Melange No14

SCHÜLERINTERVIEW
Anikó: Hallo Louis, was waren eigentlich deine ersten
Gedanken, als schulfrei bis zu den Osterferien
verkündet wurde?
LouiS: "Jippieh!" Aber dann ist mir langsam klargeworden,
dass das gar nicht so toll sein könnte,
weil ich dann immer zuhause zwischen meinen vier
Geschwistern die Hausaufgaben machen muss. Aber
ich habe mich in mein Zimmer verzogen, dann ging’s.
A: Vermisst du die Schule?
L: Schon ein bisschen. Vor allem das frühe Aufstehen
und die Kaugummis unter den Tischen. Nein, ich vermisse
es meine Freunde zu treffen.
A: Wie lange schläfst du denn jetzt am Morgen?
L: Ganz unterschiedlich. Zurzeit so bis halb neun.
Normalerweise stehe ich ja so um 7 auf und gehe
dann um halb acht zur Schule.
A: Und wie machst du jetzt deine Schularbeit?
L: Mit dieser Schul-Cloud im Internet. Da schaue
ich mir an, was ich aufhabe und dann mache ich das
einfach. Und dann lerne ich halt noch das, was die
Lehrer da reingestellt haben. Manchmal schaue ich
auf Mathe-Gym im Internet. Da ist auch alles, was
wir gerade machen, und da gibt es Lernstoff und
Aufgaben, die ich mir anschauen kann, wenn ich‘s
grad nicht kapiere. Unsere Lehrer schreiben uns
eigentlich nur Briefe mit Stoff und Aufträgen.
A: Und wo kannst du besser lernen?
L: In der Schule. Da kann ich bei meinen Freunden
abschreiben. Meine Mama sagt mir nie die Lösung.
A: Wie lange brauchst du jetzt für dein Schulzeug?
L: Kommt drauf an, wie viel auf ist. Meistens so
zwei bis drei Stunden. Ich mache halt alles. Mit
Sport.
A: Wie geht das denn?
L: Ich geh‘ raus und mach’ was.
A: Macht’s dir Spaß, so zu lernen?
L: Es geht. Es macht schon ein bisschen Spaß, dass
man nicht alles vorgeschrieben bekommt von den Lehrern,
sondern selbst entscheiden kann, was man wann
macht. Aber wenn deine Eltern nicht zufällig Lehrer
sind, haben sie nicht mehr alles im Kopf, was in
der 5. so los war.
A: Machst du auch ganz regulär Pausen?
L: Ja, ich mache schon Pausen. Da esse ich ´nen
Keks und dann geht‘s weiter.
A: Hältst du dich an den Stundenplan?
L: Meistens schon.
A: Und freust du dich darüber, dass jetzt Ferien
sind, oder hast du das gar nicht bemerkt?
L: Ja, sogar sehr! Ich werde aber trotzdem noch ein
bisschen weiterlernen.
A: Fürchtest du dich eigentlich davor krank zu werden?
L: Nicht so. Also, wenn ich krank werde, dann ist
das halt so. Kann man nichts machen.
A: Was machen deine Geschwister so?
L: Die machen Quatsch! Nein. Die machen auch Hausaufgaben.
Die machen eigentlich fast genau dasselbe
wie ich, nur ´ne Altersstufe kleiner. Oder fünf Altersstufen
kleiner.
A: Gibt es jetzt mehr oder weniger Streit?
L: Eigentlich relativ gleich. Außer bei den Hausaufgaben,
wenn dann einer meiner kleinen Brüder,
wenn ich gerade mitten in einer Aufgabe bin, sowas
fragt wie "Was ist drei plus drei?" Das ist dann
doof.
A: Was machst du sonst den ganzen Tag außer Schulzeug?
L: Ich gehe raus. Manchmal fahre ich dann Skateboard.
Und sonst sitze ich drinnen, aber da zeichne
ich meistens. Und ich spiele ein bisschen mehr Videospiele
als vorher.
A: Okay, dann danke für das Gespräch.
Das unfreiwillige Schulfrei hat also nicht nur
Nachteile. Und die Lehrer haben sich ja auch Mühe
gegeben, dass es trotzdem alles halbwegs funktioniert.
Manche sogar sehr kreativ, wie zum Beispiel
Sebastian Rapp, der die Unterrichtsstunden auf Video
aufgenommen und vor dem "Unterricht" ein bisschen
Sport gemacht hat. Er hat zum Beispiel in unserem
Klassenzimmer mit Rollschuhen Hockey
gespielt. Oder auch Johannes Riedelsheimer, der
auf Youtube kurze Unterrichtsvideos hochgeladen hat
und auf dessen Kanal es jeden Tag Kulturtipps gab,
damit man sich in der Corona-Zeit nicht so langweilt.
Die Schule geht also weiter, auch wenn niemand
in der Schule ist.
Anikó Riesenhuber
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