procontra Ausgabe 02-2020
Die zweite Ausgabe der procontra im Jahr 2020.
Die zweite Ausgabe der procontra im Jahr 2020.
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Ruhestandsplanung | EU-Taxonomie | Betriebsschließung durch Corona | LV-Einmalbeiträge | Cyberpräventionen | Betriebliche Krankenversicherung | pro & contra Grundrente | Schutz im Homeoffice | Private Equity
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FINANZEN
April/Mai 2020 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €
2020
#02
#02 | 2020
April/Mai 2020
Regulieren oder haften?
Welche Fragen jetzt durch Coronabedingte
Betriebsschließungen
auf Vermittler zukommen
Nachhaltige Standards
Wie sich die EU mit ihrer Taxonomie
für nachhaltige Geldanlagen
selbst im Weg steht
pro/contra Grundrente
SPD und FDP im Schlagabtausch
über Lösungen zur
Bekämpfung von Altersarmut
KLEINE MENSCHEN.
GROSSE ZIELE.
Wichtiger als man denkt: Zukunft frühzeitig absichern.
Mit der neuen BU für Schüler.
„Schüler haben doch noch keinen Beruf!“ Mit dieser Aussage wird der Abschluss
einer Berufsunfähigkeitsversicherung oft auf die lange Bank geschoben. Doch:
Früh einsteigen lohnt sich:
• Schüler sind normalerweise gesund.
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Schockstarre
durch Corona
EDITORIAL
pro Klimawandel? Brexit? Politische Krisenherde? Die Erinnerungen an
die dominanten Schlagzeilen und Aufmacherthemen aus Zeiten vor Covid-19
verblassen allmählich. Corona macht stattdessen seit Wochen jede Schlagzeile,
jeden Bericht und jede Talkshow auf. Zu Recht. Denn das Virus wird die
Welt verändern. Logischerweise auch die der Makler und Vermittler. Nicht
apokalyptisch, aber nachhaltig und unaufhaltsam.
In den nächsten Monaten, vielleicht auch Jahren werden wir – ähnlich wie
nach der Lehman-Pleite – Folgeketten thematisieren, die der aktuellen Zeit
und den ergriffenen Maßnahmen entsprungen sein werden. Der Ausgang dieser
historischen Pandemie wird dabei über die Zukunft von Geschäftsmodellen
entscheiden. Bis dahin steht alles still und man sehnt den Normalzustand
wieder herbei, in dem endlich wieder über Greta statt Corona debattiert wird.
contra Es ist extrem schwierig, die aktuelle Situation als „redaktionelles
Thema“ aufzugreifen. Dynamik, Ausmaß und Ungewissheit könnten
kaum größer sein, was das seriöse Einordnen von Langzeitfolgen (für Vermittler)
aktuell unmöglich macht. Fakten bewegen sich nur auf der Ebene
von Nachrichten , die sich bereits beim Schreiben überholt haben.
Doch die Schockstarre muss überwunden werden. Der Blick auf die Themen
vor und nach Corona darf nicht verloren gehen. Stattdessen sollte das
zwangsverordnete Innehalten genutzt werden, um den Blick auf das eigene
Geschäftsmodell wieder zu schärfen und Ballast abzuwerfen. Dann kann das
oft zitierte „gestärkte Hervorgehen“ aus einer Krise auch gelingen.
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Über allem steht natürlich die Gesundheit. Die gesamte procontra-Redaktion
wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen viel Kraft und Geduld, um diese außergewöhnliche
Zeit zu überstehen. Bleiben Sie gesund.
LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,
die procontra-Redaktion wünscht Ihnen
eine aufschlussreiche Ausgabe.
facebook.com/procontra
@procontraonline
chefredakteur@procontra-online.de
Matthias Hundt
Chefredakteur
procontra 02|20
procontra Inhaltsverzeichnis
INHALT
16
Das Beste kommt zum Schluss
Was eine erfolgreiche Ruhestandsplanung
erfordert und für Kunden
und Makler bedeuten kann.
30
(K)ein nachhaltiger
Standard
Warum die EU mit
der Taxonomie für
nachhaltige Geldanlagen
auf keinen
gemeinsamen
Nenner kommt.
Virus im Betrieb
Aufgrund der Corona-Pandemie
mussten viele Betriebe schließen.
Was ist nun versichert und
wer hätte wie beraten müssen?
44
70
pro & contra zur Grundrente
Hubertus Heil (SPD) verteidigt seine Grundrente,
die Johannes Vogel (FDP) für völlig
verkorkst und unausgegoren hält.
4 procontra 02|20
Inhaltsverzeichnis procontra
PANORAMA
11 Selbstbindung statt Angstfalle
Warum Corona Anleger nicht in
dauerhafte Schockstarre versetzen
darf, erklärt Dr. Hans-Jörg Naumer
in seiner Kolumne.
INVESTMENTFONDS
22 Buschfunk
24 »Eine Wiederwahl Trumps wäre
eher positiv« Das Management
des Ampega AmerikaPlus Aktienfonds
über die anstehende Präsidentschaftswahl
und die Folgen
einer Wiederwahl Trumps.
VERSICHERUNGEN
40 Buschfunk
42 »Wir sehen uns als
Kostenerstatter« Continentale-
Chef Helmut Hofmeier über die
Herausforderungen der privaten
Krankenversicherung.
28 Unverzichtbar, aber tückisch Im
Niedrigzinsumfeld sind Dividenden
Gold wert. Doch eine ausschließliche
Betrachtung der Ausschüttung
birgt auch Risiken.
12 Panorama Fakten für Vertrieb
und Stammtisch
14 Leserbriefe
TITEL
16 Das Beste kommt zum Schluss
Wer sich als Vermittler spezialisieren
möchte, sollte sich nicht nur auf
Produkte oder Berufsgruppen stürzen.
Die Gestaltung des Ruhestands
und damit der wichtigsten Lebensphase
Ihrer Kunden zählt zu den
attraktivsten Geschäftsmodellen.
»Die meisten Menschen
wissen nicht, welche
Kaufkraft sie im
Ruhestand benötigen.«
HUBERT SCHNEIDER
Ruhestandsplaner, Berlin
30 (K)ein nachhaltiger Standard
Die EU strebt nach Einheitlichkeit
bei nachhaltigen Geldanlagen und
scheitert mit ihrer Taxonomie bislang
an sich selbst.
34 Jetzt geht’s an die Substanz Vier
Fonds im procontra-Fondscheck,
die auf substanzstarke Value-Titel
setzen – welche bald zur Aufholjagd
blasen könnten.
44 Virus im Betrieb Betriebsschließungen
durch Corona werfen brennende
Fragen nach Regulierungsund
Beratungspflichten auf.
46 Verrückte Welt der Assekuranz
Trotz Garantiezinsdebatte boomt
das LV-Geschäft. Es deuten sich
Umwälzungen an, die das Kollektiv
gefährden könnten.
50 Unter dem Radar?! Einer Studie
zufolge tendieren BU-Anbieter zur
Unterkalkulation. Die weisen die
Vorwürfe zurück.
54 Präventiv gegen Cyberrisiken
Versicherer unterstützen immer
mehr vorsorglich, um Cyberschäden
– auch im Eigeninteresse – einzudämmen.
58 Gesunde Budgets Betriebliche
Krankenversicherungen profitieren
vom gestiegenen Gesundheitsbewusstsein
der Firmen. Budgetlösungen
finden dabei zunehmend
Gefallen.
procontra 02|20
5
procontra Inhaltsverzeichnis
BERATER
66 Buschfunk
68 So ist’s Recht Urteile und Rechtsprechungen,
die Makler kennen
sollten.
70 Ist die Grundrente zielführend?
Hubertus Heil (SPD) und Johannes
Vogel (FDP) bewerten diese Frage
mit „bürgerfreundlich“ und „verkorkst“
völlig unterschiedlich.
SACHWERTE
80 Buschfunk
82 »Preisblasen sind ein wiederkehrendes
Phänomen« Claudio
Saputelli, Investmentchef Swiss
& Global Real Estate bei UBS, über
Preisspitzen, die abzubrechen drohen,
und Folgen durch Corona am
Immobilienmarkt.
RUBRIKEN
3 Editorial
8 Firmen- und
Personenverzeichnis
8 Impressum
90 Privat gefragt
Steckbrief von Bastian Kunkel,
Inhaber, Versicherungen mit Kopf.
72 Home, sweet Homeoffice Nicht
erst durch Corona steigt die Zahl der
Beschäftigten im Homeoffice. Das
hat Folgen für Risikoanalyse und
Versicherungsschutz.
74 Service darf kosten Vermittler
lassen das Potenzial durch
Servicepauschalen weitestgehend
ungenutzt. Im profino-Webinar gab
Prof. Hans-Peter Schwintowski ein
paar Tipps zur Anwendung.
84 Private Equity für Private Die
Produktpalette für privates Beteiligungskapital
ist mangels Nachfrage
noch relativ klein. Das könnte sich
bald ändern.
»Ich habe zu lange zu
viel selbst gemacht,
statt es an die echten
Profis auszulagern.«
BASTIAN KUNKEL
Versicherungen mit Kopf
88 Wohnst du schon, oder suchst
du noch? Die Kaufpreise in
Deutschlands Metropolen sind
am Limit und zwingen dazu, den
Suchradius für bezahlbares Wohneigentum
immer mehr zu vergrößern.
6 procontra 02|20
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SERVICE Firmen- und Personenverzeichnis
FIRMENVERZEICHNIS
A
AachenMünchener............................................50
AB InBev..........................................................................11
Advent..........................................................................85
Allianz................11, 29, 41, 44, 47, 49 f., 55, 67
Ampega..................................................................23 ff.
Aon...............................................................................59 f.
Apple..............................................................................26
Aruna.............................................................................. 67
Assekurata......................................................10, 47 f.
Assenagon............................................................... 23
Asspick........................................................................45
Axa..................................................................................44
B
Barmenia...........................................................44, 59
Barmer............................................................................12
Basler.......................................................................... 51 f.
Bayer.............................................................................35
Bayerische................................................................ 66
Bayern-Versicherung.......................................50
Bertelsmann..............................................................81
blau direkt................................................................... 67
C
Canada Life.................................................................51
Coca-Cola..................................................................35
Continentale..........................................................42 f.
Cosmos........................................................................50
Covestro...................................................................28 f.
Credit Suisse............................................................ 23
Creditplus Bank.......................................................81
Cushman & Wakefield........................................81
CyberDirekt............................................................55 f.
D
Daimler......................................................................... 28
Dauerhaft Invest P-und-R Sarl..................80
Debeka........................................................ 10, 40, 50
DekaBank...................................................................35
Deutsche Bank...................................................22 f.
Deutsche Börse..................................................... 23
Deutsche Telekom............................................... 28
DF Deutsche Finance.......................................85
Dialog.......................................................................... 51 f.
Docyet........................................................................... 67
Dr. Klein......................................................................... 89
DWPT............................................................................. 23
E
Ergo.................................................................................50
Ernst & Young.........................................................80
Europace.................................................................88 f.
F
Fidelity........................................................................ 31 f.
Flossbach von Storch.................................... 31 f.
Fonds Finanz........................................................66 f.
Franke und Bornberg........................... 50 ff., 67
G
Generali........................................................................ 52
Gothaer.......................................12, 41, 44, 48, 55
Grupo Modelo..............................................................11
H
Hallesche................................................................59 f.
Hannoversche...................................................... 51 f.
HanseMerkur..................................................52, 67
Hauck & Aufhäuser.............................................81
HDI...................................................................41, 44, 55
Helvetia........................................................................44
Heute & Morgen.................................................... 66
Hiscox........................................................................55 f.
Huk-Coburg................................................................51
I
Ikea.................................................................................40
Institut für Altersvorsorge.................................11
Inter................................................................................ 52
Itzehoer.......................................................................50
IVFP.................................................................................. 67
J
Jamestown...............................................................85
Jöhnke & Reichow..............................................45
Jones Lang LaSalle.......................................... 81 f.
Jung, DMS & Cie.................................................... 67
K
KanAm............................................................................81
Kathrein....................................................................34 f.
KBC..................................................................................35
Kepler-Fonds...........................................................35
L
Landeslebenshilfe............................................... 52
LBBW...............................................................................81
Lombard Odier........................................................ 23
LV 1871.........................................................................50 f.
LVM..................................................................................50
INDEX
M
M&G................................................................................ 23
Mainfirst....................................................................... 28
Markel...........................................................................55
McKinsey.................................................................85 f.
Monega........................................................................ 23
Morningstar..................................................26, 34 f.
N
Nestlé............................................................................35
Nürnberger........................................................41, 50
P
P&R.................................................................................80
Perseus.......................................................................55
pma.................................................................................. 67
Pritzl................................................................................ 60
Project..........................................................................85
Provinzial Hannover...........................................40
Provinzial NordWest..................................40, 48
Provinzial Rheinland...........................................40
R
R+V...........................................................................41, 59
RWB.............................................................................85 f.
S
SAP..................................................................................35
Scope...................................................................22, 85
SDK................................................................................. 59
Signal Iduna.................................40, 50, 55, 59
Standard Life............................................................. 41
StarCapital............................................................... 31 f.
Strabag..........................................................................81
Stuttgarter.................................................................50
Swiss Life..........................................................50, 66
Swiss Re.....................................................................40
T
TeleClinic....................................................................... 41
Thomas Cook............................................................14
ThyssenKrupp........................................................85
U
UBS..............................................................................82 f.
Union Investment................................................ 32
uniVersa........................................................................51
V
Vanguard..................................................................... 67
Versicherungen mit Kopf................................ 90
VPV...................................................................................51
W
Wealthcap..........................................................81, 85
wertfaktor....................................................................21
Willis Towers Watson...........................................14
Württembergische.............................................. 52
WWK............................................................................... 52
Y, Z
York Capital...............................................................80
ZBI....................................................................................85
PERSONENVERZEICHNIS
A, B
Auel, Nico................................................................... 86
Biden, Joe...............................................................24 f.
Bierl, Tobias................................................................75
Birkle, Frank...........................................................18 ff.
Buffett, Warren.......................................................35
C, D
Coqui, Aylin Somersan....................................... 41
Drews, Markus.........................................................51
E, F
Eichmann, Karsten................................................ 41
Franke, Michael...................................................50 f.
G
Garrett-Cox, Katherine..................................... 23
Gattringer, Rudolf.................................................35
Guzialowski, Robert..............................................81
H, I
Häusler, Manuel.....................................................55
Heermann, Lars...........................................10, 47 f.
Heil, Hubertus...............................................10, 70 f.
Heinz, Michael H.....................................................73
Hofmann, Chris....................................................... 67
Hofmeier, Helmut...............................................42 f.
Izat, Gail......................................................................... 41
J
Jaffé, Michael.........................................................80
Jander, Michael......................................................73
Jöhnke, Björn Thorben....................................45
Jüttner, Uwe.........................................................59 f.
K, L
Kemnitz, Gerd............................................................51
Kennerknecht, Stefan...................................88 f.
Kettnaker, Frank.................................................... 60
Kiera, Robin...............................................................40
Klages, Reinhard.........................................50, 52
Knörr, Daniel............................................................. 23
Knorr, Sonja.............................................................. 22
Kolitsch, Werner.................................................... 23
Kunkel, Bastian...................................................... 90
Kunze, Matthias.................................................... 23
Lehmann, Kai......................................................... 31 f.
M
Machts, Christian............................................... 31 f.
Maier, Thomas........................................................ 28
Monke, Christian................................................. 51 f.
Münker, Reiner........................................................ 66
N, O
Naumer, Hans-Jörg................................................11
Novicki, Michael...............................................24 ff.
Orend, Peter................................................................81
P
Perschke, Ronald........................................18 f., 21
Pingsmann, Hanno..........................................55 f.
Pontzen, Henrik..................................................... 32
Pritzl, Michael.......................................................... 60
R
Reichow, Jens........................................................45
Reinhard, Richard................................................... 41
Renner, Richard.....................................................55
Riefe, Sebastian...............................................24 ff.
Rohleder, Bernhard..............................................72
S
Sanders, Bernie..................................................24 f.
Saputelli, Claudio...............................................82 f.
Schäfer, Lukas.....................................................85 f.
Schlamann, Marc................................................. 23
Schlumberger, Manfred................................. 31 f.
Schnaak, Roland...................................................75
Schneider, Hubert.............................................18 ff.
Schoeller, Oliver....................................................... 41
Schwintowski, Hans-Peter........................ 74 f.
Simonis, Sven......................................................... 23
Stempel, Axel........................................................... 66
Streker, Nico.............................................................44
T
Tessartz, Tobias....................................................55
Trump, Donald.....................................................24 f.
V, W
Vogel, Johannes......................................................71
Wagner, Renate....................................................... 41
Weiler, Wolfgang.....................................................47
Weimer, Theodor................................................... 23
Wenzel, Philip.............................................................14
Wirth, Norman.................................................41, 45
VERLAG UND REDAKTION
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Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg
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HERAUSGEBER
Philipp B. Siebert
CHEFREDAKTEUR
Matthias Hundt
ART DIRECTOR
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LAYOUT UND INFOGRAFIK
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BILDREDAKTION
Roman Kulon, Eleonora Mavromati, Jakob Bettin
COVERGESTALTUNG
Roman Kulon
LEKTORAT
TextSchleiferei.de
TEXTBEITRÄGE
Mailin Bartknecht, Francois Baumgartner, Florian
Burghardt, Carla Fritz, Julia Groth, Anne Hünninghaus,
Matthias Hundt, Alexandra Jegers, Dr. Hans-Jörg Naumer,
Nina Müller-Peltzer, Detlef Pohl, Uwe Schmidt-Kasparek,
Stefan Terliesner, Martin Thaler, Jan F. Wagner
ANZEIGENBERATUNG
Nadin Prüwer
n.pruewer@alsterspree.de
+49 (0)40 6 07 71 29 24
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Verantwortlich für diese Ausgabe i. S. d. P.:
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Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen
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8 procontra 02|20
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PANORAMA Notiert
PANORAMA
UND WIR WARTEN,
WARTEN UND WARTEN ...
2018 trat das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) in
Kraft. Zweifelsfrei ein wichtiger Impuls für die Verbreitung
der betrieblichen Altersversorgung. Ein Jahr später
konstatierte procontra in der Ausgabe 2/2019, dass
am groß angekündigten Sozialpartnermodell (SPM) bislang
nur theoretisch gewerkelt wurde. Das Zeitfenster
war auch gestattet, da viele Interessen berücksichtigt
werden müssen. Dennoch rief im März 2019 Hubertus
Heil die Tarifpartner auf, endlich „aus den Strümpfen zu
kommen“. Heute, ein weiteres Jahr später, ist lediglich
ein SPM über einen Haustarif zustandegekommen.
Ernüchternd, und die Stimmen nach einem Obligatorium
in der bAV werden wieder lauter. Noch ist Zeit, dies abzuwenden,
2023 wird der Gesetzgeber die Wirksamkeit
des BRSG dann prüfen.
»Einmalbeiträge werden
zum Problem, wenn ihre
Rendite nur langfristig
aus dem Bestand
erwirtschaftet
werden kann.«
CORONA:
MANAGER
SETZTE
VERTRIEB AUF
LEHRER AN
Lars Heermann, Analyst
der Ratingagentur
Assekurata, zum Boom
des LV-Geschäfts gegen
Einmalbeitrag. Lebensversicherer
sollten einer
möglichen Zinsspekulation
gegen den Bestand
zwingend entgegenwirken
(siehe Seite 48).
Die bundesweite Verordnung zur Schulschließung aufgrund der
Corona-Ausbreitung wollte ein Debeka-Manager in bare Münze
umwandeln. Übereinstimmenden Medienberichten nach soll er per
Schreiben an die untergebene Vertriebsmannschaft dazu aufgerufen
haben, die Kernzielgruppe der Lehrer verschärft anzugehen. Zitiert
wird: „... aufgrund der aktuellen Situation sind Lehrerinnen und Lehrer
frühzeitig in die Ferien ‚geschickt‘ worden. Hieraus ergeben sich für
uns hervorragende Möglichkeiten, diesen Personenkreis ab sofort
auch ganztags zu terminieren.“ Die Debeka kündete „arbeitsrechtliche
Konsequenzen“ gegen den Manager an.
10 procontra 02|20
Notiert PANORAMA
Selbstbindung
statt Angstfalle
DR. HANS-JÖRG NAUMER
leitet Global Capital Markets & Thematic Research
von Allianz Global Investors
CORONA STOPPT CORONA
Auf die erhöhte Aufmerksamkeit durch das Corona-Virus hätte
die namensgleiche Biermarke „Corona“ sicher gern verzichtet.
Als eine der umsatzstärksten Biermarken überhaupt verzeichnete
sie innerhalb der ersten beiden Monate der Pandemie
einen Umsatzrückgang um 170 Millionen US-Dollar. Vor allem
in China und den USA wird die Marke aktuell gemieden. Der
Aktienkurs der AB InBev, der Brauerei hinter Corona, fiel von
Anfang Februar bis Ende März um 40 Prozent.
Nun stellte auch die mexikanische Brauerei Grupo Modelo die
Corona-Produktion vorerst bis Ende April ein. Nicht wegen des
Namens, sondern weil der Betrieb in der aktuellen Lage als
„nicht nötig“ eingestuft wird.
661
TAGE
Kein Zweifel, die Kapitalmärkte haben geradezu schockartig
auf die Ausbreitung des Corona-Virus reagiert. Jetzt ist
es wichtig, dass Anleger nicht in der Angstfalle verharren,
sondern überlegen, wie sie in den Markt zurückkommen.
Die Odysseus-Strategie ist für mich immer wieder die
beste: es geht um Selbstbindung zum Erreichen der Ziele.
Wie der Held aus der griechischen Sage, der sich an einen
Mast binden ließ, um nicht dem Gesang der Sirenen zu
erliegen, so sollten sich auch Anleger an eine Strategie
binden, die hilft, Kurs zu halten.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, über strategische Asset-
Allokation, die Aufteilung der Vermögenswerte, nachzudenken.
Tipp: Denken Sie holistisch, nehmen Sie also nicht
nur Ihr Geldvermögen in den Blick, sondern alle Vermögenswerte.
Wurde die strategische Allokation der Vermögenswerte
festgelegt, geht es an die Umsetzung. Hier können
sogenannte Multi-Asset-Produkte helfen. Fonds, die
über alle Anlagegattungen investieren können, mit dem
Ziel, die Schwankung des Portfolios zu minimieren und
auch taktische Anpassungen vorzunehmen, also auf die
Marktentwicklung zu reagieren. Wo größere Geldbestände
auf die (Re-)Investition warten, warum nicht einen großen
Sparplan angehen? Ab einem bestimmten Zeitpunkt über
mehrere Quartale zukaufen, um die angestrebte Vermögensstruktur
zu erreichen. Das glättet die Schwankungen
und hilft, nicht zum falschen Zeitpunkt alles auf das
eigentlich richtige Pferd zu setzen. Und natürlich ein „kleiner“
Sparplan, der schon ab wenigen Euro pro Monat möglich
ist – dafür ist eigentlich immer der richtige Zeitpunkt.
Viel Erfolg mit der Selbstbindung – und: Bleiben Sie gesund.
tagte die Rentenkommission seit Juni 2018
und stellte Ende März ihren Abschlussbericht
vor. Konkretes zur Sicherung der gesetzlichen
Rente oder zur Regelaltersgrenze gab es
aber nicht. „Dafür hätte man nicht 22 Monate
tagen müssen“, zeigte sich unter anderen das
Institut für Altersvorsorge (DIA) enttäuscht.
procontra 02|20
11
PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch
ALLEIN ZU HAUS
Senioren
müssen sich
einschränken
Wunschlos glücklich? Für viele Senioren trifft das nicht zu – einem
vorhandenen Eigenheim zum Trotz. Einer GfK-Studie im Auftrag des
Finanzdienstleisters Wertfaktor zufolge können sich zwei Drittel
aller Eigenheimbesitzer über 65 Jahren nicht alles leisten, was sie
wollen. 33 Prozent gaben an, jede ihrer Ausgaben genau abwägen
zu müssen. Überhaupt nicht reicht das Geld hingegen nur für 3
Prozent der Umfrageteilnehmer.
Immer mehr Deutsche werden in Zukunft alleine leben – das
geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Knapp
in einem Viertel (24 Prozent) der für 2040 prognostizierten
42,6 Millionen Privathaushalte werde dann nur noch eine
Person wohnen. Heute ist dies nur in 21 Prozent der Haushalte
der Fall. Rückläufig fallen hingegen die Zahlen für Haushalte
mit drei oder mehr Angehörigen aus.
Frauen
sparen
zielbewusster
Sparen ist Männersache? Wohl kaum. Einer Umfrage des Finanzportals
joonko zufolge ist der Sparwille bei Frauen (53 Prozent)
wesentlich häufiger vorhanden als bei Männern (46 Prozent).
Zudem sparen Frauen zielgerichteter: 57 Prozent der Frauen
haben ein festes Sparziel vor Augen, unter den Männern sind es
nur 43 Prozent. Dafür sind Männer risikofreudiger und interessierter
an konkreten Finanzprodukten.
VERSICHERER LIEBEN NRW
76.000 Menschen arbeiten sozialversicherungspflichtig in Nordrhein-Westfalen
für eine Versicherung – das zeigen Daten des Arbeitgeberverbands
der Versicherungsunternehmen (AGV). Damit ist
NRW das Bundesland mit den meisten Versicherungsangestellten.
Hotspots sind hier vor allem Köln, Düsseldorf, Münster und Dortmund.
Auch in Bayern (60.350) und Baden-Württemberg (35.250)
bieten Versicherer vielen Menschen Lohn und Brot, in Thüringen
(2.430) und Mecklenburg-Vorpommern (2.090) eher weniger.
FREITAG, DER
13. IST EIN
GLÜCKSTAG
Ein Freitag, der 13. gilt im Volksmund als Unglückstag. In den
Schadensstatistiken spiegelt sich dies allerdings nicht wider.
Im Gegenteil, wie die Gothaer ermittelt hat. Während durchschnittlich
zwischen 500 und 600 Schadensmeldungen beim
Versicherer eingingen, lagen die letzten beiden „Unglückstage“
hierunter. So wurden am Freitag, 13. September 2019,
insgesamt 425 Schäden gemeldet, am Freitag, 13. Dezember
2020, waren es 455 Fälle.
Deutsche haben Bluthochdruck Achteinhalb
Mal im Jahr: So häufig gehen die Deutschen durchschnittlich im Jahr zum Arzt. Das zeigt der aktuelle
Arztreport der Barmer. Bei einem Arzt bleibt es dabei in der Regel nicht – im Schnitt besucht der Deutsche
jährlich dreieinhalb Arztpraxen. Die am häufigsten gestellte Diagnose (28,7 Prozent aller Fälle) war
dabei Bluthochdruck. Am zweithäufigsten diagnostizierten die Ärzte Rückenschmerzen (24,8 Prozent),
am dritthäufigsten Infektionen der oberen Atemwege (23 Prozent).
12 procontra 02|20
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PANORAMA Leserbriefe
KOMMENTIERT
»BU-Schutz ab 60 nicht mehr sinnvoll?«
Der auf Arbeitskraftabsicherung spezialisierte
Versicherungsmakler Philip Wenzel
analysiert in seinem BU-Leitfaden Beratungsansätze
für die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Darin vertritt er auch die These,
dass nach dem 60. Geburtstag oft kein
BU-Schutz mehr nötig sei, sofern die Kinder
schon erwachsen und wirtschaftlich selbstständig
sind. „Eine BU-Police bis 60 kostet
ungefähr die Hälfte einer BU-Versicherung
bis 67“, erklärt Wenzel. Für ihn ist die Absicherungshöhe
fast immer wichtiger als die
Laufzeit der BU-Versicherung.
Eine Frage stellt sich mir nur: Wieso soll der
BU-Schutz ab 60 nicht mehr sinnvoll sein?
Klar ist der Beitrag höher, aber ein paar
Jahre von nichts leben ... fraglich.
WILLI SCHNABEL
via Facebook
SCHWEDE – BLEIB BEI DEINEN MÖBELN
Fragwürdige Kompetenz: Ikea serviert nun auch Hausrat- und Haftpflichtpolicen.
»Da bleiben nur wir«
Während viele Kompositversicherungen
mittlerweile digital abgeschlossen werden,
bleiben Makler und Mehrfachagenten
beim Thema Arbeitskraftabsicherung eine
Bank: Nirgends schließen die Kunden mehr
Berufsunfähigkeitsversicherungen ab als
bei ihnen. Laut der aktuellen Vertriebswege-
Studie von Willis Towers Watson war es im
Geschäftsjahr 2018 jede zweite Police.
Grundlegend logisch. Aktuell noch zu komplex
für Check24 & Co. Voranfragen sind
auch nicht das, worauf solche Plattformen
Bock haben. Die AO bekommt oft Ablehnungen
und hat dann keine Alternative ...
Da bleiben nur wir.
LUC WALTER
via Facebook
»Schulden zum Überleben«
Die Corona-Krise macht der Wirtschaft
schwer zu schaffen. Vor allem Selbstständige
leiden unter Betriebsschließungen und
dem Wegfall von Aufträgen. Bund und Länder
setzen bei ihrer Hilfe unter anderem auf
Notkredite für die Gewerbetreibenden. Doch
das wird nicht nur freudig aufgenommen.
Schulden zum Überleben! Wie sollen
Darlehen zurückgezahlt werden? Wie wird
entschieden, ob jemand Anspruch auf
Finanzspritzen hat? Viele Selbstständige
1
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4
5
TOP 5 DER AUSGABE
+++KLICKVERDÄCHTIG+++
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CORONA-SOFORTHILFE
Selbstständige bekommen bis zu 15.000 Euro
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HAUSRATVERSICHERER
Bei diesen Anbietern schmilzt der Bestand
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TROTZ KRISE
Wie Häuslebauer von Corona profitieren
www.procontra-online.de/hausbau
LV-STANDMITTEILUNGEN
Diese 10 Versicherer fallen durch
www.procontra-online.de/standmitteilung
BETRIEBSSCHLIESSUNGSVERSICHERUNG
Corona wird zum Stresstest für die Branche
www.procontra-online.de/bsv
und Freiberufler sind vom direkten Verkauf
abhängig. Termine werden abgesagt,
Verträge storniert, Kosten sind trotzdem zu
entrichten.
VINCENZO AMATO
via Facebook
»Nur Rückholung garantieren«
Im Fall der Thomas-Cook-Pleite ist nur knapp
ein Fünftel der Schäden, die Urlauber durch
bereits angezahlte und dann ausgefallene
Reisen erlitten haben, versichert. Der Bund
springt nun mit über 200 Millionen Euro in
die Bresche. Damit so etwas nicht mehr passiert,
schlägt der Bundesrat entweder individuelle
Versicherungssummen je Pauschalreiseanbieter
oder eine Fondslösung vor. Auf
diesen Wegen könnte voller Kostenschutz
für die Urlauber gewährleistet werden.
Die Versicherung sollte nur eine Rückholung
garantieren. Für alles andere braucht
es doch keine gesetzlich vorgeschriebene
Pflichtversicherung. In anderen Bereichen
muss auch jeder das Risiko der Insolvenz
eines „Geschäftspartners“ selbst tragen.
MATTHIAS NOWAK
via Facebook
14 Illustration: Jakob Bettin
Leserbriefe PANORAMA
»Erhöhung des Nettolohns angesagt«
Beim Bund der Versicherten ist man bekanntermaßen
mit der Arbeit der Lebensversicherer
in Sachen Altersvorsorge nicht
zufrieden. Die Verbraucherschützer haben
deshalb kürzlich ihre sogenannte Basisdepot-Vorsorge
als Alternative vorgestellt.
In diesem Depot – vergleichbar mit einem
geförderten Wertpapierdepot – können Bankeinlagen,
Aktien und Genossenschaftsanteile
verwahrt werden; allesamt förderfähig
nach den Regeln, die bislang für Riesterund
Rürup-Verträge gelten. Auch bereits
existierende Rentenversicherungen sollen
ins Depot integriert werden können. Voraussetzung:
Die Produkte erhalten nachträglich
vom Anbieter ein Kapitalwahlrecht.
Eine zusätzliche selbstbestimmte Altersvorsorge
ohne Zwang ist in jedem Fall gut.
Aber leider gehen ja die Pläne der meisten
Parteien und Politiker in eine andere Richtung:
Hin zu einem zusätzlichen verpflichtenden
Zwangssparen, was im Grunde einen
weiteren Griff in die Taschen der Arbeitnehmer
bedeutet, obwohl eher Maßnahmen zur
Erhöhung des Nettolohns angesagt wären.
DEUTSCHLANDRENTE
via Facebook
»Wie kann der
derzeitige Garantiezins
von 0,9 Prozent
denn noch drastisch
gesenkt werden?«
HARALD BEYER ZUR GARANTIEZINS-DEBATTE
»Lobbyarbeit funktioniert überhaupt nicht«
Finanzanlagenvermittler sollen nach dem
Willen des SPD-geführten Bundesfinanzministeriums
unter die Aufsicht der BaFin
gestellt werden. Dieses im Koalitionsvertrag
verankerte Vorhaben sorgt mittlerweile seit
über zwei Jahren für große Gegenwehr von
Verbänden und Opposition und mittlerweile
sogar auch vom Koalitionspartner CDU/
CSU. Doch der 34f-Aufsichtswechsel geht
munter weiter seinen Gang. Kürzlich hat
die Bundesregierung sogar einen entsprechenden
Gesetzentwurf beschlossen. Sehr
zum Leidwesen der Finanzanlagenvermittler,
die deshalb mit deutlich höheren Kosten
rechnen müssen.
Die Lobbyarbeit funktioniert überhaupt
nicht! Die Vorstände der Finanzvertriebe haben
unter anderem den Auftrag, die Politik
über die Arbeit der Vermittler aufzuklären!
Es scheinst so, als haben die hiesigen Politikerinnen
und Politiker keine Ahnung oder
sind zumindest weit von der Praxis entfernt
unterwegs.
ROMAN STEINBRENNER
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15
TITEL Ruhestandsplanung
16 Illustration: Roman Kulon
Ruhestandsplanung TITEL
DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS
Der Renteneintritt ist keine Ziellinie. Er ist die Startlinie für die wichtigste Lebensphase
überhaupt. Ruhestandsplaner setzen hier früh an, um noch aktiv gestalten und das
vorhandene Potenzial vollständig heben zu können.
– TEXT: MATTHIAS HUNDT –
Viele Vermittler fokussieren in ihrer Beratung
attraktive Zielgruppen. Beispielsweise
die Gruppe der Beamten, die als
einkommensstark und verlässlich gilt. Die
Geschäftsführer, die nach der eigenen Beratung
das Tor zur Belegschaft öffnen können.
Oder die junge Generation, deren lückenhafte
Absicherungs- und Vorsorgemaßnahmen
langfristiges Beratungspotenzial eröffnen.
Aber unabhängig davon, ob Polizist,
Mittelständler oder Student – die Beratung
nimmt dann lediglich die Lebensphase vor
dem Rentenbeginn in den Blick. Konkreter
dreht sich in der Regel alles um Altersvorsorge
und die zentrale Frage: Was kann wie
gespart werden, um die Einkommenslücke
im Alter zu schließen? Das erfordert stets
das Suchen, Finden und Verkaufen passender
Produkte. Der Großteil der Vermittler
setzt sich diesem Abschlussdruck aus
und lässt eines der attraktivsten Geschäftsmodelle
links liegen: die Ruhestandsberatung
der Generation 50plus. Dabei dürfte
der eigene Bestand altersbedingt bestens für
die Ruhestandsberatung geeignet sein. Die
Mehrzahl der Makler ist 50plus und zusammen
mit ihrem Kundenstamm gealtert.
Doch was erfordert die Ruhestandsberatung
genau? Welches Potenzial wäre bei der
Zielgruppe überhaupt zu heben?
Vor ein paar Jahren wurden die „Best
Ager“ nach der Altersschwelle „50plus“
> 90 %
sind konzeptionell unberaten
eher passiv begleitet. Man freute sich zusammen
über die Ablaufleistung der damals
abgeschlossenen Lebensversicherung
und fand im Sachversicherungsbereich
vermeintliche Aufhänger, die Policen mit
„altersspezifischen Zusatzleistungen“ pimpen
zu müssen. Etwa der „Diebstahl aus
Praxisräumen oder Schiffskabinen“ in der
Hausratpolice oder der „mobile Anwalt“,
»Anbieter widmen
sich der Ruhestandsplanung
stärker denn
je, da das Altersvorsorgegeschäft
nicht
mehr so funktioniert
wie noch vor Jahren.«
RONALD PERSCHKE,
VORSTAND DER INITIATIVE RUHESTANDSPLANUNG
der nach Hause und auch ins Krankenhaus
kommt, beim Rechtsschutz. Doch dieser
„Sie sind jetzt alt“-Stempel bediente nur
Klischees und rein subjektive Risiken. Das
Augenmerk lag darauf, den Fuß in die Tür
der nachfolgenden Generationen und damit
Nachschub für die Altersvorsorgeberatung
zu bekommen.
PRODUKTE RÜCKEN IN DEN HINTERGRUND
Heute bestehen für Vermittler ganz andere
Perspektiven. Es gilt, eine stark wachsende
Zielgruppe anzusprechen. Zudem eine sehr
wohlhabende mit hoher Kaufkraft – Zahlen
der Deutschen Bundesbank schreiben
der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre ein Nettovermögen
von durchschnittlich 180.000
Euro zu. Bei den 65- bis 74-Jährigen lag
dieser Wert noch bei knapp 170.000 Euro.
Zum Vergleich: Der Median-Wert aller
Nettovermögen je Haushalt in Deutschland
lag 2017 bei 60.400 Euro. Folglich sind
Vermögensübertragung und -verwendung
zentrale Bausteine der Beratung. Ausgehend
von einem „Startalter“ von 50 Jahren
und einer stetig steigenden Lebenserwartung
sprechen Ruhestandsplaner immer
häufiger mit ihren Mandanten über einen
Zeithorizont von 30 Jahren und mehr. Das
schränkt die Produktpalette kaum ein, auch
langfristige Konzepte können noch realisiert
werden. Erst recht, da der Eintritt
procontra 02|20
17
TITEL Ruhestandsplanung
ALTERSVORSORGE VS. RUHESTANDSPLANUNG
Vom Vermögensaufbau hin zur Vermögensverwendung
ALTERSVORSORGE
Sparen Prozess Entsparen
ins aktive Rentenalter immer weiter
nach hinten rückt. Altersvorsorge und der
Vermögensaufbau sind also ein fester Baustein
der Ruhestandsberatung. Wenn auch
eher aus Gründen des Nachjustierens, um
den gewünschten Lebensstandard im Alter
auch erreichen zu können.
Zusätzlich erfordert die Ruhestandsberatung
einen veränderten Blickwinkel. Dominierten
in vielen Altersvorsorgeberatungen
die Produkte, so rückt der Bedarf ins Zentrum
der Ruhestandsplanung. Was erst mal
klingt, als würden sich Bedarf und Altersvorsorgeberatung
ausschließen, konkretisiert
Ronald Perschke: „Produktverkauf
kennt die Zielgruppe seit Jahrzehnten und
wähnt sich hier auch ausreichend versorgt.“
Der Vorstand der Initiative Ruhestandsplanung
ergänzt: „Es fehlt ihr allerdings
jemand, der konzeptionell die gesamte Fi-
RUHESTANDSPLANUNG
in der Höhe Versorgungslücke in der Länge
Aufbau Lebensstandard Erhalt
bis zum Ruhestand (ca. 65/67) Planungshorizont bis zum Lebensende
Kapitalgarantie Garantie Einkommensgarantie
Verlust Arbeitskraft/Einkommen Störfaktoren Verlust der Gesundheit/Mobilität
Aufbau Vermögenssituation Übertragung/Verzehr
Aufbau Wohneigentum Wohnsituation Verwendung Wohneigentum
WIE VIEL MÖCHTE ICH HEUTE SPAREN?
SPARPROZESS
KAPITALGARANTIE
Wenn es um Kapitalaufbau geht
WIE VIEL KANN ICH IM RUHESTAND VERBRAUCHEN?
ENTSPARPROZESS
30 40 50 60 65 70 80 90 100
EINKOMMENSGARANTIE
Wenn es um lebenslanges Einkommen geht
Quelle: Initiative Ruhestandsplanung
nanz- und Vorsorgesituation analysiert.“
Frank Birkle bestätigt, dass die Zielgruppe
mit Produkten grundsätzlich gut versorgt
ist. Er ist zertifizierter Sachverständiger für
70 %
können die Situation
im Ruhestand nicht
richtig einschätzen
Ruhestandsplanung aus Gundelfingen und
berichtet von seinen Beweggründen: „Ein
Mandant war 2014 der Auslöser für den
Einstieg. Er hatte ein Eigenheim sowie zahlreiche
Finanz-, Versicherungs- und sonstige
Bankprodukte. Wo er sich jedoch damit im
Ruhestand genau befindet, war völlig unklar.“
Es geht also um die Gestaltung einer Lebensphase.
Noch dazu der wichtigsten und
letzten, für Korrekturen bleibt kein zweiter
Versuch. Das setzt Expertise in allen Belangen
voraus. Es geht um den Übergang vom
Sparprozess hin zum Entsparprozess. Um
die Frage, wie das aufgebaute Vermögen
so verteilt werden kann, dass es bis zum
Lebensende reicht und später (steueroptimiert)
übertragen werden kann.
FAHRPLAN FÜR DEN EINSTIEG
Anders formuliert: Die Ruhestandsberatung
muss bis zum Ende denken – bis zum
Lebensende der Kunden. Der Begriff ist dabei
weder geschützt noch formal definiert.
Auf Erlaubnisebene genügt Paragraf 34d
der Gewerbeordnung, um grundlegende
Versicherungsthemen abdecken und dazu
beraten zu dürfen. Die aufsichtsrechtliche
Hürde liegt also tief.
Dennoch ist von einem spontanen Versuch
abzuraten, will man nicht direkt nach
dem Start eine Bruchlandung hinlegen. Es
braucht zusätzliche Qualifikation und ein
Netzwerk aus Experten. Dazu eine klare
Positionierung, zu welchen Themen man
künftig beraten will und darf, wie man neue
Kunden gewinnen will und welches Vergütungsmodell
dabei zum Einsatz kommen
soll. „Anfangs musste ich grundlegende
Fragen klären“, berichtet Birkle. „Wo kann
ich mich zu diesem Thema ausbilden? Wo
finde ich die richtigen Analyse- und Beratungstools
und wie komme ich an kompetente
Kooperationspartner wie Rechtsanwälte,
Notare und Steuerberater?“ Die
notwendige Qualifikation und Zertifizierung
erlangte Birkle über den Bundesverband
Der Ruhestandsplaner Deutschland
(BDRD).
Auch Hubert Schneider aus Berlin ist
Zertifizierter Ruhestandsplaner (FH). Vor
15 Jahren erkannte er den Bedarf an einer
konzeptionellen Ruhestandsberatung.
Ebenso wie Birkle sieht er den Missstand
darin, den zukünftigen Lebensstandard
nicht konkret bewerten zu können. „Die
meisten Menschen haben keine Ahnung,
welche Kaufkraft sie für einen komfortablen
Ruhestand wirklich benötigen.
Auch mit den vielfältigen Anforderungen
18 procontra 02|20
Ruhestandsplanung TITEL
und Veränderungen des zunehmenden
Alters und dessen Folgen setzen sich die
wenigsten rechtzeitig auseinander“, beschreibt
Schneider seine Beobachtungen. Er
ist selbst im Alter der Zielgruppe und sieht
sich dadurch im Vorteil: „Gerade gegenüber
älteren und erfolgreichen Mandanten
wie Unternehmern, Freiberuflern und Führungskräften
macht eine gewisse Reife und
professionelle Ausbildung den Expertenstatus
glaubwürdiger.“ Zudem könne man
sich in die Bedürfnisse derselben Altersgruppe
besser hineinversetzen.
Das sollte jüngere Vermittler aber nicht
abschrecken, auf Ruhestandsberatung umzusatteln.
Perschke argumentiert: „Der
Markt hat sich hier stark entwickelt. Anbieter
widmen sich der Zielgruppe stärker
denn je, da das Altersvorsorgegeschäft
nicht mehr so funktioniert wie noch vor
Jahren, als der Margendruck geringer war.
Die Tatsache, dass 70 Prozent des Gesamtvermögens
in der Zielgruppe 50plus
schlummern, erhöht zusätzlich den Reiz,
»Der Zielgruppe fehlt
jemand, der konzeptionell
die gesamte
Finanz- und Vorsorgesituation
analysiert.«
RONALD PERSCHKE,
VORSTAND DER INITIATIVE RUHESTANDSPLANUNG
sich hier zu fokussieren. Als Anbieter und
als Vermittler.“ Wer als Ruhestandsplaner
Fuß fassen will, könne sich an folgendem
Stufenplan orientieren:
1. Expertise aneignen
Aufgrund seiner Tätigkeit an einer Weiterbildungsakademie
überrascht Perschkes
Empfehlung nicht. Der Studiengang
zum „Zertifizierten Spezialisten für Ruhestandsplanung
(FH)“ betrachtet die Ruhestandsplanung
ganzheitlich, inklusive aller
Themenfelder, Unternehmens- und Beratungskonzept.
Es gibt zwar keinen gesetzlichen
Zwang zu dieser Weiterbildung. Der
Effekt in der Außenwirkung dürfte aber
ein deutlicher Wettbewerbsvorteil sein und
bei der Zielgruppe für Kompetenzwahrnehmung
und Vertrauensvorschuss sorgen.
„Eine Ausbildung ist absolut notwendig,
um die Komplexität des Beratungsumfangs
erfassen und ein erfolgreiches Geschäftsmodell
darauf aufsetzen zu können“, bestätigt
auch Birkle.
MAKLER
CHAMPION
2020
Schadenversicherung
NV-Versicherungen
1. Platz
procontra 02|20
19
TITEL Ruhestandsplanung
2. Workflow festlegen
Die Beratung braucht ein klares Konzept.
Bestands- und Finanzanalyse sollten aufeinander
aufbauen und ineinandergreifen.
Ebenso die Einnahmeverwendung und der
Bereich der Vermögensübertragung. Das
macht die Beratung stringent und standardisierbar.
Berater Birkle gibt Einblick in
seinen Prozess: „Grundlage ist die Ruhestandsbilanz.
Was ist an Vermögenswerten
vorhanden, wo will man hin? Daraus lässt
sich der Ruhestandsbedarf ableiten und erkennen,
wo optimiert werden muss, um das
Ziel zu erreichen. Schließlich die konkrete
Gestaltung sowie die Ruhestandsabsicherung
mit den Themen Pflege, Vollmachten,
Erben und Schenken.“
3. Positionierung und Marketing
Wird der eigene Bestand genutzt oder müssen
neue Kunden in der entsprechenden Altersgruppe
gewonnen werden? Wo besteht
das Potenzial für eine Ruhestandsberatung
und wie will man (den bestehenden) Kunden
klarmachen, dass man sich von der
bisherigen Altersvorsorgeberatung fortan
abgrenzen will? Nur wer hier klar nach außen
kommuniziert und agiert, kann erfolgreich
ein neues Geschäftsfeld erobern. Dazu
gehört auch ein transparentes Vergütungsmodell.
Schneider berät seit Jahren gegen
Honorar. Neben Stundensätzen um die
120 Euro gehören auch Servicegebühren,
etwa im Bereich der Vermögensverwaltung,
dazu. „Die meisten meiner Mandanten
sind daran gewöhnt, dass Tätigkeiten, die
über ‚die Pflicht‘ hinausgehen, etwas kosten
können. Mein Ziel ist es jetzt, eine höhere
Transparenz herzustellen, mit einheitlichen
Vergütungsmodellen.“
4. Netzwerk aufbauen
Ein Expertennetzwerk scheint der wichtigste
und zugleich schwierigste Faktor
für ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu
sein. Der Kunde selbst unterscheidet nicht
nach aufsichtsrechtlichen Vorschriften. Er
erwartet ein ganzheitliches Konzept für
die komplette Ruhestandsphase ohne Lücken.
Der Vermittler muss seine Erlaubnisgrenzen
jedoch sehr wohl beachten.
Versicherungsmakler und Investmentberater
benötigen sich demnach gegenseitig,
um die ganze Palette an Versicherung und
Vorsorge ausschöpfen zu können. Das stellt
in der Praxis, gerade beim Einstieg, oft ein
Problem dar. Die Masse der Vermittler ist
»Viele Menschen
haben zahlreiche
Finanz-, Versicherungs-
und Bankprodukte.
Wo sie sich
damit im Ruhestand
genau befinden, ist
jedoch völlig unklar.«
FRANK BIRKLE, RUHESTANDSPLANER, GUNDELFINGEN
> 80 %
haben Störfaktoren
(Vollmachten, Pflege, Tod etc.)
nicht geklärt
es gewohnt, allein unterwegs zu sein. Das
Vertrauen beschränkt sich so oft nur auf
die eigene Expertise. Verbindliche Kooperationen
auf Augenhöhe sind größtenteils
Neuland für viele Einzelkämpfer.
Dabei fungiert der Ruhestandsplaner als
zentraler Ansprechpartner, oft als Moderator,
gerade innerhalb der Mandantenfamilie.
Er vermittelt Kompetenzen, muss sie
nicht allein vorweisen. „Ein Netzwerk ist
neben der eigenen Leistung das Rückgrat
dieses Geschäftsmodells. Da niemals eine
Person alle Fähigkeiten und Kenntnisse
allein aufbringen kann, sind Kooperation
und Arbeitsteilung unabdingbar“, bewertet
Schneider. „Es ist jedoch eine große
Herausforderung, geeignete Kollegen zu
finden, mit denen man vertrauensvoll und
verbindlich zusammenarbeiten kann.“
Zu einer vollumfänglichen Beratung
gehören die Themen Patientenverfügung,
Vorsorgevollmachten sowie die steueroptimierte
Übertragung von Vermögenswerten
(Erben und Schenken) natürlich dazu. Hier
stehen Vermittler schnell an der Grenze zur
Rechtsberatung. Über die Notwendigkeit
der genannten Punkte darf zwar informiert,
nur 30 %
haben ein Testament –
2/3 davon fehlerhaft
zu deren Inhalt und konkreter Ausgestaltung
jedoch nicht beraten werden. Sonst
droht ein Haftungsfall. Neben Berufskollegen
gehören daher Steuerberater, Notare
und Anwälte mit zum Netzwerk eines Ruhestandsplaners.
Andernfalls wird die Betreuungskette
unterbrochen, was nicht den
Erwartungen der Zielgruppe entspräche.
Sie möchte ihre Belange in die Hände eines
Ansprechpartners legen, bei dem die Fäden
zusammenlaufen.
BEDÜRFNISSE DER GENERATION E
Apropos Erwartungen und Ansprache
der Zielgruppe: Konsum statt Sparen, Genuss
statt Verpflichtungen, heißt es oft in
Zusammenhang mit den angehenden und
aktiven Rentnern. Doch die Wünsche und
Bedürfnisse sind innerhalb der Generation
E (für Erfahrung) sehr viel komplexer. Das
liegt vor allem daran, dass sich die Kunden
in ganz unterschiedlichen Lebensphasen
befinden können. Am „jungen Ende“ ist
die Zielgruppe 50 Jahre alt, hat elterliche
Pflichten und der Renteneintritt ist noch
lange nicht in Sicht. Der aktuelle Beruf soll
vielleicht gar nicht der letzte sein. Nicht
selten gelingt die berufliche Selbstverwirklichung
erst mit einer gewissen Reife, wenn
Erfahrung, Mut und Startkapital zur Verfügung
stehen. Diese Dynamik in der Vita
20 procontra 02|20
Ruhestandsplanung TITEL
WÜNSCHE, SORGEN UND BEDÜRFNISSE
DER SENIOREN
Reicht Ihr Haushaltseinkommen für das tägliche Leben aus?
Ja, ohne Probleme: 64 %
Ja, ich muss aber sparen
und jede Ausgabe abwägen: 34 %
Nein, reicht nicht aus: 3 %
Welche Wünsche möchten Sie sich gerne erfüllen?
Reise 60
Essen gehen 34
Medizinische Maßnahmen und Pflege 27
Renovieren, neue Möbel, Küche 27
Auto 26
Absicherung/Unterstützung der Familie 25
Kultur 24
später bessere Residenz/Pflegeheim 23
barrierefrei umbauen 21
Kleidung 17
Reicht Ihr Haushaltseinkommen, um sich
die genannten Wünsche zu erfüllen?
Ja, das Geld reicht aus, auch für
größere Anschaffungen: 33 %
Es reicht für einige Wünsche aus,
aber nicht für alle: 54 %
Nein, das Geld reicht nicht aus: 13 %
Was hält Sie davon ab, Ihr Eigenheim zu verkaufen,
um mehr Geld zur Erfüllung Ihrer Wünsche zu haben?
Ich möchte in meinem Eigenheim wohnen bleiben: 82
Ich möchte meinen Kindern die Immobilie hinterlassen: 27
Ich möchte an der Wertsteigerung weiter partizipieren: 9
Kein Bedarf: 5
Ich habe Respekt vor dem Verkaufsprozess und Angst,
übervorteilt zu werden: 2
Wie viel Geld hätten Sie gerne mehr im Monat zur Verfügung?
Bis 500 €: 24 %
Bis 1.000 €: 29 %
Bis 1.500 €: 9 %
Bis 2.000 €: 4 %
Mehr als 2.000 €: 6 %
Ich benötige nicht mehr Geld: 28 %
Senioren 65+ mit Immobilienbesitz (Basis: 1.000 Teilnehmer, Werte gerundet)
Quelle: wertfaktor Senioren-Report 2020
besitzt das andere Altersende der Zielgruppe
dann nicht mehr. Das sind oft die Eltern
der „jungen Best Ager“, die sich viel intensiver
mit der Übertragung von Vermögen,
der Pflegesituation und auch dem eigenen
Tod auseinandersetzen müssen. Auch die
Bedeutung der eigenen Wohnsituation
steigt ab Rentenbeginn. „Die Kriterien an
eine selbst genutzte Immobilie sind mit 60
Jahren ganz andere als mit Mitte 80“, weiß
Ruhestandsplaner Schneider. Kann und will
der Kunde in der Immobilie wohnen bleiben
oder sollen beziehungsweise müssen
Mieteinahmen das Einkommen stützen?
Logisch also, dass beide Teilgruppen
ganz unterschiedliche Ansprachen erfordern.
Aber warum macht die Ruhestandsplanung
das Altersfenster so weit auf,
wenn es die Fokussierung dadurch wieder
verwässert? „Ruhestandsberatung klingt
spontan nach Rentendasein“, stimmt auch
Perschke zu. Man dürfe das Potenzial der
Zielgruppe jedoch nicht nur auf die rund
21 Millionen Rentner in Deutschland reduzieren.
Die Ruhestandsplanung beginnt
weitaus früher. Das müsse sie auch. „Anders
könnten bisherige Maßnahmen gar
nicht mehr nachjustiert werden. Mit Anfang
50 bleibt hingegen noch genügend
Zeit, um Stellschrauben zur Erreichung des
gewünschten Lebensstandards nachzuziehen“,
meint Perschke.
Neben aller Planung und Beratung haben
die weichen Kriterien großen Anteil
am nachhaltigen Erfolg, auch bei der Ruhestandsplanung.
Und dazu gehören dann
doch die Lebenswünsche, die die Kunden
umtreiben, wenn der Ballast aus Berufsleben
und jahrzehntelangem Verzicht als Elternteil
endlich abfällt und freie Zeit und
verfügbares Geld, so großzügig wie nie,
zur Verfügung stehen. Für ein besseres Verständnis
und passende Gesprächsaufhänger
innerhalb der Zielgruppe verdient eine aktuelle
GfK-Studie im Auftrag von wertfaktor
Aufmerksamkeit. Hierfür wurden 1.000
Senioren (65 Jahre und älter) mit Eigenheimbesitz
befragt. Wirtschaftlich betrachtet
sicherlich die betuchtere Klientel, aber
auch hier müssen 34 Prozent „jede Ausgabe
genau abwägen“, bei 3 Prozent „reicht das
Geld“ für das tägliche Leben nicht aus. Ein
Beleg für die fehlende konzeptionelle Beratung
in jüngeren Jahren. Die Frage liegt
nahe, warum die Immobilie nicht verkauft
wird, um die Situation zu verbessern? Antwort:
82 Prozent wollen ganz einfach darin
»Ein Netzwerk ist
neben der eigenen
Leistung das Rückgrat
dieses Geschäftsmodells,
Kooperation
und Arbeitsteilung
unabdingbar.«
HUBERT SCHNEIDER, RUHESTANDSPLANER, BERLIN
wohnen bleiben oder sie später ihrer Familie
hinterlassen (27 Prozent). Das Ergebnis
zeigt, dass oft starke Emotionen den rationalen,
wirtschaftlichen Argumenten gegenüberstehen.
Auch das muss ein Ruhestandsplaner
moderieren können.
Wer um die Bedürfnisse der Zielgruppe
weiß, dem gelingt die Ansprache. Das
haben alle Spezialisierungen gemein. Wer
anschließend ein ganzheitliches Konzept,
inklusiver aller Bedarfsfelder, erstellt, wird
hohe Wertschätzung erfahren, Kunden
langfristig binden und das Geschäftsmodell
der Ruhestandsberatung erfolgreich etablieren
können.
ZIELGRUPPENKONZEPTE
Mehr zur Ansprache der Best Ager und
weiterer Zielgruppen finden Sie auf:
www.procontra-online.de/zielgruppenkonzepte
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BUSCHFUNK Investmentfonds
INVESTMENTFONDS
34F-AUFSICHTSWECHSEL BESCHLOSSEN
Gesetzentwurf vom Kabinett verabschiedet
Über Monate hat die Große Koalition darüber debattiert, ob die Aufsicht über
Finanzanlagenvermittler von den IHKs auf die BaFin erfolgen soll. Am 11. März schuf
die Bundesregierung nun Fakten und verabschiedete den entsprechenden Gesetzentwurf
des SPD-geführten Bundes finanzministeriums. Die Kritik der Fachverbände
blieb dabei unerhört. Ein wenig Hoffnung liefert Kritikern die Unionsfraktion, die eine
vollständige Umsetzung durch den Bundestag für unwahrscheinlich hält. Sonst
steht zu befürchten, dass ab Inkrafttreten 2021 der Job jedes zweiten Vermittlers
gefährdet sein könnte. Für viele der Kleingewerbetreibenden – auszugehen ist von
rund 30.000 natürlichen Personen – würde das neue, umlagefinanzierte Aufsichtsregime,
dessen Strukturen erst aufgebaut werden müssen, deutlich teurer.
Foto: iStock / D. Staerk
OIF-ZUFLÜSSE UNGEBROCHEN
Trotz schwieriger Wochen hohes Anlegervertrauen
Einem Bericht der Ratingagentur Scope zufolge erzielten offene Immobilienfonds
(OIF) selbst in den vergangenen Wochen noch Netto-Mittelzuflüsse,
wenn auch geringere als zu Jahresanfang. Wesentliche Gründe:
die zweijährige Mindesthaltedauer sowie die einjährige Rückgabefrist.
Derzeit verfügen die Fonds über liquide Mittel von mehr als 20 Milliarden
Euro, ihre Liquiditätsquote lag zuletzt bei durchschnittlich 20 Prozent. In
Zeiten finanzieller Unsicherheit als Folge der Corona-Pandemie eine gute
Nachricht für Anleger. Laut Analystin Sonja Knorr (Foto) weist insbesondere
das Wohnsegment bei geringerer Rendite eine höhere Stabilität auf.
Foto:
SPARER IGNORIEREN MINUSZINSEN
Unwissenheit um Kaufkraftverlust alarmierend
Negativzinsen auf Bargeld und Einlagen haben die Deutschen 2019 pro Person rund 150 Euro gekostet.
Dieses Verlustgeschäft hält sie allerdings nicht davon ab, ihr Geld weiterhin auf Sparbüchern
und Tagesgeldkonten zu deponieren.
Nach Berechnungen der Deutschen Bank verlor jeder Haushalt hierzulande aufgrund der EZB-Niedrigzinspolitik
im vergangenen Jahr im Schnitt rund 540 Euro, Ansprüche gegenüber Versicherern
inklusive. Dennoch nehmen das die wenigsten Bürger zum Anlass, ihre Anlagestrategien zu überdenken:
Laut Deutscher Bank ist die Nettosparquote der deutschen Haushalte in den vergangenen fünf
Jahren sogar von 9,4 auf 10,5 Prozent gestiegen. Der Großteil liegt immer noch in Spar- oder Sichteinlagen
mit geringem oder gar keinem Zins.
Foto: iStock / Philiphotographer
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Investmentfonds BUSCHFUNK
Lombard Odier: Lancierung
Climate-Transition-Strategie
Lombard Odier Investment Managers legt eine Climate-
Transition-Strategie auf. Das globale High-Conviction-
Aktienportfolio wird 40 bis 50 Titel umfassen und hat bei
seiner Auflegung mehr als 260 Millionen US-Dollar von
Investoren eingesammelt.
Foto: iStock / Blue Planet Studio
Lackmustest für die
Diversifikation
MATTHIAS KUNZE
Geschäftsführer und Vertriebschef bei Assenagon
Deutsche Bank: Börsenchef in Aufsichtsrat
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank will Börsenchef Theodor
Weimer (Foto) bei der Hauptversammlung am 20. Mai
zur Wahl vorschlagen. Weimer soll die Nachfolge von
Katherine Garrett-Cox antreten, die ihr Amt zur Hauptversammlung
niederlegt. Der 60-Jährige ist seit Januar 2018
Vorstandschef der Deutschen Börse in Frankfurt.
Monega: Dividendenfonds mit Absicherung
Die Monega Kapitalanlagegesellschaft (KAG) mbH hat
gemeinsam mit der DWPT Deutsche Wertpapiertreuhand
GmbH einen neuen Dividendenaktienfonds aufgelegt.
Ziel des Fonds ist die Erwirtschaftung aktientypischer
Erträge bei deutlich reduziertem Risiko. Hierfür investieren
die Experten von der Deutschen Wertpapiertreuhand
in ein europäisches Dividendenportfolio auf Basis von
Sentiment-Signalen.
Credit Suisse: Neue Leitung Asset Managment
Sven Simonis (Foto) ist neuer Leiter Asset Management
Deutschland bei Credit Suisse Asset Management. In
seiner neuen Funktion verantwortet er unter anderem die
Kundenbetreuung in Deutschland und Österreich. Zuvor
war er 14 Jahre lang für die Deutsche Bank/DWS tätig.
M&G: Stärkung des Vertriebsteams
M&G Investments ernennt Marc Schlamann (Foto) zum
Sales Director für den deutschen und österreichischen
Markt. Schlamann ist seit 1. April für die Betreuung und
den Ausbau der Kundenbeziehungen mit Vermögensverwaltern,
Vermögensverwaltungseinheiten von Banken
und Sparkassen, unabhängigen Finanzdienstleistern und
Maklerpools in Süddeutschland und Österreich zuständig.
Er berichtet an Werner Kolitsch, Head of Germany and
Austria bei M&G.
Ampega: Neuer Leiter Produktmanagement
Daniel Knörr (Foto) ist seit 1. April Leiter für das Team Produktmanagement
& Unit Linked Business bei Ampega. Er
ist in seiner neuen Funktion unter anderem für Akquisition
administrativer Mandate, Betreuung der Label-Fonds und
Kunden sowie Produktentwicklung verantwortlich.
Foto: iStock / ipopba
Jahrzehntelang war die klassische Portfolioaufteilung
aus sicheren Bundesanleihen und Aktien
ein Erfolgsgarant für eine diversifizierte Geldanlage.
Neben laufenden Erträgen konnten mit Bundesanleihen
in Krisenphasen satte Kursgewinne
erzielt und Aktienverluste ausgeglichen werden.
Dieses Erfolgsrezept ist spätestens nach der
aktuellen Marktphase infrage gestellt. Seit Ende
Februar bis zum 25. März verloren zehnjährige
Bundesanleihen rund 3 Prozent an Wert und
historische Korrelationsmuster mit Aktien sind
gebrochen. Damit war der Sell-off 2020 ein Lackmustest
für die Diversifikation in Anlageportfolios.
Was hätte in der aktuellen Marktphase geholfen,
und viel wichtiger: Was wird in Zukunft eine verlässliche
Quelle für Diversifikation sein?
Gold stand als Alternative, die häufig negativ zu
Aktien korreliert, bei einem Preis von über 1.600
US-Dollar schon vor dem Sell-off hoch im Kurs.
Daneben ist Volatilität eine weitere Anlageklasse,
die natürlicherweise auf Aktienkursrückschläge
reagiert. Schließlich misst Aktienvolatilität
unmittelbar, wie intensiv der Preis einer Aktie
schwankt – also genau das Risiko, gegen das sich
Investoren wappnen wollen. Über den Einsatz von
Optionen lässt sich in die Volatilität am Aktienmarkt
investieren.
Die weltweiten Optionsmärkte bieten ein großes
Anlageuniversum, wo es – wie in jedem Markt – zu
Über- und Unterbewertungen kommt, die genutzt
werden können. Der Assenagon Alpha Volatility ist
auf die Investition in Einzelaktien- und Aktienindexvolatilitäten
spezialisiert und konnte seit Jahresbeginn
einen guten Beitrag zur Stabilisierung
von Anlageportfolios leisten. Um eine robuste
Diversifikation aufrechtzuerhalten, sollten Anleger
Volatilität einen Platz als eigenständige Anlageklasse
einräumen.
procontra 02|20
23
INVESTMENTFONDS Aktienmarkt USA
»Eine Wiederwahl Trumps
wäre eher positiv«
Michael Novicki und Sebastian Riefe verwalten gemeinsam den Ampega AmerikaPlus
Aktienfonds. Mit procontra sprachen sie über ihre Erwartungen für die anstehenden US-
Präsidentschaftswahlen, Nachhaltigkeit und die weitere Entwicklung von Technologieaktien.
– TEXT: JULIA GROTH –
Michael Novicki
Sebastian Riefe
procontra: Nach dem „Super Tuesday“
Anfang März ist klar: Die US-Demokraten
werden im September entweder Joe Biden
oder Bernie Sanders gegen den amtierenden
Präsidenten Donald Trump ins
Rennen schicken. Auf welchen Kandidaten
wird es Ihrer Einschätzung nach hinauslaufen?
Michael Nowicki: Wir denken, dass Joe
Biden die Nase vorn hat. Am „Super
Tuesday“ war er der große Gewinner.
Sanders ist zu radikal in seinen Ansichten,
um gegen Biden bestehen zu können. Die
meisten Demokraten dürften dem moderaten
Biden deutlich bessere Chancen gegen
24 procontra 02|20
Aktienmarkt USA INVESTMENTFONDS
Trump einräumen.
procontra: Investoren dürften sich jedenfalls
freuen, wenn die Demokraten Biden
statt Sanders aufstellen.
Nowicki: Definitiv. Sanders ist kapitalismusfeindlich,
will einzelne Branchen verstaatlichen.
Würde er als Präsidentschaftskandidat
aufgestellt, würden die Märkte
deutlich negativ reagieren.
procontra: Die meisten Beobachter gehen
ohnehin davon aus, dass Trump wiedergewählt
wird. Wie lautet Ihre Prognose?
Nowicki: Wir haben keine Hausmeinung
zum Ausgang der diesjährigen US-Präsidentschaftswahlen.
Ich persönlich glaube
aber, dass Trump sehr gute Chancen
auf den Sieg hat. Je schlechter es an den
Aktienmärkten läuft und je schwächer
sich die US-Konjunktur präsentiert, desto
stärker schrumpfen diese Chancen allerdings.
In vergangenen Wahlzyklen ließ sich
oft beobachten: Wurde ein US-Präsident
nicht wiedergewählt, hatte sich zuvor das
Konjunkturumfeld eingetrübt.
procontra: Wären vier weitere Jahre Trump
denn aus Anlegersicht wünschenswert?
Immerhin hat der amtierende Präsident
einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen,
einen Konflikt mit dem Iran angezettelt
und durch seine erratischen Tweets mehr
als einmal die Märkte erschüttert.
Nowicki: Das ist schwer zu sagen. Bei
politischen Ereignissen wie den US-Wahlen
oder auch dem Brexit war es in den
vergangenen Jahren sehr schwierig, die
Marktreaktionen zu prognostizieren, selbst
wenn man das Ergebnis schon kannte.
Die große Frage ist, wie Trump seine
zweite Amtszeit angehen würde. Ich kann
mir vorstellen, dass er den Handelskrieg
noch einmal aufflammen lassen würde. Er
müsste sich in seiner zweiten und letzten
Amtszeit schließlich nicht mehr darum
kümmern, wiedergewählt zu werden,
könnte also noch deutlich extremer auftreten
als bisher. In der Tendenz dürfte es
trotzdem positiv sein für die Märkte, wenn
Trump wiedergewählt wird.
procontra: Müssen Anleger im Vorfeld der
Wahl mit erhöhten Marktschwankungen
rechnen?
Nowicki: Zu Jahresbeginn haben wir damit
gerechnet, dass die Volatilität im Jahresverlauf
steigt. Das ist zuletzt durch einen
exogenen Schock geschehen, die Coronavirus-Pandemie.
So etwas kann jederzeit passieren,
das kann man nicht vorhersehen.
Wenn die Marktschwankungen bis zum
Herbst wieder zurückgehen, dürften sie im
Zuge der Wahl noch einmal ansteigen. Es
wird allerdings einen Unterschied machen,
ob Biden oder Sanders gegen Trump antritt.
Bei Sanders als Herausforderer wäre
die Volatilität deutlich höher.
procontra: Bei einer Schweizer Privatbank
können Anleger mit zwei Wertpapierkörben
auf den Wahlsieger wetten. Gemessen
am Inhalt dieser Körbe geht die Bank
offenbar davon aus, dass Konsumgüteraktien
von einem Wahlsieg der Demokraten
profitieren würden. Zyklische und nichtzyklische
Konsumgüteraktien machen
rund 45 Prozent Ihres Fondsportfolios aus
– müssten Sie sich nicht eigentlich einen
demokratischen Wahlsieger wünschen?
»Für die meisten
Firmen wäre es
schädlich, wenn sich
protektionistische
Be stre bungen durch
die Coronavirus-
Pandemie weiter
ausbreiten würden.«
SEBASTIAN RIEFE, AMPEGA AMERIKAPLUS
Sebastian Riefe: Seit Trumps Amtsantritt
vor fast vier Jahren ist die US-Konjunktur
in sehr starker Verfassung und damit
auch der Konsum. Ich glaube nicht, dass
durch einen Wahlsieg der Demokraten der
Konsum in den Vereinigten Staaten noch
stärker anziehen würde.
procontra: Warum haben Konsumgütertitel
überhaupt einen so starken Stand in Ihrem
Portfolio?
Riefe: Das liegt an unserem Investmentansatz.
Bei der Titelauswahl sind für uns ein
hohes Dividendenwachstum und stabile
Unternehmensgewinne besonders wichtig.
Weil vor allem im Technologiebereich
nicht alle Firmen eine Dividende zahlen,
mischen wir außerdem Titel von Unternehmen
bei, die regelmäßige Aktienrückkäufe
vornehmen. Wichtigste Voraussetzung ist
auch hier die Gewinnstabilität. Durch diese
Kriterien haben wir vier große Sektoren
im Portfolio: zyklische und nicht-zyklische
Konsumgüter, Gesundheit und Technologie.
procontra: Wird sich durch die anstehende
Wahl etwas an dieser Zusammensetzung
ändern?
Riefe: Nein. Wir sind langfristig orientiert
und keine Trader. Wir orientieren uns
nicht an einzelnen Konjunkturphasen,
auch nicht an Wahlen. Wir bleiben so lange
investiert, wie ein Unternehmen unsere
Kriterien erfüllt. Unser Fonds wurde 2014
aufgelegt. Viele Unternehmen sind von
Anfang an in unserem Portfolio vertreten.
procontra: War es sinnvoll, im Jahr 2014
noch einen US-Aktienfonds zu lancieren?
Erstens gibt es bereits sehr viele davon.
Zweitens ist der nordamerikanische Aktienmarkt
so effizient, dass aktive Fondsmanager
dort große Probleme haben,
gegen Indexfonds zu bestehen.
Nowicki: Wir hatten vor Auflage unseres
Fonds nur europäische Aktienfonds und
einige globale Produkte in der Palette und
haben den Nordamerika-Fonds ergänzt,
um das Angebot abzurunden. Gegenüber
ETFs können wir einen Mehrwert liefern,
weil wir die Titel in unserem Portfolio
gleichgewichten statt nach Marktkapitalisierung
und weil wir strenge Kriterien an
die Titelauswahl anlegen.
Riefe: Wir setzen unsere Strategie schon
seit 2010 im institutionellen Bereich um.
Wenn eine Strategie bei institutionellen Investoren
gut funktioniert, wird sie oft einige
Jahre später für das breite Publikum geöffnet.
So war es auch bei unserem Fonds.
Für aktive US-Aktienfonds-Manager war
es zuletzt tatsächlich schwierig, ETFs zu
übertreffen. Das lag vor allem daran, dass
sich Technologieaktien sehr gut entwickelt
haben. Obwohl wir Technologietitel
untergewichtet haben, haben wir es aber
geschafft, die breiten Indizes zu schlagen.
Das war unserem Fokus auf qualitativ
hochwertige Unternehmen zu verdanken.
Insgesamt sind wir mit der Wertentwicklung
des Fonds in den vergangenen Jahren
deshalb sehr zufrieden.
procontra: Trotz Untergewichtung hat die
Technologiebranche in Ihrem Portfolio das
dritthöchste Gewicht. Sehen Sie noch Luft
nach oben, obwohl Tech-Aktien schon
sehr weit gelaufen sind?
Riefe: Definitiv. Die Bewertungen sind
procontra 02|20
25
INVESTMENTFONDS Aktienmarkt USA
INDEXTRACKER VORN
Der US-Aktienmarkt ist extrem effizient. Folglich schafften es viele Indextracker in die Top Ten der vergangenen drei Jahre.
Name ISIN Performance in %
3 Jahre p. a.
Performance in %
5 Jahre p. a.
Agio
in %
Laufende Kosten
in %
Multipartner Ceams Quality USA Equity LU0199670695 8,35 7,07 5,0 2,02
Investec GSF American Franchise LU0345774391 8,18 8,32 5,0 1,95
Ampega AmerikaPlus Aktienfonds DE000A0MY039 7,52 7,98 5,0 1,27
UniNordamerika DE0009750075 7,49 6,97 5,0 1,51
BL-Equities America LU0093570256 6,66 6,45 5,0 1,41
Amundi IS S&P 500 LU0996177720 5,78 7,19 2,5 0,15
Kepler US Aktienfonds AT0000825484 5,77 5,18 4,0 1,72
BNY Mellon S&P 500 Index Tracker IE0004240754 5,68 6,92 5,0 0,54
Pictet-USA Index LU0328683478 5,63 7,09 5,0 0,30
Swisscanto Systematic Responsible USA LU0644935826 5,63 6,17 5,0 1,28
Quelle: Morningstar; Stand: 12.3.2020
heute natürlich deutlich höher als noch
vor einigen Jahren. Dahinter steht aber
auch ein entsprechend hohes Gewinnwachstum.
Das ist für uns der entscheidende
Faktor. Solange die Gewinne und
Dividenden weiterwachsen, bleiben wir
investiert. Zwar können besonders hoch
bewertete Aktien in Korrekturphasen auch
besonders steil abstürzen. Weil wir langfristig
investieren, haben wir davor aber
keine Angst. Wir glauben nicht daran, dass
Markttiming auf lange Sicht funktioniert.
procontra: Apple musste wegen des Coronavirus
seine Umsatzprognose für das erste
Quartal senken. Auch anderen Technologieunternehmen
hat die Pandemie zu
schaffen gemacht, weil Lieferketten löchrig
wurden und das China-Geschäft schwächelte.
Können Tech-Konzerne nach Corona
weitermachen wie zuvor oder sollten sie
sich darauf einstellen, in einer weniger eng
vernetzten Welt zurechtzukommen?
Riefe: In den kommenden Monaten werden
viele Unternehmen in ihren Quartalsberichten
schlechte Nachrichten für Investoren
bereithalten. Generell wäre es für
die meisten Firmen schädlich, wenn sich
protektionistische Bestrebungen durch die
Coronavirus-Pandemie weiter ausbreiten
würden. Wir gehen aber nicht davon aus,
dass sich die Welt so stark verändert, der
Protektionismus so stark voranschreitet,
dass es deutlich negative Auswirkungen
auf die Geschäftstätigkeit global tätiger
Konzerne wie Apple geben wird.
procontra: Sie dürfen bis zu 30 Prozent
des Fondsvermögens in Substanzaktien
»Trump könnte nach
der Wiederwahl noch
extremer werden.«
MICHAEL NOVICKI, AMPEGA AMERIKAPLUS
investieren, wenn es angebracht scheint.
Für das laufende Jahr sagen Strategen
dem Value-Ansatz ein Comeback voraus.
Schichten Sie jetzt in Value-Titel um?
Riefe: Ich weiß nicht, seit wie vielen Jahren
ich schon lese, dass Value-Aktien kurz
vor dem Comeback stehen. Zu Beginn
dieses Jahres hat man es besonders oft
gelesen. Vergleicht man die Bewertungen
von Value-Titeln mit denen von Growth-
Aktien, ist diese Einschätzung auch
nachvollziehbar. Noch sehe ich aber keine
Value-Renaissance. Irgendwann wird sie
kommen – wann genau, kann ich Ihnen
allerdings nicht sagen.
procontra: Nachhaltigkeit ist ein immer
wichtigeres Thema für Anleger und
Berater. Kann man Ihren Fonds guten
Gewissens kaufen, wenn man nachhaltig
investieren will?
Riefe: Unser Fonds ist kein ausgewiesenes
Nachhaltigkeitsprodukt, hat aber ein sehr
gutes Nachhaltigkeitsrating bei Morningstar.
Wir gehören dort zu den besten
10 Prozent unserer Vergleichsgruppe. Bei
der Titelauswahl berücksichtigen wir bis
zu einem gewissen Grad auch Nachhaltigkeitskriterien,
schließen etwa Unternehmen
aus, die gegen den „Global Compact“
der UN verstoßen. Vor allem aber korrelieren
der Faktor Nachhaltigkeit und der
Faktor Qualität. Deshalb hat unser Fonds
qua Investmentansatz schon ein sehr gutes
Nachhaltigkeitsprofil.
procontra: Die aktuelle US-Regierung tut
sich nicht durch ein besonders großes
Umweltbewusstsein hervor. Bemühen sich
wenigstens die Unternehmen im Land,
nachhaltiger zu wirtschaften?
Riefe: Global betrachtet sind europäische
Unternehmen die Nummer eins im Nachhaltigkeitsbereich.
US-Firmen holen aber
auf. In den vergangenen Quartalen haben
in den Vereinigten Staaten mehr Unternehmen
ihre Nachhaltigkeitsratings verbessert
als in Europa. Das Thema Nachhaltigkeit
gewinnt bei US-Investoren zunehmend an
Bedeutung. Darauf reagieren die Unternehmen
und bessern in den Bereichen Umwelt
und Soziales nach.
26 procontra 02|20
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INVESTMENTFONDS Dividendentitel
UNVERZICHTBAR, ABER TÜCKISCH
In Zeiten von Negativzinsen sind Dividendenrenditen von 3 Prozent willkommen.
Doch Vorsicht: Wer allein auf die Dividende schaut, könnte ein böses Erwachen erleben.
– TEXT: ALEXANDRA JEGERS –
Dividendenaktien blicken auf eine erfolgreiche
Geschichte zurück: In den vergangenen
Jahren haben deutsche Unternehmen
ihre Aktionäre geradezu verwöhnt. 2019
schütteten sie insgesamt rund 50 Milliarden
Euro aus – mehr als je zuvor. Doch in
diesem Jahr dürften sich Anleger schmerzhaft
daran erinnern, dass Dividenden eben
doch keine Zinsen sind. Denn anders als die
Hausbank beim Tagesgeld sind Unternehmen
nicht dazu verpflichtet, Geld an ihre
Aktionäre auszuschütten.
Viele deutsche Aktienunternehmen haben
angekündigt, ihre Ausschüttungen in
der diesjährigen Dividendensaison zu kürzen.
Der Automobilbauer Daimler, jahrelang
der Rekordzahler im DAX, hat wegen
schwächelnder Gewinne die Dividende von
3,25 Euro im Vorjahr auf nur noch 90 Cent
pro Aktie eingedampft. Auch die Telekom
kürzt die Dividende. Trotz solider Gewinnprognosen
soll die Ausschüttung in dieser
Saison um 10 Cent auf 60 Cent je Aktie
sinken.
Das Lachen ist deutschen Sparern längst
vergangen. Ehemals sichere Häfen wie
Tages- und Festgeldkonten sind zu Nullzinsprodukten
avanciert, die real – also
nach Abzug der Inflation – sicher Verluste
produzieren. Für Berater ist das eine Chance,
den traditionell risikoscheuen Deut-
schen das Aktiengeschäft schmackhaft zu
machen: Denn Aktien dividendenstarker
Unternehmen weisen ganz ähnliche Eigenschaften
wie Zinsen auf. Sie liefern dem
Investor planbare Erträge, die Verluste anderer
Anlageklassen abfedern können und
das Portfolio in Krisen stabilisieren.
DIVIDENDEN-HISTORIE IST AUSSAGEKRÄFTIGER
Insgesamt liegt die Dividendenrendite im
DAX mit im Schnitt rund 3 Prozent derzeit
etwas niedriger als im Jahr 2019. Das ist
im Vergleich mit dem Durchschnittszins
für Sichteinlagen zwar immer noch solide,
zeigt aber auch: Wer mit Dividendenaktien
Geld verdienen will, muss inzwischen viel
genauer hinschauen als früher. „Eine hohe
Dividende ist nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal
für eine Aktie“, betont Thomas
Maier, Anlageexperte beim Fondsanbieter
Mainfirst. Die Aktie mit der höchsten
Dividendenrendite stellt also nicht automatisch
die beste Wahl dar. Das Tückische an
der Kennzahl ist: Sie kann auch dadurch
steigen, dass der Aktienkurs unter Druck
gerät. So geschehen etwa bei Covestro. Der
28 Illustration: Roman Kulon
Dividendentitel INVESTMENTFONDS
DIVIDENDENRENDITE DAX
Stabile Renditen durch die DAX-Konzerne
DIVIDENDE ALS AUSWAHL-
KRITERIUM?
1,8
2,0
2,7
2,4
Angaben in %_Durchschnitt der 30 DAX-Unternehmen, * Prognose
Aktienkurs des Chemiekonzerns hat sich
seit Anfang 2018 halbiert, dennoch wirkt
Covestro mit einer Dividendenrendite von
derzeit 6,2 Prozent auf den ersten Blick attraktiv.
Aussagekräftiger als die Dividendenrendite
ist die Historie. Sie zeigt an, seit wann
ein Unternehmen Dividende zahlt und
n von
wann es die Ausschüttung gesenkt oder
s top informiert.
1,7
1,7
2,2
2,2
5,3
3,7
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
1,9
2,8
2010
4,2
2011
3,8
2012
3,4
2013
2,8
2014
2,3
2015
2,3
2016
2,5
2017
2,5
2018
3,3
2019
2,9
2020 *
Quelle: boerse.de
erhöht hat. Anleger können daraus ableiten,
wie solide ein Konzern aufgestellt ist.
Konnte ein Unternehmen etwa selbst während
der Finanzkrise seine Ausschüttungen
stabil halten oder sogar steigern, spricht
das für hohe Cashflows. Die Chancen stehen
dann gut, dass das Unternehmen seine
Dividende auch in der nächsten Krise konstant
hält. Zu den verlässlichsten Zahlern
PRO
Dividendenstarke
Aktien bieten stete
Erträge
Fungieren als
Stabilitätsanker in
Krisenzeiten
Sind ein Zeichen
für solide Geschäftsmodelle
CONTRA
Hohe Dividendenrendite
kann trügerisch
sein
Ausschüttungen
können sinken oder
wegbrechen
Dividendentitel
haben eher geringes
Aufwärtspotenzial
im DAX zählt derzeit die Allianz. Europas
größter Versicherer hat seine Dividende in
den vergangenen sechs Jahren stetig gesteigert
und wird auch im laufenden Jahr mehr
ausschütten als zuvor. Die Dividende soll
um 60 Cent auf 9,60 Euro steigen.
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procontra 02|20
29
INVESTMENTFONDS EU-Taxonomie
(K)EIN NACHHALTIGER STANDARD
Die EU wollte einheitliche Standards für nachhaltige Anlagen entwickeln.
Ganz gelungen sind ihr die nicht. Woran sollen sich Produktanbieter orientieren?
– TEXT: JAN F. WAGNER –
30 Illustration: Roman Kulon
EU-Taxonomie INVESTMENTFONDS
Nachhaltige Anlagen sind in Deutschland
auf dem Vormarsch. 2018 verzeichneten sie
laut dem Forum Nachhaltige Geldanlagen
(FNG) einen Anstieg von 28 Prozent auf
219 Milliarden Euro. Auch 2019 dürfte
das starke Wachstum ungebrochen gewesen
sein, da immer mehr Anleger die Nachhaltigkeitskomponente
ins Zentrum ihrer Entscheidungen
stellen.
Doch das Thema Nachhaltigkeit ist in
der Geldanlage komplex. Unter die ESG-
Kriterien fallen nicht nur umweltfreundliche
Investments (E), sondern auch solche,
die soziale (S) und unternehmensspezifische
(G) Kriterien berücksichtigen. Es kommt
hinzu, dass Anleger das Thema für sich
unterschiedlich definieren. So betrachten
einige Investments nur dann als nachhaltig,
wenn diese neben fossilen Energieträgern
auch Tabak und Alkohol ausschließen. Lebensversicherer
und Pensionskassen hingegen
können bei den Ausschlüssen nicht so
strikt sein. Gewöhnlich meiden sie geächtete
Waffen oder Firmen, die internationale
Arbeitsstandards missachten. Wegen
ihrer Zahlungsverpflichtungen wollen diese
Inves toren das Anlageuniversum nicht
so stark einschränken. Insgesamt herrscht
nach wie vor Uneinheitlichkeit bei Definition
und Verbindlichkeiten nachhaltiger
Geldanlagen.
EU WILL STANDARD
Gleichwohl hat die EU-Kommission damit
begonnen, einheitliche Standards für nachhaltige
Anlagen in der Eurozone zu definieren.
Zunächst hat sie sich mit grünen
Investments befasst und argumentiert, dass
die Standards aus zwei Gründen notwendig
seien. Erstens will sie „Greenwashing“ (Etikettenschwindel)
unterbinden. Zweitens
vertritt sie die Ansicht, dass gemeinsame
Standards für nachhaltige Produkte in der
EU für grenzüberschreitende Investitionen
äußerst förderlich wären (siehe auch Infokasten).
Das klingt vernünftig und auch ehrenwert,
aber leider hat Brüssel einen Standard
für grüne Anlagen – „Taxonomie“ in der
Brüsseler Sprache – bislang nicht ganz hinbekommen.
Woher denn auch, wenn jeder
eine andere Definition dafür hat. „Was aus
Brüssel gekommen ist, ist für uns Asset-
Manager nicht gerade hilfreich. Anstatt
einheitliche Standards zu definieren, legt
Brüssel ein Papier vor mit mehreren Hundert
schwammigen Seiten. Der Hintergrund
EU-TAXONOMIE FÜR NACHHALTIGE
INVESTMENTS
In einem ersten Schritt hat die EU-Kommission
Standards für grüne Investments festgelegt.
Sie gelten nicht nur für Fonds, sondern auch für
andere Finanzanlagen wie zum Beispiel Staatsund
Unternehmensanleihen. Laut der Taxonomie
sind Investments „ökologisch nachhaltig“, wenn
sie einen Beitrag zur Erreichung von mindestens
einem der sechs folgenden Ziele leisten:
1. Klimaschutz;
2. Anpassung an den Klimawandel;
3. nachhaltige Nutzung und Schutz
von Wasser- und Meeresressourcen;
4. Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft;
5. Vermeidung und Verminderung
der Umweltverschmutzung;
6. Schutz und Wiederherstellung
der Biodiversität.
Beispiel: Investitionen in Kohle gelten nicht als
„grün“, weil die Nutzung dieser Energie hohe
CO 2
-Emissionen verursacht. Kein Klimaschutz
also. Das Thema Atomkraft ist schwieriger, weil
die Energie besonders CO 2
-arm ist. Das erste Ziel
würde eingehalten. Andererseits verursacht die
Nutzung der Kernenergie viel strahlenden Müll,
der sich sehr schwer beseitigen lässt. Das wäre
eine Missachtung des vierten Ziels. Die Atomkraft
ist derzeit nicht Teil der Taxonomie. Da aber Frankreich
diese Energiequelle für nachhaltig hält,
könnte sie letztendlich doch inkludiert werden.
Quelle: EU-Kommission
»In Sachen
Nachhaltigkeit gibt
es in der EU keine
Einigkeit.«
MANFRED SCHLUMBERGER, STARCAPITAL
ist natürlich, dass es in der EU in Sachen
Nachhaltigkeit keine Einigkeit gibt”, urteilt
Manfred Schlumberger, Investmentchef bei
StarCapital, gegenüber procontra. Als Beispiel
hierfür nennt Schlumberger die Atom-
kraft. Während Frankreich die CO 2
-arme
Technik als nachhaltig ansieht (und auch
vorwiegend nutzt), gilt sie in Deutschland
und Österreich als nicht nachhaltig. Wegen
dieser politischen Differenzen hat sich die
EU dafür entschieden, das Thema Atomkraft
nicht zu behandeln. Damit verfehlt
sie aber ihr eigenes Ziel – nämlich einen
einheitlichen Standard zu entwickeln. Warum?
Fonds, die in Frankreich als nachhaltig
vermarktet werden, können weiterhin
in Atomkraft investieren. Derweil werden
vergleichbare Fonds in Deutschland nach
wie vor Kernenergie ausschließen. Für Dr.
Kai Lehmann, Senior Research Analyst bei
Flossbach von Storch, ist die Entscheidung
der Kommission nicht verwunderlich, da
sich das Thema nicht ganz regeln lasse.
„Die Auffassungen darüber, was als nachhaltig
gilt und was nicht, gehen weit auseinander.
Es gibt eben nicht nur Schwarz und
Weiß”, sagt Lehmann (siehe Interview).
NUTZUNG DES STANDARDS FREIWILLIG
Gut, aber wie ernst sollen Asset-Manager
die EU-Taxonomie dann nehmen? Die
Frage ist alles andere als trivial, da die
Anbieter ab Mitte 2021 voraussichtlich in
zunehmendem Maße nachhaltige Fonds
lancieren werden. Zu dem Zeitpunkt tritt
nämlich eine Änderung der EU-Richtlinie
MiFID II in Kraft, wonach Finanzberater
verpflichtet werden, ihre Kunden auf nachhaltige
Investmentangebote hinzuweisen.
Die Antwort auf die Frage dürfte beruhigen:
Die Taxonomie wird auf der sogenannten
„Comply-or-Explain“-Basis umgesetzt.
Das heißt, dass die Asset-Manager
die Taxonomie für ihre nachhaltigen Fonds
nutzen können. Eine Pflicht besteht jedoch
nicht. So gesehen ist es für die Anbieter
dann nicht so problematisch, sollte die EU-
Taxonomie letzten Endes nicht einheitlich
sein.
Bis auf StarCapital begrüßen viele Asset-
Manager die EU-Taxonomie, etwa Flossbach
von Storch: „Unsere Hoffnung ist,
dass die Taxonomie dazu führt, dass Unternehmen
bessere Informationen herausgeben
und uns so die Analyse der jeweiligen
Unternehmen erleichtern. Und dass sie dem
Greenwashing in der Fondsindustrie einen
Riegel vorschiebt.“ Fidelity-Geschäftsführer
Christian Machts hebt ebenso die
erhöhte Transparenz hervor, welche die
Taxonomie für den nachhaltigen Investmentmarkt
schaffen dürfte.
procontra 02|20
31
INVESTMENTFONDS EU-Taxonomie
SETZT SICH DER STANDARD DURCH?
Allerdings lassen es die Asset-Manager offen,
ob und inwieweit sie die Taxonomie
nutzen werden. Henrik Pontzen, Leiter
ESG bei Union Investment, sagt zum Beispiel:
„Wir werden unser Angebot an nachhaltigen
Fonds weiter ausbauen, sowohl
für private als auch institutionelle Anleger.
Dabei orientieren wird uns nicht allein an
der EU-Taxonomie, sondern auch an unserem
eigenen Nachhaltigkeits-Research.“
Ähnliches ist von Machts aus dem Hause
Fidelity zu hören. Schlumberger von Star-
Capital sagt hierzu, er werde sich erst in
einigen Jahren den EU-Standard anschauen
und dann entscheiden. Am deutlichsten
fällt die Antwort von Flossbach von Storch
aus: „Da die Taxonomie ausdrücklich nicht
vorschreiben soll, wo man investieren darf
und wo nicht, behalten wir uns vor, von
der statischen Klassifizierung abzuweichen,
wenn unsere Analyse zu einem anderen Ergebnis
kommt.“
Die Haltung der Asset-Manager in der
Taxonomie-Frage ist nachvollziehbar. Wie
bereits erwähnt, ist die Nutzung des Standards,
der Ende 2021 in Kraft tritt, letztendlich
freiwillig. Außerdem haben Anbieter
wie Fidelity oder Union Investment
ihre eigenen Ressourcen für die Schaffung
nachhaltiger Produkte. Sollte also der Anbieter
eines grünen Fonds den Standard
ignorieren, muss er dies nur in den Fondsdokumenten
kenntlich machen. Für den
Fall, dass er ihn allerdings einsetzt, muss
er die Details der Nutzung veröffentlichen.
Das klingt bürokratisch, und das ist
es auch. Und es ist ein Grund mehr anzunehmen,
dass die EU-Taxonomie, obwohl
gut gemeint, keine so große Rolle für die
nachhaltigen Produktstrategien der Asset-
Manager spielen wird.
PRO
BRINGT EU-TAXONOMIE
NACHHALTIGE STANDARDS?
Zum ersten Mal gibt
es einen Standard für
„grüne“ Investments
Taxonomie erhöht
Transparenz und
bekämpft „Greenwashing“
Nutzung der Taxonomie
ist für Anbieter
freiwillig
CONTRA
Taxonomie ist
unvollständig – Atomkraft
könnte noch als
„grün“ gelten
Taxonomie bezieht
sich nur auf „grüne“
Investments; das „S“
und das „G“ fehlen
Nutzung der
Taxonomie ist sehr
bürokratisch
»Definitionen gehen weit auseinander«
KAI LEHMANN, Senior Research Analyst, Flossbach von Storch
procontra: Die EU hat versucht, einheitliche
Standards für nachhaltige Investments zu
definieren. Ist ihr dies gelungen?
Kai Lehmann: Das wird man erst in ferner
Zukunft sagen können. Derartige Markteingriffe
verursachen Adaptionskosten und möglicherweise
auch Fehlallokationen, weil die Preise
die Chancen und Risiken nicht mehr korrekt
wiedergeben. Die Taxonomie fokussiert sich
zunächst auf Aktivitäten, die insbesondere den
Klimazielen der EU nachkommen. Wenn der
politische Wille die Kapitalströme lenkt, könnten
Wirtschaftsbereiche, die nicht in die Positivliste
fallen, austrocknen. Auch wenn die Taxonomie
den Finanzmarktteilnehmern nicht vorschreibt,
in was sie investieren sollen, so wird sie deren
Entscheidungen dennoch beeinflussen.
procontra: Die EU hat die Frage, ob Atomkraft
und Erdgas nachhaltig sind, zunächst ausgeklammert.
Schafft man so Standards?
Lehmann: Die Diskussion zeigt vor allem eins:
Die Auffassungen darüber, was als nachhaltig
gilt und was nicht, gehen weit auseinander. Und
das völlig zu Recht, denn es gibt eben nicht nur
Schwarz und Weiß. Nicht umsonst verweist die
Taxonomie an vielen Stellen auf Schwellenwerte,
sie sind ein klarer Ausdruck der politischen
Kompromisse.
procontra: Eine Studie von Ihnen zeigt zudem,
wie widersprüchlich ESG-Ratings von Firmen
sind. Sind sie nützlich?
Lehmann: Die Ratings liefern Denkanstöße und
können Investoren bei der Analyse unterstützen.
Hier geht es aber primär um das Erkennen von
Frühwarnsignalen und nicht um die Verwendung
aggregierter Rating-Scores. Unsere
Untersuchung hat gezeigt, dass die Auffassung
darüber, wie nachhaltiges Wirtschaften beurteilt
werden kann, auch unter den Ratingagenturen
sehr unterschiedlich ausfallen kann. Im Gegensatz
zu einem Finanzrating besteht bei einem
ESG-Rating nämlich Uneinigkeit darüber, was
überhaupt gemessen werden soll. Meint man es
mit dem Thema ernst, kommt man nicht umhin,
eigene Expertise aufzubauen.
procontra: Ab 2021 müssen Asset-Manager in
Sachen Nachhaltigkeit noch eine Berichtspflicht
erfüllen. Wie sieht die aus?
Lehmann: Die EU-Offenlegungsverordnung sieht
vor, dass Asset-Manager ihre Ansätze für die
Integration von Nachhaltigkeitsrisiken und die
Berücksichtigung nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen
offenlegen müssen. Die Anforderungen
hängen dabei im Wesentlichen von der
angebotenen Wertpapierdienstleistung und der
Größe des Asset-Managers ab. Die gesetzliche
Konkretisierung steht bislang aber noch aus.
32 procontra 02|20
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INVESTMENTFONDS Fondscheck Value-Aktien
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Substanzaktien könnten bald zur Aufholjagd ansetzen. procontra stellt die besten Fonds für
europäische Value-Aktien vor und erklärt, wo und wie ihre Manager investieren.
– TEXT: JULIA GROTH –
Jahrelang haben Substanzaktien schlechter
abgeschnitten als Wachstumswerte. Seit
der Finanzkrise hat sich ihr Wert zwar im
Schnitt verdoppelt – der Wert von Growth-
Titeln konnte sich aber im selben Zeitraum
verdreifachen. Trotz ihrer vergleichsweise
schwachen Entwicklung sollten Anleger
Value-Aktien nicht abschreiben, sagen
Finanzprofis. Sie gehen davon aus, dass
Substanzwerte kurz vor einem Comeback
stehen. Sollte sich das Konjunkturumfeld
nach dem Corona-Schock wieder aufhellen,
könnten Aktien unterbewerteter Unternehmen
besser abschneiden als die schon sehr
teuren Wachstumswerte. Value-Fonds sind
also einen Blick wert, vor allem für langfristig
orientierte Investoren.
SCHNÄPPCHENJAGD PER COMPUTER
Die Titelzusammensetzung im Fonds Kathrein
European Equity basiert auf quantitativen
Modellen. Das Management filtert
mithilfe von Algorithmen aus 500 westeuropäischen
Aktien die günstigsten Papiere
heraus. Im zweiten Schritt analysieren sie
das Momentum der betreffenden Titel, im
dritten Schritt erfolgt eine Gewinnschätzung.
Die Strategie geht auf: Der Fonds
der österreichischen Privatbank Kathrein
hat unter den für deutsche Privatanleger
erhältlichen Europa-Value-Aktienfonds
in den vergangenen drei Jahren am besten
abgeschnitten, zeigen Zahlen des Analysehauses
Morningstar. Er schaffte in diesem
Zeitraum per Anfang März 2020 ein Plus
von durchschnittlich 4 Prozent pro Jahr.
Das klingt zwar nicht nach viel. Der breite
Marktindex Euro Stoxx 50 liegt aber auf
Dreijahressicht im Minus.
VON AKTIENRÜCKKÄUFEN PROFITIEREN
Value-Aktien sollen Stabilität und langfristig
solide Renditen liefern. Die auf den ers ten
Blick durchwachsenen Ergebnisse der Top-
Value-Fonds mit Anlageschwerpunkt Europa
dürfen nicht vergessen lassen, dass die
europäischen Aktienmärkte harte Jahre
hinter sich haben und zuletzt auch noch
den dramatischen Kursrutsch durch die
34 Illustration: Roman Kulon
Fondscheck Value-Aktien INVESTMENTFONDS
KURZ VOR DEM COMEBACK?
Europäische Value-Aktien performten mäßig, waren aber widerstandsfähiger als der breite Markt.
Fonds ISIN Auflagedatum Performance
3 Jahre p. a.
Performance
5 Jahre p. a.
Ausgabeaufschlag
in %
Laufende Kosten
in %
Kathrein European Equity AT0000779756 1999 4,02 1,48 3,5 1,74
KBC Equity Buyback Europe Classic Shares BE0174407016 2000 3,57 2,31 3,0 2,05
Deka Europa Aktien Strategie DE0008479247 1989 2,50 1,42 5,0 1,48
Kepler Europa Aktienfonds AT0000722681 2001 2,36 0,69 4,0 1,68
Quelle: Morningstar; Stand: 3.3.2020
Coronavirus-Pandemie verdauen mussten.
Unter dieser Prämisse kann sich die Wertentwicklung
des KBC-Fonds mit dem langen
Namen KBC Equity Buyback Europe
Classic Shares durchaus sehen lassen. Auf
Dreijahressicht schaffte er im Schnitt 3,5
Prozent pro Jahr.
Der Name des Fonds fasst die ihm zugrunde
liegende Strategie gut zusammen:
Die Fondsmanager investieren hauptsächlich
in Unternehmen, die Aktienrückkäufe
vornehmen. Für Anleger sind solche Rück-
»Im Fokus stehen
Qualitätsunternehmen
mit nachhaltigen
Geschäftsmodellen
und stabiler Dividendenpolitik.«
RUDOLF GATTRINGER, KEPLER-FONDS
kaufprogramme von Vorteil, sie treiben oft
die Kurse in die Höhe. Das spiegelt sich in
der guten Performance des Fonds wider.
Das Produkt hat allerdings zwei Nachteile,
auf die Berater hinweisen sollten: Erstens
ist es mit 2,05 Prozent laufenden Kosten
recht teuer. Zweitens vertreibt der belgische
Vermögensverwalter KBC seine Fonds seit
einigen Jahren nur noch über die hauseigene
KBC-Bank.
KONSUMGÜTER GEGEN DIE KRISE
Der Deka Europa Aktien Strategie ist der
günstigste unter den vier laut Morningstar
besten Europa-Value-Aktienfonds, mit laufenden
Kosten in Höhe von 1,48 Prozent.
Mit Auflagedatum 1989 blickt er zudem
auf eine lange Geschichte zurück. Eine
der im Fonds am höchsten gewichteten
Branchen sind Basiskonsumgüter. Diesen
Sektor findet auch der wohl bekannteste
Value-Investor besonders spannend, das
„Orakel von Omaha“: Warren Buffett. Die
Börsenlegende liebt vor allem die Aktien
von Coca-Cola. Diese trugen auch bei dem
Deka-Fonds zu Beginn dieses Jahres laut
Bericht des Fondsmanagements positiv zur
Wertentwicklung bei.
Generell enthält das Fondsportfolio vor
allem Aktien ur-europäischer Unternehmen
wie Nestlé, Bayer und SAP. Damit erzielten
die Fondsmanager in den vergangenen drei
Jahren ein jährliches Plus von durchschnittlich
2,5 Prozent. Der Fokus auf Basiskonsumgüter
dürfte das Deka-Produkt auch
vergleichsweise gut durch die Corona-Krise
bringen. Während Industrie, Technologieund
Automobilbranche sowie der Tourismus
zuletzt unter Quarantäne-Maßnahmen,
Ansteckungspanik und bröckelnden
Lieferketten litten, machten Unternehmen
aus dem Bereich Basiskonsumgüter dank
Hamsterkäufen gute Geschäfte.
DIVIDENDEN FÜR LANGFRIST-ANLEGER
Im Kepler Europa Aktienfonds machen
Aktien aus der Branche nicht-zyklische
Konsumgüter sogar den Löwenanteil des
Portfolios aus. Das Produkt des österreichischen
Anbieters Kepler-Fonds erzielte
in den vergangenen drei Jahren per Anfang
März ein Plus von durchschnittlich 2,3
Prozent pro Jahr. „Die Einzeltitelauswahl
erfolgt nach Wachstums- und Bewertungskriterien.
Im Fokus stehen Qualitätsunternehmen
mit nachhaltigen Geschäftsmodellen
und stabiler Dividendenpolitik“, erklärt
Fondsmanager Rudolf Gattringer – also die
Klassiker des Value-Investing.
Die Dividendenrendite im Fonds lag Anfang
März bei stattlichen 3,39 Prozent. Damit
können Berater das Kepler-Produkt mit
seiner akkumulierenden Tranche solchen
Investoren anbieten, die zwar Dividenden
wollen, aber keine regelmäßigen Ausschüttungen
benötigen – und die vor allem langfristig
investieren wollen: Der empfohlene
Anlagehorizont liegt bei mindestens zehn
Jahren.
PRO
Stehen wahrscheinlich
kurz vor einer
Aufholjagd
Bieten langfristig
Stabilität fürs Portfolio
Haben Warren Buffett
reich gemacht
MEHRWERT DURCH
SUBSTANZAKTIEN?
CONTRA
Sind zuletzt
schlechter gelaufen
als Growth-Aktien
Das prognostizierte
Comeback könnte
vorerst ausfallen
Gelten vielen Anlegern
als vergleichsweise
langweilig
procontra 02|20
35
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SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G. FOKUS
FOKUS
SDK
Die BKV verfügt über ein
Top-Vertriebspotenzial
Noch vor wenigen Jahren fristete die
betriebliche Krankenversicherung
(bKV) neben der betrieblichen Altersvorsorge
ein Schattendasein. Nur vereinzelt
boten mittelständische Unternehmer
ihren Mitarbeitern eine bKV an. Verbreitetes
Unwissen und ein zu Unrecht befürchteter
hoher bürokratischer Aufwand
waren die Hauptursachen dafür.
Mittlerweile nimmt die Nachfrage nach
betrieblichen Krankenversicherungen
jedoch kontinuierlich zu. So stieg die
Anzahl der Betriebe in Deutschland, die
ihren Mitarbeitern eine bKV anbieten,
laut Angaben des Verbands der Privaten
Krankenversicherung von 2018 auf 2019
um 32 Prozent. Mittlerweile profitieren
in 10.200 Unternehmen rund 820.000
Personen von den Vorteilen. Das Potenzial
ist jedoch noch wesentlich größer, denn die
Einstiegshürden sind dank konsequenter
Weiterentwicklung der bKV-Konzepte
seitens der Versicherer gesunken.
Mit einer bKV erhalten und verbessern
Arbeitnehmer ihre eigene Gesundheit.
Durch den Status als Privatpatient bekommen
sie eine hochwertige Betreuung
Foto: iStock / Alvarez
im Krankheitsfall, und das zu zum Teil
deutlich günstigeren Beiträgen als in den
Normaltarifen. Vergünstigte Konditionen
bei einem möglichen Verzicht auf
die Gesundheitsprüfung gelten auch für
Familienangehörige. Mit einer bKV für
das Krankenhaus, den Zahnarzt oder
die ambulante Behandlung schließen die
Mitarbeiter zudem bestehende Lücken im
gesetzlichen Kassenschutz.
Der vorherrschende Mangel an Fachkräften
überzeugt viele Betriebe, attraktive
Arbeitsbedingungen und zusätzliche Benefits
für ihre Mitarbeiter aktiv anzubieten.
Insbesondere qualifizierte Mitarbeiter und
Führungskräfte können so dauerhaft an
das Unternehmen gebunden werden. Auch
die Identifikation mit dem Arbeitgeber
steigt durch eine betriebliche Krankenversicherung.
Der Bedarf ist da. Dennoch ist das Wissen
um die konkreten und individuellen
Ausgestaltungsmöglichkeiten einer bKV
noch nicht sehr verbreitet. Für Vermittler
heißt das, sie müssen weiterhin viel
Aufklärungsarbeit leisten. Wie Sie dabei
von einem führenden Anbieter betrieblicher
Krankenversicherungen im Rahmen
eines ganzheitlichen Gesundheitskonzepts
sinnvoll unterstützt werden, lesen Sie auf
den nächsten Seiten im Interview mit der
Süddeutschen Krankenversicherung SDK.
Benefits im Job: Eine betriebliche Krankenversicherung
erhöht die Bindung der Mitarbeiter an und die
Identifikation mit dem Unternehmen.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G.
Advertorial
37
FOKUS SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G.
»Der Aufwand für eine bKV
ist geringer als befürchtet«
Olaf Engemann, Vertriebsvorstand, und Oliver Schwab, Leiter Firmenvertrieb der
SDK, erläutern im Interview, wie Vermittler mit den Vorteilen der betrieblichen
Krankenversicherung bei ihren Firmenkunden punkten können.
– TEXT: OLIVER LEPOLD –
procontra: Warum hat die betriebliche
Krankenversicherung (bKV) anders als die
betriebliche Altersvorsorge in Deutschland
noch keine große Verbreitung gefunden?
Olaf Engemann: Die Nachfrage steigt, das
zeigen die aktuellen Wachstumszahlen in
der betrieblichen Krankenversicherung.
Neuen Wind bringt die Entscheidung,
dass die Beiträge bei einer Arbeitgeberfinanzierung
wieder als Sachlohn geltend
gemacht werden können. Beratung in der
bKV ist und bleibt aber immer noch ein
Push-Geschäft. Um erfolgreich zu sein,
müssen Berater aktiv auf Firmen zugehen.
Ich gehe davon aus, dass das Interesse
der Vermittler zunehmen wird, weil die
Bedeutung der Zusatzversicherungen in
der Krankenversicherungsbranche steigt.
Firmenkunden befürchten häufig einen
hohen Verwaltungsaufwand, wenn sie eine
bKV abschließen. Das ist aber nicht so,
wir halten den Aufwand für die Firmen so
gering wie möglich.
Oliver Schwab: Es gibt viele überzeugende
Argumente, die für die bKV sprechen.
Immer mehr Mitarbeiter fragen schon im
Vorstellungsgespräch nach Gesundheitsangeboten
vom Arbeitgeber. Die bKV ist ein
glaubhaftes Instrument zur Mitarbeiterbindung.
Sind die Mitarbeiter zufrieden und
motiviert, laufen auch die Geschäfte gut.
Und im Ernstfall hilft die bKV bei einer
schnelleren Genesung, zum Beispiel durch
mehr Ruhe und bessere Behandlung im
Einbettzimmer.
procontra: Welche Grundvoraussetzungen
muss ein Unternehmen aufweisen, das eine
bKV einführen möchte?
Schwab: Eine betriebliche Krankenversicherung
kann jede Firma abschließen,
ganz gleich, wie groß das Unternehmen ist.
Bei der SDK benötigt man zum Vertragsabschluss
nur fünf Personen, wovon drei
Personen Familienangehörige sein können,
»Die betriebliche
Krankenversicherung
ist ein glaubhaftes
Instrument zur
Mitarbeiterbindung.«
OLIVER SCHWAB
die mitversicherbar sind.
procontra: Viele kleine Unternehmen verfügen
weder über Betriebsärzte noch über
ein betriebliches Gesundheitsmanagement.
Ist dies für eine bKV nachteilig?
Engemann: Einen Betriebsarzt zu haben
ist keine Voraussetzung für eine betriebliche
Krankenversicherung. Anders als der
Name vielleicht andeutet, geht es nicht darum,
ein Versorgungssystem innerhalb des
Betriebs zu errichten, sondern darum, den
Mitarbeitern im Krankheitsfall zusätzliche
Leistungen bei ihren Ärzten, Zahnärzten
oder im Krankenhaus zu ermöglichen.
Auch ein betriebliches Gesundheitsmanagement
ist keine Voraussetzung, um eine
bKV abzuschließen. Natürlich kann beides
miteinander kombiniert werden. Die SDK
GESUNDWERKER vermitteln eine bKV,
helfen aber auch dabei, ein betriebliches
Gesundheitsmanagement zu installieren
und Gesundheitstage mit Bausteinen zum
Beispiel zu Bewegung, Ernährung und
Entspannung umzusetzen.
procontra: Sie bieten nach eigener Aussage
mit SDK GESUNDWERKER einen Dreiklang
für Gesundheit und Vorsorge an.
Welches sind hier die Eckpfeiler?
Schwab: Die Eckpfeiler sind: gesund
bleiben, gesund werden und gesund leben.
Das betriebliche Gesundheitsmanagement
kümmert sich um Prävention, Stichwort:
„gesund bleiben“. Die betriebliche Krankenversicherung
hilft dabei, gesund zu
werden. Und mit den Gesundheitsdienstleistungen
werden Mitarbeiter individuell
betreut und vorbeugende therapeutische
Lösungen angeboten, um gesund zu leben.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G.
38 Advertorial
SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G. FOKUS
Olaf Engemann, Vertriebsvorstand und Oliver Schwab, Leiter Firmenvertrieb
Im Angebot sind beispielsweise innovative
Betreuungsprogramme für die Stressbewältigung
oder bei Rückenerkrankungen. Ein
wesentlicher Vorteil für die Arbeitgeber ist
dabei, dass die Betreuungsprogramme zum
großen Teil digital ablaufen und daher den
Betriebsablauf in den Firmen nicht stören.
procontra: Welche individuellen Möglichkeiten
der Zusammenstellung haben
Firmenkunden bei Ihrem Gesamtkonzept?
Schwab: Unsere Firmenkunden können
sich aus jedem Bereich das aussuchen, was
am besten zu ihnen passt. Insbesondere die
bKV zeichnet sich dadurch aus, dass die
Bausteine frei miteinander kombinierbar
sind. Firmenkunden können das für sie
passende Paket schnüren und Gesundheit
selbst gestalten.
procontra: Inwieweit kann der Umfang der
Krankentage durch ein solches Gesamtkonzept
gesenkt werden?
Engemann: Ich würde gerne eine Zahl
nennen, aber ich kenne leider keine valide
Studie, die verlässlich analysiert hat, wie
sich der Umfang der Krankentage durch
ein gesamthaftes betriebliches Gesundheitskonzept
verändert. Die Krankentage
eines Unternehmens sind von sehr vielen
Faktoren abhängig. Wie viele Krankheitstage
hat ein Unternehmen weniger, wenn
es in regelmäßigen Abständen Gesundheitstage
für Mitarbeiter anbietet und eine
Krankenhaus-Zusatzversicherung für die
Mitarbeiter abschließt? Schwer zu sagen.
Sicher ist aber, dass diejenigen Mitarbeiter,
die ins Krankenhaus kommen und dank
dem Arbeitgeber in einem Einbettzimmer
mit Chefarztbehandlung untergebracht
sind und den Status eines Privatpatienten
genießen, es ihrer Firma sehr danken
werden.
procontra: Welche Möglichkeiten der Finanzierung
einer bKV stehen dem Arbeitgeber
zur Verfügung? Welche Alternative
ist am beliebtesten?
Engemann: Eine betriebliche Krankenversicherung
kann obligatorisch oder fakultativ
eingerichtet werden. Fakultativ bedeutet,
dass der Arbeitgeber den Rahmenvertrag
einrichtet und die Mitarbeiter selbst
entscheiden, ob sie eine bKV abschließen
und bezahlen. In der obligatorischen bKV
finanziert der Arbeitgeber die Zusatzversicherung
für die Mitarbeiter. Diese
Variante bietet bessere Möglichkeiten für
den Verzicht einer Gesundheitsprüfung.
Bei Mitarbeitern und Vermittlern ist
deshalb die obligatorische bKV die deutlich
bevorzugte Finanzierungsform. Und
auch Arbeitgeber sehen die Vorteile und
erkennen, dass es sich in die Gesundheit
der Mitarbeiter zu investieren lohnt. Das
zeigt sich auch daran, dass wir in unserem
Neugeschäft größtenteils obligatorische
Gruppenverträge haben. Es sind übrigens
auch Mischfinanzierungen möglich.
procontra: Mit welchen Maßnahmen und
Materialien unterstützen Sie Berater bei
der bKV-Beratung beim Firmenkunden?
Schwab: Wir bieten Informationen für die
Geschäftsführung, mit der wir im Erstgespräch
über die grundlegenden Inhalte
und Möglichkeiten aufklären. Mithilfe
einer Checkliste beziehungsweise einer
Firmendokumentation erfassen wir die
wichtigsten Daten und Absicherungswünsche.
Sobald der bKV-Vertrag erstellt ist,
händigen wir einen persönlichen Firmenordner
aus, der neben dem Vertrag die Informationsmaterialien
für Mitarbeiter und
Arbeitgeber enthält. Für eine nachvollziehbare
Absicherung empfehlen wir, die bKV
im Rahmen einer Betriebsvereinbarung
oder Versorgungsordnung zu dokumentieren.
Dafür stellen wir gerne ein Muster zur
Verfügung. Zusätzlich unterstützen wir bei
Bedarf auch gern bei Gesprächen vor Ort,
zum Beispiel mit den Personalverantwortlichen,
der Geschäftsleitung, Steuerberatern
oder dem Betriebsrat. Oder wir halten
für die Mitarbeiter einen Vortrag bei einer
Infoveranstaltung.
procontra: Inwieweit wäre eine gesetzliche
Förderung, etwa über steuerliche Anreize
für die Arbeitgeber, für eine weitere Verbreitung
der bKV förderlich?
Engemann: Eine gesetzliche Förderung
wäre ein sinnvolles Instrument, um mehr
Firmen zum Abschluss einer bKV zu
bewegen. Es hat nicht zuletzt eine gesamtgesellschaftliche
Relevanz, wenn viele
Menschen für den Krankheitsfall über den
gesetzlichen Kassenschutz hinaus privat
vorsorgen. Mit steuerlichen Anreizen für
die bKV könnte der Staat das Versorgungsniveau
seiner Bürger verbessern. Einen
interessanten Weg geht auch Frankreich.
Dort ist es für die Arbeitgeber Pflicht, eine
Zusatzversicherung für ihre Mitarbeiter
abzuschließen und 50 Prozent der Beiträge
zu bezahlen.
SDK Süddeutsche Krankenversicherung a. G. Raiffeisenplatz 5 70736 Fellbach sdk.de
Advertorial
39
BUSCHFUNK Versicherungen
VERSICHERUNGEN
PKV-RATING: DEBEKA VORN
Mehrheit der privaten Krankenversicherer mauert beim Rating.
Zum 20. Mal hat der map-report die Anbieter privater Krankenvollkostenversicherungen ins
Auge gefasst. Ganz vorne landete erneut Marktführer Debeka, gefolgt von Provinzial Hannover
und Signal Iduna. In die Rangliste flossen neben öffentlich zugänglichen Bilanzkennzahlen
auch extra angeforderte Daten ein. Diese lieferten aber nur 12 von 30 angefragten Unternehmen,
was die Aussagekraft des gesamten Ratings schwächt. Man lege bei der Abfrage
stets sämtliche Bewertungskriterien samt Werteskala offen, heißt es. Weil deshalb aber jeder
Versicherer vorab einschätzen könne, ob seine Leistungen für eine gute Bewertung taugen,
könne sich dies auch auf die Motivation zur Teilnahme auswirken.
VERSICHERUNGSSCHUTZ BEI IKEA
Swiss Re als Versicherer dabei
Ikea bietet nun neben Interieur auch Hausrat- und Privathaftpflichtpolicen.
Versicherer hinter dem Konzept ist die Swiss Re. Das Modell läuft zunächst
in der Schweiz und in Singapur. Doch Versicherungsexperte Dr. Robin Kiera
schätzt, dass es bald im gesamten Ikea-Imperium ausgerollt wird. Das
Möbelhaus könnte dadurch im Verdrängungswettbewerb seine Kunden
enger an sich binden, die Swiss Re neue Kundengruppen erschließen und
vom positiven Image Ikeas profitieren.
Foto: iStock / Fotoember
PROVINZIAL-FUSION NIMMT WEITEREN SCHRITT
Versicherer mit 6 Milliarden Euro Beitragsvolumen
Provinzial NordWest
Nach Jahren des Ringens erscheint die Fusion
zwischen der Provinzial Rheinland und der Provinzial
NordWest nun zum Greifen nahe. Nachdem
sich die Spitzen der Anteilseigner Ende Februar
bereits geeinigt hatten, haben Ende März auch alle
Anteilseigner-Gremien sowie die Aufsichtsräte der
Rahmenvereinbarung zugestimmt. Der Fusion, durch
die ein Versicherer mit einem Beitragsvolumen von
rund sechs Milliarden Euro entstehen würde, müssen
nun in einem nächsten Schritt die zuständigen
Aufsichtsbehörden, also das Bundeskartellamt und
die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht,
zustimmen. Erteilen diese dem Zusammenschluss
ihren Segen, soll er rückwirkend zum 1. Januar 2020
umgesetzt werden.
Provinzial Rheinland
40
procontra 02|20
Versicherungen BUSCHFUNK
HDI: Erweiterung Arzthaftpflichtdeckung
Die HDI Versicherung hat ihre Leistungen für bei ihr berufshaftpflichtversicherte
Ärtztinnen und Ärzte ausgeweitet.
So bietet sie zum Beispiel einen Versicherungsschutz für
Vertretungen von unter Quarantäne stehenden Ärzten und
medizinischem Personal. Dieser gilt auch für unterstützende
Maßnahmen außerhalb von Praxen.
Foto: iStock / HRAUN
In jeder Krise liegen
auch Chancen
NORMAN WIRTH
Geschäftsführer und Vorstand des AfW –
Bundesverband Finanzdienstleistung e. V.
Gothaer: Wechsel an Unternehmensspitze
Dr. Karsten Eichmann wird sein Mandat als Vorstandsvorsitzender
der Gothaer Versicherungsbank VVaG, der
Gothaer Finanzholding AG und alle weiteren Mandate bei
den Risikoträgern des Gothaer Konzerns zum 30. Juni 2020
niederlegen. Zu seinem Nachfolger hat der Aufsichtsrat
Oliver Schoeller (Foto) berufen. Er ist seit 2010 Mitglied des
Vorstands der Gothaer Versicherungsbank VVaG sowie der
Gothaer Finanzholding AG und seit 2017 Vorstandsvorsitzender
der Gothaer Krankenversicherung AG.
Standard Life: Neuer Deutschlandchef
Seit dem 1. Februar 2020 ist Richard Reinhard Hauptbevollmächtigter
von Standard Life Deutschland. Die Vorgängerin
des 54-Jährigen war Gail Izat. Sie hatte den Posten interimsweise
übernommen und ist vereinbarungsgemäß nach
Schottland zurückgekehrt. Reinhard ist seit 2003 bei dem
Lebensversicherer tätig.
Allianz: Veränderungen im Vorstand
Aylin Somersan Coqui übernimmt zum 1. Juli 2020 die Position
als Chief Risk Officer bei der Allianz SE. Damit scheidet
sie aus dem Vorstand der Allianz Deutschland aus, wo sie
seit 2019 für das Ressort Personal und Interne Dienste
zuständig war. Ihre Aufgaben bei Allianz Deutschland
übernimmt Renate Wagner zusätzlich zu ihrer Position als
Mitglied des Vorstands der Allianz SE.
R+V: Telemedizin für Versicherte
Ab April können alle Vollversicherten der R+V Krankenversicherung
das Angebot der Telemedizin in Anspruch nehmen.
Für die digitale Sprechstunde kooperiert der Versicherer mit
der TeleClinic GmbH. Die „TeleClinic“ bietet eine digitale Alternative
zum Praxisbesuch – per Telefon, Video oder Chat.
Nürnberger: Erweiterte Berufshaftpflicht
Auch die Nürnberger hat ihre Berufshaftpflicht erweitert.
Steht ein niedergelassener Arzt mit seinem medizinischen
Personal unter Quarantäne und setzt eine Vertretung ein,
besteht für diese Versicherungsschutz innerhalb der Berufshaftpflicht
des versicherten Arztes bei der Nürnberger,
inklusive der persönlichen gesetzlichen Haftpflicht.
Krise ist immer auch Veränderung! Bei aller
Dramatik der Situation: Nutzen Sie als Versicherungsvermittler
oder Finanzdienstleister die
Chancen, die die Corona-Pandemie Ihnen bietet,
um Ihr Geschäftskonzept zu verändern, zu stabilisieren
und zu modernisieren.
Für Ihr eigenes Geschäft ist spätestens jetzt die
Zeit der Digitalisierung gekommen. Ändern Sie
Ihr Kommunikationsverhalten. Agieren Sie mit
Ihren Kunden per Onlineberatung. Und agieren
Sie überhaupt! Seien Sie aktiv. Gehen Sie proaktiv
auf Ihre Kunden zu, helfen Sie den Gewerbekunden
bei den akuten Themen wie Betriebsschließungsversicherung,
akzeptieren Sie nicht jede
Ablehnung des Versicherungsschutzes, klären
Sie Gefahrerhöhungen im Bestand durch Leerstand
von Büros etc. ab. Aber auch ganz besonders:
Verhindern Sie Kündigungen bestehender
Versicherungsverträge. Viele Versicherungsgesellschaften
bieten gute Lösungen an, um
vorschnelle Kündigungen zu vermeiden. Gehen
Sie damit direkt an die Kunden heran und zeigen
Sie, dass Sie auch in der Krise als Dienstleister
leisten.
Und vielleicht ist diese Krise ja auch die Chance
dafür, dass sich solche mittelstandsfeindlichen
Gesetzesprojekte wie der Provisionsdeckel und
die geplante BaFin-Aufsicht für unabhängige
Finanzdienstleister mit Zulassung nach Paragraf
34f Gewerbeordnung in Luft auflösen. Wir erleben
aktuell die größte Belastung des Rückgrats
unserer Volkswirtschaft – des Mittelstands. Und
trotzdem wird noch immer an dem geplanten
Fahrplan für den Aufsichtswechsel, der zu einer
Reduzierung um circa 50 Prozent bei den unabhängigen
Finanzdienstleistern führen könnte,
festgehalten! Möge sich insbesondere die SPD
endlich besinnen und auch ihre Chance ergreifen!
procontra 02|20
41
VERSICHERUNGEN Private Krankenversicherung
»Wir sehen uns als
Kostenerstatter«
Bürgerversicherung, Beitragssteigerungen, Digitalisierung – die PKV liefert viel Gesprächsstoff.
Continentale-Chef Helmut Hofmeier über die Herausforderungen in der PKV
und die Zukunft der Vermittler
– TEXT: MARTIN THALER –
procontra: Eine Studie der Bertelsmann
Stiftung lieferte Kritikern des dualen Krankenversicherungssystems
neuen Auftrieb.
Wird die Diskussion um die Einführung
einer Bürgerversicherung wieder an Fahrt
gewinnen?
Helmut Hofmeier: Die Ergebnisse der
Bertelsmann Stiftung sind ja in weiten
Teilen widerlegt worden. So wurden
beispielsweise die Mehrleistungen der
PKV im ambulanten Bereich in Höhe von
sechs Milliarden Euro vergessen. Rechnet
man diese mit ein, schrumpft die angebliche
Ersparnis von 145 Euro im Jahr auf
gerade einmal 48 Euro – das sind vier
Euro pro Monat. Bezieht man dann noch
die Mehrleistungen im stationären Bereich
von ebenfalls sechs Milliarden Euro ein,
erkennt man doch, dass ein duales System
aus GKV und PKV im Endeffekt günstiger
ist. Darum glaube ich nicht, dass die
Bertelsmann-Studie große Auswirkungen
auf eine erneute Diskussion über die Bürgerversicherung
haben wird.
procontra: Auch nicht, falls die Grünen in
einer kommenden Regierung stark vertreten
sein sollten?
Hofmeier: Das wird sicherlich wieder zu
Diskussionen führen. Dennoch: Technisch
und verfassungsrechtlich ist eine Bürgerversicherung
meiner Meinung nach nicht
umzusetzen.
procontra: Der demografische Wandel ist
ein Dauerthema in der PKV. Wie können
Makler hier dem Argument „steigende
Beiträge im Alter“ begegnen?
Hofmeier: Wenn man sich die letzten 20
Jahre anschaut, sind die PKV-Beiträge im
Schnitt um 3,2 Prozent pro Jahr gestiegen
– das zeigt ja, dass das System relativ stabil
ist. Auch für ältere Kunden. Hier zeigen
Untersuchungen, dass diese im Schnitt
500 bis 600 Euro pro Monat zahlen
müssen – das halte ich noch für bezahlbar.
In Zukunft gilt es auch Effekte wie den
gesetzlichen Zuschlag zu beachten, der bei
den heute 80-Jährigen ja noch gar keine
Rolle spielt.
42 procontra 02|20
Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN
Natürlich gibt es auch wenige Ausnahmen,
in denen die Beiträge im Alter deutlich steigen.
Grundlegend muss sich ein kapitalgedecktes
System wie die PKV aber weniger
Sorgen machen als ein umlagefinanziertes
wie die GKV, wenn hier demnächst die
Babyboomer in Rente gehen. Vermittler
können hier auch konkret Hilfestellung
leisten und von zu vielen Tarifwechseln abraten
– diese erhöhen das Risiko steigender
Beiträge im Alter.
procontra: Immer mehr Versicherer wollen
sich zu Gesundheitsdienstleistern fortentwickeln.
Wie weit ist die Continentale
hierbei?
Hofmeier: Wir sehen uns primär als Kostenerstatter.
Und das sind aus unserer Erfahrung
auch die Erwartungen des Kunden
an uns. Das hängt auch mit der Erstellung
»Ich sehe die PKV in
ihrer Existenz derzeit
nicht bedroht.«
immer komplexerer, kostenintensiverer
Medikamente zusammen. Hier erwarten
die Kunden schnelle und professionelle
Hilfe.
procontra: Also bleibt alles beim Alten?
Hofmeier: Nein, natürlich gehen auch wir
mit der Zeit und führen digitale Instrumente
ein, die für den Kunden einen konkreten
Nutzen liefern sollen, wie beispielsweise
unsere Rechnungs-App. Darüber
hinaus arbeiten wir gerade an einem neuen
Bestandsführungssystem, um Vermittler
bei neuen Vertriebsprozessen besser unterstützen
zu können.
procontra: Wie sieht es beim Thema Telemedizin
aus?
Hofmeier: Hier sind wir bislang wenig
aktiv, da unsere Kunden dies nicht von
uns einfordern. Wir beobachten zwar, dass
einige unserer Mitbewerber sich hier mit
immer neuen Anwendungen am Markt
positionieren, aber unserer Einschätzung
nach kommt dies zu früh. Die Kunden sind
im Hinblick auf die Digitalisierung in der
Medizin noch sehr skeptisch – das ist auch
eines der Ergebnisse unser Continentale-
Studie aus dem vergangenen Jahr.
procontra: In der Krankenvollversicherung
sank die Zahl der Versicherten zuletzt.
Welche Zukunftsperspektiven haben Makler
noch in diesem Segment?
Hofmeier: Ich sehe die PKV in ihrer Existenz
derzeit nicht bedroht. Gleiches gilt für
die Rolle des Maklers: Die Krankenvollversicherung
wird auch in Zukunft nicht
über reine Online-Vermarktungsprozesse
abgeschlossen werden können – dafür ist
sie ein zu erklärungsbedürftiges Produkt.
Voraussetzung hierfür ist aber, dass sich
der Makler auf neue digitale Prozesse und
eine veränderte Erwartungshaltung der
Kunden einstellt.
procontra: Wie hat sich denn die Erwartungshaltung
seitens der Kunden durch die
Digitalisierung verändert?
Hofmeier: Generell erwartet der Kunde
mittlerweile eine schnelle Umsetzung
seiner Leistungsansprüche. Wir haben
ein Versprechen am Markt, dass wir
Ansprüche – sofern es keine Rückfragen
gibt – innerhalb von drei Tagen regulieren.
Digitale Tools, wie unsere Rechnungs-App,
unterstützen uns dabei natürlich maßgeblich.
Und das ist auch notwendig, denn
das Thema Zeit ist in der digitalen Zeit ein
anderer Faktor geworden. Die Entschuldigung
„Der Postweg dauert so lange“
haben wir nicht mehr.
Ich erlebe es ja in der eigenen Familie:
Wenn mir meine Kinder eine WhatsApp-
Nachricht schicken, erwarten sie eine
Antwort in den nächsten fünf Minuten.
Meine Frau hat es lieber, dass ich mir meine
Antwort sehr gut überlege. Es gibt auch
unter den Kunden verschiedene Typologien,
wie mit den neuen Medien umgegangen
wird. Jene sind meiner Erfahrung nach
jedoch nicht altersabhängig. Darauf muss
der Vermittler sich einstellen.
procontra: Um Zeit zu sparen, greifen
Makler bei der Auswahl der passenden
PKV-Tarife auch häufig auf Ratings zurück,
die Orientierung versprechen. Können
sie dieses Versprechen auch halten?
Hofmeier: Ratings können durchaus eine
erste Orientierung liefern, jedoch darf sich
der Vermittler nicht blind auf sie verlassen.
Ratings sind fehleranfällig – und eine allein
auf einem Rating fußende Empfehlung
kann für den Kunden sehr negative Folgen
haben. Der Makler sollte darum stets auf
jeden Fall die konkreten Leistungsbedingungen
eines PKV-Produkts kennen, bevor
er es einem Kunden empfiehlt.
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procontra 02|20
43
VERSICHERUNGEN Betriebsschließung durch Corona
VIRUS IM BETRIEB
Corona erzwingt massenhafte Betriebsschließungen. Besteht nun Versicherungsschutz?
Wenn nein, warum eigentlich nicht? Fragen, die auf Vermittler zukommen
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
Hunderttausende Hotels, Restaurants,
Kneipen, Friseurläden und andere Gewerbebetriebe
sind aufgrund der Corona-Pandemie
geschlossen – auf Anordnung der
jeweiligen Behörden. Obwohl der Staat
gigantische Hilfspakete geschnürt hat,
bangen viele Inhaber um ihre finanzielle
Existenz. Denn niemand weiß, wie lange
die Situation noch so bleibt und wie lange
Teile der Wirtschaft noch Beschränkungen
unterliegen. Jetzt beginnt der Kampf ums
Geld. Mitten im Getümmel: Makler und
Vermittler und die Fragen ihrer Kunden.
ZWEIFEL AN DER LEISTUNGSPFLICHT
Vor allem Betreiber von Hotels und Gaststätten
haben eine Betriebsschließungsversicherung;
das kann auch eine Betriebsunterbrechungsversicherung
mit einer
zusätzlichen Deckungsvereinbarung für
behördliche Schließungen nach dem Infektionsschutzgesetz
sein. Möglich sind auch
vereinbarte Klauseln über „unbenannte Gefahren“.
Ob der jeweilige Versicherer auch
bei der aktuellen, Corona-bedingten Schließung
entstandene Schäden bezahlen muss,
ist allerdings keineswegs sicher.
Erste Anbieter zeigten sich nun kompromissbereit.
10 bis 15 Prozent der bei den
Betriebsschließungen vereinbarten Tagessätze
sollen übernommen werden. Vor
allem Gaststätten und Hotels sollen davon
profitieren. Initial wurde diese Lösung vom
Bayerischen Wirtschaftsministerium Anfang
April in Gesprächen mit den Verbänden
erarbeitet.
Auf jeden Fall müssen Makler für ihre
Kunden die jeweiligen Bedingungswerke
genau prüfen. Denn Zweifel an einer Verweigerungshaltung
des Produktgebers sind
44 Foto: dpa
Betriebsschließung durch Corona VERSICHERUNGEN
Fachleuten zufolge angebracht. So berichtet
Nico Streker, Geschäftsführer der Asspick
Versicherungsmakler: „Die Deckungen am
Markt sind sehr unterschiedlich und die
ablehnende Haltung einiger Gesellschaften
sehen viele Anwälte kritisch.“
VERWEIS AUF INFEKTIONSSCHUTZ
Zunächst einmal muss festgehalten werden,
dass es stets von den vereinbarten Versicherungsbedingungen
abhängt, ob die Versicherung
zahlt oder nicht. Rechtsanwalt
Norman Wirth ist aber von einem „grundsätzlichen
Versicherungsschutz“ überzeugt.
In den meisten Bedingungswerken sei vereinbart,
dass die „zuständige Behörde den
Betrieb geschlossen haben muss“. Mit den
„Allgemeinverfügungen“ in vielen Bundesländern
zur Schließung bestimmter Unternehmen
sei diese Voraussetzung erfüllt. In
den meisten Versicherungsbedingungen sei
eben nicht geregelt, dass sich die behördliche
Anordnung direkt an das betroffene
Unternehmen richten muss.
Das Argument einiger Versicherer, das
neue Virus sei nicht in ihren Bedingungen
aufgeführt, lässt Wirth so nicht gelten.
Dass die Bedingungen in den meisten Fällen
ganz ausdrücklich Bezug auf das Infektionsschutzgesetz
nähmen, brächten sie
damit zum Ausdruck, dass die in diesem
Gesetz aufgelisteten Krankheiten maßgeblich
sein sollen. Hinzu komme, dass die in
den Versicherungsbedingungen aufgelisteten
Krankheiten bis Februar 2020 sehr
oft auch absolut deckungsgleich mit den im
Infektionsschutzgesetz aufgelisteten Krankheiten
waren. Auch das spreche gegen eine
abschließende Regelung in den Versicherungsbedingungen.
Covid-19 sei mittlerweile
eine nach dem Infektionsschutzgesetz
meldepflichtige Krankheit.
IM EINZELFALL ZUGUNSTEN DES VERSICHERTEN
Ähnlich wie Wirth sieht Rechtsanwalt
Björn Thorben Jöhnke von der Kanzlei
Jöhnke & Reichow den Sachverhalt: „Die
bisherigen Argumente der Versicherer im
Rahmen der uns vorliegenden Leistungsablehnungen
konnten nicht überzeugen.“
Er verweist zudem darauf, dass bei einer
gerichtlichen Überprüfung die Versicherungsbedingungen
im Einzelfall zugunsten
des Versicherten ausgelegt werden dürften.
Auch erinnert Jöhnke an das Versicherungsvertragsgesetz
(VVG), wonach der
Versicherer bei seiner Vertriebstätigkeit
gegenüber Versicherungsnehmern stets ehrlich,
redlich und professionell in deren bestmöglichem
Interesse handeln müsse.
Die Antwort auf die Frage nach der Leistungspflicht
ist für Makler doppelt bedeutsam:
Zum einen kämpfen sie im Sinne ihrer
Kunden für eine Schadensregulierung durch
den jeweiligen Versicherer. Begleicht der
Produktgeber den Schaden – hier geht es
in der Regel um vereinbarte Tagessätze für
einen festen Zeitraum –, ist der Vermittler
meist aus der Schusslinie. Liegt kein Leistungsfall
vor, könnte der verärgerte Kunde
versuchen, seinen Vermittler in die Haftung
Ȇberschaubare
Haftungsrisiken
für Makler durch
Corona-Virus.«
JENS REICHOW, RECHTSANWALT
BEI DER KANZLEI JÖHNKE & REICHOW
zu nehmen. Dies gilt auch, wenn der Kunde
keine Betriebsschließungsversicherung
besitzt, aber der Meinung ist, sein Makler
hätte ihm eine vermitteln müssen. Damit
jetzt keine unnötigen Ängste aufkommen:
Rechtsexperten halten die Haftungsrisiken
für überschaubar.
KEINE KLAGEWELLE GEGEN MAKLER
So rechnet Rechtsanwalt Jens Reichow
zwar mit Fällen, in denen Versicherungsnehmer
versuchen werden, Versicherungsmakler
wegen nicht versicherter Schäden
durch das Corona-Virus in die Haftung zu
nehmen. „Hier von einer drohenden Klagewelle
zu sprechen, ist jedoch fehl am Platz.“
Wie Erfolg versprechend solche Verfahren
aus Kundensicht sein werden, hänge davon
ab, wie gut der Makler in Bezug auf
seine eigenen Dokumentationen sein Maklerunternehmen
aufgestellt hat. Doch selbst
wenn er es bislang versäumt habe, durch
entsprechende Unterlagen sein Unternehmen
rechtssicher zu gestalten, bestünden
oft gute Chancen, eine Inanspruchnahme
durch den Versicherungsnehmer abzuwehren,
da dieser beweisbelastet sei. Gleichwohl,
fährt Reichow fort, sei jeder Makler
aufgerufen, die aktuellen Entwicklungen
rund um das Virus zum Anlass zu nehmen,
die Überarbeitung seiner entsprechenden
Dokumente in Erwägung zu ziehen.
Eine gute Dokumentation umfasse auch
den Maklervertrag. Die Kanzlei Jöhnke &
Reichow befürworte den Abschluss eines
spartenbezogenen Maklervertrages statt
eines umfassenden Mandats. Auch procontra
wies bereits in Ausgabe 4/2019 auf die
Bedeutung eines klar definierten Tätigkeitsumfangs
hin (siehe Artikel „Zum Schutze
aller Interessen“ ab Seite 70). War seitens
des Versicherungsnehmers keine Beauftragung
des Maklers in der Sparte „Betriebsunterbrechung“
beziehungsweise „Betriebsschließung“
gewünscht, so hafte der
Makler nicht für eine sich in diesem Bereich
ergebene Lücke des Versicherungsschutzes,
meint Reichow.
DOKUMENTATION UND
MAKLERVERTRAG WICHTIG
Fehlt es an einem spartenbezogenen Maklervertrag,
so sei nach Paragraf 61 VVG
zu prüfen, ob der Makler einen Beratungsanlass
hatte. Der Anwalt weist darauf hin,
dass in der Rechtsprechung bereits Fälle
entschieden wurden, wonach der Makler
eigeninitiativ zu einer Bedarfsermittlung
verpflichtet sei. Soweit betriebliche Versicherungen
thematisiert wurden, wäre daher
auch über eine Betriebsunterbrechung
oder Betriebsschließung zu reden gewesen.
Makler, die sich für ein umfassendes Mandat
entschieden haben, dürfte diese Problematik
bewusst sein. Sie werden daher für
gewöhnlich besonders streng darauf geachtet
haben, alle relevanten Themen aktiv anzusprechen.
Bestreitet ein Kunde eine solche
Besprechung, entscheidet laut Reichow
letztlich die Beweispflicht, und die liege
beim Kunden. Im Ergebnis hätten Makler
oftmals gute Chancen, sich gegen eine Inanspruchnahme
zu wehren.
procontra 02|20
45
VERSICHERUNGEN Einmalbeiträge
VERRÜCKTE WELT
DER ASSEKURANZ
Der Garantiezins fällt mindestens auf 0,5 Prozent. Dennoch kaufen Kunden wie wild
Lebensversicherungen. Es deuten sich gravierende Umwälzungen an.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
46 Illustration: Eleonora Mavromati
Einmalbeiträge VERSICHERUNGEN
Das ist ein krasser Widerspruch: Der sogenannte
Garantiezins in der Lebensversicherung
steuert stramm auf null zu. Als
Vertriebsargument fällt er damit nahezu
aus. Gleichzeitig boomt das Geschäft mit
Lebensversicherungen. Eine verrückte Welt
der Assekuranz ist das – auf jeden Fall erklärungsbedürftig.
Zunächst zur Entwicklung
des Garantiezinses, der fachlich korrekt
Höchstrechnungszins heißt.
»Einmalbeitragsprodukte
erhalten eine
niedrigere laufende
Verzinsung als das
Normalgeschäft.«
PRESSESPRECHER DER PROVINZIAL NORDWEST
MINISTERIUM FOLGT AKTUAREN NICHT
Alles deutet darauf hin, dass das Bundesfinanzministerium
den Höchstrechnungszins
auf weniger als 0,5 Prozent senken
wird. Die Entscheidung stand bei Redaktionsschluss
noch nicht fest. Sie dürfte im
April erfolgen. Das wäre ein neuer Tiefpunkt.
In der Regel folgt Berlin dem Rat
der Deutschen Aktuarvereinigung, die sich
am 10. Dezember 2019 für eine Absenkung
zum 1. Januar 2021 von 0,9 auf 0,5
Prozent aussprach. Vorausgegangen war
ein erneutes Abrutschen des Zinsniveaus
an den Kapitalmärkten. Das Ministerium
weicht nur ganz selten von dem Vorschlag
der Versicherungsmathematiker ab. Jetzt
wird es wohl wieder eine Ausnahme von
der Regel geben, denn das Zinsniveau ist
im ersten Quartal 2020 nochmals gefallen.
Deutliche Hinweise auf eine Reduzierung
des Höchstrechnungszinses über 0,5 Prozent
hinaus gab es bereits auf der Jahrespressekonferenz
der Ratingagentur Assekurata
am 13. Februar in Köln. Dort äußerten
Analysten die Erwartung, dass einige Versicherer
einen Satz von 0,5 Prozent gerne
unterschreiten würden. Offenbar steht so
manchem Anbieter das Wasser bis zum
Hals. Weitere Recherchen in der Branche
ergaben, dass die Höhe des Garantiezinses
im ersten Quartal 2020 unter Versicherern
12
10
8
6
4
2
0
-2
BEITRAGSSPRUNG BEI
LEBENSVERSICHERUNGEN
Veränderung der Bruttobeiträge
im Vergleich zum Vorjahr
-1,9
Angaben in %
-0,2
1,5
11,3
2016 2017 2018 2019
Quelle: GDV
heftig diskutiert wurde. Manche Unternehmen
würden in Eigenregie bis auf einen
Satz von 0,3 Prozent heruntergehen, andere
hätten gerne 0,7 Prozent, hieß es.
WETTBEWERB NICHT ERWÜNSCHT
Bekanntlich stellt der Höchstrechnungszins
die Obergrenze für die jährlichen Garantiezusagen
der Versicherer dar. Sätze darunter
darf jeder Anbieter selbst wählen. Nur weil
in der Vergangenheit alle Unternehmen den
Spielraum nach oben voll ausgeschöpft haben,
wurde der Höchstrechnungszins zum
branchenweiten Garantiezins. Zumindest
um die Höhe dieses Versprechens sollte es
unter den Anbietern keinen Wettbewerb
geben. Vermutlich um einen einheitlichen
Satz zu retten, wird Berlin jetzt wohl die
Messlatte auf unter 0,5 Prozent senken. Seit
dem 1. Januar 2017 liegt der Höchstrechnungszins
bei 0,9 Prozent. Vor 20 Jahren
betrug er 4 Prozent.
Völlig verrückt erscheint vor diesem Hintergrund
auf den ersten Blick der aktuelle
Boom bei Lebensversicherungen. Laut Gesamtverband
der Deutschen Versicherungswirtschaft
(GDV) verzeichneten die Lebensversicherer
2019 ein Beitragsplus von
11,3 Prozent auf 102,5 Milliarden Euro.
Der Sprung kam ausschließlich aus dem
Geschäft mit Policen gegen Einmalbeitrag.
Es explodierte förmlich um 37,1 Prozent
auf 38,2 Milliarden Euro. Das Geschäft
gegen laufenden Beitrag stagnierte bei 64,3
Milliarden Euro. GDV-Präsident Wolfgang
Weiler wertete die Beitragsentwicklung als
„klaren Vertrauensbeweis für unsere Branche“.
STRAFZINSEN ALS TREIBER
Unabhängige Beobachter freilich sprechen
von einer „Flucht in Sicherheit“. Denn an
den Kapitalmärkten ist das Zinsniveau in
vielen Ländern tief in den negativen Bereich
gerutscht. Banken, die Geld bei der Zentralbank
parken, müssen dafür bezahlen. Diesen
„Strafzins“ geben viele Kreditinstitute
an ihre Kunden weiter. So kommt es, dass
Sparer auf ihre Bankguthaben eine Gebühr
bezahlen müssen. Und plötzlich erscheint
die Lebensversicherung, die ja immer noch
einen positiven Zins verspricht, als Ausweg
aus dem Dilemma. Klassische Lebensversicherungen
garantieren sogar 0,9 Prozent.
Geld zu bekommen ist Kunden eben lieber,
als Geld zu bezahlen.
Ein Teil des Wachstums der Einmalbeiträge
ist technisch bedingt. Denn auch Ver-träge
mit flexiblen Beitragszahlungen werden
immer häufiger abgeschlossen – zum Beispiel
mit der Option, ein 13. Monatsgehalt
zusätzlich zum laufenden Beitrag einzuzahlen.
Das würde dann bilanziell als Einmalbeitragsgeschäft
verbucht. Lars Heermann,
Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei
Assekurata, konnte den Effekt auf Anfrage
aber nicht beziffern. Und ein Sprecher der
Allianz bestätigt zwar, dass der Versicherer
bei den Einmalbeiträgen „stark gewachsen“
sei. Zahlen will er aber nicht nennen.
Seine Begründung: „Die Unterscheidung
zwischen Einmalbeiträgen und laufenden
Beiträgen verliert zunehmend an Bedeutung,
da die Aussagekraft eingeschränkt ist.
Daher stellen wir diese Unterscheidung in
der Analyse nicht mehr dar.“
GEFAHR FÜRS KOLLEKTIV
Tatsache ist aber auch, dass ein starkes
Wachstum im Einmalbeitragsgeschäft auch
zulasten des Versichertenkollektivs gehen
kann. Denn die neu reinkommenden Beiträge
der Kunden müssen am Kapitalmarkt
angelegt werden – oft zu einem extrem
niedrigen Zinssatz. Das könnte letztlich die
Rendite der langjährigen Kunden verwässern.
Das wäre der Fall, „wenn die Einmalbeiträge
auf breiter Linie tatsächlich mit
überhöhten Zinsversprechen eingekauft
würden“, erklärt Heermann gegenüber
procontra (siehe Interview).
procontra 02|20
47
VERSICHERUNGEN Einmalbeiträge
zent Wachstum im Einmalbeitragsgeschäft
– betont: „In der jährlichen Deklaration der
Überschussbeteiligung stellt die Provinzial
NordWest sicher, dass die Verzinsung der
Guthaben in den Einmalbeitragsprodukten
nicht zulasten des übrigen Versicherungskollektivs
gewährt wird. Insbesondere erhalten
deshalb die Einmalbeitragsprodukte
eine niedrigere laufende Verzinsung als das
Normalgeschäft.“
FLEXIBLE PRODUKTE IM TREND
Auch für Makler ist die Berücksichtigung
solcher Zusammenhänge relevant. Viele ihrer
Kunden wünschen im Dauerzinstief die
einmalige Anlage eines Geldbetrags in eine
Rentenversicherung.
Die Produktauswahl ist groß und reicht
von klassischen Produkten über fondsgebundene
Rentenversicherungen mit Garantiekomponente
bis hin zu Fondspolicen
»Versicherer sollten Zinsspekulation
entgegenwirken«
LARS HEERMANN, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata
Für manche Versicherer scheint das
Thema heikel zu sein. So teilt ein Sprecher
der Gothaer auf Nachfrage zum Einmalbeitragsgeschäft
nur mit: „Wir möchten die
Geschäftsentwicklung nicht kommentieren.“
Medien zufolge hat die Gothaer 2019
ihr Einmalbeitragsgeschäft um 30 Prozent
gesteigert.
Und ein Sprecher von Provinzial Nord-
West – laut Zeitungsbericht plus 22 Proprocontra:
Wie ist der Boom im Einmalbeitragsgeschäft
zu erklären?
Lars Heermann: Einmalanlagen in Lebensversicherungen
sind angesichts mangelnder
Alternativen im Niedrigzinsumfeld attraktiv.
Aber sie fließen in unterschiedliche Produkte,
etwa in aufgeschobene oder sofort beginnende
Rentenpolicen oder in Verträge der betrieblichen
Altersvorsorge. Wie sich das Geschäft verteilt,
lässt sich anhand der Branchenzahlen nicht
erkennen.
procontra: Einige Versicherer verzichten auf viel
Einmalbeitragsgeschäft. Wieso?
Heermann: Im Gegensatz zu laufenden Beiträgen
werden Einmalbeiträge nicht automatisch
wiederkehrend vereinnahmt. Sie weisen
dadurch in den Geschäftszahlen der Versicherer
höhere Schwankungen auf. Sofern nachhaltiges
Wachstum im Vordergrund steht, bevorzugen
Anbieter das Geschäft gegen laufende Beiträge.
procontra: Welchen Einfluss hat ein starkes
Neugeschäft bei Einmalbeitragspolicen auf das
Kollektiv der Versicherten?
Heermann: Dies kommt auf die Ausgestaltung
an. Einmalbeitragsgeschäft kann zum Problem
werden, wenn es bei kurzfristiger Verfügbarkeit
mit einer Rendite versehen ist, die der Versicherer
nur langfristig aus dem Bestand erwirtschaften
kann. Denn in diesen Fällen entstünde
ein Umverteilungseffekt zugunsten kurzfristig
orientierter Sparer. Die Leidtragenden wären die
bestehenden Altersvorsorgekunden, deren Kollektiv
geschwächt würde, was letztlich auch der
Substanz des Unternehmens schadet. Lebensversicherer
sollten daher in ihrer Produkt- und
Vertriebsausrichtung einer möglichen Zinsspekulation
gegen den Bestand entgegenwirken.
procontra: Sinkende Renditen kommen nie gut
an. Rächt sich der Gewinn von Marktanteilen
wegen eines boomenden Einmalbeitragsgeschäfts
bald?
Heermann: Dies wäre dann zu erwarten, wenn
die Einmalbeiträge auf breiter Linie tatsächlich
mit überhöhten Zinsversprechen eingekauft
würden. In unserer Überschussstudie konnten
wir dies nicht feststellen. Für eine aufgeschobene
private Rentenversicherung gegen
Einmalbeitrag mit zwölfjähriger Laufzeit fällt die
Beitragsrendite nach einem Jahr durchweg negativ
aus. Dies liegt daran, dass die Rückkaufswerte
niedriger sind als das angelegte Kapital.
Für eine kurzfristige Geldanlage mit flexibler
Kapitalverfügbarkeit eignet sich diese Einmalanlage
somit nicht. Nach Ablauf der zwölfjährigen
Aufschubzeit liegt die Rendite bei durchschnittlich
1,3 Prozent. Dieses Niveau kann für Kunden
attraktiv sein, weil andernorts für mittelfristige
Anlagehorizonte bereits Negativzinsen drohen.
procontra: Welche Entwicklung erwarten Sie für
2020?
Heermann: Wir gehen davon aus, dass die Zinsmisere
am Kapitalmarkt anhält. Selbst bei weiter
fallenden Überschussbeteiligungen wären
Lebensversicherungen gegenüber zinsgebundenen
Anlagen noch immer im Vorteil, so dass
die Nachfrage hoch bleiben dürfte. Für 2020
erwarten wir allerdings keinen dermaßen hohen
Beitragssprung wie 2019.
procontra: Wegen der Corona-Krise sind die
Marktzinsen nochmals gesunken. Mit welchen
neuen Produkten werden die Versicherer darauf
reagieren?
Heermann: Wir beobachten schon seit einigen
Jahren, dass die Lebensversicherer als Reaktion
auf die fallenden Zinsen stärker auf kapitaleffizientere
Produkte setzen. Diese enthalten
geringere Garantien als klassische Policen,
wodurch Kunden die Chance auf mehr Rendite
erhalten, gleichzeitig aber auch größere Risiken
eingehen. Branchenweit machen Verträge mit
modifizierten Garantien bereits mehr als 60 Prozent
am Neugeschäft aus. Dieser Trend wird
sich fortsetzen. Die Corona-Krise ist damit nicht
der Auslöser für neue Produkte, erhöht aber ihre
Notwendigkeit.
48 procontra 02|20
Einmalbeiträge VERSICHERUNGEN
»Die Unterscheidung
zwischen Einmalbeiträgen
und
laufenden Beiträgen
verliert zunehmend
an Bedeutung.«
PRESSESPRECHER DER ALLIANZ LEBENSVERSICHERUNG
ohne Garantie. Generell geht der Trend hin
zu immer flexibleren Produkten sowie hin
zu Produkten, die das Anlagerisiko auf den
Kunden abwälzen. Dabei müssen die Risiken
nicht zwangsläufig aus der Aktienanlage
resultieren.
Ein Beispiel ist die neue Private Finance
Police der Allianz. Dabei handelt es sich um
eine Rentenversicherung mit Kapitaloption
gegen Einmalbeitrag, durch die Kunden
einen „gezielten Zugang zu den Renditechancen
der alternativen Anlagen des Sicherungsvermögens
der Allianz Lebensversicherung
erhalten“, sagt ein Sprecher des
Anbieters.
Zielanlagen sind zum Beispiel Gewerbeimmobilien,
Autobahnen, Schienennetze
und Windräder. Abschlüsse sind ab 25.000
Euro möglich. Die Mindestlaufzeit beträgt
zwölf Jahre. Es gibt kein garantiertes Mindestkapital.
Das Produkt ist seit Oktober
2019 am Markt verfügbar. In nur wenigen
Wochen hat die Allianz mehr als 1.000 Verträge
der neuen Rentenversicherung gegen
Einmalbeitrag verkauft.
Fazit: Wenn der Garantiezins stramm in
Richtung null absackt und Kunden gleichzeitig
händeringend neue Anlage- und
Vorsorgelösungen suchen, werden die Versicherer
reagieren. 2020 und 2021 dürfte
sich die Produktwelt stark verändern. Die
derzeit krassen Entwicklungen in der Assekuranz
weisen auf die Umwälzungen hin.
PRO
SIND LEBENSVERSICHERUNGEN
NOCH ATTRAKTIV?
Lebenspolicen versprechen
zumindest
positive Renditen
Klassische Policen
erfüllen mit Garantien
den Wunsch nach
Sicherheit
Flexible Verträge
erlauben Einmalbeiträge
je nach Lage am
Kapitalmarkt
CONTRA
Renditen sind für
eine Altersvorsorge
nicht ausreichend
Niedrigzinsen verwässern
zunehmend
die Verzinsung
Neue Produkte
übertragen das
Anlagerisiko auf die
Kunden
procontra 02|20
49
VERSICHERUNGEN BU-Kalkulation
UNTER DEM RADAR?!
Die Analyse der Leistungspraxis zeigt bei BU-Versicherern deutliche Unterschiede
und Tendenzen zur Unterkalkulation. Die Anbieter weisen die Vorwürfe von sich
und ordnen die Ergebnisse anders ein.
– TEXT: DETLEF POHL –
Die Leistungspraxis sei in der BU-Versicherung
so intransparent wie in kaum einer
anderen Sparte, sagt das Analysehaus
Franke und Bornberg. Der Marktbeobachtungsdienst
map-report, der seit 2019 zu
Franke und Bornberg gehört, hat kürzlich
das erste „Stabilitätsrating der Berufsunfähigkeits-Versicherer“
überhaupt vorgelegt.
„Erste Wahl für Kunden müsste ein
BU-Versicherer sein, der langfristig durch
auskömmliche Kalkulation und eine starke
Finanzausstattung sicherstellen kann, dass
der Zahlbeitrag und damit die Überschusssituation
konstant bleibt und trotzdem
eine faire Leistungsprüfung garantiert
ist“, erläutert Reinhard Klages vom mapreport.
In die Analyse gehen 21 Kriterien
aus den Bereichen Beitrag, Stabilität und
Finanzstärke ein. Insgesamt schafften nur
sieben BU-Versicherer eine „hervorragende“
Bewertung: Swiss Life, Allianz, AachenMünchener,
LV 1871, Ergo Vorsorge,
Nürnberger und Stuttgarter. Weitere 13 Gesellschaften
erhielten die Ratingnote „sehr
gut“ und nochmals 15 Gesellschaften die
Note „gut“. Einmal wurde „befriedigend“
vergeben (Signal Iduna). Wegen unvollständiger
Datenlieferung blieben 26 BU-Versicherer
ohne Rating, darunter Cosmos, Itzehoer,
Bayern-Versicherung, LVM, Debeka
und mehrere öffentliche Versicherer.
KALKULATION BEI VIELEN ANBIETERN
UNAUSGEREIFT
Die Beitragskalkulation der BU-Versicherer
hat der map-report in drei verschiedenen
Berufsgruppen untersucht – Bankkaufmann,
Maschinenbauingenieur und Tischler.
Als Benchmark dient das jeweilige Beitragsmittel
aller verfügbaren BU-Prämien.
Davon wichen die Beiträge in der Spitze
um 50 Prozent (brutto) beziehungsweise
30 Prozent (netto) ab. Michael Franke,
50 Illustration: Roman Kulon
BU-Kalkulation VERSICHERUNGEN
Geschäftsführer von Franke und Bornberg,
sieht darin „deutliche Tendenzen zur Unterkalkulation“.
Die Freude über einen günstigen
Beitrag könne schnell in eine böse
Überraschung umschlagen, wenn Versicherer
ihren Zahlbeitrag erhöhen müssten oder
sogar Druck auf deren Regulierungspraxis
entstehe.
Obwohl kaufmännische Angestellte zu
den risikoarmen Berufen gerechnet werden,
überraschen die Preisunterschiede beim
Nettobeitrag, der im schlechtesten Fall bis
auf den Bruttobeitrag angehoben werden
kann. Im Schnitt bezahlt ein Bankkaufmann
(30 Jahre) für 1.500 Euro BU-Rente 113,71
Euro Brutto-Monatsbeitrag. Mindestens
rund 30 Prozent weniger verlangen Dialog,
se“, sagt Versicherungsmakler Gerd Kemnitz.
Dass die kanadische Mutter für Leistungen
der irischen Tochter einsteht, sei
nicht sicher.
Bei wem gibt es konkret Tendenzen
zur Unterkalkulation? Namen will Christian
Monke, fachlicher Leiter Analyse
von Franke und Bornberg, nicht nennen.
„Die kalkulierte Prämie im Vergleich zum
Marktdurchschnitt ist einer von vielen Parametern,
die Aufschluss geben über die
langfristige Stabilität des BU-Geschäftes“,
kommentiert er. Es gehe letztlich um die
Summe der Schwachstellen. Insofern stehe
das Risiko einer Beitragsanpassung im
umgekehrten Verhältnis zu den Unternehmensbewertungen
im Rating.
»Eine strenge Risikoselektion ist wichtig«
MARKUS DREWS, Hauptbevollmächtigter der Canada Life Assurance Europe plc, Niederlassung für Deutschland
Basler, Hannoversche und mit großem Abstand
Canada Life (53,8 Prozent weniger)
– siehe Grafik. Sehr viel vorsichtiger kalkulieren
VPV, LV 1871, Huk-Coburg und
uniVersa, die mindestens 26 Prozent mehr
als der Durchschnitt verlangen.
Allerdings unterscheidet Canada Life
nicht zwischen Brutto- und Nettobeitrag,
sondern weist nur einen einzigen, voll garantierten
Zahlbeitrag aus. „Das entspricht
dem Standard für Risikoprodukte außerhalb
Deutschlands“, meint Vorstandsmitglied
Markus Drews gegenüber procontra.
Für die Leistungen stehe Canada Life als
„eine der finanzstärksten Versicherungsgruppen
weltweit“ ein. „Das ist nach
meinem Kenntnisstand eine gewagte Theprocontra:
Das BU-Stabilitäts-Rating legt den
Verdacht der Unterkalkulation Ihrer Verträge
nahe. Ist das so?
Markus Drews: Nein. Unser Produkt bietet
einen voll garantierten Zahlbeitrag. Diese
Kalkulationsmethode entspricht dem internationalen
Standard für Risikoprodukte außerhalb
Deutschlands. Es gibt keinerlei Teuerungsrisiko,
da wir eine Prämienanpassung vollständig
ausschließen. Der Tarif bietet so im Gegensatz
zu den traditionellen Angeboten hierzulande
einen eindeutigen und klaren Mehrwert für den
Kunden.
procontra: Die fehlende Unterscheidung nach
Brutto- und Nettobeitrag erklärt aber nicht den
extrem niedrigen Preis. Findet dieser sich in
schlechten Bedingungen wieder?
Drews: Im Gegenteil. Aufgrund der hohen
Bedingungsqualität, die von den einschlägigen
Ratingagenturen bestätigt wird, und der vollen
Planungssicherheit durch den garantierten
Beitrag ist das Angebot sehr attraktiv. Für die
zugesagten Leistungen stehen wir voll ein.
procontra: Gibt es eine Patronatserklärung der
kanadischen Mutter für die irische Canada Life
Assurance Europe plc?
Drews: Nein. Wir nutzen hier ein anderes Sicherungskonzept
für den höchst theoretischen Fall:
Zunächst haben wir den überwiegenden Teil der
Risiken rückversichert. Darüber hinaus haben
wir eine klare Risiko- und selektive Zeichnungspolitik.
Und schließlich verfügen wir auch ohne
unsere Mutter über eine hervorragende Finanzkraft.
Eine Patronatserklärung ist wirtschaftlich
nicht vorteilhaft und kann im Übrigen auch
widerrufen werden.
procontra: Woran sollen Makler dann erkennen,
dass Sie solide kalkuliert haben? Die irische
Aufsicht ist weit weg.
Drews: Wir werden auch von der BaFin beaufsichtigt.
Alle Verträge mit Kunden sind Verträge
nach deutschem Recht, der Gerichtsstand ist in
Deutschland. Zudem obliegt die finanzielle und
damit auch die Aufsicht der Kalkulationsgrundlagen
der Central Bank of Ireland.
procontra: Es besteht kein Restrisiko für Makler
und Kunden im Insolvenzfall?
Drews: Ein Restrisiko kann es theoretisch immer
geben – auch bei deutschen Versicherern. Auch
in Irland bestehen rechtsverbindliche Schutzmaßnahmen.
Dort müssen Lebensversicherer
für den theoretischen Fall der Insolvenz entsprechende
Reserven halten, um ihre Verbindlichkeiten
gegenüber den Kunden zu erfüllen. Und
das unabhängig davon, ob eine Muttergesellschaft
einspringen könnte. Zusätzlich zu den
internen Kontrollen überwacht die Central Bank
of Ireland vierteljährlich die Finanzlage der
Lebensversicherer.
procontra: Ist es mit einer strengen Risikoselektion
zu rechtfertigen, wenn manche Versicherer
nur die Hälfte der marktüblichen Durchschnittsprämie
aufrufen?
Drews: Eine strenge Risikoselektion ist wichtig,
wenn der Versicherungsschutz für alle langfristig
gut funktionieren soll. Deshalb verzichten wir
auf Sonderaktionen mit reduzierten Gesundheitsfragen
oder stark vereinfachten Gesundheitserklärungen.
procontra 02|20
51
VERSICHERUNGEN BU-Kalkulation
NUR WENIGE ANBIETER MIT
GROSSEN BU-BESTÄNDEN
„Nur wenige Versicherer verfügen über
ausreichend große eigene Bestände, um
die Invaliditätswahrscheinlichkeiten daraus
abzuleiten“, hat Monke beobachtet.
Viele Versicherer bauten allein auf externe
Daten. Unterkalkulation drohe, wenn
aus über 20 Kriterien des Stabilitätsratings
mehrere potenziell destabilisierende Faktoren
zusammenkommen, beispielsweise
ein niedriges Prämienniveau, großzügige
Dynamikregelungen und eine schwache finanzielle
Ausstattung des Versicherers.
Das sollte Maklern bei diesen Gesellschaften
zu hartnäckigen Nachfragen veranlassen,
bevor BU-Geschäft eingedeckt
wird: Inter, Württembergische, WWK,
Landeslebenshilfe oder Dialog. Andere,
die dem BU-Stabilitätsrating fernblieben,
sollten allesamt kritisch hinterfragt werden.
Müsste ein BU-Versicherer deklarierte
Überschüsse auf breiter Front senken und
damit die Zahlbeiträge erhöhen, wäre eine
Abwärtsspirale wahrscheinlich. In der PKV
zeigt sich seit einigen Jahren, wie Vermittler
und Kunden in diesen Fällen reagieren:
mit gezielter Umdeckung gesunder Kunden.
„Mittel- bis langfristige Konsequenz ist die
Entmischung des Kollektivs und damit eine
weitere Beschleunigung der Talfahrt“, so
Klages.
VERSICHERER MIT SOLIDER KALKULATION?!
Die Versicherer selbst weisen den Vorwurf
der Unterkalkulation weit von sich. Das
macht die Marktrecherche für Makler nicht
leichter. Beispiel Hannoversche: Die Tarife
seien langfristig auskömmlich und nachhaltig
kalkuliert. „Die Bewertung von Franke
und Bornberg teilen wir deswegen nicht“,
so ein Sprecher. Über die Sofortgutschrift
könnten unerwartete Entwicklungen des
BU-Risikos gesteuert werden. „Die Hannoversche
hat noch nie die Sofortgutschrift im
Bestand angepasst.“
UNTERKALKULATION AM BEISPIEL EINES BANKKAUFMANNS
Durchschnittliche Prämie: 113,71 €
Versicherer %
Barmenia 0,4
Swiss Life -2,1
Volkswohl Bund -4,6
Condor -5,9
InterRisk -10,7
Allianz -12,4
Neue Bayerische Beamten -12,4
Inter -12,4
Europa -12,6
Alte Leipziger -13,7
Zurich Deutscher Herold -14,1
Ergo Vorsorge -17,1
Gothaer -17,8
HDI -19,6
Signal Iduna -23,2
R+V -25,2
Dialog -29,8
Basler -30,5
Hannoversche -36,6
Canada Life -53,8
(1.500 € BU-Rente bis 67 für Bankkaufmann, 30, Nichtraucher), Angaben in % Quelle: map-report (Nr. 913)
Beispiel Basler: „Die Prämienkalkulation
unserer BU-Tarife ist seit Jahren solide, seriös
und fair, das Risiko einer Untertarifierung
oder Unterkalkulation sehen wir absolut
nicht“, äußert sich ein Sprecher. Die
Berufsdatenbank umfasse viele Tausend
Berufe, mit denen „wir insgesamt auf ein
durchschnittliches Preisniveau kommen“.
In über 60 Jahren mit BU-Angeboten habe
die Basler „noch nie die Nettoprämie nach
Überschussbeteiligung für bestehende BU-
Verträge angehoben“. Ähnlich verlaut bart
die Dialog Leben: Man sehe die eigene
Preispositionierung als „angemessen“ an.
„Die Solvenzquote von zuletzt 756 Prozent
belegt zudem die sehr gute Risikokapitalausstattung
der Dialog als reiner Biometrieversicherer“,
heißt es. Die geringere
Brutto-Netto-Spreizung sei ein Vorteil für
den Kunden, zudem „hat die Dialog noch
niemals ihre Nettoprämien im Bestand erhöht“.
Dennoch: Mancher Versicherer hat in der
jüngeren Vergangenheit seinen Zahlbeitrag
erhöht. So mussten Kunden und Vermittler
2016 erleben, wie die WWK bei BU-Policen
die Nettobeiträge im Bestand um bis zu 40
Prozent anhob. Auch Generali und HanseMerkur
drehten an der Preisschraube.
Bei der Generali, zu der die Dialog gehört,
hatte die Kürzung der Überschussbeteiligung
in der BU-Versicherung 2018 zu maximal
8 Prozent Beitragserhöhung geführt
– für Verträge, die vor 2015 abgeschlossen
wurden. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen
dürfte es auch in Zukunft zu gekürzter
Überschussbeteiligung kommen.
PRO
KRITERIEN FÜR SOLIDE/FRAG-
WÜRDIGE BU-ANBIETER?
Datenzulieferung
für und Teilnahme an
Ratings
Analysten Einblick
in die Arbeitsprozesse
vor Ort gewähren
Überdurchschnittliche
Ergebnisse bei
Beitrag, Stabilität und
Finanzstärke
CONTRA
Geheimniskrämerei
zur Beitragskalkulation
und Leistungsquote
Viele Gerichtsprozesse
gegen BU-
Kunden
Wechselhafte Überschussbeteiligung
52 procontra 02|20
Wir schaukeln das!
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VERSICHERUNGEN Cyberschutz
PRÄVENTIV GEGEN CYBERRISIKEN
Zuerst die Vorsorge, für das Restrisiko dann Versicherungsschutz, so die gängige Regel –
auch beim Thema Cyber. Neue Konzepte verknüpfen beides und
liefern neue Anknüpfungspunkte in der Beratung.
– TEXT: CARLA FRITZ –
54 Illustration: Eleonora Mavromati
Cyberschutz VERSICHERUNGEN
Sicherheit und Versicherungsschutz nur
mit ausreichender Prävention. Prävention
nur mit ausreichender Sachkenntnis –
selbstverständlich. Wo liegt das Problem?
WannaCry hat es bereits augenscheinlich
gemacht. Covid-19 führt es gerade noch
einmal vor Augen: Die unsichtbaren Risiken
einer vernetzten Welt lassen sich nicht
so einfach und schnell erkennen wie etwa
herkömmliche Brandgefahren.
„70 Prozent der deutschen Unternehmen
sind als ‚Cyber-Anfänger‘ einzustufen“,
bezieht sich Tobias Tessartz, Technical
Underwriter Cyber bei Hiscox, auf eine
hauseigene Studie. Nur 10 Prozent fühlen
sich demnach gut auf einen Cyberangriff
vorbereitet. Allgemeine Warnungen können
insofern oft wenig ausrichten – wie
nicht zuletzt die Absicherung gegen Cyber
von gerade einmal 13 Prozent der kleinen
und mittleren Unternehmen zeigt (Gothaer-
KMU-Studie).
Genau an dieser Stelle setzen neuere
Konzepte im Cyberbereich an. Ergänzend
zu den Assistance- und sonstigen Leistungen
im Schadensfall bieten sie auch Unterstützung
bei der betrieblichen Prävention
– Stichwort Mitarbeitersensibilisierung. Bekanntlich
die größte Herausforderung für
die allermeisten Unternehmen – wenn man
weiß, dass die Mehrzahl der Angreifer über
E-Mails in das Unternehmen eindringt.
PRÄVENTIONSPAKETE VON ANBIETERN
Das schließt zum Beispiel im Präventionspaket
des Spezialversicherers Markel
unter anderem eine einmalige IT-Sicherheitsüberprüfung
ein, außerdem Cybersicherheits-Onlinetraining
für maximal drei
Mitarbeiter, einen einmaligen Phishing-
Simulationstest sowie einen Passwortgenerator
und diverse Checklisten mit Anregungen
für mögliche organisatorische und
technische Maßnahmen im Unternehmen.
In dieser Basisvariante gibt es das Paket
produktübergreifend für alle Neu- und Bestandskunden,
„ohne Aufpreis, auch wenn
der Kunde beispielsweise eine Vermögensschadens-Haftpflichtversicherung
oder
D&O bei uns kauft“, so Manuel Häusler,
Leiter Sales und Marketing.
In der Premiumvariante – erhältlich im
Produkt Pro Cyber mit einem Aufschlag
von 20 Prozent auf die eingekaufte Versicherungsleistung
– sind es unter anderem
laufende Phishing-Tests, Onlinetraining
für eine unbegrenzte Mitarbeiterzahl, On-
PERSONELLE SICHERHEITSMASSNAHMEN
Mitarbeiter nach wie vor zu wenig im Fokus
Schulungen der Mitarbeiter 613
17
Background-Checks vor der
Besetzung sensibler Positionen
Bestellung eines
Sicherheitsverantwortlichen
Anonymes Hinweissystem (Whistle-
Blowing-Tool) auf verdächtiges
Mitarbeiterverhalten
im Einsatz
konkret geplant
Angaben in % Quelle: Bitkom-Studie „Spionage, Sabotage und Datendiebstahl – Wirtschaftsschutz in der vernetzten Welt“, 2020
linekonten-Check, E-Mail-Scanner sowie
Angriffsalarm. „Anders als in der üblichen
Versicherungsproduktwelt erhält der Kunde
sofort – in Form der Prävention – eine
wahrnehmbare Leistung. Ein echter Mehrwert.“
Genau in diese Richtung müsse sich
die Versicherung insgesamt entwickeln,
zeigt sich Häusler überzeugt.
Dahinter steht das Know-how des Cyberspezialisten
Perseus, auf dessen Kernprodukt
mittlerweile auch Gesellschaften
»70 Prozent der
Unternehmen sind
als ›Cyber-Anfänger‹
einzustufen.«
TOBIAS TESSARTZ, HISCOX
wie Gothaer, Signal Iduna und – natürlich –
HDI als neuer Besitzer des Start-ups in verschiedenen
Varianten zugreifen. Für viele
Versicherer und Makler bedeute die Anbindung
des von Perseus entwickelten Präventionskonzepts
eine Aufwertung der eigenen
Cyberprodukte bei gleichzeitig steigendem
59
17
50
19
23
12
10 bis 99 MA 62
100 bis 499 MA 70
ab 500 MA 71
10 bis 99 MA 59
100 bis 499 MA 62
ab 500 MA 63
10 bis 99 MA 47
100 bis 499 MA 70
ab 500 MA 69
10 bis 99 MA 21
100 bis 499 MA 31
ab 500 MA 44
Sicherheitsniveau, betont Geschäftsführer
Richard Renner. Für Kunden sei es außerdem
eine Möglichkeit, DSGVO-Bußgeldern
durch Nachweis von Vorsorgemaßnahmen
vorzubeugen – mit anerkannten Zertifikaten,
die nach Abschluss des Mitarbeitertrainings
ausgestellt werden.
Über Mitarbeitersensibilisierung und
-schulung im IT-Bereich wollen andererseits
auch Versicherer Bescheid wissen. Das
müsse der Kunde vor Vertragsabschluss
bestätigen. „Die Allianz fragt das zum
Beispiel ab“, sagt Hanno Pingsmann, Geschäftsführer
von CyberDirekt. Für diese
Kunden sei dann natürlich ein Cybertraining
das geeignete Instrument, um genau
diese Zeichnungsvoraussetzung zu erfüllen
und auch zu dokumentieren.
Zugleich ist es auch Bestandteil der Geschäftsidee
des „Technologieunternehmens
mit Maklerzulassung“, das einen Online-
Vergleichsrechner für gewerbliche Cyberversicherungen
und eine Vertriebsplattform
primär für Makler anbietet. Das im eigenen
Haus entwickelte Präventionsangebot
kommt nach Pingsmanns Worten für den
Kunden kostenfrei immer obendrauf. „Wir
haben dahin gehend auch keine vertragliche
Vereinbarung mit Versicherern.“ Der
Vorteil aus seiner Sicht: Egal welche Tarifvariante,
die Prävention sei überall
procontra 02|20
55
VERSICHERUNGEN Cyberschutz
gleich und beeinflusse beziehungsweise
beschränke folglich nicht die Tarifauswahl
des Kunden. Wichtig für eine bestmögliche
Beratung.
WIEDER HERR DES GESCHEHENS
Und ganz praktisch: Der simulierte Cyberangriff
versetze Kunden in die Rolle, selbst
einmal wieder die Kontrolle über dieses
Problem zu erlangen und sich ein reales
objektives Ergebnis aus dem eigenen Unternehmen
zu ziehen. „Von Maklern, die den
Test auch in der Beratung zu Demonstrationszwecken
einmalig einsetzen können,
wissen wir: Das ist viel wirkungsvoller, als
Statistiken zu diskutieren. Kunden haben
teilweise innerhalb von fünf Minuten auf
das Ergebnis des Phishing-Tests geantwortet
und gebeten, Kontakt zu ihnen aufzunehmen.“
Was kann man sich mehr wünschen?!
Die Assekuranz sollte die Chancen,
die darin für effektive Risikoreduktion
und Vertrieb gleichermaßen stecken, noch
besser nutzen, so Pingsmann. „Indem sie
Anreize für die Nutzung von Präventionsangeboten
setzt – durch Deckungserweiterungen
oder Erhöhung von Sublimits. Oder
Reduktion von Selbstbehalten – wie es
Hiscox praktiziert.“ Bis auf diese Ausnahme
werde Prävention dergestalt in den Bedingungswerken
gar nicht reflektiert. „Ich
wünschte, wir wären da weiter.“
PRO
CYBERPOLICE INKLUSIVE
PRÄVENTIONSPAKET
Digitale Risiken
wachsen, schwer
erkennbar
Unternehmen mehrheitlich
Cyberanfänger
Geschulte Mitarbeiter
sind effektivster
Schutz
CONTRA
Höhere Kosten
Support durch
eigenen IT-Dienstleister
genügt
Finanzieller Anreiz
für Prävention fehlt
»Vermittler werden oft alleingelassen«
HANNO PINGSMANN, Geschäftsführer CyberDirekt
procontra: Ihre Cyber-Vergleichsplattform bietet
über den Vergleichsrechner hinaus auch ein
Cyberpräventionspaket. Warum?
Hanno Pingsmann: Der Kunde muss bei einem
Cybervertragsabschluss zwar sehr viele Fragen
zu technischen Gegebenheiten beantworten.
Kaum berücksichtigt wird jedoch, dass Cyberattacken
immer auch durch menschliche Fehler
begünstigt werden. Cybertraining für Mitarbeiter
ist einer der wichtigsten Stellhebel, womit Unternehmen
relativ schnell eine Verbesserung ihres
Schutzniveaus erreichen können. Das ist unser
Kernprodukt im Bereich der Cyberprävention.
procontra: Wo gehen Ihre Planungen für die
Zukunft hin?
Pingsmann: Wir wollen auch aus der Ferne digitale
Prozesse und die Sicherheit der Firmenkunden
noch besser beurteilen, hier Empfehlungen
geben und in die Risikoerfassung mit einfließen
lassen. Stellen Sie sich vor: Das Unternehmen ist
ein frei stehendes Haus, wo wir heute schon mit
unserem Web-Security-Check von außen draufschauen
und sehen: Sind die Fenster verschlossen?
Was hat die Tür für ein Schloss? Liegt der
Schlüssel unter der Fußmatte? Dann wäre die
nächste Stufe, den Check auf die Innenansicht
zu erweitern: Wo liegen die Wertsachen? Wo ist
die Alarmanlage? Das gehen wir jetzt an. Denn
mit den Risikofragebögen der Versicherer und
der Umsetzung von IT-Standards werden Kunden
heute mehr oder weniger alleingelassen.
procontra: Konkret?
Pingsmann: Ein Versicherer fordert beispielsweise
eine Firewall an allen Netzwerkübergängen,
einen Virenschutz mit aktuellen Virensignaturen.
Der Kunde muss dann schauen: Welcher
Virenschutz erfüllt das denn? Das
kostenfreie Programm, das sich
jeder herunterladen kann?
Oder ein kostenpflichtiges
Produkt? Oder ist das mittlerweile
sogar der bei Windows
eingebaute Windows Defender – also im Betriebssystem
selbst vorhandener Virenschutz?
Da lässt die Versicherungsbranche auch die
Vermittler oft noch allein. Hier wollen wir in
Zukunft ebenso Unterstützung für die Auswahl
geeigneter Schutzmaßnahmen anbieten.
procontra: Sie schauen sich also die technischen
Vorkehrungen der Unternehmen im
Detail und dabei speziell im Hinblick auf die
Forderungen der Versicherer an?
Pingsmann: Ja. Hierzu entwickeln wir technische
Lösungen für eine Remote-Prüfung. Es ist
in der Tat eine andere Herausforderung für den
Makler und seinen Kunden, diese Risikofragen
zu beantworten, als bei klassischen Policen. Bei
einer Lebensversicherung weiß der Kunde, ob er
Nichtraucher ist oder Risikosportarten betreibt.
Aber zeigen Sie mir einmal den Geschäftsführer,
der tiefgehend erklären kann, wie seine Firewall
konfiguriert ist.
procontra: Zugespitzt formuliert, sitzen sich hier
im Prinzip also zwei gegenüber, die auf Fragen
zu einem Thema antworten sollen, zu dem sie
mehr oder weniger keine ausreichenden Fachkenntnisse
haben?
Pingsmann: Auf jeden Fall sehe ich hier hohe
Risiken für den Versicherungsschutz und sogar
für die Maklerhaftung, wenn der effektive
Schutz nicht ausreichend und für den Makler
und seine Kunden erkennbar war.
56 procontra 02|20
Vorausschauend
beraten!
BU-Beratung aus
der Condor Perspektive:
Aus Schüler wird Beamter
wird Selbstständiger.
Keiner weiß, wie das eigene Berufsleben einmal verlaufen wird:
Angestellte machen sich vielleicht einmal selbstständig oder werden
Beamte und wechseln später von Vollzeit in Teilzeit. Hier sind Sie als
Berater gefragt, denn eine Berufsunfähigkeitsversicherung muss für
sämtliche Berufswege passen.
Mehr Infos unter www.makler-leuchttuerme.de/BU
VERSICHERUNGEN Betriebliche Krankenversicherung
GESUNDE BUDGETS
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist und bleibt ein absoluter Wachstumsmarkt.
Denn künftig dürfte das Gesundheitsmanagement durch die Corona-Krise in Betrieben noch
größer geschrieben werden. Unternehmen brauchen nun pragmatische Lösungen.
– TEXT: UWE SCHMIDT-KASPAREK –
58 Illustration: Eleonora Mavromati
Betriebliche Krankenversicherung VERSICHERUNGEN
über haben die Unternehmen bei der R+V
die Wahl zwischen drei Budgetlösungen,
die jeweils für zwei Jahre angeboten werden
und 200 bis 400 Euro umfassen. Als
Bereiche gibt es Sehhilfen, Zahnprophylaxe
und Kunststofffüllungen sowie ambulante
Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen.
Die Signal Iduna und die Süddeutsche
Krankenversicherung (SDK) dürften
die nächsten Aspiranten sein, die mit einer
Budgetlösung die Vermittlung von betrieblichem
Krankenschutz einfacher gestalten
werden. Andere Anbieter halten noch explizit
an Kompakttarifen fest, die sozusagen
eine „kleine“ Budgetlösung darstellen.
Sie bedeuten aber immer, dass der Ar-
»Unternehmer
kommen in der bKV
mit dem klassischen
Bausteinsystem
schnell an ihre finanziellen
Grenzen.«
UWE JÜTTNER, AON
»Budgetlösungen sind pragmatischer«
UWE JÜTTNER, Spezialist für die betriebliche Krankenversicherung (bKV) beim Versicherungsmakler Aon in Hamburg
Der Markt der betrieblichen Krankenversicherung
zeigt sich dynamisch und innovativ.
Neuartige Budgetlösungen bieten immerhin
schon die Hallesche, die R+V und
die Barmenia. Bei der Halleschen kann der
Unternehmer seinen Mitarbeitern Extra-
Kostenschutz für viele Gesundheitsleistungen
anbieten. Die Budgetspanne reicht
von 300 bis 1.500 Euro. Die Mitarbeiter
können dann frei wählen, ob sie den vom
Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Geldbetrag
zur Vorsorge, für eine Brille, Zahnleistungen
oder eine hochwertige Versorgung
im Krankenhaus aufwenden wollen.
Bei der Barmenia steht derzeit nur ein
Zahnbudget zur Verfügung. Demgegenprocontra:
Sie beraten seit Jahren Betriebe
rund um die bKV. Was ist der große Vorteil des
Angebots?
Uwe Jüttner: Das große Plus der bKV ist, dass
der Mitarbeiter in der aktiven Phase ihre Vorzüge
erleben kann. Das wirkt sich sehr positiv auf
das Betriebsklima aus. Schnelle medizinische
Hilfe über Terminplanung und optimaler Kostenersatz
für Gesundheitsleistungen über den Chef
sprechen sich schnell herum.
procontra: Wie berät man zur bKV am besten?
Jüttner: Einbetten kann man die bKV in ein
betriebliches Gesundheitsmanagement. Hieraus
besteht für die Mitarbeiter bereits Versicherungsschutz
durch den Arbeitsschutz und die
gesetzliche Unfallversicherung, was mit den
Leistungen des Eingliederungsmanagements
und der betrieblichen Gesundheitsfürsorge ergänzt
werden kann. Was fehlt, ist die Kostenseite,
wenn die Erkrankten Leistungen benötigen,
die die GKV nur rudimentär liefert.
procontra: Wie läuft das Geschäft?
Jüttner: Insgesamt entwickelt sich die bKV
sehr dynamisch. Seit 2017 vor allem wegen
Budgetlösungen, die Arbeitgeber als besonders
pragmatisch empfinden. Die Abschlüsse sind
dann einfach schneller.
procontra: Welche Angebote gibt es noch?
Jüttner: Bei der bekannten klassischen Variante
legt der Arbeitgeber den Leistungsumfang für
seine Mitarbeiter fest. Wenn sich ein Unternehmen
für alle Leistungen der klassischen Variante
entscheiden würde, können diese bei den
klassischen Risikotarifen möglicherweise aus
Kostengründen nicht gewählt werden. Es wird
einfach zu teuer. Eine mögliche Alternative hierzu
sind Budgettarife. Dabei wird in leistungsgebundene,
beispielsweise nur für Zahnleistungen
zur Verfügung stehende oder frei verfügbare
Budgets unterschieden. Der Vorteil eines freien
Budgettarifs ist, dass die Mitarbeiter allein entscheiden,
welche Leistungen sie in Anspruch
nehmen möchten. Das können bei einem Mitarbeiter
beispielsweise Heilpraktikerleistungen
oder ein Zuschuss für eine Sehhilfe sein, bei
einem anderen hingegen wird die Leistung für
eine anstehende Zahnbehandlung benötigt.
procontra: Sind Budgetlösungen die beste
Wahl?
Jüttner: Das kann pauschal nicht beantwortet
werden. So können bei einer klassischen
Zahnzusatzversicherung die Leistungen höher
sein, wenn sich diese mit 50 Prozent am Rechnungsbetrag
orientieren. Die freie Budgetlösung
sieht vor, dass der Arbeitgeber den Mitarbeitern
beispielsweise 300, 900 oder 1.500 Euro pro
Jahr zur Verfügung stellt, die sie für Gesundheitsleistungen
ausgeben können. Dabei stellt
der private Krankenversicherer dann sein
ganzes Portfolio zur Verfügung.
procontra: Keiner kommt an der Corona-Krise
vorbei. Was bedeutet sie für die bKV?
Jüttner: In der aktuellen Situation könnte es zu
einem Timelag kommen. Denn aufgrund der Covid-19-Pandemie
haben Unternehmen verständlicherweise
erst einmal andere Brennpunkte.
Sie müssen unter Umständen mit schweren
betriebswirtschaftlichen Problemen kämpfen. Es
wäre deshalb nicht verwunderlich, wenn Unternehmen
ihre sozialen Wohltaten gegenüber den
Mitarbeitern zunächst einmal zurückstellten. Auf
lange Sicht bin ich überzeugt, dass die bKV ein
sehr großes Erfolgsmodell bei der betrieblichen
Gesundheitsförderung werden wird.
procontra 02|20
59
VERSICHERUNGEN Betriebliche Krankenversicherung
Versicherung
BUDGETLÖSUNGEN NOCH
IN DER UNTERZAHL
Betriebliche Krankenversicherungen
im Überblick
Zahl der notwendigen
Mitarbeiter,
ambulant/stationär
Zahl der
Gruppenverträge
Budget-
Lösung
Allianz 10 keine Angaben ✖
Arag 10 keine Angaben ✖
Axa 10/25 keine Angaben ✖
Barmenia 5/20 1 keine Angaben
BBK/UKV 5/10 1.500 ✖
Central 10 750 ✖
Debeka 20 468 ✖
DKV (Ergo) 10/25 keine Angaben ✖
Gothaer 5 keine Angaben
Hallesche 10 1.700
HanseMerkur 10 keine Angaben ✖
Nürnberger 5 keine Angaben ✖
R+V 5 3.200
SDK 5 3.000 ✖
Signal Iduna 3/20 300 ✖
uniVersa 10/50 keine Angaben ✖
Württembergische 3 keine Angaben ✖
Die Huk-Coburg wollte sich an der Umfrage nicht beteiligen. 1 Für den
stationären Tarif und das Zahn-Budget müssen mindestens 90 Prozent der
Mitarbeiter versichert werden. Quelle: Anbieter, Stand März 2020
757.500 (2018) auf rund 820.000 Personen
(2019). Dass hier die Budgetlösung ihren
Anteil hat, dürfte unbestritten sein.
Wie notwendig sie eigentlich ist, zeigt
auch die Praxis. So möchte beispielweise
der Unternehmer Michael Pritzl aus Bad
Kötzting, das im Naturpark Oberer Bayerischer
Wald liegt, für seine Mitarbeiter den
besten Gesundheitsschutz. „Ich habe über
den Gesundheitsschutz erstmals nachgedacht,
als gleich zwei Mitarbeiter, die 45
Jahre bei uns waren, kurz vor und nach
dem Eintritt in den Ruhestand an schwerer
Krankheit starben“, berichtet der heutige
Senior-Chef der Pritzl Haustechnik und Anlagenbau
GmbH. Systematisch hat seither
das Unternehmen, das heute 84 Mitarbeiter
zählt, den Gesundheitsschutz ausgebaut.
„Wir setzen beim Azubi an und fördern
auch mit Events wie Kanufahren, Hochseilklettern,
Radtouren oder Wandern“, führt
Pritzl aus. Und nun gibt es zusätzlich eine
bKV, die das Handwerksunternehmen voll
bezahlt. Aus ihr erhalten alle Mitarbeiter
einen deutlich erhöhten und verbesserten
Versicherungsschutz, sie werden zur Prävention
und Vorsorge motiviert und bekommen
Zuschüsse für kostenträchtige
Behandlungsmaßnahmen oder Sehhilfen.
Zusätzlich ermöglicht die bKV ihren Mitarbeitern
den Zugang zu Ärzten und Heilpraktikern,
die sonst nur Privatpatienten
zugänglich sind. „Unternehmer, die die bKV
auf Basis des klassischen Bausteinsystems
voll umsetzen, kommen schnell an ihre finanzielle
Leistungsfähigkeit“, warnt Uwe
Jüttner vom Versicherungsmakler Aon.
Dagegen sei das Budgetmodell für solche
Unternehmen einfacher und finanzierbarer.
Jeder Mitarbeiter erhält, was er sich individuell
wünscht, und der Arbeitgeber braucht
nur die Budgetsumme von 300, 600 oder
noch mehr Euro pro Jahr festzulegen. Die
Mitarbeiter erhalten somit ein regelrechtes
Extra-Gesundheitskonto. „Sowohl klassische
Risikotarife als auch Budgetlösungen
können steuerlich gefördert werden“, erläutert
Aon-Experte Jüttner. Die steuerliche
Förderung im Rahmen der Sachbezugsregelung
gemäß Paragraf 37b EStG sei nicht in
einer Abhängigkeit von den Leistungen einer
bKV zu sehen. Das Unternehmen prüfe
in der Regel vor Einführung einer bKV, ob
die Sachbezugsfreigrenze in Höhe von 44
Euro pro Monat und Mitarbeiter möglich
ist oder ob die bKV an die Stelle bisheriger
Sachbezugsleistungen rücken kann. Ein hobeitgeber
für seine Mitarbeiter wählen
muss.
LERNPROZESS BIS ZUR BUDGETLÖSUNG
„Wir haben hier richtig Lehrgeld bezahlt,
bis wir auf unsere Kunden gehört haben“,
sagt Frank Kettnaker, Vorstand der Hallesche
Krankenversicherung. So habe die
Assekuranz nach einer Umfrage bei Unternehmen
eine neue, gerade entwickelte
Tarifgeneration „eingestampft“ und die
Budgetlösung auf den Markt gebracht. Mit
durchschlagendem Erfolg. „Von den rund
1.700 Gruppenverträgen, die wir derzeit im
Bestand haben, wurden 644 im vergangenen
Jahr abgeschlossen.“ Natürlich boomt
der Markt insgesamt. Das zeigt eine Analyse
des Verbands der Privaten Krankenversicherung
(PKV-Verband). Danach boten im
Vorjahr 10.200 Unternehmen in Deutschland
ihren Mitarbeitern eine komplett vom
Arbeitgeber bezahlte bKV an. Das entspricht
einem Wachstum von 32 Prozent
gegenüber dem Jahr 2018 (7.700 Betriebe).
Die Zahl der Beschäftigten, die von einer
bKV profitieren, stieg um 8 Prozent von
»Wir haben viel Lehrgeld
bezahlt, bis wir
auf unsere Kunden
gehört haben.«
BERATUNG AUF BKV FOKUSSIEREN?
PRO
FRANK KETTNAKER,
HALLESCHE KRANKENVERSICHERUNG
her Vermittlungserfolg ist möglich, wenn
Musterbetriebe mit einfachen Lösungen
präsentiert werden, so die Einschätzung
von Experten. Dabei sollte man die bKV
ins schon vorhandene Gesundheitsmanagement
der Firma einbinden und Steuererleichterungen
nicht in den Fokus rücken.
Nachgewiesenermaßen verbessert die bKV
das Betriebsklima nachhaltig.
Anbieter priorisieren
das Produkt derzeit
stark
Firmenorientierte
Vermittler können
Kundenstamm zur
Akquise nutzen
Hoher Umsatz durch
Gruppenverträge
CONTRA
Betriebliche
Krankenversicherung
bleibt beratungsintensiv
Angebot sehr komplex
und vielseitig
Corona-Krise dürfte
Budgets für mehr
Mitarbeiterschutz
beschneiden
60 procontra 02|20
Passt gut
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FOKUS Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
Auf Erfolgskurs mit dem FONDSPiLOT:
einfach, schnell und noch sicherer.
Die Stuttgarter hat mit dem FONDSPiLOT eine innovative Lösung entwickelt, die
Vermittler entlastet, ihre Beratung erleichtert und ihnen dabei zusätzliche Sicherheit gibt.
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62 Advertorial
Stuttgarter Lebensversicherung a. G. FOKUS
FOKUS
DIE STUTTGARTER
Robo-Advice erleichtert die
Altersvorsorgeberatung
In der anhaltenden Niedrigzinsphase
verlieren die Klassik-Tarife der privaten
Lebens- und Rentenversicherung sukzessive
an Bedeutung. Die Rendite dieser
Produkte hat sich in den letzten Jahren
zunehmend verschlechtert. Dagegen können
fondsgebundene Lösungen auf lange
Sicht eine attraktive Rendite erwirtschaften.
Trotz oder gerade wegen der immer
wiederkehrenden stärkeren Schwankungen
der Kapitalmärkte, wie derzeit. Fondsgebundene
Lösungen sind deshalb sehr interessant
für den Aufbau einer auskömmlichen
privaten Altersvorsorge.
Vermittler müssen bei der Auswahl einer
entsprechenden Lösung neben der Qualität
des Anbieters und des Produktes vor allem
darauf achten, dass die Lösung individuell
zum Kunden passt. Die Vertriebsrichtlinie
IDD fordert, dass Risikobereitschaft,
finanzielle Verhältnisse, Kenntnisse und Erfahrungen
sowie Anlageziele des Kunden
erfragt werden.
Auf Basis dieses derart eruierten Risikoprofils
darf der Vermittler ein Produkt nur
dann empfehlen, wenn es für den Kunden
auch geeignet ist. Dieser Sachverhalt muss
entsprechend rechtssicher dokumentiert
werden. Bei fondsgebundenen Produkten
muss der Vermittler dem Kunden demnach
auch geeignete Fonds zusammenstellen.
Außerdem ist er verpflichtet, seine Empfehlung
regelmäßig zu überwachen und
gegebenenfalls während der Vertragslaufzeit
anzupassen.
All diese Anforderungen benötigen viel
Aufwand und Zeit, zudem ein breites und
tiefes Basiswissen über den Kapitalmarkt,
zum Beispiel hinsichtlich der Situation an
den Kapitalmärkten, der Kennzahlen und
Anlageklassen. Daher unterstützen einige
Foto: iStock / ipopba
Versicherer ihre Vermittler mit IDDkonformen
digitalen Beratungstools für die
Altersvorsorge. Die Stuttgarter Lebensversicherung
verfügt mit dem Robo-Advice-
Angebot des FONDSPiLOT über eine
zeitgemäße und komfortable Lösung mit
Alleinstellungsmerkmalen in der Branche.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten im Interview,
wie die Stuttgarter die Altersvorsorgeberatung
sinnvoll unterstützt und der
Vermittler dank Robo-Advice nachhaltig
entlastet wird.
Dank der Integration
eines Robo-Advisors
in den Beratungsprozess
haben Vermittler
wieder mehr Zeit für ihre
Kunden.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
Advertorial
63
FOKUS Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
»Mit nur zehn Fragen zum
gemanagten Portfolio«
Digitale Tools erleichtern die Beratung in der Altersvorsorge. Jens Göhner, Leiter Produkt-
und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.,
erläutert, wie die Auswahl der passenden Fonds mit dem FONDSPiLOT gelingt.
– TEXT: OLIVER LEPOLD –
procontra: In welchen Fällen versprechen
Fondspolicen einen größeren Anlageerfolg
als die vergleichbare Direktanlage in
Fonds?
Jens Göhner: Eine Faustregel hierfür gibt
es nicht. Aber je länger die Altersvorsorgeverträge
laufen und je häufiger die Fonds
gewechselt werden, desto eher lohnen sich
Fondspolicen im Vergleich zur Direktanlage.
Sämtliche Fonds werden ohne
Ausgabeaufschlag erworben und Gewinne
während der Ansparphase müssen erst mal
nicht versteuert werden. Läuft der Altersvorsorgevertrag
bis zum 62. Lebensjahr
und hatte er eine Laufzeit von mindestens
zwölf Jahren, profitiert der Kunde zudem
im Auszahlungsfall vom Halbeinkünfteverfahren.
Das bedeutet, dass Gewinne bei
der Einkommensteuer und dem Solidaritätszuschlag
nur zur Hälfte berücksichtigt
werden. Neben dem Anlageerfolg ist die
Zahlung einer lebenslangen Altersrente ein
großer Vorteil von Fondspolicen gegenüber
der Direktanlage in Fonds.
procontra: Die Stuttgarter hat mit dem
FONDSPiLOT eine Lösung für Berater
kreiert, die bei der Auswahl hilft. An welche
Berater richtet sich das Angebot?
Göhner: Der FONDSPiLOT umfasst ein
digitales Beratungstool und fünf gemanagte
Fondsportfolios. Er erleichtert dem
Vermittler damit die Beratung und gibt
ihm zusätzliche Sicherheit. Damit zielt
das Angebot zum einen auf Vermittler, die
bereits zu fondsgebundenen Altersvorsorgelösungen
beraten und eine Reduktion
der Aufwände zu schätzen wissen. Zum
anderen zielt es auf die Aktivierung derjenigen
Vermittler, die bisher keine oder nur
wenig Berührung mit fondsgebundenen
Altersvorsorgelösungen haben. Gerade
diese zweite Vermittlergruppe weiß die automatische
Zuordnung eines zum Kunden
passenden Fondsportfolios zu schätzen.
»Die transparente
Darstellung mit
tagesaktuellen
Portfolio-Factsheets
ist einzigartig.«
procontra: Ab welchem Anlagehorizont
lohnt sich der Einsatz des FONDSPiLOT?
Göhner: Im Rahmen einer Rentenversicherung
zur Altersvorsorge geht es in aller
Regel um langfristige Anlagehorizonte von
20 Jahren und mehr.
procontra: Sind sowohl Einmalanlage als
auch ratierliche Einzahlung sowie Auszahlung
als Rente beziehungsweise als
Kapitalzahlung abbildbar?
Göhner: Der FONDSPiLOT bildet sowohl
die Einmalanlage als auch ratierliche Einzahlungen
ab – monatlich, vierteljährlich,
halbjährlich und jährlich. In der Auszahlungsphase
hat der Kunde die freie Wahl,
ob er eine kontinuierliche lebenslange
Rente aus dem Vertragsguthaben erhalten
möchte oder eine einmalige Kapitalauszahlung.
Auch Kombinationen aus Rentenund
Kapitalzahlungen sind möglich.
procontra: Wie wird das Anlegerprofil mit
der Risikoaffinität des Kunden ermittelt?
Göhner: Mit der digitalen Beratungsstrecke
des FONDSPiLOT kommt der Vermittler
gemeinsam mit dem Kunden einfach und
schnell zum Ziel. Mit nur zehn Fragen
kann der Vermittler seinem Kunden ein
passendes Anlegerprofil sowie ein dazu
passendes gemanagtes Portfolio vorschlagen.
Fünf Fragen dienen der Ermittlung
der Risikobereitschaft des Kunden. Auf
Basis aller Antworten wird das Anlegerprofil
des Kunden ermittelt. Unter Berücksichtigung
des gewählten Produktes – je
nachdem, ob der Kunde eine fondsgebundene
Altersvorsorge mit oder ohne Garantie
wählt – ordnet der FONDSPiLOT dem
Kunden dann ein passendes Portfolio zu.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.
64 Advertorial
Stuttgarter Lebensversicherung a. G. FOKUS
Jens Göhner, Leiter
Produkt- und Vertriebsmarketing
Vorsorge
und Investment
procontra: Am Ende der Beratung steht
ein Vorschlag eines passenden gemanagten
Portfolios. Welche Portfolios bieten Sie an
und was kennzeichnet diese?
Göhner: Die fünf Portfolios haben jeweils
ein anderes Chance-Risiko-Profil – von defensiv
bis offensiv – und bilden alle wichtigen
Anlageklassen weltweit ab. Je offensiver
das Portfolio, desto höher der Anteil
der Aktien. Jedes Portfolio besteht aus
circa 13 verschiedenen Fonds, vor allem
aus kostengünstigen Indexfonds (ETFs)
mit niedrigen Verwaltungsgebühren. Dabei
sind vereinzelt den Portfolios auch aktiv
gemanagte Fonds beigemischt.
procontra: Wie dokumentiert das Tool
Geeignetheit und Angemessenheit des
Anlagevorschlags? Das ist offenbar ein
Alleinstellungsmerkmal im Markt.
Göhner: Ja, das ist richtig, wir sind derzeit
der einzige Versicherer im Markt, der diese
Möglichkeit bietet. Der Vermittler erhält
die Geeignetheits- und Angemessenheitserklärung,
sofern er die digitale Beratungsstrecke
des FONDSPiLOT nutzt, in Form
eines PDF-Dokuments. Hierin werden
alle Angaben, die der Kunde während der
Beratung gemacht hat, festgehalten und
IDD-konform dokumentiert. Zudem wird
das ermittelte Anlegerprofil des Kunden
sowie das für ihn vorgeschlagene Portfolio
schriftlich festgehalten.
procontra: Die Portfolios des FONDS-
PiLOT beinhalten die automatische Portfolioanpassung
durch das SAM – Stuttgarter
Automatisches Management. Wie funktioniert
dieser für die langfristige Altersvorsorge
entwickelte Algorithmus?
Göhner: Ziel ist es, das Risikoprofil des
Portfolios langfristig stabil zu halten. Der
Kunde erhält also ein passendes Fondsportfolio,
das von SAM während der
gesamten Vertragslaufzeit seinem Risikoprofil
entsprechend automatisch an die
sich verändernden Märkte angepasst wird
– und das alles kostenfrei. Neben dieser
Anpassung der Gewichtung der einzelnen
Fonds können diese auch ausgetauscht
werden – um zum Beispiel neue Kapitalmarktentwicklungen
zu berücksichtigen.
procontra: Wie funktioniert ein Wechsel
von Fonds oder gemanagtem Portfolio?
Göhner: Der Kunde hat jederzeit die Möglichkeit,
bis zu zwölf Mal im Jahr von seinem
gemanagten Portfolio in ein anderes
gemanagtes Portfolio oder in einen anderen
Investmentfonds zu wechseln – und
das kostenlos. Hierzu muss er lediglich
ein Fondswechselformular mit dem neuen
Zielfonds beziehungsweise Zielportfolio
ausfüllen und bei der Stuttgarter einreichen.
Der Vermittler sollte dabei auch
darauf achten, dass das Portfolio zum
Kunden passt. Auch dafür kann er das
Beratungstool des FONDSPiLOT nutzen.
procontra: Welches Reporting kann der
Kunde erwarten?
Göhner: Die transparente Darstellung der
Portfolios durch Die Stuttgarter ist einzigartig:
In tagesaktuellen Portfolio-Factsheets,
die unter anderem auf der Website
oder im Maklerportal der Stuttgarter abrufbar
sind, können Vermittler und deren
Kunden die aktuelle Zusammenstellung,
Wertentwicklung und Volatilität der Portfolios
sowie andere relevante Kennzahlen
nachvollziehen.
procontra: Inwieweit unterstützt Ihr Angebot
den Berater auch bei Hybridprodukten
der Stuttgarter?
Göhner: Wir haben den FONDSPiLOT zur
Stärkung der fondsgebundenen Altersvorsorge
mit und ohne Garantie entwickelt.
Insofern ist unser Angebot in vollem
Umfang neben unseren reinen Fondspolicen
invest auch für unsere Hybridprodukte
performance-safe nutzbar. Hierbei wird
das passende Portfolio auf Grundlage der
gewählten Garantiehöhe und des gewählten
Anlegerprofils bestimmt.
procontra: Welche weitere Unterstützung
bei der Altersvorsorgeberatung bietet Die
Stuttgarter den Beratern?
Göhner: Wir bieten regelmäßig Schulungen
zum FONDSPiLOT an, persönlich vor
Ort und auch online über Webinare.
Zum Beispiel haben wir im Rahmen der
Produkteinführung im Februar und März
den FONDSPiLOT deutschlandweit vorgestellt.
Die Resonanz der Teilnehmer war
ausnahmslos sehr positiv. Weitere Beratungsunterstützung,
zum Beispiel in Form
anderer Tools, finden Vermittler in unserer
Angebotssoftware Stuttgarter Beratungs-
Navigator.
Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Rotebühlstr. 120 70197 Stuttgart www.stuttgarter.de
Advertorial
65
BUSCHFUNK Berater
BERATER
CORONA I: UNTERSTÜTZUNG FÜR MAKLER
Sonderregelungen bei Vertragsstorno, Stundungen & Co.
Die Corona-Krise könnte aufgrund von Geldknappheit in den Haushalten (etwa durch
Kurzarbeit) zu vermehrten Stornierungen und Beitragsfreistellungen bei Lebensversicherungen
führen. Wenn viele Kunden so handeln, bekommen auch Vermittler bei noch in der
Stornohaftung befindlichen Verträgen ein Problem. Dieses haben einige Versicherer bereits
erkannt und Storno-Sonderlösungen für LV-Verträge konzipiert. Beispielsweise bietet
die Swiss Life eine Beitragsstundung und -freistellung für sechs Monate an – für diesen
Zeitraum werden auch die Courtagerückforderungen für Makler gestundet. Die Bayerische
hat für fondsgebundene Lebensversicherungen ohne Garantien die Courtagen um etwa
20 Prozent erhöht. Der Maklerpool Fonds Finanz hat die Sonderregelungen von über 20
Lebensversicherern auf einer eigens eingerichteten Corona-Hilfe-Internetseite zusammengestellt.
Foto: iStock / Kerkez
VERMITTLER AGIEREN MEISTENS FAIR
Jahresbericht der Wettbewerbszentrale
Laut der Wettbewerbszentrale sind die Beschwerden über Versicherungsvermittler
im Jahr 2019 erneut zurückgegangen. Das
stellt das geschäftsführende Präsidiumsmitglied der Kontrollinstitution,
Dr. Reiner Münker, im aktuellen Jahresbericht heraus.
Die von der Wettbewerbszentrale verfolgten Sachvorgänge in
der Branche Finanzen (Banken, Versicherer, Versicherungsvermittler,
Finanzdienstleister) sanken von 142 Fällen im Jahr 2018
auf 113. Damit gehört diese Branche zu denen mit den wenigsten
Beschwerdefällen.
CORONA II: DIESE INFOS WÜNSCHEN SICH KUNDEN
Was Versicherungsnehmer jetzt wissen wollen
Was wollen Versicherungsnehmer während der Corona-Pandemie wissen und wie können
Makler und Versicherer ihnen dabei helfen? Dazu hat das Marktforschungsunternehmen Heute
& Morgen (im Bild Axel Stempel, geschäftsführender Gesellschafter) ganz aktuell 2.000
Personen befragt. Generell wünschen sich zwei von drei Kunden Corona-Infos von ihren
Versicherern. Dabei besonders bevorzugt werden Infos zur GKV und PKV, am besten über eine
kostenfreie Corona-Hotline. Die fallenden Börsenkurse beunruhigen 57 Prozent der Befragten,
da sie Auswirkungen auf ihre Lebens- und Rentenversicherungen befürchten. Hier könnten
Makler aufklärend helfen. Interessant: Jeder Zweite kann sich auch in der Krise einen Versicherungsneuabschluss
beziehungsweise einen Anbieterwechsel vorstellen.
66
procontra 02|20
Berater BUSCHFUNK
Pools: Kostenlose Beratungssoftware
Bedingt durch die Corona-Krise stellen einige Maklerpools
kostenlose Online-Beratungstools für ihre Mitglieder zur
Verfügung. Dazu zählen etwa Jung, DMS & Cie. (Foto), die
Fonds Finanz Maklerservice GmbH, die Aruna GmbH und
die [pma:] Finanz- und Versicherungsmakler GmbH. Die
Tools ermöglichen unter anderem Online-Beratungen mit
Videotelefonie inklusive Screen-Sharing, die Möglichkeit
der E-Signatur oder die Verwaltung der Kundendaten.
ETFs: preiswert,
nicht billig
CHRIS HOFMANN
Senior Sales Executive für Deutschland und Österreich,
Vanguard
Defino: Zertifizierte Gewährleistungsmarke
Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) hat das
Siegel „DEFINO-zertifiziert“ für das Defino Institut für
Finanznorm als Gewährleistungsmarke eingetragen. Das
Defino Institut ist der erste Inhaber einer beim DPMA
eingetragenen Gewährleistungsmarke auf dem Gebiet von
Finanzdienstleistungen.
Allianz: Digitaler Antragsprozess
über Franke und Bornberg
Ab sofort können Vermittler Angebote der Allianz Lebensversicherung
über die Angebots- und Vergleichsplattform
von Franke und Bornberg abschließen. Dazu wurde ein
Antragsprozess auf der Plattform „fb>xpert“ etabliert.
Vermittler nutzen fb>xpert für den Versicherungsvergleich
sowie die Angebots- und Antragserstellung.
HanseMerkur: KI-Software »Corona-Bot«
Die HanseMerkur bietet einen intelligenten „Corona-Bot“
auf ihrer Internetseite an. Das System ermöglicht unter
anderem eine medizinische Ersteinschätzung, enthält individualisierte
Handlungshinweise und beantwortet häufige
Fragen zu Covid-19. Das Angebot erfolgt in Kooperation mit
dem Leipziger Startup Docyet und steht auch Nichtversicherten
zur Verfügung.
IVFP: Ausbau Vergleichsrechner für
Rentenversicherung
Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) hat
seinen kostenfreien Vergleichsrechner „fairgleichen.net“
erweitert. Nun gibt es mehr Möglichkeiten, die unterschiedlichen
Garantiekonzepte zu betrachten. So wurden die
Filter für Produkte mit (Beitrags-)Garantien ausgebaut.
blau direkt: Update Verwaltungsprogramm
blau direkt hat das Maklerverwaltungsprogramm „Ameise“
überarbeitet. Es wurde vor allem für die Darstellung auf
unterschiedlichen Geräten optimiert (full responsive). Dank
cloudbasiertem MVP können Makler zukünftig ortsunabhängig
auf allen Endgerät arbeiten und sich austauschen.
Foto: Michaela Kuhn
Das Kostenbewusstsein deutscher Privatanleger ist
merklich gestiegen. Immer häufiger setzt sich die
Erkenntnis durch, dass jeder zusätzliche Basispunkt
an Gebühren die Rendite schmälert. Folgerichtig
setzen immer mehr Anleger und Berater auf ETFs.
Denn die börsengehandelten Indexfonds punkten mit
deutlich niedrigeren Gebühren als aktiv verwaltete
Fonds. Gleichzeitig bieten sie höchste Transparenz
und eine breite Streuung, die zur Risikodiversifizierung
beiträgt. Obwohl sie einen deutlich vereinfachten und
kostengünstigeren Zugang zu den Kapitalmärkten
ermöglichen, sind Beratungsleistungen gerade bei
ETFs essenziell. Denn wer nur die passenden Märkte
bestimmt und das jeweils billigste Produkt wählt,
lässt wichtige Aspekte außer Acht. So gilt es auch
zu beachten, wie der Index im ETF nachgebildet wird.
Investiert er physisch in alle im Index enthaltenen
Einzeltitel, in eine repräsentative Auswahl oder bildet
er den Index synthetisch über Tauschgeschäfte ab?
Je nach Anlageuniversum können unterschiedliche
Methoden sinnvoll sein. Folgende Vor- und Nachteile
sollten Berater ihren Kunden erklären: Ein Vorteil der
aufwendigeren physischen Nachbildung ist, dass
physisch replizierende ETFs im Gegensatz zur synthetischen
Variante kein Ausfallrisiko der Gegenpartei des
Tauschgeschäfts tragen. Synthetisch replizierende
Fonds können dagegen Marktzugänge bieten; die
mittels physisch replizierender Fonds nicht möglich
sind (Beispiel Rohstoffmärkte). Weitere Auswahlkriterien
sind beispielsweise das Volumen, die Liquidität,
die steuerliche Beschaffenheit und gegebenenfalls die
Sparplanfähigkeit.
Berater, die ihre Kunden souverän durch das immer
unübersichtlichere Segment der ETFs navigieren, sind
daher zunehmend gefragt. Wer hier mit Detailkenntnissen
punktet und ausschließlich im Kundeninteresse
berät, wird mittelfristig deutliche Wettbewerbsvorteile
erlangen.
procontra 02|20
67
BERATER So ist’s Recht!
SO IST’S
RECHT!
Relevante Urteile,
die Makler kennen sollten
– TEXT: MARTIN THALER –
Tierhalterhaftpflicht
SCHMERZENSGELD REDUZIERT
Wer bei einem Kampf zweier Hunde einschreitet, handelt unter Umständen leichtfertig. Geklagt hatte
eine Frau, deren Hund während eines Spaziergangs in einen Kampf mit einem anderen Hund geriet.
Die Frau versuchte die kämpfenden Hunde voneinander zu trennen, wurde dabei vom fremden Hund
allerdings mehrfach gebissen und daraufhin zur Behandlung stationär im Krankenhaus aufgenommen.
Sie verlangte 4.000 Euro Schmerzensgeld, das ihr das OLG Oldenburg jedoch verweigerte.
Zwar sei ein Schmerzensgeld in dieser Höhe angemessen, befand das Gericht. Die Frau müsse sich
jedoch ein eigenes Verschulden in Höhe von 80 Prozent anrechnen lassen, wodurch das Schmerzensgeld
auf 800 Euro sank. Die Frau habe leichtfertig ohne Schutzmaßnahmen in eine brenzlige
Situation zweier angriffslustiger Hunde eingegriffen, begründete das Gericht seine Entscheidung.
OLG Oldenburg (AZ 5 U 114/19)
Wohngebäudeversicherung
BAUFÄLLIGKEIT KEIN AUSSCHLUSS
Meldefristen
BESSER RECHTZEITIG
Eine Wohngebäudeversicherung muss auch
dann zahlen, wenn ein Sturm ein bereits
baufälliges Gebäude zum Einsturz bringt,
das auch ohne den Sturm in absehbarer Zeit
eingestürzt wäre. Dies hatte ein Versicherer
in einem entsprechenden Fall zuvor mit der
Begründung, der Schaden sei auf eine „Reserve-Ursache“
zurückzuführen, abgelehnt.
Das OLG Dresden urteilte, dass der Einwand
der Reserve-Ursache ungeeignet sei und es
somit nicht darauf ankomme, ob das Gebäude
– in diesem Fall ein Kuhstall – baufällig sei.
Die Versicherung musste die entstandenen
Abbruch- und Aufräumkosten erstatten.
OLG Dresden (AZ 4 U 1942/18)
»Das Schmerzensgeld
wurde um 80 Prozent
reduziert, da das Opfer
leichtfertig ohne Schutzmaßnahmen
in eine
brenzlige Situation zweier
angriffslustiger Hunde
eingegriffen hatte.«
OLG OLDENBURG
Wer nach einem Verkehrsunfall seine Versicherung
in Anspruch nehmen will, sollte die
vorgeschriebenen Meldefristen einhalten.
Eine Frau hatte sich erst ein Jahr nach einem
Verkehrsunfall gemeldet – die Frist betrug
eine Woche. Die Frau verwies darauf, dass sie
davon ausging, dass der Unfallgegner zahle.
Dies sei allerdings unerheblich, entschied das
OLG Braunschweig: Der Unfall müsse gemeldet
werden, auch wenn die eigene Kaskoversicherung
nicht in Anspruch genommen werden
soll. Durch die verspätete Meldung habe die
Versicherung den von der Frau behaupteten
Unfallhergang nicht mehr überprüfen können.
OLG Braunschweig (AZ 11 U 131/19)
Haftpflicht
BAUM FÄLLT – WER HAFTET?
Wanderer müssen, wenn sie im Wald unterwegs sind, mit umstürzenden
Bäumen rechnen. Geklagt hatte ein Mann, der auf dem
„Harzer Hexenstieg“ von einem umstürzenden Baum getroffen und
schwer verletzt wurde: Er leidet seitdem unter einer Querschnittslähmung.
Er verklagte die zuständige Gemeinde Thale auf ein
Schmerzensgeld in Höhe von 200.000 Euro, da diese ihrer Verkehrssicherungspflicht
nicht nachgekommen sei. Der abgestorbene Baum
hätte bei einer Baumschau längst erkannt und gefällt werden müssen.
Dies sah das Landgericht Magdeburg anders: Ein Waldbesucher
könne nicht erwarten, vor jeder waldtypischen Gefahr sicher zu sein.
Vielmehr müsse er waldtypische Gefahren einkalkulieren – er selbst
sei dafür verantwortlich, für seine Sicherheit zu sorgen.
Landgericht Magdeburg (AZ 10 O 701/19)
Werbung
WANN IST EIN MAKLER UNABHÄNGIG?
Maklerunternehmen, die mehrheitlich einem Versicherungsunternehmen
gehören, dürfen sich nicht neutral und unabhängig nennen. Das entschied
das OLG München. Es bestehe die potenzielle Gefahr, dass der Makler sich
nicht nur von den Interessen seiner Kunden, sondern auch seiner Anteilseigner
leiten lässt, so die Richter. Unproblematisch sei hingegen, dass sich
das Unternehmen trotz der Eigentumsverhältnisse als Makler bezeichnete.
Würde der Gesetzgeber dies Unternehmen, die zu mehr als 50 Prozent einem
Versicherer gehören, verwehren, würde dies eine Marktzugangsvoraussetzung
darstellen, für die es keine Rechtsgrundlage gebe. Die Kunden würden
zudem nicht erwarten, dass ein Makler im Bezug auf seine Unternehmensbeteiligungen
unabhängig sei – er müsse nur unabhängig agieren. Eine Revision
vor dem Bundesgerichtshof wurde zugelassen.
OLG München (AZ 29 U 1834/18)
68 procontra 02|20
Passt gut zu
Homework!
procontra auf facebook
Die Welt von procontra leben und lieben
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Gerüchte, Witziges und Provokantes auf
unserer Fanpage.
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BERATER Grundrente
IST DIE
GRUNDRENTE
ZIELFÜHREND?
Altersarmut soll nachhaltig bekämpft
werden. Es wird kontrovers diskutiert, ob
die Grundrente dafür das richtige Mittel ist.
Unter anderen von SPD und FDP
HUBERTUS HEIL,
BUNDESMINISTER FÜR ARBEIT UND SOZIALES
Die Corona-Krise führt uns gerade vor Augen, dass
die wahren Leistungsträger unserer Gesellschaft
oft keine Krawatte tragen: die Altenpflegerin im
Seniorenheim, die Verkäuferin im Supermarkt oder der
Lkw-Fahrer auf seinem Lebensmittel-Truck. Sie alle halten
unser Land am Laufen, verdienen dabei häufig nur wenig
und müssen sich im Alter leider auf eine Rente einstellen,
die nicht für ihr Auskommen im Alter ausreicht. Denn wer
viel leistet, aber nur wenig verdient, dessen Rentenansprüche
sind bislang leider nur gering.
Diese Situation verletzt das Gerechtigkeitsgefühl vieler
Menschen zu Recht. Die Bundesregierung hat deswegen
intensiv an einer Lösung gearbeitet und eine, wie ich finde,
sehr gute Antwort gefunden: Ab dem 1. Januar 2021
soll die Grundrente in Kraft treten – die Zustimmung des
Bundestags vorausgesetzt. Sie ist die größte Sozialreform
dieser Legislaturperiode und sorgt für mehr Gerechtigkeit
in Deutschland.
Mit der Grundrente gilt: Wer mindestens 33 Jahre lang
verpflichtend in die Rentenversicherung eingezahlt, Kinder
erzogen oder Angehörige gepflegt hat, bekommt einen Zuschlag
auf die Rente; ab 35 Beitragsjahren gilt der volle
Zuschlag. Davon werden rund 1,3 Millionen Rentnerinnen
und Rentner profitieren, insbesondere Frauen und Geringverdiener
aus Ostdeutschland. Dass es sich dabei um keine
Almosen, sondern um verdiente Ansprüche handelt, zeigt
ein konkretes Beispiel:
Eine Verkäuferin aus Dresden hat
39 Jahre von morgens bis abends gearbeitet.
Derzeit bekommt sie dafür eine
Rente von 746 Euro. Mit der neuen
pro
»Vor allem
Frauen und
Geringver -
diener
profitieren.«
Grundrente wird sie nun künftig 941
Euro im Monat erhalten.
Ich finde:
Das hat sie sich verdient!
Bei der Grundrente
geht es um
die Anerkennung
von Lebensleistung
– nicht nur mit
Worten, sondern in
harter Währung.
Diesen Anspruch
löst die Grundrente
ein. Wir sorgen damit für mehr Leistungsgerechtigkeit.
Und wir sichern den Wert der Arbeit – auch über das eigene
Berufsleben hinaus.
Mir liegt eine Frage besonders am Herzen: Wer ein Anrecht
auf Grundrente hat, muss dafür keine zusätzliche Bürokratie
in Kauf nehmen. Der Zuschlag wird automatisch
gezahlt – unkompliziert und bürgerfreundlich!
Gleichzeitig ist die Grundrente durch eine Einkommensprüfung
zielgenau. Wer die erforderlichen Anspruchsvoraussetzungen
erfüllt und über höchstens 1.250 Euro (Single)
beziehungsweise 1.950 Euro (Paare) zu versteuerndes
Einkommen verfügt, ist voll anspruchsberechtigt. Rentenversicherung
und Finanzbehörden gleichen die dafür notwendigen
Daten ab. Eine Bedürftigkeitsprüfung gibt es
nicht. Niemand muss seine persönlichen Verhältnisse offenlegen.
Denn Lebensleistung anerkennen heißt auch: Wer
sich die Grundrente verdient, bekommt sie so einfach und
so schnell wie irgendwie möglich.
70 Foto: Susie Knoll
Grundrente BERATER
Altersarmut in Deutschland endlich
wirksam bekämpfen zu wollen, ist
selbstverständlich richtig. Aber die
durch eine Vielzahl an Kompromissen verkorkste
Grundrente ist nur noch das schlechte
Ergebnis eines schlechten Prozesses von CDU,
CSU und SPD.
Hubertus Heil ist mit einem völlig unausgegorenen
Vorschlag vorgeprescht und hat damit
fast die Koalition ins Wanken gebracht. Man
hat versucht, ein schon im Grundsatz schlecht
angelegtes Modell zu reparieren. Herausgekommen
sind viele neue Ungerechtigkeiten
und ein Verwaltungschaos. Das Problem der
Abbruchkante bei 35 Beitragsjahren ist lediglich
etwas versetzt worden und greift nun bei
33 Jahren. Aus dem Abhang ist so eine steile
Böschung gemacht worden – weiterhin fallen
aber Menschen herunter, und zwar gerade
die, um die es gehen sollte, die gearbeitet und
eingezahlt haben, aber dennoch auf Grundsicherung
angewiesen sind.
Ganz und gar nicht überzeugend ist, Beitragsjahre
aus Minijobs ignorieren zu wollen
und Verheiratete gegenüber Unverheirateten
bei der Einkommensprüfung schlechterzustellen.
Wie das mit dem verfassungsrechtlichen
Gleichheitsgrundsatz vereinbar sein soll, kann
niemand erklären. Schließlich bleiben auch die
Finanzierungspläne der Grundrente völlig unseriös.
In der mittelfristigen Finanzplanung der
Bundesregierung findet sich dazu gar nichts,
und auch die Zusage einer Finanzierung
via Finanztransaktionssteuer
ist Makulatur.
Unser Vorschlag der Basis-
Rente ist dagegen fair und finanzierbar.
Wer gearbeitet und vorgesorgt
hat, hat immer mehr als
die Grundsicherung. Und ebenfalls
immer mehr als jemand,
der das nicht getan hat. Durch
einen Freibetrag in der Grundsicherung
auf Einkünfte aus der
Rentenversicherung und aus privater
Vorsorge ermöglichen wir
zum Beispiel, dass nach einem
langen Arbeitsleben auch bei
einem durchgehend geringeren
Einkommen im Alter mindestens
rund 1.000 Euro übrigbleiben.
Gleichzeitig werden keine ordnungspolitischen
Probleme wie etwa die Abkehr vom
Äquivalenzprinzip in der Rentenversicherung
oder die Nutzung von Beitragsgeldern für versicherungsfremde
Leistungen aufgeworfen.
Ebenso erhält die Basis-Rente nur, wer auch
contra
»Der Vorschlag
zur Grundrente
ist völlig
unausgegoren.«
wirklich Unterstützungsbedarf hat. Dafür soll
man aber im Alter nicht zum Sozialamt gehen
müssen, denn Beantragung und Auszahlung
laufen über die Rentenversicherung. Die Basis-
Rente liegt dem Bundestag seit einem Jahr vor
und wäre schlicht das bessere Modell.
JOHANNES VOGEL,
MDB UND RENTENPOLITISCHER
SPRECHER DER FDP
procontra 02|20
71
BERATER Moderne Arbeitswelt
HOME, SWEET HOMEOFFICE
Der Versicherungsschutz im Homeoffice gerät in der modernen Arbeitswelt auf den Prüfstand.
Die Risikoanalyse bekommt dadurch eine neue Bedeutung in der Beratung.
– TEXT: FRANCOIS BAUMGARTNER –
Dezentrales Arbeiten gehört in immer mehr
Unternehmen zur Organisations- und Mitarbeiterkultur.
Vier von zehn Unternehmen
(39 Prozent) setzten im Jahr 2019 auf Homeoffice.
2016 waren es nur 30 und zwei
Jahre zuvor nur 20 Prozent. Das ist das
Ergebnis einer repräsentativen Befragung
unter 855 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen
von Unternehmen,
welche im Auftrag des Digitalverbands
Bitkom durchgeführt wurde. Den Erwartungen
zufolge wird sich dieser Trend auch
fortsetzen. 46 Prozent der Unternehmen
gehen davon aus, dass der Anteil ihrer Mitarbeiter,
die im Homeoffice arbeiten, in
den kommenden fünf Jahren steigen wird.
Aktuell sorgt die Corona-Pandemie dafür,
dass Mitarbeiter den virtuellen Arbeitsplatz
zu Hause verstärkt nutzen müssen. Unabhängig
von diesem kurzfristigen Corona-
Effekt: – das ortsunabhängige Arbeiten
ist eine Herausforderung: „Aufseiten der
Unternehmen setzt es Vertrauen voraus,
aufseiten der Mitarbeiter Selbstorganisation
und Selbstdisziplin“, befindet Bitkom-
Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Vor allem Führungskräfte haben öfters
72 Illustration: Roman Kulon
Moderne Arbeitswelt BERATER
»Empfängt der Mitarbeiter
zu Hause auch
Kunden, so müsste
gegebenenfalls die
Betriebshaftpflichtversicherung
erweitert werden.«
MICHAEL JANDER, VERSICHERUNGSBERATER
die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu
arbeiten. Eine interessante Klientel, da hier
auch die Einkommen durchschnittlich höher
liegen. Weiter eingegrenzt ergibt sich
das Beratungspotenzial vorrangig bei Kunden,
die in Informations- und Kommunikationsberufen
tätig sind. „Telearbeitsplätze
sind vorwiegend auf Dienstleistungsberufe
beschränkt, die keine speziellen Produktionstechniken,
-apparate und Rohstoffe benötigen“,
konstatiert auch BVK-Präsident
Michael H. Heinz. Man brauche lediglich
PCs und schnelle Internetverbindungen sowie
Telefone oder Handys.
FALLSTRICKE UND BEDARFE
FRÜHZEITIG ERKENNEN
„Wenn sich der berufliche und private
Bereich so stark verbinden wie bei einem
Homeoffice, sollten sich Arbeitgeber und
Mitarbeiter nicht nur Gedanken über die
arbeitsrechtlichen Veränderungen, sondern
auch über die Absicherung der neuen Risiken
machen“, rät Versicherungsberater
Michael Jander.
Neben den Überlegungen zum Versicherungsschutz
bei Wege- und Berufsunfällen
sollten seiner Ansicht nach ebenso die neuen
Risiken der Haftung und von Sachgefahren
bedacht werden. Das sieht BVK-Präsident
Heinz ähnlich: „Bei Angestellten ist
die gesetzliche Unfallversicherung für den
Versicherungsschutz am Arbeitsplatz zuständig.
Was hier als Arbeitsunfall gilt, ist
derzeit noch nicht klar definiert und unterliegt
nicht selten der gerichtlichen Bestimmung.“
Zugleich verweist Heinz auf das
Urteil des Bundessozialgerichts (5.7.2016,
Aktenzeichen B 2 U 5/15 R), demzufolge
zum Beispiel beim Heimarbeitsplatz der
Gang in die Küche, um etwa ein Glas Was-
ARBEITEN VON ZU HAUSE
Anteil der Mitarbeiter, die ganz
oder teilweise im Homeoffice arbeiten
Angaben in %
20
2014
30
2016
Quelle: Bitkom Research
ser zu holen, nicht gesetzlich versichert ist.
Heinz weiter: „Selbstverständlich haben
jedoch Beschäftigte an Heimarbeitsplätzen
die Möglichkeit, sich privat über Unfallund
Berufsunfähigkeitsversicherungen abzusichern.“
WEITERE SINNVOLLE SCHUTZMASSNAHMEN
Auch die Bewertung von Cyberrisiken spielt
beim Arbeiten von zu Hause eine Rolle. Zu
den wichtigsten Risiken, gegen welche man
sich präventiv und versicherungstechnisch
absichern kann, zählen etwa das Ausspähen
von Geschäftsgeheimnissen, Datenschutzverletzungen
durch Phishing, Erpressung
und Datenverluste durch Ransomware und
die Unterbrechung der IT-Systeme durch
Denial-of-Service-(DoS)-Angriffe. Hinzu
kommen nicht-kriminelle Ursachen, wie
zum Beispiel Stromausfälle, Hardwareversagen
und Softwarefehler oder ebenso der
Verlust von Datenträgern sowie das versehentliche
Veröffentlichen von Informationen.
Umfangreiches Informationsmaterial
zum Schutz gegenüber solchen Gefahren
bieten unter anderem die Versicherungswirtschaft,
das Bundesamt für Sicherheit in
der Informationstechnik sowie Bitkom an.
In der Geschäfts- und Elektronikversicherung
könnte darüber hinaus die Erweiterung
des oder der Versicherungsorte infrage
kommen, so dass auch betriebliches Inventar
zu Hause versichert bleibt. Häufig sind
Arbeitsgeräte und Einrichtungsgegenstände
auch über die Hausratversicherung des
Mitarbeiters versichert. Hierzu Versicherungsberater
Jander: „Aus Sicht des Arbeitgebers
sollte aber bedacht werden, dass die
Rechte aus der Hausratversicherung dem
Versicherungsnehmer, also dem Mitarbeiter,
zustehen und nicht dem Unternehmen.“
Überdies sollte die Betriebshaftpflichtversicherung
erweitert werden, sobald Mitarbeiter
etwa Kunden zu Hause in Empfang
nehmen, da bei einem Schadensfall von der
Privathaftpflichtversicherung des Mitarbeiters
keine Leistungen zu erwarten sind.
GEWERBLICHE TÄTIGKEITEN DEM
VERSICHERER MELDEN
Wird im eigenen Haus eine gewerbliche Tätigkeit
ausgeübt, gilt dies als Gefahrerhöhung
und ist dem Wohngebäudeversicherer
anzuzeigen. Bei Bürotätigkeiten dürfte der
Versicherer dies ohne weiteren Einfluss
auf den Versicherungsvertrag zur Kenntnis
nehmen. Wird die gewerbliche Tätigkeit
dagegen nicht angezeigt, kann es bei einem
Schadensfall erhebliche Konsequenzen für
den Hauseigentümer haben. „Wurde eine
Gefahrerhöhung nicht angezeigt, kann der
Versicherer im schlimmsten Fall leistungsfrei
sein“, weiß Jander und empfiehlt infolgedessen:
„Auch sollte das Einhalten von
Sicherheitsvorschriften, wie zum Beispiel
die regelmäßige Prüfung der elektrischen
Anlagen, mit Versicherern und Kunden besprochen
werden.“
PRO
HOMEOFFICE ALS
BERATUNGSAUFHÄNGER?
Der Trend zu
Homeoffice hält in
vielen Berufszweigen
unvermindert an
Einkommensgruppen
in der Telearbeit
verfügen über hohes
Budget
Homeoffice braucht
ein Update beim Versicherungsschutz
CONTRA
Die meisten Arbeitskräfte
werden nicht im
Homeoffice arbeiten
Arbeitgeber scheuen
die langfristigen
Risiken durch Homeoffice
Fehlende Rechtssicherheit
bei gesetzlicher
Unfallversicherung
procontra 02|20
73
BERATER Servicepauschalen
SERVICE
DARF
KOSTEN
Maklern steht eine Vielzahl
von Vergütungsmodellen
offen. Dabei vernachlässigen
sie nach wie vor die
Möglichkeiten durch
Servicegebühren.
– TEXT: ANNE HÜNNINGHAUS –
„Wir leben in einem Rechtsstaat, der uns
Gewerbefreiheit zusichert. Als Makler bieten
Sie eine Dienstleistung zu einem frei
gewählten Preis an und der Kunde entscheidet,
ob er dem zustimmt oder nicht“,
beschreibt Prof. Hans-Peter Schwintowski
die Lage für Versicherungsvermittler. So
einfach ist das also. Nun ja, wäre es das tatsächlich,
hätte der Rechtsanwalt sein profino-Webinar
über Vergütung und Abrechnungsmöglichkeiten
beim Kunden schon
nach der ersten Minute beenden können.
Das entscheidende Stichwort des Themas
lautet aber „Transparenz“.
Zunächst einmal ist jedem Makler freigestellt,
ob er seine Vergütung direkt mit dem
Kunden abrechnet, die Courtage über ein
Versicherungsunternehmen bezieht oder
eine Mischform aus beidem wählt. Das ist
bekannt. Ebenso, dass – und so hat es das
Handelsgesetzbuch vor mehr als 120 Jahren
festgeschrieben – der Kunde über das
Wie der Vergütung vom ersten Geschäftskontakt
an ins Bild gesetzt wird.
Auch die IDD-Richtlinie aus dem Februar
2018, der zufolge die Vergütungsabsprache
zwischen Makler und Versicherer
keinen Interessenkonflikt auslösen darf,
ändert für den Großteil der Makler nicht
das Geringste – es beschreibt die gelebte
Praxis. Auch vorab verabredete Boni und
Zulagen, um bestimmte Absatzziele zu er-
74 Illustration: Roman Kulon
Servicepauschalen BERATER
reichen, sind verboten. Ob es um Firmenoder
Privatkunden geht, spielt bei diesen
Regelungen keine Rolle.
WAS DARF ZUSÄTZLICH VERGÜTET WERDEN?
Kundenzufriedenheit, die sich über eine
geringe Wechsel- oder Stornoquote ausdrückt,
dürfen Versicherer hingegen mit
einer Prämie belohnen. Auch für die Dunkelverarbeitung
kann der Makler ein zusätzliches
Honorar vereinbaren.
Bewirbt er beispielsweise Angebote der
betrieblichen Alterssicherung bei Mitarbeitern
eines Unternehmens, erlaubt der
Gesetzgeber, dass er dafür eine Courtage
vonseiten der Versicherung erhält. Auch besteht
die Möglichkeit eines Zusatzverdienstes,
indem Makler – gemeinsam mit Rechtsanwälten
– eine Versorgungsordnung für
Organisationen entwickeln und ihr Knowhow
in entsprechende Verträge einbringen.
Ob man sich solche Leistungen als Stundensatz,
Pauschale, Erfolgsvergütung oder
in einer Mischform bezahlen lässt, bleibt
jedem Vermittler selbst überlassen.
Gibt es nun einen Trend unter Maklern,
das eigene Geschäftsmodell zu erweitern,
indem eine immer größere Vielfalt an Zusatzleistungen
angeboten wird? „Das wäre
naheliegend – aber die Tendenz geht in die
entgegengesetzte Richtung“, beobachtet
Schwintowski. Die meisten Makler zögen
es vor, sich auf eine Nische zu fokussieren.
„So erzeugt man Vertrauen, Alleskönnern
nimmt niemand ihre Expertise ab.“ Makler
Tobias Bierl bestätigt diesen Eindruck:
„Im Versicherungsbereich sehen wir viele
Aufgaben mit der normalen und laufenden
Betreuungscourtage abgegolten. Bei tiefergehenden
Fragen verweisen wir eher auf
Spezialisten, bevor wir hier unsere Dienstleistung
vermarkten.“ Bierl glaubt nicht,
dass sich der Trend zum Zusatzangebot
verfestigt.
KOSTENTRANSPARENZ ALS OBERSTES GEBOT
Grundsätzlich gilt, und das wird Schwintowski
nicht müde zu betonen: „Schlüsseln
Sie die Kosten im Vorhinein in jeder Vereinbarung
so klar wie möglich auf.“ So ließen
sich rückwirkende Komplikationen vermeiden.
„Das ist wie in der Kfz-Werkstatt:
Je detaillierter einzelne Posten und Preise
aufgeführt werden, desto besser.“ Fehlende
Transparenz in der Kommunikation geht
meist zulasten des eigenen Geldbeutels:
„Wenn Sie zum Kunden fahren und vorher
nicht explizit verabredet haben, dass Sie
Fahrtkosten und -zeit abgerechnet haben,
müssen Sie selbst dafür aufkommen.“
Ein weiterer wichtiger Punkt liegt eigentlich
auf der Hand – und wird dennoch
Schwintowskis Erfahrung nach immer wieder
übergangen: Was als Maklerleistung
ohnehin geschuldet ist, darf nicht doppelt
abgerechnet werden. Der Experte beobachtet
allerdings, dass in Schadensfällen dem
»Makler sollten die
Kosten im Vorhinein
in jeder Vereinbarung
so klar wie möglich
aufschlüsseln.«
PROF. HANS-PETER SCHWINTOWSKI
Kunden oft eher zu wenig in Rechnung
gestellt wird. Begründet sei dies durch eine
fehlende Trennschärfe zwischen Mitwirkung
und Regulierung.
WO HÖRT DIE MITWIRKUNG AUF?
Ruft der Kunde im Schadensfall an und
fragt, an welche Abteilung der Versicherung
er sich wenden soll, oder geht es um
die Zuleitung der Schadensanzeige, läuft
das unter Mitwirken und ist damit bereits
mit dem Honorar abgegolten.
Nicht in die Mitwirkungspflicht eingeschlossen
sind Fragen, die darüber hinausgehen.
Schwintowski erklärt: „Möchte
der Versicherte von Ihnen wissen, ob seine
Hausratversicherung es abdeckt, dass sein
Hemd beim Bügeln einen Brandfleck be-
kommen hat, geht es bereits um Aussagen
über die Schadensregulierung. Das ist nicht
Teil Ihrer Courtage.“ Dennoch kann es sich
lohnen, an dieser Stelle Kulanz walten zu
lassen, um den Kunden nicht vor den Kopf
zu stoßen.
In die Schadensregulierung gegen ein
Entgelt einzugreifen, ist aber grundsätzlich
erlaubt – solange der Makler vom Kunden
und nicht vom Versicherungsunternehmen
beauftragt wurde.
NACHHOLBEDARF IM MARKT
„Die Versicherungswirtschaft ist momentan
nicht gut aufgestellt, was die Vergütung
von Serviceleistungen betrifft“, kritisiert
der Hamburger Versicherungsmakler Roland
Schnaak. Vonseiten der Versicherer
gibt es nur für die Vermittlung eine Provision.
Um ihre Kunden zufriedenzustellen
und eine gute Beziehung zu ihnen zu erhalten,
kümmerten sich viele Makler jedoch
weit über die bezahlten Leistungen hinaus
um deren Belange. „Sie coachen im Schadensfall
und helfen, wo sie können. Diese
Unterstützung frisst also viel Arbeitszeit
des Maklers, ohne dass er dafür vergütet
wird.“ Das stelle Makler – gerade in den
aktuellen Krisenzeiten bedingt durch die
Corona-Pandemie – vor massive Probleme,
so Schnaak: „Es braucht dringend neue
Strategien, diese Arbeit, die nicht Teil der
Provision ist, angemessen zu vergüten.“
Grundsätzlich abgerechnet werden können
beispielsweise Serviceleistungen wie die
Unterstützung bei Wohnungssuche oder im
Pflegefall, Schadensverhütungsberatung,
Rechnungsmanagement oder die Einrichtung
eines digitalen Archivs für den Hausrat.
„Ihre Kernaufgabe besteht in Vermittlung,
Beratung, Verwaltung und Erfüllung.
Alle zusätzlichen Leistungen, die darüber
hinausgehen, unterliegen der Mehrwertsteuer“,
erklärt Schwintowski. Erheben
muss diese jeder Makler – und wer oberhalb
des Kleinunternehmerprivilegs liegt,
ist verpflichtet, sie auch abzuführen.
WELCHE VERGÜTUNG DARF DER
MAKLER BEIM KUNDEN ABRECHNEN?
www.messe.profino-online.de/live-akademie
procontra 02|20
75
FOKUS Smart InsurTech AG
Martin Makler
Verfügbar
Suchen
sucht Tipps zum
Vermögensaufbau
will Haus und
Hof versichern
muss einfach
mal sprechen
möchte seinen
Vertrag optimieren
Alles möglich
von zuhause oder
unterwegs mit
Smart
Remote
Mit SMART VIEW Kunden auch im
Homeoffice nah sein und ganzheitlich
beraten. Schöner Nebeneffekt: Die
unabhängige Video-Beratung verkürzt
den Vertriebszyklus.
Mit SMART CHECK den optimalen
Tarif für den Kunden finden – und
zwar verbraucherschutzkonform.
Mit wenigen Klicks Optimierungsvorschläge
auch mobil erhalten.
Mit SMART GEVO dank KI Prozesse
digitalisieren und den Innendienst
entlasten. Das funktioniert nicht nur
remote, sondern steigert auch die
Datenqualität.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG
www.smart-remote.digital
76 Advertorial
Smart InsurTech AG FOKUS
FOKUS
SMART INSURTECH
Digitaler Innovationsschub
für Vermittler und Branche
Der Versicherungsmarkt ist im Umbruch.
InsurTechs als neue Player
haben in den letzten Jahren kundenfreundlichere,
günstigere sowie flexiblere
Versicherungsprodukte und Tools
entwickelt. Sie zwingen die etablierten
Versicherungsanbieter, über ihre eigenen
Geschäftsmodelle und Prozesse nachzudenken
und diese auf den Prüfstand
zu stellen. Denn die komplexe Versicherungs-IT
der Unternehmen ist vielerorts
veraltet und bildet aktuelle Standards
kaum adäquat ab. Trotz Bemühungen
der Brancheninitiative BiPRO existiert
noch kein allgemein geltender Datenstandard,
Schnittstellen und Medienbrüche
sind immer noch eher die Regel als die
Ausnahme.
Der Markt steht vor einer Konsolidierung,
bei der Technologie und Digitalisierung
eine Schlüsselrolle zukommt. InsurTechs
haben dabei den Verbraucher ins Rampenlicht
gerückt und vielfach einfache
und verständliche Produkte kreiert, die
intuitiv zu bedienen sind. Zugleich wurden
komplexe Prozesse automatisiert und
somit beschleunigt. Dabei spielen Onlineplattformen
eine große Rolle. Sie bringen
Angebot und Nachfrage zusammen. Indem
auf einem Marktplatz Konsumenten und
Produzenten zusammenkommen und
Services und Informationen austauschen,
entsteht für alle Akteure ein Nutzen.
Auch der Vermittler profitiert von diesem
Zukunftstrend. Seine Rolle wandelt sich,
denn er tritt erst später in den Beratungsund
Abschlussprozess ein. Der informierte
Kunde schließt einfache Produkte schnell
und unkompliziert online ab und wendet
sich an den Berater, wenn er tiefergehende
Informationen oder Entscheidungshilfen
wünscht. Dessen Expertenrat wird vor
allem bei der Beratung zu komplexen
Produkten gefragt sein.
Lesen Sie auf den nächsten Seiten, wie
Vermittler vor diesem Hintergrund mit der
Plattform SMART INSUR eine Vielzahl
von Dienstleistungen konkret outsourcen
können und so wieder mehr Zeit für ihr
Kerngeschäft, die Beratung von Kunden,
gewinnen.
Beispiel: So sieht eine Plattform-Oberfläche von
SMART CHECK mit der Software „tarifair“ aus.
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG
Advertorial
77
FOKUS Smart InsurTech AG
»Kunden wollen schneller und
einfacher beraten werden«
Regulierungen und aktuelle Herausforderungen wie die Corona-Pandemie stellen Vermittler
vor große Aufgaben. Marcus Rex, Vorstand der Smart InsurTech AG, erläutert, wie sich durch
Outsourcing an eine ganzheitliche Technologieplattform Lösungen ergeben.
– TEXT: OLIVER LEPOLD –
procontra: SMART INSUR ist eine anbieterunabhängige
Plattform für Beratung, Verwaltung
und Vergleich von Versicherungsund
Vorsorgeprodukten und -verträgen.
Welche Überlegungen hatten Sie bei der
Konzeption?
Marcus Rex: Wir möchten mit der Versicherungsplattform
SMART INSUR Menschen,
also den Kunden unserer Kunden,
einen schnellen und einfachen Zugang zu
günstigen, doch qualitativ hochwertigen
Versicherungsprodukten verschaffen und
ihnen so finanzielle Spielräume ermöglichen.
Grundlage dafür sind die Vernetzung
der Marktteilnehmer über unsere
Plattform und die Automatisierung der
komplexen Versicherungsprozesse auf
Basis höchster Datenqualität.
procontra: Wie setzen Sie dafür künstliche
Intelligenz (KI) ein?
Rex: Zum Beispiel bei unserem vollumfänglichen
Dokumentenservice Smart
GeVo. Hier werden durch die automatisierte
Verarbeitung von Dokumenten aus
verschiedenen Quellen und die Bereitstellung
wichtiger Zuordnungsinformationen
Geschäftsvorfälle im Maklerverwaltungsprogramm
beschleunigt und Abwicklungskosten
eingespart. Ein Versicherungsvertrag
verändert sich im Verlauf und ruft so
teils wiederkehrende administrative Tätigkeiten
beim Versicherer, Makler sowie
Versicherungsnehmer hervor. Smart GeVo
nimmt die heterogenen Daten aus BiPRO-
Abruf, Extranet und manueller Dokumentenzuführung
möglichst automatisiert
entgegen, klassifiziert und veredelt sie.
procontra: Wie bedeutet „veredelt“ dabei?
Rex: Bei der Veredelung, also der Datenaufbereitung
der eingegangenen Geschäftsvorfälle,
kommt unter anderem
eine künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Sie lernt nach vorgegebenen Modellen die
Klassifizierung von Geschäftsvorfällen und
»Zweistellige Einsparungen
bei den Kosten
für IT-Infrastruktur
und IT-Hosting
sind möglich.«
macht eine Aussage zur Sicherheit ihrer
Zuordnung. Im Rahmen der manuellen
Klassifikation, die ebenfalls eine Säule der
Veredelung von Geschäftsvorfällen ist,
fließen die Zuordnungen des Innendienstes
direkt in die Weiterentwicklung der KI.
Nutzer profitieren neben der Beschleunigung
von Geschäftsvorfällen auch von
einer hohen Datenqualität.
procontra: Wie werden Vertrieb und
Innendienst mit SMART INSUR konkret
entlastet?
Rex: Im Bereich des Innendienstes können
viele zeitraubende manuelle Tätigkeiten
an die Versicherungsplattform SMART
INSUR ausgelagert werden. Dadurch
gewinnt der Vermittler mehr Zeit, die er
in die Beratung seiner Kunden investieren
kann. Unterstützung erfährt der Innendienst
etwa beim Einspielen, Verwalten
und Aktualisieren von Daten sowie bei
Provisionsabrechnungen, Bestandsübertragungen
und der automatisierten Bewertung
seiner Bestände. Aktuell arbeiten wir
mit Hochdruck an einer Lösung für eine
digitale Video-Kommunikation. Angesichts
der gegenwärtigen Lage möchten
wir unseren Partnern ein Instrument an
die Hand geben, mit welchem sie ihre
Kunden auch aus der Ferne persönlich und
ganzheitlich beraten können. Denn gerade
in Krisenzeiten möchten Kunden ihre
Versicherungsverträge hinsichtlich Preis
und Leistung optimieren. Dies funktioniert
gut mit unserer Vergleichsfunktion sowie
der unabhängigen Bewertung SMART
CHECK, die Verbraucherschutzkriterien
als Maßgabe hat. Der Vertrieb profitiert
des Weiteren von einem transparenten
procontra FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart InsurTech AG
78 Advertorial
Smart InsurTech AG FOKUS
Marcus Rex, Vorstand
Smart InsurTech AG
Marktüberblick zu allen relevanten Produkten.
Darüber hinaus kann er auf eine
hohe Datenqualität zurückgreifen und
dank der zahlreichen Services seine Kunden
lebenszyklisch begleiten. Mit SMART
INSUR können Sie die IT-Leistung auslagern
und müssen nicht mehrere Systeme
nebeneinander nutzen und demzufolge
nicht Daten mehrfach händisch einpflegen.
procontra: Was bietet Ihre Vergleichsfunktion
SMART COMPARE?
Rex: Was SMART COMPARE einzigartig
am Markt macht, ist die Verbindung von
quantitativem und qualitativem Vergleich.
SMART COMPARE bildet den gesamten
TAA-Prozess mit Tarifierung, Angebot und
Onlineabschluss ab. Es beinhaltet detaillierte
Leistungsvergleiche, ausführliche
Tarifinformationen sowie die Erstellung
sämtlicher VVG-relevanter Dokumente
und ermöglicht eine ausgezeichnete Marktübersicht
zu allen privaten Sparten. Dank
zahlreicher Web Services werden exakte
Prämien geliefert. Auch die Integration
individueller Sondertarife oder veränderter
Leistungsinhalte ist möglich. Als White
Label kann der Endkundenrechner CIkonform
angepasst werden.
procontra: Wie funktioniert die Tarifbewertung
beim SMART CHECK?
Rex: Mit der Komponente SMART
CHECK bieten wir eine unabhängige
qualitative Tarifbewertung nach Kriterien
des Verbraucherschutzes. Derzeit sind hier
über 11.000 Alt- und Neutarife von mehr
als 300 Versicherern bewertet. SMART
CHECK lässt sich intuitiv bedienen und
zeigt einen gut visualisierten Marktüberblick
mit Optimierungsvorschlägen. Das
Bewertungstool ist auch auf Smartphone
und Tablet einsatzfähig. So können Policen
oder Beitragsrechnungen fotografiert
und mittels künstlicher Intelligenz rasch
erkannt und bewertet werden. Der Berater
kann auf diese Weise Fremdverträge
erfassen und eine Datenaktualisierung im
Maklerverwaltungsprogramm fahren.
procontra: In welchem Umfang lassen sich
Kosten einsparen?
Rex: Unsere Erfahrung zeigt, dass Kunden,
die SMART INSUR vollumfänglich
nutzen, zweistellige Einsparungen erzielen.
Dies bezieht sich vor allem auf die Kosten
für IT-Infrastruktur und IT-Hosting, da
wir mit einer Cloud arbeiten. Auch im Verwaltungsbereich
können erhebliche Einsparungen
bei Dokumentenmanagement
und Verwaltungslizenzen erzielt werden.
procontra: Wie ist die bisherige Resonanz
der Versicherer auf Ihr Angebot?
Rex: Wir erhalten von Versicherern viel
Zuspruch. Mit unserem vollumfänglichen
Angebot und dem Streben nach der Standardisierung
von Versicherungsprozessen
können sie wichtige Herausforderungen
kompensieren. Dass wir eine 100-prozentige
Tochter der SDAX-notierten
Hypoport-Gruppe sind, die über jahrzehntelanges
Plattform-Know-how verfügt,
stärkt das Vertrauen in uns.
procontra: Planen Sie weitere Investitionen
für die Plattform?
Rex: Eine Plattform ist nie fertig. Daher
planen wir natürlich weitere Funktionen
und Innovationen. Dabei wird künstliche
Intelligenz bei der automatisierten Aussteuerung
der Produkte eine Rolle spielen.
Im Fokus steht auch die Macht der Daten.
Wir möchten vorhandene Daten um andere
Datenquellen anreichern und so bessere
Produkte kreieren. Ein weiteres Thema ist
der Bereich der betrieblichen Altersvorsorge.
Die Hypoport-Gruppe, zu deren Netzwerk
wir gehören, hat sich vor Kurzem an
ePension beteiligt, einer digitalen Plattform
für die Verwaltung betrieblicher Vorsorgeprodukte.
Hier ergeben sich interessante
Möglichkeiten.
procontra: Wie wird sich Ihrer Ansicht
nach die Rolle des Maklers in den nächsten
zehn Jahren verändern?
Rex: Der Makler wird beim onlineinformierten
Kunden erst später in den
Beratungsprozess involviert. Er kommt ins
Spiel, wenn es um tiefergehende Informationen
und Empfehlungen sowie die
Beratung zu komplexen Produkten geht. In
der digitalen Welt muss er das Kundenbedürfnis
nach Schnelligkeit und Einfachheit
befriedigen. Standardisierte und automatisierte
Prozesse sind dafür essenziell. Daher
wird Verbrauchern die technische Ausstattung
des Vermittlers genauso wichtig
sein wie seine fachliche Kompetenz. Die
schnelle und verständliche Vergleichbarkeit
verschiedener Versicherungstarife
sowie deren qualitative Bewertung werden
wichtige Kriterien, um den individuell
passenden Tarif zu finden. Daher werden
Makler auf unabhängige und verlässliche
Partner setzen.
Smart InsurTech AG Klosterstr. 71 10179 Berlin www.smartinsurtech.de
Advertorial
79
BUSCHFUNK Sachwerte
SACHWERTE
EUGH SCHAFFT NEUEN WIDERRUFSJOKER
Millionen Kunden könnten Kreditverträge widerrufen.
Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg
Foto: iStock / Fuchs-Photography
Widerrufsbelehrungen in vielen Verbraucherkreditverträgen sind intransparent
und damit nicht mit europäischem Recht vereinbar – zu diesem Urteil gelangte
nun der Europäische Gerichtshof (Aktenzeichen C-66/19). Konkret bemängelte
das Gericht eine Klausel, die den Beginn der Widerrufsfrist festlegte. Damit gibt
der EuGH Millionen Kunden, die seit Juni 2010 einen Vertrag – auch zu Immobiliendarlehen
– abgeschlossen haben, einen Widerrufsjoker an die Hand. Sie
könnten nun ihre Darlehen auf Verträge mit günstigeren Konditionen umschulden.
Allerdings hat die Sache noch einen Haken: 2016 befand der Bundesgerichtshof
die nun kritisierte Klausel für gültig. Ob der BGH aufgrund der EuGH-Entscheidung
nun sein Urteil revidieren wird, bleibt abzuwarten. Ansonsten werden weitere
Urteile nötig werden.
CORONA TRÜBT IMMOBILIENSEKTOR EIN
Immobilienunternehmen erwarten sinkende Preise.
Die Corona-Krise hat auch den deutschen Immobilienmarkt erreicht –
insbesondere Gewerbeimmobilien. Einer EY-Umfrage zufolge erwarten
76 Prozent der Immobilienunternehmen ein sinkendes Transaktionsvolumen.
Besonders negativ sind die Erwartungen für Hotels – 95 Prozent
gehen hier von sinkenden Preisen aus, bei Einzelhandelsimmobilien
sind es 87 Prozent. Verhältnismäßig positiv fallen die Erwartungen
für Logistikimmobilien aus. Ein Drittel der Befragten glaubt aufgrund
des wachsenden Lieferverkehrs an steigende Preise.
Foto: iStock / Serts
P&R: YORK CAPITAL ERHÖHT ANGEBOT
Hedgefonds kauft Forderungen von Gläubigern auf.
Foto: iStock / Taikrixel
Der amerikanische Hedgefonds York Capital hat sein Angebot an die Gläubiger der insolventen
P&R-Gruppe erhöht. Statt wie bisher 14 bietet York Capital über seine Tochter
„Dauerhaft Invest P-und-R Sarl“ Gläubigern 16 Prozent ihrer festgestellten Forderungen. Das
Angebot beinhaltet außerdem, die Gläubiger von eventuellen Rückforderungen von Insolvenzverwalter
Michael Jaffé freizustellen.
Durch den laufenden Betrieb rechnet Jaffé insgesamt mit Erlösen von circa einer Milliarde
Euro, wodurch sich eine Insolvenzquote von circa 30 Prozent ergäbe. Die wirtschaftlichen
Verwerfungen durch die Corona-Krise könnten indes weitere Gläubiger zum Verkauf verleiten.
Bislang haben rund 400 von ihnen das Angebot angenommen.
80
procontra 02|20
Sachwerte BUSCHFUNK
Allianz Real Estate: Erweiterung Büro-Portfolio
Allianz Real Estate hat das Bürogebäude NM28 in München
für 214 Millionen Euro in einer Sale-and-lease-back-
Transaktion mit Bertelsmann erworben. Der Abschluss
wird für das vierte Quartal 2020 erwartet. NM28 umfasst
32.726 Quadratmeter und liegt in Berg am Laim, einem
aufstrebenden südöstlichen Stadtbezirk Münchens.
Crowdinvestments –
beliebt, aber riskant
ROBERT GUZIALOWSKI
Leiter Real Assets Deutschland,
Hauck & Aufhäuser Privatbankiers AG
LBBW: Verkauf Büroobjekt Rheinkontor
Die LBBW Immobilien Development GmbH hat das Bürogebäude
Rheinkontor am Zollhafen in Mainz an den Real
Asset und Investment Manager Wealthcap verkauft. Das
Projekt umfasst moderne Büroflächen und eine Betriebsgastronomie.
86 Prozent der Mietflächen sind bereits
vergeben. Ankermieter ist die LBBW.
Cushman & Wakefield: 4.000 Quadratmeter
Bürofläche an Start-up
Cushman & Wakefield hat im Neubauprojekt OBRKSSL in
Düsseldorf eine Bürofläche von insgesamt knapp 4.000
Quadratmetern an ein technologiebasiertes Start-up vermittelt.
Der Bürokomplex wird voraussichtlich im vierten
Quartal 2020 bezugsfrei sein. Als Vermieter fungiert das
Projektentwicklungsunternehmen Strabag Real Estate.
JLL: Orend verlässt Unternehmen
Peter Orend verlässt JLL auf eigenen Wunsch mit Wirkung
zum 30. April 2020. Orend startete seine Karriere bei JLL
im Jahr 2000 als Head of Controlling and Accounting
Germany. Seit 2004 war er als CFO Germany Mitglied des
deutschen Management Boards. 2019 wurde Orend CFO
Northern Europe.
Creditplus Bank: 90 Tage Tilgungsaussetzung
Anlässlich der Corona-Krise hat die Creditplus Bank AG
eine Tilgungsaussetzung für 90 Tage für ihre Partner in
der Händlereinkaufsfinanzierung beschlossen. Sie trat am
23. März in Kraft und betrifft alle Abschlagszahlungen und
Endfälligkeiten, die gemäß Tilgungsplan am 23. März und
an den darauffolgenden 90 Tagen fällig werden.
KanAm: Kauf Heimatministerium in Nürnberg
Die KanAm Grund Group hat für ihren Fokus Süddeutschland
Fonds das Heimatministerium in Nürnberg erworben.
Das Gebäude der ehemaligen Bayerischen Staatsbank
befindet sich im Herzen der Lorenzer Altstadt, in direkter
Nachbarschaft zur Lorenzkirche. Der Immobilien-Spezialfonds
konzentriert sich auf Deutschlands wirtschaftsstärkste
Regionen im Süden und hat mit Nürnberg nun
insgesamt 7 Immobilien an 6 Standorten erworben.
Foto: LBBW
Foto: ???
Foto: iStock / SerrNovik
Crowdinvestments sind weiter auf Wachstumskurs.
Seit 2011 haben Anleger in Deutschland mehr als
eine Milliarde Euro über entsprechende Plattformen
investiert. Besonders verbreitet sind Immobilieninvestments.
Im Weiteren hat aber zuletzt auch die
Finanzierung von Energieprojekten zugenommen.
Niedrige Einstiegshürden und vergleichsweise hohe
Renditeversprechen bei überschaubaren Laufzeiten
machen Crowdinvestments für viele Anleger
attraktiv. So können sie per Mausklick zum Beispiel
in eine immer größere Auswahl an Immobilien- und
Energieprojekten investieren. Die Anlagesummen
reichen dabei von 10 Euro bis 25.000 Euro. Dabei
bewegen sich die Renditeprognosen häufig bei
mindestens 5 Prozent. Damit ermöglichen Crowdinvestments
vielen Anlegern Zugang zu Anlageklassen,
die ihnen bislang nicht offenstanden.
So attraktiv Crowdinvesting-Angebote für digitale
Selbstentscheider auch sein mögen, bleibt doch
festzuhalten, dass sie nicht grundsätzlich die bessere
Wahl sind. Schließlich bergen die allermeisten
Angebote erhebliche Risiken, die alternative Investmentfonds
(AIFs) nicht oder nicht in gleichem Maß
aufweisen. Neben dem reinen Marktrisiko und der
Beteiligungsform spielt hier die aufsichtsrechtliche
Behandlung eine wichtige Rolle. AIFs genügen als
vollumfänglich regulierte Instrumente den höchsten
Anforderungen. Der wichtigste Sicherheitsaspekt
ist dabei die Kontrolle des Asset-Managers:
AIFs dürfen ausschließlich von Kapitalverwaltungsgesellschaften
(KVGen) aufgelegt werden, die von
der BaFin zugelassen und beaufsichtigt werden.
Zwingend ist zudem die Bestellung einer Verwahrstelle,
die als unabhängige Instanz umfangreiche
Kontrollpflichten wahrzunehmen hat. Gerade
sicherheitsbewusste und langfristig orientierte
Anleger sollten genau abwägen, welches Investmentvehikel
für sie geeignet ist.
procontra 02|20
81
SACHWERTE Immobilienmarkt Deutschland
»Preisblasen sind ein wiederkehrendes
Phänomen«
Claudio Saputelli, Head CIO Swiss & Global Real Estate bei UBS, über Ursachen des
Immobilienbooms, dessen Höhepunkt und die Frage, wo eine Blase zu platzen droht
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
procontra: Wie beurteilen Sie die Lage des
deutschen Immobilienmarkts?
Claudio Saputelli: Mit rund 91 Milliarden
Euro hat der deutsche Immobilienmarkt
gemessen am Transaktionsvolumen laut
Jones Lang LaSalle im Jahr 2019 einen
Höhepunkt erreicht. Die anhaltend tiefen
Zinsen gepaart mit einer hohen Marktliquidität
verlängern den seit Jahren andauernden
Immobilienzyklus. Der aktuell
hohe Renditeunterschied von rund 400
Basispunkten zwischen der Einkommensrendite
kommerzieller Immobilien und der
Rendite zehnjähriger Bundesanleihen lässt
Immobilien relativ attraktiv erscheinen.
Dennoch dürfte das Transaktionsvolumen
am Immobilienmarkt nicht weiter steigen,
da sich ein zunehmender Produktmangel
abzeichnet. Demnach dürfte der deutsche
Immobilienmarkt in Sachen Transaktionsvolumen
den Höhepunkt erreicht haben.
procontra: Gibt es Regionen oder Städte, in
denen Sie jetzt noch eine Immobilie kaufen
würden?
Saputelli: In allen Städten und Regionen,
die Bevölkerungswachstum zeigen und
attraktive Strukturdaten aufweisen, kann
man selektiv noch Immobilien kaufen.
Allerdings muss man genau analysieren,
wie sich die Mieten und der Wert der
Immobilie entwickeln könnten und welche
regulatorischen Risiken man mit dem
Kauf eingeht. So profitieren beispielsweise
Berlin, Hamburg, Stuttgart und München
aufgrund des starken Bevölkerungswachstums
von einer hohen Nachfrage nach
Mietwohnungen. Doch die wachsenden
Ungleichgewichte zwischen Angebot und
Nachfrage haben die Mieten in die Höhe
82 procontra 02|20
Immobilienmarkt Deutschland SACHWERTE
schnellen lassen, was zu einer Zunahme
der regulatorischen Risiken geführt
hat – wie man am Beispiel des kürzlich
eingeführten Mietendeckels in Berlin sehen
konnte.
procontra: In welchen deutschen Städten
sind die Preise zuletzt besonders stark
gestiegen?
Saputelli: In den letzten Jahren sorgten
weltweit die Eigenheimpreise für Schlagzeilen.
Entsprechend analysieren wir in unserer
jährlichen Studie „UBS Global Real
Estate Bubble Index“ die Preisentwicklung
der größten Finanzzentren der Welt. Während
München in unserer Analyse bereits
seit mehreren Jahren zu den Städten mit
erhöhtem Blasenrisiko zählt, hat sich in
unserer letzten Ausgabe im September
2019 neu auch Frankfurt dazugesellt. Hier
sind die Preise in den letzten zehn Jahren
um 80 Prozent gestiegen. Ein starkes
Bevölkerungswachstum gepaart mit einem
zu knappen Wohnungsangebot, historisch
tiefe Zinsen und ein solides Wirtschaftswachstum
haben zu diesem Preisboom
geführt.
procontra: Sehen Sie in diesen Städten die
Gefahr einer Immobilienpreisblase?
Saputelli: Gemäß unserem globalen Blasenindex
sind die Risiken einer Immobilienblase
in München und Frankfurt am
höchsten. Doch die Preise sind auch in
anderen deutschen Städten in den letzten
Jahren stark gestiegen, wie etwa in Berlin,
Stuttgart und Köln.
procontra: Anhand welcher Kennzahlen
beurteilen Sie das Risiko einer Blase?
Saputelli: Preisblasen sind ein wiederkehrendes
Phänomen an Immobilienmärkten.
Der Begriff „Blase“ bezeichnet die erhebliche
und anhaltende Fehlbewertung eines
Vermögenswerts. Deren Bestehen kann in
der Regel erst nach dem Platzen nachgewiesen
werden. Historische Daten lassen
jedoch Muster von Immobilienmarktexzessen
erkennen. Zu den typischen Anzeichen
zählen die Entkoppelung der Preise von
den lokalen Einkommen und Mieten sowie
Ungleichgewichte in der Realwirtschaft,
wie eine übermäßige Kreditvergabe und
Bautätigkeit. Der „UBS Global Real Estate
Bubble Index“ misst das Risiko einer Immobilienblase
anhand solcher Muster.
procontra: Wird der jüngste Rückgang des
Zinsniveaus die Nachfrage nach Immobilien
weiter befeuern?
Saputelli: Die niedrigen Zinsen dürften
den Immobilienmarkt zwar insgesamt
weiterhin stützen, doch der Rückgang
des Wirtschaftswachstums – auch durch
das Corona-Virus – wird negative Auswirkungen
haben. Allerdings sind die
Aussichten für Logistik und Wohnimmobilien
nach wie vor getrieben durch
langfristige strukturelle und demografische
Trends und sollten daher defensiver sein.
Wohingegen Büroimmobilien zyklischer
sind und sich Einzelhandelsimmobilien
in einem Abwärts trend befinden. Eigenheime
stehen derzeit zwischen tieferen
Finanzierungskost en, welche die Nachfrage
antreiben, und der schwächeren Konjunktur
und damit schlechteren Aussichten
auf dem Arbeitsmarkt und mehr Unsicherheit,
welche die Bereitschaft zum Immobilienkauf
negativ beeinflussen.
procontra: Könnten Sie die wirtschaftlichen
Folgen der Corona-Krise konkretisieren?
Saputelli: Die durch Covid-19 ausgelöste
Krise wird zweifellos auch Spuren an den
Immobilienmärkten hinterlassen. Dies
hängt natürlich ganz davon ab, wie schnell
»Covid-19 wird zweifellos
auch Spuren an
den Immobilienmärkten
hinterlassen.«
sich das Virus wieder eindämmen lässt.
Aktuell besteht sehr viel Unsicherheit und
ein massiver Nachfrageschock trifft auf
die gesamte Wirtschaft der betroffenen
Länder, so auch auf Deutschland. Am
stärksten und unmittelbar von der Krise
betroffen sind derzeit Hotelimmobilien,
da der Rückgang der globalen Reisetätigkeit
einen stark negativen Effekt auf die
Auslastung hat. Langfristig dürften jedoch
sämtliche Immobiliensegmente unter einer
lang andauernden Corona-Krise leiden. In
einem solchen Szenario dürften die heutigen
Immobilienwerte ihren Höhepunkt
für mehrere Jahre erreicht haben. Insgesamt
ist es wichtig, den Verlauf der Krise
kontinuierlich zu beobachten, da sich alles
sehr dynamisch entwickelt und die Dauer
und die Intensität des Schocks für die
Wirtschaft und den Immobilienmarkt noch
nicht vollständig beurteilt werden können.
procontra: Preise spiegeln auch wirtschaftliche
Stärke wider. Wie stark sind deutsche
Metropolen und wie stark ist Deutschland
im internationalen Vergleich?
Saputelli: Deutschland hat eine polyzentrale
Struktur mit verschiedenen erfolgreichen
Städten und bietet so Diversifikationspotenzial.
So sind vor allem die Regionen
rund um die sieben Großstädte Berlin,
Hamburg, München, Köln, Frankfurt
am Main, Stuttgart und Düsseldorf stark
wachsend sowie die kleineren Städte in
ihrer Nähe. Dort finden sich viele Unternehmen
unterschiedlicher Branchen.
Allerdings ist die Liquidität in den Top-
Sieben-Städten höher. München wird die
zweifelhafte Ehre des aus Anlegersicht
teuersten zentralen Geschäftsbezirks zuteil.
Die Branchenzusammensetzung in der
Stadt ist gut diversifiziert und reicht von
Produktionsunternehmen – vor allem Autoindustrie
– über Informationstechnologie
bis hin zu Immobilienfirmen.
procontra: Das bedeutet konkret?
Saputelli: Ein zyklischer Abschwung dürfte
für München keine allzu großen Folgen
haben, außerdem dürfte die Einwohnerzahl
weiter steigen. Auch die Bevölkerung
von Berlin dürfte weiterwachsen. Die
Wirtschaft lebt vor allem vom Regierungsbetrieb,
allerdings bereichern Modefirmen,
Start-ups sowie Technologie- und
Medienunternehmen den Branchenmix.
In Frankfurt am Main, der Finanzdrehscheibe
Deutschlands, hat sich der lokale
Immobilienmarkt aus struktureller Sicht
stark verbessert, so dass die strukturell
bedingten Leerstände zu einem großen Teil
beseitigt sind.
procontra: Gibt es Erfahrungen aus dem
Ausland, die man auf deutsche Städte
übertragen könnte?
Saputelli: Steigende Wohnkosten führen im
Moment in vielen globalen Großstädten
zur staatlichen Einschränkung der freien
Mietpreissetzung. Allerdings stellt der
Berliner Mietendeckel bisherige Regulierungen
in den Schatten. Auch durch
die zunehmend angespannte Tragbarkeit
von Eigenheimen kommt es global immer
mehr zu Markteingriffen vonseiten der
Politik. Leider werden bei Markteingriffen
die langfristigen schädlichen Folgen für
die betroffenen Immobilienmärkte häufig
unterschätzt.
procontra 02|20
83
SACHWERTE Private Equity
PRIVATE EQUITY FÜR PRIVATE
Nur wenige Anleger interessieren sich für die nicht-börsliche Beteiligung an Unternehmen.
Folglich gibt es kaum Produkte. Doch das könnte sich jetzt ändern.
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –
84 Illustration: Eleonora Mavromati
Private Equity SACHWERTE
Privates Beteiligungskapital boomt in
Deutschland. Die jetzt vereinbarte Übernahme
der 16 Milliarden Euro schweren
ThyssenKrupp-Aufzugssparte durch ein
Konsortium um die Private-Equity-Gesellschaft
Advent ist der größte Deal seit zehn
Jahren. Bereits 2019 haben Finanzinvestoren
insgesamt 14,3 Milliarden Euro in
knapp 1.000 deutsche Firmen investiert
und damit ein Viertel mehr als 2018. Dies
geht aus Zahlen des Branchenverbands
BVK hervor. „Gemessen am finanziellen
Volumen war 2019 ein Rekordjahr für die
Branche“, sagt Lukas Schäfer, Partner bei
der Beratungsgesellschaft McKinsey und
dort Leiter des Bereichs Private Equity
Deutschland.
1.150
IMMOBILIEN DOMINIEREN
Platzierungsvolumen geschlossener Publikums-AIFs
340
46 38
CORONA-CRASH BELEBT DAS GESCHÄFT
Auch 2020 wird die Branche eine neue
Bestmarke aufstellen. Denn allein mit dem
ThyssenKrupp-Deal dürfte sich das Vorjahresvolumen
mehr als verdoppeln. Für noch
mehr Schwung dürfte der Corona-Crash an
den Aktienbörsen sorgen. Zum einen schrecken
Investoren vor Kurverlusten und volatilen
Märkten zurück. Zum anderen flüchten
viele Anleger in vermeintlich sichere
Festgeldanlagen, was weltweit deren Rendite
gegen null und sogar darunter drückt.
Private-Equity-Investments erscheinen daher
vielen Investoren als eine attraktive Alternative
zu Aktien und Anleihen.
Große Private-Equity-Unternehmen wie
Advent sammeln aktuell zig Milliarden
Dollar und Euro bei Kapitalgebern ein. Das
Geld landet in einem geschlossenen Fonds.
Ist genug Beteiligungskapital eingeworben,
zieht das Fondsmanagement los und kauft
zum Beispiel zwei Dutzend Unternehmen,
baut diese auf und verkauft sie nach einigen
Jahren wieder. Auf diese Weise erzielt
ein Private-Equity-Fonds Renditen von typischerweise
7 bis 12 Prozent. Dies geht
aus Zahlen des Bundesverbands Alternative
Investments (BAI) hervor. Im Gegenzug für
diese relativ hohe Verzinsung tragen die Investoren
ein höheres Risiko, denn sie gehen
eine unternehmerische Beteiligung ein, die
mitunter im Totalverlust enden kann.
PRIVATER UMWEG ÜBER DACHFONDS
Das Problem: An solchen Anlagevehikeln
können sich oft nur große Investoren wie
Versicherungen und Pensionseinrichtungen
beteiligen; allein schon, weil die Mindestanlagesumme
im sechs- oder siebenstelligen
Immobilien Private Equity Multi-Asset Erneuerbare Energien
in Mio. Euro im Jahr 2019
Bereich liegt. Es gibt aber Fondsemittenten,
die sich auf das Angebot von Produkten
für Privatanleger spezialisiert haben. Ein
Beispiel ist das RWB Private Capital Emissionshaus.
Bereits seit 1999 legt das Unternehmen
Dachfonds auf, in die Anleger
ab 2.500 Euro investieren können; sogar
ein Sparplan mit 50 Euro monatlich ist
möglich. Der Dachfonds investiert in 30
bis 40 Private-Equity-Fonds, die weltweit
»Die größte Herausforderung
ist es,
genügend attraktive
Targets zu finden.«
LUKAS SCHÄFER, MCKINSEY
in Zielunternehmen anlegen. Der Umweg
über den Dachfonds macht das Produkt für
Anleger zwar teurer, wegen der Kosten auf
zwei Fondsebenen, soll im Gegenzug aber
die Sicherheit erhöhen. Gleichwohl, das
sollten Vermittler stets betonen, eignet sich
privates Beteiligungskapital nur als Beimischung.
RWB gehört längst nicht zu den großen
Anbietern geschlossener Publikums-AIFs
Quelle: Scope
(alternative Investmentfonds). Zu den Top
Fünf gehören laut einer aktuellen Untersuchung
der Ratingagentur Scope hierzulande
Wealthcap, DF Deutsche Finance,
ZBI, Jamestown und Project. Diese fünf
Adressen haben einen Marktanteil von 53
Prozent am gesamten Platzierungsvolumen
in Höhe von 1,6 Milliarden Euro, das sich
auf 58 Fonds verteilt. Der Vergleich von 1,6
Milliarden Euro privatem Beteiligungskapital
von Privatanlegern mit den 14,3 Milliarden
Euro von institutionellen Investoren
zeigt, wie unbedeutend dieses Segment für
Otto Normalanleger ist – umgekehrt betrachtet
ist das Potenzial enorm.
ANSTURM DER ANLEGER
Tatsächlich kam 2019 Bewegung in den
Markt. Scope hat einen Ansturm privater
Anleger auf geschlossene Publikums-AIFs
festgestellt – und das, obwohl sich Investoren
für zehn oder zwölf Jahre an das
Produkt binden. Ein Verkauf der Anteile ist
nicht vorgesehen. Im Notfall wäre allenfalls
ein Verkauf über eine Zweitmarktbörse
möglich – mit einem entsprechenden
Preisabschlag. Die lange Bindungsdauer ist
offenbar aber nicht mehr so abschreckend.
Denn 2019 investierten Privatanleger insgesamt
43 Prozent mehr Geld in diese Vehikel,
berichtet Scope.
Das mit Abstand größte Interesse haben
Anleger an Immobilien, die auf
procontra 02|20
85
SACHWERTE Private Equity
»Ein stabilisierender Baustein«
NICO AUEL, Geschäftsführer der RWB Partners GmbH
procontra: Wie vertreiben Sie Ihre geschlossenen
Private-Equity-Dachfonds?
Nico Auel: Wir arbeiten im Vertrieb größtenteils
mit unabhängigen Finanzberatern, Pools und
Vertriebsgesellschaften zusammen.
procontra: Nach welchen Kriterien suchen Sie
die Zielfonds aus?
Auel: In der Regel kennen wir die Manager über
viele Jahre und haben eine enge Beziehung.
Zwingende Voraussetzung sind erstklassige
Ergebnisse in früheren Fonds. Eine signifikante
Eigenbeteiligung der Fondsmanager sowie eine
möglichst geringe Verwendung von Fremdkapital
sind zentral für unser positives Votum.
procontra: Welche Renditen nach Kosten haben
Ihre Dachfonds bisher erzielt?
Auel: Bei unseren bislang abgeschlossenen
Dachfonds haben Anleger je nach Modell und
Beitrittsjahr zwischen 6 und 9 Prozent Rendite
pro Jahr (IRR) auf das durchschnittlich gebundene
Kapital erzielt. Bei unseren laufenden
Dachfonds sind vor allem bei den reiferen Vehikeln
genauere Prognosen möglich. Auf Basis
der bisherigen Entwicklung rechnen wir hier mit
Renditen zwischen 5 und 7 Prozent pro Jahr.
procontra: Wie kommt die Rendite bei den
Anlegern an?
Auel: Unsere Dachfonds können nur bis zu
einem bestimmten Zeitpunkt in neue Private-
Equity-Fonds investieren. Anschließend
beginnt die Auszahlungsphase. Kapital, das
aus Unternehmensverkäufen an den jeweiligen
Dachfonds zurückfließt, wird nun in Tranchen
von jeweils mindestens 10 Prozent an die Anleger
ausgezahlt. Dieser Prozess ist über einige
Jahre angelegt, in denen die Anleger zunächst
nach und nach ihre ursprüngliche Einlage und
anschließend die erzielten Gewinne erhalten.
procontra: Sehen Sie in dem Corona-Crash an
den Aktienbörsen eine Vertriebschance?
Auel: Die Kursbewegungen verdeutlichen, wie
wertvoll ein gut diversifiziertes Portfolio ist. Private
Equity fungiert als stabilisierender Baustein.
Die Anlageklasse ist nicht von den teils heftigen
Ausschlägen an der Börse betroffen und nicht
von persönlichen Emotionen, Leerverkäufern
oder Charttechnikern abhängig. Gleichwohl erwarten
wir einige Bewertungskorrekturen, wenn
auch in geringerem Ausmaß als an der Börse.
procontra: Fürchten Sie keine Pleitewelle bei den
Zielunternehmen, falls es eine globale Rezession
gibt oder Zinsen wieder steigen?
Auel: Wir verfolgen eine konservative
Strategie und wählen bewusst Private-
Equity-Fondsmanager aus, die nur in
geringem Ausmaß auf Fremdkapital
setzen. Zudem zeigen Studien, dass
Private-Equity-finanzierte Unternehmen
signifikant stabiler durch eine Rezession
kommen als andere Firmen. Hauptgrund
ist der bessere Zugang zu finanziellen
Mitteln. Während Banken die Kreditvergabe
einfrieren, können die Fonds mit
ihrem Kapitalpolster zusätzliche Eigenkapitalfinanzierungen
leisten.
procontra: Was empfehlen Sie Vermittlern,
um ihr Haftungsrisiko zu reduzieren?
Auel: Einen signifikanten Teil unserer Unterstützung
leisten wir mithilfe unseres Beratungstools
„RWB Live“. Dabei handelt es sich um ein
Werkzeug, das die Online-Signatur ermöglicht,
Kundeninformationen sowie Pflichtabfragen
digital erfasst sowie alle Schritte automatisch
protokolliert und archiviert. Ebenfalls sind in der
Beratungsstrecke automatische Plausibilitätsprüfungen
enthalten, die die Finanzberater etwa
im Rahmen der geforderten Geeignetheitserklärung
mit unterstützen.
procontra: Haben Sie aktuell Produkte in der
Zeichnungsphase?
Auel: Noch bis Ende 2020 können sich Anleger
am RWB International VII beteiligen. Und in wenigen
Wochen bringen wir die dritte Generation
des RWB Direct Returns auf den Markt.
einen Anteil von 73 Prozent kommen.
Private-Equity-Fonds rangieren zwar auf
Platz zwei, haben aber nur ein Gewicht
von 22 Prozent (siehe Grafik). Der große
Abstand zu Immobilien mag auch daran
liegen, dass privates Beteiligungskapital erklärungsbedürftig
ist. Was eine Immobilie
ist und wie man aus der Vermietung Geld
verdient, können Vermittler einem Kunden
noch vergleichsweise leicht verdeutlichen.
Weniger schnell nachvollziehbar ist dagegen
die Gewinnerzielung aus dem Kauf,
Umbau und Verkauf von Unternehmen.
„Dabei sind Unternehmen in einer Marktwirtschaft
die eigentliche Quelle der Wertschöpfung“,
heißt es auf der Homepage
von RWB. Wohl wahr. Mindestens einen
Haken hat die Sache aber: Hält der Boom
beim Private Equity an, fließt den Fonds
noch mehr Kapital zu. Dann werden geeignete
Zielunternehmen knapp.
In der Folge dürften die Renditen sinken.
Dazu wieder McKinsey-Partner Schäfer:
„Die größte Herausforderung für die Branche
ist es, genügend attraktive Targets zu
finden.“
PRO
Renditechancen
PRIVATE EQUITY
FÜR PRIVATANLEGER?
Private Equity trägt
zur Diversifikation bei
Ergänzung zu Aktien
und Anleihen
CONTRA
Totalverlust möglich
Lange Bindung an
das Investment
Zunehmend geraten
Renditen unter Druck
86 procontra 02|20
Allianz ANZEIGE
Allianz versichert nun auch Schüler
gegen Berufsunfähigkeit
Vermittler können ab sofort mit einer flexiblen BU-Lösung eine neue Zielgruppe beraten.
Wenn er im Laufe seines Erwerbslebens einen
Beruf mit einem höheren oder unveränderten
BU-Risiko ergreift, bleibt der Beitrag
gleich. „Wer abwartet, ist schlecht beraten.
Sich bereits in jungen Jahren zu versichern,
bedeutet längeren Schutz und dauerhaft
niedrige Beiträge“, sagt Dr. Thomas Wiesemann,
Vorstand Maklervertrieb Allianz
Leben und Allianz Kranken.
BU-Schutz von der Allianz schon ab dem 10. Lebensjahr
Auch wenn Schüler natürlich noch keinen
Beruf haben, können ihre Eltern sie dennoch
schon gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit
versichern. Die Vorteile liegen auf der
Hand: In jungen Jahren sind die meisten
noch bei guter Gesundheit und profitieren
von niedrigen Prämien. Erst mit zunehmendem
Alter häufen sich die Erkrankungen,
was die Risikoprüfung und den
Abschluss einer BU erschweren oder sogar
unmöglich machen kann. Früh einsteigen
zahlt sich daher aus.
Früh starten lohnt sich
Von den gesetzlichen Sozialversicherungen
ist nicht viel zu erwarten. Lediglich bei Unfällen
im schulischen Umfeld greift der gesetzliche
Schutz. Doch wer springt ein, wenn ein
Top-Leistungen für Schüler
› Abschließbar: ab dem 10. Lebensjahr
› Versicherbar: bei Abschluss bis zu
18.000 Euro BU-Rente p. a.
› Überprüfbar: z. B. bei Schulformoder
Berufswechsel
› Erweiterbar: z. B. Erhöhung des
Versicherungsschutzes
Schulkind dauerhaft erkrankt, etwa an einer
psychischen Belastung? Die Allianz hat zum
Jahresbeginn 2020 die Tätigkeit „Schüler“
als Beruf in ihre Bedingungen aufgenommen.
Eltern können für ihre Kinder bereits
ab dem zehnten Lebensjahr einen flexiblen
BU-Schutz mit einer attraktiven Absicherungshöhe
von bis zu 1.500 Euro monatlich
erwerben. Die Beitragshöhe richtet sich
nach der Schulform und der Klassenstufe.
Mit einer neuen Option
kann der Beitrag sinken, nie steigen
Bei bestimmten Anlässen, beispielsweise
einem Schulformwechsel, Ausbildungsstart
oder Berufswechsel, besteht ein Anspruch
auf Überprüfung der Berufsgruppe und
damit auch des Beitrags. Mit dieser Beitragsüberprüfungsoption
kann der Beitrag sinken
oder konstant bleiben, aber nie steigen – natürlich
nur, wenn die BU-Rentenhöhe nicht
verändert wird. Zum Beispiel reduziert sich
der Beitrag durch den Wechsel in die gymnasiale
Oberstufe. Dieser Schüler zahlt dann
für die restliche Vertragsdauer höchstens
den Beitrag, den er von Vertragsbeginn an
in der gymnasialen Oberstufe gezahlt hätte.
Eine BU, die flexibel angepasst
werden kann
Die BU für Schüler kann flexibel an die
Ausbildungs- und Berufssituation angepasst
werden – ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Die BU-Rente von beispielsweise 1.000
Euro kann nach der Schulzeit auf bis zu 1.500
Euro erhöht werden. Voraussetzung ist,
dass die versicherte Person nicht älter als 20
Jahre alt ist und bei Vertragsabschluss das
15. Lebensjahr nicht überschritten hat. Bei
Heirat und Familiengründung kann die BU-
Rente auf bis zu 2.500 Euro im Monat erhöht
werden. Auch für die Zielgruppe Schüler
sieht die BU der Allianz die im letzten Jahr
neu eingeführte Stundungsoption vor – ein
sinnvolles Feature zum Beispiel, wenn das
Studium für einen Auslandsaufenthalt für
ein Semester unterbrochen wird. Jederzeit,
zinslos, grundlos, für maximal 24 Monate, bei
vollem BU-Schutz.
Die Berufsunfähigkeitsvorsorge für Schüler
kann als eigenständiger Vertrag oder als
Zusatzversicherung zu einem Altersvorsorgevertrag
abgeschlossen und jeweils mit
einem Pflegebaustein kombiniert werden.
3 gute Gründe für die BU der Allianz
1 Ab dem zehnten Lebensjahr können Schüler
von einem BU-Schutz profitieren, und das ein
Berufsleben lang.
2 Mit der Beitragsüberprüfungsoption kann der
Beitrag nur sinken oder gleich bleiben.
3 Dank Erhöhungs- und Stundungsoptionen
besteht ein Leben lang ein flexibler Schutz.
3
SACHWERTE Immobilienkompass
WOHNST DU SCHON,
ODER SUCHST DU NOCH?
Die Preise für Wohneigentum sind in den Metropolen Deutschlands
kaum noch realisierbar. Die Suche verlagert sich weiter in die Außengebiete.
– TEXT: NINA MÜLLER-PELTZER –
NORDRHEIN-WESTFALEN
8
4
RHEINLAND-PFALZ
9
SAARLAND
8
25
5
BREMEN
3
0
HESSEN
7
SCHLESWIG-HOLSTEIN
NIEDERSACHSEN
8
9
8
10
11
BADEN-WÜRTTEMBERG
10
11
HAMBURG
2
MECKLENBURG-VORPOMMERN
9
5 BERLIN
THÜRINGEN
7
-6
-1
SACHSEN-ANHALT
6
9
BAYERN
11
8
SACHSEN
7
7
-1
17
BRANDENBURG
11
Kaufpreisentwicklung
Häuser
Kaufpreisentwicklung
Wohnungen
(im Vergleich zum Vorjahr)
6
Während vielerorts die Kaufpreise innerhalb
des vergangenen Jahres noch um bis
zu 11 Prozent anstiegen, erreichten einzelne
Gebiete bereits eine Sättigung. So gilt beispielsweise
Hamburg zwar weiterhin als
teures Immobilienpflaster, doch scheint die
Steigerung mit 2 Prozent für Häuser und
5 Prozent für Wohnungen langsam abzuflachen.
Co-CEO und Vorstand der Europace AG
Stefan Kennerknecht setzt dies in Zusammenhang
mit der Kaufkraft der Kunden:
„Für viele Kaufinteressenten bewegen sich
die Kaufpreise in den Metropolen mittlerweile
am Rande des Machbaren. Preissteigerungen
schreiten hier nicht mehr ganz so
stark voran.“ Viele Preise liegen bereits weit
über dem bundesweiten Durchschnitt.
Eine weitere Studie zu Wohnraum im
Umland belegt, dass die Einkommensentwicklung
unabhängig vom Standort immer
geringer ausfällt als die Steigerung der Immobilienpreise.
Abseits von Metropolen
und Ballungszentren scheint das Verhältnis
von Einkommen zu Kaufpreis noch zu
stimmen. Aktuellere Auswertungen zeigen,
dass knapp 40 Prozent der Käufer über ein
Nettoeinkommen von 2.000 bis 3.000 Euro
verfügen und regional, außerhalb großer
Ballungsräume einfacher bezahlbare Immobilien
finden.
SCHNÄPPCHEN IM FOKUS
Zwar erfreuen sich auch die Kaufklassiker
Baden-Württemberg, Bayern und Berlin
immer noch starker Beliebtheit. Interessant
werden aber zunehmend auch die ehemaligen
Schnäppchen-Regionen des Landes.
Im Vergleich zum Vorjahr sind vor allem
die Kaufpreise in Brandenburg und Niedersachsen
stark angestiegen.
88 procontra 02|20
»Für viele Interessenten
bewegen sich die
Kaufpreise mittlerweile
am Rande des
Machbaren.«
STEFAN KENNERKNECHT, VORSTAND EUROPACE AG
UNSER ERFOLGSDUO
FÜR FAMILIEN.
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Immobilienkompass SACHWERTE
Als wahre Überraschung entpuppte sich
aber das Saarland: Um stolze 25 Prozent
sind hier die Kaufpreise für Eigentumswohnungen
in den vergangenen zwölf Monaten
gestiegen. Eine Studie der Finanzvertriebs
Dr. Klein Privatkunden AG aus 2019 zeigte
noch moderate saarländische Immobilienpreise.
Damals zahlte man für eine Eigentumswohnung
in München das Dreifache
des saarländischen Preises, heute „nur“
noch das Doppelte.
Bislang zeigen die Zahlen auch vor dem
Hintergrund des Corona-Virus-Ausbruchs
keine signifikanten Veränderungen der
Kaufpreisentwicklung. Dennoch geht
Kennerknecht von mittelfristigen Auswirkungen
aus: „Eine Rezession würde sich
sicherlich nachhaltig auf die Immobilienpreise
auswirken und letztendlich auch
zu einer nachlassenden Käufernachfrage
führen. Wenn wir von einer kurzzeitigen
Krise ausgehen, besteht sogar die Möglichkeit
eines erhöhten Nachfragedrucks. Viel
Zeit im Homeoffice erhöht mitunter den
Wunsch nach eigenem Wohnraum. Auch
eine Zunahme an Renovierungs- oder Vergrößerungsbestrebungen
würde eher zu
einer Preissteigerung beitragen.“ Wie sich
also aus der aktuellen Situation heraus und
in Anbetracht dieser Kräfte die Kaufpreise
entwickeln, wird sich in den kommenden
Wochen zeigen. Schlussendlich wird Wohnraum
immer benötigt – der Bedarf ist ungebrochen.
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procontra 02|20
89
PRIVAT GEFRAGT Bastian Kunkel, Versicherungen mit Kopf
»Ich habe zu lange
zu viel selbst
gemacht, statt
an Profis
auszulagern«
BASTIAN KUNKEL
Gründer (2015) und Inhaber von
Versicherungen mit Kopf, Familie: Frau
(Amerikanerin) und Katze (Millie)
IHRE MEINUNG, HERR KUNKEL:
Provisionsdeckel im LV-Bereich
Altersvorsorgepflicht für Selbstständige
Unterrichtsfach Finanzen bundesweit
einführen
Makler lassen Potenzial durch
Onlineberatung überwiegend liegen
Beratung funktioniert auch weiterhin
ohne digitalen Kanal
Zum Frühstück gibt es bei mir
nix außer Wasser und Kaffee
(Intervallfasten)
Den Arbeitsweg bewältige ich per
Fuß (ca. 10 Meter ins Homeoffice)
Meine wahre Leidenschaft ist
Sport allgemein, Unternehmertum,
Schreiben/Lesen
Ursprünglich bin ich gelernter
Kaufmann für Versicherungen und Finanzen
Mein erstes Geld habe ich verdient als
Blättchen-Austräger mit 12 Jahren
Wenn Geld keine Rolle spielen würde,
wäre ich
am liebsten Start-up-Investor/Autor
Meine aktuelle Filmempfehlung
Unbroken (2014)
Am meisten Überwindung kostete mich
die Entscheidung, mich selbstständig
zu machen
Wahrer Luxus ist für mich
ortsunabhängig Herr meiner Zeit zu sein
Der Großteil meiner Altersvorsorge ist
investiert in
fondsgebundene Rentenversicherungen
und mein eigenes Unternehmen
Meine Kollegen nervt an mir,
dass ich einen Pool habe und sie nicht.
Also einen echten Pool, nicht nur einen
Maklerpool
Der größte Missstand in meiner Branche ist:
Es werden teilweise immer noch Methoden
angewandt, die uns den schlechten Ruf in
erster Linie eingebracht haben. Wann hört
man endlich auf mit dieser Sch***e?
Aus folgendem Grund kann ich bzw. die
Branche jedoch nichts daran ändern:
Das geht nur, wenn alle an einem Strang
ziehen. Eine negative Geschichte wirkt
1.000 Mal stärker nach als eine positive.
Mein nächstes berufliches Ziel ist
egal, Hauptsache, es macht mir Spaß
Eine (unternehmerische) Entscheidung, die
ich gern rückgängig machen würde, war
zu lange zu viel selbst gemacht und nicht
ausgelagert an die echten Profis
Wenn ich einen Tag Kanzler wäre,
würde ich Folgendes veranlassen:
Jeden Abend muss der/die Kanzler/in live
gehen für 30 Minuten und der Nation Rede
und Antwort stehen zu aktuellen Themen
Auf diesen Social-Media-Kanal kann ich
verzichten:
keinen, sie sind das Zentrum meiner Macht
Die Startseite auf meinem Browser ist
google.de
Mein Social-Media-Erfolgsrezept lautet:
Mehrwert, Unterhaltung, Mehrwert
1 Tag offline bedeutet für mein Geschäft:
gefühlt 1 Million unbeantwortete Fragen auf
Instagram, Facebook & Co.
Die meisten Neukunden gewinne ich mit
YouTube
Bestandskundenpflege erledige ich mit
eigener WebApp
Meine Lieblings-YouTube-Kanäle:
Torben Platzer, Mission Money, Aktien mit
Kopf
... meiner Kunden kenne ich face to face.
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