 3 7 4 2 9 8 6 1<br />

8 1 2 7 3 6 5 9 4<br />

6 9 4 1 8 5 3 7 2<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

21.11.2019<br />

21. 11. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

4 3 8 6 9 5 2 7 1<br />

6 1 2 7 3 4 9 5 8<br />

5 7 9 1 8 2 3 4 6<br />

2 8 4 3 5 9 6 1 7<br />

7 9 1 2 6 8 4 3 5<br />

3 6 5 4 1 7 8 2 9<br />

1 4 7 8 2 6 5 9 3<br />

9 2 6 5 7 3 1 8 4<br />

8 5 3 9 4 1 7 6 2<br />

RBB<br />

5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />

7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />

aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />

In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />

11.20 (für HG) Sturm der Liebe 12.10 (für HG)<br />

Julia –Eine ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24<br />

13.10 (für HG) Verrücktnach Fluss 14.00 (für<br />

HG) Als meine Frau mein Chef wurde. Romanze,<br />

D2013 15.30 (für HG) Tiere bis unters Dach<br />

16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für HG) Gefragt –<br />

Gejagt 17.00 (für HG) rbb24 17.05 (für HG)<br />

Panda, Gorilla &Co. 17.50 (für HG) Unser<br />

Sandmännchen Wunschfilm 18.02 rbb UM6<br />

18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) 60 Jahre süße Träume<br />

Heute vor 60 Jahren nahm eine<br />

Erfolgsstory ihren Anfang: Am 22.<br />

November 1959 wurde im damaligen<br />

Deutschen Fernsehfunk erstmals „Unser<br />

Sandmännchen“ausgestrahlt.<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 Das Beste von Herricht &Preil<br />

22.45 (für HG) Riverboat<br />

Talkshow<br />

0.45 (für HG) 60 Jahre süße Träume<br />

Mit dem Sandmanndurch die Zeit<br />

2.15 Sandmann nach Mitternacht (1/6)<br />

ProSieben<br />

5.10 2Broke Girls 5.30 The Middle 6.10 (für<br />

HG) Two and aHalf Men 7.35 (für HG) The Big<br />

Bang Theory 8.55 (für HG) How IMet Your Mother<br />

10.40 Fresh Off the Boat 11.05 Mike &Molly<br />

11.30 2Broke Girls 12.30 Mom. Sitcom. Brunch<br />

der Erkenntnis /Der Zeh im Lady-Pool 13.20 (für<br />

HG) Two and aHalf Men. Sitcom. Der Kirchenbesuch<br />

/Ich hab deinen Schnurrbart gefunden /<br />

Hopp, auf den Tisch 14.40 The Middle.<br />

Comedyserie.Die Auszeichnung /Die Urlaubstage<br />

15.35 (für HG) The Big Bang Theory. Sitcom.<br />

Jodeln für Nerds /Onkel Doktor Cooper /Keine<br />

hübschen Frauen! 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 (für HG) Die Simpsons. Freaks in der<br />

Manege /Nichts bereuen 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Pirates of the Caribbean<br />

–Fremde Gezeiten<br />

Abenteuerkomödie,USA/GB 2011. Jack<br />

Sparrow wird von König George II.<br />

beauftragt, die sagenhafte Quelle der<br />

ewigen Jugend zu finden.<br />

23.00 (für HG) John Wick<br />

Actionfilm, USA 2014. Mit Keanu Reeves,<br />

Willem Dafoe<br />

0.55 Street Kings<br />

Thriller, USA 2008. Mit Keanu Reeves,<br />

Forest Whitaker<br />

2.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />

Arte<br />

10.25 Auf der Fährte des Schneeleoparden<br />

11.20 Sibirien –Büffeln in der Tundra 12.15 Re:<br />

12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />

14.00 Die schwarze Tulpe. Abenteuerfilm, F/I/E<br />

1963 15.50 (für HG) Geheimnisvolle Wildblumen<br />

16.45 (für HG) Xenius 17.10 Amerika mit David<br />

Yetman 17.40 Botswana, die Königinnen des<br />

Heavy Metal 18.30 (für HG) Die Schule der Affen<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG)<br />

Jack. Drama, D2014 21.50 Hinter die Welt –Tokio<br />

Hotel 22.50 Seven Songs 23.10 Tracks<br />

23.55 Dans le Club 0.55 Arte Journal<br />

3Sat<br />

11.30 (für HG) Stöckl. 12.30 (für HG) Sehen<br />

statt Hören 13.00 (für HG) ZIB 13.20 (für HG)<br />

Zugvögel 14.05 (für HG) Zugvögel 14.50 (fürHG)<br />

Kielings wildes Afrika 15.35 (für HG) Wie<br />

Elefantendenken 16.20 (für HG) Affenwelten<br />

(1-3/3) 18.30 nano 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Die Akte BND –Waffengeschäfte<br />

deutscher Reeder 21.00 makro 21.30<br />

auslandsjournal extra 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 (für HG) The Way Back –Der lange Weg.<br />

Abenteuerfilm, USA/PL 2010 0.25 (für HG) Zapp<br />

Phoenix<br />

5.15 (für HG) Die Deutschen und die Polen –Die<br />

Geschichte einerNachbarschaft 6.45 Polen 39<br />

7.30 Das Erbe der Treuhand 8.15 Das Erbe der<br />

Treuhand 9.00 phoenix vor ort 9.30 Großbritannien<br />

vor der Wahl 10.00 phoenix vor ort 10.30<br />

phoenix vor ort. CDU-Parteitag 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 BrasiliensKüsten. Doku-<br />

Reihe. Amazonien /Nordeste /Osten 22.30<br />

Avocado 23.00 phoenix der tag 23.50 augstein<br />

und blome. Hongkong brennt: Deutscher Kotau<br />

vor China? 0.00 phoenix persönlich 0.30<br />

augstein und blome<br />

Kika<br />

13.45 (für HG) Die Zeitfälscherin 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Tinkas<br />

Weihnachtsabenteuer 15.25 (für HG) Schneewelt<br />

15.50 (für HG) Mascha und der Bär 16.00 (für<br />

HG) Mascha und der Bär 16.05 (für HG) Chi Rho<br />

16.50 Peter Pan –Neue Abenteuer 17.35 (für<br />

HG) Der kleine Prinz 18.00 Ein Fall für die<br />

Erdmännchen 18.15 Esme &Roy 18.35 (für HG)<br />

Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? 18.47<br />

Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />

Sherazade 19.25 (für HG) logo! 19.30 Alfie,der<br />

kleine Werwolf. Abenteuerkomödie,NL/B2011<br />

Dmax<br />

5.40 Outback Inferno 6.00 Die Aquarium-Profis<br />

6.55 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn 9.25<br />

Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 Baggage<br />

Battles 11.15 Die Zwangsvollstrecker 12.15<br />

Steel Buddies 13.15 Airplane Repo 14.15<br />

Australian Gold 16.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

17.15 Steel Buddies 18.15 A8 –Abenteuer<br />

Autobahn 19.15 Deutschland 24/7 20.15<br />

Alaskan Bush People 21.15 Yukon Men 22.15<br />

Die Angelbuddies 23.15 DMAX News 23.18<br />

Hurricane Man 0.15 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Hessenschau 5.30 ZDF-Morgenmagazin<br />

9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45<br />

Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 que<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Mex –Das Marktmagazin 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Gegen den Hass 21.00<br />

Tagesschau 21.02 London Calling 21.45 Extra<br />

22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/wert 22.45<br />

Shift 23.00 Tagesthemen 23.15 Euroblick 23.4<br />

Tagesschau vor 20 Jahren 0.00 Tagesthemen<br />

0.15 Fakt ist! Talkshow 1.15 Tagesschau 1.25<br />

mehr/wert 1.54 Extra 2.00 Tagesschau 2.10<br />

MDR Sachsen-Anhalt Heute<br />

ONE<br />

5.20 Um Himmels Willen 6.10 Hubert und<br />

Staller 7.00 Bauerfeind –Die Show zur Frau 7.1<br />

Brisant 7.50 Eltern und andere Wahrheiten. Fam<br />

lienfilm, D2017 9.20 Brisant 10.00 Hot in<br />

Cleveland 10.20 Hot in Cleveland 10.40<br />

Lindenstraße 11.10 Hubert und Staller 12.00<br />

Sturm der Liebe 13.35 Um Himmels Willen<br />

14.25 Party of Five 15.50 Hubert und Staller.<br />

Krimiserie 16.40 Hot in Cleveland 17.20<br />

Lindenstraße 17.50 Hart aber herzlich 18.40<br />

Sturm der Liebe 20.15 Nuhr im Ersten 21.00<br />

Jürgen –Heute wird gelebt. Komödie, D2017<br />

22.30 Grand Hotel 23.15 Grand Hotel 0.00<br />

Lifjord –Der Freispruch 3.00 Hot in Cleveland<br />

ZDF NEO<br />

5.45 Gätjens großes Kino 6.00 Nix Festes 6.30<br />

Candice Renoir 7.20 Candice Renoir 8.10<br />

Topfgeldjäger 9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45<br />

(für HG) Bares für Rares 10.40 (für HG) Bares fü<br />

Rares 11.30 Bares für Rares 12.15 (für HG)<br />

Monk 12.55 (für HG) Monk 13.35 Psych 14.15<br />

Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für HG)<br />

Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für HG)<br />

Bares für Rares 18.35 Bares für Rares 19.20 (fü<br />

HG) Bares für Rares 20.15 Death in Paradise<br />

21.05 Death in Paradise 22.00 Death in<br />

Paradise 22.50 Countdown Copenhagen II<br />

23.35 Silent Witness 0.30 Silent Witness 1.20<br />

Silent Witness 2.10 Silent Witness<br />

ZDF INFO<br />

10.45 Falsche Geständnisse –Verhört, erpresst,<br />

verurteilt 11.30 Police Patrol 12.15 Das<br />

errechnete Verbrechen –Die Polizeiarbeit der<br />

Zukunft 13.00 (für HG) Der Austauschcop 13.30<br />

(für HG) Atlantis der Nordsee 14.15 (für HG)<br />

Geisterschiff im Wattenmeer 15.00 Aufgedeckt:<br />

Geheimnisse des Altertums 15.45 Aufgedeckt<br />

–Rätsel der Geschichte 18.00 (für HG) Das<br />

Jahrhundertwrack –Sensationsfund in der Ostsee<br />

18.45 Geniale Rivalen 19.30 Uran –Das<br />

unheimliche Element 21.00 ZDF-History 22.30<br />

Die Atommüll-Lüge 23.15 Super-GAU Tschernobyl<br />

–Sarkophag für die Ewigkeit? 0.00<br />

Oppenheimers Höllenfeuer<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Live aus dem Anhaltischen Theater<br />

Dessau. Heinz Tiessen: Rondo G-Dur op. 21 /<br />

Benjamin Britten: Serenade op. 31 /Arvo Pärt:<br />

„Cantus in memoriam Benjamin Britten“ /Ludwi<br />

van Beethoven: Sinfonie Nr. 4B-Dur op. 60<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Goldberg-Variationen Mit Clemens Goldberg. Z<br />

Gast: der Tenor Daniel Johannsen, ca. 116 Min.<br />

0.05 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) ARD<br />

Nachtkonzert Joseph Haydn: Symphonie Nr. 10<br />

D-Dur –„Salomon“ /Pavel Haas: Bläserquintett,<br />

op. 10 /Claude Debussy: „Printemps“ /<br />

Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert G-Dur,<br />

KV 216 /Paul Hindemith: „Messe 1963“,<br />

ca. 115 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />

eine Ehe in Briefen(5/20). Von Theodor Fontane<br />

Gelesen von JenniferAntoni und Max von<br />

Pufendorfsowie Thomas Thieme als Erzähler,<br />

ca. 30 Min.<br />

0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mitternachtskrimi Furor. Von Lutz Hübner und<br />

Sarah Nemitz. Regie: Stefan Kanis, ca. 55 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Hörspiel Die Jahre aus Gold und Eis (3&4). Von<br />

Tom Peuckert. Folge 3: Gründerzeit /Folge 4:<br />

Gewinne und Verluste,ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Wortwechsel Ein Fossil am Ende. Der deutsche<br />

Kohleausstieg und seine Folgen. Moderation:<br />

Annette Riedel, ca. 55 Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Literatur. Damals hinterm Mond.<br />

Literarische Innenansichtender alten Bundesrepublik.<br />

Von Ralph Gerstenberg, ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Musikfeuilleton Zum zweiten Mal ein Kind. Die<br />

Entdeckung der Kindheit in der Musik der<br />

Romantik. Von Sabine Fringes, ca. 57 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Mit Susanne Papawassiliu. Chrissie<br />

Hynde –wie schon viele bekannte Kolleginnen<br />

und Kollegen vor ihr wendet sich die Pretenders-<br />

Sängerin dem Jazz zu, ca. 30 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Spielraum Bluestime –Neues aus Americana,<br />

Blues und Roots. Am Mikrofon: Tim Schauen,<br />

ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 272 · F reitag, 22. November 2019 – S eite 28 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Andreas Gabalier (35) wollte mit seinem<br />

ersten Hitgar nicht berühmt<br />

werden. DasLied „Soliab hob idi“<br />

war vorzehn Jahren vielmehr dazu<br />

gedacht, seine damalige Ex-Freundin<br />

zurückzugewinnen. „Ich wollte<br />

damit nicht Superstar werden, sondernhegte<br />

die verzweifelte Hoffnung,<br />

dass sie zu mir zurückkehren<br />

wird“, so der österreichische Schlagersänger.Ja,<br />

manchmal müssen sie<br />

einfach raus,die Gefühle.<br />

Donato Toma (61) macht ein verlockendes<br />

Angebot. Wersich in der<br />

entvölkerten italienischen Region<br />

Molise südöstlich vonRom niederlässt,<br />

dem winkt bares Geld. „Wir<br />

zahlen 700 Euro proMonat, und das<br />

drei Jahrelang“, sagt der Regionalpräsident.<br />

Cool, und was steht im<br />

Kleingedruckten? DerNeubürger<br />

muss in ein Dorfmit weniger als<br />

2000 Einwohnernziehen, und das<br />

für mindestens fünf Jahre. Er muss<br />

dortauch ein Unternehmen gründen<br />

oder ein Gebäude als Wohnhaus<br />

sanieren. Vonnichts kommt nichts!<br />

Ariana Grande (26) wirbt für den demokratischen<br />

US-Präsidentschaftskandidaten<br />

Bernie Sanders.Auf Instagram<br />

und Twitter postete die Sängerin<br />

Fotos mit dem 78-Jährigen,<br />

den sie backstage getroffen hatte,<br />

und schrieb dazu: „Mein Mann.“ Sie<br />

danke ihm für alles,wofür er stehe.<br />

Prominente Unterstützung im jungen<br />

Wählersegment –eskönnte<br />

schlechter laufen für Sanders. (avo.)<br />

TIERE<br />

In Cookham westlich von London<br />

halten Alpakas die Augen offen. DPA<br />

Bodyguard: Aufdieser Farm in England<br />

sind Alpakas für den Schutz von<br />

Truthähnen zuständig. Dieflauschigen<br />

Kamele sind nicht nur höchst dekorativ,sondernauch<br />

effizient. Ihr<br />

Plüschfell sollte nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass Alpakas eine<br />

wehrhafte Abneigung gegen Raubtiereund<br />

deren bisweilen besitzergreifendesWesen<br />

hegen. Also halten<br />

sie die Füchse in Schach, die es auf die<br />

Truthähne abgesehen haben. Die<br />

Freude der Hühnervögel ist allerdings<br />

–Sie ahnen es –nur vonkurzerDauer.<br />

Stichwort: Christmas Turkey. (avo.)<br />

Der offiziellen Sprachregelung zufolge trat er von seinen Ämternzurück, doch eigentlich hat seine Mutter,die Queen, ihn gefeuert: Prinz Andrew.<br />

Der Prinz im Skandal-Strudel<br />

Seine Freundschaft zum verstorbenen Millionär Epstein bringt Prinz Andrew zunehmend in Erklärungsnot<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Prinz Andrew winkte und lächelte,<br />

als er am Donnerstagmorgen<br />

in seinem Bentley<br />

sein Zuhause in Windsor<br />

verließ und sich in Richtung London<br />

aufmachte, woerspäter seine<br />

Mutter im Buckingham-Palast treffen<br />

sollte. Eswar eine kleine Showeinlage<br />

für die wartenden Fotografen.<br />

Denn zum Lachen dürfte dem<br />

59-Jährigen keineswegs zumute<br />

sein. Undobesinder aktuellen Krise<br />

hilft, in seinem 170 000 Pfund teuren<br />

Sportwagen aufzutauchen, wenn die<br />

Frage nach der Sinnhaftigkeit und<br />

Finanzierung der Royals aus der<br />

zweiten Reihe zunehmend lauter gestellt<br />

wird, sei einmal dahingestellt.<br />

Aussage in den USA<br />

Die BBC hat für die kommenden<br />

Tage weitere Berichtemit<br />

Aussagen eines weiteren<br />

mutmaßlichen Epstein-Opfers<br />

angekündigt.Epsteinwar<br />

im Augusttot aufgefunden<br />

worden. Ermittler werfen ihm<br />

vor, über Jahre hinweg minderjährigeMädchen<br />

missbraucht<br />

und zur Prostitution<br />

gezwungen haben.<br />

Der Herzog von York gerät nämlich<br />

immer tiefer in den Strudel des Missbrauchsskandals<br />

um den mittlerweile<br />

toten US-Geschäftsmann Jeffrey<br />

Epstein, mit dem der Prinz befreundet<br />

war. Nun haben die Royals<br />

Konsequenzen gezogen, nachdem<br />

die Empörung und vernichtende<br />

Kritik über das von ihm gegebene<br />

Katastrophen-Interview am vergangenen<br />

Wochenende nicht abrissen.<br />

Prinz Andrew legte seine öffentlichen<br />

Aufgaben für die Königsfamilie<br />

bis auf weiteres nieder.<br />

Er habe „Ihre Majestät gebeten,<br />

auf absehbare Zeit von öffentlichen<br />

Aufgaben zurücktreten zu dürfen“,<br />

erklärte der zweitälteste Sohn vonKönigin<br />

Elizabeth II. am Mittwochabend.<br />

Ihm sei in den vergangenen<br />

Tagen klar geworden, dass seine Bekanntschaft<br />

mit dem verurteilten Sexualstraftäter<br />

zu einer„großen Ablenkung“<br />

für die Arbeit der Königsfamilie<br />

und jene in den Organisationen und<br />

Vereinen, die er „mit Stolz“ unterstützt<br />

habe,geworden sei. DieQueen<br />

habe dem Anliegen zugestimmt.<br />

Natürlich handelte es sich lediglich<br />

um eine formelle Freundlichkeit<br />

in dem Schreiben. Es war praktisch<br />

die Monarchin, die ihren Sohn als<br />

Repräsentant der Windsors gefeuert<br />

hatte. Medienberichten zufolge passierte<br />

das in Absprache mit Thronfolger<br />

Prinz Charles. Der Druck war<br />

zu massiv geworden nach dem umstrittenen<br />

Fernsehinterview am Wochenende,<br />

das von Prinz Andrew eigentlich<br />

als Befreiungsschlag gedacht<br />

war. Dieser Versuch ist grundlegend<br />

misslungen. Das Gegenteil<br />

trat ein: Es handelte sich um ein einziges<br />

PR-Desaster.<br />

BELASTENDES MATERIAL<br />

Jeffrey Epstein hatte gute<br />

Kontakte zu Politikernund<br />

Prominenten, darunter auch<br />

US-Präsident Donald Trump.<br />

Die Zeugin Virginia Giuffre<br />

hatte ausgesagt, als 17-Jährigebei<br />

drei Gelegenheiten<br />

zum Sex mit Prinz Andrewgezwungen<br />

worden zu sein.<br />

Dies wies der Prinz im Fernsehinterviewzurück.<br />

Ein Foto aus der Zeit zeigt allerdings<br />

Prinz Andrew(59)<br />

mit Virginia Giuffre im Arm,<br />

ein anderes zeigt den zweitältesten<br />

Sohn vonKönigin<br />

Elizabeth II. im Jahr 2008<br />

bei einem Spaziergang mit<br />

Epstein –zueinem Zeitpunkt,<br />

als dieser bereits wegenSexualstraftaten<br />

verurteilt<br />

worden war.<br />

AFP/ JOHN THYS<br />

Insbesonderedie Tatsache,dass er<br />

weder Mitleid mit den Opfern von<br />

Epstein noch Reue zeigte, löste auf<br />

der Insel Entrüstung aus.Mehrere Firmen<br />

und Universitäten zogen Konsequenzen<br />

aus der möglichen Verwicklung<br />

des Prinzen in den Missbrauchsskandal<br />

und seinen Umgang damit.<br />

Sie kündigten ihre Zusammenarbeit<br />

mit dem Herzog vonYorkauf. Zudem<br />

stoppten einige Sponsoren ihre Unterstützung<br />

für Projekte, für die Andrew<br />

als Schirmherr fungierte.<br />

Für den Prinzen geht es jetzt vor<br />

allem umSchadensbegrenzung. So<br />

stellte er erstmals in Aussicht, bei der<br />

Polizei in den USA auszusagen.<br />

„Selbstverständlich bin ich bereit,<br />

mit jeder angemessenen Ermittlungsbehörde<br />

zusammenzuarbeiten,<br />

wenn es notwendig sein sollte“,<br />

so der Herzog von York. Mit dem<br />

jüngsten Statement versuchte Andrew,<br />

den Eindruck zu korrigieren,<br />

den die Zuschauer am Wochenende<br />

von ihm erhielten. Er bedauere uneingeschränkt<br />

seine Verbindung zu<br />

Epstein und habe „tiefes Mitgefühl“<br />

mit dessen Opfern, hieß es jetzt.<br />

Während des Interviews hatte er<br />

noch auf die Frage,obersich schäme<br />

für seine Freundschaft mit dem verurteilten<br />

Sexualstraftäter, geantwortet,<br />

er bedauere, dass Epstein sich offensichtlich<br />

„unziemlich“ verhalten<br />

habe. Unziemlich? Großbritannien<br />

reagierte fassungslos.<br />

Opferanwältinnen erhöhen Druck<br />

Es galt als der Moment, der die groteske<br />

Diskrepanz zwischen der Sprache<br />

und dem Gebaren des 59-Jährigen<br />

auf der einen Seite und der<br />

Schwere der Vorwürfe gegen ihn sowie<br />

gegen seinen Freund Jeffrey Epstein<br />

auf der anderen Seite zusammenfasste.Von<br />

dem Missbrauch will<br />

Prinz Andrew weiterhin nichts gewusst<br />

haben.<br />

Unterdessen steigt der Druck auf<br />

ihn: Opferanwältinnen drängen den<br />

britischen Prinzen zu einer Aussage.<br />

DerPrinz solle nicht nur zu den strafrechtlichen<br />

Ermittlungen des FBI<br />

beitragen, sondern auch in Zivilklagen<br />

eidesstattliche Erklärungen abgeben<br />

und Beweismittel zur Verfügung<br />

stellen, sagte die US-amerikanische<br />

Anwältin Lisa Bloom, die fünf<br />

mutmaßliche Epstein-Opfer vertritt,<br />

der BBC. Dazu gehörten auch E-<br />

Mails, Kalender, Reisepläne und die<br />

Erlaubnis, dass seine Mitarbeiter<br />

aussagen. Bloom deutete sogar an,<br />

sie könne versuchen, eine Aussage<br />

Andrews zu erzwingen.<br />

Polizei-Mitarbeiter unter<br />

Kinderpornografie-Verdacht<br />

Gegen einen Mitarbeiter der Polizei<br />

in Paderbornwirdermittelt, weil er<br />

kinderpornografisches Material besitzen<br />

soll. EinSprecher der Staatsanwaltschaft<br />

Detmold sagte am<br />

Donnerstag, es werde„wegen Kinderpornografie<br />

gegen einen Regierungsbeschäftigten<br />

der Kreispolizeibehörde<br />

Paderborn“ ermittelt. Die<br />

Polizei in Paderbornteilte mit, der<br />

Mitarbeiter sei mit sofortiger Wirkung<br />

freigestellt worden. DerMann<br />

sei in der Direktion Kriminalität als<br />

IT-Ermittlungsunterstützer eingestellt<br />

worden. DieDirektion Kriminalität<br />

sei auch mit der Bekämpfung<br />

vonAbbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs<br />

befasst. (dpa)<br />

Fünf Tote bei Explosionen in<br />

Feuerwerksfabrik in Italien<br />

BeiExplosionen in einer italienischen<br />

Feuerwerksfabrik sind fünf<br />

Menschen ums Leben gekommen.<br />

DasUnglück ereignete sich am Mittwoch<br />

im Werk der in Italien bekannten<br />

FirmaCosta auf Sizilien und der<br />

angrenzenden Lagerhalle.Erste Erkenntnisse<br />

wiesen darauf hin, dass<br />

das Unglück durch Schweißarbeiten<br />

ausgelöst wurde. (AFP)<br />

Moderator Walter Freiwald<br />

gestorben<br />

Erst Anfang November hatte er seine<br />

Krebserkrankung öffentlich gemacht. DPA<br />

DerFernseh-Moderator Walter Freiwald<br />

ist tot. Freiwald, der vorallem<br />

mit der Sendung „Der Preis ist heiß“<br />

bekannt geworden war,starb am<br />

Sonnabend im Alter von65Jahren,<br />

wie seine WitweamMittwochabend<br />

bestätigte.„Am 16.11.2019 hat er den<br />

Kampf gegen den Krebs verloren.<br />

Sein Lebenswerkals Moderator und<br />

Entertainer,wie auch als liebender<br />

Ehemann und Familienvater bleibt<br />

unvergessen“, hieß es in einer Stellungnahme<br />

auf den Social-Media-<br />

Kanälen Freiwalds.Freiwald hatte<br />

über viele Jahrebei RTLShop moderiertund<br />

galt als Teleshopping-Urgestein.<br />

Vielen ist auch sein Mitwirken<br />

in der RTL-DschungelshowAnfang<br />

2015 in Erinnerung. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute kommt bei mitunter bewölktem Himmel hin und wieder die Sonne<br />

über uns hervor. Eswerden Höchstwertevon 9bis 12 Grad erreicht, und<br />

der Wind weht schwach aus Südost. In der Nacht wird der Himmel gelegentlich<br />

von Wolken verdeckt. Dabei ist mit Tiefsttemperaturen von 7bis<br />

4Grad zurechnen.<br />

Biowetter: In der aktuellen Luftmasse<br />

fühlen sich viele Menschen<br />

unwohl. Der gesunde Tiefschlaf verläuft<br />

gestört. Kreislauf und Blutdruck<br />

sind mitunter Schwankungen 5°/9°<br />

Wittenberge<br />

unterworfen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 8µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 17 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 39 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 91%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südost.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

4°/10° 6°/10°<br />

Luckenwalde<br />

3°/10°<br />

Prenzlau<br />

7°/10°<br />

Cottbus<br />

5°/12°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

bedeckt heiter stark bewölkt<br />

7°/11° 2°/7° 2°/7°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

7°/11°<br />

Mit südlichen Winden kommt in höheren Luftschichten etwas mildere Luft nach<br />

Zentraleuropa. Dies ist zwischen der Küstenregion und Südskandinavien mit<br />

etwas Regen verbunden. Ein Tief über der Biskaya ist für teils heftige Regenfälle<br />

rund um die Iberische Halbinsel verantwortlich.<br />

Köln<br />

3°/9°<br />

Sylt<br />

2°/8°<br />

Saarbrücken<br />

3°/8°<br />

Hannover<br />

2°/8°<br />

Konstanz<br />

1°/8°<br />

Hamburg<br />

3°/8°<br />

Erfurt<br />

1°/7°<br />

Frankfurt/Main<br />

2°/7°<br />

Stuttgart<br />

3°/8°<br />

Rostock<br />

5°/9°<br />

Magdeburg<br />

3°/9°<br />

Nürnberg<br />

0°/6°<br />

München<br />

0°/7°<br />

Rügen<br />

6°/10°<br />

Dresden<br />

6°/10°<br />

Deutschland: Heute gibt es nur stellenweise<br />

Sonnenschein. Häufig überwiegen<br />

dichte Wolken, und die<br />

Temperaturen steigen am Tage auf<br />

6bis 12 Grad. Nachts sinken die<br />

Wertedann auf 7bis 1Grad. Der<br />

Wind weht nur schwach aus südöstlichen<br />

Richtungen. Morgen betragen<br />

die Temperaturen maximal 7bis<br />

12 Grad. Dazu zeigt sich der Himmel<br />

stark bewölkt bis bedeckt. Nur gebietsweise<br />

ist esfreundlich. Der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus<br />

östlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 8°-10°<br />

Nordsee: 8°-11°<br />

Mittelmeer: 14°-25°<br />

Ost-Atlantik: 11°-17°<br />

Mondphasen: 26.11. 04.12. 12.12. 19.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:40 Uhr Sonnenuntergang: 16:04 Uhr Mondaufgang: 01:35 Uhr Monduntergang: 14:42 Uhr<br />

Lissabon<br />

18°<br />

Las Palmas<br />

25°<br />

Madrid<br />

13°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

10°<br />

London<br />

11°<br />

Paris<br />

11°<br />

Bordeaux<br />

12°<br />

Palma<br />

18°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

9°<br />

Oslo<br />

6°<br />

Stockholm<br />

7°<br />

Kopenhagen<br />

9°<br />

Berlin<br />

10°<br />

Mailand<br />

10°<br />

Tunis<br />

22°<br />

Rom<br />

15°<br />

Warschau<br />

7°<br />

Wien<br />

12° Budapest<br />

13°<br />

Palermo<br />

18°<br />

Kiruna<br />

1°<br />

Oulu<br />

2°<br />

Dubrovnik<br />

17°<br />

Athen<br />

21°<br />

St. Petersburg<br />

2°<br />

Wilna<br />

0°<br />

Kiew<br />

-4°<br />

Odessa<br />

4°<br />

Varna<br />

11°<br />

Istanbul<br />

16°<br />

Iraklio<br />

21°<br />

Archangelsk<br />

2°<br />

Moskau<br />

-3°<br />

Ankara<br />

14°<br />

Antalya<br />

20°<br />

Acapulco 32° wolkig<br />

Bali 31° wolkig<br />

Bangkok 31° heiter<br />

Barbados 29° Gewitter<br />

Buenos Aires 27° wolkig<br />

Casablanca 22° bewölkt<br />

Chicago 4° wolkig<br />

Dakar 28° sonnig<br />

Dubai 26° sonnig<br />

Hongkong 26° sonnig<br />

Jerusalem 17° wolkig<br />

Johannesburg 29° Schauer<br />

Kairo 24° sonnig<br />

Kapstadt 26° wolkig<br />

Los Angeles 17° sonnig<br />

Manila 32° wolkig<br />

Miami 26° bewölkt<br />

Nairobi 29° Gewitter<br />

Neu Delhi 28° wolkig<br />

New York 15° Regen<br />

Peking 10° wolkig<br />

Perth 26° wolkig<br />

Phuket 33° heiter<br />

Rio de Janeiro 32° Gewitter<br />

San Francisco 16° sonnig<br />

Santo Domingo 26° bewölkt<br />

Seychellen 30° Gewitter<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 26° Schauer<br />

Tokio 13° Regen<br />

Toronto 10° wolkig

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