Melange No14
Melange No14 - Das Magazin im Süden Bayerns
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MENSCHEN<br />
Zuhause<br />
bleiben<br />
Christel Thier ist eine nette Dame, deren freundliches, manchmal<br />
schüchternes Lächeln fast etwas Jugendliches ausstrahlt. Sie lebt<br />
in Murnau, nicht weit vom Park hinter dem Kultur- und Tagungszentrum,<br />
und der Montag ist bei ihr der Tag für gemeinsame<br />
Unternehmungen mit ihrem Sohn Marcus. Diesmal allerdings<br />
treffen wir uns zum Gespräch bei ihr. Geboren wurde<br />
Christel Thier in den Wirren des letzten Jahres des Zweiten Weltkriegs<br />
in der Nähe von Bielefeld. Als junge Frau zog es sie dann<br />
nach Bayern. Sie war Krankenschwester und später wurde sie<br />
Stationsschwester. Mitte der 1960er Jahre fand sie einen Arbeitsplatz<br />
in der Murnauer Unfallklinik und lernte hier ihren Mann<br />
kennen, der als Medizintechniker arbeitet. Da sie sich Zeit ihres<br />
Lebens für Kunst interessierte, war Murnau der richtige Ort für<br />
sie. Zwei Söhne machten die Familie komplett und nach mehreren<br />
Ortswechseln lebte sie seit 1986 wieder in Murnau.<br />
2013, da war das Ehepaar Thier bereits in Rente, erlitt ihr Mann<br />
einen Schlaganfall und fortan gab es für sie nur noch eine Aufgabe:<br />
die Sorge und Pflege. Erst als ihr Mann, der im Kopf völlig<br />
klar, aber halbseitig gelähmt war, 2017 wegen einer Erkrankung<br />
im Krankenhaus Tutzing behandelt werden musste, fiel auf,<br />
dass Christl Thier nicht mehr alles so leisten konnte. Sie war<br />
dem Krankentransport zwar mit ihrem kleinen Auto hinterhergefahren,<br />
konnte aber die bei der Aufnahme ins Krankenhaus<br />
notwendigen Angaben nicht machen. Sie litt unter Demenz. Für<br />
die Söhne, von denen einer in Berlin und der andere bei Seefeld,<br />
Kreis Starnberg, lebt, war das ein Schock. „Meine Mutter war<br />
hinter der Aufmerksamkeit, die mein Vater brauchte und forderte,<br />
fast verschwunden“, erzählt Marcus Thier im Gespräch.<br />
Familie Thier mit Joanna und Markus Horschig<br />
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