procontra Ausgabe 02-2020
Die zweite Ausgabe der procontra im Jahr 2020.
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INVESTMENTFONDS Dividendentitel
UNVERZICHTBAR, ABER TÜCKISCH
In Zeiten von Negativzinsen sind Dividendenrenditen von 3 Prozent willkommen.
Doch Vorsicht: Wer allein auf die Dividende schaut, könnte ein böses Erwachen erleben.
– TEXT: ALEXANDRA JEGERS –
Dividendenaktien blicken auf eine erfolgreiche
Geschichte zurück: In den vergangenen
Jahren haben deutsche Unternehmen
ihre Aktionäre geradezu verwöhnt. 2019
schütteten sie insgesamt rund 50 Milliarden
Euro aus – mehr als je zuvor. Doch in
diesem Jahr dürften sich Anleger schmerzhaft
daran erinnern, dass Dividenden eben
doch keine Zinsen sind. Denn anders als die
Hausbank beim Tagesgeld sind Unternehmen
nicht dazu verpflichtet, Geld an ihre
Aktionäre auszuschütten.
Viele deutsche Aktienunternehmen haben
angekündigt, ihre Ausschüttungen in
der diesjährigen Dividendensaison zu kürzen.
Der Automobilbauer Daimler, jahrelang
der Rekordzahler im DAX, hat wegen
schwächelnder Gewinne die Dividende von
3,25 Euro im Vorjahr auf nur noch 90 Cent
pro Aktie eingedampft. Auch die Telekom
kürzt die Dividende. Trotz solider Gewinnprognosen
soll die Ausschüttung in dieser
Saison um 10 Cent auf 60 Cent je Aktie
sinken.
Das Lachen ist deutschen Sparern längst
vergangen. Ehemals sichere Häfen wie
Tages- und Festgeldkonten sind zu Nullzinsprodukten
avanciert, die real – also
nach Abzug der Inflation – sicher Verluste
produzieren. Für Berater ist das eine Chance,
den traditionell risikoscheuen Deut-
schen das Aktiengeschäft schmackhaft zu
machen: Denn Aktien dividendenstarker
Unternehmen weisen ganz ähnliche Eigenschaften
wie Zinsen auf. Sie liefern dem
Investor planbare Erträge, die Verluste anderer
Anlageklassen abfedern können und
das Portfolio in Krisen stabilisieren.
DIVIDENDEN-HISTORIE IST AUSSAGEKRÄFTIGER
Insgesamt liegt die Dividendenrendite im
DAX mit im Schnitt rund 3 Prozent derzeit
etwas niedriger als im Jahr 2019. Das ist
im Vergleich mit dem Durchschnittszins
für Sichteinlagen zwar immer noch solide,
zeigt aber auch: Wer mit Dividendenaktien
Geld verdienen will, muss inzwischen viel
genauer hinschauen als früher. „Eine hohe
Dividende ist nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal
für eine Aktie“, betont Thomas
Maier, Anlageexperte beim Fondsanbieter
Mainfirst. Die Aktie mit der höchsten
Dividendenrendite stellt also nicht automatisch
die beste Wahl dar. Das Tückische an
der Kennzahl ist: Sie kann auch dadurch
steigen, dass der Aktienkurs unter Druck
gerät. So geschehen etwa bei Covestro. Der
28 Illustration: Roman Kulon