Christkatholisch_2020-04
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Christkatholisch 4/2020 Thema
3
Falls die Schweiz sich für die Ehe für alle
ausspricht, wird es dann lange dauern,
bis die christkatholische Kirche dem Sakrament
Ehe für alle zustimmt?
Kirchlich kann in der Schweiz nur ein Paar
heiraten, das bereits standesamtlich getraut
ist. Aktuell gilt das nur für heterosexuelle
Paare. Das ist der Grund, warum
unsere Kirche die Partnerschafts-Segnung
kennt.
Auf den Staat warten heisst, den kirchlichen
Entscheid auf den Sankt-Nimmerleinstag
verschieben.
Ich bin nicht der Meinung, dass das auf
den Sankt-Nimmerleinstag verschoben
ist, sondern dass die Ehe für alle auch in
der Schweiz relativ rasch kommen wird.
Unabhängig vom Tempo in der Schweiz ist
dies eine internationale Entwicklung, sowohl
politisch als auch kirchlich. In Deutschland
und den Niederlanden kann ein altkatholisches,
gleichgeschlechtliches Paar,
das die Ehe auf dem Standesamt geschlossen
hat, dies auch kirchlich tun.
Was bedeutet dies nun, wenn dieses Paar
in die Schweiz zieht? Die Schweiz wird
sich damit befassen müssen. Diese Frage
stellt sich sowohl politisch als auch kirchlich
aufgrund der Einbettung des Landes
in die internationale Gemeinschaft.
«Es ist nur noch eine Frage der
Zeit, wann die staatliche Ehe
für alle kommt.»
Darum bin ich der Auffassung, dass
diese Angelegenheit nicht aufgeschoben
werden kann. Es ist nur noch eine
Frage der Zeit, wann die staatliche Ehe
für alle kommt. Spätestens dann sollte
die Kirche wissen, was sie tut. Und deshalb
macht es Sinn, schon jetzt anzufangen,
sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Die Ehe für alle ist für die katholische
Kirche ein No-Go. Ist das Thema in der
christkatholischen Kirche umstritten?
Zum christkatholischen Verständnis gehört,
dass man auf der einen Seite
ganzheitlich denkt, aber durchaus auch
differenzieren kann: Wie stimme ich als
liberaler Staatsbürger und was mache
ich damit in der Kirche? Deshalb kann
ich mir durchaus vorstellen, dass es der
Mentalität eines Christkatholiken oder
einer Christkatholikin der Schweiz entspricht,
dass man sagt: Ich bin als
Staatsbürger für die Ehe für alle, weil
wir die Toleranz, die Freiheit und die individuelle
Selbstbestimmung des Einzelnen
auch vor Gott in den Vordergrund
stellen. Und in dem Sinne kann
man durchaus als Christ oder Christin
dafür sein. Aber die Frage, wie man das
dann kirchlich im Hinblick auf Partnerschafts-Segnung,
das Sakrament der
Ehe oder eventuell nur eine Segnung für
alle umbricht, ist eine offene Frage und
muss nicht automatisch eine Analogie
beinhalten.
Editorial
Daniel Pfenning
Liebe Leserin, lieber Leser
In der aktuellen Ausgabe werden
uns einige Geschichten erzählt.
Um die Geschichte der Ehe als Institution
und deren Zukunft in unserer
Gesellschaft handelt es sich
im ersten Beitrag. Ehe für alle?
Natürlich für alle, warum auch
nicht – so könnten wir uns fragen.
Doch derart einfach scheint die
Beantwortung dieser Frage nicht
zu sein. Aus diesem Grund findet
im März eine ausserordentliche
Nationalsynode zum Thema statt.
Wir erfahren, worum es dabei genau
geht.
Auch der zweite Beitrag behandelt
eine Geschichte, wenn auch
eine etwas ältere. Das Johannes-
Evangelium gehört zu den besonders
schön ausgearbeiteten Evangelien.
Thomas Zellmeyer gibt uns
einen überaus aufschlussreichen
Einblick in die Tiefen der Erzählungen.
Wer sich weiter vertiefen
will, bekommt auch dafür wertvolle
Hinweise.
Besonders vielfältig gestaltet sich
die Übersicht zu den diesjährigen
Projekten des Hilfswerks «Partner
sein». Im Beitrag erfahren wir, welche
reichhaltigen Facetten des alltäglichen
Lebens die Arbeit an den
26 Projekten in 9 Ländern aufweisen.
Und der Internet-Auftritt des
Hilfswerks hält unzählige weitere
Berichte und Geschichten bereit.
Geschichtsträchtig gestaltet sich
auch das internationale Altkatholiken-Forum,
welches im August
in Rastatt stattfinden wird. In der
Vorankündigung erfahren wir
mehr über den geplanten Inhalt
und darüber was die Besucher vor
Ort erwartet.
Wir wünschen Ihnen eine informative
und kurzweilige Lektüre.