Ein-Blick 3-RZ - Marienkrankenhaus Schwerte
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SSeeeellssoorge<br />
36<br />
Seelsorge<br />
1. Die Sorge um den konkreten Menschen, besonders<br />
in Krankheit und Leid, steht nicht nur im<br />
<strong>Blick</strong>punkt eines katholischen Krankenhauses, sondern<br />
ebenso auch in der Mitte der biblischen Botschaft<br />
des Alten und Neuen Testamentes. Schon die<br />
Schöpfungserzählung am Anfang der Bibel, im Buch<br />
Genesis, zeigt das doppelte Antlitz des Menschen: Er<br />
ist unverwechselbares und letztlich unvergleichbares<br />
Individuum und zugleich zutiefst angewiesen auf den<br />
Mitmenschen, ohne den er überhaupt nicht leben<br />
könnte. Die Bibel drückt das so aus: „Gott schuf also<br />
den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes<br />
schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen<br />
1,27) Daraus folgen zwei grundlegende Verhaltensweisen<br />
für unseren Umgang Miteinander und den<br />
uns anvertrauten Menschen, sowohl im Verhältnis<br />
Vorgesetzte – Untergebene, wie auch im Verhältnis<br />
Ärzte / Pfleger – Patienten.<br />
2. Die erste fundamentale Haltung in einem katholischen<br />
Krankenhaus lautet: Der Mensch ist nicht einfach<br />
„Behandlungsmaterial“, auch nicht einfach zahlender<br />
Kunde oder rechtsbewehrter Arbeitnehmer<br />
oder weisungsbefugter Arbeitgeber. Das alles ist<br />
richtig, aber vom christlichen Standpunkt aus nicht<br />
genug. Der Mensch hat nämlich nicht nur eine Funktion,<br />
sondern ist viel mehr: Person! Das Wort kommt<br />
vom griechischen Wort „prosopon“ für „Theatermaske“<br />
und meint: Der Mensch drückt mehr aus, als es<br />
zunächst den Anschein hat, durch ihn tönt immer<br />
Gottes Stimme und Wesen hindurch. Person meint:<br />
Als Ebenbild Gottes ist der Mensch mit unvergleichlicher<br />
Würde ausgestattet, unendlich kostbar und<br />
zugleich auch ein unendliches Geheimnis – so sehr,<br />
dass er sich manchmal selbst nicht versteht! Das ist<br />
wichtig für den Umgang Miteinander, unter Ärzten<br />
und Pflegepersonal, auch und gerade im Umgang mit<br />
den Patienten: Sich behandeln wie kostbare geheimnisvolle<br />
verletzliche Ebenbilder des unsichtbaren Gottes!<br />
Sich annehmen wie geheimnisvolle Botschaften<br />
aus der Welt Gottes, die nur allmählich (und wahrscheinlich<br />
nur sehr schwer innerhalb einer durchschnittlichen<br />
Verweildauer von fünf Tagen!) zu entzif-<br />
<strong>Ein</strong>-<strong>Blick</strong> · Nov 2002<br />
Diagnose Herzerweiterung! g!<br />
Grundsätze der Führungsethik<br />
und des Umgangs Miteinander.<br />
fern sind! Ehepartner, Geschwister und Freunde wissen<br />
ein Lied davon zu singen. Das gilt aber auch im<br />
alltäglichen Umgang des Arbeitstages. Für den Christen<br />
gibt es eigentlich gar keine Arbeitsverhältnisse,<br />
sondern nur Menschenverhältnisse! Wie viel Behutsamkeit<br />
und Geduld und sanfte Energie sind nötig,<br />
wie viele Worte des Dankes und der Entschuldigung.<br />
Mühsam, gewiß! Aber mich persönlich tröstet dann<br />
immer der Gedanke, dass auch Gott selbst mit uns<br />
unendlich viel Geduld hat. Freilich auch: unendlich<br />
viel Mühe – ob er wohl manchmal über uns seufzt?<br />
Dann dürften wir es auch…<br />
3. Die zweite fundamentale Haltung in einem katholischen<br />
Krankenhaus kann so beschrieben werden:<br />
Nur gemeinsam sind wir Ebenbild Gottes! Es ist<br />
bemerkenswert, dass Adam und Eva gemeinsam als<br />
Ebenbild bezeichnet werden, allein und für sich sind<br />
sie unvollständig. Oft sind wir im Alltag und im Konkurrenzkampf<br />
geneigt, den Mitmenschen ständig als<br />
Wettbewerber oder gar lästigen Nebenbuhler anzusehen,<br />
ganz nach dem bösen Wort des englischen<br />
Philosophen Thomas Hobbes „Der Mensch ist dem<br />
Menschen ein Wolf!“ Und der französische Denker<br />
Pascal sagt es nochmals anders, aber in ähnlicher<br />
Weise: „Mein Platz an der Sonne! Damit beginnt<br />
jeder Krieg unter Menschen!“ Im Hintergrund steht<br />
ein chronisches Leiden, ja die grundlegende Erbkrankheit<br />
des Menschen überhaupt: ein schier<br />
unausrottbares Misstrauen gegenüber dem Mitmenschen,<br />
von dem wir doch zugleich und insgeheim<br />
wissen, dass wir ohne ihn nicht leben könnten. Aber<br />
vielleicht erbost uns gerade das inwendig und verleitet<br />
zu kleinen Schadloshaltungen, zu kleinen Nadelstichen<br />
und Bosheiten, zu kleinen Rachefeldzügen<br />
und Boykottaktionen? Und<br />
wiederum gilt das<br />
für den Umgang<br />
von Vorgesetzten<br />
und Untergebenen:<br />
Vor<br />
Gott gibt es<br />
keine Hierar