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Therapeutisches Reiten in der Traumaarbeit - Kristina Hänel

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Nachdem die Pferde abgesattelt waren und ihr obligatorisches Stück Brot zur Belohnung<br />

bekommen hatten, sollten sie wie<strong>der</strong> zur Weide gebracht werden. Durch die vorherige Erfahrung<br />

bestärkt fanden sich sofort drei K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die gerne die Pferde selbst auf die Weide führen wollten.<br />

Für diesen Zweck legten wir den Pferden e<strong>in</strong>e Tell<strong>in</strong>gton-Führkette an. Wir mussten hier und da e<strong>in</strong><br />

wenig mithelfen, da die Pferde durch das saftige Gras am Wegrand sehr verlockt wurden, stehen zu<br />

bleiben und zu fressen, aber im Großen und Ganzen waren die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die Pferde<br />

eigenständig zur Weide zu führen. Spannend wurde es noch, als sich zwei <strong>der</strong> Pferde, die zuvor<br />

geschwitzt hatten, auf <strong>der</strong> Weide zu wälzen begannen. Jetzt sahen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch, woher <strong>der</strong><br />

Dreck kam, den sie zuvor weggeputzt hatten.<br />

Fazit<br />

In dieser Stunde waren Verän<strong>der</strong>ungen bei den e<strong>in</strong>zelnen Gruppenmitglie<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>in</strong>sgesamt zu beobachten. Diese betreffen die Bereiche Angst und Aggression, Kommunikation und<br />

die Übernahme von Verantwortung. Auch <strong>in</strong> dieser Stunde fiel uns wie<strong>der</strong> auf, wie die Gruppe im<br />

Gesamtverhalten trotz <strong>der</strong> Sprachverständigungsschwierigkeiten durch e<strong>in</strong>e praktische Solidarität<br />

gekennzeichnet war. E<strong>in</strong> gegenseitiges Helfen fand hier oft spontaner statt als <strong>in</strong> unseren sonstigen<br />

Gruppen, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sehr viel häufiger zunächst uns um Rat fragen statt sich gegenseitig<br />

zu helfen o<strong>der</strong> erst e<strong>in</strong>mal auszuprobieren.<br />

Im Anschluss an die E<strong>in</strong>heit erfuhren wir noch per Telefon über e<strong>in</strong>en Jungen aus <strong>der</strong> Gruppe,<br />

dass bei ihm an diesem Tag e<strong>in</strong> starke Verän<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>getreten sei. Dieser Junge war immer eher<br />

zurückhaltend und beobachtend gewesen. Auch an diesem Tag hatte er eher beobachtet und fast die<br />

ganze Zeit, als die an<strong>der</strong>en mit Führen und <strong>Reiten</strong> beschäftigt waren, im Apfelbaum gesessen. Nur<br />

für kurze Zeit hatte er auf dem Pferd sitzen wollen und sich dann schon wie<strong>der</strong> zurückgezogen und<br />

zugeschaut. Laut Angaben <strong>der</strong> Betreuer war er, <strong>der</strong> seit den drei Monate zurückliegenden<br />

Ereignissen <strong>der</strong> Flucht nicht mehr gelacht hatte, am Tag nach dem Besuch bei uns wie<br />

ausgewechselt. Er nahm von sich aus Kontakt auf, lachte und erzählte, dass es se<strong>in</strong> schönster Tag<br />

gewesen sei. Offensichtlich hatte sich <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Blockade gelöst.<br />

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