21.12.2012 Aufrufe

botenstoff 03.11 - Human.technology Styria GmbH

botenstoff 03.11 - Human.technology Styria GmbH

botenstoff 03.11 - Human.technology Styria GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eine der schwerwiegendsten komplikationen<br />

von krebserkrankungen ist die hochgradige<br />

abmagerung der Patienten. bei diesem<br />

als kachexie bezeichneten krankheitsbild<br />

kommt es zu einem massiven abbau von<br />

fettgewebe und einer starken rückbildung<br />

der muskulatur. man schätzt, dass 20-30<br />

Prozent aller krebspatienten nicht unmittelbar<br />

am tumor, sondern an den folgen der<br />

auszehrung sterben. grazer Wissenschaftern<br />

gelang nun in einer aufsehenerregenden<br />

arbeit, die im renommierten Wissenschaftsjournal<br />

„science“ veröffentlicht wurde, der<br />

nachweis, dass die kachexieentstehung<br />

mit der aktivität fettspaltender enzyme in<br />

zusammenhang steht: im unterschied zu<br />

kachektischen krebspatienten, bei denen<br />

die enzymaktivität gesteigert ist, wurde im<br />

mausmodell festgestellt, dass bei fehlen der<br />

entsprechenden enzyme auf grund eines<br />

gendefekts keine kachexie entsteht. diese<br />

entdeckung könnte auch den Weg für eine<br />

neue behandlungsstrategie bei krebserkrankungen<br />

weisen: Wenn es gelänge, die<br />

fettspaltenden lipasen medikamentös zu<br />

hemmen, ließe sich damit vielleicht auch die<br />

kachexie verhindern.<br />

Warum 30 Prozent aller krebspatienten (bei<br />

manchen krebsformen sogar 70-80 %) im<br />

laufe ihrer erkrankung eine kachexie entwickeln,<br />

ist bis heute nicht vollständig geklärt.<br />

„manchmal kommt es bereits bei relativ kleinen<br />

tumoren zu einer starken abmagerung<br />

der Patienten. typische beispiele dafür sind<br />

lungen- und bauchspeicheldrüsenkrebs“,<br />

erklärt univ.-Prof. dr. gerald höfler, leiter<br />

des instituts für Pathologie der medizinischen<br />

universität graz, der sich in enger<br />

zusammenarbeit mit univ.-Prof. dr. rudolf<br />

zechner, institut für molekulare biowissenschaften<br />

der karl-franzens-universität graz,<br />

schon seit Jahren mit fragen des fettstoffwechsels<br />

beschäftigt. „ursache der kachexie<br />

ist nicht mangelnde nahrungsaufnahme<br />

und sie kann nicht durch hochkalorische<br />

ernährung verhindert werden“, stellt der experte<br />

klar. „kachexie unterscheidet sich auch<br />

vom hungerstoffwechsel, bei dem der körper<br />

versucht, die muskelmasse möglichst<br />

lange zu erhalten.“<br />

dem grazer forschungsteam gelang es, einen<br />

direkten zusammenhang zwischen dem<br />

fettstoffwechsel und der krebsassoziierten<br />

kachexie herzustellen. die Wissenschafter<br />

konnten im mausmodell zeigen, dass ein<br />

vollständiger schutz gegen krebsassoziierte<br />

kachexie vorhanden ist, wenn das fettspal-<br />

21 paRtneR neWs<br />

grazEr ForschEr EntdEckEn möglichEn nEuEn thErapiEansatz<br />

Für krEbspatiEntEn<br />

Wichtige rolle fettsPaltender enzyme bei kacheXie-entstehung<br />

das forscher-team der med uni graz: silvia schauer,<br />

suman kumar das, gerald höfler<br />

institut für pathologie<br />

medizinische universität graz<br />

univ.-prof. dr. gerald höfler<br />

t +43 (0)676 | 951 4108<br />

gerald.hoefler@medunigraz.at<br />

“adipose triglyceride lipase contributes<br />

to cancer-associated cachexia”:<br />

scienceexpress 2011;<br />

doi:10.1126/science.1198973<br />

http://www.sciencemag.org/content/<br />

early/recent<br />

tende enzyme „adipose triglyceride lipase“<br />

(atgl) fehlt. „das heißt, dass trotz unverändertem<br />

Wachstum der tumore der Verlust<br />

sowohl an fett- als auch an muskelmasse<br />

vollständig gestoppt werden kann“, so mag.<br />

suman kumar das, Phd-student am institut<br />

für Pathologie der med uni graz. Weiters<br />

konnte gezeigt werden, dass bei fehlen<br />

eines anderen wichtigen fettspaltenden<br />

enzyms, die „hormon-sensitive lipase“<br />

(hsl), zumindest ein teilweiser schutz gegen<br />

krebsassoziierte kachexie gegeben war.<br />

erste studien belegen, dass diese ergebnisse<br />

auch für menschen von großer relevanz<br />

sind: bei kachektischen krebspatienten<br />

wurde eine gesteigerte aktivität von atgl<br />

und hsl im fettgewebe nachgewiesen.<br />

die studienergebnisse könnten die grundlage<br />

eines ganz neuen therapieansatzes zur<br />

Verhinderung von kachexie bei krebserkrankungen<br />

werden. „theoretisch könnte man<br />

versuchen, kachexie durch blockierung<br />

einzelner signalproteine (so genannte zytokine)<br />

zu verhindern“, unterstreicht Prof. höfler<br />

die bedeutung der grazer arbeit. „das<br />

Verlockende an unserem modell ist, dass<br />

wir durch hemmung der fettspaltenden enzyme<br />

am zentralen Punkt ansetzen würden.“<br />

möglicherweise ließe sich auf diese Weise<br />

auch die auszehrung bei anderen schweren<br />

erkrankungen verhindern: einen ähnlichen<br />

abbau von fett- und muskelgewebe wie bei<br />

karzinomen findet man z.b. auch bei tuberkulose,<br />

aids, sowie bestimmten lungen-,<br />

nieren- und herzerkrankungen.<br />

die Veröffentlichung in science, einer der angesehensten<br />

fachzeitschriften der Welt, ist<br />

eine hohe auszeichnung für die beteiligten<br />

institute und garantiert eine große internationale<br />

beachtung der arbeit. dass mit mag.<br />

suman kumar das ein student des Phd-<br />

Programms der medizinischen universität<br />

graz als erstautor der studie aufscheint, unterstreicht<br />

zudem die exzellente qualität des<br />

Phd-studiums.<br />

autor: medizinische universität graz

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!