Elisa Dunkelberg, Immanuel Stieß - ENEF-Haus
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Energieeffiziente Sanierung von Eigenheimen 7<br />
2. Einleitung und Zielsetzung<br />
Die Potenziale zur Einsparung an Energie und CO2-Äquivalenten im Ein- und Zweifamilien-<br />
hausbestand durch Modernisierung der Heizungstechnik sowie durch energetische Sanierung<br />
der Gebäudehülle sind erheblich (BMVBS 2007; dena 2007; Diefenbach und Enseling 2007;<br />
Weiß und <strong>Dunkelberg</strong> 2010). Selbst bei Berücksichtigung der im Bestand bereits umgesetzten<br />
energetischen Sanierungen können weitere 35 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr allein<br />
durch eine energetische Sanierung der Gebäudehüllen erzielt werden (Weiß und <strong>Dunkelberg</strong><br />
2010). Demgegenüber liegt die aktuelle Sanierungsrate bei den relevanten Maßnahmen – ins-<br />
besondere der Dämmung der Fassade und des Daches beziehungsweise der obersten Ge-<br />
schossdecke und dem Einsatz Erneuerbarer Energien in Heizungssystemen – derzeit deutlich<br />
unter den aufgrund der Sanierungszyklen zu erwartenden Raten. Bei gleichbleibenden Sanie-<br />
rungsraten würde daher eine umfassende energetische Modernisierung des Ein- und Zweifami-<br />
lienhausbestands erst in mehreren Dekaden erreicht. Beispielsweise wären erst im Jahr 2080<br />
alle Fassaden von Ein- und Zweifamilienhäusern gedämmt. Außerdem finden nach wie vor viele<br />
Sanierungen an Fassade und Dach ganz ohne Dämmmaßnahmen statt, so dass Anlässe ver-<br />
passt werden, bei denen die Sanierung wirtschaftlich umsetzbar ist. Ähnlich vergeudete Poten-<br />
ziale gibt es auch in Hinblick auf die Heizungssysteme, bei denen immer noch jährlich 0,5% der<br />
Eigenheimbesitzer/innen Niedertemperaturheizungen einbauen – und damit ein Heizungssys-<br />
tem, das nicht mehr dem Stand der Technik entspricht (Weiß und <strong>Dunkelberg</strong> 2010).<br />
Neben ordnungsrechtlichen und förderpolitischen Instrumenten können Kampagnen sowie<br />
Energieberatungen zur Steigerung der Gebäudeenergieeffizienz beitragen. Evaluationen ver-<br />
schiedener Beratungsangebote kommen zu dem Ergebnis, dass Energieberatungen die Sanie-<br />
rungsentscheidung positiv beeinflussen, indem energetische Sanierungen angestoßen und ge-<br />
plante Sanierungsvorhaben energetisch optimiert werden (z.B. IFEU 2005; IFEU 2008; <strong>Stieß</strong><br />
und Birzle-Harder 2010). Planen Eigenheimbesitzer/innen bereits eine konkrete energetische<br />
Sanierungsmaßnahme, so bieten Energieberatungen die Möglichkeit zusätzliche Maßnahmen<br />
anzuregen oder das Sanierungsgeschehen positiv zu beeinflussen, indem zum Beispiel eine<br />
anspruchsvollere Umsetzung in Form einer dickeren Dämmerung erfolgt (z.B. <strong>Stieß</strong> und Birzle-<br />
Harder 2010). Frondel et al. (2008) dagegen zweifeln die Effektivität von Energieberatungen an<br />
und kommen zu dem Ergebnis, dass die Mitnahmeeffekte hoch sind und die meisten Sanie-<br />
rungsmaßnahmen auch ohne die Beratung erfolgen würden. Der Nettoeffekt der Energiebera-<br />
tung, worunter die Energieeinsparungen zu verstehen sind, die über die ohnehin geplanten In-<br />
vestitionen hinaus als Folge einer Energieberatung erzielt werden, fällt nach Frondel (2008) ge-<br />
ring aus. Dies sei auf die so genannte Selbstselektion zurückzuführen, der zufolge die freiwilli-<br />
ge Inanspruchnahme von Energieberatungen häufig auf eine erhöhte Bereitschaft zur energeti-<br />
schen Sanierung zurückzuführen ist (Frondel et al. 2008). Dieser Befund berücksichtigt jedoch<br />
nicht, dass eine Energieberatung sehr unterschiedliche Funktionen im Entscheidungsprozess<br />
für eine (energetische) Sanierung haben kann. So ist es wenig überraschend, dass die Inan-<br />
spruchnahme einer umfangreichen, kostenpflichtigen Energieberatung eher dann erfolgt, wenn<br />
eine hinreichend konkretisierte Handlungsabsicht vorliegt und eine gewisse Offenheit für eine<br />
energetische Sanierung vorhanden ist. In dieser Situation hat eine Beratung nicht die Aufgabe<br />
eine grundlegende Bereitschaft für eine energetische Sanierung herzustellen. Vielmehr dient sie