procontra Ausgabe 02-2020
Die zweite Ausgabe der procontra im Jahr 2020.
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TITEL Ruhestandsplanung
ALTERSVORSORGE VS. RUHESTANDSPLANUNG
Vom Vermögensaufbau hin zur Vermögensverwendung
ALTERSVORSORGE
Sparen Prozess Entsparen
ins aktive Rentenalter immer weiter
nach hinten rückt. Altersvorsorge und der
Vermögensaufbau sind also ein fester Baustein
der Ruhestandsberatung. Wenn auch
eher aus Gründen des Nachjustierens, um
den gewünschten Lebensstandard im Alter
auch erreichen zu können.
Zusätzlich erfordert die Ruhestandsberatung
einen veränderten Blickwinkel. Dominierten
in vielen Altersvorsorgeberatungen
die Produkte, so rückt der Bedarf ins Zentrum
der Ruhestandsplanung. Was erst mal
klingt, als würden sich Bedarf und Altersvorsorgeberatung
ausschließen, konkretisiert
Ronald Perschke: „Produktverkauf
kennt die Zielgruppe seit Jahrzehnten und
wähnt sich hier auch ausreichend versorgt.“
Der Vorstand der Initiative Ruhestandsplanung
ergänzt: „Es fehlt ihr allerdings
jemand, der konzeptionell die gesamte Fi-
RUHESTANDSPLANUNG
in der Höhe Versorgungslücke in der Länge
Aufbau Lebensstandard Erhalt
bis zum Ruhestand (ca. 65/67) Planungshorizont bis zum Lebensende
Kapitalgarantie Garantie Einkommensgarantie
Verlust Arbeitskraft/Einkommen Störfaktoren Verlust der Gesundheit/Mobilität
Aufbau Vermögenssituation Übertragung/Verzehr
Aufbau Wohneigentum Wohnsituation Verwendung Wohneigentum
WIE VIEL MÖCHTE ICH HEUTE SPAREN?
SPARPROZESS
KAPITALGARANTIE
Wenn es um Kapitalaufbau geht
WIE VIEL KANN ICH IM RUHESTAND VERBRAUCHEN?
ENTSPARPROZESS
30 40 50 60 65 70 80 90 100
EINKOMMENSGARANTIE
Wenn es um lebenslanges Einkommen geht
Quelle: Initiative Ruhestandsplanung
nanz- und Vorsorgesituation analysiert.“
Frank Birkle bestätigt, dass die Zielgruppe
mit Produkten grundsätzlich gut versorgt
ist. Er ist zertifizierter Sachverständiger für
70 %
können die Situation
im Ruhestand nicht
richtig einschätzen
Ruhestandsplanung aus Gundelfingen und
berichtet von seinen Beweggründen: „Ein
Mandant war 2014 der Auslöser für den
Einstieg. Er hatte ein Eigenheim sowie zahlreiche
Finanz-, Versicherungs- und sonstige
Bankprodukte. Wo er sich jedoch damit im
Ruhestand genau befindet, war völlig unklar.“
Es geht also um die Gestaltung einer Lebensphase.
Noch dazu der wichtigsten und
letzten, für Korrekturen bleibt kein zweiter
Versuch. Das setzt Expertise in allen Belangen
voraus. Es geht um den Übergang vom
Sparprozess hin zum Entsparprozess. Um
die Frage, wie das aufgebaute Vermögen
so verteilt werden kann, dass es bis zum
Lebensende reicht und später (steueroptimiert)
übertragen werden kann.
FAHRPLAN FÜR DEN EINSTIEG
Anders formuliert: Die Ruhestandsberatung
muss bis zum Ende denken – bis zum
Lebensende der Kunden. Der Begriff ist dabei
weder geschützt noch formal definiert.
Auf Erlaubnisebene genügt Paragraf 34d
der Gewerbeordnung, um grundlegende
Versicherungsthemen abdecken und dazu
beraten zu dürfen. Die aufsichtsrechtliche
Hürde liegt also tief.
Dennoch ist von einem spontanen Versuch
abzuraten, will man nicht direkt nach
dem Start eine Bruchlandung hinlegen. Es
braucht zusätzliche Qualifikation und ein
Netzwerk aus Experten. Dazu eine klare
Positionierung, zu welchen Themen man
künftig beraten will und darf, wie man neue
Kunden gewinnen will und welches Vergütungsmodell
dabei zum Einsatz kommen
soll. „Anfangs musste ich grundlegende
Fragen klären“, berichtet Birkle. „Wo kann
ich mich zu diesem Thema ausbilden? Wo
finde ich die richtigen Analyse- und Beratungstools
und wie komme ich an kompetente
Kooperationspartner wie Rechtsanwälte,
Notare und Steuerberater?“ Die
notwendige Qualifikation und Zertifizierung
erlangte Birkle über den Bundesverband
Der Ruhestandsplaner Deutschland
(BDRD).
Auch Hubert Schneider aus Berlin ist
Zertifizierter Ruhestandsplaner (FH). Vor
15 Jahren erkannte er den Bedarf an einer
konzeptionellen Ruhestandsberatung.
Ebenso wie Birkle sieht er den Missstand
darin, den zukünftigen Lebensstandard
nicht konkret bewerten zu können. „Die
meisten Menschen haben keine Ahnung,
welche Kaufkraft sie für einen komfortablen
Ruhestand wirklich benötigen.
Auch mit den vielfältigen Anforderungen
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