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Valuten oder Wertgegenstände? Ich gebe euch Mark dafür, da könnet ihr Essen kaufen.”<br />
Bruno Fisch war, wie <strong>im</strong>mer, der erste, der antwortete. “Wir haben keine Valuten, kein<br />
Gold, und die Uhren wollen wir behalten, denn, wenn wir zurückkommen, werden wir sie<br />
ja wieder brauchen.” <strong>Ein</strong> lautes Lachen. “Ihr wollet noch zurückkommen!” Es gibt<br />
Dinge, die man, seien sie noch so naheliegend, nicht gerne ins Gesicht gesagt haben will.<br />
Die Antwort von Fisch war übrigens richtig. Erst später beichteten die Betroffenen. Vor<br />
der Brücke hatte uns unser Unteroffizier eingeredet, es sei dort eine strenge Kontrolle,<br />
und das Geld werde weggenommen oder zum offiziellen Kurs 40:1 eingetauscht. Wir<br />
gaben ihm fast unseren ganzen Besitz. Er sollte uns das Geld nach der Brücke mit Abzug<br />
von 10% zurückgeben. Roll hatte unter seiner Butter 16 Dukaten und Muniu einige<br />
hundert Dollar und Pfunde. Sie gaben es ihm zur Aufbewahrung und zur Übermittlung an<br />
die Familien, was er gerne versprach.<br />
Unsere St<strong>im</strong>mung war nach dieser Begegnung schlecht, trotz Sonne, Wiese,<br />
Schmetterlingen, die wir jetzt schon als selbstverständlich nahmen. Warum soll denn<br />
auch jenseits des Flusses das Land anders aussehen als diesseits? Wir wußten nun auch,<br />
daß wir nach Übergang des Flusses knapp vor Tiraspol sein müssen. Wer weiß, was uns<br />
dort erwartet. Bis zum Nachmittag standen wir auf freiem Felde. Man ließ uns aussteigen,<br />
waschen, wir taten es mit vollem Herzen. Um 4 Uhr setzte sich der Zug, dem wir<br />
angeschlossen waren, in Bewegung, und in den späten Nachmittagsstunden fuhren wir in<br />
den großen Bahnhof Tiraspol ein. Diesmal hielten wir richtig <strong>im</strong> Bahnhof. Durch die<br />
Luken sahen wir deutlich rechts und links Schienen, Eisenbahnbeamte, Soldaten, Züge.<br />
Wir waren ganz still, saßen auf unseren Rucksäcken und warteten. Unser Unteroffizier<br />
hatte seinen Riemen fester geschnallt, energische Falten in sein Jungbubengesicht<br />
gebracht, unsere Begleitpapiere zu sich genommen und war verschwunden. Wir haben<br />
für Geld diese Papiere kurz vorher zu sehen bekommen. Da waren unsere Namen,<br />
besondere Merkzeichen, sonstige Daten, und dann eine uns unverständliche Zahl, 2, 3<br />
und 5, Gefängnisjahre, dachten wir, oder sonst etwas Ähnliches, sicher etwas Schlechtes.<br />
Nch einer knappen halben Stunde kam er wieder. Das Geld hatte er uns vorher<br />
wiedergegeben, nicht eingewechselt, nur abgezogen, und die Valuten behalten. Die<br />
Kontrolle, erklärte er uns, finde erst nachher statt. Auch gut, wir waren zu müde, um<br />
mitzudenken. Er ließ öffnen und uns antreten. Da standen wir, jeder mit seiner Decke und<br />
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