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Berliner Kurier 06.01.2020

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Merkels Macht<br />

herausgefordert<br />

Zum Auftaktdes Jahres<br />

hat Bayerns Ministerpräsident<br />

Markus Söder, zuletzt<br />

eher im Harmoniemodus, für<br />

gehörige Unruhegesorgt. Und<br />

eine Kabinettsumbildung im<br />

Bundeskabinett angeregt. Das<br />

ist die diplomatische Fassung<br />

eines vernichtenden Urteils:<br />

Mit deraktuellen Ministertruppe<br />

kann mannach Söders<br />

Einschätzung offenbar keinen<br />

Blumentopfgewinnen, geschweigedenndie<br />

nächste<br />

Bundestagswahl.<br />

Formell kannder CSU-Chef<br />

nur drei Ministerposten bestimmen.<br />

Doch Söders Vorstoß<br />

wirkt deutlich weiter.<br />

Weil die Ministerdebatte<br />

auch ein Stellvertreterkonflikt<br />

im Kampf um die nächste<br />

Kanzlerkandidatur ist,kann<br />

aus dem vonSöder proklamiertenneuenSchwung<br />

schnellneuer Ärger werden.<br />

Bislanghat Kanzlerin Angela<br />

Merkel Kabinettsumbildungen<br />

meist abgeblockt. Nun<br />

laufen die letzten Monate<br />

ihrer Amtszeitanund in der<br />

Partei rumort es. Söders Ansage<br />

istdamit vor allem auch<br />

eines: ein Test für Merkels<br />

Macht –und für Kramp-Karrenbauers<br />

strategischesGeschick,das<br />

Ruhebedürfnis der<br />

Kanzlerin zu vereinen mitder<br />

Sehnsucht der Partei nach Erneuerung.<br />

MANN DESTAGES<br />

Daniel Günther<br />

Zufrieden ins neue Jahr<br />

blickt Schleswig-Holsteins<br />

Ministerpräsident Daniel<br />

Günther (46, CDU). „Wenn<br />

ich jetzt die<br />

Chance hätte<br />

zu sagen,<br />

die nächste<br />

Landtagswahl<br />

geht so<br />

aus, dass wir<br />

Jamaika<br />

fortsetzen<br />

können,<br />

dann würde<br />

ich das Ergebnis<br />

heute schon nehmen“,<br />

so Günther. Er könne sich<br />

das seit Sommer 2017 regierende<br />

Bündnis aus CDU,<br />

Grünen und FDP „gut für<br />

eine weitere Wahlperiode“<br />

vorstellen.<br />

Foto: Wolfgang Kumm/dpa<br />

Von<br />

Daniela<br />

Vates<br />

BayernsRegierungschef vermisst„Aufbruchstimmung“ und fordertindirekt AKK und die Kanzlerin heraus<br />

Versteht wasvon<br />

Fußball: Markus<br />

Söder mit einem<br />

Bayern-Trikot.<br />

Foto: Frank Hoermann, Sven Simon/dpa<br />

Berlin – Bayerns Ministerpräsident<br />

Markus Söder<br />

fordert die Umbildung des<br />

Bundeskabinetts: „In der<br />

zweiten Halbzeit verstärkt<br />

man sich mit neuen und frischen<br />

Kräften.“<br />

CSU-Chef Markus<br />

Söder fordert für<br />

die zweite Hälfte<br />

der Legislaturperiode<br />

einen Austausch<br />

von Ministern<br />

der großen<br />

Koalition<br />

von Bundeskanzlerin<br />

Angela<br />

Merkel (CDU). „Das ist wie im<br />

Fußball: In der zweiten Halbzeit<br />

verstärkt man sich mit<br />

neuen und frischen Kräften.<br />

Wir sollten daher bis Mitte<br />

des Jahres das Regierungsteam<br />

verjüngen und erneuern.<br />

Denn es braucht Aufbruchstimmung“,<br />

sagte der 53-Jährige<br />

der„BildamSonntag“.<br />

„Das ist wie im Fußball: In<br />

der zweiten Halbzeit verstärkt<br />

man sich mit neuen<br />

und frischen Kräften.“<br />

Markus Söder<br />

Welche Minister ausgetauschtwerden<br />

sollten, wollte<br />

Söderzwar nicht sagen.Dafür<br />

sprach er aus, an welchen Kollegen<br />

er dabei NICHT gedachthat<br />

–den unter heftiger<br />

Kritik stehenden Bundesverkehrsminister<br />

Andreas<br />

Scheuer. Trotz schlechter<br />

Umfragewerteund des Untersuchungsausschusses<br />

zur<br />

Mautvergabe hält der CSU-<br />

Chef an seinem Parteifreund<br />

aus Bayern fest. Scheuer leiste<br />

„gute Arbeit“. „Ich bin überzeugt,<br />

dass er die Vorwürfe im<br />

Untersuchungsausschuss mit<br />

großer Ernsthaftigkeit vollständig<br />

aufklären wird“, so<br />

Söder. Unter dem Stichwort<br />

„Verjüngung“ kämen noch<br />

zwei andere Parteifreunde<br />

Söders infrage: Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer und<br />

Entwicklungshilfeminister<br />

Gerd Müller. Mit 70 Jahren<br />

und 64 Jahren sind sie die ältesten<br />

Minister –neben der<br />

65-jährigen Kanzlerin Angela<br />

Merkel.Müller dürfteein<br />

Rückzug aus inhaltlichen<br />

Gründen schwerfallen. Er<br />

hat sichtlich Spaßanseinem<br />

Amt und gilt in der Parteials<br />

erfolgreich. Seehofer dagegen<br />

hat den Ruf als unberechenbarer<br />

Einzelgänger.<br />

Er hat lange versucht, Söders<br />

Aufstieg zu verhindern.<br />

Neu ins Kabinett wechseln<br />

könnte der Unions-Spitzenkandidat<br />

für die Europawahl,<br />

Manfred Weber. Auch zu<br />

Hochzeiten des Unions-<br />

Flüchtlingsstreits war er einer<br />

der Vertreter eines moderaten<br />

Kurses, ergilt als einer der<br />

Sympathieträger der CSU.<br />

Weber wäre gern EU-Kommissionspräsident<br />

geworden,<br />

scheiterte aber am Widerstand<br />

Frankreichs und istnun<br />

weiter Vorsitzender der konservativen<br />

EVP-Fraktion im<br />

Parlament. Mit dem 47-jährigen<br />

Ingenieur wäre die Niederbayern-Quote<br />

der CSU erfüllt,<br />

falls Scheuer gehen<br />

müsste.<br />

Einen größeren Kabinettsumbau<br />

könnte es geben, wenn<br />

die CDU mitmacht. Seit Längerem<br />

werden in der Partei<br />

Wirtschaftsminister Peter<br />

Altmaier und Bildungsministerin<br />

Anja Karliczek als zu<br />

blass kritisiert. AuchAgrarministerin<br />

Julia Klöckner ist<br />

mittlerweileumstritten.<br />

Die Schwesterparteien<br />

könnten dann Ressorts tauschen:Sokönnteetwa<br />

dasInnenministerium<br />

an die CDU<br />

gehen und statt dessen das<br />

Verteidigungsministerium an<br />

die CSU. Ob Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer allerdings nach<br />

nur einigen Monaten im Amt<br />

das Wehrressort wieder aufgeben<br />

würde, istfraglich.<br />

Der Unions-Wirtschaftsflügel<br />

würde Wirtschaftsminister<br />

Altmaier gerne durch<br />

Friedrich Merz ersetzen. Mit<br />

dem will allerdings Kanzlerin<br />

Angela Merkel wohl ungern<br />

zusammenarbeiten.<br />

Foto: Imago images/DeFodi<br />

Indirekt trifft Markus Söders<br />

Vorstoß einer<br />

Kabinettsumbildung auch sie:<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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