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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Merkels Macht<br />
herausgefordert<br />
Zum Auftaktdes Jahres<br />
hat Bayerns Ministerpräsident<br />
Markus Söder, zuletzt<br />
eher im Harmoniemodus, für<br />
gehörige Unruhegesorgt. Und<br />
eine Kabinettsumbildung im<br />
Bundeskabinett angeregt. Das<br />
ist die diplomatische Fassung<br />
eines vernichtenden Urteils:<br />
Mit deraktuellen Ministertruppe<br />
kann mannach Söders<br />
Einschätzung offenbar keinen<br />
Blumentopfgewinnen, geschweigedenndie<br />
nächste<br />
Bundestagswahl.<br />
Formell kannder CSU-Chef<br />
nur drei Ministerposten bestimmen.<br />
Doch Söders Vorstoß<br />
wirkt deutlich weiter.<br />
Weil die Ministerdebatte<br />
auch ein Stellvertreterkonflikt<br />
im Kampf um die nächste<br />
Kanzlerkandidatur ist,kann<br />
aus dem vonSöder proklamiertenneuenSchwung<br />
schnellneuer Ärger werden.<br />
Bislanghat Kanzlerin Angela<br />
Merkel Kabinettsumbildungen<br />
meist abgeblockt. Nun<br />
laufen die letzten Monate<br />
ihrer Amtszeitanund in der<br />
Partei rumort es. Söders Ansage<br />
istdamit vor allem auch<br />
eines: ein Test für Merkels<br />
Macht –und für Kramp-Karrenbauers<br />
strategischesGeschick,das<br />
Ruhebedürfnis der<br />
Kanzlerin zu vereinen mitder<br />
Sehnsucht der Partei nach Erneuerung.<br />
MANN DESTAGES<br />
Daniel Günther<br />
Zufrieden ins neue Jahr<br />
blickt Schleswig-Holsteins<br />
Ministerpräsident Daniel<br />
Günther (46, CDU). „Wenn<br />
ich jetzt die<br />
Chance hätte<br />
zu sagen,<br />
die nächste<br />
Landtagswahl<br />
geht so<br />
aus, dass wir<br />
Jamaika<br />
fortsetzen<br />
können,<br />
dann würde<br />
ich das Ergebnis<br />
heute schon nehmen“,<br />
so Günther. Er könne sich<br />
das seit Sommer 2017 regierende<br />
Bündnis aus CDU,<br />
Grünen und FDP „gut für<br />
eine weitere Wahlperiode“<br />
vorstellen.<br />
Foto: Wolfgang Kumm/dpa<br />
Von<br />
Daniela<br />
Vates<br />
BayernsRegierungschef vermisst„Aufbruchstimmung“ und fordertindirekt AKK und die Kanzlerin heraus<br />
Versteht wasvon<br />
Fußball: Markus<br />
Söder mit einem<br />
Bayern-Trikot.<br />
Foto: Frank Hoermann, Sven Simon/dpa<br />
Berlin – Bayerns Ministerpräsident<br />
Markus Söder<br />
fordert die Umbildung des<br />
Bundeskabinetts: „In der<br />
zweiten Halbzeit verstärkt<br />
man sich mit neuen und frischen<br />
Kräften.“<br />
CSU-Chef Markus<br />
Söder fordert für<br />
die zweite Hälfte<br />
der Legislaturperiode<br />
einen Austausch<br />
von Ministern<br />
der großen<br />
Koalition<br />
von Bundeskanzlerin<br />
Angela<br />
Merkel (CDU). „Das ist wie im<br />
Fußball: In der zweiten Halbzeit<br />
verstärkt man sich mit<br />
neuen und frischen Kräften.<br />
Wir sollten daher bis Mitte<br />
des Jahres das Regierungsteam<br />
verjüngen und erneuern.<br />
Denn es braucht Aufbruchstimmung“,<br />
sagte der 53-Jährige<br />
der„BildamSonntag“.<br />
„Das ist wie im Fußball: In<br />
der zweiten Halbzeit verstärkt<br />
man sich mit neuen<br />
und frischen Kräften.“<br />
Markus Söder<br />
Welche Minister ausgetauschtwerden<br />
sollten, wollte<br />
Söderzwar nicht sagen.Dafür<br />
sprach er aus, an welchen Kollegen<br />
er dabei NICHT gedachthat<br />
–den unter heftiger<br />
Kritik stehenden Bundesverkehrsminister<br />
Andreas<br />
Scheuer. Trotz schlechter<br />
Umfragewerteund des Untersuchungsausschusses<br />
zur<br />
Mautvergabe hält der CSU-<br />
Chef an seinem Parteifreund<br />
aus Bayern fest. Scheuer leiste<br />
„gute Arbeit“. „Ich bin überzeugt,<br />
dass er die Vorwürfe im<br />
Untersuchungsausschuss mit<br />
großer Ernsthaftigkeit vollständig<br />
aufklären wird“, so<br />
Söder. Unter dem Stichwort<br />
„Verjüngung“ kämen noch<br />
zwei andere Parteifreunde<br />
Söders infrage: Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer und<br />
Entwicklungshilfeminister<br />
Gerd Müller. Mit 70 Jahren<br />
und 64 Jahren sind sie die ältesten<br />
Minister –neben der<br />
65-jährigen Kanzlerin Angela<br />
Merkel.Müller dürfteein<br />
Rückzug aus inhaltlichen<br />
Gründen schwerfallen. Er<br />
hat sichtlich Spaßanseinem<br />
Amt und gilt in der Parteials<br />
erfolgreich. Seehofer dagegen<br />
hat den Ruf als unberechenbarer<br />
Einzelgänger.<br />
Er hat lange versucht, Söders<br />
Aufstieg zu verhindern.<br />
Neu ins Kabinett wechseln<br />
könnte der Unions-Spitzenkandidat<br />
für die Europawahl,<br />
Manfred Weber. Auch zu<br />
Hochzeiten des Unions-<br />
Flüchtlingsstreits war er einer<br />
der Vertreter eines moderaten<br />
Kurses, ergilt als einer der<br />
Sympathieträger der CSU.<br />
Weber wäre gern EU-Kommissionspräsident<br />
geworden,<br />
scheiterte aber am Widerstand<br />
Frankreichs und istnun<br />
weiter Vorsitzender der konservativen<br />
EVP-Fraktion im<br />
Parlament. Mit dem 47-jährigen<br />
Ingenieur wäre die Niederbayern-Quote<br />
der CSU erfüllt,<br />
falls Scheuer gehen<br />
müsste.<br />
Einen größeren Kabinettsumbau<br />
könnte es geben, wenn<br />
die CDU mitmacht. Seit Längerem<br />
werden in der Partei<br />
Wirtschaftsminister Peter<br />
Altmaier und Bildungsministerin<br />
Anja Karliczek als zu<br />
blass kritisiert. AuchAgrarministerin<br />
Julia Klöckner ist<br />
mittlerweileumstritten.<br />
Die Schwesterparteien<br />
könnten dann Ressorts tauschen:Sokönnteetwa<br />
dasInnenministerium<br />
an die CDU<br />
gehen und statt dessen das<br />
Verteidigungsministerium an<br />
die CSU. Ob Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer allerdings nach<br />
nur einigen Monaten im Amt<br />
das Wehrressort wieder aufgeben<br />
würde, istfraglich.<br />
Der Unions-Wirtschaftsflügel<br />
würde Wirtschaftsminister<br />
Altmaier gerne durch<br />
Friedrich Merz ersetzen. Mit<br />
dem will allerdings Kanzlerin<br />
Angela Merkel wohl ungern<br />
zusammenarbeiten.<br />
Foto: Imago images/DeFodi<br />
Indirekt trifft Markus Söders<br />
Vorstoß einer<br />
Kabinettsumbildung auch sie:<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel.