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ihre evangelischen dienstleister im dortmunder gesundheitswesen

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Die alte Kirche<br />

Fortsetzung...<br />

Das Rittergut Dellwig hatte ein<br />

Recht auf die Benutzung der ersten<br />

Bänke links und auf einen<br />

Sitz <strong>im</strong> Chorstuhl rechts, den von<br />

1899 - 1906 Freiherr Rudolf von<br />

der Borg, Schwager des Herrn von<br />

Sydow auf Schloss Westhusen,<br />

Kriegsbeschädigter von 1870 und<br />

Konvertit benutzte. Der Baron<br />

trug zur Erhöhung des Kollektenbeitrages<br />

nicht wenig bei und gab<br />

außerdem viel für hiesige kirchliche<br />

und wohltätige Zwecke.<br />

In der alten Kirche war die Abhaltung<br />

der Kollekte eine andere<br />

als jetzt. Für gewöhnlich ging der<br />

Küster mit dem „Klingelbeutel“.<br />

Dieser war ein etwa drei Meter<br />

langer Stab an dessen einem Ende<br />

ein offener Beutel hing, der unten<br />

eine Troddel und ein Schellchen<br />

hatte. Der Unaufmerksame wurde<br />

mitunter durch einen Nasenstüber<br />

an seine Pflicht erinnert und <strong>im</strong><br />

Beutelchen fand der Zähler öfter<br />

nicht bloß „Kärkendaler“, sondern<br />

auch Knöpfe.<br />

Tellerkollekten wurden an hohen<br />

Festtagen und bei besonderen Anlässen<br />

nicht nur von Bank zu Bank<br />

bzw. Reihe zu Reihe abgehalten,<br />

sondern auch an der Kirchentür.<br />

Die kommuniziert hatten, gingen<br />

um den Altar und entrichteten ein<br />

kleines Opfer. In der Nacht vom<br />

31. Oktober (Sonntag), auf den<br />

1. November (Allerheiligen) 1900<br />

WWW.DO-STADTMAGAZINE.DE<br />

WIR IN KIRCHLINDE · SONDERVERÖFFENTLICHUNG · AUSGABE DEZEMBER 2011<br />

schlichen Diebe in die Küsterei.<br />

Nachdem sie in der Küche gut gespeist<br />

und die Kirchenschlüssel an<br />

sich genommen hatten gingen sie<br />

in die Kirche, erbrachen das Tabernakel,<br />

schütteten konsekrierten<br />

Hostien auf den Altar, legten ein<br />

Tuch darüber, verließen mit zwei<br />

alten Kelchen die Kirche und setzten<br />

den Gottesraub in Mengede<br />

fort. Die fast wertlosen hl. Geräte<br />

sind später bei Annen in einem<br />

Tuch gefunden, die Kirchenräuber<br />

aber nicht bekannt geworden.<br />

Tausend Jahre sind über das hiesige<br />

Kirchlein dahingegangen. Kein<br />

Haus in Kirchlinde, wenigstens <strong>im</strong><br />

alten Kirchlinde ist so begangen<br />

worden wie sie, von einer Kette<br />

von Generationen. Und wie viel<br />

geschah innen in ihr zum Lobe<br />

und Dank des Herrn.<br />

Unsere heidnischen Vorfahren ließen<br />

die Toten verbrennen oder<br />

beerdigen. Das Christentum verbot<br />

die Feuerbestattung. Von alters<br />

her fanden die Toten unserer<br />

Gemeinde <strong>im</strong> Schatten der alten<br />

Kirche <strong>ihre</strong> letzte Ruhestätte. Darum<br />

hieß diese Kirchhof, das heißt<br />

Friedhof um die Kirche. Wegen<br />

des beschränkten Raumes wurden<br />

die älteren Gräber wiederholt<br />

benutzt, auch die Toten übereinander<br />

gebettet.<br />

Die katholische Pfarrkirche St. Josef, Do-Kirchlinde, Dasselstraße 1890 vor dem großen Umbau 1904 - 1906<br />

Einen Leichenwagen kannte die<br />

alte Zeit nicht. Die Träger trugen<br />

ein weißes Taschentuch, das spitz<br />

an die linke Brustseite geheftet<br />

war, gekrönt von einem Myrten-<br />

oder Buchsbaumsträußchen, dazu<br />

weiße Wollhandschuhe. Die Frauen<br />

<strong>im</strong> Trauergefolge trugen ein<br />

schwarzes Umschlagtuch um den<br />

Kopf und Schultern, vom Gesicht<br />

war kaum etwas zu sehen.<br />

Nach der Beerdigung, die vormittags<br />

stattfand, gingen die Leidtragenden<br />

um die Kirche wobei sie<br />

drei Mal halt machten um zu beten.<br />

Dann begaben sie sich in die<br />

Kirche, gingen um den Altar und<br />

spendeten ein Geldopfer für die<br />

Kirche und den Küster. Die Nachbarn<br />

schickten zur Bewirtung der<br />

Träger und Trauergäste Milch und<br />

Butter.<br />

Nach voller Ausnutzung des Raumes<br />

um die Kirche, wurde der<br />

Raum vor der Kirche als Begräbnisstätte<br />

genommen. Da früher<br />

öfter Adlige und Geistliche in den<br />

Kirchen bestattet wurden, so ist<br />

es nicht ausgeschlossen, dass<br />

auch in der hiesigen Kirche, der<br />

alten, solche Beisetzungen stattgefunden<br />

haben, wenigstens <strong>im</strong><br />

Chorgrunde.<br />

Bei Ausschachtungsarbeiten für<br />

den Bau der neuen Kirche ließ<br />

man die Überreste aus den bloßgelegten<br />

Gräbern sammeln; sie<br />

ruhen jetzt unter dem Hochaltar.<br />

Im Jahre 1867 kaufte die kath.<br />

Kirchengemeinde ein Grundstück<br />

an der Bockenfelder Straße, das<br />

als Friedhof eingeweiht wurde.<br />

Neben diesen legte <strong>im</strong> Jahre 1900<br />

die Gemeinde Kirchlinde einen<br />

Kommunalfriedhof an. Von der<br />

Gesamtfläche benutzt ein Drittel<br />

die ev. und zwei Drittel die kath.<br />

Kirchengemeinde. Das große Totenfeld<br />

an der Bockenfelder Straße,<br />

in dem bis jetzt über 4000<br />

Leiber dem Auferstehungsmorgen<br />

entgegen harren, ruft wie die alte<br />

Kirche in uns die Erinnerung an<br />

jene wach, die vor uns hier lebten<br />

und wandelten. Im Jahre 1904<br />

wurde in harmonischer Bauweise<br />

die neue an die „alte“ Kirche angebaut.<br />

Die alte Kirche birgt kostbare<br />

Kunstschätze aus vergangenen<br />

Jahrhunderten.<br />

Fortsetzung folgt...<br />

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