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NATURZYT – Das Schweizer Naturmagazin – Ausgabe Juni 2014

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützten – 4 Ausgaben für nur CHF 29.50.

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kerze gehört in jeden Kräutergarten.<br />

Früher war die Königskerze in Bauernund<br />

Klostergärten zu bewundern. Heute<br />

ist sie leider selten zu sehen.<br />

Neben der Kleinblütigen Königskerze<br />

(Verbascum thapsus) werden die<br />

Grossblütige Königskerze (Verbascum<br />

densiflorum) und auch die Filzige<br />

Königskerze (Verbascum phlomoides)<br />

medizinisch verwendet, nicht aber die<br />

Dunkle Königskerze (Verbascum<br />

nigrum).<br />

WOLLBLUME, FRAUENKERZE UND<br />

LÖWENFACKEL<br />

Die Königskerze gilt unter den Heilkräutern<br />

als Sonnenbraut. Im Volksmund<br />

wird sie auch «Himmelsbrand»<br />

oder «Löwenfackel» genannt, da in der<br />

Antike die Stängel einst in Harz oder Öl<br />

getaucht als Fackel verwendet wurden.<br />

Wollblume heisst die Pflanze wegen<br />

ihrer weissfilzig behaarten Blätter.<br />

Dieser haarige Filzüberzug verhindert,<br />

dass die Pflanze, die trockene Standorte<br />

liebt, austrocknet, und schützt sie vor<br />

Schneckenbefall. Aus den getrockneten<br />

wolligen Blättern schnitt man einst<br />

schmale Streifen und drehte sie zu<br />

Lampendochten, da sich die feinen<br />

Härchen schnell entzünden.<br />

Die lateinische Bezeichnung<br />

«Verbascum» wird abgeleitet von<br />

«barba», was Bart bedeutet und Bezug<br />

nimmt auf die Wollhaare der Pflanze.<br />

Im Englischen heisst die Pflanze<br />

«Mullein», was sich aus dem lateinischen<br />

«mollis» (weich) ableitet. Auch dies<br />

bezieht sich wieder auf die weich, filzig<br />

behaarten Blätter. Mit den wolligen<br />

Blättern fütterte die arme Landbevölkerung<br />

früher im Winter ihre Schuhe<br />

aus, damit die Füsse auch im Winter<br />

warm blieben.<br />

Die Königskerze ist strahlender<br />

Mittelpunkt der Kräuterbüschel, die an<br />

Maria Himmelfahrt, dem 15. August,<br />

gesammelt und geweiht werden. Vor<br />

allem in den ländlichen Gegenden<br />

gehört die Kräuterweihe heute noch zu<br />

den grossen Jahreskreisfesten. Der<br />

geweihte Kräuterstrauss wurde an einem<br />

besonderen Platz im Haus oder in den<br />

Stall gehängt und sollte vor dunklen<br />

Mächten schützen.<br />

BELIEBTES HEILMITTEL BEI ALTEN<br />

KRÄUTERKUNDIGEN<br />

Bei den alten Kräuterkundigen war die<br />

Königskerze ein beliebtes Heilmittel.<br />

Hippokrates, der berühmteste Arzt der<br />

Antike (460<strong>–</strong>370 v.Chr.), verordnete die<br />

Königskerze zur Wundbehandlung.<br />

Dioskurides, angesehener griechischer<br />

Arzt im 1. Jh. n. Chr., empfahl die<br />

Königskerze bei chronischem Husten. Er<br />

nahm auch die Blätter und Wurzeln zur<br />

Behandlung von Durchfällen, Augenentzündungen<br />

und bei Wunden.<br />

Die Königskerze wurde früher auch<br />

bei Tuberkulose und anderen zehrenden<br />

Krankheiten eingesetzt. Hildegard von<br />

Bingen empfahl die sonnengleichen<br />

Blüten gegen Schwermütigkeit: «Wer ein<br />

schwaches und trauriges Herz hat, der<br />

esse sie oft, dann wird sein Herz<br />

gekräftigt und fröhlich werden. Wer<br />

aber Schmerzen in der Brust hat, koche<br />

Königskerze und Fenchel in gutem Wein<br />

und trinke oft davon, es heilt die Brust.»<br />

HEILMITTEL BEI HUSTEN UND<br />

OHRENBESCHWERDEN<br />

Die kleinblütige Königskerze hat eine<br />

kühlende Wirkung und hilft, Hitze und<br />

Stauungen im Körper zu beseitigen.<br />

Sie ist ein ausgezeichnetes Mittel bei<br />

Beschwerden der Atemwege. Die Pflanze<br />

enthält Schleimstoffe, Saponine,<br />

ätherisches Öl, Flavonoide (gelbe<br />

Pflanzenfarbstoffe), Mineralsalze,<br />

Aukubin. Die reizlindernde Wirkung<br />

der Pflanzenschleime hilft bei quälendem<br />

Hustenreiz und Heiserkeit. Dabei<br />

legen sich die Pflanzenschleime wie ein<br />

Schutzfilm über die Schleimhäute und<br />

wehren dadurch eindringende Bakterien<br />

ab. Der Tee lindert das unangenehme<br />

Trockenheitsgefühl und Kratzen im<br />

Hals, hervorgerufen durch staubige Luft,<br />

Autoabgase und Ozonsmog. Die<br />

sekretlösenden und auswurffördernden<br />

Saponine verflüssigen den zähen<br />

Bronchialschleim und erleichtern<br />

dadurch das Abhusten.<br />

In der Tinktur aus den frischen<br />

Blüten bleibt die keimhemmende<br />

Wirkung des Stoffes Aukubin erhalten.<br />

Aukubin hemmt das Wachstum von<br />

Bakterien wie Streptokokken und<br />

Staphylokokken. Die Königskerze besitzt<br />

entspannende und schmerzstillende<br />

Eigenschaften und fördert erholsamen<br />

Schlaf, insbesondere bei Menschen, die<br />

durch Husten gestört werden. <strong>Das</strong><br />

Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Inhalts- und Wirkstoffe macht die<br />

vielfältige Wirkung möglich.<br />

Tee und Tinktur werden bei Reizhusten,<br />

Heiserkeit, Bronchitis, Kehlkopfentzündung<br />

sowie bei Tinnitus und<br />

anderen Ohrenbeschwerden empfohlen.<br />

Die Königskerze ist aufgrund der<br />

milden Wirkung und des angenehmen<br />

Geschmacks auch für Kinder geeignet.<br />

Text/Fotos Ernestine Astecker,<br />

Apothekerin und Homöopathin<br />

LITERATUR-TIPPS<br />

−−<br />

Bühring, U., Alles über Heilpflanzen,<br />

Ullmer, 2007<br />

−−<br />

McIntyre A., <strong>Das</strong> grosse Buch der<br />

heilenden Pflanzen, Irisiana, 1998<br />

−−<br />

Lingg A., <strong>Das</strong> Heilpflanzenjahr,<br />

Kosmos, 2010<br />

−−<br />

Vonarburg B., Natürlich gesund<br />

mit Heilpflanzen, AT Vlg., 2001<br />

NATUR ERLEBEN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 43

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