Berliner Kurier 24.11.2019
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REISE<br />
NACHRICHTEN<br />
Kein Billig-Urlaub mehr<br />
Foto: dpa<br />
Auf der indonesischen „Drachen-Insel“<br />
Komodo,die<br />
vor allem für ihre Riesen-<br />
Echsen, die Komodowarane,<br />
berühmt ist, sind Touristen<br />
mit wenig Geld nicht<br />
mehr erwünscht.Der Gouverneur,<br />
Viktor Laiskodat,<br />
rät Billig-Urlaubern, künftig<br />
andere Ziele zu wählen.<br />
„Wer als Tourist herkommt,<br />
muss reich sein. Wer arm ist,<br />
soll wegbleiben“, so Laiskodat.<br />
Er ergänzt: „ArmeLeute<br />
haben wir genug. Davon<br />
müssen wir nicht noch mehr<br />
sehen.“<br />
Urlaub kaum nachhaltig<br />
Nach einer Studie des Instituts<br />
Toluna sind die Deutschen<br />
kaum bereit ihr Verhalten<br />
zugunsten der Nachhaltigkeit<br />
zu ändern.Das gilt<br />
vor allem für die Bereiche<br />
Reise und Mobilität.Über 70<br />
Prozent sind überzeugt,<br />
dass die Entscheidungfür<br />
klimafreundliches Reisen<br />
Angebote von „grünen“ Produkten<br />
und Dienstleistungen<br />
stärkt.Nur 44 Prozent<br />
sind jedoch bereit,selbst auf<br />
ökologische Gesichtspunkte<br />
zu achten.<br />
Hilfe bei Reisestreit<br />
Pauschalurlauberkönnen<br />
sich bei Streit mit Buchungsportalen<br />
künftig an<br />
die Schlichtungsstelle für<br />
den öffentlichen Personenverkehr<br />
(SÖP) wenden.<br />
Mehrere Online-Reisebüros<br />
arbeiten ab 1. Dezember mit<br />
der SÖP zusammen. Der<br />
Service ist für Verbraucher<br />
kostenlos.<br />
EC-Karte jetzt akzeptiert<br />
Fahrgäste der Deutschen<br />
Bahn sollen künftig im<br />
Bordrestaurant auch mit<br />
EC-Karte zahlen können.<br />
Bislang kann im Zug nur<br />
mit Bargeld oder Kreditkarte<br />
gezahlt werden.<br />
Künftig werde die Bordgastronomie<br />
der Züge mit<br />
mobilen Kassen ausgestattet,<br />
so eine Bahnsprecherin.<br />
Foto: imago /RupertOberhäuser<br />
Fotos: dpa<br />
Düffel am Niederrhein:<br />
Wo die wilden Gänse rasten<br />
Zwischen Kleve und Duisburgkönnen Vogelfreunde im Winter<br />
Nieselregen hängt über dem<br />
Flachland, Kirchtürme in<br />
der Ferneverwischen im Nebel.<br />
Grau in Grau zeigt sich<br />
die Düffel an diesem Wintersonntag.<br />
„Der Regen stört<br />
die Gänse nicht, es sind ja<br />
Wasservögel“, sagt Andrea<br />
Schulze, Natur- und Landschaftsführerin.<br />
Ihren Gäste<br />
zeigt sie an diesem Tag am<br />
unteren Niederrhein bei<br />
Kleve ein besonderes Naturschauspiel:<br />
arktische Wildgänse<br />
auf der Rast.<br />
Die Düffel ist ein 3800 Hektar<br />
großes Naturschutzgebiet am<br />
Rhein. Die Landschaft mit ihren<br />
Kuhweiden, Mais- und Getreidefeldern<br />
gilt als ein Hotspot<br />
für allerlei Federvieh.<br />
Grau-, Saat- und Weißwangengänse,<br />
aber vor allem arktische<br />
Blässgänse fallen hier<br />
seit Jahrzehnten in<br />
schöner Regelmäßigkeit<br />
Anfang November<br />
zum Überwintern<br />
ein. Außerdem beobachten<br />
lassen sich<br />
Möwen, Grau- und Silberreiher,<br />
Weißstörche und einst aus<br />
Volieren ausgebüxte Nil- und<br />
Jeden Winter<br />
beziehen die<br />
Gänse ihr Revier<br />
am Niederrhein<br />
eingewanderte Kanadagänse,<br />
die links und rechts des Niederrheins<br />
ganzjährig zu Hause<br />
sind.<br />
Andrea Schulze ist mit Naturschützerin<br />
Mona Kuhnigk in<br />
der Düffel unterwegs –und mit<br />
rund 50 Busreisenden. „In unserem<br />
Gebiet können es bis zu<br />
80 000 Blässgänse sein, in<br />
Nordrhein-Westfalen insgesamt<br />
etwa 200 000“, schätzt<br />
Nabu-Mitarbeiterin Kuhnigk<br />
anhand der jährlichen Zählungen.<br />
Die Blässgänse haben bei ihrer<br />
Ankunft am Niederrhein innerhalb<br />
von drei Monaten eine<br />
Flugstrecke von etwa 5000 Kilometern<br />
zurückgelegt und sind<br />
entsprechend ausgezehrt. Im<br />
Winterquartier wird das watschelnde<br />
Federviehwieder rund<br />
und satt.<br />
„Unsere Gänse fressen täglich<br />
ein Drittel ihres Körpergewichts“,<br />
sagt Schulze. „Auf<br />
zwei bis drei Kilo Gans kommen<br />
800 bis 1000<br />
Gramm Gras. Das ist eine<br />
ganze Menge Grünzeug.“<br />
Das Jahr der Blässgänse<br />
verläuft im Drei-<br />
Monats-Rhythmus:<br />
Von November bis Februar<br />
sind sie am Niederrhein. Drei<br />
Monate dauert der Rückflug<br />
zum Sommerquartier auf der<br />
subarktischen Taimyr-Halbinsel<br />
in der sibirischen Region<br />
Krasnojarsk. Dort folgen drei<br />
Monate Brutperiode und Aufzucht<br />
des Nachwuchses,<br />
schließlich folgen erneut drei<br />
Monate Flug nach Südwesten<br />
zum Niederrhein.<br />
Natur und Kultur, beides wird<br />
während der Bustour vermittelt.<br />
Im Dörfchen Niel lassen<br />
Schulze und Kuhnigk die Gäste<br />
vor der Pfarrkirche Sankt Bonifatius<br />
aussteigen.<br />
„Schon die Römer<br />
haben Teile der Düffel<br />
trockengelegt, Holländer<br />
machten im 13.<br />
Jahrhundert die Auenlandschaft<br />
nutzbar“,<br />
sagt Schulze. „Sie zogen<br />
Entwässerungsgräben, und<br />
Bauern konnten sich ansiedeln.“<br />
Doch bis heute gelten dieDüffel<br />
und das benachbarte Naturschutzgebiet<br />
Salmorth als vom<br />
Hochwasser bedroht.<br />
Über schmale Landstraßen<br />
kurvt der Bus nach Zyfflich,<br />
dem Storchendorf am Niederrhein.<br />
Hier brüten seit 1995 ausgewilderte<br />
Weißstörche. An<br />
die 40 Storchenpaare sollen es<br />
Schulze zufolge am Niederrhein<br />
mittlerweile wieder sein.<br />
Hälse recken sich, Ferngläser<br />
werden gezückt: In der Ferne<br />
ist neben den Blässgänsen auch<br />
das Storchenpaar Jan und Marie<br />
zu erkennen. „Die beiden<br />
bleiben hier, der Weg nach<br />
In der Gruppe<br />
lassen sich die<br />
Tiereambesten<br />
beobachten<br />
Afrika ist ihnen zu weit. Sie finden<br />
auch im Winter noch genug<br />
Mäuse zu fressen.“<br />
Hinüber geht es nach Holland,<br />
vorüber am tiefsten<br />
Punkt Nordrhein-Westfalens,<br />
9,20 Meter über dem Meeresspiegel,<br />
zu einem Spaziergang<br />
über den haushohen Deichder<br />
Millingerwaard. Das 700<br />
Hektar große Naturschutzgebiet<br />
ist nichtnur Rückzugsort<br />
von Gänsen<br />
und Wasservögeln,<br />
sondern auch Lebensraum<br />
der seit einigen<br />
Jahren angesiedelten<br />
Galloway-Rinder und<br />
halbwilden Konik-Pferden.<br />
Von Millingen geht eszurück<br />
nach Kleve. Die Gäste schwärmen.<br />
Seit den frühen 1990er Jahren<br />
bietet die Klever Naturschutzstation<br />
ihre Exkursionen an.<br />
„Gans nah“ ist das Motto der<br />
Bustouren in die einsame Auenlandschaft.<br />
Damit sollen auch<br />
die Besucherströme gelenkt<br />
werden, wie Kuhnigk erklärt.<br />
Denn die Gänse werden von<br />
einzelnen Besuchern gestört.<br />
Sobald ein Auto in ihrer Nähe<br />
anhält und Menschen aussteigen,<br />
fliehen die scheuen Überwinterer.<br />
In dichten Schwärmen<br />
steigen sie dann auf, landen<br />
Minuten später auf einer