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Georg 1-20

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

DER KLEINE GEORG ist eine Fachzeitschrift für den Pferdefreund, welche im Raum zwischen Harz und Heide sowie in der Umgebung und im westlichen Sachsen-Anhalt vertrieben wird. Hier wird über Pferdesport und Zucht in allen Facetten berichtet. Dabei macht die bunte Mischung aus überwiegend regionaler und überregionaler Berichterstattung sowie diversen Fachartikeln DER KLEINE GEORG so einzigartig.

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Reitweiseübergreifend und disziplinunabhängig<br />

gilt das Kiefergelenk<br />

des Pferdes als Schlüsselgelenk für<br />

ein leichtrittiges Pferd. Man wünscht<br />

sich ein zufrieden (am Gebiss) kauendes<br />

Pferd, denn damit einher geht ein sich<br />

locker bewegendes und gut auf die<br />

reiterlichen Hilfen reagierendes Pferd.<br />

Durch die Art des Kiefergelenkes ist die<br />

Bewegung des Unterkiefers zum Schädel<br />

generell dreidimensional möglich,<br />

und zwar in alle Richtungen: vorzurück,<br />

rechts-links, hoch-runter<br />

und kreisförmig. Damit einher<br />

geht im Idealfall die gleichmäßige<br />

physiologische (Ab-)Nutzung der<br />

gesamten Zahnkauflächen.<br />

Muskulär steht das Kiefergelenk<br />

mit der Genickmuskulatur in<br />

Verbindung, wo Anteile des langen<br />

Rückenmuskels ansetzen. Aus<br />

dem langen Rückenmuskel geht<br />

im Bereich der Lendenwirbelsäule<br />

der mittlere Kruppenmuskel<br />

(M.Gluteus medius) hervor, der<br />

im Bereich des Hüftgelenkes am<br />

Oberschenkel ansetzt.<br />

Somit besteht muskulär eine<br />

Verbindung zwischen Hüft- u.<br />

Kiefergelenken des Pferdes. Diese<br />

macht sich ein bedeutender Leitsatz<br />

der klassischen Reitlehre, formuliert<br />

von Gustav Steinbrecht, zu nutze. Er ist<br />

recht bekannt:<br />

Richte Dein Pferd gerade und reite es<br />

vorwärts, fleißig, nicht eilig.<br />

Es geht nicht um das Geraderichten im<br />

eigentlichen Sinn, sondern darum, dass<br />

der Hals gerade vor dem Pferdekörper<br />

ist, denn so werden beim fleißigen<br />

Bewegungsablauf die Hüftgelenke<br />

32<br />

Fachartikel<br />

Schiefe Zähne, schiefes Pferd - oder ist es umgekehrt?<br />

Wie diese Probleme zusammenhängen und einander<br />

bedingen können<br />

gleichmäßig im größtmöglichen<br />

Bewegungsausmaß bewegt. Daraus<br />

resultiert im Idealfall (u.a. korrekter<br />

Sitz und wortwörtliche Hilfengebung)<br />

eine Entspannung auch des Kruppenmuskels,<br />

der diese dann an seine<br />

„Nachbarn“ wie den langen<br />

Rückenmuskel weitergibt. So geht<br />

die Entspannung von hinten nach<br />

vorne zum Genick, kommt diese dort<br />

an, wird nun das Pferd seinerseits<br />

durch Bewegung des Kiefergelenkes<br />

(kauen) diese Entspannung<br />

unterstützen. Das ist allerdings nur<br />

möglich, wenn die Zähne das volle<br />

Bewegungsausmaß im Kiefergelenk<br />

auch zulassen. Zahnbefunde wie<br />

Kanten an den Backenzähnen, Haken<br />

o.ä. schränken die Beweglichkeit des<br />

Kiefergelenkes und damit letztlich<br />

die Lockerheit des Pferdes ein.<br />

Wenn durch solche Zahnbefunde der<br />

Unterkiefer verschoben ist, dann gibt<br />

es eine unharmonische Situation in<br />

den Kiefergelenken, die sich über<br />

die beschriebene Muskelkette, also<br />

über den Rücken, auf die Hüftgelenke<br />

auswirkt. So kann ein Zahnbefund<br />

letztlich die Hüftgelenke beeinflussen,<br />

das Pferd macht Ausgleichbewegungen,<br />

was die Reiter/innen - völlig zu Recht<br />

- als schief wahrnehmen. Gleichwohl<br />

können aber auch Probleme im<br />

Bereich der Hinterhand (Knie- Sprungo.<br />

Fesselgelenkprobleme) diese<br />

Ausgleichbewegungen herbeiführen,<br />

was sich dann wiederum „über den<br />

Rücken“ auf die Kiefergelenke<br />

auswirkt. Die so entstandene<br />

unharmonische Situation in den<br />

Kiefergelenken kann sich, dann auch<br />

massiv, auf das Bewegungsausmaß<br />

des Unterkiefers auswirken, was die<br />

genannten Zahnbefunde provoziert. So<br />

entsteht ein Teufelskreislauf.<br />

Im Zuge der ganzheitlichen Betrachtung<br />

ist es nun für die Gesundheit und<br />

damit Rittigkeit des Pferdes sehr<br />

interessant, diesen Kreislauf an vielen<br />

Stellen zu unterbrechen. Ein wichtiges<br />

Element stellt hier die regelmäßige<br />

Zahnkontrolle und hochprofessionelle<br />

Zahnkorrektur dar. Denn auch wenn<br />

das Kiefergelenk nicht direkt an der<br />

Bewegung des Pferdes beteiligt ist, sein<br />

Einfluss auf die Bewegungsgelenke,<br />

die der Beine, ist direkt.<br />

Das Pferd folgt dem Unterkiefer, und<br />

dazu muss dieser in alle Richtungen<br />

frei beweglich sein. Hier ein paar<br />

Beispiele für Zahnbefunde, die die<br />

freie Beweglichkeit einschränken:<br />

Fall 1 - Schneidezähne Smile<br />

vorher - nachher<br />

Fotos: Jana Krebber<br />

Unter modernen Haltungsbedingungen<br />

erfolgt häufig keine ausreichende<br />

Schneidezahnabnutzung, da die<br />

Schneidezähne einfach zu wenig<br />

„gebraucht“ werden (es wird kein<br />

hartes Steppengras mehr abgerissen<br />

und keine Mineralien mehr aus dem<br />

Boden gekratzt). Hier sieht man einen<br />

verbreitet auftretenden „Smile“:<br />

Die mittleren oberen Schneidezähne<br />

sind zu lang (die seitliche<br />

Beweglichkeit wird behindert), der<br />

Kauflächenwinkel stimmt nicht mehr<br />

(die oberen Schneidezähne „hängen<br />

vorne über“). (Der Unterkiefer kann<br />

nicht vorgehen.) Der Unterkiefer<br />

ist nach rechts verschoben. (Das<br />

lässt Rückschlüsse zu auf eine<br />

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