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Therapeutisches Reiten in der Traumaarbeit - Kristina Hänel

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3.3 Integrative Gruppen für K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit und ohne Handicaps<br />

Aufgrund <strong>der</strong> zahlreichen Nachfragen nach e<strong>in</strong>er Reitmöglichkeit von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die über die<br />

Ferienspiele unsere Pferde kennen gelernt hatten und <strong>der</strong> Tatsache, dass e<strong>in</strong>ige K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>zelarbeit soweit stabilisiert waren, dass sie an e<strong>in</strong>er Gruppe teilnehmen konnten, begannen wir<br />

mit <strong>der</strong> Arbeit mit <strong>in</strong>tegrativen Gruppen.<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> <strong>in</strong>tegrativen Gruppenarbeit<br />

Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> unseren Gruppen s<strong>in</strong>d zwischen 3 und 16 Jahren alt. Sie s<strong>in</strong>d alle zusätzlich über<br />

e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Beitrag im örtlichen Reitvere<strong>in</strong> angemeldet, um den Versicherungsschutz zu<br />

gewährleisten, da es sich ja <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht um e<strong>in</strong>e Teilnahme am <strong>Reiten</strong> aus<br />

therapeutischen Erwägungen heraus handelt. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> kommen e<strong>in</strong>mal pro Woche für 1 ½<br />

Stunden. Die Eltern o<strong>der</strong> Betreuer s<strong>in</strong>d während <strong>der</strong> Maßnahme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht anwesend. Wenn<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zu Beg<strong>in</strong>n Angst hat, alle<strong>in</strong>e dazubleiben ist es aber möglich, dass die Bezugsperson so<br />

lange anwesend bleibt, wie es nötig ist. Meistens ist das nur für e<strong>in</strong> bis zwei Stunden <strong>der</strong> Fall. Die<br />

Gruppen werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>em Pferd zugeteilt, für das sie mit Putzen, Misten und evtl. Füttern<br />

an dem Tag verantwortlich s<strong>in</strong>d, an dem sie kommen. Oft arbeiten wir aber mit mehreren Pferden,<br />

z.B. bei Spaziergängen nehmen wir alle drei Pferde mit sowie zusätzlich den Hund, <strong>der</strong><br />

abwechselnd an <strong>der</strong> Le<strong>in</strong>e geführt wird. Diese Aufgabe ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel sehr beliebt bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

und gibt häufig Anlass zu Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen, die von den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n gelöst werden<br />

müssen.<br />

Stundenablauf<br />

Jede Stunde hat feste Rituale, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel gleichbleibend s<strong>in</strong>d. Es beg<strong>in</strong>nt damit, dass die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter sich ausmachen, wer welches Pferd putzt und wer die Weide entäppelt, bzw. im<br />

W<strong>in</strong>ter den Stall ausmistet. Diese Aufgaben werden abwechselnd ausgeführt. Die Frage, ob<br />

ausgeritten wird, auf den Platz gegangen wird, mit Sattel o<strong>der</strong> mit Gurt geritten wird, entscheidet<br />

die Gruppe. Wenn es <strong>in</strong> gewissen Punkten ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung gibt, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel geknobelt. Dann<br />

werden die Pferde meist von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zum <strong>Reiten</strong> geführt und mit dem Aufwärmen begonnen.<br />

Beim <strong>Reiten</strong> wechseln sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ab und helfen sich dabei gegenseitig auf das Pferd.<br />

Anschließend werden die Pferde abgesattelt, mit Futter belohnt und entwe<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam auf die<br />

Weide o<strong>der</strong> im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> den Stall gebracht.<br />

3.3.1 Beschreibung e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

Die Gruppe besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> jetzigen Zusammensetzung seit August 2000. Ich beschreibe den<br />

Verlauf von 10 Monaten, also bis Mai 2001. Es handelt sich um e<strong>in</strong>e heterogene Gruppe <strong>in</strong> Bezug<br />

auf Alter, Geschlecht, motorische und kognitive Fähigkeiten sowie soziales Verhalten.<br />

Die Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

• Felicitas ist jetzt 9 Jahre alt. Sie ist <strong>in</strong> dieser Gruppe das e<strong>in</strong>zige K<strong>in</strong>d, das ke<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen<br />

o<strong>der</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigungen hat. Felicitas kam zu uns zusammen mit ihrer 4 Jahre älteren<br />

Schwester, die geistig beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t ist und ca. 1 Jahr lang an e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrativen Gruppe<br />

teilgenommen hat. Felicitas ist kle<strong>in</strong>, drahtig, aufgeweckt. Im Sozialverhalten ist sie zugewandt,<br />

aber hat durch das Zusammenleben mit ihrer beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Schwester manchmal Probleme mit<br />

<strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>anz. Für sie ist <strong>der</strong> Umgang mit den an<strong>der</strong>en beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, auf die sie aber<br />

nicht so viel Rücksicht nehmen muss wie zu Hause auf ihre Schwester, e<strong>in</strong>e Lernerfahrung, die<br />

ihr im geschützten Rahmen die Möglichkeit des Ausprobierens neuer Verhaltensmuster gibt.<br />

• Marianne ist knapp 10 Jahre alt. Sie hat leichte Defizite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation und geht zusätzlich<br />

zur ergotherapeutischen Behandlung. Sie ist e<strong>in</strong> ruhiger, unauffälliger, hilfsbereiter Typ, <strong>der</strong>en<br />

motorische Defizite kaum auffallen. Sie ist zwar zurückhaltend, aber nicht ängstlich, was ihr im<br />

Umgang mit den Pferden zugute kommt.<br />

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