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Inspiration Nr. 1/2020

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EXPERT<br />

LVS-GERÄTE<br />

SCHALTER<br />

ODER SENSOR?<br />

«Die meisten Kunden haben<br />

Freude am Knopf. Ein Tastendruck,<br />

optisches und haptisches<br />

Feedback – gerade beim LVS ist<br />

die Intuition wichtig.»<br />

Mammuts Barryvox reduziert etwa die Sensibilität<br />

von Antennen (und damit die Suchstreifenbreite),<br />

wenn Störelemente vorliegen, bei der<br />

«Interference Protection» von Pieps wird automatisch<br />

auf die weniger beeinträchtigte Antenne<br />

umgeschaltet. Zudem sollen Geistersignale verhindert<br />

werden, indem ausschliesslich über 457<br />

kHz gesendete Signale als Verschüttung angezeigt<br />

werden.<br />

«Die visuelle Führung zum Verschütteten ist<br />

beim Barryvox S von Mammut schon klasse gelöst.»<br />

Neben dem Richtungspfeil und der Distanz<br />

zeigt das Display etwa auch an, in welchem<br />

Tempo und Muster sich der Sucher über den Lawinenkegel<br />

bewegen sollte. Und wer sich zwar<br />

auf der richtigen Feldlinie, aber in die falsche<br />

Richtung bewegt, wird per Signal zur 180-Grad-<br />

Wende aufgefordert. Zielführend, im wahrsten<br />

Sinne des Wortes, ist nicht, die LVS-Geräte mit<br />

möglichst vielen Funktionen vollzustopfen, sondern<br />

die Suche zu vereinfachen. So sind LVS-Geräte<br />

mit integriertem Höhenmesser etwa wieder<br />

vom Markt verschwunden.<br />

Jeder Wintersportler, der im Gelände aktiv ist,<br />

braucht ein LVS-Gerät, vom Skitourengeher<br />

über den Eiskletterer bis zum Alpinisten. Diesen<br />

sehr breiten Markt bedienen fast alle Hersteller<br />

mit einer zweigleisigen Strategie: Neben einem<br />

Topmodell mit Funktionen für Profi-Anwender<br />

(etwa Bergführer und -retter) wird ein etwas<br />

günstigeres Standardmodell angeboten. Mammuts<br />

Topmodell Barryvox S verfügt etwa über<br />

einen Analog-Modus mit erhöhter Suchstreifenbreite<br />

und kann Vitaldaten von Verschütteten<br />

(etwa Bewegungen beim Atmen) übermitteln.<br />

Modelle von Pieps lassen sich via Bluetooth per<br />

App konfigurieren. «Eine klasse Funktion, auch<br />

für Übungsszenarien», meint Bächli-Experte<br />

Schmid, «aber konfigurieren sollte man das Gerät<br />

zu Hause, nicht dann, wenn man die Lawine<br />

Um bei der Verschütteten-<br />

Suche Interferenzen mit<br />

metallischen Gegenständen<br />

oder elektronischen<br />

Geräten zu vermeiden,<br />

sollte man das LVS-Gerät<br />

möglichst weit vom Körper<br />

entfernt halten.<br />

schon kommen sieht.» Schmid selbst rät zwar<br />

nicht jedem Kunden zum Topmodell. «Aber oft<br />

stören die Zusatzfunktionen für Profis den Einsteiger<br />

nicht. Ein Fahranfänger nimmt ja auch<br />

kein Auto ohne ABS.»<br />

FEHLERURSACHE MENSCH<br />

In jüngster Zeit häuften sich die Berichte über<br />

Fehlfunktionen an LVS-Geräten, die Branche verzeichnete<br />

steigende Reklamationsraten, und<br />

selbst SRF berichtete Ende November über<br />

«Geistersignale beim LVS-Gerät». Dahinter<br />

steckt in so gut wie allen Fällen: der Mensch. Ursächlich<br />

für die Fehlfunktionen sind metallische<br />

Gegenstände sowie elektronische Geräte, die<br />

sich zu nah am LVS-Gerät befinden. Im Sendemodus<br />

können Lawinenschaufeln, Sackmesser<br />

oder Magnetknöpfe, aber sogar die Alufolie eines<br />

Müesliriegels das Signal abschirmen. Noch anfälliger<br />

für Störungen ist der Suchmodus: Elektronische<br />

Helfer wie Kameras, Smartphones oder<br />

GPS-Uhren können Probleme verursachen, wenn<br />

sie dem LVS-Gerät zu nah kommen – insbesondere<br />

im Suchmodus. Übrigens stören Smartphones<br />

auch dann, wenn sie im Flugmodus oder<br />

ausgeschaltet sind, und zwar umso mehr, je grösser<br />

ihr Display ist. Matthias Schmid erlebte auf<br />

einer Übung, wie sich ein beheizbarer Handschuh<br />

als Übeltäter entpuppte: «Die Heizschlaufen<br />

im Handschuh haben sich gar nicht mit dem<br />

LVS vertragen». Die Hersteller weisen in ihren<br />

Bedienungsanleitungen offensiv auf diesen Um-<br />

FOTO: MAURITIUS IMAGES / MAXIMILIAN PRECHTEL<br />

MATTHIAS SCHMID,<br />

PRODUKTMANAGER LVS-GERÄTE<br />

stand hin. 50 Zentimeter Abstand vom LVS-Gerät<br />

im Suchmodus und 20 Zentimeter im Sendemodus<br />

gelten derzeit unisono als ausreichend. Das<br />

Handy sollte man also keinesfalls mit dem<br />

LVS-Gerät in eine Tasche stecken. Zudem reagieren<br />

die Hersteller aktiv auf die «Fehlbedienungen»:<br />

BACKLAND<br />

EVERYDAY ADVENTURE<br />

Letztlich liegt eine erfolgreiche Suche mit dem<br />

LVS-Gerät aber immer noch in den Händen des<br />

Nutzers. «Bei uns im Laden kann man alle Funktionen<br />

ausprobieren, das Gerät in die Hand nehmen»,<br />

empfiehlt Schmid, auch einfache Suchszenarien<br />

sind vor Ort möglich. Hat man sich für ein<br />

Gerät entschieden, «ist üben, üben, üben angesagt.<br />

Jährlich mit den Freunden zum Auftakt eine<br />

kleine Tour machen, die LVS auspacken und alles<br />

üben, das ist immer eine gute Idee.» Damit im<br />

Ernstfall jeder weiss, was zu tun ist.<br />

42 INSPIRATION 01 / <strong>2020</strong><br />

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