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stahl + eisen 04/2020 Leseprobe

TITELSTORY zum Thema innovation: Additive Fertigung * Innovationstransfer // WEITERE THEMEN: u.a. stillgelegte Hochöfen, Folgen der Corona-Krise, Interview mit Vallourec, Bericht aus China und Schweizer Messer für Tafel und Küche

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TITELTHEMA: INNOVATION<br />

NE-Metalle<br />

Metallpulver für den 3D-Druck<br />

von Flugzeugteilen<br />

Forscher der Moskauer NUST MISIS entwickeln kosteneffektives Herstellungsverfahren<br />

für Verbundpulver<br />

Quelle: NUST MISIS<br />

Ein Mitarbeiter der Forschergruppe bereitet Mahlbecher der Planetenmühle vor.<br />

DARUM GEHT’S: Eine Gruppe von Wissenschaftlern<br />

der National University of<br />

Science and Technology „MISIS“ (NUST<br />

MISIS, vormals Moscow Institute of Steel<br />

and Alloys State Technological University)<br />

hat ein hocheffizientes und wirtschaftliches<br />

Verfahren entwickelt, um<br />

Ausgangswerkstoffe für die additive Fertigung<br />

herzustellen. Zielgruppe für das<br />

kugelförmige Verbundpulver aus Titan/<br />

Aluminium ist die Luft- und Raumfahrtbranche.<br />

Der 3D-Druck hat sich auch in der<br />

Luft- und Raumfahrtbranche als<br />

fester Trend etabliert. Bei der Herstellung<br />

von Teilen für Flugzeuge und<br />

Raumfahrzeuge werden zunehmend intermetallische<br />

Titan-Aluminium- und Titan-<br />

Nickel-Verbindungen verwendet. 3D-Produkte<br />

aus diesen Werkstoffen zeichnen<br />

sich durch eine geringe Dichte, hohe Festigkeitseigenschaften<br />

und hohe Hitzebeständigkeit<br />

aus und können komplexe<br />

geometrische Formen besitzen. Relativ<br />

einfach und kostengünstig produzierte<br />

Verbundpulver tragen maßgeblich zum<br />

kosteneffektiven 3D-Metalldruck bei.<br />

Qualitativ hochwertiges Vorstufenpulver<br />

werde „für die 3D-Serienfertigung von<br />

Teilen für Raketen und Flugzeuge sowie<br />

ein einfaches, hocheffektives und kostensparendes<br />

Herstellungsverfahren benötigt“,<br />

erklärt sagt Andrey Nepapushev,<br />

Ph.D., Mitglied der Forschergruppe und<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Research<br />

and Development Center of Functional<br />

Nanoceramics der NUST MISIS. Die<br />

großtechnische Einführung von Anlagen<br />

für den 3D-Metalldruck in der Industrie<br />

werde „in erster Linie durch die hohen<br />

Kosten der Ausgangswerkstoffe gebremst“,<br />

ist er überzeugt. Daher könne noch immer<br />

nicht wirtschaftlich produziert werden.<br />

Das Hauptziel seiner Forschergruppe<br />

ist daher die Entwicklung eines kosteneffektiven<br />

Verfahrens zur Gewinnung<br />

qualitativ hochwertiger Metallpulver.<br />

Feinstzerkleinerung per<br />

Planetenmühle<br />

Tatsächlich haben es die Wissenschaftler<br />

geschafft, die Herstellung von Pulvern für<br />

den 3D-Druck zu vereinfachen, wie sie bei<br />

einer Darstellung ihrer bisherigen Ergebnisse<br />

in einem Fachtext skizzieren. Erreicht<br />

wurde dies mit einer Kombination von Planetenmühlenmodi,<br />

bei der durch intensive<br />

mechanische Bearbeitung Verbundpulver<br />

gewonnen wurden, die aus kugelförmigen<br />

Partikeln bestehen (sowohl Titan als auch<br />

Aluminium). Das „halbfertige“ Produkt<br />

kann direkt in einen 3D-Laserdrucker gegeben<br />

werden, wo es zu einer Reaktion der<br />

Metalle kommt, die unmittelbar während<br />

des Druckvorgangs bei einer Temperatur<br />

von ca. 650 Grad eine hitzebeständige intermetallische<br />

Verbindung bilden. Nach Aussage<br />

der Wissenschaftler ist die Nutzung<br />

einer Planetenmühle – dabei handelt es<br />

sich um eine Sonderform der Kugelmühle,<br />

die besonders der Feinstzerkleinerung sehr<br />

harter Materialien dient – für diesen Zweck<br />

eine Weltneuheit. Das Laborverfahren sei<br />

auch für die Produktion geeignet, da industrielle<br />

Pendants einer Planetenmühle existieren.<br />

Energieverbrauch sinkt spürbar<br />

Der Einsatz gebrauchsfertiger intermetallischer<br />

Verbindungen für den 3D-Druck<br />

erfordert ein vorgelagertes Gießverfahren<br />

und spezielle Technologien und verbraucht<br />

sehr viel Energie. Zur Gewinnung<br />

des Pulvers muss die heiße Schmelze mit<br />

einem Gas-, Wasser- oder Plasmastrahl<br />

„besprüht“ werden, was die Produktion<br />

zusätzlich verkompliziert und verteuert.<br />

„Als Ausgangswerkstoff für unsere Experimente<br />

dienten Pulver aus Titan, Aluminium<br />

und Nickel, die in einer Planetenmühle<br />

intensiv maschinell bearbeitet<br />

wurden. Das experimentelle Verfahren hat<br />

die Gewinnung von Vorstufenpulvern erheblich<br />

vereinfacht und verbilligt. Zudem<br />

konnte der Energieverbrauch des 3D-<br />

Drucks um 20 % gesenkt werden. Demgemäß<br />

kann beim Schmelzvorgang während<br />

des Druckens auf hohe Laserenergie<br />

verzichtet werden“, ergänzt Andrey Nepapushev.<br />

Die Forschergruppe hat die Optimierung<br />

der Vorstufenpulververbindungen<br />

abgeschlossen und damit begonnen,<br />

die ersten Prototypen aus den gewonnenen<br />

Pulvern anzufertigen.<br />

BEARBEITER/QUELLE: tp/NUST MISIS<br />

<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de April <strong>2020</strong> 27

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