Therapeutisches Reiten in der Traumaarbeit - Kristina Hänel

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Info

z.B. Miriam Miriam ist ein Beispiel für versteckte Aggressionen, wie sie bei Mädchen häufiger anzutreffen sind. Miriam ist 13 Jahre alt. Sie lebt im Heim. Der Entzug des Sorgerechts läuft zur Zeit. Bei ihr bestehen Defizite im Bereich der Wahrnehmung, Zustand nach Gewalterfahrungen und Verdacht auf sexuellen Missbrauch, der aber nicht abgeklärt ist. Miriam ist übergewichtig. In der Einrichtung hat sie auch direkte Aggressionen gezeigt, z.B. ist sie einmal auf eine Betreuerin losgegangen. Im Umgang mit den Pferden kommt die Aggression nur indirekt zum Tragen. Als erstes fiel uns auf, dass unser Pferd, als Miriam auftauchte, scheinbar zufällig nach meiner Kollegin schnappte. Diese Vorgänge wiederholen sich regelmäßig. Einmal kam Miriam und schon von weitem begann ein Pferd zu scheuen. Äußerlich stellt sich ihr Verhalten als großer Liebesbeweis dar, sie will die Pferde füttern, streicheln, merkt aber nicht, dass sie ihnen zu abrupt zu nahe kommt. Sie erkennt die Grenze der Tiere nicht. Durch ihr Verhalten erfährt sie aber immer wieder die gewohnte Ablehnung, weil die Pferde sich wehren müssen. Beim Sitzen auf dem Pferd kommen ähnliche Reaktionen. Verstärkt durch ihr extremes Übergewicht und ihre abrupten Bewegungen sind die Pferde oft unwillig. Es fällt ihr schwer, sich zu konzentrieren, obwohl sie sich sehr anstrengt und alles richtig machen will. Am ehesten ist Entspannung möglich, wenn sie ins Gespräch vertieft ist. Der erste Lernschritt von Miriam wird sein, den Spiegel, den ihr das Pferd vorhält, erkennen zu können, um ihre Aggression beherrschen zu lernen und die Kraft, der sie sich nicht bewusst ist, zielgerichtet einzusetzen. 3.2.5 Integration Integration ins Selbst Nach der Phase des Erinnerns und Trauerns folgt die Zusammensetzung des neuen Selbst. Die Aspekte, die verloren gegangen waren, können wieder integriert werden. Die übermächtigen Strukturen, die das Überleben sicherten, können langsam in den Normalzustand überführt werden. Das Therapeutische Reiten liefert hierfür eine Fülle von Erfahrungsmöglichkeiten auf den Gebieten der Motorik, Wahrnehmung, Kognition und Verhalten. z.B. Raphael, Miriam Ein Junge wie Raphael, der durch das Reiten eine Förderung seiner Wahrnehmung erfährt, dessen Selbstbewusstsein gestärkt wird, wird diese Erfahrungen in seinen Alltag übertragen können. Aus der Einrichtung, in der er untergebracht ist, wird berichtet, dass er zeitgleich mit der Entwicklung, die ihm im Reiten möglich war, auch in der Schule und im Alltag eine große Veränderung gezeigt hat. Seine Frustrationstoleranz ist besser geworden, er neigt nicht mehr so stark zu aggressiven Ausbrüchen, wenn ihm nicht die ganze Aufmerksamkeit zuteil wird, seine Konzentrationsfähgikeit und damit einhergehend sein Lernverhalten haben sich auffallend gebessert. Miriam steht noch ganz am Anfang, bei ihr steht der Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung im Vordergrund. Wenn sie es durch die Therapie mit Hilfe des Pferdes schafft, ihre aggressiven Impulse zu erkennen, wird sie diese als ihr zugehörig erleben können, sie integrieren und dann kontrollieren können. Dies wird schließlich auch ihre Schwierigkeiten im Sozialkontakt vermindern, unter denen sie bisher als unbeliebtes, oft gehänseltes Kind leidet und die ihre weitere Entwicklung hemmen. Integration in die Gemeinschaft „Da kaum jemand die ständigen, strengen Prüfungen des Vertrauens bestehen kann, zieht sich das Opfer im Lauf der Zeit mehr und mehr aus allen Beziehungen zurück. Das Opfer bleibt auch nach der Befreiung isoliert.“ (zit. nach HERMAN, S. 132) Ist die Integration ins Selbst gelungen, kann auch die Integration in die Gemeinschaft, der Aufbau von tragfähigen Sozialkontakten erfolgen. Neben dem Kontakt zum Pferd und zur Reitpädagogin besteht in der Gruppenarbeit die Möglichkeit, Kommunikation zu verschiedenen anderen Mitgliedern der Gruppe zu üben. 18
z.B. Patricia, Silvia Patricia und Silvia, die beiden erwachsenen Frauen mit sehr unterschiedlichem reiterlichem Können und kognitiven Fähigkeiten, hatten beide hintereinander ihren Termin zur Reittherapie. Sie haben zwischenzeitlich von sich aus beschlossen, die Termine zusammenzulegen, um gemeinsam ausreiten zu können. z.B. Astrid, Jasmin Jasmin hat in einem Jahr Einzeltherapie die Blockaden, die der Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten entgegenstanden, abbauen können. Sie ist ein sportliches kleines Mädchen geworden. Sie hatte irgendwann von sich aus keine Lust mehr, alleine zu kommen und sich darauf gefreut, mit anderen Kindern gemeinsam zu kommen. In der Gruppe war sie erst abwartend und hat den anderen zugeschaut, beginnt aber langsam mitzumachen und über Imitation der älteren Mädchen Schritte zu wagen, die ihr vorher verschlossen blieben. Astrid wird im Rahmen der integrativen Gruppenarbeit ausführlich beschrieben. Auch bei ihr wurde es möglich, konstruktive Beziehungen zur Gemeinschaft aufzunehmen, nachdem sie die zuvor unentdeckten eigenen Fähigkeiten im Umgang mit dem Pferd entwickeln konnte. 19
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