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Leo März / April 2020

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

KELVIN HARRISON JR.<br />

„Diese Arroganz und das Gefühl, einfach alles sagen zu<br />

können, was du willst“<br />

Dass Kelvin Harrison Jr.<br />

derzeit einer der absoluten<br />

Shootingstars der Film- und<br />

Fernsehbranche ist, hat man<br />

hierzulande noch nicht wirklich<br />

mitbekommen. Viele Filme, in denen<br />

er zuletzt zu sehen war (darunter<br />

„Luce“ mit Octavia Spencer<br />

und Naomi Watts, „JT LeRoy“ mit<br />

Laura Dern und Kristen Stewart<br />

oder „The Wolf Hour“), kamen nie<br />

in die deutschen Kinos, und seine<br />

Serie „Godfather of Harlem“ mit<br />

Forest Whitaker läuft versteckt<br />

auf MagentaTV. Doch das ändert<br />

sich nun endlich. In dem beeindruckenden<br />

Drama „Waves“<br />

(Kinostart: 19.3.) ist der 25-Jährige<br />

endlich mal auf deutschen<br />

Leinwänden zu sehen. Und im Juni<br />

folgt mit „The Photograph“ schon<br />

der nächste Film.<br />

Kelvin, „Waves“ erzählt die dramatische<br />

Geschichte eines jungen<br />

Mannes und seiner Familie. Stimmt<br />

es, dass Ihr Regisseur und guter<br />

Freund Trey Edward Shults auch<br />

Elemente Ihres Lebens ins Drehbuch<br />

eingebaut hat?<br />

Ja, wobei er das sehr behutsam getan hat.<br />

Zu keinem Zeitpunkt habe ich den Film<br />

gesehen und gedacht, dass es da um mich<br />

geht. Dass er ein paar Aspekte beinhaltete,<br />

die ich in meinem eigenen Leben durchgemacht<br />

habe, hat mich nicht verunsichert<br />

oder so. Eine echte Herausforderung für<br />

mich war es eher, dass ich so offenherzig<br />

und verletzlich wie nie zuvor vor der<br />

Kamera sein musste. Diese emotionale<br />

Achterbahnfahrt zu verkörpern, war echt<br />

krass.<br />

Der von Ihnen gespielte Tyler ist<br />

ein Star in der Ringermannschaft<br />

seiner Highschool. Haben Sie die<br />

Sportlichkeit mit ihm gemein?<br />

Kein bisschen. So wenig sogar, dass Trey<br />

anfangs nicht sicher war, ob die Rolle überhaupt<br />

etwas für mich ist. Wahrscheinlich<br />

erinnerte er sich noch zu gut an unseren<br />

ersten gemeinsamen Film, bei dem ich<br />

selbst beim Holzhacken versagte. (lacht)<br />

Nicht einmal rennen kann ich besonders<br />

gut. Aber gerade auf diese körperliche<br />

Herausforderung hatte ich Bock. Ich<br />

fand es richtig spannend, so intensiv zu<br />

trainieren, dass sich mein Körper so sehr<br />

veränderte, dass ich mich im Spiegel kaum<br />

wiedererkannte. Ich wog fast 25 Kilo mehr<br />

und bewegte mich ganz anders! Und<br />

psychologisch habe ich dadurch auch ganz<br />

neue Erkenntnisse gewonnen.<br />

Nämlich welche?<br />

Einerseits konnte ich plötzlich dieses<br />

Selbstbewusstsein nachvollziehen, das<br />

Typen wie Tyler ausstrahlen. Diese Arroganz<br />

und das Gefühl, einfach alles sagen<br />

zu können, was du willst. Und andererseits<br />

merkte ich gleichzeitig, dass die Kraft<br />

und Körperlichkeit natürlich nur etwas<br />

Äußerliches sind. Eine Hülle, in der es dir<br />

trotzdem schlecht gehen kann. Außerdem<br />

waren die drei Monate Training eine<br />

heftige Erfahrung. Der Trainer motivierte<br />

mich beim Ringen mit Sprüchen wie „Sei<br />

fies!“ oder „Tu ihm weh!“. Diese toxische<br />

Mentalität hat mich erschreckt, weil sie<br />

mit meiner eigenen Persönlichkeit so gar<br />

nichts zu tun hat. Beigebracht zu bekommen,<br />

dass man egoistisch sein muss und<br />

an sein Gegenüber keinen Gedanken<br />

zu verschwenden hat, empfinde ich als<br />

unglaublich gefährlich.

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